432 Hz Fakes

Die 432er Sze­ne ist ja bekannt­lich bunt schil­lernd. Hier fin­det man Ver­schwö­rungs­theo­rien und Heils­ver­spre­chen, die mal erschau­dern las­sen, mal zum Lachen rei­zen.
Es gibt kei­ner­lei Stan­dards, kei­ne wis­sen­schaft­li­che For­schung.
Daher blü­hen natür­lich die Fakes.

War­um wer­den die Fakes ver­brei­tet?
Einer schreibt vom ande­ren ab. Alles, was häu­fi­ger im Netz vor­kommt, kommt den Men­schen wah­rer vor.

Man will ja schließ­lich Wer­bung machen für die eige­ne Sache, da machen sich anschei­nen­de tol­le Wahr­hei­ten gut.

Aber nicht nur die Fre­quenz 432 Hz ist von Fakes betrof­fen, auch bei ande­ren Fre­quen­zen gibt es die­se Erscheinungen.


432 Hz Fake Nr 1

Der Ton C1 256 Hz (oder 128 Hz) ent­spricht dem Kam­mer­ton A1 432 Hz 

Der ver­brei­tets­te Irr­tum in der 432 Hz Sze­ne:
Oft wird im Web oder in Face­book Grup­pen behaup­tet, dass der Ton C1 256 Hz (oder 128 Hz) dem Kam­mer­ton A1 432 Hz entspricht.

„Es gibt aber den natür­li­chen Kam­mer­ton von C1 (256 Hz), der einem Kam­mer­ton A1 bei 432 Hz ent­spre­chen wür­de. „

oder

„Auf Initia­ti­ve von Giu­sep­pe Ver­di wur­de 1884 ein Dekret erlas­sen, nach dem ita­lie­ni­sche Mili­tär­ka­pel­len mit Stimm­ton klei­nes c 128 Hz (ent­spricht c ‚ 256 Hz bzw. a ‚ 432 Hz) zu spie­len haben. „

oder
„Joseph Sau­veur (1653–1716) und auch Ernst Flo­rens Fried­rich Chlad­ni (1756–1827) waren Für­spre­cher für eine musi­ka­li­sche Basis, bei wel­cher der Ton c1 bei 256 Hz liegt, was dem Kam­mer­ton a1 = 432 Hertz ent­spricht.“

oder
“ Ein eng­li­scher Heil­päd­ago­ge bemerk­te, dass sich die Kin­der mit C 256Hz (= 432Hz bei A1) als Anfangs­ton ohne Schwie­rig­kei­ten in den Lied­me­lo­dien zurecht­fin­den und zu dem Anfangs­ton zurück­keh­ren konn­ten, wäh­rend bei der Ver­wen­dung von A 440 Hz dies nicht immer der Fall war. „

Was soll das denn hei­ßen „ent­spricht“?.

Der Duden sagt:
„also, aus die­sem Grund, daher, danach, dar­auf, dar­auf­hin, dar­um, dem­ge­mäß, dem­zu­fol­ge, des­halb, des­we­gen, ent­spre­chend, folg­lich, hier­nach, infol­ge­des­sen, inso­fern, inso­weit, mit­hin, somit; (geho­ben) sonach; (bil­dungs­sprach­lich) ergo „

Wenn 256 Hz, dann 432 Hz????
256 Hz, also 432 Hz???

Die­se wenn/dann Bezie­hung
gibt es nicht in der gleich­stu­fi­gen Stim­mung
gibt es nicht in der rei­nen Stim­mung
(wenn 256 Hz die Bezugs­fre­quenz ist – so ist das ja gemeint!)

Es gibt aber
in der pytha­go­rei­schen Stim­mung,
in der Maria Renold Stim­mung
in der rei­nen Ton­art H
eine Bezie­hung der Fre­quen­zen 256 Hz und 432 Hz zueinander.

Es könn­te z.B rich­ti­ger­wei­se hei­ßen:
Der Ton C1  mit der Fre­quenz von 256 Hz ste­hen in der pytha­go­rei­schen Stim­mung in einem Inter­vall­ver­hält­nis von 27/16.
256 mal 27 geteilt durch 16 sind 432.
Auch in der Maria-Renold Stim­mung gibt es die­se Beziehung.


Fake Nr 2

Schuh­mann – Resonanz

Die Behaup­tung ist:
432 Hz Musik reso­niert mit der Schu­mann Fre­quenz von 8 Hz.


