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Abendmahl – Diese 12 Leiber waren nichts anderes als das, was er in sich trug als die Glieder seines Leibes

Abendmahl GA 96

GA 96, Seite 289f

„So gab es im ganzen Altertum der vorchristlichen Zeit Eingeweihte des Geistes, in denen der Sohn, der Christos, innerlich erwacht war. Nicht bis in den physischen Leib hinein war dieser Christos gedrungen, aber er war erwacht innerhalb des Ätherleibes. Als Äthermenschen waren sie unsterblich geworden, diese Eingeweihten.

Eines der großen bedeutsamen Bilder innerhalb der Mysterien des Geistes muß ich Ihnen schildern, wenn Sie verstehen wollen die Mysterien des Sohnes. Ich muß schildern, wie der, welcher dreieinhalb Tage im Schlafe lag (also eingeweiht wurde), umgeben wurde von 12 Menschengestalten, mit denen er zusammen wie um eine Tafel saß. Und als was müssen sie erscheinen einem jeden, der als Eingeweihter die Erlebnisse der höheren Welt erlebt hatte? Vor einem solchen waren 12 seiner Inkarnationen aufgetreten, 12 seiner verschiedenen Leiber, durch die er selbst durchgegangen war. 

Diese 12 Leiber waren nichts anderes als das, was er in sich trug als die Glieder seines Leibes. In okkulter Beziehung teilt man den menschlichen Leib in 12 Glieder, und diese sollen nichts anderes sein als die Wiedergabe von 12 Inkarnationen, durch die der Mensch allmählich gereinigt wird und zu einer höheren Stufe der Vollkommenheit hinaufgeführt wird. So fühlte sich der Mensch umgeben von den Gestalten, durch die er einst selbst hindurchgegangen ist, und er sagte sich: Die Gestalt, die du früher getragen hast, sie lebt in einem deiner Glieder; in einem andern lebt die zweite Gestalt, in einem andern die dritte und so weiter. So umgeben sie dich, wie bei einer Mahlzeit die Gäste den Gastgeber. 

Das war ein Bild, das vor eines jeden Seele in den Mysterien des Geistes zu sehen war. Derjenige der den Abschluß machte das war der Menschensohn, der nicht mehr der Sohn einer Familie, eines Stammes, eines Volkes ist, sondern der Sohn der ganzen Menschheit. Die höchste Vollkommenheit unter den Zwölfen hatte eigentlich der Dreizehnte. Und weil er außerhalb seines irdischen Selbstes war, sah er sich als den Dreizehnten. Das Ostermahl, das der Christus mit den Zwölfen begeht, soll auf dem physischen Plan die Wiederholung dessen sein, was so und so oft die Eingeweihten des Geistes auf dem höheren Plane erlebt haben.“

Abraham – Stammvater des hebräischen Volkes

Abraham

Diese Initiationsschulen schickten aus ihrer Mitte den Begründer der vierten Unterrasse aus, die in ihrem Schoße sich lange vorbereitet hatte. Das ist diejenige Persönlichkeit, welche die Bibel Abraham nennt; sie stammt aus Ur in Chaldäa und ist herausgebildet wie ein Extrakt der drei alten Kulturen. 

Aus den drei alten Kulturen wird durch Initiation der jüdischen Patriarchen diese vierte Kultur, das Urjüdische abgeleitet, von welchem dann tatsächlich alles herstammt, was wir als vierte Unterrasse haben, denn es gehören dazu auch die althellenische und altrömische Kultur.


Alles das, was der Menschheit anerzogen wird, muß immer seinen Ausgangspunkt nehmen von einer Individualität. Fähigkeiten, die dann Fähigkeiten einer großen Anzahl von Menschen werden sollen, müssen sozusagen zuerst bei einem Menschen anfangen.


In dem Stammvater des hebräischen Volkes, in Abraham, war auch tatsächlich eine solche Individualität auserlesen, daß dessen Leiblichkeit ein geeignetes Instrument war für das urteilende Denken.


Damit sollte jene Kultur eingeleitet werden, deren Früchte noch heute unserer ganzen westlichen Kultur und Zivilisation einverleibt sind. Jenes kombinatorische Denken, die mathematische Logik, wurde durch Abraham eingeleitet; ihn sah man bis ins Mittelalter hinein in gewissem Sinne als Vertreter der Arithmetik an. Die ganze Anlage seines Denkens war eben eine solche, die Welt nach dem Verhältnis von Maß und Zahl anzusehen.


In einer talmudischen Legende wird uns der Vater des Abraham geschildert als ein Feldherr jener sagenhaften, aber wiederum wirklichen Persönlichkeit, die in der Bibel als «Nimrod» bezeichnet wird. Und auf Grund eines Traumerlebnisses wird der Sohn seines Feldherrn dem Nimrod angekündigt von denen, die die Zeichen der Zeit verstehen, als eine Wesenheit, die viele Könige und Herrscher entthronen werde. Nimrod fürchtet sich davor und befiehlt, daß der Sohn seines Feldherrn getötet werde. Das erzählt (uns) die Legende; das bestätigt uns die okkulte Forschung. Der Vater des Abraham ergreift eine Ausflucht und zeigt ein fremdes Kind dem Nimrod vor. Das eigene Kind aber, Abraham, wird in einer Höhle auferzogen. Und die Tatsache, daß wirklich Abraham der erste ist, der durch jene Kräfte, die sonst für die äußeren hellseherischen Fähigkeiten Verwendung fanden, jetzt im Inneren jene organisatorische Kraft entwickelt, die zum inneren Gottes-Bewußtsein führen soll, diese Umkehrung der ganzen Kraftsumme wird angedeutet in der Legende dadurch, daß das Kind während der drei Jahre, wo es in der Höhle erzogen wird, Milch saugt durch Gottes Gnade aus seinem eigenen Finger der rechten Hand.


Die Leiblichkeit des Abraham war so, daß dieser den Jahve als den die Welterscheinungen draußen durchlebenden und durchwebenden Gott verstehen konnte.


Abraham hatte zuerst das Organ in sich veranlagt, ein Jahvebewußtsein zu erwerben. Aber er mußte wissen, daß der Gott, der sich in seinem Inneren ankündigen konnte den physischen Erkenntniskräften, mit derselben Stimme spricht, mit welcher der ewige, alles durchwebende Gott der Mysterien spricht.


Die Aufgabe, die in Abraham repräsentiert wird, ist, in das Menschliche hereinzutragen alles das, was draußen verehrt wurde; Eingeweihte zu schaffen, die einen großen Wert legen auf das Menschliche, um Persönlichkeitskulte zu begründen. Daher treten persönliche Eigenschaften bei den jüdischen Patriarchen auf. Mit List und Verschlagenheit geht es eigentlich her.


Da aber das Denken an das physische Gehirn gebunden war, wie konnte es da Gemeingut werden? Nur durch Vererbung. Das heißt, es mußte geradezu von dieser Individualität ein Volk ausgehen, in dem sich vererbte diese besondere Eigentümlichkeit.


Abraham bekam die Verheißung: Deine Nachkommen sollen geordnet sein wie die Sterne am Himmel.


Abraham mußte eine Nachkommenschaft haben, die weiterbaute jene eigenartige Konstitution des physischen Leibes. Es mußte nun selbständig von dem Menschen der Aufbau des physischen Leibes in die Hand genommen werden, damit das weitergeführt wurde, was bislang die Götter getan haben, und zwar durch viele Generationen hindurch mußte dies geschehen. Es mußte ein den Jahve verstehendes Gehirn sich durch die physische Vererbung erhalten. Der Bund des Jahve mit Abraham sollte auch auf die Nachkommen übergehen. Dazu aber gehörte eine ungeheure Hingebung der Individualität des Abraham an den Jahve. Abraham hat es so weit gebracht in der Hingabe, daß er seinen Sohn Isaak hingeopfert hat; sein Wille war es. Und er bekam den Isaak wieder zurück, von Jahve selber zurück, das heißt Abraham geht so weit, die Mission, die er hat, nicht durch sich auf die Nachwelt weiter zu übertragen, sondern sie als Gabe des Jahve in seinem eigenen Sohn zu empfangen.


An Stelle des Isaak wurde geopfert ein Widder oder ein Lamm. Was heißt das ? Die letzte Gabe aus der geistigen Welt, die noch verbleibt, wenn alle früheren verdunkelt sind, wird in der mystischen Symbolik durch den Widder bezeichnet. Die beiden Widderhörner bedeuten; das Opfer der zweiblätterigen Lotusblume.


In Abraham ist ein solcher Mensch ausgewählt worden, der so organisiert war, daß im rechten Zeitmomente aus seinen Nachkommen der Jesus von Nazareth herausgeboren werden konnte. Dazu aber mußte das, was erst Anlage bei Abraham war, entwickelt werden. Wir müssen uns darüber klar sein, daß zur Entfaltung dieser Anlagen nötig war, daß immer einiges ausgestoßen wurde. Abraham hatte zwei Söhne, Isaak und Ismael. Von Isaak stammt das althebräische Volk ab. In Abraham waren aber noch andere Eigenschaften, diese mußten hinausgestoßen werden in eine andere Nachkommenschaft, in die Ismaels, den Sohn der ägyptischen Magd Hagar.


An der Stelle, wo von der Begegnung des Abraham mit Melchisedek die Rede ist (siehe unten), verbirgt sich überhaupt ein tiefes Geheimnis für die Entwickelung der Menschheit.


Wer diese Stelle versteht, der weiß, daß Abraham, der der Führer seines Volkes werden sollte, in diesem Momente gleichsam initiiert wurde – wenn auch nicht vollbewußt, wie es in späteren Initiationen der Fall ist – in bezug auf das Verständnis desjenigen Göttlichen, das in alle menschlichen Seelen hineinspielen kann.


Einem solchen Menschheitsführer, wie dem Abraham, war es gegeben, in der Begegnung mit Melchisedek, oder Malek-Zadik, sich die Kräfte für die Sonnen-Sphäre anzueignen. Die geistigen Augen des Abraham wurden vollständig aufgetan für das Akasha-Bild des Christus in der Sonnen-Sphäre.

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Adam (bedeutet) der aus Erde gebildete.

Adam

Adam (bedeutet) der aus Erde gebildete.


In der alten Priestersprache des Hebräischen ist der Ausdruck Adam zusammenfallend mit unserem Ausdruck «der Mensch». Dieser Ausdruck rief in der Seele eines althebräischen Weisen eine Vorstellung hervor, die wir in der deutschen Sprache etwa wiedergeben können mit dem Wort «der Erdige». 

So wie Wasser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am 6. Schöpfungstage (siehe: Biblische Schöpfungsgeschichte) durch das Werk der Elohim den seelisch-geistigen Menschen als erstarrend, gleichsam sich verdichtend zum Erdenmenschen vorzustellen. Was bereitet sich denn in der allerersten Anlage vom Menschen vor, wenn uns die Genesis berichtet, daß durch kosmisches Sinnen die beiden Komplexe des sich innerlich Regenden und des sich äußerlich Offenbarenden entstehen? Wenn der Geist der Elohim webt, brütet durch diese Komplexe, was bereitet sich da vom Menschen vor? 

Das was wir nennen können die Empfindungsseele, das, was wir heute als ein Innerliches anzusehen haben, das bereitet sich vor im Sinne der Genesis am sogenannten 1. Schöpfungstage bis zu dem Moment, wo es heißt: «Es werde Licht, und es ward Licht». Da also, wo im Umkreise der Erde die Elohim und ihre dienenden Wesenheiten ihre Arbeiten entfalten, da, wo ein geistig-seelisches Wesen webt, da haben wir, so wie heute etwa die Wolken im Luftkreise, ein Geistig-Seelisches vom Menschen in dieser geistig-seelischen Atmosphäre zu sehen, und zwar zunächst die Empfindungsseele des Menschen. 

Dann schreitet die Entwickelung des Menschen vor und wir haben, wenn wir den Menschen weiter verfolgen, das zu suchen, was wir Verstandes- oder Gemütsseele nennen. Die Empfindungsseele schreitet zur Verstandesseele vor, und wir haben im Umkreis der Erde diese gleichsam seelische Verdünnung der Empfindungsseele zur Verstandes- oder Gemütsseele am 2. Schöpfungstage. 

Da also, wo der Klangäther (siehe: Ätherarten) einschlägt in das Erdenwerden, wo sich die oberen Stoffmassen von den unteren trennen, da gehört der oberen Sphäre, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Empfindungsseele und der Verstandesseele der Anlage nach vorhanden ist.


Am 3. Schöpfungstag haben wir uns zu denken, daß sich unten auf der Erde durch die Einwirkung des Lebensäthers (siehe: Ätherarten) herausentwickelt das Grüne, das Pflanzenhafte artgemäß. Die Erde treibt aus sich hervor, freilich nur so, daß es übersinnlich wahrnehmbar werden kann, die Grundlage des Pflanzenlebens, und oben webt im Äther das, was wir als die Bewußtseinsseele in Verbindung mit Empfindungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele zu bezeichnen haben. 

So webt im Umkreise des Erdenwerdens der seelisch-geistige Mensch. Er ist wie in der Substanz der verschiedenen geistigen Wesenheiten darinnen. Es ist so, wie wenn er als Organ innerhalb der Elohim, der Archai und so weiter sich bildete, in deren Leibern als Glied derselben vorhanden wäre. Daher ist es natürlich, daß uns erzählt wird von diesen Wesenheiten, denn nur sie sind eigentlich Individualitäten in dieser Zeit des Erdenwerdens; denn mit dem Schicksal dieser Wesenheiten wird auch das Schicksal der menschlichen Anlage geschildert.


Am sogenannten 4. Schöpfungstag umkleidet sich das, was früher geistig-seelisch da war, mit den Gesetzen und Kräften des Astralleibes. An diesem 4. Schöpfungstage müssen die Sterne, die astra, im Umkreise der Erde ihre Tätigkeit entfalten. Das erzählt uns auch die Genesis. Dieser Astralleib war nicht so, wie heute unser Astralleib in der Nacht ist, aber seine Gesetze waren dieselben.


Es geschieht die Verdichtung des Menschen bis zum Ätherleib in derjenigen Zeitepoche, die wir in der Bibel den 5. Schöpfungstag nennen. Das, was wir heute als des Menschen physischen Leib bezeichnen, das entsteht zu jener Zeit, die in der Genesis als der 6. Schöpfungstag bezeichnet ist. Also den Menschen im dichten Fleisch zu suchen an diesem Schöpfungstage, das darf nimmermehr sein. Wir dürfen ihn als Erdenwesen suchen, wir müssen ihn jetzt sogar im Physischen suchen, aber nur in der feinsten physischen Manifestation, als Wärmemensch.


Stellen Sie sich von diesem Menschen, der Sie heute sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wärme pulsiert, dann haben Sie das, was damals entstand, als die Elohim das schöpferische Wort sprachen: «Lasset uns den Menschen machen». Und der nächste Verdichtungszustand kommt erst nach den Schöpfungstagen. Das Einströmen dessen, was Jahve-Elohim geben konnte, der Luft, das kommt erst, nachdem dieser 6. Schöpfungstag war. 

Das Paradies war erhaben über dem Erdboden, sozusagen in Wolkenhöhen, und der Mensch war noch ein wärmehaft-gasiges Wesen. Wie ist nun der Mensch sozusagen aus dem Umkreise auf den Erdboden herabgelangt, wie ist die weitere Verdichtung geschehen? Da kommen wir zu dem, was wir den luziferischen Einfluß nennen. Das, was wir heute mit dem Ausdruck Egoismus bezeichnen, dieses innerlich in sich Abgeschlossen-sein-Wollen, dieses Darauf-Schauen, daß man womöglich innerlich behaglich sich fühlt, das drang mit dem luziferischen Einfluß in den Menschen ein. 

Die Folge davon war, daß der Luftwärmeleib des Menschen zusammengezogen wurde, weiter zusammengedichtet wurde. So daß wir sagen können: Das Vor-Luziferische des Menschen ist in dem elementarischen Dasein von Wärme und Luft enthalten, und in das Flüssige und in das Feste des Menschen hat sich hineingeschlichen der luziferische Einfluß. Und es ist gar nicht eigentlich bildlich gesprochen, sondern bezeichnet ziemlich klar, ziemlich richtig den Tatbestand, wenn ich sage: Durch diese Zusammenpressung des Menschenleibes wurde der Mensch schwer und sank herunter aus dem Umkreise auf den Erdboden. Das war der Austritt aus dem Paradies.


Er muß zurücklassen die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Cherubime mit dem blitzenden Schwert.


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Ahnenkult war die Verehrung der Zeitgeister, der Archai

Ahnenkult GA 172

(Lit.: GA 172, S. 200ff)

„Ahnenkulte gründeten sich nicht etwa, wie die heutige oberflächliche Wissenschaft glaubt, darauf, daß die Leute sich einbildeten, sie müßten zu einem Vorfahren hinaufschauen, sondern die ältesten Ahnenkulte waren durchaus so, daß die Menschen in gewissen Zeiten ihres Lebens eine unmittelbare Anschauung des Ahnen hatten.

Derjenige, der hinaufblickte zu einem Ahnen-Gott, kam in gewissen Zeiten seines Lebens, in Zuständen zwischen Wachen und Schlafen, wie sie ja in der älteren Menschheitsentwickelung durchaus vorhanden waren, dazu, mit dem, was er als seinen Ahnen verehrte, wirklich zusammenzusein. Der Ahne erschien ihm nicht bloß in einem Traume, sondern in einer traumhaften Vorstellung, die etwas Reales bedeutete für ihn. Und diejenigen Menschen gehörten zusammen zu einem Ahnendienst, denen eben ein gemeinschaftlicher Ahne erschien. Dasjenige, was die Menschen im Geiste schauten, war allerdings eine ins Erhabene hinaufgesteigerte Menschengestalt; aber hinter dieser Menschengestalt verbarg sich noch etwas ganz anderes.

Will man erkennen, was sich eigentlich hinter dieser Geistgestalt verbarg, so muß man sich das Folgende vor Augen führen: Der Ahne war einmal gestorben; er ging von der Erde ab als eine, wie gesagt, hochangesehene Persönlichkeit, die viel Gutes gewirkt hatte für eine menschliche Gemeinschaft. Der Ahne war durch die Pforte des Todes gegangen, war also, während die Menschen zu ihm aufsahen, auf dem Wege zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Was von dem Ahnen sahen denn da die Menschen, wenn sie zu ihm aufblickten?

