Rudolf Stei­ner Spotlight

Inhal­te Ver­ber­gen

Abend­mahl – Die­se 12 Lei­ber waren nichts ande­res als das, was er in sich trug als die Glie­der sei­nes Leibes

Abend­mahl GA 96

GA 96, Sei­te 289f

„So gab es im gan­zen Alter­tum der vor­christ­li­chen Zeit Ein­ge­weih­te des Geis­tes, in denen der Sohn, der Chris­tos, inner­lich erwacht war. Nicht bis in den phy­si­schen Leib hin­ein war die­ser Chris­tos gedrun­gen, aber er war erwacht inner­halb des Äther­lei­bes. Als Äther­men­schen waren sie unsterb­lich gewor­den, die­se Ein­ge­weih­ten.

Eines der gro­ßen bedeut­sa­men Bil­der inner­halb der Mys­te­ri­en des Geis­tes muß ich Ihnen schil­dern, wenn Sie ver­ste­hen wol­len die Mys­te­ri­en des Soh­nes. Ich muß schil­dern, wie der, wel­cher drei­ein­halb Tage im Schla­fe lag (also ein­ge­weiht wur­de), umge­ben wur­de von 12 Men­schen­ge­stal­ten, mit denen er zusam­men wie um eine Tafel saß. Und als was müs­sen sie erschei­nen einem jeden, der als Ein­ge­weih­ter die Erleb­nis­se der höhe­ren Welt erlebt hat­te? Vor einem sol­chen waren 12 sei­ner Inkar­na­tio­nen auf­ge­tre­ten, 12 sei­ner ver­schie­de­nen Lei­ber, durch die er selbst durch­ge­gan­gen war. 

Die­se 12 Lei­ber waren nichts ande­res als das, was er in sich trug als die Glie­der sei­nes Lei­bes. In okkul­ter Bezie­hung teilt man den mensch­li­chen Leib in 12 Glie­der, und die­se sol­len nichts ande­res sein als die Wie­der­ga­be von 12 Inkar­na­tio­nen, durch die der Mensch all­mäh­lich gerei­nigt wird und zu einer höhe­ren Stu­fe der Voll­kom­men­heit hin­auf­ge­führt wird. So fühl­te sich der Mensch umge­ben von den Gestal­ten, durch die er einst selbst hin­durch­ge­gan­gen ist, und er sag­te sich: Die Gestalt, die du frü­her getra­gen hast, sie lebt in einem dei­ner Glie­der; in einem andern lebt die zwei­te Gestalt, in einem andern die drit­te und so wei­ter. So umge­ben sie dich, wie bei einer Mahl­zeit die Gäs­te den Gastgeber. 

Das war ein Bild, das vor eines jeden See­le in den Mys­te­ri­en des Geis­tes zu sehen war. Der­je­ni­ge der den Abschluß mach­te das war der Men­schen­sohn, der nicht mehr der Sohn einer Fami­lie, eines Stam­mes, eines Vol­kes ist, son­dern der Sohn der gan­zen Mensch­heit. Die höchs­te Voll­kom­men­heit unter den Zwöl­fen hat­te eigent­lich der Drei­zehn­te. Und weil er außer­halb sei­nes irdi­schen Selbst­es war, sah er sich als den Drei­zehn­ten. Das Oster­mahl, das der Chris­tus mit den Zwöl­fen begeht, soll auf dem phy­si­schen Plan die Wie­der­ho­lung des­sen sein, was so und so oft die Ein­ge­weih­ten des Geis­tes auf dem höhe­ren Pla­ne erlebt haben.”

Abra­ham – Stamm­va­ter des hebräi­schen Volkes

Abra­ham

Die­se Initia­ti­ons­schu­len schick­ten aus ihrer Mit­te den Begrün­der der vier­ten Unter­ras­se aus, die in ihrem Scho­ße sich lan­ge vor­be­rei­tet hat­te. Das ist die­je­ni­ge Per­sön­lich­keit, wel­che die Bibel Abra­ham nennt; sie stammt aus Ur in Chaldäa und ist her­aus­ge­bil­det wie ein Extrakt der drei alten Kulturen. 

Aus den drei alten Kul­tu­ren wird durch Initia­ti­on der jüdi­schen Patri­ar­chen die­se vier­te Kul­tur, das Urjü­di­sche abge­lei­tet, von wel­chem dann tat­säch­lich alles her­stammt, was wir als vier­te Unter­ras­se haben, denn es gehö­ren dazu auch die alt­hel­le­ni­sche und alt­rö­mi­sche Kultur. 


Alles das, was der Mensch­heit aner­zo­gen wird, muß immer sei­nen Aus­gangs­punkt neh­men von einer Indi­vi­dua­li­tät. Fähig­kei­ten, die dann Fähig­kei­ten einer gro­ßen Anzahl von Men­schen wer­den sol­len, müs­sen sozu­sa­gen zuerst bei einem Men­schen anfangen. 


In dem Stamm­va­ter des hebräi­schen Vol­kes, in Abra­ham, war auch tat­säch­lich eine sol­che Indi­vi­dua­li­tät aus­er­le­sen, daß des­sen Leib­lich­keit ein geeig­ne­tes Instru­ment war für das urtei­len­de Den­ken.


Damit soll­te jene Kul­tur ein­ge­lei­tet wer­den, deren Früch­te noch heu­te unse­rer gan­zen west­li­chen Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on ein­ver­leibt sind. Jenes kom­bi­na­to­ri­sche Den­ken, die mathe­ma­ti­sche Logik, wur­de durch Abra­ham ein­ge­lei­tet; ihn sah man bis ins Mit­tel­al­ter hin­ein in gewis­sem Sin­ne als Ver­tre­ter der Arith­me­tik an. Die gan­ze Anla­ge sei­nes Den­kens war eben eine sol­che, die Welt nach dem Ver­hält­nis von Maß und Zahl anzusehen. 


In einer tal­mu­di­schen Legen­de wird uns der Vater des Abra­ham geschil­dert als ein Feld­herr jener sagen­haf­ten, aber wie­der­um wirk­li­chen Per­sön­lich­keit, die in der Bibel als «Nim­rod» bezeich­net wird. Und auf Grund eines Traum­er­leb­nis­ses wird der Sohn sei­nes Feld­herrn dem Nim­rod ange­kün­digt von denen, die die Zei­chen der Zeit ver­ste­hen, als eine Wesen­heit, die vie­le Köni­ge und Herr­scher ent­thro­nen wer­de. Nim­rod fürch­tet sich davor und befiehlt, daß der Sohn sei­nes Feld­herrn getö­tet wer­de. Das erzählt (uns) die Legen­de; das bestä­tigt uns die okkul­te For­schung. Der Vater des Abra­ham ergreift eine Aus­flucht und zeigt ein frem­des Kind dem Nim­rod vor. Das eige­ne Kind aber, Abra­ham, wird in einer Höh­le auf­er­zo­gen. Und die Tat­sa­che, daß wirk­lich Abra­ham der ers­te ist, der durch jene Kräf­te, die sonst für die äuße­ren hell­se­he­ri­schen Fähig­kei­ten Ver­wen­dung fan­den, jetzt im Inne­ren jene orga­ni­sa­to­ri­sche Kraft ent­wi­ckelt, die zum inne­ren Got­tes-Bewußt­sein füh­ren soll, die­se Umkeh­rung der gan­zen Kraft­sum­me wird ange­deu­tet in der Legen­de dadurch, daß das Kind wäh­rend der drei Jah­re, wo es in der Höh­le erzo­gen wird, Milch saugt durch Got­tes Gna­de aus sei­nem eige­nen Fin­ger der rech­ten Hand. 


Die Leib­lich­keit des Abra­ham war so, daß die­ser den Jah­ve als den die Welt­erschei­nun­gen drau­ßen durch­le­ben­den und durch­we­ben­den Gott ver­ste­hen konnte. 


Abra­ham hat­te zuerst das Organ in sich ver­an­lagt, ein Jah­ve­be­wußt­sein zu erwer­ben. Aber er muß­te wis­sen, daß der Gott, der sich in sei­nem Inne­ren ankün­di­gen konn­te den phy­si­schen Erkennt­nis­kräf­ten, mit der­sel­ben Stim­me spricht, mit wel­cher der ewi­ge, alles durch­we­ben­de Gott der Mys­te­ri­en spricht. 


Die Auf­ga­be, die in Abra­ham reprä­sen­tiert wird, ist, in das Mensch­li­che her­ein­zu­tra­gen alles das, was drau­ßen ver­ehrt wur­de; Ein­ge­weih­te zu schaf­fen, die einen gro­ßen Wert legen auf das Mensch­li­che, um Per­sön­lich­keits­kul­te zu begrün­den. Daher tre­ten per­sön­li­che Eigen­schaf­ten bei den jüdi­schen Patri­ar­chen auf. Mit List und Ver­schla­gen­heit geht es eigent­lich her. 


Da aber das Den­ken an das phy­si­sche Gehirn gebun­den war, wie konn­te es da Gemein­gut wer­den? Nur durch Ver­er­bung. Das heißt, es muß­te gera­de­zu von die­ser Indi­vi­dua­li­tät ein Volk aus­ge­hen, in dem sich ver­erb­te die­se beson­de­re Eigentümlichkeit. 


Abra­ham bekam die Ver­hei­ßung: Dei­ne Nach­kom­men sol­len geord­net sein wie die Ster­ne am Himmel. 


Abra­ham muß­te eine Nach­kom­men­schaft haben, die wei­ter­bau­te jene eigen­ar­ti­ge Kon­sti­tu­ti­on des phy­si­schen Lei­bes. Es muß­te nun selb­stän­dig von dem Men­schen der Auf­bau des phy­si­schen Lei­bes in die Hand genom­men wer­den, damit das wei­ter­ge­führt wur­de, was bis­lang die Göt­ter getan haben, und zwar durch vie­le Gene­ra­tio­nen hin­durch muß­te dies gesche­hen. Es muß­te ein den Jah­ve ver­ste­hen­des Gehirn sich durch die phy­si­sche Ver­er­bung erhal­ten. Der Bund des Jah­ve mit Abra­ham soll­te auch auf die Nach­kom­men über­ge­hen. Dazu aber gehör­te eine unge­heu­re Hin­ge­bung der Indi­vi­dua­li­tät des Abra­ham an den Jah­ve. Abra­ham hat es so weit gebracht in der Hin­ga­be, daß er sei­nen Sohn Isaak hin­ge­op­fert hat; sein Wil­le war es. Und er bekam den Isaak wie­der zurück, von Jah­ve sel­ber zurück, das heißt Abra­ham geht so weit, die Mis­si­on, die er hat, nicht durch sich auf die Nach­welt wei­ter zu über­tra­gen, son­dern sie als Gabe des Jah­ve in sei­nem eige­nen Sohn zu empfangen.


An Stel­le des Isaak wur­de geop­fert ein Wid­der oder ein Lamm. Was heißt das ? Die letz­te Gabe aus der geis­ti­gen Welt, die noch ver­bleibt, wenn alle frü­he­ren ver­dun­kelt sind, wird in der mys­ti­schen Sym­bo­lik durch den Wid­der bezeich­net. Die bei­den Wid­der­hör­ner bedeu­ten; das Opfer der zwei­blät­te­ri­gen Lotusblume. 


In Abra­ham ist ein sol­cher Mensch aus­ge­wählt wor­den, der so orga­ni­siert war, daß im rech­ten Zeit­mo­men­te aus sei­nen Nach­kom­men der Jesus von Naza­reth her­aus­ge­bo­ren wer­den konn­te. Dazu aber muß­te das, was erst Anla­ge bei Abra­ham war, ent­wi­ckelt wer­den. Wir müs­sen uns dar­über klar sein, daß zur Ent­fal­tung die­ser Anla­gen nötig war, daß immer eini­ges aus­ge­sto­ßen wur­de. Abra­ham hat­te zwei Söh­ne, Isaak und Isma­el. Von Isaak stammt das alt­he­bräi­sche Volk ab. In Abra­ham waren aber noch ande­re Eigen­schaf­ten, die­se muß­ten hin­aus­ge­sto­ßen wer­den in eine ande­re Nach­kom­men­schaft, in die Isma­els, den Sohn der ägyp­ti­schen Magd Hagar. 


An der Stel­le, wo von der Begeg­nung des Abra­ham mit Mel­chise­dek die Rede ist (sie­he unten), ver­birgt sich über­haupt ein tie­fes Geheim­nis für die Ent­wi­cke­lung der Menschheit.


Wer die­se Stel­le ver­steht, der weiß, daß Abra­ham, der der Füh­rer sei­nes Vol­kes wer­den soll­te, in die­sem Momen­te gleich­sam initi­iert wur­de – wenn auch nicht voll­be­wußt, wie es in spä­te­ren Initia­tio­nen der Fall ist – in bezug auf das Ver­ständ­nis des­je­ni­gen Gött­li­chen, das in alle mensch­li­chen See­len hin­ein­spie­len kann.


Einem sol­chen Mensch­heits­füh­rer, wie dem Abra­ham, war es gege­ben, in der Begeg­nung mit Mel­chise­dek, oder Malek-Zadik, sich die Kräf­te für die Son­nen-Sphä­re anzu­eig­nen. Die geis­ti­gen Augen des Abra­ham wur­den voll­stän­dig auf­ge­tan für das Aka­sha-Bild des Chris­tus in der Sonnen-Sphäre. 

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Adam (bedeu­tet) der aus Erde gebildete.

Adam

Adam (bedeu­tet) der aus Erde gebildete. 


In der alten Pries­ter­spra­che des Hebräi­schen ist der Aus­druck Adam zusam­men­fal­lend mit unse­rem Aus­druck «der Mensch». Die­ser Aus­druck rief in der See­le eines alt­he­bräi­schen Wei­sen eine Vor­stel­lung her­vor, die wir in der deut­schen Spra­che etwa wie­der­ge­ben kön­nen mit dem Wort «der Erdige». 

So wie Was­ser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am 6. Schöp­fungs­ta­ge (sie­he: Bibli­sche Schöp­fungs­ge­schich­te) durch das Werk der Elo­him den see­lisch-geis­ti­gen Men­schen als erstar­rend, gleich­sam sich ver­dich­tend zum Erden­men­schen vor­zu­stel­len. Was berei­tet sich denn in der aller­ers­ten Anla­ge vom Men­schen vor, wenn uns die Gene­sis berich­tet, daß durch kos­mi­sches Sin­nen die bei­den Kom­ple­xe des sich inner­lich Regen­den und des sich äußer­lich Offen­ba­ren­den ent­ste­hen? Wenn der Geist der Elo­him webt, brü­tet durch die­se Kom­ple­xe, was berei­tet sich da vom Men­schen vor? 

Das was wir nen­nen kön­nen die Emp­fin­dungs­see­le, das, was wir heu­te als ein Inner­li­ches anzu­se­hen haben, das berei­tet sich vor im Sin­ne der Gene­sis am soge­nann­ten 1. Schöp­fungs­ta­ge bis zu dem Moment, wo es heißt: «Es wer­de Licht, und es ward Licht». Da also, wo im Umkrei­se der Erde die Elo­him und ihre die­nen­den Wesen­hei­ten ihre Arbei­ten ent­fal­ten, da, wo ein geis­tig-see­li­sches Wesen webt, da haben wir, so wie heu­te etwa die Wol­ken im Luft­krei­se, ein Geis­tig-See­li­sches vom Men­schen in die­ser geis­tig-see­li­schen Atmo­sphä­re zu sehen, und zwar zunächst die Emp­fin­dungs­see­le des Menschen. 

Dann schrei­tet die Ent­wi­cke­lung des Men­schen vor und wir haben, wenn wir den Men­schen wei­ter ver­fol­gen, das zu suchen, was wir Ver­stan­des- oder Gemüts­see­le nen­nen. Die Emp­fin­dungs­see­le schrei­tet zur Ver­stan­des­see­le vor, und wir haben im Umkreis der Erde die­se gleich­sam see­li­sche Ver­dün­nung der Emp­fin­dungs­see­le zur Ver­stan­des- oder Gemüts­see­le am 2. Schöpfungstage. 

Da also, wo der Klangäther (sie­he: Äther­ar­ten) ein­schlägt in das Erden­wer­den, wo sich die obe­ren Stoff­mas­sen von den unte­ren tren­nen, da gehört der obe­ren Sphä­re, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Emp­fin­dungs­see­le und der Ver­stan­des­see­le der Anla­ge nach vor­han­den ist.


Am 3. Schöp­fungs­tag haben wir uns zu den­ken, daß sich unten auf der Erde durch die Ein­wir­kung des Lebens­äthers (sie­he: Äther­ar­ten) her­aus­ent­wi­ckelt das Grü­ne, das Pflan­zen­haf­te art­ge­mäß. Die Erde treibt aus sich her­vor, frei­lich nur so, daß es über­sinn­lich wahr­nehm­bar wer­den kann, die Grund­la­ge des Pflan­zen­le­bens, und oben webt im Äther das, was wir als die Bewußt­seins­see­le in Ver­bin­dung mit Emp­fin­dungs­see­le und Ver­stan­des- oder Gemüts­see­le zu bezeich­nen haben. 

So webt im Umkrei­se des Erden­wer­dens der see­lisch-geis­ti­ge Mensch. Er ist wie in der Sub­stanz der ver­schie­de­nen geis­ti­gen Wesen­hei­ten dar­in­nen. Es ist so, wie wenn er als Organ inner­halb der Elo­him, der Archai und so wei­ter sich bil­de­te, in deren Lei­bern als Glied der­sel­ben vor­han­den wäre. Daher ist es natür­lich, daß uns erzählt wird von die­sen Wesen­hei­ten, denn nur sie sind eigent­lich Indi­vi­dua­li­tä­ten in die­ser Zeit des Erden­wer­dens; denn mit dem Schick­sal die­ser Wesen­hei­ten wird auch das Schick­sal der mensch­li­chen Anla­ge geschildert. 


Am soge­nann­ten 4. Schöp­fungs­tag umklei­det sich das, was frü­her geis­tig-see­lisch da war, mit den Geset­zen und Kräf­ten des Ast­ral­lei­bes. An die­sem 4. Schöp­fungs­ta­ge müs­sen die Ster­ne, die astra, im Umkrei­se der Erde ihre Tätig­keit ent­fal­ten. Das erzählt uns auch die Gene­sis. Die­ser Ast­ral­leib war nicht so, wie heu­te unser Ast­ral­leib in der Nacht ist, aber sei­ne Geset­ze waren dieselben. 


Es geschieht die Ver­dich­tung des Men­schen bis zum Äther­leib in der­je­ni­gen Zeit­epo­che, die wir in der Bibel den 5. Schöp­fungs­tag nen­nen. Das, was wir heu­te als des Men­schen phy­si­schen Leib bezeich­nen, das ent­steht zu jener Zeit, die in der Gene­sis als der 6. Schöp­fungs­tag bezeich­net ist. Also den Men­schen im dich­ten Fleisch zu suchen an die­sem Schöp­fungs­ta­ge, das darf nim­mer­mehr sein. Wir dür­fen ihn als Erden­we­sen suchen, wir müs­sen ihn jetzt sogar im Phy­si­schen suchen, aber nur in der feins­ten phy­si­schen Mani­fes­ta­ti­on, als Wärmemensch. 


Stel­len Sie sich von die­sem Men­schen, der Sie heu­te sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wär­me pul­siert, dann haben Sie das, was damals ent­stand, als die Elo­him das schöp­fe­ri­sche Wort spra­chen: «Las­set uns den Men­schen machen». Und der nächs­te Ver­dich­tungs­zu­stand kommt erst nach den Schöp­fungs­ta­gen. Das Ein­strö­men des­sen, was Jah­ve-Elo­him geben konn­te, der Luft, das kommt erst, nach­dem die­ser 6. Schöp­fungs­tag war. 

Das Para­dies war erha­ben über dem Erd­bo­den, sozu­sa­gen in Wol­ken­hö­hen, und der Mensch war noch ein wär­me­haft-gasi­ges Wesen. Wie ist nun der Mensch sozu­sa­gen aus dem Umkrei­se auf den Erd­bo­den her­ab­ge­langt, wie ist die wei­te­re Ver­dich­tung gesche­hen? Da kom­men wir zu dem, was wir den luzi­fe­ri­schen Ein­fluß nen­nen. Das, was wir heu­te mit dem Aus­druck Ego­is­mus bezeich­nen, die­ses inner­lich in sich Abge­schlos­sen-sein-Wol­len, die­ses Dar­auf-Schau­en, daß man womög­lich inner­lich behag­lich sich fühlt, das drang mit dem luzi­fe­ri­schen Ein­fluß in den Men­schen ein. 

Die Fol­ge davon war, daß der Luft­wär­me­leib des Men­schen zusam­men­ge­zo­gen wur­de, wei­ter zusam­men­ge­dich­tet wur­de. So daß wir sagen kön­nen: Das Vor-Luzi­fe­ri­sche des Men­schen ist in dem ele­men­ta­ri­schen Dasein von Wär­me und Luft ent­hal­ten, und in das Flüs­si­ge und in das Fes­te des Men­schen hat sich hin­ein­ge­schli­chen der luzi­fe­ri­sche Ein­fluß. Und es ist gar nicht eigent­lich bild­lich gespro­chen, son­dern bezeich­net ziem­lich klar, ziem­lich rich­tig den Tat­be­stand, wenn ich sage: Durch die­se Zusam­men­pres­sung des Men­schen­lei­bes wur­de der Mensch schwer und sank her­un­ter aus dem Umkrei­se auf den Erd­bo­den. Das war der Aus­tritt aus dem Paradies. 


Er muß zurück­las­sen die Kräf­te und Wesen­hei­ten, die die Wol­ken und den Blitz bil­den, die Che­ru­bi­me mit dem blit­zen­den Schwert. 


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Ahnen­kult war die Ver­eh­rung der Zeit­geis­ter, der Archai

Ahnen­kult GA 172

(Lit.: GA 172, S. 200ff)

„Ahnen­kul­te grün­de­ten sich nicht etwa, wie die heu­ti­ge ober­fläch­li­che Wis­sen­schaft glaubt, dar­auf, daß die Leu­te sich ein­bil­de­ten, sie müß­ten zu einem Vor­fah­ren hin­auf­schau­en, son­dern die ältes­ten Ahnen­kul­te waren durch­aus so, daß die Men­schen in gewis­sen Zei­ten ihres Lebens eine unmit­tel­ba­re Anschau­ung des Ahnen hatten. 

Der­je­ni­ge, der hin­auf­blick­te zu einem Ahnen-Gott, kam in gewis­sen Zei­ten sei­nes Lebens, in Zustän­den zwi­schen Wachen und Schla­fen, wie sie ja in der älte­ren Mensch­heits­ent­wi­cke­lung durch­aus vor­han­den waren, dazu, mit dem, was er als sei­nen Ahnen ver­ehr­te, wirk­lich zusam­men­zu­sein. Der Ahne erschien ihm nicht bloß in einem Trau­me, son­dern in einer traum­haf­ten Vor­stel­lung, die etwas Rea­les bedeu­te­te für ihn. Und die­je­ni­gen Men­schen gehör­ten zusam­men zu einem Ahnen­dienst, denen eben ein gemein­schaft­li­cher Ahne erschien. Das­je­ni­ge, was die Men­schen im Geis­te schau­ten, war aller­dings eine ins Erha­be­ne hin­auf­ge­stei­ger­te Men­schen­ge­stalt; aber hin­ter die­ser Men­schen­ge­stalt ver­barg sich noch etwas ganz ande­res.

Will man erken­nen, was sich eigent­lich hin­ter die­ser Geist­ge­stalt ver­barg, so muß man sich das Fol­gen­de vor Augen füh­ren: Der Ahne war ein­mal gestor­ben; er ging von der Erde ab als eine, wie gesagt, hoch­an­ge­se­he­ne Per­sön­lich­keit, die viel Gutes gewirkt hat­te für eine mensch­li­che Gemein­schaft. Der Ahne war durch die Pfor­te des Todes gegan­gen, war also, wäh­rend die Men­schen zu ihm auf­sa­hen, auf dem Wege zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt. Was von dem Ahnen sahen denn da die Men­schen, wenn sie zu ihm aufblickten? 

Wir wis­sen ja, wenn der Mensch durch die Pfor­te des Todes schrei­tet, so ist er noch eine kur­ze Zeit in sei­nem Äther­leib; dann wird die­ser Äther­leib abge­legt. Aber das Able­gen bedeu­tet, daß der Äther­leib in die geis­ti­gen Wel­ten, in die Äther­welt über­tritt. Der Mensch in sei­nem Ich und sei­nem astra­li­schen Leib ent­wi­ckelt sich wei­ter; der Äther­leib geht über in die Äther­welt. Da der betref­fen­de Mensch Kon­sis­ten­tes getan hat­te auf Erden, blieb die Erin­ne­rung des Äther­lei­bes lan­ge. Den Äther­leib ihres Ahnen nah­men die Leu­te in ihrem alten ata­vis­ti­schen, traum­haf­ten Hell­se­hen wahr, ver­ehr­ten das­je­ni­ge, was sich ihnen offen­bar­te durch die­sen Ätherleib. 

Aber zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt kommt die­ser Äther­leib in Berüh­rung mit den Geis­tern der höhe­ren Hier­ar­chien, vor allen Din­gen mit den Geis­tern aus der Hier­ar­chie der Archai, der Zeit­geis­ter. Und weil der Betref­fen­de eine für die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung bedeut­sa­me Per­sön­lich­keit war, so ver­band er sich mit dem Zeit­geist, der die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung um ein Stück vor­wärts­brach­te.

Das­je­ni­ge, was sich durch die­ses, sagen wir mei­net­wil­len, Gespenst der Vor­fah­ren kund­gab, das war im Grun­de genom­men der Zeit­geist, einer der Zeit­geis­ter, so daß die ältes­te reli­giö­se Kult­ver­eh­rung dem
Zeit­geist dar­ge­bracht wur­de. Über­all, wo wir zurück­ge­hen bis in die Zei­ten, die noch als graue Zei­ten die Geschich­te sehen kann, fin­den wir, daß die Men­schen ver­ehr­ten die äthe­ri­schen Lei­ber ihrer Vor­fah­ren als Offen­ba­rungs­mit­tel der Zeitgeister. 

Also indem wir zu den Ahnen­kul­ten zurück­ge­hen, haben wir die Ver­eh­rung der Zeit­geis­ter, der Archai.

 

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Ahri­man – Er ist ein Wis­sen­der, ein Wei­ser des Todes. Er ist daher auch der Herr des Intellektes

Ahri­man

GA 107, S. 247

„In die­sem zwei­ten Glied der mensch­li­chen See­le, der Ver­stan­des­see­le, also in dem umge­ar­bei­te­ten Stück des Äther­lei­bes, da hat sich fest­ge­setzt Ahri­man. Da ist er drin­nen und führt den Men­schen zu fal­schen Urtei­len über das Mate­ri­el­le, führt ihn zu Irr­tum und Sün­de und Lüge, zu allem, was eben aus der Ver­stan­des- oder Gemüts­see­le kommt. In alle­dem zum Bei­spiel, daß der Mensch sich der Illu­si­on hin­gibt, mit der Mate­rie sei das Rich­ti­ge gege­ben, haben wir Ein­flüs­te­run­gen des Ahri­man, des Mephis­to­phe­les zu sehen.“ 

GA 211, S. 111

„Er ist ein Wis­sen­der, ein Wei­ser des Todes. Er ist daher auch der Herr des Intellektes.“ 


Das Licht ist das­je­ni­ge, was aus der Ver­gan­gen­heit her­über­strahlt, die Fins­ter­nis, was in die Zukunft hin­über­weist. Das Licht ist gedank­li­cher Natur, die Fins­ter­nis ist wil­lens­ar­ti­ger Natur. 


Reli­giö­se Dar­stel­lun­gen sind ja, wie wir wis­sen, oft­mals aus alten, heu­te über­hol­ten geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Anschau­un­gen her­vor­ge­gan­gen. Und Petrus nennt nicht mit Unrecht gera­de Ahri­man den her­um­schlei­chen­den Löwen, der zu ver­schlin­gen sucht, wen er nur erha­schen kann. Aus die­sem Grund nennt Petrus den Ahri­man so, weil in der Tat Ahri­man im Ver­bor­ge­nen, das heißt, im Unter­be­wuß­ten der mensch­li­chen Natur her­um­schleicht und dadurch sein Wel­ten­ziel zu errei­chen strebt, daß er die unter­be­wuß­te Kraft des Men­schen an sich her­an­lotst, um mit ihr in der Wel­ten­ent­wi­cke­lung geis­tig ande­re Zie­le zu errei­chen, als sie in der gerad­li­ni­gen Men­schen­strö­mung selbst liegen.


Dadurch aber, daß der Mensch ins mine­ra­li­sche Reich hin­un­ter­ge­drängt wor­den ist, daß die Elo­him ihm eine Selb­stän­dig­keit gege­ben haben, aber die­se Selb­stän­dig­keit doch wie­der kei­ne vol­le Selb­stän­dig­keit ist, denn er durch­lebt sie schla­fend in sei­nem Wil­len und in sei­nem Stoff­wech­sel-Glied­ma­ßen­sys­tem, dadurch haben ande­re Geis­ter den Zutritt. Die­se schlei­chen sich gewis­ser­ma­ßen in die Evo­lu­ti­on hinein. 

Sie sind die zurück­ge­blie­be­nen Elo­him, die waren im Kos­mos dabei bei den Elo­him und woll­ten nur den Men­schen nicht ganz auf die Erde her­un­ter­las­sen (sie­he: Luzi­fer). Er ist aber nun auf die Erde her­un­ter­ge­kom­men durch die Elo­him. Da kom­men nun von aus­wärts ande­re Geis­ter. Wir fin­den sie, wenn wir den okkul­ten Blick rich­ten auf die Scha­ren der Che­ru­bi­meSera­phi­me und Thro­ne. Von die­sen Geis­tern, die eigent­lich die­ser Artung (also der 1. Hier­ar­chie) ange­hö­ren, sind auch ein­zel­ne zurück­ge­blie­ben. Sie sind nicht in die­se Scha­ren hin­ein­ge­kom­men, sie sind «nur» Geis­ter der Weis­heit, Kyrio­te­tes geworden. 

Die­se geis­ti­gen Wesen­hei­ten zei­gen sich so, daß man von ihnen sagen kann: sie möch­ten eigent­lich in der Erde eine ganz neue Schöp­fung begin­nen, sie möch­ten den Erden­men­schen so recht kon­ser­vie­ren. Wie er im Mine­ral­reich durch die Elo­him ver­kör­pert ist, so möch­ten sie ihn als einen Anfang neh­men und von die­sem Anfang an möch­ten sie wei­ter­füh­ren die Ent­wi­cke­lung. Sie möch­ten alle Ver­gan­gen­heit aus­lö­schen. Rei­ßen wir den Men­schen weg von den Elo­him, sie brau­chen ihn ja nicht, und fan­gen wir eine neue Evo­lu­ti­on an. Las­sen wir ihn das Anfangs­glied sein, damit er dann wei­ter und wei­ter lebt. 

Die­se ahri­ma­ni­schen Wesen­hei­ten, wol­len alle Ver­gan­gen­heit aus­lö­schen und wol­len dem Men­schen nur das als ein Ergeb­nis las­sen, was also unmit­tel­bar er auf der Erde errun­gen hat. Mit der Erde soll eine neue Evo­lu­ti­on begin­nen, die soll ein neu­er Saturn sein, dann (soll) die Son­ne kom­men und so weiter. 

Die­se ahri­ma­ni­schen Wesen­hei­ten stür­men ins Unbe­wuß­te des Men­schen her­ein, in das Wil­lens­le­ben, in das Stoff­wech­sel-Glied­ma­ßen­le­ben, da stür­men sie her­ein. Sie sind die­je­ni­gen geis­ti­gen Wesen­hei­ten, die dem Men­schen bei­brin­gen wol­len ein Inter­es­se für alles das­je­ni­ge, was zum Bei­spiel Äußer­lich-Maschi­nel­les, Mecha­ni­sches ist. Sie möch­ten am liebs­ten alles das­je­ni­ge, was die Erde sich vom alten Mond her mit­ge­bracht hat zer­stö­ren, möch­ten, daß die Tier­welt ver­schwin­de, daß die phy­si­sche Men­schen­welt ver­schwin­de, die Pflan­zen­welt ver­schwin­de, daß vom Mine­ral­reich nur die phy­si­schen Geset­ze blei­ben, aber nament­lich, daß die Men­schen von der Erde weg­ge­nom­men wür­den; und einen neu­en Saturn aus Maschi­nen möch­ten sie bil­den, eine neue Welt aus lau­ter Maschinen.


Die­je­ni­gen Wesen­hei­ten, die eigent­lich Geis­ter der Form sind, Exus­i­ai, aber sich als Archai, als Urkräf­te mas­kie­ren, die wären also eigent­lich nach ihrer Wesen­heit bestimmt für das Raum­lo­se. Aber sie tre­ten in den Raum ein, sie wir­ken im Rau­me. Das ist der eigent­li­che ahri­ma­ni­sche Cha­rak­ter, daß geis­ti­ge Wesen­hei­ten, die durch ihre Wesen­heit bestimmt sind, raum­los zu sein, vor­ge­zo­gen haben, im Rau­me zu wirken. 

Dadurch ent­steht im Rau­me die Mög­lich­keit, so zu gestal­ten, daß die Gestal­tung nicht aus dem Raum­lo­sen direkt her­ein­strahlt, son­dern daß das Räum­li­che im Räum­li­chen wie­der abge­bil­det wird, das eine durch das ande­re im Rau­me. Wir alle sind in gewis­ser Bezie­hung Gestal­ten aus dem Raum­lo­sen her­aus, inso­fern wir uns nicht glei­chen. Aber den­noch glei­chen wir uns; nament­lich wenn wir bluts­ver­wandt sind. Wir glei­chen uns, weil es auch geis­ti­ge Wesen­hei­ten gibt, die das Räum­li­che nach dem Räum­li­chen bil­den. Wir glei­chen uns, indem ahri­ma­ni­sche Kräf­te uns durch­zie­hen. Das Ein­tre­ten von gewis­sen Geis­tern der Form, Exus­i­ai in den Raum gibt Ver­an­las­sung zum Ahrimanischen. 


In der phy­si­schen Welt herr­schen die Geis­ter der Form, und sie tei­len die­se Herr­schaft mit Ahriman. 


Man sagt Ahri­man, denn wenn es auch Scha­ren in der Gefolg­schaft des Ahri­man gibt, Ahri­man stellt sich selbst als eine Ein­heit dar, weil er nach Ein­heit strebt.


Wäre nicht die ahri­ma­ni­sche Illu­si­on da, die durch Kräf­te ent­steht, wel­che aus dem Raum­lo­sen in das Räum­li­che ein­tre­ten, dann wür­de der Mensch durch­schau­en, wie nie­mals auf sei­ne Wesen­heit die Kräf­te Ein­fluß gewin­nen kön­nen, die im Stoff­li­chen ver­an­kert sind. Die Behaup­tung, daß im Stoff­li­chen Kräf­te ver­an­kert sind, die im Men­schen wei­ter­wir­ken kön­nen, die­se Behaup­tung ist eine rein ahri­ma­ni­sche, und der sie tut, erklärt Ahri­man zu sei­nem Gott, auch wenn er es nicht ausspricht. 


Die­se Geg­ner­schaf­ten (Ahri­man und Luzi­fer) haben sich die guten Göt­ter einst sel­ber geschaf­fen, aller­dings in einer vori­gen Zeit, damit auf die­se Wei­se sie ihre vol­le Kraft ein­set­zen kön­nen für die­je­ni­ge Ent­wi­cke­lungs­rich­tung, damit da die Frei­heit hin­ein­kom­men kann, damit der Mensch nicht durch äuße­re Anord­nung der For­men zu einer unfrei­en Lie­be kom­men kann, haben sie das luzi­fe­ri­sche und ahri­ma­ni­sche Ele­ment auf­ge­nom­men, damit der Mensch von innen her­aus zu einer Ein­heit­lich­keit des Men­schen­na­mens über die gan­ze Erde hin kom­men kann, von innen heraus. 

Sie haben erst die Men­schen, ich möch­te sagen, zer­split­tern las­sen durch die Geg­ner­schaft, damit sie ihnen dann, nach­dem die Leib­lich­keit zer­split­tert war, in der Geis­tig­keit, in dem Chris­tus, wie­der­um die Ein­heit geben konnten.


Ahri­man hat sich in urfer­ner Ver­gan­gen­heit als selb­stän­di­ge kos­mi­sche Macht neben die gött­lich-geis­ti­gen Mäch­te hin­ge­stellt. – Nun steht er in der Gegen­wart zwar räum­lich in der Welt dar­in­nen, der der Mensch ange­hört, aber er ent­wi­ckelt mit den recht­mä­ßig die­ser Welt ange­hö­ren­den Wesen kei­nen Kräf­te­zu­sam­men­hang. Nur da die Intel­lek­tua­li­tät, von den gött­lich-geis­ti­gen Wesen los­ge­löst, an die­se Welt her­an­kommt, fin­det Ahri­man sich mit die­ser Intel­lek­tua­li­tät so ver­wandt, daß er sich auf sei­ne Art durch sie mit der Mensch­heit ver­bin­den kann. 

Denn er hat, was der Mensch in der Gegen­wart wie eine Gabe aus dem Kos­mos erhält, schon in urfer­ner Zeit mit sich ver­ei­nigt. Ahri­man wür­de, wenn es ihm gelän­ge, was in sei­ner Absicht liegt, den der Mensch­heit gege­be­nen Intel­lekt ähn­lich sei­nem eige­nen machen. – 

Nun hat Ahri­man sich die Intel­lek­tua­li­tät in einer Zeit ange­eig­net, als er sie nicht in sich ver­in­ner­li­chen konn­te. Sie blieb eine Kraft in sei­nem Wesen, die mit Herz und See­le nichts zu tun hat. Als kalt­fros­ti­ger, see­len­lo­ser kos­mi­scher Impuls strömt von Ahri­man die Intel­lek­tua­li­tät aus. Und die Men­schen, die von die­sem Impuls ergrif­fen wer­den, ent­wi­ckeln eine Logik, die in erbar­mungs- und lie­belo­ser Art für sich selbst zu spre­chen scheint – in Wahr­heit spricht eben Ahri­man in ihr –, bei der sich nichts zeigt, was rech­tes, inne­res, herz­lich-see­li­sches Ver­bun­den­sein des Men­schen ist mit dem, was er denkt, spricht, tut. 


Ahri­man möch­te in sei­nem Gan­ge aus der Zeit den Raum erobern, er hat Fins­ter­nis um sich, in die er Strah­len des eige­nen Lich­tes sen­det; er hat um so stär­ke­ren Frost um sich, je mehr er von sei­nen Absich­ten erreicht; er bewegt sich als Welt, die sich ganz in ein Wesen, das eige­ne, zusam­men­zieht, in dem er sich sel­ber nur bejaht durch Ver­nei­nung der Welt; er bewegt sich, wie wenn er die unheim­li­chen Kräf­te fins­te­rer Höh­len der Erde mit sich führte.

Wenn der Mensch in Frei­heit wir­ken will bei Ent­fal­tung des Ego­is­mus, wenn ihm Frei­heit wird das stol­ze Gefühl, sich sel­ber in der Hand­lung zu offen­ba­ren, dann steht er vor der Gefahr, in Ahri­mans Gebiet zu gelangen. 


In dem Augen­blick, wo Sie an den Raum den­ken – auch nur in der Abs­trakt­heit, wie die Gegen­wart an den Raum denkt –, in dem Augen­bli­cke, wo Ihr Geist sich mit dem Raum­ge­dan­ken erfüllt, ste­cken Sie mit Ihrer See­le in einer geis­ti­gen Regi­on drin­nen, wo Ahri­man einen mäch­ti­gen Kampf kämpft gegen anders­ge­ar­te­te Hierarchien. 


Nach den Stoff­lern (die Mate­ria­lis­ten) ist der Raum leer, und da drin­nen, da wackeln die Ato­me her­um. Das Gan­ze beruht auf Täu­schung. Die Ato­me sind näm­lich Bla­sen vor der ima­gi­na­ti­ven Erkennt­nis, und da, wo der lee­re Raum ist, da ist die Wirk­lich­keit; und die Ato­me bestehen gera­de dar­in, daß sie zu Bla­sen auf­ge­trie­ben sind. 

Da ist gera­de nichts, gegen­über ihrer Umge­bung, wie in einer Mine­ral­was­ser­fla­sche die Luft­per­len: es ist nichts im Was­ser, wo die Per­len sind, aber man sieht doch die Per­len. So sind die Ato­me Bla­sen. Da ist der Raum hohl, da ist nichts drin­nen. In die­sen Bla­sen drin­nen ist die Sub­stanz des Ahri­man, da steckt er drin­nen, da ist er eigent­lich in sei­nen ein­zel­nen Tei­len drin­nen. Das gan­ze Atom­sys­tem ist ahri­ma­ni­sche Sub­stan­tia­li­tät. Wir müs­sen an die­je­ni­gen Stel­len des Rau­mes, wohin die Stoff­ler ihren Stoff set­zen, den Ahri­man setzen. 


Wenn wir auf der einen Sei­te sehen, daß auf dem Mon­de Wesen­hei­ten zurück­blie­ben in ihrer Ent­wi­cke­lung (sie­he: Luzi­fer), um auf der Erde ein­zu­grei­fen in das mensch­li­che Leben, dann kann es uns erklär­lich erschei­nen, daß auch auf der alten Son­ne Wesen zurück­ge­blie­ben sind, die dann auf dem Mond eine ähn­li­che Rol­le gespielt haben wie die luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten jetzt auf der Erde. 

Im Inne­ren der Ange­loi spiel­te sich auf dem alten Mon­de ein ähn­li­cher Kampf ab wie der luzi­fe­ri­sche Kampf in unse­rer eige­nen Wesen­heit. Ahri­man war es, der sozu­sa­gen der Ver­su­cher in der Brust der Ange­loi war, und er wirk­te in ihnen. Durch ihn sind die Ange­loi das gewor­den, was sie dann gewor­den sind und sie haben das, was sie durch Ahri­man gewor­den sind, eben­so her­über­ge­bracht (in die Erd­ent­wi­cke­lung) wie das was sie im Guten erreicht haben.


Nun gibt es Wesen­hei­ten, wel­che, als sich der Mond von der Erde abge­spal­ten hat (sie­he: Erd­ent­wi­cke­lung), es ver­schmäht haben, wenn ich mich so aus­drü­cken darf, die Rei­se nach dem Mon­de zu machen mit den Jah­ve-Wesen­hei­ten, und die im Bereich des Irdi­schen geblie­ben sind. Wenn wir den Mond anschau­en, kön­nen wir sagen: das ist der äuße­re phy­si­sche Abglanz alles des­sen, was in recht­mä­ßi­ger Wei­se teil­nimmt an der Wel­ten­ord­nung als Jahve-Wesenheit. – 

Aber wenn wir ken­nen­ler­nen, was inner­halb der Ober­flä­che der Erde, sowohl in der fes­ten Erde wie im Wäß­ri­gen, sich abspielt, so haben wir Wesen­hei­ten, die es ver­schmäht haben, ihren Wohn­sitz auf dem Mon­de auf­zu­schla­gen, die auf der Erde ihren Wohn­sitz unrecht­mä­ßi­ger­wei­se auf­ge­schla­gen haben. Die­se Wesen, die, man möch­te sagen, einem ande­ren Zeit­al­ter ange­hö­ren, die nicht mit­ge­gan­gen sind, als das Irdi­sche durch den Mond und durch die Venus und so wei­ter kos­misch gewor­den ist, haben nun auf den schla­fen­den Men­schen eben­so einen Ein­fluß wie die kos­mi­schen Wesen sel­ber, aber sie haben einen unheil­vol­len Einfluß. 

Das ist in der Tat das Erschüt­tern­de, das furcht­bar Schmerz­li­che, das die Initia­ti­on gibt, daß man dadurch Din­ge ken­nen­lernt, jen­seits der Schwel­le des gewöhn­li­chen Bewußt­seins, die für den Men­schen kei­nes­wegs etwas Unge­fähr­li­ches darstellen.


Der Mensch ist wirk­lich die­sen Wesen aus­ge­setzt, die ihm in sei­nem Schlaf­zu­stan­de durch­aus ein­re­den, daß das Gute böse und das Böse gut ist. Denn die irdisch-mora­li­sche Ord­nung ist an den mensch­li­chen äthe­ri­schen Leib gebun­den, und sei­ne mora­li­schen Errun­gen­schaf­ten läßt der Mensch eigent­lich, wenn er schläft im Bet­te zurück. 

Er geht zunächst nicht aus­ge­rüs­tet mit sei­nen mora­li­schen Qua­li­tä­ten in den Schlaf­zu­stand hin­über. Die­se wider­recht­lich auf der Erde woh­nen­den Mond‑, Venus und Mer­kur­we­sen­hei­ten – die ahri­ma­ni­schen Wesen­hei­ten ver­su­chen nun, aus dem Erde­n­äther den Men­schen eigent­lich in jedem Schlaf­zu­stan­de einen Äther­leib zu geben. Es gelingt ihnen eigent­lich fast nie. 

In sel­te­nen Fäl­len (bei Leu­ten die in spä­te­ren Inkar­na­tio­nen einen Dop­pel­gän­ger neben sich hat­ten zum Bei­spiel Papst Alex­an­der VI. Bor­gia), ist es ihnen gelun­gen, aber es gelingt ihnen eigent­lich fast nie. Wür­de es solch einem ahri­ma­ni­schen Wesen wirk­lich gelin­gen, dem Men­schen so stu­fen­wei­se, wenn er immer wie­der und wie­der schläft, einen gan­zen Äther­leib hin­ein­zu­brin­gen, so wür­de der Mensch nach dem Tode, wenn er in sei­nem äthe­ri­schen Lei­be ist, sich im Äther­lei­be erhal­ten kön­nen. Der Äther­leib löst sich sonst ja in weni­gen Tagen auf. 

Es wür­de nach und nach so ein äthe­ri­sches Men­schen­ge­schlecht ent­ste­hen, dann wür­de die Erde dadurch kon­ser­viert wer­den können. 


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Aka­sha – Das Ers­te, wor­aus alles ande­re her­vor­ging, ist die unma­ni­fes­tier­te Gottheit.

Aka­sha

Das Ers­te, wor­aus alles ande­re her­vor­ging, ist die unma­ni­fes­tier­te Gott­heit. Aus die­ser ging dann her­vor das Zwei­te, das Leben oder auch die unma­ni­fes­tier­te schöp­fe­ri­sche Sub­stanz. Die­ses Leben geht dann hin­durch durch die man­nig­fal­tigs­ten For­men und wird benannt in den For­men Aka­sha oder Mahat. 

Die­ses Aka­sha oder Mahat ent­hält alles, was es an For­men des Lebens in der Welt gibt. Die gan­zen Hier­ar­chien der Thro­neChe­ru­bimSera­phim, der Gewal­ten, Urkräf­te, Erz­engel und Engel gin­gen her­vor durch das Leben und bil­den die For­men, unter denen dies eine Leben erscheint.
Das­je­ni­ge, was hin­ter dem Phy­si­schen steht, aus dem her­aus das Phy­si­sche gemacht und gebo­ren ist, das Cha­os – alle haben es gekannt. Ob die Grie­chen es Cha­os nen­nen, ob die indi­sche Phi­lo­so­phie von dem Aka­sha spricht, es ist immer das­sel­be. Wer es im geis­ti­gen Sin­ne durch­dringt, der ver­nimmt, wie es durch­klun­gen ist von der Sphä­ren­har­mo­nie.


Der Mensch lebt zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt in der geis­ti­gen Welt in der Aka­sha-Sub­stanz, genau­so wie wir zum Bei­spiel hier auf der Erde inner­halb der Atmo­sphä­re leben. 


Wenn der Raum zu erklin­gen beginnt, dann sagt man, der Mensch sei in der himm­li­schen Welt, im Deva­chan. Rich­tig ist, daß der Raum erklingt, aber es ist nicht ein phy­si­scher Ton, son­dern dies sind geis­ti­ge Töne, die nicht in der Luft leben, son­dern in einem viel höhe­ren, fei­ne­ren Stof­fe, im Aka­sha-Stoff. Fort­wäh­rend ist der Raum von sol­cher Musik erfüllt, und es gibt in die­ser Sphä­ren­mu­sik gewis­se Grundtöne. 


Aka­sha ist die feins­te Form, in der vor Urzei­ten sich alles im Äther­zu­stand befand, was jetzt als Fes­tes, Flüs­si­ges und so wei­ter auf der Erde uns ent­ge­gen­tritt. Aka­sha ist die feins­te Form der Mate­rie. In dem, wor­in sich der rei­ne gött­li­che Mensch inkar­nier­te (sie­he: Erd­ent­wi­cke­lung), in die­ser Aka­sha-Mate­rie waren alle Tier­for­men noch mit­ent­hal­ten, eben­so wie alles, was spä­ter Men­schen­form gewor­den ist.


Der Aka­sha-Stoff steht zwi­schen der phy­si­schen Mate­rie und der astra­len Mate­rie. Er ist die feins­te phy­si­sche Mate­rie, die aller­feins­te Mate­rie in wel­cher der Gedan­ke sich unmit­tel­bar aus­prä­gen kann. 


Beim Über­gang von der drit­ten zur vier­ten Run­de (Mon­den­wie­der­ho­lung und jet­zi­ge Erde) erschie­nen alle Wesen, die in der drit­ten Run­de ent­stan­den waren, am Anfang der vier­ten Run­de im Aka­sha wie­der, (nach einem Pra­laya). Bei der wei­te­ren Ent­wi­cke­lung aus dem Aka­sha muß sich das gan­ze ver­dich­ten. Das geschieht im Rup­a­zu­stand (Form­zu­stand) der Erde. Die­se mehr mate­ri­el­le Form nennt man den Äther. In die­ser Äther­er­de ist alles nur in Gedan­ken ent­hal­ten. Alle Wesen waren in Gedan­ken ent­hal­ten in die­ser Äther­er­de. Aber dahin­ter bleibt doch das Aka­sha als eine Grund­la­ge bestehen. 


Jeder Kör­per kann aus einem mehr fes­ten, in einen mehr imma­te­ri­el­len Zustand über­ge­hen. Die Ver­fei­ne­rung des mate­ri­el­len Zustan­des kann einen Grad errei­chen, der, wenn man ihn über­schrei­tet, bei einer nega­ti­ven Mate­rie endet; man nennt ihn Aka­sha. In ihr drü­cken sich alle Ereig­nis­se in einer end­gül­ti­gen Wei­se ab, und man kann sie alle wie­der­fin­den, selbst die­je­ni­gen aus der tiefs­ten Vergangenheit.


Im obe­ren Deva­chan, wo die Anti­ma­te­rie beginnt, die man das Aka­sha nennt, da hat das Bewußt­sein der Mine­ra­li­en sei­nen Sitz. 


Man­tren erzeu­gen Schwin­gun­gen des Wor­tes, die mit den Schwin­gun­gen des Gedan­kens in der Aka­sha-Mate­rie übereinstimmen. 


Die Offen­ba­run­gen von Wesen­hei­ten und Phä­no­me­nen in der Aka­sha-Sub­stanz sind die sub­tils­ten von allen, die dem Men­schen zugäng­lich sind. Das, was der Mensch sich erwirbt in okkul­ter Erkennt­nis, wohnt nicht nur in sei­ner See­le, son­dern es wird auch ein­ge­prägt in die Aka­sha-Sub­stanz der Welt. Wenn wir einen Gedan­ken der okkul­ten Wis­sen­schaft leben­dig in unse­rer See­le machen, wird er sofort in die Aka­sha-Sub­stanz ein­ge­schrie­ben, und dies ist von Bedeu­tung für die all­ge­mei­ne Ent­wi­cke­lung der Welt, denn die Ein­prä­gun­gen kön­nen von kei­ner ande­ren Wesen­heit in der gan­zen Welt ein­ge­schrie­ben wer­den als nur vom Menschen. 

Wenn ein Mensch, der hier auf der Erde lebt, einen geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Gedan­ken, eine Idee in sich rege macht, so daß sie in die Aka­sha-Sub­stanz ein­ge­schrie­ben wer­den kön­nen, dann wird er sicht­bar den ande­ren See­len, die zwi­schen Tod und neu­er Geburt leben. Wenn eine See­le hin­un­ter­schaut auf die­se See­le, die sie zurück­ge­las­sen hat, kann sie deren See­len­le­ben ver­fol­gen in der gegen­wär­ti­gen Zeit, weil die­ses See­len­le­ben sich in die Aka­sha-Sub­stanz einschreibt.


Genau wie es hier auf der Erde ande­re Wesen­hei­ten als die Men­schen gibt, wie es zum Bei­spiel bei den Tie­ren der Fall ist, die alles sehen, was der Mensch durch sei­ne Sin­ne sehen kann, wäh­rend es ihnen nicht mög­lich ist, sich dar­über Ideen und Begrif­fe zu bil­den, so ist es mit den See­len, die in den über­sinn­li­chen Wel­ten leben, die, obgleich sie die Wesen­hei­ten und Tat­sa­chen der höhe­ren geis­ti­gen Welt sehen, sich kei­ne Begrif­fe und Ideen dar­über bil­den kön­nen, wenn die Men­schen hier auf Erden nicht sol­che Begrif­fe und Ideen in die Aka­sha-Chro­nik ein­schrei­ben. Die Geis­tes­wis­sen­schaft bil­det Ideen und Begrif­fe aus, die dann ewig in die Aka­sha-Chro­nik ein­ge­schrie­ben bleiben. 


Aka­sha Chronik

Die Aka­sha-Chro­nik ent­hält alles, was in der geis­ti­gen Welt geschieht, und da das Phy­si­sche ein Aus­fluß des Geis­ti­gen ist, ist alles in ihr, was über­haupt gesche­hen ist und was geschieht. Der Mensch erlebt tags­über Ein­drü­cke und ver­ar­bei­tet sie see­lisch. Der Astral­kör­per ent­hält alle Nach­klän­ge aus dem Tages­le­ben, alles, was der Mensch emp­fun­den, gewollt und gedacht hat. 

Die­ser Ast­ral­leib lebt im astra­len Raum, und das, was da in ihm vor­geht, drückt sich als Abbild in die Astral­welt wie Schwin­gun­gen ein, und das bleibt leben­dig. In die­sem vom phy­si­schen Tages­le­ben befrei­ten Zustand schreibt der Mensch in die höhe­ren Wel­ten das ein, was er erlebt hat, und das bleibt bestehen. Der Mensch ist so im Schla­fe tätig für die Ewig­keit. Wenn er schläft, so ist sein see­li­scher und sein geis­ti­ger Kör­per außer­halb sei­nes phy­si­schen und sei­nes Äther­kör­pers, aber er ist sich des­sen nicht bewußt. 

Nur der Hell­se­her kann sehen, wie durch die See­le des Men­schen gezo­gen ist, was sich dann ein­ge­schrie­ben hat in die Aka­sha-Chro­nik. Je wei­ter wir zurück­ge­hen in die Ver­gan­gen­heit, des­to mehr müs­sen wir uns auf die Aka­sha-Chro­nik ver­las­sen, und je wei­ter wir zurück­ge­hen, des­to rei­ner ist die­se Chro­nik. Sie ist am leich­tes­ten zu lesen in weit, weit zurück­lie­gen­den Erden­zu­stän­den, ehe die Erde phy­sisch war. Viel schwie­ri­ger ist es, sie zu lesen wäh­rend der atlan­ti­schen Zeit, und am aller­schwie­rigs­ten wäh­rend der nach­at­lan­ti­schen Zeit. Denn der Lesen­de muß sorg­fäl­tig alles eige­ne Wis­sen von die­sen Zei­ten aus sei­ner See­le aus­mer­zen, damit es nicht die Chro­nik fälscht. 

Daher ist es leich­ter, über die ältes­ten Zei­ten etwas zu erfor­schen, von denen man noch kei­ne sinn­li­chen Bil­der hat. Wenn wir Ver­gil in der Aka­sha-Chro­nik wahr­neh­men, so wirkt die­ser wie ein leben­di­ges Bild, wie wirk­li­ches Leben; es ist wie eine Wie­der­ho­lung leben­di­ges Bild, wie wirk­li­ches Leben; es ist wie eine Wie­der­ho­lung des Lebens selbst. Man kann nun die­ses Ver­gil-Leben neu sich abspie­len sehen; es ist eine treue Wie­der­ga­be des­sen, was sich damals zuge­tra­gen hat. 

Wenn Sie an die­ses Bild eine Fra­ge rich­ten, so ant­wor­tet es so, wie Ver­gil mög­li­cher­wei­se hät­te ant­wor­ten kön­nen. Swe­den­borg hat mit die­sem Aka­sha-Bild des Ver­gil gespro­chen. Die Indi­vi­dua­li­tät des Ver­gil selbst hat eine eige­ne, ande­re Ent­wi­cke­lung durch­ge­macht. Wenn jemand nicht genau unter­schei­den kann, dann kann er das verwechseln. 


Die­se Aka­sha-Chro­nik ist eine Schrift, in der alles auf­be­wahrt wird, was jemals gesche­hen ist. Es ist eigent­lich kei­ne Schrift im phy­si­schen Sin­ne, son­dern es sind Bil­der. Sie sehen zum Bei­spiel Cäsar in allen Situa­tio­nen sei­nes Lebens; nicht das, was er eigent­lich getan hat, son­dern die inne­ren Impul­se, die ihn zu sei­nen Taten ver­an­laßt haben. Die­se Aka­sha-Bil­der haben einen hohen Grad von Leben, und wenn man sie nicht in der rich­ti­gen Wei­se zu deu­ten ver­steht, kön­nen sie die Ver­an­las­sung zu gro­ßen Täu­schun­gen sein.


Alles, was in der sinn­lich-phy­si­schen Welt geschieht, das hat ja sein Gegen­bild in der geis­ti­gen Welt. Wenn sich eine Hand bewegt, so ist nicht nur das vor­han­den, was Ihr Auge als die sich bewe­gen­de Hand sieht, son­dern hin­ter der sich bewe­gen­den Hand, hin­ter dem Augen­bild der Hand liegt zum Bei­spiel mein Gedan­ke und mein Wil­le: die Hand soll sich bewegen. 

Es liegt über­haupt ein Geis­ti­ges dahin­ter. Wäh­rend das Augen­bild, der sinn­li­che Ein­druck der Hand­be­we­gung vor­bei­geht, bleibt das geis­ti­ge Gegen­bild in der geis­ti­gen Welt ein­ge­schrie­ben und hin­ter­läßt immer eine Spur, so daß wir, wenn wir das geis­ti­ge Auge geöff­net haben, von allen Din­gen, die gesche­hen sind in der Welt, die Spu­ren ver­fol­gen kön­nen, die da zurück­ge­blie­ben sind von ihren geis­ti­gen Gegen­bil­dern. Nichts kann gesche­hen in der Welt, ohne daß es sol­che Spu­ren gibt. Alles, was da gesche­hen ist, ist sei­nen geis­ti­gen Urbil­dern nach durch Spu­ren erhal­ten geblie­ben in der geis­ti­gen Welt und kann dort geschaut werden. 

Die­ses Schau­en nennt man das «Lesen in der Aka­sha-Chro­nik». Neh­men wir an, der Blick des Sehers schweift zurück – sagen wir in die Zeit des Cäsar. Cäsar hat dies und das getan, und inso­fern er es auf dem phy­si­schen Plan getan hat, haben es sei­ne Zeit­ge­nos­sen gese­hen. Alles hat eine Spur zurück­ge­las­sen in der Aka­sha-Chro­nik. Wenn man aber zurück­sieht als Seher, dann sieht man die Taten so, wie wenn man ein geis­ti­ges Schat­ten­bild oder ein geis­ti­ges Urbild vor sich hät­te. Den­ken Sie sich noch ein­mal die Bewe­gung der Hand. Das Augen­bild kön­nen Sie als Seher nicht erbli­cken; aber die Absicht, die Hand zu bewe­gen, die unsicht­ba­ren Kräf­te, wel­che die Hand bewegt haben, die wer­den Sie immer sehen. So ist alles zu sehen was in den Gedan­ken des Cäsar gelebt hat, sei es, daß er die­se oder jene Schrit­te machen oder die­sen oder jenen Kampf füh­ren woll­te. Alles, was die Zeit­ge­nos­sen gese­hen haben, ist ja aus sei­nen Wil­lens­im­pul­sen her­vor­ge­gan­gen, hat sich rea­li­siert durch die unsicht­ba­ren Kräf­te, die hin­ter den Augen­bil­dern stehen. 

Aber das, was hin­ter die­sen Augen­bil­dern stand, ist wirk­lich wie der wan­deln­de und han­deln­de Cäsar zu sehen, wie ein Geis­tes­bild des Cäsar, wenn man zurück­blickt als geis­ti­ger Seher in die Akasha-Chronik. 


Cäsar hat den Gedan­ken gefaßt, über den Rubi­kon zu gehen, (was einer Kriegs­er­klä­rung an den römi­schen Senat gleich­kam), was sich bei ihm ver­knüpf­te mit bestimm­ten Gefüh­len und Lei­den­schaf­ten. Die dama­li­ge Hand­lung ent­spricht einer Sum­me von astra­li­schen Impul­sen. Die phy­si­schen Hand­lun­gen auf dem phy­si­schen Pla­ne sind für alle Ewig­keit vergangen. 

Das Aus­schrei­ten des Cäsars kann man im Astral­licht nicht mehr sehen; aber der Impuls, der ihn dazu trieb, ist in dem Astral­licht geblie­ben. Die astra­len Kor­re­la­te von dem, was auf dem phy­si­schen Plan vor­geht, blei­ben im Astral­licht. Man muß sich dar­an gewöh­nen, von allen phy­si­schen Wahr­neh­mun­gen abzu­se­hen und nur die astra­len Impul­se zu sehen. Die­se muß man fest­hal­ten und bewußt ins Phy­si­sche zurück­über­set­zen. Es hat kei­nen Sinn, nach etwas zu suchen, was so aus­se­hen wür­de, wie wenn man die Sachen foto­gra­fiert hätte. 

Die größ­ten Impul­se der Welt­ge­schich­te kann man aber im Astral­licht nicht mehr lesen, denn die Impul­se der gro­ßen Ein­ge­weih­ten waren lei­den­schafts­los. Wer daher nur im Astral­lich­te liest, für den ist das gan­ze Werk der Initi­ier­ten nicht da. Sol­che Ein­drü­cke sind nur im Äther auf­ge­schrie­ben. Was man von dem, was die gro­ßen Ein­ge­weih­ten getan haben, im Astral­licht lesen kann, beruht auf einer Täu­schung, weil man nur die Fol­ge des Auf­tre­tens der gro­ßen Ein­ge­weih­ten lesen kann aus den Impul­sen ihrer Schü­ler. Schü­ler und gan­ze Völ­ker haben leb­haft und lei­den­schaft­lich emp­fun­den bei den Hand­lun­gen der gro­ßen Initi­ier­ten, und dies ist im Astral­licht geblie­ben. Es ist aber so schwer, die inners­ten Moti­ve der gro­ßen Ein­ge­weih­ten zu stu­die­ren, weil sie nur im Äther vor­han­den sind. 


Der Mensch lebt wäh­rend der Erden­zeit nicht so fort, daß er gewis­ser­ma­ßen das, was schon vor­her gedacht ist, noch ein­mal denkt und daß es dann für ihn sicht­bar bleibt (wie wäh­rend der Mon­den­zeit). Son­dern er denkt, und auf­be­wahrt wird das Gedach­te nur in ihm sel­ber durch die Wider­stands­kraft sei­nes phy­si­schen Lei­bes. Es wird in sei­ne eige­ne Äther­sub­stan­tia­li­tät ein­ge­gra­ben und erst nach sei­nem Tode der all­ge­mei­nen Wel­ten­sub­stan­tia­li­tät übergeben. 


Ein Inhalt, der Geis­ti­ges im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft cha­rak­te­ri­siert, also rea­len geis­ti­gen Inhalt hat, bleibt nicht in dem eige­nen Äther­lei­be bloß bis zum Tode, son­dern trägt sich nun unmit­tel­bar aus dem Bewußt­sein her­aus ein in die geis­tig-äthe­ri­sche Welt. Die Men­schen pro­du­zie­ren von sich aus nur sol­ches, das wie­der kor­ri­giert wer­den kann (sie­he: Kar­ma).

Aber unter dem Ein­flus­se Luzi­fers und Ahri­mans, wenn sie nicht ler­nen auf der Hut zu sein vor ihnen, gra­ben sie doch in die all­ge­mei­ne Äther­sub­stan­tia­li­tät der Welt ein, was sie den­ken, was sie unter dem Ein­flus­se Luzi­fers und Ahri­mans voll­füh­ren. Das wird nun eben­so ein­ge­gra­ben wie sonst nur die Ergeb­nis­se der Geis­tes­wis­sen­schaft ein­ge­gra­ben werden. 


In den ältes­ten Schu­len der Mensch­heit arbei­te­te man auf die Initia­ti­on des Kos­mos hin. Die Leh­rer der ers­ten Mys­te­ri­en waren die Initi­ie­ren­den für das Lesen im Äther des Kos­mos, was man auch das Lesen im Cha­os, in der Aka­sha-Chro­nik nen­nen kann, das Aka­sha-Lesen, das Lesen des­je­ni­gen, was ver­gan­gen ist und das Gegen­wär­ti­ge vor unse­re Augen hin­ge­zau­bert hat. 


Die gewal­ti­gen Bil­der der Gene­sis, die noch lan­ge die Mensch­heit beschäf­ti­gen wer­den, was sind sie ande­res als Bil­der aus der Akasha-Chronik?


Wenn der geis­ti­ge Blick die Ober­flä­che der Din­ge durch­dringt und in die geis­ti­gen Unter­grün­de hin­ein­dringt, dann macht sich inner­halb des Geis­ti­gen etwas gel­tend, was den Men­schen in eine Art von Welt­ge­dächt­nis ver­setzt, was man auch das Lesen in der Aka­sha-Chro­nik nennt, und dadurch blickt er auf frü­he­re ursprüng­li­che Erden­zu­stän­de zurück.


Alles, was wir im Leben tun, wirft ein Spie­gel­bild in unse­ren Ast­ral­leib. Wir kön­nen gar nichts im Leben tun, ohne daß, wenn wir über die Hand­lung hin­aus­ge­kom­men sind, in unse­rem Ast­ral­leib ein Bild der Hand­lung ist. Die­ses Bild teilt sich spä­ter dem Äther­leib mit, und so wie es sich dem Äther­leib mit­teilt, bleibt es für die Aka­sha-Chro­nik wahr­nehm­bar, so daß ein Hell­se­her sehen kann die Spie­gel­bil­der des­sen, was ein Mensch im Lau­fe sei­nes Lebens für Hand­lun­gen began­gen hat. 


Wäh­rend ich hier spre­che, ist die­ser gan­ze Luft­raum aus­ge­füllt mit Schall­wel­len. Den­ken Sie sich, die­se Schall­wel­len könn­ten durch irgend­ein Mit­tel fixiert wer­den, dann wür­den Sie eine Auf­zeich­nung haben von alle­dem, was hier gespro­chen wird. Eben­so wie das Wort, das ich hier spre­che, einen Ein­druck macht auf das Medi­um, auf das Mit­tel um uns her­um, so machen es auch die ande­ren Äuße­run­gen der Men­schen­na­tur, aller­dings nicht auf die Luft, (son­dern) auf die Aka­sha-Mate­rie, in der sich nicht nur die gespro­che­nen Wor­te abdrü­cken, son­dern alle Gedan­ken, Gefüh­le und Wil­lens­im­pul­se des Menschen. 


Wenn ein Wesen zu einem kör­per­li­chen Dasein gelangt, so ver­geht mit sei­nem kör­per­li­chen Tode das Stoff­li­che. Nicht in der glei­chen Art «ver­schwin­den» die geis­ti­gen Kräf­te, wel­che die­ses Kör­per­haf­te aus sich her­aus­ge­trie­ben haben. Sie las­sen ihre Spu­ren, ihre genau­en Abbil­der in der geis­ti­gen Grund­la­ge der Welt zurück. Und wer durch die sicht­ba­re Welt hin­durch die Wahr­neh­mung zu dem Unsicht­ba­ren zu erhe­ben ver­mag, der gelangt end­lich dazu, etwas vor sich zu haben, was man mit einem gewal­ti­gen geis­ti­gen Pan­ora­ma ver­glei­chen könn­te, in dem alle ver­gan­ge­nen Vor­gän­ge der Welt ver­zeich­net sind, die Akasha-Chronik. 


Doch wir dür­fen uns nicht vor­stel­len, daß die­se Bil­der sich so aus­neh­men, als wenn sie Abdrü­cke der phy­si­schen Per­sön­lich­kei­ten hier wären; das ist nicht der Fall.


Auf der 4. Stu­fe des Ein­drin­gens in den Deva­chan erschei­nen die Din­ge in der Gestalt ihrer Urfor­men. Das ist nicht mehr der nega­ti­ve Aspekt, son­dern der ursprüng­li­che Typus, der sich da ent­hüllt. Das ist die Werk­statt der Welt, die alle For­men in sich ein­schließt, aus denen die Schöp­fung ent­sprun­gen ist. Das ist die Ideen­welt Pla­tos, das Reich der Müt­ter, von dem Goe­the spricht und aus dem er das Phan­tom der Hele­na auf­stei­gen läßt. Was auf die­ser Stu­fe des Deva­chan erscheint, ist das­je­ni­ge, was der Inder die Aka­sha-Chro­nik nennt. In unse­rer neu­zeit­li­chen Spra­che wür­den wir es das Astral­bild aller Welt­ereig­nis­se nen­nen. Alles, was durch den Ast­ral­leib der Men­schen hin­durch­ge­gan­gen ist, ist hier in einer unend­lich sub­ti­len Sub­stanz, die eigent­lich eine nega­ti­ve Mate­rie ist, festgehalten. 


Die Aka­sha-Chro­nik ist zwar zu fin­den im Deva­chan, doch sie erstreckt sich her­un­ter bis in die astra­le Welt (sie­he: Astral­plan), so daß man in die­ser oft Bil­der der Aka­sha-Chro­nik wie eine Fata Mor­ga­na fin­den kann. Sie sind aber oft unzu­sam­men­hän­gend und unzu­ver­läs­sig. Medi­en, wenn sie ent­spre­chen­de Medi­um­ität haben, kön­nen die Aka­sha-Chro­nik sehen, obgleich meist nur deren astra­le Spie­ge­lun­gen. Wenn wir einen Men­schen auf­su­chen, benimmt er sich wie ein leben­des Wesen. Die Medi­en glau­ben (daher), daß sie es zu tun haben mit den im Geist fort­le­ben­den Toten, wäh­rend es doch nur deren astra­les Aka­sha-Bild ist. 


Was in der Aka­sha-Chro­nik ist, setzt sich fort und fun­giert (also) hin­ein in den Äther und in das Astral­licht.


Einer Unsum­me von Irr­tü­mern kann der­je­ni­ge aus­ge­setzt sein, der den Astral­raum betritt. Wenn jemand die Fähig­keit hat, auf dem Astral­plan in der Aka­sha-Chro­nik zu lesen, die sich dort in ihren ein­zel­nen Tei­len spie­gelt, so wird er sei­ne frü­he­ren Inkar­na­tio­nen sehen kön­nen. Die Aka­sha-Chro­nik ist nicht mit «Buch­sta­ben gedruckt», son­dern man liest ab, was sich wirk­lich voll­zo­gen hat. 

Ein Aka­sha-Bild gibt auch noch nach 1500 Jah­ren den Ein­druck der frü­he­ren Per­sön­lich­keit. Also sind auf dem Astral­pla­ne auch alle Aka­sha-Bil­der aus frü­he­ren Zei­ten zu fin­den. So kann man also dem Irr­tum unter­lie­gen, mit Dan­te zu reden, wäh­rend in der Tat Dan­te heu­te wie­der als leben­de Per­sön­lich­keit da sein könn­te. Es ist auch mög­lich, daß das Aka­sha-Bild ver­nünf­ti­ge Ant­wor­ten gibt, daß es über sich selbst noch hin­aus­geht. So kann man von Dan­tes Aka­sha-Bild wirk­lich Ver­se bekom­men, die aber nicht von der fort­ge­schrit­te­nen Indi­vi­dua­li­tät her­rüh­ren, son­dern die als in Fort­set­zung der dama­li­gen Dan­te-Per­sön­lich­keit her­vor­ge­brach­te Ver­se anzu­se­hen sind, das Aka­sha-Bild ist tat­säch­lich etwas Beleb­tes, kein stei­fer Automat. 


Wie frü­her der akti­ve Gedan­ke unser pas­si­ves Den­ken geschaf­fen hat, so schafft sich ein akti­ver Gedan­ke ein ent­spre­chen­des pas­si­ves Gegen­bild auf dem höhe­ren Men­tal­plan (Deva­chan). Es kann also kein Gedan­ke von uns gefaßt wer­den, der nicht sein Gegen­bild hät­te, eben­so kein Gefühl, kei­ne Handlung. 

Die Sum­me von all die­sen Gegen­ge­dan­ken, Gegen­er­leb­nis­sen, Gegen­hand­lun­gen nennt man Aka­sha-Chro­nik. Man kann also alle Gedan­ken des Men­schen lesen auf dem höhe­ren Men­tal­plan (obe­res Deva­chan), alle Gefüh­le und Erleb­nis­se auf dem Bud­dhip­lan (der Welt der Vor­se­hung) und alle Hand­lun­gen auf dem Nir­va­na­plan. [18] Jeder ein­zel­ne Mensch ist mit all­ge­mei­nen Stri­chen in der Aka­sha-Chro­nik zu finden. 


Nun ist von ganz beson­de­rer Wich­tig­keit alles das, was sozu­sa­gen ein­ge­schrie­ben wird in die Aka­sha-Chro­nik­ta­fel zwi­schen der Erde und dem Mond, denn da wer­den unter ande­rem ein­ge­schrie­ben alle Unvoll­kom­men­hei­ten – und ich bit­te zu berück­sich­ti­gen, daß bei dem Ein­schrei­ben die­ser Unvoll­kom­men­hei­ten zunächst der Gesichts­punkt obwal­tet, daß da alles ein­ge­schrie­ben wird, was sozu­sa­gen für die eige­ne mensch­li­che Ent­wi­cke­lung eine Bedeu­tung hat, was sozu­sa­gen den Men­schen vor­wärts­bringt oder zurück­hält (sie­he: Kar­ma – Bil­dung des Kar­ma und Tech­nik der Über­tra­gung).

Aber dadurch, daß es in die Mon­den­sphä­re ein­ge­schrie­ben wird, also in der Aka­sha-Chro­nik­ta­fel zwi­schen Erde und Mond steht, gewinnt es wei­ter eine Bedeu­tung für die gan­ze Erd­ent­wi­cke­lung. Wir haben also ein­ge­schrie­ben auch die Unvoll­kom­men­hei­ten gro­ßer Geis­ter. Ein unge­heu­er inter­es­san­tes Bei­spiel ist für die sehe­ri­sche Beob­ach­tung zum Bei­spiel Leo­nar­do da Vin­ci. Die­ser ist ein Geist von so gro­ßer, umfas­sen­der Gewalt, wie wirk­lich weni­ge Geis­ter die­ses Ran­ges auf der Erde; aber was er im Grun­de genom­men wirk­lich äußer­lich geleis­tet hat, ist im Ver­hält­nis zu dem, was er gewollt hat, viel­fach unvoll­endet geblie­ben. Es hat eigent­lich kei­ner der ähn­li­chen Geis­ter so viel unvoll­endet gelas­sen wie gera­de Leo­nar­do da Vin­ci. Und die Fol­ge war, daß unge­heu­er vie­les ein­ge­gra­ben war durch Leo­nar­do da Vin­ci in die Mon­den­sphä­re. Es ist da so vie­les ein­ge­gra­ben, daß man bei man­chem sagen muß: Was da ein­ge­gra­ben ist, weiß man gar nicht ein­mal, wie es hät­te über­haupt auf der Erde zur Voll­kom­men­heit gedei­hen kön­nen. Wenn man das vie­le, heu­te noch von Leo­nar­do Her­rüh­ren­de, in die Mon­den­sphä­re Ein­ge­gra­be­ne betrach­tet, da hat man etwas, wie es in der Erden­sphä­re über­haupt nicht voll­zo­gen wer­den konnte. 


Das gan­ze fol­gen­de Zeit­al­ter steht unter dem Ein­fluß Leo­nar­do da Vin­cis. Und da zeigt es sich nun, daß es die ein­ge­gra­be­nen Unvoll­kom­men­hei­ten sind, die nun inspi­rie­rend gewirkt haben in die See­len der Nach­fol­ger. Für ein fol­gen­des Zeit­al­ter sind die Unvoll­kom­men­hei­ten des vor­her­ge­hen­den noch wich­ti­ger als die Voll­kom­men­hei­ten. Und des­halb erscheint es einem unge­heu­er weis­heits­voll ein­ge­gra­ben, daß das in der Nähe der Erde ver­bleibt und hier kom­men wir dann zu dem Punkt, wo in einer gewis­sen Wei­se der Satz ver­stan­den wer­den kann: daß Voll­kom­men­heit für die ver­schie­dens­ten Epo­chen das Ende der Evo­lu­ti­on, einer Evo­lu­ti­ons­strö­mung bedeu­tet; Unvoll­kom­men­heit aber unter Umstän­den den Anfang einer Evo­lu­ti­ons­strö­mung. Und für das, was in dem Sin­ne das Unvoll­kom­me­ne ist, müs­sen die Men­schen eigent­lich den Göt­tern beson­ders dank­bar sein. 


Alles Wis­sen, alle Erkennt­nis, die zu den Erfah­run­gen durch die Sin­ne gehö­ren, zu den tech­ni­schen Din­gen, zu dem geschäft­li­chen und indus­tri­el­len Leben der Mensch­heit, wirkt so, wenn es in die Aka­sha-Sub­stanz ein­ge­schrie­ben wird, daß die Aka­sha-Sub­stanz die­ses Kon­glo­me­rat von Ideen und Begrif­fen wie­der aus­stößt, mit ande­ren Wor­ten, sie wer­den aus­ge­löscht. Wenn man das mit den Augen eines Sehers betrach­tet, so kann man beob­ach­ten, daß ein Streit statt­fin­det in der Aka­sha-Sub­stanz zwi­schen den Ein­drü­cken, die durch mensch­li­che okkul­te Wis­sen­schaft da hin­ein gemacht wer­den und die ewig sind, und zwi­schen den­je­ni­gen, die auf Sin­nes­er­geb­nis­sen beru­hen, die nur vor­über­ge­hend sind. 

Die­ser Streit ent­steht aus dem Umstand, daß der Mensch, als er zuerst anfing die Erde zu bewoh­nen als Mensch – das heißt in der uralten lemu­ri­schen Epo­che –, schon damals durch hohe geis­ti­ge Wesen­hei­ten dazu bestimmt war, Geis­tes­wis­sen­schaft zu erwer­ben. Aber durch das Ein­grei­fen der luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten, lenk­te der Mensch sei­ne Gedan­ken­kraft und ande­re See­len­kräf­te ab auf das Stu­di­um sol­cher Din­ge, die nur der phy­si­schen Welt angehören.


Wodurch kann jemand im Zustan­de der Initia­ti­on durch sei­ne Gedan­ken­kraft etwas wahr­neh­men? Dadurch, daß er mit sei­nen Denk­kräf­ten, die er aus­sen­det, auf­trifft auf das, was er zum Bei­spiel ges­tern gedacht hat. Das, was er ges­tern gedacht hat, bleibt in der Aka­sha-Chro­nik ein­ge­schrie­ben, und das, was heu­te sei­ne Denk­kraft ent­wi­ckelt, spie­gelt sich in dem ges­tern Gedach­ten (des­halb die gro­ße Bedeu­tung durch Medi­ta­ti­on und Kon­zen­tra­ti­on die Gedan­ken zu ver­dich­ten). Da wird gleich­sam der Gedan­ke, der sonst flüch­tig bleibt, in dem Men­schen so ver­dich­tet, so ver­stärkt, daß der Mensch dazu kom­men kann, daß sich die Denk­kraft spie­gelt an den vor­her ver­stärkt gemach­ten, ver­dich­te­ten Gedanken. 

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Alko­hol

Alko­hol

GA 266a, S. 415

Der Alko­hol war frü­her – in der atlan­ti­schen Zeit – nicht auf Erden; er kam spä­ter, um den Men­schen zu ihrer Indi­vi­dua­li­sie­rung zu ver­hel­fen. Er schließt den Men­schen von sei­nen höhe­ren Fähig­kei­ten ab und macht ihn selbstverschlossen. 

Daher der Gebrauch des Alko­hols in den dio­ny­si­schen Mys­te­ri­en. Heu­te aber hat jeder Mensch in den zivi­li­sier­ten Län­dern die­se Stu­fe schon erreicht, und der Alko­hol ist heu­te nur ein Übel. Durch den Gebrauch ver­liert man die Fähig­keit, sich ande­ren anzu­pas­sen und sie zu begrei­fen. Beson­ders dem Eso­te­ri­ker scha­det der Alko­hol, da er alle ent­wi­ckel­ten höhe­ren Kräf­te ver­wan­delt in Kräf­te des per­sön­li­chen Ich und die­ses immer wie­der in sich ver­schließt und gleich­sam durch die bei­den ent­ge­gen­ge­setz­ten Strö­mun­gen – der höhe­ren und der nie­de­ren Ich­kräf­te – den Ast­ral­leib auseinanderreißt. 

Durch das Kom­men des Chris­tus auf die Erde ist das­je­ni­ge Prin­zip gebracht wor­den, wodurch ein jeder sei­ne Indi­vi­dua­li­sie­rung bewußt errei­chen kann. Dar­um sagt der Chris­tus Jesus: Ich bin der wah­re Weinstock.


Indem man Alko­hol gebraucht, berei­tet man einen Nähr­bo­den für zahl­rei­che Scha­ren geis­ti­ger Wesen­hei­ten, so wie ein schlecht gerei­nig­tes Zim­mer von sel­ber vol­ler Flie­gen gerät.

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Archai – Zeit­geis­ter, wel­che die Zeit regeln.

Archai

Durch das Opfer, das die Geis­ter des Wil­lens, die Thro­ne den Che­ru­bim brin­gen (wäh­rend der Saturn­ent­wi­cke­lung), wird die Zeit gebo­ren. – Aber die Zeit ist jetzt nicht jene abs­trak­te Zeit, von der wir gewöhn­lich spre­chen, son­dern sie ist selb­stän­di­ge Wesen­heit. Die Zeit beginnt mit dem, was da zunächst als Zeit­we­sen­hei­ten gebo­ren wird, die nichts ande­res sind als lau­ter Zeit; das sind die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, die wir dann als Archai in der Hier­ar­chie der geis­ti­gen Wesen­hei­ten ken­nen­ler­nen. Im Saturn­da­sein sind sie nur Zeit. Bei uns (in der Erd­ent­wi­cke­lung) haben wir sie auch beschrie­ben als Zeit­geis­ter, als Geis­ter, wel­che die Zeit regeln. 


Die Zeit­geis­ter sind die wirk­li­che alte Zeit, und sie sind die Kin­der der Thro­ne mit den Cherubim. 


Die Archai haben auf dem Saturn gelebt in dem, was heu­te unser phy­si­scher Leib ist, auf der Son­ne in dem, was heu­te unser Äther­leib ist, auf dem Mon­de in dem, was heu­te Ast­ral­leib ist. Seit der Mit­te der atlan­ti­schen Zeit haben sie begon­nen zu leben in dem, was die Men­schen aus ihrem Ich als ein Höhe­res her­vor­brin­gen kön­nen: Den­knot­wen­dig­keit ist das ers­te, Wohl­ge­fal­len­Miß­fal­len ist das zwei­te, das drit­te ist die Art, wie Sie sich gedrängt füh­len zu han­deln unter den Ein­flüs­sen von Ver­hält­nis­sen – auch das ist nicht kar­misch bedingt, son­dern von Ihrem Ver­hält­nis zur Sache. Je mehr der Mensch an Gedan­ken­in­halt, Gedan­ken­reich­tum ent­wi­ckelt, je mehr er ver­sucht, sein ästhe­ti­sches Urteil zu ver­fei­nern, sei­ne Pflicht zu erfül­len über das, was Kar­ma ergibt, hin­aus, des­to mehr Nah­rung haben die Archai. 


Eben­so, wie wir uns als Men­schen mit unse­ren Maschi­nen auf der Erde befas­sen oder mit Essen und Trin­ken, so beschäf­ti­gen sich Ange­loiArch­an­ge­loi und Archai mit einem Gewe­be, das aus unse­ren Gedan­ken gefloch­ten, gespon­nen, gebil­det wird. Es ist also nur die uns zuge­wen­de­te Sei­te der Gedan­ken­tä­tig­keit, von der wir wis­sen. Es gibt dazu eine uns abge­wen­de­te Sei­te, und die­se sieht sich für das geis­ti­ge Anschau­en so an, daß wir sehen: Wäh­rend wir da unse­re Gedan­ken in unse­rem Innern haben, beschäf­ti­gen sich von außen her die genann­ten geis­ti­gen Wesen­hei­ten mit unse­ren Gedan­ken. Unser Denk­vor­gang ist wahr­haf­tig nicht etwas Unnö­ti­ges in der Welt, unser Denk­vor­gang ist nicht etwas bloß für uns, unser Denk­vor­gang steht drin­nen in der gan­zen Wel­ten­ent­wi­cke­lung und trägt bei, daß Neu­es immer­fort ein­ver­wo­ben wird der Weltentwickelung.


Was für uns Holz und Eisen der Erde ist, wenn wir es zu Maschi­nen ver­ar­bei­ten, das sind unse­re Äther­lei­ber für die Ange­loi, Arch­an­ge­loi, Archai; dar­an arbei­ten sie. Sie arbei­ten aus die­sem Äther­leib her­aus das, was in der geis­ti­gen Welt gebraucht wird. Dem Kos­mos wird das Gewe­be unse­res Äther­lei­bes (ein­ge­fügt), das im wesent­li­chen zustan­de gekom­men ist durch die Art, wie wir gedacht haben im Leben. Wir leben als Mensch nicht bloß für uns, wir leben als Mensch für den gan­zen Kosmos. 


(Daher muß uns als Ide­al vor­schwe­ben): Wenn ich den­ke, den­ke ich nicht um mich zu befrie­di­gen, son­dern ich den­ke, damit sich dar­aus Nah­rung schöp­fen die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, die Archai. Ich lege dar auf dem Opfer­al­tar der Archai mei­ne bes­ten, mei­ne schöns­ten Gedan­ken, und was ich füh­le, füh­le ich nicht aus einem Ego­is­mus her­aus, son­dern ich füh­le, weil es Nah­rung sein soll für die Geis­ter der Per­sön­lich­keit. Und was ich als Tugen­den aus­üben kann, ich übe es nicht aus, um als das oder jenes zu gel­ten, son­dern um Opfer dar­zu­brin­gen, Nah­rung zu schaf­fen für die Geis­ter der Persönlichkeit. 


Den Archai kommt auf dem Saturn ein Bewußt­sein zu, das dem gegen­wär­ti­gen mensch­li­chen Erden­be­wußt­sein ähn­lich ist. Sie bewoh­nen den geform­ten mensch­li­chen Stoff­leib als «See­le» in einer ähn­li­chen Art, wie heu­te die Men­schen­see­le ihren Leib bewohnt. Sie pflan­zen dem Leib eine Art von Sin­nes­or­ga­nen ein, wel­che der Keim sind zu den Sin­nes­or­ga­nen, die sich spä­ter wäh­rend der Erd­ent­wi­cke­lung an dem Men­schen­kör­per ent­wi­ckeln. Die Archai kön­nen die Bil­der der «Sin­nes­kei­me» durch ihre eige­ne See­le so bear­bei­ten, daß sie mit ihrer Hil­fe äuße­re Gegen­stän­de so wahr­neh­men kön­nen, wie dies der Mensch wäh­rend sei­ner Erd­ent­wi­cke­lung tut. Indem sie am Men­schen­lei­be arbei­ten, machen die Archai ihre eige­ne «Mensch­heits­stu­fe» durch. Sie sind somit von der Mit­te des 4. bis zur Mit­te des 5. Saturn­kreis­lau­fes Menschen. 


Die­se Geis­ter pflan­zen also dem Men­schen­leib die Selbst­heit, den Ego­is­mus ein. Sie haben auch in fol­gen­den Kreis­läu­fen noch wich­ti­ge Arbeit am Men­schen zu leis­ten, die immer im Sin­ne der Ein­imp­fung der Selbst­heit wirkt. Ihren Wir­kun­gen sind eben­so die Aus­ar­tun­gen der Selbst­heit in Selbst­sucht zuzu­schrei­ben, wie sie ander­seits die Urhe­ber aller Selb­stän­dig­keit des Men­schen sind. Ohne sie wäre der­sel­be nie eine in sich abge­schlos­se­ne Wesen­heit, eine «Per­sön­lich­keit» geworden. 


Die Wesen, die den Saturn bewoh­nen, die wir mit dem heu­ti­gen Erden­men­schen in sei­nem Ver­hält­nis zur Erde ver­glei­chen kön­nen, bestan­den aus dem Ich, dem Geist­selbst, dem Manas, Lebens­geist oder Bud­dhi, dem Geis­tes­men­schen oder Atma, dem Hei­li­gen Geist, dem Wort oder dem Sohn, und dem Vater. Die letz­ten drei Glie­der wer­den auch die drei Logoi genannt. 

Die theo­so­phi­sche Spra­che nennt die Archai auch Asu­ras. Sie sind die­je­ni­gen, die von Anfang an die­ser phy­si­schen Anla­ge des Men­schen­lei­bes ein­ge­pflanzt haben die Selb­stän­dig­keit, das Ich-Bewußt­sein und das Ich-Gefühl. Sie könn­ten Ihr Auge gar nicht im Diens­te des Ich ver­wen­den, wenn Ihre Anla­ge damals nicht schon so vor­be­rei­tet wor­den wäre, daß Sie sie in den Dienst des Ich stel­len konn­ten. Die­se Geis­ter haben uns gege­ben, was das Wei­ses­te ist, wenn es rich­tig aus­ge­bil­det wird. Aber alles Höchs­te wird in sein Gegen­teil ver­kehrt, wirkt am schäd­lichs­ten und ver­derb­lichs­ten, wenn es nicht rich­tig aus­ge­bil­det wird. Nie­mals könn­te der Mensch jene hohe Stu­fe errei­chen, die wir als die selb­stän­di­ge Men­schen­wür­de bezeich­nen, wenn nicht die­se Geis­ter ihm das Ich-Gefühl ein­ge­pflanzt hätten.

Immer hat es auch Wesen gege­ben, wel­che die böse Bahn ein­ge­schla­gen haben. Wir tra­gen in uns die Wir­kun­gen jener Geis­ter des Ich, die den guten Weg ein­ge­schla­gen haben, in dem Stre­ben nach Frei­heit und Men­schen­wür­de, und wir tra­gen den Keim des Bösen in uns, weil fort­ge­wirkt haben die damals abge­fal­le­nen Wesen­hei­ten. Die­sen Gegen­satz hat man immer empfunden. 

Das Chris­ten­tum selbst unter­schei­det zwi­schen dem Vater­gott, den das Chris­ten­tum ansieht als den höchst­ge­stie­ge­nen Geist des Saturn (sie­he: Satur­na­dept), und sein Wider­sa­cher, dem Geist aller bösen Iche und alles radi­kal Unmo­ra­li­schen, der damals auf dem Saturn abge­fal­len ist. Das sind die bei­den Reprä­sen­tan­ten des Saturn. 


In der Mit­te des 4. Son­nen­kreis­lau­fes haben sich die Archai zur Stu­fe des psy­chi­schen Bewußt­seins erho­ben, das der Mensch als bewuß­tes Bil­der­be­wußt­sein erst auf dem Jupi­ter ent­wi­ckeln wird. Sie kom­men dadurch in die Lage, bewußt von der Astral­welt (sie­he: Astral­plan) aus zu wir­ken. Nun kann von der Astral­welt aus der Äther­leib eines Wesens beein­flußt wer­den. Die Archai taten das in bezug auf den Äther­leib des Menschen. 

Sie pflanz­ten ihm jetzt den Geist der Selbst­heit, der Selb­stän­dig­keit und Selbst­sucht ein, wie sie das vor­her, auf dem Saturn, mit dem phy­si­schen Lei­be getan haben. Man sieht also, daß der Ego­is­mus stu­fen­wei­se durch die Archai allen Glie­dern der mensch­li­chen Wesen­heit ein­ge­pflanzt wird. 


Von der Mit­te des 4. Mon­den­kreis­lau­fes an begin­nen die Archai mit dem, was dann im 5. Mon­den­zeit­al­ter ihre Haupt­auf­ga­be ist: sie imp­fen dem Ast­ral­leib die Selbst­heit ein. 


Die Urbe­gin­ne, die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, die Archai, man fin­det sie (in der Erd­ent­wi­cke­lung) über­haupt nur, wenn man sich zurück­ver­setzt in die Mit­te der lemu­ri­schen Zeit, wo die Erde an einem Anfan­ge des phy­si­schen Wer­den ist. Da fin­det man sie in ihrer eige­nen Selbstig­keit. Wenn man in der Gleich­zei­tig­keit bleibt kann man sie nicht fin­den. Das gan­ze Ver­hält­nis der See­le zu der Zeit muß ein ande­res wer­den, wenn man in die geis­ti­ge Welt erken­nend ein­drin­gen will. 


Es sind eine Anzahl sol­cher Archai, die als Zeit­geis­ter wir­ken. In jedem Zeit­al­ter wirkt vor­zugs­wei­se einer und gibt die­sem Zeit­al­ter sei­ne Gesamt­si­gna­tur. Dann wird er abge­löst in der kom­men­den Epo­che von einem ande­ren Zeit­geis­te. Wenn eine gewis­se Anzahl von Epo­chen vor­über­ge­gan­gen ist, dann ist ein Zeit­geist durch die Wei­ter­ent­wi­cke­lung hindurchgegangen. 

Dann kommt der­je­ni­ge, der am längs­ten nicht dar­an gewe­sen ist, wie­der an die Rei­he, so daß der­sel­be in einer spä­te­ren Epo­che, wäh­rend die ande­ren dann ihre eige­ne Ent­wi­cke­lung durch­ma­chen, als Geist der Epo­che wie­der­kommt und für die fort­ge­schrit­te­ne Mensch­heit das, was er sel­ber für sei­ne höhe­re Mis­si­on erwor­ben hat, intui­tie­rend der Mensch­heit ein­flößt. Wegen die­ser Eigen­schaft der Archai, daß sie gleich­sam Krei­se beschrei­ben und wie­der zu ihrem Aus­gangs­punk­te zurück­kom­men, daß sie Zyklen beschrei­ben, wegen die­ser Eigen­schaft, wer­den sie auch «Geis­ter der Umlaufs­zei­ten» genannt. Es sind damit gemeint jene Umlaufs­zei­ten, die der Mensch sel­ber durch­zu­ma­chen hat, indem er von Epo­che zu Epo­che in gewis­ser Wei­se zurück­kehrt zu frü­he­ren Zustän­den und sie in höhe­rer Form wiederholt. 


Nur in Feu­er­flam­men kön­nen Sie den phy­si­schen Leib der Archai wahr­neh­men, alles ande­re ist oben in der geis­ti­gen Welt. Wenn jemand hell­se­he­risch den Blick hin­auf­rich­tet zur Venus, um da dro­ben die Ver­samm­lung der Geis­ter der Per­sön­lich­keit zu beob­ach­ten, und dann den Blitz­strahl durch die Wol­ken zucken sieht, da sieht er in die­sem Blitz­strahl sich spie­geln die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, denn da drin­nen haben sie ihren Leib. 


In dem, was man als Wär­me emp­fin­det, haben wir die Ver­leib­li­chung der Archai. In dem Men­schen sind nicht nur die vier Ele­men­te gemischt, son­dern durch­aus auch unter­ein­an­der gemischt die­je­ni­gen Wesen­hei­ten, (die sich in die­sen Ele­men­ten ver­leib­li­chen); die­se fül­len sei­nen Leib gewis­ser­ma­ßen eben­so aus wie das Mate­ri­el­le, sie zie­hen in den phy­si­schen Leib des Men­schen ein und aus. 


Als unbe­wuß­tes Selbst­er­leb­nis sind in uns die Wil­len geben­den Archai. 


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Arch­an­ge­loi – Engel des Anfangs

Arch­an­ge­loi

Die Arch­an­ge­loi hei­ßen «Engel des Anfangs» (Sie wer­den auch «Söh­ne des Feu­ers» genannt). Sie sind immer an den Anfän­gen von Zeit­räu­men, sagen wir, wo Völ­ker ent­ste­hen, wo Völ­ker zum ers­ten Mal in die Welt­ge­schich­te ein­tre­ten. Da sind sie mit ihrem vol­len Bewußt­sein, mit ihrem eige­nen Selbst vor­han­den. Das bleibt in der übri­gen Zeit vor­han­den in den Wir­kun­gen, die in die Zeit hin­e­inflie­ßen. Und will man sie fin­den, so darf man nicht bloß in der Gleich­zei­tig­keit blei­ben, son­dern man muß aus ihr her­aus­ge­hen, muß die Zeit­an­fän­ge auf­su­chen. Nie­mand also, der als See­le nur leben kann, sagen wir, im Okto­ber 1914, ist imstan­de, etwa alle Arch­an­ge­loi zu fin­den – viel­leicht nicht ein­mal einen –, wohl aber der­je­ni­ge, der imstan­de ist, sich mit sei­ner See­len­we­sen­heit zurück­zu­ver­set­zen in ande­re Zeit­räu­me so, daß die­se ande­ren Zeit­räu­me für ihn unmit­tel­bar erleb­bar wer­den, so daß er sel­ber lebt in ande­ren Zeiträumen. 



Sich ver­set­zen in das Bewußt­sein der Arch­an­ge­loi ist, wenn man weiß: Dei­ne See­le wird getra­gen von den Arch­an­ge­loi in die­se oder jene Zeit. 


In dem Augen­blick, in dem man erken­nen lernt, wie rea­le Wir­kun­gen von Stär­ke, von Kraft in uns hin­ein­kom­men (beim mys­ti­schen Fort­schrit­te), in dem Augen­blick sind wir in der Welt der Arch­an­ge­loi darinnen. 


Für die Arch­an­ge­loi ist die Pflan­zen­welt nicht mehr wahr­nehm­bar. Ihre Wahr­neh­mung beginnt erst mit der Tier­heit. Sie ist ihr unters­tes Reich; dann kom­men die Men­schen, dann die Ange­loi, dann ihr eige­nes Reich. Das sind die 4 Rei­che der Arch­an­ge­loi. Unse­re Vor­fah­ren emp­fan­den in den Tie­ren die Taten der Arch­an­ge­loi. Des­we­gen wid­me­ten die alten Völ­ker bestimm­ten Tie­ren eine gewis­se Ver­eh­rung, zum Bei­spiel die Ägyp­ter. Wäh­rend die Ange­loi ein­zel­ne Men­schen len­ken und lei­ten durch die Inkar­na­tio­nen hin­durch, len­ken die Arch­an­ge­loi das Leben gan­zer Grup­pen, gan­zer Völ­ker. Für die­sen Volks­geist ist das gan­ze Volk so, wie für den Men­schen­geist ein Men­schen­leib. Und weil das Leben gan­zer Völ­ker­grup­pen tief zusam­men­hängt mit dem Leben gewis­ser Tier­grup­pen, haben die Ägyp­ter emp­fun­den, daß die Gott­heit ihnen gewis­se Tie­re zuge­stellt hat. Dar­in haben sie die Taten des Volks­geis­tes mit Recht gese­hen. Sie bete­ten die Kraft des Volks­geis­tes an, der ihnen das Tier zuge­stellt hat. 


Die Arch­an­ge­loi kön­nen das bereits, was der Mensch ein­mal kön­nen wird, näm­lich was man nen­nen kann «sei­nen äthe­ri­schen und sei­nen phy­si­schen Leib von außen diri­gie­ren», die aber außer­dem auch noch arbei­ten kön­nen an ihrem eige­nen Äther­lei­be. Bil­den Sie sich als Idee den Begriff von Wesen­hei­ten, die sozu­sa­gen im Umkreis unse­rer Erde wir­ken, die in der geis­ti­gen Atmo­sphä­re unse­rer Erde ent­hal­ten sind mit ihrem Ich, die von die­sem ihrem Ich aus schon umge­wan­delt haben ihren astra­li­schen Leib, so daß sie ein voll­ent­wi­ckel­tes Geist­selbst oder Manas besit­zen, die aber jetzt mit die­sem voll­ent­wi­ckel­ten Manas wei­ter­wir­ken auf unse­rer Erde und her­ein­ar­bei­ten in die Men­schen, indem sie unse­ren Äther­leib umge­stal­ten; Wesen­hei­ten, die auf der Stu­fe ste­hen, auf wel­cher sie den Äther­leib zu Bud­dhi oder Lebens­geist umge­stal­ten. Wenn Sie sich sol­che Wesen­hei­ten den­ken, dann haben Sie den Begriff, was man die diri­gie­ren­den Volks­geis­ter der Erde nennt. 


Es leben in dem, was wir als das Luft­ele­ment ken­nen und vor­zugs­wei­se in unse­rer Luft die Arch­an­ge­loi. Der hell­se­he­ri­sche Blick nimmt die Ver­leib­li­chung des­sen wahr, was wir die Arch­an­ge­loi nen­nen, in jenem Was­ser, das unse­re Luft, wie ein Was­ser­dampf durch­dringt, das flüch­tig ist, in ein­zel­ne Ato­me zer­stie­bend. Und in dem, was man als Wär­me emp­fin­det, haben wir die Ver­leib­li­chung der Archai. (Die Ange­loi haben ihren Leib im Was­ser). Der Mensch ist zusam­men­ge­fügt aus den vier Ele­men­ten : Erde, Was­ser, Luft und Feu­er, und zwar so, daß in dem Men­schen nicht nur die vier Ele­men­te gemischt sind, son­dern durch­aus unter­ein­an­der gemischt Archai, Arch­an­ge­loi und Ange­loi; sie fül­len sei­nen Leib gewis­ser­ma­ßen eben­so aus wie das Mate­ri­el­le, sie zie­hen in den phy­si­schen Leib des Men­schen ein und aus. 


Die Arch­an­ge­loi haben den astra­li­schen Leib gar nicht ver­bun­den mit phy­si­schem Leib und Äther­leib. Das haben sie sozu­sa­gen getrennt, und alle höhe­ren Prin­zi­pi­en (sie­he: Wesens­glie­der) sind jetzt in einer höhe­ren Welt. So daß wir von den Arch­an­ge­loi das voll­stän­di­ge Bild nur haben, wenn wir an zwei ver­schie­de­nen Orten suchen. Da ist nicht wie beim Men­schen, alles in einer ein­zi­gen Wesen­heit ver­ei­nigt; da ist gleich­sam oben das Geis­ti­ge und unten spie­gelt sich das Geistige. 


Wenn wir Erkennt­nis des Drin­nen­ste­hens in der gan­zen zivi­li­sier­ten Welt in uns ent­wi­ckeln, dann ent­wi­ckeln wir in uns auch das Zeug, zu Emp­fin­dun­gen zu kom­men, durch die wir über die Sphä­re der Ange­loi hin­auf­kom­men. Es wird ein­fach unser Inter­es­sen­kreis so erwei­tert, daß wir Begrif­fen geneigt gemacht wer­den, die in die Sphä­re der Arch­an­ge­loi hinaufgehen. 


Gehen wir zu der Gren­ze zwi­schen Ver­stan­des­see­le und Emp­fin­dungs­see­le da grei­fen die Arch­an­ge­loi ein. Sie sind es, die den Wil­len in uns rege machen, die den Gedan­ken zum Wil­len durchkraften. 


Als unbe­wuß­tes Selbst­er­leb­nis, kann man sagen, sind in uns die Wil­len geben­den Archai, die Gefüh­le geben­den Arch­an­ge­loi und die Den­ken geben­den Ange­loi. Und das alles strebt und webt in das Ich hin­ein und wird zuletzt zu dem, was der Mensch eben sein inne­res See­len­le­ben nennt. 


Den äthe­ri­schen Leib dür­fen wir durch­aus nicht als unser völ­li­ges Eigen­tum anspre­chen, son­dern gera­de­so wie die phy­si­sche Form eigent­lich dem Reich der Archai ange­hört, so sind wir in bezug auf unse­ren äthe­ri­schen Leib ein­ge­klei­det in eine Aus­stül­pung des Rei­ches der Arch­an­ge­loi. So daß wir sagen kön­nen: Wenn wir durch des Todes Pfor­te gehen, behal­ten wir noch kur­ze Zeit (eini­ge Tage) die­sen äthe­ri­schen Leib. Wir wis­sen, daß er sich dann auf­löst, aber sei­ne Auf­lö­sung bedeu­tet nicht, daß er ins Nichts ver­schwin­det, son­dern er geht zurück ins Reich der Arch­an­ge­loi. Die machen wie­der­um Anspruch auf ihn; die sen­ken gleich­sam einen Teil ihres Wesens nach dem irdi­schen Men­schen­reich hin und kon­sti­tu­ie­ren dadurch den mensch­li­chen Äther­leib Zeit sei­nes Lebens. Wir kön­nen also sagen: Aus dem mensch­li­chen Äther­leib geht etwas über in das Reich der Archangeloi. 


Bei dem all­mäh­li­chen Erle­ben des Äthe­ri­schen wer­den wir mit dem bekannt, was in unse­rem Hir­n­ät­her­leib tätig ist als Arch­an­ge­loi. Man erlebt sie schat­ten­haft in ihren Tätigkeiten. 


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Ast­ral­leib – Der Ast­ral­leib steht mit dem Mit­tel­punkt des Mon­des in Verbindung.

Ast­ral­leib

Das drit­te Glied der mensch­li­chen Wesen­heit nen­nen wir den Ast­ral­leib oder den Bewußtseinsleib. 


Eben­so wie wir in der phy­si­schen Welt durch unse­re Haut abge­grenzt und dadurch indi­vi­dua­li­siert sind, so sind wir auch in der all­ge­mei­nen astra­len Welt abge­schlos­sen. Wir sind inner­halb der­sel­ben als ein­zel­ne astra­le Wesen­hei­ten indi­vi­dua­li­siert und neh­men teil an die­ser astra­len Welt um uns herum.


Die all­ge­mei­ne Astral­ma­te­rie heißt Kama, das heißt Wunsch­ma­te­rie. Zu einem Lei­be geformt sagt man Astralleib. 


Das Deva­chan als Schat­ten in den Astral­raum gewor­fen, gibt uns den Astral­kör­per, der Astral­raum als Schat­ten in den Äther­raum gewor­fen, gibt uns den Äther­kör­per, und so weiter.


(Der Ast­ral­leib ist das­je­ni­ge) Glied der mensch­li­chen Wesen­heit, das sich gewis­ser­ma­ßen über die räum­li­chen sowohl wie die zeit­li­chen Zusam­men­hän­ge hin­weg­setzt, das in frei­er Wei­se die räum­li­chen und die zeit­li­chen Zusam­men­hän­ge braucht. Ich habe ver­sucht zu zei­gen, wie dies im Trau­me mit sei­nen Bil­dern zum Aus­dru­cke kommt, indem gezeigt wur­de, daß ja der Traum im wesent­li­chen von dem astra­li­schen Lei­be her­rührt, und daß der Traum das zeit­lich Aus­ein­an­der-ste­hen­de in sei­nen Bil­dern inein­an­der verwebt. 


Beim Men­schen ist der astra­li­sche Leib außer­or­dent­lich kom­pli­ziert, und man nimmt ihn wirk­lich so wahr als ein inne­res Musi­ka­li­sches, als ein wir­beln­des Leben, als ein weben­des Leben, als inne­re Reg­sam­keit und alles das, was, wenn ich mich so aus­drü­cken darf, gespür­te, emp­fun­de­ne Musik ist; wäh­rend man alles ande­re Astra­li­sche von außen radi­al ein­strö­mend fin­det. Und die­ses radi­al Ein­strö­men­de, das wird eben in die mensch­li­che astra­li­sche Form ver­wan­delt. Da kom­men kom­pli­zier­te Din­ge zum Vorschein. 


Der noch chao­ti­sche Astral­kör­per ist nur ein Teil des gro­ßen Wel­ten­as­tral­kör­pers, aus dem die Ster­ne gewor­den. Wie deren Voll­endung sich durch Rhyth­mus voll­zog und voll­zieht, so die mensch­li­che Voll­endung, indem der Mensch lernt, sich ganz und voll die­sem All hinzugeben. 


Was den leben­den zum emp­fin­den­den Orga­nis­mus macht, nennt der Geis­tes­for­scher, den Emp­fin­dungs­leib, oder den Ast­ral­leib. Die­ser Name «astral» der «ster­nen­glän­zend» bedeu­tet, rührt davon her, daß das über­sinn­lich sicht­ba­re Abbild des­sel­ben in der Aura erscheint, deren Leucht­kraft mit der­je­ni­gen der Ster­ne ver­gli­chen wor­den ist. Hier soll die­ser Teil des Men­schen der Emp­fin­dungs­leib, als das drit­te Glied der mensch­li­chen Wesen­heit (neben Äther­leib und phy­si­schem Leib), genannt wer­den. Inner­halb die­ses Emp­fin­dungs­lei­bes erscheint nun das Eigen­le­ben eines Menschen. 

Die­ses drückt sich aus in Lust und Unlust, Freu­de und Schmerz, in Nei­gun­gen und Abnei­gun­gen und so wei­ter. Mit einem gewis­sen Recht bezeich­net man alles, was dazu gehört, als Innen­le­ben eines Wesens. Was ich da als mich selbst der Außen­welt gegen­über­stel­le, was ein Leben in sich führt, ist die See­le. Und inso­fern die­se See­le die Emp­fin­dun­gen sich aneig­net, inso­fern sie Vor­gän­ge, die ihr von außen gege­ben wer­den, sich aneig­net und sie zum Eigen­le­ben umge­stal­tet, sei sie Emp­fin­dungs­see­le genannt.

Die­se füllt gleich­sam den Emp­fin­dungs­leib aus; alles, was er von außen auf­nimmt, ver­wan­delt sie in ein inne­res Erleb­nis. So bil­det sie mit dem Emp­fin­dungs­leib ein Gan­zes. Sie wird des­halb mit die­sem zusam­men, in den theo­so­phi­schen Schrif­ten, als Ast­ral­leib bezeich­net. Eine gründ­li­che Erkennt­nis wird aller­dings bei­de unter­schei­den müs­sen. In der Aura sind auch bei­de inso­fern zu unter­schei­den, als jeder Far­ben­ton des Astral­kör­pers unter zwei Ein­flüs­sen steht. Der eine wird davon abhän­gen, wie die Orga­ne des Men­schen gestal­tet sind, der ande­re davon, wie sei­ne See­le, nach ihrer inne­ren Natur, auf äuße­re Ein­drü­cke antwortet.


Bei den Ein­drü­cken, die der Mensch von außen emp­fängt, und bei den Gefüh­len, die er durch die­se Ein­drü­cke erlebt, bleibt er nicht ste­hen. Er ver­bin­det die­se Ein­drü­cke. Dadurch bil­den sich in sei­ner See­le Gesamt­bil­der des­sen, was er wahr­nimmt. Inner­halb der Emp­fin­dungs­see­le lebt die den­ken­de, die Ver­stan­des­see­le auf. Nur durch sie ent­steht aus dem, was die See­le durch Ein­flüs­se von außen erlebt, ein durch sie selbst gere­gel­tes Abbild die­ser Außenwelt. 


Es ist ein wesent­li­cher Unter­schied zwi­schen den Beschrei­bun­gen, bei denen die Ver­stan­des­see­le ledig­lich sich bei ihren Kom­bi­na­tio­nen über­läßt, und den Gedan­ken, bei denen sie sich den Geset­zen der Wahr­heit unter­wirft. Ein Gedan­ke, der dadurch eine über das Innen­le­ben hin­aus­ge­hen­de Bedeu­tung erhält, daß er von die­sen Geset­zen der Wahr­heit durch­drun­gen ist, darf erst als Wis­sen ange­se­hen werden.

Indem die Wahr­heit in die Ver­stan­des­see­le her­ein­leuch­tet, wird die­se zur Bewußt­seins­see­le. Aus die­sen drei Glie­dern der See­le ist nun die drei­glied­ri­ge Aura zu begrei­fen (sie­he: Aura).


Wäh­rend die Erde in dem alten Mond­zu­stand war – etwas wie eine vor­her­ge­hen­de Ver­kör­pe­rung unse­rer Erde –, da umschweb­ten die Geis­ter der Bewe­gung, Dyna­mis, die­sen alten Mond und lie­ßen ein­strö­men in das, was der Mensch her­über­brach­te aus noch frü­he­ren Zustän­den (Son­ne, Saturn), ihre eige­ne Substanz. 