Die Schu­mann-Fre­quen­zen sind tat­säch­lich aber in stän­di­gem Fluss. Die Grund­fre­quenz schwankt irgend­wo zwi­schen 7,3 Hz und 8,4 Hz. Geo­ma­gne­ti­sche Son­nen­stür­me sind zum Bei­spiel teil­wei­se ein Grund für den Fluss, über den zumin­dest erforscht und geschrie­ben wur­de.
Dies ist auch der Grund, war­um die gan­ze Idee, die Grund­wel­le als Refe­renz­fre­quen­zen zu ver­wen­den, irgend­wie albern ist.
Es ist eine pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Fabel in der 432-Hz-Com­mu­ni­ty, die häu­fig als (ungül­ti­ge) Bestä­ti­gung dafür ver­wen­det wird, war­um 432-Hz eine bes­se­re Ton­hö­he sein soll.
Die gesam­ten 8 Hz als Grund­ton­hö­he in Bezie­hung zu 432 Hz funk­tio­nie­ren ohne­hin nur mit der pytha­go­rei­schen Stim­mung oder einer Vari­an­te davon wie Maria Renold 1 Stim­mung und der gleich­stu­fi­gen Stim­mung.
Außer­dem ist 8 Hz oder 7,83 Hz immer noch ein ziem­lich gro­ßer Unter­schied, und die­ser Unter­schied von 0,17 Hz führt nicht zu einer Stim­mung von C4 = 256 Hz, selbst wenn man die rei­ne Stim­mung oder eine Vari­an­te davon ver­wen­den wür­de, und also auch nicht in A4 = 432Hz.

Wiki­pe­dia


Fake Nr 3

Sol­feg­gio

Die Sol­feg­gio Fre­quen­zen gehen kei­nes­wegs, wie behaup­tet auf irgend­wel­che gre­go­ria­ni­schen Gesän­ge von Mön­chen zurück.

Die­se Recher­che zeigt, dass der gesam­te Mythos erfun­den ist.

Die Sol­feg­gio-Fre­quen­zen haben mit dem Buch „Heal­ing Codes for the Bio­lo­gi­cal Apo­ca­lyp­se“ von Dr. Joseph Poleo und Dr. Leo­nard Horo­witz  das Licht der Welt erblickt. 

Die phy­si­ka­li­schen Fre­quenz gibt es natürlich.


Fake Nr 4

Rudolf Stei­ners münd­li­che Ton­hö­hen­an­ga­be A = 432 Hz 

Rudolf Stei­ner hat die 432 Hz Stim­mung ange­regt, so geht die Legen­de.
Aber selbst die Anthro­po­so­phen wider­spre­chen die­ser Behauptung.

„Es wird ver­schie­dent­lich berich­tet, dass die Zie­mann-Molitor Flö­ten auf Anre­gung Rudolf Stei­ners in der Stim­mung A 432 gebaut wor­den sei­en. Das trifft nicht zu. Vom Ehe­paar Zie­mann-Molitor sind kei­ne die Musik und ins­be­son­de­re die frü­he Musik­erzie­hung betref­fen­de Gesprä­che mit Rudolf Stei­ner geführt wor­den. „

Quel­le: Rund­brief der Sek­ti­on für reden­de und musi­zie­ren­de Küns­te, Goe­thea­ne­um Dor­nach – Ostern 2011 – Sei­te 72

Rudolf Stei­ner hat kei­ne Ton­hö­hen­an­ga­be A=432 Hz gemacht.


Fake Nr 5

Der Kam­mer­ton A4 = 432 Hz basiert auf dem „Jah­res­ton der Erde” nach Hans Cous­to, auch ‘Erden­ton’ oder ‘OM-Ton’ genannt. 

Oft wird die Fre­quenz 432 Hz begrün­det mit den Pla­ne­ten­schwin­gun­gen.
Die Umlauf­bah­nen von Pla­ne­ten wer­den in die­ser Vor­stel­lung in Fre­quen­zen umge­wan­delt.
Da die Fre­quen­zen weit außer­halb des mensch­li­chen Hör­ver­mö­gens lie­gen, wer­den sie solan­ge um eine Okta­ve erhöht bis sie für das mensch­li­che Ohr wahr­nehm­bar sind.

Der Hans Cous­to berech­ne­te die­se Umlauf­bah­nen und wan­del­te die­se in Fre­quen­zen um. So fand er, dass die Fre­quenz der Schwin­gung der Erde um die Son­ne inner­halb eines Jah­res (soge­nann­ter Jah­res­ton) der Fre­quenz von 0,0000000316875412 Hz. ent­spricht.
Die­ser Ton ist natür­lich unhör­bar. Falls man die­sen jedoch in der 32. Okta­ve erhöht, ergibt sich die Fre­quenz von 136,1 Hz.