Wir wissen ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet, so ist er noch eine kurze Zeit in seinem Ätherleib; dann wird dieser Ätherleib abgelegt. Aber das Ablegen bedeutet, daß der Ätherleib in die geistigen Welten, in die Ätherwelt übertritt. Der Mensch in seinem Ich und seinem astralischen Leib entwickelt sich weiter; der Ätherleib geht über in die Ätherwelt. Da der betreffende Mensch Konsistentes getan hatte auf Erden, blieb die Erinnerung des Ätherleibes lange. Den Ätherleib ihres Ahnen nahmen die Leute in ihrem alten atavistischen, traumhaften Hellsehen wahr, verehrten dasjenige, was sich ihnen offenbarte durch diesen Ätherleib.

Aber zwischen dem Tod und einer neuen Geburt kommt dieser Ätherleib in Berührung mit den Geistern der höheren Hierarchien, vor allen Dingen mit den Geistern aus der Hierarchie der Archai, der Zeitgeister. Und weil der Betreffende eine für die Menschheitsentwickelung bedeutsame Persönlichkeit war, so verband er sich mit dem Zeitgeist, der die Menschheitsentwickelung um ein Stück vorwärtsbrachte.

Dasjenige, was sich durch dieses, sagen wir meinetwillen, Gespenst der Vorfahren kundgab, das war im Grunde genommen der Zeitgeist, einer der Zeitgeister, so daß die älteste religiöse Kultverehrung dem
Zeitgeist dargebracht wurde. Überall, wo wir zurückgehen bis in die Zeiten, die noch als graue Zeiten die Geschichte sehen kann, finden wir, daß die Menschen verehrten die ätherischen Leiber ihrer Vorfahren als Offenbarungsmittel der Zeitgeister.

Also indem wir zu den Ahnenkulten zurückgehen, haben wir die Verehrung der Zeitgeister, der Archai.

 

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Ahriman – Er ist ein Wissender, ein Weiser des Todes. Er ist daher auch der Herr des Intellektes

Ahriman

GA 107, S. 247

„In diesem zweiten Glied der menschlichen Seele, der Verstandesseele, also in dem umgearbeiteten Stück des Ätherleibes, da hat sich festgesetzt Ahriman. Da ist er drinnen und führt den Menschen zu falschen Urteilen über das Materielle, führt ihn zu Irrtum und Sünde und Lüge, zu allem, was eben aus der Verstandes- oder Gemütsseele kommt. In alledem zum Beispiel, daß der Mensch sich der Illusion hingibt, mit der Materie sei das Richtige gegeben, haben wir Einflüsterungen des Ahriman, des Mephistopheles zu sehen.“

GA 211, S. 111

„Er ist ein Wissender, ein Weiser des Todes. Er ist daher auch der Herr des Intellektes.“


Das Licht ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis, was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur, die Finsternis ist willensartiger Natur.


Religiöse Darstellungen sind ja, wie wir wissen, oftmals aus alten, heute überholten geisteswissenschaftlichen Anschauungen hervorgegangen. Und Petrus nennt nicht mit Unrecht gerade Ahriman den herumschleichenden Löwen, der zu verschlingen sucht, wen er nur erhaschen kann. Aus diesem Grund nennt Petrus den Ahriman so, weil in der Tat Ahriman im Verborgenen, das heißt, im Unterbewußten der menschlichen Natur herumschleicht und dadurch sein Weltenziel zu erreichen strebt, daß er die unterbewußte Kraft des Menschen an sich heranlotst, um mit ihr in der Weltenentwickelung geistig andere Ziele zu erreichen, als sie in der geradlinigen Menschenströmung selbst liegen.


Dadurch aber, daß der Mensch ins mineralische Reich hinuntergedrängt worden ist, daß die Elohim ihm eine Selbständigkeit gegeben haben, aber diese Selbständigkeit doch wieder keine volle Selbständigkeit ist, denn er durchlebt sie schlafend in seinem Willen und in seinem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, dadurch haben andere Geister den Zutritt. Diese schleichen sich gewissermaßen in die Evolution hinein. 

Sie sind die zurückgebliebenen Elohim, die waren im Kosmos dabei bei den Elohim und wollten nur den Menschen nicht ganz auf die Erde herunterlassen (siehe: Luzifer). Er ist aber nun auf die Erde heruntergekommen durch die Elohim. Da kommen nun von auswärts andere Geister. Wir finden sie, wenn wir den okkulten Blick richten auf die Scharen der CherubimeSeraphime und Throne. Von diesen Geistern, die eigentlich dieser Artung (also der 1. Hierarchie) angehören, sind auch einzelne zurückgeblieben. Sie sind nicht in diese Scharen hineingekommen, sie sind «nur» Geister der Weisheit, Kyriotetes geworden. 

Diese geistigen Wesenheiten zeigen sich so, daß man von ihnen sagen kann: sie möchten eigentlich in der Erde eine ganz neue Schöpfung beginnen, sie möchten den Erdenmenschen so recht konservieren. Wie er im Mineralreich durch die Elohim verkörpert ist, so möchten sie ihn als einen Anfang nehmen und von diesem Anfang an möchten sie weiterführen die Entwickelung. Sie möchten alle Vergangenheit auslöschen. Reißen wir den Menschen weg von den Elohim, sie brauchen ihn ja nicht, und fangen wir eine neue Evolution an. Lassen wir ihn das Anfangsglied sein, damit er dann weiter und weiter lebt.

Diese ahrimanischen Wesenheiten, wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf der Erde errungen hat. Mit der Erde soll eine neue Evolution beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann (soll) die Sonne kommen und so weiter. 

Diese ahrimanischen Wesenheiten stürmen ins Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, in das Stoffwechsel-Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind diejenigen geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Mond her mitgebracht hat zerstören, möchten, daß die Tierwelt verschwinde, daß die physische Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, daß vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich, daß die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus lauter Maschinen.


Diejenigen Wesenheiten, die eigentlich Geister der Form sind, Exusiai, aber sich als Archai, als Urkräfte maskieren, die wären also eigentlich nach ihrer Wesenheit bestimmt für das Raumlose. Aber sie treten in den Raum ein, sie wirken im Raume. Das ist der eigentliche ahrimanische Charakter, daß geistige Wesenheiten, die durch ihre Wesenheit bestimmt sind, raumlos zu sein, vorgezogen haben, im Raume zu wirken. 

Dadurch entsteht im Raume die Möglichkeit, so zu gestalten, daß die Gestaltung nicht aus dem Raumlosen direkt hereinstrahlt, sondern daß das Räumliche im Räumlichen wieder abgebildet wird, das eine durch das andere im Raume. Wir alle sind in gewisser Beziehung Gestalten aus dem Raumlosen heraus, insofern wir uns nicht gleichen. Aber dennoch gleichen wir uns; namentlich wenn wir blutsverwandt sind. Wir gleichen uns, weil es auch geistige Wesenheiten gibt, die das Räumliche nach dem Räumlichen bilden. Wir gleichen uns, indem ahrimanische Kräfte uns durchziehen. Das Eintreten von gewissen Geistern der Form, Exusiai in den Raum gibt Veranlassung zum Ahrimanischen.


In der physischen Welt herrschen die Geister der Form, und sie teilen diese Herrschaft mit Ahriman.


Man sagt Ahriman, denn wenn es auch Scharen in der Gefolgschaft des Ahriman gibt, Ahriman stellt sich selbst als eine Einheit dar, weil er nach Einheit strebt.


Wäre nicht die ahrimanische Illusion da, die durch Kräfte entsteht, welche aus dem Raumlosen in das Räumliche eintreten, dann würde der Mensch durchschauen, wie niemals auf seine Wesenheit die Kräfte Einfluß gewinnen können, die im Stofflichen verankert sind. Die Behauptung, daß im Stofflichen Kräfte verankert sind, die im Menschen weiterwirken können, diese Behauptung ist eine rein ahrimanische, und der sie tut, erklärt Ahriman zu seinem Gott, auch wenn er es nicht ausspricht.


Diese Gegnerschaften (Ahriman und Luzifer) haben sich die guten Götter einst selber geschaffen, allerdings in einer vorigen Zeit, damit auf diese Weise sie ihre volle Kraft einsetzen können für diejenige Entwickelungsrichtung, damit da die Freiheit hineinkommen kann, damit der Mensch nicht durch äußere Anordnung der Formen zu einer unfreien Liebe kommen kann, haben sie das luziferische und ahrimanische Element aufgenommen, damit der Mensch von innen heraus zu einer Einheitlichkeit des Menschennamens über die ganze Erde hin kommen kann, von innen heraus. 

Sie haben erst die Menschen, ich möchte sagen, zersplittern lassen durch die Gegnerschaft, damit sie ihnen dann, nachdem die Leiblichkeit zersplittert war, in der Geistigkeit, in dem Christus, wiederum die Einheit geben konnten.


Ahriman hat sich in urferner Vergangenheit als selbständige kosmische Macht neben die göttlich-geistigen Mächte hingestellt. – Nun steht er in der Gegenwart zwar räumlich in der Welt darinnen, der der Mensch angehört, aber er entwickelt mit den rechtmäßig dieser Welt angehörenden Wesen keinen Kräftezusammenhang. Nur da die Intellektualität, von den göttlich-geistigen Wesen losgelöst, an diese Welt herankommt, findet Ahriman sich mit dieser Intellektualität so verwandt, daß er sich auf seine Art durch sie mit der Menschheit verbinden kann. 

Denn er hat, was der Mensch in der Gegenwart wie eine Gabe aus dem Kosmos erhält, schon in urferner Zeit mit sich vereinigt. Ahriman würde, wenn es ihm gelänge, was in seiner Absicht liegt, den der Menschheit gegebenen Intellekt ähnlich seinem eigenen machen. – 

Nun hat Ahriman sich die Intellektualität in einer Zeit angeeignet, als er sie nicht in sich verinnerlichen konnte. Sie blieb eine Kraft in seinem Wesen, die mit Herz und Seele nichts zu tun hat. Als kaltfrostiger, seelenloser kosmischer Impuls strömt von Ahriman die Intellektualität aus. Und die Menschen, die von diesem Impuls ergriffen werden, entwickeln eine Logik, die in erbarmungs- und liebeloser Art für sich selbst zu sprechen scheint – in Wahrheit spricht eben Ahriman in ihr –, bei der sich nichts zeigt, was rechtes, inneres, herzlich-seelisches Verbundensein des Menschen ist mit dem, was er denkt, spricht, tut.


Ahriman möchte in seinem Gange aus der Zeit den Raum erobern, er hat Finsternis um sich, in die er Strahlen des eigenen Lichtes sendet; er hat um so stärkeren Frost um sich, je mehr er von seinen Absichten erreicht; er bewegt sich als Welt, die sich ganz in ein Wesen, das eigene, zusammenzieht, in dem er sich selber nur bejaht durch Verneinung der Welt; er bewegt sich, wie wenn er die unheimlichen Kräfte finsterer Höhlen der Erde mit sich führte.

Wenn der Mensch in Freiheit wirken will bei Entfaltung des Egoismus, wenn ihm Freiheit wird das stolze Gefühl, sich selber in der Handlung zu offenbaren, dann steht er vor der Gefahr, in Ahrimans Gebiet zu gelangen.


In dem Augenblick, wo Sie an den Raum denken – auch nur in der Abstraktheit, wie die Gegenwart an den Raum denkt –, in dem Augenblicke, wo Ihr Geist sich mit dem Raumgedanken erfüllt, stecken Sie mit Ihrer Seele in einer geistigen Region drinnen, wo Ahriman einen mächtigen Kampf kämpft gegen andersgeartete Hierarchien.


Nach den Stofflern (die Materialisten) ist der Raum leer, und da drinnen, da wackeln die Atome herum. Das Ganze beruht auf Täuschung. Die Atome sind nämlich Blasen vor der imaginativen Erkenntnis, und da, wo der leere Raum ist, da ist die Wirklichkeit; und die Atome bestehen gerade darin, daß sie zu Blasen aufgetrieben sind. 

Da ist gerade nichts, gegenüber ihrer Umgebung, wie in einer Mineralwasserflasche die Luftperlen: es ist nichts im Wasser, wo die Perlen sind, aber man sieht doch die Perlen. So sind die Atome Blasen. Da ist der Raum hohl, da ist nichts drinnen. In diesen Blasen drinnen ist die Substanz des Ahriman, da steckt er drinnen, da ist er eigentlich in seinen einzelnen Teilen drinnen. Das ganze Atomsystem ist ahrimanische Substantialität. Wir müssen an diejenigen Stellen des Raumes, wohin die Stoffler ihren Stoff setzen, den Ahriman setzen.


Wenn wir auf der einen Seite sehen, daß auf dem Monde Wesenheiten zurückblieben in ihrer Entwickelung (siehe: Luzifer), um auf der Erde einzugreifen in das menschliche Leben, dann kann es uns erklärlich erscheinen, daß auch auf der alten Sonne Wesen zurückgeblieben sind, die dann auf dem Mond eine ähnliche Rolle gespielt haben wie die luziferischen Wesenheiten jetzt auf der Erde. 

Im Inneren der Angeloi spielte sich auf dem alten Monde ein ähnlicher Kampf ab wie der luziferische Kampf in unserer eigenen Wesenheit. Ahriman war es, der sozusagen der Versucher in der Brust der Angeloi war, und er wirkte in ihnen. Durch ihn sind die Angeloi das geworden, was sie dann geworden sind und sie haben das, was sie durch Ahriman geworden sind, ebenso herübergebracht (in die Erdentwickelung) wie das was sie im Guten erreicht haben.


Nun gibt es Wesenheiten, welche, als sich der Mond von der Erde abgespalten hat (siehe: Erdentwickelung), es verschmäht haben, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Reise nach dem Monde zu machen mit den Jahve-Wesenheiten, und die im Bereich des Irdischen geblieben sind. Wenn wir den Mond anschauen, können wir sagen: das ist der äußere physische Abglanz alles dessen, was in rechtmäßiger Weise teilnimmt an der Weltenordnung als Jahve-Wesenheit. – 

Aber wenn wir kennenlernen, was innerhalb der Oberfläche der Erde, sowohl in der festen Erde wie im Wäßrigen, sich abspielt, so haben wir Wesenheiten, die es verschmäht haben, ihren Wohnsitz auf dem Monde aufzuschlagen, die auf der Erde ihren Wohnsitz unrechtmäßigerweise aufgeschlagen haben. Diese Wesen, die, man möchte sagen, einem anderen Zeitalter angehören, die nicht mitgegangen sind, als das Irdische durch den Mond und durch die Venus und so weiter kosmisch geworden ist, haben nun auf den schlafenden Menschen ebenso einen Einfluß wie die kosmischen Wesen selber, aber sie haben einen unheilvollen Einfluß. 

Das ist in der Tat das Erschütternde, das furchtbar Schmerzliche, das die Initiation gibt, daß man dadurch Dinge kennenlernt, jenseits der Schwelle des gewöhnlichen Bewußtseins, die für den Menschen keineswegs etwas Ungefährliches darstellen.


Der Mensch ist wirklich diesen Wesen ausgesetzt, die ihm in seinem Schlafzustande durchaus einreden, daß das Gute böse und das Böse gut ist. Denn die irdisch-moralische Ordnung ist an den menschlichen ätherischen Leib gebunden, und seine moralischen Errungenschaften läßt der Mensch eigentlich, wenn er schläft im Bette zurück. 

Er geht zunächst nicht ausgerüstet mit seinen moralischen Qualitäten in den Schlafzustand hinüber. Diese widerrechtlich auf der Erde wohnenden Mond‑, Venus und Merkurwesenheiten – die ahrimanischen Wesenheiten versuchen nun, aus dem Erdenäther den Menschen eigentlich in jedem Schlafzustande einen Ätherleib zu geben. Es gelingt ihnen eigentlich fast nie. 

In seltenen Fällen (bei Leuten die in späteren Inkarnationen einen Doppelgänger neben sich hatten zum Beispiel Papst Alexander VI. Borgia), ist es ihnen gelungen, aber es gelingt ihnen eigentlich fast nie. Würde es solch einem ahrimanischen Wesen wirklich gelingen, dem Menschen so stufenweise, wenn er immer wieder und wieder schläft, einen ganzen Ätherleib hineinzubringen, so würde der Mensch nach dem Tode, wenn er in seinem ätherischen Leibe ist, sich im Ätherleibe erhalten können. Der Ätherleib löst sich sonst ja in wenigen Tagen auf. 

Es würde nach und nach so ein ätherisches Menschengeschlecht entstehen, dann würde die Erde dadurch konserviert werden können.


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Akasha – Das Erste, woraus alles andere hervorging, ist die unmanifestierte Gottheit.

Akasha

Das Erste, woraus alles andere hervorging, ist die unmanifestierte Gottheit. Aus dieser ging dann hervor das Zweite, das Leben oder auch die unmanifestierte schöpferische Substanz. Dieses Leben geht dann hindurch durch die mannigfaltigsten Formen und wird benannt in den Formen Akasha oder Mahat.

Dieses Akasha oder Mahat enthält alles, was es an Formen des Lebens in der Welt gibt. Die ganzen Hierarchien der ThroneCherubimSeraphim, der Gewalten, Urkräfte, Erzengel und Engel gingen hervor durch das Leben und bilden die Formen, unter denen dies eine Leben erscheint.
Dasjenige, was hinter dem Physischen steht, aus dem heraus das Physische gemacht und geboren ist, das Chaos – alle haben es gekannt. Ob die Griechen es Chaos nennen, ob die indische Philosophie von dem Akasha spricht, es ist immer dasselbe. Wer es im geistigen Sinne durchdringt, der vernimmt, wie es durchklungen ist von der Sphärenharmonie.


Der Mensch lebt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt in der geistigen Welt in der Akasha-Substanz, genauso wie wir zum Beispiel hier auf der Erde innerhalb der Atmosphäre leben.


Wenn der Raum zu erklingen beginnt, dann sagt man, der Mensch sei in der himmlischen Welt, im Devachan. Richtig ist, daß der Raum erklingt, aber es ist nicht ein physischer Ton, sondern dies sind geistige Töne, die nicht in der Luft leben, sondern in einem viel höheren, feineren Stoffe, im Akasha-Stoff. Fortwährend ist der Raum von solcher Musik erfüllt, und es gibt in dieser Sphärenmusik gewisse Grundtöne.


Akasha ist die feinste Form, in der vor Urzeiten sich alles im Ätherzustand befand, was jetzt als Festes, Flüssiges und so weiter auf der Erde uns entgegentritt. Akasha ist die feinste Form der Materie. In dem, worin sich der reine göttliche Mensch inkarnierte (siehe: Erdentwickelung), in dieser Akasha-Materie waren alle Tierformen noch mitenthalten, ebenso wie alles, was später Menschenform geworden ist.


Der Akasha-Stoff steht zwischen der physischen Materie und der astralen Materie. Er ist die feinste physische Materie, die allerfeinste Materie in welcher der Gedanke sich unmittelbar ausprägen kann.