So daß das, was der Mensch als astra­li­scher Leib bekam, der für ihn neu war, denn er hat­te damals nur phy­si­schen Leib und äthe­ri­schen Leib, her­stammt von den Dyna­mis, den Geis­tern der Bewegung. 


In der drit­ten Mon­den­pe­ri­ode – eigent­lich beginnt der Vor­gang schon um die Mit­te der zwei­ten – strö­men die Geis­ter der Bewe­gung das Astra­le aus ihrer eige­nen Natur in den Men­schen­leib hin­ein. Wäh­rend des vier­ten Kreis­lau­fes – von der Mit­te des drit­ten an – bil­den die Geis­ter der Form, die Exus­i­ai die­sen astra­len Leib so aus, daß sei­ne Gestalt, sei­ne gan­ze Orga­ni­sa­ti­on inner­li­che Vor­gän­ge ent­wi­ckeln kann. Die­se Vor­gän­ge tra­gen den Cha­rak­ter des­sen, was man gegen­wär­tig bei Tier und Mensch TriebBegier­de – oder die Wunsch­na­tur – nennt. 

Von der Mit­te des vier­ten Mon­den­kreis­lau­fes an begin­nen die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, die Archai mit dem, was dann im fünf­ten Mon­den­zeit­al­ter ihre Haupt­auf­ga­be ist: sie imp­fen dem Ast­ral­leib die Selbst­heit ein, wie sie das in den vor­her­ge­hen­den Welt­al­tern bezüg­lich des phy­si­schen und des Äther­lei­bes getan haben. 


Der Ast­ral­leib steht mit dem Mit­tel­punkt des Mon­des in Verbindung. 


Wenn Sie an das Astra­le des Men­schen gehen, müs­sen Sie sich vor­stel­len, daß das eigent­lich aus dem Raum­lo­sen kommt; es nimmt nur die Gestalt des räum­li­chen Wir­kens an. 


Den Ast­ral­leib hat der Mensch nicht nur wie sei­nen äthe­ri­schen und phy­si­schen Leib zwi­schen Geburt und Tod, son­dern den nimmt er mit, wenn er durch die Pfor­te des Todes schrei­tet; und er hat­te ihn auch schon bevor er durch die Geburt ins Dasein trat. 


Wenn der Mensch im Deva­chan all sei­ne Ver­an­la­gun­gen zu Talen­ten und Fähig­kei­ten umge­wan­delt hat, dann fühlt das Ich wie­der eine Anzie­hung zur phy­si­schen Erde, strebt danach, wie­der her­un­ter­zu­stei­gen auf die Erde zu einer phy­si­schen Ver­kör­pe­rung. Zuerst umgibt sich das Ich (und der Extrakt des frü­he­ren Ast­ral­lei­bes) mit einem Ast­ral­leib. Das geht so vor sich, daß es alles Astra­le an sich her­an­zieht: es ist wie ein Zusam­men­schie­ßen. Es ist, als ob Sie zu Eisen­feil­spä­nen einen Magne­ten hal­ten: wie sich da die Eisen­feil­spä­ne in bestimm­ten Figu­ren anzie­hen, so zieht das Ich das Astra­le an sich. Es hat aber Ein­drü­cke erhal­ten von all den Erleb­nis­sen, die es gehabt hat beim Durch­gang durch das See­len- und Geis­ter­land, und alles das bil­det die Grund­kräf­te, die mit­wir­ken beim Auf­bau des neu­en Ast­ral­lei­bes. So nimmt also die­ser neue Ast­ral­leib alles mit, was der Mensch in frü­he­ren Leben und im Kama­lo­ka durch­ge­macht hat. Alle Ein­drü­cke, die er da gehabt hat, wir­ken bestim­mend auf sei­ne Ein­glie­de­rung in sei­nen neu­en Ast­ral­leib. Der Ast­ral­leib ist ledig­lich durch die eige­nen Anzie­hungs­kräf­te gebil­det wor­den. Vor der Emp­fäng­nis ist der Mensch nur mit die­sem Ast­ral­leib umkleidet.


Der Ast­ral­leib ist ein Bil­der­leib, der aus sich her­aus die Kräf­te der Begeh­rung und Bewe­gung anfacht.


Der Ast­ral­leib ist der Trä­ger von Lust und Leid, von Freu­de und Schmerz, von allen auf- und abwo­gen­den inne­ren See­l­en­er­leb­nis­sen des Tages; aber er kann sie nicht durch sich sel­ber, so wie der Mensch heu­te ist, wahr­neh­men. Damit er und das Ich wahr­neh­men kön­nen ihre eige­nen Erleb­nis­se, sind sie dar­auf ange­wie­sen, daß sich die­se inne­ren Erleb­nis­se äußer­lich spie­geln; und spie­geln kön­nen sie sich nur, wenn des Mor­gens beim Auf­wa­chen das Ich mit dem Ast­ral­leib unter­taucht in den Äther- und phy­si­schen Leib. Da wirkt für alles das, was der Mensch inner­lich erlebt, der phy­si­sche, aber nament­lich der Äther­leib wie ein Spie­gel, der zurück­wirft, was wir im Inne­ren erleben. 


Der astra­li­sche Leib ent­hält das­je­ni­ge, was unse­ren Emp­fin­dun­gen, unse­rer gan­zen Tem­pe­ra­ments­an­la­ge sich ein­prägt, das­je­ni­ge, was uns den See­len­cha­rak­ter gibt. Und in die­ses wir­ken her­ein in der Zei­ten­fol­ge ele­men­ta­ri­sche Wesen­hei­ten, Wesen­hei­ten, die von den Vor­fah­ren zu den Nach­kom­men hin­tra­gen die Kräf­te, so daß die­se Nach­kom­men in einer gewis­sen Wei­se werden. 


Durch Ihren Ast­ral­leib hän­gen Sie zusam­men mit dem geschicht­li­chen Wer­den der Mensch­heit. In das geschicht­li­che Leben der Mensch­heit wir­ken her­ein die Wesen der 3. Hier­ar­chie (ArchaiArch­an­ge­loiAnge­loi), die das geschicht­li­che Leben der Men­schen machen.


In einem Teil des Ast­ral­lei­bes hängt man mit einer Grup­pen­see­le zusam­men. Der phy­si­sche Leib gehört einem jeden Men­schen allein; der Ast­ral­leib gehört aber schon zu einer Grup­pe. Was der Mensch noch nicht kann, das tut heu­te der Deva (Ange­los).


Das (Nerven-)Rückenmarksystem hat die innigs­ten und pri­märs­ten Beziehun-gen zu unse­rem Ast­ral­leib. Und inni­ger als wäh­rend des Tag­wa­chens sind die Bezie­hun­gen zwi­schen dem astra­li­schen Leib und den Rücken­marks­ner­ven im Schlafzustande.


Das­je­ni­ge, was aus einer ästhe­ti­schen Sphä­re kommt (zum Bei­spiel durch Kunst­genuß), wirkt nun unmit­tel­bar auf den astra­li­schen Leib. Und es wirkt so, daß jenes eigen­tüm­li­che Spiel ent­steht zwi­schen dem astra­li­schen Leib, der inten­siv ver­bun­den ist mit aller Reg­sam­keit, sei es Nerven‑, sei es Mus­kel­reg­sam­keit des Lei­bes, und dem astra­li­schen Leib, der weni­ger inten­siv mit der Mus­kel- und Ner­ven­reg­sam­keit des Kop­fes ver­bun­den ist. 

Der astra­li­sche Leib steht eben in einem ande­ren Ver­hält­nis zum Kop­fe als zum übri­gen Leib. Dadurch hat der Mensch die­se zwei Astra­li­tä­ten: eine gewis­ser­ma­ßen freie­re Astra­li­tät im Kopf­teil, und eine an die phy­si­schen Vor­gän­ge gebun­de­ne Astra­li­tät im übri­gen Lei­be. Und die­se gebun­de­ne und freie Astra­li­tät, die spie­len inein­an­der durch die ästhe­ti­schen Impulse. 


In dem Maße, als das Ich, ver­mö­ge sei­nes Antei­les an der geis­ti­gen Welt, Herr gewor­den ist in der Welt der Trie­beBegier­den und so wei­ter, erscheint das Geist­selbst, Manas im Ast­ral­leib. Und die­ser selbst wird dadurch ver­wan­delt. Der Ast­ral­leib erscheint dann selbst als zwei­glied­ri­ge Wesen­heit, als zum Teil unver­wan­delt, zum Teil ver­wan­delt. Daher kann man das Geist­selbst in sei­ner Offen­ba­rung am Men­schen als den ver­wan­del­ten Ast­ral­leib bezeichnen.


Der Ast­ral­leib des Men­schen besteht aus zwei Tei­len, aus dem Tei­le, den der Mensch schon beherrscht, und dem, den er noch nicht beherrscht. Was ist nun in dem drin­nen, was er noch nicht beherrscht? Auch ein Geist­selbst, Manas, aber gött­li­ches Manas. Nur in dem Tei­le des astra­li­schen Lei­bes, in dem das Ich schon tätig war seit der ers­ten Inkar­na­ti­on, ist das eigent­li­che Geist­le­ben des Men­schen. Der Ast­ral­leib ist durch­zo­gen von gött­li­chem Geist­selbst. Nur der umge­wan­del­te Teil des Ast­ral­lei­bes ist etwas, was das Ich aus die­sem gan­zen Zusam­men­han­ge sich schon erobert hat.


Wenn man her­auf­steigt bis zum Ast­ral­leib, der der eigent­li­che Trä­ger des Den­kensFüh­lens und Wol­lens im Men­schen ist, dann kommt man wie­der­um dazu, den Men­schen nicht abge­son­dert betrach­ten zu kön­nen. Eben­so wie man sein Äthe­ri­sches ein­glie­dern muß in das Äther­we­ben der Erde so muß man das Astra­li­sche ein­glie­dern in das­je­ni­ge, was – nun schon in geis­ti­ge­rer Art – zugrun­de­liegt dem, was sich in dem Gang und in der Stel­lung der Ster­ne aus­drückt.

Das Astra­li­sche im Men­schen ist ein­fach der Aus­druck der kos­mi­schen, der astra­len Ver­hält­nis­se; wie die Ster­ne sich bewe­gen und zuein­an­der ste­hen, das ist aus­ge­drückt im mensch­li­chen Ast­ral­leib. Gera­de­so wie der Mensch durch sei­nen Äther­leib mit dem Irdisch-Äthe­ri­schen zusam­men­hängt, so hängt der Mensch durch sei­nen Ast­ral­leib mit der Erden­um­ge­bung zusam­men; es lebt die Erden­um­ge­bung in sei­nem Ast­ral­leib wei­ter, sie lebt in den Gescheh­nis­sen, in den Pro­zes­sen sei­nes Ast­ral­lei­bes weiter.


Ein­mal ist ein altes Welt­bild dage­we­sen, dem die äuße­ren Erschei­nun­gen von Son­ne, Mond und Ster­nen ver­hält­nis­mä­ßig gleich­gül­tig waren, wo die­se von außen kom­men­den Erschei­nun­gen nur zum Gefühl gespro­chen haben; aber im Innern wur­de etwas erlebt. Was Wir­kung war der Him­mel, das war inne­res Erleb­nis des Men­schen, das er mit sich selbst abma­chen konn­te, das aber doch Wir­kung war des Himm­li­schen und in ihm wie eine Selbst­ver­ständ­lich­keit gege­ben war. 


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Äther­leib – ist in fort­wäh­ren­der Bewegung.

Äther­leib

Er ist das Eben­bild des phy­si­schen Lei­bes in den obe­ren Par­tien des Men­schen, in den unte­ren ist er anders gestal­tet. Bis jetzt (1906) sind es etwa drei­hun­dert bis vier­hun­dert unter allen Men­schen, die den Äther­leib hell­se­hend wahr­neh­men. Aber die Anla­ge dazu schlum­mert in allen Menschen. 


Wenn der Äther­leib nicht vom phy­si­schen Leib in sei­ner Form gehal­ten wür­de, wenn er nicht vom phy­si­schen Lei­be gebannt wür­de, dann wür­de er ein ganz beweg­li­ches Wesen sein. Der Äther­leib hat an sich durch­aus die Mög­lich­keit, nach allen Sei­ten hin sich zu bewe­gen, und er ist außer­dem in wachem Zustan­de unter dem fort­wäh­ren­den Ein­fluß des allem See­li­schen fol­gen­den beweg­li­chen Astra­li­schen. Der Äther­leib für sich ist also etwas durch­aus Beweg­li­ches. Als Maler hat man zum Bei­spiel die Schwie­rig­keit, wenn man etwas Äthe­ri­sches malen will, daß man malen muß, ich möch­te sagen, wie wenn man den Blitz malen könn­te. Man muß das Beweg­te in Ruhe übersetzen. 

Also in dem Augen­blick, wo man aus der phy­si­schen Welt her­aus­kommt, in dem Augen­blick hört ja auch der Begriff Distanz auf und alle die Din­ge, die eigent­lich nur auf den ruhen­den Raum sich bezie­hen; das hört alles auf, und es beginnt ein ganz anders gear­te­tes Vor­stel­len. Es beginnt ein Vor­stel­len, das eigent­lich nur so cha­rak­te­ri­siert wer­den kann, daß man sagt, es ver­hält sich zu dem gewöhn­li­chen Vor­stel­len räum­li­cher Din­ge, wie sich eine Saug­wir­kung zu einer Druck­wir­kung ver­hält. Man wird in die Sache hin­ein­ge­ris­sen, statt daß man sie betas­tet und so wei­ter. Also so ver­hält es sich mit der Bezie­hung des äthe­ri­schen Lei­bes zum phy­si­schen Leib. 


Das Deva­chan als Schat­ten in den Astral­raum gewor­fen, gibt uns den Astral­kör­per, der Astral­raum als Schat­ten in den Äther­raum gewor­fen, gibt uns den Äther­kör­per, und so weiter. 


Des Men­schen phy­si­scher Leib ist auf­ge­baut wie ein Natur­pro­dukt, des Men­schen äthe­ri­scher Leib ist auf­ge­baut wie ein Kunst­pro­dukt, wie eine wirk­li­che Plas­tik, nur ist er in fort­wäh­ren­der Bewegung. 


Wenn der okkul­te Blick sich auf den Äther­leib des Men­schen rich­tet, dann sieht er ihn als eine Ein­heit, als ein zusam­men­hän­gen­des Gebil­de, als eine zusam­men­hän­gen­de Form oder Gestalt. 


Der Äther­leib ist ein fei­nes Gewe­be, das sei­ne Strö­mun­gen über­all hin­aus­sendet in die Außen­welt und auch von allem, was in der Außen­welt vor­geht, beein­druckt wird, oft dem Men­schen ganz unbewußt. 


Die fei­nen Kräf­te, die vom Ast­ral­leib aus im Äther­leib ent­wi­ckelt wer­den müs­sen, die dann über­ge­hen müs­sen auf den phy­si­schen Leib, die ent­zie­hen sich ganz der gewöhn­li­chen mensch­li­chen Erkenntnis. 


Wenn Sie einen Men­schen in Bezug auf sei­nen Äther­leib betrach­ten, dann sehen Sie immer den gan­zen Äther­leib bis zu der Geburt hin. Das Zeit­li­che ist ein Ein­heit­li­ches. Der Äther­leib ist immer als Gan­zes da, ent­spre­chend der ver­gan­ge­nen Lebens­dau­er. Und man kommt, indem man die­sen zeit­li­chen Ver­lauf über­blickt, sogar etwas über die Geburt, ja sogar über die Emp­fäng­nis hin­aus bis zu einem Punk­te, wo man schaut, wie der Mensch her­un­ter­ge­stie­gen ist aus sei­nem vor­ir­di­schen Dasein zu die­sem jet­zi­gen Erden­da­sein, und sich sozu­sa­gen als Letz­tes, das er durch­ge­macht hat, bevor er von einem Eltern­paar kon­zi­piert wur­de, Sub­stan­tia­li­tät aus dem all­ge­mei­nen Wel­ten­äther her­an­ge­zo­gen und zu sei­nem eige­nen Äther­leib gebil­det hat. 


Wer sei­ne höhe­ren See­len­kräf­te ent­wi­ckelt hat, ist imstan­de, die gan­ze sinn­li­che Wirk­lich­keit eines vor ihm befind­li­chen Men­schen oder Gegen­stan­des durch sei­ne Wil­lens­kraft aus dem Gesichts­fel­de her­aus­zu­wer­fen. Anstel­le des phy­si­schen Kör­pers ist dann der­sel­be Raum ein­ge­nom­men von einer men­schen­ähn­li­chen Gestalt, die aus einem inner­lich leuch­ten­den Kraft­ge­bil­de besteht und dem heu­ti­gen Men­schen sehr ähn­lich ist. Nun ragt die­ser Äther­leib etwas über den Kopf hin­aus. Bei den Pflan­zen, Tie­ren und bei den Kin­dern ragt er ziem­lich weit über den phy­si­schen Leib hinaus. 


Das Cha­rak­te­ris­ti­sche des Äther­lei­bes ist, daß er zusam­men­ge­setzt ist aus ver­schie­de­nen Strö­mun­gen, die ihn durchziehen. 


Damals (auf der alten Son­ne) hat­te die­ser Äther­leib die Gestalt des Pen­ta­gram­mes am aus­ge­spro­chens­ten; spä­ter ist das etwas modi­fi­ziert wor­den dadurch, daß auf der drit­ten Ver­kör­pe­rung unse­res Pla­ne­ten, auf dem Mon­de, sich der astra­li­sche Leib hinzugesellte.


Der Hell­se­her sieht bei­spiels­wei­se, wenn jemand sich den Fin­ger abbin­det, wie der Äther­leib des Fin­gers her­un­ter­hängt und gelo­ckert ist. Bei einem Hyp­no­ti­sier­ten ist die­ser Zustand sehr gefähr­lich, weil ihm das Äther­ge­hirn zu bei­den Sei­ten des Kop­fes schlaff her­aus­hängt. Wird der Äther­leib vom phy­si­schen Leib frei, so kann er in die­sem Augen­blick sei­nen eige­nen Bewe­gun­gen fol­gen, und das Gedächt­nis ist frei­er als sonst. Da er der Trä­ger des Gedächt­nis­ses ist, stellt sich das Erin­ne­rungs­ta­bleau (sie­he: Lebens­ta­bleau) nach dem Tode ein. Im nor­ma­len Zustand erfüllt er den phy­si­schen Leib wie eine ver­dich­te­te Lichtwolke.

Bis zum Tode stört der phy­si­sche Leib die fei­nen Kräf­te­wir­kun­gen des Äther­lei­bes. Vom 7. Jah­re an hat das Kind die Kräf­te des Äther­lei­bes frei, und man soll­te des­halb vom 7. – 14. Lebens­jah­re auf das Gedächt­nis einwirken.


Sie stel­len sich den Äther­leib am bes­ten so vor, daß er unge­fähr die­sel­be Form hat wie der phy­si­sche Leib, aber voll­stän­dig durch­schei­nend ist, wenn auch nicht ganz durch­sich­tig – selbst für hell­sich­ti­ge Men­schen nicht. Er ist durch­läs­sig; wenn er allein da wäre, könn­te man also durch ihn durch­ge­hen, zugleich ist er aber schöp­fe­risch, so daß die phy­si­schen Orga­ne des Men­schen aus ihm her­aus gebaut sind. Beim Kind ist der Äther­leib klein. 


Der Äther­leib wird sicht­bar, wenn man sich den phy­si­schen Kör­per durch einen schar­fen Wil­lens­akt absug­ge­riert. Dann bleibt der Raum des phy­si­schen Kör­pers aus­ge­füllt mit dem Äther­leib. Das Weib hat einen männ­li­chen Äther­leib und der Mann einen weib­li­chen Äther­leib. Den Äther­leib betrach­tet der Okkul­tist eigent­lich als den unters­ten Kör­per, da der phy­si­sche Mensch danach gebil­det ist.


Der Äther­leib ist nicht durch und durch gleich­ar­tig, son­dern er ist nicht nur mit fei­nen Äder­chen und Strö­mun­gen durch­zo­gen, son­dern er hat auch Organe. 


Er erscheint in einer röt­lich-bläu­li­chen Licht­form, wie ein Sche­men, aber glän­zend (glit­zernd), leuch­tend, etwas dunk­ler als jun­ge Pfirsichblüten. 


Er ragt an allen Sei­ten ein wenig aus dem phy­si­schen Lei­be heraus. 


Sobald man zur hell­sich­ti­gen Erkennt­nis kommt, fällt einem aber gleich auf, daß der Mensch im Grun­de genom­men auch nur eine Flä­che ist zwi­schen zwei Hälf­ten, denn sobald man sich absug­ge­riert den phy­si­schen Leib und auf den Äther­leib hin­blickt, fin­det man, daß die lin­ke Hälf­te wesent­lich hel­ler wird als die rech­te Hälf­te. Die lin­ke Hälf­te sieht sich an viel mehr durch­hellt, durch­strahlt, durch­glit­zert, durch­glim­mert; die rech­te Hälf­te viel mehr durchfinstert. 


Sei­ne Wir­kun­gen drü­cken sich in der Form oder Gestalt aus, in wel­cher wäh­rend des Lebens die mine­ra­li­schen Stof­fe und Kräf­te des phy­si­schen Lei­bes zusam­men­ge­fügt sind, und wäh­rend des Lebens hin­dert, ihre eige­nen Wege zu gehen, wel­che zur Auf­lö­sung des phy­si­schen Lei­bes führen. 


Alle Orga­ne (des phy­si­schen Lei­bes) wer­den in ihrer Form und Gestalt durch die Strö­mun­gen und Bewe­gun­gen des Äther­lei­bes gehal­ten. Dem phy­si­schen Her­zen liegt ein Äther­herz zugrun­de, dem phy­si­schen Gehirn ein Äther­ge­hirn. Es ist eben der Äther­leib in sich geglie­dert wie der phy­si­sche, nur kom­pli­zier­ter, und es ist in ihm alles in leben­di­gem Durch­ein­an­der­flie­ßen, wo im phy­si­schen Leib abge­son­der­te Tei­le vor­han­den sind. 


Der Äther­leib ist der Trä­ger des Gedächt­nis­ses, der blei­ben­den Gewohn­hei­ten, des Tem­pe­ra­men­tes, der Nei­gun­gen und der blei­ben­den Begier­den; daher muß man, wenn die­ser frei wird (zwi­schen dem 7. und 14. Jah­re), vor allem sei­ne Sorg­falt dar­auf wen­den, die­se Eigen­schaf­ten zu ent­wi­ckeln; man muß auf Gewohn­hei­ten wir­ken, auf das Gedächt­nis, über­haupt auf alles das, was dem Men­schen einen dau­ern­den Grund­stock des Cha­rak­ters geben soll. Er wird wie ein Irr­licht, wenn nicht in die­ser Zeit dafür gesorgt wird, daß gewis­se Gewohn­hei­ten wie ein roter Faden sei­nen Cha­rak­ter durch­zie­hen, damit er fest­ste­hen kann gegen die Stür­me des Lebens. 

Und jetzt muß man auf das Gedächt­nis wir­ken; spä­ter, nach die­ser Zeit, wird das, was als Gedächt­nis­stoff auf­ge­nom­men wer­den soll, schwer ein­ge­hen. Ins­be­son­de­re wird auch der Sinn für Kunst in die­ser Zeit erwa­chen, nament­lich für eine sol­che Kunst, die sehr viel zu tun hat mit den Schwin­gun­gen des Äther­lei­bes, näm­lich für Musik. Sind hier­für Talen­te vor­han­den, so muß man in die­sen Jah­ren dafür Sor­ge tra­gen, sie zur Ent­fal­tung zu bringen. 


Der fei­ne­re Teil des Äther­lei­bes bil­det eine Ein­heit mit der Emp­fin­dungs­see­le, wäh­rend der grö­be­re Teil eine Art Ein­heit mit dem phy­si­schen Leib bildet. 


Jeder Äther­leib ist eine Wie­der­ho­lung sei­nes Vor­fah­ren. Nur weil er die­ses ist, erscheint er nicht in jeder belie­bi­gen Gestalt, son­dern in der­je­ni­gen, die ihm ver­erbt ist. Die Kräf­te, die mei­ne Men­schen­ge­stalt mög­lich gemacht haben, lagen in mei­nen Vorfahren. 


Der Äther­leib hat nichts mit dem (ver­al­te­ten) phy­si­ka­li­schen Begriff von Äther zu tun und wird bes­ser nicht als ein Stoff, son­dern als eine Sum­me von Kräf­ten, als eine Sum­me von Strö­mun­gen von Kraft­wir­kun­gen beschrie­ben. Er ist aber der Archi­tekt des aus ihm her­aus­kris­tal­li­sier­ten phy­si­schen Lei­bes, wel­cher sich aus ihm her­aus­ent­wi­ckelt wie etwa das Eis aus dem Wasser. 


Solan­ge wir im Wachs­tum sind, sehen wir wie der phy­si­sche Leib Mate­rie ansetzt. Für den äthe­ri­schen Leib sehen wir etwas Ähn­li­ches. Nur setzt sich da nicht Mate­rie an, son­dern Bewe­gun­gen. Die Bewe­gun­gen wer­den im Lau­fe des Lebens kom­pli­zier­ter. Beim neu­ge­bo­re­nen Kin­de haben wir im äthe­ri­schen Lei­be ver­hält­nis­mä­ßig ein­fa­che, pri­mi­ti­ve Bewe­gun­gen. All­mäh­lich wer­den sie kom­pli­zier­ter. Es ist eine Ver­man­nig­fal­ti­gung, ein Auf­bau vor­han­den im phy­si­schen Leib und im äthe­ri­schen Leib. 


Der Äther­leib ist ein wirk­li­cher äthe­ri­scher Dop­pel­gän­ger des phy­si­schen Lei­bes. Für die Pflan­ze wie für den Men­schen (und das Tier) ist er die Wachs­tums­kraft, die Kraft des Rhyth­mus und der Reproduktion. 


Beim gesun­den Men­schen hat er die Far­be der jun­gen Blü­te des Pfir­sich­bau­mes. Es glänzt und glit­zert alles an ihm in der eigen­tüm­li­chen Nuan­ce, in Rosen­rot, Dunk­lem und Hel­lem bis zum Weiß-Leuch­ten­den; dabei hat der Äther­leib eine bestimm­te Gren­ze, wenn die­sel­be auch schwan­kend ist. [27]

Der Äther­leib ist zusam­men­ge­setzt aus den ver­schie­de­nen Äther­ar­ten: dem Wär­me­äther, dem Lich­täther, dem che­mi­schen Äther, der die Sphä­ren­mu­sik ver­mit­telt als Klangäther und dem Lebens­äther. Der gan­ze Äther­leib besteht aus einer orga­ni­sier­ten inni­gen Ver­bin­dung die­ser vier Äther­ar­ten.


Die Gedan­ken, die ein Mensch mit dem wir zusam­men­tref­fen (bei­spiels­wei­se) erregt, geben sich in unse­rem Licht­leib als inne­re Bewe­gun­gen kund. Selbst­ver­ständ­lich schwin­gen die ande­ren Glie­der, der Wär­me­teil, der che­mi­sche Teil, der Lebens­teil mit. Abge­se­hen davon, daß wir mit unse­ren Sin­nen den Men­schen sehen, haben wir somit von den Ein­drü­cken her, die nicht durch die Sin­ne ver­mit­telt wer­den, inso­fern etwas, als unser Licht­leib Bewe­gun­gen ausführt. 

Die gan­ze Begeg­nung mit dem Men­schen hat also dar­in bestan­den, daß unser Licht­leib aller­lei Bewe­gun­gen aus­ge­führt hat. Wäh­rend Sie vor dem Men­schen gestan­den haben, wäh­rend Sie mit ihm gespro­chen haben, ist Ihr äthe­ri­scher Licht­leib fort­wäh­rend in Bewe­gung. Was Sie mit ihm spre­chen, was Sie von ihm emp­fin­den, über ihn den­ken, das alles offen­bart sich in Bewe­gun­gen Ihres Lichtleibes. 


Wenn wir bloß hin­ge­ge­ben wären an die Welt der Wahr­neh­mun­gen, dann leb­ten wir eigent­lich als Men­schen in unse­rem äthe­ri­schen Lei­be und mit dem äthe­ri­schen Lei­be in der äthe­ri­schen Welt. Sie brauch­ten sich nur vor­zu­stel­len, wie Sie, hin­ge­ge­ben durch die Augen an die Far­ben­welt, in einer äthe­risch wogen­den Far­ben­welt leben wür­den, wie Sie, hin­ge­ge­ben durch Ihre Ohren an die tönen­de Welt, in einem wogen­den Ton­meer leben wür­den, das aller­dings nicht äthe­risch zunächst ist; die Töne sind nur der luft­för­mig mate­ri­el­le Aus­druck vom Äthe­ri­schen. Und so ist es mit allen Sin­nes­qua­li­tä­ten. Wir hät­ten eine äthe­ri­sche Welt um uns, wenn wir nicht durch die Ideen­welt ertö­te­ten, die­ses Äthe­ri­sche, es her­un­ter­bräch­ten zur phy­si­schen Gestaltlichkeit. 

Die Ideen­welt, so wie wir sie als Mensch haben, sie ver­bin­det sich in unse­ren Gesamt­or­ga­nen mit den Sin­nes­qua­li­tä­ten, lähmt die­se ab und bringt sie her­un­ter bis zu dem, was wir eben als phy­si­sche Welt erleben. 


Zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt leben wir in der Rea­li­tät des­sen, was hier in der Ideen­welt nur in die­sen Schat­ten­bil­dern der Begrif­fe, der Vor­stel­lun­gen, der Ideen vor­han­den ist. 

So wie die äuße­re Welt in den Traum her­ein­scheint, so scheint die vor­ge­burt­li­che Welt her­ein in unse­re Welt zwi­schen Geburt und Tod, indem sie nach­wirkt in der Bil­dung von Ideen. 

Aber wäh­rend alles lebt in dem, was die Ideen sind zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt, wäh­rend da das, was in der Ideen­welt real ist, unse­re eige­ne Wesen­heit berührt, wäh­rend wir da, indem wir uns sel­ber berüh­ren, unser ideel­les Sub­stan­ti­el­les berüh­ren, so wie wir jetzt unse­ren phy­si­schen Leib berüh­ren, schat­tet sich her­ein in die­ses irdi­sche Leben von die­ser Sub­stan­tia­li­tät der Ideen­welt nur das­je­ni­ge, wovon wir nicht ein­mal wis­sen, daß wir aus ihm im Irdi­schen die Rea­li­tät des eige­nen Ich schöpfen. 

Aber wir ver­wen­den die­se Schat­ten unse­rer geis­ti­gen Exis­tenz dazu, um uns gera­de die Exis­tenz auf Erden mög­lich zu machen. Die Ideen sind die­ses Schat­ten­bild, und die­se Ideen die­nen uns hier, um über­haupt phy­sisch Mensch zu wer­den, sonst wür­den wir als äthe­ri­sche Wesen im äthe­ri­schen Meer schwim­men. Wir töten ab das äthe­ri­sche Leben mit den Schat­ten­bil­dern unse­res Lebens zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt.


Der Äther­leib ragt zunächst nur ganz wenig um den Kopf her­um, wie ein hel­ler Licht­schein her­vor. Wei­ter nach unten wird er immer nebel­haf­ter und undeut­li­cher, und je mehr wir uns den unte­ren Glie­dern des Men­schen nähern, des­to­we­ni­ger zeigt er die Form des phy­si­schen Lei­bes in so stren­gem Sinne.


Man ist zu leicht ver­sucht den Äther­leib sich in mate­ri­el­ler Wei­se vor­zu­stel­len, etwa als einen ganz fei­nen Nebel. In Wahr­heit ist er eine Sum­me von Kraft­strö­mun­gen. Für den Hell­se­her erschei­nen im Äther­leib des Men­schen gewis­se Strö­mun­gen, die von sehr gros­ser Wich­tig­keit sind. 

Es steigt zum Bei­spiel ein Strom vom lin­ken Fuße nach der Stir­ne, an eine Stel­le, die zwi­schen den Augen, etwa ein Zen­ti­me­ter tief im Gehirn liegt, kehrt dann in den andern Fuß hin­un­ter, von dort in die ent­ge­gen­ge­setz­te Hand, von dort durch das Herz in die ande­re Hand und von dort an ihren Aus­gangs­punkt zurück. Es bil­det sich in die­ser Wei­se ein Pen­ta­gramm von Kraft­strö­mun­gen. Die­se Kraft­strö­mung ist nicht etwa die ein­zi­ge im Äther­lei­be, son­dern es gibt deren noch sehr vie­le. Spe­zi­ell die­ser Kraft­strö­mung ver­dankt der Mensch sei­ne auf­rech­te Stel­lung. Im Tie­re sehen wir eine sol­che Strö­mung nicht. 


Mit der Beu­gung des Kör­pers und der Glie­der beu­gen sich auch die Strömungen. 


Gera­de von den Fin­gern aus gehen mäch­ti­ge Strah­len des Äther­lei­bes. Weil das bei den Hän­den so ist, kön­nen wir gera­de in den Hän­den ein wun­der­bar inti­mes Ver­hält­nis zum äuße­ren Leben ent­wi­ckeln. Die Men­schen, die sich oft die Hän­de waschen, ste­hen in fei­ne­rer Bezie­hung zu ihrer Umge­bung, sind in fei­ne­rer Wei­se emp­fäng­lich für ihre Umge­bung, weil durch den im Blut mate­ria­li­sier­ten Geist die Wir­kung aus­ge­übt wird, daß der Mensch in den Hän­den sen­si­ti­ver wird.


Je wei­ter man in der Geschich­te zurück­geht, des­to mehr herrscht ein Miß­ver­hält­nis zwi­schen dem Äther­kopf und dem phy­si­schen Kopf, des­to grö­ßer ist der Äther­kopf. Bei den Ras­sen, die auf die Atlan­tier gefolgt sind, hat die Stirn­par­tie des Kop­fes begon­nen, sich wei­ter zu ent­wi­ckeln. Aber bei den Atlan­ti­ern lag der Punkt, wo sich das Bewußt­sein kon­zen­triert (sie­he: Ich), außer­halb der Stirn, im Äther­kopf. Heu­te fin­den wir ihn im Inne­ren des phy­si­schen Kop­fes, ein wenig ober­halb der Nasenwurzel. 

Das Ich der ari­schen Ras­se, konn­te erst zum Selbst­be­wußt­sein kom­men durch die Zen­tra­li­sie­rung des Äther­lei­bes im phy­si­schen Gehirn. Erst da fing der Mensch an, zu sich selbst «Ich» zu sagen. Die Atlan­tier spra­chen von sich selbst in der drit­ten Person. 


Der Äther­leib ist mehr oder weni­ger leuch­tend und flie­ßend. Sei­ne Orga­ne erschei­nen als Strö­mun­gen von ver­schie­de­nen Far­ben, und anstel­le des Her­zens fin­den wir ein wah­res Knäu­el von Kräf­ten, einen Wir­bel von Strömungen.


Die Strö­mun­gen, die im Äther­leib im all­ge­mei­nen lie­gen erge­ben in ihrem Zusam­men­wir­ken solch ein Gebil­de, das nach vor­ne beim Men­schen liegt, wie beim phy­si­schen Lei­be nach rück­wärts die Kno­chen­bil­dun­gen des Rück­gra­tes mit dem Rücken­marks­ka­nal lie­gen. Wir haben im äthe­ri­schen Lei­be ein Zusam­men­strö­men, Zusa­men­strah­len zu einer Art von Gegen­rück­grat, das aber, wenn man den phy­si­schen Leib ins Auge faßt, an der vor­de­ren Sei­te des Men­schen liegt. 

Und wie von dem phy­si­schen Rück­grat die Ner­ven­strän­ge, aber auch zum Bei­spiel die Rip­pen­kno­chen aus­ge­hen, so ver­lau­fen die erwähn­ten Strah­lun­gen und Strö­mun­gen in dem äthe­ri­schen Lei­be so, daß sie jetzt nicht aus­ge­hen von die­sem Gegen­rück­grat, son­dern in ihm gewis­ser­ma­ßen zusam­men­strö­men, mit all­dem, was sie haben, an der Vor­der­sei­te des mensch­li­chen äthe­ri­schen Lei­bes zusammenwirken. 

Das gibt ein unge­mein schö­nes, groß­ar­ti­ges, gewal­ti­ges äthe­ri­sches Organ, das aber ins­be­son­de­re in einer glit­zern­den, leuch­ten­den, tönen­den, in aller­lei Wär­me­wir­kun­gen sich ent­la­den­den, aber auch inner­lich spre­chen­den Wesen­heit besteht und sich ins­be­son­de­re so ent­hüllt wäh­rend des Schlaf­zu­stan­des des Menschen. 

Und man bekommt, wenn man genau­er zusieht, durch­aus eine Anschau­ung davon, wie dann die­ses Organ das­je­ni­ge durch­setzt, was ich ein­mal, weil sol­che Din­ge mit völ­li­ger anschau­li­cher Bild­haf­tig­keit beschrie­ben wer­den müs­sen, als die ein­zel­nen Lotus­blu­men cha­rak­te­ri­siert habe. So daß Sie erken­nen kön­nen, wie durch die­ses Organ, das aus dem Äther­lei­be zusam­men­strö­mend sich sel­ber erwirkt und dann mit den Strö­mun­gen des astra­li­schen Lei­bes die Lotus­blu­men formt, wie durch die­ses Organ der Mensch eben wei­ter sei­nen Anschluß fin­det an die äußer­li­che astra­li­sche, kos­mi­sche Welt. 


Von unse­rem Blut- und Herz­sys­tem geht fort­wäh­rend eine Art Äthe­ri­sie­rung der gro­ben phy­si­schen Sub­stanz des Blu­tes aus, so daß in der Tat das Blut fort­wäh­rend in sei­nen feins­ten Tei­len in die­sel­be Sub­stanz über­geht, aus wel­cher der Äther­leib des Men­schen besteht. Die­se Äther­teil­chen durch­strö­men vom Her­zen her­auf in ganz beson­de­ren Strö­mun­gen unser Gehirn. 


Der Äther­leib bekommt jede Nacht eine eigen­tüm­li­che Nei­gung, in vier ver­schie­de­ne Gestal­ten aus­ein­an­der zu flat­tern, zu etwas zu wer­den, was engel­ar­tig ist, was löwen­ar­tig ist, was adler­ar­tig ist und was och­sen­ar­tig ist. Man muß jeden Mor­gen vom astra­li­schen Leib aus sich wie­der bemü­hen, die­se vier Glie­der des Äther­lei­bes, wenn ich mich des Aus­dru­ckes bedie­nen darf, so durch­ein­an­der zu syn­the­ti­sie­ren, daß wie­der­um ein rich­ti­ger Mensch dar­aus wird. 


Beim Men­schen oder beim Tier hält der astra­li­sche Leib das Äthe­ri­sche von innen zusammen. 


Der Äther­leib ist nicht bei allen Lebe­we­sen gleich, son­dern sogar außer­or­dent­lich ver­schie­den, auch in bezug auf die Form und das Grö­ßen­ver­hält­nis ver­schie­den zu dem phy­si­schen Kör­per des betref­fen­den Lebe­we­sens, und zwar ganz nach der Ent­wi­cke­lungs­stu­fe, auf der das Lebe­we­sen steht. Bei den Pflan­zen ist die­ser Äther­leib noch ganz anders geformt als die Pflan­ze selbst; beim Tier ist er der äuße­ren Tier­form schon ähn­li­cher, und beim Men­schen stellt sich der Äther­leib als eine Licht­ge­stalt dar, die der Form nach fast genau dem phy­si­schen Lei­be entspricht. 

Sieht man sich zum Bei­spiel ein Pferd von die­sem Stand­punkt an, so sieht man außer­halb des Kop­fes, vor der Stirn, die­sen Äther­leib ziem­lich weit her­aus­ra­gen in Form einer Licht­ge­stalt, die sich aber der Form des Pfer­de­kop­fes unge­fähr anpaßt, wäh­rend Sie beim heu­ti­gen Durch­schnitts­men­schen den Äther­leib nur ober­halb des Kop­fes und zu bei­den Sei­ten des­sel­ben ganz wenig her­aus­ra­gen sehen. 


Durch alle unse­re Sin­ne sau­gen wir den Äther ein. Der Äther­leib bewirkt im Kin­de, daß der Mensch ein voll­kom­me­nes Gehirn bekommt und dadurch ein den­ken­der Mensch wird; wir kön­nen des­halb sagen: Der Äther­leib arbei­tet im Denken. 


Fort­wäh­rend gehen im Kos­mos Vor­gän­ge vor, spie­len sich Ereig­nis­se ab. Wesen­haf­tes lebt im Kos­mos. Das alles bil­det sich ab, schreibt sich ein in den Äther­leib. Der äthe­ri­sche Leib des Men­schen ist in der Tat ein rich­ti­ger Abbild­ner des gesam­ten Kosmos. 

Es gibt nichts im Kos­mos, was sich nicht dar­in bild­haft, ima­gi­na­tiv abdrückt und sich spie­gelt. Und der astra­li­sche Men­schen­leib liest fort­wäh­rend das, was die Welt in den äthe­ri­schen Men­schen­leib ein­schreibt. Das geht im Unter­be­wußt­sein des Men­schen vor sich. 


Als sich der Licht­mensch zum Luft­men­schen ver­dich­te­te (sie­he: Erd­ent­wi­cke­lung) war der Moment, der in der Schöp­fungs­ge­schich­te dar­ge­stellt wird mit den Wor­ten: «Und Gott blies ihm ein den leben­di­gen Odem, und er ward eine leben­di­ge See­le:» Mit dem Atem zie­hen wir tat­säch­lich unse­ren Äther­leib ein. 


Wenn der Mensch singt oder spricht, dann kommt im Tone und in der Voka­li­sie­rung eigent­lich immer ein Spek­trum des gan­zen Men­schen zum Vor­schein. Das, was man hört, ist der Ton, ist der Vokal. Das­je­ni­ge, was aber zum Vor­schein kommt für das hell­se­he­ri­sche Bewußt­sein, das ist im Grun­de genom­men ein gan­zer Mensch, in einer gewis­sen Bewegungsform. 

Nur wird in ein­sei­ti­ger Wei­se der äthe­ri­sche Leib bewegt, so daß wenn Sie einen Men­schen spre­chen hören: A, E, I, O, U –, das so ver­läuft, daß Sie hin­ter­ein­an­der fünf Men­schen spek­trisch sehen, nur immer in ver­schie­de­ner Bewe­gungs­form und so, daß nicht immer der gan­ze Mensch voll und gleich­mä­ßig zu sehen ist, son­dern manch­mal mehr der Kopf, manch­mal mehr die Bei­ne. Die ande­ren Tei­le tre­ten dann, ich möch­te sagen, in Dun­kel­heit, in Düs­ter­nis zurück. 


Der Äther­leib, der Trä­ger des Gedächt­nis­ses, ist zeit­le­bens ver­bun­den mit dem phy­si­schen Leib, aber er ist in ver­schie­de­ner Art ver­bun­den bei den ver­schie­de­nen Men­schen. Bei eini­gen ist die Ver­bin­dung nicht sehr fest, bei ande­ren dage­gen eine sehr dichte. 

Die mit einem beweg­li­chen Äther­leib begab­ten Men­schen kön­nen zwei Eigen­schaf­ten haben: eine genia­le, leicht beweg­li­che Denk­kraft, die aber auch weit aus­ein­an­der­lie­gen­de Per­spek­ti­ven zusam­men­schau­en kann. (Wei­ter) wer­den sol­che Men­schen nicht so leicht wie ande­re durch die Schwe­re des phy­si­schen Kör­pers in den ein­mal durch das Leben gege­be­nen Ver­hält­nis­sen zurückgehalten. 


Wie wir nicht in dem phy­si­schen Gewich­te unse­res Orga­nis­mus leben, son­dern in der Auf­he­bung, in der dem phy­si­schen Gewicht ent­ge­gen­ge­setz­ten Kraft, so ist es auch bei den ande­ren Pro­zes­sen des Men­schen. Wir leben in der Tat nicht in dem, was die Phy­sik mit uns macht, son­dern in dem, was von der Phy­sik auf­ge­ho­ben wird. 

Und so leben wir auch in Wahr­heit nicht in den Pro­zes­sen, die wahr­ge­nom­men wer­den als Pro­zes­se, die auch in der äuße­ren Natur sind, die im Pflan­zen­rei­che ihre End­glie­der erle­ben, son­dern wir leben von der Auf­he­bung des Pflan­zen­wer­de-pro­zes­ses. Das kommt natür­lich ganz wesent­lich in Betracht, wenn wir die Brü­cke schla­gen wol­len zwi­schen dem mensch­li­chen Orga­nis­mus in sei­nem Krank­sein und den Pflanzenheilmitteln. 


Wäh­rend des Schla­fes, da ist der Mensch als Ich und als astra­li­scher Leib außer­halb des Äther­lei­bes. Da spielt der astra­li­sche Leib mit sei­ner Ting­ie­rung, das Ich mit sei­ner Gestal­tung nicht her­ein in den Äther­leib. Da ist die­ser sei­ner eige­nen Gestal­tung über­las­sen. Die­se drückt sich dadurch aus, daß der Äther­leib in einer ganz groß­ar­ti­gen Wei­se sich wäh­rend des Schla­fes gestal­tet als ein Abbild des Universums. 

Der äthe­ri­sche Leib wird ja von dem Men­schen sei­ner wesent­li­chen Sub­stan­tia­li­tät nach auf­ge­nom­men, indem sich der Mensch aus dem vor­ge­burt­li­chen Leben her­ein­be­gibt in das phy­si­sche Erden­le­ben. Der äthe­ri­sche Leib wird ja zusam­men­ge­setzt in dem Sin­ne, wie der Mensch gelebt hat zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt. Wäh­rend des Schlaf­zu­stan­des ist der Mensch eigent­lich ganz Erin­ne­rung, zunächst an das Erdenleben. 

Es kommt den Men­schen ab und zu ins Bewußt­sein, daß sie, indem sie in ihren äthe­ri­schen Leib unter­tau­chen, in ein Bil­der­meer unter­tau­chen, was sie dann zu den Träu­men zäh­len. Wer aber in die­ser Bezie­hung sich die Mühe gege­ben hat, beim Auf­wa­chen das Bil­der­meer zu beob­ach­ten, das der Mensch gleich­sam durch­mißt beim Auf­wa­chen, wenn er beob­ach­tet, was da erlebt wird, dann ent­deckt er, wie eigent­lich das gan­ze Erden­le­ben ent­hal­ten ist in die­sem Äther­leib wäh­rend des Schlafes. 

Der Mensch lebt und webt eigent­lich in alle­dem, was er seit sei­ner Geburt durch­ge­macht hat. Aber alles das ist für den Äther­leib eben durch­ge­stal­tet vom Kos­mos her­aus, von kos­mi­schen Kräf­ten. Und weil jetzt nichts her­ein­spielt vom astra­li­schen Leib und vom Ich, des­halb strahlt der äthe­ri­sche Leib das aus, was er ein­ge­glie­dert, ein­ge­impft erhal­ten hat bei sei­ner Geburt. Der Äther­leib des Men­schen wird strahlend. 

Die­ses Strah­lend­wer­den des Men­schen im Schlaf­zu­stan­de ist in der Tat etwas, was für die Erden­welt ein see­li­sches Strah­len der Mensch­heit dar­stellt. Aller­dings dar­in ist ein­ge­glie­dert rui­nie­rend, ver­küm­mernd, zer­stö­rend alles das, was die Men­schen aus ihrer Schlech­tig­keit her­aus durch ihren astra­li­schen Leib und durch ihr Ich dem äthe­ri­schen Leib wäh­rend ihres Lebens ein­pflan­zen. Aber die Erde wür­de in ihrer Ent­wi­cke­lung nicht zurecht kom­men, wenn die­ses Erstrah­len der Mensch­heit nicht statt­fän­de. Wenn auf der Erde kei­ne Men­schen schla­fen wür­den, wür­de die vege­ta­bi­le Kraft der Erde viel schnel­ler ersterben müs­sen, als sie im Erden­le­ben eben erstirbt. 

Was der Mensch in geis­ti­gen Wel­ten auf­nimmt zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt, das strahlt er wie­der­um schla­fend aus sei­nem Äther­lei­be in die Erd­ent­wi­cke­lung aus wäh­rend sei­nes irdi­schen Lebens. Das Schla­fen des Men­schen hat eben durch­aus auch eine kos­mi­sche Bedeu­tung. In die­ser schla­fen­den Tätig­keit des Äther­lei­bes wirkt das Bewußt­sein des Lebens­geis­tes (Bud­dhi). Es ist das­je­ni­ge Bewußt­sein, zu dem der Mensch sich erst hin­auf­ent­wi­ckeln wird, wenn unser Erden­pla­net bei der Meta­mor­pho­se des Venusdaseins ange­kom­men sein wird. 


Unser Äther­leib erscheint von innen ange­se­hen, als ein Kreis­lauf, der ver­fließt, rück­wärts lau­fend, von unse­rer gegen­wär­ti­gen Geburt bis zum letz­ten Tode.


Der Äther­leib schaut vom Auf­wa­chen bis zum Ein­schla­fen das Kar­ma aus frü­he­ren Erden­le­ben und vom Ein­schla­fen bis zum Auf­wa­chen das wer­den­de Kar­ma.


Der sich in der gan­zen Welt aus­deh­nen­de Äther mit sei­nen inne­ren Vor­gän­gen, mit alle­dem, was in ihm lebt, ist gleich­sam das Sub­stan­ti­el­le in dem wir wahr­neh­men, wenn wir träu­men. Wie uns ja die äthe­ri­sche Welt im Wach­zu­stan­de, wenn wir phy­sisch wahr­neh­men, ver­schlos­sen ist im gewöhn­li­chen Leben, so bleibt auch für das gewöhn­li­che Träu­men der Äther, der um uns her­um ist, unwahrnehmbar. 

Nur das­je­ni­ge Stück der Äther­welt tritt gleich­sam vor uns auf, wenn wir träu­men, was unser eige­ner Äther­leib ist, daß wir mit dem astra­li­schen Leib und dem Ich, gleich­sam auf das zurück­schau­en, wor­aus wir im Schla­fe her­aus­ge­stie­gen sind. Es sind also im Grun­de die Vor­gän­ge unse­res Äther­lei­bes, die an irgend­ei­ner Stel­le ihren Schlei­er lüf­ten, wenn wir träu­men. In die­sem Äther­lei­be sind immer gegen­wär­tig ent­hal­ten alle Erin­ne­run­gen. Auch das­je­ni­ge, was tief hin­un­ter­ge­stie­gen ist in die Unter­grün­de der See­le, was im gewöhn­li­chen Tages­be­wußt­sein nicht in unser Bewußt­sein kommt, im Äther­lei­be ist es in irgend­ei­ner Wei­se immer enthalten. 


Hal­lu­zi­na­tio­nen sind in der Regel auch dadurch her­vor­ge­ru­fen, daß der Mensch mit sei­nem Ich und sei­nem astra­li­schen Lei­be, die dann im phy­si­schen Lei­be drin­nen­ste­cken, den­noch gewis­ser­ma­ßen ein her­aus­ge­ris­se­nes Stück sei­nes Äther­lei­bes sehen kann. 


Viel schwe­rer als den Ast­ral­leib zu bear­bei­ten, ist es, in den Äther­leib hin­ein­zu­ar­bei­ten, weil die­ser viel schwie­ri­ger zu durch­drin­gen ist. Die­se Undurch­dring­lich­keit ist teils das Werk des Men­schen selbst, inso­fern es von frü­he­ren Taten her­rührt, teil­wei­se aber auch das Werk ande­rer höhe­rer Wesen­hei­ten, die bei der Bil­dung des Äther­lei­bes tätig waren. Je mehr der Mensch in den Äther­leib hin­ein­ar­bei­tet, des­to mehr wird er, was man so nennt, ein reli­giö­ser und wei­ser Mensch. 

Bud­dhi nennt man das, was so ent­steht durch das Hin­ein­ar­bei­ten des Ich in den Äther­leib, und einen Men­schen, der es so weit gebracht hat nennt man einen Che­la, einen Geheim­schü­ler. In einem gewis­sen Zeit­punkt wird sich der Geheim­schü­ler sei­ner frü­he­ren Erden­le­ben bewußt. 


Was der Mensch zur Weis­heit umge­ar­bei­tet hat, ver­wan­delt sich beim Men­schen in Rhyth­mus und das geht über in den Äther­leib. Was von dem Astral­kör­per an Vibra­tio­nen in den Äther­leib hin­ein­ge­ar­bei­tet wor­den ist, das ist unsterb­lich. Dar­um fin­det er dann bei sei­nem Wie­der­kom­men die­ses Stück­chen Äther­leib wie­der. Was er braucht, um die­ses Stück­chen Äther­kör­per zu ergän­zen, das bestimmt die Dau­er sei­nes Auf­ent­hal­tes im Deva­chan.

Wenn ein Mensch soweit ist, daß er sei­nen gan­zen Äther­leib so umge­wan­delt hat, dann braucht er kein Deva­chan mehr. Dies ist bei dem aus­ge­bil­de­ten Geheim­schü­ler der Fall. Das nennt man Ver­zicht­leis­ten auf Deva­chan. Man kann einen Men­schen am Äther­leib arbei­ten las­sen, wenn man sicher ist, daß er nichts Übles mehr in die übri­ge Welt hin­ein­bringt; er wür­de sonst sei­ne schlech­ten Instink­te in die Welt hin­ein­ar­bei­ten. In der Hyp­no­se kann es sein, daß der Hyp­no­ti­sier­te die schlech­ten Instink­te des Hyp­no­ti­seurs in die Welt hin­ein­ar­bei­tet. Vie­le Prak­ti­ken der schwar­zen Magi­er bestan­den dar­in, daß sie auf die­se Wei­se sich wil­li­ge Die­ner schu­fen. Wenn etwas Schlech­tes in den Äther­leib hin­ein­kommt, kommt die­ses Schlech­te zur Ruhe und bleibt dadurch. 


Wir kön­nen einen teil­wei­sen Aus­tritt des äthe­ri­schen Lei­bes beob­ach­ten. Wenn Sie sich irgend­ein Kör­per­glied drü­cken oder sto­ßen, so tritt mit­un­ter ein eigen­tüm­li­ches pri­ckeln­des Gefühl auf, wir sagen das Glied sei ein­ge­schla­fen. Der hell­se­hen­de Mensch kann dann den her­aus­ge­ho­be­nen Teil des Äther­lei­bes wie eine Kopie des phy­si­schen Men­schen­lei­bes in des­sen Nähe wahrnehmen. 

So wird zum Bei­spiel bei einem Sturz der zuge­hö­ri­ge ent­spre­chen­de Teil des Äther­lei­bes aus dem Kop­fe durch die abstür­zen­de Bewe­gung her­aus­ge­drückt und wenn dies auch nur auf einen Moment geschieht, so wird doch dadurch die Erin­ne­rung frei, weil der äthe­ri­sche Leib in sol­chem Momen­te von der phy­si­schen Mate­rie, dem Hin­der­nis­se der unge­hemm­ten Erin­ne­rung, befreit ist. Im Tode tritt die­ses Erin­ne­rungs­ta­bleau (sie­he: Lebens­ta­bleau) sofort mit vol­ler Stär­ke ein, weil der gan­ze phy­si­sche Kör­per ver­las­sen wird. [56]

Der Äther­leib ver­grös­sert sich, wenn er vom phy­si­schen Lei­be frei wird. [57]

In eine geis­ti­ge Zer­rüt­tung hin­ein wür­den die Men­schen leben, wenn die geis­ti­gen Wel­ten vor ihnen auf­tau­chen wür­den bei der Locke­rung des Äther­lei­bes und sie sie nicht als sol­che erken­nen wür­den. Heu­te könn­te schon man­cher von den geis­ti­gen Wel­ten ein Bewußt­sein haben, aber er hat es nicht, und so schla­gen sie auf ihn selbst zurück, und das zeigt sich in sei­ner Ner­vo­si­tät, der Neur­asthe­nie, in der patho­lo­gi­schen Krankheitsfurcht. 


Es gibt heu­te schon Men­schen, die viel locke­re­re Äther­lei­ber haben als die ande­ren. Die­ses Lockern des Äther­lei­bes ist nur dann rich­tig für den Men­schen, wenn er durch die ver­schie­de­nen Ver­kör­pe­run­gen so viel in sich auf­ge­nom­men hat, daß sein Äther­leib, wenn er wie­der her­aus­geht, rich­ti­ge Früch­te aus der phy­sisch-sinn­li­chen Erden­welt mit­nimmt, Früch­te, die geeig­net sind, dem Äther­leib, der immer selb­stän­di­ger wird, ein­ver­leibt zu werden. 

Je geis­ti­ger die Vor­stel­lun­gen sind, die der Mensch inner­halb der phy­si­schen Welt hier fin­det, des­to mehr nimmt er in sei­nem Äther­leib mit. Alles, was der Mensch in unse­rem jet­zi­gen Erden­da­sein an Nütz­lich­keits­vor­stel­lun­gen, an maschi­nel­len, indus­tri­el­len Vor­stel­lun­gen auf­nimmt, die nur der äuße­ren Not­durft, nur dem äuße­ren Leben die­nen, ist unge­eig­net, dem Äther­leib ein­ver­leibt zu werden. 

Aber alles, was er auf­nimmt an Vor­stel­lun­gen des Künst­le­ri­schen, des Schö­nen und Reli­giö­sen – und alles kann in die Sphä­re von Weis­heit, Kunst und Reli­gi­on getaucht wer­den –, das alles ver­leiht sei­nem Äther­leib die Fähig­keit und Mög­lich­keit, selb­stän­dig orga­ni­siert zu sein.


Der Äther­leib ist der Kraft­trä­ger, der Erre­ger alles des­sen, was im phy­si­schen Lei­be vor­geht. Er muß nicht nur dann, wenn er ganz in dem phy­si­schen Lei­be steckt, den phy­si­schen Leib mit Kräf­ten ver­se­hen, er muß ihn jeder­zeit ver­se­hen; er wird ihn auch ver­se­hen müs­sen, wenn er wie­der ein­mal teil­wei­se außer­halb des phy­si­schen Lei­bes ist. Las­sen Sie ihn leer, geben Sie ihm nichts mit, dann kann er nicht auf den phy­si­schen Leib zurückwirken. 

Der Äther­leib muß, nach­dem er durch den phy­si­schen Leib durch­ge­gan­gen ist, inner­halb des phy­si­schen Lei­bes sei­ne Kräf­te gewin­nen. Was da erar­bei­tet wird inner­halb des phy­si­schen Lei­bes, das geht mit der Ent­wi­cke­lung mit, und wenn der Mensch in künf­ti­gen Inkar­na­tio­nen in sol­chen Orga­ni­sa­tio­nen leben wird, wo der Äther­leib ent­las­sen ist bis zu einem gewis­sen Gra­de aus dem phy­si­schen Lei­be, dann wird er im Bewußt­sein gewis­ser­ma­ßen als Erin­ne­rung durch den teil­wei­se frei gewor­de­nen Äther­leib leben.


Das, was der Mensch mit­ge­ben kann, das ist, was er durch das Chris­tus-Erleb­nis inner­halb der phy­si­schen Welt gewin­nen kann. Was heu­te im phy­si­schen Lei­be ist, das sen­det die Kräf­te hin­aus in den Äther­leib; und die­ser wird, wenn er gleich­sam gespeist wird von dem, was der phy­si­sche Leib an der Erschei­nung des Chris­tus erlebt, die Kräf­te emp­fan­gen, um wie­der­um hell­strah­lend zu wer­den und Lebens­kraft zu haben, um den phy­si­schen Leib zu erhal­ten in der Zukunft. Der Äther­leib wür­de, (trotz­dem) er durch­chris­tet ist, in einem ihm unge­eig­ne­ten Ele­men­te sei­ner Zer­stö­rung ent­ge­gen­ge­hen und zer­stö­rend zurück­wir­ken auf den phy­si­schen Leib. 

Das zwei­te (also) das not­wen­dig ist, ist, daß die­ser Äther­leib sich geeig­net macht, wie­der­um zu emp­fan­gen das Licht aus Luzi­fers Reich. So muß der Mensch, wäh­rend er frü­her den Luzi­fer als inne­res Erleb­nis auf­tau­chen sah durch den Schlei­er sei­nes See­len­le­bens, sich nun so vor­be­rei­ten, daß er den Luzi­fer als kos­mi­sche Wesen­heit in sei­ner Umge­bung erle­ben kann. Von einer unter­ir­di­schen Gott­heit zu einer kos­mi­schen wird Luzi­fer; und der Mensch muß sich vor­be­rei­ten, um sei­nen Äther­leib mit sol­chen Kräf­ten aus­zu­stat­ten, daß der Luzi­fer ein befruch­ten­des, ein för­dern­des Ele­ment sein kann und kein zerstörendes. 

Also der Mensch geht durch das Chris­tus-Erleb­nis durch, und es ist berech­tigt in der gan­zen Natur der Ent­wi­cke­lung, daß die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Schu­lung die Men­schen vor­be­rei­tet, wie­der­um zu ver­ste­hen das Licht aus Luzi­fers Reich, weil der mensch­li­che Äther­leib nur dadurch sei­ne ent­spre­chen­den Lebens­kräf­te erhal­ten kann.


Das­je­ni­ge, was der Mensch in sei­nem Gesamt­or­ga­nis­mus wegen des Lebens­äthers, der in ihm ist, erlebt, in unse­rer Zeit viel mehr, als das in der grie­chisch-latei­ni­schen Zeit der Fall war, trennt von dem, was infol­ge des erd­ar­ti­gen Ele­men­tes erlebt wird. Dadurch aber wird es her­bei­ge­führt, daß die Erleb­nis­se ver­mö­ge des erd­ar­ti­gen Ele­men­tes das rei­ne Hin­schau­en auf die durch Hypo­the­se unge­trüb­ten Urphä­no­me­ne ermög­licht. Und weil der Lebens­äther sich abson­dert, wird in die­sem erlebt wer­den kön­nen das­je­ni­ge, was den Men­schen durch­dringt mit Ima­gi­na­tio­nen, die da wur­zeln in der über­sinn­li­chen Welt. Gera­de durch die­se Locke­rung ist dies der Fall.


Die­ses erdi­ge Ele­ment vor allen Din­gen das im Men­schen vor­han­de­ne metal­li­sche Ele­ment, das ist stär­ker gebun­den gewe­sen wäh­rend des 4. nach­at­lan­ti­schen Zeit­raums an den Lebensäther.


Seit dem 3. Jahr­hun­dert vor Chris­tus ist schon der alte Innig­keits-zusam­men­hang zwi­schen dem Äther­kopf des Men­schen und dem phy­si­schen Kopf ver­lo­ren­ge­gan­gen. Aber es ist doch immer auf­recht­erhal­ten geblie­ben ein recht inni­ger Zusam­men­hang zwi­schen dem phy­si­schen Her­zen und dem mensch­li­chen Ätherherzen. 

Seit dem Jah­re 1721 lockert sich merk­wür­di­ger­wei­se immer mehr und mehr der Zusam­men­hang zwi­schen dem mensch­li­chen phy­si­schen Her­zen und dem Äther­her­zen. Spä­ter wer­den noch ande­re Orga­ne des Men­schen sich von dem Äthe­ri­schen lösen. Bis 2100 wird sich das Herz ganz gelöst haben. Das macht aus, daß die Men­schen nötig haben, etwas, was ihnen frü­her von selbst kam, auf einem ande­ren Wege zu suchen, auf dem Wege des spi­ri­tu­el­len Lebens. 

Die­ses vom phy­si­schen Her­zen los­ge­trenn­te Äther­herz, das wird sei­ne rich­ti­ge Bezie­hung zur geis­ti­gen Welt nur gewin­nen, wenn der Mensch sucht spi­ri­tu­el­les Wis­sen. Der blo­ße Glau­be ist (daher) gera­de seit jener Los­tren­nung außer­or­dent­lich gefähr­lich, denn die­ser Glau­be, der nur ein nai­ves Gefühls­ver­ständ­nis zur geis­ti­gen Welt ent­wi­ckeln will, die­ser Glau­be mate­ria­li­siert das Herz. Des­halb wer­den gera­de die reli­giö­sen Leu­te so furcht­bar mate­ria­lis­tisch in unse­rer Zeit.


Im Gehirn des Men­schen ist ein Glied, das im Ver­trock­nen ist. Das ist das Glied, das heu­te in der Wis­sen­schaft arbei­tet. Gegen die Men­schen­zu­kunft hin wür­den immer mehr und mehr Glie­der abster­ben. Aber gegen­über jedem abster­ben­den Glie­de wird der Chris­tus-Impuls in die Mensch­heit ein­flie­ßen, und am Ende der Erd­ent­wi­cke­lung wird es so sein, daß alle die Glie­der, die sonst abge­stor­ben wären, wie­der belebt wor­den sind von dem Chris­tus-Impuls, der dann den gan­zen Äther­leib durch­setzt hat, mit dem der mensch­li­che Äther­leib dann eins gewor­den ist.


In der Zukunft wird der phy­si­sche Leib des Men­schen anspruchs­vol­ler, ket­tet Ast­ral­leib und Äther­leib an sich, und nur dadurch, daß der Mensch bewußt her­an­tritt an die spi­ri­tu­el­le Welt, auf­nimmt die IdeenBegrif­feGefüh­le der spi­ri­tu­el­len Welt, wie wir jetzt begin­nen in den spi­ri­tu­el­len Bewe­gun­gen, kann er sel­ber jene star­ken Kräf­te ent­wi­ckeln, wel­che ihm frü­her von den Hier­ar­chien her­ein­ge­gos­sen wor­den sind in den phy­si­schen und den Ätherleib. 

Und der Mensch kann gegen die Zukunft hin, wenn er noch Herr blei­ben will sei­nes phy­si­schen Lei­bes, star­ke Kräf­te in bewuß­ter Wei­se aus der spi­ri­tu­el­len Welt her­aus bezie­hen, um die wider­stre­ben­den Kraft­mas­sen des Äther­lei­bes zu über­win­den, der an den phy­si­schen Leib gebun­den ist. Dadurch aber wird in der Zukunft der Mensch­heit immer mehr zuta­ge tre­ten, daß ein Unter­schied deut­lich zwi­schen den Men­schen auf­tre­ten wird, die sich sträu­ben gegen die spi­ri­tu­el­len Leh­ren und Erkennt­nis­se, und sol­chen, die ger­ne und wil­lig und instinkt­ge­mäß her­an­kom­men an die spi­ri­tu­el­len Erkennt­nis­se. Die­je­ni­gen Men­schen, die sich sträu­ben, wer­den das immer mehr in ihrem Ant­litz zei­gen. Sie wer­den zei­gen, daß sie kei­ne Gewalt haben über ihre Ges­ten, über ihr Phy­si­sches, daß ihr Phy­si­sches über­all stär­ker ist als sie selber. 


Den Äther­leib ver­dirbt man im Grun­de genom­men als Mensch nur – denn viel mehr Macht hat man als heu­ti­ger nor­ma­ler Mensch nicht – durch die Lüge, und höchs­tens unbe­wußt durch den Irr­tum. Aber auch dann kann immer nur ein Teil des Äther­lei­bes ver­dor­ben wer­den. Nur im Ver­lau­fe der Inkar­na­tio­nen kön­nen die Feh­ler, die der Mensch direkt ent­zün­det, wei­ter wir­ken auf den phy­si­schen Leib und den Äther­leib; und sie erschei­nen dann als Krank­hei­ten, als Schä­di­gun­gen und als Krank­heits­dis­po­si­tio­nen, auch im phy­si­schen Leibe. 


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Bewei­se – Der Dar­stel­ler setzt vor­aus, daß der Leser mit ihm gemein­sam die Tat­sa­chen sucht. 

Bewei­se in der Geheim­wis­sen­schaft GA 13

„Cha­rak­ter der Geheim­wis­sen­schaft“ in der „Geheim­wis­sen­schaft im Umriss“ von Rudolf Stei­ner – (GA 13, S. 39f.)

„Man kann gegen­über geheim­wis­sen­schaft­li­chen Ausfüh­rungen oft­mals den Ein­wand hören: die­se bewei­sen nicht, was sie vor­brin­gen; sie stel­len nur das eine oder das ande­re hin und sagen: die Geheim­wis­sen­schaft stel­le die­ses fest.

Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen ver­kennt man, wenn man glaubt, irgend etwas in ihnen sei in die­sem Sin­ne vorge­bracht. Was hier ange­strebt wird, ist, das in der See­le am Natur­wis­sen Ent­fal­te­te sich so wei­ter ent­wi­ckeln zu las­sen, wie es sich sei­ner eige­nen Wesen­heit nach ent­wi­ckeln kann, und dann dar­auf auf­merk­sam zu machen, daß bei sol­cher Ent­wi­cke­lung die See­le auf über­sinn­li­che Tat­sa­chen stößt. Es wird dabei vor­aus­ge­setzt, daß jeder Leser, der auf das Aus­ge­führ­te ein­zu­ge­hen ver­mag, ganz not­wen­dig auf die­se Tat­sa­chen stößt. Ein Unter­schied gegen­über der rein na­turwissenschaftlichen Betrach­tung liegt aller­dings in dem Augen­bli­cke vor, in dem man das geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Gebiet betritt.

In der Natur­wis­sen­schaft lie­gen die Tat­sa­chen im Fel­de der Sin­nes­welt vor; der wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­ler betrach­tet die See­len­be­tä­ti­gung als etwas, das gegen­über dem Zusam­men­hang und Ver­lauf der Sin­nes-Tat­sa­chen zurücktritt.

Der geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­ler muß die­se See­len­be­tä­ti­gung in den Vor­der­grund stel­len; denn der Leser gelangt nur zu den Tat­sa­chen, wenn er die­se Seelenbetäti­gung in recht­mä­ßi­ger Wei­se zu sei­ner eige­nen macht. Die­se Tat­sa­chen sind nicht wie in der Natur­wis­sen­schaft – aller­dings unbe­grif­fen – auch ohne die See­len­be­tä­ti­gung vor der mensch­li­chen Wahr­neh­mung; sie tre­ten viel­mehr in die­se nur durch die Seelenbetätigung.

Der geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­ler setzt also vor­aus, daß der Leser mit ihm gemein­sam die Tat­sa­chen sucht. Sei­ne Dar­stel­lung wird in der Art gehal­ten sein, daß er von dem Auf­fin­den die­ser Tat­sa­chen erzählt und daß in der Art, wie er erzählt, nicht persön­liche Will­kür, son­dern der an der Natur­wis­sen­schaft heran­er­zo­ge­ne wis­sen­schaft­li­che Sinn herrscht. Er wird daher auch genö­tigt sein, von den Mit­teln zu spre­chen, durch die man zu einer Betrach­tung des Nicht­sinn­li­chen – des Übersinn­lichen – gelangt. – Wer sich in eine geheim­wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­lung ein­läßt, der wird bald ein­se­hen, daß durch sie Vor­stel­lun­gen und Ideen erwor­ben wer­den, die man vor­her nicht gehabt hat.

So kommt man zu neu­en Gedan­ken auch über das, was man vor­her über das Wesen des «Bewei­sens» gemeint hat. Man lernt erken­nen, daß für die naturwissen­schaftliche Dar­stel­lung das «Bewei­sen» etwas ist, was an die­se gewis­ser­ma­ßen von außen her­an­ge­bracht wird. Im geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Den­ken liegt aber die Betä­ti­gung, wel­che die See­le beim natur­wis­sen­schaft­li­chen Den­ken auf den Beweis wen­det, schon in dem Suchen nach den Tatsachen.

Man kann die­se nicht fin­den, wenn nicht der Weg zu ihnen schon ein bewei­sen­der ist. Wer die­sen Weg wirk­lich durch­schrei­tet, hat auch schon das Bewei­sen­de erlebt; es kann nichts durch einen von außen hin­zu­ge­füg­ten Beweis geleis­tet wer­den. Daß man die­ses im Cha­rak­ter der Geheim­wis­sen­schaft ver­kennt, ruft vie­le Miß­ver­ständ­nis­se hervor.”

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Bibel – Da wird Kunst zur Reli­gi­on durch die Bibel.

Bibel

Wenn wir heu­te die Bibel lesen, lesen wir etwas, was gegen­über dem ursprüng­li­chen Inhalt ein­mal gesiebt, zwei­mal gesiebt, drei­mal gesiebt ist, aber so gesiebt ist, daß nicht das Bes­te, son­dern daß immer das Schlech­tes­te bleibt. Daher ist es natür­lich bil­lig, sich in gewis­ser Wei­se auf die heu­ti­gen Wor­te der Bibel zu beru­fen. Am schlech­tes­ten kom­men wir weg, wenn wir uns beim Mar­kus-Evan­ge­li­um auf die Bibel beru­fen, wie sie uns heu­te vor­liegt. Das dür­fen wir auf kei­nen Fall. 


Im alten ata­vis­ti­schen Hell­se­hen ist aus der Aka­sha-Chro­nik das­je­ni­ge geschöpft wor­den, was in allen reli­giö­sen Urkun­den ein­schließ­lich der Bibel steckt.


Man hat im Alten Tes­ta­ment eigent­lich nur Res­te: die­je­ni­gen Res­te, die die jüdi­sche Über­lie­fe­rung behal­ten hat, von einer umfang­rei­chen Bil­der­weis­heit, die in der alten Gno­sis ent­hal­ten war, vor­zugs­wei­se im Ori­en­te leb­te, deren Strah­len aber her­über­wirk­ten ins Abend­land, und die eigent­lich erst im 3., 4. Jahr­hun­dert für das Abend­land mehr oder weni­ger ver­glom­men sind, dann noch nach­ge­wirkt haben bei den Wal­den­sern und Katha­rern, aber doch ver­glom­men sind.


Man wird ler­nen müs­sen, die Bibel in einer ganz neu­en Wei­se zu lesen. Heu­te gibt es noch vie­le Hin­der­nis­se dafür. Teil­wei­se ist dar­an schuld der Umstand, daß ja noch immer das Bibel­ver­ständ­nis in wei­ten Krei­sen in einer etwas süß­lich-sen­ti­men­ta­len Art getrie­ben wird, daß die Bibel nicht zu einem Erkennt­nis­buch, son­dern zu einem Gebrauchs­buch für alle mög­li­chen See­len­la­gen benutzt wird. 

Wenn man ein­mal das Alte Tes­ta­ment, wie man es hat, als Gan­zes auf sich wir­ken las­sen wird und ver­bin­den wird den Blick auf das Inhalt­li­che mit dem, was gera­de durch die Geis­tes­wis­sen­schaft in die Welt kom­men wird, wenn man damit ver­bin­den wird, aber geis­tig, einen gewis­sen spi­ri­tu­ell-künst­le­ri­schen Sinn, so daß man dar­auf aus­ge­hen wird, zu sehen, wie die Din­ge auf­ein­an­der künst­le­risch fol­gen, wie sie künst­le­risch kom­po­niert sind, wie sich die Fäden ver­schlin­gen und lösen, nicht so sehr im äußer­lich kom­po­si­tio­nel­len Sin­ne, son­dern wenn man auch das tief Künst­le­ri­sche anwen­den wird auf so etwas, wie es das Alte Tes­ta­ment ist, erst dann wird man dar­auf kom­men, wel­che unge­heu­re dra­ma­ti­sche Kraft, wel­che inner­li­che, spi­ri­tu­ell-dra­ma­ti­sche Kraft in der Kom­po­si­ti­on und in dem Auf­bau des gan­zen Alten Tes­ta­men­tes eigent­lich liegt. 


Wenn man gegen­über der bis­her süß­lich-sen­ti­men­ta­len Art der Betrach­tung die­se dra­ma­tisch-künst­le­ri­sche Durch­drin­gung ins Auge faßt, dann gestal­tet sich uns die Bibel von sel­ber zu dem, was zugleich reli­giö­se Inbrunst brin­gen wird. Da wird Kunst zur Reli­gi­on durch die Bibel. Und dann wird man begin­nen, ganz eigen­tüm­li­che Din­ge zu bemerken.


Hin­ter sol­chen Din­gen, wie sie in den reli­giö­sen Urkun­den ste­hen, liegt immer noch sehr vie­les ver­bor­gen. [6] Die Bibel ver­birgt man­ches, was sie an geheim­nis­vol­len Tat­sa­chen zu ver­kün­den hat, hin­ter dem Kom­po­si­tio­nel­len, hin­ter dem gran­dio­sen okkult Kompositionell-Künstlerischen. 


Wer genau liest, der weiß das Fol­gen­de: daß von den Wor­ten an «Im Anfang schuf Gott Him­mel und Erde» bis zum drit­ten Vers des zwei­ten Kapi­tels die geis­ti­ge Welt geschil­dert wird, wie sie geschaf­fen ist. Dann wird vom vier­ten Ver­se an gesagt: Das, was Nach­kom­me ist von Him­mel und Erde, wird im Fol­gen­den geschil­dert. Es ist der wun­der­bars­te Über­gang, wenn man die Sache ver­steht, von dem Sechs-Tage-Wer­ke zu dem Folgenden. 

Wer sich auf die­se Din­ge ein­läßt, fin­det, daß es viel­leicht kein so gut kom­bi­nier­tes Buch gibt wie die Bibel, nament­lich die älte­ren Tei­le der­sel­ben. Der Glau­be, daß man ohne geis­ti­ge For­schung an die Bibel her­an­tre­ten dür­fe, daß man mit äuße­ren Urkun­den an sie her­an­tre­ten kön­ne, das hat die­ses in sich so voll­kom­me­ne und har­mo­ni­sche Werk auf­ge­löst, so daß es aus lau­ter Lap­pen und Frag­men­ten zusam­men­ge­setzt erscheint.


Es wird gesagt, daß höhe­re Geis­ter dem Moses die Offen­ba­run­gen gemacht haben, die er dann nie­der­ge­schrie­ben habe. Die Kennt­nis der höhe­ren Tat­sa­chen war aber schon viel frü­her vor­han­den und wur­de von Geschlecht zu Geschlecht münd­lich, von Pries­ter­mund zu Pries­ter­mund, wei­ter­ge­ge­ben, bis sie von Esra – dem die Nie­der­schrift die­ser Din­ge zuge­schrie­ben wird – schrift­lich doku­men­tiert wor­den ist. 


Ohne die Vor­be­rei­tung durch die Geis­tes­wis­sen­schaft möch­te ich wis­sen, mit wel­chem Rech­te irgend jemand eine Inter­pre­ta­ti­on geben will aus dem ursprüng­li­chen Tex­te, von der man mit wis­sen­schaft­li­cher Gewis­sen­haf­tig­keit sagen kann, daß sie stimmt. (Denn) man muß sich doch klar sein, daß bis in die christ­li­chen Jahr­hun­der­te her­ein auch vom ers­ten Teil der Bibel nichts vor­han­den war, was dazu hät­te ver­lei­ten kön­nen, die­sen Text so zu lesen, wie er heu­te gele­sen wird. Voka­le gab es über­haupt dar­in nicht, und der Text war so, daß auch die Tren­nun­gen der ein­zel­nen Wor­te erst gebil­det wer­den muss­ten (dertextwaralsozusammengeschriebenund.hn.v.k.l.). Erst spä­ter wur­den auch die Punk­te hin­zu­ge­setzt, wel­che im Hebräi­schen die Voka­le andeuten. 


Es kann im Grun­de genom­men nur die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Ver­tie­fung in die Bibel die­ses Resul­tat erge­ben –, daß eine Schil­de­rung, die zunächst von äuße­ren Vor­gän­gen und Erleb­nis­sen in der äuße­ren Welt han­delt, sich in der bibli­schen Dar­stel­lung unmit­tel­bar fort­setzt in eine Schil­de­rung ganz ande­rer Art, die man nur schwer von dem unter­schei­den kann, was vorhergeht. 

Es wer­den Rei­sen und sons­ti­ge äuße­re Erleb­nis­se erzählt, die wir ein­fach als sol­che zu neh­men haben. Dann wird so fort­ge­setzt, daß wir zunächst gar nicht mer­ken, daß wir mit­ten im Wei­ter­le­sen in einer Schil­de­rung ganz ande­rer Art drin­nen sind, als ob eine Rei­se wei­ter­gin­ge von einem Orte zum andern, und als ob die wei­te­ren Erleb­nis­se gera­de­so wie die äuße­ren phy­si­schen Erleb­nis­se zu neh­men wären wie die vorhergehenden. 

Und dann sind wir mit­ten drin­nen in einer Schil­de­rung des See­len­le­bens der betref­fen­den Per­sön­lich­keit, in einer Schil­de­rung, die sich gar nicht auf äuße­re Ereig­nis­se bezieht, son­dern auf inne­re See­len­kämp­fe, See­len­über­win­dun­gen, See­l­en­er­leb­nis­se, wodurch die betref­fen­de Per­sön­lich­keit dann zu einer höhe­ren Stu­fe der See­len­ent­wi­cke­lung, der Erkennt­nis, zu einer höhe­ren Stu­fe der Tat­kraft oder zu einer Mis­si­on in der Welt­ent­wi­cke­lung hinaufsteigt. 

Es lau­fen gewis­ser­ma­ßen die Schil­de­run­gen der äuße­ren Ereig­nis­se unver­mit­telt über in sinn­bild­li­che Dar­stel­lun­gen, die ganz im Sti­le der frü­he­ren Ereig­nis­se gehal­ten sind. 


Inner­halb der drit­ten Kul­tur­epo­che (ägyp­tisch-chaldäi­sche), bil­de­te sich wie­der­um ein klei­nes, abge­son­der­tes Häuf­lein, das in gewis­ser Wei­se alles das auf­nimmt, was an alten Tra­di­tio­nen und an neu­en Errun­gen­schaf­ten hat gewon­nen wer­den kön­nen; ein klei­nes Häuf­lein, des­sen Ein­ge­weih­te die uralte Weis­heit, die frü­he­re Genos­sen­schaft mit den Göt­tern bewahrt hat­ten; des­sen Ein­ge­weih­te wie­der­zu­ge­ben wuß­ten, was man als Erfah­rung wis­sen konn­te aus der geis­ti­gen Welt, und die zugleich chaldäi­sche Weis­heit – Got­tes­schrift im Wel­ten­raum – und ägyp­ti­sche Weis­heit, die in der sym­bo­li­schen Ver­mäh­lung des Geis­ti­gen mit dem Phy­si­schen auf­geht, in sich auf­ge­nom­men hat­ten. Und die­se Grup­pe von Men­schen ist es, die in die­sem Sin­ne das aus­er­wähl­te Volk zu nen­nen ist. 

Das alt­tes­ta­ment­li­che Volk, das in sei­nem Alten Tes­ta­ment, in bezug auf alle uralten Ereig­nis­se und auch auf das Fort­le­ben­de, in der Tat das größ­te und bedeut­sams­te Doku­ment hat­te. Das Alte Tes­ta­ment ent­hält in gewal­ti­gen Bil­dern das Her­ab­stei­gen des Men­schen aus gött­li­chen Höhen und ver­knüpft zugleich die his­to­ri­schen Erleb­nis­se des Men­schen mit die­sen kos­mi­schen Ereig­nis­sen. Alles das ent­hält die alt­tes­ta­ment­li­che Geschich­te genau, und vor allen Din­gen das, was dem Wel­ten­zu­sam­men­han­ge voll entspricht. 


In dem alt­he­bräi­schen Vol­ke muß­te alles so geord­net sein, daß der Strom von Gesetz­mä­ßig­keit wei­ter­floß, der aus dem Wel­ten­all her­aus nach Maß­ga­be von Zahl, Maß und Gewicht den mensch­li­chen phy­si­schen Leib geord­net hat im Sin­ne der Ster­nen­ord­nung. Das fin­den wir wie­der in einem Aus­spruch, der in der Bibel so unge­heu­er ent­stellt ist. 

So heißt es nir­gends, daß Gott die Israe­li­ten so zahl­reich machen will, wie die Ster­ne am Him­mel, son­dern es heißt, daß er in der Art, wie sie sich fort­pflan­zen und ver­brei­ten auf der Erde, die Geset­ze, die Zah­len­ver­hält­nis­se wal­ten las­sen will, wie sie in den Ster­nen am Him­mel herr­schen. Nach der Zah­len­har­mo­nie der Ster­ne soll das hebräi­sche Volk in sei­ner Fort­pflan­zung geord­net sein. 


Jah­ve ist die­je­ni­ge Gott­heit, wel­che einen von außen her anschaut, von außen an den Men­schen her­an­kommt, sich in Wind und Wet­ter offen­bart. Wenn der Mensch alles, was in der Außen­welt an Zahl, Maß und Gewicht vor­han­den ist, durch­dringt, nähert er sich dem Jah­ve­gott. In frü­he­rer Zeit war der Gang ein entgegengesetzter. 

Brah­ma wur­de zuerst im Inne­ren der See­le erkannt und von da wird dann erst hin­aus­ge­gan­gen. Den Jah­ve jedoch erkennt man zuerst drau­ßen und dann erst kann er auch im eige­nen Inne­ren nach­ge­wie­sen wer­den. Das ist die geis­ti­ge Sei­te des­sen, was genannt wird: der Bund Jah­ves mit Abra­ham.


Das alt­he­bräi­sche Volk mach­te eine ers­te Peri­ode durch, von Abra­ham bis zur Zeit der ers­ten Köni­ge. Es ist dies zu ver­glei­chen mit der ers­ten Peri­ode des ein­zel­nen Lebens bis zum sie­ben­ten Jah­re. Hier wer­den alle Din­ge getan, die imstan­de sind, die Blut­ei­gen­tüm­lich­kei­ten zu befes­ti­gen. Alles, was da erzählt wird, die Wan­de­rung Abra­hams, die Aus­bil­dung der zwölf Stäm­me, die Ein­glie­de­rung der mosai­schen Gesetz­ge­bung, die Fähr­lich­kei­ten in der Wüs­te, ist zu ver­glei­chen mit dem, was in den ers­ten sie­ben Lebens­jah­ren auf den Men­schen vom phy­si­schen Pla­ne her einfließt.

Dann kommt die zwei­te Peri­ode: die inne­re Ver­fes­ti­gung, die Königs­herr­schaft bis zur baby­lo­ni­schen Gefan­gen­schaft. Dann kommt der Ein­fluß des Chaldä­er­tums, des ori­en­ta­li­schen Magier­tums auf das hebräi­sche Volk. Und der Lei­ter, der schon damals, 550 bis 600 vor unse­rer Zeit­rech­nung, ein­flie­ßen ließ in das hebräi­sche Volk die­sen ori­en­ta­li­schen Ein­fluß, war schon damals die Indi­vi­dua­li­tät des Zara­thus­tra.

Und so hat er schon damals vor­ge­ar­bei­tet, um eine geeig­ne­te Leib­lich­keit zu fin­den. So ent­wi­ckel­te sich in den Gene­ra­tio­nen her­un­ter, von Abra­ham an, immer mehr die Mög­lich­keit und die Bedin­gun­gen, daß her­aus­ge­bo­ren wer­den konn­te die geeig­ne­te Leib­lich­keit, die dann die Wie­der­ver­kör­pe­rung des Zara­thus­tra sein konnte. 

Das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um stellt ins­be­son­de­re die­se Ent­wi­cke­lung ganz wun­der­bar getreu dar, indem es eine Drei­glie­de­rung ein­tre­ten läßt. Wir haben drei mal vier­zehn Glie­der: von Abra­ham bis David, von David bis zur baby­lo­ni­schen Gefan­gen­schaft vier­zehn Glie­der, von der baby­lo­ni­schen Gefan­gen­schaft bis zum Chris­tus Jesus wie­der vier­zehn Glie­der. Die gan­ze hebräi­sche Ent­wi­cke­lung seit Abra­ham soll­te in einem Men­schen zusam­men­ge­faßt wer­den. Und das soll­te gip­feln in dem Jesus des Matthäus-Evangeliums. 


In dem Stamm­va­ter die­ses Vol­kes, in Abra­ham war auch tat­säch­lich eine sol­che Indi­vi­dua­li­tät aus­er­le­sen, daß des­sen Leib­lich­keit ein geeig­ne­tes Instru­ment war für das urtei­len­de Den­ken. Damit soll­te jene Kul­tur ein­ge­lei­tet wer­den, deren Früch­te noch heu­te unse­rer gan­zen west­li­chen Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on ein­ver­leibt sind. Jenes kom­bi­na­to­ri­sche Den­ken, die mathe­ma­ti­sche Logik, wur­de durch Abra­ham ein­ge­lei­tet; ihn sah man bis ins Mit­tel­al­ter hin­ein im gewis­sen Sin­ne als Ver­tre­ter der Arith­me­tik an. Die gan­ze Anla­ge sei­nes Den­kens war eben eine sol­che, die Welt nach dem Ver­hält­nis von Maß und Zahl anzusehen. 


Abra­ham muß­te eine Nach­kom­men­schaft haben, die wei­ter­bau­te jene eigen­ar­ti­ge Kon­sti­tu­ti­on des phy­si­schen Lei­bes. Es muß­te nun selb­stän­dig von den Men­schen der Auf­bau des phy­si­schen Lei­bes in die Hand genom­men wer­den, damit das wei­ter­ge­führt wur­de, was bis­lang die Göt­ter getan haben, und zwar durch vie­le Gene­ra­tio­nen hin­durch muß­te dies geschehen. 

Es muß­te ein den Jah­ve ver­ste­hen­des Gehirn sich durch phy­si­sche Ver­er­bung erhal­ten. Der Bund des Jah­ve mit Abra­ham soll­te auch auf die Nach­kom­men über­ge­hen. Dazu gehör­te aber eine unge­heu­re Hin­ge­bung der Indi­vi­dua­li­tät des Abra­ham an den Jah­ve. Und das war auch tat­säch­lich der Fall. In der Bibel wird uns erzählt, wie dies geschah. Eine Hin­ga­be wird dann am größ­ten, wenn man hin­op­fert, was man sel­ber für die Zukunft wer­den soll. Abra­ham soll dem Jah­ve sei­nen Sohn Isaak hin­op­fern. Er wür­de damit das gan­ze hebräi­sche Volk hin­op­fern und alles, was er sel­ber war und was in die Welt durch ihn getra­gen wer­den soll­te. Und er hat es so weit gebracht in der Hin­ga­be, daß er den Isaak hin­ge­op­fert hat; sein Wil­le war es. Und er bekommt den Isaak wie­der zurück. 

Er bekommt ihn von Jah­ve sel­ber wie­der zurück, das heißt, Abra­ham geht so weit, die Mis­si­on, die er ver­mö­ge der Indi­vi­dua­li­tät sei­nes Selbst­es hat, nicht durch sich auf die Nach­welt wei­ter zu über­tra­gen, son­dern sie als Gabe des Jah­ve in sei­nem eige­nen Sohn zu empfangen.


(Denn) alles das, was der Mensch­heit aner­zo­gen wird, muß immer sei­nen Aus­gangs­punkt neh­men von einer Indi­vi­dua­li­tät. Fähig­kei­ten, die dann die Fähig­kei­ten einer gro­ßen Anzahl von Men­schen wer­den sol­len, müs­sen sozu­sa­gen zuerst bei einem Men­schen anfangen. 


An Stel­le des Isaak wur­de geop­fert ein Wid­der oder Lamm. Was heißt das? Jene mensch­li­che Leib­lich­keit, die sich fort­pflan­zen soll­te und an wel­che jene Fähig­kei­ten gebun­den waren, wel­che das Begrei­fen der Welt nach Maß und Zahl, nach mathe­ma­ti­scher Logik bedin­gen, soll­te erhal­ten blei­ben und als Geschenk des Jah­ve ent­ge­gen­ge­nom­men wer­den. Um sie aber unver­mischt durch irgend etwas ande­res zu haben, war es not­wen­dig, daß ver­zich­tet wur­de auf ein jeg­li­ches däm­mer­haf­te alte Hell­se­hen, daß ver­zich­tet wur­de auf aller­lei Ima­gi­na­tio­nenIntui­tio­nen, auf ein jedes Ein­flie­ßen sol­cher Offen­ba­run­gen, wie sie in allen übri­gen Reli­gio­nen der alten Zei­ten bis zur chaldäi­schen und ägyp­ti­schen her­auf vor­han­den sind. 

Auf jede Gabe aus der geis­ti­gen Welt muß­te ver­zich­tet wer­den. Die letz­te Gabe, die noch bleibt, wenn alle frü­he­ren ver­dun­kelt sind, wird in der mys­ti­schen Sym­bo­lik durch den Wid­der bezeich­net. Die bei­den Wid­der­hör­ner bedeu­ten: das Opfer der zwei­blät­te­ri­gen Lotus­blu­me (sie­he: Ast­ral­leib-Orga­ne und deren Orga­ni­sa­ti­on). Die letz­te hell­se­he­ri­sche Gabe wird hingeopfert.

Nun lebt das Volk in sei­ner Mis­si­on so wei­ter, daß gera­de die­se Abra­ham-Fähig­kei­ten sich fort­pflan­zen von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on. In dem Augen­blick, wo ata­vis­tisch wie­der auf­tritt die­se Hell­se­her­ga­be, wo wie­der einer hin­ein­sieht in die geis­ti­gen Wel­ten, macht sich eine sol­che Reak­ti­on gel­tend, daß die Per­sön­lich­keit zunächst aus­ge­schie­den wird, daß sie nicht gedul­det wird inner­halb der Volksgemeinschaft.


In Abra­ham ist ein sol­cher Mensch aus­ge­wählt wor­den, der so orga­ni­siert war, daß im rech­ten Zeit­mo­men­te aus sei­nen Nach­kom­men der Jesus her­aus­ge­bo­ren wer­den konn­te. Dazu aber muß­te das, was erst Anla­ge bei Abra­ham war, ent­wi­ckelt wer­den. Wir müs­sen uns dar­über klar sein, daß zur Ent­fal­tung die­ser Anla­ge nötig war, daß immer eini­ges aus­ge­stos­sen wur­de. (Wei­ter unten wer­den) wir sehen, wie Joseph abge­sto­ßen wor­den ist. Aber auch schon frü­her war man­ches abge­sto­ßen wor­den, zum Bei­spiel Esau, der Stamm­va­ter der Edo­mi­ter, weil in ihm auch ein altes Erb­stück übrig­ge­blie­ben war. Abra­ham hat­te zwei Söhne. 

Von Isaak stammt das alt­he­bräi­sche Volk ab. In Abra­ham waren aber noch ande­re Eigen­schaf­ten. Wür­den die­se sich durch die Gene­ra­tio­nen hin­un­ter ver­er­ben, so käme nicht das Rich­ti­ge zustan­de. Daher muß­te jenes ande­re radi­kal hin­aus­ge­sto­ßen wer­den in eine ande­re Nach­kom­men­schaft, in die Isma­els, den Sohn der ägyp­ti­schen Magd Hagar. Das alt­he­bräi­sche Volk bekam (dann) auf dem Sinai das als Leh­re wie­der zurück durch Moses, was es aus­ge­stos­sen hat­te aus sei­nem Blu­te; von außen bekam es die­ses wie­der zurück. 


Für das alt­he­bräi­sche Volk war das Tor geschlos­sen gegen­über der spi­ri­tu­el­len Welt. Man sah hin­aus in die Welt, ord­ne­te nach Maß und Zahl, und als die Ein­heit, in die man alles ord­ne­te, erblick­te man Jah­ve. Das ein­zi­ge, was man noch wuß­te, war, daß dies, was man drau­ßen erblick­te, was in Jah­ve als Schöp­fer der Welt­erschei­nun­gen einem ent­ge­gen­trat, eines und das­sel­be war mit der mensch­li­chen Ich­heit. Aber dar­über stie­gen kei­ne Ima­gi­na­tio­nen, kei­ne eige­nen inne­ren Erleb­nis­se inner­halb die­ser Volks­ge­mein­schaf­ten auf. Es gab dar­über kei­ne eige­nen Erlebnisse. 

Des­halb muß­te man es auch von außen ler­nen, das heißt, man muß­te es bei einem Vol­ke ler­nen, das die­se Erleb­nis­se noch hat­te. Joseph war das rich­ti­ge Ver­bin­dungs­glied, weil er sel­ber noch sol­che Fähig­kei­ten besaß. Denn er konn­te den Ägyp­tern die­nen, weil er zwei­er­lei ver­moch­te: Ers­tens hat­te er die alte Hell­se­her­ga­be aus der Zeit vor Abra­ham. Er konn­te sich hin­ein­fin­den in das, was das alte ägyp­ti­sche Volk durch Hell­se­her­ga­be erlang­te. Aber was die­ses Volk nicht hat­te, war die mathe­ma­ti­sche Logik, das heißt, es konn­te nicht anwen­den im phy­si­schen Leben das, was es als Ima­gi­na­ti­on besaß. (Weil Joseph die­se Fähig­kei­ten hat­te), war er fähig, am ägyp­ti­schen Hofe die rich­ti­gen Rat­schlä­ge zu geben. 

So war er das rich­ti­ge Ver­bin­dungs­glied zwi­schen dem hebräi­schen Vol­ke und den Ägyp­tern. Dadurch konn­te er es her­bei­füh­ren, daß die Jah­ve-Leh­re, die bis dahin wie eine Zusam­men­fas­sung der äuße­ren Wirk­lich­keit, wie ein mathe­ma­ti­sches Welt­bild war, Far­be und Inhalt bekam von der inne­ren Ima­gi­na­ti­on, die man in Ägyp­ten hat­te. Die­sen Zusam­men­hang und Zusam­men­klang zwi­schen alt­ägyp­ti­schen Erleb­nis­sen und Erkennt­nis­sen des Welt­zu­sam­men­hangs hat Moses gebracht.

Als das gemacht war, konn­te das Volk wie­der zurück­ge­führt wer­den, um das in Ägyp­ten Erfah­re­ne, nicht Erleb­te, zu ver­ar­bei­ten nach sei­ner Art. Denn es han­del­te sich ja gera­de dar­um, daß die­se Gabe unver­mischt von ande­ren Völ­kern erhal­ten blieb, daß unver­fälscht blieb die Bluteigentümlichkeit. 


Moses erhält ein­ver­leibt in ganz frü­her Kind­heit den erhal­ten geblie­be­nen Äther­leib des Zara­thus­tra. In einer geheim­nis­vol­len Wei­se ist in den reli­giö­sen Urkun­den, die wirk­lich auf Okkul­tis­mus gebaut sind, alles ent­hal­ten, was uns auf sol­che Geheim­nis­se, wie sie uns die okkul­te For­schung lehrt, hin­wei­sen kann. 

Wenn Moses der wie­der­in­kar­nier­te Schü­ler des Zara­thus­tra war und ein­ver­leibt erhal­ten soll­te den erhal­ten geblie­be­nen Äther­leib des Zara­thus­tra, dann muß­te mit ihm etwas ganz Beson­de­res gesche­hen. Bevor er die ent­spre­chen­den Ein­drü­cke aus der Umge­bung wie ein ande­rer Mensch erhal­ten soll­te, bevor in sei­ne Indi­vi­dua­li­tät her­ab­stei­gen konn­ten die Ein­drü­cke der Außen­welt, muß­te in sei­ne Wesen­heit hin­ein­fil­triert wer­den, was er als ein Wun­der-Erb­stück von Zara­thus­tra erhal­ten soll­te. Das wird erzählt in jener Sym­bo­lik: daß er in ein Käst­chen gelegt und in den Fluß ver­senkt wor­den ist, was sich wie eine merk­wür­di­ge Initia­ti­on ausnimmt. 

Eine Initia­ti­on besteht ja dar­in, daß ein Mensch abge­schlos­sen bleibt für eine bestimm­te Zeit von der Außen­welt, und wäh­rend des­sen das­je­ni­ge, was er erhal­ten soll, in sich hin­ein­fil­triert erhält. Damals also, als Moses so abge­schlos­sen war, konn­te ihm in einem bestimm­ten Moment der auf­be­wahr­te Äther­leib des Zara­thus­tra ein­ver­leibt werden. 

Da konn­te in ihm auf­blü­hen jene wun­der­ba­re Zei­ten-Weis­heit, die ihm einst Zara­thus­tra frü­her ver­mit­telt hat­te, mit der er jetzt begabt wur­de, und die er her­aus­brin­gen konn­te, indem er in Bil­dern, die wie­der für sein Volk geeig­net waren, dar­stell­te die Weis­heit der Zeit hin­ter­ein­an­der. Daher kön­nen uns bei Moses die gro­ßen Bil­der der Gene­sis (sie­he: bibli­sche Schöp­fungs­ge­schich­te) ent­ge­gen­tre­ten als äuße­re Ima­gi­na­tio­nen der Zei­ten-Weis­heit, die von Zara­thus­tra her­stamm­te. Das war nun in sei­nem Inne­ren dadurch befes­tigt, daß er die Äther­hül­le des Zara­thus­tra sel­ber emp­fan­gen hatte.


Moses wird auch in einer gewis­sen Wei­se in die Geheim­nis­se der ande­ren Völ­ker ein­ge­weiht. Eine beson­de­re Ein­wei­hungs­sze­ne haben wir zu sehen in der Begeg­nung mit dem midia­ni­ti­schen Pries­ter Jethro.


Was ist denn die Offen­ba­rung vom Sinai? Was bekam Moses da, und was gab er dem Vol­ke? Er gab ihm etwas, das wohl auf den Stamm die­ses Vol­kes gepfropft wer­den konn­te, weil es mit ihm in einer ganz bestimm­ten Wei­se ver­wandt war. Es waren einst die Nach­kom­men des Isma­el aus­ge­wan­dert und hat­ten sich ange­sie­delt in den Gegen­den, wel­che nun von Moses mit sei­nem Vol­ke durch­zo­gen wur­den. Jene Eigen­schaf­ten, die über Hagar zu den Ismae­li­ten gin­gen, wel­che zwar noch ver­wandt waren mit Abra­ham, aber dazu vie­le alte Erb­stü­cke sich mit bewahrt hat­ten, die fand Moses dort bei den Ismae­li­ten, wel­che eine Art von Ein­ge­weih­ten hat­ten. Aus den Offen­ba­run­gen die­ses Zwei­ges ent­nahm er die Mög­lich­keit, den Israe­li­ten die Offen­ba­rung vom Sinai ver­ständ­lich zu machen. 

Man muß eben die Bibel sehr sorg­fäl­tig lesen, um die Trag­wei­te der Wor­te dar­in rich­tig wür­di­gen zu kön­nen. Von den Nach­kom­men der Hagar stammt etwas ab, das mit der Gesetz­ge­bung des Moses zusam­men­hängt, wäh­rend abstammt das Blut, das die eigent­lich israe­li­schen Fähig­kei­ten des Moses reprä­sen­tiert, von der Sarah. Agar oder Hagar heißt im Hebräi­schen auch Sinai, was bedeu­tet der Stein­berg, der gro­ße Stein. Man könn­te auch sagen, von dem gro­ßen Stein, der eine äuße­re Aus­prä­gung war von Hagar, bekam Moses sei­ne Geset­zes­of­fen­ba­rung. Das, was die­ses jüdi­sche Volk als Gesetz­ge­bung hat­te, stamm­te nicht aus den bes­ten Eigen­schaf­ten des Abra­ham, das stamm­te ab von Hagar, vom Sinai. So daß die­je­ni­gen, wel­che die Anhän­ger der blo­ßen Gesetz­ge­bung sind, wie sie vom Sinai her­stamm­te, die Pha­ri­sä­er und Sad­du­zä­er, der Gefahr aus­ge­setzt sind, in ihrer Ent­wi­cke­lung ste­hen zu bleiben. 

Sie sind die­je­ni­gen, wel­che bei der Johan­nes­tau­fe nicht das Lamm sehen wol­len, son­dern die Schlan­ge. So ver­wan­delt sich das, was sonst bloß Gekei­fe des Täu­fers (sie­he: Johan­nes der Täu­fer) wäre, in eine schö­ne Ermah­nung der Pha­ri­sä­er und Sad­du­zä­er, wenn er ihnen zuruft: Ihr, die ihr Anhän­ger der Schlan­ge seid, gebt acht, daß ihr wirk­lich in der Tau­fe das Rich­ti­ge schaut.

Erst aus dem hier Gesag­ten her­aus gewinnt jenes Wort sei­ne vol­le Bedeu­tung. So etwas braucht nicht aus der Aka­sha-Chro­nik her­aus­ge­holt zu wer­den, son­dern es steht schon in der Bibel. Ver­glei­chen Sie, was im Gala­ter­brief der Apos­tel Pau­lus dar­über sagt.


Jah­ve teilt dem Moses mit, daß er in Pine­has, dem Sohn des Elea­sar, dem Sohn des Aaron, also in dem Enkel des Aaron, einen beson­de­ren Pries­ter, der für ihn ein­tritt, der mit ihm ver­bun­den ist, dem alt­he­bräi­schen Volk über­gibt. Und die alt­he­bräi­sche Geheim­leh­re und die neue­re okkul­te For­schung sagen da, daß in des Pine­has Lei­be die­sel­be See­le leb­te, die spä­ter in Eli­as vor­han­den war. Wir haben sie dann wie­der in Eli­as-Nabo­th, dann in Johan­nes dem Täu­fer.


Schon das alte Tes­ta­ment hat wenigs­tens eine Ahnung von die­sem pola­ri­schen Gegen­satz des Ahri­ma­ni­schen und Luzi­fe­ri­schen. In dem Gegen­satz zwi­schen den Büchern Moses und dem Buche Hiob liegt schon eine Ahnung jenes pola­ri­schen Gegen­sat­zes. Nach dem Bösen stellt Moses die Fra­ge. Und er führt dann vor in einem groß­ar­ti­gen Bil­de den Sün­den­fall. Wir wis­sen, daß sich hin­ter die­sem Sün­den­fall ver­birgt das, was wir den Ein­tritt des Luzi­fe­ri­schen in die mensch­li­che Natur nen­nen. Unglück und Tod sind der Sün­de Folge. 

Die radi­kal ent­ge­gen­ge­setz­te Anschau­ung ist die des Buches Hiob. Da haben Sie ers­tens nicht eine Schlan­ge, son­dern ein rein geis­ti­ges Wesen, ein ahri­ma­ni­sches Wesen, wel­ches her­an­kommt an das gött­li­che Wesen selbst. Und da han­delt es sich bei Hiob nicht um einen Men­schen wie bei Adam, der der Sün­de ver­fal­len kann, son­dern gera­de um einen, der «gerecht» sein soll. Und wodurch will die­ses (ahri­ma­ni­sche) Wesen, das an Gott her­an­tritt, errei­chen, daß Hiob sün­dig wird? Dadurch daß es Unglück über ihn bringt! Bei Moses soll das Unglück von der Sün­de kom­men, im Buch Hiob die Sün­de vom Unglück. Es ist ein radi­ka­ler Gegen­satz in der Anschau­ung zwi­schen dem mehr heid­ni­schen Buch Hiob und dem vol­len jüdi­schen Buche des Moses.


Wir müs­sen, wäh­rend wir das luzi­fe­ri­sche Geheim­nis in die lemu­ri­sche Zeit ver­set­zen, das ahri­ma­ni­sche Geheim­nis in die atlan­ti­sche Zeit ver­set­zen. Da hat die Bibel nur eine Andeu­tung, nicht ein so kla­res, weit­hin glän­zen­des Bild, wie das von der Para­die­ses-Ver­su­chung. Da steht dar­in­nen nur in der Bibel, daß bewirkt wur­de durch die Impul­se, die her­ein­ka­men in das Erden­da­sein: daß die Göt­ter­söh­ne Gefal­len fan­den an den Töch­tern der Men­schen. Das ist nur eine Hin­deu­tung auf das­je­ni­ge, was als ahri­ma­ni­scher Impuls hereinkommt. 


Wenn man die See­len der jüdi­schen Pro­phe­ten ver­folgt, so fin­det man, daß sie Wie­der­ver­kör­pe­run­gen sind von Ein­ge­weih­ten, die bei ande­ren Völ­kern ein­ge­weiht waren und dort schon gewis­se Stu­fen der Ein­wei­hung erstie­gen hat­ten. Und alle die ein­zel­nen Gestal­ten – Dani­el, Jesai­as, Jere­mi­as und so wei­ter –, wir müs­sen sie, wenn wir ihre See­len in frü­he­ren Ver­kör­pe­run­gen fin­den wol­len, bei ande­ren Völ­kern suchen. 

Es ist wirk­lich, tri­vi­al gespro­chen, so wie ein Nach-und-nach-sich-Ver­sam­meln der Ein­ge­weih­ten der ande­ren Völ­ker bei dem jüdi­schen Vol­ke, wo die Ein­ge­weih­ten in der Gestalt der Pro­phe­ten auf­tre­ten. Dann aber ist es erklär­lich, daß die Pro­phe­ten so erschei­nen, daß ihre Pro­phe­ten­ga­be wie ein ele­men­ta­ri­sches Her­vor­tre­ten ihres Innern erscheint. Es ist die Erin­ne­rung an das, was sie sich als Ein­ge­weih­te da oder dort erwor­ben haben. Das tritt aber auch her­aus so, daß es nicht immer jene kla­re har­mo­ni­sche Form zei­gen muß, die es in frü­he­ren Inkar­na­tio­nen gehabt hat. Denn es wird die See­le, die in einem per­si­schen oder ägyp­ti­schen Lei­be inkar­niert war, sich erst anbe­que­men müs­sen der Kör­per­lich­keit des jüdi­schen Volkes. 


In den Zei­ten des natür­li­chen Hell­se­hens, ström­ten in gewis­sen abnor­men Zustän­den der See­le die Geheim­nis­se der geis­ti­gen Welt her­un­ter; da sahen die Men­schen hin­auf in die Hier­ar­chien. Natür­lich am meis­ten und am längs­ten sahen sie zu der­je­ni­gen Hier­ar­chie, die dem Men­schen am aller­nächs­ten steht, zu der Hier­ar­chie der Ange­loi.

Von sich selbst nahm der Mensch in die­sen Zei­ten alten Hell­se­hens noch nicht wahr, daß er in sich etwas hat­te, was ihn hin­auf­füh­ren soll­te in die geis­ti­ge Welt. Er muß­te es anse­hen als eine ihm von äuße­ren Mäch­ten erwie­se­ne Gna­de, als ein Her­ein­schi­cken der geis­ti­gen Mäch­te in die Seele. 

Daher konn­ten die Pro­phe­ten in der fol­gen­den Art hin­wei­sen auf die Zukunft: Es wird die Zeit kom­men, da wird der Mensch sein Ich füh­len; da wird er wis­sen, daß es das selbst­be­wuß­te Ich ist, wor­aus die Geheim­nis­se der geis­ti­gen Wel­ten her­aus­sprie­ßen sol­len. So macht Jesa­jas dar­auf auf­merk­sam: Es wird die Zeit des Ich-Geheim­nis­ses kom­men, und aus der all­ge­mei­nen Schar der Engel wird einer abge­ord­net wer­den, der euch dann zei­gen wird, daß die­ses Ich-Geheim­nis kom­men wird. 


Jener Bote, von dem Jesa­jas gespro­chen hat, der nicht in ganz gewöhn­li­chem Sin­ne als ein Mensch auf­ge­fasst wer­den darf, nahm Besitz von der See­le des wie­der­in­kar­nier­ten Eli­as, Johan­nes der Täu­fer, leb­te dar­in und war der Bote, der die Men­schen auf­merk­sam machen soll­te auf den her­an­na­hen­den Chris­tus-Impuls.


Das alt­he­bräi­sche Volk begrün­det sein Reich in Paläs­ti­na. Das ursprüng­li­che Reich trennt sich. Es kommt zuerst zur assy­ri­schen, dann zur baby­lo­ni­schen Gefan­gen­schaft. Es kommt zur Unter­wer­fung des alt­he­bräi­schen Vol­kes durch die Per­ser. Was heißt denn das alles? Ja, welt­ge­schicht­li­che Tat­sa­chen haben eben einen Sinn. Sie fol­gen den inne­ren Vor­gän­gen, fol­gen den geis­tig-see­li­schen Vorgängen. 

War­um wer­den die alt­he­bräi­schen Völ­ker so geführt, daß sie von Paläs­ti­na aus in das chaldäi­sche, in das assy­risch-baby­lo­ni­sche, in das per­si­sche Ele­ment hin­ein­ge­führt wer­den und dann wie­der von Alex­an­der dem Gro­ßen befreit werden? 

Wenn man es tro­cken aus­spre­chen will, kann man sagen, daß es nur der äuße­re Über­gang ist des Zara­thus­tra aus dem Per­ser­tum in das jüdi­sche Ele­ment. Sie haben ihn sich geholt, die Juden; sie sind zu ihm geführt wor­den bis zur Unter­wer­fung unter das per­si­sche Ele­ment, weil Zara­thus­tra zu ihnen kom­men wollte.


Daher wird das alt­he­bräi­sche Volk hin­über­ge­führt in die baby­lo­ni­sche Gefan­gen­schaft da, wo gera­de damals, sechs­hun­dert Jah­re vor unse­rer Zeit­rech­nung in den Geheim­schu­len der Baby­lo­ni­er der Zarat­has oder Naza­ra­thos in sei­ner dama­li­gen Inkar­na­ti­on der Leh­rer war. Und da kamen in die­sen Geheim­schu­len in Berüh­rung die­je­ni­gen, die die her­vor­ra­gends­ten Füh­rer des alt­he­bräi­schen Vol­kes waren mit dem gro­ßen Leh­rer der alten Zei­ten, mit Zarat­has. Da wur­de er ihr Leh­rer, da ver­band er sich mit ihnen, da nah­men sie auf den gro­ßen Impuls, der so wirk­te, daß in den letz­ten vier­zehn Gene­ra­tio­nen die­ses Volk vor­be­rei­tet wur­de für die Geburt des Jesus. 