Eine Aus­sa­gen sind dann zum Bei­spiel:

Wenn man die 136,1 Hz nun in der Ton­fol­ge nach oben bis zum Ton A4 (dem Kam­mer­ton) erhöht, ergibt sich 432 Hz.

oder:

Und so schwingt die Erde in ihrem Jah­res­ton in der 32. Okta­ve auf Cis – bei 136,1 Hz. Der Jah­res­ton der Erde ergibt sich aus der Schwin­gung, die die Zeit eines Jah­res, also die Dau­er einer kom­plet­ten Rei­se der Erde um die Son­ne, in Anspruch nimmt.

Folgt man nun die­sem Grund­ton in sei­ner natür­li­chen Ton­fol­ge nach oben, gelangt man zum A1= 432 Hz.

In der gleich­stu­fi­gen Schwin­gung hat der Ton Cis3 die Fre­quenz von 136,07 Hz.
Die gleich­stu­fi­ge Schwin­gung ist aber kei­ne natür­li­che Ton­fol­ge, son­dern eine vom Men­schen erfun­de­ne.

Eine natür­li­che Ton­fol­ge ist nur eine Ton­fol­ge, die der Naturton/Obertonreihe entspricht.

Der Kam­mer­ton A4 = 432 Hz basiert nicht auf 136,1 Hz, dem Jah­res­ton der Erde. 


Fake Nr 6

Schon in der Antike.….

Ger­ne wird auf die his­to­ri­schen Grund­la­gen von 432 Hz verwiesen. 

Es ist jedoch wis­sen­schaft­lich erwie­sen, dass schon die Hebrä­er, die alten Ägyp­ter und die Sume­rer ihre Instru­men­te nach dem Kam­mer­ton A1 432 Hz stimm­ten. Auch Pytha­go­ras ver­wen­de­te die­sen Refe­renz­ton, der auch als die „pytha­go­rei­sche Sex­te“ bezeich­net wird.

Eine glat­te Lüge. Es gab zu die­sen Zei­ten kei­ne Stimm­ge­rä­te. Es gibt nicht den gerings­ten Hin­weis auf ein anti­kes 432 Hz.


Fake Nr 7

Mozart – Ver­di 432 Hz

Immer mal wie­der ist zu lesen: „Mozart und Ver­di bestan­den aber dar­auf, dass ihre Musik­stü­cke in 432 Hz gespielt wur­den”.
Es gibt kei­nen Beweis. 

Richard Erle­wein behaup­tet, es sei von von Mozart eine Stimm­ga­bel mit dem Kam­mer­ton a1 mit 421,6 Hz erhal­ten.
Wo die­se zu besich­ti­gen ist? Kei­ne Anga­be!

Von einer angeb­lich aus dem Besitz des Augs­bur­ger Kla­vier­bau­ers J. A. Stein stam­men­den Stimm­ga­bel, die auf a’ = 422 Hz gestimmt war, berich­tet Alex­an­der J. Ellis 1880. Weil die Fami­lie Mozart Stein’sche Instru­men­te beson­ders schätz­te, wird die­ser St. immer wie­der als wahr­schein­li­che Orches­ter­stim­mung zur Zeit Mozarts genannt.

https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Stimmton.xml


Ver­di Sci­en­ti­fic Pitch

Ver­dis Sci­en­ti­fic Pitch, auch als phi­lo­so­phi­sche Ton­hö­he, Sau­veur-Ton­hö­he oder Ver­di-Stim­mung bekannt, ist ein abso­lu­ter Kon­zert-Ton­hö­hen­stan­dard, der dar­auf basiert, dass das mitt­le­re C (C4) auf 256 Hz anstatt auf 261,62 Hz ein­ge­stellt ist, was es unge­fähr 37,6 Cent nied­ri­ger macht als das übli­che A440 Ton­hö­hen­stan­dard.

Ja, das ist wohl so, aber mit 432 Hz hat das zunächst ein­mal nicht zu tun.
Wie auch immer, kei­ne der Behaup­tun­gen kann mit Bewei­sen auf­war­ten, einer Stimm­ga­bel, einem his­to­ri­schen Doku­ment, einer schrift­li­chen Ein­las­sung von Mozart oder Verdi.



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