Beim Übergang von der dritten zur vierten Runde (Mondenwiederholung und jetzige Erde) erschienen alle Wesen, die in der dritten Runde entstanden waren, am Anfang der vierten Runde im Akasha wieder, (nach einem Pralaya). Bei der weiteren Entwickelung aus dem Akasha muß sich das ganze verdichten. Das geschieht im Rupazustand (Formzustand) der Erde. Diese mehr materielle Form nennt man den Äther. In dieser Äthererde ist alles nur in Gedanken enthalten. Alle Wesen waren in Gedanken enthalten in dieser Äthererde. Aber dahinter bleibt doch das Akasha als eine Grundlage bestehen.


Jeder Körper kann aus einem mehr festen, in einen mehr immateriellen Zustand übergehen. Die Verfeinerung des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn man ihn überschreitet, bei einer negativen Materie endet; man nennt ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in einer endgültigen Weise ab, und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus der tiefsten Vergangenheit.


Im oberen Devachan, wo die Antimaterie beginnt, die man das Akasha nennt, da hat das Bewußtsein der Mineralien seinen Sitz.


Mantren erzeugen Schwingungen des Wortes, die mit den Schwingungen des Gedankens in der Akasha-Materie übereinstimmen.


Die Offenbarungen von Wesenheiten und Phänomenen in der Akasha-Substanz sind die subtilsten von allen, die dem Menschen zugänglich sind. Das, was der Mensch sich erwirbt in okkulter Erkenntnis, wohnt nicht nur in seiner Seele, sondern es wird auch eingeprägt in die Akasha-Substanz der Welt. Wenn wir einen Gedanken der okkulten Wissenschaft lebendig in unserer Seele machen, wird er sofort in die Akasha-Substanz eingeschrieben, und dies ist von Bedeutung für die allgemeine Entwickelung der Welt, denn die Einprägungen können von keiner anderen Wesenheit in der ganzen Welt eingeschrieben werden als nur vom Menschen.

Wenn ein Mensch, der hier auf der Erde lebt, einen geisteswissenschaftlichen Gedanken, eine Idee in sich rege macht, so daß sie in die Akasha-Substanz eingeschrieben werden können, dann wird er sichtbar den anderen Seelen, die zwischen Tod und neuer Geburt leben. Wenn eine Seele hinunterschaut auf diese Seele, die sie zurückgelassen hat, kann sie deren Seelenleben verfolgen in der gegenwärtigen Zeit, weil dieses Seelenleben sich in die Akasha-Substanz einschreibt.


Genau wie es hier auf der Erde andere Wesenheiten als die Menschen gibt, wie es zum Beispiel bei den Tieren der Fall ist, die alles sehen, was der Mensch durch seine Sinne sehen kann, während es ihnen nicht möglich ist, sich darüber Ideen und Begriffe zu bilden, so ist es mit den Seelen, die in den übersinnlichen Welten leben, die, obgleich sie die Wesenheiten und Tatsachen der höheren geistigen Welt sehen, sich keine Begriffe und Ideen darüber bilden können, wenn die Menschen hier auf Erden nicht solche Begriffe und Ideen in die Akasha-Chronik einschreiben. Die Geisteswissenschaft bildet Ideen und Begriffe aus, die dann ewig in die Akasha-Chronik eingeschrieben bleiben.


Akasha Chronik

Die Akasha-Chronik enthält alles, was in der geistigen Welt geschieht, und da das Physische ein Ausfluß des Geistigen ist, ist alles in ihr, was überhaupt geschehen ist und was geschieht. Der Mensch erlebt tagsüber Eindrücke und verarbeitet sie seelisch. Der Astralkörper enthält alle Nachklänge aus dem Tagesleben, alles, was der Mensch empfunden, gewollt und gedacht hat. 

Dieser Astralleib lebt im astralen Raum, und das, was da in ihm vorgeht, drückt sich als Abbild in die Astralwelt wie Schwingungen ein, und das bleibt lebendig. In diesem vom physischen Tagesleben befreiten Zustand schreibt der Mensch in die höheren Welten das ein, was er erlebt hat, und das bleibt bestehen. Der Mensch ist so im Schlafe tätig für die Ewigkeit. Wenn er schläft, so ist sein seelischer und sein geistiger Körper außerhalb seines physischen und seines Ätherkörpers, aber er ist sich dessen nicht bewußt. 

Nur der Hellseher kann sehen, wie durch die Seele des Menschen gezogen ist, was sich dann eingeschrieben hat in die Akasha-Chronik. Je weiter wir zurückgehen in die Vergangenheit, desto mehr müssen wir uns auf die Akasha-Chronik verlassen, und je weiter wir zurückgehen, desto reiner ist diese Chronik. Sie ist am leichtesten zu lesen in weit, weit zurückliegenden Erdenzuständen, ehe die Erde physisch war. Viel schwieriger ist es, sie zu lesen während der atlantischen Zeit, und am allerschwierigsten während der nachatlantischen Zeit. Denn der Lesende muß sorgfältig alles eigene Wissen von diesen Zeiten aus seiner Seele ausmerzen, damit es nicht die Chronik fälscht. 

Daher ist es leichter, über die ältesten Zeiten etwas zu erforschen, von denen man noch keine sinnlichen Bilder hat. Wenn wir Vergil in der Akasha-Chronik wahrnehmen, so wirkt dieser wie ein lebendiges Bild, wie wirkliches Leben; es ist wie eine Wiederholung lebendiges Bild, wie wirkliches Leben; es ist wie eine Wiederholung des Lebens selbst. Man kann nun dieses Vergil-Leben neu sich abspielen sehen; es ist eine treue Wiedergabe dessen, was sich damals zugetragen hat. 

Wenn Sie an dieses Bild eine Frage richten, so antwortet es so, wie Vergil möglicherweise hätte antworten können. Swedenborg hat mit diesem Akasha-Bild des Vergil gesprochen. Die Individualität des Vergil selbst hat eine eigene, andere Entwickelung durchgemacht. Wenn jemand nicht genau unterscheiden kann, dann kann er das verwechseln. 


Diese Akasha-Chronik ist eine Schrift, in der alles aufbewahrt wird, was jemals geschehen ist. Es ist eigentlich keine Schrift im physischen Sinne, sondern es sind Bilder. Sie sehen zum Beispiel Cäsar in allen Situationen seines Lebens; nicht das, was er eigentlich getan hat, sondern die inneren Impulse, die ihn zu seinen Taten veranlaßt haben. Diese Akasha-Bilder haben einen hohen Grad von Leben, und wenn man sie nicht in der richtigen Weise zu deuten versteht, können sie die Veranlassung zu großen Täuschungen sein.


Alles, was in der sinnlich-physischen Welt geschieht, das hat ja sein Gegenbild in der geistigen Welt. Wenn sich eine Hand bewegt, so ist nicht nur das vorhanden, was Ihr Auge als die sich bewegende Hand sieht, sondern hinter der sich bewegenden Hand, hinter dem Augenbild der Hand liegt zum Beispiel mein Gedanke und mein Wille: die Hand soll sich bewegen. 

Es liegt überhaupt ein Geistiges dahinter. Während das Augenbild, der sinnliche Eindruck der Handbewegung vorbeigeht, bleibt das geistige Gegenbild in der geistigen Welt eingeschrieben und hinterläßt immer eine Spur, so daß wir, wenn wir das geistige Auge geöffnet haben, von allen Dingen, die geschehen sind in der Welt, die Spuren verfolgen können, die da zurückgeblieben sind von ihren geistigen Gegenbildern. Nichts kann geschehen in der Welt, ohne daß es solche Spuren gibt. Alles, was da geschehen ist, ist seinen geistigen Urbildern nach durch Spuren erhalten geblieben in der geistigen Welt und kann dort geschaut werden. 

Dieses Schauen nennt man das «Lesen in der Akasha-Chronik». Nehmen wir an, der Blick des Sehers schweift zurück – sagen wir in die Zeit des Cäsar. Cäsar hat dies und das getan, und insofern er es auf dem physischen Plan getan hat, haben es seine Zeitgenossen gesehen. Alles hat eine Spur zurückgelassen in der Akasha-Chronik. Wenn man aber zurücksieht als Seher, dann sieht man die Taten so, wie wenn man ein geistiges Schattenbild oder ein geistiges Urbild vor sich hätte. Denken Sie sich noch einmal die Bewegung der Hand. Das Augenbild können Sie als Seher nicht erblicken; aber die Absicht, die Hand zu bewegen, die unsichtbaren Kräfte, welche die Hand bewegt haben, die werden Sie immer sehen. So ist alles zu sehen was in den Gedanken des Cäsar gelebt hat, sei es, daß er diese oder jene Schritte machen oder diesen oder jenen Kampf führen wollte. Alles, was die Zeitgenossen gesehen haben, ist ja aus seinen Willensimpulsen hervorgegangen, hat sich realisiert durch die unsichtbaren Kräfte, die hinter den Augenbildern stehen. 

Aber das, was hinter diesen Augenbildern stand, ist wirklich wie der wandelnde und handelnde Cäsar zu sehen, wie ein Geistesbild des Cäsar, wenn man zurückblickt als geistiger Seher in die Akasha-Chronik. 


Cäsar hat den Gedanken gefaßt, über den Rubikon zu gehen, (was einer Kriegserklärung an den römischen Senat gleichkam), was sich bei ihm verknüpfte mit bestimmten Gefühlen und Leidenschaften. Die damalige Handlung entspricht einer Summe von astralischen Impulsen. Die physischen Handlungen auf dem physischen Plane sind für alle Ewigkeit vergangen. 

Das Ausschreiten des Cäsars kann man im Astrallicht nicht mehr sehen; aber der Impuls, der ihn dazu trieb, ist in dem Astrallicht geblieben. Die astralen Korrelate von dem, was auf dem physischen Plan vorgeht, bleiben im Astrallicht. Man muß sich daran gewöhnen, von allen physischen Wahrnehmungen abzusehen und nur die astralen Impulse zu sehen. Diese muß man festhalten und bewußt ins Physische zurückübersetzen. Es hat keinen Sinn, nach etwas zu suchen, was so aussehen würde, wie wenn man die Sachen fotografiert hätte. 

Die größten Impulse der Weltgeschichte kann man aber im Astrallicht nicht mehr lesen, denn die Impulse der großen Eingeweihten waren leidenschaftslos. Wer daher nur im Astrallichte liest, für den ist das ganze Werk der Initiierten nicht da. Solche Eindrücke sind nur im Äther aufgeschrieben. Was man von dem, was die großen Eingeweihten getan haben, im Astrallicht lesen kann, beruht auf einer Täuschung, weil man nur die Folge des Auftretens der großen Eingeweihten lesen kann aus den Impulsen ihrer Schüler. Schüler und ganze Völker haben lebhaft und leidenschaftlich empfunden bei den Handlungen der großen Initiierten, und dies ist im Astrallicht geblieben. Es ist aber so schwer, die innersten Motive der großen Eingeweihten zu studieren, weil sie nur im Äther vorhanden sind. 


Der Mensch lebt während der Erdenzeit nicht so fort, daß er gewissermaßen das, was schon vorher gedacht ist, noch einmal denkt und daß es dann für ihn sichtbar bleibt (wie während der Mondenzeit). Sondern er denkt, und aufbewahrt wird das Gedachte nur in ihm selber durch die Widerstandskraft seines physischen Leibes. Es wird in seine eigene Äthersubstantialität eingegraben und erst nach seinem Tode der allgemeinen Weltensubstantialität übergeben. 


Ein Inhalt, der Geistiges im Sinne der Geisteswissenschaft charakterisiert, also realen geistigen Inhalt hat, bleibt nicht in dem eigenen Ätherleibe bloß bis zum Tode, sondern trägt sich nun unmittelbar aus dem Bewußtsein heraus ein in die geistig-ätherische Welt. Die Menschen produzieren von sich aus nur solches, das wieder korrigiert werden kann (siehe: Karma).

Aber unter dem Einflusse Luzifers und Ahrimans, wenn sie nicht lernen auf der Hut zu sein vor ihnen, graben sie doch in die allgemeine Äthersubstantialität der Welt ein, was sie denken, was sie unter dem Einflusse Luzifers und Ahrimans vollführen. Das wird nun ebenso eingegraben wie sonst nur die Ergebnisse der Geisteswissenschaft eingegraben werden. 


In den ältesten Schulen der Menschheit arbeitete man auf die Initiation des Kosmos hin. Die Lehrer der ersten Mysterien waren die Initiierenden für das Lesen im Äther des Kosmos, was man auch das Lesen im Chaos, in der Akasha-Chronik nennen kann, das Akasha-Lesen, das Lesen desjenigen, was vergangen ist und das Gegenwärtige vor unsere Augen hingezaubert hat. 


Die gewaltigen Bilder der Genesis, die noch lange die Menschheit beschäftigen werden, was sind sie anderes als Bilder aus der Akasha-Chronik?


Wenn der geistige Blick die Oberfläche der Dinge durchdringt und in die geistigen Untergründe hineindringt, dann macht sich innerhalb des Geistigen etwas geltend, was den Menschen in eine Art von Weltgedächtnis versetzt, was man auch das Lesen in der Akasha-Chronik nennt, und dadurch blickt er auf frühere ursprüngliche Erdenzustände zurück.


Alles, was wir im Leben tun, wirft ein Spiegelbild in unseren Astralleib. Wir können gar nichts im Leben tun, ohne daß, wenn wir über die Handlung hinausgekommen sind, in unserem Astralleib ein Bild der Handlung ist. Dieses Bild teilt sich später dem Ätherleib mit, und so wie es sich dem Ätherleib mitteilt, bleibt es für die Akasha-Chronik wahrnehmbar, so daß ein Hellseher sehen kann die Spiegelbilder dessen, was ein Mensch im Laufe seines Lebens für Handlungen begangen hat. 


Während ich hier spreche, ist dieser ganze Luftraum ausgefüllt mit Schallwellen. Denken Sie sich, diese Schallwellen könnten durch irgendein Mittel fixiert werden, dann würden Sie eine Aufzeichnung haben von alledem, was hier gesprochen wird. Ebenso wie das Wort, das ich hier spreche, einen Eindruck macht auf das Medium, auf das Mittel um uns herum, so machen es auch die anderen Äußerungen der Menschennatur, allerdings nicht auf die Luft, (sondern) auf die Akasha-Materie, in der sich nicht nur die gesprochenen Worte abdrücken, sondern alle Gedanken, Gefühle und Willensimpulse des Menschen. 


Wenn ein Wesen zu einem körperlichen Dasein gelangt, so vergeht mit seinem körperlichen Tode das Stoffliche. Nicht in der gleichen Art «verschwinden» die geistigen Kräfte, welche dieses Körperhafte aus sich herausgetrieben haben. Sie lassen ihre Spuren, ihre genauen Abbilder in der geistigen Grundlage der Welt zurück. Und wer durch die sichtbare Welt hindurch die Wahrnehmung zu dem Unsichtbaren zu erheben vermag, der gelangt endlich dazu, etwas vor sich zu haben, was man mit einem gewaltigen geistigen Panorama vergleichen könnte, in dem alle vergangenen Vorgänge der Welt verzeichnet sind, die Akasha-Chronik. 


Doch wir dürfen uns nicht vorstellen, daß diese Bilder sich so ausnehmen, als wenn sie Abdrücke der physischen Persönlichkeiten hier wären; das ist nicht der Fall.


Auf der 4. Stufe des Eindringens in den Devachan erscheinen die Dinge in der Gestalt ihrer Urformen. Das ist nicht mehr der negative Aspekt, sondern der ursprüngliche Typus, der sich da enthüllt. Das ist die Werkstatt der Welt, die alle Formen in sich einschließt, aus denen die Schöpfung entsprungen ist. Das ist die Ideenwelt Platos, das Reich der Mütter, von dem Goethe spricht und aus dem er das Phantom der Helena aufsteigen läßt. Was auf dieser Stufe des Devachan erscheint, ist dasjenige, was der Inder die Akasha-Chronik nennt. In unserer neuzeitlichen Sprache würden wir es das Astralbild aller Weltereignisse nennen. Alles, was durch den Astralleib der Menschen hindurchgegangen ist, ist hier in einer unendlich subtilen Substanz, die eigentlich eine negative Materie ist, festgehalten. 


Die Akasha-Chronik ist zwar zu finden im Devachan, doch sie erstreckt sich herunter bis in die astrale Welt (siehe: Astralplan), so daß man in dieser oft Bilder der Akasha-Chronik wie eine Fata Morgana finden kann. Sie sind aber oft unzusammenhängend und unzuverlässig. Medien, wenn sie entsprechende Mediumität haben, können die Akasha-Chronik sehen, obgleich meist nur deren astrale Spiegelungen. Wenn wir einen Menschen aufsuchen, benimmt er sich wie ein lebendes Wesen. Die Medien glauben (daher), daß sie es zu tun haben mit den im Geist fortlebenden Toten, während es doch nur deren astrales Akasha-Bild ist. 


Was in der Akasha-Chronik ist, setzt sich fort und fungiert (also) hinein in den Äther und in das Astrallicht.


Einer Unsumme von Irrtümern kann derjenige ausgesetzt sein, der den Astralraum betritt. Wenn jemand die Fähigkeit hat, auf dem Astralplan in der Akasha-Chronik zu lesen, die sich dort in ihren einzelnen Teilen spiegelt, so wird er seine früheren Inkarnationen sehen können. Die Akasha-Chronik ist nicht mit «Buchstaben gedruckt», sondern man liest ab, was sich wirklich vollzogen hat. 

Ein Akasha-Bild gibt auch noch nach 1500 Jahren den Eindruck der früheren Persönlichkeit. Also sind auf dem Astralplane auch alle Akasha-Bilder aus früheren Zeiten zu finden. So kann man also dem Irrtum unterliegen, mit Dante zu reden, während in der Tat Dante heute wieder als lebende Persönlichkeit da sein könnte. Es ist auch möglich, daß das Akasha-Bild vernünftige Antworten gibt, daß es über sich selbst noch hinausgeht. So kann man von Dantes Akasha-Bild wirklich Verse bekommen, die aber nicht von der fortgeschrittenen Individualität herrühren, sondern die als in Fortsetzung der damaligen Dante-Persönlichkeit hervorgebrachte Verse anzusehen sind, das Akasha-Bild ist tatsächlich etwas Belebtes, kein steifer Automat. 


Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan (Devachan). Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung. 

Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man Akasha-Chronik. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan (oberes Devachan), alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Buddhiplan (der Welt der Vorsehung) und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. [18] Jeder einzelne Mensch ist mit allgemeinen Strichen in der Akasha-Chronik zu finden. 