Durch das Auf­neh­men des Initia­ti­ons­ele­men­tes der ver­schie­de­nen Völ­ker bil­det sich nach und nach inner­halb der Ent­wi­cke­lung des Alten Tes­ta­men­tes der Unsterb­lich­keits­ge­dan­ke her­aus, der auf sei­ner Höhe gera­de bei den Mak­ka­bä­er­söh­nen erscheint. [33]

Aus einem Sich-pas­siv-Ver­hal­ten zu dem Got­te Jah­ve wird all­mäh­lich ein akti­ves inne­res Bewußt­sein der See­le von ihrem Wesen. Das geht als eine von Sei­te zu Sei­te sich trei­ben­de Stei­ge­rung durch das Alte Tes­ta­ment. Und der­sel­be Fort­schritt ist auch im Pro­phe­ten­tum. Sehen Sie, wie die Gesich­te und die Ver­hei­ßun­gen jedes fol­gen­den Pro­phe­ten immer inner­li­cher und inner­li­cher werden.


Bis zu einem bestimm­ten Moment tre­ten gewis­se Ras­sen­ei­gen­tüm­lich­kei­ten als das die Impul­se Geben­de im Alten Tes­ta­ment auf. Dann kommt die Zeit, da die­ses Volk sei­ne See­le aus­bil­det, was sich so aus­nimmt, wie der ein­zel­ne Mensch sein See­li­sches in den Zwan­zi­ger­jah­ren hin­stellt. Das ist da, wo der Pro­phet Eli­as auf­tritt, denn der Pro­phet Eli­as erscheint wie die gan­ze eigen­tüm­li­che See­le des alt­he­bräi­schen Vol­kes. Dann kom­men die ande­ren Propheten. 

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C = 128 Hz

Von der Eigen­qua­li­tät des ein­zel­nen Tones und Rudolf Stei­ners Ton­hö­hen­an­ga­be c = 128 Hz

In dem Buch „Von Inter­val­len Ton­lei­tern Tönen und dem Kam­mer­ton c = 128 Hz“ von Maria Renold geht es in dem Kapi­tel 14 „Von der Eigen­qua­li­tät des ein­zel­nen Tones und Rudolf Stei­ners Ton­hö­hen­an­ga­be c = 128 H“ um den Ein­stimm­ton und um die Into­na­ti­ons­hö­he der ein­zel­nen Töne einer Tonleiter.

Maria Renold legt ihren Aus­füh­run­gen eine münd­li­che Ton­hö­hen­wei­ter­ga­be von Rudolf Stei­ner an Kath­le­en Schle­sin­ger zugrun­de: „c = 128 Hz„.

Maria Renolds Zwölf-Quin­ten­tö­ne-Lei­ter wird immer auf c = 128 HZ oder c = 256 Hz (Okta­ve ) eingestimmt.

Das heißt:
nicht 432 HZ ist die Leit­fre­quenz, son­dern 128 HZ.
In dem Kapi­tel geht es aber auch die Eigen­qua­li­tät von Tönen auf bestimm­ten Schwin­gungs­zah­len, die sich von den Eigen­qua­li­tä­ten ande­rer Töne grund­sätz­lich unter­schei­den. Damit ist die Wir­kung gemeint, ein mora­li­scher Wert, wie der in Mari­as Buch von ihr in dem Kapi­tel 14 zitier­te Musik­his­to­ri­ker C. For­syth meint. In der Musik im anti­ken Grie­chen­land haben Ton­hö­hen mora­li­sche Eigen­schaf­ten wie gut und böse oder tap­fer. Es wur­de ein Ethos mit der Ton­hö­he ver­bun­den.
Und zum Schluss des Zitats steht dann die­ser Satz:

„Wir müs­sen aber wie­der­ho­len, dass für den Grie­chen die­se Ton­hö­he eine Toni­ka, das heißt Grund­ton oder Prim war, nicht eine Ton­lei­ter-Ton­hö­he in unse­rem Sinn.“

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Chak­ren – Die Lotos­blu­men als geis­ti­ge Wahrnehmungsorgane

Chak­ren

GA 13, S. 349ff
„Die geis­tig-see­li­schen Orga­ne, die Lotus­blu­men, bil­den sich so, daß sie dem über­sinn­li­chen Bewußt­sein an dem in Schu­lung befind­li­chen Men­schen wie in der Nähe bestimm­ter phy­si­scher Kör­per­or­ga­ne erscheinen. 

Aus der Rei­he die­ser See­len­or­ga­ne sol­len hier genannt wer­den:
das­je­ni­ge, das wie in der Nähe der Augen­brau­en­mit­te erfühlt wird (die soge­nann­te zwei­blätt­ri­ge Lotus­blu­me), das­je­ni­ge in der Gegend des Kehl­kopfes (die sech­zehn­blätt­ri­ge Lotus­blu­me), das drit­te in der Herz­ge­gend (die zwölf­blätt­ri­ge Lotus­blu­me), das vier­te in der Gegend der Magen­gru­be. Ande­re sol­che Orga­ne erschei­nen in der Nähe ande­rer phy­si­scher Kör­per­tei­le. (Die Namen «zwei-» oder «sech­zehn­blätt­rig» kön­nen gebraucht wer­den, weil die betref­fen­den Orga­ne sich mit Blu­men mit ent­spre­chen­der Blät­ter­zahl ver­glei­chen lassen.)

Die Lotus­blu­men wer­den an dem astra­li­schen Lei­be bewußt. In dem Zeit­punk­te, in dem man die eine oder die ande­re ent­wi­ckelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man fühlt, daß man sich ihrer bedie­nen kann und daß man durch ihren Gebrauch in eine höhe­re Welt wirk­lich ein­tritt. Die Ein­drü­cke, wel­che man von die­ser Welt erhält, glei­chen in man­cher Bezie­hung noch denen der phy­sisch-sinn­li­chen. Wer ima­gi­na­tiv erkennt, wird von der neu­en höhe­ren Welt so spre­chen kön­nen, daß er die Ein­drü­cke als Wär­me- oder Käl­te­emp­fin­dun­gen, Ton- oder Wort­wahr­neh­mun­gen, Licht- oder Far­ben­wir­kun­gen bezeich­net. Denn wie sol­che erlebt er sie. 

Er ist sich aber bewußt, daß die­se Wahr­neh­mun­gen in der ima­gi­na­ti­ven Welt etwas ande­res aus­drü­cken als in der sinn­lich-wirk­li­chen. Er erkennt, daß hin­ter ihnen nicht phy­sisch-stoff­li­che Ursa­chen, son­dern see­lisch-geis­ti­ge ste­hen. Wenn er etwas wie einen Wär­me­ein­druck hat, so schreibt er die­sen nicht zum Bei­spiel einem hei­ßen Stück Eisens zu, son­dern er betrach­tet ihn als Aus­fluß eines see­li­schen Vor­gan­ges, wie er ihn bis­her nur in sei­nem see­li­schen Innen­le­ben gekannt hat. 

Er weiß, daß hin­ter den ima­gi­na­ti­ven Wahr­neh­mun­gen see­li­sche und geis­ti­ge Din­ge und Vor­gän­ge ste­hen, wie hin­ter den phy­si­schen Wahr­neh­mun­gen stoff­lich-phy­si­sche Wesen und Tatsachen. — 

Zu die­ser Ähn­lich­keit der ima­gi­na­ti­ven mit der phy­si­schen Welt kommt aber ein bedeut­sa­mer Unter­schied hin­zu. Es ist etwas in der phy­si­schen Welt vor­han­den, was in der ima­gi­na­ti­ven ganz anders auf­tritt. In jener kann beob­ach­tet wer­den ein fort­wäh­ren­des Ent­ste­hen und Ver­ge­hen der Din­ge, ein Wech­sel von Geburt und Tod. In der ima­gi­na­ti­ven Welt tritt an Stel­le die­ser Erschei­nung eine fort­dau­ern­de Ver­wand­lung des einen in das andere. 

Man sieht zum Bei­spiel in der phy­si­schen Welt eine Pflan­ze ver­ge­hen. In der ima­gi­na­ti­ven zeigt sich in dem­sel­ben Maße, in dem die Pflan­ze dahin­welkt, das Ent­ste­hen eines andern Gebil­des, das phy­sisch nicht wahr­nehm­bar ist und in wel­ches sich die ver­ge­hen­de pflan­ze all­mäh­lich ver­wan­delt. Wenn nun die Pflan­ze dahin­ge­schwun­den ist, so ist die­ses Gebil­de an ihrer Stel­le voll ent­wi­ckelt da. Geburt und Tod sind Vor­stel­lun­gen, wel­che in der ima­gi­na­ti­ven Welt ihre Bedeu­tung ver­lie­ren. An ihre Stel­le tritt der Begriff von Ver­wand­lung des einen in das andere. — 

Weil dies so ist, des­halb wer­den für das ima­gi­na­ti­ve Erken­nen jene Wahr­hei­ten über die Wesen­heit des Men­schen zugäng­lich, wel­che in die­sem Buche in dem Kapi­tel «Wesen der Mensch­heit» mit­ge­teilt wor­den sind. Für das phy­sisch-sinn­li­che Wahr­neh­men sind nur die Vor­gän­ge des phy­si­schen Lei­bes wahr­nehm­bar. Sie spie­len sich im «Gebie­te von Geburt und Tod» ab. 

Die andern Glie­der der Men­schen­na­tur: Lebens­leib, Emp­fin­dungs­leib und Ich ste­hen unter dem Geset­ze der Ver­wand­lung, und ihre Wahr­neh­mung erschließt sich der ima­gi­na­ti­ven Erkennt­nis. Wer bis zu die­ser vor­ge­schrit­ten ist, nimmt wahr, wie sich aus dem phy­si­schen Lei­be gleich­sam her­aus­löst das­je­ni­ge, was mit dem Hin­ster­ben in ande­rer Daseins­art weiterlebt.“ 


GA 95, S. 44f
„Die­se Orga­ne sind die sie­ben Lotus­blu­men, Chakrams. So ent­steht an der Nasen­wur­zel, zwi­schen den Augen­brau­en die zwei­blätt­ri­ge Lotus­blu­me. Hell­se­hen­de Künst­ler haben das gewußt und ihren Kunst­wer­ken das Sym­bol dafür gege­ben: Michel­an­ge­lo bil­de­te sei­nen «Moses» mit zwei Hör­nern. Die Lotus­blu­men sind in fol­gen­der Wei­se verteilt:

die sech­zehn­blätt­ri­ge Lotus­blu­me in der Nähe des Kehl­kopfes,
die zwölf­blätt­ri­ge Lotus­blu­me in der Nähe des Her­zens,
die acht- oder zehn­blätt­ri­ge Lotus­blu­me in der Nähe der Magen­gru­be,
eine sechs- und eine vier­blätt­ri­ge sind wei­ter unten.
Die­se astra­len Orga­ne sind beim gewöhn­li­chen heu­ti­gen Men­schen kaum ange­deu­tet zu sehen, aber wenn er hell­se­hend wird, oder im Tran­ce­zu­stand, tre­ten sie scharf her­vor in leb­haf­ten, leuch­ten­den Far­ben und bewe­gen sich.

In dem Augen­blick, wo die Lotus­blu­men sich bewe­gen, nimmt der Mensch in der Astral­welt wahr. Der Unter­schied zwi­schen phy­si­schen und astra­len Orga­nen besteht dar­in, daß die phy­si­schen Sin­nes­or­ga­ne des Men­schen pas­siv sind; sie las­sen alles von außen auf sich ein­wir­ken. Auge, Ohr und so wei­ter sind zunächst im Zustan­de der Ruhe, sie müs­sen war­ten, bis ihnen etwas gebo­ten wird, Licht, Töne und so wei­ter. Die geis­ti­gen Orga­ne sind im Gegen­satz dazu aktiv, sie umfas­sen klam­mer­ar­tig den Gegenstand. 

Die­se Tätig­keit kann aber erst dann erwa­chen, wenn die Kräf­te des Ast­ral­lei­bes nicht ander­wei­tig, gebraucht wer­den; dann aber strö­men sie in die Lotus­blu­men ein. Auch in Kama­lo­ka, solan­ge die nie­de­ren Tei­le des Ast­ral­lei­bes noch mit dem Men­schen ver­bun­den sind, fin­det immer noch eine Trü­bung statt. Wenn aber der astra­le Leich­nam abge­sto­ßen ist und nur das dau­ernd Erwor­be­ne zurück­bleibt, also an der Pfor­te von Deva­chan, dann sind die­se astra­len Sin­nes­or­ga­ne zu vol­ler Tätig­keit erwacht, und im Deva­chan lebt der Mensch in hohem Maße bewußt mit die­sen Sinnesorganen.“ 

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Chris­ti­an Rosen­kreutz – Im Jah­re 1459 zum Rit­ter des gol­de­nen Stei­nes erhoben

Chris­ti­an Rosenkreuz

„Die äuße­re Welt ist immer wie­der hin­ge­wie­sen wor­den auf das Rosen­kreu­zer­tum durch die bei­den Schrif­ten, die vom Anfan­ge des sieb­zehn­ten Jahr­hun­derts stam­men. Im Jah­re 1614 erschien die soge­nann­te «Fama Fra­ter­ni­ta­tis» und ein Jahr spä­ter die soge­nann­te «Con­fes­sio» – zwei Bücher, über die von gelehr­ter Sei­te viel gestrit­ten wor­den ist. Und zwar nicht nur dar­über, wor­über bei so vie­len Büchern sonst gestrit­ten wird, ob jener Valen­tin And­reae, der in sei­nen spä­te­ren Lebens­jah­ren ein ganz nor­ma­ler Super­in­ten­dent war, auch wirk­lich das Buch ver­faßt hat -, son­dern bei die­sen Büchern ist auch dar­über gestrit­ten wor­den, ob sie von den Ver­fas­sern ernst genom­men wor­den sind, oder ob sie nur ein Spott dar­über sein soll­ten, daß es eine gewis­se geheim­nis­vol­le Brü­der­schaft des Rosen­kreu­zes gäbe, wel­che die­se und jene Ten­den­zen und Zie­le habe. 

Dann gibt es im Gefol­ge die­ser Schrif­ten eine gan­ze Rei­he ande­rer, die aller­lei aus dem Berei­che des Rosen­kreu­zer­tums mit­tei­len. Wenn Sie die Schrif­ten von Valen­tin And­reae und auch ande­re rosen­kreu­ze­ri­sche Schrif­ten in die Hand neh­men, dann wer­den Sie, wenn Sie die eigent­li­che Grund­la­ge des Rosen­kreu­zer­tums nicht ken­nen, in die­sen Schrif­ten nichts beson­de­res finden. 

Denn es ist über­haupt bis in unse­re Zeit hin­ein nicht mög­lich gewe­sen, auch nur das Ele­men­tars­te aus dem Berei­che die­ser Geis­tes­strö­mung, die seit dem vier­zehn­ten Jahr­hun­dert wirk­lich exis­tiert hat und auch heu­te noch exis­tiert, ken­nen­zu­ler­nen. Alles, was in die Lite­ra­tur über­ge­gan­gen ist, was geschrie­ben und gedruckt wor­den ist, sind ein­zel­ne Bruch­stü­cke, ein­zel­ne ver­lo­re­ne, durch Ver­rat an die Öffent­lich­keit gekom­me­ne Din­ge, die unge­nau und in viel­fa­cher Wei­se durch Char­la­ta­ne­rie, Schwin­del, Unver­stand und Dumm­heit ver­kehrt wor­den sind. 

Die wah­re, ech­te Rosen­kreu­ze­rei ist, seit­dem sie besteht, stets nur Gegen­stand münd­li­cher Mit­tei­lung an sol­che gewe­sen, wel­che sich eid­lich zur Geheim­hal­tung ver­pflich­ten muß­ten. Daher ist auch nichts Erheb­li­ches in die öffent­li­che Lite­ra­tur über­ge­gan­gen. Erst dann, wenn man das­je­ni­ge kennt, was heu­te – aus gewis­sen Grün­den, die zu erläu­tern jetzt zu weit füh­ren wür­de – in der ele­men­ta­ren Rosen­kreu­ze­rei öffent­lich mit­ge­teilt wer­den kann und wovon wir heu­te wer­den spre­chen kön­nen, kann man in den oft­mals gro­tes­ken, oft bloß komi­schen, oft aber auch schwin­del­haf­ten und sel­ten stim­men­den Mit­tei­lun­gen der Lite­ra­tur eini­gen Sinn finden.“


Chris­ti­an Rosen­kreuz ist zwar nicht sein wah­rer, wohl aber der­je­ni­ge Name, unter dem er bekannt gewor­den ist. 


In der Mit­te des 13. Jahr­hun­derts war plötz­lich kein Hell­se­hen mehr da, es trat für alle Men­schen eine geis­ti­ge Fins­ter­nis ein. Sogar die erleuch­tets­ten Geis­ter, die höchst­ent­wi­ckel­ten Per­sön­lich­kei­ten, auch die Ein­ge­weih­ten, hat­ten damals kei­nen Zugang mehr zu den geis­ti­gen Wel­ten und muß­ten sich auf das beschrän­ken, was ihnen durch Erin­ne­rung geblie­ben war, wenn sie etwas über die geis­ti­gen Wel­ten aus­sag­ten. Nach die­ser Zeit beginnt lang­sam wie­der das Hell­se­hen des Men­schen, und es kann sich das Hell­se­hen der Zukunft ausbilden. 

Der Ursprung der Rosen­kreu­zer­strö­mung fällt in das 13. Jahr­hun­dert. Damals, im 13. Jahr­hun­dert, muß­ten ganz beson­ders geeig­ne­te Per­sön­lich­kei­ten für die Ein­wei­hung aus­ge­wählt wer­den. Die Ein­wei­hung selbst konn­te erst gesche­hen nach Ablauf jener kur­zen Zeit der Verfinsterung.

Die Indi­vi­dua­li­tät, die als Hiram Abi­ff und Laza­rus-Johan­nes wie­der­ver­kör­pert war, wur­de in ihren Ver­kör­pe­run­gen im 13. und im 14. Jahr­hun­dert erneut ein­ge­weiht und trägt seit­dem den Namen Chris­ti­an Rosenkreutz. 


Im Jah­re 1459 wur­de Chris­ti­an Rosen­kreutz inner­halb einer streng in sich abge­schlos­se­nen spi­ri­tu­el­len Bru­der­schaft, der Fra­ter­ni­tas Roseae cru­cis, zum Eques lapi­dis aurei, zum Rit­ter des gol­de­nen Stei­nes erho­ben. Jene hohe spi­ri­tu­el­le Indi­vi­dua­li­tät, die in der äuße­ren Per­sön­lich­keit des Chris­ti­an Rosen­kreutz den phy­si­schen Plan betrat, wirk­te immer wie­der als Füh­rer und Leh­rer der rosen­kreu­ze­ri­schen Strö­mung in «dem­sel­ben Kör­per», wie man im Okkul­tis­mus sagt. 


Schon 1459 stif­te­te, mit ganz weni­gen Men­schen, eine höhe­re geis­ti­ge Indi­vi­dua­li­tat, in der Außen­welt Chris­ti­an Rosen­kreutz genannt, eine Geheim­schu­le zur Pfle­ge der Weis­heit, kei­ner neu­en Weis­heit, aber der alten Weis­heit in einer sol­chen Form, wie sie die Men­schen jetzt brauch­ten. Das ist die Weis­heit der Rosen­kreu­zer, die damals zuerst gepflegt wur­de. Es ist, wie gesagt, nichts Neu­es; es ist die uralte Weis­heit, aber in der Form, in der sie die jet­zi­ge Mensch­heit braucht. 


Eine Strö­mung okkul­ter Weis­heit kam im 14. Jahr­hun­dert nach Euro­pa. Als Chris­ti­an Rosen­kreutz die Weis­heit des Ori­ents nach Euro­pa brach­te, da grün­de­te er in Euro­pa Schu­len, in denen Schü­ler hin­auf­ge­bracht wur­den zu den Stu­fen, wo das Sehen im Deva­chan, das Sehen der höhe­ren Geheim­nis­se mög­lich wurde. 


Chris­ti­an Rosen­kreutz und sei­ne sie­ben Schü­ler leg­ten den Anfang zur Erkennt­nis des Geset­zes des Sitt­li­chen, damit die­ses nicht in dem von den Reli­gio­nen Gege­be­nen in den Men­schen nach­klin­ge, son­dern damit das Gesetz, als sol­ches erkannt, in jedem Men­schen zum indi­vi­du­el­len Leben erwa­che. Die Wahr­heit auf den Gebie­ten der Moral, der Sitt­lich­keit, der Güte, soll als ein Erkann­tes und Emp­fun­de­nes im Men­schen erstehen.


An einem Orte bil­de­te sich eine hoch­geis­ti­ge Loge, ein Kol­le­gi­um von 12 Män­nern, wel­che die gan­ze Sum­me der geis­ti­gen Weis­heit alter Zei­ten und ihrer eige­nen Zeit in sich auf­ge­nom­men hatten. 

Es han­del­te sich dar­um, daß in jener ver­fins­ter­ten Zeit 12 Men­schen leb­ten, 12 her­vor­ra­gen­de Geis­ter, die sich ver­ei­nig­ten, um den Mensch­heits­fort­schritt zu för­dern. Sie konn­ten alle nicht unmit­tel­bar hin­ein­schau­en in die geis­ti­ge Welt, aber sie konn­ten reg­sam machen in sich die Erin­ne­rung an das, was sie durch frü­he­re Ein­wei­hung erlebt hatten. 

Und das Mensch­heits­k­ar­ma hat­te es so gefügt, daß in 7 die­ser 12 Men­schen das­je­ni­ge ver­kör­pert war, was der Mensch­heit geblie­ben war an Res­ten der alten atlan­ti­schen Epo­che. (Oben) ist ja schon gesagt, daß in den 7 alten hei­li­gen Rishis, den Leh­rern der urin­di­schen Kul­tur­zeit, hin­über­ge­tra­gen wur­de das, was von der atlan­ti­schen Epo­che übrig geblie­ben war. 

Die 7 Män­ner, die im 13. Jahr­hun­dert wie­der inkar­niert waren, die ein Teil des Kol­le­gi­ums der Zwölf waren, das waren eben die­je­ni­gen, die zurück­bli­cken konn­ten auf die 7 Strö­mun­gen der alten atlan­ti­schen Ent­wi­cke­lungs­epo­chen der Mensch­heit und auf das, was als die­se 7 Strö­mun­gen fort­leb­te. Von die­sen 7 Indi­vi­dua­li­tä­ten konn­te jede immer nur eine Strö­mung frucht­bar machen für die dama­li­ge und die heu­ti­ge Zeit. 

Zu die­sen 7 kamen 4 ande­re, die nicht auf längst ver­flos­se­ne Urzei­ten zurück­bli­cken konn­ten, son­dern sie konn­ten zurück­bli­cken auf das, was die Mensch­heit sich ange­eig­net hat­te von okkul­ter Weis­heit in den vier nach­at­lan­ti­schen Kulturperioden. 

Ein 12. end­lich hat­te gewis­ser­ma­ßen am wenigs­ten an Erin­ne­rung, aber er war der Intel­lek­tu­ells­te von ihnen, der beson­ders die äuße­ren Wis­sen­schaf­ten zu pfle­gen hat­te. Der Zwölf­te war ein Mensch, der im höchs­ten Maße die intel­lek­tu­el­le Weis­heit sei­ner Zeit hat­te. Er besaß ver­stan­des­mä­ßig das gan­ze Wis­sen sei­ner Zeit. Es fan­den sich die­se 12 Män­ner zusam­men, wel­che die Sum­me des gan­zen geis­ti­gen Wis­sens ihrer Zeit dar­stell­ten und die 12 Geis­tes­rich­tun­gen vertraten.


Nun wuß­te man in der dama­li­gen Zeit, daß wie­der­ge­bo­ren wer­den muß­te eine Indi­vi­dua­li­tät, die mit­ge­macht hat die Zeit des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha. Die­se Indi­vi­dua­li­tät hat­te inzwi­schen in ver­schie­de­nen Inkar­na­tio­nen die tiefs­te Imbrunst und Hin­ga­be und Lie­be entwickelt. 


Der Aus­gangs­punkt einer neu­en Kul­tur war aber nur dadurch mög­lich, daß ein Drei­zehn­ter in die Mit­te der Zwölf trat. Die­ser war inkar­niert gewe­sen zur Zeit des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha. Er hat­te in dar­auf­fol­gen­den Inkar­na­tio­nen durch ein demü­ti­ges Gemüt, durch ein inbrüns­ti­ges, got­ter­füll­tes Leben sich für sei­ne Mis­si­on vor­be­rei­tet. Er war eine gro­ße See­le, ein from­mer, inner­lich tief mys­ti­scher Mensch, der mit die­sen Eigen­schaf­ten gebo­ren wur­de und sie sich nicht nur erwor­ben hatte. 

Die­ser Drei­zehn­te wuchs ganz und gar auf in der Pfle­ge und Erzie­hung der Zwölf, und er erhielt von jedem an Weis­heit, soviel ihm jeder nur geben konn­te. Mit der größ­ten Sorg­falt wur­de die­ser Drei­zehn­te erzo­gen, und es wur­den alle Ein­rich­tun­gen so getrof­fen, daß nie­mand als die­se Zwölf einen Ein­fluß auf ihn aus­üben konn­ten. Er war von der übri­gen Welt abge­son­dert. Er war ein sehr schwäch­li­ches Kind, daher wirk­te die Erzie­hung, die ihm die Zwölf ange­dei­hen lie­ßen, bis in sei­nen phy­si­schen Leib hin­ein. Wäh­rend die geis­ti­gen Kräf­te die­ses Drei­zehn­ten ins Unend­li­che zunah­men, gin­gen sei­ne phy­si­schen Kräf­te ganz zurück. Es kam so weit, daß fast aller Zusam­men­hang mit dem äuße­ren Leben auf­hör­te, alles Inter­es­se für die phy­si­sche Welt ver­schwand. Er leb­te nur für die geis­ti­ge Ent­wi­cke­lung, wozu er von den Zwölf die Anre­gung erhielt. In ihm war ein Reflex der Weis­heit der Zwölf. Es kam so weit, daß der Drei­zehn­te alle Nah­rung ver­wei­ger­te und dahinsiechte. 

Da trat ein Ereig­nis ein, das nur ein­mal in der Geschich­te ein­tre­ten konn­te; es war eines der Ereig­nis­se, die dann ein­tre­ten kön­nen, wenn die makro­kos­mi­schen Kräf­te der Früch­te wegen, die ein sol­ches Ereig­nis zei­ti­gen soll zusam­men­wir­ken. Nach eini­gen Tagen wur­de der Kör­per die­ses Drei­zehn­ten ganz durch­sich­tig, und er war wie tot durch Tage hin­durch. Um ihn her­um ver­sam­mel­ten sich nun die Zwölf in bestimm­ten Zeit­räu­men. Es ent­ström­te ihrem Mund alles Wis­sen und alle Weis­heit in die­sem Moment. In kur­zen For­meln, die wie Andachts­ge­be­te waren, lie­ßen sie dem Drei­zehn­ten ihre Weis­heit zuströ­men, wäh­rend die­ser wie tot dalag. Die­ser Zustand ende­te damit, daß die See­le des Drei­zehn­ten erwach­te wie eine neue See­le. Eine gro­ße Umwand­lung sei­ner See­le hat­te er erlebt. Es war in ihm etwas vor­han­den wie eine ganz neue Geburt der zwölf Weis­hei­ten, so daß auch die 12 Wei­sen etwas ganz Neu­es ler­nen konn­ten von dem Jüngling. 

Der Jüng­ling konn­te nun von ganz neu­en Erleb­nis­sen spre­chen. Die Zwölf konn­ten erken­nen, daß er das Erleb­nis von Damas­kus hin­ter sich hat­te: es war eine Wie­der­ho­lung der Visi­on des Pau­lus vor Damas­kus. Im Ver­lauf weni­ger Wochen gab nun der Drei­zehn­te alle Weis­heit wie­der, die er von den Zwöl­fen erhal­ten hat­te, aber in einer neu­en Form. Wie von Chris­tus selbst gege­ben war die­se neue Form. Was er ihnen da offen­bar­te, das nann­ten die Zwölf das wah­re Chris­ten­tum, die Syn­the­sis aller Reli­gio­nen. Die­ser Drei­zehn­te starb ver­hält­nis­mä­ßig jung, und die Zwölf wid­me­ten sich dann der Auf­ga­be, in Ima­gi­na­tio­nen – denn nur so konn­te es gesche­hen – auf­zu­zeich­nen, was der Drei­zehn­te ihnen geof­fen­bart hat­te. So ent­stan­den die sym­bo­li­schen Figu­ren und Bil­der der Rosenkreuzer. 

Der okkul­te Vor­gang muß so vor­ge­stellt wer­den, daß sich die Frucht der Ein­wei­hung des Drei­zehn­ten als des­sen Äther­leib-Res­te inner­halb der Geist-Atmo­sphä­re der Erde erhal­ten hat. Die­ser Rest wirk­te auf die Zwölf eben­so wie auf ihre fol­gen­den Schü­ler inspi­rie­rend, so daß aus ihnen her­vor­ge­hen konn­te die rosen­kreu­ze­ri­sche okkul­te Strö­mung. Aber die­ser Äther­leib wirk­te wei­ter fort, und durch­drang dann den Äther­leib des sich wie­der­in­kar­nie­ren­den Dreizehnten.


Schon im 14. Jahr­hun­dert wur­de die Indi­vi­dua­li­tät des Drei­zehn­ten wie­der­ver­kör­pert. In die­ser Inkar­na­ti­on leb­te die­se Indi­vi­dua­li­tät mehr als 100 Jah­re. Er wur­de in ähn­li­cher Wei­se im Krei­se der Schü­ler und Nach­fol­ger der Zwölf erzo­gen, aber nicht so welt­fremd wie in sei­ner vor­her­ge­hen­den Inkarnation. 

Als er 28 Jah­re alt war, bekam er ein merk­wür­di­ges Ide­al. Er muß­te rei­sen und aus Euro­pa fort­zie­hen. Zuerst ging er nach Damas­kus, und dort wie­der­hol­te sich noch ein­mal für ihn das Ereig­nis, das Pau­lus dort erlebt hat­te. Die­ses Erleb­nis ist als die Frucht eines Kei­mes der vori­gen Inkar­na­ti­on zu bezeich­nen. Alle Kräf­te des wun­der­ba­ren Äther­lei­bes der Indi­vi­dua­li­tät des 13. Jahr­hun­derts waren intakt geblie­ben, und nichts ging nach dem Tode in den all­ge­mei­nen Wel­ten­äther über. Die­ses war ein blei­ben­der Äther­leib, der seit­her intakt blieb in den Äther­sphä­ren. Die­ser sel­be fein­geis­ti­ge Äther­leib durch­leuch­te­te und durch­strahl­te wie­der von der geis­ti­gen Welt aus die neue Ver­kör­pe­rung, die Indi­vi­dua­li­tät im 14. Jahrhundert. 

Daher wur­de er getrie­ben, das Ereig­nis von Damas­kus noch ein­mal zu erle­ben. Es ist dies die Indi­vi­dua­li­tät des Chris­ti­an Rosen­kreuz. Von die­ser Inkar­na­ti­on an wur­de er so genannt. Er reis­te damals durch die gan­ze bekann­te Welt. Nach­dem er die gesam­te Weis­heit der Zwölf ein­ge­flößt bekom­men hat­te, befruch­tet durch die gro­ße Wesen­heit des Chris­tus, wur­de es ihm leicht, im Lau­fe von 7 Jah­ren die gesam­te Weis­heit der dama­li­gen Zeit in sich auf­zu­neh­men. Als er dann nach 7 Jah­ren nach Euro­pa zurück­kehr­te, nahm er die ent­wi­ckelts­ten Schü­ler und Nach­fol­ger der Zwölf zu Schü­lern an und begann dann die eigent­li­che Arbeit der Rosenkreuzer.


Chris­ti­an Rosen­kreuz ging in der ers­ten Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts nach dem Ori­ent, um den Aus­gleich zu fin­den zwi­schen der Initia­ti­on des Ostens und jener des Westens.


Ehe die dama­li­ge Inkar­na­ti­on des Chris­ti­an Rosen­kreuz zu Ende gegan­gen war, hat­te er eine Anzahl von Per­sön­lich­kei­ten – die kaum die Zahl 10 über­stieg – in den Gegen­stand, in den er ein­ge­weiht wor­den war, auch ein­ge­weiht, soweit dies mit euro­päi­schen Men­schen damals mög­lich war. Die­se klei­ne Bru­der­schaft, die sich die Bru­der­schaft der Rosen­kreu­zer – Fra­ter­ni­tas rosae cru­cis – nann­te, trug durch eine grö­ße­re, mehr äußer­li­che Bru­der­schaft einen gewis­sen Mythus in die Welt hin­aus (sie­he: Kain und Abel).

Chris­ti­an Rosen­kreuz selbst hat­te damals im tiefs­ten Inne­ren der Rosen­kreu­zer­mys­te­ri­en gewis­se Geheim­nis­se dar­ge­stellt, wie sie nur wahr­ge­nom­men wer­den konn­ten von Men­schen, die die not­wen­di­ge Vor­be­rei­tung erfah­ren hat­ten. Aber wie gesagt in der klei­nen Bru­der­schaft waren es nicht mehr wie zehn; das waren die eigent­lich ein­ge­weih­ten Rosenkreuzer. 


Mit dem 16. Jahr­hun­dert fängt die Zeit an, in der sich bereit­fin­den, sich in das Ich ein­zel­ner Indi­vi­dua­li­tä­ten zu ver­we­ben die Abbil­der des Chris­tus-Ich. Einer die­ser war eben Chris­ti­an Rosenkreuz. 


Im Jah­re 1459 hat der eigent­li­che Begrün­der der Rosen­kreu­zer­strö­mung selbst jene Stu­fe erlangt, durch die er die Macht hat­te, auf die Welt so zu wir­ken, daß von ihm aus jene Ein­wei­hung der Welt gebracht wer­den konn­te, (die sei­nen Namen trägt). Seit jener Zeit ist die­se Indi­vi­dua­li­tät des Chris­ti­an Rosen­kreuz immer wie­der dage­we­sen als Lei­ter der betref­fen­den Strö­mung. Durch Jahr­hun­der­te hin­durch führ­te sie ein Leben «in dem­sel­ben Lei­be». Wir haben die­sen Aus­druck «in dem­sel­ben Lei­be» so zu ver­ste­hen: Wenn wir den phy­si­schen Leib betrach­ten, so fin­den wir, daß das, was ihn vor 10 Jah­ren zusam­men­ge­setzt hat, jetzt nicht mehr in dem phy­si­schen Lei­be ist, aber das Bewußt­sein ist das­sel­be geblieben. 

Was wir auf die­se Wei­se zwi­schen Geburt und Tod durch­ma­chen, das macht der Ein­ge­weih­te so durch, daß er, wenn er stirbt, bald dar­auf in einem neu­en Lei­be als Kind wie­der­ge­bo­ren wird. Aber die­sen Weg macht er voll­be­wußt durch. Das Bewußt­sein bleibt vor­han­den von einer Inkar­na­ti­on zur ande­ren. Sogar die phy­si­sche Ähn­lich­keit bleibt bei dem Ein­ge­weih­ten vor­han­den, weil die See­le den neu­en Leib bewußt auf­baut aus den Erfah­run­gen der vor­her­ge­hen­den Inkar­na­ti­on. In die­ser Wei­se leb­te der höchs­te Lei­ter der Rosen­kreu­zer­schu­lung durch Jahr­hun­der­te hindurch. 


Als ein «höhe­rer Grad» wird inner­halb die­ser gan­zen Strö­mung die Initia­ti­on des Manes ange­se­hen, der 1459 auch Chris­ti­an Rosen­kreuz initi­ier­te: sie besteht in der wah­ren Erkennt­nis von der Funk­ti­on des Bösen. Die­se Initia­ti­on muß mit ihren Hin­ter­grün­den noch für lan­ge vor der Men­ge ganz ver­bor­gen blei­ben. Denn wo von ihr auch nur ein ganz klei­ner Licht­strahl in die Lite­ra­tur ein­ge­flos­sen ist, da hat er Unheil ange­rich­tet, wie durch den edlen Guy­au, des­sen Schü­ler Fried­rich Nietz­sche gewor­den ist. 


Chris­ti­an Rosen­kreuz fühl­te die Mis­si­on, für jede Men­schen­see­le, die da oder dort auf irgend­ei­nem Plan im neue­ren Leben steht, die Mög­lich­keit zu bie­ten, daß jede See­le auf­stei­gen kann in spi­ri­tu­el­le Höhen. Daß der Auf­stieg in die geis­ti­gen Wel­ten ver­ein­bar sei mit jeder ande­ren Lebens­po­si­ti­on, daß es so kom­men kön­ne, daß nicht die Mensch­heit aus­ein­an­der­fal­le in zwei aus­ein­an­der­stre­ben­de Kate­go­rien, von denen die eine nur der äuße­ren indus­tri­el­len, kom­mer­zi­el­len, mate­ri­el­len Kul­tur hin­ge­ge­ben wäre und dadurch zwar immer geist­rei­cher, aber doch immer tie­ri­scher (die Grup­pen-Iche der Tie­re über­ra­gen den Men­schen an Weis­heit) und mate­ria­lis­ti­scher gewor­den wäre, wäh­rend die ande­re sich immer mehr und mehr abson­dern und ein Leben im Sin­ne von Franz von Assi­si füh­ren wür­de, daß dies nicht gesche­he, das soll­te die Sor­ge des Chris­ti­an Rosen­kreuz werden. 

Die­se Mög­lich­keit muß­te geschaf­fen wer­den! Und geschaf­fen wur­de sie durch Chris­ti­an Rosen­kreuz, der von der Erde her, all­über­all her sei­ne Getreu­en gegen das Ende des 16. Jahr­hun­derts um sich ver­sam­mel­te, um sie teil­neh­men zu las­sen an dem, was sich zwar äußer­lich räum­lich voll­zieht von Stern zu Stern, aber den­noch vor­be­rei­tet wird in den hei­li­gen Mys­te­ri­en­stät­ten, da wo gewirkt wird inner­halb der Wel­ten­kör­per über die­se Wel­ten­kör­per hin­aus zur Wel­ten­kul­tur, nicht bloß zur Pla­ne­ten­kul­tur. Um sich ver­sam­mel­te Chris­ti­an Rosen­kreuz die, wel­che auch ver­sam­melt waren bei sei­ner Initia­ti­on im 13. Jahrhundert. 


Chris­ti­an Rosen­kreuz stand vor der Tat­sa­che einer Welt­an­schau­ung, die sel­ber Maya ist, und er hat­te Stel­lung dazu zu neh­men. Er muß­te den Okkul­tis­mus ret­ten zu einer Zeit, in der alle wis­sen­schaft­li­chen Begrif­fe selbst eine Maya waren. In der Mit­te des 16. Jahr­hun­derts erschien das grund­le­gen­de Werk des Koper­ni­kus über die «Umdre­hung der Weltkörper». 

Der­je­ni­ge, der als Okkul­tist die Fra­ge auf­wirft, wie man mit den moder­nen Ideen des Koper­ni­kus die Welt begrei­fen kann, der muß sich sagen: Man kann mit den Ideen des Koper­ni­kus vie­les schaf­fen, was natur­wis­sen­schaft­lich zu gro­ßen Tri­um­phen im äuße­ren Leben führt, aber nichts begrei­fen von dem geis­ti­gen Unter­grund der Welt und der Din­ge. Dies rührt davon her, daß alle die­se Begrif­fe und Ideen des Koper­ni­kus von Luzi­fer inspi­riert sind. Denn der Koper­ni­ka­nis­mus ist eine der letz­ten Atta­cken, der letz­ten gro­ßen Angrif­fe, die Luzi­fer auf die mensch­li­che Ent­wi­cke­lung gemacht hat. In der älte­ren, vor­k­o­per­ni­ka­ni­schen Welt­an­schau­ung hat­te man außen die Maya; aber man hat­te viel­fach in dem, was man ver­stand, was über­lie­fer­tes Weis­heits­gut war, die Wahr­heit der Din­ge und der Welt. Seit Koper­ni­kus aber hat der Mensch nicht nur in der sinn­li­chen Anschau­ung um sich die Maya, son­dern die Begrif­fe und Ideen sind selbst Maya. 

Die koper­ni­ka­nisch-kep­le­ri­sche Welt­an­schau­ung ist eine sehr beque­me Welt­an­schau­ung, um aber das­je­ni­ge zu erklä­ren, was der Makro­kos­mos ist, ist sie nicht die Wahr­heit. Am Ende des 16. Jahr­hun­derts war an die Rosen­kreu­zer die Not­wen­dig­keit her­an­ge­tre­ten, aus dem Okkul­tis­mus her­aus das Welt­sys­tem zu begrei­fen. Es fand daher eine jener Kon­fe­ren­zen statt, wie wir sie schon ken­nen­ge­lernt haben, als näm­lich im 13. Jahr­hun­dert Chris­ti­an Rosen­kreuz selbst ein­ge­weiht wurde. 

Die­se okkul­te Kon­fe­renz der füh­ren­den Indi­vi­dua­li­tä­ten ver­ei­nig­te Chris­ti­an Rosen­kreuz mit jenen 12 Indi­vi­dua­li­tä­ten von damals und noch eini­gen ande­ren bedeut­sa­men Indi­vi­dua­li­tä­ten der Mensch­heits­füh­rung. Es waren dabei anwe­send nicht nur Per­sön­lich­kei­ten, die auf dem phy­si­schen Plan inkar­niert waren, son­dern auch sol­che, die sich in den geis­ti­gen Wel­ten befan­den. So war bei jener Kon­fe­renz auch anwe­send die­sel­be Indi­vi­dua­li­tät, die im 6. Jahr­hun­dert vor Chr. ver­kör­pert war als der Gau­t­ama Bud­dha.


Man braucht nur ein wenig den Blick hin­zu­wen­den auf die Eigen­tüm­lich­kei­ten sol­cher nach dem Geis­ti­gen hin­stre­ben­den Men­schen wie Franz von Assi­si, und sol­cher, die durch die jet­zi­ge Kul­tur in der Indus­trie, der Tech­nik und den neue­ren Ent­de­ckun­gen der Gegen­wart ste­hen. Es gab vie­le, auch okkul­te Per­sön­lich­kei­ten, die in der See­le viel Leid erleb­ten, als sie den­ken muß­ten, daß es in der Zukunft zwei Arten von Men­schen wür­de geben müs­sen. Und zwar glaub­ten sie, die eine Klas­se wer­de ganz dem prak­ti­schen Leben zuge­wandt sein, sie wer­de in der Erzeu­gung von Nah­rungs­mit­teln, im Bau­en von Maschi­nen und so wei­ter ihr Heil sehen, sie wer­de ganz auf­ge­hen in dem prak­ti­schen Leben. Und die ande­re Klas­se wer­de die­je­ni­ge sein, wel­cher Men­schen wie Franz von Assi­si ange­hö­ren, die sich wegen des geis­ti­gen Lebens ganz abwen­den vom prak­ti­schen Leben. 

Es war daher ein bedeu­tungs­vol­ler Augen­blick, als zur Vor­be­rei­tung jener erwähn­ten Kon­fe­renz Chris­ti­an Rosen­kreuz eine Anzahl von Okkul­tis­ten, einen grö­ße­ren Kreis von Men­schen zusam­men­rief, denen er die zwei Arten von Men­schen vor Augen stell­te, die es in der Zukunft geben müß­te. Zuerst berief er einen grö­ße­ren Kreis, spä­ter einen klei­ne­ren. Er mach­te damals sei­nen Zuhö­rern klar, daß es auf Erden kein Mit­tel gebe, um die Bil­dung die­ser zwei Men­schen­klas­sen zu ver­hin­dern. Hil­fe kön­ne nur kom­men, wenn eine Art von Erzie­hung geschaf­fen wür­de, die sich nicht abspie­le zwi­schen Geburt und Tod, son­dern zwi­schen dem Tode und einer neu­en Geburt. Zwi­schen Tod und neu­er Geburt steht der Mensch in einer gewis­sen Ver­bin­dung mit den ande­ren Pla­ne­ten. Der Auf­ent­halt des Men­schen in der See­len­welt ist eine Zeit, wäh­rend wel­cher der Mensch ein Mond­be­woh­ner wird. Dann wird er ein Mer­kur­be­woh­ner, dann ein Venus­be­woh­ner, dann ein Sonnen‑, Mars‑, Jupiter‑, Saturn­be­woh­ner und dann ein Bewoh­ner des wei­ten Him­mels- oder Weltenraumes. 

Man redet nicht unrich­tig, wenn man sagt, daß zwi­schen zwei Inkar­na­tio­nen auf der Erde «Ver­kör­pe­run­gen» auf ande­ren Pla­ne­ten lie­gen, geis­ti­ge Ver­leib­li­chun­gen. Der Mensch ist heu­te noch nicht so weit in sei­ner Ent­wi­cke­lung, daß er sich in sei­ner Inkar­na­ti­on erin­nern kann an das, was er erlebt hat zwi­schen Tod und einer neu­en Geburt, aber in der Zukunft wird das mög­lich sein. Wenn er auch jetzt sich nicht erin­nern kann an das, was er zum Bei­spiel auf dem Mars erlebt hat, so hat er aber doch die Kräf­te des Mars in sich, wenn er auch nichts davon weiß. 

Man kann durch­aus sagen: Jetzt bin ich ein Erden­be­woh­ner, aber die Kräf­te in mir schlie­ßen in sich etwas, was ich mir auf dem Mars ange­eig­net habe. Woher haben Koper­ni­kus, Gali­lei, Giord­a­no Bru­no und ande­re die Fähig­kei­ten in die­ser Inkar­na­ti­on? Beden­ken Sie, daß die Indi­vi­dua­li­tät des Koper­ni­kus kurz vor­her, 1401–1464, in Niko­laus Cusa­nus, der ein tie­fer Mys­ti­ker war, ver­kör­pert war. Wie sind die Kräf­te in die­se Indi­vi­dua­li­tät hin­ein­ge­kom­men, die den Koper­ni­kus so ganz anders gemacht haben als den Niko­laus Cusa­nus? Aus den Kräf­ten des Mars ist das ein­ge­flos­sen, was ihn dann zu dem Astro­no­men Koper­ni­kus gemacht hat. So ist es auch bei Gali­lei, auch er hat die Kräf­te vom Mars auf­ge­nom­men, die ihm die beson­de­re Kon­fi­gu­ra­ti­on des moder­nen Natur­den­kers ver­lie­hen haben. Auch Giord­a­no Bru­no hat sei­ne Kräf­te vom Mars mit­ge­bracht, und so ist es mit der gan­zen Mensch­heit. Daß die Men­schen so den­ken wie Koper­ni­kus oder Giord­a­no Bru­no, bekom­men sie aus den Kräf­ten des Mars, die sie sich zwi­schen Tod und neu­er Geburt aneignen.

Aber daß man sol­che Kräf­te bekommt, rührt davon her, daß der Mars damals anders wirk­te als vor­her. Die Mar­s­kul­tur, die die Men­schen durch­le­ben zwi­schen Tod und neu­er Geburt, hat eine Kri­se durch­ge­macht im 15. und 16. Jahr­hun­dert der Erde. So ein­schnei­dend, so kata­stro­phal war es im 15. und 16. Jahr­hun­dert auf dem Mars, wie es auf der Erde war zur Zeit des Mys­te­ri­ums von Golgatha. 


Wir bli­cken also auf eine Deka­denz, auf einen Nie­der­gang der Mar­s­kul­tur. Sie sehen also, daß man im 15. Jahr­hun­dert hat sagen kön­nen: das Heil des Mars und damit der Erde hängt davon ab, daß auf dem Mars die nie­der­ge­hen­de Kul­tur wie­der einen Impuls nach auf­wärts erhält. Die gro­ße Auf­ga­be stand vor dem Rosen­kreu­zer­tum, die Fra­ge zu beant­wor­ten: Was hat zu gesche­hen, daß zum Hei­le der Erde die Mar­s­kul­tur zu einem Auf­stieg gelangt? Die Mars­we­sen hät­ten gar nicht wis­sen kön­nen, was zu ihrem Hei­le die­nen kann, denn nur auf der Erde konn­te man wis­sen, wie es um den Mars stand. Auf dem Mars emp­fand man den Nie­der­gang gar nicht.

Wohl­vor­be­rei­tet war die­se Kon­fe­renz von Chris­ti­an Rosen­kreuz dadurch, daß der intims­te Schü­ler und Freund des Chris­ti­an Rosen­kreuz der im Geist­leib leben­de Gau­t­ama Bud­dha war. Und bei die­ser Kon­fe­renz ist ver­kün­det wor­den, daß die Wesen­heit, die einst auf Erden inkar­niert war als Gau­t­ama Bud­dha, jetzt, als geis­ti­ge Wesen­heit, wie er war, seit­dem er «Bud­dha» gewor­den, den Schau­platz sei­ner Tätig­keit auf den Mars ver­le­gen werde. 

Und im Jah­re 1604 voll­brach­te er eine ähn­li­che Tat für den Mars, wie das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha für die Erde war. Chris­ti­an Rosen­kreuz hat­te erkannt, was es für das gan­ze Welt­all bedeu­ten wür­de, wenn Bud­dha dort wirk­te, und was des Bud­dha Leh­re vom Nir­va­na, die Leh­re, daß sich der Mensch von der Erde los­lö­sen sol­le, dort auf dem Mars zu bedeu­ten hät­te. Um die auf das Prak­ti­sche gerich­te­te Erdenkul­tur zu för­dern, war die Leh­re vom Nir­va­na unge­eig­net. Das zeig­te sich am Schü­ler des Bud­dha, Franz von Assi­si, daß die­se Leh­re ihre Adep­ten zu welt­frem­den Men­schen macht. Was aber im Bud­dhis­mus nicht geeig­net war, um das prak­ti­sche Leben des Men­schen zu för­dern zwi­schen Geburt und Tod, das war von hoher Bedeu­tung für die För­de­rung sei­ner See­le zwi­schen Tod und neu­er Geburt. Das sah Chris­ti­an Rosen­kreuz ein, daß für das­je­ni­ge, was auf dem Mars als Läu­te­rung zu gesche­hen hat­te, die Leh­re des Bud­dha das Geeig­nets­te sei. 

Wie einst­mals das gött­li­che Lie­be­we­sen, Chris­tus, auf der Erde weil­te in einer Zeit und unter einem Volk, das die­sem Lie­be­we­sen nicht gera­de nahe­stand, so stieg der Frie­dens­fürst Bud­dha im 17. Jahr­hun­dert auf den Mars hin­auf, wo Krieg und Kampf herrsch­ten, um dort sei­ne Mis­si­on zu erfül­len. Dort waren die See­len vor allem krie­ge­risch gestimmt. Eine kos­mi­sche Opfer­tat war es, Bud­dha zu sein auf dem Mars, und man kann es als eine Art von Kreu­zi­gung für den Bud­dha bezeich­nen, daß er sich hin­ein­ver­set­zen ließ in die­se krie­ge­ri­sche Umgebung. 

Seit jener Zeit, in der das Mys­te­ri­um des Mars sich voll­zo­gen hat durch Gau­t­ama Bud­dha, nimmt der Mensch vom Mars ande­re Kräf­te auf in der Zeit zwi­schen Tod und neu­er Geburt, als frü­her, zur Zeit des Nie­der­gan­ges der Mar­s­kul­tur. Und nicht nur bringt der Mensch sich ganz ande­re Kräf­te mit vom Mars her­ein in die neue Geburt, son­dern durch den Ein­fluß, den die geis­ti­ge Tat des Bud­dha aus­übt, strö­men dem Men­schen vom Mars auch Kräf­te zu, wenn er hier der Medi­ta­ti­on obliegt, um in die geis­ti­ge Welt zu kom­men. Wenn der moder­ne Geis­tes­schü­ler medi­tiert in dem von Chris­ti­an Rosen­kreuz ange­ge­be­nen Sin­ne, so strö­men auch Kräf­te her­ein, die der Bud­dha als Mar­ser­lö­ser in die Erde hereinschickt. 


Chris­ti­an Rosen­kreuz ist eine Indi­vi­dua­li­tät, wel­che wirkt sowohl, wenn sie inkar­niert ist, als auch, wenn sie nicht im phy­si­schen Lei­be ver­kör­pert ist; sie wirkt nicht nur als phy­si­sche Wesen­heit und durch phy­si­sche Kräf­te, son­dern vor allem geis­tig durch höhe­re Kräf­te. Wenn der gewöhn­li­che Mensch durch den Tod geht, löst sich sein Äther­leib im Wel­ten­all auf. 

Aber von dem sich auf­lö­sen­den Äther­leib bleibt immer ein Teil erhal­ten, und so sind wir durch­weg umge­ben von Res­ten der Äther­lei­ber Ver­stor­be­ner, zu unse­rem Heil oder auch zu unse­rem Scha­den. Sie wir­ken auf uns in gutem oder bösem Sin­ne, je nach­dem wir selbst gut oder böse sind. Umfas­sen­de Wir­kun­gen gehen von den Äther­lei­bern gro­ßer Indi­vi­dua­li­tä­ten in die­sem Sin­ne auf uns aus. So geht vom Äther­lei­be des Chris­ti­an Rosen­kreuz eine gro­ße Kraft aus, die auf unse­re See­le und auf unsern Geist ein­wir­ken kann. Es ist unse­re Auf­ga­be, die­se Kräf­te ken­nen zu ler­nen. Und an die­se Kräf­te appel­lie­ren wir als Rosen­kreu­zer. Im enge­ren Sin­ne nahm die rosen­kreu­ze­ri­sche Bewe­gung im 13. Jahr­hun­dert ihren Anfang. Damals wirk­ten die­se Kräf­te unge­mein stark, und seit die­sem Zeit­punkt besteht eine Chris­ti­an Rosen­kreuz-Strö­mung, die fort­an im Geis­tes­le­ben immer wei­ter wirkt. Es gibt ein Gesetz, daß etwa alle hun­dert Jah­re die­ser geis­ti­ge Kraft­strom beson­ders wirk­sam zum Aus­druck kom­men muß. Das zeigt sich jetzt in der theo­so­phi­schen Bewegung. 


Es wur­de fest­ge­setzt, daß alle Ent­de­ckun­gen, die sie mach­ten, 100 Jah­re lang als Geheim­nis bei den Rosen­kreu­zern blei­ben müß­ten und daß erst dann, nach 100 Jah­ren, die­se Rosen­kreu­zer-Offen­ba­run­gen der Welt gebracht wer­den dürf­ten. Nun ist es auch von gro­ßer Bedeu­tung, zu wis­sen, daß in jedem Jahr­hun­dert die rosen­kreu­ze­ri­sche Inspi­ra­ti­on so gege­ben wird, daß nie­mals der Trä­ger der Inspi­ra­ti­on äußer­lich bezeich­net wur­de. Nur die höchs­ten Ein­ge­weih­ten wuß­ten es. Heu­te kann zum Bei­spiel äußer­lich nur von sol­chen Gescheh­nis­sen gespro­chen wer­den, wel­che 100 Jah­re zurück­lie­gen. Die Ver­su­chung ist zu groß für die Men­schen, einer sol­chen ins Per­sön­li­che gezo­ge­ne Auto­ri­tät – was das Schlimms­te ist, was es gibt – fana­ti­sche Hei­li­gen­ver­eh­rung entgegenzubringen.

Infol­ge der Rosen­kreu­zer­ar­beit wur­de der Äther­leib des Chris­ti­an Rosen­kreuz von Jahr­hun­dert zu Jahr­hun­dert immer kräf­ti­ger und immer mäch­ti­ger. Er wirk­te nicht nur durch Chris­ti­an Rosen­kreuz, son­dern auch durch alle, die sei­ne Schü­ler wur­den. Seit dem 14. Jahr­hun­dert ist Chris­ti­an Rosen­kreuz immer wie­der inkar­niert gewesen.

Der Graf von Saint-Ger­main ist im 18. Jahr­hun­dert die exo­te­ri­sche Wie­der­ver­kör­pe­rung von Chris­ti­an Rosen­kreuz gewe­sen. Nur wur­de die­ser Name auch ande­ren Per­so­nen bei­gelegt, so daß nicht alles, was in der äuße­ren Welt da oder dort über den Gra­fen von Saint-Ger­main gesagt wird, auch für den wirk­li­chen Chris­ti­an Rosen­kreuz gel­ten kann. Heu­te (1911) ist er wiederverkörpert. 


Durch sei­ne Per­sön­lich­keit wirkt er bis in die heu­ti­ge Zeit her­ein auch in den kur­zen Zwi­schen­räu­men, in denen er nicht inkar­niert ist, ja, spi­ri­tu­ell wirkt er in die Men­schen durch sei­ne höhe­ren Lei­ber so her­ein, daß er nicht mit ihnen im Rau­me ver­bun­den zu sein braucht. [22]

Chris­ti­an Rosen­kreuz hat durch sei­ne Art des Wir­kens mehr erdul­det und wird in die Zukunft hin­ein zu erdul­den haben, als je ein Mensch. Das hängt zusam­men mit den gro­ßen Gefah­ren, wel­che die Wahr­heit in der Zukunft durch­zu­ma­chen haben wird. 


Der­je­ni­ge, den wir aner­ken­nen als Chris­ti­an Rosen­kreuz, als den Füh­rer der okkul­ten Bewe­gung in die Zukunft hin­ein, und der gewiss nicht sei­ne Auto­ri­tät durch einen äuße­ren Kul­tus in der Welt je ent­fal­ten wird, wird am meis­ten ver­kannt wer­den. Und die, wel­che es wis­sen, wie es gera­de mit die­ser Indi­vi­dua­li­tät steht, die wis­sen auch, daß Chris­ti­an Rosen­kreuz der größ­te Mär­ty­rer unter den Men­schen sein wird, abge­se­hen von dem Chris­tus, der gelit­ten hat als Gott. Und die Lei­den, die ihn zum gro­ßen Mär­ty­rer machen wer­den, wer­den davon her­rüh­ren, daß die Men­schen so wenig den Ent­schluß fas­sen, in die eige­ne See­le hin­ein­zu­se­hen, und immer mehr die sich ent­wi­ckeln­de Indi­vi­dua­li­tät zu suchen und sich der Unbe­quem­lich­keit zu unter­zie­hen, daß ihnen nicht wie auf einem Prä­sen­tier­tel­ler die fer­ti­ge Wahr­heit ent­ge­gen­ge­bracht wird, son­dern daß man sie errin­gen muß in hei­ßem Stre­ben, in hei­ßem Rin­gen und Suchen, und daß nicht ande­re Anfor­de­run­gen gestellt wer­den kön­nen im Namen des­sen, den man als Chris­ti­an Rosen­kreuz bezeichnet. 


Chris­ti­an Rosen­kreuz leb­te danach von 1378 an 106 Jah­re, also bis 1484. Er, der hoch­erleuch­te­te Vater und das Haupt der Rosen­kreu­zer­bru­der­schaft, von Nati­on ein Deut­scher, hat sich lan­ge Zeit um eine «Gene­ral­re­for­ma­ti­on» des geis­ti­gen Lebens oder der Welt­ver­hält­nis­se über­haupt bemüht. 

In gro­ßer Jugend noch reis­te er in den Ori­ent. Er kam über Cypern nach Damas­kus, woll­te von dort nach Jeru­sa­lem; es füg­te sich aber, daß er in Damas­kus von den Wei­sen in Dam­car in Ara­bi­en reden hör­te, und so zog: er dort­hin. In Dam­car emp­fin­gen ihn die Wei­sen, wie er selbst bezeugt hat, nicht wie einen Fremd­ling, son­dern gleich­sam auf den sie lan­ge gewar­tet hat­ten, nann­ten ihn auch mit Namen.

Auch von Pau­lus hören wir, was viel­leicht von Bedeu­tung ist, daß er nach sei­nem Erleb­nis von Damas­kus (nicht nach Jeru­sa­lem kam son­dern) nach Ara­bi­en zog (Gal. 1, 16/17). Was nun Dam­car betrifft, so liegt die­se Stadt, die heu­te Damar heißt, im süd­li­chen Ara­bi­en, das im Alter­tum Ara­bia felix genannt wur­de, im heu­ti­gen Jemen, und zwar süd­lich von Sana, also auf der öst­li­chen Sei­te des Roten Mee­res gegen­über dem nörd­li­chen Teil von Abes­si­ni­en. R. Kien­ast, in «Johann Valen­tin And­reae und die vier ech­ten Rosen­kreu­zer­schrif­ten», Leip­zig 1926, S. 114, macht dar­auf auf­merk­sam, daß die Ara­bia felix aus der Bibel als das Land der Köni­gin von Saba bekannt ist und daß die Legen­de von dort aus die hei­li­gen drei Köni­ge nach Beth­le­hem zie­hen läßt. 

Saba oder Ara­bia felix war auch berühmt ob sei­nes Reich­tums an Gold, Weih­rauch und Myr­rhen, deren bekannt­lich auch die drei Köni­ge dem Jesus­kin­de des Mat­thä­us­evan­ge­li­ums dar­brach­ten. Das Land Saba war eine Stät­te alter Ster­nen­weis­heit und alten Ster­nen­kul­tus. Man fin­det dort aus alter Zeit an stei­ner­nen Bild­wer­ken wie­der­holt das Sym­bol der lie­gen­den Mond­si­chel, in wel­cher die Son­nen­schei­be ruht, das heißt also real genom­men das Sym­bol des hei­li­gen Grales!

Nach alle­dem ist es höchst bedeu­tungs­voll, daß im Sin­ne der «Fama» Chris­ti­an Rosen­kreuz gera­de nach Dam­car gekom­men ist, noch dazu unter den eigen­ar­ti­gen, im Text ange­ge­be­nen Umstän­den. Er such­te offen­bar die­je­ni­gen Gegen­den auf, in denen uralte Ster­nen­weis­heit, wenn auch nur im letz­ten Nach­klang wohl immer noch leb­te und von wo einst die drei Köni­ge aus­ge­gan­gen waren, die aus ihrer geis­ti­gen Ster­nen­kun­de von der bevor­ste­hen­den Geburt des Welterlö­sers wuß­ten und von Saba dem Kin­de die kul­ti­schen Gaben: Gold, Weih­rauch und Myr­rhen mitbrachten.

«Dies ist der Ort», heißt es in der «Fama» wei­ter, «da er sei­ne Phy­sik und Mathe­ma­tik geholet, deren sich bil­lig die Welt hät­te zu erfreu­en, wann die Lie­be grö­ßer und des Miß­gunsts weni­ger wäre».

Nach drei Jah­ren kehr­te er wie­der um und kam von Dam­car über Ägyp­ten nach Fez (in Marok­ko, im Mit­tel­al­ter einer Stät­te blü­hen­der Kul­tur). Nach Fez hat­ten ihn die Ara­ber gewie­sen. Dann wird geschil­dert, wie die Gelehr­ten, die Ara­ber und Afri­ka­ner, zusam­men­wir­ken, um sich über ihre wis­sen­schaft­li­chen Fort­schrit­te auf dem Lau­fen­den zu hal­ten. Auch in Fez nimmt Chris­ti­an Rosen­kreuz viel Weis­heit auf.

Dann kommt er nach Euro­pa, und zwar zunächst nach Spa­ni­en: dort aber leh­nen ihn die Gelehr­ten ab, sie wol­len nicht Neu­es. Sie befürch­ten, ihr gro­ßer Name wür­de geschmä­lert, so sie erst ler­nen und ihre viel­jäh­ri­ge Irrung beken­nen soll­ten; des Ihren wären sie gewohnt und hät­te ihnen auch genug eingetragen.

Nun faßt Chris­ti­an Rosen­kreuz den Gedan­ken, man soll­te auch in Euro­pa eine «Sozie­tät» (eine Gelehr­ten­ge­sell­schaft) haben: die alles genug von Gold und Edel­ge­stein habe, und es den Köni­gen zu gebüh­ren­den pro­po­si­tis mit­tei­len konn­te, bei wel­chen die Regen­ten erzo­gen wür­den, die alles das­je­ni­ge, so Gott dem Men­schen zu wis­sen zuge­las­sen, wüß­ten und in Not­fäl­len möch­ten gefragt werden. 

Hier tritt uns also die rosen­kreu­ze­ri­sche Idee einer «Sozie­tät» ent­ge­gen, die alles Wis­sen und alle Weis­heit in sich ver­ei­ni­gen und die ins sozia­le Leben befruch­tend hin­ein­wir­ken soll. Es ist dies ein hoch­wich­ti­ger Punkt: wie ein Keim eines Geis­tes­le­bens, nicht kirch­li­cher Prä­gung, aber auch nicht etwa als Staats­ein­rich­tung, son­dern frei mensch­lich: der Gedan­ke eines spi­ri­tu­ell ver­tief­ten Weis­heits- und Geis­tes­le­bens, das befruch­tend im Sin­ne des Rosen­kreu­zer­tums hät­te wir­ken sollen…

Die «Fama» erzählt dann wei­ter, wie Chris­ti­an Rosen­kreuz wie­der nach Deutsch­land gezo­gen ist. Dort grün­de­te er nach eini­gen Jah­ren die Bru­der­schaft des Rosen­kreu­zes. Zuerst sind es 4, spä­ter 8 Brü­der (also er selbst und erst 3, dann 7). Bis auf einen sind alle Deut­sche. (Auch dies ein cha­rak­te­ris­ti­scher Zug, da das Rosen­kreu­zer­tum im tiefs­ten Sin­ne mit der Mis­si­on gera­de Mit­tel­eu­ro­pas zu tun hat.)

Die Brü­der zie­hen in ver­schie­de­ne Län­der, kom­men aber jedes Jahr ein­mal zusam­men; kei­ner soll einen ande­ren Beruf aus­üben als Kran­ke zu hei­len, und zwar umsonst. Kei­ner soll eine bestimm­te Ordens­tracht tra­gen, „son­dern sich der Lan­des­tracht bedie­nen (auch dies ein für das Wir­ken im fünf­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­al­ter cha­rak­te­ris­ti­scher Zug). Jeder Bru­der hat einen taug­li­chen Nachfolger. 


Alles, was Zara­thus­tra leh­ren und der Welt brin­gen konn­te, das ziel­te auf die äuße­re Welt ab, um in die äuße­re Welt Ord­nung und Har­mo­nie zu brin­gen. Daher war auch die Kunst, Rei­che zu bil­den und zu orga­ni­sie­ren, wie es dem Fort­gan­ge der Mensch­heit ent­spricht, und was die sozia­le Ord­nung mög­lich macht, die Mis­si­on des Zara­thus­tra. Daher kön­nen die­je­ni­gen, die zu den Schü­lern des Zara­thus­tra gehö­ren, mit Recht nicht nur gro­ße «Magi­er», gro­ße Ein­ge­weih­te genannt wer­den, son­dern sie kön­nen auch immer «Köni­ge» genannt wer­den, d.h. sol­che, wel­che die Kunst der Her­stel­lung äuße­rer sozia­ler Orga­ni­sa­ti­on und Ord­nung kennen. 


In die­ser Sphä­re der «könig­li­chen» Mensch­heits-Strö­mung hat offen­bar, so wird man die Spra­che der «Fama» ver­ste­hen dür­fen, Chris­ti­an Rosen­kreuz einen sozi­al­bild­ne­ri­schen Impuls auf­ge­nom­men. Wes Inhalts aber kann die­ser sein? Natür­lich kann es sich für das fünf­te nach­at­lan­ti­sche Zeit­al­ter, wel­ches die Rosen­kreu­zer in einem geist­ge­mä­ßen Sin­ne her­auf­füh­ren woll­ten, nicht dar­um han­deln, auf irgend wel­che alten theo­kra­ti­schen Sozi­al­ge­bil­de zurück­zu­grei­fen und sie in Euro­pa nach­zu­ah­men. Son­dern es kann sich nur dar­um han­deln, im fünf­ten Zeit­al­ter es zu einer zeit­ge­mä­ßen Meta­mor­pho­se die­ser alten Sozi­al­ord­nun­gen zu brin­gen. Die­se gehen ja alle auf den drit­ten Zeit­raum zurück, der sich im fünf­ten in sinn­ge­mä­ßer Wand­lung «wie­der­ho­len» will. 

Das Ent­schei­den­de ist, daß dabei eine sozi­al lei­ten­de, impul­sie­ren­de Rol­le dem Geis­tes­le­ben zufal­len muß: wie in der alten Zeit der Theo­kra­tien, aber nicht dem alten, son­dern einem durch­aus erneu­er­ten Geis­tes­le­ben, das nicht aus den alten unper­sön­li­chen Quel­len erfließt, son­dern aus der in der Bewußt­seins­see­le frei sich ergrei­fen­den mensch­li­chen Indi­vi­dua­li­tät. Indem die­se aus einer neu­en Spi­ri­tua­li­tät, einer neu­en Ver­bin­dung mit den geis­ti­gen Wel­ten ihre Impul­se schöpft, wer­den die­se pro­duk­tiv und auf­bau­end auch für das sozia­le Leben sein. An ein Geis­tes­le­ben ist zu den­ken, das, weil es aus wirk­li­chen spi­ri­tu­el­len Quel­len erfließt, sozi­al ver­ant­wort­lich und schöp­fe­risch wird. Ein sol­ches Geis­tes­le­ben muß not­wen­di­ger­wei­se einen kor­po­ra­ti­ven Cha­rak­ter tra­gen, d. h. aus dem frei­en Zusam­men­schluß der im Geis­tes­le­ben ste­hen­den Indi­vi­dua­li­tä­ten hervorgehen.

Damit sind wir wie­der bei dem so tief bedeut­sa­men Gedan­ken der «Sozie­tät» ange­langt (vgl. oben) als einer Stät­te des Geis­tes­le­bens, die befruch­tend ins sozia­le Leben ein­grei­fen soll. (Sie soll ja sogar z.B., wie wir hör­ten, die Regen­ten erzie­hen, d.h. für ihr Amt vor­be­rei­ten.) So erscheint die­ser «Sozietäts»-Gedanke wie ein ers­ter Keim jener Meta­mor­pho­se der sozia­len Funk­ti­on des Geis­tes­le­bens vom drit­ten Zeit­al­ter (der Emp­fin­dungs­see­le) in das fünf­te (der Bewußt­seins­see­le). Nur auf die­ser Linie ist die sozia­le Ein­rich­tung zu suchen, wel­che die Rosen­kreu­zer im Sin­ne der „«Con­fes­sio» nach dem Vor­bild von Dam­car in Euro­pa begrün­den wollten. —

Von die­sen Zusam­men­hän­gen aus eröff­net sich ein Ver­ständ­nis auch noch für ein ande­res Phä­no­men, das die­se bedeut­sa­me Zeit um 1600 dar­bie­tet. Wir möch­ten hier kurz hin­wei­sen auf die Sozi­al­uto­pie des Cam­pa­nella (1568—1639), sei­nen «Son­nen­staat». Auch die­ser «Son­nen­staat» ist eine aus­ge­spro­che­ne Theo­kra­tie, er steht unter einer hier­ar­chi­schen Füh­rung und weist im ein­zel­nen Ele­men­te auf, die nur als Erin­ne­run­gen an alte Zei­ten ver­stan­den wer­den kön­nen. Auch hier tau­chen alte Kul­tur­im­pul­se, die noch im drit­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­al­ter in vie­ler Wei­se leben­dig waren, am Begin­ne des fünf­ten in einer selt­sa­men Art auf. 

Es ist, wie wenn die­se Zeit, im inne­ren Zusam­men­hang mit der gro­ßen rosen­kreu­ze­ri­schen Zen­tral­inspi­ra­ti­on, um die Meta­mor­pho­se des Alten rän­ge. Inso­fern sind eben sol­che Uto­pien doch mehr als nur Erin­ne­run­gen an alt­ver­gan­ge­ne Zei­ten und alte Initia­ten­er­leb­nis­se. Im Begin­ne des fünf­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­al­ters wird es gewis­ser­ma­ßen akut, sich die­ser theo­kra­ti­schen Ver­gan­gen­heit zu „erin­nern“. Sich ihrer im rech­ten Sin­ne erin­nern, wür­de hei­ßen, den Weg zur rech­ten Meta­mor­pho­se fin­den. Dar­um geht es. Letz­ten Endes um die Suche eines moder­nen, frucht­ba­ren, ähn­lich wie das alte sozi­al schöp­fe­ri­schen Geis­tes­le­bens. Und nun hören wir sogar, daß auch äuße­re Bezie­hun­gen zwi­schen dem Krei­se Johann Valen­tin And­re­aes und Cam­pa­nella bestan­den haben.

Den äuße­ren his­to­ri­schen Nach­weis dafür erbringt R. Kien­ast: er glaubt sogar äußerst wahr­schein­lich machen zu kön­nen, daß die Ver­öf­fent­li­chung der Rosen­kreu­zer­schrif­ten (nach teil­wei­se zehn­jäh­ri­ger hand­schrift­li­cher Ver­brei­tung) unter dem Ein­flus­se der Ideen Cam­pa­nell­as erfolgt sei. Er teilt auch mit, daß ein Freund Johann Valen­tin And­re­aes, Wil­helm von Wen­se, der auf einer Rei­se nach Ita­li­en um 1615 dort Cam­pa­nella ken­nen lern­te, nach sei­ner Rück­kehr in Deutsch­land einen Zusam­men­schluß ähn­lich gerich­te­ter Geis­ter erstreb­te und sogar eine Ver­ei­ni­gung «Civi­tas Solis» (Son­nen­staat) grün­de­te, zu der And­reae die Pro­gramm­schrif­ten verfaßte! 

So selt­sam spie­len die Din­ge inein­an­der, und man kann immer deut­li­cher den, wie durch die äuße­ren Tat­sa­chen hin­durch­schei­nen­den, zen­tra­len Inspi­ra­ti­ons­im­puls erspü­ren, des­sen Licht sich je nach der Beschaf­fen­heit, viel­leicht auch der «Trü­be» der ver­schie­de­nen Per­sön­lich­kei­ten, durch die er wirkt, in sehr ver­schie­de­nen Far­ben widerspiegelt.

In eben die­ser sel­ben Zeit erstand aber auch ein nicht uto­pi­scher, son­dern wirk­li­cher Staat höchst son­der­ba­rer Gestalt und Wesens­art: vom Jah­re 1609 ab rie­fen die Jesui­ten unter den India­nern Süd­ame­ri­kas in Para­gu­ay ihr selt­sa­mes theo­kra­ti­sches Staats­ge­bil­de ins Leben. 


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Chris­tus ist nichts ande­res als die Ver­kör­pe­rung des Logos

Chris­tus

Die Sphä­ren­har­mo­nie, das was im Klangäther (sie­he: Äther­ar­ten) lebt, das kann aber der Mensch nur erle­ben, wenn er sich durch die Initia­ti­on hin­auf­ar­bei­tet, oder wenn ein Son­nen­we­sen her­un­ter­steigt, um es irgend­ei­nem Men­schen, der aus­er­se­hen wird zu einem Instru­ment der Ent­wi­cke­lung für die ande­ren Men­schen, mitzuteilen. 

Für einen sol­chen Men­schen beginnt die Son­ne zu tönen, begin­nen die Sphä­ren­har­mo­nien hör­bar zu wer­den. – Und über dem Klangäther liegt noch der Lebens­äther. Und wie dem blo­ßen Ton als höhe­rer Inhalt, als Inne­res, See­len­haf­te­res noch zugrun­de liegt das Wort, der Klang oder Sinn, so ist auch mit dem Lebens­äther ver­bun­den Sinn, Wort, das­sel­be, was man im spä­te­ren Per­si­schen «Hono­ver» genannt hat, und was der Johan­nes-Evan­ge­list den «Logos» nennt, als sinn­vol­len Ton, der dem Son­nen­we­sen eigen ist. Es ist nicht ein blo­ßer Mythos, son­dern eine buch­stäb­li­che Wahr­heit, daß auch Zara­thus­tra sei­nen Unter­richt emp­fan­gen hat durch das Sonnenwort. 


Moses (ein reinkar­nier­ter Zara­thus­tra-Schü­ler) soll pro­phe­tisch einen höhe­ren Gott ver­kün­den, der in dem Gott des Vaters Abra­ham drin­nen steckt, aber gleich­sam wie ein höhe­res Prin­zip. Wie heißt sein Name? «Gott sprach zu Moses: Ich bin der ‘Ich-bin’!»

Da ruft der Logos sei­nen Namen, da ruft er das­je­ni­ge, was man durch den Ver­stand, durch den Intel­lekt zunächst von ihm begrei­fen kann. Nun schau­en wir uns das äuße­re Zei­chen an, durch das auf die Israe­li­ten her­un­ter­rinnt der Logos, soweit sie ihn rein begriff­lich, in Gedan­ken erfas­sen können.

Die­ses äuße­re Zei­chen ist das «Man­na» der Wüs­te. Man­na ist das­sel­be Wort wie Manas, das Geist­selbst. So strömt in die­je­ni­ge Mensch­heit, die nach und nach sich errun­gen hat das Ich-Bewußt­sein, der ers­te Anflug von dem Geist­selbst ein. Das aber, was im Manas selbst lebt und kommt, darf sich noch anders benen­nen. Es ist nicht bloß das, was man wis­sen kann, son­dern eine Kraft, die man selbst auf­neh­men kann. Als der Logos bloß sei­nen Namen ruft, da muß man ihn ver­ste­hen, ihn fas­sen mit der Vernunft. 

Als der Logos Fleisch wird und inner­halb der Mensch­heit erscheint, da ist er ein Kraft­im­puls, der unter die Men­schen gebracht wird, der nicht nur als Leh­re und Begriff lebt, son­dern der in der Welt als ein Kraft­im­puls ent­hal­ten ist, an dem der Mensch teil­neh­men kann. Da nennt er sich nicht Man­na, son­dern das «Brot des Lebens», das ist der tech­ni­sche Aus­druck für «Bud­dhi» oder «Lebens­geist»


Chris­tus ist nichts ande­res als die Ver­kör­pe­rung des Logos, der sechs ande­ren Elo­him, denen vor­be­rei­tend der eine, der Jah­ve-Gott vor­an­ge­gan­gen ist. Und die­se eine Gestalt des Jesus von Naza­reth, in wel­cher der Chris­tus oder der Logos inkar­niert war, bringt daher das, was frü­her immer nur von der Son­ne auf die Erde her­nie­der­ström­te, was nur im Son­nen­lich­te ent­hal­ten ist, sie bringt es in die Mensch­heits­ge­schich­te selbst hin­ein: «Der Logos ward Fleisch».


Nur des­halb, weil es die Auf­ga­be des irdi­schen Daseins ist, die Men­schen in ihrer geis­ti­gen Tätig­keit her­un­ter­zu­füh­ren bis in die irdi­sche Welt, muß der Chris­tus im Men­schen, in sinn­li­cher Ver­kör­pe­rung erschei­nen. Des­halb ist nach dem Aus­spruch Pla­tos, des gro­ßen grie­chi­schen Phi­lo­so­phen, die Welt­see­le in Kreu­zes­form durch das Uni­ver­sum gelegt und über den irdi­schen Welt­leib aus­ge­spannt. Das hat Pla­to gesagt. Es ist ein Sym­bo­lum, das der Ein­ge­weih­te kennt in sei­ner tiefs­ten Bedeutung. 


Chris­tus hat kei­ne Auf­zeich­nun­gen hin­ter­las­sen wie ande­re gro­ße Leh­rer der Mensch­heit. Sei­ne Auf­ga­be war es, die­se Leh­ren, die schon vor­han­den waren, zu leben, vor­bild­lich für die Mensch­heit zu leben und so die Mys­te­ri­enleh­re frei­zu­ma­chen, um eine mög­lichst gro­ße Mensch­heits­mas­se zur schnel­le­ren geis­ti­gen Evo­lu­ti­on zu brin­gen. So brach­te er der Mensch­heit das größ­te Opfer: Sein lich­ter Geist stieg in die dun­kels­te Mate­rie hin­ab. [5]

Es gibt ein wal­ten­des, weben­des Schöp­fungs­wort, es gibt eine Wie­der­ga­be des wal­ten­den, weben­den Schöp­fungs­wor­tes in den vedi­schen Urkun­den. – Das Wort ist das Schöp­fe­ri­sche in der Welt; in den Veden offen­bart es sich. Das ist ein Teil der Krish­na-Leh­re.


In ande­rer Form tritt uns das wie­der ent­ge­gen, in einer kon­kre­te­ren, in einer leben­di­gen Wei­se, in einem Wesen sel­ber, das über die Erde wan­delnd gedacht wird, ver­kör­pernd das gött­li­che Schöp­fungs­wort. Die Veden: abs­trakt her­an­ge­kom­men an die Mensch­heit – der gött­li­che Logos, von dem uns das Johan­nes­evan­ge­li­um spricht: leben­dig und das schöp­fe­ri­sche Wort selber! 

Chris­tus-Impuls

Wenn der Mensch sagen darf: Nun ja, ich kann krank sein, ich kann schwach sein, ich kann ster­ben, aber von mei­nem Ich aus kann ich mich stär­ker machen, kann ich etwas in mei­ne Orga­ni­sa­ti­on hin­ein­sen­den, was mir Stär­ke, was mir Kraft gibt unmit­tel­bar aus den geis­ti­gen Wel­ten her­aus. – Wie er es nennt, ist gleich. Wenn der Mensch zu die­ser Emp­fin­dung kommt, dann ist er vom Chris­tus-Impuls ergrif­fen. Nicht der­je­ni­ge, der sagt, daß er etwas haben kann von einem Leh­rer, der von Inkar­na­ti­on zu Inkar­na­ti­on gegan­gen ist, son­dern der­je­ni­ge, der emp­fin­det, daß unmit­tel­bar aus der geis­ti­gen Welt Impul­se der Kraft, der Stär­ke kom­men kön­nen, der ist vom Chris­tus-Impuls ergrif­fen. Die­se inne­re Erfah­rung kön­nen die Men­schen machen, ohne sie wer­den die Men­schen in der Zukunft nicht leben können. 


Der Ein­tritt des gött­li­chen Bewußt­seins, das durch das Ich spricht, ist das Wesen des Christus-Impulses.

Und daß die­ser Chris­tus-Impuls in die Mensch­heit ein­tre­ten konn­te, hat das His­to­rischwer­den des alten Ein­wei­hungs­prin­zipes bewirkt das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha; es ist die Ursa­che. Was in den Men­schen­see­len im Lau­fe der Erd­ent­wi­cke­lung noch bis in ihre ferns­te Zukunft immer mehr und mehr her­vor­tre­ten wird, das ist, daß ein kla­res Erken­nen des Gött­lich-Geis­ti­gen, dem der Mensch ange­hört und durch das er unab­hän­gig wird von allem Erden­wer­den, durch das Ich spricht.

Scharf nun betont das Chris­ten­tum: Alles sol­ches Füh­len des Gött­li­chen, auch wenn es von sich spricht als «Ejeh asher ejeh» – «Ich bin der Ich-bin» ist noch nicht das, was den Men­schen in sei­ner volls­ten Gestalt zeigt, son­dern erst, wenn man etwas fühlt, was im Geis­ti­gen jen­seits aller Gene­ra­tio­nen ist, dann hat man erfaßt, was als Gött­li­ches in den Men­schen her­ein­wirkt. Des­halb muß man in rich­ti­ger Über­set­zung des Sat­zes sagen: Ehe denn Abra­ham war, war das Ich-bin! – Das heißt in sei­nem Ich erlebt der Mensch ein Ewi­ges, das ursprüng­li­cher ist als das­je­ni­ge Gött­li­che, das von Abra­ham sich durch die Gene­ra­tio­nen hin­durch aus­ge­lebt hat. 


Wir reden davon, daß durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha der Chris­tus-Impuls in die Erd­ent­wi­cke­lung, zunächst in die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung ein­ge­zo­gen ist, mit ihr nun ver­bun­den ist. Die Leu­te sagen, sie sehen ihn nicht. Ja, sie kön­nen ihn solan­ge nicht sehen, solan­ge sie sich über den Men­schen sel­ber täu­schen, solan­ge sie etwas ganz ande­res als den Men­schen anschau­en, als der Mensch wirk­lich ist. In dem Augen­bli­cke, wo das nicht eine Theo­rie ist, son­dern leben­dig emp­fun­de­ne Wirk­lich­keit der See­le ist, die uns befä­higt, in dem Men­schen ein Über­sinn­li­ches zu sehen, in dem Augen­bli­cke erzie­hen wir in uns die Fähig­keit, den Chris­tus-Impuls mit­ten unter uns über­all wahr­zu­neh­men. [4]

Das natür­li­che Leben der Men­schen vom fünf­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­raum an ist eine Art fort­wäh­ren­den lang­sa­men Erkran­kens. Alle Erzie­hung, alle Kul­tur­ein­flüs­se müs­sen dar­auf hin­wir­ken, gesund zu machen. Das ist gewis­ser­ma­ßen die ers­te, wah­re Impul­si­vi­tät des Chris­tus-Impul­ses: die Hei­lung. Der Hei­land, der Hei­len­de zu sein, dazu ist er ganz beson­ders beru­fen im fünf­ten Zeit­rau­me. Die ande­ren For­men des Chris­tus-Impul­ses müs­sen im Hin­ter­grun­de sein. Für den sechs­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­raum muß der Chris­tus-Impuls beson­ders wir­ken für das Seher­tum. Da kommt das Geist­selbst, Manas zur Aus­bil­dung, inner­halb des­sen der Mensch nicht leben kann ohne das Seher­tum. Und im sie­ben­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­raum wird eine Art pro­phe­ti­scher Natur, weil es ja pro­phe­tisch hin­über­ge­hen muß in eine ganz neue Zeit, als das drit­te sich ent­wi­ckeln; die ande­ren drei Glie­der der sechs­tei­li­gen Chris­tus-Weis­heit wer­den in den fol­gen­den Zei­ten wir­ken. Das ist das rea­le Ein­le­ben des Chris­tus-Impul­ses. Ein Tor ist auf­ge­schlos­sen wor­den durch die Jah­ve-Weis­heit. Doch die­ses Tor ist unprak­ti­ka­bel gewor­den in der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts. Wenn es allein durch­schrit­ten wer­den soll, so kann nichts ande­res kom­men, als daß gewis­ser­ma­ßen alle Völ­ker ihrer Form nach hebräi­sche Kul­tu­ren ent­wi­ckeln. Ande­re Tore müs­sen geöff­net wer­den, das heißt, es muß die Initia­ti­ons­weis­heit, die durch ein zwei­tes, ein drit­tes, ein vier­tes Tor bekannt wird, zu der­je­ni­gen Weis­heit hin­zu­tre­ten, die durch das Jah­ve-Tor bekannt gewor­den ist. Nur so kann der Mensch in ande­re Zusam­men­hän­ge hin­ein­wach­sen als in die­je­ni­gen, die durch die Bluts‑, das heißt durch die Atmungs­ban­de gere­gelt sind, und das wird in der Zukunft von beson­de­rer Wich­tig­keit für ihn sein. [5]

Die Men­schen wol­len sich ja gar kei­ne Vor­stel­lun­gen davon machen, wie sie selbst in Wech­sel­be­zie­hung ste­hen zu dem, wor­in­nen der Chris­tus ist. Für unse­re Kopf­vor­stel­lun­gen ist nicht viel bemerk­lich von dem Ein­fluß des Chris­tus-Impul­ses. Sobald wir aber hin­un­ter­schau­en in das Unbe­wuß­te, in die Fühlsphä­re und Wil­lens­sphä­re, dann leben wir ers­tens in der Sphä­re der Ele­men­tar­we­sen, aber die­se Sphä­re der Ele­men­tar­we­sen, die wird für uns zu glei­cher Zeit durch­wo­ben von dem Chris­tus-Impuls. Wir tau­chen durch unser rhyth­mi­sches Sys­tem – phy­sio­lo­gisch gespro­chen, durch unse­re Fühlsphä­re – (psy­cho­lo­gisch gespro­chen), in das Gebiet hin­un­ter, mit dem sich der Chris­tus für das Erden­da­sein ver­ei­nigt hat. Da fin­den wir also sozu­sa­gen den Ort, an dem der Chris­tus real, nicht nur durch Tra­di­ti­on oder durch eine sub­jek­ti­ve Mys­tik, son­dern real, objek­tiv zu fin­den ist. Wir leben aber zu glei­cher Zeit in der Epo­che, von wel­cher an die Ereig­nis­se, die von die­sem Orte kom­men eine gro­ße objek­ti­ve Bedeu­tung für das Men­schen­le­ben haben, denn sie gewin­nen all­mäh­lich für die mensch­li­chen Ent­schlüs­se, für das, was die Men­schen tun, wenn sie sich dage­gen sträu­ben, einen unbe­wuß­ten Ein­fluß. Wenn die Men­schen ein­ge­hen dar­auf, kön­nen sie einen bewuß­ten Ein­fluß erle­ben, das heißt, wir kön­nen mit ihnen rech­nen, wir kön­nen gewis­ser­ma­ßen die geis­ti­gen Wel­ten, die zu uns gehö­ren, auf­ru­fen, mit uns zu wir­ken. [6] Seit­dem das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha in der Erd­ent­wi­cke­lung sich abge­spielt hat, gehört alles das­je­ni­ge, was auf das Men­schen­zu­sam­men­le­ben sich bezieht, in einem gewis­sen Sin­ne zu die­sem Chris­tus-Impuls, er gehört nicht dem ein­zel­nen Men­schen, son­dern dem mensch­li­chen Zusam­men­le­ben. Es ist, im Sin­ne des Chris­tus Jesus sel­ber ver­stan­den, ein gro­ßer Irr­tum, wenn man glaubt, der ein­zel­ne Mensch kön­ne eine unmit­tel­ba­re Bezie­hung zu dem Chris­tus haben. [7]

Von dem, der aus eige­ner inne­rer Kraft imstan­de ist, sich in ein sol­ches Ver­hält­nis zu allen sei­nen Mit­men­schen zu erhe­ben, daß er sich frei, ohne jeden Zwang in die Har­mo­nie ein­fügt, wird in den Geheim­schu­len gesagt, «er tra­ge den Chris­tus in sich». [8]

Die Men­schen, die sich ver­wun­dern kön­nen über die gro­ßen Erkennt­nis­se und Wahr­hei­ten der geis­ti­gen Welt, die prä­gen sich ein die­ses Gefühl der Ver­wun­de­rung und das bil­det im Lau­fe der Zei­ten eine Kraft, die eine Anzie­hungs­kraft für den Chris­tus-Impuls bedeu­tet, die her­an­zieht den Chris­tus-Geist: der Chris­tus-Impuls ver­bin­det sich mit der ein­zel­nen See­le des Men­schen, inso­weit sich die See­le über die Geheim­nis­se der Welt ver­wun­dern kann. Der Chris­tus nimmt sei­nen astra­li­schen Leib aus der Erd­ent­wi­cke­lung aus all den Gefüh­len, die als Ver­wun­de­rung in den ein­zel­nen See­len der Men­schen gelebt haben. Das zwei­te, was die Men­schen­see­len aus­bil­den müs­sen, wodurch sie den Chris­tus-Impuls her­an­zie­hen, das sind alle Gefüh­le des Mit­leids. Und jedes­mal, wenn ein Gefühl des Mit­leids oder der Mit­freu­de in der See­le ent­wi­ckelt ist, so bil­det das eine Anzie­hungs­kraft für den Chris­tus-Impuls. Mit­leid und Lie­be sind die Kräf­te, aus denen der Chris­tus sich sei­nen Äther­leib formt bis zum Ende der Erd­ent­wi­cke­lung. Mit Bezug auf Mit­leid und Lie­be könn­te man gera­de­zu von einem Pro­gramm spre­chen, das die Geis­tes­wis­sen­schaft erfül­len muß in der Zukunft. Ein Drit­tes, das her­ein­zieht in die Men­schen­see­le wie aus einer höhe­ren Welt, das ist das Gewis­sen, dem sich der Mensch fügt, dem er einen höhe­ren Sinn bei­legt als sei­nen eige­nen, indi­vi­du­el­len mora­li­schen Instink­ten. Mit ihm ver­bin­det sich der Chris­tus am innigs­ten: Aus den Gewis­sens­im­pul­sen der ein­zel­nen Men­schen­see­len ent­nimmt der Chris­tus sei­nen phy­si­schen Leib. [9]

Wir sehen, wie das äuße­re Ver­ständ­nis für die Got­tes­idee des Chris­tus Jesus im Ori­ent gebo­ren wird, wie ihm aber ent­ge­gen­kommt im Wes­ten was das mensch­li­che Bewußt­sein als das Gewis­sen aus­bil­det. Daher sehen wir den Sie­ges­zug des Chris­ten­tums nicht nach dem Osten, son­dern nach Wes­ten hin sich ent­wi­ckeln. Im Osten brei­tet nun sich dafür ein Reli­gi­ons­be­kennt­nis aus, das in letz­ter Kon­se­quenz – wenn auch eine höchs­te – des Ostens ist: der Bud­dhis­mus ergreift die öst­li­che Welt. Das Chris­ten­tum ergreift die west­li­che Welt, weil sich das Chris­ten­tum erst sein Organ im Wes­ten geschaf­fen hat. So zeigt sich uns auf unge­zwun­ge­ne Art, daß das mensch­li­che Gemüt recht hat, wenn es vom Gewis­sen spricht als von dem « Got­te im Men­schen». [10] Die Men­schen sind seit jener Zeit ein­ge­bet­tet in die geis­ti­ge Atmo­sphä­re unse­rer Erde, die durch­drun­gen ist von dem Chris­tus-Impuls. [11] Der Mensch in der Zeit nach dem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha muß die geis­ti­gen Wel­ten sehen durch den Chris­tus-Impuls, (so) wie wir die äuße­ren Far­ben und so wei­ter durch das Auge (als Sin­nes­or­gan ) sehen. Wie wir aber das Auge nicht sel­ber sehen, so sehen wir auch den Chris­tus-Impuls nicht, weil wir durch ihn die geis­ti­ge Welt sehen. Damit hängt es zusam­men, daß das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha in Geheim­nis gehüllt ist, auch his­to­risch in Geheim­nis gehüllt (ist). Das gesun­de Auge sieht die Din­ge, sieht nicht sich selbst. Hat das Auge einen Split­ter in sich, der da blei­bend ist, so sieht es einen schwar­zen Raum vor sich und fängt an, sich selbst wahr­zu­neh­men; aber das ist ein krank­haf­tes Wahr­neh­men. So wür­de ein krank­haf­tes Wahr­neh­men des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha ein­tre­ten, wenn der Mensch nicht in die­sem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha etwas hät­te, was nicht wahr­ge­nom­men wer­den kann; (denn) wodurch man wahr­nimmt, das hängt zusam­men mit dem Geheim­nis von Gol­ga­tha. So lan­ge konn­ten die Men­schen von dem Chris­tus wis­sen, als er, para­dox aus­ge­drückt, noch nicht gekom­men war. In dem Augen­bli­cke aber, als er gekom­men war, konn­ten sie nicht mehr auf die­sel­be Wei­se von ihm wis­sen. [12]

Das Bild, das im Chris­tus-Impuls selbst wirkt, kann im Sin­ne unse­rer Zeit durch nichts ande­res dar­ge­stellt wer­den als durch die Mit­tel der Geis­tes­wis­sen­schaft. Indem die­se von Schau­un­gen han­delt, wel­che man hat, wenn man außer­halb des Lei­bes ist, hat sie wie­der die Mög­lich­keit, das Chris­tus-Bild in sei­ner wah­ren Gestalt zu schau­en. Solan­ge man im Lei­be ist, muß man sagen: Das Auge kann zwar die Far­ben sehen, aber nicht sich selbst. Wenn Sie sich in der Geis­tes­schau aus dem Leib her­aus­be­ge­ben – wenn Sie sich selbst sehen, sehen Sie das Auge –, so sehen sie den Chris­tus-Impuls durch den Chris­tus-Impuls. [13]

Chris­tus und „Ich Bin”

Wenn der Mensch auf der Erde sich als Ich-Wesen­heit bewußt ist, so fühlt er das, was in sei­nem Ich liegt, als das Her­ein­wir­ken des Vater­got­tes in sei­ne See­le. Der Vater­gott träu­felt gewis­ser­ma­ßen einen Trop­fen sei­nes eige­nen Wesens, der aber im Zusam­men­hang bleibt mit dem gan­zen Mee­re der Geis­tig­keit des Vater­got­tes, in die Wesen­heit des ein­zel­nen Men­schen, und der ein­zel­ne Mensch kann sich dann sagen: Es lebt in mir der Vater­gott, es lebt die gan­ze Fül­le des Vater­got­tes in mir. Aber es lebt die gan­ze Mensch­heit in dem Durch­drun­gen­sein mit der Wesen­heit des Vater­got­tes. Dies als ein Gegen­wär­ti­ges zu erle­ben, das heißt, sich zu sagen: Ich bin!, das ist: Der Vater­gott ist in mir. – 

Dies als Gegen­wär­ti­ges zu erle­ben, wur­de der Mensch­heit all­mäh­lich unmög­lich. Sie muß­te zu einem eige­nen Ich kom­men, das aus dem eige­nen Bewußt­sein her­aus der Form nach pro­duk­tiv ist. Und die­ses Pro­duk­ti­ve des eige­nen Ichs war im Zusam­men­han­ge mit der gan­zen kos­misch-geis­ti­gen Welt nur mög­lich, wenn sich der ein­zel­ne Mensch mit dem Chris­tus iden­ti­fi­zier­te, also mit dem Soh­nes­gott. So brach­te der Chris­tus den Men­schen auf Erden das­sel­be, was der Mensch­heit auf Erden der Vater­gott gege­ben hat, aber er brach­te es auf eine neue Wei­se, so daß jeder es nun mit sei­nem aus sich selbst her­aus­quel­len­den Ich ver­bin­den konnte. 

Und so konn­te der Chris­tus der Mensch­heit sagen: Ich brin­ge euch, was ihr gewohnt seid, aus dem Logos zu erken­nen, aber ich brin­ge es euch auf eine neue Wei­se. Ich brin­ge es euch so, daß der Vater­gott mir das über­ge­ben hat, was er euch vor­her direkt gege­ben hat, aber für einen ande­ren Bewußt­seins­zu­stand. Als sein Gesand­ter brin­ge ich euch den Schatz des Vaters, für jedes ein­zel­ne Bewußt­sein von euch, für jede ein­zel­ne Indi­vi­dua­li­tät von euch. Ich will euch nicht mehr nur zu Men­schen machen, die gewis­ser­ma­ßen ein Glied im gan­zen Kos­mos sind, ich will ver­mö­ge der Voll­macht, die mir der Vater­gott gege­ben hat, jeden ein­zel­nen von euch, wenn er kom­men will, zu einem got­ter­füll­ten Men­schen machen. Die­je­ni­gen, die so der Vater­gott mir über­gibt als ein­zel­ne, die erfül­le ich mit dem Gottes-Bewußtsein. 

Daß also die Art, wie das Got­tes-Bewußt­sein zu den Men­schen kom­men soll­te, eine ande­re ist als sie frü­her war, das ist das Wesent­li­che des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha. Daher ist es auch so, daß die Wor­te des Evan­ge­li­ums durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha einen ganz ande­ren Sinn bekommen. 


Chris­tus Jesus hat bewirkt, daß das Wort nicht erstor­ben ist in den Men­schen, daß der väter­li­che Sub­stanz­in­halt den Men­schen‚ geblie­ben ist. Wenn das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha nicht gewe­sen wäre, so hät­ten die Men­schen ihren Inhalt ver­ges­sen. Der Vater wäre ver­ges­sen wor­den, wenn der Sohn nicht die Gegen­wart des Vaters auf­recht­erhal­ten hätte. 

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Deva­chan heißt Gottesgebiet

Deva­chan

Deva ist Gott und Chan: Gebiet, Woh­nung; Deva­chan heißt also Got­tes­ge­biet. Inso­fern der Mensch ein geis­ti­ges Wesen ist, hat er Anteil an die­ser geis­ti­gen Welt. 


Dann ist unse­re Welt auch durch­drun­gen von einer noch höhe­ren Welt (als dem Astral­plan), der eigent­li­chen geis­ti­gen Welt, die wir in der Theo­so­phie die deva­ch­a­ni­sche oder die men­ta­le Welt nen­nen und die, wenn wir den Blick dafür geöff­net haben, es uns mög­lich macht, die Gedan­ken, wel­che nicht von Gefüh­len und Wün­schen durch­zo­gen sind, die also rei­ne Gedan­ken sind, wie Din­ge zu sehen.


Wir haben es nicht zu tun mit einer Welt, die an irgend­ei­nem ande­ren Ort des Kos­mos liegt, son­dern mit einer Welt, wel­che uns über­all umgibt, wel­che über­all um uns vor­han­den ist. An jedem Punk­te unse­rer Welt ist zugleich die­se geis­ti­ge Welt vor­han­den. Es ist kein Wan­dern in eine ande­re Welt, wenn wir von der geis­ti­gen Welt oder von Deva­chan spre­chen, son­dern es ist ein Auf­schlie­ßen der Orga­ne, ein Errei­chen eines ande­ren Zustandes. 


Genau­so, wie sich eine Flüs­sig­keit mit einer ande­ren, fei­ne­ren Flüs­sig­keit mischt, so daß die eine Flüs­sig­keit die ande­re in allen Tei­len durch­setzt, so durch­setzt die astra­le Welt unse­re Welt des Phy­si­schen; und die­se astra­le Welt ist wie­der­um durch­setzt von einer noch höhe­ren Welt, wel­che wir die men­ta­le Welt (Deva­chan) nen­nen, das ist die eigent­li­che geis­ti­ge Welt. So sind drei Wel­ten inein­an­der­ge­fügt, die eine immer die ande­re durch­set­zend, von denen der Mensch mit sei­nen gegen­wär­ti­gen Orga­nen aber nur die phy­si­sche Welt wahr­nimmt. All­mäh­lich den Sinn auf­zu­schlie­ßen für die unsicht­ba­ren und unter gewöhn­li­chen Umstän­den unhör­ba­ren Wel­ten, das ist die Auf­ga­be der Theo­so­phie.


Eben­so, wie wir durch die sinn­li­che Luft gehen, gehen wir durch die geis­ti­gen Wel­ten hin­durch. Bezie­hun­gen zu den geis­ti­gen Wel­ten erge­ben sich, wenn man in die Fein­hei­ten des mensch­li­chen See­len­le­bens hineinsieht.


Es ist ein­ge­glie­dert in die astra­li­sche und phy­si­sche Welt die Welt des geis­ti­gen Tönens, der Sphä­ren­har­mo­nien, die Welt des Deva­chan, die man durch das Hell­hö­ren erken­nen kann. 


Genau­so wie Sie nun musi­ka­li­sche Ein­drü­cke hier im Phy­si­schen von den Bewe­gun­gen der Sai­ten erhal­ten, so hört der­je­ni­ge, der zu der Stu­fe des Hell­hö­rens (sie­he: Hell­hö­rig­keit) im Deva­chan empor­ge­drun­gen ist, die Bewe­gung der Him­mels­kör­per als Sphä­ren­mu­sik.


Alle Wel­ten, die wir durch­schrei­ten kön­nen von unse­rer phy­si­schen Welt durch die höhe­ren Wel­ten immer wei­ter und wei­ter, sie haben immer Gemein­sa­mes. Es ist rich­tig, daß wir, wenn wir in eine höhe­re Welt kom­men, zwar immer Neu­es und Neu­es fin­den, aber den­noch immer Gemein­sa­mes mit der vor­her­ge­hen­den Welt. 


Man muß sich der Gleich­nis­se bedie­nen, um den Deva­chan zu schil­dern. Denn unse­re Spra­che, die zumeist nur der sinn­li­chen Wirk­lich­keit dient, ist mit Aus­drü­cken, die sich für das «Geis­ter­land» unmit­tel­bar anwen­den las­sen, nicht gera­de reich geseg­net. Beson­ders hier muß daher gebe­ten wer­den, man­ches, was gesagt wird, nur als Andeu­tung zu verstehen.

Es ist alles, was hier beschrie­ben wird der phy­si­schen Welt so unähn­lich, daß es nur in die­ser Wei­se geschil­dert wer­den kann. Der Schrei­ber die­ser Dar­stel­lung ist sich immer bewußt, wie wenig sei­ne Anga­ben wegen der Unvoll­kom­men­heit unse­rer für die phy­si­sche Welt berech­ne­ten sprach­li­chen Aus­drucks­mit­tel wirk­lich der Erfah­rung auf die­sem Gebie­te glei­chen können.

Die­se Welt ist aus dem Stof­fe gewo­ben – auch das Wort «Stoff» ist natür­lich hier in einem sehr unei­gent­li­chen Sin­ne gebraucht – gewo­ben, aus dem der mensch­li­che Gedan­ke besteht. Aber so wie der Gedan­ke im Men­schen lebt, ist er nur ein Schat­ten­bild, ein Sche­men sei­ner wirk­li­chen Wesen­heit. Wie der Schat­ten eines Gegen­stan­des an einer Wand sich zum wirk­li­chen Gegen­stand ver­hält, der die­sen Schat­ten wirft, so ver­hält sich der Gedan­ke, der durch den mensch­li­chen Kopf erscheint, zu der Wesen­heit im Deva­chan, die die­sem Gedan­ken ent­spricht. Wenn nun der geis­ti­ge Sinn des Men­schen erweckt ist, dann nimmt er die­se Gedan­ken­we­sen­heit wirk­lich wahr, wie das sinn­li­che Auge einen Tisch oder einen Stuhl wahr­nimmt. Wie dem ope­rier­ten Blind­ge­bo­re­nen auf ein­mal sei­ne Umge­bung mit den neu­en Eigen­schaf­ten der Far­ben und Lich­ter erscheint, so erscheint dem­je­ni­gen, der sein geis­ti­ges Auge gebrau­chen lernt, die Umge­bung mit einer neu­en Welt erfüllt, mit der Welt leben­di­ger Gedan­ken oder Geistwesen. 


Die Gedan­ken­bil­der, die Sie haben, sind die Schat­ten­bil­der, die aus der deva­ch­a­ni­schen oder men­ta­len Welt gewor­fen wer­den. Der Gedan­ke, der in Ihnen lebt, den sieht der Seher im Zusam­men­hang mit einer Wesen­heit. Wenn der Mensch von die­sen höhe­ren Wel­ten nichts weiß, so ist er ihnen wie ein Skla­ve hin­ge­ge­ben, der gegen­über dem­je­ni­gen, der an den Ket­ten zieht, macht­los ist.


Aller­dings ist der ers­te Ein­blick in die­ses «Geis­ter­land» noch ver­wir­ren­der als der­je­ni­ge in die see­li­sche Welt, (in den Astral­plan).


Und wenn wir nun die geis­ti­gen Wel­ten sel­ber betre­ten und ein wenig die­ses Leben in dem Deva­chan erfah­ren, dann tre­ten uns da ganz ande­re Ver­hält­nis­se ent­ge­gen als hier im phy­si­schen Leben der Erde. Des­halb ist es so aus­ser­or­dent­lich schwie­rig, in Men­schen­wor­ten und Men­schen­ge­dan­ken her­ein­zu­ho­len die­se Ver­hält­nis­se der geis­ti­gen Wel­ten. Und es klingt manch­mal so para­dox, wenn man ver­sucht, sich kon­kret aus­zu­spre­chen über die Ver­hält­nis­se der geis­ti­gen Welten. 


Wo sind die ele­men­ta­ri­schen Wesen­hei­ten, die Wesen­hei­ten der höhe­ren Hier­ar­chien? Über­all sind sie um uns her­um. Aber sie sind zunächst in bezug auf Ver­hält­nis­se der Din­ge und Vor­gän­ge der Außen­welt so dünn und so flüch­tig, daß man sagen kann, sie ent­ge­hen eben der Auf­merk­sam­keit der Men­schen. Die Men­schen gehen durch die gan­ze Geis­tes­welt immer durch und sehen sie nicht, weil sie not­wen­di­ger­wei­se durch ihre Orga­ni­sa­ti­on, die noch unvor­be­rei­tet ist für die geis­ti­ge Welt, eben unauf­merk­sam sind dafür. 

Und wenn sie Gele­gen­heit hät­ten, in die geis­ti­ge Welt ein­zu­drin­gen, wie das zur Nacht im Schla­fe der Fall ist, erweist sich das Bewußt­sein so schwach, daß, trotz­dem der Mensch, immer vom Ein­schla­fen bis zum Erwa­chen in der geis­ti­gen Welt ist, er zu dumpf ist, um die geis­ti­gen Wesen­hei­ten wahr­zu­neh­men, die um ihn her­um sind. Er ist die gan­ze Nacht in der geis­ti­gen Welt, in die­ser fei­nen fluk­tu­ie­ren­den Welt, aber er nimmt sie nicht wahr, weil sein Bewußt­sein zu dumpf ist dazu. 


Wie uns phy­sisch die Luft über­all umgibt, so umgibt uns geis­tig die geis­ti­ge Welt. Wir sind also auch im wachen­den Zustand in der geis­ti­gen Welt immer­fort darinnen. 


Es ist durch­aus ein Ver­ken­nen, wenn man glaubt, erst das ima­gi­na­ti­ve, das inspi­rier­te und das intui­ti­ve Erken­nen füh­re den Men­schen in die geis­ti­ge Welt hin­ein. Nein, der Mensch lebt schon in der geis­ti­gen Welt, wenn er Sin­nes­wahr­neh­mun­gen hat und wenn er Vor­stel­lun­gen bil­det. Die Sin­nes­wahr­neh­mun­gen sind dar­an geknüpft, daß über­haupt schon tote Mate­rie, rein phy­si­ka­li­sche Appa­ra­te in unse­ren Orga­nis­mus ein­ge­la­gert sind, die nur vom Äther­leib durch­zo­gen wer­den, aber sie sind ein­ge­la­gert. Der phy­si­sche Appa­rat wird nicht erlebt; das Geis­ti­ge, das dar­in­nen vor­geht, wird erlebt. 

Sei­nem Wesen nach ist der Inhalt der Sin­nes­wahr­neh­mung durch­aus geis­tig. Das ist das Eigen­tüm­li­che, daß uns das Geis­ti­ge zunächst in den Sin­nes­wahr­neh­mun­gen und in den Vor­stel­lun­gen bewußt wird, aber nur in Bildern. 


Auf dem Deva­ch­an­plan hat der Lich­täther (sie­he: Äther­ar­ten – Lich­täther) sein Leben, daher die inne­re Bezie­hung zwi­schen Weis­heit und Licht. 


Wir spre­chen nun in der gewöhn­li­chen Wis­sen­schaft heu­te von dem Licht, als in dem Beleuch­te­ten ent­hal­ten. Geis­tes­wis­sen­schaft spricht so von Licht: sie nennt Licht auch das­je­ni­ge, was andern Sin­nes­wahr­neh­mun­gen zugrun­de liegt, wie zum Bei­spiel das Licht der Ton­wahr­neh­mung. Kurz, für alle Wahr­neh­mun­gen liegt zugrun­de ein viel All­ge­mei­ne­res als Licht, als was man in der Phy­sik heu­te Licht nennt. Es ist gewiß irre­füh­rend, das gebe ich Ihnen zu, daß so von Licht gespro­chen wird. 


Wenn der Mensch durch die Pfor­te des Todes gegan­gen ist, das Kama­lo­ka hin­ter sich hat, in die eigent­li­che geis­ti­ge Welt ein­tritt, lebt er in einer Welt, die ganz so ist, als wenn er nach allen Sei­ten umge­ben wäre von lau­ter Visio­nen; nur sind die­se Visio­nen Abbil­der von Wirk­lich­kei­ten. Und man kann sehr wohl sagen, wäh­rend wir die Welt des Phy­si­schen wahr­neh­men durch Far­ben, die uns das Auge vor­zau­bert, durch Töne, die uns das Ohr ver­mit­telt, neh­men wir die geis­ti­ge Welt auch dann, wenn wir durch die Pfor­te des Todes getre­ten sind in Visio­nen wahr, in die wir hin­ein­ver­wo­ben sind.


Das ers­te Erleb­nis ist also die Wahr­neh­mung des eige­nen Lei­bes; von die­sem Erleb­nis neh­men alle andern ihren Ursprung. Stark emp­fin­det da der Mensch das Gefühl der Befrei­ung von den leib­li­chen Hül­len, denn es ist ja der beglü­cken­de Augen­blick, wo er auch den letz­ten der Leich­na­me, den Ast­ral­leich­nam, abge­legt hat. Wie eine in einen Fels­spalt ein­ge­klemm­te Pflan­ze es als Selig­keit emp­fän­de, wenn sie befreit wür­de, so wird die­ses Gefühl der Selig­keit zu einer Grund­emp­fin­dung des Menschen. 