Nun ist von ganz besonderer Wichtigkeit alles das, was sozusagen eingeschrieben wird in die Akasha-Chroniktafel zwischen der Erde und dem Mond, denn da werden unter anderem eingeschrieben alle Unvollkommenheiten – und ich bitte zu berücksichtigen, daß bei dem Einschreiben dieser Unvollkommenheiten zunächst der Gesichtspunkt obwaltet, daß da alles eingeschrieben wird, was sozusagen für die eigene menschliche Entwickelung eine Bedeutung hat, was sozusagen den Menschen vorwärtsbringt oder zurückhält (siehe: Karma – Bildung des Karma und Technik der Übertragung).

Aber dadurch, daß es in die Mondensphäre eingeschrieben wird, also in der Akasha-Chroniktafel zwischen Erde und Mond steht, gewinnt es weiter eine Bedeutung für die ganze Erdentwickelung. Wir haben also eingeschrieben auch die Unvollkommenheiten großer Geister. Ein ungeheuer interessantes Beispiel ist für die seherische Beobachtung zum Beispiel Leonardo da Vinci. Dieser ist ein Geist von so großer, umfassender Gewalt, wie wirklich wenige Geister dieses Ranges auf der Erde; aber was er im Grunde genommen wirklich äußerlich geleistet hat, ist im Verhältnis zu dem, was er gewollt hat, vielfach unvollendet geblieben. Es hat eigentlich keiner der ähnlichen Geister so viel unvollendet gelassen wie gerade Leonardo da Vinci. Und die Folge war, daß ungeheuer vieles eingegraben war durch Leonardo da Vinci in die Mondensphäre. Es ist da so vieles eingegraben, daß man bei manchem sagen muß: Was da eingegraben ist, weiß man gar nicht einmal, wie es hätte überhaupt auf der Erde zur Vollkommenheit gedeihen können. Wenn man das viele, heute noch von Leonardo Herrührende, in die Mondensphäre Eingegrabene betrachtet, da hat man etwas, wie es in der Erdensphäre überhaupt nicht vollzogen werden konnte. 


Das ganze folgende Zeitalter steht unter dem Einfluß Leonardo da Vincis. Und da zeigt es sich nun, daß es die eingegrabenen Unvollkommenheiten sind, die nun inspirierend gewirkt haben in die Seelen der Nachfolger. Für ein folgendes Zeitalter sind die Unvollkommenheiten des vorhergehenden noch wichtiger als die Vollkommenheiten. Und deshalb erscheint es einem ungeheuer weisheitsvoll eingegraben, daß das in der Nähe der Erde verbleibt und hier kommen wir dann zu dem Punkt, wo in einer gewissen Weise der Satz verstanden werden kann: daß Vollkommenheit für die verschiedensten Epochen das Ende der Evolution, einer Evolutionsströmung bedeutet; Unvollkommenheit aber unter Umständen den Anfang einer Evolutionsströmung. Und für das, was in dem Sinne das Unvollkommene ist, müssen die Menschen eigentlich den Göttern besonders dankbar sein. 


Alles Wissen, alle Erkenntnis, die zu den Erfahrungen durch die Sinne gehören, zu den technischen Dingen, zu dem geschäftlichen und industriellen Leben der Menschheit, wirkt so, wenn es in die Akasha-Substanz eingeschrieben wird, daß die Akasha-Substanz dieses Konglomerat von Ideen und Begriffen wieder ausstößt, mit anderen Worten, sie werden ausgelöscht. Wenn man das mit den Augen eines Sehers betrachtet, so kann man beobachten, daß ein Streit stattfindet in der Akasha-Substanz zwischen den Eindrücken, die durch menschliche okkulte Wissenschaft da hinein gemacht werden und die ewig sind, und zwischen denjenigen, die auf Sinnesergebnissen beruhen, die nur vorübergehend sind. 

Dieser Streit entsteht aus dem Umstand, daß der Mensch, als er zuerst anfing die Erde zu bewohnen als Mensch – das heißt in der uralten lemurischen Epoche –, schon damals durch hohe geistige Wesenheiten dazu bestimmt war, Geisteswissenschaft zu erwerben. Aber durch das Eingreifen der luziferischen Wesenheiten, lenkte der Mensch seine Gedankenkraft und andere Seelenkräfte ab auf das Studium solcher Dinge, die nur der physischen Welt angehören.


Wodurch kann jemand im Zustande der Initiation durch seine Gedankenkraft etwas wahrnehmen? Dadurch, daß er mit seinen Denkkräften, die er aussendet, auftrifft auf das, was er zum Beispiel gestern gedacht hat. Das, was er gestern gedacht hat, bleibt in der Akasha-Chronik eingeschrieben, und das, was heute seine Denkkraft entwickelt, spiegelt sich in dem gestern Gedachten (deshalb die große Bedeutung durch Meditation und Konzentration die Gedanken zu verdichten). Da wird gleichsam der Gedanke, der sonst flüchtig bleibt, in dem Menschen so verdichtet, so verstärkt, daß der Mensch dazu kommen kann, daß sich die Denkkraft spiegelt an den vorher verstärkt gemachten, verdichteten Gedanken. 

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Alkohol

Alkohol

GA 266a, S. 415

Der Alkohol war früher – in der atlantischen Zeit – nicht auf Erden; er kam später, um den Menschen zu ihrer Individualisierung zu verhelfen. Er schließt den Menschen von seinen höheren Fähigkeiten ab und macht ihn selbstverschlossen.

Daher der Gebrauch des Alkohols in den dionysischen Mysterien. Heute aber hat jeder Mensch in den zivilisierten Ländern diese Stufe schon erreicht, und der Alkohol ist heute nur ein Übel. Durch den Gebrauch verliert man die Fähigkeit, sich anderen anzupassen und sie zu begreifen. Besonders dem Esoteriker schadet der Alkohol, da er alle entwickelten höheren Kräfte verwandelt in Kräfte des persönlichen Ich und dieses immer wieder in sich verschließt und gleichsam durch die beiden entgegengesetzten Strömungen – der höheren und der niederen Ichkräfte – den Astralleib auseinanderreißt.

Durch das Kommen des Christus auf die Erde ist dasjenige Prinzip gebracht worden, wodurch ein jeder seine Individualisierung bewußt erreichen kann. Darum sagt der Christus Jesus: Ich bin der wahre Weinstock.


Indem man Alkohol gebraucht, bereitet man einen Nährboden für zahlreiche Scharen geistiger Wesenheiten, so wie ein schlecht gereinigtes Zimmer von selber voller Fliegen gerät.

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Archai – Zeitgeister, welche die Zeit regeln.

Archai

Durch das Opfer, das die Geister des Willens, die Throne den Cherubim bringen (während der Saturnentwickelung), wird die Zeit geboren. – Aber die Zeit ist jetzt nicht jene abstrakte Zeit, von der wir gewöhnlich sprechen, sondern sie ist selbständige Wesenheit. Die Zeit beginnt mit dem, was da zunächst als Zeitwesenheiten geboren wird, die nichts anderes sind als lauter Zeit; das sind die Geister der Persönlichkeit, die wir dann als Archai in der Hierarchie der geistigen Wesenheiten kennenlernen. Im Saturndasein sind sie nur Zeit. Bei uns (in der Erdentwickelung) haben wir sie auch beschrieben als Zeitgeister, als Geister, welche die Zeit regeln.


Die Zeitgeister sind die wirkliche alte Zeit, und sie sind die Kinder der Throne mit den Cherubim.


Die Archai haben auf dem Saturn gelebt in dem, was heute unser physischer Leib ist, auf der Sonne in dem, was heute unser Ätherleib ist, auf dem Monde in dem, was heute Astralleib ist. Seit der Mitte der atlantischen Zeit haben sie begonnen zu leben in dem, was die Menschen aus ihrem Ich als ein Höheres hervorbringen können: Denknotwendigkeit ist das erste, WohlgefallenMißfallen ist das zweite, das dritte ist die Art, wie Sie sich gedrängt fühlen zu handeln unter den Einflüssen von Verhältnissen – auch das ist nicht karmisch bedingt, sondern von Ihrem Verhältnis zur Sache. Je mehr der Mensch an Gedankeninhalt, Gedankenreichtum entwickelt, je mehr er versucht, sein ästhetisches Urteil zu verfeinern, seine Pflicht zu erfüllen über das, was Karma ergibt, hinaus, desto mehr Nahrung haben die Archai.


Ebenso, wie wir uns als Menschen mit unseren Maschinen auf der Erde befassen oder mit Essen und Trinken, so beschäftigen sich AngeloiArchangeloi und Archai mit einem Gewebe, das aus unseren Gedanken geflochten, gesponnen, gebildet wird. Es ist also nur die uns zugewendete Seite der Gedankentätigkeit, von der wir wissen. Es gibt dazu eine uns abgewendete Seite, und diese sieht sich für das geistige Anschauen so an, daß wir sehen: Während wir da unsere Gedanken in unserem Innern haben, beschäftigen sich von außen her die genannten geistigen Wesenheiten mit unseren Gedanken. Unser Denkvorgang ist wahrhaftig nicht etwas Unnötiges in der Welt, unser Denkvorgang ist nicht etwas bloß für uns, unser Denkvorgang steht drinnen in der ganzen Weltenentwickelung und trägt bei, daß Neues immerfort einverwoben wird der Weltentwickelung.


Was für uns Holz und Eisen der Erde ist, wenn wir es zu Maschinen verarbeiten, das sind unsere Ätherleiber für die Angeloi, Archangeloi, Archai; daran arbeiten sie. Sie arbeiten aus diesem Ätherleib heraus das, was in der geistigen Welt gebraucht wird. Dem Kosmos wird das Gewebe unseres Ätherleibes (eingefügt), das im wesentlichen zustande gekommen ist durch die Art, wie wir gedacht haben im Leben. Wir leben als Mensch nicht bloß für uns, wir leben als Mensch für den ganzen Kosmos.


(Daher muß uns als Ideal vorschweben): Wenn ich denke, denke ich nicht um mich zu befriedigen, sondern ich denke, damit sich daraus Nahrung schöpfen die Geister der Persönlichkeit, die Archai. Ich lege dar auf dem Opferaltar der Archai meine besten, meine schönsten Gedanken, und was ich fühle, fühle ich nicht aus einem Egoismus heraus, sondern ich fühle, weil es Nahrung sein soll für die Geister der Persönlichkeit. Und was ich als Tugenden ausüben kann, ich übe es nicht aus, um als das oder jenes zu gelten, sondern um Opfer darzubringen, Nahrung zu schaffen für die Geister der Persönlichkeit.


Den Archai kommt auf dem Saturn ein Bewußtsein zu, das dem gegenwärtigen menschlichen Erdenbewußtsein ähnlich ist. Sie bewohnen den geformten menschlichen Stoffleib als «Seele» in einer ähnlichen Art, wie heute die Menschenseele ihren Leib bewohnt. Sie pflanzen dem Leib eine Art von Sinnesorganen ein, welche der Keim sind zu den Sinnesorganen, die sich später während der Erdentwickelung an dem Menschenkörper entwickeln. Die Archai können die Bilder der «Sinneskeime» durch ihre eigene Seele so bearbeiten, daß sie mit ihrer Hilfe äußere Gegenstände so wahrnehmen können, wie dies der Mensch während seiner Erdentwickelung tut. Indem sie am Menschenleibe arbeiten, machen die Archai ihre eigene «Menschheitsstufe» durch. Sie sind somit von der Mitte des 4. bis zur Mitte des 5. Saturnkreislaufes Menschen.


Diese Geister pflanzen also dem Menschenleib die Selbstheit, den Egoismus ein. Sie haben auch in folgenden Kreisläufen noch wichtige Arbeit am Menschen zu leisten, die immer im Sinne der Einimpfung der Selbstheit wirkt. Ihren Wirkungen sind ebenso die Ausartungen der Selbstheit in Selbstsucht zuzuschreiben, wie sie anderseits die Urheber aller Selbständigkeit des Menschen sind. Ohne sie wäre derselbe nie eine in sich abgeschlossene Wesenheit, eine «Persönlichkeit» geworden.


Die Wesen, die den Saturn bewohnen, die wir mit dem heutigen Erdenmenschen in seinem Verhältnis zur Erde vergleichen können, bestanden aus dem Ich, dem Geistselbst, dem Manas, Lebensgeist oder Buddhi, dem Geistesmenschen oder Atma, dem Heiligen Geist, dem Wort oder dem Sohn, und dem Vater. Die letzten drei Glieder werden auch die drei Logoi genannt. 

Die theosophische Sprache nennt die Archai auch Asuras. Sie sind diejenigen, die von Anfang an dieser physischen Anlage des Menschenleibes eingepflanzt haben die Selbständigkeit, das Ich-Bewußtsein und das Ich-Gefühl. Sie könnten Ihr Auge gar nicht im Dienste des Ich verwenden, wenn Ihre Anlage damals nicht schon so vorbereitet worden wäre, daß Sie sie in den Dienst des Ich stellen konnten. Diese Geister haben uns gegeben, was das Weiseste ist, wenn es richtig ausgebildet wird. Aber alles Höchste wird in sein Gegenteil verkehrt, wirkt am schädlichsten und verderblichsten, wenn es nicht richtig ausgebildet wird. Niemals könnte der Mensch jene hohe Stufe erreichen, die wir als die selbständige Menschenwürde bezeichnen, wenn nicht diese Geister ihm das Ich-Gefühl eingepflanzt hätten.

Immer hat es auch Wesen gegeben, welche die böse Bahn eingeschlagen haben. Wir tragen in uns die Wirkungen jener Geister des Ich, die den guten Weg eingeschlagen haben, in dem Streben nach Freiheit und Menschenwürde, und wir tragen den Keim des Bösen in uns, weil fortgewirkt haben die damals abgefallenen Wesenheiten. Diesen Gegensatz hat man immer empfunden. 

Das Christentum selbst unterscheidet zwischen dem Vatergott, den das Christentum ansieht als den höchstgestiegenen Geist des Saturn (siehe: Saturnadept), und sein Widersacher, dem Geist aller bösen Iche und alles radikal Unmoralischen, der damals auf dem Saturn abgefallen ist. Das sind die beiden Repräsentanten des Saturn.


In der Mitte des 4. Sonnenkreislaufes haben sich die Archai zur Stufe des psychischen Bewußtseins erhoben, das der Mensch als bewußtes Bilderbewußtsein erst auf dem Jupiter entwickeln wird. Sie kommen dadurch in die Lage, bewußt von der Astralwelt (siehe: Astralplan) aus zu wirken. Nun kann von der Astralwelt aus der Ätherleib eines Wesens beeinflußt werden. Die Archai taten das in bezug auf den Ätherleib des Menschen. 

Sie pflanzten ihm jetzt den Geist der Selbstheit, der Selbständigkeit und Selbstsucht ein, wie sie das vorher, auf dem Saturn, mit dem physischen Leibe getan haben. Man sieht also, daß der Egoismus stufenweise durch die Archai allen Gliedern der menschlichen Wesenheit eingepflanzt wird.


Von der Mitte des 4. Mondenkreislaufes an beginnen die Archai mit dem, was dann im 5. Mondenzeitalter ihre Hauptaufgabe ist: sie impfen dem Astralleib die Selbstheit ein.


Die Urbeginne, die Geister der Persönlichkeit, die Archai, man findet sie (in der Erdentwickelung) überhaupt nur, wenn man sich zurückversetzt in die Mitte der lemurischen Zeit, wo die Erde an einem Anfange des physischen Werden ist. Da findet man sie in ihrer eigenen Selbstigkeit. Wenn man in der Gleichzeitigkeit bleibt kann man sie nicht finden. Das ganze Verhältnis der Seele zu der Zeit muß ein anderes werden, wenn man in die geistige Welt erkennend eindringen will.


Es sind eine Anzahl solcher Archai, die als Zeitgeister wirken. In jedem Zeitalter wirkt vorzugsweise einer und gibt diesem Zeitalter seine Gesamtsignatur. Dann wird er abgelöst in der kommenden Epoche von einem anderen Zeitgeiste. Wenn eine gewisse Anzahl von Epochen vorübergegangen ist, dann ist ein Zeitgeist durch die Weiterentwickelung hindurchgegangen. 

Dann kommt derjenige, der am längsten nicht daran gewesen ist, wieder an die Reihe, so daß derselbe in einer späteren Epoche, während die anderen dann ihre eigene Entwickelung durchmachen, als Geist der Epoche wiederkommt und für die fortgeschrittene Menschheit das, was er selber für seine höhere Mission erworben hat, intuitierend der Menschheit einflößt. Wegen dieser Eigenschaft der Archai, daß sie gleichsam Kreise beschreiben und wieder zu ihrem Ausgangspunkte zurückkommen, daß sie Zyklen beschreiben, wegen dieser Eigenschaft, werden sie auch «Geister der Umlaufszeiten» genannt. Es sind damit gemeint jene Umlaufszeiten, die der Mensch selber durchzumachen hat, indem er von Epoche zu Epoche in gewisser Weise zurückkehrt zu früheren Zuständen und sie in höherer Form wiederholt.


Nur in Feuerflammen können Sie den physischen Leib der Archai wahrnehmen, alles andere ist oben in der geistigen Welt. Wenn jemand hellseherisch den Blick hinaufrichtet zur Venus, um da droben die Versammlung der Geister der Persönlichkeit zu beobachten, und dann den Blitzstrahl durch die Wolken zucken sieht, da sieht er in diesem Blitzstrahl sich spiegeln die Geister der Persönlichkeit, denn da drinnen haben sie ihren Leib.


In dem, was man als Wärme empfindet, haben wir die Verleiblichung der Archai. In dem Menschen sind nicht nur die vier Elemente gemischt, sondern durchaus auch untereinander gemischt diejenigen Wesenheiten, (die sich in diesen Elementen verleiblichen); diese füllen seinen Leib gewissermaßen ebenso aus wie das Materielle, sie ziehen in den physischen Leib des Menschen ein und aus.


Als unbewußtes Selbsterlebnis sind in uns die Willen gebenden Archai.


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Archangeloi – Engel des Anfangs

Archangeloi

Die Archangeloi heißen «Engel des Anfangs» (Sie werden auch «Söhne des Feuers» genannt). Sie sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten. Da sind sie mit ihrem vollen Bewußtsein, mit ihrem eigenen Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den Wirkungen, die in die Zeit hineinfließen. Und will man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben, sondern man muß aus ihr herausgehen, muß die Zeitanfänge aufsuchen. Niemand also, der als Seele nur leben kann, sagen wir, im Oktober 1914, ist imstande, etwa alle Archangeloi zu finden – vielleicht nicht einmal einen –, wohl aber derjenige, der imstande ist, sich mit seiner Seelenwesenheit zurückzuversetzen in andere Zeiträume so, daß diese anderen Zeiträume für ihn unmittelbar erlebbar werden, so daß er selber lebt in anderen Zeiträumen.



Sich versetzen in das Bewußtsein der Archangeloi ist, wenn man weiß: Deine Seele wird getragen von den Archangeloi in diese oder jene Zeit.