Die­se Selig­keit durch­dringt und ver­klärt dann auch die frü­her mehr irdisch durch­leb­ten Gefüh­le, zum Bei­spiel sol­che der Freund­schaft, die hier viel­leicht gewis­sen Wand­lun­gen unter­wor­fen waren und die drü­ben ver­tieft und geläu­tert wer­den. Durch Lie­be arbei­tet sich der Mensch schon hier empor aus der Enge der Selbst­sucht ins Umfas­sen­de des Welt­erle­bens. Dort aber ist nichts von­ein­an­der abge­schlos­sen, getrennt, einer arbei­tet für den andern, denn Arbeit ist auch dort das die See­len tra­gen­de und för­dern­de, ver­bin­den­de Ele­ment, die Lie­be aber der uner­schöpf­li­che Quell alles Lebens.


In dem Augen­bli­cke, in dem wir über den Mond hin­aus­kom­men (sie­he: Leben zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt), da tritt etwas ein, was wir jetzt auch geis­tig inner­lich bezeich­nen kön­nen – wir sind von Visio­nen umge­ben. Wenn wir einem ver­stor­be­nen Freund begeg­nen nach dem Tode, ist es eine Visi­on, aber er ist es sel­ber, er lebt in die­ser Rea­li­tät drin­nen; aber es sind Visio­nen, die sich auf­bau­en auf das Gedächt­nis an das, was wir hier getan haben.


Alles, was der Mensch frü­her nur gedacht hat, sei­ne Gefüh­le und Lei­den­schaf­ten, alles, was er hier erlebt hat, das tritt ihm da im Deva­chan ent­ge­gen in der Gestalt der Din­ge um ihn her­um. Zuerst sieht man den eige­nen phy­si­schen Leib in sei­nem Urbil­de.

So wie wir hier auf der Erde über Fel­sen, Ber­ge und Stei­ne gehen, so geht man dort über alle die Gestal­ten, die hier in der phy­si­schen Welt vor­han­den sind; also man geht dort über sei­nen eige­nen phy­si­schen Leib. Das ist gera­de­zu ein Kenn­zei­chen für den Men­schen nach dem Tode, daß er sei­nen eige­nen phy­si­schen Leib (im Urbil­de) als Sache außer sich hat. Dar­an erkennt er, daß er vom Kama­lo­ka ins Deva­chan hin­auf­ge­kom­men ist. Hier spricht er zu sei­nem Lei­be: «Das bin ich!» Dort sieht er ihn und sagt: «Das bist du!» Die Vedan­ta-Phi­lo­so­phie läßt ihre Schü­ler medi­ta­tiv ein­üben die­ses «Das bist du!», damit sie durch Übun­gen die­ser Art ein Ver­ständ­nis dafür haben, zu ihrem Leib zu sagen: «Das bist du!» (Tat tvam asi).

Außer­dem sieht man um sich her­um alles das, was man hier auf der Erde erlebt hat. Wenn ein Mensch hier Rache, Unlie­be, aller­lei schlim­me Gefüh­le hegt gegen sei­ne Mit­men­schen, dann tre­ten ihm die­se schlim­men Gefüh­le ent­ge­gen wie eine Wol­ke außer­halb sei­ner selbst, und das ist eine Leh­re für den Men­schen. Er kann ler­nen, was das alles für eine Bedeu­tung und Wir­kung hier in der Welt hat. 


Der Deva­chan ist immer­fort um uns her­um. Also sind auch all die See­len der Men­schen, die ent­kör­pert sind, um uns her­um. Sie arbei­ten um uns her­um. Wenn wir als Seher sie auf­su­chen, kön­nen wir fin­den, wenn wir das Licht nicht bloß sinn­lich wahr­neh­men, inner­halb des Lich­tes die toten Menschen. 

Das Licht, das uns umgibt, bil­det den Kör­per der Toten. Das Licht, das die Erde umspült, ist Stoff für die Wesen, die im Deva­chan leben. Sehen wir drau­ßen eine Pflan­ze, die von Son­nen­licht sich nährt; sie emp­fängt nicht nur das phy­si­sche Licht, son­dern in Wahr­heit die Tätig­keit geis­ti­ger Wesen, und unter ihnen sind auch die­se (ent­kör­per­ten) Men­schen­see­len. Sie selbst strah­len als Licht auf die Pflan­zen nie­der, sie umschwe­ben die Pflan­zen als geis­ti­ge Wesen­hei­ten. Wenn das Auge des Sehers sich ent­wi­ckelt, macht er oft eine eigen­tüm­li­che Wahr­neh­mung. Wenn er sich in die Son­ne stellt, hält sein Kör­per das Licht auf. 

Er wirft einen Schat­ten. Wenn er nun hin­ein­schaut in die­sen Schat­ten, ist das oft­mals der ers­te Moment, wo er den Geist ent­deckt. Der Kör­per hält auf das Licht, doch nicht den Geist, und im Schat­ten, den der Kör­per wirft, kann man den Geist ent­de­cken. Des­halb nen­nen pri­mi­ti­ve Völ­ker, die immer ein Hell­se­hen gehabt haben, den Schat­ten auch die Seele.


Alle die Vor­gän­ge in den Natur­rei­chen um uns her­um, alles, was sich abspielt in Luft und Was­ser, ist nichts ande­res als Vor­gän­ge in der geis­ti­gen Welt, die sich offen­ba­ren durch das, was im Phy­si­schen geschieht. Sie sind Offen­ba­run­gen geis­ti­ger Vor­gän­ge. Die­se sind die wah­re Wirk­lich­keit, die Rea­li­tät. Nichts ist real als die geis­ti­ge Welt, und erst wenn wir in allen Din­gen und Vor­gän­gen das Geis­ti­ge erken­nen kön­nen, dann haben wir in Wahr­heit die Rea­li­tät erkannt.

Alles in der phy­si­schen Welt hat nur den Wert eines Gleich­nis­ses für das­je­ni­ge, was dahin­ter­steht, die geis­ti­ge Welt. Alle Vor­gän­ge in der Tier- und Pflan­zen­welt müs­sen wir so betrach­ten ler­nen und auch alles, was wir im Men­schen­reich sehen, was Ein­druck macht auf den Ver­stand, den Intel­lekt. Alles das sind nichts als Gleich­nis­se, und erst der­je­ni­ge, der sie deu­ten lernt, kommt zu der Wirk­lich­keit, der Realität. 


Ganz ande­re Art und Wei­se des Zusam­men­wir­kens geschieht in die­ser geis­ti­gen Welt, in die­ser, den phy­si­schen Ereig­nis­sen par­al­lel­ge­hen­den Fol­ge oder Strö­mung der geis­ti­gen Ereignisse. 


Also es ist etwas sehr Bedeut­sa­mes damit gesagt, daß in der nächs­ten Welt schon, wel­che die unse­re als eine über­sinn­li­che durch­dringt, gar nicht die­je­ni­ge Ord­nung herrscht, die wir mit Begrif­fen und ihrer Beweis­kraft durch­drin­gen kön­nen, son­dern daß da ein Schau­en Platz greift, in dem eine ganz ande­re Ord­nung zu den Ereig­nis­sen waltet. 


In dem Augen­blick, wo man in die geis­ti­ge Welt hin­ein­schaut, ist es, wenn man in das Ver­gan­ge­ne hin­ein­sieht, so, daß das Ver­gan­ge­ne wie ste­hen geblie­ben ist. Das ist noch da. Die Zeit wird zum Rau­me. Das Ver­gan­ge­ne hört auf, unmit­tel­bar Ver­gan­ge­nes zu sein. Dann hört der Begriff der Not­wen­dig­keit auch auf einen Sinn zu haben. Man hat nicht ein Ver­gan­ge­nes, ein Gegen­wär­ti­ges, ein Zukünf­ti­ges, son­dern man hat ein Dau­ern­des. Blickt man in die geis­ti­ge Welt, so ändern sich alle Begrif­fe von Not­wen­di­gem und Zufäl­li­gem, da herrscht Vorsehung. 


In der geis­ti­gen Welt fin­den wir die Toten, aber in die­ser Welt ist ja vie­les ande­re dar­in­nen. Und unter dem, was dar­in­nen ist, ist eben die Wirk­sam­keit von sol­chen Kräf­ten, wie sie in den Aus­strah­lun­gen der Men­schen leben. Das ist in gewis­sem Sin­ne ein höchst gefähr­li­ches Wel­ten­ge­biet, in das man da hineinkommt. 

Alle Kräf­te, alle Impul­se der gegen­wär­ti­gen Epo­che müs­sen dem zuei­len, auf Erden die Vital­strah­lung (sie­he: Strah­lun­gen des Men­schen) zu ver­wen­den. Aber unge­heu­er nahe­lie­gend ist es, daß man da in das­je­ni­ge hin­ein­kommt, was zwi­schen die­ser Vital­strah­lung und allen ande­ren Strah­lun­gen, die man so gern haben möch­te liegt: die schwar­ze Magie.


(Durch geis­ti­ge Schu­lung) wird die Welt nach außen hin immer geis­ti­ger, je wei­ter wir in der Erkennt­nis vor­drin­gen. So daß man wirk­lich auf­hört, alle jene Kon­struk­tio­nen ernst zu neh­men, wel­che aus che­mi­schen oder sons­ti­gen Vor­stel­lun­gen geholt sind. Aller Ato­mis­mus wird einem gründ­lich aus­ge­trie­ben, wenn man die Erkennt­nis nach außen erwei­tert. Hin­ter den Sin­nes­er­schei­nun­gen ist geis­ti­ge Welt. 


Immer wie­der müs­sen wir uns dabei klar­ma­chen, daß der Auf­ent­halt des Men­schen im Deva­chan nicht irgend­wo anders ist als da, wo wir sonst auch sind. Denn Deva­chan, Astral­plan und die phy­si­sche Welt sind durch­aus drei inein­an­der­ge­scho­be­ne Wel­ten. Die rich­tigs­te Vor­stel­lung vom Deva­chan kann man sich machen, wenn man sich die Welt der elek­tri­schen Kräf­te denkt, bevor die Men­schen die Elek­tri­zi­tät ent­deckt haben. Davor war schon alles in der phy­si­schen Welt ent­hal­ten, nur war es damals eine okkul­te Welt. Alles, was okkult ist, wird einst entdeckt. 

Der Unter­schied zwi­schen dem Leben im Deva­chan und dem­je­ni­gen in der phy­si­schen Welt ist der, daß der Mensch in sei­nem gegen­wär­ti­gen Zyklus mit Orga­nen aus­ge­rüs­tet ist, die ihn befä­hi­gen, die phy­si­sche Welt zu schau­en, aber nicht mit Orga­nen, die ihn befä­hi­gen, die Erschei­nun­gen des Deva­ch­ans zu schauen. 


Der Deva­chan – oder der Sitz der Göt­ter – ent­spricht in der Geis­tes­welt der Okkul­tis­ten dem christ­li­chen Him­mel. Es ver­steht sich von selbst, daß man die­se Regio­nen – die nur schein­bar außer­ir­disch sind, da sie in leben­di­ger Bezie­hung zu unse­rer Welt ste­hen, die aber außer­halb der Reich­wei­te unse­rer phy­si­schen Sin­ne sind – nur in Sym­bo­len und Gleich­nis­sen beschrei­ben kann, denn unse­re Spra­che taugt nur für die Welt der Sinne. 

Der Deva­chan umfaßt sie­ben Gra­de oder sie­ben ver­schie­de­ne Regio­nen, die sich in auf­stei­gen­der Ord­nung staf­feln. Es han­delt sich nicht um Stock­wer­ke oder genaue Orte, son­dern um Zustän­de der See­le und des Geistes. 


Das Kon­ti­nen­tal­ge­biet ent­hält alles Phy­si­sche, das Mee­res­ge­biet alles Leben, der Luft­kreis alle Emp­fin­dun­gen und der Äther­kreis alle Gedan­ken. An der Gren­ze des Äther­krei­ses ist die Aka­sha-Chro­nik. Sie ent­hält alles, was je gedacht ist. Jen­seits der Aka­sha-Chro­nik liegt alles noch nicht Gedach­te, Arupa. Alles neu Gedach­te, alle Erfin­dun­gen und so wei­ter kom­men aus der Arup­a­re­gi­on (obe­res Devachan). 


Das, was wie die Wär­me die irdi­schen Din­ge und Wesen, alles im Deva­chan durch­dringt, das ist die Gedan­ken­welt selbst. Nur sind die Gedan­ken da als leben­de, selb­stän­di­ge Wesen vorzustellen. 


Die­se Welt ist aus dem Stof­fe gewo­ben, aus dem der mensch­li­che Gedan­ke besteht. Aber so wie der Gedan­ke im Men­schen lebt, ist er nur ein Schat­ten­bild, ein Sche­men sei­ner wirk­li­chen Wesen­heit. Wie der Schat­ten eines Gegen­stan­des an einer Wand sich zum wirk­li­chen Gegen­stand ver­hält, der die­sen Schat­ten wirft, so ver­hält sich der Gedan­ke, der durch den mensch­li­chen Kopf erscheint, zu der Wesen­heit im Deva­chan, die die­sem Gedan­ken ent­spricht. In die­ser Welt sind zunächst die geis­ti­gen Urbil­der aller Din­ge und Wesen zu sehen, die in der phy­si­schen und see­li­schen Welt vor­han­den sind. 

Man den­ke sich das Bild eines Malers im Geis­te vor­han­den, bevor es gemalt ist. Dann hat man ein Gleich­nis des­sen, was mit dem Aus­druck «Urbild» gemeint ist. Sol­che Urbil­der sind für alle Din­ge vor­han­den, und die phy­si­schen Din­ge und Wesen­hei­ten sind Nach­bil­der die­ser Urbilder.


Aller­dings ist der ers­te Ein­blick in die­ses «Geis­ter­land» noch ver­wir­ren­der als der­je­ni­ge in die see­li­sche Welt. Denn die Urbil­der in ihrer wah­ren Gestalt sind ihren sinn­li­chen Nach­bil­dern sehr unähn­lich. Eben­so unähn­lich sind sie aber auch ihren Schat­ten, den abs­trak­ten Gedanken.

In dem Deva­chan ist alles in fort­wäh­ren­der beweg­li­cher Tätig­keit, in unauf­hör­li­chem Schaf­fen. Eine Ruhe, ein Ver­wei­len an einem Orte, wie sie in der phy­si­schen Welt vor­han­den sind, gibt es dort nicht. Denn die Urbil­der sind schaf­fen­de Wesen­hei­ten. Sie sind die Werk­meis­ter alles des­sen, was in der phy­si­schen und see­li­schen Welt ent­steht. Ihre For­men sind rasch wech­selnd; und in jedem Urbild liegt die Mög­lich­keit, unzäh­li­ge beson­de­re Gestal­ten anzu­neh­men. Sie las­sen gleich­sam die beson­de­ren Gestal­ten aus sich her­vor­sprie­ßen; und kaum ist die eine erzeugt, so schickt sich das Urbild an, eine nächs­te aus sich her­vor­quel­len zu las­sen. Und die Urbil­der ste­hen mit­ein­an­der in mehr oder weni­ger ver­wandt­schaft­li­cher Bezie­hung. Sie wir­ken nicht ver­ein­zelt. Das eine bedarf der Hil­fe des andern zu sei­nem Schaffen. 

Unzäh­li­ge Urbil­der wir­ken oft zusam­men, damit die­se oder jene Wesen­heit in der see­li­schen oder phy­si­schen Welt ent­ste­he. Sobald der «Hell­se­hen­de» auf­steigt aus dem Astral­plan in den Deva­chan, wer­den die wahr­ge­nom­me­nen Urbil­der auch klin­gend. Die­ses «Klin­gen» ist ein rein geis­ti­ger Vor­gang. Es muß ohne alles Mit­den­ken eines phy­si­schen Tones vor­ge­stellt wer­den. Der Beob­ach­ter fühlt sich wie in einem Meer von Tönen. In die­sem geis­ti­gen Klin­gen drü­cken sich die Wesen­hei­ten der geis­ti­gen Welt aus. In ihrem Zusam­men­klin­gen, ihren Har­mo­nien, Rhyth­men und Melo­dien prä­gen sich die Urge­set­ze ihres Daseins, ihre gegen­sei­ti­gen Ver­hält­nis­se und Ver­wandt­schaf­ten aus. 

Was in der phy­si­schen Welt der Ver­stand als Gesetz, als Idee wahr­nimmt, das stellt sich für das «geis­ti­ge Ohr» als ein Geis­tig-Musi­ka­li­sches dar – die Sphä­ren­mu­sik der Pytha­go­re­er. Man muß, wenn man einen Begriff von die­ser «geis­ti­gen Musik» erhal­ten will, alle Vor­stel­lun­gen von sinn­li­cher Musik besei­ti­gen, wie sie durch das «stoff­li­che Ohr» wahr­ge­nom­men wird. In den fol­gen­den Beschrei­bun­gen des Deva­chan sol­len der Ein­fach­heit hal­ber die Hin­wei­se auf die­se «geis­ti­ge Musik» weg­ge­las­sen werden. 

Man hat sich nur vor­zu­stel­len, daß alles, was als «Bild», als ein «Leuch­ten­des» beschrie­ben wird, zugleich ein Klin­gen­des ist. Wo von Urbil­dern in dem Fol­gen­den gespro­chen wird, sind also die Urtö­ne hin­zu­zu­den­ken. Auch ande­re Wahr­neh­mun­gen kom­men hin­zu, die gleich­nis­ar­tig als «geis­ti­ges Schme­cken» und so wei­ter bezeich­net wer­den können. 


Dem Deva­ch­a­ni­schen ist beson­ders eigen, daß es eine tönen­de Welt ist, wenigs­tens im Wesent­li­chen. Man darf sich selbst­ver­ständ­lich nicht den­ken, daß die Deva­ch­an­welt nicht auch eine in Far­ben erstrah­len­de sei. Sie ist selbst­ver­ständ­lich auch durch­leuch­tet von der astra­len Welt, denn sie ist ja nicht getrennt von ihr, das Astra­li­sche durch­dringt auch das Deva­ch­a­ni­sche. Auf einem noch höhe­ren Plan des Deva­chan wird aus dem Ton etwas Wort­ähn­li­ches. Von dort kommt alle wirk­li­che Inspi­ra­ti­on, und in die­sem Gebie­te bewe­gen sich die Autoren, die inspi­riert waren.


Nun ist zunächst not­wen­dig, die ver­schie­de­nen Arten der Urbil­der von­ein­an­der zu unter­schei­den. Auch im «Geis­ter­land» hat man eine Anzahl von Stu­fen oder Regio­nen aus­ein­an­der­zu­hal­ten, um sich zu ori­en­tie­ren. Die ein­zel­nen Regio­nen sind nicht etwa schich­ten­wei­se über­ein­an­der­ge­la­gert zu den­ken, son­dern sich gegen­sei­tig durch­drin­gend und durchsetzend.


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Den­ken – Gedanken

Den­ken – Gedanken

GA 170 S. 213 ff. Das Rät­sel des Men­schen. Die geis­ti­gen Hin­ter­grün­de der mensch­li­chen Geschichte

Wir haben als Men­schen heu­te noch – das ist das Erb­stück des vier­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­raums und das Noch-nicht-Ent­wi­ckel­te des fünf­ten nach­at­lan­ti­schen Zeit­raums – zu stark das Bewußt­sein, daß wir jeden Gedan­ken gleich for­mu­lie­ren dürfen. 

Das Den­ken ist uns gar nicht dazu gege­ben, um gleich Gedan­ken fer­tig zu machen! Es ist uns viel­mehr zum Suchen gege­ben, damit wir nach­ge­hen den Tat­sa­chen, sie zusam­men­tra­gen und wen­den nach allen Sei­ten. Nicht wahr, so wie der Mensch heu­te ist, formt er am liebs­ten rasch einen Gedan­ken, den er dann so rasch wie mög­lich auch über die Lip­pen bringt oder aufs Papier hin­schreibt oder so etwas. Er will ihn mög­lichst rasch in der Welt drau­ßen haben. 

Aber nicht dazu ist uns das Den­ken gege­ben, um vor­ei­lig den Gedan­ken zu bil­den, son­dern um zu suchen, das Den­ken als Ope­ra­ti­on anzu­se­hen, als etwas, das womög­lich lan­ge in die­sem Gestal­ten bleibt. Und sus­pen­die­ren soll­te man gewis­ser­ma­ßen den for­mu­lier­ten Gedan­ken, bis man vor sich sel­ber ver­ant­wor­ten kann, man habe eine Tat­sa­che nach allen Sei­ten gedreht und gewen­det, so daß sie nicht mehr eine Tat­sa­che ist, der gegen­über sechs­und­zwan­zig Men­schen Fal­sches aus­sa­gen, wie ich cha­rak­te­ri­sier­te, und nur vier ein annä­hernd Rich­ti­ges. Denn drei­ßig sind davor gesessen!

Es wird unge­heu­er viel davon abhän­gen, daß eine Anzahl von Men­schen gera­de die­se gefor­der­te Tat­sa­che, die ich jetzt cha­rak­te­ri­siert habe, auf­faßt. Denn es ist heu­te eigent­lich gar nicht aus­zu­den­ken, wie gegen die­se Maxi­me, das Den­ken zum Suchen zu ver­wen­den und mög­lichst lan­ge den fer­ti­gen Gedan­ken zu sus­pen­die­ren, gesün­digt wird. Und des­halb durch­schwir­ren Lügen­ge­spins­te unse­re Welt, des­halb wird die Lüge immer mehr und mehr zur Gewohnheit. 

Aber indem der Hang zur Lüge, die Ten­denz zur Lüge unse­re Mensch­heit ergreift, geht die Mensch­heit direkt in die Deka­denz über, und ein fort­wäh­ren­des Hin- und Her­pen­deln zwi­schen Ahri­man und Luzi­fer fin­det statt. Auf der einen Sei­te wird Unwah­res gesagt, sei es direkt aus bösem Wil­len, sei es aber auch aus Leicht­sinn, und da haben wir schon, indem wir sagen «bösen Wil­len, Leicht­sinn», dar­auf hin­ge­deu­tet, daß mit dem Lügen­geist Luzi­fer ver­bün­det ist! 

Mit dem Lügen­geist ist Luzi­fer ver­bün­det, aber dann kann er beson­ders gut her­an, denn das Lügen erzeugt wie­der­um Lei­den­schaft. Und wir ver­lie­ren die Kraft, Gleich­ge­wicht zu hal­ten zwi­schen dem, was wir füh­len und wol­len, und dem, was wir den­ken. Es wird sehr not­wen­dig sein, daß die Men­schen genü­gend stark aus dem Unter­be­wußt­sein her­auf­brin­gen ins Bewußt­sein, wie unend­lich ver­brei­tet heu­te die gegen­tei­li­ge Ten­denz ist von dem, was hier als eine Not­wen­dig­keit für die Zukunft gefor­dert wird: die har­te Ver­ant­wort­lich­keit gegen­über dem, was man als Wahr­heit for­mu­liert. Wir sehen sie in erschre­cken­der Wei­se ver­schwin­den, ins­be­son­de­re in den letz­ten Jahren. 

Aber das Wich­ti­ge ist, daß man acht­ge­ben muß. Denn die Men­schen wis­sen nicht in ihrem obe­ren Bewußt­sein, wie stark die Ten­denz ist, die Unwahr­heit zu sagen.
Wirk­lich, etwas wird zu einer Wahr­heit erst dann, wenn man es nach allen Sei­ten gewen­det, wenn man es über­all­hin gewis­ser­ma­ßen gestellt hat und von ver­schie­de­nen Sei­ten hat beleuch­ten las­sen; wenn man wirk­lich das Urteil mög­lichst lan­ge sus­pen­diert hat. Nicht eine vor­schnell gespro­che­ne Anschau­ung, vor­schnell gespro­che­ne Mei­nung, vor­schnell gespro­che­ne Mit­tei­lung einer Tat­sa­che kann Wahr­heit sein. Sie kann so wir­ken, daß die Mensch­heit immer mehr und mehr in die Deka­denz kommt. Man kann gera­de­zu Expe­ri­men­te machen in die­ser Beziehung. 

Nicht wahr, so glatt­weg lügen tun ja die Men­schen meist nicht. Gewiß, man­che Men­schen tun es auch; aber was das Aller­schlimms­te ist, das ist das unbe­wuß­te und unter­be­wuß­te Lügen aus einer luzi­fe­ri­schen Ver­füh­rung her­aus, so daß man eine hal­be oder Vier­tels- oder Ach­tels- oder Sech­zehn­tels­wahr­heit, ja sogar eine Acht­und­neun­zig­hun­derts­tels­wahr­heit sagt, aber durch das Dyna­mi­sche der zwei Hun­derts­tel, die übrig­blei­ben, alles ins Schlim­me treibt.

Dazu kommt nament­lich das in Betracht, daß jetzt so unend­lich stark der Hang exis­tiert bei den Leu­ten, alles immer zu cha­rak­te­ri­sie­ren, alles zu wis­sen, über nichts nach­zu­den­ken, nie­mals das Den­ken zum Suchen zu ver­wen­den, son­dern gleich alles zu for­mu­lie­ren. Und wirk­lich, es ist ja natür­lich, daß den Leu­ten auf­fällt, daß in der Gegen­wart so viel gelo­gen wird, es gehört nicht viel Talent dazu, dies zu bemer­ken, gera­de in der Gegenwart. 

Aber man muß auch da sich klar sein, wenn man nun das all­ge­mei­ne Urteil fällt: In der Gegen­wart wird viel gelo­gen, – dann müß­te man schon auch einen Weg des Den­kens gehen, um die­se Wahr­heit, daß in der Gegen­wart viel gelo­gen wird, wie­der­um von allen Sei­ten zu beleuch­ten. Sonst kann eine Wahr­heit dadurch, daß sie zu schnell und nicht in der rich­ti­gen Wei­se wirk­lich­keits­ge­mäß gefaßt wird, gera­de zu einem Umge­kehr­ten werden.

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Devo­ti­on

Bedin­gun­gen zur Erlan­gung der Erkennt­nis­se der höhe­ren Welt GA 10

Aus Rudolf Stei­ner (GA 10 Sei­te 20): Wie erlangt man Erkennt­nis­se der höhe­ren Wel­ten?
„Wenn wir nicht das tief­grün­di­ge Gefühl in uns ent­wi­ckeln, dass es etwas Höhe­res gibt, als wir sind, wer­den wir auch nicht in uns die Kraft fin­den, uns zu einem Höhe­ren hin­auf­zu­ent­wi­ckeln. Der Ein­ge­weih­te hat sich nur dadurch die Kraft errun­gen, sein Haupt zu den Höhen der Erkennt­nis zu erhe­ben, dass er sein Herz in die Tie­fen der Ehr­furcht, der Devo­ti­on geführt hat. Höhe des Geis­tes kann nur erklom­men wer­den, wenn durch das Tor der Demut geschrit­ten wird.

Ein rech­tes Wis­sen kannst du nur erlan­gen, wenn du gelernt hast, die­ses Wis­sen zu ach­ten. Der Mensch hat gewiss das Recht, sein Auge dem Lich­te ent­ge­gen­zu­hal­ten; aber er muss die­ses Recht erwer­ben. Im geis­ti­gen Leben gibt es eben­so Geset­ze wie im mate­ri­el­len. Strei­che eine Glas­stan­ge mit einem ent­spre­chen­den Stof­fe, und sie wird elek­trisch, das heißt: sie erhält die Kraft, klei­ne Kör­per anzu­zie­hen. Dies ent­spricht einem Natur­ge­setz. Hat man ein wenig Phy­sik gelernt, so weiß man dies.

Und eben­so weiß man, wenn man die Anfangs­grün­de der Geheim­wis­sen­schaft kennt, dass jedes in der See­le ent­wi­ckel­te Gefühl von wah­rer Devo­ti­on (Andacht) eine Kraft ent­wi­ckelt, die in der Erkennt­nis frü­her oder spä­ter wei­ter füh­ren kann.


In unse­rer Zeit ist es ganz beson­ders wich­tig, dass auf die­sen Punkt die vol­le Auf­merk­sam­keit gelenkt wird. Unse­re Zivi­li­sa­ti­on neigt mehr zur Kri­tik, zum Rich­ten, zum Abur­tei­len und wenig zur Devo­ti­on, zur hin­ge­bungs­vol­len Ver­eh­rung. Unse­re Kin­der schon kri­ti­sie­ren viel mehr, als sie hin­ge­bungs­voll ver­eh­ren. Aber jede Kri­tik, jedes rich­ten­de Urteil ver­trei­ben eben­so­sehr die Kräf­te der See­le zur höhe­ren Erkennt­nis, wie jede hin­ge­bungs­vol­le Ehr­furcht sie entwickelt.

Damit soll gar nichts gegen unse­re Zivi­li­sa­ti­on gesagt sein. Es han­delt sich hier gar nicht dar­um, Kri­tik an die­ser unse­rer Zivi­li­sa­ti­on zu üben. Gera­de der Kri­tik, dem selbst­be­wuss­ten mensch­li­chen Urteil, dem „Prüfet alles und das Bes­te behal­tet“, ver­dan­ken wir die Grö­ße unse­rer Kul­tur. Nim­mer­mehr hät­te der Mensch die Wis­sen­schaft, die Indus­trie, den Ver­kehr, die Rechts­ver­hält­nis­se unse­rer Zeit erlangt, wenn er nicht über­all Kri­tik geübt, über­all den Maß­stab sei­nes Urteils ange­legt hätte.

Aber was wir dadurch an äuße­rer Kul­tur gewon­nen haben, muss­ten wir mit einer ent­spre­chen­den Ein­bu­ße an höhe­rer Erkennt­nis, an spi­ri­tu­el­lem Leben bezah­len. Betont muss wer­den, dass es sich beim höhe­ren Wis­sen nicht um Ver­eh­rung von Men­schen, son­dern um eine sol­che gegen­über Wahr­heit und Erkennt­nis handelt.


Nur das eine muss frei­lich sich jeder klar­ma­chen, dass der­je­ni­ge, der ganz in der ver­äu­ßer­lich­ten Zivi­li­sa­ti­on unse­rer Tage dar­in­nen steckt, es sehr schwer hat, zur Erkennt­nis der höhe­ren Wel­ten vor­zu­drin­gen. Er kann es nur, wenn er ener­gisch an sich arbei­tet. In einer Zeit, in der die Ver­hält­nis­se des mate­ri­el­len Lebens ein­fa­che waren, war auch geis­ti­ger Auf­schwung leich­ter zu errei­chen. Das Ver­eh­rungs­wür­di­ge, das Hei­lig­zu­hal­ten­de hob sich mehr von den übri­gen Welt­ver­hält­nis­sen ab. Die Idea­le wer­den in einem kri­ti­schen Zeit­al­ter her­ab­ge­zo­gen. Ande­re Gefüh­le tre­ten an die Stel­le der Ver­eh­rung, der Ehr­furcht, der Anbe­tung und Bewun­de­rung. Unser Zeit­al­ter drängt die­se Gefüh­le immer mehr zurück, so dass sie durch das all­täg­li­che Leben dem Men­schen nur noch in sehr gerin­gem Gra­de zuge­führt wer­den. Wer höhe­re Erkennt­nis sucht, muss sie in sich erzeu­gen. Er muss sie selbst sei­ner See­le einflößen.

Das kann man nicht durch Stu­di­um. Das kann man nur durch das Leben. Wer Geheim­schü­ler wer­den will, muss sich daher ener­gisch zur devo­tio­nel­len Stim­mung erzie­hen. Er muss über­all in sei­ner Umge­bung, in sei­nen Erleb­nis­sen das­je­ni­ge auf­su­chen, was ihm Bewun­de­rung und Ehr­erbie­tung abzwin­gen kann. Begeg­ne ich einem Men­schen und tad­le ich sei­ne Schwä­chen, so rau­be ich mir höhe­re Erkennt­nis­kraft; suche ich lie­be­voll mich in sei­ne Vor­zü­ge zu ver­tie­fen, so samm­le ich sol­che Kraft.

Der Geheim­jün­ger muss fort­wäh­rend dar­auf bedacht sein, die­se Anlei­tung zu befol­gen. Erfah­re­ne Geheim­for­scher wis­sen, was sie für eine Kraft dem Umstan­de ver­dan­ken, dass sie immer wie­der allen Din­gen gegen­über auf das Gute sehen und mit dem rich­ten­den Urtei­le zurück­hal­ten. Aber dies darf nicht eine äußer­li­che Lebens­re­gel blei­ben. Son­dern es muss von dem Inners­ten uns­rer See­le Besitz ergrei­fen. Der Mensch hat es in sei­ner Hand, sich selbst zu ver­voll­komm­nen, sich mit der Zeit ganz zu ver­wan­deln. Aber es muss sich die­se Umwand­lung in sei­nem Inners­ten, in sei­nem Gedan­ken­le­ben vollziehen.

Es genügt nicht, dass ich äußer­lich in mei­nem Ver­hal­ten Ach­tung gegen­über einem Wesen zei­ge. Ich muss die­se Ach­tung in mei­nen Gedan­ken haben. Damit muss der Geheim­schü­ler begin­nen, dass er die Devo­ti­on in sein Gedan­ken­le­ben auf­nimmt. Er muss auf die Gedan­ken der Unehr­erbie­tung, der abfäl­li­gen Kri­tik in sei­nem Bewusst­sein ach­ten. Und er muss gera­de­zu suchen, in sich Gedan­ken der Devo­ti­on zu pflegen.

Jeder Augen­blick, in dem man sich hin­setzt, um gewahr zu wer­den in sei­nem Bewusst­sein, was in einem steckt an abfäl­li­gen, rich­ten­den, kri­ti­schen Urtei­len über Welt und Leben: jeder sol­cher Augen­blick bringt uns der höhe­ren Erkennt­nis näher.

Und wir stei­gen rasch auf, wenn wir in sol­chen Augen­bli­cken unser Bewusst­sein nur erfül­len mit Gedan­ken, die uns mit Bewun­de­rung, Ach­tung, Ver­eh­rung gegen­über Welt und Leben erfül­len. Wer in die­sen Din­gen Erfah­rung hat, der weiß, dass in jedem sol­chen Augen­bli­cke Kräf­te in dem Men­schen erweckt wer­den, die sonst schlum­mernd blei­ben. Es wer­den dadurch dem Men­schen die geis­ti­gen Augen geöffnet.

Er fängt dadurch an, Din­ge um sich her­um zu sehen, die er frü­her nicht hat sehen kön­nen. Er fängt an zu begrei­fen, dass er vor­her nur einen Teil der ihn umge­ben­den Welt gese­hen hat. Der Mensch, der ihm gegen­über­tritt, zeigt ihm jetzt eine ganz ande­re Gestalt als vor­her. Zwar wird er durch die­se Lebens­re­gel noch nicht imstan­de sein, schon das zu sehen, was zum Bei­spiel als die mensch­li­che Aura beschrie­ben wird. Denn dazu ist eine noch höhe­re Schu­lung nötig. Aber eben zu die­ser höhe­ren Schu­lung kann er auf­stei­gen, wenn er vor­her eine ener­gi­sche Schu­lung in Devo­ti­on durch­ge­macht hat.

Geräusch­los und unbe­merkt von der äuße­ren Welt voll­zieht sich das Betre­ten des „Erkennt­nis­pfa­des“ durch den Geheim­schü­ler. Nie­mand braucht an ihm eine Ver­än­de­rung wahr­zu­neh­men. Er tut sei­ne Pflich­ten wie vor­her; er besorgt sei­ne Geschäf­te wie ehe­dem. Die Ver­wand­lung geht ledig­lich mit der inne­ren Sei­te der See­le vor sich, die dem äuße­ren Auge ent­zo­gen ist. Zunächst über­strahlt das gan­ze Gemüts­le­ben des Men­schen die eine Grund­stim­mung der Devo­ti­on gegen­über allem wahr­haft Ehrwürdigen.

In die­sem einen Grund­ge­füh­le fin­det sein gan­zes See­len­le­ben den Mit­tel­punkt. Wie die Son­ne durch ihre Strah­len alles Leben­di­ge belebt, so belebt beim Geheim­schü­ler die Ver­eh­rung alle Emp­fin­dun­gen der See­le. Es wird dem Men­schen anfangs nicht leicht, zu glau­ben, dass Gefüh­le wie Ehr­erbie­tung, Ach­tung und so wei­ter etwas mit sei­ner Erkennt­nis zu tun haben. Dies rührt davon her, dass man geneigt ist, die Erkennt­nis als eine Fähig­keit für sich hin­zu­stel­len, die mit dem in kei­ner Ver­bin­dung steht, was sonst in der See­le vor­geht. Man bedenkt dabei aber nicht, dass die See­le es ist, wel­che erkennt. Und für die See­le sind Gefüh­le das, was für den Leib die Stof­fe sind, wel­che sei­ne Nah­rung ausmachen.


Wirk­sa­mer noch wird das, was durch die Devo­ti­on zu errei­chen ist, wenn eine ande­re Gefühl­s­art hin­zu­kommt. Sie besteht dar­in­nen, dass der Mensch lernt, sich immer weni­ger den Ein­drü­cken der Außen­welt hin­zu­ge­ben, und dafür ein reges Innen­le­ben ent­wi­ckelt. Ein Mensch, der von einem Ein­druck der Außen­welt zu dem andern jagt, der stets nach „Zer­streu­ung“ sucht, fin­det nicht den Weg zur Geheimwissenschaft.


Es ist ein Grund­satz in aller Geheim­wis­sen­schaft, der nicht über­tre­ten wer­den darf, wenn irgend­ein Ziel erreicht wer­den soll. Jede Geheim­schu­lung muss ihn dem Schü­ler ein­prä­gen. Er heißt: Jede Erkennt­nis, die du suchst, nur um dein Wis­sen zu berei­chern, nur um Schät­ze in dir anzu­häu­fen, führt dich ab von dei­nem Wege; jede Erkennt­nis aber, die du suchst, um rei­fer zu wer­den auf dem Wege der Men­schen­ver­ede­lung und der Wel­ten­ent­wick­lung, die bringt dich einen Schritt vor­wärts. Die­ses Gesetz for­dert uner­bitt­lich sei­ne Beob­ach­tung. Und man ist nicht frü­her Geheim­schü­ler, ehe man die­ses Gesetz zur Richt­schnur sei­nes Lebens gemacht hat. Man kann die­se Wahr­heit der geis­ti­gen Schu­lung in den kur­zen Satz zusam­men­fas­sen: Jede Idee, die dir nicht zum Ide­al wird, ertö­tet in dei­ner See­le eine Kraft; jede Idee, die aber zum Ide­al wird, erschafft in dir Lebenskräfte.

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Elek­tri­zi­tät – das phy­si­ka­li­sche Atom ist kon­den­sier­te Elektrizität

Elek­tri­zi­tät

GA 93, «Die Tem­pel­le­gen­de und die Gol­de­ne Legen­de», S. 113
„Die Tat­sa­che ist bei den Okkul­tis­ten schon seit Jahr­tau­sen­den bekannt. Nun fängt man an zu wis­sen, daß das phy­si­ka­li­sche Atom kon­den­sier­te Elek­tri­zi­tät ist. 

Aber es han­delt sich noch um ein zwei­tes: zu wis­sen, was Elek­tri­zi­tät sel­ber ist. Das ist noch unbe­kannt. Sie wis­sen näm­lich eines nicht: wo das Wesen der Elek­tri­zi­tät gesucht wer­den muß. Die­ses Wesen der Elek­tri­zi­tät kann nicht gefun­den wer­den durch irgend­wel­che äuße­re Expe­ri­men­te oder durch äuße­re Anschau­ung. Das Geheim­nis, wel­ches gefun­den wer­den wird, ist, daß Elek­tri­zi­tät genau das­sel­be ist – wenn man auf einem gewis­sen Plan zu beob­ach­ten ver­steht –, was der mensch­li­che Gedan­ke ist. 

Der mensch­li­che Gedan­ke ist das­sel­be Wesen wie die Elek­tri­zi­tät: das eine Mal von innen, das ande­re Mal von außen betrach­tet. Wer nun weiß, was Elek­tri­zi­tät ist, der weiß, daß etwas in ihm lebt, das in gefro­re­nem Zustan­de das Atom bil­det. Hier haben Sie die Brü­cke vom mensch­li­chen Gedan­ken zum Atom. Man wird die Bau­stei­ne der phy­si­schen Welt ken­nen­ler­nen, es sind klei­ne kon­den­sier­te Mona­den, kon­den­sier­te Elek­tri­zi­tät. In dem Augen­bli­cke, wo die Men­schen die­se ele­men­tars­te okkul­te Wahr­heit von Gedan­ke, Elek­tri­zi­tät und Atom erkannt haben wer­den, in dem Augen­bli­cke wer­den sie etwas erken­nen, was das Wich­tigs­te sein wird für die Zukunft und für die gan­ze sechs­te Unter­ras­se. Sie wer­den mit den Ato­men bau­en kön­nen durch die Kraft des Gedankens.”

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Elo­him sind Schöp­fer von dem phy­si­schen Leib, Äther­leib und Astralleib

Elo­him

Die gött­li­chen Wesen­hei­ten, die als die Elo­him bezeich­net wer­den, die wir streng unter­schie­den haben von dem Got­te Jah­ve oder Jeho­vah, die­se gött­li­chen Wesen­hei­ten sind Schöp­fer von dem phy­si­schen LeibÄther­leib und Ast­ral­leib. Sie sind in der Bibel genau unter­schie­den von dem letz­ten in unse­rer Evo­lu­ti­on auf­tre­ten­den Gott, von dem Jah­ve-Gott, von dem, der den Men­schen das Ich gebracht hat. In unse­rem Ich fin­den wir einen Fun­ken die­ser Jah­ve-Gott­heit, wie in dem Was­ser­trop­fen die­sel­be Wesen­heit ist wie im Meer. 


Als die Mon­den­ent­wi­cke­lung zu Ende war, waren die Wesen­hei­ten, die wei­se waren (Mond: Kos­mos der Weis­heit), aber die Weis­heit nicht in einem Gehirn hat­ten, so weit gekom­men, daß sie die­se nie­de­ren Kör­per ganz ver­las­sen konn­ten. Die­se Wesen, die nun Pit­ris (Väter oder Wesen mit Schöp­fer­kraft) gewor­den waren, die nicht mehr in sol­che phy­si­sche, Äther- und Ast­ral­lei­ber hin­ein­zu­ge­hen brauch­ten, waren die Scha­ren der Elo­him mit ver­schie­de­nen Gra­den. Die unters­te Rang­stu­fe die­ser Elo­him ist die Jah­ve-Stu­fe. Also ist Jah­ve eine wirk­li­che Mondengottheit. 


Gewal­ten, Exus­i­ai, die in der Bibel ganz rich­tig geschil­dert wer­den als Licht­geis­ter oder Elo­him, die da waren, bevor die Erde geschaf­fen wur­de. Einer von ihnen ist Jah­ve, der die Men­schen in die Form zwingt. (Exus­i­ai sind die Geis­ter der Form). 


Die alte Son­ne hat­te als Bewoh­ner höhe­re Wesen als die heu­ti­gen Men­schen sind, und die­se Wesen­hei­ten hat­ten leuch­ten­de Ast­ral­lei­ber. Die­se Wesen­hei­ten, die die Bibel in sehr rich­ti­ger Wei­se Licht­geis­ter oder Elo­him nennt, strahl­ten ihre Astra­li­tät hin­aus in den Weltenraum. 


So wie wir in der äuße­ren Natur leben, die wir durch unse­re Sin­ne sehen, so leben wir mit dem Wil­lens­le­ben und dem Stoff­wech­sel-Glied­ma­ßen­sys­tem, den Teil unse­res Wesens, den wir eigent­lich in sei­ner Tätig­keit ver­schla­fen, das Leben der Elo­him mit. Die Elo­him sind die Geis­ter der Form; sie stie­gen auf von frü­he­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fen. Gehen wir zurück, so kom­men wir zu der frü­he­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fe des kos­mi­schen Mon­den­da­seins. Da waren die­se Geis­ter der Form, Exus­i­ai (wie heu­te die) Archai. 

Gehen wir zum Son­nen­da­sein zurück, da waren sie Arch­an­ge­loi; gehen wir zum Saturn­da­sein zurück, da waren sie Ange­loi. Also seit jener Zeit sind sie auf­ge­stie­gen. Die Elo­him ent­wi­ckel­ten sich durch das Saturn‑, Sonnen‑, Mon­den­da­sein; sie tru­gen gewis­ser­ma­ßen in ihrem Scho­ße den Men­schen. Als nun die Erde wur­de, da war die Fra­ge: Wer­den nun die Men­schen ein­fach ein unselb­stän­di­ges Glied in dem gro­ßen Orga­nis­mus blei­ben, der zu sei­ner Ach­ten Sphä­re auf­stieg, in den gro­ßen kos­mi­schen Orga­nis­mus der Elo­him, oder wer­den sie sich zur Frei­heit her­aus­bil­den, wer­den sie selb­stän­dig werden? 


In bezug auf unser Wil­lens­sys­tem see­lisch und auf unser Stoff­wech­sel-Glied­ma­ßen­sys­tem leib­lich sind wir ja Tei­le der Elo­him, da schla­fen wir ja. Wir sind her­aus­ge­son­dert in bezug auf unser Kopf­sys­tem. Die Elo­him haben den Men­schen von sich abge­schnürt; aber sie hät­ten ihm nicht geben kön­nen die Frei­heit, weil sie auf den gan­zen Men­schen ihren Ein­fluß haben. 

Dage­gen die zurück­ge­blie­be­nen Geis­ter (aus den vori­gen Stu­fen) der Geis­ter der Form, die beschrän­ken sich auf den Kopf, und dadurch gaben sie dem Men­schen die Ver­nunft, den Ver­stand. Das sind im wesent­li­chen die luzi­fe­ri­schen Geis­ter. Sie sind auf einer nied­ri­ge­ren Stu­fe Wil­lens­ge­ber. Die Elo­him gaben den Wil­len dem gan­zen Men­schen, sie aber geben dem Kopf sei­nen Wil­len. Der Kopf wäre sonst nur durch­setzt von wil­lens­lo­sen Vor­stel­lun­gen. Ver­nünf­tig wer­den die Vor­stel­lun­gen nur dadurch, daß sie, vom Wil­len durch­setzt, zur Urteils­kraft werden. 


So wahr die Men­schen einen Kör­per aus Fleisch zu ihrem Kör­per haben, so wahr haben die­se Son­nen­be­woh­ner, wegen ihrer höhe­ren Ent­wi­cke­lung, einen Kör­per aus Licht. Und ihre Kräf­te sind nicht beschränkt auf ihre Licht­kör­per, son­dern sie strö­men uns zu in den Son­nen­strah­len. Auf dem Vul­kan wer­den die Men­schen auf der Stu­fe sein, auf wel­cher die Son­nen­be­woh­ner wäh­rend des jet­zi­gen Son­nen­zu­stan­des sind. 


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Exus­i­ai – Die phy­si­sche Form eines Pla­ne­ten ist die Schöp­fung der Geis­ter der Form.

Exus­i­ai

Die phy­si­sche Form eines Pla­ne­ten ist die Schöp­fung der Geis­ter der Form, der Exus­i­ai, und die­se Form hat in ihrem geis­ti­gen Umkreis die Wesen­hei­ten der ande­ren Hier­ar­chien.


Die Geis­ter der Form, die Exus­i­ai, oder wie man sie in der christ­li­chen Eso­te­rik nennt, die Gewal­ten, Poten­ta­tes, sind die eigent­li­chen Regen­ten des mensch­li­chen Erden­da­seins. Waren denn die­se Exus­i­ai nicht auch schon in den frü­he­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fen unse­res Pla­ne­ten tätig? Wäh­rend der Saturn-, Son­nen- und Mon­den­zeit? Ja, wohl waren sie auch schon frü­her tätig, aber sie hat­ten ein ande­res Wir­kungs­feld als auf der Erde. Erst dadurch, daß auf der Son­ne die Geis­ter der Weis­heit, Kyrio­te­tes den Äther­leib ver­lie­hen und auf dem Mon­de die Geis­ter der Bewe­gung, Dyna­mis den Ast­ral­leib ver­lie­hen, fan­den jene Wesen­hei­ten, die wir die Exus­i­ai nen­nen, ein zube­rei­te­tes Men­schen­we­sen. Denn erst einem Men­schen­we­sen, das schon phy­si­schen (als Kraft­ge­stalt), Äther­leib und Ast­ral­leib in sich hat­te, konn­ten sie das­je­ni­ge geben, was wir heu­te als die mensch­li­che Form ken­nen. Auf kei­ner frü­he­ren Ent­wi­cke­lungs­pha­se war die­se Form, wie Sie sie heu­te an sich beob­ach­ten kön­nen, vor­han­den; vor­be­rei­ten­de Sta­di­en waren es, die auf dem Mon­de, der Son­ne und dem Saturn vor­han­den waren. 


Erst in der Mit­te der atlan­ti­schen Zeit­epo­che unge­fähr gelan­gen wir an den Zeit­punkt, wo der Mensch in der Haupt­sa­che sei­ne Men­schen­ge­stalt erhal­ten hat, wie wir sie heu­te kennen. 


Außer die­sen Exus­i­ai, jenen Kräf­ten, wel­che dem Men­schen sei­ne urei­ge­ne Form geben, wir­ken in das gegen­wär­ti­ge Bewußt­sein des Men­schen die andern geis­ti­gen Kräf­te nicht her­ein. Wir bekom­men einen zwar spär­li­chen, aber doch immer­hin eini­ger­ma­ßen mög­li­chen Begriff von den Geis­tern der Form, wenn wir den Blick wen­den auf die­je­ni­ge For­mung des Men­schen, die er noch wäh­rend der Zeit sei­nes phy­si­schen Lebens (also nach der Embryo­nal­ent­wi­cke­lung) annimmt. 

Wir wer­den alle gebo­ren als mehr oder weni­ger krie­chen­de Wesen. Wir haben die Ver­ti­ka­le nicht in unse­rer Gewalt. Die­sel­be Kraft, die da als Auf­rich­te­kraft in unser phy­si­sches Wer­den ein­greift, sie ist von der­sel­ben Art wie alle die Kräf­te, die uns als Erden­men­schen unse­re Form geben. Und nur die­se Kräf­te, die von sol­cher Art sind, grei­fen in unser Ich ein. 


Die Geis­ter der Form sind die, wel­che den Men­schen dazu befä­hi­gen, spre­chen, den­ken und auf­recht gehen zu ler­nen. Die­je­ni­gen Geis­ter, die ihn gleich­sam hin­wer­fen, daß er auf allen vie­ren sich bewegt, daß er nicht spre­chen kann und sein Den­ken nicht ent­wi­ckelt in der ers­ten Lebens­zeit, das sind sol­che Geis­ter, die er im Leben erst über­win­den muß, die ihm eine unrich­ti­ge Form zunächst geben. 

Das sind Geis­ter, die eigent­lich schon Geis­ter der Bewe­gung, Dyna­mis sein soll­ten, die aber in ihrer Evo­lu­ti­on zurück­ge­blie­ben sind und noch nicht ein­mal auf dem Stand­punk­te der Geis­ter der Form ste­hen. Das sind in ihrer Ent­wi­cke­lung ste­hen geblie­be­ne luzi­fe­ri­sche Geis­ter, die von außen auf den Men­schen wir­ken und ihn sozu­sa­gen dem Ele­ment der Schwe­re über­ge­ben, aus dem er sich erst nach und nach durch die wirk­li­chen Geis­ter der Form erhe­ben muß. 


In unse­rem irdi­schen Dasein ist alles das, was mit dem Rau­me zusam­men­hängt, indem es im Raum sich gestal­tet, aus dem Raum­lo­sen her­aus gestal­tet. Das Räum­li­che begrei­fen wir nur voll­stän­dig, wenn wir es in sei­ner Bild­haf­tig­keit auf Urbil­der zurück­füh­ren, die raum­los sind (sie­he: Deva­chan obe­res).

Das ist ja natür­lich das Schwie­ri­ge für das abend­län­di­sche Den­ken, daß es sich das Raum­lo­se so schwer vor­stel­len kann. Aber den­noch ist es so, daß sich alles das­je­ni­ge, was mit unse­rem urei­ge­nen Men­schen­tum zusam­men­hängt, was her­vor­geht aus den Geis­tern der Form, indem es Gestal­tung im Rau­me annimmt, die Wir­kung ist des Raum­lo­sen. Kon­kret gespro­chen, indem wir uns als ein­zel­ner Mensch, der wir zuerst auf allen vie­ren krie­chen, auf­rich­ten, die Schwer­kraft im auf­rech­ten Gestal­ten über­win­den, stel­len wir uns in den Raum hin­ein; aber die Kraft, die dem zugrun­de liegt, die strebt aus dem Raum­lo­sen in den Raum hin­ein. Also wenn wir als Men­schen nur unter­wor­fen wären den zu uns gehö­ri­gen Geis­tern der Form, so wür­den wir in aller Art, uns in den Raum hin­ein­zu­stel­len, ver­wirk­li­chen das Raum­lo­se im Rau­me; denn die Geis­ter der Form leben nicht im Raume.


Wel­che Mis­si­on haben nun die Geis­ter der Form, was ist also die eigent­li­che Erden­mis­si­on? Wenn Sie an die Saturn­mis­si­on die Ein­prä­gung des Wil­lens anknüp­fen, an die Son­nen­mis­si­on vor­zugs­wei­se die Ein­prä­gung des Gefühls­ele­men­tes, an die Mond­mis­si­on vor­zugs­wei­se die Ein­prä­gung des Gedan­ken­ele­men­tes – also das­je­ni­ge, was im mensch­li­chen Ast­ral­lei­be ist –, so hat man an den Erden­pla­ne­ten die Mis­si­on zu knüp­fen, ein voll­stän­di­ges Gleich­ge­wicht die­ser drei Ele­men­te zu bewirken. 

Zum Still­stand zu brin­gen den Kampf die­ser Ele­men­te dadurch, daß sie in das rich­ti­ge Gleich­ge­wichts­ver­hält­nis gebracht wer­den, das ist die Erden­mis­si­on. Der Mensch ist hin­ein­ver­wo­ben in die­se Erden­mis­si­on, um die­ses Gleich­ge­wicht zuerst in sei­nem eige­nen Inne­ren aus Den­ken, Füh­len und Wol­len aufzubauen. 


Das ist zunächst eine recht abs­trak­te Defi­ni­ti­on unse­rer Erden­mis­si­on. Das Geheim­nis die­ser Mis­si­on spricht sich dadurch aus, daß durch die­ses Zusam­men­wir­ken, durch die­ses Gleich­ge­wicht der drei Kräf­te das Inne­re tat­säch­lich pro­duk­tiv Neu­es wirkt. Es wird dadurch wahr­haft ein vier­tes Ele­ment erzeugt zu den drei vor­her­ge­hen­den, und die­ses vier­te Ele­ment ist das Ele­ment der Lie­be.

Die Lie­be kann im Welt­ge­trie­be sich nur ent­wi­ckeln, wenn ein abso­lu­tes Gleich­ge­wicht der drei in frü­he­ren Zei­ten abwech­selnd die Hege­mo­nie füh­ren­den Kräf­te ein­tritt. Lie­be­wir­ken soll durch alle fol­gen­den Ver­kör­pe­run­gen der Erde, gera­de durch die Mis­si­on des Erden­wir­kens hin­ein­ver­wo­ben wer­den in die gesam­te Evo­lu­ti­on.

Dadurch wird die Drei­heit zu einer Vier­heit, und die­se Vier­heit beginnt nun mit ihrem vier­ten Ele­ment auf der unters­ten Stu­fe, beginnt sozu­sa­gen mit der nie­derts­ten Form der Lie­be, die geläu­tert und gerei­nigt wird bis zu dem Gra­de, daß am Ende der gesam­ten Erd­ent­wi­cke­lung die Lie­be als ein völ­lig gleich­be­rech­tig­tes Ele­ment erschei­nen wird. Des­halb wird auch das Geheim­nis des Erden­da­seins gewöhn­lich okkult aus­ge­spro­chen mit den Wor­ten «Die Drei­heit zur Vier­heit machen». 

Es ist die­ses Zusam­men­wir­ken der Ele­men­te von Den­kenFüh­len und Wol­len im Inne­ren des Men­schen zunächst so, daß die­ses eigent­li­che Inne­re zur Sub­stanz der Lie­be wird. Das ist das­je­ni­ge, was man das eigent­lich Pro­duk­ti­ve, das inner­lich Pro­du­zie­ren­de im Erden­da­sein nen­nen kann. Des­halb muß man die Geis­ter der Form in ihrer Gesamt­heit, weil sie gera­de die­se Mis­si­on haben, die drei frü­he­ren Zustän­de ins Gleich­ge­wicht zu brin­gen, zugleich als die Geis­ter der Lie­be bezeichnen.


Viel­leicht haben man­che von Ihnen bemerkt, wie dem Men­schen, wenn er des Mor­gens auf­wacht und abends etwa bei einem Kon­zert war, das auf ihn einen leben­di­gen Ein­druck gemacht hat, das Auf­wa­chen so erscheint, als ob die See­le sich her­aus­er­hö­be aus dem wie­der­hol­ten Erle­ben der im Kon­zert gehör­ten Musik. Indem der Mensch wie­der­um zurück­kehrt in sei­nen Äther­leib und durch die Ein­drucks­fä­hig­keit des phy­si­schen Lei­bes alles das­je­ni­ge, was ich Ihnen für die­sen Äther­leib geschil­dert habe, über­tönt wird, über­setzt die mensch­li­che See­le das­je­ni­ge, was indi­vi­dua­li­sier­te kos­mi­sche Musik ist, in die zuletzt gehör­ten irdi­schen Töne. Und wenn man ver­sucht, wei­ter ein­zu­drin­gen (in den Äther­leib) mit den Mit­teln, mit denen man in sol­che Wel­ten ein­drin­gen kann (sie­he: Schu­lung), dann bemerkt man, daß die­ses wär­men­de Strö­men, die­ses phos­pho­res­zie­ren­de mil­de Leuch­ten, die­se fluk­tu­ie­ren­de Musik die äuße­re Offen­ba­rung für wal­ten­de Wel­ten­we­sen ist – der Exusiai. 

Ich habe daher die­se Exus­i­ai auch öfter Offen­ba­run­gen genannt, weil sie ihrer inne­ren Wesen­heit nach leben in dem­je­ni­gen, was in den mensch­li­chen Sin­nes­or­ga­nen wäh­rend des irdi­schen Schlaf­zu­stan­des des Men­schen nach dem Inne­ren des Men­schen­we­sens hin erstrahlt. 


Über­all wo etwas auf­leuch­tet, da haben wir in dem Lich­te das Kleid von hohen Wesen­hei­ten, den Exusiai. 


Wir sehen in den Exus­i­ai das­je­ni­ge, was als Licht auf uns wirkt, was aber als Licht auch auf die Pflan­zen wirkt. 


Zu den Exus­i­ai gehört die Wesen­heit, die wir in ande­rem Zusam­men­han­ge (bibli­sche Schöp­fungs­ge­schich­te) ken­nen gelernt haben als Jah­ve oder Jeho­va und auch sei­ne Genos­sen, die Elo­him – die Licht­geis­ter. Die Exus­i­ai haben es gar nicht mehr mit dem ein­zel­nen Men­schen zu tun, son­dern mit den Menschengruppen. 


Die Wir­kungs­sphä­re die­ser Geis­ter der Form zer­fällt gewis­ser­ma­ßen in sie­ben Abtei­lun­gen, und von die­sen sie­ben Abtei­lun­gen ist eigent­lich Jah­ve nur eine Abtei­lung zuge­teilt, und die betrifft vor­zugs­wei­se das Leben zwi­schen Geburt und dem Tode. Die sechs ande­ren len­ken das Leben zwi­schen dem Tode und einer neu­en Geburt.

Eben­so wie Jah­ve es zu tun hat mit der Erde und sogar das Opfer gebracht hat, nach dem Mon­de zu gehen, um von da aus gewis­se Din­ge in der Erd­ent­wi­cke­lung zu para­ly­sie­ren (sie­he: Ach­te Sphä­re), eben­so haben es die ande­ren Exus­i­ai mit den ande­ren Pla­ne­ten zu tun (sind aber in der Son­ne zentriert). 


Wahr­haf­tig, der Zusam­men­hang der Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems bil­det einen Kör­per, der zu einem Geist­we­sen gehört, und die­ses Geist­we­sen schließt die Exus­i­ai ein, die sich eben in den Offen­ba­run­gen unse­rer Sin­ne (als Sin­nes­tep­pich) kund­ge­ben und die ihre objek­ti­ve Sei­te drau­ßen im Uni­ver­sum haben, in den Planeten. 

Und ein­ge­bet­tet gleich­sam in die­sen gan­zen Strom des Exus­i­ai-Wir­kens sind die Wesen der Hier­ar­chie der Archai, der Arch­an­ge­loi, der Ange­loi. Die sind schon alle auch in dem drin­nen, was sich in unse­ren Sin­nen offen­bart, aber der Mensch kann das nicht in sein Bewußt­sein auf­neh­men. Es wirkt auf ihn, aber er kann es nicht in sein Bewußt­sein auf­neh­men. Die Archai, Arch­an­ge­loi, Ange­loi sind gewis­ser­ma­ßen die Die­ner der Exus­i­ai. Aber der Mensch nimmt von alle­dem nur die Außen­sei­te wahr; er nimmt eben nur den vor ihm aus­ge­brei­te­ten Sin­nes­tep­pich wahr. 


Die­se Geis­ter der Form, die unse­ren Pla­ne­ten ent­spre­chen, sie sind gleich­sam ein Kol­le­gi­um von Geis­tern, das sei­nen Sitz in der Son­ne hat und von der Son­ne aus gewis­se Äther­sub­stan­zen, Äther­mas­sen begrenzt, so daß das ent­steht, was wir genannt haben okkul­ter Saturn, okkul­ter Jupi­ter und so wei­ter (der Äther­kör­per, der durch die Umlaufs­bahn des phy­si­schen Pla­ne­ten begrenzt ist; die Pla­ne­ten sind also ein­ge­schach­telt vorzustellen).


Eines war not­wen­dig, damit die abnor­men Geis­ter der Form (sie­he: Exus­i­ai abnor­me) durch ihre Wirk­sam­keit nicht gar zu gro­ße Unord­nung in bezug auf die Men­schen her­vor­rie­fen, es war not­wen­dig, daß sich einer der Geis­ter der Form ablös­te von der Gemein­schaft, so daß Sie eigent­lich nur sechs die­ser Geis­ter der Form oder Elo­him in der Son­nen­rich­tung zu suchen haben. 

Das war der­je­ni­ge, wel­cher in der Bibel, in der Gene­sis, Jah­ve oder Jeho­va genannt wird. Wenn Sie des­sen Wirk­sam­keit im Welt­all suchen wol­len, so müs­sen Sie suchen in der Rich­tung, wo sich jewei­lig der Mond befindet. 


Die aus­füh­ren­den Orga­ne der Elo­him sind die Venus­we­sen und die Mer­kur­we­sen – die Venus­we­sen, wel­che im Feu­er, die Mer­kur­we­sen, wel­che in Feu­er und Wind ihren phy­si­schen Leib haben. (In der Bibel 104. Psalm Vers 4 heißt es:) «Und der Gott macht Feu­er­flam­men zu sei­nen Die­nern und Win­de zu sei­nen Boten». 


Für die Exus­i­ai ist der Mensch als sol­cher über­haupt nicht mehr da. Für die­se hoch erha­be­nen Wesen­hei­ten sind die Ange­loi das­sel­be, was das Mine­ral­reich für uns ist. Alles, was über den ein­zel­nen Men­schen hin­aus­geht, was mit den Ange­le­gen­hei­ten unse­res gan­zen Pla­ne­ten zusam­men­hängt, das sind die Taten die­ser Wesenheiten. 

Sie haben nichts zu tun mit den ein­zel­nen Men­schen, son­dern mit dem Wer­den des Pla­ne­ten. Sol­che Gewal­ten haben wir in den Son­nen- und Mond­kräf­ten in uns. Wür­den nur die Son­nen­kräf­te wir­ken, die war­men, feu­ri­gen, licht­spen­den­den Son­nen­kräf­te, so wür­de der Mensch sich rasch ent­wi­ckeln, wür­de sich in einem Leben überstürzen. 

Die ver­zö­gern­de Kraft liegt in den Mon­den­kräf­ten; die­se zwin­gen ihn in die Form hin­ein. Wür­den sie allein wir­ken, so wür­de der Mensch nur ein­mal leben, nur eine Inkar­na­ti­on haben; er wür­de ersterben, in der Form mumi­fi­ziert wer­den. Die Erde wür­de bedeckt sein mit Sta­tu­en. Wür­den nur die Son­nen­kräf­te wir­ken, so wür­de der Mensch auch nur eine Inkar­na­ti­on durch­ma­chen, aber in die­ser einen Inkar­na­ti­on alles durch­le­ben, was er sonst in unzäh­li­gen Inkar­na­tio­nen durch­le­ben wür­de. Der Mond regelt jetzt die eine Inkar­na­ti­on; die Son­ne regelt die auf­ein­an­der­fol­gen­den Inkar­na­tio­nen von außen, wäh­rend die Ange­loi von innen wir­ken (im Zusam­men­hang der Inkarnationen). 


Nicht nur der Mensch ent­wi­ckelt sich vor­wärts, son­dern alle Wesen­hei­ten der ver­schie­de­nen Hier­ar­chien ent­wi­ckeln sich in einer gewis­sen Wei­se vor­wärts. Wenn wir die Hier­ar­chien für unse­re gegen­wär­ti­ge Zeit ver­fol­gen, so fin­den wir, daß sich die Exus­i­ai, die­se Geis­ter der Form hin­auf­ent­wi­ckeln zu Geis­tern der Bewe­gung, Dyna­mis, die Archai als Geis­ter der Per­sön­lich­keit zu Geis­tern der Form, die Arch­an­ge­loi zu Archai und so weiter. 

Aber es ist nicht so, daß, indem die Geis­ter der Form sich hin­auf­ent­wi­ckeln und dadurch eigent­lich den Cha­rak­ter von Geis­tern der Form ver­lie­ren, sogleich die nach­rü­cken­den Geis­ter der Per­sön­lich­keit etwa in ihre Tätig­keit ein­tre­ten wür­den. Jetzt ist seit lan­gem das, was von die­sen Geis­tern der Form den Men­schen eigent­lich auf­ge­prägt ist, im Grun­de genom­men vererbt. 

Das ist seit lan­gem ein Erb­stück, und die Geis­ter der Form las­sen in einer gewis­sen Bezie­hung den Men­schen inso­fern immer mehr und mehr Frei­heit, als sie selbst hin­auf­stei­gen in eine höhe­re Kate­go­rie, sich zurück­zie­hen von der for­men­den Tätig­keit, die ihnen obge­le­gen hat im Begin­ne der Erdentwickelung. 

Der Mensch wird in der Tat in bezug auf die Wesen­hei­ten der höhe­ren Hier­ar­chien immer mün­di­ger und mün­di­ger. Die geis­ti­gen Wesen­hei­ten, die zwar nach­rü­cken, haben sich erst zu ent­wi­ckeln für den nächs­ten Zustand der Erde, um die ent­spre­chen­den Wesen der Erde wäh­rend des Jupi­ter­zu­stan­des mit der ent­spre­chen­den Form zu begaben.

Jeweils gegen das Ende einer Pla­ne­ten­zeit hin ist immer das der Fall, daß die Haupt­we­sen­heit – und das ist für die Erde der Mensch frei­ge­las­sen wird, daß die Eigen­schaf­ten, die ihr ursprüng­lich ein­ge­prägt sind, immer mehr und mehr sozu­sa­gen in Frei­heit, in frei­er Gestal­tung an sie sel­ber übergehen. 

So kommt es denn, daß im Lau­fe der künf­ti­gen Erd­ent­wi­cke­lung die Form­kräf­te, die Kräf­te der inne­ren Gedan­ken- und Emp­fin­dungs­for­men (sie­he: Bil­de­kräf­te) immer mehr sie­gen wer­den, (näm­lich über das Ver­erb­te). Und indem sie selbst­los sein wer­den, inso­fern sie zuge­wen­det sein wer­den nament­lich selbst­lo­ser Weis­heit und selbst­lo­ser Lie­be, wer­den die­se Kräf­te auf den Men­schen for­mend wir­ken. Je wei­ter wir in die Zukunft hin­ein­ge­hen, des­to mehr wird der äuße­re Mensch ein Aus­druck der Indi­vi­dua­li­tät wer­den, die von Inkar­na­ti­on zu Inkar­na­ti­on geht. 


Geis­ter der Form auf dem alten Saturn

Die­se Geis­ter hat­ten auf dem alten Saturn kei­nen phy­si­schen Leib; als unters­tes Glied ihrer Wesen­heit hat­ten sie einen Äther­leib, den man ver­glei­chen kann mit dem Äther­leib des (Erden-)Menschen. (Als obers­tes hat­ten sie ein Glied, das) um einen Grad höher ist als das­je­ni­ge, was der Mensch im Lau­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung durch die Erden­ver­kör­pe­run­gen hin­durch errei­chen kann (Atma oder Geistesmensch).

Wir kön­nen uns den Saturn vor­stel­len, wie wir ihn beschrie­ben haben (sie­he: Saturn), und aus der Umge­bung – fort­wäh­rend und von allen Sei­ten –, aus den Äther­lei­bern der Geis­ter der Form befruch­ten­de Lebens­säf­te wie einen Regen her­ein­strah­lend auf den Saturn, der sie fort­wäh­rend wie ein Spie­gel zurück­strahl­te. Wir müs­sen uns die­sen Vor­gang ohne eine Zeit dazwi­schen vor­stel­len: wie die üppig wuchern­den Lebens­säf­te hin­ein­strö­men und wie­der zurück­ge­spie­gelt wer­den, so daß sich die Bil­dun­gen des Saturn, die ers­ten Anla­gen der mensch­li­chen Lei­ber, wie Spie­gel­bil­der aus­neh­men. Schon auf dem alten Saturn war der Mensch im wört­lichs­ten Sin­ne ein Eben­bild sei­ner Gottheit. 


In der alten grie­chi­schen Mythe hat man die war­me Kugel des Saturn «Gäa» genannt und die Atmo­sphä­re den «Kro­nos». Fort­wäh­rend strah­len hin­ein die leben­spen­den­den Kräf­te von Kro­nos auf die Gäa, auf den Saturn, und gehen wie­der zurück, wer­den auf­ge­so­gen. Es ist Kro­nos, der fort­wäh­rend sei­ne eige­nen Kin­der verschlingt. 


Nach dem drit­ten Saturn­kreis­lauf setzt die Arbeit der Geis­ter der Form ein. Sie haben ein selbst­be­wuß­tes Bil­der­be­wußt­sein (Psy­chi­sches Bewußt­sein). Durch ihre Arbeit erlangt der mensch­li­che Stoff­leib, der vor­her eine Art beweg­li­cher Wol­ke war, eine begrenz­te plas­ti­sche Form. Die­se Tätig­keit ist um die Mit­te des vier­ten Saturn­kreis­lau­fes voll­endet. Dann folgt die Tätig­keit der Archai.


Geis­ter der Form auf der alten Sonne

Der Äther­leib des Men­schen ist eine Aus­strö­mung der Geis­ter der Weis­heit, Kyrio­te­tes. Von der Mit­te des drit­ten Son­nen­kreis­lau­fes beginnt die Leis­tung der Geis­ter der Form. Durch sie erhält der Äther­leib, der vor­her nur wol­ken­ar­ti­ge Beweg­lich­keit hat­te, eine bestimm­te Gestalt. In der Mit­te des vier­ten Son­nen­kreis­lau­fes erhal­ten nun die­se Exus­i­ai ein sol­ches Bewußt­sein, wie es der Mensch auf der (künf­ti­gen) Venus haben wird, die er als zweit­nächs­ten Pla­ne­ten nach dem Erden­da­sein betre­ten wird. Das ist ein über­psy­chi­sches Bewußt­sein. Dadurch kom­men sie zur Fähig­keit, die wäh­rend der Saturn­pe­ri­ode und seit­her aus­ge­bil­de­ten Sin­nes­kei­me, die bis jetzt nur phy­si­ka­li­sche Appa­ra­te waren, mit dem Äther in beleb­te Sin­ne umzugestalten. 


Die Exus­i­ai auf der alten Son­ne äußern sich durch die auf die Son­ne ein­strah­len­den Trie­beBegier­denLei­den­schaf­ten, durch alles das­je­ni­ge, was im (heu­ti­gen) astra­li­schen Lei­be ver­an­kert ist. Wer auf der Son­ne geses­sen und hin­aus­ge­se­hen hät­te in den Wel­ten­raum, er wür­de nicht Blit­ze haben zucken sehen und Don­ner rol­len hören, son­dern er wür­de um sich her­um in astra­li­schem Lich­te die Lei­den­schaf­ten geis­ti­ger Wesen­hei­ten wahr­ge­nom­men haben – rings­her­um über­all Lei­den­schaf­ten –, und Sie müß­ten sich nicht etwa nur nied­ri­ge Lei­den­schaf­ten vor­stel­len. Die­se Lei­den­schaf­ten, die­se Affek­te rings­her­um schu­fen nun von außen her­ein wei­ter an dem Pla­ne­ten. Wenn wir die (grie­chi­sche) Mythe wei­ter betrach­ten, so sehen wir förm­lich inner­halb unse­rer Erd­ent­wi­cke­lung die schaf­fen­den «Tita­nen», die schaf­fen­den Lei­den­schaf­ten, die von außen her­ein wir­ken, von den geis­ti­gen Luft­krei­sen der Son­ne, als die­se ein Pla­net war. 


Geis­ter der Form auf dem alten Monde

Die Son­ne ver­wan­delt sich in den Mond. Das bedeu­tet im Lau­fe der Ent­wi­cke­lung, daß die Exus­i­ai nun auch ihren astra­li­schen Leib able­gen und daß ihr nie­ders­tes Glied das Ich ist. Ihren astra­li­schen Leib, den sie auf der Son­ne noch hat­ten, haben sie an den Men­schen abge­ge­ben, so daß der Mensch jetzt auf dem Mon­de besteht aus phy­si­schem Leib, Äther­leib und Astralleib. 

Wie der Mensch als nie­ders­tes Glied den phy­si­schen Leib hat, so haben die­se Exus­i­ai, die um den Mond her­um leben, als nie­ders­tes Glied das Ich, haben dann ManasBud­dhiAtma, dann ein 8., 9. und noch ein 10. Glied. Sie bie­ten also nach außen hin ihr Ich dar; sie strot­zen förm­lich von lau­ter Ichen nach außen. Alle Betä­ti­gung in der Umge­bung des Mon­des ist so, wie wenn Sie Wesen gegen­über­trä­ten, die Ihnen alle ihre Indi­vi­dua­li­tät, alle ihre Eigen­heit äußern. Das geschah von der Atmo­sphä­re des Mon­des her. 


Geis­ter der Form auf der Erde

Das nie­ders­te Glied der Exus­i­ai ist das Ich; die­ses Ich opfern sie jetzt auch noch hin und befruch­ten den Men­schen in sei­ner Anla­ge mit dem Ich, so daß das Ich, wie es auf der Erde auf­tritt, eine befruch­ten­de Kraft ist, die jetzt aus­strömt von den Geis­tern der Form, und die­se behal­ten als nie­ders­tes Glied ihrer Wesen­heit das Geist­selbst, Manas.


Wenn wir also in unse­rer Umge­bung nach die­sen Geis­tern der Form, nach ihrem nie­ders­ten Glie­de suchen wol­len, so fin­den wir es in dem, was wir selbst als das fünf­te Glied nach und nach ent­wi­ckeln. Was wir als mensch­li­che Weis­heit ent­wi­ckeln, wodurch wir immer wei­ser und wei­ser wer­den müs­sen, das müß­ten wir als nie­ders­tes Glied der Exus­i­ai in unse­rer Umge­bung geäu­ßert finden. 

Sie sehen also, wir haben es hier zu tun mit hoch erha­be­nen Wesen­hei­ten, zu denen wir auf­schau­en, und wenn wir die Weis­heit in unse­rer Umge­bung sehen, sehen wir nur das letz­te Glied die­ser hoch erha­be­nen Wesen­hei­ten. Wir sind gegen­über die­sen erha­be­nen Wesen­hei­ten so wie ein Tier, ein nie­de­res Wesen (ein Floh bei­spiels­wei­se), das am Men­schen her­um­kriecht und nur den phy­si­schen Leib an sei­ner Außen­sei­te sieht. [27] Die Geis­ter der Form sor­gen dafür, daß das­je­ni­ge, was also gebaut wor­den ist (im Lau­fe der Ent­wi­cke­lung) nach der Absicht des Uni­ver­sums, Bestand hat, solan­ge es not­wen­dig ist, daß es also nicht sogleich wie­der zugrun­de geht. Sie sind die Erhalter. 


Geis­ter der Form – Zukunftsaufgabe

Wenn Sie auf­schau­en im Erden­da­sein von dem, was den Men­schen kon­sti­tu­iert zu sei­ner Form, zu dem, was nun dem gan­zen Erden­pla­ne­ten von sei­nem Anfang bis zu sei­nem Ende eigen ist, dann bekom­men Sie etwas Umfas­sen­de­res an äuße­rer kos­mi­scher Gesetz­mä­ßig­keit als das­je­ni­ge, wor­in schon die mensch­li­che Form ist. 

Neh­men wir die­se gan­ze Gestal­tung der Erde ein­schließ­lich des Men­schen, aber hin­aus­ge­hend über den Men­schen: Wenn wir die Geset­ze, von denen ja wirk­lich unse­re heu­ti­gen Natur­ge­set­ze nur der aller­kleins­te Teil sind, mit dem geis­ti­gen Blick umfas­sen, dann haben wir dar­in­nen das­je­ni­ge, was in das Reich der Exus­i­ai gehört. So daß wir sagen kön­nen: Die irdi­sche Form geht über, wenn sie sich ein­mal auf­lö­sen wird, in das Reich der Exusiai.


Vie­les geht eben wirk­lich unter­halb der Schwel­le des Bewußt­seins vor, und die Geis­ter der Form haben die For­men in die Natur nicht umsonst hin­ein­ge­stellt. Die­se For­men kön­nen ver­stan­den wer­den. Sie sind der Aus­druck inne­rer Wesen­heit. Und wenn wir die Schü­ler der Geis­ter der Form wer­den, dann bil­den wir sel­ber For­men, wel­che aus­drü­cken, was in der inne­ren Wesen­heit des Natür­li­chen und des Geis­ti­gen lebt. 


Das alles, was inner­halb der Erde selbst geschieht, wird gere­gelt durch die Ange­loi für die ein­zel­nen Men­schen, durch Arch­an­ge­loi für den Zusam­men­halt des ein­zel­nen Men­schen mit gro­ßen Men­schen­mas­sen; für die gan­ze Mensch­heits­ent­wi­cke­lung von der lemu­ri­schen Zeit bis hin in die Zeit, wo der Mensch wie­der­um so weit ver­geis­tigt sein wird, daß er kaum noch der Erde ange­hört, wird alles gere­gelt durch die Archai.

Jetzt aber muß noch etwas ande­res gere­gelt wer­den: es muß die Mensch­heit von einem pla­ne­ta­ri­schen Zustand zum ande­ren geführt wer­den. Es müs­sen auch geis­ti­ge Wesen­hei­ten da sein, die wäh­rend der gan­zen Erden-ent­wi­cke­lung dafür sor­gen, daß dann, wenn die Erd­ent­wi­cke­lung fer­tig sein wird, die Mensch­heit in der rich­ti­gen Wei­se wie­der­um durch ein Pra­laya durch­ge­hen kann und den Weg fin­det zum nächs­ten Ziel, zum Jupi­ter. Die­je­ni­gen Geis­ter, die dafür sor­gen, daß sozu­sa­gen die gan­ze Mensch­heit von einem pla­ne­ta­ri­schen Zustand zum andern geführt wird, das sind die Exusiai. 


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Gno­sis – neigt zu Luzi­fer hin

Gno­sis

Die alte Urweis­heit war in ihren letz­ten Pha­sen vor­han­den in dem, was sich her­aus­bil­de­te gegen Vor­der­asi­en, Grie­chen­land zu als Gno­sis. Die­se Gno­sis war immer­hin noch eine sol­che Weis­heit, wel­che in der ver­schie­dens­ten Art zusam­men­faß­te, was dem Men­schen vor­lag an Welt- und Natur­er­schei­nun­gen. Sie hat­te aber doch schon im Ver­hält­nis zu dem unmit­tel­ba­ren anschau­lich-instink­ti­ven Ein­bli­cke in die geis­ti­ge Welt, der eigent­lich der ori­en­ta­li­schen Ent­wi­cke­lung zugrun­de lag, sie hat­te dem­ge­gen­über einen schon mehr, man könn­te sagen intel­lek­tu­el­len, ver­stan­des­mä­ßi­gen Cha­rak­ter. Es war das geis­ti­ge Leben, das im alten Ori­ent alles mensch­li­che Anschau­en durch­drang, nicht mehr vor­han­den. Und eigent­lich aus den letz­ten Res­ten der alten Urweis­heit her­aus such­te man jene phi­lo­so­phisch-mensch­li­che Anschau­ung zusam­men­zu­set­zen, die man als Weis­heits­gut anwen­de­te, um das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha zu ver­ste­hen. Es wur­de geklei­det das­je­ni­ge, was im Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha lag, in die Weis­heit, die sich ins Grie­chen­tum her­über vom Ori­ent geret­tet hatte. 


Als das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha durch die Ent­wi­cke­lung der Mensch­heit hin­durch­ge­gan­gen ist, da waren noch vie­le Men­schen wirk­lich fähig, in Nach­klän­gen von hell­se­he­risch erfaß­ten Begrif­fen die Din­ge auf­zu­neh­men, die eigent­lich doch nur spi­ri­tu­ell begrif­fen wer­den kön­nen, und die sich auf das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha bezie­hen. Nur so kön­nen wir es begrei­fen, daß für die spä­te­ren Zei­ten vie­les unver­ständ­lich sein muß­te, was in den ers­ten Zei­ten, in den ers­ten Jahr­hun­der­ten des Chris­ten­tums an Begrif­fen ent­wi­ckelt wur­de, um das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha zu erfas­sen. Wenn die älte­ren christ­li­chen Leh­rer noch Nach­klän­ge der alten hell­se­he­ri­schen Begrif­fe anwand­ten, um das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha zu erfas­sen, so blie­ben natür­lich die­se hell­se­he­ri­schen Begrif­fe ihrem eigent­li­chen Nerv nach den spä­te­ren Jahr­hun­der­ten unver­ständ­lich, und im Grun­de genom­men ist das, was man Gno­sis nennt, gewöhn­lich nichts ande­res als das Nach­klin­gen alter hell­se­he­ri­scher Begrif­fe. Nun wür­de man aber die Sache sehr ein­sei­tig anse­hen, wenn man ein­fach sagen wür­de: Da gab es also eine Gno­sis, die hat­te noch alte hell­se­he­ri­sche Begrif­fe, die noch bis ins 3. Jahr­hun­dert nach dem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha her­ein­gin­gen, und dann kamen die unver­stän­di­gen Leu­te, die nicht fähig waren, die Gnos­ti­ker zu ver­ste­hen. – Das wäre sehr ein­sei­tig, so zu den­ken. In einem gewis­sen voll­kom­me­nen Sin­ne mit hell­se­he­ri­schen Begrif­fen zu arbei­ten, gehört einer viel älte­ren Zeit an als der Zeit, in die das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha hin­ein­fiel. Und die­se hell­se­he­risch erfaß­ten Begrif­fe waren schon ganz luzi­fe­risch infi­ziert, das heißt: das alte hell­se­he­risch-begriff­li­che Erfas­sen war schon luzi­fe­risch durch­drun­gen, und die­se luzi­fe­ri­sche Durch­drin­gung des alten hell­se­he­ri­schen Begriffs­sys­tems, das ist die Gno­sis. Es muß­te des­halb eine Art Reak­ti­on gegen die Gno­sis ent­ste­hen, weil die Gno­sis eben die aus­ster­ben­de alte hell­se­he­ri­sche Begriffs­welt war. 


Die Gno­sis neigt zu Luzi­fer hin, das heißt, zu einem ein­sei­ti­gen spi­ri­tu­el­len Auf­fas­sen. Sie kann daher zu dem Vater­prin­zip durch­aus nicht kom­men, kann es nicht ordent­lich wür­di­gen. (Daher) wird ihr das Mate­ri­el­le (ein Aus­druck des Vater­prin­zips) ein zu Ver­schmä­hen­des, etwas, was sie nicht brau­chen kann. 


Man sieht pla­to­ni­sche und älte­re Vor­stel­lungs­ar­ten damit rin­gen, zu begrei­fen, was die Reli­gio­nen ver­kün­den, oder auch es bekämp­fen. Bedeu­ten­de Den­ker suchen, was die Reli­gi­on offen­bart, auch gerecht­fer­tigt vor den alten Welt­an­schau­un­gen dar­zu­stel­len. So kommt zustan­de, was die Geschich­te als Gno­sis bezeich­net, in einer mehr christ­li­chen oder mehr heid­ni­schen Fär­bung. Per­sön­lich­kei­ten, wel­che für die Gno­sis in Betracht kom­men, sind Valen­ti­nus, Basil­ides, Mar­ci­on. Ihre Gedan­ken­schöp­fung ist eine umfas­sen­de Welt­ent-wicke­lungs­vor­stel­lung. Das Erken­nen, die Gno­sis, mün­det, wenn es sich aus dem Gedank­li­chen ins Über­ge­dank­li­che erhebt, in die Vor­stel­lung einer höchs­ten welt­schöp­fe­ri­schen Wesen­heit. Weit erha­ben über alles, was als Welt von dem Men­schen wahr­ge­nom­men wird, ist die­se Wesen­heit. Und weit erha­ben sind auch noch die Wesen­hei­ten, wel­che sie aus sich her­vor­ge­hen läßt, die Äonen. Doch bil­den die­se eine abstei­gen­de Ent­wi­cke­lungs­rei­he, so daß ein Äon als ein unvoll­kom­me­ner immer aus einem voll­kom­me­ne­ren her­vor­geht. Als ein sol­cher Äon auf einer spä­te­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fe ist der Schöp­fer der dem Men­schen wahr­nehm­ba­ren Welt anzu­se­hen, der auch der Mensch selbst zuge­hört. Mit die­ser Welt kann sich nun ein Äon des höchs­ten Voll­kom­men­heits­gra­des ver­bin­den. Ein Äon, der in einer rein geis­ti­gen, voll­kom­me­nen Welt ver­blie­ben und da sich im bes­ten Sin­ne wei­ter­ent­wi­ckelt hat, wäh­rend ande­re Äonen Unvoll­kom­me­nes und zuletzt die sinn­li­che Welt mit dem Men­schen her­vor­ge­bracht haben. Die dem Chris­ten­tum zuge­neig­ten Gnos­ti­ker sahen in dem Chris­tus Jesus jenen voll­kom­me­nen Äon, der mit der Erden­welt sich ver­bun­den hat.


Die Gno­sis ent­fal­tet sich in ihrer eigent­li­chen Gestalt im Zeit­al­ter der Emp­fin­dungs­see­le – vier­tes bis ers­tes Jahr­tau­send vor dem Ein­trit­te des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha. Die Gno­sis war die aus alter Zeit bewahr­te Erkennt­nis­art, die das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha bei sei­nem Ein­trit­te am bes­ten zum Men­schen­ver­ständ­nis­se brin­gen konnte. 


Was man kennt als Emana­ti­ons­leh­re, als das Her­vor­ge­hen des einen Äon aus dem ande­ren Äon, wo immer der weni­ger voll­kom­me­ne oder der weni­ger hohe Äon aus dem voll­kom­me­ne­ren Äon her­vor­geht, das, was gewöhn­lich äußer­lich-exo­te­risch als die Gno­sis geschil­dert wird, ist eigent­lich schon eine kor­rum­pier­te Sache. Das weist zurück auf eine Welt­an­schau­ung, die ganz ande­rer Natur war, und die ins­be­son­de­re für die alten Zei­ten, in denen noch die geis­ti­gen Leh­rer (sie­he: Urleh­rer) aus dem Über­sinn­li­chen selbst die Men­schen gelehrt haben, mög­lich war; es weist zurück der Emana­tio­nis­mus auf eine Wis­sen­schaft, die eben in alter Form sich bezog auf die Regi­on der Dau­er, auf das Obe­re. Und für die­ses Obe­re kann man in einer gewis­sen Wei­se den Emana­tio­nis­mus ver­tei­di­gen, nicht in der Form, wie man ihn kor­rum­piert kennt, son­dern in der Form, wo eigent­lich inner­halb der Emana­ti­ons­leh­re nur von einer Per­spek­ti­ve der Zeit, nicht von einer eigent­li­chen Ent­wi­cke­lung gespro­chen wird, son­dern von einem Wech­sel­ver­hält­nis in den Wesen, denen die Dau­er eignet. 


Die Gnos­ti­ker haben ein Gefühl gehabt von dem, daß man in unend­lich weit zurück­lie­gen­den Wel­ten die Grün­de suchen muß für das, was in der äuße­ren Welt der dama­li­gen Zeit sich ereig­net hat. Und die­ses Bewußt­sein hat sich auf ande­re über­tra­gen, und wir sehen es noch durch­schim­mern in der Theo­lo­gie des Pau­lus.


Eines lei­sen Lächelns wird sich der heu­ti­ge Mensch, der in der Gegen­warts­bil­dung drin­nen­steckt, wirk­lich nicht ent­hal­ten kön­nen, wenn ihm zuge­mu­tet wird, zu den­ken, die Urgrün­de der Welt sei­en bei jenen Wel­ten­we­sen, zu denen über­haupt Begrif­fe zunächst nicht rei­chen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heu­te auf­wen­det zum Welt­ver­ständ­nis: In dem gött­li­chen Urva­ter liegt das, was der Wel­ten­grund genannt wer­den kann. Und gleich­sam von ihm aus­ge­hend, ihm zur Sei­te, ist erst das­je­ni­ge, wozu die See­le sich hin­durch­rin­gen kann, wenn sie abseits aller mate­ria­lis­ti­schen Vor­stel­lun­gen ein wenig nur ihr Tiefs­tes sucht: Schwei­gen, das unend­li­che Schwei­gen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, son­dern nur Schweig­sam­keit ist. Und dann ließ der Gnos­ti­ker her­vor­ge­hen gleich­sam aus der Ver­mäh­lung des Urva­ters mit dem Schwei­gen ande­re – man kann sie eben­so­gut Wel­ten wie Wesen nen­nen, durch drei­ßig Stu­fen hin­durch. Äon ist der Aus­druck, den man gewöhn­lich annimmt für die­se drei­ßig unse­rer Welt vor­an­ge­hen­den Wesen­hei­ten oder Wel­ten. Man bekommt nur dann eine Vor­stel­lung von dem, was mit die­ser Äonen­welt gemeint ist, wenn man sich klar und deut­lich sagt: Nicht nur das, was die Sin­ne wahr­neh­men, was du dei­ne Welt um dich her­um nennst, gehört sozu­sa­gen der 31. Welt an, son­dern auch das, was du auf­bringst als phy­si­scher Mensch mit dei­nen Gedan­ken als Erklä­run­gen die­ser Welt, gehört die­ser 31. Stu­fe an. Es ist ja noch leicht, sich abzu­fin­den mit einer spi­ri­tu­el­len Welt­an­schau­ung, wenn man sagt: Nun ja, die äuße­re Welt ist ja aller­dings Maya, aber durch unser Den­ken drin­gen wir in die geis­ti­ge Welt ein –, und wenn man dann die Hoff­nung hat, daß die­ses Den­ken wirk­lich hin­auf­kom­men kann in die geis­ti­gen Wel­ten. Das war aber nach Ansicht der Gnos­ti­ker nicht der Fall. So daß zunächst nicht nur der sinn­lich wahr­neh­men­de, son­dern auch der den­ken­de Mensch her­aus­ver­setzt war aus den drei­ßig Äonen, die stu­fen­wei­se auf­wärts ange­schaut wer­den kön­nen durch die geis­ti­ge Ent­wi­cke­lung und die in immer grö­ße­rer und grö­ße­rer Voll­kom­men­heit sich darstellen. 


Die umlie­gen­de Welt, auch mit dem, was der Mensch über sie den­ken kann, war­um ist sie denn abge­schlos­sen von den drei­ßig Äonen? – Da muß man hin­bli­cken, sag­te sich der Gnos­ti­ker, auf den unters­ten, aber noch nicht rein geis­ti­gen Äon. Da ist vor­han­den die gött­li­che Sophia, die gött­li­che Weis­heit. In geis­ti­ger Art abstam­mend durch die 29 Stu­fen hin­durch, zu dem höchs­ten Äon schau­te sie hin­auf inner­halb der geis­ti­gen Welt, zu die­ser Rei­he der geis­ti­gen Wesen­hei­ten oder Wel­ten. Aber es wur­de ihr eines Tages, eines Welt­en­ta­ges, klar, daß sie etwas von sich aus­zu­son­dern habe, wenn sie den frei­en Aus­blick erhal­ten woll­te in die geis­ti­ge Welt der Äonen. Und sie son­der­te von sich aus das­je­ni­ge, was in ihr vor­han­den war als Begier­de. Und das, was fort­an nicht mehr in ihr vor­han­den ist, in die­ser gött­li­chen Sophia, in die­ser gött­li­chen Weis­heit, das irrt nun­mehr her­um in der Rau­m­es­welt, das durch­dringt alles Wer­den der Rau­m­es­welt. Es lebt nicht nur in der Sin­nes­wahr­neh­mung, es lebt auch im Men­schen­den­ken, lebt da mit der Sehn­sucht nach der geis­ti­gen Welt, lebt aber doch wie aus­ge­wor­fen in die mensch­li­chen See­len. Gleich­sam als die ande­re Sei­te, das Eben­bild, aber als das in die Außen­sei­te gewor­fe­ne Eben­bild der gött­li­chen Sophia lebt die Begier­de, die in alles hin­ein­ge­wor­fen ist, die Welt durch­drin­gend: Acha­mod. Schaust du in dei­ne Welt, ohne dich auf­zu­schwin­gen in die geis­ti­gen Wel­ten, so schaust du in die begier­de­ner­füll­te Welt von Achamod.

Weit, weit zurück­lie­gend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der rei­nen Geis­tig­keit der Äonen her­aus, dach­te sich die Gno­sis, was sie nann­te den Sohn des Vater­got­tes, und auch das, was sie nann­te den rei­nen, hei­li­gen Geist. Wenn man hin­auf­geht durch die Äonen, so begeg­net man ein­mal einem Äon, von dem abstammt auf der einen Sei­te die Sohn­fol­ge, die dann zur gött­li­chen Sophia hin­führ­te, wie auf der ande­ren Sei­te die Sohn­fol­ge, von der abstam­men der Got­tes­sohn und der hei­li­ge Geist. Dann kom­men wir hin­auf zum Vater­gott und dem gött­li­chen Schweigen.

Dadurch nun, daß die mensch­li­che See­le mit Acha­mod ver­setzt ist in die mate­ri­el­le Welt, dadurch lebt in ihr im Sin­ne der Gno­sis die Sehn­sucht nach der geis­ti­gen Welt, vor allem nach der gött­li­chen Sophia, von der sie aber durch ihr Erfüllt­sein mit Acha­mod getrennt ist. Die­ses Gefühl der Tren­nung wird als die mate­ri­el­le Welt empfunden. 


Und abstam­mend von der gött­lich-geis­ti­gen Welt, doch ver­bun­den mit Acha­mod, erscheint der Gno­sis das, was man nen­nen könn­te, an die grie­chi­sche Spra­che sich anleh­nend, den Wel­ten­bau­meis­ter, den Demi­ur­gos. Er ist der eigent­li­che Durch­schöp­fer und Durch­er­hal­ter des­sen, was von Acha­mod und dem Mate­ri­el­len durch­zo­gen ist. In sei­ne Welt sind ein­ver­floch­ten die Men­schen­see­len. Das ist ein wich­ti­ger Begriff der Gnos­ti­ker, daß Acha­mod, wie sie in den Men­schen­see­len lebt, ansich­tig wur­de in urfer­ner Ver­gan­gen­heit des Got­tes­lich­tes, das ihr nur gleich wie­der­um ent­schwun­den war. Aber die Erin­ne­rung lebt jetzt in der Men­schen­see­le, wie sehr sie auch ver­strickt sein kann in die mate­ri­el­le Welt. 


Die Äonen waren die­je­ni­gen Wesen, die her­vor­ge­gan­gen waren aus dem Demi­urg. Dann war in der Rei­he die­ser Äonen ein ver­hält­nis­mä­ßig unter­ge­ord­ne­tes Äonen­we­sen Jah­ve. Und Jah­ve oder Jeho­va ver­band sich mit der Mate­rie. Und aus die­ser Ver­bin­dung ging der Mensch her­vor. Alles das, was sich da gewis­ser­ma­ßen nun erhebt – für die älte­re Mensch­heit durch­aus ver­ständ­lich, für die spä­te­re Mensch­heit nicht mehr ver­ständ­lich –, was sich da erhebt auf der Grund­la­ge des­je­ni­gen, was uns im Erden­le­ben sinn­lich umgibt, das alles faß­te man zusam­men unter dem Aus­dru­cke Ple­ro­ma. Gewis­ser­ma­ßen auf der unters­ten Stu­fe die­ser Ple­ro­ma-Welt, erscheint der durch Jah­ve ins Dasein geru­fe­ne Mensch. Auf der unters­ten Stu­fe die­ses Ple­ro­ma ersteht eine Wesen­heit, die eigent­lich nicht in dem ein­zel­nen Men­schen, auch nicht etwa in einer Völ­ker­grup­pe, son­dern in der gan­zen Mensch­heit lebt, die aber eine Erin­ne­rung hat an die Abstam­mung vom Ple­ro­ma, vom Demi­ur­gen, und wie­der­um zurück­strebt nach der Geis­tig­keit. Es ist das die Wesen­heit Achamod. 


Nun glie­der­te sich an die­se Vor­stel­lungs­welt die ande­re an (der christ­li­chen Gno­sis), daß der Demi­urg dem Stre­ben der Acha­mod ent­ge­gen­ge­kom­men ist und einen sehr frü­hen Äon her­ab­ge­schickt hat, der sich mit dem Men­schen Jesus ver­ei­nig­te, damit das Stre­ben der Acha­mod in Erfül­lung gehen kön­ne. So daß in dem Men­schen Jesus ein Wesen aus der Äon-Ent­wi­cke­lung steckt, das von viel höhe­rer geis­ti­ger Wesen­heit, von höhe­rer geis­ti­ger Art als Jah­ve gedacht wurde. 


Die Gno­sis kennt den Chris­tus eben­so wie das eso­te­ri­sche Chris­ten­tum, aber nur als eine geis­ti­ge Wesen­heit, und sieht höchs­tens in dem Jesus von Naza­reth einen mehr oder weni­ger an die­se geis­ti­ge Wesen­heit gebun­de­nen mensch­li­chen Ver­kün­der. Sie will fest­hal­ten an dem unsicht­bar blei­ben­den Chris­tus. Dage­gen ist das eso­te­ri­sche Chris­ten­tum immer im Sin­ne des Johan­nes-Evan­ge­li­ums gewe­sen, das auf dem fes­ten Boden des Wor­tes stand: «Und der Logos ist Fleisch gewor­den und hat unter uns gewohnet.» Und der­je­ni­ge, der da in der sicht­ba­ren Welt war, ist eine wirk­li­che Ver­kör­pe­rung der sechs ande­ren Elo­him, des Logos! 


Die Men­schen kom­men auf der einen Sei­te nach dem Mate­ria­lis­mus, auf der ande­ren Sei­te nach einem ein­sei­ti­gen Spi­ri­tua­lis­mus. So war es bei den Gnos­ti­kern; sie kamen nicht zum phy­si­schen Dasein, zum mate­ri­el­len Dasein. Und wenn man nur einen sol­chen Men­schen wie Mar­ci­on betrach­tet, so sieht man: für ihn ist ein kla­rer, ein mehr oder weni­ger kla­rer Chris­tus-Begriff da, aber er kann durch­aus nicht erfas­sen, wie die­ser Chris­tus in dem Jesus ent­hal­ten war. Daher äthe­ri­sier­te sich ihm der gan­ze Pro­zeß. Er brach­te es dahin, den Chris­tus noch als Geist, als äthe­ri­sches Wesen zu fas­sen, das zum Schein einen Leib ange­nom­men hat. 165.204In Grie­chen­land gab es bis ins 4. Jahr­hun­dert hin­ein Phi­lo­so­phen, wel­che dar­an arbei­te­ten, die alte äthe­ri­sche Astro­no­mie mit dem Chris­ten­tum in Ein­klang zu brin­gen, und dar­aus ent­stand jene wah­re Gno­sis, die durch das Chris­ten­tum gründ­lich aus­ge­rot­tet wor­den ist, so daß nur eini­ge Frag­men­te von den lite­ra­ri­schen Pro­ben die­ser Gno­sis übrig­ge­blie­ben sind. Die letz­ten Res­te die­ser Anschau­ung von dem Her­ein­kom­men des Men­schen aus höhe­ren Wel­ten durch die Pla­ne­ten­sphä­re in die Erden­sphä­re, sie durch­glän­zen noch die Schrif­ten des Orig­e­nes, glän­zen noch durch selbst durch die Schrif­ten der grie­chi­schen Kir­chen­vä­ter. Es glänz­te nament­lich durch die Schrif­ten des wah­ren Dio­ny­si­us des Areo­pa­gi­ten.


Im Grun­de wur­zeln die christ­li­chen Dog­men alle in der Gno­sis. Nur ist das Leben­di­ge der Gno­sis abge­streift wor­den und die abs­trak­ten Gedan­ken und die Begriffs­hül­sen sind geblie­ben, so daß man in den Dog­men die­sen leben­di­gen Ursprung nicht mehr erkennt. 


Man hat im Alten Tes­ta­ment eigent­lich nur Res­te: die­je­ni­gen Res­te, die die jüdi­sche Über­lie­fe­rung behal­ten hat, von einer umfang­rei­chen Bil­der­weis­heit, die in der alten Gno­sis ent­hal­ten war, vor­zugs­wei­se im Ori­en­te leb­te, deren Strah­len aber her­über­wirk­ten ins Abend­land, und die eigent­lich erst im 4. Jahr­hun­dert für das Abend­land mehr oder weni­ger ver­glom­men sind, dann noch nach­ge­wirkt haben bei den Wal­den­sern und Katha­rern, aber doch ver­glom­men sind. 


Bis zu einem gewis­sen Gra­de war es den Men­schen mög­lich bis zum ägyp­tisch-chaldäi­schen Zeit­raum hin, also bis in das 8. Jahr­hun­dert der vor­christ­li­chen Zeit­rech­nung, vie­les mit­zu­brin­gen aus der Zeit, die zwi­schen Tod und neu­er Geburt durch­lebt wur­de. Was da mit­ge­bracht wur­de und in Begrif­fe, in Ideen geklei­det wur­de, das ist die Gno­sis. Das leb­te dann fort im grie­chisch-latei­ni­schen Zeit­al­ter, wo es nicht mehr unmit­tel­bar wahr­ge­nom­men wur­de, wo es als ein Erb­gut in Ideen noch vor­han­den war, wo nur aus­er­le­se­ne Geis­ter den Ursprung wuß­ten, wie Pla­to, in einem gerin­ge­ren Gra­de auch Aris­to­te­lesSokra­tes wuß­te auch davon; Sokra­tes büß­te in Wirk­lich­keit gera­de die­ses Wis­sen mit dem Tode. Da muß man den Ursprung der Gno­sis suchen. 


Man kann durch Rau­mes­sche­men das Gnos­ti­sche aus­drü­cken. Der Zeit­be­griff spielt kei­ne beson­de­re Rol­le, wenigs­tens durch­dringt man ihn nicht ver­ständ­nis­voll. Und inso­fer­ne ist nun doch ein Fort­schritt von der Gno­sis zu Cle­mens von Alex­an­dria. Wenn auch die umfas­sen­de Fül­le der Geis­tes­weis­heit ver­lo­ren gegan­gen ist, war den­noch ein Fort­schritt zu Cle­mens, indem er den Zeit­be­griff in die Ent­wi­cke­lung des Chris­tus hin­ein­brach­te und sag­te: Der Chris­tus gab sich frü­her, konn­te sich frü­her kund­ge­ben durch Ange­loi, dann als Sohn, indem er sel­ber fort­ge­schrit­ten war. Ent­wi­cke­lung kam hin­ein, das ist das Bedeut­sa­me. Man kann es nicht oft genug beto­nen, daß dazu die abend­län­di­sche Kul­tur­ent­wi­cke­lung da war, den Zeit­be­griff dann in die Welt­an­schau­ung in der rich­ti­gen Wei­se hin­ein­zu­brin­gen, den Ent­wi­cke­lungs­ge­dan­ken in der rich­ti­gen Wei­se zu verstehen. 


Damit eine (sol­che) Sache (wie die Gno­sis) voll­stän­dig ver­schwän­de, wäre schon not­wen­dig, daß in einer gewis­sen Wei­se nach und nach auch die Fähig­kei­ten ver­schwin­den, um die Sache zu ver­ste­hen, die Sache zu behal­ten, um sie von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on fort­zu­pflan­zen. Das muß aber dazu­mal gesche­hen sein. Es muß sich dazu­mal in einer gewis­sen Wei­se das voll­zo­gen haben, daß die Men­schen die Fähig­keit ver­lo­ren haben, so etwas zu ver­ste­hen, wie es die Gno­sis des Valen­ti­nus ist, wie der Inhalt der Pis­tis-Sophia-Schrift, wie es der Inhalt des Buches Jeu ist und so wei­ter. Die Men­schen haben ein­fach nicht mehr die Fähig­keit gehabt, inner­halb der abend­län­di­schen Kul­tur so etwas zu ver­ste­hen. Dadurch konn­te allein das, was Weis­heits­gut war, verlorengehen. 


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Hei­li­ger Geist – ist kein ande­rer als der wie­der­erstan­de­ne und jetzt in rei­ne­rer, höhe­rer Glo­rie erstan­de­ne luzi­fe­ri­sche Geist

Hei­li­ger Geist

Aber in dem Momen­te, als der Chris­tus den Chris­tus-Trä­ger ver­las­sen hat­te am Kreu­ze und sich hin­ge­ge­ben der Welt, da hat er die Käl­te des Geis­tes durch­glüht mit sei­nem hei­li­gen Feu­er und dadurch den Geist in den Hei­li­gen Geist verwandelt. 


Alles Bewußt­sein der Welt lebt auch im Men­schen, im abs­trak­ten Den­ken. In sich nennt es der Mensch «Geist», inso­fern es drau­ßen in der schaf­fen­den Natur wirkt, nennt er es «Hei­li­ger Geist». Das ist, was allem Bewußt­sein zugrun­de liegt. Krank­heit gibt es nur im Son­der­sein. Der Geist kann an sich nicht krank sein, son­dern nur, wenn er inkar­niert ist den unte­ren Kör­pern. Das Wort «hei­lig» bedeu­tet «heil sein»; es drückt aus, daß der Geist, der drau­ßen die Welt durch­flu­tet, gesund ist. Daher erhält der, der sich mit dem Hei­li­gen Geist wirk­lich ver­ei­nigt, die Kraft des Hei­lens. Das ist der Geist, der wirkt von Mensch zu Mensch als wirk­li­cher Heiler. 


Am nächs­ten kamen (in ihren Anschau­un­gen) die Gnos­ti­ker noch dem Geis­te, der zunächst als ein bloß Spi­ri­tu­el­les anzu­se­hen ist. Er stellt zwar jetzt ein Spi­ri­tu­el­les dar, aber er muß sich all­mäh­lich ver­wirk­li­chen im mensch­li­chen Zusam­men­le­ben in dem sozia­len Gebil­de, das wäh­rend der Jupi­ter-, Venus-, Vul­kan­zeit ent­steht, wo der Hei­li­ge Geist sich ver­kör­pert, jetzt nicht in einem ein­zel­nen Men­schen, son­dern in der gan­zen Mensch­heit. Aber er ist jetzt erst im Anfang. Doch die Gnos­ti­ker konn­ten am ehes­ten ver­ste­hen, daß etwas nur spi­ri­tu­el­les Dasein hat, (das) nicht in das Mate­ri­el­le ein­greift. Daher lag im Grun­de genom­men dem Gott der Gnos­ti­ker der Hei­li­ge Geist am allernächsten.


Es ist das Wesent­li­che der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che, daß sie vor­zugs­wei­se nur des Hei­li­gen Geis­tes pflegt.


Anthro­po­so­phie möch­te den Weg wei­sen dahin, wo man nicht ver­liert die Erden­wär­me, nicht ver­liert das Erden­licht, wo man den fri­schen Anteil und das fri­sche Inter­es­se behält an allem ein­zel­nen Kon­kre­ten des Irdi­schen, wo man in Lie­be zuge­tan bleibt allem Irdi­schen und den­noch her­auf­stei­gen kann zu jener Höhe der Begrif­fe, wo sich in rei­nen Begrif­fen das Gött­li­che ent­hüllt, das man nun als moder­ner Mensch nicht mehr in sich füh­len kann wie der alte Mensch auf Erden, son­dern zu dem man erst hin­kom­men muß. Das ist die Stim­mung, die in der rich­ti­gen Wei­se emp­fin­den läßt das Geheim­nis von dem Hei­li­gen Geiste. 

Und das ist der Unter­schied im Leben im Geis­ti­gen zwi­schen dem moder­nen Men­schen und dem älte­ren Men­schen. Der älte­re Mensch sog sei­ne Geis­tig­keit aus allen ein­zel­nen Wesen der Natur. Die Wol­ke sprach ihm vom Geis­ti­gen, die Blu­me sprach ihm vom Geis­ti­gen. Der moder­ne Mensch muß durch sei­ne eige­ne Kraft sei­ne kalt und tot gewor­de­nen Begrif­fe ver­le­ben­di­gen, dann gelangt er an jenen Hei­li­gen Geist, durch den er auch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha in der rich­ti­gen Wei­se sehen kann. Der Mensch muß etwas mit­brin­gen, sonst begreift er die­se Ideen nicht rich­tig. Das, was er mit­brin­gen muß, ist die Lie­be.


Der Unter­schied zwi­schen dem, was man im Chris­ten­tum den Hei­li­gen Geist nennt und dem Geist an sich: der Hei­li­ge Geist ist der­je­ni­ge, der oben, vor der Ver­kör­pe­rung, das Selbst­be­wußt­sein hat­te, und der Geist an sich ist der, wel­cher im Men­schen das Ich-Bewußt­sein hat­te. So daß Sie, wenn Sie alle Ich-Bewußts­ei­ne zusam­men­wer­fen und damit auch von dem Ego­is­mus tren­nen wür­den, den Hei­li­gen Geist wie­der­um bekom­men würden. 


Das Ich ist dazu beru­fen, im Lau­fe der Ent­wi­cke­lung mehr und mehr am Ast­ral­leib zu ver­edeln und zu läu­tern. Und so viel der Mensch am astra­li­schen Leib geläu­tert, gerei­nigt und ver­edelt hat, so viel nennt man im eso­te­ri­schen Chris­ten­tum den Hei­li­gen Geist im Men­schen. Man könn­te auch sagen: der­je­ni­ge Teil des Ast­ral­lei­bes, der vom Ich aus gerei­nigt ist, heißt im eso­te­ri­schen Chris­ten­tum: der vom Hei­li­gen Geist ergrif­fe­ne Teil des astra­li­schen Leibes.


Dadurch, daß luzi­fe­ri­sche Geis­ter sich ein­schli­chen in den mensch­li­chen Ast­ral­leib, ist der Mensch her­un­ter­ge­stie­gen in die sinn­li­che Welt, so daß dann auch Ahri­man angrei­fen konn­te im äthe­ri­schen Leib, in der Ver­stan­des­see­le. Nun ist der Chris­tus erschie­nen und damit die­je­ni­ge Kraft, die den Men­schen auch wie­der­um hin­auf­tra­gen kann in die geis­ti­ge Welt. Aber jetzt kann der Mensch, wenn er will, den Chris­tus erken­nen! Jetzt kann sich der Mensch alle Weis­heit sam­meln, um den Chris­tus zu erkennen. 

Wenn der Mensch sich wirk­lich ein­läßt auf die Weis­heit, um zu durch­schau­en, was der Chris­tus ist, dann erlöst er sich und die luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten durch die Chris­tus-Erkennt­nis. Wür­de der Mensch sich bloß sagen: Ich bin zufrie­den damit, daß der Chris­tus da war, ich las­se mich erlö­sen unbe­wußt! dann wür­de der Mensch nie­mals zur Erlö­sung der luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten etwas bei­tra­gen. Die­se luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten (sie­he: Luzi­fer), die dem Men­schen die Frei­heit gebracht haben, geben ihm auch die Mög­lich­keit, die­se Frei­heit jetzt in einer frei­en Wei­se zu benut­zen, um den Chris­tus zu durch­schau­en. Dann wer­den in dem Feu­er des Chris­ten­tums geläu­tert und gerei­nigt die luzi­fe­ri­schen Geis­ter, und es wird das, was durch die luzi­fe­ri­schen Geis­ter an der Erde gesün­digt wor­den ist, aus einer Sün­de in eine Wohl­tat umge­wan­delt wer­den. Die Frei­heit ist errun­gen, aber sie wird als eine Wohl­tat mit hin­ein­ge­nom­men wer­den in die geis­ti­ge Sphäre. 

Daß der Mensch das kann, daß er imstan­de ist, den Chris­tus zu erken­nen, daß Luzi­fer in einer neu­en Gestalt auf­er­steht und sich als der Hei­li­ge Geist mit dem Chris­tus ver­ei­ni­gen kann, das hat der Chris­tus selbst noch als eine Pro­phe­zei­ung denen gesagt, die um ihn waren, als er sag­te: Ihr könnt erleuch­tet wer­den mit dem neu­en Geist, mit dem Hei­li­gen Geist! Des­halb gehört es zum Chris­ten­tum, daß der Geist, der die Men­schen inspi­riert, der Hei­li­ge Geist, zu den Men­schen gesandt wird. Pfings­ten gehört im geis­ti­gen Sin­ne zu Ostern und ist nicht zu tren­nen von Ostern. 

Die­ser Hei­li­ge Geist ist kein ande­rer als der wie­der­erstan­de­ne und jetzt in rei­ne­rer, höhe­rer Glo­rie erstan­de­ne luzi­fe­ri­sche Geist, der Geist der selb­stän­di­gen, der weis­heits­vol­len Erkennt­nis. Die­sen Geist hat Chris­tus sel­ber noch für die Men­schen pro­phe­zeit, daß er erschei­ne nach ihm, und in sei­nem Sin­ne muß fort­ge­wirkt wer­den. Und was wirkt in sei­nem Sin­ne fort? Wenn sie ver­stan­den wird, wirkt in sei­nem Sin­ne fort die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Wel­ten­strö­mung, die Weis­heit des Geis­tes, die­je­ni­ge Weis­heit, die das, was sonst unbe­wußt blei­ben wür­de im Chris­ten­tum, zum vol­len Bewußt­sein heraufhebt. 

Dem Chris­tus trägt vor­an die Fackel der wie­der­erstan­de­ne Luzi­fer, der jetzt zum Guten umge­wan­del­te Luzi­fer. Den Chris­tus sel­ber trägt er. Er ist der Trä­ger des Lich­tes, der Chris­tus ist das Licht. 


Und die­je­ni­gen, wel­che begrif­fen haben, daß der Fort­schritt der Mensch­heit abhängt von dem Begrei­fen des gro­ßen Ereig­nis­ses von Gol­ga­tha, das sind die, wel­che als die Meis­ter der Weis­heit und des Zusam­men­klan­ges der Emp­fin­dun­gen ver­ei­nigt sind in der gro­ßen füh­ren­den Loge der Mensch­heit. Und wie einst­mals als in einem leben­di­gen Wel­ten-Sym­bo­le die feu­ri­gen Zun­gen her­nie­der­schweb­ten auf die Gemein­de, so wal­tet das, was der Chris­tus sel­ber als den hei­li­gen Geist gesandt hat, als das Licht über der Loge der Zwölf. 

Der Drei­zehn­te ist der Füh­rer der Loge der Zwölf. Der Hei­li­ge Geist ist der gro­ße Leh­rer der­je­ni­gen, die wir die Meis­ter der Weis­heit und des Zusam­men­klan­ges der Emp­fin­dun­gen nen­nen. Sie also sind die­je­ni­gen, durch die sei­ne Stim­me und sei­ne Wei­s­tü­mer in die­sem oder jenem Strom auf die Erde zur Mensch­heit her­nie­der­flie­ßen. Was zusam­men­ge­tra­gen wird an Wei­s­tü­mern durch die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Bewe­gung, um die Welt und die Geis­ter dar­in­nen zu ver­ste­hen, das fließt durch den Hei­li­gen Geist in die Loge der Zwölf, und das ist zuletzt das, was die Mensch­heit zum selbst­be­wuß­ten frei­en Ver­ständ­nis des Chris­tus und des Ereig­nis­ses von Gol­ga­tha nach und nach brin­gen wird. 


Und will man die­ses Wesen näher bezeich­nen, von dem im Grun­de genom­men alle ande­ren Wesen, sei­en es die sie­ben hei­li­gen Rishis oder selbst höhe­re Wesen­hei­ten, die gar nicht her­un­ter­stei­gen bis zur phy­si­schen Ver­kör­pe­rung, Send­bo­ten sind. Jene Wesen­heit, die der Leh­rer der hei­li­gen Rishis, die der Leh­rer des Zara­thus­tra, der Leh­rer des Her­mes war, die man als den gro­ßen Leh­rer bezeich­nen kann und die in den ver­schie­dens­ten Epo­chen in der ver­schie­dens­ten Wei­se sich mani­fes­tier­te, die natür­lich für den äuße­ren Blick zunächst tief ver­bor­gen bleibt, bezeich­net man mit einem aus dem Ori­en­ta­li­schen her­aus gepräg­ten Aus­dru­cke als die Gesamt­heit der Bod­hi­s­att­vas. Die christ­li­che Anschau­ung wür­de sie als Hei­li­gen Geist bezeichnen. 


Das (alte) Mon­den­da­sein müs­sen wir nach der geis­ti­gen Sei­te hin betrach­ten. Sei­ne Wesen­hei­ten, die damals Men­schen­stu­fe hat­ten, müs­sen wir beschrei­ben als Wesen, die als unters­tes Glied den Äther­leib hat­ten, als zwei­tes den Ast­ral­leib, dann das Ich, Geist­selbst (Manas), Lebens­geist (Bud­dhi), Geis­tes­mensch (Atma), und dann hat­ten sie noch den Hei­li­gen Geist. Sie hat­ten nicht mehr das neun­te Glied, das nur noch den Son­nen-Feu­er­geis­tern eigen war. Den höchs­ten die­ser Geis­ter des Mon­des, die damals Men­schen­stu­fe hat­ten, nennt man in der christ­li­chen Eso­te­rik den Hei­li­gen Geist. Die gan­ze Schar aber, die zum Hei­li­gen Geist gehör­te, wird in der christ­li­chen Eso­te­rik die Schar der Engel, Ange­loi genannt. 


Die­ser Hei­li­ge Geist ist für uns Men­schen in bezug auf unse­re Zukunfts­ent­wi­cke­lung der Geist der Ent­wi­cke­lung zum frei­en Men­schen, zur frei­en Men­schen­see­le. Der Geist der Frei­heit wal­tet in dem Geist, der sich aus­ge­gos­sen hat über die ers­ten Ver­ste­her des Chris­ten­tums am ers­ten christ­li­chen Pfingst­fest, der Geist, des­sen bedeut­sams­te Eigen­schaft von dem Chris­tus Jesus sel­ber ange­deu­tet wird: «Ihr wer­det die Wahr­heit erken­nen, und die Wahr­heit wird euch frei machen!» Frei wer­den kann der Mensch nur im Geis­te. Solan­ge er abhän­gig ist von dem, wor­in sein Geist als in sei­ner Leib­lich­keit wohnt, so lan­ge bleibt er ein Skla­ve die­ser Leiblichkeit. 


Hat uns der Chris­tus-Impuls im Leben zwi­schen Tod und neu­er Geburt) bis in die Wel­ten­mit­ter­nacht gebracht, und ist die Wel­ten­mit­ter­nacht in geis­ti­ger Ein­sam­keit von der See­le erlebt wor­den, weil das See­len­licht jetzt nicht erstrah­len kann von uns sel­ber aus, ist Wel­ten­fins­ter­nis ein­ge­tre­ten, hat uns der Chris­tus bis dahin geführt, so tritt jetzt aus der Wel­ten­mit­ter­nacht, aus unse­rer Sehn­sucht, ein Geis­ti­ges her­aus, erschaf­fend ein neu­es Wel­ten­licht, über unse­re eige­ne Wesen­heit hin ein Leuch­ten ver­brei­tend, durch das wir uns neu ergrei­fen im Wel­ten­da­sein, durch das wir neu erwa­chen im Weltendasein. 

Den Geist der geis­ti­gen Welt, der uns erweckt, wir ler­nen ihn ken­nen, indem aus der Wel­ten­mit­ter­nacht ein neu­es Licht her­vor­leuch­tet, über unse­re ver­flos­se­ne Mensch­heit erstrah­lend. In dem Chris­tus sind wir gestor­ben – durch den Geist, durch den leib­lo­sen Geist, der mit einem tech­ni­schen Wort der Hei­li­ge Geist genannt wird, das heißt, der ohne den Leib Leben­de, denn das ist mit dem Wort «hei­lig» gemeint, ohne die Schwä­chen eines im Lei­be leben­den Geis­tes, durch die­sen Geist wer­den wir in unse­rer Wesen­heit wie­der­erweckt aus der Wel­ten­mit­ter­nacht heraus. 


Der Chris­tus-Impuls erhält uns bis zur Mit­ter­nachts­stun­de des Daseins die Mög­lich­keit, unser Ich nicht zu ver­ges­sen. Wenn wir die Erin­ne­rung hin­ein­tra­gen bis zur Mit­ter­nachts­stun­de des Daseins, bis dahin, wo der Hei­li­ge Geist an uns her­an­kommt und uns den Rück­blick und den Zusam­men­hang mit unse­rer eige­nen inne­ren Welt wie mit einer äuße­ren Welt gibt, wenn wir die­sen Zusam­men­hang bewahrt haben, dann kann uns der Geist nun­mehr bis zu unse­rer Wie­der­ver­kör­pe­rung lei­ten, die wir dadurch her­bei­füh­ren, daß wir unser Urbild in der geis­ti­gen Welt bilden. 

Jetzt schon ist es not­wen­dig, daß der Mensch gewis­ser­ma­ßen wäh­rend sei­nes Erden­le­bens nicht nur das Aller­not­wen­digs­te über den Chris­tus erfährt, son­dern daß der Chris­tus-Impuls als ein mäch­ti­ger Impuls in sei­ne See­le sich setzt, so daß er ihn noch hin­über­schnellt über die Mit­ter­nachts­stun­de des Daseins. Denn dadurch ver­stärkt sich der Impuls des Geis­tes durch den Impuls des Chris­tus, und wir tra­gen den Impuls des Geis­tes stär­ker durch die zwei­te Hälf­te des Lebens zwi­schen dem Tod und einer neu­en Geburt hin­durch, als wir ihn sonst hin­durch­tra­gen wür­den, wenn der Chris­tus-Impuls nicht wäre.

Was uns übrig bleibt von dem Impuls des Chris­tus, das ver­stärkt den Impuls des Geis­tes. Und dadurch kann auch in unse­re See­le ein sol­cher Impuls des Geis­tes her­ein­ge­bracht wer­den, der dann, wenn wir in die irdi­sche Inkar­na­ti­on ein­tre­ten, eine Kraft ist, die wir nicht ver­brau­chen wie sonst die Kräf­te, die wir mit­brin­gen durch die Geburt, in der irdi­schen Inkar­na­ti­on. Aber das, was wir auf die­se Wei­se als ein Plus bekom­men, als ein Mehr, indem der Chris­tus-Impuls den Geis­tes­im­puls ver­stärkt, das tra­gen wir her­ein ins Dasein, das braucht nun nicht umge­wan­delt wer­den wäh­rend des irdi­schen Erdenlebens. 

Der Geist, er muß stär­ker wir­ken, damit er nicht nur wirkt bis zur Geburt hin und alles aus dem geis­ti­gen Leben her­aus umge­setzt wird in inne­re orga­ni­sie­ren­de Kräf­te, so daß uns nur das biß­chen Bewußt­sein bleibt, das uns Erkennt­nis lehrt über unse­re phy­si­sche Umge­bung und über das, was der Ver­stand ergrei­fen kann, der an das Gehirn gebun­den ist. 

Wür­den wir als Men­schen, indem wir uns der Zukunft ent­ge­gen ent­wi­ckeln, nicht nach und nach einen Über­schuß an Geist, der auf die geschil­der­te Wei­se ent­steht, mit­brin­gen, dann wür­de die Mensch­heit auf der Erde immer mehr dazu kom­men, wäh­rend des irdi­schen Lebens nichts mehr davon zu ahnen, daß es einen Geist gibt. Dann wür­de wäh­rend des Lebens nur der «ungeis­ti­ge Geist», Ahri­man, herr­schen, und die Men­schen wür­den nur wis­sen kön­nen von der sinn­lich-phy­si­schen Welt.

Die Kraft des Geis­tes, die so in die Lei­ber her­ein­kommt, die wird das geis­ti­ge Auge abge­ben, um die geis­ti­gen Wel­ten zu sehen und zu ver­ste­hen. Und auch in ihren irdi­schen Inkar­na­tio­nen wird der Geist auf­leuch­ten: erst bei weni­gen, dann bei mehreren. 


Wäh­rend sich unten das Salz (aus der Lösung) ver­dich­tet, durch­strömt nach oben der Geist des Sal­zes das Was­ser und erfüllt es. Ganz genau eben­so war nicht nur ein phy­si­scher Vor­gang vor­han­den, als das Blut her­aus­rann aus den Wun­den des Erlö­sers, son­dern indem das Blut her­aus­rann, war das wirk­lich beglei­tet von einem geis­ti­gen Vorgange. 

Und die­ser geis­ti­ge Vor­gang besteht dar­in, daß der Hei­li­ge Geist, der da auf­ge­nom­men war bei der Tau­fe, sich mit der Erde ver­band, daß der Chris­tus selbst ein­floß in das Wesen der Erde. 


Durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha ist etwas in die Welt gekom­men, wodurch der Mensch die geis­ti­ge Welt unmit­tel­bar aus den Impres­sio­nen her­aus selbst begrei­fen kann. Das ist das, was wir das Wal­ten des Hei­li­gen Geis­tes in der Welt nen­nen kön­nen, das Wal­ten der Welt­ge­dan­ken in der Welt.


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Hüter der Schwel­le – ist nichts ande­res als unser eige­nes künf­ti­ges Leben

Hüter der Schwelle

Der­je­ni­ge, der bis zu einer gewis­sen Stu­fe der okkul­ten Ent­wick­lung gelangt ist, muß ler­nen, alles, was in ihm noch kar­misch ver­an­lagt ist, Freu­de, Lust, Schmerz und so wei­ter, in der astra­li­schen Außen­welt zu sehen. Wenn Sie im rich­ti­gen Sin­ne geis­tes­wis­sen­schaft­lich den­ken, wer­den Sie sich dar­über klar sein, daß das äuße­re Leben, unser Leib, im gegen­wär­ti­gen Zeit­al­ter wei­ter nichts ist als ein Ergeb­nis, ein Durch­schnitt von zwei Strö­mun­gen, die von ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tun­gen kom­men und ineinandergehen.


Den­ken Sie sich ein­mal eine Strö­mung von der Ver­gan­gen­heit her und eine Strö­mung, die von der Zukunft her­an­kommt, dann haben Sie zwei inein­an­der­ge­hen­de, eigent­lich in jedem Punkt sich durch­kreu­zen­de Strö­mun­gen. Den­ken Sie sich eine rote Strö­mung nach der (einen) Rich­tung und eine blaue Strö­mung nach der (ande­ren) Rich­tung. Und nun den­ken Sie sich in die­sem Durch­schnitt zum Bei­spiel vier ver­schie­de­ne Punk­te. (Dann haben wir in jedem die­ser vier Punk­te) ein Zusam­men­wir­ken die­ser roten und blau­en Strö­mun­gen. (Das ist ein Bild für das Zusam­men­wir­ken von) vier auf­ein­an­der­fol­gen­den Inkar­na­tio­nen, wo in jeder Inkar­na­ti­on uns etwas von der einen (und etwas von der ande­ren) Sei­te entgegenkommt. 

Da kön­nen Sie sich immer sagen, da ist eine Strö­mung, die Ihnen ent­ge­gen­kommt und eine Strö­mung, die Sie mit­brin­gen. Der Mensch fließt zusam­men aus die­sen bei­den Strö­mun­gen. Sie bekom­men eine Vor­stel­lung davon, wenn Sie sich die Sache so den­ken. Heu­te sit­zen Sie hier mit ver­schie­de­nen Erleb­nis­sen, mor­gen wer­den Sie zur sel­ben Stun­de eine ande­re Sum­me von Ereig­nis­sen um sich haben.

Den­ken Sie sich ein­mal die Ereig­nis­se, die Sie bis mor­gen haben wer­den, wären schon alle da. Es wäre dann das­sel­be Erleb­nis, wie wenn Sie in ein Pan­ora­ma bli­cken wür­den. Es wäre so, wie wenn Sie die­sen Ereig­nis­sen ent­ge­gen­gin­gen, wie wenn die­se Ereig­nis­se Ihnen räum­lich ent­ge­gen­kom­men. Stel­len Sie sich also vor, der Strom, der von der Zukunft gegen Sie her­an­kommt, brin­ge Ihnen die­se Ereig­nis­se ent­ge­gen, dann haben Sie in die­sem Strom (ent­hal­ten) die Ereig­nis­se zwi­schen heu­te und mor­gen. Sie las­sen sich von der Ver­gan­gen­heit die Ihnen ent­ge­gen­strö­men­de Zukunft zutra­gen. In jedem Zeit­ab­schnitt ist Ihr Leben ein Durch­schnitt von zwei Strö­mun­gen, von denen die eine von der Zukunft nach der Gegen­wart geht und die ande­re von der Gegen­wart nach der Zukunft. 

Wo sich die Strö­mun­gen tref­fen, tritt eine Stau­ung ein. Alles, was der Mensch noch vor sich hat, muß er als astra­li­sche Erschei­nung vor sich auf­tau­chen sehen. Die­ses ist etwas, was eine unglaub­lich ein­drück­li­che Spra­che spricht. Den­ken Sie sich, daß der Geheim­schü­ler (an den Punkt sei­ner Ent­wi­cke­lung kommt, wo er) hin­ein­bli­cken soll in die astra­le Welt, wo ihm die Sin­ne auf­ge­schlos­sen wer­den, so daß er das, was er noch bis zum Ablau­fe der jet­zi­gen Peri­ode zu erle­ben haben wür­de, als äuße­re Erschei­nung in der astra­len Welt rings um sich auf­tau­chen sehen würde. 

Das ist ein Anblick, der von ganz ein­dring­li­cher Art für jeden Men­schen ist. Wir müs­sen also sagen, es ist eine wich­ti­ge Stu­fe im Ver­lauf der okkul­ten Schu­lung, daß dem Men­schen als astra­li­sches Pan­ora­ma, als astra­li­sche Erschei­nung, das­je­ni­ge ent­ge­gen­tritt, was er noch bis zur Mit­te der sechs­ten Wur­zel­ras­se – denn bis dahin gehen unse­re Inkar­na­tio­nen – zu erle­ben hat. Es erschließt sich ihm der Weg. Kein Geheim­schü­ler wird es anders (erle­ben), als daß er als äuße­re Erschei­nung das ent­ge­gen­tre­ten sieht, was er in der nähe­ren Zukunft bis zur sechs­ten Wur­zel­ras­se (noch) vor sich hat. 

Wenn der Schü­ler bis zur Schwel­le vor­ge­schrit­ten ist, dann tritt an ihn die Fra­ge her­an: Willst Du die­ses alles in der denk­bar kür­zes­ten Zeit durch­le­ben? Denn dar­um han­delt es sich für den­je­ni­gen, der die Ein­wei­hung emp­fan­gen will. Wenn Sie sich das über­le­gen, so haben Sie Ihr eige­nes zukünf­ti­ges Leben in einem Moment als äuße­res Pan­ora­ma vor sich. Das ist wie­der­um das­je­ni­ge, was uns die Anschau­ung des Astra­li­schen cha­rak­te­ri­siert. Dies ist für den einen Men­schen so, daß er sich sagt: Nein, da gehe ich nicht hin­ein. Für den ande­ren dage­gen ist es so, daß er sich sagt: Ich muß hinein. 

Die­sen Punkt der Ent­wi­cke­lung nennt man die «Schwel­le», die Ent­schei­dung, und die Erschei­nung, die man da hat, sich selbst mit allem, was man noch zu erfah­ren und zu erle­ben hat, die nennt man den «Hüter der Schwelle». 

Der Hüter der Schwel­le ist also nichts ande­res als unser eige­nes künf­ti­ges Leben. Wir selbst sind es. Unser eige­nes zukünf­ti­ges Leben liegt hin­ter der Schwel­le. Wie­der­um eine Eigen­tüm­lich­keit der astra­li­schen Erschei­nungs­welt sehen Sie dar­in, daß der­je­ni­ge, dem durch irgend­ein Ereig­nis – und es gibt sol­che Ereig­nis­se im Leben – die astra­li­sche Welt plötz­lich geöff­net wird, zunächst vor etwas Unver­ständ­li­chem ste­hen muß. 

Das ist ein furcht­ba­rer Anblick, der nicht ver­wir­ren­der gedacht wer­den kann für alle die­je­ni­gen Men­schen, auf wel­che, unvor­be­rei­tet, durch irgend­ein Ereig­nis plötz­lich die astra­le Welt her­ein­bricht. Es ist daher im emi­nen­tes­ten Sin­ne gut, das zu wis­sen, was wir jetzt bespro­chen haben, damit man im Fal­le des Her­ein­bre­chens der astra­len Welt weiß, was man zu tun hat. Es kann ein patho­lo­gi­sches Ereig­nis sein, eine Locke­rung zwi­schen dem phy­si­schen Leib und dem Äther­leib oder zwi­schen dem Äther­leib und dem Ast­ral­leib. Durch sol­che Ereig­nis­se kann der Mensch in die Lage ver­setzt sein, unver­mu­tet in die astra­le Welt zu kom­men, in das astra­le Leben einen Ein­blick zu tun. Ist das der Fall, dann kommt er und erzählt, daß er die­se oder jene Erschei­nung sieht. Er sieht es und ver­steht es nicht zu lesen, wie er nicht weiß, daß er sym­me­trisch zu lesen hat, daß er jedes wil­de Tier, das an ihn her­an­kommt, auf­zu­fas­sen hat als die Spie­ge­lung von dem, was in ihm selbst liegt. 

In der Tat, die astra­li­schen Kräf­te und Lei­den­schaf­ten des Men­schen erschei­nen im Kama­lo­ka in den man­nig­fal­tigs­ten For­men der tie­ri­schen Welt. Es ist kein beson­ders schö­ner Anblick, wenn man im Kama­lo­ka die Men­schen sieht, wel­che eben erst ent­kör­pert wor­den sind. In die­sem Augen­blick haben sie noch alle ihre Lei­den­schaf­ten, Trie­be, Wün­sche und Begier­den an sich. Solch ein Mensch im Kama­lo­ka hat zwar sei­nen phy­si­schen Kör­per nicht mehr und auch kei­nen Äther­kör­per mehr, aber in sei­nem Astral­kör­per hat er noch alles das­je­ni­ge, was ihn mit der phy­si­schen Welt ver­bun­den hat, (In der Astral­welt neh­men) die Trie­be und Lei­den­schaf­ten tie­ri­sche Gestal­ten an. 

Solan­ge der Mensch im phy­si­schen Kör­per ver­kör­pert ist, so lan­ge rich­tet sich sein Ast­ral­leib in der Gestalt etwas nach die­sem phy­si­schen Leib. Wenn aber der äuße­re Leib weg ist, dann kom­men die Trie­be, Begier­den und Lei­den­schaf­ten, so wie sie in ihrer tie­ri­schen (Natur) sind, in ihrer eige­nen Gestalt zur Gel­tung, zum Durch­bruch. So ist also der Mensch in der Astral­welt ein Abbild sei­ner Trie­be und Lei­den­schaf­ten. Sich gewöh­nen, sym­me­trisch zu lesen, kann der Mensch am leich­tes­ten, wenn er (es übt an) mathe­ma­ti­schen oder geo­me­tri­schen Vorstellungen.


In allen Geheim­leh­ren gibt es Ein­ge­weih­te. Heu­te erle­ben die­se genau das­sel­be wie damals, indem sie über ihr nie­de­res Ich hin­aus­wach­sen, den geis­ti­gen Wesens­kern in sich ent­wi­ckeln und in die­sem Leben schon Bür­ger einer höhe­ren Welt wer­den. Zu glei­cher Zeit aber wird uns klar­ge­macht, daß in einer gewis­sen Stun­de die gan­ze nie­de­re Natur vor sie hin­tritt. In jedem Men­schen ist eine Sum­me von Lei­den­schaf­ten, Begier­den und Wün­schen, die sei­ner nie­de­ren Natur anhängen. 

Aus alle­dem muß der Mensch erst her­aus. Dann tritt es wie eine Wesen­heit vor ihm auf. Man nennt die­se abge­lös­te Wesen­heit den Hüter der Schwel­le. Als eine Wesen­heit steht neben dem Men­schen sei­ne nie­de­re Natur, und er muß sich ein­mal sagen: Das bist du! Das mußt du able­gen! – Das nennt man bei allen Ein­wei­hun­gen die Höl­len­fahrt. Man hat da Genos­se zu wer­den der höl­li­schen Mäch­te, hin­un­ter­zu­stei­gen in die Tie­fen der Welt, weil der Mensch ein­fach drin­nen­steckt und sei­ne höhe­re Natur nur halb in ihm lebt.

Den Hüter der Schwel­le nennt man die­se Wesen­heit, weil die Men­schen, die sich nicht Mut und die Geis­tes­ge­gen­wart aneig­nen, nicht dar­über hin­aus­kom­men. Die­je­ni­gen, die die Schwel­le über­schrit­ten haben, nennt man Eingeweihte.


War­um steht der Hüter da? Weil die Men­schen­see­le, wenn sie unreif den Schritt in die über­sinn­li­chen Wel­ten hin­ein machen wür­de – was nie­mals auf einem gerech­ten okkul­tis­ti­schen Wege gesche­hen kann –, sich unend­li­che Furcht­sam­keit, unend­li­chem Schre­cken ver­fal­len glau­ben wür­de, weil die Men­schen aus ihrer Klein­heit, aus ihrer Unrei­fe, aus ihrer Lie­be und ihrem Hang zur Sin­nen­welt nicht ertra­gen wür­den, was alles mit dem Ein­tritt in die über­sinn­li­chen Wel­ten zusammenhängt.


Die höhe­re See­le ist eng gebun­den an die tie­ri­sche See­le. Ihre Ver­bin­dung unter­ein­an­der ist es, die die Lei­den­schaf­ten mäßigt, sie ver­geis­tigt und beherrscht nach dem Gra­de der Ver­nunft und des Wil­lens. Die­se Ver­bin­dung hat (die­sen) Vor­teil für den Men­schen. Aber er bezahlt die­sen Vor­teil mit dem Ver­lust sei­ner Hell­sich­tig­keit. Stel­len wir uns eine Flüs­sig­keit von grü­ner Far­be vor, aus Gelb und Blau zusam­men­ge­setzt. Wenn es Ihnen gelingt, sie zu tren­nen, wer­den sie zum Bei­spiel sehen, daß die gel­be Flüs­sig­keit sich auf dem Grund absetzt, wäh­rend die blaue an die Ober­flä­che auf­steigt. Eben­so ver­hält es sich beim Men­schen, wenn der Ein­wei­hungs­weg die tie­ri­sche See­le von der geis­ti­gen See­le trennt. 

Für die höhe­re See­le erfolgt dar­aus die Hell­sich­tig­keit, aber die allein gelas­se­ne tie­ri­sche See­le über­lie­fert sich nun, sofern sie noch nicht durch das Ich gerei­nigt ist, ohne Kon­trol­le dem Exzeß der Lei­den­schaf­ten. Man kann die­se Tat­sa­che häu­fig bei den Medi­en kon­sta­tie­ren. Die Vor­beu­gung gegen die­se Gefahr wird manch­mal in der Ein­wei­hung bezeich­net durch das Wort: der Hüter der Schwelle. 


Man kann sagen, in dem Men­schen ste­cke ein Wesen, das sorg­sa­me Wache hält an der Grenz­schei­de, die bei dem Ein­trit­te in die über­sinn­li­che Welt über­schrit­ten wer­den muß. Die­se im Men­schen (sel­ber) ste­cken­de geis­ti­ge Wesen­heit, die man selbst ist, die man aber so wenig durch das gewöhn­li­che Bewußt­sein erken­nen kann, wie das Auge sich selbst sehen kann, ist der Hüter. Man lernt ihn erken­nen in dem Augen­bli­cke, in wel­chem man er sel­ber nicht nur tat­säch­lich ist, son­dern sich ihm, wie außer ihm ste­hend, wie ein ande­rer gegenüberstellt. 


Die im Berei­che der Sin­nes­welt wirk­sa­men Kräf­te for­men ihn zum sinn­li­chen Men­schen­bil­de. Im Umkreis des Geis­ti­gen ist er noch nicht Mensch; er ist ein Wesen, das sich ima­gi­na­tiv durch die Tier­form aus­drü­cken läßt. Was im sin­nen­fäl­li­gen Dasein des Men­schen an Trie­ben, an Affek­ten, an Gefühls- und Wil­lens­im­pul­sen lebt, das ist inner­halb die­ses Daseins in Fes­seln gehal­ten durch das an den Sin­nes­leib gebun­de­ne Vor­stel­lungs- und Wahr­neh­mungs­le­ben, die selbst ein Ergeb­nis der Sin­nes­welt sind. 

Will der Mensch aus der Sin­nes­welt her­aus­tre­ten, so muß er sich bewußt wer­den, was an ihm außer die­ser Welt nicht mehr durch die Gaben der Sin­nes­welt gefes­selt ist und durch neue Gaben aus der Geis­tes­welt auf den rech­ten Weg gebracht wer­den muß. Der Mensch muß sich schau­en vor der sin­nen­fäl­li­gen Menschwerdung. 


Wenn der Mensch hin­aus­tritt aus sei­nem phy­si­schen Lei­be, dann ist er nicht etwa ein Wesen von einer höhe­ren, edle­ren, rei­ne­ren Form als die­je­ni­ge war, die er gehabt hat im phy­si­schen Leib, son­dern ein Wesen mit all den Unvoll­kom­men­hei­ten, die er sich auf sein Kar­ma gela­den hat. Das alles bleibt unsicht­bar, solan­ge der Lei­be­stem­pel unse­ren Äther­leib und astra­li­schen Leib und unser Ich aufnimmt. 

Es wird sicht­bar in dem Augen­blick, wo wir mit den höhe­ren Glie­dern unse­rer Wesen­heit her­aus­tre­ten aus dem phy­si­schen Lei­be. Wir tre­ten uns sel­ber gleich­sam see­lisch-geis­tig nackt ent­ge­gen, wenn wir beim Her­aus­tre­ten zugleich hell­sich­tig sind; das heißt wir ste­hen uns so vor dem geis­ti­gen Auge, daß wir jetzt wis­sen, um wie­viel wir schlech­ter sind, als das sein wür­de, wenn wir jene Voll­kom­men­heit erreicht hät­ten, wel­che die Göt­ter hat­ten, damit sie schaf­fen konn­ten den Wun­der­bau unse­res phy­si­schen Lei­bes. Wir sehen in die­sem Augen­blick, wie tief wir unter jener Voll­kom­men­heit ste­hen, die uns vor­schwe­ben muß als unser künf­ti­ges Ent­wi­cke­lungs­ide­al. Das ist das Erleb­nis, das ver­bun­den ist mit der Erleuch­tung; das ist das Erleb­nis, das man die Begeg­nung mit dem Hüter der Schwel­le nennt. 


Wie traum­haft stieg bei den Men­schen vor 3–4000 Jah­ren her­auf aus der See­le das Bild des Hüters der Schwel­le, wenn sie in den Schlaf ein­tra­ten. Sie gin­gen an ihm vor­über. Und wie­der­um erschien die­ses Bild, wenn sie aus dem Schlaf in das gewöhn­li­che Leben zurück­kehr­ten. Sie hat­ten nicht eine so deut­li­che War­nung (wie heu­te) beim Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt. 

Dar­in besteht eben gera­de die Fort­ent­wi­cke­lung in der Mensch­heit, daß der Mensch ver­lo­ren hat jenes schla­fen­de, träu­men­de Wach­sein, jenen Zwi­schen­zu­stand zwi­schen Schla­fen und Wachen, durch den er sowohl beim Ein­schla­fen wie beim Auf­wa­chen den majes­tä­ti­schen Hüter der Schwel­le wenigs­tens traum­haft schau­en konn­te. Heu­te geht der Mensch vor­über an die­sem Hüter der Schwel­le beim Ein­schla­fen und Auf­wa­chen. Er igno­riert ihn; er berück­sich­tigt ihn nicht. Und dadurch kommt er in eine ganz unge­ord­ne­te Traum­welt hinein. 


Die Tren­nung zwi­schen Gefühl, Ver­stand und Wil­len (im Ver­lauf der Ein­wei­hung) ruft im Gehirn eine Ver­än­de­rung her­vor, die cha­rak­te­ri­siert ist (bei der christ­li­chen Ein­wei­hung) durch die Dor­nen­krö­nung. Damit sie sich gefahr­los voll­zie­hen kann, ist es nötig, daß die Per­sön­lich­keits­kräf­te genü­gend geschult und voll­kom­men aus­ge­gli­chen sind. Ver­hält es sich nicht so, oder hat der Schü­ler einen schlech­ten Füh­rer, kann die­se Ver­än­de­rung den Wahn­sinn ent­zün­den. Der Wahn­sinn beruht näm­lich auf nichts ande­rem als die­ser Spal­tung, die sich außer­halb des Wil­lens voll­zieht, ohne daß die Ein­heit durch inne­re Wil­lens­kraft wie­der her­ge­stellt wer­den kann.

Im Ver­lauf der Etap­pe, die man in der christ­li­chen Ein­wei­hung die Dor­nen­krö­nung nennt, tritt ein furcht­ein­flö­ßen­des Phä­no­men auf, das die Bezeich­nung Hüter der Schwel­le trägt und das man auch die Erschei­nung des Dop­pel­gän­gers nen­nen könn­te. Das geis­ti­ge Wesen des Men­schen, gebil­det aus sei­nen Wil­lens­strö­mun­gen, sei­nen Wün­schen und sei­nen Ver­stan­des­fä­hig­kei­ten, erscheint als­dann dem Ein­ge­weih­ten als Bild im Traum­be­wußt­sein. Und die­ses Bild ist manch­mal absto­ßend und Schre­cken ein­flö­ßend, denn es ist ein Ergeb­nis sei­ner guten und schlech­ten Eigen­schaf­ten und sei­nes Kar­ma; von die­sem allem ist es die bild­haf­te Per­so­ni­fi­ka­ti­on auf dem Astralplan. 


Indem sich (in der lemu­ri­schen Epo­che, sie­he: Lemu­ria) das rep­ti­li­en­ar­ti­ge mensch­li­che Wesen auf­rich­te­te, wur­de eine nach vorn ganz offe­ne Kopf­bil­dung sicht­bar, aus der eine feu­ri­ge Wol­ke (der Feu­er­atem) her­vor­quoll. Das hat Ver­an­las­sung gege­ben zu der Erzäh­lung vom Lind­wurm, von dem Dra­chen. Das ist die gro­tes­ke Bil­dung, die damals der Mensch selbst war. Der Hüter der Schwel­le, die nie­de­re Natur des Men­schen, erscheint gewöhn­lich auch in einer der­ar­ti­gen Gestalt. Es ist die nie­de­re Natur mit der offe­nen Kopfbildung. 


Das ist der schlim­me Fähr­mann im Toten­buch der Ägyp­ter. Der Mensch muß ihn besie­gen, um sein höhe­res Ich zu fin­den. Der Hüter der Schwel­le, ein Phä­no­men des hell­sich­ti­gen Schau­ens bis in die ältes­ten Zei­ten hin­ein, ist der eigent­li­che Ursprung all der Mythen über den Kampf des Hel­den mit dem Unge­heu­er, des Per­seus und des Hera­kles mit der Hydra, des hei­li­gen Georg und des Sieg­fried mit dem Drachen.

Der vor­zei­ti­ge Ein­tritt der Hell­sich­tig­keit und die plötz­li­che Erschei­nung des Dop­pel­gän­gers oder des Hüters der Schwel­le kann den­je­ni­gen, der nicht alle Vor­be­rei­tun­gen befolgt und alle dem Schü­ler auf­er­leg­ten Vor­sichts­maß­nah­men wahr­ge­nom­men hat, zum Wahn­sinn führen. 


Die Begeg­nung mit dem Hüter der Schwel­le ist eine Tra­gik, ein Lebens­kampf in bezug auf alle Erkennt­nis­be­grif­fe, in bezug auf alle Erkennt­nis­ge­set­ze und in bezug auf alle Zusam­men­hän­ge des Men­schen mit der geis­ti­gen Welt, mit Ahri­man und Luzi­fer. Die­se Lebens­ka­ta­stro­phe muß sich erge­ben, wenn man dem Hüter begeg­nen will. 


Wenn Sie in irgend­ei­nem Momen­te zurück­bli­cken und alles sehen könn­ten, was in Ihrem Ast­ral­lei­be an Mar­ken da ist, die aus­ge­gli­chen wer­den müs­sen, bevor Sie Ihren Auf­stieg in gewis­se Höhen des Okkul­ten machen kön­nen, wür­den Sie Ihr gan­zes Schuld­kon­to sehen. Die­ses nun tritt dem Schü­ler ent­ge­gen und muß ihm ent­ge­gen­tre­ten in einer sinn­bild­li­chen und greif­ba­ren Gestalt – das­je­ni­ge, was wir noch abzu­tra­gen haben, was uns noch hemmt: das unaus­ge­tra­ge­ne Kar­ma. Das ist der Hüter der Schwelle. 


Der Mensch ent­wi­ckelt ja in der gewöhn­li­chen phy­sisch-sinn­li­chen Welt sein Ich, sein Selbst­be­wußt­sein. Die­ses Ich wirkt nun wie ein Anzie­hungs-Mit­tel­punkt auf alles, was zum Men­schen gehört. Alle sei­ne Nei­gun­gen, Sym­pa­thien, Anti­pa­thien, Lei­den­schaf­ten, Mei­nun­gen und so wei­ter grup­pie­ren sich gleich­sam um die­ses Ich her­um. Und es ist die­ses Ich auch der Anzie­hungs­punkt für das, was man das Kar­ma des Men­schen nennt. 

Wür­de man die­ses Ich unver­hüllt sehen, so wür­de man an ihm auch bemer­ken, daß bestimmt gear­te­te Schick­sa­le es noch in die­ser oder den fol­gen­den Ver­kör­pe­run­gen tref­fen müs­sen. Mit alle dem, was so am Ich haf­tet, muß es nun als ers­tes Bild vor die Men­schen­see­le tre­ten, wenn die­se in die see­lisch-geis­ti­ge Welt auf­steigt. Die­ser Dop­pel­gän­ger des Men­schen muß, nach einem Gesetz der geis­ti­gen Welt, vor allem ande­ren als des­sen ers­ter Ein­druck in jener Welt auftreten. 

Man kann das Gesetz, wel­ches da zugrun­de liegt, sich leicht ver­ständ­lich machen, wenn man das Fol­gen­de bedenkt. Im phy­sisch-sinn­li­chen Leben nimmt sich der Mensch nur inso­fern selbst wahr, als er sich in sei­nem Den­ken, Füh­len und Wol­len inner­lich erlebt. Durch inner­li­che Wahr­neh­mung lernt sich der Mensch nur zum Teil ken­nen, (denn) er hat näm­lich etwas in sich, was ihn an einer tie­fer­ge­hen­den Selbst­er­kennt­nis hindert. 

Es ist dies ein Trieb, sogleich, wenn er durch Selbst­er­kennt­nis sich eine Eigen­schaft geste­hen muß und sich kei­ner Täu­schung über sich hin­ge­ben will, die­se Eigen­schaft umzu­ar­bei­ten. Dringt der Mensch aber in sich selbst und hält er sich ohne Täu­schung die­se oder jene sei­ner Eigen­schaf­ten vor, so wird er ent­we­der in der Lage sein, sie an sich zu ver­bes­sern oder aber er wird dies in der gegen­wär­ti­gen Lage sei­nes Lebens nicht kön­nen. In dem letz­te­ren Fal­le wird sei­ne See­le ein Gefühl beschlei­chen, das man als Gefühl des Schä­mens bezeich­nen muß. 


Nun hat ja die­ses Gefühl schon im gewöhn­li­chen Leben eine ganz bestimm­te Wir­kung. Das Schä­men ist eine Kraft, wel­che den Men­schen antreibt, etwas in sein Inne­res zu ver­schlie­ßen und dies nicht äußer­lich wahr­nehm­bar wer­den zu las­sen. Wenn man dies gehö­rig bedenkt, so wird man begreif­lich fin­den, daß die Geis­tes­for­schung einem inne­ren See­l­en­er­leb­nis, das mit dem Gefühl des Schä­mens ganz nahe ver­wandt ist, noch viel wei­ter­ge­hen­de Wir­kun­gen zuschreibt. 

Sie fin­det, daß es in den ver­bor­ge­nen Tie­fen der See­le eine Art ver­bor­ge­nes Schä­men gibt, des­sen sich der Mensch im phy­sisch-sinn­li­chen Leben nicht bewußt wird. Die­ses ver­bor­ge­ne Gefühl wirkt aber in einer ähn­li­chen Art wie das gekenn­zeich­ne­te offen­ba­re des gewöhn­li­chen Lebens: es ver­hin­dert, daß des Men­schen inners­te Wesen­heit in einem wahr­nehm­ba­ren Bil­de vor den Men­schen hin­tritt. Wäre die­ses Gefühl nicht da, so wür­de der Mensch vor sich selbst wahr­neh­men, was er in Wahr­heit ist; er wür­de sei­ne Vor­stel­lun­gen, Gefüh­le und sei­nen Wil­len nicht nur inner­lich erle­ben, son­dern sie wahr­neh­men, wie er Stei­ne, Tie­re und Pflan­zen wahr­nimmt. So ist die­ses Gefühl der Ver­hül­ler des Men­schen vor sich selbst. 

Und damit ist es zugleich der Ver­hül­ler der gan­zen geis­tig-see­li­schen Welt. Denn indem sich des Men­schen eige­ne inne­re Wesen­heit vor ihm ver­hüllt, kann er auch das nicht wahr­neh­men, an dem er die Werk­zeu­ge ent­wi­ckeln soll­te, um die geis­tig-see­li­sche Welt zu erken­nen; er kann sei­ne Wesen­heit nicht umge­stal­ten, so daß sie geis­ti­ge Wahr­neh­mungs­or­ga­ne erhiel­te. Woll­te der Mensch nur einen Schritt machen, um in die­se Welt ein­zu­drin­gen, so ver­birgt das sogleich auf­tre­ten­de, aber nicht zum Bewußt­sein kom­men­de Gefühl des Schä­mens das Stück der geis­tig-see­li­schen Welt, das zum Vor­schein kom­men will. 

Die cha­rak­te­ri­sier­ten Übun­gen (sie­he: Schu­lung) aber schlie­ßen die­se Welt auf. Nun ist (aber) die Sache so, daß jenes ver­bor­ge­ne Gefühl wie ein gro­ßer Wohl­tä­ter des Men­schen wirkt. Denn durch alles das, was man sich ohne geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Schu­lung an Urteils­kraft, Gefühls­le­ben und Cha­rak­ter erwirbt, ist man nicht imstan­de, die Wahr­neh­mung der eige­nen Wesen­heit in ihrer wah­ren Gestalt ohne wei­te­res zu ertra­gen. Man wür­de durch die­se Wahr­neh­mung alles Selbst­ge­fühl, Selbst­ver­trau­en und Selbst­be­wußt­sein verlieren. 


Wer in rich­ti­ger Art zuerst in der phy­si­schen Welt durch sei­nen Ver­stand das Kar­ma­ge­setz begrif­fen hat, der wird nicht beson­ders erbe­ben kön­nen, wenn er nun die Kei­me sei­nes Schick­sa­les ein­ge­zeich­net sieht in dem Bil­de sei­nes Doppelgängers. 

Wer durch sei­ne Urteils­kraft sich bekannt­ge­macht hat mit der Wel­ten- und Mensch­heits­ent­wi­cke­lung und weiß, wie in einem bestimm­ten Zeit­punk­te die­ser Ent­wi­cke­lung die Kräf­te des Luzi­fer in die mensch­li­che See­le ein­ge­drun­gen sind, der wird es unschwer ertra­gen, wenn er gewahr wird, daß in dem Bil­de sei­ner eige­nen Wesen­heit die­se luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten mit allen ihren Wir­kun­gen ent­hal­ten sind.

Man sieht aber hier­aus, wie not­wen­dig es ist, daß der Mensch nicht den eige­nen Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt ver­lan­ge, bevor er durch sei­ne gewöhn­li­che in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ent­wi­ckel­te Urteils­kraft gewis­se Wahr­hei­ten über die geis­ti­ge Welt ver­stan­den hat. 

Außer durch das geschil­der­te Betre­ten der über­sinn­li­chen Welt begeg­net der Mensch noch beim Durch­gang durch den phy­si­schen Tod die­sem Hüter der Schwel­le. Und er ent­hüllt sich nach und nach im Ver­lau­fe des Lebens in der see­lisch-geis­ti­gen Ent­wi­cke­lung zwi­schen dem Tode und einer neu­en Geburt. Da aber kann die Begeg­nung den Men­schen nicht bedrü­cken, weil er da von ande­ren Wel­ten weiß als in dem Leben zwi­schen Geburt und Tod.


Wenn der Geis­tes­schü­ler die Begeg­nung mit dem Hüter hin­ter sich hat, dann ste­hen ihm beim Auf­stieg in über­sinn­li­che Wel­ten wei­te­re Erleb­nis­se bevor. Es wird sich eine Art von Kampf erge­ben gegen den Dop­pel­gän­ger. Der­sel­be wird fort­wäh­rend die Über­hand anstre­ben. Sich in das rech­te Ver­hält­nis zu ihm (zu) set­zen, ihn nichts tun zu las­sen, was nicht unter dem Ein­flus­se des neu­ge­bo­re­nen «Ich» geschieht, das stärkt und fes­tigt aber auch des Men­schen Kräfte. – 

Nun ist es in der höhe­ren Welt mit der Selbst­er­kennt­nis nach einer gewis­sen Rich­tung hin anders als in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt. Wäh­rend in der letz­te­ren die Selbst­er­kennt­nis nur als inne­res Erleb­nis auf­tritt, stellt sich das neu­ge­bo­re­ne Selbst sogleich als see­lisch-äuße­re Erschei­nung dar. Man sieht sein neu­ge­bo­re­nes Selbst wie ein ande­res Wesen vor sich. Aber man kann es nicht ganz wahr­neh­men. Denn wel­che Stu­fe man auch erstie­gen haben mag auf dem Wege in die über­sinn­li­chen Wel­ten hin­auf: es gibt immer noch höhe­re Stufen. 

Auf sol­chen wird man immer noch mehr wahr­neh­men von sei­nem «höhe­ren. Selbst». Nun ist aber die Ver­su­chung unge­heu­er groß, wel­che den Men­schen befällt, wenn er zuerst irgend etwas von sei­nem höhe­ren Selbst gewahr wird, die­ses höhe­re Selbst gleich­sam von dem Stand­punk­te aus zu betrach­ten, wel­chen man in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt gewon­nen hat. Die­se Ver­su­chung ist sogar gut, und sie muß ein­tre­ten, wenn die Ent­wi­cke­lung rich­tig vor sich gehen soll. 

Man muß das betrach­ten, was als der Dop­pel­gän­ger, der Hüter der Schwel­le, auf­tritt, und es vor das höhe­re Selbst stel­len, damit man den Abstand bemer­ken kann zwi­schen dem, was man ist, und dem, was man wer­den soll. Bei die­ser Betrach­tung beginnt der Hüter aber eine ganz ande­re Gestalt anzu­neh­men. Er stellt sich dar als ein Bild aller der Hin­der­nis­se, wel­che sich der Ent­wi­cke­lung des höhe­ren Selbst ent­ge­gen­stel­len. Man wird wahr­neh­men, wel­che Last man an dem gewöhn­li­chen Selbst schleppt. 


Und ist man dann durch sei­ne Vor­be­rei­tun­gen nicht stark genug, sich zu sagen: Ich wer­de hier nicht ste­hen blei­ben, son­dern unab­läs­sig mich zu dem höhe­ren Selbst hin­auf­ent­wi­ckeln, so wird man erlah­men und zurück­schre­cken vor dem, was bevor­steht. Man ist dann in die see­lisch-geis­ti­ge Welt hin­ein­ge­taucht, gibt es aber auf, sich wei­ter­zu­ar­bei­ten. Man wird ein Gefan­ge­ner der Gestalt, die jetzt durch den Hüter der Schwel­le vor der See­le steht. Das Bedeut­sa­me ist, daß man bei die­sem Erleb­nis nicht die Emp­fin­dung hat, ein Gefan­ge­ner zu sein. Man wird viel­mehr etwas ganz ande­res zu erle­ben glauben. 

Die Gestalt, wel­che der Hüter der Schwel­le her­vor­ruft, kann so sein, daß sie in der See­le des Beob­ach­ters den Ein­druck her­vor­bringt, die­ser habe nun in den Bil­dern, wel­che auf die­ser Ent­wi­cke­lungs­stu­fe auf­tre­ten, schon den gan­zen Umfang aller nur mög­li­chen Wel­ten vor sich; man sei auf dem Gip­fel der Erkennt­nis ange­kom­men und brau­che nicht wei­ter zu stre­ben. Statt als Gefan­ge­ner wird man sich so als der uner­meß­lich rei­che Besit­zer aller Wel­ten­ge­heim­nis­se füh­len können.

Die Gestalt, wel­che man auf die­ser Stu­fe der Ent­wi­cke­lung wahr­nimmt, zeigt dem Geis­tes­schü­ler noch etwas ande­res als die­je­ni­ge, in der sich ihm zuerst der Hüter der Schwel­le dar­ge­stellt hat. In die­sem Dop­pel­gän­ger waren wahr­zu­neh­men alle die­je­ni­gen Eigen­schaf­ten, wel­che das gewöhn­li­che Selbst des Men­schen hat infol­ge des Ein­flus­ses der Kräf­te des Luzi­fer.

Nun ist aber im Lau­fe der mensch­li­chen Ent­wi­cke­lung durch den Ein­fluß Luzi­fers die Macht (des Ahri­man) in die Men­schen­see­le ein­ge­zo­gen. Es ist dies die Kraft, wel­che den Men­schen im sinn­lich-phy­si­schen Dasein ver­hin­dert, die hin­ter der Ober­flä­che des Sinn­li­chen lie­gen­den geis­tig-see­li­schen Wesen­hei­ten der Außen­welt wahr­zu­neh­men. Was unter dem Ein­flus­se die­ser Kraft aus der Men­schen­see­le gewor­den ist, das zeigt im Bil­de die Gestalt, wel­che bei den ent­spre­chen­den Erleb­nis­sen auf­tritt. – Wer ent­spre­chend vor­be­rei­tet an die­ses Erleb­nis her­an­tritt, der wird ihm sei­ne wah­re Deu­tung geben; und dann wird sich bald eine ande­re Gestalt zei­gen, die­je­ni­ge, wel­che man den «gro­ßen Hüter der Schwel­le» im Gegen­satz zu dem gekenn­zeich­ne­ten «klei­nen Hüter» nen­nen kann. 

Die­ser teilt dem Geis­tes­schü­ler mit, daß er nicht ste­hen­zu­blei­ben hat auf die­ser Stu­fe, son­dern ener­gisch wei­ter­zu­ar­bei­ten. Er ruft in dem Beob­ach­ter das Bewußt­sein her­vor, daß die Welt, die erobert ist, nur eine Wahr­heit wird und sich in kei­ne Illu­si­on ver­wan­delt, wenn die Arbeit in ent­spre­chen­der Art fort­ge­setzt wird. – Wer aber durch eine unrich­ti­ge Geis­tes­schu­lung unvor­be­rei­tet an die­ses Erleb­nis her­an­tre­ten wür­de, dem wür­de sich dann, wenn er an den gro­ßen Hüter der Schwel­le kommt, etwas in die See­le gie­ßen, was nur mit dem «Gefüh­le eines uner­meß­li­chen Schre­ckens», einer «gren­zen­lo­sen Furcht» ver­gli­chen wer­den kann. 


Wie die Begeg­nung mit dem klei­nen Hüter dem Geis­tes­schü­ler die Mög­lich­keit gibt, sich zu prü­fen, ob er gegen die Täu­schun­gen geschützt ist, wel­che durch Hin­ein­tra­gen sei­ner Wesen­heit in die über­sinn­li­che Welt ent­ste­hen kön­nen, so kann er sich an den Erleb­nis­sen, die zuletzt zu dem gro­ßen Hüter füh­ren, prü­fen, ob er jenen Täu­schun­gen gewach­sen ist, wel­che oben auf die zwei­te gekenn­zeich­ne­te Quel­le zurück­ge­führt wurden. 

Ver­mag er jener gewal­ti­gen Illu­si­on Wider­stand zu bie­ten, wel­che ihm die errun­ge­ne Bil­der­welt als einen rei­chen Besitz vor­gau­kelt, wäh­rend er doch nur ein Gefan­ge­ner ist, so ist er im wei­te­ren Ver­lauf sei­ner Ent­wi­cke­lung auch davor bewahrt, Schein für Wirk­lich­keit zu nehmen.

Der Hüter der Schwel­le wird für jeden ein­zel­nen Men­schen eine indi­vi­du­el­le Gestalt bis zu einem gewis­sen Gra­de anneh­men. Die Begeg­nung mit ihm ent­spricht ja gera­de dem­je­ni­gen Erleb­nis, durch wel­ches der per­sön­li­che Cha­rak­ter der über­sinn­li­chen Beob­ach­tun­gen über­wun­den und die Mög­lich­keit gege­ben wird, in eine Regi­on des Erle­bens ein­zu­tre­ten, die von per­sön­li­cher Fär­bung frei und für jede Men­schen­we­sen­heit gül­tig ist. Wenn der Geis­tes­schü­ler die beschrie­be­nen Erleb­nis­se gehabt hat, dann ist er fähig, in der see­lisch-geis­ti­gen Umwelt das­je­ni­ge, was er sel­ber ist, von dem, was außer ihm ist, zu unterscheiden. 


Wenn der Mensch sei­nen phy­si­schen Leib ver­läßt, in wel­chem er die phy­si­sche Welt zur Umwelt hat, er die ele­men­ta­ri­sche Welt (sie­he: Astral­plan) betritt; und dann, wenn er die­se ele­men­ta­ri­sche Welt zur Umwelt hat, lebt er im äthe­ri­schen Lei­be. Wenn er dann hell­sich­tig aus dem äthe­ri­schen Lei­be her­aus­geht, dann lebt er im astra­li­schen Lei­be und hat zur Umwelt die geis­ti­ge Welt (sie­he: Deva­chan unteres). 

Und der Mensch kann auch aus sei­nem astra­li­schen Lei­be her­aus­ge­hen und kann in sei­nem wah­ren Ich sein. Dann hat er zur Umge­bung die über­geis­ti­ge Welt (sie­he: Deva­chan obe­res). Indem der Mensch in die­se Wel­ten ein­tritt, gelangt er zuletzt zu dem, was er in sei­nen See­len­tie­fen immer hat, zu sei­nem wah­ren Ich, wäh­rend er schon in der geis­ti­gen Welt (unte­rem Deva­chan) zu der Art gelangt, wie in ihr das wah­re Ich, das ande­re Selbst sich offen­bart, näm­lich umhüllt von Gedan­ken­le­be­we­sen­heit. Im Grun­de genom­men tra­gen wir also wie unse­ren stän­di­gen Beglei­ter die­ses wah­re Ich immer in uns. An der Schwel­le zur geis­ti­gen Welt kann sich die­ses wah­re Ich klei­den in alles das, was unse­re Schwä­chen, unse­re Män­gel sind, in alles das, was uns sozu­sa­gen geneigt macht, hän­gen zu blei­ben mit unse­rem gan­zen Wesen an der phy­sisch-sinn­li­chen Welt oder wenigs­tens an der ele­men­ta­ri­schen Welt. 

Und die­ses ande­re Selbst klei­det sich in unse­re Schwä­chen, in all das, was wir eigent­lich ver­las­sen müs­sen und nicht ver­las­sen wol­len, weil wir gewohn­heits­mä­ßig als phy­sisch-sinn­li­che Men­schen dar­an hän­gen, wenn wir die Schwel­le über­schrei­ten wol­len. Wir begeg­nen also eigent­lich an der Schwel­le zur geis­ti­gen Welt einem Geist­we­sen, das sich unter­schei­det von allen ande­ren Geist­we­sen, denen wir in den über­sinn­li­chen Wel­ten begeg­nen kön­nen. Alle ande­ren Geist­we­sen erschei­nen gleich­sam mehr oder weni­ger mit Hül­len, die doch ihrem Eigen­sein mehr ange­mes­sen sind, als es mit den Hül­len des Hüters der Schwel­le der Fall ist. 

Er klei­det sich in das­je­ni­ge, was uns nicht nur Sor­gen und Kum­mer, son­dern oft Abscheu und Wider­lich­keit erweckt. Er klei­det sich in unse­re Schwä­chen, in das, von dem wir sagen kön­nen, wir erbe­ben in Furcht, uns nicht von ihm zu tren­nen, oder auch, wir errö­ten nicht nur, wir ver­ge­hen fast in Scham, wenn wir hin­schau­en müs­sen auf das, was wir sind und in was sich der Hüter der Schwel­le kleidet.


Nun kommt man nicht so leicht an dem Hüter der Schwel­le vor­bei. Man kann sagen: Im Ver­hält­nis zu einer wah­ren, rich­ti­gen Anschau­ung der geis­ti­gen Wel­ten ist es leicht, über­haupt eine Anschau­ung der geis­ti­gen Wel­ten zu gewin­nen. Irgend­wel­che Ein­drü­cke der geis­ti­gen Welt zu haben, ist eigent­lich, beson­ders in unse­rem heu­ti­gen Zeit­punkt, nicht so ganz beson­ders schwie­rig. Aber in die geis­ti­ge Welt so ein­zu­tre­ten, daß man sie in ihrer Wahr­heit schaut, das macht not­wen­dig, wenn es einem viel­leicht auch erst spät auf­be­wahrt ist, die Begeg­nung mit dem Hüter der Schwel­le zu haben, daß man sich doch gut vor­be­rei­tet haben muß, um sie, wenn man sie haben kann, in der rich­ti­gen Wei­se zu erleben. – 

Die meis­ten Men­schen oder wenigs­tens sehr vie­le kom­men sozu­sa­gen bis zum Hüter der Schwel­le. Es han­delt sich aber immer um das wis­sen­de Kom­men zum Hüter der Schwel­le. Unbe­wußt ste­hen wir jede Nacht vor ihm. Und die­ser Hüter der Schwel­le ist eigent­lich ein recht gro­ßer Wohl­tä­ter, daß er sich nicht sehen läßt, denn die Men­schen wür­den ihn nicht ertra­gen. Was wir unbe­wußt in jeder Nacht der Tat­sa­che nach erle­ben, zum Wis­sen zu brin­gen, heißt eigent­lich, die Begeg­nung mit dem Hüter der Schwel­le haben. 

Für gewöhn­lich gehen die Men­schen gera­de so weit, daß sie gera­de bis zu der Gren­ze kom­men, wo sozu­sa­gen der Hüter steht. Die See­le erlebt näm­lich die­sen Augen­blick im Däm­mer­zu­stand zwi­schen Bewußt­heit und Unbe­wußt­heit, sie läßt ihn nicht ganz zum Bewußt­sein kom­men. Die See­le neigt dazu, an der Gren­ze sich sel­ber zu sehen, wie sie ist, wie sie hängt an der phy­si­schen Welt mit ihren Schwä­chen und Män­geln. Aber die See­le kann das nicht ertra­gen, und noch frü­her, als der gan­ze Vor­gang zum Bewußt­sein kom­men kann, betäubt sich sozu­sa­gen die­se See­le das Bewußt­sein durch den Abscheu, den sie hat. Und sol­che Momen­te, wo die See­le ihr Bewußt­sein betäubt, sind die bes­ten Angriffs­punk­te für die ahri­ma­ni­schen Wesenheiten. 

Wir kom­men in der Tat hin zum Hüter der Schwel­le, indem mit einer ganz beson­de­ren Stär­ke und Kraft sich zum Bei­spiel unser Selbst­ge­fühl aus­ge­bil­det hat. Die­ses Selbst­ge­fühl müs­sen wir erstar­ken, wenn wir uns in die geis­ti­ge Welt hin­auf­le­ben wol­len. Mit der Erkraf­tung die­ses Selbst­ge­fühls erkraf­ten sich auch alle Nei­gun­gen und Gewohn­hei­ten, die Schwä­chen und Vor­ur­tei­le, die sonst in der äuße­ren Welt durch Erzie­hung, durch Gewöh­nung, durch die äuße­re Kul­tur in ihren Gren­zen zurück­ge­hal­ten werden. 

An der Schwel­le der geis­ti­gen Welt machen sich von innen her­aus die luzi­fe­ri­schen Impul­se recht gel­tend, und, indem die Men­schen­see­le die Ten­denz hat, sich zu betäu­ben, ver­bin­det sich sogleich Luzi­fer mit Ahri­man, und die Fol­ge ist dann, daß dem Men­schen der Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt ver­wehrt wird. Wenn aber eine beson­de­re Gier da ist, in die geis­ti­ge Welt hin­ein­zu­kom­men, dann nascht man an der geis­ti­gen Welt. Und das, was man genascht hat, ver­dich­tet Ahri­man, daß es ganz nach den Mus­tern von phy­si­schen Ein­drü­cken aussieht. 

Kurz, er hat Hal­lu­zi­na­tio­nen, Illu­sio­nen, er glaubt vor einer geis­ti­gen Welt zu ste­hen. Und das, was er da genascht hat, ver­dich­tet sich zu dem, was durch­aus wah­re Bil­der der geis­ti­gen Welt ent­hal­ten kann, aber was das Wich­tigs­te nicht ent­hält, wodurch die See­le ein kla­res Anschau­en über die Wahr­heit und den Wert des­sen, was sie sieht, haben kann.


Es steht abends, wenn wir ein­schla­fen ein Hüter, das ist der gro­ße Hüter der Schwel­le, der uns nicht hin­ein­läßt in die geis­ti­ge Welt (Makro­kos­mos) solan­ge wir unreif sind. 


In dem Augen­blick, wo der Mensch des Mor­gens auf­wacht, tritt er eigent­lich ein in das Tor der eige­nen Wesen­heit (Mikro­kos­mos). An die­sem Tor steht ein Wäch­ter; die­ser Wäch­ter ist der klei­ne Hüter der Schwel­le. Er läßt den Men­schen nicht ein­tre­ten in die eige­ne Wesen­heit (in den Mikro­kos­mos), son­dern lenkt ihn sogleich in die äuße­re Welt ab. Jeden Mor­gen trifft der Mensch die­sen klei­nen Hüter der Schwelle. 


Wenn wir allen äuße­ren Ein­drü­cken Still­stand gebie­ten, dann kom­men wir vor­bei an dem klei­nen Hüter der Schwelle. 


In ganz ande­rer Wei­se wer­den Angst und Besorg­nis­zu­stän­de (bei der Begeg­nung mit dem Hüter) über­wun­den, wenn man vor­her durch das Erfas­sen der Erzäh­lun­gen der höhe­ren Wel­ten hin­durch­ge­gan­gen ist, als wenn dies nicht gesche­hen ist. Dann aber, wenn der Mensch die­ses Erleb­nis gehabt hat, daß er sich selbst gegen­über­ge­tre­ten ist, daß er also dem Hüter der Schwel­le begeg­net ist, dann beginnt für ihn die Welt eine ganz ande­re zu wer­den; dann erfah­ren in einer gewis­sen Bezie­hung alle Din­ge der Welt eine neue Gestalt.


Die zwei War­nun­gen (des Hüters) sind sehr ver­schie­den. Beim Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt spricht der Hüter der Schwel­le: Ver­giß für die Momen­te dei­nes geis­ti­gen Erken­nens die phy­sisch-sinn­li­che Welt. Für den Aus­tritt aus der geis­ti­gen in die phy­sisch-sinn­li­che Welt spricht der Hüter: Ver­giß nie­mals, erin­ne­re dich stets auch wie­der­um in der phy­sisch-irdi­schen Welt dei­ner Erfah­run­gen in der geis­tig-himm­li­schen Welt.


Die Begrif­fe und Ideen, mit denen der Mensch heu­te auf­wach­sen muß, sie haben die Eigen­tüm­lich­keit: wenn man mit ihnen, so wie man mit ihnen gewor­den ist durch die gegen­wär­ti­ge Zivi­li­sa­ti­on und Schu­le, in die geis­ti­ge Welt ein­tritt, wird man see­lisch para­ly­siert. Denn so ist die Welt der abs­trak­ten Ideen, die der Mensch heu­te anknüpft an alles: man kann mit ihnen hin­ein in die geis­ti­ge Welt, aber nicht wie­der mit ihnen her­aus. Und wenn man die­se Sze­ne sieht, die wirk­lich heu­te im Schla­fe mehr See­len erle­ben, als man gewöhn­lich glaubt, dann sagt man sich: Oh, wenn es nur gelän­ge, die­se See­len davor zu behü­ten, daß, was sie im Schla­fe erle­ben, sie nicht auch im Tode erle­ben müssen. 

Denn wenn der Zustand, der so erlebt wird vor dem Hüter der Schwel­le, lan­ge genug fort­dau­ern wür­de, das heißt, wenn die mensch­li­che Zivi­li­sa­ti­on lan­ge unter dem­je­ni­gen blie­be, was man heu­te in den Schu­len auf­neh­men, durch die Zivi­li­sa­ti­on über­lie­fert erhal­ten kann, dann wür­de aus dem Schla­fe Leben wer­den. Die Men­schen­see­len wür­den hin­über­ge­hen durch die Pfor­te des Todes in die geis­ti­ge Welt, aber nicht wie­der eine Kraft der Ideen in das nächs­te Erden­le­ben brin­gen kön­nen. Zuletzt wür­de das bewir­ken, daß ein Men­schen­ge­schlecht in der Zukunft gebo­ren wür­de, wel­ches kei­nen Ver­stand, kei­ne Mög­lich­keit, Ideen im Leben anzu­wen­den, in die­sen künf­ti­gen Erden­le­ben zei­gen, und das Den­ken, das Leben in Ideen wür­de von der Erde ver­schwin­den. Ein krank­haf­tes, bloß instink­ti­ves Men­schen­ge­schlecht wür­de die Erde bevöl­kern müssen. 


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Ich – ist die Gren­ze zwi­schen dem Geist von außen und dem Geist, der im Men­schen lebt

Ich

Der Mensch glie­dert sich im wesent­li­chen in drei Tei­le: Indem wir die drei unte­ren Glie­der und die drei obe­ren ver­bin­den, haben wir in der Mit­te das Ich. Das Ich ist das, was an bei­den, dem Irdi­schen und dem Gött­li­chen, Anteil hat. Das durch­dringt den Äther­leib und den Ast­ral­leib. Die­ses Ich bezeich­nen wir als See­le. Das eigent­li­che unsterb­li­che Inne­re des Men­schen, Atma, Bud­dhi, Manas, bezeich­nen wir als Geist. Durch die­se drei Glie­der sei­ner Natur ist der Mensch ein Bür­ger von drei Wel­ten zugleich. 


Das Wort Ich nimmt ja unter allen Wor­ten der mensch­li­chen Spra­che eine beson­de­re Stel­lung ein. Unge­fähr im drit­ten Lebens­jahr lernt der Mensch die­ses Wort gebrau­chen. Das ist aber ein Alter, in wel­chem noch kein eigent­li­ches Ich-Bewußt­sein vor­han­den ist. Daher lernt man die­ses Wort zunächst nur auto­ma­tisch spre­chen. Erst im 21. Lebens­jahr fin­det die Geburt des Ich statt. Was da zum Vor­schein kommt, ist dann aber immer noch das gan­ze Leben hin­durch nicht das wah­re Ich. Ihm begeg­net man als gewöhn­li­cher Mensch erst wie­der nach dem Tode. So gebraucht jeder Mensch bis zu sei­nem Tode das Wort «Ich» doch immer nur pro­vi­so­risch. Die­ses pro­vi­so­ri­schen Gebrau­ches des Wor­tes «Ich» muß sich der Meditant ganz beson­ders bewußt wer­den. Er muß ler­nen, daß er erst all­mäh­lich den Weg zu dem wah­ren Ich fin­den muß, indem er zunächst lernt, es durch alle sei­ne drei Hül­len hin­durch zu erleben.


Das Ich ist gewis­ser­ma­ßen eine Art Punkt, der die See­l­en­er­leb­nis­se zusammenfaßt. 


Das geis­ti­ge Zen­trum des Men­schen (ist) das Ich –, wenn wir gelernt haben, uns zur Ich-Vor­stel­lung auf­zu­schwin­gen –, das alle unse­re Vor­stel­lun­gen beglei­tet, das geheim­nis­vol­le Zen­trum alles Erlebens.


Im Lau­fe der Kind­heits­ent­wi­cke­lung tritt im Leben des Men­schen der Augen­blick ein, in dem er sich zum ers­ten Mal als ein selb­stän­di­ges Wesen gegen­über der gan­zen übri­gen Welt emp­fin­det. Durch das Selbst­be­wußt­sein bezeich­net sich der Mensch als ein selb­stän­di­ges, von allem übri­gen abge­schlos­se­nes Wesen, als «Ich». Im «Ich» faßt der Mensch alles zusam­men, was er als leib­li­che und see­li­sche Wesen­heit erlebt. Leib und See­le sind die Trä­ger des Ich; in ihnen wirkt es. Wie der phy­si­sche Kör­per im Gehirn, so hat die See­le im Ich ihren Mittelpunkt.


Die Ich-Orga­ni­sa­ti­on, das eigent­li­che Ich im Men­schen, wie er heu­te ist, der Emp­fän­ger der Sin­nes­ein­drü­cke ist. Die Sin­nes­ein­drü­cke ersterben wie­der­um, wenn die Ich-Orga­ni­sa­ti­on her­aus­schlüpft aus dem phy­si­schen und dem Ätherleib. 


Die Sin­nes­er­schei­nun­gen offen­ba­ren sich dem Ich von der einen, der Geist von der ande­ren Sei­te. Leib und See­le geben sich dem Ich hin, um ihm zu die­nen; das Ich aber gibt sich dem Geis­te hin, daß er es erfül­le. Das Ich lebt in Leib und See­le; der Geist aber lebt im Ich. Und was vom Geis­te im Ich ist, das ist ewig.


Das Ich ist die Gren­ze zwi­schen dem Geist von außen und dem Geist, der im Men­schen lebt. 


Man kann die Ver­stan­des­see­le, weil sie an der Ich-Natur Teil hat, weil sie in einer gewis­sen Bezie­hung schon das «Ich» ist, das sich sei­ner Geist­we­sen­heit nur noch nicht bewußt ist, als «Ich» schlecht­weg bezeichnen. 


Die­ser geis­tig-see­li­sche Wesens­kern, den wir zusam­men­fas­sen in sei­nem Mit­tel­punkt, wenn wir «Ich» oder «Ich bin» sagen, ist ein­ge­bet­tet in den Astral‑, Äther- und phy­si­schen Leib. So wie der Mensch jetzt in der Welt lebt, leben wir eigent­lich, wenn wir inner­lich leben, in unse­rem Ich; denn alle See­len­tä­tig­kei­ten sind bei dem wachen Men­schen mit dem Ich in irgend­ei­ner Wei­se ver­knüpft, erschei­nen gleich­sam alle auf dem Hin­ter­grun­de des Ich. 


Das Ich erhält Wesen und Bedeu­tung von dem, womit es ver­bun­den ist. Inso­fern es im phy­si­schen Kör­per lebt, ist es den mine­ra­li­schen Geset­zen, durch den Äther­leib ist es den Geset­zen der Fort­pflan­zung und des Wachs­tums, ver­mö­ge der Emp­fin­dungs- und Ver­stan­des­see­le den Geset­zen der see­li­schen Welt unter­wor­fen; inso­fern es das Geis­ti­ge in sich auf­nimmt, ist es den Geset­zen des Geis­tes unter­wor­fen. Das Ich lebt in der See­le. Wenn auch die höchs­te Äuße­rung des Ich der Bewußt­seins­see­le ange­hört, so muß man doch sagen, daß die­ses Ich von da aus­strah­lend die gan­ze See­le erfüllt und durch die See­le sei­ne Wir­kung auf den Leib äußert. Es strahlt der Geist in das Ich und lebt in ihm als in sei­ner Hül­le, wie das Ich in Leib und See­le als sei­nen Hül­len lebt 


Das Ich erwacht in der Bewußt­seins­see­le. Die Bewußt­seins­see­le und das Geist­selbst, Manas ver­schmel­zen durch die selbst­ei­ge­ne Tätig­keit des «Ich» zu einem Ganzen. 


Das eigent­li­che Wesen des Ich ist von allem Äuße­ren unab­hän­gig; des­halb kann ihm sein Name auch von kei­nem Äuße­ren zuge­ru­fen wer­den. Jene reli­giö­sen Bekennt­nis­se, wel­che mit Bewußt­sein ihren Zusam­men­hang mit der über­sinn­li­chen Anschau­ung auf­recht­erhal­ten haben, nen­nen daher die Bezeich­nung «Ich» den «unaus­sprech­li­chen Namen Got­tes». Denn gera­de auf das Ange­deu­te­te wird gewie­sen, wenn die­ser Aus­druck gebraucht wird. Kein Äuße­res hat Zugang zu jenem Teil der mensch­li­chen See­le, der hier­mit ins Auge gefaßt ist. Hier ist das ver­bor­ge­ne Hei­lig­tum der See­le. Nur ein Wesen kann da Ein­laß gewin­nen, mit dem die See­le glei­cher Art ist. «Der Gott, der im Men­schen wohnt, spricht, wenn die See­le sich als Ich erkennt.» Die­se Anschau­ung sagt durch­aus nicht, daß das Ich Gott sei, son­dern nur, daß es mit dem Gött­li­chen von einer­lei Art und Wesen­heit ist. Wie der Trop­fen sich zum Meer ver­hält, so ver­hält sich das Ich zum Göttlichen. 


Es ist die unzer­stör­ba­re mensch­li­che Indi­vi­dua­li­tät, die das Wis­sen vom Auf­bau der ande­ren Wesens­glie­der in sich birgt. Es ist das unaus­sprech­ba­re glei­cher­wei­se mensch­li­che und gött­li­che Ich. Es ist die Ein­heit der vier Ele­men­te, die Pytha­go­ras unter dem Zei­chen des Tetra­gramms ver­ehrt hat. 


Wenn wir das Wört­chen Ich aus­spre­chen, so mei­nen wir doch das­je­ni­ge in unse­rer Wesen­heit, das weder von unse­rem phy­si­schen Lei­be, noch von unse­rem äthe­ri­schen Kör­per, noch von unse­rem astra­li­schen Kör­per, inso­fern wir durch die­se ein Glied des Kos­mos sind, umfaßt wird, son­dern was eine inner­li­che, auf sich selbst gestell­te Wesen­heit ist. Die­se Wesen­heit füh­len wir als eine beson­de­re Welt, als der gött­li­chen Welt ange­hö­rig, von wel­cher der Kos­mos nur der äuße­re Abglanz, das äuße­re Abbild ist. Wir füh­len als Men­schen, indem wir uns als Ich anspre­chen, daß die­se Wesen­heit mit all dem, was im Kos­mos ent­hal­ten ist, eigent­lich nur umklei­det ist, und daß auch die­se phy­sisch-sinn­li­che Kör­per­lich­keit eine Umklei­dung des eigent­li­chen Wesens ist. 


Nir­gends außer in Mit­tel­eu­ro­pa wird «Ich» gesagt, wenn man sei­ne eige­ne Wesen­heit meint. Es ist durch den Volks­geist, der sich als Sprach­geist mani­fes­tiert, die gan­ze Evo­lu­ti­on so gelenkt wor­den, daß es all­mäh­lich dazu­ge­kom­men ist, die eige­ne Wesen­heit aus­zu­drü­cken mit dem Wort Ich. Aber Ich, I‑Ch, ist Jesus Chris­tus. Dadurch, daß in dem «Ich» Jesus­Chris­tus in sei­nen Anfangs­buch­sta­ben aus­ge­spro­chen wird, ist das sinn­bild­lich aus­ge­drückt, was im mit­tel­eu­ro­päi­schen Geis­tes­we­sen liegt, wie es intim ver­bun­den ist mit dem inner­lichs­ten Erleben.


So wirkt der Volks­geist, inspi­rie­rend das Volk, um in cha­rak­te­ris­ti­schen Wor­ten aus­zu­drü­cken, was die zugrun­de lie­gen­den Tat­sa­chen sind. 


Der ers­te christ­li­che Ein­ge­weih­te Euro­pas, Ulfi­las (des 4. Jahr­hun­derts), hat es in die deut­sche (damals goti­sche) Spra­che selbst hin­ein­ge­legt, daß der Mensch in der Spra­che das Ich fand. Es sind die Ein­ge­weih­ten, wel­che die Spra­che geschaf­fen haben. So wie man im Sans­krit das AUM für die Tri­ni­tät hat, haben wir für das Inne­re des Men­schen das Zei­chen ICH. Dadurch war ein Mit­tel­punkt geschaf­fen wor­den, durch den die Lei­den­schaf­ten der Welt sich in Rhyth­mus ver­wan­deln kön­nen. Sie müs­sen sich durch das Ich rhyth­mi­sie­ren. Die­ser Mit­tel­punkt ist wört­lich der Christus. 


Das Ich ist es auch, wel­ches Kar­ma erlei­det und Kar­ma bildet. 


Für das Ich bedeu­ten Erin­ne­rung und Ver­ges­sen etwas durch­aus Ähn­li­ches wie für den Ast­ral­leib Wachen und Schlaf. 


Das Ich muß gera­de, damit es sich in sei­ner Ver­ein­ze­lung voll erfas­sen kann, sich abschlie­ßen von allem, was an spi­ri­tu­el­len Impul­sen unmit­tel­bar zur See­le dringt. 


Daß wir unser Ich emp­fin­den, füh­len, das rührt davon her, daß die­ser Lebens­lauf stück­wei­se immer unter­bro­chen ist. Das Ich ist ent­leert wor­den für den Men­schen der Gegen­wart sei­nes hell­se­he­risch-ata­vis­ti­schen Inhal­tes, der die Men­schen abge­lau­fe­ner Epo­chen getra­gen hat, der sie durch­drun­gen hat mit der Über­zeu­gung, daß sie ein Gemein­sa­mes haben mit einem Gött­li­chen, daß sie zusam­men­hän­gen mit einem Gött­li­chen. Heu­te ist das Ich ent­leert von die­sen ata­vis­tisch-hell­se­he­ri­schen Schau­un­gen, und wenn wir zurück­bli­cken auf das Ich, ist es gewis­ser­ma­ßen mehr oder weni­ger nur ein Punkt in unse­rem See­len­le­ben. Es ist für jeden der Inhalt die­ses Ich ein fes­ter Stütz­punkt, aber eben nur ein Punkt.

Damit das Ich wie­der­um Inhalt bekom­me, ragt seit dem letz­ten Drit­tel des 19. Jahr­hun­derts die Geist­welt so mäch­tig in unse­re sinn­li­che Welt her­ein; des­halb ist es, daß die geis­ti­ge Welt in ihren Offen­ba­run­gen in einer neu­en Art wie­der­um her­ein will in unser phy­si­sches Dasein. Und was wir auf dem Boden der anthro­po­so­phisch ori­en­tier­ten Geis­tes­wis­sen­schaft wol­len, das ist: alles das wil­lig auf­zu­neh­men und in For­men zu klei­den, die es mensch­lich mit­teil­bar machen, was her­ein­will durch spi­ri­tu­el­le Offen­ba­run­gen aus einer ande­ren, aber doch die­se (unse­re nor­ma­le) Welt tra­gen­den Welt. 


In unse­rer Zeit soll sich unser Ich mit einem neu­en, voll­be­wußt auf­ge­nom­me­nen geis­ti­gen Inhalt erfül­len, der uns wie­der­um das Band abgibt, das unse­re See­le mit der gött­li­chen See­len­we­sen­heit ver­bin­det. Die Men­schen der Vor­zeit haben das ata­vis­ti­sche Hell­se­hen gehabt, und was als letz­te Erb­schaft des ata­vis­ti­schen Hell­se­hens geblie­ben ist, das ist das abs­trak­te Nach­den­ken, das abs­trak­te Wis­sen der Men­schen der Gegen­wart. Ver­dünnt aus dem frü­he­ren ata­vis­ti­schen Hell­se­hen ist dies geblie­ben. Der Mensch der Gegen­wart kann das Gefühl haben, daß die­se logisch-dia­lek­ti­sche Ver­dün­nung des alten ata­vis­ti­schen (Wis­sens), sein See­len­haf­tes nicht mehr zu tra­gen ver­mag. Dann wird er die Sehn­sucht emp­fan­gen, etwas Neu­es in das Ich her­ein­zu­be­kom­men. In alten Zei­ten haben die Men­schen die hell­se­he­ri­schen Offen­ba­run­gen gehabt und sie haben sie nicht ver­stan­den; sie haben sie erst spä­ter ver­ste­hen gelernt. Heu­te muß der Mensch zuerst ver­ste­hen, muß anstren­gen sei­ne Intel­lek­tua­li­tät, muß anstren­gen sei­nen Ver­stand, und wenn er ihn anstrengt durch das, was in der Geis­tes­wis­sen­schaft vor­liegt, dann wird die Mensch­heit sich hin­ent­wi­ckeln wie­der­um zum hell­se­he­ri­schen Auf­neh­men des Geistigen.


Das Ich hat, inso­fern es als bewuß­tes Ich auf­tritt, zum Werk­zeug das Blut­sys­tem; inso­fern es vor­ge­bil­det ist als Form, als Gestalt, liegt ihm zugrun­de ein kos­mi­sches Kraft­sys­tem, das hin­drängt zur Ich-Orga­ni­sa­ti­on, zur fes­ten Ich-Gestal­tung, und das sich am tiefs­ten zum Aus­druck bringt in unse­rem Knochensystem. 


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Intui­ti­on – Die Wahr­neh­mung des eige­nen Ich ist das Vor­bild für alle intui­ti­ve Erkenntnis.

Intui­ti­on

Intui­ti­on ist das im rein Geis­ti­gen ver­lau­fen­de bewuß­te Erle­ben eines rein geis­ti­gen Inhal­tes. Nur durch eine Intui­ti­on kann die Wesen­heit des Den­kens erfaßt werden.


Die Intui­ti­on wird nicht durch logi­sches Den­ken, nicht durch kom­bi­nie­ren­des Den­ken erhal­ten, son­dern eine Wahr­heit steht unmit­tel­bar vor dem Geis­te des Betref­fen­den. Er weiß sie. Man braucht sie ihm nicht zu beweisen. 


In dem glei­chen Sin­ne, wie die Offen­ba­rung des Kör­per­li­chen Emp­fin­dung heißt, sei die Offen­ba­rung des Geis­ti­gen Intui­ti­on genannt. Der ein­fachs­te Gedan­ke ent­hält schon Intui­ti­on, denn man muß sei­ne Offen­ba­rung aus dem Geis­te durch das Ich empfangen. 


Das­je­ni­ge, was aus der geis­ti­gen Welt durch die Intui­ti­on sich in vol­ler Wirk­lich­keit für die über­sinn­li­che Erkennt­nis ent­hüllt, sich in sei­ner nie­ders­ten Offen­ba­rung dem Geist­selbst, Manas so ankün­digt wie das äuße­re Dasein der phy­si­schen Welt in der Empfindung. 


Die heu­ti­ge Wis­sen­schaft kennt den Begriff des Intui­ti­ven über­haupt nur auf dem Fel­de der Mathe­ma­tik. Allein die­se ist unter unse­ren Wis­sen­schaf­ten eine auf rei­ner inne­rer Anschau­ung beru­hen­de Erkennt­nis. Nun aber gibt es eine sol­che inne­re Anschau­ung nicht nur für Raum­grö­ßen und Zah­len, son­dern auch für alles ande­re. Goe­the hat zum Bei­spiel auf dem Gebie­te der Bota­nik eine sol­che intui­ti­ve Wis­sen­schaft zu begrün­den ver­sucht. Sei­ne Urpflan­ze (bei­spiels­wei­se) in ihren ver­schie­de­nen Meta­mor­pho­sen beruht auf inne­rer Anschauung. 


Das Leben der Din­ge in der See­le ist nun die Intui­ti­on. Es ist eben ganz wört­lich zu neh­men, wenn man von der Intui­ti­on sagt: man kriecht durch sie in alle Din­ge hin­ein. – Im gewöhn­li­chen Leben hat der Mensch nur eine Intui­ti­on, das ist die­je­ni­ge des «Ich» sel­ber. Denn das Ich kann auf kei­ne ande­re Wei­se von außen wahr­ge­nom­men wer­den, es kann nur im Inne­ren erlebt werden. 

Die Wahr­neh­mung des eige­nen Ich ist das Vor­bild für alle intui­ti­ve Erkennt­nis. Um so in die Din­ge hin­ein­zu­kom­men, muß man aller­dings erst aus sich selbst her­aus­tre­ten. Man muß selbst­los wer­den, um mit dem Selbst, dem Ich einer ande­ren Wesen­heit zu verschmelzen. 


Das­je­ni­ge, was sich dun­kel, ahnungs­voll für den Men­schen im Gewis­sen kund­gibt, ein Abglanz ist, gewis­ser­ma­ßen ein Schat­ten­bild des Höchs­ten, das nun erst in der wah­ren Intui­ti­on, in der höchs­ten dem Men­schen zunächst als Erden­men­schen mög­li­chen Erkennt­nis­art erscheint. Der Mensch hat wirk­lich als Erden­mensch etwas von dem Unters­ten (der land­läu­fi­gen Intui­ti­on), und wie­der­um ein Schat­ten­bild des Obers­ten, das erst in der Intui­ti­on erreich­bar ist. Gera­de die mitt­le­ren Gebie­te feh­len ihm zunächst voll­stän­dig als Erdenmenschen. 

Die muß er sich erwer­ben: Ima­gi­na­ti­on und Inspi­ra­ti­on. Die Intui­ti­on in der rei­nen, gera­de in der sitt­li­chen Emp­fin­dung, im Inhalt des sitt­li­chen Gewis­sens ein irdi­sches Abbild des­je­ni­gen, was dann als Intui­ti­on auf­tritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein Initi­ier­ter, Erken­nen­der zu einem wirk­li­chen intui­ti­ven Erken­nen der Welt auf­steigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Natur­ge­set­zen kennt, so inner­lich, so mit ihm ver­bun­den, wie für ihn als Erden­men­schen sonst nur die sitt­li­che Welt ist. 

Und das ist gera­de das Bedeut­sa­me in der Men­schen­we­sen­heit auf Erden, daß wir wie mit einem inners­ten dunk­len Erah­nen hän­gen an dem Aller­höchs­ten, was wie­der­um nur der ent­wi­ckel­ten Erkennt­nis in sei­ner wah­ren Gestalt zugäng­lich ist. Nur durch die höchs­te Aus­bil­dung und Ver­geis­ti­gung der Lie­be­fä­hig­keit kann das­je­ni­ge errun­gen wer­den, was in Intui­ti­on sich offenbart. 

Es muß dem Men­schen mög­lich wer­den, die Lie­be­fä­hig­keit zu einer Erkennt­nis­kraft zu machen. Wir berei­ten uns schon gut auf die­se ver­geis­tig­te Lie­be­fä­hig­keit vor, wenn wir uns in einer gewis­sen Wei­se los­rei­ßen von unse­rem Hän­gen an den äuße­ren Din­gen, wenn wir zum Bei­spiel zur regel­mä­ßi­gen Übung machen, die Din­ge, die wir erlebt haben, nicht in der Erleb­nis­fol­ge vor­zu­stel­len, son­dern rück­wärts verlaufend. 

Wir müs­sen eine bedeu­ten­de, rein aus dem Innern her­aus­ge­hol­te Kraft­an­stren­gung voll­brin­gen, um rein rück­wärts vor­zu­stel­len. Dadurch rei­ßen wir die inne­re Tätig­keit unse­rer See­le los von dem Gän­gel­ban­de, an dem wir sonst fort­wäh­rend gezo­gen wer­den, und dadurch brin­gen wir die­ses inne­re geis­tig-see­li­sche Erle­ben all­mäh­lich bis zu jenem Punkt, wo sich das Geis­tig-See­li­sche wirk­lich los­reißt vom Kör­per­li­chen und auch vom Ätherischen.


Was man als drit­te Stu­fe der geis­ti­gen Erkennt­nis errin­gen kann, das erlangt man dann, wenn man voll­stän­dig gewahr wird – es wird das in einem bestimm­ten Zeit­punk­te der see­li­schen Ent­wi­cke­lung auf­tre­ten –, daß man ein ande­rer ist, daß man wirk­lich einen inne­ren Beob­ach­ter in sich gefun­den hat durch die Anstren­gun­gen, die man gemacht hat durch Ima­gi­na­ti­on und Inspi­ra­ti­on hindurch. 

Man sieht, daß aus dem Geis­ti­gen her­aus nicht nur die­ser unser phy­si­scher Leib mit­ge­stal­tet ist, man lernt sehen, daß unse­re See­le sel­ber, so wie sie mit ihren Gefüh­len, mit ihren Ten­den­zen, mit ihren Ambi­tio­nen, mit ihren Affek­ten, mit ihrem Wil­lens­cha­rak­ter in uns lebt, daß sie so sel­ber durch geis­ti­ge Vor­gän­ge gewor­den ist. Ein inner­li­cher Schick­sals­schlag wird das Erkenntnisdrama.


Die intui­ti­ve Erkennt­nis ist dadurch gege­ben, daß man im See­len­le­ben gewis­ser­ma­ßen lernt, durch mäch­ti­ge Wil­lens­im­pul­se mit­zu­ma­chen, ja selbst her­vor­zu­ru­fen, was man nen­nen kann: Zurück­zie­hen des Äther­lei­bes von den phy­si­schen Vorgängen. 


Die Kräf­te, die in der Intui­ti­on, in der intui­ti­ven Erkennt­nis ange­wen­det wer­den, sind die­sel­ben Kräf­te, mit denen man bis zum sie­ben­ten Jah­re so wächst, daß die­ses Wach­sen sei­nen Aus­druck fin­det im Zahn­wech­sel. Die­se schla­fen­den Kräf­te, die bis zum sie­ben­ten Jahr tätig sind in der Men­schen­na­tur, die benützt man in der über­sinn­li­chen Erkennt­nis, um zur Intui­ti­on zu kommen. 


Wenn die Übun­gen für die Intui­ti­on gemacht wer­den, so wir­ken sie nicht allein auf den Äther­leib, son­dern bis in die über­sinn­li­chen Kräf­te des phy­si­schen Lei­bes (sie­he: Phan­tom) hin­ein. – Nun sind aber die Erfah­run­gen der Intui­ti­on zart, intim und fein; und der phy­si­sche Men­schen­leib ist auf der gegen­wär­ti­gen Stu­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung im Ver­hält­nis­se zu ihnen grob. Er bie­tet des­halb ein stark wir­ken­des Hin­der­nis für den Erfolg der Intuitionsübungen.

Der Geis­tes­schü­ler bemerkt das dar­an, daß er all­mäh­lich gewis­se Äuße­run­gen des phy­si­schen Lei­bes, die vor­her ganz ohne sein Bewußt­sein erfolg­ten, in sei­ne Gewalt bekommt. Er bemerkt es auch dar­an, daß er für kur­ze Zeit das Bedürf­nis emp­fin­det, zum Bei­spiel das Atmen, oder der­glei­chen, so ein­zu­rich­ten, daß er in eine Art Ein­klang oder Har­mo­nie mit dem kommt, was in den Übun­gen oder sonst in der inne­ren Ver­sen­kung die See­le ver­rich­tet. Das Ide­al der Ent­wi­cke­lung ist, daß durch den phy­si­schen Leib selbst gar kei­ne Übun­gen, auch nicht sol­che Atem­übun­gen gemacht wür­den (über deren gro­ße Pro­ble­ma­tik, sie­he: Atem­übun­gen), son­dern daß alles, was mit ihm zu gesche­hen hat, sich nur als eine Fol­ge der rei­nen Intui­ti­ons­übun­gen einstellte.


Die Fort­set­zung (nach der Inspi­ra­ti­on) muß dar­in bestehen, daß der Geis­tes­for­scher nach erlang­ter Selbst­an­schau­ung die­se durch ener­gi­sche Wil­lens­kraft zu unter­drü­cken ver­mag. Er muß die See­le frei machen kön­nen von allem, was noch unter der Nach­wir­kung sei­ner an die sinn­li­che Außen­welt sich anleh­nen­den Übun­gen erlangt wor­den ist. Die Sym­bol-Vor­stel­lun­gen sind kom­bi­niert aus sinn­li­chen Vor­stel­lun­gen; das Weben des Selbst in sich bei erlang­ter inspi­rier­ter Erkennt­nis ist zwar frei von dem Inhalt der Sym­bo­le; aber es ist doch eine Wir­kung der Übun­gen, wel­che unter ihrem Ein­fluß ange­stellt wor­den sind. 

Wenn so die inspi­rier­te Erkennt­nis auch schon ein unmit­tel­ba­res Ver­hält­nis des Selbst zur über­sinn­li­chen Welt her­stellt, so kann das rei­ne Anschau­en die­ses Ver­hält­nis­ses doch noch wei­ter getrie­ben wer­den. Das geschieht durch ener­gi­sches Unter­drü­cken der erlang­ten Selbst­schau. Das Selbst wird nach die­ser Unter­drü­ckung ent­we­der dem Lee­ren gegen­über sich fin­den – in die­sem Fal­le müs­sen die Übun­gen fort­ge­setzt wer­den. Oder aber es wird sich dem Wesen­haf­ten der über­sinn­li­chen Welt noch unmit­tel­ba­rer gegen­über­ge­stellt fin­den als bei der inspi­rier­ten Erkennt­nis. Bei die­ser erscheint nur das Ver­hält­nis einer über­sinn­li­chen Welt zum Selbst; bei der hier cha­rak­te­ri­sier­ten Erkennt­nis­art ist das Selbst voll­stän­dig aus­ge­schal­tet. Will man einen dem gewöhn­li­chen Bewußt­sein ange­paß­ten Aus­druck haben für die­se See­len­ver­fas­sung, dann kann man sagen: das Bewußt­sein erle­be sich nun­mehr als Schau­platz, auf dem ein wesen­haf­ter über­sinn­li­cher Inhalt nicht vor­ge­stelllt wird, son­dern sich selbst vorstellt. 


Man kann sehr leicht den Aus­druck Intui­ti­on miß­ver­ste­hen, weil zum Bei­spiel der­je­ni­ge, der Phan­ta­sie hat, der dich­te­ri­sches Ver­mö­gen hat, die gefühls­mä­ßi­gen Emp­fin­dun­gen von der Welt, die er hat, auch schon Intui­ti­on nennt. Aber das ist eine dunk­le, bloß gefühl­te Intui­ti­on. Sie ist aber doch ver­wandt mit dem­je­ni­gen, was ich Intui­ti­on hier nen­ne. Denn wie der Mensch voll­stän­dig hier als Erden­mensch sei­ne sinn­li­che Wahr­neh­mung hat, so hat er einen Abglanz der höchs­ten Art der Erkennt­nis der Intui­ti­on durch das irdi­sche Gefühl und den irdi­schen Wil­len. Er wür­de sonst kein sitt­li­ches Wesen sein können. 

So daß das­je­ni­ge, was sich dun­kel ahnungs­voll für den Men­schen im Gewis­sen kund­gibt, ein Abglanz ist, gewis­ser­ma­ßen als ein Schat­ten­bild des Höchs­ten, das nun erst in der wah­ren Intui­ti­on, in der höchs­ten dem Men­schen zunächst als Erden­men­schen mög­li­chen Erkennt­nis­art erscheint. Nur durch die höchs­te Aus­bil­dung und Ver­geis­ti­gung der Lie­be­fä­hig­keit kann das­je­ni­ge errun­gen wer­den, was in Intui­ti­on sich offen­bart. Es muß dem Men­schen mög­lich wer­den, die Lie­be­fä­hig­keit zu einer Erkennt­nis­kraft zu machen. Wir berei­ten uns schon gut auf die­se ver­geis­tig­te Lie­be­fä­hig­keit vor, wenn wir uns in einer gewis­sen Wei­se los­rei­ßen von unse­rem Hän­gen an den äuße­ren Din­gen, wenn wir zum Bei­spiel zur regel­mä­ßi­gen Übung machen, die Din­ge, die wir erlebt haben, nicht in der Erleb­nis­fol­ge vor­zu­stel­len, son­dern rück­wärts verlaufend. 


Sie wer­den sagen: Man erlebt so viel am Tage, das dau­ert lan­ge. Nun man mache zunächst epi­so­disch wirk­lich das zunächst, daß man das Hin­auf- und Hin­un­ter­ge­hen über eine Trep­pe umge­kehrt vor­stellt: Hin­un­ter- und Hin­auf­ge­hen; dann bekommt man eine inne­re Beweg­lich­keit, so daß man nach und nach wirk­lich in drei, vier Minu­ten den gan­zen Tages­ver­lauf des Lebens rück­wärts­be­we­gend vor­stel­len kann.

Damit hat man aber eigent­lich doch nur die Hälf­te, im Grun­de das Nega­ti­ve des­sen voll­bracht, was man zur Stei­ge­rung, zur geis­ti­gen Aus­bil­dung der Lie­be­fä­hig­keit braucht. Denn die muß bis zu jenem Punk­te kom­men, wo man lie­be­voll ver­folgt jedes Wach­sen der Pflan­ze – im gewöhn­li­chen Leben sieht man ja das Wach­sen der Pflan­ze nur, wie es sich im Rau­me gestal­tet, man macht es nicht mit, wenn man mit­macht jedes ein­zel­ne, was im Pflan­zen­wachs­tum sich zeigt, wenn man unter­taucht in die Pflan­ze, mit sei­ner See­le sel­ber die­se Pflan­ze wird, wenn man sel­ber wächst, blüht, sel­ber die Früch­te der Pflan­ze trägt, wenn man also ganz unter­taucht, wenn einem die Pflan­ze so wert wird, wie man sel­ber sich ist; wenn man dann in der­sel­ben Wei­se zur Vor­stel­lung des Tie­ri­schen hin­auf, zur Vor­stel­lung des Mine­ra­li­schen hin­un­ter­steigt, wenn man fühlt, wie das Mine­ra­li­sche sich gestal­tet zum Kris­tall, wenn man gewis­ser­ma­ßen ein inne­res Wohl­ge­fal­len ent­wi­ckeln kann an die­sem sich Bil­den von Flä­chen, von Kan­ten, von Ecken. Und wenn man beim Zer­spal­ten, Zer­klüf­ten des Mine­rals etwas emp­fin­den kann wie ein Schmerz­ge­fühl, das durch die eige­ne Wesen­heit zuckt –, wenn man in die­ser Wei­se mit­füh­lend, ja nicht nur mit­füh­lend, son­dern in der See­le mit­wol­lend wird mit allem Naturgeschehen.

Es muß dem vor­aus­ge­hen eine wirk­li­che, auf alle Men­schen sich erstre­cken­de Lie­be­fä­hig­keit. Man wird die Natur nicht in der geschil­der­ten Wei­se rich­tig lie­ben kön­nen, wenn man nicht zuerst Lie­be­fä­hig­keit für alle Men­schen sich errun­gen hat. Dann, wenn man in die­ser Art ver­ständ­nis­vol­le Lie­be­fä­hig­keit für die Men­schen und für die gan­ze Natur errun­gen hat, dann stellt sich das­je­ni­ge ein, daß das, was sich uns zunächst wahr­nehm­bar macht, sagen wir, in den auri­schen Far­ben (sie­he: Aura), in dem sphä­ri­schen Tönen (sie­he: Sphä­ren­mu­sik), daß sich das run­det, kon­tu­riert zu wirk­li­chen geis­ti­gen Wesenheiten.

Ein geis­ti­ges Wesen muß man erle­ben, indem man in das­sel­be ganz unter­taucht, indem man also gera­de anwen­det die Lie­be­fä­hig­keit, die man zunächst an der Natur ent­wi­ckelt hat. Geis­ti­ge Intui­ti­on ist nur mög­lich durch Anwen­dung – in der Stil­le, in dem, was leer ist für das Bewußt­sein – des­je­ni­gen, was man an Lie­be­fä­hig­keit an der Natur ent­wi­ckeln kann. Die Wesen­hei­ten der höhe­ren Hier­ar­chien, die erlebt man nun mit; die wer­den rea­les, wesen­haf­tes Wel­ten­da­sein. Man erlebt eben­so eine kon­kre­te geis­ti­ge Welt, wie man durch Auge und Ohr und durch das Gefühl, durch die Wär­me eine kon­kre­te phy­si­sche Welt erlebt.

(Der Intui­ti­on) offen­bart sich das vori­ge Erden­le­ben, und nach und nach die ande­ren vor­her­ge­hen­den Erden­le­ben. Denn die­ses wah­re Ich, das in wie­der­hol­ten Erden­le­ben vor­han­den ist, das kann sich nur offen­ba­ren, wenn man die Lie­be­fä­hig­keit so weit gestei­gert hat, daß einem das ande­re Wesen, das drau­ßen in der Natur oder in der Geis­tes­welt ist (wie das «höhe­re Ich» bei­spiels­wei­se), so lieb gewor­den ist, wie man sich nur sel­ber in Eigen­lie­be lie­ben kann. 

Aber nie­mals wird der Eigen­lie­be zugäng­lich das wah­re Ich, das durch wie­der­hol­te Gebur­ten und Tode geht. Denn die­ses Ich des vor­her­ge­hen­den Erden­le­bens ist so objek­tiv für die­ses jet­zi­ge Erden­le­ben gewor­den, wie nur irgend­ein äuße­rer Stein oder eine Pflan­ze für uns ist, wenn wir im Rau­me außer ihm ste­hen. Wir müs­sen gelernt haben, das­je­ni­ge, was uns zunächst für die gegen­wär­ti­ge sub­jek­ti­ve Per­sön­lich­keit ganz objek­tiv, ganz fremd gewor­den ist, in objek­ti­ver Lie­be zu erfas­sen. Wir müs­sen uns über­wun­den haben im gegen­wär­ti­gen Erden­da­sein, um über­haupt irgend­ei­nen Ein­blick bekom­men zu kön­nen in ein vor­her­ge­hen­des Erdendasein. 


Die Sin­ne (des Nor­mal­men­schen) sind gewis­ser­ma­ßen Gol­fe, in wel­che die Außen­welt mit Ihrer Gesetz­mä­ßig­keit her­ein­ragt. Auf der ande­ren Sei­te liegt die Sache so, daß der gan­ze Mensch, der ja in der Intui­ti­on zum Sin­nes­or­gan wird, jetzt her­ein­ragt in die geis­ti­ge Welt. Dort ragt die Außen­welt in den Men­schen hin­ein, hier ragt der Mensch in die Außen­welt hin­ein, aller­dings in die geis­ti­ge Außen­welt. Des­halb ist es hier auch so, daß, wäh­rend der Mensch da oben (im Kopf) – ich habe das für die Augen­or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­führt – ein gewis­ses täti­ges Ver­hält­nis zu der Tie­fen­di­men­si­on hat, er für die Intui­ti­on, zunächst, soweit er mit die­ser Intui­ti­on in der Selbst­er­kennt­nis bleibt, ein gewis­ses Ver­hält­nis zur Höhen­di­men­si­on bekommt (sie­he auch: Intui­ti­on – Aufrichtekraft). 

So ergibt sich etwas dem Sin­nes­wahr­neh­men ganz Ana­lo­ges, nur eben umge­kehrt. Es ergibt sich, daß der Mensch durch die Intui­ti­on sich in die geis­ti­ge Welt als Gan­zes hin­ein­stellt. So wie durch die Sin­ne die äußer­li­che Sin­nes­welt hin­ein­ragt, so stellt er sich durch die Intui­ti­on in die geis­ti­ge Welt bewußt hin­ein, und die­ses bewuß­te Hin­ein­stel­len wird eben­so gefühlt von dem Men­schen, wie der Mensch sich emp­fin­dungs­ge­mäß der Außen­welt in der Wahr­neh­mung gegen­über fühlt. Und die­ses Sich-Füh­len in der geis­ti­gen Welt, das dunk­le Erleb­nis des Dar­in­nen­ste­hens in der geis­ti­gen Außen­welt, das nennt man im gewöhn­li­chen Leben Intui­ti­on. Die­se Intui­ti­on wird eben von hel­ler Klar­heit durch­drun­gen, wenn eine sol­che Erkennt­nis ange­strebt wird.


Durch die Aus­bil­dung der Intui­ti­on in Wil­lens­übun­gen ergibt sich, daß im Unter­be­wuß­ten das im Den­ken erstor­be­ne vor­ir­di­sche Dasein wäh­rend des Erden­da­seins wie­der belebt wird. Durch die­se Wil­lens­übun­gen wird der Mensch in einen Zustand ver­setzt, durch den er außer­halb sei­nes phy­si­schen und äthe­ri­schen Orga­nis­mus in die Welt des Geis­ti­gen ein­geht. Er erhält das Erleb­nis des Daseins nach Ablö­sung vom Kör­per. Damit ist ihm eine Vor-Anschau­ung gege­ben von dem, was im Tode wirk­lich ein­tritt. Er kann aus die­ser Anschau­ung her­aus über die Fort­dau­er des See­lisch-Geis­ti­gen nach dem Durch­gan­ge durch den Tod sprechen. 


Das geis­ti­ge Gesche­hen steht den Gemüts­be­we­gun­gen näher als dem Vor­stel­len, denn die Vor­stel­lun­gen sind alle nicht maß­ge­bend für die see­lisch-geis­ti­gen Gescheh­nis­se. Da ist in der geis­ti­gen Welt das Gesche­hen, das her­ein­ragt in die Gemüts­be­we­gun­gen wäh­rend des gan­zen Nacht­le­bens; aber mit sei­nem Vor­stel­len kann der Mensch nicht an die­ses Gesche­hen her­an­rei­chen, um die­ses Erle­ben zu charakterisieren. 

So haben wir die Mög­lich­keit, dar­auf hin­zu­wei­sen, daß auch die Intui­ti­on mit den Gemüts­be­we­gun­gen in einer bestimm­ten Ver­bin­dung steht. Daher auch kom­men Mys­ti­ker, bevor sie zu irgend­wel­chen klar umris­se­nen Vor­stel­lun­gen über die höhe­ren Wel­ten kom­men, zu einer Art all­ge­mei­nen dump­fen Gemüts­er­le­bens die­ser höhe­ren Wel­ten, und vie­le sind damit zufrie­den, vie­le sogar mit noch weni­ger. Aber die­je­ni­gen, wel­che sich wirk­lich in die höhe­ren Wel­ten ver­sen­ken mit dem Gemüt, die beschrei­ben dann alle in glei­cher Wei­se die Zustän­de von see­li­scher Hin­ga­be, die sie da durch­ma­chen, kurz, lau­ter Gemüts­ver­fas­sun­gen an dem, was man unmit­tel­ba­res Erle­ben der geis­ti­gen Welt nen­nen kann. Wenn wir durch die­se Intui­ti­on, die in das Gemüt her­ein­spielt, wei­ter­ge­hen wol­len, so wür­den wir nicht gut wei­ter­kom­men kön­nen, son­dern wir müs­sen eigent­lich mehr von der andern Sei­te ausgehen. 

Um nicht so all­ge­mein in den Gemüts­be­we­gun­gen zu schwel­gen, son­dern um zum kon­kre­ten Anschau­en der geis­ti­gen Welt zu kom­men, müs­sen wir schon ver­su­chen, Ima­gi­na­tio­nen aus­zu­bil­den und dar­auf dann mit Bezug auf die geis­ti­ge Welt unse­re Auf­merk­sam­keit wen­den. Dann tritt all­mäh­lich eine Ver­bin­dung ein in unse­rem Leben zwi­schen der noch unver­stan­de­nen, mehr nur gefühl­ten Intui­ti­on und der noch mehr oder weni­ger in der Unwirk­lich­keit schwe­ben­den Ima­gi­na­ti­on, die nur aus Bil­dern besteht. Und was da die Ver­bin­dung ist, das gibt uns zuletzt das Her­an­rü­cken an den Gedan­ken: Wir sind jetzt zu den Wesen gekom­men, die das geis­ti­ge Gesche­hen ausführen. 

Die­ses Her­an­kom­men an die Wesen bezeich­nen wir als Inspi­ra­ti­on. Wir haben also hier gewis­ser­ma­ßen das Umge­kehr­te von den Vor­gän­gen, die wir der äuße­ren kör­per­li­chen Welt gegen­über haben. In die­ser haben wir sozu­sa­gen die Gedan­ken, die wir uns über die Din­ge machen. Da sind uns die Din­ge schon gege­ben und wir machen uns Gedan­ken über die­sel­ben. Hier aber ist das Gesche­hen, das Ding, das in der Intui­ti­on zunächst für die Gemüts­be­we­gun­gen auf­tritt, ein durch­aus Unbe­stimm­tes, und die Ima­gi­na­ti­on als sol­che wäre ein in der Luft Hängendes. 

Erst wenn die bei­den zusam­men­kom­men, wenn die Ima­gi­na­ti­on durch die Inspi­ra­ti­on her­ein­wirkt in die Intui­ti­on, wenn uns, mit ande­ren Wor­ten, unser Vor­stel­len hin­auf­führt zur Ima­gi­na­ti­on, und wenn wir die Ima­gi­na­ti­on füh­len als von Wesen­hei­ten her­kom­mend, dann strömt auch das Wesen die­ser Wesen­hei­ten in uns ein als ein Gesche­hen. Es wird mit­ge­bracht durch die Ima­gi­na­ti­on etwas, was aus der Intui­ti­on ein­strömt, und wir neh­men mit dem Gesche­hen einen Inhalt wahr, der sich ver­glei­chen läßt mit dem Vor­stel­lungs­in­halt. Wir neh­men dann aber die­se Gedan­ken, für deren Wahr­neh­mung wir uns vor­be­rei­tet haben, durch die Ima­gi­na­ti­on in dem Gesche­hen wahr, das uns in der Intui­ti­on gege­ben ist. 


Intui­ti­on ist, in die­ser Anwen­dung, nicht eine Erkennt­nis, die an Klar­heit hin­ter der Ver­stan­des­er­kennt­nis zurück­bleibt, son­dern wel­che die­se weit überragt. 


Erst in der Intui­ti­on ver­schmilzt der geis­ti­ge Beob­ach­ter mit Wesen, die in sich geschlos­sen sind, selbst. Im rich­ti­gen Sin­ne kann das nur gesche­hen, wenn die­se Ver­schmel­zung nicht unter Aus­lö­schung, son­dern unter völ­li­ger Auf­recht­erhal­tung sei­ner eige­nen Wesen­heit der Fall ist. Alles «Sich-Ver­lie­ren» an ein frem­des Wesen ist von Übel. Daher kann nur ein Ich, das in sich bis zu einem hohen Gra­de gefes­tigt ist, in ein ande­res Wesen ohne Scha­den untertauchen. 


Es gibt kei­ne ande­re Art, um wirk­lich mit dem Geis­te und sei­nem Dasein zusam­men­zu­kom­men, als gewis­ser­ma­ßen, wie es jetzt geschil­dert wor­den ist, mit ihm zu ver­schmel­zen. Alles aber, womit wir nicht ver­schmel­zen, kann nie als ein Beweis für den Geist gel­ten, denn einen ande­ren Beweis gibt es nicht, als das eige­ne Erle­ben mit dem Erle­ben des Geis­tes zusam­men­fal­lend zu fin­den. Wer ein Geist­we­sen erfah­ren will, muß sei­ne See­le so weit brin­gen, daß er sein eige­nes Erle­ben zusam­men­fal­len las­sen kann mit dem Erle­ben die­ses geis­ti­gen Wesens.


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Jah­ve – heißt, daß die Luft dahinweht.

Jah­ve

Gehen wir auf die Bedeu­tung des Jah­ve-Jeho­va-Namens zurück, dann fin­den wir, daß Jeho­va so viel heißt wie «Wehen», daß die Luft dahin­weht. Im Wor­te Jah­ve ist nichts ande­res aus­ge­drückt als der wehen­de Atem, mit dem der Ich­geist in den Men­schen einzieht.


In der Bibel steht das Wort: «Und Gott hauch­te dem Men­schen leben­di­gen Odem ein, und er ward eine leben­di­ge See­le.» Das ver­voll­komm­ne­te sich immer mehr, bis es zu dem Wor­te «Ich» wur­de, bis der Geist anfing, aus dem Inne­ren des Men­schen sel­ber zu spre­chen und anfing, sich zu rufen aus dem Inne­ren des Men­schen her­aus: «J‑a‑h-v‑e.» Das ist zu glei­cher Zeit der ewi­ge Wesens­kern in jedem ein­zel­nen Men­schen: «Ich bin, der ich bin, der da war und der da sein wird.» 