In dem Augenblick, in dem man erkennen lernt, wie reale Wirkungen von Stärke, von Kraft in uns hineinkommen (beim mystischen Fortschritte), in dem Augenblick sind wir in der Welt der Archangeloi darinnen.


Für die Archangeloi ist die Pflanzenwelt nicht mehr wahrnehmbar. Ihre Wahrnehmung beginnt erst mit der Tierheit. Sie ist ihr unterstes Reich; dann kommen die Menschen, dann die Angeloi, dann ihr eigenes Reich. Das sind die 4 Reiche der Archangeloi. Unsere Vorfahren empfanden in den Tieren die Taten der Archangeloi. Deswegen widmeten die alten Völker bestimmten Tieren eine gewisse Verehrung, zum Beispiel die Ägypter. Während die Angeloi einzelne Menschen lenken und leiten durch die Inkarnationen hindurch, lenken die Archangeloi das Leben ganzer Gruppen, ganzer Völker. Für diesen Volksgeist ist das ganze Volk so, wie für den Menschengeist ein Menschenleib. Und weil das Leben ganzer Völkergruppen tief zusammenhängt mit dem Leben gewisser Tiergruppen, haben die Ägypter empfunden, daß die Gottheit ihnen gewisse Tiere zugestellt hat. Darin haben sie die Taten des Volksgeistes mit Recht gesehen. Sie beteten die Kraft des Volksgeistes an, der ihnen das Tier zugestellt hat.


Die Archangeloi können das bereits, was der Mensch einmal können wird, nämlich was man nennen kann «seinen ätherischen und seinen physischen Leib von außen dirigieren», die aber außerdem auch noch arbeiten können an ihrem eigenen Ätherleibe. Bilden Sie sich als Idee den Begriff von Wesenheiten, die sozusagen im Umkreis unserer Erde wirken, die in der geistigen Atmosphäre unserer Erde enthalten sind mit ihrem Ich, die von diesem ihrem Ich aus schon umgewandelt haben ihren astralischen Leib, so daß sie ein vollentwickeltes Geistselbst oder Manas besitzen, die aber jetzt mit diesem vollentwickelten Manas weiterwirken auf unserer Erde und hereinarbeiten in die Menschen, indem sie unseren Ätherleib umgestalten; Wesenheiten, die auf der Stufe stehen, auf welcher sie den Ätherleib zu Buddhi oder Lebensgeist umgestalten. Wenn Sie sich solche Wesenheiten denken, dann haben Sie den Begriff, was man die dirigierenden Volksgeister der Erde nennt.


Es leben in dem, was wir als das Luftelement kennen und vorzugsweise in unserer Luft die Archangeloi. Der hellseherische Blick nimmt die Verleiblichung dessen wahr, was wir die Archangeloi nennen, in jenem Wasser, das unsere Luft, wie ein Wasserdampf durchdringt, das flüchtig ist, in einzelne Atome zerstiebend. Und in dem, was man als Wärme empfindet, haben wir die Verleiblichung der Archai. (Die Angeloi haben ihren Leib im Wasser). Der Mensch ist zusammengefügt aus den vier Elementen : Erde, Wasser, Luft und Feuer, und zwar so, daß in dem Menschen nicht nur die vier Elemente gemischt sind, sondern durchaus untereinander gemischt Archai, Archangeloi und Angeloi; sie füllen seinen Leib gewissermaßen ebenso aus wie das Materielle, sie ziehen in den physischen Leib des Menschen ein und aus.


Die Archangeloi haben den astralischen Leib gar nicht verbunden mit physischem Leib und Ätherleib. Das haben sie sozusagen getrennt, und alle höheren Prinzipien (siehe: Wesensglieder) sind jetzt in einer höheren Welt. So daß wir von den Archangeloi das vollständige Bild nur haben, wenn wir an zwei verschiedenen Orten suchen. Da ist nicht wie beim Menschen, alles in einer einzigen Wesenheit vereinigt; da ist gleichsam oben das Geistige und unten spiegelt sich das Geistige.


Wenn wir Erkenntnis des Drinnenstehens in der ganzen zivilisierten Welt in uns entwickeln, dann entwickeln wir in uns auch das Zeug, zu Empfindungen zu kommen, durch die wir über die Sphäre der Angeloi hinaufkommen. Es wird einfach unser Interessenkreis so erweitert, daß wir Begriffen geneigt gemacht werden, die in die Sphäre der Archangeloi hinaufgehen.


Gehen wir zu der Grenze zwischen Verstandesseele und Empfindungsseele da greifen die Archangeloi ein. Sie sind es, die den Willen in uns rege machen, die den Gedanken zum Willen durchkraften.


Als unbewußtes Selbsterlebnis, kann man sagen, sind in uns die Willen gebenden Archai, die Gefühle gebenden Archangeloi und die Denken gebenden Angeloi. Und das alles strebt und webt in das Ich hinein und wird zuletzt zu dem, was der Mensch eben sein inneres Seelenleben nennt.


Den ätherischen Leib dürfen wir durchaus nicht als unser völliges Eigentum ansprechen, sondern geradeso wie die physische Form eigentlich dem Reich der Archai angehört, so sind wir in bezug auf unseren ätherischen Leib eingekleidet in eine Ausstülpung des Reiches der Archangeloi. So daß wir sagen können: Wenn wir durch des Todes Pforte gehen, behalten wir noch kurze Zeit (einige Tage) diesen ätherischen Leib. Wir wissen, daß er sich dann auflöst, aber seine Auflösung bedeutet nicht, daß er ins Nichts verschwindet, sondern er geht zurück ins Reich der Archangeloi. Die machen wiederum Anspruch auf ihn; die senken gleichsam einen Teil ihres Wesens nach dem irdischen Menschenreich hin und konstituieren dadurch den menschlichen Ätherleib Zeit seines Lebens. Wir können also sagen: Aus dem menschlichen Ätherleib geht etwas über in das Reich der Archangeloi.


Bei dem allmählichen Erleben des Ätherischen werden wir mit dem bekannt, was in unserem Hirnätherleib tätig ist als Archangeloi. Man erlebt sie schattenhaft in ihren Tätigkeiten.


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Astralleib – Der Astralleib steht mit dem Mittelpunkt des Mondes in Verbindung.

Astralleib

Das dritte Glied der menschlichen Wesenheit nennen wir den Astralleib oder den Bewußtseinsleib.


Ebenso wie wir in der physischen Welt durch unsere Haut abgegrenzt und dadurch individualisiert sind, so sind wir auch in der allgemeinen astralen Welt abgeschlossen. Wir sind innerhalb derselben als einzelne astrale Wesenheiten individualisiert und nehmen teil an dieser astralen Welt um uns herum.


Die allgemeine Astralmaterie heißt Kama, das heißt Wunschmaterie. Zu einem Leibe geformt sagt man Astralleib.


Das Devachan als Schatten in den Astralraum geworfen, gibt uns den Astralkörper, der Astralraum als Schatten in den Ätherraum geworfen, gibt uns den Ätherkörper, und so weiter.


(Der Astralleib ist dasjenige) Glied der menschlichen Wesenheit, das sich gewissermaßen über die räumlichen sowohl wie die zeitlichen Zusammenhänge hinwegsetzt, das in freier Weise die räumlichen und die zeitlichen Zusammenhänge braucht. Ich habe versucht zu zeigen, wie dies im Traume mit seinen Bildern zum Ausdrucke kommt, indem gezeigt wurde, daß ja der Traum im wesentlichen von dem astralischen Leibe herrührt, und daß der Traum das zeitlich Auseinander-stehende in seinen Bildern ineinander verwebt.


Beim Menschen ist der astralische Leib außerordentlich kompliziert, und man nimmt ihn wirklich so wahr als ein inneres Musikalisches, als ein wirbelndes Leben, als ein webendes Leben, als innere Regsamkeit und alles das, was, wenn ich mich so ausdrücken darf, gespürte, empfundene Musik ist; während man alles andere Astralische von außen radial einströmend findet. Und dieses radial Einströmende, das wird eben in die menschliche astralische Form verwandelt. Da kommen komplizierte Dinge zum Vorschein.


Der noch chaotische Astralkörper ist nur ein Teil des großen Weltenastralkörpers, aus dem die Sterne geworden. Wie deren Vollendung sich durch Rhythmus vollzog und vollzieht, so die menschliche Vollendung, indem der Mensch lernt, sich ganz und voll diesem All hinzugeben.


Was den lebenden zum empfindenden Organismus macht, nennt der Geistesforscher, den Empfindungsleib, oder den Astralleib. Dieser Name «astral» der «sternenglänzend» bedeutet, rührt davon her, daß das übersinnlich sichtbare Abbild desselben in der Aura erscheint, deren Leuchtkraft mit derjenigen der Sterne verglichen worden ist. Hier soll dieser Teil des Menschen der Empfindungsleib, als das dritte Glied der menschlichen Wesenheit (neben Ätherleib und physischem Leib), genannt werden. Innerhalb dieses Empfindungsleibes erscheint nun das Eigenleben eines Menschen. 

Dieses drückt sich aus in Lust und Unlust, Freude und Schmerz, in Neigungen und Abneigungen und so weiter. Mit einem gewissen Recht bezeichnet man alles, was dazu gehört, als Innenleben eines Wesens. Was ich da als mich selbst der Außenwelt gegenüberstelle, was ein Leben in sich führt, ist die Seele. Und insofern diese Seele die Empfindungen sich aneignet, insofern sie Vorgänge, die ihr von außen gegeben werden, sich aneignet und sie zum Eigenleben umgestaltet, sei sie Empfindungsseele genannt.

Diese füllt gleichsam den Empfindungsleib aus; alles, was er von außen aufnimmt, verwandelt sie in ein inneres Erlebnis. So bildet sie mit dem Empfindungsleib ein Ganzes. Sie wird deshalb mit diesem zusammen, in den theosophischen Schriften, als Astralleib bezeichnet. Eine gründliche Erkenntnis wird allerdings beide unterscheiden müssen. In der Aura sind auch beide insofern zu unterscheiden, als jeder Farbenton des Astralkörpers unter zwei Einflüssen steht. Der eine wird davon abhängen, wie die Organe des Menschen gestaltet sind, der andere davon, wie seine Seele, nach ihrer inneren Natur, auf äußere Eindrücke antwortet.


Bei den Eindrücken, die der Mensch von außen empfängt, und bei den Gefühlen, die er durch diese Eindrücke erlebt, bleibt er nicht stehen. Er verbindet diese Eindrücke. Dadurch bilden sich in seiner Seele Gesamtbilder dessen, was er wahrnimmt. Innerhalb der Empfindungsseele lebt die denkende, die Verstandesseele auf. Nur durch sie entsteht aus dem, was die Seele durch Einflüsse von außen erlebt, ein durch sie selbst geregeltes Abbild dieser Außenwelt.


Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen den Beschreibungen, bei denen die Verstandesseele lediglich sich bei ihren Kombinationen überläßt, und den Gedanken, bei denen sie sich den Gesetzen der Wahrheit unterwirft. Ein Gedanke, der dadurch eine über das Innenleben hinausgehende Bedeutung erhält, daß er von diesen Gesetzen der Wahrheit durchdrungen ist, darf erst als Wissen angesehen werden.

Indem die Wahrheit in die Verstandesseele hereinleuchtet, wird diese zur Bewußtseinsseele. Aus diesen drei Gliedern der Seele ist nun die dreigliedrige Aura zu begreifen (siehe: Aura).


Während die Erde in dem alten Mondzustand war – etwas wie eine vorhergehende Verkörperung unserer Erde –, da umschwebten die Geister der Bewegung, Dynamis, diesen alten Mond und ließen einströmen in das, was der Mensch herüberbrachte aus noch früheren Zuständen (Sonne, Saturn), ihre eigene Substanz. 

So daß das, was der Mensch als astralischer Leib bekam, der für ihn neu war, denn er hatte damals nur physischen Leib und ätherischen Leib, herstammt von den Dynamis, den Geistern der Bewegung.


In der dritten Mondenperiode – eigentlich beginnt der Vorgang schon um die Mitte der zweiten – strömen die Geister der Bewegung das Astrale aus ihrer eigenen Natur in den Menschenleib hinein. Während des vierten Kreislaufes – von der Mitte des dritten an – bilden die Geister der Form, die Exusiai diesen astralen Leib so aus, daß seine Gestalt, seine ganze Organisation innerliche Vorgänge entwickeln kann. Diese Vorgänge tragen den Charakter dessen, was man gegenwärtig bei Tier und Mensch TriebBegierde – oder die Wunschnatur – nennt. 

Von der Mitte des vierten Mondenkreislaufes an beginnen die Geister der Persönlichkeit, die Archai mit dem, was dann im fünften Mondenzeitalter ihre Hauptaufgabe ist: sie impfen dem Astralleib die Selbstheit ein, wie sie das in den vorhergehenden Weltaltern bezüglich des physischen und des Ätherleibes getan haben.


Der Astralleib steht mit dem Mittelpunkt des Mondes in Verbindung.


Wenn Sie an das Astrale des Menschen gehen, müssen Sie sich vorstellen, daß das eigentlich aus dem Raumlosen kommt; es nimmt nur die Gestalt des räumlichen Wirkens an.


Den Astralleib hat der Mensch nicht nur wie seinen ätherischen und physischen Leib zwischen Geburt und Tod, sondern den nimmt er mit, wenn er durch die Pforte des Todes schreitet; und er hatte ihn auch schon bevor er durch die Geburt ins Dasein trat.


Wenn der Mensch im Devachan all seine Veranlagungen zu Talenten und Fähigkeiten umgewandelt hat, dann fühlt das Ich wieder eine Anziehung zur physischen Erde, strebt danach, wieder herunterzusteigen auf die Erde zu einer physischen Verkörperung. Zuerst umgibt sich das Ich (und der Extrakt des früheren Astralleibes) mit einem Astralleib. Das geht so vor sich, daß es alles Astrale an sich heranzieht: es ist wie ein Zusammenschießen. Es ist, als ob Sie zu Eisenfeilspänen einen Magneten halten: wie sich da die Eisenfeilspäne in bestimmten Figuren anziehen, so zieht das Ich das Astrale an sich. Es hat aber Eindrücke erhalten von all den Erlebnissen, die es gehabt hat beim Durchgang durch das Seelen- und Geisterland, und alles das bildet die Grundkräfte, die mitwirken beim Aufbau des neuen Astralleibes. So nimmt also dieser neue Astralleib alles mit, was der Mensch in früheren Leben und im Kamaloka durchgemacht hat. Alle Eindrücke, die er da gehabt hat, wirken bestimmend auf seine Eingliederung in seinen neuen Astralleib. Der Astralleib ist lediglich durch die eigenen Anziehungskräfte gebildet worden. Vor der Empfängnis ist der Mensch nur mit diesem Astralleib umkleidet.


Der Astralleib ist ein Bilderleib, der aus sich heraus die Kräfte der Begehrung und Bewegung anfacht.


Der Astralleib ist der Träger von Lust und Leid, von Freude und Schmerz, von allen auf- und abwogenden inneren Seelenerlebnissen des Tages; aber er kann sie nicht durch sich selber, so wie der Mensch heute ist, wahrnehmen. Damit er und das Ich wahrnehmen können ihre eigenen Erlebnisse, sind sie darauf angewiesen, daß sich diese inneren Erlebnisse äußerlich spiegeln; und spiegeln können sie sich nur, wenn des Morgens beim Aufwachen das Ich mit dem Astralleib untertaucht in den Äther- und physischen Leib. Da wirkt für alles das, was der Mensch innerlich erlebt, der physische, aber namentlich der Ätherleib wie ein Spiegel, der zurückwirft, was wir im Inneren erleben.


Der astralische Leib enthält dasjenige, was unseren Empfindungen, unserer ganzen Temperamentsanlage sich einprägt, dasjenige, was uns den Seelencharakter gibt. Und in dieses wirken herein in der Zeitenfolge elementarische Wesenheiten, Wesenheiten, die von den Vorfahren zu den Nachkommen hintragen die Kräfte, so daß diese Nachkommen in einer gewissen Weise werden.


Durch Ihren Astralleib hängen Sie zusammen mit dem geschichtlichen Werden der Menschheit. In das geschichtliche Leben der Menschheit wirken herein die Wesen der 3. Hierarchie (ArchaiArchangeloiAngeloi), die das geschichtliche Leben der Menschen machen.


In einem Teil des Astralleibes hängt man mit einer Gruppenseele zusammen. Der physische Leib gehört einem jeden Menschen allein; der Astralleib gehört aber schon zu einer Gruppe. Was der Mensch noch nicht kann, das tut heute der Deva (Angelos).


Das (Nerven-)Rückenmarksystem hat die innigsten und primärsten Beziehun-gen zu unserem Astralleib. Und inniger als während des Tagwachens sind die Beziehungen zwischen dem astralischen Leib und den Rückenmarksnerven im Schlafzustande.


Dasjenige, was aus einer ästhetischen Sphäre kommt (zum Beispiel durch Kunstgenuß), wirkt nun unmittelbar auf den astralischen Leib. Und es wirkt so, daß jenes eigentümliche Spiel entsteht zwischen dem astralischen Leib, der intensiv verbunden ist mit aller Regsamkeit, sei es Nerven‑, sei es Muskelregsamkeit des Leibes, und dem astralischen Leib, der weniger intensiv mit der Muskel- und Nervenregsamkeit des Kopfes verbunden ist. 

Der astralische Leib steht eben in einem anderen Verhältnis zum Kopfe als zum übrigen Leib. Dadurch hat der Mensch diese zwei Astralitäten: eine gewissermaßen freiere Astralität im Kopfteil, und eine an die physischen Vorgänge gebundene Astralität im übrigen Leibe. Und diese gebundene und freie Astralität, die spielen ineinander durch die ästhetischen Impulse.


In dem Maße, als das Ich, vermöge seines Anteiles an der geistigen Welt, Herr geworden ist in der Welt der TriebeBegierden und so weiter, erscheint das Geistselbst, Manas im Astralleib. Und dieser selbst wird dadurch verwandelt. Der Astralleib erscheint dann selbst als zweigliedrige Wesenheit, als zum Teil unverwandelt, zum Teil verwandelt. Daher kann man das Geistselbst in seiner Offenbarung am Menschen als den verwandelten Astralleib bezeichnen.


Der Astralleib des Menschen besteht aus zwei Teilen, aus dem Teile, den der Mensch schon beherrscht, und dem, den er noch nicht beherrscht. Was ist nun in dem drinnen, was er noch nicht beherrscht? Auch ein Geistselbst, Manas, aber göttliches Manas. Nur in dem Teile des astralischen Leibes, in dem das Ich schon tätig war seit der ersten Inkarnation, ist das eigentliche Geistleben des Menschen. Der Astralleib ist durchzogen von göttlichem Geistselbst. Nur der umgewandelte Teil des Astralleibes ist etwas, was das Ich aus diesem ganzen Zusammenhange sich schon erobert hat.