«Ich bin» ist der tiefs­te inne­re Wesens­kern, der damals sich ein­ge­senkt hat und in alle Ewig­keit blei­ben wird als Indi­vi­dua­li­tät. Die­ses war die ers­te Aus­gie­ßung der Gott­heit. Man nennt sie die Aus­gie­ßung des Geis­tes, die Aus­gie­ßung Jah­ves. Die­se Aus­gie­ßung des Geis­tes wird in den Mythen der reli­giö­sen Völ­ker so dar­ge­stellt, daß die­ser Gott in dem dahin­fah­ren­den Win­de lebt, in dem, was in der Luft säu­selt, was sich in der Luft hin­be­wegt über den Erdkreis. 

Aus der ger­ma­ni­schen Sage und auch aus der jüdi­schen, hebräi­schen Sage, in der Jah­ve dar­ge­stellt wird als Sturm- oder Wind­gott, geht her­vor, daß man es zu tun hat mit einer Gott­heit, die ihren äuße­ren Kör­per in dem Luft­strom hat und die sich dem Men­schen ein­ge­gos­sen hat. Die­se Aus­gie­ßung des Geis­tes, die in der lemu­ri­schen Zeit statt­ge­fun­den hat, war kei­ne ein­heit­li­che Aus­gie­ßung. Sie hät­ten da sehen kön­nen, daß vie­le Geis­ter sich aus der geis­ti­gen Umge­bung der Erde auf die Erde her­nie­der­senk­ten. Indem wir von Jah­ve spre­chen, haben wir es nicht mit einer ein­zi­gen Gott­heit zu tun, son­dern mit vie­len Volksgottheiten. 


(Der Name) Jah­ve oder Jeho­va ist ja auch nur ein Ersatz für den unaus­sprech­li­chen Namen des Gött­li­chen, denn was mit die­sen Buch­sta­ben zusam­men­ge­setzt wur­de, ist in der Tat nicht zu voka­li­sie­ren, ist nicht über die Lip­pen zu brin­gen, denn sobald es über die Lip­pen gebracht wird, wird er zu etwas ande­rem als das, was als das gött­lich-geis­ti­ge Wesen gemeint ist, das sich erst in der kom­men­den Zeit als das geis­ti­ge Wesen des Men­schen ent­wi­ckeln wird. 


Die hebräi­sche Geheim­leh­re hat die­ses Ich den unaus­sprech­li­chen Namen Got­tes genannt. «Jah­ve» bedeu­tet nichts ande­res als: «Ich bin». 


War­um war die­ser Name unaus­sprech­lich? Weil, wer ihn in jenen alten Zei­ten aus­sprach, durch die Gewalt der Lau­te die all­täg­li­che Gesin­nung, das all­täg­li­che Bewußt­sein abge­dämpft erhielt. Eine ande­re Welt stand vor ihm auf, und gefähr­lich war es, den Namen aus­zu­spre­chen, weil die gewöhn­li­che Besin­nung schwin­den mußte. 


Jah­ve oder Jeho­va, wie ihn bewußt aus­spricht das hebräi­sche Volk, ist der in einem Punkt zusam­men­ge­faß­te «Gro­ße Geist», der hin­ter allen Din­gen und Wesen­hei­ten dem uralten Hell­se­hen erschien. 


Jah­ve ist gewis­ser­ma­ßen die Gestalt, in wel­cher das alt­he­bräi­sche Alter­tum den Herrn, den Regen­ten der Erd­ent­wi­cke­lung sieht. Gleich zu Beginn der Gene­sis wird uns dar­ge­stellt, daß Jah­ve den Men­schen aus der Sub­stanz der Erde macht. Adam heißt: der aus Erde gemach­te, der Erdene.


Man beach­tet aber heu­te viel zu wenig, daß es dem alt­he­bräi­schen Alter­tum eigen ist, sich ganz und gar mit der Erde, mit dem, was vom Inne­ren der Erde kommt, als zusam­men­hän­gend zu betrach­ten. In allen Ein­zel­hei­ten wird hin­ge­deu­tet auf die­ses Zusam­men­hän­gen der alten Juden mit dem, was aus der Erde ent­stammt. Gesagt wird, daß sie bei ihren Zügen einer Wol­ke oder einer Feu­er­säu­le folg­ten, in dem Sin­ne, wie durch die Kräf­te der Erde eine sol­che Feu­er­säu­le bewirkt wer­den kann. Und eben­so hat man sich die Was­ser- und Nebel­säu­le nicht vor­zu­stel­len bewirkt durch atmo­sphä­ri­sche Kräf­te, son­dern als von unten, von der Wüs­te aus bewirkt. Mit den Vor­gän­gen der Erde hän­gen zusam­men die Zei­chen für Jah­ve oder Jeho­va im alt­he­bräi­schen Altertum. 

Und den Ursprung der «gro­ßen Flut» sel­ber muß man in dem suchen, was an Kräf­ten der Erde in der Erde pul­siert, was nicht von außen durch die kos­mi­schen Ver­hält­nis­se bewirkt ist. (Ver­glei­che dazu auch: Erd­in­ne­res). Das war der gro­ße Pro­test des alt­he­bräi­schen Vol­kes gegen die umlie­gen­den Völ­ker, daß es den Gott der Erde aner­ken­nen wollte. 

Alles das aber, was von oben kommt, was von außen zur Erde her kommt, das emp­fand man als das­je­ni­ge, was gewis­ser­ma­ßen nicht bis zur Auf­ga­be der Erden­bil­dung vor­ge­rückt ist, son­dern was zurück­ge­blie­ben ist im Sta­di­um der Mon­den­bil­dung. Man faß­te es zusam­men unter alle­dem, was die «Schlan­ge» auf der Erde bewirkt hat, was bewirkt hat der in der Mon­den­ent­wi­cke­lung zurück­ge­blie­be­ne Luzi­fer.


Jah­ve ist gera­de der Gott, der aus Erde den Men­schen formt, das heißt aus den Kräf­ten, aus den Ele­men­ten der Erde. Schau­en wir hin auf die grie­chi­sche Welt­an­schau­ung, wie Pro­me­theus dasitzt und den Men­schen formt. Pal­las Athe­ne kommt her­zu und bewirkt aus geis­ti­gen Höhen die Ver­bin­dung des Men­schen mit dem Geistesfunken. 

Pro­me­theus formt die See­le im Sym­bo­lum des Schmet­ter­lings. Der Jah­ve­gott formt den Men­schen aus Erde, und er, der Jah­ve­gott, der im Lau­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung zum Erden­herrn gewor­den war, haucht ein dem Men­schen aus sei­ner eige­nen Sub­stanz die leben­di­ge See­le. So ver­bin­det sich Jah­ve durch sei­nen Hauch mit dem, was er aus Erde geformt hat. Und er will woh­nen in sei­nem Soh­ne, in sei­nem leben­di­gen Hau­che, in Adam und sei­nen Nach­kom­men, den Erden­söh­nen, den­je­ni­gen Wesen, deren Hül­le aus Erde zu for­men der Jah­ve­gott als sei­ne Auf­ga­be betrachtete. 


Jah­ve wirkt in den Mon­den­kräf­ten der Erde, ist also von einem ande­ren Gesichts­punk­te aus eine Mondengottheit.


Weil luzi­fe­ri­sche Geis­ter der Weis­heit, Kyrio­te­tes auf der Son­ne die Mög­lich­keit gewon­nen hat­ten, Äther­strö­me aus­zu­sen­den, muß­ten ande­re Geis­ter der Weis­heit dar­auf ver­zich­ten, von der Son­ne aus zu wir­ken, sie muß­ten viel­mehr sich her­bei­las­sen, ihre Kräf­te dazu zu ver­wen­den, um das Gleich­ge­wicht her­zu­stel­len. Das heißt: eine Wel­ten­ko­lo­nie, eine Pla­ne­ten­ko­lo­nie wur­de begrün­det auf dem Monde. 


Wie in der mine­ra­li­schen Welt im Mon­de etwas wirk­sam ist, was das Gleich­ge­wicht hält dem von der Son­ne aus­strö­men­den luzi­fe­ri­schen Prin­zip, so wirkt ein geis­ti­ges Mond­prin­zip vom Mond aus der Ver­su­chung des Luzi­fer ent­ge­gen, die an den Men­schen her­an­ge­tre­ten ist im Ver­lau­fe der Erd­ent­wi­cke­lung. So daß wir damit nun auch hin­wei­sen kön­nen auf den Mond als den Trä­ger von fins­te­ren Geis­tern, die aber da sein müs­sen, damit den vor­wärts­drän­gen­den Licht­trä­gern, die zugleich die ver­su­chen­den Geis­ter der Mensch­heit sind, das Gleich­ge­wicht gehal­ten werde. 

Im hebräi­schen Alter­tum wur­de im Grun­de genom­men das Geheim­nis vom Mond und sei­nem geis­ti­gen Prin­zip zuerst der Mensch­heit ent­hüllt. Die alt­he­bräi­sche Geheim­leh­re schaut hin auf die Son­ne und sagt sich: In der Son­ne wir­ken die unsicht­ba­ren Geis­ter der Weis­heit, die nur für den geis­ti­gen Blick sicht­bar sind, nicht aber für den phy­si­schen Blick. Für die­sen strahlt her­un­ter das Prin­zip des Luzifer. 

Was äußer­lich zu sehen ist an dem Son­nen­prin­zip, ist Luzi­fer; dar­in­nen aber wirkt geheim­nis­voll, unsicht­bar für den phy­si­schen Blick alles das, was erreich­bar ist durch die Geis­ter der Weis­heit, Kyrio­te­tes, die das Tor dazu bil­den. Abge­trennt und geop­fert hat sich einer die­ser Geis­ter der Weis­heit und sei­nen Platz auf dem Mond auf­ge­schla­gen, um von da aus so zu wir­ken, daß das Licht gebän­digt, aber auch das Geis­ti­ge des Luzi­fer getilgt wird. 

So erschien dem hebräi­schen Alter­tum in Jah­ve das, was gleich­ar­tig ist mit den Geis­tern der Weis­heit der Son­ne, und wir kön­nen sagen: Wie das Son­nen­licht vom Mond im Raum zurück­ge­wor­fen wird, so war für die wirk­li­chen Ken­ner des hebräi­schen Alter­tums Jah­ve die Zurück­strah­lung jener geis­ti­gen Wesen­heit, die einst­mals, wenn die Men­schen reif wer­den, von der Son­ne her­strah­len wird, deren Erschei­nen die Rishis und Zara­thus­tra und die Osi­ris­die­ner vor­aus­ge­sagt haben. Wie im Rau­me das Son­nen­licht vom Mond zurück­ge­strahlt ist, so zeig­te sich in Jah­ve oder Jeho­va wie eine Refle­xi­on das Prin­zip des Son­nen­geis­tes, den Sie mit einem Namen, wie Sie wol­len bezeich­nen kön­nen: mit Vish­vak­ar­man, wie ihn die alten Inder, mit Ahura Maz­dao, wie ihn Zara­thus­tra, mit Osi­ris, wie ihn die alten Ägyp­ter, oder mit Chris­tus wie ihn die vier­te nach­at­lan­ti­sche Kul­tur­pe­ri­ode bezeich­net hat. Das ist die eso­te­ri­sche Auf­fas­sung des Jah­ve: es ist der vom Mon­den­prin­zip zurück­ge­strahl­te und, weil in der Zeit zurück­ge­strahl­te, vor­her ange­kün­dig­te Christus. 


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Jesus von Nazareth

Jesus von Nazareth

(Sei­ne Ent­wi­cke­lung aus Ein­tra­gun­gen in der Aka­sha-Chro­nik her­aus dargestellt). 

Zuerst hat­te die nächs­te Umge­bung des jun­gen Jesus von Naza­reth eine gro­ße, gewal­ti­ge Mei­nung bekom­men von ihm, eben durch jenes Ereig­nis im Tem­pel, durch jene gewal­ti­gen Ant­wor­ten, die er den Schrift­ge­lehr­ten gege­ben hat­te. Die nächs­te Umge­bung sah sozu­sa­gen den kom­men­den Schrift­ge­lehr­ten sel­ber in ihm, sie sah her­an­wach­sen in ihm den­je­ni­gen, der eine hohe, beson­de­re Stu­fe der Schrift­ge­lehr­sam­keit errei­chen werde. 

Mit gro­ßen, unge­heu­ren Hoff­nun­gen trug sich die Umge­bung des Jesus. Man fing sozu­sa­gen an, jedes Wort von ihm auf­zu­fan­gen. Dabei aber wur­de er, trotz­dem man förm­lich danach jag­te, jedes Wort auf­zu­fan­gen, nach und nach immer schweig­sa­mer und schweig­sa­mer. Er wur­de so schweig­sam, daß es sei­ner Umge­bung im höchs­ten Gra­de oft­mals unsym­pa­thisch war. Er aber kämpf­te in sei­nem Inne­ren, kämpf­te einen gewal­ti­gen Kampf, einen Kampf, der unge­fähr in die­ser sei­ner Inner­lich­keit hin­ein­fiel zwi­schen das 12. und 18. Jahr sei­nes Lebens. 

Es war wirk­lich etwas in sei­ner See­le wie ein Auf­ge­hen inner­lich lie­gen­der Weis­heits­schät­ze, etwas, wie wenn auf­ge­leuch­tet hät­te in der Form der jüdi­schen Gelehr­sam­keit die Son­ne des eins­ti­gen Zara­thus­tra-Weis­heits­lich­tes. Zunächst äußer­te sich das so, als ob die­ser Kna­be in der feins­ten Wei­se alles, was die zahl­rei­chen Schrift­ge­lehr­ten, die in das Haus kamen, spra­chen, mit größ­ter Auf­merk­sam­keit auf­neh­men soll­te und wie durch eine ganz beson­de­re Geis­tes­ga­be über­all Ant­wort zu geben wüßte. 

So über­rasch­te er auch noch anfangs zu Hau­se in Naza­reth die­je­ni­gen, die als Schrift­ge­lehr­te da erschie­nen und ihn wie ein Wun­der­kind anstaun­ten. Dann aber wur­de er immer schweig­sa­mer und schweig­sa­mer und hör­te nur noch schwei­gend dem zu, was die ande­ren spra­chen. Dabei gin­gen ihm aber immer gro­ße Ideen, Sit­ten­sprü­che, nament­lich bedeut­sa­me, mora­li­sche Impul­se in jenen Jah­ren in der eige­nen See­le auf. Wäh­rend er so schweig­sam zuhör­te, mach­te doch einen gewis­sen Ein­druck, was er von den im Hau­se sich ver­sam­meln­den Schrift­ge­lehr­ten hör­te, aber einen Ein­druck, der ihm oft­mals in der See­le Bit­ter­keit ver­ur­sach­te, weil er das Gefühl hat­te – wohl­ge­merkt schon in jenen jun­gen Jah­ren –, daß vie­les Unsi­che­re, leicht zum Irr­tum Nei­gen­de ste­cken müs­se in dem, was da jene Schrift­ge­lehr­ten spra­chen von den alten Tra­di­tio­nen, von den alten Schrif­ten, die in dem Alten Tes­ta­men­te ver­ei­nigt sind. 

Ganz beson­ders aber bedrück­te es in einer gewis­sen Wei­se sei­ne See­le, wenn er hör­te, daß in alten Zei­ten der Geist über die Pro­phe­ten gekom­men sei, daß Gott sel­ber inspi­rie­rend gespro­chen hät­te zu den alten Pro­phe­ten, und daß jetzt die Inspi­ra­ti­on von dem nach­ge­bo­re­nen Geschlech­te gewi­chen sei. Es sag­ten jene Schrift­ge­lehr­ten oft­mals: Ja, jener hohe Geist, jener gewal­ti­ge Geist, der zum Bei­spiel über den Eli­as gekom­men ist, der spricht nicht mehr, was noch immer spricht was auch noch man­cher von den Schrift­ge­lehr­ten zu ver­neh­men glaub­te als Inspi­ra­ti­on aus den geis­ti­gen Höhen –, was doch noch immer spricht, das ist eine schwä­che­re Stim­me zwar, aber eine Stim­me, die man­che doch noch zu ver­neh­men glau­ben als etwas, was der Geist Jah­ves sel­ber gibt. – Die Bath-Kol – hebr. «Toch­ter der Stim­me», im grie­chisch-jüdi­schen Schrift­tum «Him­mels­stim­me», nach dem Tal­mud eine Art gött­li­cher Offen­ba­rung, wel­che neben der Pro­phe­tie den zwei­ten Rang einnahm. 


– nann­te man jene eigen­tüm­li­che, inspi­rie­ren­de Stim­me der Ein­ge­bung, zwar eine schwä­che­re Stim­me der Ein­ge­bung, eine Stim­me min­de­rer Art als der Geist, der die alten Pro­phe­ten inspi­rier­te, aber doch noch etwas Ähn­li­ches stell­te die­se Stim­me dar.


Wäh­rend in dem Hau­se des Jesus von Naza­reth die dort ver­sam­mel­ten Schrift­ge­lehr­ten von die­ser inspi­rie­ren­den Stim­me der Bath-Kol spra­chen, und der jun­ge Jesus das alles hör­te, fühl­te und emp­fing er in sich sel­ber die Inspi­ra­ti­on durch die Bath-Kol. Durch die Befruch­tung die­ser (Jesus)-Seele mit dem Ich des Zara­thus­tra war in der Tat Jesus von Naza­reth fähig, rasch alles auf­zu­neh­men, was die ande­ren um ihn her­um wuß­ten. Aber gera­de die­ser Umstand der Inspi­ra­ti­on durch die Bath-Kol wirk­te auf den Jesus, als er 16, 17 Jah­re alt war und er oft­mals die­se offen­ba­ren­de Stim­me der Bath-Kol fühl­te, so, daß er in bit­te­re, schwe­re inne­re See­len­kämp­fe dadurch geführt wur­de, denn ihm offen­bar­te die Bath-Kol – und das glaub­te er alles sicher zu ver­neh­men –, daß nicht mehr fern wäre der Zeit­punkt, daß im Fort­gang der alten Strö­mung des Alten Tes­ta­men­tes die­ser Geist nicht mehr spre­chen wür­de zu den alten jüdi­schen Leh­rern, wie er frü­her zu ihnen gespro­chen hat. – 

Das war ein furcht­ba­rer Augen­blick, ein furcht­ba­rer Ein­druck, den die See­le des jun­gen Jesus emp­fing, als die Bath-Kol ihm sel­ber zu offen­ba­ren schien, daß sie nicht Fort­set­zer sein kön­ne des alten Offen­bar­ertums. So glaub­te Jesus in sei­nem 16., 17. Jah­re, daß ihm aller Boden unter den Füßen ent­zo­gen wäre, und er hat­te man­che Tage, wo er sich sagen muß­te: Alle See­len­kräf­te, mit denen ich glaub­te begna­det zu sein, sie brin­gen mich nur dazu, zu begrei­fen, wie in der Sub­stanz der Evo­lu­ti­on des Juden­tums kein Ver­mö­gen mehr besteht, her­auf­zu­rei­chen zu den Offen­ba­run­gen des Gottesgeistes. 


Es leb­te also in der See­le des Jesus die­se alt­he­bräi­sche Welt. Alles das nament­lich leb­te in ihm, was her­un­ter­ge­kom­men war an Nach­rich­ten über das Ver­hält­nis des hebräi­schen Vol­kes zu sei­nem Got­te, was gewöhn­lich als die Ver­kün­di­gung des Got­tes des hebräi­schen Vol­kes an Moses auf­ge­faßt wird. Wenn wir skiz­zen­haft spre­chen, kön­nen wir also sagen: Ein rei­cher Schatz aus der hei­li­gen Leh­re des­sen, was im hebräi­schen Vol­ke war, leb­te in Jesus; und mit die­sem Schat­ze, mit die­sem Wis­sen leb­te er, das Gewer­be sei­nes Vaters trei­bend, in Naza­reth, hin­ge­ge­ben dem, was er so wuß­te, es in sei­ner See­le verarbeitend. 


Was einem dabei beson­ders auf­fällt, wenn man den Blick Aka­sha-Chro­nik-mäßig auf die­se Stel­le der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung hin­rich­tet, das ist das, daß inner­halb der gan­zen Fami­lie und inner­halb der gan­zen Umge­bung in Naza­reth die­ser Kna­be in ver­hält­nis­mä­ßi­ger Jugend mit die­ser sei­ner inne­ren Offen­ba­rung, die über alles hin­aus­ging, was dazu­mal ande­re wis­sen konn­ten, allein und ein­sam war. Auch die Stief- oder Zieh­mut­ter ver­stand ihn in jener Zeit sehr schlecht, die ande­ren erst recht nicht. Sol­che Din­ge als Mann zu ertra­gen, ist schwie­rig; sol­che Din­ge zwi­schen dem 12. und 18. Jah­re zu erle­ben, ist etwas Ungeheures. 


Ganz mit sich allein war der Kna­be mit die­sen Erleb­nis­sen, die sozu­sa­gen das Leid der geschicht­li­chen Mensch­heits­ent­wi­cke­lung in einer sol­chen Kon­zen­tra­ti­on darstellten.

Nun ent­wi­ckel­te sich in dem Jesus etwas, was man, ich möch­te sagen, in sei­nen Rudi­men­ten da und dort im Leben schon beob­ach­ten kann, was man sich nur unend­lich ver­grö­ßert den­ken muß in bezug auf das Jesus-Leben. Schmerz, Leid, die aus ähn­li­chen Quel­len her­aus erlebt wer­den wie die­je­ni­gen, die jetzt geschil­dert wor­den sind, ver­wan­deln sich in der See­le, ver­wan­deln sich so, daß der, der sol­che Schmer­zen und die­ses Leid wie selbst­ver­ständ­lich ver­wan­delt in Wohl­wol­len, in Lie­be, aber nicht bloß in Gefüh­le des Wohl­wol­lens und Gefüh­le der Lie­be, son­dern in die Kraft, in eine unge­heu­re Kraft der Lie­be, in die Mög­lich­keit, die­se Lie­be geis­tig-see­lisch darzuleben.

Trotz­dem sei­ne Geschwis­ter, sei­ne nächs­te Umge­bung ihn anfein­de­ten, weil sie ihn nicht ver­ste­hen konn­ten und ihn als einen betrach­te­ten, der nicht recht bei sich ist, so war doch das nicht abzu­leug­nen – denn es zeig­te sich dazu­mal für das äuße­re phy­si­sche Auge, es zeigt sich jetzt für den Aka­sha-Chro­nik-mäßi­gen Blick –, daß, wo die­ser Jesus hin­kam, mit irgend jemand sprach, wenn man ihn auch nicht ver­ste­hen konn­te, man aber wenigs­tens ein­ging auf das, was er sag­te, daß da etwas wie ein tat­säch­li­ches Über­flie­ßen eines gewis­sen Etwas von des Jesus See­le in die ande­re See­le vor­han­den war. Wie das Hin­über­ge­hen eines Flui­dums des Wohl­wol­lens, der Lie­be war es, was aus­ström­te. Das war das ver­wan­del­te Leid, der ver­wan­del­te Schmerz. Wie ein wohl­tu­en­der Lie­bes­hauch kam er her­an an die­je­ni­gen, die mit dem Jesus in Berüh­rung kamen. 


Wir kön­nen drei Epo­chen in der Ent­wi­cke­lung die­ses Jesus von Naza­reth unter­schei­den. Die ers­te vom 12. bis zum 18. Lebens­jahr. Die zwei­te vom 18. bis zum 24. Lebens­jahr. Die drit­te etwa vom 24. bis zum 30. Lebensjahr. 

Der jun­ge Jesus wur­de äußer­lich ein­ge­führt in das Hand­werk sei­nes Vaters, eine Art Schrei­ner- oder Zim­mer­manns­hand­werk. Dabei aber ent­wi­ckel­te er sich merk­wür­di­ger­wei­se mit unend­li­cher Voll­kom­men­heit des geis­ti­gen Lebens in sei­ner See­le. Wie in rück­läu­fi­ger Ent­wi­cke­lung mach­te Jesus von Naza­reth in sich selbst alles das­je­ni­ge wie­der durch, was das jüdi­sche Volk durch­ge­macht hat­te, und er arbei­te­te sich hin­auf bis zu dem Punk­te, daß sei­ne See­le ver­spür­te: Die gro­ße Bath-Kol spricht wie­der zu mir. Unmit­tel­bar aus der geis­ti­gen Welt ver­neh­me ich die Stim­me, die ein­mal die Pro­phe­ten emp­fan­gen haben. Und wie es bei solch inne­rer Ent­wi­cke­lung geht, so war es auch bei Jesus: die­se inne­re Ent­wi­cke­lung war ver­bun­den mit dem tiefs­ten see­li­schen Schmerz und Leid. 

Die höchs­ten Erkennt­nis­se erwirbt man sich nicht ohne Schmerz und Leid. Nament­lich war es eines, das sich wie ein furcht­ba­rer Schmerz abla­ger­te in der See­le des Jesus, als er sich sag­te: Ein­mal hat gespro­chen die gro­ße Bath-Kol die wun­der­bars­ten Offen­ba­run­gen zu dem jüdi­schen Volk. Heu­te ist das jüdi­sche Volk da, aber wenn die gro­ße Bath-Kol heu­te zu ihm spre­chen wür­de, es wäre nie­mand da, sie zu hören. Die Schrif­ten ver­ste­hen sie, die leben­di­ge Schrift aber ver­ste­hen sie nicht mehr. – Ein­sam war er in sich; eine unge­heu­re Trau­rig­keit kam über sei­ne See­le, über das­je­ni­ge, was aus sei­nem Volk gewor­den war in der her­ab­ge­hen­den Ent­wi­cke­lung der Menschheit. 


Dann kam die Zeit, wo hin­aus­ge­schickt wer­den soll­te in die Welt Jesus von Naza­reth. Er wan­der­te, indem er sein Hand­werk da und dort betrieb, in den ver­schie­dens­ten Gegen­den umher, sowohl in Paläs­ti­na als auch außer­halb Paläs­ti­nas, in heid­ni­schen Gegenden. 

Das, was der Schmerz in sei­ner See­le ver­rich­tet hat­te, das hat­te sich umge­wan­delt in etwas wie Lie­be, die man unmit­tel­bar in sei­ner Gegen­wart von ihm aus­strö­men fühl­te. Wenn er so am Abend, nach­dem er die Arbeit ver­rich­tet hat­te, bei den Men­schen war, die er besuch­te, mit ihnen zusam­men­saß, so fühl­ten sie, wie eine Atmo­sphä­re von Lie­be mit sei­nen Wor­ten, aber auch durch sei­ne blo­ße Anwe­sen­heit, auf sie über­ging. Das Lie­be­durch­tränk­te, was er mit ihnen spre­chen konn­te, das mach­te den tiefs­ten Ein­druck auf die Leu­te, und wenn er weg­ge­gan­gen war, anders­wo zu arbei­ten, so blieb bei den Leu­ten, die er ver­las­sen hat­te, etwas wie die aller­le­ben­digs­te Erin­ne­rung an ihn zurück.

Oft­mals kam es vor, daß Jesus von Naza­reth schon drei oder vier Wochen weg war, da hat­ten die Leu­te, die er vor drei bis vier Wochen ver­las­sen hat­te, die gemein­sa­me Visi­on, daß er wie­der­um zu ihnen her­ein­trä­te und mit ihnen sprach – die Visi­on sprach mit ihnen. So tief war der Ein­druck, daß er im Grun­de genom­men bei ihnen geblie­ben war. So drück­te sich das, was Jesus von Naza­reth war, in Hun­dert und Aber­hun­dert von See­len ein, da er her­um­wan­der­te in sei­nem 18. bis 24. Jahr. 


Wie gesagt, es war eine Visi­on in bezug auf das Sub­jek­ti­ve; in bezug auf das Objek­ti­ve war es die unge­heu­re Wir­kung der Lie­be, die er in der geschil­der­ten Wei­se geäu­ßert hat­te, und die sich so äußer­te, daß der Ort sei­ner Erschei­nung in gewis­ser Wei­se nicht mehr an den äuße­ren phy­si­schen Raum gebun­den war, an die äuße­ren phy­si­schen Raum­ver­hält­nis­se des mensch­li­chen phy­si­schen Lei­bes gebun­den war. 

Es wirkt unge­heu­er stark zum Ver­ständ­nis der Jesus-Gestalt, die­ses immer wie­der und wie­der­um zu sehen, wie er unaus­lösch­lich bei den­je­ni­gen ist, bei denen er ein­mal ein­ge­kehrt war, wie er gewis­ser­ma­ßen geis­tig bei ihnen blieb und wie­der­um zu ihnen zurück­kehr­te. Unter denen er ein­mal war, die ver­lo­ren ihn nicht wie­der­um aus ihren Her­zen heraus.


Teil­wei­se ver­an­laßt durch sein Hand­werk, teil­wei­se durch ande­re Umstän­de, mach­te Jesus vie­le Rei­sen. Auf die­sen Rei­sen lern­te er man­nig­fa­che Gegen­den Paläs­ti­nas ken­nen, und auch wohl man­che Orte außer­halb Paläs­ti­nas. Nun ver­brei­te­te sich in jener Zeit – das kann man ganz genau sehen, wenn man die Aka­sha-Chro­nik hell­se­he­risch durch­dringt über die Gegen­den Vor­der­asi­ens, ja sogar auch des süd­li­chen Euro­pas, ein asia­ti­scher Kul­tus, der aus man­cher­lei ande­ren Kul­ten zusam­men­ge­mischt war, der aber nament­lich den Mithras­kul­tus dar­stell­te (sie­he: Mithras-Mys­te­ri­en).

An vie­len Orten der ver­schie­dens­ten Gegen­den waren Tem­pel für den Mithras­dienst. An man­chen Orten hat­te er mehr Ähn­lich­keit mit dem Attis­dienst, aber im wesent­li­chen war es Mithras­dienst, Tem­pel, Kult­stät­ten waren es, in denen man über­all die Mithras­op­fer und Attis­op­fer ver­rich­te­te. Es war gewis­ser­ma­ßen ein altes Hei­den­tum, aber in einer gewis­sen Art durch­drun­gen von den Gebräu­chen, Zere­mo­nien des Mithras- oder Attisdienstes. 

Wie sehr sich das ver­brei­te­te auch über die ita­lie­ni­sche Halb­in­sel, geht zum Bei­spiel dar­aus her­vor, daß die Peters­kir­che in Rom an der­sel­ben Stel­le steht, wo einst­mals eine sol­che Kult­stät­te war (sie wur­de vor eini­gen Jah­ren aus­ge­gra­ben). Ja, man muß auch das für man­che Katho­li­ken läs­ter­li­che Wort auspre­chen: Der Zere­mo­nien­dienst der Peters­kir­che und alles des­sen, was sich davon ablei­tet, ist in bezug auf die äuße­re Form gar nicht unähn­lich dem Kult des alten Attis­diens­tes, der ver­rich­tet wur­de in dem Tem­pel, der damals auf der­sel­ben Stel­le stand, auf deren Stät­te die Peters­kir­che steht. Und der Kul­tus der katho­li­schen Kir­che ist in vie­ler Bezie­hung nur eine Fort­set­zung des alten Mithraskultus.

Was an sol­chen Kult­stät­ten vor­han­den war, das lern­te Jesus von Naza­reth ken­nen, als er begann her­um­zu­wan­dern. Er lern­te, wenn wir so sagen dür­fen, auf die­se Wei­se durch äuße­re, phy­si­sche Anschau­ung die See­le der Hei­den ken­nen. Und es war dazu­mal in sei­ner See­le wie auf eine natür­li­che Wei­se durch den gewal­ti­gen Vor­gang des Über­gan­ges des Zara­thus­tra-Ich in sei­ne See­le das­je­ni­ge in einem hohen Gra­de aus­ge­bil­det, was ande­re sich nur müh­sam aneig­nen konn­ten, was aber bei ihm natur­ge­mäß aus­ge­bil­det war: eine hohe hell­se­he­ri­sche Kraft. 

Daher erleb­te er, wenn er bei sol­chen Kul­ten zuschau­te, etwas ganz ande­res als die übri­gen Zuschau­er. Man­ches erschüt­tern­de Ereig­nis hat er dort erlebt. Wenn an man­chen heid­ni­schen Altä­ren der Pries­ter den Kult ver­rich­te­te und sich Jesus dann mit sei­nen hell­se­he­ri­schen Kräf­ten das Opfer anschau­te, er sah, wie durch die Opfer­hand­lung man­cher­lei dämo­ni­sche Wesen her­an­ge­zo­gen wurden.

Er mach­te auch die Ent­de­ckung, daß man­ches Göt­zen­bild, das da ange­be­tet wur­de, das Abbild war nicht von guten geis­ti­gen Wesen­hei­ten der höhe­ren Hier­ar­chien, son­dern von bösen, dämo­ni­schen Mäch­ten. Ja, er mach­te wei­ter die Ent­de­ckung, daß die­se bösen, dämo­ni­schen Mäch­te viel­fach über­gin­gen in die Glau­ben­den, in die Beken­ner, die an sol­chen Kul­tus­hand­lun­gen teil­nah­men. Aus leicht begreif­li­chen Grün­den sind die­se Din­ge nicht in die vier Evan­ge­li­en übergegangen. 


Die­se Wan­de­run­gen dau­er­ten fort bis ins 24. Jahr hin­ein. Es waren immer Bit­ter­nis­se, die er in sei­ner See­le emp­fand, wenn er also das Wal­ten sah der Dämo­nen, der gleich­sam von Luzi­fer und Ahri­man her­vor­ge­brach­ten Dämo­nen, und sah, wie das Hei­den­tum es in vie­ler Bezie­hung sogar so weit gebracht hat­te, die Dämo­nen für Göt­ter hin­zu­neh­men, ja sogar in den Göt­zen­ab­bil­dun­gen Bil­der zu haben wil­der dämo­ni­scher Mäch­te, die ange­zo­gen wur­den von die­sen Bil­dern, von die­sen Kul­tus­hand­lun­gen, und in die beten­den Men­schen über­gin­gen, die beten­den Men­schen, die in gutem Glau­ben dar­an teil­nah­men, von sich beses­sen machten.

Es waren bit­te­re Erfah­run­gen, die Jesus von Naza­reth so machen muß­te. Und die­se Erfah­run­gen kamen zum Abschluß etwa im 24. Lebens­jah­re. Ich muß, da ich ja die­ses Erleb­nis des Jesus von Naza­reth auch zu erzäh­len habe, sagen, daß ich heu­te noch nicht in der Lage bin anzu­ge­ben, an wel­chem Orte sei­ner Rei­sen sich die­ses Ereig­nis zuge­tra­gen hat. Die Sze­ne selbst in einem hohen Gra­de rich­tig zu ent­zif­fern war mir mög­lich. Es scheint mir aber, daß die­se Sze­ne sich zuge­tra­gen hat bei einer Wan­de­rung des Jesus außer­halb Palästinas. 

An einen Ort also kam Jesus von Naza­reth, im 24. Jah­re sei­nes Lebens, wo eine heid­ni­sche Kult­stät­te war, an der einer bestimm­ten Gott­heit geop­fert wur­de. Rings­her­um aber war nur trau­ri­ges, von aller­lei furcht­ba­ren see­li­schen und bis ins Kör­per­li­che gehen­den Krank­hei­ten behaf­te­tes Volk. Von den Pries­tern war die Kult­stät­te längst ver­las­sen wor­den. Und Jesus hör­te das Volk jam­mern: Die Pries­ter haben uns ver­las­sen, die Seg­nun­gen des Opfers kom­men nicht auf uns her­nie­der und wir sind aus­sät­zig und krank, wir sind müh­se­lig und bela­den, weil uns die Pries­ter ver­las­sen haben. – 

Jesus sah mit tie­fem Schmer­ze die­se armen Men­schen; es jam­mer­te ihn die­ses bedrück­te Volk und eine unend­li­che Lie­be zu die­sen Bedrück­ten flamm­te in sei­ner See­le auf. Es muß von die­ser unend­li­chen Lie­be, die auf­leb­te in sei­ner See­le, das Volk rings­her­um etwas gemerkt haben. Und nun ent­stand, man möch­te sagen wie auf einen Schlag, in den Her­zen der meis­ten die­ses Vol­kes etwas, was dar­in zum Aus­druck kam, daß die Leu­te sag­ten, erken­nend den Aus­druck der unend­li­chen Lie­be auf dem Ant­litz des Jesus: Du bist der neue uns gesand­te Priester. – 

Sie dräng­ten ihn zum Opfer­al­tar hin, sie stell­ten ihn auf den heid­ni­schen Altar. Und er stand auf dem heid­ni­schen Altar, und sie erwar­te­ten, ja sie ver­lang­ten von ihm, daß er die Opfer ver­rich­te, damit der Segen ihres Got­tes wie­der über sie kom­me. Und wäh­rend das geschah, da fiel er wie tot hin, sei­ne See­le wur­de wie ent­rückt, und das Volk sah das Furcht­ba­re, daß der­sel­be, den es für den neu­en, vom Him­mel gesand­ten Pries­ter gehal­ten hat­te, wie tot hin­ge­fal­len war. Die ent­rück­te See­le des Jesus aber, sie fühl­te sich erho­ben in die geis­ti­gen Rei­che, sie fühl­te sich wie hin­ein­ver­setzt in den Bereich des Sonnendaseins. 


Aber jetzt zeig­te sich ihm, wie in leb­haf­ten Ima­gi­na­tio­nen, das gan­ze Rät­sel vom Her­ab­stie­ge auch der heid­ni­schen Geist­epo­che. Er konn­te jetzt unmit­tel­bar wahr­neh­men, was in die Geheim­nis­se der heid­ni­schen Mys­te­ri­en ein­ge­flos­sen war, was in den heid­ni­schen Mys­te­ri­en gelebt hat­te: daß die Kräf­te hoher gött­li­cher Wesen­hei­ten auf die Opfer­al­tä­re her­ab­ge­flos­sen waren

. Jetzt aber ström­ten statt der Kräf­te der guten Geis­ter aller­lei Dämo­nen, Send­bo­ten des Luzi­fer und Ahri­man, auf die hei­li­gen Altä­re her­ab. Nicht so inner­lich durch Erleuch­tung wie beim Juden­tum, son­dern wie in äuße­ren Visio­nen, nahm er den Ver­fall des heid­ni­schen Geis­tes­le­bens wahr. Es ist noch etwas ande­res, sozu­sa­gen die Din­ge theo­re­tisch ken­nen­zu­ler­nen, als zu schau­en, wie auf einen Opfer­al­tar, auf den einst­mals gött­lich-geis­ti­ge Kräf­te her­ab­ge­flos­sen waren, jetzt Dämo­nen her­ab­stie­gen, die abnor­me See­len­zu­stän­de, Krank­hei­ten und so wei­ter bewir­ken. J

esus hat­te, wäh­rend er so wie ent­rückt war in die geis­ti­ge Welt, den Ein­druck von alle­dem, was einst­mals die Uro­f­fen­ba­run­gen zu den Hei­den gespro­chen hat­ten. Und so wie er die Geheim­nis­se ver­nom­men hat­te, die den alten Pro­phe­ten ver­kün­det wor­den waren und die jetzt nicht ein­mal mehr wie ein Schat­ten in der jüdi­schen Kul­tur leb­ten, so konn­te er jetzt durch geis­ti­ge Inspi­ra­ti­on hören, in wel­cher Art die­se Geheim­nis­se den Hei­den ver­kün­det wor­den waren. 


Er schau­te am Alta­re und unter der Volks­men­ge, die um ihn her­um sich immer zahl­rei­cher ver­sam­mel­te, das, was man Dämo­nen nen­nen kann, und er erkann­te, was die­se Dämo­nen zu bedeu­ten hat­ten. Er erkann­te, wie all­mäh­lich die heid­ni­schen Opfer über­ge­gan­gen waren in etwas, was sol­che Dämo­nen magisch her­bei­zog. Und so waren, als Jesus an den Altar gekom­men war, nicht nur die Men­schen her­bei­ge­kom­men, son­dern auch die Dämo­nen, die sich bei den frü­he­ren Opfer­hand­lun­gen an dem Altar ver­sam­melt hatten. 

Denn die­ses erkann­te er: daß zwar sol­che heid­ni­schen Opfer­hand­lun­gen abstamm­ten von dem, was in den alten Hei­den­zei­ten und an guten Kult­stät­ten den wah­ren Göt­tern, soweit sie für die Hei­den­zeit erkenn­bar waren, an Opfer­ta­ten ver­rich­tet wer­den konn­ten, daß aber die­se Opfer nach und nach in Ver­fall gekom­men waren. Es waren die Geheim­nis­se aus­ge­ar­tet, und statt daß die Opfer zu den Göt­tern ström­ten, zogen die­se Opfer und das, was an Gedan­ken in den Pries­tern leb­te, Dämo­nen her­bei, luzi­fe­ri­sche und ahri­ma­ni­sche Gewal­ten, die er jetzt wie­der­um um sich sah, nach­dem er in den ande­ren Bewußt­seins­zu­stand ver­setzt war. Und als die um ihn her­um Ver­sam­mel­ten gese­hen hat­ten, wie er in die­sen ande­ren Bewußt­seins­zu­stand ver­setzt war und des­halb hin­fiel, da ergrif­fen sie die Flucht. Die Dämo­nen aber blieben. 

Auf eine noch ein­dring­li­che­re Art als der Ver­fall der alten hebräi­schen Leh­re war so vor die See­le des Jesus von Naza­reth der Ver­fall der heid­ni­schen Mys­te­ri­en getre­ten. Stel­len Sie sich die­se See­l­en­er­leb­nis­se vor, die­se Art zu erfah­ren, was aus der Wir­kung der alten Göt­ter und dem Ver­kehr der Men­schen mit den alten Göt­tern gewor­den war; stel­len Sie sich die Emp­fin­dung vor, die auf die­se Wei­se erzeugt wird: Die Mensch­heit muß dürs­ten nach Neu­em, denn sie wird elend in ihren See­len, wenn nichts Neu­es kommt! 


Und jetzt hör­te sei­ne See­le, wie aus den Sphä­ren des Son­nen­da­seins her­aus-klin­gend, Wor­te, wie die­se See­le sie frü­her durch die Bath-Kol oft­mals ver­nom­men hat­te. Aber jetzt war die Bath-Kol ver­wan­delt, zu etwas völ­lig ande­rem gewor­den. Die Stim­me kam ihm auch von ganz ande­rer Rich­tung her. Es ver­nahm Jesus von Naza­reth die Worte:

Amen
Es wal­ten die Übel
Zeu­gen sich lösen­der Ichheit
Von andern erschul­de­te Selbstheitschuld
Erle­bet im täg­li­chen Brote
In dem nicht wal­tet der Him­mel Wille
Da der Mensch sich schied von Eurem Reich
Und ver­gaß Euren Namen
Ihr Väter in den Himmeln.

Nicht anders als so kann ich in die deut­sche Spra­che über­set­zen das­je­ni­ge, was wie die ver­wan­del­te Stim­me der Bath-Kol dazu­mal von Jesus von Naza­reth ver­nom­men wor­den ist. Es waren die­se Wor­te, wel­che die See­le des Jesus zurück­brach­te, als sie aus der Betäu­bung wie­der erwach­te, durch die sie sich ent­rückt fühl­te. Und als Jesus wie­der zu sich gekom­men war, und die Augen rings her­um rich­te­te auf die Men­ge der Müh­se­li­gen und Bela­de­nen, die ihn auf den Altar erho­ben hat­ten, da war die­se ent­flo­hen. Und als er den hell­sich­ti­gen Blick in die Fer­ne schwei­fen ließ, konn­te er ihn nur rich­ten auf eine Schar von dämo­ni­schen Gestal­ten, von dämo­ni­schen Wesen, die alle mit die­sen Leu­ten ver­bun­den waren. Ken­nen­ler­nen muß­te die­se See­le die Abgrün­de der Men­schen­na­tur schon in so jun­gen Jah­ren. Wie es aber immer so ist, daß man gewis­se Stu­fen der höhe­ren Erkennt­nis nur dadurch erreicht, indem man die Abgrün­de des Lebens ken­nen­lernt, so war es in einer gewis­sen Wei­se auch bei Jesus von Naza­reth, daß er an einer Stel­le, die ich auch nicht weiß – um sein 24. Lebens­jahr her­um dadurch, daß er so unend­lich tief in die mensch­li­chen See­len hin­ein­ge­schaut, in See­len, in die wie hin­ein­kon­zen­triert war aller See­len­jam­mer der Mensch­heit der dama­li­gen Zeit, auch beson­ders ver­tieft wor­den war in der Weis­heit, die aller­dings wie glü­hen­des Eisen die See­le durch­zieht, aber auch die See­le so hell­sich­tig macht, daß sie durch­schau­en kann die lich­ten Geis­tes­wei­ten. Und dadurch, daß er die umge­wan­del­te Stim­me der Bath-Kol ver­nom­men hat­te, war er auch wie umge­wan­delt. So war er in ver­hält­nis­mä­ßig jun­gen Jah­ren behaf­tet mit dem ruhi­gen, ein­dring­li­chen Geis­tes­le­se­blick. Jesus konn­te so in die Geheim­nis­se des Lebens schau­en wie bis­her nie­mand auf der Erde, weil nie­mand vor­her so wie er betrach­ten konn­te, bis zu wel­chem Gra­de mensch­li­ches Elend sich stei­gern kann. So war Jesus von Naza­reth nicht nur aus­ge­stat­tet mit dem Blick, mit dem Wis­sen des Wei­sen, son­dern in gewis­ser Wei­se durch das Leben ein Ein­ge­weih­ter gewor­den. Das lern­ten ken­nen Leu­te, die in jener Zeit zusam­men­ge­tre­ten waren in einen gewis­sen Orden, der ja der Welt bekannt ist als der Essäerorden.


Als der Jesus von Naza­reth von die­ser Wan­de­rung nach Hau­se kam, war es unge­fähr um die Zeit – so stellt es uns die spi­ri­tu­el­le For­schung vor –, in wel­cher der Vater des Jesus von Naza­reth gestor­ben war. In den fol­gen­den Jah­ren dann, so vom 24. Jah­re bis zu der Zeit, die gekenn­zeich­net wird als die der Johan­nes­tau­fe im Jor­dan, mach­te der Jesus von Naza­reth Bekannt­schaft mit dem, was man die Essä­er­leh­re und die Essä­er­ge­mein­schaft nen­nen kann. Die Essä­er waren eine Gemein­schaft, die ihren Sitz in einem Tale Paläs­ti­nas auf­ge­schla­gen hat­te. Der Zen­tral­sitz war ein­sam gele­gen. Aber die Essä­er hat­ten über­all Nie­der­las­sun­gen; auch in Naza­reth war etwas wie eine Art Niederlassung. 


In Naza­reth gab es durch Schen­kung eine Nie­der­las­sung des Essä­er­or­dens, und dadurch war gera­de in den Gesichts­kreis des Jesus von Naza­reth das­je­ni­ge gekom­men, was der Essä­er­or­den war. In dem Zen­trum des Ordens bekam man Kun­de von der tie­fen Weis­heit, die sich in der beschrie­be­nen Art in der See­le des Jesus von Naza­reth gesenkt hat­te, und gera­de unter den Bedeu­tends­ten, Wei­ses­ten der Essä­er ent­stand eine gewis­se Stim­mung. Es hat­te sich unter ihnen her­aus­ge­bil­det eine gewis­se pro­phe­ti­sche Anschau­ung: Wenn die Welt ihren rich­ti­gen Fort­gang neh­men soll­te, dann müs­se eine beson­ders wei­se See­le erste­hen, die wie eine Art Mes­si­as wir­ken müs­se. Des­halb hat­ten sie Umschau gehal­ten, wo beson­ders wei­se See­len wären. Und sie waren tief berührt, als sie Kun­de erhiel­ten von jener tie­fen Weis­heit, die in der See­le des Jesus ent­stan­den war.

Daher war es kein Wun­der, daß die Essä­er, ohne daß Jesus von Naza­reth die Erpro­bung der nie­de­ren Gra­de durch­zu­ma­chen hat­te, ihn auf­nah­men wie einen Exter­nis­ten in ihre Gemein­schaft – ich will nicht sagen in den Orden sel­ber – und daß in einer gewis­sen Wei­se zutrau­lich, offen­her­zig wur­den selbst die wei­ses­ten Essä­er in bezug auf ihre Geheim­nis­se gegen­über die­sem wei­sen, jun­gen Men­schen. In der Tat hör­te in die­sem Essä­er­or­den der jun­ge Jesus viel, viel Tie­fe­res über die Geheim­nis­se, die vom Hebrä­er­tum bewahrt wor­den waren, als von den Schrift­ge­lehr­ten im Hau­se sei­nes Vaters. Man­ches auch hör­te er, was er schon sel­ber frü­her durch die Bath-Kol wie durch eine Erleuch­tung in sei­ner See­le auf­glän­zend ver­nom­men hat­te. Und er lern­te ken­nen in sei­nem Ver­kehr mit den Essä­ern fast alles, was der Essä­er­or­den zu geben hat­te. Denn was ihm nicht durch Wor­te mit­ge­teilt wur­de, das stell­te sich ihm dar durch aller­lei hell­sich­ti­ge Impres­sio­nen. Wich­ti­ge hell­sich­ti­ge Impres­sio­nen hat­te Jesus ent­we­der inner­halb der Gemein­schaft der Essä­er sel­ber oder eini­ge Zeit dar­auf in Naza­reth zu Hau­se, wo er in einem mehr beschau­li­chen Leben auf sich wir­ken ließ, was in sei­ner See­le sich her­ein­dräng­te aus Kräf­ten, die ihm gekom­men waren, von denen die Essä­er nichts ahn­ten, die aber als Fol­ge der mit den Essä­er geführ­ten bedeut­sa­men Gesprä­che in sei­ner See­le erlebt wurden. 


Jesus durf­te sogar an der Zen­tral­stät­te der Essä­er, soweit das über­haupt nur irgend mög­lich war inner­halb der stren­gen Regeln des Essä­er­or­dens, die Räum­lich­kei­ten, die hei­ligs­ten, ein­sams­ten Räum­lich­kei­ten betre­ten, durf­te Gesprä­che mit den Essä­ern pfle­gen, die sie sonst nur unter­ein­an­der pfleg­ten. Er konn­te sich dabei ein­wei­hen in das, was tiefs­te Ordens­re­geln der Essä­er waren. So lern­te er erken­nen, wie der ein­zel­ne Essä­er fühl­te und streb­te und leb­te, und er lern­te vor allem emp­fin­den was als äußers­te Mög­lich­keit für eine See­le sei­ner Zeit bestand, um durch Ver­voll­komm­nung wie­der her­an­zu­drin­gen zu der uralt hei­li­gen Offenbarung. 


Eines von die­sen Erleb­nis­sen, von den inne­ren Impres­sio­nen muß beson­ders her­vor­ge­ho­ben wer­den, weil es hin­ein­leuch­ten kann in den gan­zen geis­ti­gen Gang der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung. Es war eine gewal­ti­ge, bedeut­sa­me Visi­on, die wie eine Art Ent­rü­ckung Jesus von Naza­reth hat­te, in der ihm Bud­dha wie in unmit­tel­ba­rer Gegen­wart erschien. Ja, der Bud­dha erschien dem Jesus als Fol­ge des Ideen­aus­tau­sches mit den Essä­ern. In die­sem bedeut­sa­men Geist­ge­spräch erfuhr Jesus von dem Bud­dha, daß die­ser etwa sag­te: Wenn mei­ne Leh­re so, wie ich sie gelehrt habe, völ­lig in Erfül­lung gehen wür­de, dann müß­ten alle Men­schen den Essä­ern gleich wer­den. Das aber kann nicht sein. Das war der Irr­tum in mei­ner Leh­re. Auch die Essä­er kön­nen sich nur wei­ter fort­brin­gen, indem sie sich aus­son­dern von der übri­gen Mensch­heit; für sie müs­sen übri­ge Men­schen­see­len da sein.

Ein ande­res Erleb­nis war die­ses, daß Jesus die Bekannt­schaft mach­te mit einem auch noch jün­ge­ren Man­ne, mit einem fast gleich­alt­ri­gen Man­ne, der nahe­ge­tre­ten war, aller­dings in einer ganz ande­ren Wei­se als Jesus, dem Essä­er­or­den, der aber trotz­dem auch nicht ganz Essä­er gewor­den ist. Es war der, man möch­te sagen, wie ein Lai­en­bru­der inner­halb der Essä­er­ge­mein­schaft leben­de (kom­men­de) Johan­nes der Täu­fer. Er trug sich wie die Essä­er, denn die­se tru­gen im Win­ter Klei­der von Kamel­haar. Aber er hat­te nie­mals die Leh­re des Juden­tums voll­stän­dig in sich aus­wech­seln kön­nen mit der Leh­re der Essä­er. Da aber die Leh­re der Essä­er, das gan­ze Leben der Essä­er auf ihn einen gro­ßen Ein­druck mach­te, leb­te er als Lai­en­bru­der das Essä­er­le­ben, ließ sich anre­gen, ließ sich all­mäh­lich inspi­rie­ren und kam nach und nach zu dem, was ja von Johan­nes dem Täu­fer in den Evan­ge­li­en erzählt ist. Vie­le Gesprä­che fan­den statt zwi­schen Jesus und Johan­nes. Da geschah es eines Tages, daß Jesus von Naza­reth, wäh­rend er mit Johan­nes sprach, wie ver­schwun­den vor sich sah die phy­si­sche Leib­lich­keit des (künf­ti­gen) Täu­fers und die Visi­on des Eli­as hat­te. Das war das zwei­te wich­ti­ge See­l­en­er­leb­nis inner­halb der Gemein­schaft des Essä­er­or­dens (sie­he auch: Johan­nes der Täu­fer).


Da gab es aber noch ande­re Erleb­nis­se. Schon seit län­ge­rer Zeit hat­te Jesus etwas beson­de­res beob­ach­ten kön­nen: Wenn er an Orte kam, wo Essä­er­to­re waren, wo bild­lo­se Tore waren, da konn­te Jesus von Naza­reth durch sol­che Tore nicht schrei­ten, ohne wie­der­um eine bit­te­re Erfah­rung zu machen. Er sah die­se bild­lo­sen Tore, aber für ihn waren geis­ti­ge Bil­der an die­sen Toren. Und all­mäh­lich hat­te sich ihm das Gefühl, der Ein­druck in der See­le befes­tigt, daß die Abnei­gung der Essä­er gegen die Tor­bil­der etwas zu tun haben müs­se mit dem Her­bei­zau­bern sol­cher geis­ti­ger Wesen­hei­ten, wie er sie an den Toren erschau­te, daß Bil­der an den Toren, Abbil­der von Luzi­fer und Ahri­man sei­en. So hat­te Jesus durchs Leben getra­gen die bei­den Bil­der von Luzi­fer und Ahri­man, die er oft­mals gese­hen hat­te an den Toren der Essä­er. Es hat­te zunächst nichts ande­res bewirkt, als daß ihm bewußt wur­de, daß ein Geheim­nis wal­te zwi­schen die­sen geis­ti­gen Wesen­hei­ten und den Essä­ern. Und die Wir­kung, die das auf sei­ne See­le aus­üb­te, trug sich hin­ein in die Ver­stän­di­gung mit den Essä­ern; man konn­te sich seit die­sen Erleb­nis­sen in der See­le des Jesus von Naza­reth nicht mehr so gut gegen­sei­tig ver­ste­hen. Denn es leb­te in sei­ner See­le etwas, von dem er nicht spre­chen konn­te gegen­über den Essä­ern, weil sich jedes­mal etwas wie in der Rede ver­schlug, denn immer stell­te sich dazwi­schen, was er an Essä­er­to­ren erlebt hat­te. Eines Tages, als nach einer beson­ders wich­ti­gen, bedeut­sa­men Unter­re­dung, in der vie­les Höchs­te, Geis­ti­ge zur Spra­che gekom­men war, Jesus von Naza­reth das Tor des Haupt­ge­bäu­des der Essä­er ver­ließ, da traf er, indem er durch das Tor ging, auf die Gestal­ten, von denen er wuß­te, daß sie Luzi­fer und Ahri­man waren. Und er sah flie­hen Luzi­fer und Ahri­man von dem Tore des Essä­er­klos­ters. Mit tie­fer ele­men­ta­rer Gewalt dräng­te sich her­auf in sei­ne See­le die Fra­ge: Wohin flie­hen die­se, wohin flie­hen Luzi­fer und Ahri­man? – Denn er wuß­te, die Hei­lig­keit des Klos­ters der Essä­er hat­te sie zum Flie­hen gebracht. Da brann­te in sei­ner See­le die Fra­ge. Wohin flie­hen Luzi­fer und Ahriman? 


In dem gan­zen Sys­tem der Essä­er­ver­voll­komm­nung spiel­te das eine gewis­se Rol­le, daß der Essä­er durch kein Tor gehen durf­te, an dem ein Bild­nis ange­bracht war, denn es war so, daß nichts von Legen­den­haf­tem, Mythi­schem oder Reli­giö­sem im Bil­de dar­ge­stellt wer­den durf­te. Das Luzi­fe­ri­sche der Bild­im­pul­se woll­te der Essä­er dadurch flie­hen. Es ging ihm auf ein auf sei­ne See­le unge­heu­er bedrü­ckend wir­ken­der Zusam­men­hang: Wohin flie­hen denn Luzi­fer und Ahri­man, sag­te er sich, wenn sie von den Toren der Essä­er weg­flie­hen? Sie flie­hen dahin, wo die See­len der ande­ren Men­schen sind! Dazu also hat­te es die Mensch­heit gebracht, daß eine Gemein­schaft sich aus­son­dern muß, wenn sie den Zusam­men­hang mit der gött­lich-geis­ti­gen Welt fin­den will. Und weil sie sich so aus­son­dert, daß sie sich in ihrem gan­zen sozia­len Zusam­men­halt nur ent­wi­ckeln kann, indem sie die ande­ren Men­schen von sich aus­schließt, ver­ur­teilt sie die ande­ren Men­schen, gera­de um so tie­fer in das hin­ein­zu­sin­ken, was sie, die­se Essä­er­ge­mein­schaft, floh. Dadurch, daß die Gemein­schaft der Essä­er stieg, muß­ten die ande­ren um so mehr fal­len! Dadurch, daß der Essä­er ein Leben führ­te, wel­ches Luzi­fer und Ahri­man nicht mit ihm in Berüh­rung kom­men ließ, konn­ten Ahri­man und Luzi­fer gera­de ver­su­chend und ver­lo­ckend zu den ande­ren Men­schen hin­kom­men. So leben wir in einer Zeit – das trat bit­ter vor sei­ne See­le –, in wel­cher jene, die den Zusam­men­hang mit dem Gött­lich-Geis­ti­gen suchen, in enger Gemein­schaft und auf Kos­ten der ande­ren Men­schen die­ses tun müs­sen. So leben wir in einer Zeit, in wel­cher der Schrei der Sehn­sucht ist nach einem sol­chen Zusam­men­han­ge mit der gött­lich-geis­ti­gen Welt, der allen Men­schen wer­den kann. 


Was man aus der Betrach­tung der Aka­sha-Chro­nik auf die­sem Gebie­te gewinnt, das ist die Erkennt­nis, daß hier durch inne­re see­li­sche Erfah­rung etwas erlit­ten wor­den ist, was von kei­ner ande­ren See­le auf der Erde jemals hat erlit­ten wer­den kön­nen. Je höher das Geis­tig-See­li­sche steht, des­to mehr kann es lei­den unter geis­tig-see­li­schen Eindrücken. 


Die Zara­thus­tra-Wesen­heit litt in die­sen Jah­ren unter dem Erle­ben des­sen, daß die alten Offen­ba­run­gen unmög­lich gewor­den sind für das­je­ni­ge, was die Men­schen­see­le in der neue­ren Zeit braucht. Das war zunächst das unend­li­che Lei­den, das mit kei­nem Lei­den der Erde zu ver­glei­chen ist. 


Es war der Jesus von Naza­reth nach und nach durch die cha­rak­te­ri­sier­ten Erleb­nis­se aller­dings umge­wan­delt wor­den, so daß unend­li­che Weis­heit sich in sei­nem Ant­litz aus­präg­te. Aber er war auch, wie das ja immer, wenn auch in gerin­ge­rem Gra­de der Fall ist, wenn die Weis­heit in einer Men­schen­see­le zunimmt, zu einer gewis­sen inne­ren Trau­rig­keit gekom­men. Die Weis­heit hat­te ihm zunächst die Frucht gebracht, daß der Blick, den er wen­den konn­te in sei­ne mensch­li­che Umge­bung, ihn eigent­lich recht trau­rig mach­te. Er muß­te dar­an den­ken, wie er in den ers­ten Zei­ten nach sei­nem 12. Jah­re gewis­ser­ma­ßen nur den unend­li­chen Reich­tum die­ser Zara­thus­tra-See­le in sich gefühlt hat­te. Er wuß­te ja am Ende der Zwan­zi­ger­jah­re noch nicht, daß er der wie­der­ver­kör­per­te Zara­thus­tra war; aber er wuß­te, daß ein gro­ßer, gewal­ti­ger Umschwung in sei­ner See­le in sei­nem 12. Jah­re vor sich gegan­gen war. Und jetzt hat­te er oft­mals das Gefühl: Ach, wie war es doch anders mit mir vor die­sem Umschwung in mei­nem 12. Jah­re! – Er fühl­te, wenn er jetzt zurück­dach­te an die­se Zeit, wie unend­lich warm es dazu­mal in sei­nem Gemü­te war. Er war ja als (natha­ni­scher Jesus-)Knabe ganz welt­ent­rückt gewe­sen. Da hat­te er zwar gehabt die leb­haf­tes­te Emp­fin­dung für alles, was aus der Natur her­aus zum Men­schen spricht, für alle Herr­lich­keit und Grö­ße der Natur, aber er hat­te wenig Anla­ge für das­je­ni­ge, was mensch­li­che Weis­heit, mensch­li­ches Wis­sen sich ange­eig­net hat­te. Und dann war es so, wie wenn nach die­sem Moment im Tem­pel zu Jeru­sa­lem in sei­nem 12. Jah­re dies alles aus sei­ner See­le her­aus­ge­stürmt und dafür alle Weis­heit hin­ein­ge­strömt wäre. 


Er fühl­te, in dem Mensch­li­chen auf Erden hat­te er gelebt seit sei­nem 12. Jah­re. Und jetzt muß­te er oft­mals zurück­den­ken, wie er war vor die­sem zwölf­ten Jah­re, wo er gleich­sam sich mit den gött­li­chen Urgrün­den des Daseins ver­bun­den fühl­te, wo alles in ihm ele­men­tar und ursprüng­lich war, wo alles aus einem auf­spru­deln­den Leben, aus einem war­men, lie­ben­den Gemü­te kam und ihn innig zusam­men­schloß mit ande­ren Men­schen­see­len, wäh­rend er jetzt ver­einsamt und allein und schweig­sam gewor­den war. Alle die­se Gefüh­le waren es, die zustan­de brach­ten, daß ein ganz bestimm­tes Gespräch statt­ge­fun­den hat zwi­schen ihm und der Per­sön­lich­keit, die ihm Mut­ter gewor­den war. Sei­nen inne­ren Zwie­spalt hat­te er bis­her auch die­ser Mut­ter ver­schwie­gen, so daß sie nur das Schö­ne und Gro­ße gese­hen hat­te. Sie hat­te nur gese­hen, wie er immer wei­ser und wei­ser wur­de, wie er immer tie­fer ein­drang in die gan­ze Mensch­heits­evo­lu­ti­on. Des­halb war von dem­je­ni­gen, was wie eine Art Gene­ral­beich­te mit die­sem Gespräch statt­fand, vie­les neu für sie, aber sie nahm es auf mit inni­gem, war­men Her­zen. Es war in ihr wie ein unmit­tel­ba­res Ver­ste­hen für sei­ne Trau­rig­keit, sei­ne Gefühls­stim­mung, des­sen, daß er sich zurück­sehn­te zu dem, was er in sich hat­te vor sei­nem 12. Jah­re. Des­halb such­te sie ihn zu erhe­ben und zu trös­ten. Sie erin­ner­te ihn an all das, was ihr durch ihn bekannt­ge­wor­den war von der Wie­der­er­neue­rung der gro­ßen Leh­ren, Weis­heits­sprü­chen und Geset­zes­schät­ze des Juden­tums. Es wur­de ihm aber nur immer schwe­rer ums Herz, wenn er so die Mut­ter spre­chen hör­te, so schät­zend das, was er inner­lich doch eigent­lich als über­wun­den fühl­te. Und end­lich erwi­der­te er: Ja, das mag alles sein. Aber ob durch mich oder durch einen ande­ren heu­te erneu­ert wer­den kön­nen all die alten, herr­li­chen Weis­heits­schät­ze des Juden­tums, was hät­te das alles für eine Bedeu­tung für die Mensch­heit? Es ist im Grun­de doch alles bedeu­tungs­los, was in sol­cher Art zuta­ge tritt. Selbst wenn Eli­as heu­te käme – so sag­te Jesus von Naza­reth – und unse­rer Mensch­heit ver­kün­den woll­te das­je­ni­ge, was er als Bes­tes erfah­ren hat in den Him­mels­wei­ten: es sind ja nicht die Men­schen da, die Ohren hät­ten zu hören die Weis­heit des Eli­as, der älte­ren Pro­phe­ten, auch des Moses, ja bis Abra­ham hin­auf. Alles, was die­se Pro­phe­ten ver­kün­de­ten, wäre heu­te zu kün­den unmög­lich. Ihre Wor­te wür­den unge­hört im Win­de ver­hal­len! Und so ist ja alles, was ich in mei­ner See­le hal­te, wert­los. So sprach Jesus und er wies dar­auf hin, wie vor kur­zem erst eines wahr­haft gro­ßen Leh­rers Wor­te im Grun­de genom­men ver­klun­gen sei­en, ohne eine gro­ße Wir­kung zu hin­ter­las­sen. Jesus wuß­te, wie wenig die inni­gen Wor­te, die der alte Hil­lel (75–4 n. Chr.) gespro­chen hat­te, Ein­gang gefun­den hat­ten in die Her­zen und Seelen.


Als Jesus von Naza­reth sol­ches erleb­te, konn­te er erfah­ren wie sei­ne Stief- oder Zieh­mut­ter immer mehr und mehr Ver­ständ­nis faß­te für sein inne­res Leben. Nament­lich seit dem Tode des Vaters war dies der Fall. Und wäh­rend in frü­he­ren Jah­ren Jesus ganz allein und ein­sam in der Fami­lie war, ent­wi­ckel­te sich in die­ser Zeit so man­ches Gespräch mit der Mut­ter, in dem Jesus von Naza­reth spre­chen konn­te von dem, was er in sei­ner ein­sa­men See­le erleb­te. Und es kam zu (die­sem) gro­ßen ent­schei­den­den Gespräch im 30. Jah­re sei­nes Lebens. [25] So kam es im Ver­lau­fe die­ses Gesprächs, daß es klar vor Jesus’ See­le stand, an wel­chem Punk­te die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung ange­langt war. Jetzt däm­mer­te in ihm auf ein immer deut­li­che­res Bewußt­sein, daß die Zara­thus­tra-See­le in ihm war. So fühl­te er, wie er als Zara­thus­tra die dama­li­ge Mensch­heits­ent­wi­cke­lung mit­ge­macht hatte.


Viel sprach er mit sei­ner Mut­ter über die Grö­ße und Glo­rie des alten Hei­den­tums, von dem, was in den alten Mys­te­ri­en der Völ­ker leb­te; wie zusam­men­ge­flos­sen waren die ein­zel­nen Mys­te­ri­en­diens­te Vor­der­asi­ens und Süd­eu­ro­pas in die­sem Mithras­dienst. Aber zugleich trug er in sei­ner See­le die furcht­ba­re Emp­fin­dung: wie sich nach und nach die­ser Dienst gewan­delt hat­te und gekom­men war unter dämo­ni­sche Gewal­ten, die er sel­ber erlebt hat­te unge­fähr in sei­nem 24. Lebens­jah­re. Und da erschien ihm auch die alte Zara­thus­tra-Leh­re wie etwas, wofür die Men­schen der heu­ti­gen Zeit nicht mehr emp­fäng­lich sind. Und unter die­sem Ein­druck sprach er zu sei­ner Mut­ter das zwei­te bedeut­sa­me Wort: Wenn auch erneu­ert wür­den die alten Mys­te­ri­en und Kul­te, und alles das hin­e­inflös­se, was einst­mals groß war in den Mys­te­ri­en des Hei­den­tums, es sind, dies zu ver­neh­men, die Men­schen nicht mehr da! All das ist nutz­los. Und dann sprach er von dem, was er im Krei­se der Essä­er in sich auf­ge­nom­men hatte.

Er wuß­te jetzt: Weder auf Juden- noch auf Hei­den­wei­se noch auf Essä­er­wei­se war der all­ge­mei­nen Mensch­heit der Zusam­men­hang mit der gött­lich-geis­ti­gen Welt zu brin­gen. Dies Wort schlug furcht­bar ein in die See­le der lie­ben­den Mut­ter. Er war wäh­rend die­ses gan­zen Gesprä­ches ver­ei­nigt mit ihr, wie eins mit ihr. Die gan­ze See­le, das gan­ze Ich des Jesus von Naza­reth lag in die­sen Worten. 


Es war in einer eigen­tüm­li­chen Art, wie er das erzähl­te. Denn nicht nur gin­gen sei­ne Wor­te hin­über zur Mut­ter, son­dern die Wor­te flos­sen zum Her­zen der Mut­ter hin­über wie leben­di­ge Wesen. Es ist wirk­lich so, wie wenn alles, was in der See­le des Jesus von Naza­reth leb­te, wäh­rend die­ses Gesprä­ches in die See­le der Mut­ter hin­über­ge­gan­gen wäre. Und es war auch für ihn so, denn Merk­wür­di­ges ent­hüllt uns geheim­nis­voll hier der Blick in die Aka­sha-Chro­nik. Der Jesus erzähl­te so, daß sei­ne Wor­te, indem sie sich ihm ent­ran­gen und indem sie hin­über­zo­gen in Herz und See­le der Mut­ter, immer ein Stück sei­nes eige­nen Ichs mit hin­über­nah­men. Man könn­te sagen: Auf den Flü­geln sei­ner Wor­te ging sein eige­nes Ich wie hin­über zur Mut­ter, aber ohne daß es als sol­ches eigent­li­ches Ich in die Mut­ter hin­über­ging, die sich nur durch die­se Wor­te wie belebt fühl­te. Denn das Merk­wür­di­ge geschah jetzt, daß durch die Wir­kung die­ses Gesprä­ches die See­le jener Mut­ter, wel­che die leib­li­che Mut­ter des natha­ni­schen Jesus war, aus der geis­ti­gen Welt her­un­ter­kam und sich mit der See­le der Stief- oder Zieh­mut­ter ver­band. Es war wie eine Art Wie­der­ge­burt zur Jung­fräu­lich­keit, was hier statt­ge­fun­den hat, (sodaß) jetzt wei­ter­hin die Stief­mut­ter eigent­lich nur als Hül­le der­je­ni­gen Mut­ter her­um­wan­delt, wel­che die Zeit von Jesu 12. bis 30. Jah­re in der geis­ti­gen Welt zuge­bracht hat. [28] Der gan­ze furcht­ba­re Schmerz, das furcht­ba­re Leid des Jesus, das aus sei­ner See­le sich los­rang, ergoß sich hin­ein in die See­le der Mut­ter und sie fühl­te sich wie eins mit ihm. Jesus aber fühl­te, als ob alles, was seit sei­nem 12. Jah­re in ihm leb­te, fort­ge­gan­gen wäre wäh­rend die­ses Gesprä­ches. Je mehr er davon sprach, des­to mehr wur­de die Mut­ter voll von all der Weis­heit, die in ihm leb­te. Und alle die Erleb­nis­se, die seit sei­nem 12. Jah­re in ihm gelebt hat­ten, sie leb­ten jetzt auf in der See­le der lie­ben­den Mut­ter! Aber von ihm waren sie wie hin­ge­schwun­den. Wie ver­wan­delt war auch er seit jenem Gesprä­che, so ver­wan­delt, daß die Brü­der oder Stief­brü­der und die ande­ren Ver­wand­ten, die in sei­ner Umge­bung waren, die Mei­nung beka­men, er hät­te den Ver­stand ver­lo­ren. Man sah ihn als einen Ver­lo­re­nen an. Er ging in der Tat auch tage­lang wie traum­haft im Hau­se umher. Das Zara­thus­tra-Ich war eben dabei, die­sen Leib des Jesus von Naza­reth zu ver­las­sen und in die geis­ti­ge Welt über­zu­ge­hen. Und ein letz­ter Ent­schluß ent­wand sich ihm: Wie durch einen inne­ren Drang, wie durch eine inne­re Not­wen­dig­keit getrie­ben, beweg­te er sich nach eini­gen Tagen wie mecha­nisch aus dem Hau­se fort, zu dem ihm schon bekann­ten Johan­nes dem Täu­fer hin, um von ihm die Tau­fe zu erlan­gen. Und dann fand jenes Ereig­nis statt in der Johan­nes-Tau­fe im Jor­dan: das Chris­tus-Wesen senk­te sich hin­ab in sei­nen Leib. Jesus war jetzt durch­drun­gen von dem Chris­tus-Wesen. Seit jenem Gesprä­che mit sei­ner Mut­ter war gewi­chen das Ich des Zara­thus­tra und das­je­ni­ge, was vor­her gewe­sen war, was er (als natha­ni­scher Jesus) vor­her gewe­sen war, das war wie­der­um da, nur gewach­sen, noch grö­ßer gewor­den. Und hin­ein in die­sen Leib, der jetzt in sich trug die unend­li­che Tie­fe des Gemü­tes, das Gefühl des Offen­seins für unend­li­che Wei­ten, senk­te sich der Chris­tus. Die Mut­ter aber hat­te auch ein neu­es Ich, das sich in sie hin­ein­ver­senkt hat­te, erlangt; sie war eine neue Per­sön­lich­keit gewor­den. Es stellt sich dem Geis­tes­for­scher fol­gen­des dar: In dem­sel­ben Augen­bli­cke, als die­se Tau­fe im Jor­dan geschah, fühl­te auch die Mut­ter etwas wie das Ende ihrer Ver­wand­lung. Sie fühl­te sich seit­dem wie jene jun­ge Mut­ter, die einst­mals den Lukas-Jesus­kna­ben gebo­ren hat­te. [29] Bei der Johan­nes­tau­fe senk­te sich wie­der das Unsterb­li­che der ursprüng­li­chen Mut­ter des natha­ni­schen Jesus her­ab und ver­wan­del­te die­je­ni­ge Mut­ter, die in dem Hau­se des natha­ni­schen Joseph auf­ge­nom­men war, und mach­te sie wie­der jung­fräu­lich; so daß die See­le jener Mut­ter, die der Jesus ver­lo­ren hat­te, ihm bei der Johan­nes­Tau­fe wie­der­ge­ge­ben wird. Die­se Mut­ter, die ihm geblie­ben ist, birgt also in sich die See­le sei­ner ursprüng­li­chen Mut­ter, die in der Bibel die «gebe­ne­dei­te Maria» genannt wird (Lukas 1, 28). 


Es ist nötig, unge­heu­re Kräf­te zu haben, um sei­ne Lei­ber so zu läu­tern, daß man sie lebens­fä­hig ver­las­sen kann. [31] Zar­thus­tra sel­ber inkar­nier­te sich bald nach dem Ver­las­sen der drei Hül­len des Jesus von Naza­reth; sein Ich ver­band sich mit dem Äther­leib des salo­mo­ni­schen Jesus, der bei des­sen Tode von der Mut­ter des natha­ni­schen Jesus mit hin­ein­ge­nom­men wor­den war in die geis­ti­ge Welt.


Das Ich des Jesus von Naza­reth hat ja die drei Hül­len bei der Johan­nes­tau­fe ver­las­sen; aber es ist doch ein Abbild die­ses Ichs gleich einem Sie­gel­ab­druck ver­blie­ben in den drei Hül­len. Von die­sen drei Lei­bern nimmt die Chris­tus-Wesen­heit Besitz, aber auch von noch etwas, das wie ein Abdruck des Jesus-Ichs zurück­bleibt. So etwas wie eine Ich-Kopie des Jesus wird ein­ver­wo­ben vom 12., 13. und 14. Jahr­hun­dert ab in sol­che Men­schen, die nun zu spre­chen begin­nen von einem «inne­ren Chris­tus». Meis­ter Eck­hartTau­ler, sie spre­chen dann aus ihrer eige­nen Erfah­rung her­aus wie (aus) einem Ich-Abdruck von Jesus von Nazareth. 


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Kar­ma – kommt vom dem Sans­krit­wort Kar­no­ti, das heißt tun, machen, wirken.

Kar­ma

Das Wort Kar­ma kommt von oder hängt wenigs­tens zusam­men mit dem Sans­krit­wort Kar­no­ti, das heißt tun, machen, wir­ken. Es ist genau der­sel­be Stamm wie im latei­ni­schen crea­re, schaf­fen. Crea­re, machen und schaf­fen, ist also genau dasselbe. 


Das Kar­ma ist das Gesetz von Ursa­che und Wir­kung für die geis­ti­ge Welt, wie die Mecha­nik das Gesetz von Ursa­che und Wir­kung in der mate­ri­el­len Welt ist. In jedem Moment des Lebens stellt das Kar­ma etwas dar, wie die Bilanz eines Geschäftsmannes. 

Mit jeder Hand­lung, sie sei gut oder schlecht, ver­mehrt der Mensch sein Soll oder sein Haben. Wer (bei einer mög­li­chen Hand­lung) einen Akt der Frei­heit nicht zuge­ben möch­te, wür­de einem Kauf­mann glei­chen, der nicht das Risi­ko einer neu­en Geschäfts­un­ter­neh­mung ein­ge­hen möch­te und sich immer auf dem glei­chen Stan­de der Geschäfts­bi­lanz hal­ten würde.

Ein Ein­wand den man machen kann vom Gesichts­punkt der öst­li­chen Weis­heit: Die Idee eines Erlö­sers, der den Men­schen zu Hil­fe kommt, so sagt man, unter­drückt die logi­schen Ver­knüp­fun­gen des Kar­ma und setzt an die Stel­le des gro­ßen uni­ver­sel­len Ent­wi­cke­lungs­ge­set­zes das unver­mit­tel­te Ein­grei­fen einer wun­der­sa­men Gnade. 

Es sei nur gerecht, daß der­je­ni­ge, der die Feh­ler began­gen hat, auch ihre Schwe­re trägt. Das ist jedoch ein Irr­tum. Eine rein logi­sche Auf­fas­sung von Kar­ma wür­de es ver­bie­ten einem Men­schen im Unglück zu hel­fen. Aber gera­de da wür­de nun der Fata­lis­mus sich als falsch erwei­sen, und die Hil­fe, die wir einem ande­ren aus frei­en Stü­cken erwei­sen, eröff­net einen neu­en Abschnitt in sei­nem Schick­sal. Unse­re Schick­sa­le sind gewo­ben aus sol­chen Impul­sen, sol­chen Gnadenerweisen. 

Wenn wir aber die Idee einer indi­vi­du­el­len Hil­fe akzep­tie­ren, kön­nen wir dann nicht auch ver­ste­hen, daß jemand, der sehr viel mehr ver­mag als wir, nicht nur einem Ein­zel­nen hel­fen kann, son­dern allen Men­schen, ja einen neu­en Impuls in die gan­ze Mensch­heit hin­ein­tra­gen kann? Nun, sol­cher­art ist die Tat eines Mensch gewor­de­nen Got­tes, die nicht geschah, um den Geset­zen des Kar­ma zu wider­spre­chen, son­dern um zu ihrer Erfül­lung zu verhelfen. 

Das Kar­ma und der Chris­tus ergän­zen sich wie das Mit­tel zur Erlö­sung und der Erlö­ser. Durch das Kar­ma wird die Tat des Chris­tus ein kos­mi­sches Gesetz, und durch das Chris­tus-Prin­zip, den geof­fen­bar­ten Logos, erreicht das Kar­ma sein Ziel, näm­lich die Befrei­ung der See­len zum Selbst­be­wußt­sein und ihre Wesens­gleich­heit mit Gott. 


Eine Wesen­heit, die ein­mal tätig war, steht in der Fol­ge eben nicht mehr iso­liert da; sie hat ihr Selbst in ihre Taten gelegt. Und alles, was sie wird, ist fort­an ver­knüpft mit dem, was aus den Taten wird. Die­se Ver­knüp­fung einer Wesen­heit mit den Ergeb­nis­sen ihrer Taten ist das die gan­ze Welt beherr­schen­de Gesetz von Kar­ma. Die Schick­sal gewor­de­ne Tätig­keit ist Karma. 


Ohne die Eigen­tüm­lich­keit des Zurück­wir­kens der Wir­kung auf das ver­ur­sa­chen­de Wesen ist der Kar­ma­be­griff nicht zu den­ken. Wenn (aller­dings) Ver­ur­sa­chung und zurück­schla­gen­de Wir­kung in dem­sel­ben Zeit­punk­te statt­fin­den, dann wer­den wir kaum von Kar­ma spre­chen kön­nen. Denn in die­sem Fal­le wür­de das Wesen, von dem die Wir­kung aus­geht, im Grun­de genom­men die Wir­kung unmit­tel­bar her­vor­brin­gen wol­len. Das gehört also noch zum Kar­ma dazu, daß der Zusam­men­hang zwi­schen Ursa­che und Wir­kung ein gesetz­mä­ßi­ger ist, der hin­über­geht über das, was das Wesen unmit­tel­bar beabsichtigt. 


Der Geist kann in sei­ner Tätig­keit nicht unbe­ein­flußt blei­ben von der Tat, die er ein­mal ver­rich­tet hat in der Stu­fe, die er ein­mal ein­ge­nom­men hat­te. Ich möch­te Ihnen (an einem Bei­spiel) klar­ma­chen, wie die­se Tätig­keit des Geis­tes ihre Wir­kung haben muß. Den­ken Sie ein­mal fol­gen­des: Den­ken Sie, Sie haben vor sich ste­hen ein Gefäß mit Was­ser und Sie wer­fen in die­ses Gefäß eine war­me Metallkugel. 

Die­se Kugel erhitzt das Was­ser: die­ses ist also das Werk der Kugel. Wenn Sie die Kugel in ein zwei­tes Gefäß ver­sen­ken, dann wird sie als Fol­ge ihrer ers­ten Tätig­keit die­ses zwei­te Was­ser nicht wie­der erwär­men kön­nen. Kurz, wie sie das zwei­te Mal wirkt, ist eine Fol­ge von dem, wie sie das ers­te Mal gewirkt hat. 

Durch die­ses ein­fa­che Gleich­nis kann man sich klar­ma­chen, wie der Geist in sei­ner Tätig­keit wirkt. Wenn der Geist in sei­ner Tätig­keit ein bestimm­tes Werk ver­rich­tet, so ist nicht nur die­sem Werk das Geprä­ge auf­ge­drückt, son­dern der Tätig­keit des Geis­tes selbst ist der­sel­be Stem­pel auf­ge­drückt. Jakob Böh­me sagt: «auf­ge­drückt ist ein Kenn­zei­chen, das von der Tat fort­an nicht mehr zu neh­men ist, als wie­der durch neue Tat, durch neu­es Erleb­nis, daß der alte Stem­pel durch einen neu­en ersetzt wird». Das ist das Kar­ma, das der ein­zel­ne erlebt. Ich bin das Ergeb­nis mei­ner frü­he­ren Taten, und mei­ne jet­zi­gen Taten wer­den in ihrer Fort­set­zung in zukünf­ti­gen Erleb­nis­sen ihre Wir­kun­gen haben.


Die­ses Gesetz von Kar­ma besagt für den Geist genau das­sel­be, was das Gesetz von Ursa­che und Wir­kung, das Gesetz der Kau­sa­li­tät, für die äuße­ren, phy­si­schen Erschei­nun­gen besagt. 


Außer dem Kar­ma, das jeder ein­zel­ne hat, gibt es ein all­ge­mei­nes kar­mi­sches Gesetz auf allen Stu­fen des Daseins. Kar­ma geht durch alle Rei­che des Daseins, und es gibt durch­aus Din­ge im Mensch­heits­k­ar­ma, in dem Kar­ma eines Vol­kes, einer Gesell­schaft oder einer ande­ren Mensch­heits­grup­pe, die wir als ein gemein­schaft­li­ches Kar­ma anse­hen müs­sen, so daß unter Umstän­den der ein­zel­ne mit­ge­ris­sen wer­den kann von dem Gesamtkarma. 


Für ein kla­res Den­ken gibt es kein Ent­rin­nen aus die­ser Anschau­ung. Man las­se ent­we­der die gan­ze natur­wis­sen­schaft­li­che Ent­wi­cke­lungs­leh­re fal­len, oder man gebe zu, daß sie auf die see­li­sche Ent­wi­cke­lung aus­ge­dehnt wer­den müsse. 

Es gibt nur zwei­er­lei: ent­we­der es ist jede See­le durch ein Wun­der geschaf­fen, wie die tie­ri­schen Arten durch ein Wun­der geschaf­fen sein müß­ten, wenn sie sich nicht aus­ein­an­der ent­wi­ckelt haben; oder die See­le hat sich ent­wi­ckelt und ist in ande­rer Form frü­her dage­we­sen, wie die tie­ri­sche Art in ande­rer Form da war. 


Alles, was ich in mei­nem gegen­wär­ti­gen Leben kann und tue, steht nicht abge­son­dert für sich da als Wun­der, son­dern hängt als Wir­kung mit den frü­he­ren Daseins­for­men mei­ner See­le zusam­men, und als Ursa­che mit den späteren. 


Im Men­schen­le­ben tre­ten Schick­sals­fäl­le ein, die sich nicht dar­stel­len als Wir­kun­gen von Ursa­chen des ein­zel­nen Lebens­lau­fes, son­dern die aus einem ande­ren Bewußt­sein her­aus ver­ur­sacht sind, näm­lich aus einem sol­chen Bewußt­sein, das jen­seits der Geburt liegt und das unser Leben fort­setzt in frü­he­re Zei­ten, als die­je­ni­gen sind, die erst seit unse­rer Geburt abge­lau­fen sind. 

Das­je­ni­ge Wesen im Men­schen, wel­ches von die­sem Bewußt­sein umfaßt wird, wol­len wir die «Indi­vi­dua­li­tät» des Men­schen nen­nen; und die­ses Bewußt­sein, das also fort­wäh­rend unter­bro­chen wird durch das Per­sön­lich­keits­be­wußt­sein, wol­len wir das «indi­vi­du­el­le Bewußt­sein» nen­nen, im Gegen­satz zum Einzelpersönlichkeits-bewußtsein.


Im Grun­de genom­men haben wir in dem durch alle Inkar­na­tio­nen sich durch­schlän­geln­den Kar­ma gestör­te Gleich­ge­wichts­la­gen. Bis einst in fer­ner Zukunft der Mensch in dem Durch­ge­hen durch sei­ne Inkar­na­tio­nen end­lich dahin gekom­men sein wird, einen letz­ten, durch die Erde erreich­ba­ren Gleich­ge­wichts­zu­stand aus­zu­bil­den, der dahin füh­ren wird, daß die Mensch­heit die Erden­mis­si­on erfüllt haben wird und das Erden­da­sein sich in eine neue pla­ne­ta­ri­sche Form hin­über­ent­wi­ckeln wird (sie­he: Jupiter). 


Drei­er­lei bedingt den Lebens­lauf eines Men­schen inner­halb von Geburt und Tod. Und drei­fach ist er dadurch abhän­gig von Fak­to­ren, die jen­seits von Geburt und Tod lie­gen. Der Leib unter­liegt dem Gesetz der Ver­er­bung; die See­le unter­liegt dem selbst­ge­schaf­fe­nen Schick­sal, dem Kar­ma. Und der Geist steht unter dem Geset­ze der Wie­der­ver­kör­pe­rung (sie­he: Reinkar­na­ti­on), der wie­der­hol­ten Erdenleben. 


Wenn die Mög­lich­keit nicht gege­ben wäre, sich über den Irr­tum zu erhe­ben, so müß­te der Mensch zuletzt in Irr­tum ver­sin­ken. So aber ist die Wohl­tat des Kar­ma ein­ge­tre­ten. Ist Kar­ma irgend etwas, vor dem der Mensch sich fürch­ten soll? Nein! Kar­ma ist eine Macht, für die der Mensch eigent­lich den Wel­ten­plä­nen dank­bar sein soll­te. Ohne Kar­ma wäre unser Fort­schrei­ten in der mensch­li­chen Lauf­bahn unmög­lich. Kar­ma erweist uns die Wohl­tat, daß wir jeden Irr­tum wie­der gut­ma­chen müs­sen, daß wir alles, was wir rück­wärts getan haben, wie­der ver­nich­ten müssen. 


Die Fol­gen der Tat müs­sen getra­gen wer­den, gleich­viel von wem. 


Alles, was wir über die Wahr­neh­mungs­welt den­ken, wird gar kei­nen Ein­fluß aus­üben kön­nen (auf eine künf­ti­ge Inkar­na­ti­on), nur in die­ser Inkar­na­ti­on wird es eine kar­ma­bil­den­de Kraft haben. Der Gedan­ke wirkt auf unse­ren jet­zi­gen Cha­rak­ter. Was aus dem Gefühl her­aus ent­springt, das was mit unse­rer Umge­bung wesent­lich zu tun hat, was in die Welt der Ima­gi­na­ti­on hin­ein­geht, das kommt uns zurück in der nächst­fol­gen­den Inkar­na­ti­on, so daß es in uns selbst erscheint als Nei­gun­gen und außer uns als Gelegenheiten.

Durch die Nei­gun­gen ruft man also die Gele­gen­hei­ten der Welt her­bei, die das Schick­sal bil­den, durch Nei­gun­gen, die kar­misch ver­an­lagt sind. Die Gedan­ken for­men den Cha­rak­ter, die Nei­gun­gen füh­ren kar­misch die Gele­gen­hei­ten her­bei. Die Hand­lun­gen füh­ren das äuße­re Schick­sal her­bei, die gan­zen leib­li­chen Umstän­de, unter denen der Mensch gebo­ren wird. Was wir mit unse­rer Leib­lich­keit wirk­lich aus­füh­ren, das ist unser wirk­li­ches Schick­sal, das kommt uns kar­misch zurück. 


Sobald man mit der See­le in der Gefühls­sphä­re lebt, lebt man nicht mehr in dem Leben, das durch Geburt und Tod begrenzt ist, son­dern da lebt man schon in der gan­zen Welt drin­nen, wel­che sich aus­dehnt auch in der Zeit vom letz­ten Tode bis zu die­ser (jet­zi­gen) Geburt und mit dem Wil­len gar in der vor­her­ge­hen­den Inkarnation. 


Wenn wir die Wir­kungs­wei­se des Kar­ma betrach­ten, so müs­sen wir ins Auge fas­sen, wie das mensch­li­che Ich, das ja die eigent­li­che Wesen­heit, die inners­te Wesen­heit des Men­schen dar­stellt, gewis­ser­ma­ßen drei Werk­zeu­ge hat, durch die es sich dar­lebt in der Welt: den phy­si­schen Leib, den Äther­leib und den Ast­ral­leib. Der Mensch trägt eigent­lich den phy­si­schen Leib, den äthe­ri­schen Leib und den astra­li­schen Leib an sich. Er ist kei­ner die­ser Lei­ber, denn er ist im eigent­li­chen Sin­ne das Ich. Und das Ich ist es auch, wel­ches Kar­ma erlei­det und Kar­ma bildet.


Die phy­si­sche Welt, die der Men­schen­geist betritt, ist ihm kein frem­der Schau­platz. In ihm sind die Spu­ren sei­ner Taten ein­ge­prägt. Es gehört von die­sem Schau­platz etwas zu ihm. Das trägt das Geprä­ge sei­nes Wesens. Es ist ver­wandt mit ihm. Wie die See­le einst die Ein­drü­cke der Außen­welt ihm über­mit­telt hat, auf daß sie ihm dau­ernd wer­den, so hat sie, als sein Organ, die ihr von ihm ver­lie­he­nen Fähig­kei­ten in Taten umge­setzt, die in ihren Wir­kun­gen eben­falls dau­ernd sind. Dadurch ist die See­le in die­se Taten tat­säch­lich eingeflossen. 

In den Wir­kun­gen sei­ner Taten lebt des Men­schen See­le ein zwei­tes selb­stän­di­ges Leben wei­ter. Dies aber kann die Ver­an­las­sung dazu geben, das Leben dar­auf­hin anzu­se­hen, wie die Schick­sals­vor­gän­ge in die­ses Leben ein­tre­ten. Etwas «stößt» dem Men­schen zu. Er ist wohl zunächst geneigt, ein sol­ches «Zusto­ßen­des» wie ein «zufäl­lig» in sein Leben Ein­tre­ten­des zu betrachten. 

Allein er kann gewahr wer­den, wie er selbst das Ergeb­nis sol­cher «Zufäl­le» ist. Er wird dann sein «Ich» nicht nur in sei­nen von «innen» her­aus kom­men­den Ent­wi­cke­lungs­im­pul­sen suchen, son­dern in dem, was «von außen» gestal­tend in sein Leben ein­greift. In dem, was «ihm geschieht», wird er das eige­ne Ich erken­nen. Gibt man sich solch einer Erkennt­nis unbe­fan­gen hin, dann ist nur ein wei­te­rer Schritt wirk­lich inti­mer Beob­ach­tung des Lebens dazu nötig, um in dem, was einem durch gewis­se Schick­sals­er­leb­nis­se zufließt, etwas zu sehen, was das Ich von außen so ergreift, wie die Erin­ne­rung von innen wirkt, um ein ver­gan­ge­nes Erleb­nis wie­der auf­leuch­ten zu lassen. 


Man sieht, zu der für das gewöhn­li­che Bewußt­sein para­do­xen Annah­me, die Schick­sals­er­leb­nis­se eines Erden­le­bens hän­gen mit den Taten vor­an­ge­hen­der Erden­le­ben zusam­men, wird man durch eine inti­me, vom Den­ken gelei­te­te Lebens­er­fas­sung geführt. Die­se Vor­stel­lung kann nur durch die über­sinn­li­che Erkennt­nis ihren Voll­ge­halt bekom­men: ohne die­se bleibt sie sil­hou­et­ten­haft. Aber sie berei­tet, aus dem gewöhn­li­chen Bewußt­sein gewon­nen, die See­le vor, damit die­se ihre Wahr­heit in wirk­lich über­sinn­li­cher Beob­ach­tung schau­en kann. 


Wir miß­ver­ste­hen nicht die Kar­ma-Idee, wenn wir davon spre­chen, daß es eine Erb­sün­de und eine Gna­de gibt. Denn sofern wir von der Kar­ma-Idee spre­chen, spre­chen wir von der Reinkar­na­ti­on des Ich in den ver­schie­de­nen Leben. Kar­ma ist für den Men­schen ohne die Anwe­sen­heit des Ich gar nicht zu den­ken. Sofer­ne wir von Erb­sün­de und Gna­de spre­chen, spre­chen wir von Impul­sen, die unter der Flä­che des Kar­ma lie­gen, die im astra­li­schen Lei­be lie­gen. Ja, wir dür­fen sagen, wie das Kar­ma ist, ist es erst dadurch her­bei­ge­führt wor­den, daß der Mensch die Erb­sün­de auf sich gela­den hat. 

Das Kar­ma läuft durch Inkar­na­tio­nen hin­durch, und vor­her und nach­her ste­hen Din­ge, wel­che das Kar­ma ein­lei­ten und wie­der aus­glei­chen, vor­her die Erb­sün­de und nach­her der vol­le Erfolg des Chris­tus-Impul­ses, das Ein­tre­ten der vol­len Gnade.


Die Tat des Chris­tus Jesus ist über­haupt nur denk­bar durch das Exis­tie­ren des Karmagesetzes. 


So ist der Chris­tus der Licht­füh­rer, der hin­aus­führt aus Irr­tum und Sün­de. Was hat denn der Mensch ver­lo­ren, indem er her­un­ter­ge­stie­gen ist aus der geis­ti­gen Welt, daß er sich ver­strick­te unter dem Ein­fluß Luzi­fers in die Begier­den und Lei­den­schaf­ten und dann durch den Ein­fluß Ahri­mans in Irr­tum, Illu­si­on und Lüge in bezug auf die irdi­sche Welt? 

Er hat den unmit­tel­ba­ren Ein­blick in die geis­ti­ge Welt ver­lo­ren, das Ver­ständ­nis der geis­ti­gen Welt hat der Mensch ver­lo­ren. Durch den Chris­tus ist die Mög­lich­keit des Kar­ma in die Mensch­heit hineingekommen. 


Wir fin­den die­se kar­mi­sche Gesetz­mä­ßig­keit über­all in der Welt, inso­fern wir die Welt als eine geis­ti­ge betrach­ten. Wir ahnen, daß sich das Kar­ma auf den ver­schie­de­nen Gebie­ten in der ver­schie­dens­ten Wei­se offen­ba­ren wird. Und wir ahnen, wie die ver­schie­de­nen kar­mi­schen Strö­mun­gen – per­sön­li­ches Kar­ma, Mensch­heits­k­ar­ma, Erdenk­ar­ma, Wel­tenk­ar­ma und so wei­ter – sich kreu­zen wer­den und daß uns gera­de dadurch die Auf­schlüs­se wer­den, die wir brau­chen, um das Leben zu verstehen.


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Licht

Licht

Das Licht an sich ist eben­so­we­nig sicht­bar als die abso­lu­te Fins­ter­nis. Das Licht ist die rea­le Bedin­gung dafür, daß wir die Gegen­stän­de sehen. Sinn­lich wahr­neh­men kön­nen wir das Licht bloß in sei­nen Wirkungen. 


Das Licht ist eigent­lich etwas, von dem wir gar nicht sagen kön­nen, daß wir es sehen kön­nen. Mit Hil­fe des Lich­tes sehen wir die Far­ben, aber wir kön­nen nicht eigent­lich sagen, daß wir das Licht sehen.
Es trat im Lau­fe der Erden­zeit etwas ein, was sehr wich­tig ist: Es dif­fe­ren­zier­te sich die Mate­rie, der Stoff. Die ein­heit­li­che Wär­me­ma­te­rie dif­fe­ren­zier­te sich, so daß Luft­ma­te­rie ent­stand, wäh­rend ein Teil der frü­he­ren Wär­me­ma­te­rie als Wär­me­ma­te­rie geblie­ben ist. Über­all da, wo sich die Wär­me­ma­te­rie ver­dich­tet, so daß sie Luft wird, ent­steht gleich­zei­tig Licht. Wär­me­ma­te­rie ist noch fins­te­re Mate­rie, wird nicht von Licht durch­setzt. Wenn aber in sol­cher Wel­ten­sphä­re ein Teil die­ser Wär­me sich ver­dich­tet zu Gas oder Luft, dann kann ein Teil die­ser Mate­rie das Licht durchlassen. 


Es gab eine Zeit vor dem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha, da hat­te die Erde eine Atmo­sphä­re, in der war die See­le, die zum See­li­schen des Men­schen gehör­te. Jetzt hat die Erde eine Atmo­sphä­re, die ist ent­leert des See­li­schen, das zum See­li­schen des Men­schen gehört. Dafür ist in das Licht, das uns vom Mor­gen bis zum Abend umfaßt, ein­ge­zo­gen das­sel­be See­li­sche, das vor­her in der Luft war. Daß der Chris­tus sich mit der Erde ver­bun­den hat, das gab die Mög­lich­keit dazu. So daß Luft und Licht auch geis­tig-see­lisch etwas ande­res gewor­den sind im Lau­fe der Erdentwickelung. 


In den alten Zei­ten fühl­te der Mensch sich durch­aus als Licht im Lich­te. Er fühl­te sich zum Licht hin­zu­ge­hö­rig. Er sag­te nicht «Ich bin», er nahm die Son­nen­strah­len wahr, die auf die Erde fie­len, und er unter­schied sich nicht von den Son­nen­strah­len. Wo er das Licht wahr­nahm, nahm er auch sich wahr, denn da drin­nen fühl­te er sich. Mit dem Chris­tus wur­de das in sei­nem eige­nen Inne­ren wirk­sam. Es ist die Son­ne, die in das eige­ne Inne­re ein­zieht und in dem eige­nen Inne­ren wirk­sam wird. 


In was taucht der Mensch unter nach dem Tode? Er taucht unter in geis­ti­ge Sub­stanz, die da war ohne irdi­sches Zutun. Nach dem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha muß der Mensch immer unter­tau­chen in das, was durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha gekom­men ist als die Chris­tus-Sub­stanz der Erde. Wir haben den Chris­tus ken­nen­ge­lernt als Sonnengeist. 

Vom Son­nen­licht hat sich das Ich ein­mal eman­zi­piert. Dann ist der gro­ße Son­nen­geist auf die Erde her­un­ter­ge­kom­men: dadurch taucht das Ich des Men­schen unter in die Sub­stanz des Son­nen­geis­tes. Der Mensch erlebt die­ses Unte­tau­chen in die Chris­tus-Sub­stanz, wenn er durch die Pfor­te des Todes gegan­gen ist, und dadurch ist der Mensch nach dem Tode in der Lage, Bewußt­sein zu ent­wi­ckeln. In der phy­si­schen Natur wird die­se Stu­fe erreicht, wenn die Erde beim Vul­kan­zu­stand ange­kom­men ist. Scheint die Son­ne von oben auf die Erde her­un­ter, so kön­nen wir sagen: die Son­ne zau­bert das Pflan­zen­wachs­tum her­vor. Wenn aber die Son­ne schei­nen wür­de auf den Erden­pla­ne­ten mit ihrer Kraft, das Pflan­zen­wachs­tum zu erzeu­gen, und die Erde wäre unfä­hig Pflan­zen her­vor­zu­brin­gen, könn­te aber das Son­nen­licht zurück­strah­len, dann wür­de das Son­nen­licht sich nicht ver­lie­ren, son­dern in den Him­mels­raum hin­aus­ge­hen und über­sinn­li­ches Pflan­zen­wachs­tum erre­gen. Das fin­det nun statt, nicht phy­sisch, aber geistig. 

Dadurch, daß der Chris­tus sich mit der Erde ver­ei­nigt hat, wirkt er so, daß der Mensch, der sich mit ihm ver­bin­det, nach dem Tode die Rück­wir­kung erlebt von dem, was er hier bewußt­seins­mä­ßig erfaßt hat. So begrei­fen wir, wie der Mensch gera­de auf der Erde sich erwer­ben muß die Mög­lich­keit, auch nach dem Tode Bewußt­sein ent­wi­ckeln zu kön­nen, und wie er mit­brin­gen muß vom phy­si­schen Lei­be her die Kräf­te, die das Bewußt­sein entwickeln. 


Das Licht, das uns umgibt, bil­det den Kör­per der Toten. Sie haben einen Kör­per aus Licht gewo­ben. Das Licht das die Erde umgibt, ist Stoff für die Wesen, die im Deva­chan leben. Sehen wir drau­ßen eine Pflan­ze, die vom Son­nen­licht sich nährt: sie emp­fängt nicht nur das phy­si­sche Licht, son­dern in Wahr­heit die Tätig­keit geis­ti­ger Wesen, und unter ihnen sind auch die­se Menschenseelen. 

Die Din­ge sind uns durch das Son­nen­licht sicht­bar. Die ande­ren Sin­ne neh­men auf ähn­li­che Wei­se die Din­ge um uns her­um wahr. In dem Augen­blick, in wel­chem die Schwel­le über­schrit­ten wird, da muß der Mensch, wenn ich mich auf das Bei­spiel des Son­nen­lich­tes beschrän­ke, in sei­nem inne­ren Wesen eins wer­den mit dem Lich­te. Er kann nicht durch das Licht die Din­ge sehen, weil er ja in das Licht hin­ein­krie­chen muß. Man kann nur so lan­ge die Din­ge mit Hil­fe des Lich­tes sehen, als das Licht außer­halb ist. Wenn man mit dem Lich­te sich selbst bewegt, kann man nicht mehr die Din­ge sehen, die das Licht bescheint. 

Nun merkt man aber erst dann, wenn man mit sei­nem See­len­we­sen also im Lich­te sich bewegt, daß eigent­lich unser Den­ken eine Ein­heit ist mit dem in der Welt weben­den Lich­te. Es ist ja zunächst nur für das phy­si­sche Leben rich­tig, daß wir ein Den­ken haben, das an unse­ren Leib gebun­den ist. In dem Augen­blick, wo wir die­sen Leib ver­las­sen, haben wir kein abge­run­de­tes Den­ken, son­dern das, was Den­ken ist, ver­webt sich mit dem Lich­te, lebt mit dem Lich­te. In dem Augen­blick aber, wo so das Licht unser Den­ken auf­nimmt, hört die Mög­lich­keit auf, auf so beque­me Wei­se ein Ich zu haben, wie der Mensch die­ses Ich zwi­schen der Geburt und dem Tode hat. Er tut ja nichts dazu. Sein Leib ist so ein­ge­rich­tet, daß sich sein Wesen durch die­sen Leib spie­gelt, und die­ses Spie­gel­bild nennt er sein Ich. Es ist ein Bild-Gedan­ke, ein Gedan­ken-Bild. Und das fließt in dem Momen­te, im wel­chem die Schwel­le über­schrit­ten wird in das Licht aus. Man ver­liert es in dem Augen­bli­cke, in wel­chem man den Leib ver­läßt, und man kann dann nur ein Ich dadurch erle­ben, daß man eins wird mit dem, was man nen­nen kann die Kräf­te des Pla­ne­ten, nament­lich mit den ver­schie­de­nen Varia­tio­nen der Schwer­kraft des Planeten. 

Man muß dann tat­säch­lich so eins wer­den mit dem Pla­ne­ten, mit der Erde, daß man sich als ein Glied der Erde emp­fin­det, wie sich der Fin­ger als ein Glied unse­res Orga­nis­mus emp­fin­det. Dann fin­det man mit der Erde zusam­men die Mög­lich­keit, wie­der­um ein Ich zu haben. Und dann merkt man, daß so, wie man sich jetzt des Den­kens bedient im phy­si­schen Leib, man sich so nach­her des Lich­tes bedie­nen kann. So daß man sagen müß­te vom Gesichts­punk­te der Initia­ti­on aus: Man lebt mit der Erden­schwe­re und beschäf­tigt sich leuch­tend mit der Welt. – Das wäre die­sel­be Tat­sa­che für das Erle­ben jen­seits der Schwel­le, wie wenn man hier sagt: Man lebt in sei­nem Lei­be und denkt über die Dinge. 


Für den Okkul­tis­ten sind die Natur­kräf­te nichts Wirk­li­ches, son­dern sie sind die Maya, sie sind die Abprä­gung der Natur­geis­ter, die hin­ter der Sin­nes­welt wir­ken. Licht, Wär­me, Magne­tis­mus, Elek­tri­zi­tät und so wei­ter, Anzie­hungs­kraft, Absto­ßungs­kraft, Schwe­re und so wei­ter sind die­je­ni­gen Wahr­neh­mun­gen in der Welt der Maya, denen in Wirk­lich­keit die Welt der Natur­geis­ter zugrun­de liegt, der Äther­leib der Erde.


Bevor Luzi­fer her­an­ge­tre­ten ist an den Men­schen, konn­te der Mensch hin­aus­schau­en; er sah mit einem ursprüng­li­chen, den Men­schen zuteil gewor­de­nen Hell­se­hen die Fix­ster­ne, aber er sah sie so, wie sie sind in ihrer Sub­stanz als der Sub­stanz der Geis­ter der Weis­heit, der Kyrio­te­tes: er sah sie geis­tig. Und er fing an, sie phy­sisch zu schau­en, das heißt, es strahl­te ihm erst für sei­ne phy­si­schen Augen wahr­nehm­ba­res Licht ent­ge­gen, als er sel­ber, der Mensch, der luzi­fe­ri­schen Ver­su­chung unter­le­gen war. 

Das heißt, so wie die Fix­ster­ne zunächst diri­giert wer­den von den Geis­tern der Weis­heit, so sind sie phy­sisch nicht sicht­bar, so ver­brei­ten sie nicht phy­si­sches Licht. Phy­si­sches Licht kann nur ver­brei­tet wer­den, wenn etwas zugrun­de liegt, was dem Lich­te wie ein Trä­ger unter­liegt, wenn das Licht gleich­sam gefes­selt wird durch einen Trä­ger. Daß ein Fix­stern sicht­bar wer­den kann, dazu ist noch etwas ande­res not­wen­dig, als daß bloß die geis­ti­gen Wesen der Weis­heit in dem Fix­stern wirken. 

Dazu ist not­wen­dig, daß in die­sem Fix­stern luzi­fe­ri­sche Geis­ter wir­ken, die sich auf­leh­nen gegen die blo­ße Sub­stanz der Weis­heit, daß sie die­se blo­ße Sub­stanz der Weis­heit durch­set­zen mit ihrem Prin­zip. Der Fix­stern wäre nicht sicht­bar, wenn er nicht in sich zu den Geis­tern der Weis­heit, Kyrio­te­tes, die nor­mal fort­ge­schrit­ten sind, auch sol­che hät­te, die nicht ihr Ziel erreicht haben, die auf unter­ge­ord­ne­ter Stu­fe ste­hen geblie­ben sind, ent­we­der auf der Stu­fe der Geis­ter der Bewe­gung, der Dyna­mis oder der Geis­ter der Form, den Exus­i­ai.


Den­ken Sie ein­mal, daß fol­gen­des ein­tre­ten wür­de: daß in dem jet­zi­gen Zeit­punkt wider­strah­len könn­te, was in einem frü­he­ren Zeit­punkt gesche­hen ist. Nun wis­sen wir aber, daß so etwas geschieht. Wir leben jetzt im 5. nach­at­lan­ti­schen Kul­tur­zeit­raum; da strah­len wider die Ereig­nis­se des 3. Kul­tur­zeit­rau­mes, der alten ägyp­tisch-chaldäi­schen Zeit. Was frü­her da war, wird auf­ge­fan­gen und strahlt jetzt zurück. Das ist eine Art Wie­der­ho­lung des Gebens und Neh­mens auf der alten Son­ne. So haben wir uns gegen­über den Geis­tern der Weis­heit, Kyrio­te­tes, die in den älte­ren Son­nen­zei­ten die Geben­den, Schen­ken­den sind, in den Arch­an­ge­loi die Auf­neh­men­den zu denken. 

Wir haben uns also von einem Zen­trum aus­ge­hend zu den­ken das, was von den Geis­tern der Weis­heit kommt: das wird aus­ge­strahlt nach allen Sei­ten, wird auf­ge­fan­gen von den Arch­an­ge­loi und zurück­ge­strahlt. Was ist die aus­ge­strahl­te Weis­heit in sich selbst zurück­ge­lei­tet? Das ist das Licht. Und damit sind die Arch­an­ge­loi zugleich die Schöp­fer des Lich­tes. Licht ist eben­so­we­nig das, als was es uns in der äuße­ren Illu­si­on erscheint, son­dern wo Licht auf­tritt, haben wir die zurück­ge­strahl­ten Gaben der Geis­ter der Weis­heit. Und die Wesen, die wir über­all hin­ter dem Licht ver­mu­ten müs­sen, das sind die Archangeloi. 

Daher müs­sen wir sagen: Hin­ter dem flu­ten­den Licht­strahl, der uns trifft, ste­cken die Arch­an­ge­loi; daß sie uns aber Licht zuströ­men kön­nen, das kommt nur davon her, daß sie zurück­strah­len, was ihnen ent­ge­gen­strahlt, näm­lich die schen­ken­de Tugend der Kyrio­te­tes. So bekom­men wir ein Bild der alten Son­ne. Wir den­ken uns gleich­sam einen Zen­tral­sitz, wo ver­ei­nigt ist das, was vom alten Saturn her­über­ge­kom­men ist: die Opfer­ta­ten der Thro­ne gegen­über den Che­ru­bim, im Anblick die­ser Opfer­ta­ten ver­sun­ken die Geis­ter der Weis­heit. Durch die­sen Anblick wer­den sie ver­an­laßt, von sich aus­zu­strah­len, was ihr eige­nes Wesen ist: strö­men­de, flu­ten­de Weis­heit als schen­ken­de Tugend. Das aber wird, weil es zeit­durch­strahlt ist, aus­ge­sandt und wie­der zurück­ge­sandt, so daß wir einen Glo­bus, einen durch die zurück­strah­len­de Tugend inner­lich erleuch­te­ten Glo­bus haben. Denn wir müs­sen uns die alte Son­ne nicht nach außen, son­dern nach innen leuch­tend den­ken. Damit ist ein Neu­es geschaffen. 

Die Kyrio­te­tes erhal­ten ihr aus­strah­len­des Wesen, indem es ihnen von der Ober­flä­che zurück­strahlt, so daß sie es als Licht wie­der bekom­men. Alles ist durch­leuch­tet. Aber was bekom­men sie zurück von denen, die da im Neh­men zurück­strah­len? Ihr eige­nes Wesen wur­de, indem sie es hin­ge­ge­ben haben, zum Geschenk an den Makro­kos­mos, da war es ihr Inne­res. Jetzt strahlt es zurück: ihr eige­nes Wesen tritt ihnen von außen ent­ge­gen. Sie sehen ihr Inne­res in die gan­ze Welt ver­teilt und wider­ge­strahlt von außen als Licht, als die Wider­spie­ge­lung ihres eige­nen Wesens. 