Wenn man heraufsteigt bis zum Astralleib, der der eigentliche Träger des DenkensFühlens und Wollens im Menschen ist, dann kommt man wiederum dazu, den Menschen nicht abgesondert betrachten zu können. Ebenso wie man sein Ätherisches eingliedern muß in das Ätherweben der Erde so muß man das Astralische eingliedern in dasjenige, was – nun schon in geistigerer Art – zugrundeliegt dem, was sich in dem Gang und in der Stellung der Sterne ausdrückt.

Das Astralische im Menschen ist einfach der Ausdruck der kosmischen, der astralen Verhältnisse; wie die Sterne sich bewegen und zueinander stehen, das ist ausgedrückt im menschlichen Astralleib. Geradeso wie der Mensch durch seinen Ätherleib mit dem Irdisch-Ätherischen zusammenhängt, so hängt der Mensch durch seinen Astralleib mit der Erdenumgebung zusammen; es lebt die Erdenumgebung in seinem Astralleib weiter, sie lebt in den Geschehnissen, in den Prozessen seines Astralleibes weiter.


Einmal ist ein altes Weltbild dagewesen, dem die äußeren Erscheinungen von Sonne, Mond und Sternen verhältnismäßig gleichgültig waren, wo diese von außen kommenden Erscheinungen nur zum Gefühl gesprochen haben; aber im Innern wurde etwas erlebt. Was Wirkung war der Himmel, das war inneres Erlebnis des Menschen, das er mit sich selbst abmachen konnte, das aber doch Wirkung war des Himmlischen und in ihm wie eine Selbstverständlichkeit gegeben war.


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Ätherleib – ist in fortwährender Bewegung.

Ätherleib

Er ist das Ebenbild des physischen Leibes in den oberen Partien des Menschen, in den unteren ist er anders gestaltet. Bis jetzt (1906) sind es etwa dreihundert bis vierhundert unter allen Menschen, die den Ätherleib hellsehend wahrnehmen. Aber die Anlage dazu schlummert in allen Menschen.


Wenn der Ätherleib nicht vom physischen Leib in seiner Form gehalten würde, wenn er nicht vom physischen Leibe gebannt würde, dann würde er ein ganz bewegliches Wesen sein. Der Ätherleib hat an sich durchaus die Möglichkeit, nach allen Seiten hin sich zu bewegen, und er ist außerdem in wachem Zustande unter dem fortwährenden Einfluß des allem Seelischen folgenden beweglichen Astralischen. Der Ätherleib für sich ist also etwas durchaus Bewegliches. Als Maler hat man zum Beispiel die Schwierigkeit, wenn man etwas Ätherisches malen will, daß man malen muß, ich möchte sagen, wie wenn man den Blitz malen könnte. Man muß das Bewegte in Ruhe übersetzen. 

Also in dem Augenblick, wo man aus der physischen Welt herauskommt, in dem Augenblick hört ja auch der Begriff Distanz auf und alle die Dinge, die eigentlich nur auf den ruhenden Raum sich beziehen; das hört alles auf, und es beginnt ein ganz anders geartetes Vorstellen. Es beginnt ein Vorstellen, das eigentlich nur so charakterisiert werden kann, daß man sagt, es verhält sich zu dem gewöhnlichen Vorstellen räumlicher Dinge, wie sich eine Saugwirkung zu einer Druckwirkung verhält. Man wird in die Sache hineingerissen, statt daß man sie betastet und so weiter. Also so verhält es sich mit der Beziehung des ätherischen Leibes zum physischen Leib.


Das Devachan als Schatten in den Astralraum geworfen, gibt uns den Astralkörper, der Astralraum als Schatten in den Ätherraum geworfen, gibt uns den Ätherkörper, und so weiter.


Des Menschen physischer Leib ist aufgebaut wie ein Naturprodukt, des Menschen ätherischer Leib ist aufgebaut wie ein Kunstprodukt, wie eine wirkliche Plastik, nur ist er in fortwährender Bewegung.


Wenn der okkulte Blick sich auf den Ätherleib des Menschen richtet, dann sieht er ihn als eine Einheit, als ein zusammenhängendes Gebilde, als eine zusammenhängende Form oder Gestalt.


Der Ätherleib ist ein feines Gewebe, das seine Strömungen überall hinaussendet in die Außenwelt und auch von allem, was in der Außenwelt vorgeht, beeindruckt wird, oft dem Menschen ganz unbewußt.


Die feinen Kräfte, die vom Astralleib aus im Ätherleib entwickelt werden müssen, die dann übergehen müssen auf den physischen Leib, die entziehen sich ganz der gewöhnlichen menschlichen Erkenntnis.


Wenn Sie einen Menschen in Bezug auf seinen Ätherleib betrachten, dann sehen Sie immer den ganzen Ätherleib bis zu der Geburt hin. Das Zeitliche ist ein Einheitliches. Der Ätherleib ist immer als Ganzes da, entsprechend der vergangenen Lebensdauer. Und man kommt, indem man diesen zeitlichen Verlauf überblickt, sogar etwas über die Geburt, ja sogar über die Empfängnis hinaus bis zu einem Punkte, wo man schaut, wie der Mensch heruntergestiegen ist aus seinem vorirdischen Dasein zu diesem jetzigen Erdendasein, und sich sozusagen als Letztes, das er durchgemacht hat, bevor er von einem Elternpaar konzipiert wurde, Substantialität aus dem allgemeinen Weltenäther herangezogen und zu seinem eigenen Ätherleib gebildet hat.


Wer seine höheren Seelenkräfte entwickelt hat, ist imstande, die ganze sinnliche Wirklichkeit eines vor ihm befindlichen Menschen oder Gegenstandes durch seine Willenskraft aus dem Gesichtsfelde herauszuwerfen. Anstelle des physischen Körpers ist dann derselbe Raum eingenommen von einer menschenähnlichen Gestalt, die aus einem innerlich leuchtenden Kraftgebilde besteht und dem heutigen Menschen sehr ähnlich ist. Nun ragt dieser Ätherleib etwas über den Kopf hinaus. Bei den Pflanzen, Tieren und bei den Kindern ragt er ziemlich weit über den physischen Leib hinaus.


Das Charakteristische des Ätherleibes ist, daß er zusammengesetzt ist aus verschiedenen Strömungen, die ihn durchziehen.


Damals (auf der alten Sonne) hatte dieser Ätherleib die Gestalt des Pentagrammes am ausgesprochensten; später ist das etwas modifiziert worden dadurch, daß auf der dritten Verkörperung unseres Planeten, auf dem Monde, sich der astralische Leib hinzugesellte.


Der Hellseher sieht beispielsweise, wenn jemand sich den Finger abbindet, wie der Ätherleib des Fingers herunterhängt und gelockert ist. Bei einem Hypnotisierten ist dieser Zustand sehr gefährlich, weil ihm das Äthergehirn zu beiden Seiten des Kopfes schlaff heraushängt. Wird der Ätherleib vom physischen Leib frei, so kann er in diesem Augenblick seinen eigenen Bewegungen folgen, und das Gedächtnis ist freier als sonst. Da er der Träger des Gedächtnisses ist, stellt sich das Erinnerungstableau (siehe: Lebenstableau) nach dem Tode ein. Im normalen Zustand erfüllt er den physischen Leib wie eine verdichtete Lichtwolke.

Bis zum Tode stört der physische Leib die feinen Kräftewirkungen des Ätherleibes. Vom 7. Jahre an hat das Kind die Kräfte des Ätherleibes frei, und man sollte deshalb vom 7. – 14. Lebensjahre auf das Gedächtnis einwirken.


Sie stellen sich den Ätherleib am besten so vor, daß er ungefähr dieselbe Form hat wie der physische Leib, aber vollständig durchscheinend ist, wenn auch nicht ganz durchsichtig – selbst für hellsichtige Menschen nicht. Er ist durchlässig; wenn er allein da wäre, könnte man also durch ihn durchgehen, zugleich ist er aber schöpferisch, so daß die physischen Organe des Menschen aus ihm heraus gebaut sind. Beim Kind ist der Ätherleib klein.


Der Ätherleib wird sichtbar, wenn man sich den physischen Körper durch einen scharfen Willensakt absuggeriert. Dann bleibt der Raum des physischen Körpers ausgefüllt mit dem Ätherleib. Das Weib hat einen männlichen Ätherleib und der Mann einen weiblichen Ätherleib. Den Ätherleib betrachtet der Okkultist eigentlich als den untersten Körper, da der physische Mensch danach gebildet ist.


Der Ätherleib ist nicht durch und durch gleichartig, sondern er ist nicht nur mit feinen Äderchen und Strömungen durchzogen, sondern er hat auch Organe.


Er erscheint in einer rötlich-bläulichen Lichtform, wie ein Schemen, aber glänzend (glitzernd), leuchtend, etwas dunkler als junge Pfirsichblüten.


Er ragt an allen Seiten ein wenig aus dem physischen Leibe heraus.


Sobald man zur hellsichtigen Erkenntnis kommt, fällt einem aber gleich auf, daß der Mensch im Grunde genommen auch nur eine Fläche ist zwischen zwei Hälften, denn sobald man sich absuggeriert den physischen Leib und auf den Ätherleib hinblickt, findet man, daß die linke Hälfte wesentlich heller wird als die rechte Hälfte. Die linke Hälfte sieht sich an viel mehr durchhellt, durchstrahlt, durchglitzert, durchglimmert; die rechte Hälfte viel mehr durchfinstert.


Seine Wirkungen drücken sich in der Form oder Gestalt aus, in welcher während des Lebens die mineralischen Stoffe und Kräfte des physischen Leibes zusammengefügt sind, und während des Lebens hindert, ihre eigenen Wege zu gehen, welche zur Auflösung des physischen Leibes führen.


Alle Organe (des physischen Leibes) werden in ihrer Form und Gestalt durch die Strömungen und Bewegungen des Ätherleibes gehalten. Dem physischen Herzen liegt ein Ätherherz zugrunde, dem physischen Gehirn ein Äthergehirn. Es ist eben der Ätherleib in sich gegliedert wie der physische, nur komplizierter, und es ist in ihm alles in lebendigem Durcheinanderfließen, wo im physischen Leib abgesonderte Teile vorhanden sind.


Der Ätherleib ist der Träger des Gedächtnisses, der bleibenden Gewohnheiten, des Temperamentes, der Neigungen und der bleibenden Begierden; daher muß man, wenn dieser frei wird (zwischen dem 7. und 14. Jahre), vor allem seine Sorgfalt darauf wenden, diese Eigenschaften zu entwickeln; man muß auf Gewohnheiten wirken, auf das Gedächtnis, überhaupt auf alles das, was dem Menschen einen dauernden Grundstock des Charakters geben soll. Er wird wie ein Irrlicht, wenn nicht in dieser Zeit dafür gesorgt wird, daß gewisse Gewohnheiten wie ein roter Faden seinen Charakter durchziehen, damit er feststehen kann gegen die Stürme des Lebens. 

Und jetzt muß man auf das Gedächtnis wirken; später, nach dieser Zeit, wird das, was als Gedächtnisstoff aufgenommen werden soll, schwer eingehen. Insbesondere wird auch der Sinn für Kunst in dieser Zeit erwachen, namentlich für eine solche Kunst, die sehr viel zu tun hat mit den Schwingungen des Ätherleibes, nämlich für Musik. Sind hierfür Talente vorhanden, so muß man in diesen Jahren dafür Sorge tragen, sie zur Entfaltung zu bringen.


Der feinere Teil des Ätherleibes bildet eine Einheit mit der Empfindungsseele, während der gröbere Teil eine Art Einheit mit dem physischen Leib bildet.


Jeder Ätherleib ist eine Wiederholung seines Vorfahren. Nur weil er dieses ist, erscheint er nicht in jeder beliebigen Gestalt, sondern in derjenigen, die ihm vererbt ist. Die Kräfte, die meine Menschengestalt möglich gemacht haben, lagen in meinen Vorfahren.


Der Ätherleib hat nichts mit dem (veralteten) physikalischen Begriff von Äther zu tun und wird besser nicht als ein Stoff, sondern als eine Summe von Kräften, als eine Summe von Strömungen von Kraftwirkungen beschrieben. Er ist aber der Architekt des aus ihm herauskristallisierten physischen Leibes, welcher sich aus ihm herausentwickelt wie etwa das Eis aus dem Wasser.


Solange wir im Wachstum sind, sehen wir wie der physische Leib Materie ansetzt. Für den ätherischen Leib sehen wir etwas Ähnliches. Nur setzt sich da nicht Materie an, sondern Bewegungen. Die Bewegungen werden im Laufe des Lebens komplizierter. Beim neugeborenen Kinde haben wir im ätherischen Leibe verhältnismäßig einfache, primitive Bewegungen. Allmählich werden sie komplizierter. Es ist eine Vermannigfaltigung, ein Aufbau vorhanden im physischen Leib und im ätherischen Leib.


Der Ätherleib ist ein wirklicher ätherischer Doppelgänger des physischen Leibes. Für die Pflanze wie für den Menschen (und das Tier) ist er die Wachstumskraft, die Kraft des Rhythmus und der Reproduktion.


Beim gesunden Menschen hat er die Farbe der jungen Blüte des Pfirsichbaumes. Es glänzt und glitzert alles an ihm in der eigentümlichen Nuance, in Rosenrot, Dunklem und Hellem bis zum Weiß-Leuchtenden; dabei hat der Ätherleib eine bestimmte Grenze, wenn dieselbe auch schwankend ist. [27]

Der Ätherleib ist zusammengesetzt aus den verschiedenen Ätherarten: dem Wärmeäther, dem Lichtäther, dem chemischen Äther, der die Sphärenmusik vermittelt als Klangäther und dem Lebensäther. Der ganze Ätherleib besteht aus einer organisierten innigen Verbindung dieser vier Ätherarten.


Die Gedanken, die ein Mensch mit dem wir zusammentreffen (beispielsweise) erregt, geben sich in unserem Lichtleib als innere Bewegungen kund. Selbstverständlich schwingen die anderen Glieder, der Wärmeteil, der chemische Teil, der Lebensteil mit. Abgesehen davon, daß wir mit unseren Sinnen den Menschen sehen, haben wir somit von den Eindrücken her, die nicht durch die Sinne vermittelt werden, insofern etwas, als unser Lichtleib Bewegungen ausführt. 

Die ganze Begegnung mit dem Menschen hat also darin bestanden, daß unser Lichtleib allerlei Bewegungen ausgeführt hat. Während Sie vor dem Menschen gestanden haben, während Sie mit ihm gesprochen haben, ist Ihr ätherischer Lichtleib fortwährend in Bewegung. Was Sie mit ihm sprechen, was Sie von ihm empfinden, über ihn denken, das alles offenbart sich in Bewegungen Ihres Lichtleibes.


Wenn wir bloß hingegeben wären an die Welt der Wahrnehmungen, dann lebten wir eigentlich als Menschen in unserem ätherischen Leibe und mit dem ätherischen Leibe in der ätherischen Welt. Sie brauchten sich nur vorzustellen, wie Sie, hingegeben durch die Augen an die Farbenwelt, in einer ätherisch wogenden Farbenwelt leben würden, wie Sie, hingegeben durch Ihre Ohren an die tönende Welt, in einem wogenden Tonmeer leben würden, das allerdings nicht ätherisch zunächst ist; die Töne sind nur der luftförmig materielle Ausdruck vom Ätherischen. Und so ist es mit allen Sinnesqualitäten. Wir hätten eine ätherische Welt um uns, wenn wir nicht durch die Ideenwelt ertöteten, dieses Ätherische, es herunterbrächten zur physischen Gestaltlichkeit. 

Die Ideenwelt, so wie wir sie als Mensch haben, sie verbindet sich in unseren Gesamtorganen mit den Sinnesqualitäten, lähmt diese ab und bringt sie herunter bis zu dem, was wir eben als physische Welt erleben.


Zwischen dem Tod und einer neuen Geburt leben wir in der Realität dessen, was hier in der Ideenwelt nur in diesen Schattenbildern der Begriffe, der Vorstellungen, der Ideen vorhanden ist. 

So wie die äußere Welt in den Traum hereinscheint, so scheint die vorgeburtliche Welt herein in unsere Welt zwischen Geburt und Tod, indem sie nachwirkt in der Bildung von Ideen. 

Aber während alles lebt in dem, was die Ideen sind zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, während da das, was in der Ideenwelt real ist, unsere eigene Wesenheit berührt, während wir da, indem wir uns selber berühren, unser ideelles Substantielles berühren, so wie wir jetzt unseren physischen Leib berühren, schattet sich herein in dieses irdische Leben von dieser Substantialität der Ideenwelt nur dasjenige, wovon wir nicht einmal wissen, daß wir aus ihm im Irdischen die Realität des eigenen Ich schöpfen. 

Aber wir verwenden diese Schatten unserer geistigen Existenz dazu, um uns gerade die Existenz auf Erden möglich zu machen. Die Ideen sind dieses Schattenbild, und diese Ideen dienen uns hier, um überhaupt physisch Mensch zu werden, sonst würden wir als ätherische Wesen im ätherischen Meer schwimmen. Wir töten ab das ätherische Leben mit den Schattenbildern unseres Lebens zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.


Der Ätherleib ragt zunächst nur ganz wenig um den Kopf herum, wie ein heller Lichtschein hervor. Weiter nach unten wird er immer nebelhafter und undeutlicher, und je mehr wir uns den unteren Gliedern des Menschen nähern, destoweniger zeigt er die Form des physischen Leibes in so strengem Sinne.


Man ist zu leicht versucht den Ätherleib sich in materieller Weise vorzustellen, etwa als einen ganz feinen Nebel. In Wahrheit ist er eine Summe von Kraftströmungen. Für den Hellseher erscheinen im Ätherleib des Menschen gewisse Strömungen, die von sehr grosser Wichtigkeit sind. 

Es steigt zum Beispiel ein Strom vom linken Fuße nach der Stirne, an eine Stelle, die zwischen den Augen, etwa ein Zentimeter tief im Gehirn liegt, kehrt dann in den andern Fuß hinunter, von dort in die entgegengesetzte Hand, von dort durch das Herz in die andere Hand und von dort an ihren Ausgangspunkt zurück. Es bildet sich in dieser Weise ein Pentagramm von Kraftströmungen. Diese Kraftströmung ist nicht etwa die einzige im Ätherleibe, sondern es gibt deren noch sehr viele. Speziell dieser Kraftströmung verdankt der Mensch seine aufrechte Stellung. Im Tiere sehen wir eine solche Strömung nicht.


Mit der Beugung des Körpers und der Glieder beugen sich auch die Strömungen.