Was ist der astra­li­sche Leib? Er erscheint ja dem hell­se­he­ri­schen Bewußt­sein auch heu­te als eine Aura, die den Men­schen umgibt; er ist (also) ein Licht­leib, der nur in dem gegen­wär­ti­gen Bewußt­sein nicht gese­hen wer­den kann. Aber er ist, wenn er im hell­se­he­ri­schen Bewußt­sein gese­hen wird, Licht, geis­ti­ges Licht; und unser phy­si­sches Licht ist nur umge­stal­te­tes geis­ti­ges Licht. Auch das phy­si­sche Son­nen­licht ist die Ver­kör­pe­rung des geis­tig-gött­li­chen auri­schen Wel­ten­lich­tes. Das liegt ihm zugrun­de. Es gibt in der heu­ti­gen Welt ein Licht, das dem Men­schen von der Son­ne zuströmt. Aber auch ein ande­res Licht gibt es, das von sei­nem inne­ren Lich­te aus­strömt. Auf dem Mon­de leuch­te­te der Ast­ral­leib des Men­schen noch für die um ihn befind­li­chen Wesen. 


Das Licht zer­stört sich inner­halb unse­res nach­at­lan­ti­schen Erden­pro­zes­ses. Bis in die Atlan­tis hin­ein war der Erden­pro­zeß ein fort­schrei­ten­der, seit­her ist er ein zer­fal­len­der. Das Licht zer­fällt, und das zer­fal­len­de Licht ist Elek­tri­zi­tät. Das Son­nen­licht ist eine Kraft, die die Elek­tri­zi­tät aus­löscht (die aus der Erde auf­steigt). Aber wo die Son­nen­wir­kung schwach ist, da geht die Elek­tri­zi­tät hin­auf, in die Luft hin­ein – das Nord­licht ist die elek­tri­sche Kraft der Erde, die unter dem Ein­fluß der Mon­den­kräf­te ausströmt. 


Die Wis­sen­schaft lehrt uns, daß das Licht zum Wachs­tum der Pflan­zen not­wen­dig ist – das ist aber nur die hal­be Wahr­heit. Der­je­ni­ge, der mit hell­sich­ti­gem Blick die Pflan­zen ansieht, der sieht aus den Pflan­zen auf­stei­gen leben­di­ge Geis­tes-Ele­men­te. Das Licht taucht näm­lich in die Pflan­zen unter und steigt wie­der­um auf als leben­di­ges Geis­tes-Ele­ment. Die Pflan­zen ver­wan­deln das Licht in Luftgeister. 


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Lie­be – Die Erde ist der Kos­mos der Liebe.

Lie­be

Dem indi­schen Schü­ler wur­de die Men­schen­ge­stalt, das Urbild, im obe­ren Deva­chan klar wahr­nehm­bar. Dann umhüll­te es sich im unte­ren Deva­chan mit einer astra­li­schen Hül­le, die in sich die Kräf­te hat­te, Lie­be zu ent­wi­ckeln. Die Lie­be, den Eros, nann­te man Kama. Es klei­de­te sich das gött­li­che Wort, das Brah­man, in Kama, und durch das Kama hin­durch tön­te dem Schü­ler das Urwort her­aus. Kama war es, in das sich Manas klei­de­te: das war das Ich.


Von all den Kräf­ten der See­le, die sich schon in der Sin­nes­welt ent­wi­ckeln, ist die Lie­be die ein­zi­ge, die unver­wan­delt blei­ben kann beim Über­gan­ge der See­le in die Geist­welt. Den schwä­che­ren Men­schen hel­fen nach der Kraft, die man selbst besitzt, das kann gesche­hen inner­halb der Sin­nes­welt, und es kann sich auch in glei­cher Art voll­zie­hen mit dem Besit­ze, der dem Men­schen im Bereich des Geis­ti­gen wird. 


Im Prin­zip ist alles, was der Mensch im Lau­fe der Erd­ent­wi­cke­lung erfin­den wird, schon in der Natur ent­hal­ten. Was aber der Mensch wirk­lich der Erde geben wird, das ist die Lie­be, die sich von der sinn­lichs­ten zur ver­geis­tigts­ten Art ent­fal­ten wird. Das ist die Auf­ga­be der Erd­ent­wi­cke­lung. Die Erde ist der Kos­mos der Lie­be.

Was gehört denn dazu, daß ein Wesen ein ande­res lie­ben kann? Dazu ist nötig, daß die­ses Wesen sein vol­les Selbst­be­wußt­sein habe, ganz selb­stän­dig sei. Kein Wesen kann ein ande­res im vol­len Sin­ne lie­ben, wenn die­se Lie­be nicht eine freie Gabe ist gegen­über dem ande­ren Wesen. Nur ein Wesen, das selb­stän­dig ist, das los­ge­schnürt ist von dem ande­ren Wesen, kann die­ses lie­ben. Dazu muß­te der Mensch zu einem Ich-Wesen wer­den. Das Ich muß­te der drei­fa­chen mensch­li­chen Leib­lich­keit ein­ge­pflanzt wer­den, damit die Erde ihre Mis­si­on der Lie­be durch den Men­schen aus­füh­ren kann. Der Mensch muß­te nach und nach erst zu sei­ner Erden­mis­si­on her­an­ge­führt wer­den. Der Mensch leb­te sich wäh­rend des Ein­schla­fens in die geis­ti­ge Welt ein. Da träu­fel­te ihm in das däm­mer­haf­te Bewußt­sein der gött­li­che Geist die ers­ten Kei­me alles Lie­bes­wir­kens ein. Was sich durch die Lie­be im Lau­fe der Erd­ent­wi­cke­lung offen­ba­ren soll, das ström­te zuerst wäh­rend der Nacht in den Men­schen ein. 


Wenn jemand län­ge­re Zeit hin­durch eine gewis­se Bezie­hung zu einer andern Per­sön­lich­keit erlebt, so sen­ken sich die­se Erleb­nis­se mit einer andern Per­sön­lich­keit in das nächt­li­che Bewußt­sein ein und wer­den wie­der her­aus­ge­bo­ren aus dem nächt­li­chen Bewußt­sein als das, was wir die Lie­be zu der andern Per­sön­lich­keit nen­nen, die, wenn sie gesund ist, gleich­sam ein Extrakt ist, der auf­ein­an­der­fol­gen­den Erleb­nis­se. Das Gefühl der Lie­be zu der ande­ren Per­sön­lich­keit ist dadurch ent­stan­den, daß sich die Sum­me der Erleb­nis­se in einen Extrakt zusam­men­ge­zo­gen hat, wie wenn wir die Erleb­nis­se zu einem Gewe­be zusammenformen. – 

Was müß­te nun jemand tun, wenn er ver­hin­dern woll­te, daß eine Rei­he von Erleb­nis­sen zur Lie­be wer­de? – Er müß­te eine beson­de­re Kunst anwen­den: er müß­te das, was das Gewe­be der Tages­er­leb­nis­se ist, wie­der auf­lö­sen in der Nacht. In die­se Tie­fen des mensch­li­chen See­len­le­bens woll­te Homer hin­ein­wei­sen, indem er das Bild der Pene­lo­pe hin­stell­te, die das Erleb­nis mit der Frei­er­schar hat: Sie ver­spricht einem jeden die Hei­rat, wenn sie ein bestimm­tes Gewe­be fer­tig habe; sie ent­geht der Ein­hal­tung des Ver­spre­chens nur dadurch, daß sie stets in der Nacht wie­der auf­löst, was sie bei Tage gewebt hat. – Unge­heu­re Tie­fen der Erleb­nis­se erbli­cken wir da, wo Seher zugleich Künst­ler sind. 


Eine zwei­te Grund­kraft (neben der Glau­bens­kraft) ist die Lie­be. Nie­man­dem fehlt sie, immer ist sie da, sie kann nicht aus­ge­rot­tet wer­den. Wer glau­ben wür­de, daß der größ­te Has­ser, der größ­te Ego­ist kei­ne Lie­be habe, ist im Irr­tum. Das zu den­ken ist durch­aus falsch. Die Lie­bes­sehn­sucht ist immer und immer hier vor­han­den. Mag es sich um Geschlechts­lie­be han­deln oder um Lie­be zum Kin­de, oder zum Freun­de, oder um Lie­be zu irgend etwas, zu einem Wer­ke, immer ist sie da. Sie kann nicht aus der See­le her­aus­ge­ris­sen wer­den, weil sie eine Grund­kraft der See­le ist. Aber so wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht, so braucht er das Lie­bes­werk, die Lie­be­be­tä­ti­gung für sei­ne See­le. Ihr Geg­ner, ihre Behin­de­rung, ist der Ego­is­mus.

Was tut aber der Ego­is­mus? Er läßt die Lie­be nicht hin­aus­wir­ken, er preßt sie in die See­le hin­ein, immer und immer. Und wie beim Atmen die Luft aus­strö­men muß, damit der Mensch nicht ersti­cke, so muß die Lie­be aus­strö­men, damit die See­le nicht ersti­cke an dem, was gewalt­sam in sie hin­ein­ge­preßt wird. Bes­ser gesagt: die See­le ver­brennt an dem eige­nen Lie­bes­feu­er in sich selbst und geht zugrunde.

Der Mensch hat auf der alten Son­ne den Äther­leib in der Anla­ge bekom­men. Die­ses Feu­ri­ge, Licht­vol­le, Glän­zen­de der Son­ne ist Anla­ge des Äther­lei­bes. Dar­in ist nun die ande­re Sei­te der Lie­be gege­ben, das, was die Lie­be im Geis­te ist; Licht ist Lie­be. Im Äther­leib ist uns also die Lie­be und die Lie­bes­sehn­sucht gege­ben, und wir kön­nen den Äther­leib mit Fug und Recht nen­nen den Liebesleib.

Wir hören oft sagen, daß das Leben öde und leer sei. Aus die­sem Gefühl geht eine Art Miß­stim­mung sogar über auf den Kör­per. Das bewirkt die unbe­frie­dig­te Lie­bes­kraft. Wenn die Welt unse­re Lie­be zurück­stößt, emp­fin­den wir Schmerz. 


Und so wie wir ein­ge­bet­tet sind in einen Glau­bens­leib, den wir auch von ande­ren Gesichts­punk­ten aus den Ast­ral­leib nen­nen, so sind wir ein­ge­bet­tet in einen Lie­be­leib, den wir von ande­ren Gesichts­punk­ten aus in der Geis­tes­wis­sen­schaft benen­nen gelernt haben den äthe­ri­schen oder Lebens­leib. Denn die Kräf­te, die zunächst aus den Tie­fen unse­res Wesens her­auf­wir­ken zu uns aus unse­rem Äther­leib, sind die Kräf­te, die sich dadurch aus­drü­cken, daß der Mensch lie­ben kann, lie­ben auf allen Stu­fen sei­nes Daseins. Wenn der Mensch ganz und gar die Lie­be­kraft aus sei­nem Wesen ent­fer­nen könn­te – das kann selbst näm­lich der ego­is­tischs­te Mensch nicht, denn es gehört, Gott sei Dank, zu dem, was der Mensch ego­is­tisch erstre­ben kann, auch das, daß er etwas lie­ben kann; sagen wir, um ein nahe­lie­gen­des Bei­spiel zu gebrau­chen, wenn der­je­ni­ge, der nichts ande­res mehr lie­ben kann, oft­mals noch anfängt, wenn er recht gei­zig wird, das Geld zu lie­ben und sich so eine wohl­tä­ti­ge Lie­be­kraft doch wenigs­tens noch ersetzt durch eine aus dem gründ­li­chen Ego­is­mus her­aus­kom­men­de Lie­be­kraft – so wür­de die­se Hül­le, wel­che von den Lie­be­kräf­ten unter­hal­ten wird, wenn gar nichts von Lie­be in dem Men­schen wäre, ganz zusam­men­schrump­fen und der Mensch wür­de tat­säch­lich an Lie­be­leer­heit ster­ben müs­sen. Das Zusam­men­schrump­fen der Lie­be­kräf­te ist das­sel­be, was wir nen­nen kön­nen das Zusam­men­schrump­fen der Kräf­te des Äther­lei­bes, denn der Äther­leib ist zugleich der Liebeleib. 


Wenn wir mit geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Mit­teln das Sub­stan­ti­el­le, das wirk­li­che Grund­we­sen des See­li­schen erfor­schen wür­den, so wür­de sich uns dar­stel­len – so wie alles Mate­ri­el­le nur zusam­men­ge­preß­tes Licht ist –, daß alle noch so ver­schie­de­nen see­li­schen Erschei­nun­gen auf der Erde sich uns erge­ben als Modi­fi­ka­tio­nen, als man­nig­fal­ti­ge Umfor­mun­gen des­sen, was genannt wer­den muß, wenn wir die Grund­be­deu­tung die­ses Wor­tes wirk­lich erfas­sen: Lie­be. Jede Regung see­li­scher Art, wo sie auch immer auf­tritt, ist in irgend­ei­ner Wei­se modi­fi­zier­te Lie­be. Lie­be und Licht sind die zwei Ele­men­te, die zwei Kom­po­nen­ten, die alles Erden­da­sein durch­set­zen: Lie­be als see­li­sches Erden­da­sein, Licht als äuße­res mate­ri­el­les Erdendasein. 


Es kann die Son­ne nie­mals bloß phy­si­sches Licht auf die Erde sen­den; das­sel­be, was die hei­ßes­te und inbrüns­tigs­te Lie­bes­emp­fin­dung ist, ist unsicht­bar im Son­nen­lich­te vor­han­den. Mit ihm strö­men der Erde zu die Kräf­te der Thro­ne, der Sera­phim, der Che­ru­bim und der gan­zen Hier­ar­chie der höhe­ren Wesen­hei­ten, die auf der Son­ne woh­nen und die es nicht nötig haben, irgend­ei­nen ande­ren Kör­per als das Licht zu haben. Weil aber das alles, was heu­te in der Son­ne vor­han­den ist, damals (sie­he: Erd­ent­wi­cke­lung) noch mit der Erde ver­bun­den war, so waren auch alle die höhe­ren Wesen­hei­ten mit der Erde selbst ver­bun­den. Auch heu­te noch sind sie mit der Ent­wi­cke­lung der Erde verbunden.


In dem Son­nen­lich­te strömt ein Geis­ti­ges der Erde zu. Die­ses Geis­ti­ge ist, wenn wir nicht nur den Son­nen­leib, son­dern auch den Son­nen­geist zu fas­sen ver­mö­gen, die­ser Geist ist die Lie­be, die her­un­ter­strömt auf die Erde. Und die Men­schen sind dazu da, die war­me Lie­be der Gott­heit in sich auf­zu­neh­men, zu ent­wi­ckeln und zu erwi­dern. Das kön­nen sie aber nur dadurch, daß sie selbst­be­wuß­te Ich-Wesen wer­den. Nur dann kön­nen sie die Lie­be erwidern.


Das See­li­sche ist beim erwach­se­nen Men­schen eigent­lich eine viel stär­ke­re Ein­heit als der phy­si­sche Orga­nis­mus. Das See­li­sche füllt sowohl das Kopf­sys­tem, das Ner­ven-Sin­nes­sys­tem, wie das rhyth­mi­sche Sys­tem, wie das Stoff­wech­sel-Glied­ma­ßen­sys­tem aus. Es ist nur sehr schläf­rig, träu­me­risch in dem unte­ren Sys­tem, aber es füllt den gan­zen Men­schen nach sei­nen drei Glie­dern aus. Wenn der Mensch geht oder mit den Hän­den arbei­tet, so ist es wirk­lich so, daß die­sel­be Kraft da zum Aus­druck kommt bei all­dem in der Welt, was man bezeich­net als Lie­be, die bleibt in Armen und Hän­den, in Bei­nen und Füßen. 

Der Mensch muß bis zu der Gren­ze sei­ner Haut kom­men, wenn er sich in Reg­sam­keit bringt, was dann, wenn es über den Men­schen hin­aus­flu­tet, sich als Lie­be ent­fal­tet. [10] Ent­wi­ckeln wir Lie­be in der Welt, so ist die­se Lie­be im Grun­de genom­men der Nach­klang, das Nach­tö­nen unse­rer geis­tig-see­li­schen Wesen­heit, wie wir sie gehabt haben vor unse­rer Geburt, oder sagen wir vor unse­rer Emp­fäng­nis. Lie­ben kön­nen heißt leben kön­nen, kos­misch gefaßt. 


Wenn sich Lie­be ent­wi­ckelt zwi­schen dem einen und dem ande­ren Men­schen, ist ja im gewöhn­li­chen Leben tätig im hohen Gra­de unbe­wußt auch der Zusam­men­hang des Ich mit dem Gan­gli­en­sys­tem und des Ast­ral­leibs mit dem Rückenmarksystem. 


Okkult gese­hen bringt alles, was aus Lie­be geschieht, kei­nen Lohn, son­dern ist Ersatz­leis­tung für bereits ver­brauch­tes Gut. Die ein­zi­gen Hand­lun­gen, von denen wir in der Zukunft nichts haben, sind die­je­ni­gen, die wir aus ech­ter, wah­rer Lie­be tun. Man könn­te erschre­cken über die­se Wahr­heit. Zum Glück wis­sen die Men­schen in ihrem Ober­be­wußt­sein nichts davon. In ihrem Unter­be­wußt­sein aber wis­sen es alle Men­schen, dar­um tun sie so ungern die Taten der Liebe. 

Das ist der Grund, war­um so wenig Lie­be in der Welt ist. Die Men­schen füh­len instink­tiv, daß sie von den Taten der Lie­be für die Zukunft nichts haben für ihr Ich. Eine See­le muß schon weit vor­ge­schrit­ten sein in ihrer Ent­wi­cke­lung, wenn sie Gefal­len hat an Hand­lun­gen der Lie­be, von denen sie selbst nichts hat. Der Impuls dazu ist nicht stark in der Mensch­heit; aber aus der Geis­tes­wis­sen­schaft her­aus kann man doch auch star­ke Impul­se für Taten der Lie­be gewin­nen. Wir haben für unse­ren Ego­is­mus nichts von Taten der Lie­be, aber die Welt hat davon um so mehr. Der Okkul­tis­mus sagt: Die Lie­be ist für die Welt das­je­ni­ge, was die Son­ne für das äuße­re Leben ist. Es wür­den kei­ne See­len mehr gedei­hen kön­nen, wenn die Lie­be weg wäre von der Welt. 

Die Lie­be ist die mora­li­sche Son­ne der Welt. Wäre es für einen Men­schen, der Wohl­ge­fal­len, Inter­es­se hat an dem Blu­men­wachs­tum einer Wie­se, nicht absurd, wenn er wün­schen wür­de, daß die Son­ne ver­schwin­de aus der Welt? Ins Mora­li­sche über­tra­gen heißt das: Man muß Inter­es­se haben dar­an, daß eine gesun­de Ent­wi­cke­lung sich durch­ringt in den Mensch­heits­zu­sam­men­hän­gen. Wei­se ist es, wenn wir so viel Lie­be wie mög­lich über die Erde aus­ge­streut haben. Ein­zig wei­se ist es, wenn wir die Lie­be för­dern auf der Erde. Inter­es­se­lo­sig­keit, kras­ses­ter Ego­is­mus ist es, wenn die Men­schen kein Inter­es­se haben an der Welt. Inter­es­se an allem Sein haben, das ist Menschenpflicht. 


Die Lie­be, die sinn­li­che, ist der Ursprung für das Schöp­fe­ri­sche, das Ent­ste­hen­de. Ohne sinn­li­che Lie­be wür­de es nichts Sinn­li­ches mehr geben in der Welt; ohne die geis­ti­ge Lie­be ent­steht nichts Geis­ti­ges in der Ent­wi­cke­lung. Wenn wir Lie­be üben, Lie­be pfle­gen, so ergie­ßen sich Ent­ste­hungs­kräf­te, Schöp­fer­kräf­te in die Welt. Gewiß, als Ego­is­ten kön­nen wir der Zukunft die Schöp­fer­kräf­te ent­zie­hen; aber die Lie­bes­ta­ten und die Schöp­fer­kräf­te der Ver­gan­gen­heit, die kön­nen wir nicht aus­lö­schen. Den Taten der Lie­be der Ver­gan­gen­heit schul­den wir unser Dasein. So stark wir dadurch sind, so stark auch sind wir der Ver­gan­gen­heit ver­schul­det, und was wir an Lie­be jemals auf­brin­gen kön­nen, ist Schul­den­zah­len für unser Dasein. 

Daher wer­den wir begrei­fen die Taten eines hoch­ent­wi­ckel­ten Men­schen, denn ein hoch­ent­wi­ckel­ter Mensch hat grö­ße­re Schul­den an die Ver­gan­gen­heit. Wei­se ist es sei­ne Schul­den zu bezah­len durch Taten der Lie­be. Der Impuls der Lie­be wächst mit dem Höher­kom­men eines Men­schen. Die Bedeu­tung der Lie­be im Wir­ken der Welt wol­len wir uns so vor die See­le füh­ren: Lie­be ist das­je­ni­ge, was uns immer auf Lebens­schul­den der Ver­gan­gen­heit ver­weist, und weil wir vom Bezah­len der Schul­den für die Zukunft nichts haben, dar­um haben wir selbst nichts von unse­ren Lie­bes­ta­ten. Wir müs­sen unse­re Lie­bes­ta­ten zurück­las­sen in der Welt, da aber sind sie ein­ge­schrie­ben in das geis­ti­ge Welt­ge­sche­hen. Wir ver­voll­komm­nen uns nicht durch unse­re Lie­bes­ta­ten, nur durch die ande­ren Taten, aber die Welt wird rei­cher durch unse­re Lie­bes­ta­ten. Denn Lie­be ist das Schöp­fe­ri­sche in der Welt. 


Es gibt neben der Lie­be noch zwei ande­re Mäch­te in der Welt, die Kraft oder Stär­ke, die zwei­te ist die Weis­heit. Bei der Stär­ke kann man von schwa­cher Macht, von einer stär­ke­ren Macht und von All­macht reden; eben­so bei der Weis­heit – da gibt es auch Stu­fen bis zur All­wis­sen­heit, zur All­weis­heit. In dem­sel­ben Sin­ne von Stu­fen der Lie­be zu reden, geht nicht recht an. – Nicht ist die umfas­sends­te Eigen­schaft der Gott­heit die All­macht, nicht die All­weis­heit, son­dern die Lie­be, die Eigen­schaft, bei der kei­ne Stei­ge­rung mehr mög­lich ist. Gott ist vol­ler Lie­be, ist rei­ne Lie­be, ist sozu­sa­gen aus der Sub­stanz der Lie­be gebo­ren. Gott hat behal­ten die Lie­be, geteilt aber hat er die Macht und die Weis­heit mit Luzi­fer und Ahri­man. Die Weis­heit hat er geteilt mit Luzi­fer und mit Ahri­man die Macht, damit der Mensch frei sei, damit der Mensch unter dem Ein­fluß der Weis­heit wei­ter­schrei­ten kön­ne. Suchen wir alles Schöp­fe­ri­sche zu ergrün­den, so kom­men wir auf die Lie­be. Ein ande­rer Impuls ist es inner­halb der Ent­wi­cke­lung, der dahin führt, daß die Wesen immer wei­ser und mäch­ti­ger wer­den. Ver­voll­komm­nung wird erreicht durch Weis­heit und Macht. 


Zu den höchs­ten Erfah­run­gen inner­halb der geis­ti­gen Welt gehört von einem gewis­sen Gesichts­punk­te aus die Tat­sa­che des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha. Die Tat des Luzi­fer spielt sich ab zu einer Zeit, wo der Mensch noch Teil­neh­mer der über­sinn­li­chen Welt war, die Tat des Chris­tus spielt sich ab mit­ten im mate­ri­el­len Leben: sie ist eine phy­sisch-spi­ri­tu­el­le Tat. Die Tat des Luzi­fer kön­nen wir begrei­fen, wenn wir die Welt weis­heits­voll erfor­schen. Um die Tat des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha zu begrei­fen, dazu reicht kei­ne Weis­heit aus, denn Lie­be ist zum Ver­ständ­nis des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha nötig. Erst wenn die Lie­be in die Weis­heit strömt und wie­der umge­kehrt (ist), dann wird es mög­lich, das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha zu begrei­fen. Die mit Weis­heit ver­ein­te Lie­be, die brau­chen wir, wenn wir durch die Pfor­te des Todes gehen. 


Wenn wir sel­ber Luzi­fer ent­ge­gen­wir­ken sol­len, wenn wir sei­ne Ange­le­gen­hei­ten in der Zukunft besor­gen sol­len, wird es bei uns nur die Lie­be sein kön­nen, die an die Stel­le der Taten des Luzi­fer tre­ten kann; die Lie­be aber wird es sein kön­nen. Indem wir Weis­heit und Lie­be ent­wi­ckeln, ent­wi­ckeln wir die­je­ni­gen Ele­men­te, die wie­der von unse­ren See­len sel­ber aus­flie­ßen wer­den als Gaben für die, die in der ers­ten Hälf­te der Erd­ent­wi­cke­lung sich hin­ge­op­fert haben als luzi­fe­ri­sche und ahri­ma­ni­sche Mäch­te, um uns das zu geben, was wir zur Errin­gung unse­rer Frei­heit brau­chen. Die­sen Mäch­ten wer­den wir geben müs­sen, was wir an Weis­heit und Lie­be so ent­wi­ckeln wer­den. Wir müs­sen uns aber bewußt sein: Weil Leben in der Welt sein muß, müs­sen wir Kul­tu­ren anneh­men, die uns Aus­drucks­mit­tel die­ses Lebens sind. Wir wol­len uns gern und mit Lie­be einer theo­so­phi­schen Kul­tur hin­ge­ben, die nicht ewig sein wird, aber wir wol­len es mit Enthu­si­as­mus hin­neh­men und mit Lie­be das schaf­fen, wozu wir frü­her unter dem Ein­fluß Luzi­fers getrie­ben wor­den sind. Weil wir jetzt erken­nen, daß wir aus Lie­be das schaf­fen müs­sen, wozu wir frü­her durch den luzi­fe­ri­schen Ein­fluß, durch Begier­den und Lei­den­schaf­ten getrie­ben wer­den muß­ten, wer­den wir jetzt hin­ter all­dem des­to mehr über­schüs­si­ge Lie­be ent­wi­ckeln. Die kommt Luzi­fer zugu­te; dadurch wer­den auch sei­ne Ent­täu­schun­gen gut­ge­macht. An uns liegt es, daß an Luzi­fer wie­der das gut­ge­macht wer­den kann, was er an Ent­täu­schun­gen erlei­den muß, wenn wir nach der ande­ren Sei­te das zurück­ge­ben, was für uns geleis­tet wor­den ist. Das ist der ande­re Teil des Kar­ma der höhe­ren Wesen­hei­ten, daß wir eine Lie­be ent­wi­ckeln, die nicht bloß in der Mensch­heit bleibt, son­dern die dazu beru­fen ist, in den Kos­mos ein­zu­drin­gen. In Wesen­hei­ten, die höher sind als wir, wer­den wir die Lie­be ein­strö­men las­sen kön­nen, und die­se Wesen­hei­ten wer­den sie als Opfer emp­fin­den. Es wird See­len­op­fer sein. See­len­op­fer wird hin­auf­strö­men zu denen, die einst ihre Gaben her­un­ter­strö­men lie­ßen, wie einst die Rauch­op­fer hin­auf­streb­ten zu den Geis­tern in Zei­ten, wo Men­schen die spi­ri­tu­el­len Güter noch hat­ten. Damals konn­ten die Men­schen nur die sym­bo­li­schen Rauch­op­fer noch zu den Göt­tern hin­auf­sen­den. In der Zukunft wer­den die Men­schen Lie­bes­strö­me hin­auf­sen­den zu den Geis­tern, und aus dem Lie­bes­op­fer wird wie­der etwas her­un­ter­strö­men: dem Men­schen wer­den zuströ­men höhe­re Kräf­te, die, von Geis­ti­gem diri­giert, mit immer grö­ße­rer Macht ein­grei­fen wer­den in unse­re phy­si­sche Welt. Das wer­den dann im wah­ren Sin­ne magi­sche Kräf­te sein. 


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Logos – die Kräf­te des Logos haben sich ver­kör­pert in dem Jesus von Nazareth.

Logos

Was man als Grund­ton der Gestirn­be­we­gun­gen im Wel­ten­all ver­neh­men kann, nennt man die Pytha­go­rei­sche Sphä­ren­mu­sik. Die­sen Grund­ak­kord der Ster­nen­bah­nen und des Wel­ten­alls, die­sen Ton bezeich­net und meint der Schrei­ber des Johan­nes-Evan­ge­li­ums, wenn er vom Wel­ten­wort (gie­chisch: logos) spricht.


Wie dem blo­ßen Ton als höhe­rer Inhalt, als Inne­res, See­len­haf­te­res noch zugrun­de liegt das Wort, der Klang oder Sinn, so ist auch mit dem Lebens­äther ver­bun­den Sinn, Wort, das­sel­be, was man im spä­te­ren Per­si­schen Hono­ver genannt hat, und was der Johan­nes-Evan­ge­list den Logos nennt, als sinn­vol­len Ton, der dem Son­nen­we­sen eigen ist. Auch Zara­thus­tra hat sei­nen Unter­richt emp­fan­gen durch das Sonnenwort.


Bis in das letz­te Jahr­tau­send der vor­christ­li­chen Zeit hin­ein war ein leben­di­ges Bewußt­sein davon vor­han­den, daß die Welt von Gedan­ken regiert wird, daß Gedan­ken über­all in der Welt leben. Man erleb­te mit den Welt­ge­dan­ken, den Logos, im äthe­ri­schen Leibe. 


Jenes all­ge­mei­ne Erklin­gen, das aus dem Zusam­men­fluß des­sen ent­steht, wenn sich die ein­zel­nen Wesen­hei­ten (der ver­schie­de­nen Hier­ar­chien) aus­spre­chen, das ist der Logos. Aber der Logos, er ist auch zunächst nur ein Schein gewe­sen. Nur dadurch, daß ihn der Chris­tus zusam­men­ge­faßt hat, die­sen Schein gewis­ser­ma­ßen in sei­ner eige­nen Wesen­heit ver­dich­tet hat, ist durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha der Schein­lo­gos als wirk­li­cher Logos auf der Erde gebo­ren worden. 


Die his­to­ri­sche Erschei­nung des Chris­tus Jesus bedeu­tet nichts ande­res, als daß die Kräf­te der sechs Elo­him oder des Logos sich ver­kör­pert haben in dem Jesus von Naza­reth. Das, was in der Son­ne an inne­rer Kraft liegt, die Kraft der Logo­slie­be, nahm phy­si­sche Gestalt an in dem Lei­be des Jesus von Naza­reth. Sie ist nichts ande­res als die Ver­kör­pe­rung des Logos, der sechs ande­ren Elo­him, denen vor­be­rei­tend der eine, der Jah­ve-Gott vor­an­ge­gan­gen ist. Und die­se eine Gestalt des Jesus von Naza­reth, in wel­cher der Chris­tus oder der Logos inkar­niert war, bringt daher das, was frü­her immer nur von der Son­ne auf die Erde her­nie­der­ström­te, was nur im Son­nen­lich­te ent­hal­ten ist, sie bringt es in das Men­schen­le­ben, in die Mensch­heits­ge­schich­te selbst hin­ein: «Der Logos ward Fleisch». 


Nun sehen wir ein­mal zurück auf den phy­si­schen Men­schen­leib, wie er schon auf dem Saturn war, und fra­gen uns: Woher kommt die­ser phy­si­sche Men­schen­leib? Was ist sein letz­ter Urgrund? Er kommt von dem Logos oder von dem Wort. Denn damals auf dem Saturn schon wur­de er so gelenkt, die­ser phy­si­sche Men­schen­leib, daß er spä­ter ein spre­chen­der wur­de, ein Zeu­ge für den Logos. Daß Sie heu­te so geformt sind, daß die­ser Men­schen­leib die heu­ti­ge Form hat, rührt davon her, daß dem gan­zen Plan unse­rer Schöp­fung das «Wort» zugrun­de lag. 

Auf das Wort hin ist der gan­ze Men­schen­leib hin­ge­ord­net, und von Anfang an ist er so ver­an­lagt, daß zuletzt das Wort aus ihm her­aus­sprin­gen konn­te. Die­ser phy­si­sche Men­schen­leib hat sein Urbild in dem Wor­te oder dem Logos; der von Anfang an dar­in wirk­te. Und der Logos wirkt noch heu­te: Wenn der phy­si­sche Men­schen­leib im Bet­te liegt und ver­las­sen ist vom Ich, dann wirkt der gött­li­che Logos in den vom Men­schen ver­las­se­nen Wesensgliedern. 

Fra­gen wir nach dem ers­ten Ursprung des phy­si­schen Lei­bes, so sagen wir: Das ers­te ist der Logos oder das Wort. Der Logos ward Leben auf der Son­ne, indem er den Men­schen auf eine höhe­re Stu­fe brach­te. – Auf dem Mon­de glie­der­te sich dem Men­schen ein der Ast­ral­leib. Er ist ein Licht­leib. Er ist, wenn er im hell­se­he­ri­schen Bewußt­sein gese­hen wird, Licht, geis­ti­ges Licht; und unser phy­si­sches Licht ist nur umge­stal­te­tes geis­ti­ges Licht. Das Leben ward Licht. 


Am reins­ten erscheint die­ser äuße­re phy­si­sche Leib des Logos zunächst im äuße­ren Son­nen­licht. Das Son­nen­licht ist nicht bloß mate­ri­el­les Licht. Für die geis­ti­ge Anschau­ung ist es eben­so das Kleid des Logos, wie Ihr äuße­rer phy­si­scher Leib das Kleid für Ihre See­le ist. 


Die Son­ne ist nichts ande­res als das Sym­bo­lum für den Logos.


Gera­de wie der Ton in einer gewis­sen Bezie­hung in eine höhe­re Sphä­re her­auf­kommt, wenn er aus dem musi­ka­li­schen Ton zum mensch­li­chen Wort wird, so ist es auch im Wel­ten­zu­sam­men­han­ge: die Sphä­ren­har­mo­nie wird etwas Höhe­res, wenn sie zum Wel­ten­wort, zum Logos wird. Nun haben wir in der phy­si­schen Orga­ni­sa­ti­on des Men­schen als das nächst Höhe­re (als die Ner­ven) – phy­sio­lo­gisch – das Blut. 

Gera­de so nun, wie der Mus­kel ein­ge­spannt ist in die Sphä­ren­har­mo­nien, so ist das Blut ein­ge­spannt in den Logos, und kann immer mehr und mehr Aus­druck des Logos wer­den, wie es dies unbe­wußt (schon) seit der Mensch­wer­dung ist. Das heißt es besteht auf dem phy­si­schen Plan die Ten­denz, daß in sei­nem Blut, das der Aus­druck des Ich ist, vom Men­schen bewußt der Aus­druck des Logos emp­fun­den wird. 


Nun, was ist denn damit aber gesagt, daß der Logos der Schöp­fer von allem ist? Die Men­schen sag­ten sich: Durch das Blut, durch den Leib wirkt die Gott­heit, und sie hat­ten damit die Vor­stel­lung ver­bun­den, daß wenn das Blut durch die Adern des Men­schen oder der Tie­re rinnt, die­ses Blut dann eigent­lich den Göt­tern weg­ge­nom­men ist. Daher die Blut­op­fer in jener alten Zeit. 

Nun kam der Chris­tus und sag­te: Das ist nicht das­je­ni­ge, um was es sich han­delt. Sehet nicht in dem Blu­te das­je­ni­ge, was dem Got­te ent­spricht, sehet es in dem Bro­te, bevor das Brot zu Blut wird, und sehet es in dem Wein, bevor der Wein in das Blut hin­ein­geht. Da ist das Gött­li­che, da ist die Ver­kör­pe­rung des Logos. Sehet nicht auf das­je­ni­ge, was im Blu­te rinnt, denn das ist bei den Men­schen altes Erb­stück der Mon­den­zeit, der vor­ir­di­schen Zeit. 

Das­je­ni­ge, was im Men­schen irdisch ist, mit dem hat das Nah­rungs­mit­tel zu tun, bevor es Blut wird. Also hin­ge­lenkt die Vor­stel­lung auf das­je­ni­ge, was auf der Erde drau­ßen berei­tet wird, was irdisch ist, ohne daß der Mond einen Ein­fluß dabei hat, das heißt auf das, was vom Son­nen­ein­fluß her­kommt. Denn wir sehen die Din­ge durch das Licht der Son­ne, und wir essen das Brot und trin­ken den Wein, indem wir in ihnen die Son­nen­kraft essen und trin­ken. Die sicht­ba­ren Din­ge sind nicht durch den Vater­gott, die sicht­ba­ren Din­ge sind durch den Logos. 


Es war auf etwas rein Geis­ti­ges hin­ge­wie­sen. Man soll nicht her­aus­sau­gen aus den phy­si­schen Din­gen der Erde das­je­ni­ge, was das Gött­li­che ist, man soll die­ses Gött­li­che sehen in dem rei­nen Geis­ti­gen, in dem Logos. Es wur­de der Logos ent­ge­gen­ge­setzt den alten Gott­va­ter­vor­stel­lun­gen, das heißt, es wur­de der Men­schen Sinn auf etwas rein Geis­ti­ges hingelenkt. 

Nie­mals hat in vor­christ­li­chen Zei­ten der Mensch durch etwas ande­res als durch das­je­ni­ge, was in ihm gewis­ser­ma­ßen orga­nisch gekocht wor­den ist, und in ihm dann inner­lich als eine Visi­on oder der­glei­chen auf­ge­gan­gen ist, das Gött­li­che gese­hen. Damit, wenn wir so den­ken, kom­men wir den Vor­stel­lun­gen der ers­ten christ­li­chen Jahr­hun­der­te eigent­lich erst nahe. Aber damit war ja den Men­schen zunächst etwas gege­ben wie ein Hin­weis, daß sie nicht irgend­wel­cher ande­ren Kraft, als der Kraft ihres Bewußt­seins ent­neh­men sol­len die Vor­stel­lun­gen, um zum Gött­li­chen zu kommen. 

Die Men­schen waren hin­ge­lenkt auf das Geis­ti­ge. Man konn­te ihnen sagen: Ehe­dem war die Erde so mäch­tig, daß sie euch die Vor­stel­lung gege­ben hat vom Gött­li­chen. Das hat auf­ge­hört. Die Erde gibt nichts mehr her. Ihr müßt durch euch selbst zum Logos und zum schöp­fe­ri­schen Prin­zip kom­men. Und das drück­te sich aus in dem, daß die ers­ten Chris­ten sag­ten: der Welt­un­ter­gang ist nahe. Sie mein­ten, der Unter­gang der­je­ni­gen Erde, die dem Men­schen die Erkennt­nis gibt, ohne daß er mit sei­nem Bewußt­sein an die­sen Erkennt­nis­sen arbeitet. 

Und es ist in der Tat eine tie­fe Wahr­heit aus­ge­spro­chen mit die­sem Welt­un­ter­gan­ge, denn der Mensch war vor­her ein Sohn der Erde. Der Mensch über­ließ sich den Erdenkräf­ten. Er ver­ließ sich dar­auf, daß sein Blut ihm sei­ne Erkennt­nis­se gab. Damit war es aus. Die Rei­che der Him­mel sind nahe her­an­ge­kom­men, die Rei­che der Erde haben auf­ge­hört. Der Mensch kann fort­an nicht mehr ein Sohn der Erde sein. Der Mensch muß sich zum Genos­sen eines geis­ti­gen Wesens machen, das von der geis­ti­gen Welt auf die Erde her­un­ter­ge­kom­men ist, des Logos, des Christus. 


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Lukas – Evangelium

Lukas – Evangelium

Eine kur­ze merk­wür­di­ge Vor­re­de geht dem Lukas-Evan­ge­li­um vor­aus, daß der Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums es unter­nimmt, das­je­ni­ge dar­zu­stel­len, was – und nun kom­men bedeu­tungs­vol­le Wor­te – die­je­ni­gen mit­zu­tei­len wis­sen, die von Anfang an – gewöhn­lich wird nun über­setzt – «Augen­zeu­gen und Die­ner des Wor­tes waren», bes­ser wür­den wir das Wort gebrau­chen «Selbst­se­her und Die­ner des Wor­tes waren. Im Sin­ne des Lukas-Evan­ge­li­ums sind «Selbst­se­her» sol­che Men­schen, wel­che die ima­gi­na­ti­ve Erkennt­nis haben, die ein­drin­gen kön­nen in die Welt der Bil­der und dort das Chris­tus-Ereig­nis wahr­neh­men, die beson­ders trai­niert sind, durch sol­che Ima­gi­na­tio­nen zu schau­en, Selbst­se­her, die genau und deut­lich sehen – deren Mit­tei­lun­gen legt der Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums zugrun­de – und die zugleich «Die­ner des Wor­tes» waren. 

Er sagt nicht «Besit­zer» des Wor­tes, denn das wären Leu­te, wel­che die vol­le inspi­rier­te Erkennt­nis haben.


Es gab eine Zeit in der Ent­wi­cke­lung der Mensch­heit, da war es in den Mys­te­ri­en so, daß die zwei Arten von über­sinn­li­chen Erfah­run­gen der Erken­nen­den zusam­men­wirk­ten. Und weil dadurch, daß ein jeder von ihnen auf die Anschau­ung des ande­ren ver­zich­te­te, er das, was er ver­moch­te, genau­er und deut­li­cher aus­bil­den konn­te, ergab sich ein wun­der­schö­nes Zusam­men­wir­ken in gewis­sen Zei­ten inner­halb der Mysterien. 

Man hat­te sozu­sa­gen ima­gi­na­ti­ve Hell­se­her; die hat­ten sich beson­ders dazu trai­niert, die Welt der Bil­der zu schau­en. Und man hat­te sol­che, wel­che die Welt des Ima­gi­na­ti­ven über­sprun­gen hat­ten; sie hat­ten sich beson­ders dazu trai­niert, das inne­re Wort, was erfah­ren wird durch die Inspi­ra­ti­on, in ihre See­le aufzunehmen. 


Ihnen, den Die­nern, wird mit­ge­teilt, was der Inspi­rier­te wahr­nimmt; sie kön­nen es ver­kün­den, weil es ihnen ihre inspi­rier­ten Leh­rer gesagt haben. So also geht das Lukas-Evan­ge­li­um zurück auf die Mit­tei­lun­gen der­je­ni­gen, die Selbst­se­her, Selbst­er­fah­rer sind in den ima­gi­na­ti­ven Wel­ten, wel­che gelernt haben, was sie in der ima­gi­na­ti­ven Welt schau­en, mit den Mit­teln aus­zu­drü­cken, wel­che der inspi­rier­te Mensch hat, die sich also zu Die­nern des Wor­tes gemacht haben. Wie­der­um haben wir hier ein Bei­spiel, wie genau in den Evan­ge­li­en gespro­chen ist und wie wir die Wor­te genau wört­lich ver­ste­hen müssen. 

Alles ist exakt und genau in sol­chen auf Grund­la­ge der Geis­tes­wis­sen­schaft ver­faß­ten Urkun­den; und der moder­ne Mensch hat oft gar kei­ne Ahnung von der Genau­ig­keit, von der Exakt­heit, mit der die Wor­te in die­sen Urkun­den gewählt werden.


Lukas führt auf die Ein­wei­hung zurück, wel­che die Essä­er und The­ra­peu­ten durch­ge­macht haben. Daher fin­den Sie bei ihm den Zug, der einen ärzt­li­chen Cha­rak­ter hat, der einen Aus­gleich der Men­schen anstrebt, der sich bemüht, den Unter­schied zwi­schen Mensch und Mensch zu über­brü­cken und zu ver­wirk­li­chen, daß vor der geis­ti­gen Welt alle Men­schen gleich sind. Das Evan­ge­li­um des Lukas scheint oft wie ein Evan­ge­li­um für die Bedrück­ten und Mühseligen. 


Es war für die Zeit, in wel­che das Chris­tus-Ereig­nis sel­ber hin­ein­fiel, das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um ein gutes Inspi­ra­ti­ons­buch. Für unse­re Zeit gilt dies ins­be­son­de­re von dem Mar­kus-Evan­ge­li­um. Wäh­rend im fünf­ten Kul­tur­zeit­raum die Chris­tus-Wesen­heit Gegen­stand des Stu­di­ums, der Ver­tie­fung, der inne­ren Ver­sen­kung sein wird, wer­den in der sechs­ten Kul­tur­pe­ri­ode die Men­schen in ihre gan­ze Wesen­heit die Chris­tus-Wesen­heit aufnehmen. 

Dazu wer­den sie das beson­de­re Gut neh­men, was wir als die inne­re Wesen­heit des Lukas-Evan­ge­li­ums ken­nen­ge­lernt haben. Und für den sie­ben­ten nach­at­lan­ti­schen Kul­tur­zeit­raum bis zur nächs­ten gro­ßen Kata­stro­phe hin wird das Johan­nes-Evan­ge­li­um ein Inspi­ra­ti­ons­buch sein, wäh­rend es heu­te für das geis­ti­ge Leben des Men­schen eine Richt­schnur sein kann.


Wir müs­sen, wenn uns im Lukas-Evan­ge­li­um die Erzäh­lung von dem Erschei­nen des Erz­engels Gabri­el bei der Maria ent­ge­gen­tritt, deren Ursprung in den wah­ren Visio­nen suchen, die auf­tra­ten in dem, was sich einst in dem Ner­thus-Sym­bol der alten Ner­thus-Mys­te­ri­en spie­gel­te. Hin­über­ge­zo­gen war dies nach dem Osten.


In dem­sel­ben Sin­ne, wie eine gött­li­che Kraft­we­sen­heit durch­drin­gen soll­te den phy­si­schen Leib und den Äther­leib des salo­mo­ni­schen Jesus, soll­te eben­falls eine gött­li­che Kraft­we­sen­heit durch­drin­gen den Ast­ral­leib und das Ich bei jener Per­sön­lich­keit, die wir als den natha­ni­schen Jesus, den Jesus des Lukas-Evan­ge­li­ums kennen. 

Und deut­lich wird es ja im Lukas-Evan­ge­li­um gesagt: die­se gött­li­che Kraft­we­sen­heit soll das, was sie ist, dadurch sein, daß durch alle Gene­ra­tio­nen her­un­ter die Erb­fol­ge in einer gera­den Linie von jener Stu­fe der Mensch­lich­keit strömt, da der Mensch noch nicht inner­halb des Erden­da­seins zum ers­ten Male in eine irdi­sche, phy­sisch-sinn­li­che Inkar­na­ti­on ein­ge­tre­ten ist. Wir sehen ja, wie das Lukas-Evan­ge­li­um durch, sagen wir, Gene­ra­tio­nen die Abstam­mung sei­nes Jesus zurück­führt bis auf Adam, bis auf Gott. 

Wir müs­sen ja auf die­sen Zeit­punkt der lemu­ri­schen Zeit hin­wei­sen und ihn fest­set­zen als den­je­ni­gen, wo der Mensch noch nicht inkar­niert war in den Ele­men­ten des Erden­da­seins, son­dern wo er noch in einer gött­lich-geis­ti­gen Sphä­re war. Bis hin­auf in jene Zei­ten, da der Mensch noch gött­li­cher Natur war und auch noch nicht das auf den Men­schen gewirkt hat­te, was wir den luzi­fe­ri­schen Ein­fluß nen­nen, ver­folgt tat­säch­lich das Lukas-Evan­ge­li­um sei­nen Jesus. 


Es müs­sen für die alten Zei­ten, für die Patri­ar­chen­zei­ten von Salo­mo und David auf­wärts, län­ge­re Zei­ten ange­nom­men wer­den für die Dau­er einer Gene­ra­ti­on als spä­ter. Wenn wir nur eini­ger­ma­ßen selbst mit den his­to­ri­schen Daten fer­tig wer­den wol­len, dür­fen wir nicht bei drei Gene­ra­tio­nen – zum Bei­spiel Abra­ham, Isaak und Jakob – das rech­nen, was jetzt der Durch­schnitt für drei Gene­ra­tio­nen erge­ben wür­de, son­dern wir müs­sen für die­se drei Gene­ra­tio­nen etwa 215 Jah­re festsetzen. 

Das ergibt auch die okkul­te For­schung. Nicht mehr aber sind ein­zel­ne Men­schen gemeint, wenn wir von Abra­ham her­auf­ge­hen und die­je­ni­gen Namen in Betracht zie­hen, die das Lukas-Evan­ge­li­um anführt. Wenn wir also hin­ter die Zei­ten zurück­ge­hen, die in der Bibel als die Zei­ten des Abra­ham bezeich­net wer­den, wird die gan­ze See­len­ver­fas­sung doch etwas ande­res, als sie spä­ter war, und nament­lich wird das Gedächt­nis anders. 

Es war vor allen Din­gen so, daß man sich nicht nur, wie heu­te, zurück­er­in­ner­te an per­sön­li­che Erleb­nis­se des ein­zel­nen Lebens, son­dern man erin­ner­te sich – durch die Geburt hin­durch – an das, was der Vater, was der Groß­va­ter und so wei­ter erlebt hat­ten. Gedächt­nis war etwas, was durch das Blut durch eine Rei­he von Gene­ra­tio­nen hin­durch­rann, und erst spä­ter wur­de es für ein­zel­ne Zei­ten und das ein­zel­ne Leben zusammengezogen.


Der Name war durch­aus in alten Zei­ten nicht ange­wen­det auf den ein­zel­nen Men­schen in sei­nem per­sön­li­chen Leben, son­dern auf das, was durch das Gedächt­nis zusam­men­ge­hal­ten wur­de, so daß ein Name so lan­ge gebraucht wur­de, als die Erin­ne­rung dau­er­te. So weit als der Gedächt­nis­fa­den reich­te, wur­de für eine sol­che Fol­ge von Men­schen der sel­be Name gebraucht. In die­sem Sin­ne gebraucht das Lukas-Evan­ge­li­um selbst­ver­ständ­lich die Namen. 


Wie man durch 6x7 Stu­fen zu den Geheim­nis­sen des mensch­li­chen Innern vor­dringt, so gelangt man durch 12x7, also 84 Stu­fen hin­auf zu den geis­ti­gen Geheim­nis­sen des Wel­ten­rau­mes. Dann kommt man an den Punkt, wo das Laby­rinth die­ser geis­ti­gen Wel­ten­kräf­te nicht mehr blen­dend ist; wo der Mensch wirk­lich die Ruhe gewon­nen hat, sich aus­zu­ken­nen in die­sem gewal­ti­gen Laby­rinth, wo die­ses Laby­rinth durch­schaut wird. 

Das lehr­ten wie­der in gewis­sem Sin­ne die Essä­er. Will der Mensch die­sen Weg durch­ma­chen, so braucht er, um anzu­kom­men im Geis­ti­gen, 11x7 Stu­fen, das heißt, es muß der Mensch im astra­li­schen Lei­be und Ich 11x7 Stu­fen durch­ma­chen. Das wird aus­ge­drückt in der Ster­nen­schrift, indem man die Sie­ben­zahl her­nimmt von der Sie­ben­zahl der Pla­ne­ten, und das, was man durch­zu­ma­chen hat im Wel­ten­raum, her­nimmt von der Zwölf­zahl der Stern­bil­der des Tier­krei­ses.

Der Mensch muß sich spi­ral­för­mig aus­brei­ten, indem er sich gleich­sam in 7 Spi­ral­win­dun­gen dreht, und jedes­mal, wenn er eine Spi­ral­win­dung durch­macht, alle 12 Stern­bil­der pas­siert, so daß er 7x12 Punk­te zu pas­sie­ren hat. Der Mensch brei­tet sich all­mäh­lich spi­ral­för­mig in den Kos­mos aus – das alles ist natür­lich nur ein Sinn­bild für das, was der Mensch erlebt –, und wenn er, so her­um­krei­send, das 7. Mal die 12 Stern­bil­der durch­ma­chen wür­de, wäre er beim Gött­lich-Geis­ti­gen ange­langt. Wenn der Mensch an der 12x7 ankam, war er im Geis­ti­gen dar­in­nen. In die­ser Wei­se muß­ten astra­li­scher Leib und Ich durch 12x7 – bezie­hungs­wei­se 11x7 Stu­fen durch­ge­hen, wenn sie zum Gött­li­chen kom­men wollten. 

Will das Gött­li­che her­un­ter­kom­men und ein mensch­li­ches Ich geeig­net machen, so muß es eben­so durch 11x7 Stu­fen her­un­ter­stei­gen. Wenn also das Lukas-Evan­ge­li­um jene geis­ti­gen Kräf­te schil­dern will, die den astra­li­schen Leib und das Ich geeig­net machen zum Trä­ger des Chris­tus, dann muß­te es schil­dern, wie die gött­lich-geis­ti­ge Kraft durch 11x7 Stu­fen heruntersteigt. 

Das schil­dert uns wirk­lich das Lukas-Evan­ge­li­um. Weil es uns jene ande­re Per­sön­lich­keit schil­dert, für wel­che der astra­li­sche Leib und das Ich zube­rei­tet wur­den, schil­dert es uns nicht – wie das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um – 6x7 Gene­ra­tio­nen, son­dern 11x7 Stu­fen­fol­gen, durch wel­che von Gott sel­ber – das wird aus­drück­lich im Lukas-Evan­ge­li­um gesagt – her­un­ter­ge­lei­tet wird, was in der Indi­vi­dua­li­tät des Jesus des Lukas-Evan­ge­li­ums wohn­te. Zäh­len Sie die Men­schen­stu­fen, die im Lukas-Evan­ge­li­um ange­kün­digt wer­den, durch wel­che die gött­li­che Kraft her­un­ter­ge­lei­tet wird, so bekom­men Sie 77 Stufen.


In das Kind, das dem Eltern­paa­re gebo­ren wur­de, das im Lukas-Evan­ge­li­um Joseph und Maria genannt wird, wur­de hin­ein­ge­senkt eine gro­ße indi­vi­du­el­le Kraft, die gehegt und gepflegt wor­den war in der gro­ßen Mut­ter­lo­ge, in dem gro­ßen Son­nen­ora­kel (der Atlantis). 

Wenn wir die Indi­vi­dua­li­tät, die in das Kind Jesus damals hin­ein­ge­senkt wur­de, ken­nen­ler­nen wol­len, so müs­sen wir weit zurück­ge­hen, bis in die Zeit vor dem luzi­fe­ri­schen Ein­fluß auf die Mensch­heit, bevor sich in den Ast­ral­leib der Men­schen der luzi­fe­ri­sche Ein­fluß hin­ei­ner­streckt hat. Die­ser luzi­fe­ri­sche Ein­fluß kam an die Men­schen her­an in der­sel­ben Zeit, als das Urmen­schen­paar, das mensch­li­che Haupt­paar die Erde bevölkerte. 

Die­ses mensch­li­che Haupt­paar war zwar stark genug, um die Men­schen­sub­stanz sozu­sa­gen zu über­win­den, so daß es sich ver­kör­pern konn­te, aber es war nicht stark genug, um dem luzi­fe­ri­schen Ein­fluß Wider­stand zu leis­ten. Der luzi­fe­ri­sche Ein­fluß kam her­an, erstreck­te sei­ne Wir­kun­gen auch in den astra­li­schen Leib die­ses Haupt­paa­res, und die Fol­ge war, daß es unmög­lich war, alle die Kräf­te, die in Adam und Eva waren, auch her­un­ter­flie­ßen zu las­sen in die Nach­kom­men, von dem Äther­leib behielt man in der Lei­tung der Mensch­heit etwas zurück. 

Es war also in Adam eine gewis­se Sum­me von Kräf­ten, die ihm nach dem Sün­den­fal­le genom­men wur­den. Die­ser noch unschul­di­ge Teil des Adam wur­de auf­be­wahrt in der gro­ßen Mut­ter­lo­ge der Mensch­heit. Sie wur­den jetzt als «pro­vi­so­ri­sches Ich» dahin gelei­tet, wo dem Joseph und der Maria das Kind gebo­ren wur­de; und in den ers­ten (12) Jah­ren hat­te die­ses Jesus­kind die Kraft des ursprüng­li­chen Stamm­va­ters der Erden­mensch­heit in sich. 

Wer also leb­te auf in dem Kind­lein, das dem Paa­re Joseph und Maria gebo­ren wur­de? Der Stamm­va­ter der Mensch­heit, der «alte Adam» als ein «neu­er Adam». Das hat schon Pau­lus gewußt. Und das hat auch Lukas, der Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums, der ein Pau­lus-Schü­ler war, gewußt. Daher gibt er für Joseph ein Geschlechts­re­gis­ter, das bis hin­auf zu Adam führt, der unmit­tel­bar aus der geis­ti­gen Welt selbst her­vor­geht, daher in der Rede­wei­se des Lukas von Gott stammt, er ist ein Sohn Gottes. 

So ver­band sich mit dem Lei­be, der dem Joseph und der Maria gebo­ren wur­de, die­ser unend­lich jugend­li­che Geist, die­ser von allen Erden­schick­sa­len unbe­rühr­te Geist, die­se jugend­li­che See­le, deren Kräf­te, wenn wir sie suchen wol­len, im alten Lemu­ri­en gesucht wer­den müß­ten. Die­ser Geist allein war stark genug, um ganz hin­ein­zu­strah­len in den astra­li­schen Mut­ter­leib und, als die­ser (bei der Geschlechts­rei­fe) abge­streift wur­de, ihm die Kräf­te zu über­las­sen, die er brauch­te, um sich in frucht­ba­rer Wei­se mit dem Nir­ma­n­a­ka­ja des Bud­dha zu ver­ei­ni­gen, (damit) konn­te er im 12. Jah­re die jugend­fri­schen Kräf­te abge­ben, die den (geis­ti­gen) Bud­dhis­mus ver­jün­gen sollten. 


Wir müs­sen heu­te zurück­schau­en auf das, was 6 Jahr­hun­der­te vor unse­rer Zeit­rech­nung sich zuge­tra­gen hat (das Leben des Bud­dha), weil wir, wenn wir nicht an der Hand der Aka­sha-Chro­nik die Ent­wi­cke­lung von den Ereig­nis­sen in Paläs­ti­na bis zu der Pre­digt von Bena­res zurück­ver­fol­gen wür­den, den Weg des Chris­ten­tums nicht ver­ste­hen wür­den, vor allem nicht den­je­ni­gen ver­ste­hen wür­den, der die­sen Weg so emi­nent geschil­dert hat, den Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums. Seit­dem der Bod­hi­s­att­va zum Bud­dha gewor­den ist, brauch­te er nicht mehr auf die Erde zurück­zu­keh­ren; seit­dem war er eine geis­ti­ge Wesen­heit, die in den geis­ti­gen Wel­ten schwebt und von dort aus in alles ein­zu­grei­fen hat­te, was auf der Erde geschah. Und als das wich­tigs­te Ereig­nis auf der Erde vor­be­rei­tet wur­de und die Hir­ten auf dem Fel­de waren, da erschien ihnen eine Indi­vi­dua­li­tät aus den geis­ti­gen Höhen und ver­kün­de­te ihnen das, was eben im Lukas-Evan­ge­li­um geschil­dert wird: Und hin­zu tra­ten zu dem Engel «himm­li­sche Heerscharen». 

Was hier den Hir­ten im Bil­de ent­ge­gen­trat, das war der ver­klär­te Bud­dha, der Bod­hi­s­att­va der alten Zei­ten, das­je­ni­ge Wesen in sei­ner geis­ti­gen Gestalt, das durch Jahr­hun­der­te und Jahr­tau­sen­de den Men­schen die Bot­schaft der Lie­be und des Mit­lei­des gebracht hat­te. Jetzt, nach­dem es sei­ne letz­te Inkar­na­ti­on auf der Erde hin­ter sich hat­te, schweb­te es in geis­ti­gen Höhen und erschien in Him­mels­hö­hen den Hir­ten neben dem Engel, der ihnen das Ereig­nis von Paläs­ti­na vorherverkündete. 


Indem der Mensch hier auf der Erde lebt und das ent­fal­tet, was ihm sei­ne Erkennt­nis­se brin­gen über die Umwelt, was die Impul­se zu sei­nem Han­deln, sei­nem sozia­len Leben sind, erlebt er ja in sich unbe­wußt noch etwas ande­res. Er weiß es nicht, aber gera­de­so wie er die Nach­wir­kun­gen sei­nes vor­ge­burt­li­chen Lebens erlebt, erlebt er auch das­je­ni­ge, was dann durch die Pfor­te des Todes schrei­tet und der Inhalt des Lebens nach dem Tode wird. Das sind die Kräf­te, die keim­haft schon vor­han­den sind zwi­schen Geburt und Tod und die erst im nach­tod­li­chen Leben sich zur vol­len Blü­te ent­fal­ten. Die­se Kräf­te wirk­ten mit einer gro­ßen Inten­si­tät im alten instink­ti­ven Hell­se­hen; und sie wirk­ten im letz­ten Rest noch bei den armen Hir­ten auf dem Fel­de durch ihre beson­de­re Fröm­mig­keit. In die­sen Kräf­ten leben wir ja ins­be­son­de­re zwi­schen dem Ein­schla­fen und dem Auf­wa­chen, wenn unse­re See­le aus der Kör­per­lich­keit drau­ßen ist und im äuße­ren Rau­me lebt. Dann lebt sie auf sol­che Art, wie sie bewußt erst wie­der­um leben wird, wenn sie den äuße­ren phy­si­schen Leib abge­legt hat nach dem Tode. 

Die­se Kräf­te, die aus der Traumes‑, aus der Schla­fens­welt her­aus in beson­de­ren Zustän­den in das Tages­le­ben ein­drin­gen kön­nen, waren da sehr reg­sam in dem alten instink­ti­ven Hell­se­hen. Die armen Hir­ten erleb­ten die­se Kräf­te, und in ihnen ent­hüll­te sich das­je­ni­ge, was ihnen, von einer ande­ren Sei­te als den drei Magi­ern, das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha ankün­di­gen konn­te. Da erfährt man, was im Inne­ren der Erde geschieht. 

Da wir­ken vor­zugs­wei­se die tel­luri­schen Kräf­te, die­je­ni­gen Kräf­te, die wir haben durch unse­ren Leib. Die armen Hir­ten auf dem Fel­de emp­fan­den eigent­lich die Offen­ba­rung der Erde aus ihrem Lei­be, indem sie in einem traum­haf­ten Zustan­de das­je­ni­ge, was geschah, als die Stim­me des Engels wahrnahmen. 


So lehrt uns die geis­ti­ge For­schung. Sie zeigt uns schwe­bend über den Hir­ten den ver­klär­ten Bod­hi­s­att­va aus den alten Zei­ten. Ja, es war so gekom­men – das lehrt uns die Aka­sha-For­schung –, daß in Paläs­ti­na in der Stadt Davids von einem Eltern­paa­re, das wenigs­tens dem Vater nach, aus der pries­ter­li­chen (natha­ni­schen) Linie des Hau­ses Davids stamm­te, ein Kind gebo­ren wurde. 

Die­ses war dazu aus­er­se­hen, daß es über­leuch­tet und durch­kraf­tet wur­de von sei­ner Geburt an von dem, was von dem Bud­dha aus­strah­len konn­te, nach­dem er in Geis­tes­hö­hen erho­ben wor­den war. So bli­cken wir mit den Hir­ten hin auf die Krip­pe, wo der Jesus von Naza­reth gebo­ren wor­den ist und sehen über dem Kind­lein den Glo­ri­en­schein von Anfang an und wis­sen, daß in die­sem Bil­de sich aus­drückt die Kraft des Bod­hi­s­att­va, der der Bud­dha gewor­den ist.

Als der Bud­dha als Bod­hi­s­att­va im alten Indi­en gebo­ren wur­de, damals erschau­te ein Wei­ser in der geis­ti­gen Welt, was Asi­ta ver­an­laß­te in den Palast des Königs hin­ein­zu­ge­hen und das Bod­hi­s­att­va­kind­lein auf­zu­su­chen. Als er das Kind­lein sah, sag­te er sei­ne gewal­ti­ge Mis­si­on als Bud­dha vor­aus. Dann aber fing er an zu wei­nen; und als er gefragt wur­de, ob denn dem Kind­lein ein Unglück bevor­stün­de, ant­wor­te­te Asi­ta: «Nein. Ich wei­ne, weil ich so alt bin, daß ich den Tag nicht mehr erle­ben kann, da die­ser Hei­land, der Bod­hi­s­att­va, als Bud­dha auf der Erde wan­deln wird.»

Jener Asi­ta wur­de wie­der­ge­bo­ren als jene Per­sön­lich­keit, die uns im Lukas-Evan­ge­li­um bei der «Dar­stel­lung im Tem­pel» als der Sime­on geschil­dert wird. Sime­on, so heißt es im Lukas-Evan­ge­li­um, war «vom Geis­te beseelt», als ihm das Kind­lein gebracht wurde. 

Und nach­dem er (wie) dazu­mal «mit dem Geis­te begabt» war, konn­te er bei der Dar­stel­lung des Kind­leins im Tem­pel den Glo­ri­en­schein des ver­klär­ten Bod­hi­s­att­va sehen über dem Jesus­kind­lein aus dem davi­di­schen Geschlecht. Da sag­te er sich: Jetzt brauchst du nicht mehr zu wei­nen; was du damals nicht gese­hen hast, jetzt siehst du es; jetzt siehst du dei­nen Hei­land ver­klärt über die­sem Kind­lein: «Herr, laß dei­nen Die­ner in Frie­den hinsterben.» 


Fas­sen wir jetzt ein­mal ins Auge, was bei der Geschlechts­rei­fe abge­streift wird. Es wur­de mit dem 12. Jah­re die astra­li­sche Hül­le abge­streift; aber sie lös­te sich nicht in der all­ge­mei­nen astra­li­schen Welt auf (wie gewöhn­lich), son­dern so, wie sie war als schüt­zen­de astra­li­sche Hül­le des jun­gen Kna­ben, mit all den bele­ben­den Kräf­ten, die zwi­schen der Zeit des Zahn­wech­sels und der Geschlechts­rei­fe hin­ein­ge­flos­sen waren, ström­te sie jetzt zusam­men mit dem, was sich als der Nir­ma­n­a­ka­ja des Bud­dha her­un­ter­ge­senkt hat­te. Was in der Engel­schar her­un­ter­schei­nend erschie­nen ist, das ver­ei­nig­te sich mit dem, was bei dem 12 jäh­ri­gen Jesus­kna­ben als astra­li­sche Hül­le sich los­lös­te, ver­ei­nig­te sich mit all den jugend­li­chen Kräf­ten, die einen jugend­lich erhal­ten in der Zeit zwi­schen dem Zahn­wech­sel und der Geschlechtsreife. 

Das nahm er auf, ver­ei­nig­te sich damit und dadurch ver­jüng­te er sich. Und durch die­se Ver­jün­gung war es mög­lich, daß das­je­ni­ge, was er frü­her der Welt gege­ben hat­te, jetzt wie­der­erschei­nen konn­te in dem Jesus­kin­de wie in einer kind­li­chen Ein­falt. Damals bei der Dar­stel­lung des Jesus im Tem­pel rede­te der Kna­be des­halb so, daß sei­ne Umge­bung über­rascht war, weil ihn umschweb­te der Nir­ma­n­a­ka­ja des Bud­dha, auf­ge­frischt wie aus einem Jung­brun­nen von der astra­li­schen Mut­ter­hül­le des Knaben. 

Das ist etwas, was der Geis­tes­for­scher wis­sen kann und was der Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums hin­ein­ge­heim­nißt hat in die merk­wür­di­ge Sze­ne des 12 jäh­ri­gen Jesus im Tem­pel, wo er plötz­lich ein ande­rer wird. So ent­hält das Lukas-Evan­ge­li­um den Bud­dhis­mus in einer neu­en Gestalt wie aus einem Jung­brun­nen her­aus, und daher spricht es die Reli­gi­on des Mit­lei­des und der Lie­be für die ein­fäl­tigs­ten Gemü­ter in einer selbst­ver­ständ­li­chen Form aus. 


Nach und nach ist der Mensch­heit die Herr­schaft des Geis­tig-See­li­schen über das Phy­si­sche hin­ge­schwun­den – bis in den vier­ten Kul­tur­zeit­raum hin­ein, in wel­chem der Chris­tus erschien und in wel­chem noch genü­gend Men­schen vor­han­den waren, an denen man sehen konn­te, wie das Geis­ti­ge auf das Phy­si­sche wirkt. Da muß­te der Chris­tus erschei­nen. Wäre er spä­ter erschie­nen, so hät­ten alle die Din­ge nicht gezeigt wer­den kön­nen, die dann gezeigt wor­den sind. Es muß­te eine sol­che gro­ße Erschei­nung in der Welt, aber gera­de zur rech­ten Zeit, hineintreten.

Das sei­ner selbst bewuß­te Ich, wird es sein, das sich wie­der alles zurück­er­obert, was der Mensch­heit ver­lo­ren­ge­gan­gen ist durch die Zeit­räu­me hin­durch. Aber genau eben­so, wie der acht­glied­ri­ge Pfad durch den Bud­dha zuerst hin­ge­stellt wer­den muß­te, so muß­te zuerst ein­mal vor Ablauf der alten Zei­ten die Herr­schaft die­ses Ich-Prin­zips über alles, was in der Welt an Vor­gän­gen der äuße­ren Leib­lich­keit vor­han­den sein kann, sicht­bar­lich hin­ge­stellt wer­den. In unse­rer Zeit wür­de es nicht mehr mög­lich sein, daß, indem das Chris­tus-Prin­zip in die Welt her­ein­trä­te, auf die Umge­bung jene gewal­ti­ge Heil­wir­kun­gen aus­ge­hen könn­ten, die in der dama­li­gen Zeit aus­ge­gan­gen sind. Dazu war jene Zeit not­wen­dig, in der es noch Men­schen gab, die so weit ihre Äther­lei­ber her­aus hat­ten, daß sie durch das blo­ße Wort, durch die blo­ße Berüh­rung so gewal­ti­ge Wir­kun­gen emp­fan­gen konn­ten, von denen heu­te höchs­tens schwa­che Nach­klän­ge vor­han­den sein können. 

An den letz­ten Exem­pla­ren der Mensch­heit aus der Vor­zeit muß­te gezeigt wer­den, wie das Ich, das jetzt voll in einem Men­schen vor­han­den war, in dem Chris­tus Jesus, so, wie es am Ende der Erden­zeit einst in den übri­gen Men­schen sein wird, auf allen Gebie­ten mäch­tig auf die Men­schen der dama­li­gen Zeit wirk­te. Das stellt der Schrei­ber des Lukas-Evan­ge­li­ums dar, um uns zu zei­gen: jetzt trägt der Chris­tus in die Welt hin­ein ein Ich, das den mensch­li­chen phy­si­schen Leib, den Äther­leib und Ast­ral­leib in der Art durch­dringt, daß es Wir­kun­gen aus­üben kann, wel­che die gan­ze Orga­ni­sa­ti­on der Leib­lich­keit beein­flus­sen kön­nen, sie auch gesun­dend beein­flus­sen können. 


Weil die See­le heu­te nicht jene Herr­schaft über den Leib hat, die sie zur Zeit des Chris­tus Jesus hat­te, so wird nicht leicht jede Sün­de auch zu einer äuße­ren Krank­heit. Nach und nach nähern wir uns schon jenem Zustan­de wie­der, wo der Äther­leib wie­der her­aus­rückt (aus dem phy­si­schen Leib). Daher beginnt für die Mensch­heit eine Epo­che, wo gar sehr dar­auf geach­tet wer­den muß, daß die see­li­schen Untu­gen­den in mora­li­scher und intel­lek­tu­el­ler Bezie­hung sich nicht als Krank­hei­ten phy­sisch äußern. 

Die­se Zeit fängt jetzt schon an. Und vie­le von jenen Krank­hei­ten, die halb als see­li­sche, halb als kör­per­li­che Krank­hei­ten – als die ner­vö­sen Erkran­kun­gen unse­rer Zeit – hin­ge­stellt wer­den, bezeich­nen den Anfang die­ser Epoche.

In der Zeit, als der Chris­tus auf der Erde erschien, waren zahl­rei­che Men­schen in sei­ner Umge­bung, bei denen die Sün­de, nament­lich aber Cha­rak­ter­ver­sün­di­gung von aus frü­he­rer Zeit her­rüh­ren­den schlech­ten Eigen­schaf­ten, sich in Krank­hei­ten äußer­ten. Das, was im Grun­de genom­men im Ast­ral­leib als Ver­sün­di­gung liegt und als Krank­heit erscheint, das wird im Lukas-Evan­ge­li­um Beses­sen­heit genannt, wo der Mensch frem­de Geis­ter in sei­nen Ast­ral­leib her­ein­zieht, wo er nicht durch sei­ne bes­se­ren Qua­li­tä­ten Herr ist über sei­ne gan­ze Menschlichkeit. – 

Nun zeigt uns das Lukas-Evan­ge­li­um, wie sol­che Men­schen durch die Nähe und den Zuspruch jener Indi­vi­dua­li­tät, die in dem Chris­tus Jesus war, geheilt wur­den, wie das, was als Böses wirk­te, aus sol­chen Indi­vi­dua­li­tä­ten her­aus­ge­trie­ben wur­de. Das wird als ein Vor­bild dafür hin­ge­stellt, wie die guten Eigen­schaf­ten am Ende der Erden­zeit auf alle Eigen­schaf­ten gesun­dend wir­ken werden. 

Man merkt das Fei­ne­re gewöhn­lich nicht, was sich hin­ter man­chem ver­birgt, so daß auch da noch die Rede ist von ganz ande­ren Erkran­kun­gen, wie sie uns in dem Kapi­tel geschil­dert wer­den, das gewöhn­lich genannt wird die «Hei­lung des Gicht­brü­chi­gen». Eigent­lich soll­te es hei­ßen die «Hei­lung eines Gelähm­ten», denn im grie­chi­schen Tex­te steht an die­ser Stel­le das Wort «parale­ly­me­nos»; das bedeu­tet einen, der an sei­nen Glie­dern gelähmt ist. Von die­sen Krank­heits­for­men wuß­te man in jenen Zei­ten noch, daß sie von den Eigen­schaf­ten des Äther­lei­bes herrühren. 

Und indem uns geschil­dert wird, daß der Chris­tus Jesus auch sol­che heilt, die gelähmt sind, wird uns gesagt, daß durch die Kräf­te sei­ner Indi­vi­dua­li­tät nicht nur Wir­kun­gen bis in die Ast­ral­lei­ber hin­ein erzielt wer­den, son­dern bis in die Äther­lei­ber. Gera­de, wo der Chris­tus von dem spricht, was als «tie­fe Sün­de» bis in den Äther­leib hin­ein sitzt, da gebraucht er einen beson­de­ren Aus­druck. Das weist ersicht­lich dar­auf hin, daß das krank­ma­chen­de Geis­ti­ge erst weg­ge­schafft wer­den muß; denn er spricht nicht gleich zu dem Gelähm­ten: «Ste­he auf und wand­le», son­dern er geht auf die Ursa­che, die als Krank­heit bis in den Äther­leib hin­ein wirkt, und sagt: «Dei­ne Sün­den sind dir ver­ge­ben.» Das heißt: was sich als Sün­de in den Äther­leib hin­ein­ge­fres­sen hat, das muß erst fort. Chris­tus hat­te Ein­fluß auf die Geheim­nis­se des Ast­ral­lei­bes und auch auf die des Äther­lei­bes. Ja, er hat­te sogar auf die Geheim­nis­se des phy­si­schen Lei­bes Einfluß.


Der Chris­tus Jesus zeigt, daß er durch­schau­en kann durch die phy­si­sche Leib­lich­keit und bis in die­sel­be hin­ein wir­ken kann. Das wird dadurch gezeigt, daß er auch durch sei­ne Kraft auf die­je­ni­gen Krank­hei­ten hei­lend wir­ken kann, die im phy­si­schen Lei­be wur­zeln. Dazu muß man die geheim­nis­vol­len Wir­kun­gen ken­nen, die vom phy­si­schen Lei­be des einen Men­schen auf den phy­si­schen Leib des ande­ren Men­schen hin wir­ken. Lesen Sie im 8. Kapi­tel des Lukas: Chris­tus Jesus soll das 12 jäh­ri­ge Töch­ter­chen des Jai­rus hei­len, denn es ist nahe am Tode. Wie kann es nur geheilt werden? 

Das kann man nur ver­ste­hen, wenn man weiß, wie sei­ne phy­si­sche Krank­heit zusam­men­hängt mit einer ande­ren Erschei­nung bei einem ande­ren Men­schen, und daß es nicht geheilt wer­den kann, ohne daß man die ande­re Erschei­nung ins Auge faßt. Denn als das jetzt 12 jäh­ri­ge Mäd­chen gebo­ren wur­de, da gab es eine gewis­se Bezie­hung zu einer ande­ren Per­sön­lich­keit, die tief im Kar­ma begrün­det war. 

Des­halb wird uns jetzt erzählt, daß sich von hin­ten an den Chris­tus Jesus her­an ein Weib dräng­te, das seit 12 Jah­ren an einer gewis­sen Krank­heit litt, und den Saum sei­nes Klei­des berühr­te. War­um wird die­ses Weib hier erwähnt? Weil sie in ihrem Kar­ma ver­knüpft war mit die­sem Kin­de des Jai­rus. Die­ses 12 jäh­ri­ge Mäd­chen und die seit 12 Jah­ren kran­ke Frau hän­gen zusam­men. Die­se Frau wird geheilt; und jetzt erst konn­te Chris­tus Jesus in das Haus des Jai­rus hin­ein­ge­hen, und nun konn­te das 12 jäh­ri­ge Mäd­chen geheilt wer­den, das schon für tot gehal­ten wurde.


So wer­den wir in anschau­li­cher Wei­se dar­auf hin­ge­wie­sen, wie auf alle übri­gen Glie­der des Men­schen die Ich-Wesen­heit des Chris­tus wirk­te. Lukas hat gleich­sam das gro­ße Ide­al der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung hin­ge­stellt: Sehet hin auf eure Zukunft; heu­te ist euer Ich, wie es sich her­aus­ent­wi­ckelt hat, noch schwach; es hat noch wenig Herr­schaft. Aber es wird nach und nach Herr wer­den über den Ast­ral­leib, über den Äther­leib und über den phy­si­schen Leib und wird die­sel­ben umgestalten. 


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Luzi­fer – In der Emp­fin­dungs­see­le hat sich ver­an­kert Luzifer

Luzi­fer

GA 107, S. 247

„In der Emp­fin­dungs­see­le hat sich ver­an­kert Luzi­fer; da hin­ein hat er sich geschli­chen, da sitzt er drinnen.”

Luzi­fer (aus lat. lux „Licht“ und fer­re „brin­gen“) ist nach Rudolf Stei­ner iden­tisch mit dem im Koran genann­ten Iblis und wird in der Bibel durch die Schlan­ge sym­bo­li­siert, die sich in das Para­dies schleicht und den Men­schen ver­führt, vom «Baum der Erkennt­nis» zu essen. Oft wird Luzi­fer auch als geflü­gel­ter Dra­che dar­ge­stellt; in der Visi­on des Eze­chi­el auch als geflü­gel­ter Stier. Luzi­fer hat sich vor allem in der durch Ver­wand­lung des Ast­ral­lei­bes ent­stan­de­nen Emp­fin­dungs­see­le ver­an­kert und sta­chelt hier die sinn­li­chen Begier­den und Trie­be an.


GA 58, S. 119

„Was wir Emp­fin­dungs­see­le nen­nen, das kann da sein im Leben, ohne daß es viel vom Den­ken durch­drun­gen wird. Die Emp­fin­dungs­see­le ist zunächst das­je­ni­ge, was die äuße­ren Ein­drü­cke auf­fängt. Sie ist das­je­ni­ge Glied der mensch­li­chen See­le, wel­ches die Wahr­neh­mun­gen der Sin­ne ins Inne­re hin­ein wei­ter schickt. Die­se Emp­fin­dungs­see­le ist es auch, was dann auf­stei­gen läßt im Innern das, was sich als Lust und Unlust­ge­fühl, als inne­re Freu­de, als inne­res Schmerz­ge­fühl anschließt an das von außen Gebrach­te und Beob­ach­te­te. Die­se Emp­fin­dungs­see­le ist zunächst das­je­ni­ge, aus dem auf­stei­gen die Trie­be und Instink­te und Lei­den­schaf­ten und Affek­te der mensch­li­chen Natur.“ 


Der Name Luzi­fer bedeu­tet: der Trä­ger des Lichts. Lux heißt Licht, fero: ich trage. 


Gewis­se Kräf­te, die im Wel­ten­wer­den spie­len und auch den Men­schen in ihren Strö­mun­gen drin­nen haben, fas­sen wir zusam­men als luzi­fe­ri­sche auf der einen Sei­te und ahri­ma­ni­sche Kräf­te auf der ande­ren Sei­te. Mit sol­chen Wor­ten ist es eben so, daß man sich jah­re­lang das aneig­nen muß, was sol­chen Wor­ten inne­liegt, sonst blei­ben sie Phra­se. Hat man aber den Inhalt, dann hat man in die­sen Wor­ten gera­de­so etwas, was man haben muß, wie der Elek­tri­ker an sei­ner posi­ti­ven und nega­ti­ven Elek­tri­zi­tät zwei Impul­se hat, die er haben muß, um von der Sache reden zu können. 

Es han­delt sich dar­um, den wis­sen­schaft­li­chen Geist, der in der unor­ga­ni­schen Natur­wis­sen­schaft heu­te wal­tet, auch hin­auf­zu­tra­gen ins Geis­tes­le­ben, aber nicht so, daß man im land­läu­fi­gen Sin­ne Monist wird, son­dern daß man tat­säch­lich die Denk­wei­se, die dort wal­tet, für die höhe­ren Zwei­ge des Geis­tes­le­bens meta­mor­pho­siert, in die­sen höhe­ren Zwei­gen auch zum Aus­druck bringt. Wenn aber jemand mit Bezug auf das see­li­sche und geis­ti­ge Leben von posi­ti­ven und nega­ti­ven See­len­kräf­ten reden wür­de, so wür­de er in die äußers­te Abs­trak­ti­on verfallen. 

Doch genau die­sel­be Denk­wei­se, die auf unor­ga­ni­schem Fel­de rich­tig von posi­tiv und nega­tiv spricht, redet auf see­lisch-geis­ti­gem Fel­de von luzi­fe­risch und ahri­ma­nisch. Wir kön­nen ja auch zunächst abs­trakt defi­nie­ren, was luzi­fe­risch und ahri­ma­nisch ist. Wir kön­nen sagen: Der Mensch, wie wir ihn eigent­lich vor uns haben, wie wir sel­ber ja sind, ist ein Gleich­ge­wichts­zu­stand; er ist eigent­lich immer nur etwas, was Aus­gleich ist zwi­schen zwei Polen, zwi­schen dem luzi­fe­ri­schen Pol und dem ahri­ma­ni­schen Pol.

Alles neigt in uns auf der einen Sei­te nach dem Phan­tas­ti­schen, Schwär­me­ri­schen, nach dem Ein­sei­ti­gen, und, wenn es aus­ar­tet, ins Illu­sio­nä­re Hin­ein­kom­men­den. Wür­den wir die­ses luzi­fe­ri­sche Extrem nicht in uns tra­gen, so wür­den wir nie­mals Künst­ler wer­den kön­nen. Der ande­re Pol ist das Ver­knö­cher­te, das Ver­stan­des­mä­ßi­ge, das Nüch­ter­ne. Phy­sio­lo­gisch gespro­chen: das Ahri­ma­ni­sche in uns ist alles das, was in uns die Kräf­te aus­bil­det, durch die wir Kno­chen­menschen sind. Das Luzi­fe­ri­sche in uns ist alles das, was die Kräf­te aus­bil­det, die uns nach Mus­keln und Blut hin­über organisieren.


Den­ken Sie ein­mal, daß wir eigent­lich als Men­schen die Auf­ga­be haben, in uns sel­ber das zu erle­ben, was der Waa­ge­bal­ken erlebt, wenn er immer­fort schwankt und nur eine Gleich­ge­wichts­la­ge zwi­schen links und rechts hin- und her­schwan­kend hat. So müs­sen wir wirk­lich als Men­schen schwan­ken zwi­schen dem Luzi­fe­ri­schen und dem Ahri­ma­ni­schen. Ver­wandt, sehr ver­wandt dem Ahri­ma­ni­schen ist immer der Gedan­ke, der sich nur an die äuße­re Sin­nes­welt anlehnt. Und der Wil­le, der sich an die Erleb­nis­se unse­res Lei­bes anlehnt, der in den ego­is­ti­schen Impul­sen unse­res Lei­bes auf­steigt, der hat fort­wäh­rend die Nei­gung luzi­fe­ri­schen Cha­rak­ter anzu­neh­men. So ist auch das See­li­sche hin­ein­ver­wo­ben in Luzi­fe­ri­sches und Ahrimanisches.


Das Prin­zip, wel­ches die Erde zur Geis­tig­keit hin­auf­führt, ist Luzi­fer. Dazu, um die­sem Prin­zip gemäß zu leben, muß man die Erde lieb­ge­win­nen, man muß auf die Erde her­un­ter­stei­gen. Luzi­fer ist der Fürst, der sei­ne Regie­rung aus­führt auf dem Fel­de der Wis­sen­schaft und Kunst. Luzi­fer wird dar­ge­stellt als die geflü­gel­te Dra­chen­ge­stalt; bei Hese­kiel als der geflü­gel­te Stier. 


Luzi­fer ist eine Macht, die Begeis­te­rung hat für die Weis­heit, die eben­so vehe­ment ist wie beim Tier die Sinn­lich­keit. Die Gier nach der Ent­wi­cke­lung der Weis­heit, das ist Luzifer.


Immer wie­der und wie­der­um muß man ja mah­nen, daß gewis­se Vor­stel­lun­gen, Begrif­fe und Ideen, die inner­halb unse­rer Geis­tes­wis­sen­schaft Bedeu­tung haben müs­sen, nicht zu blo­ßen Wort­vor­stel­lun­gen wer­den, daß man nament­lich an die­sen Vor­stel­lun­gen der Geis­tes­wis­sen­schaft, die ja in vie­ler Bezie­hung ein neu­es Geis­tes­gut der Mensch­heit bedeu­ten, nicht her­an­ge­he mit alten Vor­stel­lun­gen und inne­ren Seelengewohnheiten. 

So ist es ins­be­son­de­re not­wen­dig, daß man an sol­che Vor­stel­lun­gen wie das «Ahri­ma­ni­sche», das «Luzi­fe­ri­sche» nicht her­an­ge­he mit all den gewohn­ten Emp­fin­dun­gen und Vor­stel­lun­gen, die man ein­fach hegt, wenn man die betref­fen­den Wor­te bil­det. Wir brau­chen uns ja nur vor­zu­stel­len, wie in süd­li­che­ren Gegen­den eine Dämo­nen-Vor­stel­lung herrscht, die wir mit unse­rer Emp­fin­dung tref­fen, wenn wir den Namen Luzi­fer aussprechen. 

Wir sol­len aber nicht, wenn wir die geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Vor­stel­lun­gen von Luzi­fer bekom­men, die sel­ben, ich möch­te sagen, durch­aus abwei­sen­den Vor­stel­lun­gen und Emp­fin­dun­gen haben, wie man sie bei den alten Dämo­nen­vor­stel­lun­gen hat­te. Eben­so­we­nig dür­fen wir die Vor­stel­lun­gen, die in der Men­schen­see­le auf­tauch­ten, wenn die mit­tel­al­ter­li­chen Teu­fels­vor­stel­lun­gen erweckt wur­den, ohne wei­te­res auf unser Ahri­ma­ni­sches anwen­den. Wir müs­sen uns klar sein, daß die Welt, so wie sie vor uns steht, gewis­ser­ma­ßen ein Gleich­ge­wichts­zu­stand ist. [6] (Aber auch das Umge­kehr­te liegt vor). 

Wäh­rend die Men­schen glau­ben, mit einer sol­chen Gegen­über­stel­lung, wie man sie fin­det in Mil­tons «Ver­lo­re­nem Para­dies» oder in Klop­stocks «Mes­si­as», habe man es zu tun mit den gött­li­chen und den höl­li­schen Ele­men­ten, hat man es in Wahr­heit zu tun mit dem luzi­fe­ri­schen und dem ahri­ma­ni­schen Ele­men­te. Vom wirk­lich gött­li­chen Ele­men­te liegt kein Bewußt­sein vor, dage­gen wer­den dem luzi­fe­ri­schen Ele­men­te die gött­li­chen Namen beigelegt.

Die­ser Irr­wahn in dem wir drin­nen­ste­hen, ist nichts ande­res als das Ergeb­nis jener fal­schen Welt­be­trach­tung, die für die Men­schen der neue­ren Kul­tur, der neue­ren Zivi­li­sa­ti­on über­all her­vor­sprießt aus der Welt indem sie ent­ge­gen­set­zen Him­mel und Höl­le. Der Him­mel wird als Gött­li­ches ange­se­hen, so wie sie ihn schil­dern, und die Höl­le wird als das Teuf­li­sche ange­se­hen, wäh­rend in Wahr­heit man es zu tun hat auf der einen Sei­te mit dem himm­lisch genann­ten Luzi­fe­ri­schen und auf der ande­ren Sei­te mit dem höl­lisch genann­ten Ahrimanischen.


Beden­ken Sie, der Chris­tus-Impuls ist nur zu begrei­fen, wenn man ihn als den Gleich­ge­wichts­im­puls ansieht zwi­schen dem Ahri­ma­ni­schen und dem Luziferischen. 


(Sie­he auch dazu: Tricho­to­mie).

Es han­delt sich nur dar­um, daß im Men­schen­ge­mü­te der Gleich­ge­wichts­zu­stand her­bei­ge­führt wird. Und weil das so ist, kann man dem Ahri­ma­ni­schen und dem Luzi­fe­ri­schen ver­fal­len, gera­de wenn man glaubt, alles Ahri­ma­nisch-Luzi­fe­ri­sche abzu­wei­sen. Gegen die Wirk­lich­keit läßt sich zwar sün­di­gen, aber die Wirk­lich­keit läßt sich nicht unterdrücken! 

So wird jemand, der sich vor dem Ahri­ma­ni­schen hüten will, sehr leicht dem Luzi­fe­ri­schen, jemand, der sich vor dem Luzi­fe­ri­schen hüten will, sehr leicht dem Ahri­ma­ni­schen ver­fal­len. Die Sache ist, daß wir das Gleich­ge­wicht fin­den, daß wir vor kei­nem zurück­schre­cken, daß wir als Men­schen Mut genug haben, sowohl, sagen wir, der ahri­ma­ni­schen Furcht, wie der luzi­fe­ri­schen Hoff­nung oder Lust entgegenzutreten.

Aber unse­re Zeit­kul­tur liebt die­ses nicht, sie liebt, ohne daß sie es weiß, und selbst­ver­ständ­lich ohne daß sie es will, in gewis­ser Bezie­hung das Ahri­ma­ni­sche und das Luzi­fe­ri­sche. Sie glaubt sich davor zu hüten, ver­fällt ihm aber erst recht. Es gibt Phi­lo­so­phen, die sagen, sie stre­ben nach der Ein­heit. Das ist schön, aber es ist rein luzi­fe­risch! Ande­re stre­ben nach der Man­nig­fal­tig­keit, wol­len nichts wis­sen von einer Ein­heit. Auch das kann heu­te Früch­te brin­gen, ist aber ahri­ma­nisch. Nur der­je­ni­ge, der die Ein­heit in der Man­nig­fal­tig­keit, und wie­der­um die Man­nig­fal­tig­keit so sucht, daß sich durch die Man­nig­fal­tig­keit die Ein­heit offen­bart, strebt nach dem Gleich­ge­wich­te. Es han­delt sich nur dar­um, daß man die Mög­lich­keit fin­det, dies in der Wirk­lich­keit zu tun. 


Will man, ich möch­te sagen, per­sön­lich Luzi­fer und Ahri­man cha­rak­te­ri­sie­ren, so kann man sagen: Luzi­fer ist ein hoch­mü­ti­ger Geist, der am liebs­ten in die Vogel­per­spek­ti­ve hin­auf ent­eilt und vie­les über­blickt; Ahri­man ist ein mora­lisch ein­sa­mer Geist, der sich nicht leicht sehen läßt, der im Unter­be­wuß­ten des Men­schen sein Wesen treibt, auf das Unter­be­wuß­te des Men­schen wirkt, Urtei­le her­auf­zau­bert aus die­sem Unterbewußten. 


Das luzi­fe­ri­sche Ele­ment stellt sich als Viel­heit dar, weil es eben nach Viel­heit strebt, man sagt daher bes­ser «die luzi­fe­ri­schen Geis­ter». Wenn es ganz nach den luzi­fe­ri­sche Geis­tern gin­ge, so wür­den wir Kin­der wer­den, Jüng­lin­ge und Jung­frau­en wer­den, wür­den gutes Wis­sen der Dau­er ein­ge­träu­felt erhal­ten, aber wir wür­den mit unge­fähr 28 Jah­ren die Skle­ro­se bekom­men und bald danach ver­trot­teln, damit das­je­ni­ge, was wir als mensch­li­ches Begrei­fen ent­wi­ckeln kön­nen, gera­de als Skle­ro­se aus­ge­sto­ßen wür­de, und das­je­ni­ge, was wir in der Jugend auf­neh­men, auto­ma­ti­siert ver­geis­tigt wer­den könnte. 

Die luzi­fe­ri­schen Geis­ter möch­ten uns gleich in die geis­ti­ge Welt neh­men und uns nicht erst Jupi­ter- und Venus- und Vul­kan­ent­wi­cke­lung durch­ma­chen las­sen, bevor wir kos­mi­sche Wesen wer­den. Das ist eine Strö­mung, die mög­lichst schnell lau­fen will mit dem Men­schen; das ist eine vor­ei­li­ge Strö­mung. Die luzi­fe­ri­schen Geis­ter möch­ten mit uns dahin­stür­men und uns mög­lichst bald in die kos­mi­sche Wesen­haf­tig­keit hineinführen. 

Die ahri­ma­ni­schen Geis­ter, die möch­ten unse­re Ver­gan­gen­heit til­gen und uns zurück­füh­ren mit der Erde an den Aus­gangs­punkt, uns auf der Erde kon­ser­vie­ren und dann uns dahin zurück­zu­ver­set­zen, wo wir als Saturn­we­sen waren. Es ist eine rück­läu­fi­ge Bewe­gung. Aus einer vor­ei­li­gen und einer rück­läu­fi­gen Bewe­gung ist das Leben schließ­lich zusam­men­ge­setzt, und der Gleich­ge­wichts­zu­stand zwi­schen bei­den muß gefun­den werden. 


Man kann nicht irgend etwas in Selb­stän­dig­keit oder in erzie­he­ri­scher oder in kul­tur­för­dern­der Tätig­keit in den mensch­li­chen indi­vi­du­el­len Fähig­kei­ten und Kräf­ten tun, ohne daß man mit den luzi­fe­ri­schen Kräf­ten in Berüh­rung kommt. In den­je­ni­gen Regio­nen, die der Mensch durch­lau­fen hat, bevor er durch die Geburt oder Emp­fäng­nis ins phy­si­sche Dasein ein­ge­tre­ten ist, da konn­te die luzi­fe­ri­sche Macht nicht an die mensch­li­chen Fähig­kei­ten und Kräf­te unmit­tel­bar her­an. Die Ein­kör­pe­rung in die phy­si­sche mensch­li­che Leib­lich­keit, das ist das Mit­tel, durch das die luzi­fe­ri­schen Mäch­te an die mensch­li­chen Fähig­kei­ten und Kräf­te her­an­kom­men können. 


Denn dadurch, daß die Fähig­kei­ten in den Leib ein­zie­hen, dadurch wer­den sie luzi­fe­risch, und wenn man glaubt aus dem Leib ent­sprin­gen die Fähig­kei­ten, so glaubt man an Luzi­fer. Und wenn man glaubt, aus dem mensch­li­chen Leib ent­sprin­gen die Bedürf­nis­se, so glaubt man nur an das Ahri­ma­ni­sche die­ser Bedürfnisse. 


Die Mis­si­on des Men­schen in der nach­at­lan­ti­schen Zeit, wel­che in der Erobe­rung der phy­sisch-sinn­li­chen Welt bestand, muß­te not­wen­dig zur Ent­frem­dung von der geis­ti­gen Welt füh­ren. Luzi­fer ver­hüll­te für den Men­schen das­je­ni­ge aus der geis­ti­gen Welt, was in den mensch­li­chen Ast­ral­leib ohne des­sen Zutun bis zur Mit­te der atlan­ti­schen Zeit ein­ge­strömt war. 

Falls der Lebens­leib, Äther­leib nicht vom phy­si­schen Leib teil­wei­se getrennt wor­den wäre, hät­te die­ses Gebiet der geis­ti­gen Welt der Mensch wie eine inne­re See­len­of­fen­ba­rung in sich erle­ben kön­nen. Durch den luzi­fe­ri­schen Ein­schlag (sie­he unten: luzi­fe­ri­scher Ein­fluß) konn­te er es nur in beson­de­ren See­len­zu­stän­den. Da erschien ihm eine geis­ti­ge Welt im Klei­de des Astra­li­schen. Die ent­spre­chen­den Wesen offen­bar­ten sich durch sol­che Gestal­ten, wel­che bloß die Glie­der der höhe­ren Men­schen­na­tur an sich tru­gen, und an die­sen Glie­dern die astra­lisch-sicht­ba­ren Sinn­bil­der für ihre beson­de­ren geis­ti­gen Kräf­te. Über­mensch­li­che Gestal­ten offen­bar­ten sich auf die­se Art.


Den­ken Sie sich, ein Moment könn­te in Ihrem gewöhn­li­chen Erden­le­ben nun ein­tre­ten, in dem all Ihr Wahr­neh­men auf­hö­ren wür­de. Sie wür­den nichts mehr sehen, hören, nichts mehr Neu­es den­ken, füh­len und wol­len kön­nen. Alle bis­he­ri­ge Art des Lebens hör­te auf, und Sie wür­den nur das wis­sen, wor­an Sie sich erin­nern kön­nen. Genau in die­ser Lage sind Sie, wenn Sie mit hell­sich­ti­gem Bewußt­sein in die geis­ti­ge Welt hinaufsteigen. 

Die See­le erlebt sich so, daß sie von sich sagen kann: Du bist jetzt nur das, was du gewe­sen bist, dein Dasein besteht in dei­nem Gewe­sen­sein, Gegen­wart und Zukunft haben zunächst für dich kei­nen Sinn, dein Sein besteht in dei­nem Gewe­sen­sein. Und wenn der Mensch die­ses Erleb­nis durch­macht, wenn sich die hell­sich­ti­ge See­le bis zu ihm durch­ringt, dann erst beginnt man ein ganz rich­ti­ges Ver­ständ­nis zu haben für Luzifer. 

Luzi­fer ist ein Wesen, das inner­halb der Wel­ten­ord­nung dazu gekom­men ist, immer nur ein sol­ches Gewe­se­nes zu sein, nur eine Ver­gan­gen­heit zu sein, nur zu sein, was abge­leb­te Erden­epo­chen gege­ben haben, was abge­leb­te Wel­ten­epo­chen der See­le Luzi­fers gebracht haben. Und Luzi­fers Leben besteht dar­in, sich mit sei­ner Ver­gan­gen­heit Gegen­wart und Zukunft zu erkämp­fen, wäh­rend ihn die ande­ren, im regel­rech­ten Fort­gang der Erd­ent­wi­cke­lung sich befind­li­chen gött­lich-geis­ti­gen Wesen­hei­ten ver­ur­teilt haben zur Vergangenheit. 

So steht Luzi­fer vor dem hell­se­he­ri­schen Blick, in sei­nem Dasein bewah­rend Gött­lich-Geis­ti­ges der Ursprün­ge der Welt, alle Herr­lich­kei­ten der Welt in sei­ner See­le tra­gend und ver­ur­teilt, zu ihnen nur zu sagen: sie sind in dir gewe­sen. Und nun beginnt sein ewig wäh­ren­der Kampf, die­ser Ver­gan­gen­heit auch die Gegen­wart und die Zukunft in der Wel­ten­ord­nung zu erkämpfen. 

Da erlebt man, indem man die Ähn­lich­keit Luzi­fers, die makro­kos­mi­sche Ähn­lich­keit Luzi­fers mit dem mikro­kos­mi­schen Wesen der mensch­li­chen See­le an der Schwel­le zwi­schen der ele­men­ta­ri­schen Welt (sie­he: Astral­plan) und geis­ti­gen Welt.


Die luzi­fe­ri­schen Mäch­te sind sol­che, die wäh­rend der alten Mon­den­zeit zurück­ge­blie­ben sind; sie wir­ken heu­te in unse­re Erd­ent­wi­cke­lung mit den­je­ni­gen Kräf­ten in das mensch­li­che Leben hin­ein, die eigent­lich Mon­den­kräf­te sind, die sich in dem­je­ni­gen Wel­ten­plan, der zum Bei­spiel nur jenen Mäch­ten ent­spricht, deren Geg­ner Luzi­fer ist, gar nicht inner­halb unse­rer Erd­ent­wi­cke­lung abspie­len kön­nen. So wirkt Luzi­fer hin­ein in den Plan einer ande­ren Wesenheit.


Wenn Sie sich erin­nern, daß unse­re Erde mit Son­ne und Mond einst­mals eine Wesen­heit war, daß die Son­ne sich aus der Erde her­aus­ge­trennt hat, um eine Wohn­stät­te zu sein für höher ent­wi­ckel­te Wesen­hei­ten, die dann von außen auf unse­re Erde her­ein­wir­ken soll­ten, und daß noch höhe­re Wesen­hei­ten nach der Son­nen­tren­nung mit der Erde ver­ei­nigt geblie­ben sind, um den Mond her­aus­zu­füh­ren. Das waren die­sel­ben, wel­che von innen her­aus ein neu­es Leben, ein see­li­sches Leben in dem Men­schen nun ange­regt und ihn bewahrt haben vor der Mumifizierung. 

Inner­halb des See­len­le­bens waren die Wege zu suchen zu den­je­ni­gen Göt­tern, die mit die­sem wohl­tä­ti­gen Vor­gang der Mon­den­tren­nung ver­knüpft waren. Wenn wir zunächst bloß auf die­se zwei Rei­che sehen, sozu­sa­gen auf die Rei­che der Son­nen­göt­ter und Mon­den­göt­ter, so haben wir einen Unter­schied, den wir bezeich­nen kön­nen als: drau­ßen in den Him­meln befind­li­che Göt­ter und unter­halb der See­le befind­li­che Göt­ter: und wir bezeich­nen den Weg hin­aus als den Son­nen­weg und den Weg hin­ein in die See­le als den luzi­fe­ri­schen Weg. 

Und Luzi­fers Wesen­hei­ten sind uns dann die­je­ni­gen, wel­che nicht mit­ge­macht haben die Son­nen­tren­nung von der Erde dazu­mal, als die Son­ne sich von der Erde trenn­te. Und gewis­se ande­re Wesen­hei­ten, die höchs­te Wohl­tä­ter der Mensch­heit sind, aber zunächst ver­bor­gen blei­ben muß­ten und die­se Son­nen­tren­nung nicht mit­ge­macht haben, gehör­ten zu kei­nem die­ser Rei­che so recht hinzu. 

Das waren jene Wesen­hei­ten, wel­che wäh­rend der alten Mon­den­ent­wi­cke­lung zurück­ge­blie­ben waren und nicht die­je­ni­ge Stu­fe erreicht hat­ten, die sie als geis­ti­ge Wesen­hei­ten, die damals viel höher stan­den als die Men­schen auf dem Mon­de, hät­ten errei­chen kön­nen. Was haben die­se Wesen­hei­ten damals ver­säumt? Sie haben die Mög­lich­keit ver­säumt, wäh­rend der fol­gen­den Erd­ent­wi­cke­lung die Son­nen­tren­nung mitzumachen. 

Sie wären in gewis­ser Wei­se beru­fen gewe­sen, wie die Son­nen­geis­ter von der Erde hin­aus­zu­ge­hen und von der Son­ne her­un­ter­zu­wir­ken. Das haben sie ver­säumt. Das kam für die­se Wesen­hei­ten so, daß sie wohl in einer gewis­sen Wei­se den Ver­such mach­ten, mit der Son­ne sich zu tren­nen von der Erde, aber dann die Ent­wi­cke­lungs­be­din­gun­gen der Son­ne nicht aus­hal­ten konn­ten und auf die Erde wie­der zurück­fie­len. Sie, die nun in einer ganz beson­de­ren Lage waren, ver­such­ten nun, mit Hil­fe der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung auf der Erde ihre eige­ne Ent­wi­cke­lung fortzusetzen. 

Sie konn­ten an das mensch­li­che Ich nicht her­an; dazu hat­ten sie sich nicht auf­ge­schwun­gen wäh­rend der alten Mon­den­ent­wi­cke­lung. An das mensch­li­che Ich konn­ten die­je­ni­gen Wesen­hei­ten her­an, die aus der Erde her­aus­ge­zo­gen waren mit der Son­ne. Und es konn­ten auch die­je­ni­gen Wesen­hei­ten her­an, wel­che den Mond abge­trennt hat­ten, von innen her. Die Wesen­hei­ten, die von der Son­ne zurück­ge­fal­len waren, die waren es, wel­che an die mensch­li­che See­le her­an­tra­ten, als die­se noch nicht reif war, die Offen­ba­rung jener höhe­ren Wohl­tä­ter zu emp­fan­gen, wel­che den Mond her­aus­ge­trennt hat­ten. Zu früh tra­ten die­se Wesen­hei­ten an die mensch­li­che See­le heran. 

Hät­te sozu­sa­gen der Mensch völ­lig abge­war­tet die wohl­tä­ti­ge Wir­kung der­je­ni­gen geis­ti­gen Wesen­hei­ten, die vom Mon­de, das heißt in das Inne­re sei­ner See­le her­ein­wirk­ten, so wür­de spä­ter ein­ge­tre­ten sein, was so frü­her ein­ge­tre­ten ist. Die­se Mon­den­göt­ter hät­ten die See­le des Men­schen lang­sam her­an­ge­reift, bis eine ent­spre­chen­de Ich-Ent­wi­cke­lung mög­lich gewor­den wäre. So aber tra­ten die ande­ren Wesen­hei­ten an den Men­schen her­an und ergos­sen ihre Wir­kung, statt in das Ich, in den mensch­li­chen Ast­ral­leib, von innen hin­ein, gera­de so wie es die Mon­den­göt­ter machen, so daß die­se Wesen­hei­ten den­sel­ben Weg such­ten durch das Inne­re der See­le, auf dem die eigent­li­chen Mon­den­göt­ter spä­ter auch wirk­ten; das heißt die­se Wesen­hei­ten gesell­ten sich hin­ein in das luzi­fe­ri­sche Reich.

Und sie sind es, die in der bibli­schen Urkun­de durch die Schlan­ge sym­bo­li­siert wer­den. Es sind die­je­ni­gen Wesen, wel­che an den mensch­li­chen Ast­ral­leib zu früh her­an­ge­tre­ten sind, und die ganz so wirk­ten wie alle ande­ren Wesen­hei­ten, die von innen wirken. 


Und wenn wir die von innen wir­ken­den Wesen­hei­ten als luzi­fe­ri­sche Wesen­hei­ten bezeich­nen, müs­sen wir auch die­se so zurück­ge­blie­be­nen Wesen­hei­ten so bezeich­nen. Sie sind aber die­je­ni­gen, die an den Men­schen her­an­ge­tre­ten sind, als er noch unreif für sol­che Ein­flüs­se war, die­je­ni­gen, die sei­ne Ver­füh­rer wur­den auf der einen Sei­te, aller­dings ihm aber auch die Frei­heit ver­schaff­ten, die Mög­lich­keit, im astra­li­schen Lei­be unab­hän­gig zu wer­den von jenen gött­li­chen Wesen­hei­ten, die sei­ne Ich­heit in ihren Schutz genom­men hät­ten, die von vorn­her­ein in ihn hin­ein­ge­gos­sen hät­ten, was von gött­li­chen Sphä­ren in die Ich­heit hin­ein­ge­gos­sen wer­den kann. 

So aber mach­ten sich die­se luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten her­an an den astra­li­schen Leib des Men­schen, durch­setz­ten die­sen mit alle­dem, was ihn für alles Höhe­re, Spi­ri­tu­el­le enthu­si­as­mie­ren kann, wirk­ten also auf sei­ne See­le und wur­den als höher­ste­hen­de Wesen­hei­ten in gewis­ser Wei­se des Men­schen Ver­füh­rer. Und wir müs­sen die­se Art der luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten als des Men­schen Ver­füh­rer anspre­chen, müs­sen also sagen: Das­je­ni­ge, was im Lau­fe der Erd­ent­wi­cke­lung an den Men­schen her­an­ge­tre­ten ist und ihm auf der einen Sei­te die Frei­heit gebracht hat, auf der ande­ren Sei­te die Mög­lich­keit des Bösen, das kam von Innen her­aus, das kam aus Luzi­fers Reich. 

Denn die­se Wesen­hei­ten konn­ten sich nicht von außen ankün­di­gen, sie muß­ten sich ins Inne­re der See­le her­ein­schlei­chen; von außen kann an den Men­schen her­an­kom­men, was an sein Ich her­an­kommt, nicht bloß an sei­nen astra­li­schen Leib. So sehen Sie, daß es im wei­ten Rei­che der Licht­trä­ger, der luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten, Unter­gat­tun­gen gibt, von denen wir sehr wohl ver­ste­hen kön­nen, daß sie die Ver­füh­rer des Men­schen wer­den konnten. 

Wir kön­nen aber auch sehr wohl ver­ste­hen, daß gera­de wegen die­ser Wesen­hei­ten stren­ge Maß­re­geln ergrif­fen wur­den da, wo die Men­schen ein­ge­führt wer­den konn­ten in die Rei­che jen­seits des Schlei­ers der See­len­welt; denn die­je­ni­gen Men­schen, die die­sen Weg geführt wur­den in das Inne­re der See­le, tra­fen dort nicht nur die guten luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten, die von innen her­aus den Men­schen erleuch­tet haben, son­dern sie tra­fen zunächst die­se luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten, die dann als sei­ne Ver­füh­rer wirk­ten, die nament­lich den Hoch­mut, den Ehr­geiz, die Eitel­keit in der See­le aufstachelten. 

Wir müs­sen uns durch­aus bekannt machen damit, daß wir nie­mals ver­su­chen sol­len, die Wel­ten, die hin­ter der sinn­li­chen Welt und hin­ter der See­len­welt lie­gen, umspan­nen zu kön­nen mit den durch unse­re heu­ti­ge Kul­tur zube­rei­te­ten Verstandesbegriffen.

Wenn wir von luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten spre­chen, so müß­ten wir den gan­zen Umfang des Rei­ches die­ser Wesen­hei­ten ken­nen­ler­nen, alle ihre Gat­tun­gen, Sor­ten und Arten. Dann wür­den wir sehen, daß nicht über­all da, wo von der Gefähr­lich­keit einer gewis­sen Art von luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten gespro­chen wird, ein Bewußt­sein vor­han­den ist von dem gan­zen Umfang des ent­spre­chen­den Rei­ches; daß man recht haben kann, wenn man von gewis­sen Gat­tun­gen des luzi­fe­ri­schen Rei­ches so spricht, wie die­se oder jene Urkun­de spricht; daß man aber zugleich in Betracht zie­hen muß, daß die Rea­li­tät wei­ter ist, unend­lich viel wei­ter, als die Men­schen gewöhn­lich wis­sen können.


Man kann, wenn man das­je­ni­ge, was Luzi­fer für den Gesamt­menschen ist, cha­rak­te­ri­sie­ren will, dies nicht inti­mer machen, als wenn man die Sache so hin­stellt, daß an die Kräf­te des Wei­bes her­an­kommt Luzi­fer und mit Hil­fe der spe­zi­fisch weib­li­chen Kräf­te in die Welt her­ein­wirkt, und der Mann durch das Weib dann mit Hil­fe Luzi­fers ver­führt wird. Die­ses Sym­bo­lum muß­te hin­ge­stellt wer­den vor die Mensch­heit, und es muß­te daste­hen, als der vier­te nach­at­lan­ti­sche Zeit­raum da war, wo die Men­schen zunächst begrei­fen soll­ten das Ver­hält­nis Luzi­fers zum Men­schen, wo sie es füh­len soll­ten, emp­fin­den soll­ten die­ses Ver­hält­nis, es sich zum Bewußt­sein brin­gen sollten. 

Durch nichts konn­te man sich so sehr zum Bewußt­sein brin­gen das Ver­hält­nis Luzi­fers zum Men­schen, als indem man den Anfang der Bibel stu­dier­te, wie die Schlan­ge her­an­tritt an das Weib, das Weib an sei­nen Kräf­ten faßt, und dadurch die Ver­füh­rung, die Ver­su­chung der Welt begann. 