Gerade von den Fingern aus gehen mächtige Strahlen des Ätherleibes. Weil das bei den Händen so ist, können wir gerade in den Händen ein wunderbar intimes Verhältnis zum äußeren Leben entwickeln. Die Menschen, die sich oft die Hände waschen, stehen in feinerer Beziehung zu ihrer Umgebung, sind in feinerer Weise empfänglich für ihre Umgebung, weil durch den im Blut materialisierten Geist die Wirkung ausgeübt wird, daß der Mensch in den Händen sensitiver wird.


Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, desto mehr herrscht ein Mißverhältnis zwischen dem Ätherkopf und dem physischen Kopf, desto größer ist der Ätherkopf. Bei den Rassen, die auf die Atlantier gefolgt sind, hat die Stirnpartie des Kopfes begonnen, sich weiter zu entwickeln. Aber bei den Atlantiern lag der Punkt, wo sich das Bewußtsein konzentriert (siehe: Ich), außerhalb der Stirn, im Ätherkopf. Heute finden wir ihn im Inneren des physischen Kopfes, ein wenig oberhalb der Nasenwurzel. 

Das Ich der arischen Rasse, konnte erst zum Selbstbewußtsein kommen durch die Zentralisierung des Ätherleibes im physischen Gehirn. Erst da fing der Mensch an, zu sich selbst «Ich» zu sagen. Die Atlantier sprachen von sich selbst in der dritten Person.


Der Ätherleib ist mehr oder weniger leuchtend und fließend. Seine Organe erscheinen als Strömungen von verschiedenen Farben, und anstelle des Herzens finden wir ein wahres Knäuel von Kräften, einen Wirbel von Strömungen.


Die Strömungen, die im Ätherleib im allgemeinen liegen ergeben in ihrem Zusammenwirken solch ein Gebilde, das nach vorne beim Menschen liegt, wie beim physischen Leibe nach rückwärts die Knochenbildungen des Rückgrates mit dem Rückenmarkskanal liegen. Wir haben im ätherischen Leibe ein Zusammenströmen, Zusamenstrahlen zu einer Art von Gegenrückgrat, das aber, wenn man den physischen Leib ins Auge faßt, an der vorderen Seite des Menschen liegt.

Und wie von dem physischen Rückgrat die Nervenstränge, aber auch zum Beispiel die Rippenknochen ausgehen, so verlaufen die erwähnten Strahlungen und Strömungen in dem ätherischen Leibe so, daß sie jetzt nicht ausgehen von diesem Gegenrückgrat, sondern in ihm gewissermaßen zusammenströmen, mit alldem, was sie haben, an der Vorderseite des menschlichen ätherischen Leibes zusammenwirken. 

Das gibt ein ungemein schönes, großartiges, gewaltiges ätherisches Organ, das aber insbesondere in einer glitzernden, leuchtenden, tönenden, in allerlei Wärmewirkungen sich entladenden, aber auch innerlich sprechenden Wesenheit besteht und sich insbesondere so enthüllt während des Schlafzustandes des Menschen.

Und man bekommt, wenn man genauer zusieht, durchaus eine Anschauung davon, wie dann dieses Organ dasjenige durchsetzt, was ich einmal, weil solche Dinge mit völliger anschaulicher Bildhaftigkeit beschrieben werden müssen, als die einzelnen Lotusblumen charakterisiert habe. So daß Sie erkennen können, wie durch dieses Organ, das aus dem Ätherleibe zusammenströmend sich selber erwirkt und dann mit den Strömungen des astralischen Leibes die Lotusblumen formt, wie durch dieses Organ der Mensch eben weiter seinen Anschluß findet an die äußerliche astralische, kosmische Welt.


Von unserem Blut- und Herzsystem geht fortwährend eine Art Ätherisierung der groben physischen Substanz des Blutes aus, so daß in der Tat das Blut fortwährend in seinen feinsten Teilen in dieselbe Substanz übergeht, aus welcher der Ätherleib des Menschen besteht. Diese Ätherteilchen durchströmen vom Herzen herauf in ganz besonderen Strömungen unser Gehirn.


Der Ätherleib bekommt jede Nacht eine eigentümliche Neigung, in vier verschiedene Gestalten auseinander zu flattern, zu etwas zu werden, was engelartig ist, was löwenartig ist, was adlerartig ist und was ochsenartig ist. Man muß jeden Morgen vom astralischen Leib aus sich wieder bemühen, diese vier Glieder des Ätherleibes, wenn ich mich des Ausdruckes bedienen darf, so durcheinander zu synthetisieren, daß wiederum ein richtiger Mensch daraus wird.


Beim Menschen oder beim Tier hält der astralische Leib das Ätherische von innen zusammen.


Der Ätherleib ist nicht bei allen Lebewesen gleich, sondern sogar außerordentlich verschieden, auch in bezug auf die Form und das Größenverhältnis verschieden zu dem physischen Körper des betreffenden Lebewesens, und zwar ganz nach der Entwickelungsstufe, auf der das Lebewesen steht. Bei den Pflanzen ist dieser Ätherleib noch ganz anders geformt als die Pflanze selbst; beim Tier ist er der äußeren Tierform schon ähnlicher, und beim Menschen stellt sich der Ätherleib als eine Lichtgestalt dar, die der Form nach fast genau dem physischen Leibe entspricht. 

Sieht man sich zum Beispiel ein Pferd von diesem Standpunkt an, so sieht man außerhalb des Kopfes, vor der Stirn, diesen Ätherleib ziemlich weit herausragen in Form einer Lichtgestalt, die sich aber der Form des Pferdekopfes ungefähr anpaßt, während Sie beim heutigen Durchschnittsmenschen den Ätherleib nur oberhalb des Kopfes und zu beiden Seiten desselben ganz wenig herausragen sehen.


Durch alle unsere Sinne saugen wir den Äther ein. Der Ätherleib bewirkt im Kinde, daß der Mensch ein vollkommenes Gehirn bekommt und dadurch ein denkender Mensch wird; wir können deshalb sagen: Der Ätherleib arbeitet im Denken.


Fortwährend gehen im Kosmos Vorgänge vor, spielen sich Ereignisse ab. Wesenhaftes lebt im Kosmos. Das alles bildet sich ab, schreibt sich ein in den Ätherleib. Der ätherische Leib des Menschen ist in der Tat ein richtiger Abbildner des gesamten Kosmos. 

Es gibt nichts im Kosmos, was sich nicht darin bildhaft, imaginativ abdrückt und sich spiegelt. Und der astralische Menschenleib liest fortwährend das, was die Welt in den ätherischen Menschenleib einschreibt. Das geht im Unterbewußtsein des Menschen vor sich.


Als sich der Lichtmensch zum Luftmenschen verdichtete (siehe: Erdentwickelung) war der Moment, der in der Schöpfungsgeschichte dargestellt wird mit den Worten: «Und Gott blies ihm ein den lebendigen Odem, und er ward eine lebendige Seele:» Mit dem Atem ziehen wir tatsächlich unseren Ätherleib ein.


Wenn der Mensch singt oder spricht, dann kommt im Tone und in der Vokalisierung eigentlich immer ein Spektrum des ganzen Menschen zum Vorschein. Das, was man hört, ist der Ton, ist der Vokal. Dasjenige, was aber zum Vorschein kommt für das hellseherische Bewußtsein, das ist im Grunde genommen ein ganzer Mensch, in einer gewissen Bewegungsform. 

Nur wird in einseitiger Weise der ätherische Leib bewegt, so daß wenn Sie einen Menschen sprechen hören: A, E, I, O, U –, das so verläuft, daß Sie hintereinander fünf Menschen spektrisch sehen, nur immer in verschiedener Bewegungsform und so, daß nicht immer der ganze Mensch voll und gleichmäßig zu sehen ist, sondern manchmal mehr der Kopf, manchmal mehr die Beine. Die anderen Teile treten dann, ich möchte sagen, in Dunkelheit, in Düsternis zurück.


Der Ätherleib, der Träger des Gedächtnisses, ist zeitlebens verbunden mit dem physischen Leib, aber er ist in verschiedener Art verbunden bei den verschiedenen Menschen. Bei einigen ist die Verbindung nicht sehr fest, bei anderen dagegen eine sehr dichte. 

Die mit einem beweglichen Ätherleib begabten Menschen können zwei Eigenschaften haben: eine geniale, leicht bewegliche Denkkraft, die aber auch weit auseinanderliegende Perspektiven zusammenschauen kann. (Weiter) werden solche Menschen nicht so leicht wie andere durch die Schwere des physischen Körpers in den einmal durch das Leben gegebenen Verhältnissen zurückgehalten.


Wie wir nicht in dem physischen Gewichte unseres Organismus leben, sondern in der Aufhebung, in der dem physischen Gewicht entgegengesetzten Kraft, so ist es auch bei den anderen Prozessen des Menschen. Wir leben in der Tat nicht in dem, was die Physik mit uns macht, sondern in dem, was von der Physik aufgehoben wird. 

Und so leben wir auch in Wahrheit nicht in den Prozessen, die wahrgenommen werden als Prozesse, die auch in der äußeren Natur sind, die im Pflanzenreiche ihre Endglieder erleben, sondern wir leben von der Aufhebung des Pflanzenwerde-prozesses. Das kommt natürlich ganz wesentlich in Betracht, wenn wir die Brücke schlagen wollen zwischen dem menschlichen Organismus in seinem Kranksein und den Pflanzenheilmitteln.


Während des Schlafes, da ist der Mensch als Ich und als astralischer Leib außerhalb des Ätherleibes. Da spielt der astralische Leib mit seiner Tingierung, das Ich mit seiner Gestaltung nicht herein in den Ätherleib. Da ist dieser seiner eigenen Gestaltung überlassen. Diese drückt sich dadurch aus, daß der Ätherleib in einer ganz großartigen Weise sich während des Schlafes gestaltet als ein Abbild des Universums. 

Der ätherische Leib wird ja von dem Menschen seiner wesentlichen Substantialität nach aufgenommen, indem sich der Mensch aus dem vorgeburtlichen Leben hereinbegibt in das physische Erdenleben. Der ätherische Leib wird ja zusammengesetzt in dem Sinne, wie der Mensch gelebt hat zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Während des Schlafzustandes ist der Mensch eigentlich ganz Erinnerung, zunächst an das Erdenleben. 

Es kommt den Menschen ab und zu ins Bewußtsein, daß sie, indem sie in ihren ätherischen Leib untertauchen, in ein Bildermeer untertauchen, was sie dann zu den Träumen zählen. Wer aber in dieser Beziehung sich die Mühe gegeben hat, beim Aufwachen das Bildermeer zu beobachten, das der Mensch gleichsam durchmißt beim Aufwachen, wenn er beobachtet, was da erlebt wird, dann entdeckt er, wie eigentlich das ganze Erdenleben enthalten ist in diesem Ätherleib während des Schlafes. 

Der Mensch lebt und webt eigentlich in alledem, was er seit seiner Geburt durchgemacht hat. Aber alles das ist für den Ätherleib eben durchgestaltet vom Kosmos heraus, von kosmischen Kräften. Und weil jetzt nichts hereinspielt vom astralischen Leib und vom Ich, deshalb strahlt der ätherische Leib das aus, was er eingegliedert, eingeimpft erhalten hat bei seiner Geburt. Der Ätherleib des Menschen wird strahlend. 

Dieses Strahlendwerden des Menschen im Schlafzustande ist in der Tat etwas, was für die Erdenwelt ein seelisches Strahlen der Menschheit darstellt. Allerdings darin ist eingegliedert ruinierend, verkümmernd, zerstörend alles das, was die Menschen aus ihrer Schlechtigkeit heraus durch ihren astralischen Leib und durch ihr Ich dem ätherischen Leib während ihres Lebens einpflanzen. Aber die Erde würde in ihrer Entwickelung nicht zurecht kommen, wenn dieses Erstrahlen der Menschheit nicht stattfände. Wenn auf der Erde keine Menschen schlafen würden, würde die vegetabile Kraft der Erde viel schneller ersterben müssen, als sie im Erdenleben eben erstirbt. 

Was der Mensch in geistigen Welten aufnimmt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, das strahlt er wiederum schlafend aus seinem Ätherleibe in die Erdentwickelung aus während seines irdischen Lebens. Das Schlafen des Menschen hat eben durchaus auch eine kosmische Bedeutung. In dieser schlafenden Tätigkeit des Ätherleibes wirkt das Bewußtsein des Lebensgeistes (Buddhi). Es ist dasjenige Bewußtsein, zu dem der Mensch sich erst hinaufentwickeln wird, wenn unser Erdenplanet bei der Metamorphose des Venusdaseins angekommen sein wird.


Unser Ätherleib erscheint von innen angesehen, als ein Kreislauf, der verfließt, rückwärts laufend, von unserer gegenwärtigen Geburt bis zum letzten Tode.


Der Ätherleib schaut vom Aufwachen bis zum Einschlafen das Karma aus früheren Erdenleben und vom Einschlafen bis zum Aufwachen das werdende Karma.


Der sich in der ganzen Welt ausdehnende Äther mit seinen inneren Vorgängen, mit alledem, was in ihm lebt, ist gleichsam das Substantielle in dem wir wahrnehmen, wenn wir träumen. Wie uns ja die ätherische Welt im Wachzustande, wenn wir physisch wahrnehmen, verschlossen ist im gewöhnlichen Leben, so bleibt auch für das gewöhnliche Träumen der Äther, der um uns herum ist, unwahrnehmbar. 

Nur dasjenige Stück der Ätherwelt tritt gleichsam vor uns auf, wenn wir träumen, was unser eigener Ätherleib ist, daß wir mit dem astralischen Leib und dem Ich, gleichsam auf das zurückschauen, woraus wir im Schlafe herausgestiegen sind. Es sind also im Grunde die Vorgänge unseres Ätherleibes, die an irgendeiner Stelle ihren Schleier lüften, wenn wir träumen. In diesem Ätherleibe sind immer gegenwärtig enthalten alle Erinnerungen. Auch dasjenige, was tief hinuntergestiegen ist in die Untergründe der Seele, was im gewöhnlichen Tagesbewußtsein nicht in unser Bewußtsein kommt, im Ätherleibe ist es in irgendeiner Weise immer enthalten.


Halluzinationen sind in der Regel auch dadurch hervorgerufen, daß der Mensch mit seinem Ich und seinem astralischen Leibe, die dann im physischen Leibe drinnenstecken, dennoch gewissermaßen ein herausgerissenes Stück seines Ätherleibes sehen kann.


Viel schwerer als den Astralleib zu bearbeiten, ist es, in den Ätherleib hineinzuarbeiten, weil dieser viel schwieriger zu durchdringen ist. Diese Undurchdringlichkeit ist teils das Werk des Menschen selbst, insofern es von früheren Taten herrührt, teilweise aber auch das Werk anderer höherer Wesenheiten, die bei der Bildung des Ätherleibes tätig waren. Je mehr der Mensch in den Ätherleib hineinarbeitet, desto mehr wird er, was man so nennt, ein religiöser und weiser Mensch. 

Buddhi nennt man das, was so entsteht durch das Hineinarbeiten des Ich in den Ätherleib, und einen Menschen, der es so weit gebracht hat nennt man einen Chela, einen Geheimschüler. In einem gewissen Zeitpunkt wird sich der Geheimschüler seiner früheren Erdenleben bewußt.


Was der Mensch zur Weisheit umgearbeitet hat, verwandelt sich beim Menschen in Rhythmus und das geht über in den Ätherleib. Was von dem Astralkörper an Vibrationen in den Ätherleib hineingearbeitet worden ist, das ist unsterblich. Darum findet er dann bei seinem Wiederkommen dieses Stückchen Ätherleib wieder. Was er braucht, um dieses Stückchen Ätherkörper zu ergänzen, das bestimmt die Dauer seines Aufenthaltes im Devachan.

Wenn ein Mensch soweit ist, daß er seinen ganzen Ätherleib so umgewandelt hat, dann braucht er kein Devachan mehr. Dies ist bei dem ausgebildeten Geheimschüler der Fall. Das nennt man Verzichtleisten auf Devachan. Man kann einen Menschen am Ätherleib arbeiten lassen, wenn man sicher ist, daß er nichts Übles mehr in die übrige Welt hineinbringt; er würde sonst seine schlechten Instinkte in die Welt hineinarbeiten. In der Hypnose kann es sein, daß der Hypnotisierte die schlechten Instinkte des Hypnotiseurs in die Welt hineinarbeitet. Viele Praktiken der schwarzen Magier bestanden darin, daß sie auf diese Weise sich willige Diener schufen. Wenn etwas Schlechtes in den Ätherleib hineinkommt, kommt dieses Schlechte zur Ruhe und bleibt dadurch.


Wir können einen teilweisen Austritt des ätherischen Leibes beobachten. Wenn Sie sich irgendein Körperglied drücken oder stoßen, so tritt mitunter ein eigentümliches prickelndes Gefühl auf, wir sagen das Glied sei eingeschlafen. Der hellsehende Mensch kann dann den herausgehobenen Teil des Ätherleibes wie eine Kopie des physischen Menschenleibes in dessen Nähe wahrnehmen.

So wird zum Beispiel bei einem Sturz der zugehörige entsprechende Teil des Ätherleibes aus dem Kopfe durch die abstürzende Bewegung herausgedrückt und wenn dies auch nur auf einen Moment geschieht, so wird doch dadurch die Erinnerung frei, weil der ätherische Leib in solchem Momente von der physischen Materie, dem Hindernisse der ungehemmten Erinnerung, befreit ist. Im Tode tritt dieses Erinnerungstableau (siehe: Lebenstableau) sofort mit voller Stärke ein, weil der ganze physische Körper verlassen wird. [56]

Der Ätherleib vergrössert sich, wenn er vom physischen Leibe frei wird. [57]

In eine geistige Zerrüttung hinein würden die Menschen leben, wenn die geistigen Welten vor ihnen auftauchen würden bei der Lockerung des Ätherleibes und sie sie nicht als solche erkennen würden. Heute könnte schon mancher von den geistigen Welten ein Bewußtsein haben, aber er hat es nicht, und so schlagen sie auf ihn selbst zurück, und das zeigt sich in seiner Nervosität, der Neurasthenie, in der pathologischen Krankheitsfurcht.


Es gibt heute schon Menschen, die viel lockerere Ätherleiber haben als die anderen. Dieses Lockern des Ätherleibes ist nur dann richtig für den Menschen, wenn er durch die verschiedenen Verkörperungen so viel in sich aufgenommen hat, daß sein Ätherleib, wenn er wieder herausgeht, richtige Früchte aus der physisch-sinnlichen Erdenwelt mitnimmt, Früchte, die geeignet sind, dem Ätherleib, der immer selbständiger wird, einverleibt zu werden. 