Die­ses bedeut­sa­me Sym­bo­lum war das wirk­sams­te für die­sen vier­ten nach­at­lan­ti­schen Kul­tur­zeit­raum, wenn es auch schon frü­her dage­we­sen ist. Das Geheim­nis des Luzi­fer ist in die­sem Sym­bo­lum ent­hal­ten. Wir müs­sen das luzi­fe­ri­sche Geheim­nis in die lemu­ri­sche Zeit versetzen. 


Die Wech­sel­wir­kung zwi­schen Göt­tern und Men­schen kam anfangs in dem zum Aus­druck, was wir Lie­be der Men­schen unter­ein­an­der nen­nen. Die Göt­ter emp­fan­gen die in den Men­schen pul­sie­ren­de Lie­be und leben von ihr, so wie das Tier von dem Sau­er­stoff lebt, den ihm die Pflan­ze zube­rei­tet. Die im Men­schen­ge­schlecht leben­de Lie­be ist die Nah­rung der Götter. 

Auf die­ser Lie­be, die sich um die zwei Geschlech­ter schlingt, beruht alle Macht der Göt­ter im Anfang der Mensch­heits­evo­lu­ti­on. Die Lie­be war vor­her da, bevor die Zwei­ge­schlecht­lich­keit entstand .

Sie bestand vor­her als eine voll­stän­dig bewuß­te Lie­be. Jetzt, als der zwei­ge­schlecht­li­che Mensch ent­stand, ver­dun­kel­te sich das Bewußt­sein der Lie­be. Es wur­de dar­aus ein blin­der Trieb. Das Bewußt­sein der Lie­be war hin­auf­ge­stie­gen zu den Göt­tern. Die Göt­ter näh­ren sich von die­sem blin­den Trieb der mensch­li­chen Lie­be, es wird dar­aus für sie das hel­le Licht.

Unter dem Ein­fluß der Göt­ter, die durch ihre frü­he­re Evo­lu­ti­on ihre Voll­endung erlangt hat­ten, wäre der Mensch ohne das Astral­licht geblie­ben, ohne Erkennt­nis. Die­se Göt­ter hat­ten kein ande­res Inter­es­se, als daß der Mensch auf der Erde lebt. 

Luzi­fer aber muß­te das nach­ho­len, was er frü­her ver­säumt hat­te. Das konn­te er jetzt nur, wenn er sich des Men­schen­we­sens mit dazu bedien­te. Das sinn­li­che Dasein war im Men­schen­reich vor­han­den. Luzi­fer hat­te kein sinn­li­ches Dasein. Er muß­te die Lei­ber der Men­schen benut­zen, um sich selbst vor­wärts­zu­brin­gen. Daher muß­te er dem Men­schen die Gabe ver­lei­hen, das im Lich­te zu schau­en, was die Göt­ter ihm ein­ge­pflanzt hatten. 

Die Göt­ter hat­ten ihm die Lie­be ein­ge­pflanzt, Luzi­fer muß­te ihn ver­lei­ten, die­se im Lich­te zu schau­en. Nun haben wir also den Men­schen, die gestal­te­te Form, die Weis­heit; fer­ner Luzi­fer, der der Mensch­heit Licht gibt; und den Gott, der den Men­schen durch­strömt mit Lie­be. Luzi­fer steht zu dem Men­schen in einem viel inti­me­ren Ver­hält­nis als die in Lie­be thro­nen­den Götter. 

Luzi­fer hat dem Men­schen die Augen geöff­net. Indem der Mensch die Augen öff­net und hin­aus­schaut in die Welt, schaut Luzi­fer inner­halb des Men­schen in die Welt hin­aus. Er voll­endet im Men­schen sei­ne Ent­wi­cke­lung. Sofern der Mensch im Schoß der Göt­ter ruh­te, war er ein Kind Got­tes. Sofern er nach Erkennt­nis streb­te, war er ein Freund Luzi­fers. Das kommt in der Par­die­ses-Sage zum Ausdruck. 

Jah­ve gestal­tet den Men­schen. Er ist der Geist der Form. Er wür­de die Men­schen so geschaf­fen haben, daß sie in Lie­be leb­ten, ohne das Licht. Da kam Luzi­fer, die Schlan­ge, und brach­te dem Men­schen das Licht der Erkennt­nis und damit auch die Even­tua­li­tät, das Böse zu tun. Jetzt sagt Jah­ve dem Men­schen, daß die Lie­be, die sich mit der Erkennt­nis des Luzi­fer ver­bun­den hat, Schmer­zen brin­gen wer­de. Die Taten des­sen, der die Erkennt­nis ein­ge­pflanzt hat, das Licht der Lie­be, dämmt Jah­ve dadurch ein, daß er zu der Lie­be die Schmer­zen hinzufügt. 


Über­all da, wo der Mensch etwas erschafft in sei­nem Vorstellungs‑, Gefühls- und See­len­le­ben, was nicht grob hängt an der Sin­nen­welt, son­dern sich erhebt über die­se, da ist Luzi­fer die Macht, die ihn los­reißt von der Sin­nen­welt. Die Ent­wi­cke­lungs­ge­schich­te der Phi­lo­so­phie (bei­spiels­wei­se) ist ein fort­wäh­ren­des Auf­zei­gen der Inspi­ra­tio­nen Luzi­fers. Denn alles über die Sin­nen­welt sich erhe­ben­de Schaf­fen wird ver­dankt den berech­tig­ten Kräf­ten und Tätig­kei­ten des Luzifer.

Aber nun kann Luzi­fer die­ses sein Gebiet über­schrei­ten. Alles das, was see­lisch fühl­sam ist in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt, ist das, wor­über Luzi­fer Herr ist. Und er hat die Ten­denz, die­ses See­lisch-Fühl­sa­me her­aus­zu­lö­sen, her­aus­zu­schä­len aus der phy­sisch-sinn­li­chen Welt, es zu ver­geis­ti­gen, und auf einer beson­de­ren, man möch­te sagen, iso­lier­ten Insel des geis­ti­gen Daseins ein luzi­fe­ri­sches Reich sich ein­zu­rich­ten mit all dem, was er erha­schen, erbeu­ten kann an See­lisch-Fühl­sa­mem in der Sinnenwelt.


Wie Luzi­fer da an den Men­schen her­an­kom­men kann, davon kann man sich ins­be­son­de­re eine Vor­stel­lung machen (durch das Bei­spiel der Lie­be). Die Lie­be, wo die Ursa­che der Lie­be nicht in dem Lie­ben­den liegt, son­dern im gelieb­ten Wesen, das ist die­je­ni­ge Form von Lie­be in der Sin­nen­welt, die abso­lut gefeit ist vor jedem luzi­fe­ri­schen Einfluß. 

Aber nun kön­nen Sie, wenn Sie das mensch­li­che Leben betrach­ten, bald erse­hen, daß auch eine ande­re Art von Lie­be her­ein­spielt in das mensch­li­che Leben, die­je­ni­ge Lie­be, wo man liebt, weil man sel­ber gewis­se Eigen­schaf­ten hat, die sich befrie­digt, ent­zückt, erfreut füh­len, wenn man die­ses oder jenes Wesen lie­ben kann. Man liebt dann um sei­net­wil­len; man liebt, weil man so oder so gear­tet ist, und die­se beson­de­re Artung ihre Befrie­di­gung fühlt dadurch, daß man das ande­re Wesen liebt. Sehen Sie, die­se Lie­be, die man eine ego­is­ti­sche Lie­be nen­nen könn­te, muß auch da sein. Sie darf nicht etwa feh­len in der Menschheit. 

Denn alles, was wir in der geis­ti­gen Welt lie­ben kön­nen, die geis­ti­gen Tat­sa­chen, alles das, was in uns durch Lie­be als Sehn­sucht, als Drang hin­auf in die geis­ti­ge Welt leben kann, zu umfas­sen die Wesen­hei­ten der geis­ti­gen Welt, die geis­ti­ge Welt zu erken­nen: es ent­springt natür­lich auch der sinn­li­chen Lie­be zur geis­ti­gen Welt. Aber die­se Lie­be zum Geis­ti­gen, die muß, nicht etwa darf, son­dern muß not­wen­di­ger­wei­se um unse­ret­wil­len gesche­hen. Wir sind Wesen, die ihre Wur­zeln in der geis­ti­gen Welt haben. Es ist unse­re Pflicht, uns so voll­kom­men als mög­lich zu gestalten. 


Nun hat Luzi­fer die Ten­denz, die­se bei­den Wel­ten mit­ein­an­der zu ver­mi­schen. Über­all in der Men­schen­lie­be, wo der Mensch in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt liebt mit einem ego­is­ti­schen Anflug, um sei­net­wil­len, da geschieht es des­halb, weil Luzi­fer die sinn­li­che Lie­be der geis­ti­gen ähn­lich machen will. Dann kann er sie her­aus­rei­ßen aus der Sin­nen­welt und kann sie in sein beson­de­res Reich führen.

Luzi­fer fin­det die bes­ten Rekru­ten für sein Reich unter den Men­schen, die glau­ben kön­nen, daß es für die För­de­rung der eige­nen Per­son not­wen­dig sei, gewis­se (prak­ti­sche) For­men des Lie­bes­le­bens zu pfle­gen. Luzi­fer hat über­all das Bestre­ben, das See­lisch-Fühl­sa­me los­zu­rei­ßen von dem Sinn­li­chen, es zu ver­selb­stän­di­gen, es mit Ego­is­mus und Ego­i­tät zu durchsetzen. 


Alle Schwär­me­rei­en, alle Ver­wor­ren­hei­ten der eigen­sin­ni­gen Mei­nun­gen, alle Son­der­lings­mei­nun­gen, alle fal­schen, schwär­me­ri­schen Idea­lis­men, sie stam­men von den Schat­ten­sei­ten der luzi­fe­ri­schen Impul­se. [24]

Luzi­fer hat sozu­sa­gen einen Teil der hin­ter dem Men­schen ste­hen­den geis­ti­gen Welt für die­sen Men­schen unsicht­bar gemacht. Denn indem im mensch­li­chen Ast­ral­lei­be die eige­nen Lei­den­schaf­ten, Instink­te und Begier­den auf­tra­ten, ver­fins­ter­ten die­se die hin­ter dem Men­schen ste­hen­den, sonst immer sicht­bar geblie­be­nen geis­ti­gen Wesen­hei­ten der­je­ni­gen Welt, aus der der Mensch her­aus­ge­bo­ren ist. 

Daher war es auch so, daß in jenen gro­ßen Ora­kel­stät­ten die uralten atlan­ti­schen Ein­ge­weih­ten gera­de dar­auf sich vor­be­rei­tet hat­ten, den­je­ni­gen Teil der geis­ti­gen Welt zu sehen, der durch den Ein­fluß Luzi­fers ver­deckt wor­den ist. Die Scha­ren des Luzi­fer (dage­gen) waren über­haupt sicht­bar für die atlan­ti­schen Men­schen, die in ihrem däm­mer­haf­ten Hell­se­her­be­wußt­sein – in Schlaf­zu­stän­den und in den Zwi­schen­zu­stän­den zwi­schen Schlaf und Wachen – sich hin­ein­le­ben konn­ten in die höhe­re geis­ti­ge Welt. Wenn ein Teil der Licht­welt für die­se Men­schen zugäng­lich wur­de, so wur­de auch ein Teil der gegen die Licht­welt gerich­te­ten Welt sicht­bar. Und so ent­zü­ckend und groß­ar­tig die heh­ren Gestal­ten der Licht­welt erschie­nen in ihren astra­li­schen Far­ben, so furcht­bar und ent­setz­lich erschie­nen die Gestal­ten, die der ent­ge­gen­ge­setz­ten, der ver­füh­re­ri­schen Welt angehörten.


Dadurch, daß Luzi­fer in der lemu­ri­schen Zeit auf den Men­schen gewirkt hat, wur­de dem Men­schen nichts ande­res ver­dor­ben als den Ein­fluß, den der Mensch noch in der atlan­ti­schen Zeit gehabt hat, indem er auf die Luft- und Was­ser­kräf­te wir­ken konnte.


Luzi­fer hat den Men­schen im Grun­de genom­men nur unter den Ein­fluß der­je­ni­gen Gewal­ten gebracht, die mit den Wind und Was­ser­ge­wal­ten zusammenhängen.


Sie müs­sen sich eine Vor­stel­lung machen, was es heißt, daß sich in der den Men­schen umge­ben­den Natur nicht nur das offen­bar­te, was dem nüch­ter­nen heu­ti­gen Bewußt­sein als Natur erscheint und als Natur­ge­set­ze ent­ge­gen­tritt, son­dern daß sich gran­dio­se Schön­heit, das heißt, schö­ner Schein in mäch­ti­gen, bild­haf­ten Offen­ba­run­gen geis­ti­ger Wesen, die aus jeder Quel­le, aus jeder Wol­ke, aus allem her­aus­blick­ten, offenbarte. 

Es war gegen das Ende des 2. Jahr­tau­sends der vor­christ­li­chen Zeit­rech­nung, nicht so wie in noch älte­ren Zei­ten, wo natür­lich das alles auch da war; aber es war, ich möch­te sagen, selbst­ver­ständ­li­cher da. In die­ser Zeit muß­te der Mensch die­ser Gna­de sich dadurch teil­haf­tig machen, daß er sel­ber etwas dazu tat. Er muß­te es nicht auf die Wei­se tun, wie wir jetzt aus dem vol­len Bewußt­sein her­aus eine höhe­re geis­ti­ge Ent­wi­cke­lung suchen, aber er konn­te – und es war das sogar ein recht zwei­fel­haf­tes Kön­nen – Gelüs­te ent­wi­ckeln nach die­sem Geis­ti­gen, das in der Natur sich offen­bar­te, er konn­te sei­ne Bedürf­nis­kräf­te, sei­ne Trieb­kräf­te anfeu­ern; dann ent­hüll­te sich ihm gewis­ser­ma­ßen aus der Natur her­aus das Geistige. 

Und in die­sem Anfeu­ern der Trieb­kräf­te, der Bedürf­nis­kräf­te lag eine star­ke luzi­fe­ri­sche Gabe. Daher war die Welt der dama­li­gen Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on stark luzi­fe­risch durchseucht.


Wenn Sie vom Stand­punkt des hell­se­he­ri­schen Bewußt­seins aus spre­chen, hat der Aus­druck kei­nen Sinn: Hier ist ein Wesen, das zeit­lich ist –, oder: Hier ist ein Wesen, das ewig ist. Was dem Dasein zugrun­de liegt – Augen­blick und Ewig­keit –, ist immer und über­all. Die Fra­ge kann nicht anders gestellt sein als: Wie kommt es, daß die Ewig­keit ein­mal als Augen­blick erscheint, daß das Ewi­ge ein­mal zeit­lich erscheint, und daß ein Wesen in der Welt die Gestalt des Zeit­li­chen annimmt? Das kommt von nichts ande­rem als davon her, daß unser Sin­nen­sein über­all, wo es auf­tritt, von luzi­fe­ri­schen Wesen­hei­ten zugleich durch­setzt ist. 

Und soweit das luzi­fe­ri­sche Wesen her­ein­spielt, soweit wird die Ewig­keit zur Zeit­lich­keit gemacht. Ein Wesen, das irgend­wo in der Zeit auf­tritt, ist soviel ein ewi­ges Wesen, als es sich zu befrei­en ver­mag von dem luzi­fe­ri­schen Dasein, und es ist eben­so­viel ein zeit­li­ches Wesen, als es unter­liegt dem luzi­fe­ri­schen Dasein.


In den okkul­ten Schu­len und Mys­te­ri­en wur­de immer ver­stan­den, daß der mitt­le­re Mensch, der Mensch der das Herz trägt, der Son­ne zuzu­ord­nen ist, und der Mensch der den Kopf trägt, ent­we­der dem gan­zen Ster­nen­him­mel oder vor­zugs­wei­se zum Monde. 

Der unte­re Mensch ist das­je­ni­ge Gebiet von der gan­zen mensch­li­chen Natur, das durch die obe­ren Göt­ter dem Rei­che des Luzi­fer zuge­teilt ist. Aber gera­de­so, wie die Din­ge am obe­ren Men­schen mit dem Mon­de, am mitt­le­ren Men­schen mit der Son­ne zusam­men­hän­gen, so hän­gen mit der Gestalt die uns ent­ge­gen­tritt, wenn wir die Schwel­le der Initia­ti­on über­schrei­ten, die Ein­wir­kun­gen der Venus zusam­men, es han­delt sich dabei um das Gestirn, das die Astro­no­men heu­te Venus nennen. 

Die Venus ist also das Reich des Luzi­fer. Zunächst liegt die Sache so, daß wir genau erfah­ren durch die Initia­ti­on, daß der unte­re Mensch, das­je­ni­ge Gebiet ist von der gan­zen mensch­li­chen Natur, das durch die obe­ren Göt­ter dem Rei­che des Luzi­fer zuge­teilt ist.


Die­je­ni­gen Kräf­te, wel­che ihren sym­bo­lisch-phy­si­schen Aus­druck dadurch fin­den, daß sie als das Licht der Venus, des Mor­gen- und Abend­ster­nes zu uns kom­men, daß die­se phy­si­schen Strah­len der Venus, die in den Wel­ten­raum hin­ein­ge­schickt wer­den, die sym­bo­lisch-phy­si­sche Ein­wir­kung des Luzi­fer auf den Men­schen sind. Es hat sich Luzi­fer nicht dar­auf beschränkt, auf den unte­ren Men­schen zu wirken. 

Da wür­de er nur wir­ken, wenn die Venus mit ihrer vol­len Schei­be strahlt, wie (ver­gleichs­wei­se) beim Voll­mon­de. Sie wis­sen, daß die Venus gera­de sol­che Pha­sen hat wie der Mond, daß es also eine zuneh­men­de, eine vol­le und eine abneh­men­de Venus gibt. Die Vier­tel wir­ken eben­so wie die Vier­tel des Mon­des auf den Brust­men­schen. Die Venus, die geis­tig wirkt, wirkt aber auf den Kopf­men­schen, so daß ein Aus­druck für das, was in bezug auf den Men­schen geis­ti­ge Wir­kun­gen sind, in dem Zusam­men­wir­ken von Son­ne, Mond und Venus am Him­mel gese­hen wer­den kann. Wohl­ge­merkt ein Aus­druck für das, was im Men­schen­geist ist.


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Mar­kus – Evan­ge­li­um – ist für Römer geschrieben

Mar­kus – Evangelium

Was ist das Evan­ge­li­um? Es ist das, was her­un­ter­kommt aus den Rei­chen, die wir öfter in den Hier­ar­chien der höhe­ren Wesen­hei­ten beschrie­ben haben, wo die Ange­loi (grie­chi­sches Wort für Bote), die Arch­an­ge­loi sind, was her­un­ter­steigt durch die Welt, die sich erhebt über der Men­schen­welt. Ein Impuls, der her­un­ter­steigt durch das Reich der Arch­an­ge­loi, der Ange­loi, ist das Evan­ge­li­um; es ist das die­sen Rei­chen Ent­stei­gen­de, das in die Mensch­heit ein­tritt. Alle abs­trak­ten Über­set­zun­gen tref­fen im Grun­de genom­men nur wenig die Sache. In Wahr­heit soll schon in den Wor­ten: «Dies ist der Anfang des Evan­ge­li­ums…» ange­deu­tet wer­den, daß in einem Zeit­punkt etwas beginnt auf die Erde nie­der­zu­flie­ßen, was frü­her nur dort geströmt war, wo die Ange­loi und die Arch­an­ge­loi sind, was her­un­ter­ge­kom­men ist auf die Erde, was hier die See­len durch­rüt­telt. Und der Beginn, der also eine Fort­set­zung hat, der wird ver­zeich­net. Das heißt, das Evan­ge­li­um dau­ert fort. Es ist der Anfang gemacht in der dama­li­gen Zeit, und im Grun­de genom­men ist die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung seit jener Zeit eine Fort­set­zung des Beginns die­ses Her­un­ter­flie­ßens des Impul­ses aus dem Rei­che der Ange­loi, den man Evan­ge­li­um nen­nen kann. 


Das Mar­kus-Evan­ge­li­um ist für Römer geschrie­ben, gegen das­je­ni­ge, was im äuße­ren Römi­schen Rei­che, im Rei­che der Welt, sich her­aus­ge­bil­det hat. Es ist gegen die Geset­zes­ord­nung, gegen die sozia­le Ord­nung des Römi­schen Rei­ches geschrieben. 


Was frü­her nur erlebt wur­de in den Mys­te­ri­en­stät­ten, das kann jetzt erlebt wer­den im Hin­blick auf die Stät­te von Gol­ga­tha. So bedeu­tet das Ver­ständ­nis des Chris­tus-Impul­ses eben das bedeut­sams­te Ver­ständ­nis, das sich der Mensch für sei­ne Erden­we­sen­heit erwer­ben kann, für das, was nach dem Chris­tus-Impuls immer mehr und mehr im mensch­li­chen Ich erwa­chen soll. Wir kön­nen uns nun sel­ber in einer gewis­sen Wei­se durch die Evan­ge­li­en inspi­rie­ren las­sen. So war für die Zeit, in wel­che das Chris­tus-Ereig­nis sel­ber hin­ein­fiel, das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um ein gutes Inspi­ra­ti­ons­buch. Für unse­re Zeit gilt dies ins­be­son­de­re von dem Mar­kus-Evan­ge­li­um. Wir wis­sen ja, wie unser Zeit­al­ter das­je­ni­ge ist, wel­ches die Bewußt­seins­see­le vor­zugs­wei­se her­aus­ar­bei­ten soll, die sich abtrennt in ihrer Iso­la­ti­on von ihrem Milieu. Wäh­rend im 5. Kul­tur­zeit­raum die Chris­tus-Wesen­heit Gegen­stand des Stu­di­ums, der Ver­tie­fung, der inne­ren Ver­sen­kung sein wird, wer­den in der 6. Kul­tur­epo­che die Men­schen in ihre gan­ze Wesen­heit die Chris­tus-Wesen­heit auf­neh­men. Dazu wer­den sie das beson­de­re Gut neh­men, was wir im Lukas-Evan­ge­li­um ken­nen­ge­lernt haben.


Das Mar­kus-Evan­ge­li­um ent­hält in jeder Zei­le etwas, was man nur dann lesen kann, wenn man bei dem Ver­fol­gen der Wor­te immer im Auge hat zugleich einen mensch­li­chen Sinn und einen kos­mi­schen, astro­no­mi­schen Sinn, und wenn wir uns klar sind, daß im Men­schen etwas lebt, was in sei­ner wah­ren Bedeu­tung nur am Him­mel zu fin­den ist. 


Kos­mi­sche Kräf­te beschreibt der Schrei­ber des Mar­kus-Evan­ge­li­ums. Über­all sind es Him­mels­er­schei­nun­gen. Und was er beschreibt, das ist der Aus­druck, die Pro­jek­ti­on, das Schat­ten­bild, wel­ches die gan­zen Vor­gän­ge im Makro­kos­mos her­un­ter­wer­fen auf das klei­ne Erden­ge­biet Palästina.


Der Schrei­ber die­ses Evan­ge­li­ums rich­tet von Anfang an den Blick auf den vom Him­mel her­un­ter­kom­men­den Son­nen­geist. Er ver­folgt kein irdi­sches Wesen; son­dern was da im phy­si­schen Lei­be wan­del­te, ist ihm nur das Mit­tel, um dar­zu­stel­len, was als der Son­nen­geist dar­in gewirkt hat.


Nun hät­ten wir ein Drit­tes zu schil­dern: das­je­ni­ge, was der Chris­tus der Erden­welt dadurch gewor­den ist, daß er nicht nur das Licht der Weis­heit, die Wär­me der Lie­be, nicht nur das che­ru­bi­mi­sche und sera­phi­sche Ele­ment inner­halb des Erden­da­seins war, son­dern daß er «war» und «ist» in unse­rem Erden­da­sein, wenn wir ihn in sei­ner gan­zen Kraft betrach­ten, was man bezeich­nen kann als «wir­kend durch das Reich der Thro­ne», durch wel­ches alles Star­ke und alle Kraft in die Welt kommt, um das aus­zu­füh­ren, was im Sin­ne der Weis­heit, im Sin­ne der Lie­be ist. Dies sind die drei höchs­ten der geis­ti­gen Hier­ar­chien: Sera­phimChe­ru­bim und Throne. 

Die Sera­phim füh­ren uns hin­ein in die Tie­fen des mensch­li­chen Her­zens mit ihrer Lie­be, die Che­ru­bim füh­ren uns hin­auf in Adler­hö­hen. Weis­heit strahlt her­aus aus dem Reich der Che­ru­bim. Zum Opfer wird die erge­bungs­vol­le Lie­be, das sym­bo­li­siert uns der Opfer­stier. Stär­ke, die durch die Welt pulst, Stär­ke, wel­che die Kraft ent­wi­ckelt, um alles zu rea­li­sie­ren, schöp­fe­ri­sche Kraft, die durch die Welt pulst, das sym­bo­li­siert uns in aller Sym­bo­lik der Löwe. Jene Stär­ke, wel­che ein­ge­zo­gen ist in unse­re Erde durch den Chris­tus Jesus, jene Stär­ke, wel­che alles ord­net und rich­tet, wel­che ein Höchs­tes an Macht bedeu­tet, wenn es ent­wi­ckelt wird: das schil­dert uns als drit­te Eigen­schaft am Chris­tus Jesus der Schrei­ber des Markus-Evangeliums. 


Wenn wir das Wort Bewußt­seins­see­le auf den Chris­tus anwen­den, so kön­nen wir sagen: sie wird uns ahnend zum Ver­ständ­nis gebracht im Johan­nes-Evan­ge­li­um; Gemüts­see­le des Chris­tus: sie wird uns zum Ver­ständ­nis gebracht durch das Lukas-Evan­ge­li­um; Emp­fin­dungs­see­le mit all ihren Kräf­ten des Wol­lens: durch das Mar­kus-Evan­ge­li­um. Es wird uns Auf­schluß geben über die offe­nen und ver­bor­ge­nen Natur­kräf­te, die in unse­rer Welt sind, kon­zen­triert in der ein­zi­gen Indi­vi­dua­li­tät des Christus. 


Erst wenn es uns gelingt, das­je­ni­ge, was heu­te so ganz in Abs­trak­tio­nen aus­ge­flos­sen ist, so ganz dünn gewor­den ist in den moder­nen Evan­ge­li­en-Über­set­zun­gen, wie­der voll­saf­tig und inhalts­voll zu machen durch das, was wir in der Geis­tes­wis­sen­schaft in uns auf­ge­nom­men haben, erst dann wer­den wir ver­ste­hen, wie­viel dazu gehört, um wirk­lich zu durch­drin­gen, was in den Evan­ge­li­en steht. Es wer­den Gene­ra­tio­nen dazu gehö­ren, um nur annä­hernd alle Tie­fen aus­zu­for­schen, die unser heu­ti­ges Zeit­al­ter schon ahnen kann. 

Man­ches wird erst in der Zukunft aus den Evan­ge­li­en erforscht wer­den kön­nen. Was ins­be­son­de­re der Schrei­ber des Mar­kus-Evan­ge­li­ums dar­stel­len woll­te, war im Grun­de genom­men eine wei­te­re Aus­füh­rung des­sen, was der­je­ni­ge leh­ren durf­te, wel­cher als einer der Aller­ers­ten durch unmit­tel­ba­res über­sinn­li­ches Erken­nen sel­ber die Natur und Wesen­heit des Chris­tus begrif­fen hat – näm­lich was Pau­lus leh­ren konnte.


Der Unsterb­lich­keits­ge­dan­ke wird gebo­ren, aber nach und nach erst gebo­ren im Fort­gang des Alten Tes­ta­men­tes. Und der­sel­be Fort­schritt ist merk­wür­di­ger-wei­se auch im Pro­phe­ten­tum. Sehen Sie, wie die Gesich­te und die Ver­hei­ßun­gen jedes fol­gen­den Pro­phe­ten immer inner­li­cher und inner­li­cher wer­den. Je wei­ter in die Ver­gan­gen­heit wir zurück­ge­hen, des­to mehr wird gespro­chen von Gesich­ten, die sich auf den äuße­ren Ver­lauf bezie­hen; und je mehr wir fort­ge­hen in der Zeit, des­to mehr wird von der inne­ren Kraft, von der inne­ren Zuver­sicht und dem Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl mit dem Geis­tig-Gött­li­chen auch von den Pro­phe­ten gesprochen. 

Und das Mar­kus-Evan­ge­li­um knüpft ja direkt an alle die­se Ver­hält­nis­se an. Denn das Mar­kus-Evan­ge­li­um sagt gleich an sei­nem Beginn, daß es das Ereig­nis des Chris­tus Jesus ganz in dem Sin­ne des alten Pro­phe­ten­tums auf­fas­sen will, daß man gleich­sam ver­ste­hen kann die Erschei­nung des Chris­tus Jesus, wenn man die Wor­te des Pro­phe­ten Malea­chi, bezie­hungs­wei­se des Pro­phe­ten Jesai­as ins Auge faßt: «Sie­he, ich sen­de mei­nen Boten vor dir her, der soll dir den Weg berei­ten. Hört, wie es ruft in der Wüs­te: berei­tet den Weg des Herrn, macht eben sei­ne Pfa­de.» Dadurch wird wie in einem Grund­ton, der durch die Geschich­te des Alten Tes­ta­men­tes hin­durch­geht, auf das Erschei­nen des Chris­tus Jesus hingewiesen. 

Und wei­ter wird gesagt im Mar­kus-Evan­ge­li­um – man hört es aus den Wor­ten ganz deut­lich her­aus, wenn man nur will –: Ja, wie die Pro­phe­ten gespro­chen haben, spricht im Grun­de genom­men jetzt wie­der einer, der Täu­fer. Dann fährt das Mar­kus-Evan­ge­li­um fort: «So trat auf Johan­nes der Täu­fer in der Ein­sam­keit und ver­kün­de­te die Tau­fe zur Erkennt­nis der mensch­li­chen Sün­den­haf­tig­keit»; denn so muß man die Wor­te, wenn man sie sach­ge­mäß wie­der­ge­ben will, über­set­zen. Wir sehen vor uns ste­hen Johan­nes der Täu­fer, sehen in ihm leben­dig wer­den die Stim­me des alten Pro­phe­ten­tums, sehen zu ihm das Volk hin­aus­wan­dern und sehen, wie er von den Men­schen erkannt wird als der wie­der­erstan­de­ne Pro­phet. Nach­dem der Täu­fer vor­ge­führt ist und gezeigt ist, wie sich die Men­schen zu ihm und sei­ner Mis­si­on stel­len, wird der Chris­tus Jesus sel­ber vorgeführt. 


Aber ihn erken­nen nicht bloß die Men­schen, ihn erken­nen auch ande­re Wesen. Da sind um ihn her­um Men­schen, die geheilt wer­den wol­len von dem Dämo­nis­mus, in denen Dämo­nen wir­ken. Den Täu­fer erken­nen die Men­schen und gehen hin­aus und las­sen sich von ihm tau­fen. Die über­sinn­li­chen Geis­ter erken­nen den Chris­tus, so daß er ihnen gebie­ten muß, nicht von ihm zu spre­chen. Das ist eine gran­dio­se Stei­ge­rung, die uns gleich im Begin­ne des Mar­kus-Evan­ge­li­ums ent­ge­gen­tritt: auf der einen Sei­te Johan­nes der Täu­fer, der von den Men­schen erkannt und ver­ehrt wird und auf der ande­ren Sei­te der, wel­cher von über­sinn­li­chen Wesen­hei­ten, die aber mit der Erde etwas zu tun haben, erkannt und gefürch­tet wird, so daß sie erken­nen, sie müs­sen jetzt abzie­hen. Das ist der Chris­tus Jesus. In einer sol­chen Ein­fach­heit gibt es nir­gends sonst eine sol­che dra­ma­ti­sche Stei­ge­rung. – Wenn man dies ins Auge faßt, emp­fin­det man gewis­se Din­ge als not­wen­dig, die sonst an den Men­schen­see­len ein­fach vorbeigehen. 

Gleich am Begin­ne des Mar­kus-Evan­ge­li­ums wird von der Bestel­lung der Zwölf (die Apos­tel) gere­det und da wo die Rede ist von der Namens­ge­bung, wie er da zwei von sei­nen Apos­teln die «Don­ners­söh­ne» nennt. War­um nennt er sie Don­ners­söh­ne? Weil er, damit sie sei­ne Die­ner wer­den, ein Ele­ment in sie ver­pflan­zen will, das nicht von der Erde ist, das von außer­halb der Erde her­kommt, weil es ein ganz Neu­es ist und weil es nicht mehr genügt, bloß von dem Men­schen zu spre­chen, son­dern von einem himm­li­schen, über­ir­di­schen Ele­ment, dem Ich. Er nennt sie Don­ners­söh­ne, um zu zei­gen, daß auch die Sei­ni­gen eine Bezie­hung zu dem über­ir­di­schen Ele­ment haben. 

Er gibt ihnen die Bei­na­men von den Eigen­schaf­ten der ele­men­ta­ri­schen Welt. Das­sel­be ist der Fall, wenn er Simon den «Fel­sen­mann» (latei­nisch = Petrus) nennt. So wird durch das gan­ze Evan­ge­li­um ange­kün­digt das Her­ein­tre­ten des «Ange­li­um», der Impul­se aus der geis­ti­gen Welt. Es ist im höchs­ten Sin­ne inter­es­sant, den see­li­schen Wer­de­gang der­je­ni­gen zu ver­fol­gen, die der Chris­tus Jesus um sich ver­sam­melt, die er beruft zu sei­nen Zwölfen. 


Die­je­ni­gen See­len erschie­nen wie­der, die in den sie­ben Mak­ka­bä­er­söh­nen und in den fünf Söh­nen des Mat­ta­t­hi­as, in Judas und sei­nen Brü­dern, ver­kör­pert waren. Sie waren hin­ein­ge­wor­fen in das Ele­ment der Fischer und der ein­fa­chen Leu­te. Man könn­te sich vor­stel­len, daß jemand ein ganz Ungläu­bi­ger wäre und nur künst­le­risch das ins Auge fas­sen woll­te, wie am Ende des Alten Tes­ta­men­tes Sie­ben und Fünf auf­tre­ten und wie Zwölf wie­der am Anfan­ge des Neu­en Tes­ta­men­tes zu fin­den sind. 

Wenn man dies rein als künst­le­risch-kom­po­si­tio­nel­les Ele­ment nimmt, kann man schon von der Ein­fach­heit und der künst­le­ri­schen Grö­ße des Bibel­bu­ches ergrif­fen sein, ganz abge­se­hen davon, daß die Zwölf sich zusam­men­set­zen aus den fünf Söh­nen des Mat­ta­t­hi­as und den sie­ben Söh­nen der Mak­ka­bä­er­mut­ter. Man wird ler­nen müs­sen, die Bibel auch als Kunst­werk zu neh­men; dann wird einem erst das Gefühl für die Grö­ße auf­ge­hen, die in die Bibel als Kunst­werk hin­ein­ge­legt ist. Und man wird ein Gefühl dafür erhal­ten, wor­auf sich das, was da künst­le­risch hin­ein­ge­legt ist, eben bezie­hen muß. Es steht, wenn man wie­der das rein Künst­le­risch-Kom­po­si­tio­nel­le betrach­tet, ganz wun­der­bar da die, man möch­te sagen, gran­dio­se Gestalt des Judas in den letz­ten Kapi­teln des Alten Tes­ta­men­tes und die Gestalt des Judas im Neu­en Testament. 


Man wird, wenn man das Mar­kus-Evan­ge­li­um in sei­ner Ein­fach­heit auf sich wir­ken läßt, sogleich einen bedeut­sa­men Ein­druck gewin­nen von der Gestalt des Täufers. 


Die Johan­nes­tau­fe war eine Erkennt­nis­sa­che. «Ändert den Sinn, wen­det den Blick nicht bloß nach rück­wärts, wohin es noch mög­lich wäre, die Bli­cke zurück­zu­wen­den, son­dern bli­cket hin auf etwas ande­res: der Gott, der sich im mensch­li­chen Ich offen­ba­ren kann, ist nahe her­bei­ge­kom­men; die Rei­che des Gött­li­chen sind nahe her­bei­ge­kom­men.» Das pre­dig­te der Täu­fer nicht nur, das ließ er sie erken­nen, indem er ihnen die Tau­fe im Jor­dan zuteil wer­den ließ. Und die, wel­che getauft wur­den, wuß­ten fort­an aus ihrer eige­nen hell­sich­ti­gen Beob­ach­tung, wenn die­se auch nur kur­ze Zeit dau­er­te, daß die Wor­te des Täu­fers eine welt­ge­schicht­li­che Tat­sa­che aus­drück­ten. Wenn wir die­sen Zusam­men­hang betrach­ten, erscheint uns erst der Geist des Eli­as im rech­ten Lich­te, der auch in Johan­nes dem Täu­fer wirk­te. Dann erscheint uns die Sache so, daß wir in Eli­as haben den Geist des jüdi­schen Volkes. 

Er war schon in einer gewis­sen Wei­se der Geist des Ich; aber er trat nicht auf als der Geist des ein­zel­nen Men­schen, son­dern er trat bei Eli­as auf als der Geist des gesam­ten Vol­kes. Es war noch in den über­sinn­li­chen Wel­ten, was als die indi­vi­du­el­le See­le her­ab­stei­gen soll­te in jede ein­zel­ne Men­schen­brust, als die Johannei­sche Zeit her­an­kam. Daß die­ser Geist, der gleich­sam über den Men­schen und ihrer Geschich­te schweb­te, nun immer mehr und mehr ein­zie­hen soll­te in jede ein­zel­ne indi­vi­du­el­le Brust, das war die gro­ße Tat­sa­che, die nun Eli­as-Johan­nes sel­ber ankün­dig­te, indem er gleich­sam sag­te, die Leu­te tau­fend: Was bis­her nur in der über­sinn­li­chen Welt war und aus die­ser her­aus wirk­te, das müßt ihr jetzt in eure See­len auf­neh­men als die Impul­se, die aus den Rei­chen der Him­mel bis ins mensch­li­che Herz gekom­men sind. 

Der Geist des Eli­as zeigt sel­ber, wie er nun ver­viel­fäl­tigt ein­zie­hen muß in die mensch­li­chen Her­zen, damit die Men­schen nach und nach den Impuls des Chris­tus im Lau­fe der Welt­ge­schich­te auf­neh­men kön­nen. Das war der Sinn der Johan­nes-Tau­fe, daß Eli­as bereit war, den Platz zu berei­ten für den Chris­tus. Wir kön­nen (also) erwar­ten, daß in dem Täu­fer Johan­nes in einer gewis­sen Wei­se wie­der das zuta­ge tritt, was wir an Eli­as schon beob­ach­tet haben, daß zuta­ge tritt, wie in der gran­dio­sen Gestalt des Täu­fers nicht bloß wirkt die­se ein­zel­ne Per­sön­lich­keit, son­dern das­je­ni­ge, was mehr ist als die­se ein­zel­ne Per­sön­lich­keit, was wie eine Aura die­se ein­zel­ne Per­sön­lich­keit umschwebt, aber in sei­ner Wirk­sam­keit über die­se ein­zel­ne Per­sön­lich­keit hin­aus­geht, was wie eine Atmo­sphä­re lebt unter den­je­ni­gen, inner­halb wel­cher auch der Täu­fer wirkt.

Ja, wir kön­nen sogar noch etwas ande­res erwar­ten: daß die­se spi­ri­tu­el­le Wesen­heit des Eli­as, die jetzt an Johan­nes den Täu­fer gebun­den ist, dann spi­ri­tu­ell wei­ter­wirkt, wenn der Täu­fer nicht mehr da ist. Außer­or­dent­lich cha­rak­te­ris­tisch ist es, daß zwei­mal im Mar­kus-Evan­ge­li­um ange­deu­tet wird, was ich jetzt aus­ge­spro­chen habe. Das ers­te Mal wird gesagt: Gleich nach der Ver­haf­tung des Johan­nes kam Jesus nach Gali­läa und ver­kün­de­te dort die Leh­re von den himm­li­schen Rei­chen. Johan­nes war also ver­haf­tet, das heißt, sei­ne phy­si­sche Per­son war zunächst gehemmt, selbst zu wir­ken; aber es tritt in die Atmo­sphä­re, die er geschaf­fen hat, ein die Gestalt des Chris­tus Jesus. 

Wenn Sie wei­ter­ge­hen bis zum 6. Kapi­tel, dann hören Sie die gan­ze Beschrei­bung, wie der König Hero­des den Täu­fer köp­fen ließ. Aber sehr merk­wür­dig: man ver­mu­te­te man­cher­lei, nach­dem die phy­si­sche Per­sön­lich­keit des Johan­nes hin­weg­ge­räumt war. Eini­gen scheint es, die Wun­der­kraft, durch die der Chris­tus Jesus wirkt, kom­me davon her, weil der Chris­tus sel­ber der Eli­as sei – oder einer der Pro­phe­ten. Aber Hero­des hat aus sei­nem geängs­tig­ten Gewis­sen her­aus eine sehr merk­wür­di­ge Ahnung. Als er hört, was durch den Chris­tus Jesus alles geschah, sagt er: «Johan­nes, den ich köp­fen ließ, der ist auf­er­weckt.» Aber dann wird etwas Son­der­ba­res ange­deu­tet, wie der Chris­tus Jesus gera­de in die Gegend kam, wo Johan­nes gewirkt hatte. 

Unter die Schar derer tritt der Chris­tus Jesus, wel­che die Anhän­ger und Jün­ger Johan­nes des Täu­fers waren, und das wird aus­ge­drückt in einem Wor­te, das man berück­sich­ti­gen muß: «Und als er her­aus­kam, sah er eine gro­ße Men­ge», womit nur die Jün­ger des Johan­nes gemeint sein kön­nen, «und hat­te Mit­lei­den mit ihnen, denn sie waren wie Scha­fe, die kei­nen Hir­ten haben, und fing an, sie vie­les zu leh­ren.» Man kann nicht deut­li­cher hin­wei­sen auf die Tat­sa­che, wie er die Jün­ger des Johan­nes lehrt.


Er lehrt sie aus dem Grun­de, weil noch der Geist des Eli­as unter ihnen wirkt, der zugleich der Geist Johan­nes’ des Täu­fers ist. 


(Bei der Johan­nes-Tau­fe des Jesus von Naza­reth) senk­te sich der Chris­tus nie­der, eine geis­tig-gött­li­che Wesen­heit, wie sie sich bei all den nörd­li­chen Füh­rern und Welt­an­schau­ungs­stif­tern, am größ­ten bei Zara­thus­tra, in eine mensch­li­che Wesen­heit gesenkt haben. Es ist der­sel­be Vor­gang, nur ins Größ­te über­tra­gen: Der Chris­tus senkt sich in eine mensch­li­che Wesen­heit, aber nicht in ihrer Kind­heit, son­dern im 30. Lebensjahre. 

Und wäh­rend die bei­den Evan­ge­lis­ten Mat­thä­us und Lukas vor­zugs­wei­se dar­stel­len, wie sich die mensch­li­che Per­sön­lich­keit gebil­det hat, in die sich der Chris­tus hin­ein­senkt, stellt uns das Mar­kus-Evan­ge­li­um dar, wel­cher Art und Natur die Chris­tus-Wesen­heit selbst war. Das über­flie­ßen­de Ele­ment in die­ser gro­ßen Indi­vi­dua­li­tät wird uns ins­be­son­de­re durch das Mar­kus-Evan­ge­li­um dar­ge­stellt. Daher schil­dern in einer wun­der­bar kla­ren Wei­se das Mat­thä­us- und das Lukas-Evan­ge­li­um eine ande­re Ver­su­chungs­ge­schich­te als das Mar­kus-Evan­ge­li­um, weil Mar­kus dar­stellt den Chris­tus, der ein­ge­zo­gen ist in den Jesus von Naza­reth. Da muß die­je­ni­ge Ver­su­chungs­ge­schich­te auf­tre­ten, die sonst schon im kind­li­chen Alter auf­tritt: das Zusam­men­sein mit Tie­ren und das Hel­fen der geis­ti­gen Kräfte. 

Daher sehen Sie es an, wie eine Wie­der­ho­lung der Zara­thus­tra-Wun­der, wenn uns im Mar­kus-Evan­ge­li­um impo­sant ein­fach erzählt wird: «Und der Geist trieb ihn in die Ein­sam­keit;… und er war bei den Tie­ren, und die Engel» – das heißt die geis­ti­gen Wesen­hei­ten «dien­ten ihm». Wäh­rend das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um ganz anders schil­dert, etwas, was sich wie eine Wie­der­ho­lung der Bud­dha-Ver­su­chung aus­nimmt, das heißt des­sen, was geschieht beim Hin­un­ter­stei­gen in die eige­ne Wesen­heit, wo alle die Ver­su­chun­gen und Ver­füh­run­gen her­an­tre­ten an die betref­fen­de See­le. So also kön­nen wir sagen: Mat­thä­us und Lukas schil­dern den Weg, den der Chris­tus mach­te, indem er hin­un­ter­stieg in die Hül­len, die er durch den Jesus von Naza­reth über­lie­fert erhal­ten hat­te; und das Mar­kus-Evan­ge­li­um schil­dert, was der Chris­tus erle­ben muß­te als eine Art Ver­su­chungs­ge­schich­te, indem er zusam­men­stieß mit der Umge­bung, wie alle die Reli­gi­ons­stif­ter zusam­men­ge­sto­ßen sind, die von einer geis­ti­gen Wesen­heit von oben inspi­riert oder intui­tiert wor­den sind. 

Bei­des macht der Chris­tus Jesus durch, wäh­rend die frü­he­ren Mensch­heits­füh­rer immer nur eines durch­ge­macht haben. Der Schrei­ber des Mar­kus-Evan­ge­li­ums war ein­ge­weiht in sol­che Mys­te­ri­en, die ihn gera­de befä­hig­ten, das zu schil­dern, was die Mar­kus-Ver­su­chung ist: das Hin­aus­ge­hen zu den Tie­ren und die Hil­fe von geis­ti­gen Wesenheiten. 


In gran­dio­ser Wei­se ist bei Mar­kus geschil­dert, wie durch das Erschei­nen häß­li­cher Tier­ge­stal­ten der Mensch auf nor­ma­le Wei­se in die geis­ti­ge Welt ein­tritt. Der Chris­tus hat zu tun gehabt mit Luzi­fer und Ahri­man; wenn man die Evan­ge­li­en ver­steht, wird man das fin­den. Der Okkul­tist weiß, daß es nicht nur eine Ver­su­chung des Luzi­fer durch Begier­den, son­dern auch eine durch Ahri­man gibt – wenn man näm­lich sei­ne eige­nen Lei­den­schaf­ten in den Makro­kos­mos hin­aus­trägt, indem man aller­lei Gestal­ten sieht. Das Mat­thä­us-Evan­ge­li­um schil­dert eine luzi­fe­ri­sche Ver­su­chung. Bei den Tie­ren der eige­nen Men­schen­na­tur weilt Jesus im Markus-Evangelium. 


Die See­le Johan­nes’ des Täu­fers wird selb­stän­dig, ver­läßt den Leib, wirkt aber wie eine Aura wei­ter, und in das Gebiet die­ser Aura tritt ein der Chris­tus Jesus. Wo aber ist die See­le des Eli­as, die See­le Johan­nes’ des Täu­fers? Es ist im Mar­kus-Evan­ge­li­um deut­lich genug ange­deu­tet. Die­se See­le, sie wird die Grup­pen­see­le der Zwölf, sie lebt in den Zwöl­fen und lebt in den Zwöl­fen wei­ter. Sehr, sehr merk­wür­dig wird uns das, man möch­te sagen, in jener Art, wie künst­le­risch gezeich­net wird, ange­deu­tet, indem uns erzählt wird, bevor im Mar­kus-Evan­ge­li­um von dem Tode Johan­nes’ des Täu­fers gespro­chen wird, wie der Unter­richt sozu­sa­gen, die Lehr­wei­se des Chris­tus Jesus zu der gro­ßen Men­ge ist und wie zu sei­nen ein­zel­nen Schülern. 

Aber das ändert sich, als die Eli­as-See­le von Johan­nes dem Täu­fer frei wird, als sie wie eine Grup­pen­see­le in den Zwöl­fen wei­ter­lebt. Und das wird ange­deu­tet. Denn von da ab macht der Chris­tus an sei­ne Zwölf höhe­re Ansprü­che als vorher. 


Wenn der Chris­tus Jesus zur Men­ge sprach, so sprach er in Gleich­nis­sen, in Bil­dern, weil die­se Men­schen noch den Nach­klang der­je­ni­gen bil­de­ten, die das Über­sinn­li­che gese­hen haben in den Ima­gi­na­tio­nen, in der ima­gi­na­ti­ven Erkennt­nis; so daß er zu der Men­ge spre­chen muß­te in der Art, wie die alten Hell­se­her gespro­chen haben. Sokra­tisch, das heißt nach der gewöhn­li­chen Ver­nunft aus­le­gen konn­te er es denen, die als sei­ne Jün­ger aus dem alt­tes­ta­ment­li­chen Vol­ke her­vor­ge­gan­gen sind. 

Aber dadurch, daß der Geist des Eli­as als eine Grup­pen­see­le an die Zwölf her­an­ge­tre­ten ist, sie durch­setzt hat wie eine gemein­sa­me Aura, dadurch wur­den sie in einem höhe­ren Sin­ne oder konn­ten wenigs­tens in einem höhe­ren Sin­ne hell­sich­tig wer­den, konn­ten das, was sie als ein­zel­ne nicht erlan­gen konn­ten, als Zwölf zusam­men, erleuch­tet durch den Geist des Eli­as-Johan­nes, erschau­en. Dazu woll­te der Chris­tus sie erzie­hen. Zu was woll­te er sie erzie­hen, was ist denn eigent­lich im Grun­de genom­men die­se gan­ze Erzäh­lung von der Brot­ver­meh­rung? Wir sol­len wohl ins Auge fas­sen; der Chris­tus Jesus schickt die Apos­tel an einen ein­sa­men Ort, daß sie ein wenig aus­ru­hen, das heißt, daß sie sich in einen Zustand ver­set­zen, in den man eben kommt, wenn man in die Ein­sam­keit geht. 

Was sehen sie da in einem ande­ren Zustan­de? Sie wer­den geführt zu einer Art von neu­em Hell­se­hen, in das sie dadurch ver­setzt wer­den, daß der Geist des Eli­as-Johan­nes über sie kommt. Sie sehen in umfas­sen­den Bil­dern die Mensch­heits-ent­wi­cke­lung, sie sehen die Zukunft, sie sehen, wie all­mäh­lich her­an­rü­cken zu dem, was der Impuls des Chris­tus ist, die Men­schen der Zukunft. Was hier erzählt wird als die zwei­ma­li­ge Brot­ver­meh­rung, im Geis­ti­gen haben es die Jün­ger gese­hen. Ein hell­se­he­ri­scher Akt ist es. Und als hell­se­he­ri­scher Akt ist er so wie ein ande­rer hell­se­he­ri­scher Akt: er huscht vor­über zunächst, wenn man sei­ner unge­wohnt ist. Daher ver­ste­hen die Jün­ger ihn so lan­ge nicht. Das ist es über­haupt – am meis­ten wird es ersicht­lich im Mar­kus-Evan­ge­li­um –, daß die Erzäh­lun­gen vom äuße­ren Sin­nen­sein über­ge­hen in Wie­der­ga­be von hell­se­he­ri­schen Momen­ten und daß wir das Evan­ge­li­um nur ver­ste­hen, wenn wir es vom Gesichts­punk­te der geis­ti­gen For­schung aus auffassen. 


Wir fin­den eine voll­stän­dig unver­ständ­li­che Stel­le, in der dar­ge­stellt wird: der Chris­tus Jesus spricht zu sei­nen Jün­gern, fragt sie: «Was glau­ben die Leu­te, was jetzt geschieht?» Nicht wahr, die­se Fra­ge darf man auch so stel­len; denn den Leu­ten kam es vor allen Din­gen dar­auf an, wovon die Wir­kun­gen aus­ge­hen, die jetzt gesche­hen. Dar­auf ant­wor­te­ten die Jün­ger: «Die Leu­te mei­nen, es gehe» – wenn wir einen tri­via­len Aus­druck gebrau­chen wol­len – «Johan­nes der Täu­fer um, oder es gehe Eli­as um oder ein ande­rer der Pro­phe­ten; und dadurch, daß dies geschieht, geschä­hen die Wir­kun­gen, die eben beob­ach­tet wor­den sind.» – «Aber wovon glaubt ihr», so fragt der Chris­tus Jesus, «daß die Din­ge herkommen?» 

Da sagt Petrus: «Sie kom­men davon her, daß du der Chris­tus bist.» Damit hat Petrus im Sin­ne des Mar­kus-Evan­ge­li­ums sich sel­ber in sei­ner Erkennt­nis hin­ge­stellt wie den Kno­ten­punkt in der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung. Denn was hat er damit eigent­lich gesagt? Die­je­ni­gen, wel­che gro­ße Mensch­heits­füh­rer waren in der vor­her­ge­hen­den Zeit, das waren die Initi­ier­ten, die bis zum letz­ten Akt der Initia­ti­on in den hei­li­gen Mys­te­ri­en geführt wor­den waren. Es waren die, wel­che bis an die Pfor­te des Todes her­an­ge­tre­ten waren, die in die Ele­men­te unter­ge­taucht waren, drei Tage außer­halb ihres Lei­bes ver­weilt hat­ten, wäh­rend die­ser drei­er Tage aber in den über­sinn­li­chen Wel­ten waren, danach wie­der auf­er­weckt waren und nun Kund­schaf­ter, Bot­schaf­ter waren von den über­sinn­li­chen Welten. 

Das waren immer die gro­ßen Mensch­heits­füh­rer, die Initi­ier­ten (die Gesalb­ten, grie­chisch Chres­tos genannt), die es auf sol­che Wei­se gewor­den. Petrus sagt nun: «Du bist der Chris­tus», das heißt: Du bist ein Füh­rer, der nicht so durch die Mys­te­ri­en gegan­gen ist, der aus dem Kos­mos gekom­men ist und jetzt Mensch­heits­füh­rer ist. Es war etwas Unge­heu­res, was Petrus damit aus­sprach. Man muß­te ihm sagen: Das ist etwas, wovon die hei­ligs­ten, ältes­ten Geset­ze sagen, daß es Mys­te­ri­um blei­ben muß. Man darf nicht von den Mys­te­ri­en spre­chen. In die­sem Moment muß­te man das dem Petrus sagen. 


Nun ist aber der gan­ze Sinn der wei­te­ren Mensch­heits­ent­wi­cke­lung der, daß mit dem Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha das, was sich sonst nur in den Tie­fen der Mys­te­ri­en abge­spielt hat­te, hin­aus­ge­stellt wor­den ist auf den Plan der Welt­ge­schich­te. Mit ande­ren Wor­ten: Was als hei­li­ges Gesetz gegol­ten hat, daß man schwei­gen müs­se über die­ses Mys­te­ri­um, jetzt ist der Zeit­punkt gekom­men, wo das durch­bro­chen wer­den muß. Jetzt aber müs­sen die Mys­te­ri­en durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha offen­bar werden. 

Ein Ent­schluß in der See­le des Chris­tus, der größ­te welt­his­to­ri­sche Ent­schluß ist es, da er sich vor­nimmt: was bis jetzt immer nach Men­schen­ge­setz hat ver­schwie­gen wer­den müs­sen, das muß jetzt gezeigt wer­den vor aller Augen, vor der Welt­ge­schich­te. Der Ent­schluß, die Mys­te­ri­en offen­bar zu machen, berei­tet sich in die­sem Augen­blick vor. Und abwer­fen von sei­ner See­le muß der Chris­tus die Unent­schlos­sen­heit, die etwa davon kom­men könn­te, daß er hal­ten möch­te in der Evo­lu­ti­on, was Men­schen­ge­bo­te gege­ben haben. – Wei­che von mir, Unent­schlos­sen­heit. – Zu sei­nem eige­nen Ent­schluß, als er zurück­zu­wei­sen hat, was ihn unent­schlos­sen machen kann, sagt der Chris­tus: «Wei­che von mir!» Wir haben es an die­ser Stel­le zu tun mit dem welt­his­to­risch größ­ten Mono­log, der jemals in der gan­zen Erde­nevo­lu­ti­on statt­ge­fun­den hat, mit dem Mono­log des Got­tes von dem Offen­bar­ma­chen der Mys­te­ri­en. Kein Wun­der, daß der Mono­log des Got­tes nicht von vorn­her­ein für Men­schen­in­tel­lekt ver­ständ­lich ist, daß wir tief schür­fen müs­sen, wenn wir uns nur eini­ger­ma­ßen wür­dig machen wol­len, um die­sen Mono­log des Got­tes, durch den die Tat des Got­tes ein Stück wei­ter­geht, zu verstehen.


So müs­sen wir die­se Din­ge neh­men. Dann füh­len wir aber auch, wie der Chris­tus Jesus eigent­lich mit den Sei­ni­gen vor­geht, wie er sie führt von Stu­fe zu Stu­fe, wie er, nach­dem der Geist des Eli­as-Johan­nes auf sie über­ge­gan­gen ist, sie wei­ter füh­ren kann im Ver­ständ­nis der spi­ri­tu­el­len Geheim­nis­se, als er sie frü­her füh­ren konn­te. Und dann füh­len wir erst, wel­che Bedeu­tung es hat, daß an die Stel­le des Mono­lo­ges des Got­tes, sich anschließt die soge­nann­te Ver­klä­rungs- oder Verwandlungsszene. 


Sie kön­nen es im Mar­kus-Evan­ge­li­um und auch in den ande­ren Evan­ge­li­en öfter lesen, wie der Chris­tus Jesus davon spricht, daß des Men­schen Sohn viel lei­den müs­se, daß er ange­fal­len wür­de von den Schrift­ge­lehr­ten, von den Hohe­pries­tern, daß er getö­tet wür­de, daß er nach drei Tagen auf­er­weckt wür­de. Und Sie fin­den über­all bis zu einem gewis­sen Punkt hin deut­lich ange­deu­tet, wie die Apos­tel zunächst die­se Rede­wen­dung von dem lei­den­den, ster­ben­den und auf­er­weck­ten Men­schen­sohn nicht ver­ste­hen können. 

Wer in die Mys­te­ri­en der ver­schie­de­nen Völ­ker initi­iert wor­den ist, hat­te in einer gewis­sen Wei­se das­sel­be durch­ge­macht. Er wur­de gebracht zu Lei­den, zu einem drei­tä­gi­gen, man möch­te sagen schein­ba­ren Tod, wo sein Geist außer­halb sei­nes Lei­bes in den spi­ri­tu­el­len Wel­ten weil­te, wo dann sein Geist wie­der zurück­ge­bracht wur­de in sei­nen Leib, so daß der Geist in dem Leib sich erin­nern konn­te an das, was er in der geis­ti­gen Welt durch­ge­macht hat­te. Anders in sei­nem inne­ren Wesen, aber ähn­lich in der äuße­ren Erschei­nung war das Mys­te­ri­um von Golgatha. 

Die Ereig­nis­se, die sich wäh­rend des Ver­wei­lens des Chris­tus in dem Leib des Jesus von Naza­reth abspiel­te, führ­ten dahin, daß nun tat­säch­lich der phy­si­sche Tod ein­trat für den phy­si­schen Leib des Jesus von Naza­reth, daß der Geist des Chris­tus die drei Tage außer­halb des phy­si­schen Lei­bes weil­te, dann aber zurück­kehr­te und jetzt nicht in den phy­si­schen Leib, son­dern in den ver­dich­te­ten Äther­leib, so ver­dich­tet, daß ihn die Jün­ger wahr­neh­men konn­ten, wie es in den Evan­ge­li­en geschil­dert ist; so daß der Chris­tus wan­deln konn­te und sicht­bar wer­den konn­te auch nach dem Ereig­nis von Gol­ga­tha. Damit war also als ein his­to­ri­sches Ereig­nis die Initia­ti­on hin­ge­stellt, die sonst, den äuße­ren Augen ent­zo­gen, in den Tie­fen der Mys­te­ri­en sich zuge­tra­gen hat­te, war als ein ein­ma­li­ges Ereig­nis hin­ge­stellt vor die gan­ze Mensch­heit. Damit war in einer gewis­sen Wei­se die Initia­ti­on her­aus­ge­holt aus den Mys­te­ri­en, war durch den Chris­tus voll­bracht vor aller Augen. Aber eben damit ist der Abschluß der alten Welt gege­ben, ist der Beginn der neu­en Zeit gekommen. 


Beim alt­he­bräi­schen Volk haben wir es nicht mit Initia­tio­nen wie bei ande­ren Völ­kern zu tun, son­dern mit einem ele­men­ta­ren Her­vor­tre­ten des Geis­tes in den Lei­bern der­je­ni­gen, die als Pro­phe­ten auf­tauch­ten, mit etwas, was wie Genies der Spi­ri­tua­li­tät her­vor­tritt. Wir sehen, daß bei den mitt­le­ren Pro­phe­ten die­je­ni­gen See­len im alt­he­bräi­schen Vol­ke auf­tre­ten, die in den frü­he­ren Inkar­na­tio­nen Initi­ier­te bei den ande­ren Völ­kern waren. Dadurch ist gege­ben, daß die Apos­tel zunächst kein Ver­ständ­nis haben für die Wor­te, wel­che die Initia­ti­on cha­rak­te­ri­sie­ren. Daher wer­den wir mit Recht dar­auf hin­ge­wie­sen, wie die Apos­tel erstaunt sind und nicht wis­sen, wovon er redet, als er von dem Lei­den und Ster­ben und Auf­er­weckt­wer­den des Men­schen­soh­nes spricht.

Wenn der alte Initi­ier­te (bei der Initia­ti­on) wie­der in sei­nen Leib zurück­kam, war das­je­ni­ge, was er erlebt hat­te, Erin­ne­rung. Zu wesent­lich mehr kam es bei den Initi­ier­ten nicht, als daß sie in ihrer See­le die Geheim­nis­se von den spi­ri­tu­el­len Wel­ten tru­gen. Das war aus dem Grun­de so, weil bis zur Zeit des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha des Men­schen See­le auf der Erde über­haupt nicht geeig­net war, in das Ich her­ein­kom­men zu las­sen die Rei­che der Him­mel, die über­sinn­li­chen Wel­ten. Sie konn­ten gar nicht bis zum wirk­li­chen Ich kom­men, konn­ten sich mit dem Ich nicht ver­ei­ni­gen. Das war das Geheim­nis, das durch die Johan­nes-Tau­fe den Leu­ten klar­wer­den soll­te, daß jetzt die Zeit her­an­ge­kom­men war, wo die Rei­che der Him­mel bis ins Ich hin­ein­leuch­ten sollten. 


Im Mar­kus-Evan­ge­li­um folgt nach dem gro­ßen welt­his­to­ri­schen Mono­log die soge­nann­te Ver­klä­rung, die Ver­wand­lungs­sze­ne. Für die drei Jün­ger, wel­che mit­ge­nom­men wer­den nach dem «Ber­ge», auf wel­chem die­se Ver­wand­lungs­sze­ne statt­fin­det, ist dies eine Art höhe­rer Ein­wei­hung. Der Berg als sol­cher bedeu­tet immer, wenn es sich um eine okkul­te Sache han­delt, daß die­je­ni­gen, die den Berg hin­auf­ge­führt wer­den, zu gewis­sen Geheim­nis­sen des Daseins hin­ge­führt wer­den. Im Mar­kus-Evan­ge­li­um emp­fin­den wir das ganz beson­ders stark. Da muß ver­wie­sen wer­den auf das 3. Kapi­tel, dar­in fin­den wir ein Drei­fa­ches, nicht nur ein Zum-Ber­ge-Gelei­ten, son­dern wir wer­den zuerst zu einer Sze­ne am See geführt. Dann hören wir im 13. Vers: «Und er steigt auf den Berg und ruft zu sich, wel­che ihm gefie­len.» Und als ein Drit­tes hören wir im Vers 20/21: «Und er kommt nach Hau­se. Und wie­der­um ver­sam­melt sich eine Men­ge, so daß sie nicht ein­mal Brot essen konnten. 

Und da es die Sei­ni­gen hör­ten, gin­gen sie aus, ihn zu grei­fen; denn, sag­ten sie, er ist von Sin­nen.» Wenn in okkul­ten Schrif­ten die Rede ist von «zum See geführt wer­den» und von «nach Hau­se geführt wer­den» ist immer damit auch eine okkul­te Bedeu­tung ver­knüpft. Wenn wir ver­ste­hen wol­len, was in einem sol­chen Zusam­men­han­ge «am See» bedeu­tet, so müs­sen wir uns an etwas erin­nern, wie unse­rer Erden­pe­ri­ode die soge­nann­te atlan­ti­sche Zeit vor­an­ge­gan­gen ist, daß in der­sel­ben die Luft noch durch­zo­gen war von dich­ten Nebel­mas­sen. Das alte Hell­se­hen in der atlan­ti­schen Zeit war gebun­den an das ganz anders­ar­ti­ge Sein des phy­si­schen Lei­bes, an das Ein­ge­bet­tet­sein in die Nebel­mas­sen. Von alle­dem ist etwas wie ein altes Erb­stück bei der Mensch­heit zurück­ge­blie­ben. Am Was­ser, in den Nebel­mas­sen ist das hell­sich­ti­ge Bewußt­sein beson­ders gestimmt, Ima­gi­na­tio­nen zu emp­fin­den und das anzu­wen­den, was es schon erreicht hat. 


Auf dem Ber­ge, bei der ver­dünn­ten Luft, bei dem anders­ar­ti­gen Ver­hält­nis der Ver­tei­lung von Sau­er­stoff und Stick­stoff ist das hell­sich­ti­ge Bewußt­sein mehr dafür gestimmt, Inspi­ra­tio­nen durch­zu­ma­chen, Neu­es an hell­se­he­ri­schen Kräf­ten ent­ste­hen zu las­sen. Daher ist der Aus­druck «den Berg hin­an­stei­gen» nicht bloß sym­bo­lisch gemeint, son­dern die Berg­ver­hält­nis­se begüns­ti­gen die Mög­lich­keit, neue okkul­te Kräf­te in sich aus­zu­bil­den. Und am schwers­ten haben es die okkul­ten Kräf­te, wenn man bei sich ist, in sei­nem eige­nen Hau­se, gleich­gül­tig, ob man schließ­lich allein zu Hau­se ist oder ob die Ange­hö­ri­gen dabei sind. Denn wäh­rend es bei einem Men­schen, der län­ge­re Zeit am See gelebt hat, ver­hält­nis­mä­ßig leicht ist – wenn alles dabei stimmt – zu glau­ben, daß er durch den Schlei­er der Kör­per­lich­keit Ima­gi­na­tio­nen hat, und wäh­rend es leich­ter ist bei einem Men­schen, der in den Ber­gen lebt, dar­an zu glau­ben, daß er höher hin­auf­steigt, so hat man bei einem Men­schen, der zu Hau­se ist, bloß das Gefühl, daß er außer sei­nem Lei­be ist, daß er «von Sin­nen» ist. Nicht daß er die okkul­ten Kräf­te nicht ent­wi­ckeln könn­te, aber es stimmt nicht so zu der Umgebung. 


Und aus die­sem Grun­de wird da, wo von einem Fort­ent­wi­ckeln der See­len­kräf­te der Apos­tel die Rede ist, vom Ber­ge gespro­chen. Des­halb wird auch bei der Ernen­nung der Zwölf, wo er sozu­sa­gen ihre See­len dazu bestimmt, den Grup­pen­geist des Eli­as auf­zu­neh­men, vom Ber­ge gespro­chen. Und wo sich der Chris­tus in sei­ner gan­zen welt­his­to­ri­schen und kos­mi­schen Erschei­nung zei­gen will, wird wie­der vom Ber­ge gespro­chen. Die Ver­klä­rung fin­det also wie­der auf dem Ber­ge statt. 

Es erwei­sen sich als fähig, in die tie­fe­ren Geheim­nis­se des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha ein­ge­führt zu wer­den, die drei Jün­ger Petrus, Jako­bus und Johan­nes. Und es erschei­nen den hell­se­he­ri­schen Augen, die die­sen Drei­en geöff­net wer­den, ver­klärt, das heißt in ihrer spi­ri­tu­el­len Wesen­heit, Eli­as auf der einen Sei­te, Moses auf der ande­ren Sei­te, der Chris­tus Jesus sel­ber in der Mit­te, aber jetzt in der Gestalt, das wird im Evan­ge­li­um ima­gi­na­tiv ange­deu­tet –, durch die er erkannt wer­den kann in sei­ner spi­ri­tu­el­len Wesenheit. 


Wenn wir das Bud­dha-Leben ver­fol­gen, kom­men wir bis zu dem Punk­te, den wir im Mar­kus-Evan­ge­li­um für den Chris­tus gege­ben haben als die Ver­klä­rung, wo Bud­dha, am äußers­ten Ende des Men­schen­le­bens ange­kom­men, sich auf­löst in Licht, wie es dar­ge­stellt wird, was ja der okkul­ten Wahr­heit ent­spricht, da tritt für den Chris­tus das ein, was in der Ver­klä­rungs­sze­ne ein­tritt, nur nicht, daß er als ein Ein­zel­ner die Ver­klä­rung hat, son­dern daß er sich unter­re­det auf dem Ber­ge, auf der Stel­le, wo sich die kos­mi­schen Ange­le­gen­hei­ten abspie­len sol­len, mit Eli­as, mit Moses. Dann erst beginnt das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha, nach die­ser Verklärungsszene. 


Gera­de im Mar­kus-Evan­ge­li­um kommt, weni­ger durch den Wort­laut als durch den gan­zen Ton der Dar­stel­lung, das her­aus, daß der Chris­tus hin­ge­stellt wird als eine kos­mi­sche, als eine zugleich irdi­sche und über­ir­di­sche Erschei­nung und das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha als eine zugleich irdi­sche und über­ir­di­sche Tat­sa­che. Aber noch etwas ande­res wird betont, und hier tritt das fein Künst­le­ri­sche gegen das Ende des Mar­kus-Evan­ge­li­ums uns beson­ders entgegen. 

Es wird betont: Da leuch­te­te her­ein ein kos­mi­scher Impuls in die Erden­an­ge­le­gen­hei­ten. Er leuch­te­te her­ein. An den Erden­men­schen war es, die­sem Impuls Ver­ständ­nis ent­ge­gen­zu-brin­gen. Viel­leicht nir­gends so sehr als im Mar­kus-Evan­ge­li­um wird ange­deu­tet, wie zum Ver­ständ­nis­se des­sen, was da aus dem Kos­mos in das Erden­da­sein her­ein­leuch­te­te, im Grun­de genom­men der gan­ze Rest der Erde­nevo­lu­ti­on not­wen­dig ist, wie die­ses Ver­ständ­nis kei­nes­wegs mög­lich war in der Zeit, in wel­cher das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha unmit­tel­bar statt­ge­fun­den hat. 

Und die­se Tat­sa­che des dazu­mal noch nicht vor­han­de­nen Ver­ständ­nis­ses, die Tat­sa­che, daß das Ver­ständ­nis damals erst einen ers­ten Anstoß erhal­ten hat und nach und nach sich erst erge­ben kann in der wei­te­ren Fort­ent­wi­cke­lung der Mensch­heit, die wird nun gera­de im Künst­le­risch-Kom­po­si­tio­nel­len des Mar­kus-Evan­ge­li­ums in einer ganz wun­der­ba­ren Wei­se dar­ge­stellt. Im wesent­li­chen war ein drei­fa­ches Ver­ständ­nis möglich. 

Von drei Fak­to­ren konn­te das Ver­ständ­nis aus­ge­hen: 1. Von den­je­ni­gen, wel­che die nächs­ten, die aus­er­wähl­ten Jün­ger des Chris­tus Jesus waren. Daß die­se aus­er­wähl­ten Jün­ger ein höhe­res Ver­ständ­nis haben konn­ten als die Füh­rer des alt­tes­ta­ment­li­chen Vol­kes, wird uns sehr klar ange­deu­tet. [29] Die aus­er­wähl­ten Jün­ger hät­ten das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha so ver­ste­hen kön­nen, daß sie das Über­ir­di­sche, das Kos­mi­sche die­ser welt­ge­schicht­li­chen Tat­sa­che auf­zu­fas­sen ver­moch­ten. 2. Eine zwei­te Art des Ver­ständ­nis­ses das man erwar­ten könn­te, wäre das gewe­sen, das da kom­men konn­te von den Füh­rern des alt­he­bräi­schen Vol­kes, von den Hohe­pries­tern, von den Ober­rich­tern, von denen, wel­che die Schrift ken­nen, wel­che die geschicht­li­che Evo­lu­ti­on des alt­tes­ta­ment­li­chen Vol­kes wissen. 

Was hät­te man von die­sen Füh­rern ver­lan­gen kön­nen? Das Evan­ge­li­um zeigt klar: Ein Ver­ständ­nis wird bei ihnen nicht bean­sprucht für das, was die kos­mi­schen Ver­hält­nis­se des Chris­tus Jesus sind, aber es wird ein Ver­ständ­nis dafür erwar­tet, daß der Chris­tus Jesus zu dem alt­he­bräi­schen Vol­ke gekom­men ist und mit sei­ner Indi­vi­dua­li­tät in das Blut die­ses Vol­kes hin­ein­ge­bo­ren ist, daß er ein Sohn des Hau­ses David ist, daß er mit der Wesen­heit des­sen, was mit David in das jüdi­sche Volk gekom­men ist, innig ver­knüpft ist. 

Damit wer­den wir hin­ge­wie­sen auf die zwei­te Art des Ver­ständ­nis­ses: Daß der Chris­tus Jesus eine Sen­dung hat, wel­che den Höhe­punkt der Sen­dung des gan­zen jüdi­schen Vol­kes bedeu­tet, das wird in einer wun­der­ba­ren Wei­se ange­deu­tet gegen das Ende des Mar­kus-Evan­ge­li­ums, indem immer mehr und mehr dar­auf hin­ge­wie­sen wird, daß wir es zu tun haben mit dem Soh­ne Davids. 3. Und woher soll­te die drit­te Art des Ver­ständ­nis­ses kom­men? Es wird wie­der Gerin­ge­res ver­langt, und die­ses Gerin­ge­re wird ver­langt von den Römern. Wor­an nimmt Pila­tus, der Römer, Anstoß? Nur dar­an, daß er sich aus­ge­ge­ben haben soll als der «König der Juden». Die Juden soll­ten ver­ste­hen, daß er einen Höhe­punkt ihrer eige­nen Ent­wi­cke­lung dar­stellt. Die Römer soll­ten ver­ste­hen, daß er etwas bedeu­tet inner­halb der Ent­wi­cke­lung des jüdi­schen Vol­kes, nicht einen Höhe­punkt, son­dern nur etwas, was eine Füh­rer­rol­le sein kann. Wenn die Römer das ver­stan­den hät­ten, was wäre dann gekom­men? Nichts ande­res als das, was ohne­hin gekom­men. Wir wis­sen, daß das Juden­tum sich aus­ge­brei­tet hat, indem es sich auf dem Umwe­ge über Alex­an­dri­en über die west­li­che Welt aus­ge­brei­tet hat. 


So hät­te ein drei­fa­ches Ver­ständ­nis für die Sen­dung des Chris­tus Jesus erwar­tet wer­den kön­nen: 1. das Ver­ständ­nis, das die aus­er­wähl­ten Jün­ger haben konn­ten für das kos­mi­sche Ele­ment des Chris­tus, 2. das Ver­ständ­nis das die Juden haben soll­ten für das, was sich aus­brei­tet im jüdi­schen Vol­ke sel­ber, und 3. das Ver­ständ­nis, das die Römer haben soll­ten für das jüdi­sche Volk, wie die Juden auf­hör­ten, sich bloß über Paläs­ti­na aus­zu­brei­ten, und wie sie anfin­gen, sich über ein grö­ße­res Stück der Erde aus­zu­brei­ten. Das ist hin­ein­ge­heim­nißt in das Künst­le­risch-Kom­po­si­tio­nel­le ins­be­son­de­re des Mar­kus-Evan­ge­li­ums. Und auch die Ant­wor­ten wer­den uns auf alle drei Din­ge gege­ben, wer­den ganz klar gegeben. 


Die ers­te Fra­ge muß sein: Sind die aus­er­wähl­ten Jün­ger, ihrem Maße des Ver­ständ­nis­ses gewach­sen gewe­sen? Haben sie den Chris­tus Jesus erkannt als den kos­mi­schen Geist? Haben sie erkannt, daß da unter ihnen einer war, der nicht bloß das war, was er als Mensch vor ihnen bedeu­te­te, son­dern der umhüllt war von einer Aura, durch die kos­mi­schen Kräf­te und kos­mi­sche Geset­ze auf die Erde her­ein­ka­men? Haben sie es ver­stan­den? Daß der Chris­tus Jesus von ihnen die­ses Ver­ständ­nis for­der­te, wird deut­lich im Evan­ge­li­um ange­deu­tet. Denn als die bei­den Söh­ne des Zebedä­us (Jako­bus und Johan­nes), kamen und ver­lang­ten, es sol­le einer von ihnen zu sei­ner Rech­ten und einer zu sei­ner Lin­ken sit­zen, da sag­te er: «Ihr wis­set nicht, was ihr ver­langt. Könnt ihr den Becher trin­ken, den ich trin­ke, oder euch mit der Tau­fe tau­fen las­sen, mit der ich getauft werde?» 

Die Jün­ger gelo­ben es zunächst. Daß der Chris­tus Jesus dies von ihnen ver­langt, wird an die­ser Stel­le deut­lich ange­deu­tet. Was hät­te nun gesche­hen kön­nen? Das eine wäre das gewe­sen, daß die aus­er­wähl­ten Jün­ger wirk­lich durch all das, was sich nun als das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha voll­zo­gen hat, mit hin­durch­ge­gan­gen wären, daß das Band zwi­schen den Jün­gern und dem Chris­tus bis zum Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha hin erhal­ten geblie­ben wäre. Das wäre das eine gewe­sen, was hät­te gesche­hen kön­nen. Daß nicht die­ses, son­dern das ande­re gesche­hen ist, sehen wir ins­be­son­de­re aus dem Mar­kus-Evan­ge­li­um ganz genau. Als der Chris­tus Jesus gefan­gen genom­men wird, flie­hen alle. Wie aber (sieht) die Dar­stel­lung von der Sei­te des Chris­tus sel­ber aus?

Ver­set­zen wir uns ein­mal mit aller Demut – denn so muß es sein – in die See­le des Chris­tus Jesus, der bis zuletzt ver­sucht, das Band, das gewo­ben war zu den See­len der Apos­tel hin, auf­recht­zu­er­hal­ten. Da moch­te sich wohl die­se See­le die welt­ge­schicht­li­che Fra­ge stel­len: Kann ich es bewir­ken, daß sich die See­len wenigs­tens der aus­er­le­sens­ten Jün­ger zu der Höhe erhe­ben, um mit mir alles zu erle­ben, was bis zum Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha hin zu gesche­hen hat? Vor die­ser Fra­ge steht die Chris­tus-See­le sel­ber. Es ist ein gran­dio­ser Augen­blick, wo Petrus, Jako­bus und Johan­nes her­aus­ge­führt wer­den nach dem Ölberg und der Chris­tus Jesus bei sich sel­ber nach­schau­en will, ob er sie hal­ten kann, die Auserwähltesten. 

Und auf dem Wege dahin wird er ängst­lich: Wer­den die, wel­che ich da mit­neh­me die­sen Augen­blick über­ste­hen, in dem es sich ent­schei­den soll, ob sie mit mir in ihrer See­le gehen wol­len, ob sie mit mir erle­ben wol­len alles bis zum Kreuz? Das ist der «Kelch» der sich ihm naht. Und er läßt sie allein, daß sie «wach» blei­ben kön­nen, das heißt in einem Bewußt­seins­zu­stan­de, in wel­chem sie mit ihm erle­ben kön­nen, was er erle­ben soll. Dann geht er und betet: «Vater, laß die­sen Kelch an mir vor­über­ge­hen, doch nicht mein, son­dern dein Wil­le gesche­he.» Das heißt: Laß mich nicht noch erfah­ren, daß ich ganz allein ste­he als der Men­schen­sohn, son­dern daß die ande­ren mit­ge­hen. Und er kommt zurück, und sie schla­fen. Sie haben nicht jenen Bewußt­seins­zu­stand erhal­ten kön­nen. Und er macht den Ver­such wie­der, und sie haben ihn auch wie­der nicht erhal­ten. Und er macht ihn noch ein­mal, und sie haben ihn auch da wie­der nicht erhal­ten. Daher war es ihm klar, daß er nun dasteht allein, daß sie nicht mit­ma­chen, was bis zum Kreuz hin­geht. Der Kelch war nicht vor­über­ge­gan­gen! Er war zur ein­sa­men, auch zur see­len­ein­sa­men Voll­brin­gung der Tat bestimmt. Die Welt hat­te wohl das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha, aber zur Zeit, da es geschah, noch nicht das Ver­ständ­nis für die­ses Ereig­nis. Wie wun­der­bar künst­le­risch kommt das zum Aus­druck, wenn man nur hin­ter dem, was in den Evan­ge­li­en steckt, die eigent­li­chen okkul­ten Hin­ter­grün­de zu füh­len versteht. 


Nun fra­gen wir nach der zwei­ten Art des Ver­ständ­nis­ses. Eine der ers­ten Stel­len, wo wir dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, wel­ches Ver­ständ­nis das alt­he­bräi­sche Volk dem aus dem Geschlech­te Davids Stam­men­den ent­ge­gen­brach­te, fin­den wir im 10. Kapi­tel des Mar­kus-Evan­ge­li­ums. Es ist die ent­schei­den­de Stel­le, wo der Chris­tus sich Jeru­sa­lem nähert und erkannt wer­den soll­te von dem alt­he­bräi­schen Vol­ke als der, wel­cher sich an David anschließt. «Und sie kamen nach Jeri­cho. Und da er aus Jeri­cho her­aus­zog mit sei­nen Jün­gern und einer ansehn­li­chen Men­ge, saß der Sohn des Timä­us, Bar­ti­mä­us, ein Blin­der, als Bett­ler an der Stra­ße. Und da er hör­te, daß es Jesus der Naza­re­ner sei, begann er zu rufen: Jesus, du Sohn Davids, erbarm dich mei­ner! Und Jesus rede­te ihn an: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blin­de aber sag­te zu ihm: Rab­bu­ni, daß ich sehend wer­de. Und Jesus sag­te zu ihm: Gehe hin, dein Glau­be hat dir gehol­fen. Und als­bald ward er sehend und folg­te ihm auf der Stra­ße. Das heißt: Nur der Glau­be war es, den er ver­lang­te. Darf man denn gar nicht nach­den­ken, war­um mit­ten unter den ande­ren Erzäh­lun­gen eine Hei­lung von einem Blin­den ange­führt wird? War­um steht sie so iso­liert dort? Aus dem Kom­po­si­tio­nel­len des Evan­ge­li­ums soll­ten die Leu­te etwas ler­nen. Gar nicht auf die Hei­lung kommt es an, son­dern dar­auf, daß von allen nur ein ein­zi­ger, der Blin­de, mit aller Stär­ke ruft: «Jesus, du Sohn Davids»! Die Sehen­den erken­nen ihn nicht. Der Blin­de der gar nicht phy­sisch sieht, erkennt ihn. So daß hier gezeigt wer­den soll, wie blind die andern sind, und daß die­ser erst hat blind wer­den müs­sen, um ihn zu schau­en. Auf die Blind­heit, nicht auf die Hei­lung kommt es an die­ser Stel­le an. 


Der Chris­tus ist über­all ver­bun­den mit einer weit­hin­ge­hen­den, wirk­sa­men Aura. Die­se war dadurch da, daß er mit den Men­schen, die er aus­er­wählt hat­te, in den See­len ver­bun­den war, und sie war solan­ge da, als er mit ihnen ver­bun­den war. Der Kelch war nicht vor­über­ge­gan­gen. Die aus­er­wähl­ten Men­schen hat­ten kein Ver­ständ­nis gezeigt. Da zog sich all­mäh­lich die Aura von dem Men­schen Jesus von Naza­reth zurück, und immer frem­der wur­den ein­an­der der Chris­tus und der Men­schen­sohn, der Jesus von Naza­reth. Immer mehr allein war der Jesus von Naza­reth gegen das Ende des Lebens, und immer loser war der Chris­tus mit ihm ver­knüpft. Wäh­rend das kos­mi­sche Ele­ment, das bis zu dem Momen­te da war, der uns als das Blut­schwit­zen auf Geth­se­ma­ne dar­ge­stellt wird, wäh­rend der Chris­tus bis zu die­sem Momen­te voll mit dem Jesus von Naza­reth ver­bun­den war, wird jetzt durch das Unver­ständ­nis der Men­schen, die­ser Zusam­men­hang gelo­ckert. Und wäh­rend frü­her der kos­mi­sche Chris­tus im Tem­pel wirk­te und die Händ­ler her­aus­trieb, die gewal­tigs­ten Leh­ren ver­brei­te­te und nichts geschah, konn­ten jetzt Häscher her­an, als der Jesus von Naza­reth nur noch in einem losen Zusam­men­han­ge mit dem Chris­tus stand. Und weil das drei­fa­che Ver­ständ­nis nicht da sein konn­te, was hat­ten die Men­schen des­halb zuletzt? Den Men­schen­sohn. Und es blieb denen, die das Urteil spra­chen und das Gericht voll­zo­gen, der Men­schen­sohn, den nur umschweb­te, was als jun­ges kos­mi­sches Ele­ment auf die Erde her­un­ter kom­men soll­te. Kein Evan­ge­li­um spricht davon, daß der Men­schen­sohn nur blieb und daß das kos­mi­sche Ele­ment ihn nur umschweb­te, als das Markus-Evangelium.

Man den­ke sich die­se Ein­sam­keit des Men­schen, der von dem kos­mi­schen Chris­tus durch­zo­gen war, jetzt den Häschern wie ein Mör­der gegen­über­ste­hend. Und die, wel­che ihn hät­ten ver­ste­hen sol­len, flie­hen. «Und sie ver­lie­ßen ihn alle und nah­men die Flucht», sagt der 50. Vers; und dann heißt es Vers 51 und 52: «Und ein Jüng­ling war in sei­nem Gefol­ge, der ein fei­nes Lei­nen­ge­wand auf dem blo­ße Leib trug; und sie grif­fen ihn. Er aber ließ das Lei­nen­ge­wand fah­ren und floh nackt.» Wer ent­weicht da? Das ist der jun­ge kos­mi­sche Impuls, das ist der Chris­tus. Er bewahrt nichts, der neue Impuls, von dem, was die alten Zei­ten um den Men­schen haben schlin­gen kön­nen. Er ist der ganz nack­te, neue kos­mi­sche Impuls der Erde­nevo­lu­ti­on. Und wir fin­den ihn wie­der. Denn das 16. Kapi­tel beginnt damit:… und da die Frau­en in das Grab ein­tra­ten, sahen sie einen Jüng­ling auf der rech­ten Sei­te sit­zen, mit einem wei­ßen Talar beklei­det; und sie schra­ken zusam­men. Er aber sagt zu ihnen: «Erschre­cket nicht. Ihr such­tet Jesum den Naza­re­ner, den Gekreu­zig­ten; er ist auf­er­stan­den.» Das ist der­sel­be Jüngling.


Das Weib ist durch die anders­ar­ti­ge Bil­dung des Gehirns, durch die ande­re Art, wie es das Gehirn gebrau­chen kann, kann es die spi­ri­tu­el­len Ideen leich­ter erfas­sen. Das weib­li­che Geschlecht ist leich­ter zu brau­chen, wenn es sich dar­um han­delt, Beson­de­res zu ver­ste­hen. Dar­um läßt der Evan­ge­li­en­schrei­ber Frau­en zuerst hin­zu­tre­ten, als sich das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha voll­zo­gen hat. Und ihnen erscheint er zuerst, der Jüng­ling, das heißt der kos­mi­sche Chris­tus; dann erst den männ­li­chen Beken­nern. Bis in die­se Ein­zel­hei­ten der Kom­po­si­ti­on spielt wah­rer Okkul­tis­mus, wah­re Geis­tes­wis­sen­schaft hin­ein in den Inhalt der Evan­ge­li­en und ins­be­son­de­re in den des mar­ki­gen Markus-Evangeliums.


Die, wel­che die Evan­ge­li­en geschrie­ben haben, sie haben aus hell­se­he­ri­scher Beob­ach­tung hin­ter­her die phy­si­schen Ereig­nis­se beschrie­ben. Das muß man ver­ste­hen, dafür muß man aber auch die Not­wen­dig­keit ein­se­hen, da die Men­schen als Zeit­ge­nos­sen der Ereig­nis­se in Paläs­ti­na nicht ver­ste­hen konn­ten, was damals geschah, weil erst die­ses Ereig­nis selbst den Impuls geben konn­te zu sei­nem Ver­ständ­nis. Denn der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis­se die­ses Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha ist das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha selber. 


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Mensch und Maschine

Mensch und Maschine

GA 178, S. 218f

„An sol­chen Stel­len ist der Wil­le dazu vor­han­den, die Men­schen­kraft zusam­men­zu­span­nen mit Maschi­nen­kraft. Die­se Din­ge dür­fen nicht so behan­delt wer­den, als ob man sie bekämp­fen müß­te. Das ist eine ganz fal­sche Anschau­ung. Die­se Din­ge wer­den nicht aus­blei­ben, sie wer­den kommen. 

Es han­delt sich nur dar­um, ob sie im welt­ge­schicht­lie­hen Ver­lau­fe von sol­chen Men­schen in Sze­ne gesetzt wer­den, die mit den gro­ßen Zie­len des Erden­wer­dens in selbst­lo­ser Wei­se ver­traut sind und zum Heil der Men­schen die­se Din­ge for­men, oder ob sie in Sze­ne gesetzt wer­den von jenen Men­schen­grup­pen, die nur im ego­is­ti­schen oder im grup­pen­ego­is­ti­schen Sin­ne die­se Din­ge aus­nüt­zen. Dar­um han­delt es sich. 

Nicht auf das Was kommt es in die­sem Fal­le an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Din­ge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt ein­fach im Sin­ne der Erden­ent­wi­cke­lung. Die Zusam­men­schmie­dung des Men­schen­we­sens mit dem maschi­nel­len Wesen, das wird für den Rest der Erden­ent­wi­cke­lung ein gro­ßes, bedeut­sa­mes Pro­blem sein.

Ich habe voll­be­dacht öfter jetzt dar­auf auf­merk­sam gemacht, auch in öffent­li­chen Vor­trä­gen, daß das Bewußt­sein des Men­schen zusam­men­hängt mit abbau­en­den Kräf­ten. Zwei­mal habe ich es in öffent­li­chen Vor­trä­gen in Basel gesagt: In unser Ner­ven­sys­tem hin­ein ersterben wir. – 

Die­se Kräf­te, die­se ersterben­den Kräf­te, sie wer­den immer mäch­ti­ger und mäch­ti­ger wer­den. Und es wird die Ver­bin­dung her­ge­stellt wer­den zwi­schen den im Men­schen ersterben­den Kräf­ten, die ver­wandt sind mit elek­tri­schen, magne­ti­schen Kräf­ten und den äuße­ren Maschi­nen­kräf­ten. Der Mensch wird gewis­ser­ma­ßen sei­ne Inten­tio­nen, sei­ne Gedan­ken hin­ein­lei­ten kön­nen in die Maschi­nen­kräf­te. Noch unent­deck­te Kräf­te in der Men­schen­na­tur wer­den ent­deckt wer­den, sol­che Kräf­te, wel­che auf die äuße­ren elek­tri­schen und magne­ti­schen Kräf­te wir­ken.
Das ist das eine Pro­blem: das Zusam­men­füh­ren des Men­schen mit dem Mecha­nis­mus, das immer mehr und mehr um sich grei­fen muß in der Zukunft.“

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Musik – kann an nichts erin­nern, was im äuße­ren Leben ist.

Musik

Die Musik kann an nichts erin­nern, was im äuße­ren Leben ist. Da muß alles ent­zau­bert wer­den durch die Musik. Bei den übri­gen Küns­ten muß alles abge­rech­net wer­den, was zu den Sin­nen gehört, aber die Musik braucht das nicht. 


In der Male­rei hat es eigent­lich gar kei­nen Sinn, davon zu spre­chen, irgend etwas ist drin­nen oder drau­ßen, oder die See­le ist innen und außen. Die See­le ist immer­fort im Geis­ti­gen, wenn sie in der Far­be lebt. Dage­gen kom­men wir völ­lig in das­je­ni­ge hin­ein, was die See­le als Geis­ti­ges, als Geis­tig-See­li­sches erlebt, wenn wir ins Musi­ka­li­sche kom­men. Da müs­sen wir aus dem Raum voll­stän­dig her­aus. Das Musi­ka­li­sche ist lini­en­haft, ein­di­men­sio­nal. Es wird auch ein­di­men­sio­nal in der Zei­ten­li­nie erlebt. Aber es wird so erlebt, daß der Mensch dabei zugleich die Welt als sei­ne Welt erlebt. Die See­le will das­je­ni­ge erle­ben im Musi­ka­li­schen, was in ihr jetzt auf Erden see­lisch-geis­tig lebt und vibriert.

Stu­diert man die Geheim­nis­se der Musik, so kommt man dar­auf, was eigent­lich die Grie­chen, die sich auf sol­che Din­ge wun­der­bar ver­stan­den, mit der Lei­er des Apol­lo mein­ten. Das­je­ni­ge, was musi­ka­lisch erlebt wird, ist die ver­bor­ge­ne, aber dem Men­schen gera­de eige­ne Anpas­sung an die inne­ren har­mo­nisch-melo­di­schen Ver­hält­nis­se des Wel­ten­da­seins, aus denen er her­aus­ge­stal­tet ist. 

Der Mensch, inso­fern er ein Ner­ven­mensch ist, ist inner­lich aus Musik auf­ge­baut, und er emp­fin­det die Musik künst­le­risch, inso­fern irgend etwas, was musi­ka­lisch auf­tritt, mit dem Geheim­nis sei­nes eige­nen musi­ka­li­schen Auf­bau­es zusammenstimmt. 


Das Musi­ka­li­sche, das uns ent­ge­gen­tritt als ein Ton, kommt aus dem Deva­chan. Indem der Mensch im Schla­fe ent­rückt ist in die geis­ti­ge Welt, lebt er in Tönen. Die­se Töne ver­gißt er im nor­ma­len Zustan­de. Der Musi­ker erin­nert sich, zwar nicht bewußt, der­sel­ben. Es sind die Töne des deva­ch­a­ni­schen Webens und Wogens, die sich aus­drü­cken in der Musik, im phy­si­schen Ton. 


Wenn wir her­auf­drin­gen durch die See­len­welt in die höhe­ren geis­ti­gen Wel­ten, so erklingt uns etwas von einer höhe­ren Musik. Nicht die, wel­che wir auf dem phy­si­schen Plan wahr­neh­men; denn nicht wie eine Alle­go­rie ist das auf­zu­fas­sen, son­dern als Wirk­lich­keit: Die Bewe­gung der Ster­ne im Wel­ten­raum, das Wach­sen jeder Blu­me, das Füh­len der Men­schen und Tie­re erscheint wie ein klin­gen­des Wort!

Der Okkul­tist sagt daher: Der Mensch erfährt erst die Wel­ten­ge­heim­nis­se, wenn das mys­ti­sche Wort, das in den Din­gen vor­han­den ist, zu ihm spricht. Manas nen­nen wir das Prin­zip, das die Zeit über­dau­ert und in das Ewi­ge hin­ein­reicht. Die­ses Manas fin­det sei­nen phy­si­schen Aus­druck in den Tönen der Musik, die von der Außen­welt an uns herandringen. 


Man lern­te das Weben und Wal­ten des gött­li­chen Wesens, das die Welt durch­webt und durch­wellt, ken­nen in der 7. Stu­fe (der mit­tel­al­ter­li­chen Stu­fen­fol­ge der sie­ben frei­en Küns­te), die man mit Musik bezeich­ne­te, was aber nicht die heu­ti­ge Musik ist, son­dern ein höhe­res leben­di­ges Aus­bil­den des­je­ni­gen, was mehr gedank­lich aus­ge­bil­det war in der Astronomie. 


Der Mensch ver­mag lan­ge, lan­ge bevor er sich bewußt hin­ein­fin­det in all das, was ich Ihnen geschil­dert habe als die Etap­pen des Initia­ti­ons­pfa­des (sie­he: Ein­wei­hung; Schu­lung), aus­zu­spre­chen mit sei­nen Mit­teln die­ses Erle­ben, aus­zu­spre­chen in Bil­dern – und das geschieht durch die Musik. Letz­ten Endes, im wesent­li­chen, ist wah­re Musik in Tönen ver­lau­fen­des Dasein, in Tönen ver­lau­fen­des Daseins­ge­sche­hen, wel­ches ein äuße­res Bild des­je­ni­gen ist, was bewußt die See­le durch­lebt im Initiationsleben. 

Der Mensch kann, wenn er im all­täg­li­chen Dasein ste­hen­bleibt, nicht ohne wei­te­res das voll­zie­hen, was wir nen­nen kön­nen: das Ich hin­un­ter­tau­chen in den astra­li­schen Leib. Dies, was man da unter­nimmt, indem man mit dem Ich unter­taucht in die­se astra­li­sche Welt in der rich­ti­gen Wei­se, so daß das Unter­tau­chen ist ein Ein­tau­chen in die gött­li­che Welt, ist eben der Gang durch die Initia­ti­on. Aber ein Bild davon ist uns in dem Gesche­hen, das durch musi­ka­li­sche Schöp­fun­gen an uns her­an­tritt, gegeben. 

Der Mensch ent­äu­ßert sich, indem er der musi­ka­li­schen Schöp­fung schaf­fend oder genie­ßend sich hin­gibt, sei­nes Ich. Er drängt die­ses Ich zurück, aber er über­gibt es zugleich all den gött­lich-geis­ti­gen Mäch­ten, die an sei­nem astra­li­schen Leib arbei­ten wer­den, wenn er auf­stei­gen wird zum Jupiterdasein.


Alles Plas­tisch-Bild­ne­ri­sche arbei­tet auf die Indi­vi­dua­li­sie­rung der Men­schen hin, alles Musi­ka­lisch-Dich­te­ri­sche dage­gen auf die För­de­rung des sozia­len Lebens. Die Men­schen kom­men in einer Ein­heit zusam­men durch das Musikalisch-Dichterische. 


Am inter­na­tio­nals­ten (von allen Küns­ten) ist (daher nun) die Musik.


Alles, was aus dem jüdi­schen Ele­ment her­aus­ge­wach­sen ist, hat die beson­de­re Ver­an­la­gung zu dem eigent­lich musi­ka­li­schen Element.


Inner­halb des Musi­ka­li­schen kann man unter­schei­den den ein­zel­nen Ton, die Melo­die und die Har­mo­nie. Har­mo­nie beruht auf der Wahr­neh­mung gleich­zei­ti­ger Töne, Melo­die auf dem Zusam­men­fas­sen auf­ein­an­der­fol­gen­der Töne. 


Der Inhalt des Musi­ka­li­schen ist im wesent­li­chen das melo­diö­se Ele­ment der Musik. Woher stammt das melo­diö­se Ele­ment? Das melo­diö­se Ele­ment ist gut zu ver­glei­chen dem plas­ti­schen Ele­ment. Nicht wahr, das plas­ti­sche Ele­ment ist räum­lich ange­ord­net, das melo­diö­se Ele­ment ist zeit­lich ange­ord­net. Aber wer ein reges Gefühl für die­se zeit­li­che Ori­en­tie­rung hat, der wird dar­auf kom­men, daß im melo­diö­sen Ele­ment eine Art zeit­li­cher Plas­tik ent­hal­ten ist. 


Die Men­schen wis­sen so wenig von dem eigent­li­chen Ursprung der musi­ka­li­schen The­men, weil sie das, was in den musi­ka­li­schen The­men sich aus­lebt, in der Zeit vom Ein­schla­fen bis zum Auf­wa­chen erle­ben. Das ist für den Men­schen heu­te als ein noch unbe­wuß­tes Ele­ment da, das sich nur ver­rät dann, wenn es sich im Traum zu Bil­dern formt.


War­um wird denn eigent­lich in der moder­nen Zeit ein so star­ker Drang ent­wi­ckelt, vom rein Musi­ka­li­schen abzu­ge­hen? Weil der moder­ne Mensch all­mäh­lich in eine See­len­ver­fas­sung hin­ein­ge­kom­men ist, in der er nicht mehr träu­men kann, in der er auch nicht mehr medi­tie­ren kann, in der er nichts hat, was von innen ihn in Bewe­gung bringt, son­dern er will sich immer von außen in Bewe­gung ver­set­zen lassen. 

Der Film ist der klars­te Beweis dafür, daß der­je­ni­ge, der ihn liebt, unmu­si­ka­lisch ist, weil der Film dar­auf aus­geht, nur das­je­ni­ge in der See­le gel­ten zu las­sen, was nicht aus dem Inne­ren die­ser See­le her­aus­steigt, son­dern was von außen ver­an­laßt ist.


Unse­re Zeit hat in wirk­lich aus­ge­dehn­tem Maße das eigent­li­che Musi­ka­li­sche hin­ein­ge­trie­ben in das Geräusch­vol­le. Wir sind schon dazu über­ge­gan­gen die Musik zu benüt­zen, um etwas darzustellen. 


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Para­dies

Para­dies

In der bibli­schen Über­lie­fe­rung wird die Zeit vor der Ein­wir­kung der luzi­fe­ri­schen Wesen als die para­die­si­sche Zeit geschil­dert und das Her­ab­stei­gen auf die Erde, das Ver­strickt­wer­den der Men­schen in die Sin­nes­welt, als die Ver­trei­bung aus dem Paradies.


So wahr die Schwe­re und Elek­tri­zi­tät und der Magne­tis­mus Kräf­te sind, die heu­te in grö­be­rem Sti­le teil­neh­men an der Erden­bil­dung, so wahr ist das, was wir den luzi­fe­ri­schen Ein­fluß nen­nen, eine Kraft, ohne wel­che das Erden­wer­den nicht hät­te vor sich gehen kön­nen. Und wir müs­sen unter die die Erde kon­sti­tu­ie­ren­den Kräf­te die­sen luzi­fe­ri­schen Ein­fluß hin­zu­zäh­len. Nament­lich mor­gen­län­di­sche Schöp­fungs-berich­te ver­le­gen daher das Para­dies auch – nicht so fein, wie es in der Bibel geschieht – in den Umkreis der Erde, nicht auf den Erd­bo­den selbst, und sie fas­sen die Ver­trei­bung aus dem Para­die­se als ein Her­ab­stei­gen aus dem Erden­um­kreis auf die Erd­ober­flä­che auf.


Das, was als mate­ria­lis­ti­sche Haupt­sa­che beim Men­schen ange­se­hen wird (der Stoff­wech­sel), ist eine rein luzi­fe­ri­sche Tat, ist über­haupt nichts ande­res als das Pro­dukt einer Ver­schie­bung zwi­schen Ast­ral­leib und Äther­leib, so daß der Ast­ral­leib etwas abbe­kom­men hat an Tätig­keit durch Luzi­fer, wodurch er ein Über­ge­wicht erlangt hat über den Ätherleib.

Der Mensch war gar nicht dazu bestimmt, gro­be Nah­rungs­mit­tel auf­zu­neh­men. Wun­der­bar drückt uns die­se Tat­sa­che aus, daß durch die Ver­su­chung des Luzi­fer bewirkt wor­den ist, was wir nen­nen kön­nen die Ver­trei­bung aus dem Para­die­se. Denn im Para­die­se sein heißt nichts ande­res, als ein geis­ti­ges Wesen zu sein und nicht nötig zu haben, phy­si­sche Nah­rungs­mit­tel auf­zu­neh­men und sie in sich zu ver­ar­bei­ten. Das ist die Ver­trei­bung aus dem Para­die­se, was den weit­aus meis­ten, mate­ria­lis­tisch gesinn­ten Men­schen als die höchs­te Lust erscheint. So sehr haben sich die Men­schen ver­än­dert, daß sogar das Sein außer dem Para­dies für sie die größ­te Lust gewor­den ist. 


Wenn Sie sich nun vor­stel­len, daß die Ver­trei­bung aus dem Para­dies in Wahr­heit zurück­führt auf ein Her­ab­stei­gen aus dem Umkrei­se, dann haben Sie fast bis zur Wört­lich­keit geschil­dert, wie der Mensch durch sei­ne eige­ne Schwe­re her­ab­fällt aus dem Umkrei­se der Erde und zurück­las­sen muß die Kräf­te und Wesen­hei­ten, die die Wol­ken und den Blitz bil­den, die Che­ru­bi­me mit dem blit­zen­den Schwert. 


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Phy­si­scher Leib – Das ist eine Maya

Phy­si­scher Leib

Was da dem Men­schen ent­ge­gen­tritt, und was er für den phy­si­schen Leib hält, ist im Grun­de genom­men schon das Inein­an­der­wir­ken der vier Glie­der der mensch­li­chen Wesen­heit, phy­si­scher Leib, Äther­leib, Ast­ral­leib und Ich, und das Resul­tat, das gan­ze Ergeb­nis die­ses Zusam­men­wir­kens ist das, was sozu­sa­gen für die Augen sicht­bar, für die Hän­de greif­bar dem Men­schen entgegentritt. 

Wenn Sie den phy­si­schen Leib wirk­lich sehen woll­ten, so müß­ten Sie – ähn­lich wie man aus einer che­mi­schen Zusam­men­set­zung, die aus vier Stof­fen besteht, drei besei­tigt und einen zurück­be­hält – aus dem mensch­li­chen Wesen besei­ti­gen kön­nen Ich, Ast­ral­leib und Äther­leib; dann wür­den Sie zurück­be­hal­ten den phy­si­schen Leib.


Man muß sorg­fäl­tig unter­schei­den zwi­schen phy­si­schem Leib und mine­ra­li­schem Leib. Ein phy­si­scher Leib ist der­je­ni­ge, wel­cher von den phy­si­schen Geset­zen beherrscht wird, die man (aller­dings) gegen­wär­tig in dem Mine­ral­rei­che beob­ach­tet. Der gegen­wär­ti­ge phy­si­sche Men­schen­leib ist nun nicht bloß von sol­chen phy­si­schen Geset­zen beherrscht, son­dern er ist außer­dem noch durch­setzt von mine­ra­li­schem Stof­fe. Auf dem Saturn (bei­spiels­wei­se) äußer­ten sich die phy­si­schen Geset­ze nur durch Wär­me­wir­kun­gen. Und aus Wär­me­kör­pern besteht der gan­ze Saturn. Die­se Wär­me­kör­per sind die ers­te Anla­ge des gegen­wär­ti­gen phy­sisch-mine­ra­li­schen Men­schen­lei­bes. Die­ser hat sich aus jenem dadurch gebil­det, daß dem ers­te­ren sich die spä­ter erst gebil­de­ten gas­för­mi­gen, flüs­si­gen und fes­ten Stof­fe ein­ge­glie­dert haben. 


Der Äther­leib ist in jedem Men­schen ein Kämp­fer gegen den Tod, der zwi­schen Geburt und Tod die Tei­le des phy­si­schen Lei­bes, die sich fort­wäh­rend tren­nen wol­len, zusam­men­hält. Was ist in Wahr­heit des Men­schen phy­si­scher Leib? Das, was er nach eini­ger Zeit wird, wenn der Tod die Gestalt zer­stört hat: ein Häuf­lein Asche, das nur so künst­lich in sei­nen Tei­len hin­ein­ge­ord­net ist in den Äther­leib, daß das Gan­ze des Men­schen den Ein­druck macht, den es heu­te auf den Beschau­er ausübt. 


Das was man gewöhn­lich den phy­si­schen Leib des Men­schen nennt, ist eine Maya, ein Trug­ge­bil­de, und was wir in der Geis­tes­wis­sen­schaft bezeich­nen als den phy­si­schen Leib, das ist jene Gesetz­mä­ßig­keit, jener Geset­ze-Orga­nis­mus, der inner­halb unse­rer mine­ra­li­schen Welt den phy­si­schen Leib des Men­schen so schafft, wie das Kris­tal­li­sa­ti­ons­ge­setz des Quar­zes oder das des Sma­rag­des den Quarz oder Sma­ragd schafft. Die­se in der mine­ra­lisch-phy­si­schen Welt wirk­sa­me Men­schen­or­ga­ni­sa­ti­on, das ist eigent­lich der phy­si­sche Leib des Menschen. 


Es kommt dar­auf an, das Phy­si­sche nicht nur da zu erken­nen, wo es sich äußer­lich phy­sisch offen­bart. Das Phy­si­sche kann auch so vor­han­den sein, daß es nach außen die Form des Äthe­ri­schen, ja auch die­je­ni­ge des Astra­li­schen zeigt. Man muß eben unter­schei­den zwi­schen der äuße­ren Erschei­nung und der inne­ren Gesetz­mä­ßig­keit. Ein Phy­si­sches kann sich äthe­ri­sie­ren und astra­li­sie­ren, aber dabei in sich die phy­si­sche Gesetz­mä­ßig­keit behalten. 

So ist es (bei­spiels­wei­se), wenn der phy­si­sche Men­schen­leib auf dem (alten) Mon­de einen gewis­sen Grad sei­ner Voll­kom­men­heit erreicht hat, wird er ätherförmig. 


Das phy­si­sche mensch­li­che Auge ist ähn­lich einer foto­gra­fi­schen Kame­ra, denn wie in der Kame­ra ent­steht dar­in ein Bild der Umwelt. Wenn man nun von dem phy­si­schen Auge alles abzieht, was in der Kame­ra nicht ent­steht, dann hat man erst das Spe­zi­fi­sche des phy­si­schen Auges. So muß man auch von dem gan­zen phy­si­schen Kör­per alles abzie­hen, was nicht rein phy­sisch ist, dann hat man erst das, was man im Okkul­tis­mus den phy­si­schen Kör­per nennt. Die­ser kann unmit­tel­bar nicht leben, nicht den­ken, nicht füh­len. Da bleibt dann übrig ein sehr wei­se ein­ge­rich­te­ter äußerst kom­pli­zier­ter Auto­mat, ein rein phy­si­ka­li­scher Appa­rat. Die­sen allein gab es nur auf der Saturn­stu­fe des mensch­li­chen Daseins.


Inner­halb der Außen­welt muß der Leib als ein Zusam­men­hang von Kräf­ten und Stof­fen erschei­nen, der für sich besteht und in sich erklär­bar ist als ein Glied die­ser Außen­welt. Die Natur läßt die Pflan­ze ent­ste­hen; sie löst sie wie­der auf. Sie beherrscht (eben­so) den Men­schen­leib und läßt ihn inner­halb ihrer Wesen­heit ver­ge­hen. Stellt sich der Mensch mit einer sol­chen Betrach­tung der Natur gegen­über, so kann er sich und alles, was in ihm ist, ver­ges­sen, und sei­nen Leib als Glied der Außen­welt an sich emp­fin­den. Denkt er so über sein Ver­hält­nis zu sich und zur Natur, so erlebt er an sich, was man sei­nen phy­si­schen Leib nen­nen kann.


Wir betrach­ten die­sen phy­si­schen Men­schen­leib nur dann rich­tig, wenn wir sagen, daß er sich so weit erstreckt wie die Ver­wandt­schaft des Men­schen mit dem um ihn her­um lie­gen­den mine­ra­li­schen Reich. Nur müs­sen Sie sich klar­ma­chen, daß die­ses Glied der mensch­li­chen Wesen­heit am aller­we­nigs­ten von dem übri­gen Kos­mos abge­son­dert betrach­tet wer­den kann. 

Die Kräf­te, die im phy­si­schen Leib wir­ken, wir­ken vom Kos­mos her­ein. Wer die Sache durch­schaut, emp­fin­det dies so, wie er etwa die Natur eines Regen­bo­gens erlebt. Wenn ein Regen­bo­gen ent­ste­hen soll, muß eine ganz bestimm­te Kon­stel­la­ti­on da sein von Son­nen­lichtsver­brei­tung, von Regen­wol­ken und so wei­ter. Sie kön­nen den Regen­bo­gen nicht weg­neh­men, wenn die Kon­stel­la­ti­on zwi­schen Regen­wol­ken und Son­nen­schein eine ent­spre­chen­de ist. Der Regen­bo­gen ist also eine Art von Kon­se­quenz, ein Phä­no­men, das von außen zusam­men­ge­scho­ben wird. 

So ist auch der phy­si­sche Leib wie eine Art von blo­ßem Phä­no­men. Die Kräf­te, die den phy­si­schen Leib zusam­men­hal­ten, müs­sen Sie in der gan­zen übri­gen Sie umge­ben­den Welt suchen. Die Kräf­te, die die­ses Phä­no­men zusam­men­set­zen, lie­gen in einer sehr hohen geis­ti­gen Welt (sie­he: Deva­chan).


Eigent­lich phy­si­sche Kräf­te drü­cken sich beim Lei­