Je geistiger die Vorstellungen sind, die der Mensch innerhalb der physischen Welt hier findet, desto mehr nimmt er in seinem Ätherleib mit. Alles, was der Mensch in unserem jetzigen Erdendasein an Nützlichkeitsvorstellungen, an maschinellen, industriellen Vorstellungen aufnimmt, die nur der äußeren Notdurft, nur dem äußeren Leben dienen, ist ungeeignet, dem Ätherleib einverleibt zu werden.

Aber alles, was er aufnimmt an Vorstellungen des Künstlerischen, des Schönen und Religiösen – und alles kann in die Sphäre von Weisheit, Kunst und Religion getaucht werden –, das alles verleiht seinem Ätherleib die Fähigkeit und Möglichkeit, selbständig organisiert zu sein.


Der Ätherleib ist der Kraftträger, der Erreger alles dessen, was im physischen Leibe vorgeht. Er muß nicht nur dann, wenn er ganz in dem physischen Leibe steckt, den physischen Leib mit Kräften versehen, er muß ihn jederzeit versehen; er wird ihn auch versehen müssen, wenn er wieder einmal teilweise außerhalb des physischen Leibes ist. Lassen Sie ihn leer, geben Sie ihm nichts mit, dann kann er nicht auf den physischen Leib zurückwirken. 

Der Ätherleib muß, nachdem er durch den physischen Leib durchgegangen ist, innerhalb des physischen Leibes seine Kräfte gewinnen. Was da erarbeitet wird innerhalb des physischen Leibes, das geht mit der Entwickelung mit, und wenn der Mensch in künftigen Inkarnationen in solchen Organisationen leben wird, wo der Ätherleib entlassen ist bis zu einem gewissen Grade aus dem physischen Leibe, dann wird er im Bewußtsein gewissermaßen als Erinnerung durch den teilweise frei gewordenen Ätherleib leben.


Das, was der Mensch mitgeben kann, das ist, was er durch das Christus-Erlebnis innerhalb der physischen Welt gewinnen kann. Was heute im physischen Leibe ist, das sendet die Kräfte hinaus in den Ätherleib; und dieser wird, wenn er gleichsam gespeist wird von dem, was der physische Leib an der Erscheinung des Christus erlebt, die Kräfte empfangen, um wiederum hellstrahlend zu werden und Lebenskraft zu haben, um den physischen Leib zu erhalten in der Zukunft. Der Ätherleib würde, (trotzdem) er durchchristet ist, in einem ihm ungeeigneten Elemente seiner Zerstörung entgegengehen und zerstörend zurückwirken auf den physischen Leib. 

Das zweite (also) das notwendig ist, ist, daß dieser Ätherleib sich geeignet macht, wiederum zu empfangen das Licht aus Luzifers Reich. So muß der Mensch, während er früher den Luzifer als inneres Erlebnis auftauchen sah durch den Schleier seines Seelenlebens, sich nun so vorbereiten, daß er den Luzifer als kosmische Wesenheit in seiner Umgebung erleben kann. Von einer unterirdischen Gottheit zu einer kosmischen wird Luzifer; und der Mensch muß sich vorbereiten, um seinen Ätherleib mit solchen Kräften auszustatten, daß der Luzifer ein befruchtendes, ein förderndes Element sein kann und kein zerstörendes. 

Also der Mensch geht durch das Christus-Erlebnis durch, und es ist berechtigt in der ganzen Natur der Entwickelung, daß die geisteswissenschaftliche Schulung die Menschen vorbereitet, wiederum zu verstehen das Licht aus Luzifers Reich, weil der menschliche Ätherleib nur dadurch seine entsprechenden Lebenskräfte erhalten kann.


Dasjenige, was der Mensch in seinem Gesamtorganismus wegen des Lebensäthers, der in ihm ist, erlebt, in unserer Zeit viel mehr, als das in der griechisch-lateinischen Zeit der Fall war, trennt von dem, was infolge des erdartigen Elementes erlebt wird. Dadurch aber wird es herbeigeführt, daß die Erlebnisse vermöge des erdartigen Elementes das reine Hinschauen auf die durch Hypothese ungetrübten Urphänomene ermöglicht. Und weil der Lebensäther sich absondert, wird in diesem erlebt werden können dasjenige, was den Menschen durchdringt mit Imaginationen, die da wurzeln in der übersinnlichen Welt. Gerade durch diese Lockerung ist dies der Fall.


Dieses erdige Element vor allen Dingen das im Menschen vorhandene metallische Element, das ist stärker gebunden gewesen während des 4. nachatlantischen Zeitraums an den Lebensäther.


Seit dem 3. Jahrhundert vor Christus ist schon der alte Innigkeits-zusammenhang zwischen dem Ätherkopf des Menschen und dem physischen Kopf verlorengegangen. Aber es ist doch immer aufrechterhalten geblieben ein recht inniger Zusammenhang zwischen dem physischen Herzen und dem menschlichen Ätherherzen. 

Seit dem Jahre 1721 lockert sich merkwürdigerweise immer mehr und mehr der Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem Ätherherzen. Später werden noch andere Organe des Menschen sich von dem Ätherischen lösen. Bis 2100 wird sich das Herz ganz gelöst haben. Das macht aus, daß die Menschen nötig haben, etwas, was ihnen früher von selbst kam, auf einem anderen Wege zu suchen, auf dem Wege des spirituellen Lebens.

Dieses vom physischen Herzen losgetrennte Ätherherz, das wird seine richtige Beziehung zur geistigen Welt nur gewinnen, wenn der Mensch sucht spirituelles Wissen. Der bloße Glaube ist (daher) gerade seit jener Lostrennung außerordentlich gefährlich, denn dieser Glaube, der nur ein naives Gefühlsverständnis zur geistigen Welt entwickeln will, dieser Glaube materialisiert das Herz. Deshalb werden gerade die religiösen Leute so furchtbar materialistisch in unserer Zeit.


Im Gehirn des Menschen ist ein Glied, das im Vertrocknen ist. Das ist das Glied, das heute in der Wissenschaft arbeitet. Gegen die Menschenzukunft hin würden immer mehr und mehr Glieder absterben. Aber gegenüber jedem absterbenden Gliede wird der Christus-Impuls in die Menschheit einfließen, und am Ende der Erdentwickelung wird es so sein, daß alle die Glieder, die sonst abgestorben wären, wieder belebt worden sind von dem Christus-Impuls, der dann den ganzen Ätherleib durchsetzt hat, mit dem der menschliche Ätherleib dann eins geworden ist.


In der Zukunft wird der physische Leib des Menschen anspruchsvoller, kettet Astralleib und Ätherleib an sich, und nur dadurch, daß der Mensch bewußt herantritt an die spirituelle Welt, aufnimmt die IdeenBegriffeGefühle der spirituellen Welt, wie wir jetzt beginnen in den spirituellen Bewegungen, kann er selber jene starken Kräfte entwickeln, welche ihm früher von den Hierarchien hereingegossen worden sind in den physischen und den Ätherleib. 

Und der Mensch kann gegen die Zukunft hin, wenn er noch Herr bleiben will seines physischen Leibes, starke Kräfte in bewußter Weise aus der spirituellen Welt heraus beziehen, um die widerstrebenden Kraftmassen des Ätherleibes zu überwinden, der an den physischen Leib gebunden ist. Dadurch aber wird in der Zukunft der Menschheit immer mehr zutage treten, daß ein Unterschied deutlich zwischen den Menschen auftreten wird, die sich sträuben gegen die spirituellen Lehren und Erkenntnisse, und solchen, die gerne und willig und instinktgemäß herankommen an die spirituellen Erkenntnisse. Diejenigen Menschen, die sich sträuben, werden das immer mehr in ihrem Antlitz zeigen. Sie werden zeigen, daß sie keine Gewalt haben über ihre Gesten, über ihr Physisches, daß ihr Physisches überall stärker ist als sie selber.


Den Ätherleib verdirbt man im Grunde genommen als Mensch nur – denn viel mehr Macht hat man als heutiger normaler Mensch nicht – durch die Lüge, und höchstens unbewußt durch den Irrtum. Aber auch dann kann immer nur ein Teil des Ätherleibes verdorben werden. Nur im Verlaufe der Inkarnationen können die Fehler, die der Mensch direkt entzündet, weiter wirken auf den physischen Leib und den Ätherleib; und sie erscheinen dann als Krankheiten, als Schädigungen und als Krankheitsdispositionen, auch im physischen Leibe.


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Beweise – Der Darsteller setzt voraus, daß der Leser mit ihm gemein­sam die Tatsachen sucht.

Beweise in der Geheimwissenschaft GA 13

„Charakter der Geheimwissenschaft“ in der „Geheimwissenschaft im Umriss“ von Rudolf Steiner – (GA 13, S. 39f.)

„Man kann gegenüber geheimwissenschaftlichen Ausfüh­rungen oftmals den Einwand hören: diese beweisen nicht, was sie vorbringen; sie stellen nur das eine oder das andere hin und sagen: die Geheimwissenschaft stelle dieses fest.

Die folgenden Ausführungen verkennt man, wenn man glaubt, irgend etwas in ihnen sei in diesem Sinne vorge­bracht. Was hier angestrebt wird, ist, das in der Seele am Naturwissen Entfaltete sich so weiter entwickeln zu lassen, wie es sich seiner eigenen Wesenheit nach entwickeln kann, und dann darauf aufmerksam zu machen, daß bei solcher Entwickelung die Seele auf übersinnliche Tatsachen stößt. Es wird dabei vorausgesetzt, daß jeder Leser, der auf das Ausgeführte einzugehen vermag, ganz notwendig auf diese Tatsachen stößt. Ein Unterschied gegenüber der rein na­turwissenschaftlichen Betrachtung liegt allerdings in dem Augenblicke vor, in dem man das geisteswissenschaftliche Gebiet betritt.

In der Naturwissenschaft liegen die Tatsachen im Felde der Sinneswelt vor; der wissenschaftliche Darsteller betrachtet die Seelenbetätigung als etwas, das gegenüber dem Zusammenhang und Verlauf der Sinnes-Tatsachen zu­rücktritt.

Der geisteswissenschaftliche Darsteller muß diese Seelenbetätigung in den Vordergrund stellen; denn der Leser gelangt nur zu den Tatsachen, wenn er diese Seelenbetäti­gung in rechtmäßiger Weise zu seiner eigenen macht. Diese Tatsachen sind nicht wie in der Naturwissenschaft – aller­dings unbegriffen – auch ohne die Seelenbetätigung vor der menschlichen Wahrnehmung; sie treten vielmehr in diese nur durch die Seelenbetätigung.

Der geisteswissenschaftliche Darsteller setzt also voraus, daß der Leser mit ihm gemein­sam die Tatsachen sucht. Seine Darstellung wird in der Art gehalten sein, daß er von dem Auffinden dieser Tatsachen erzählt und daß in der Art, wie er erzählt, nicht persön­liche Willkür, sondern der an der Naturwissenschaft heranerzogene wissenschaftliche Sinn herrscht. Er wird daher auch genötigt sein, von den Mitteln zu sprechen, durch die man zu einer Betrachtung des Nichtsinnlichen – des Übersinn­lichen – gelangt. – Wer sich in eine geheimwissenschaftliche Darstellung einläßt, der wird bald einsehen, daß durch sie Vorstellungen und Ideen erworben werden, die man vorher nicht gehabt hat.

So kommt man zu neuen Gedanken auch über das, was man vorher über das Wesen des «Beweisens» gemeint hat. Man lernt erkennen, daß für die naturwissen­schaftliche Darstellung das «Beweisen» etwas ist, was an diese gewissermaßen von außen herangebracht wird. Im geisteswissenschaftlichen Denken liegt aber die Betätigung, welche die Seele beim naturwissenschaftlichen Denken auf den Beweis wendet, schon in dem Suchen nach den Tatsachen.

Man kann diese nicht finden, wenn nicht der Weg zu ihnen schon ein beweisender ist. Wer diesen Weg wirk­lich durchschreitet, hat auch schon das Beweisende erlebt; es kann nichts durch einen von außen hinzugefügten Beweis geleistet werden. Daß man dieses im Charakter der Geheimwissenschaft verkennt, ruft viele Mißverständnisse hervor.“

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Bibel – Da wird Kunst zur Religion durch die Bibel.

Bibel

Wenn wir heute die Bibel lesen, lesen wir etwas, was gegenüber dem ursprünglichen Inhalt einmal gesiebt, zweimal gesiebt, dreimal gesiebt ist, aber so gesiebt ist, daß nicht das Beste, sondern daß immer das Schlechteste bleibt. Daher ist es natürlich billig, sich in gewisser Weise auf die heutigen Worte der Bibel zu berufen. Am schlechtesten kommen wir weg, wenn wir uns beim Markus-Evangelium auf die Bibel berufen, wie sie uns heute vorliegt. Das dürfen wir auf keinen Fall.


Im alten atavistischen Hellsehen ist aus der Akasha-Chronik dasjenige geschöpft worden, was in allen religiösen Urkunden einschließlich der Bibel steckt.


Man hat im Alten Testament eigentlich nur Reste: diejenigen Reste, die die jüdische Überlieferung behalten hat, von einer umfangreichen Bilderweisheit, die in der alten Gnosis enthalten war, vorzugsweise im Oriente lebte, deren Strahlen aber herüberwirkten ins Abendland, und die eigentlich erst im 3., 4. Jahrhundert für das Abendland mehr oder weniger verglommen sind, dann noch nachgewirkt haben bei den Waldensern und Katharern, aber doch verglommen sind.


Man wird lernen müssen, die Bibel in einer ganz neuen Weise zu lesen. Heute gibt es noch viele Hindernisse dafür. Teilweise ist daran schuld der Umstand, daß ja noch immer das Bibelverständnis in weiten Kreisen in einer etwas süßlich-sentimentalen Art getrieben wird, daß die Bibel nicht zu einem Erkenntnisbuch, sondern zu einem Gebrauchsbuch für alle möglichen Seelenlagen benutzt wird. 

Wenn man einmal das Alte Testament, wie man es hat, als Ganzes auf sich wirken lassen wird und verbinden wird den Blick auf das Inhaltliche mit dem, was gerade durch die Geisteswissenschaft in die Welt kommen wird, wenn man damit verbinden wird, aber geistig, einen gewissen spirituell-künstlerischen Sinn, so daß man darauf ausgehen wird, zu sehen, wie die Dinge aufeinander künstlerisch folgen, wie sie künstlerisch komponiert sind, wie sich die Fäden verschlingen und lösen, nicht so sehr im äußerlich kompositionellen Sinne, sondern wenn man auch das tief Künstlerische anwenden wird auf so etwas, wie es das Alte Testament ist, erst dann wird man darauf kommen, welche ungeheure dramatische Kraft, welche innerliche, spirituell-dramatische Kraft in der Komposition und in dem Aufbau des ganzen Alten Testamentes eigentlich liegt.


Wenn man gegenüber der bisher süßlich-sentimentalen Art der Betrachtung diese dramatisch-künstlerische Durchdringung ins Auge faßt, dann gestaltet sich uns die Bibel von selber zu dem, was zugleich religiöse Inbrunst bringen wird. Da wird Kunst zur Religion durch die Bibel. Und dann wird man beginnen, ganz eigentümliche Dinge zu bemerken.


Hinter solchen Dingen, wie sie in den religiösen Urkunden stehen, liegt immer noch sehr vieles verborgen. [6] Die Bibel verbirgt manches, was sie an geheimnisvollen Tatsachen zu verkünden hat, hinter dem Kompositionellen, hinter dem grandiosen okkult Kompositionell-Künstlerischen.


Wer genau liest, der weiß das Folgende: daß von den Worten an «Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde» bis zum dritten Vers des zweiten Kapitels die geistige Welt geschildert wird, wie sie geschaffen ist. Dann wird vom vierten Verse an gesagt: Das, was Nachkomme ist von Himmel und Erde, wird im Folgenden geschildert. Es ist der wunderbarste Übergang, wenn man die Sache versteht, von dem Sechs-Tage-Werke zu dem Folgenden. 

Wer sich auf diese Dinge einläßt, findet, daß es vielleicht kein so gut kombiniertes Buch gibt wie die Bibel, namentlich die älteren Teile derselben. Der Glaube, daß man ohne geistige Forschung an die Bibel herantreten dürfe, daß man mit äußeren Urkunden an sie herantreten könne, das hat dieses in sich so vollkommene und harmonische Werk aufgelöst, so daß es aus lauter Lappen und Fragmenten zusammengesetzt erscheint.


Es wird gesagt, daß höhere Geister dem Moses die Offenbarungen gemacht haben, die er dann niedergeschrieben habe. Die Kenntnis der höheren Tatsachen war aber schon viel früher vorhanden und wurde von Geschlecht zu Geschlecht mündlich, von Priestermund zu Priestermund, weitergegeben, bis sie von Esra – dem die Niederschrift dieser Dinge zugeschrieben wird – schriftlich dokumentiert worden ist.


Ohne die Vorbereitung durch die Geisteswissenschaft möchte ich wissen, mit welchem Rechte irgend jemand eine Interpretation geben will aus dem ursprünglichen Texte, von der man mit wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit sagen kann, daß sie stimmt. (Denn) man muß sich doch klar sein, daß bis in die christlichen Jahrhunderte herein auch vom ersten Teil der Bibel nichts vorhanden war, was dazu hätte verleiten können, diesen Text so zu lesen, wie er heute gelesen wird. Vokale gab es überhaupt darin nicht, und der Text war so, daß auch die Trennungen der einzelnen Worte erst gebildet werden mussten (dertextwaralsozusammengeschriebenund.hn.v.k.l.). Erst später wurden auch die Punkte hinzugesetzt, welche im Hebräischen die Vokale andeuten.


Es kann im Grunde genommen nur die geisteswissenschaftliche Vertiefung in die Bibel dieses Resultat ergeben –, daß eine Schilderung, die zunächst von äußeren Vorgängen und Erlebnissen in der äußeren Welt handelt, sich in der biblischen Darstellung unmittelbar fortsetzt in eine Schilderung ganz anderer Art, die man nur schwer von dem unterscheiden kann, was vorhergeht. 

Es werden Reisen und sonstige äußere Erlebnisse erzählt, die wir einfach als solche zu nehmen haben. Dann wird so fortgesetzt, daß wir zunächst gar nicht merken, daß wir mitten im Weiterlesen in einer Schilderung ganz anderer Art drinnen sind, als ob eine Reise weiterginge von einem Orte zum andern, und als ob die weiteren Erlebnisse geradeso wie die äußeren physischen Erlebnisse zu nehmen wären wie die vorhergehenden. 

Und dann sind wir mitten drinnen in einer Schilderung des Seelenlebens der betreffenden Persönlichkeit, in einer Schilderung, die sich gar nicht auf äußere Ereignisse bezieht, sondern auf innere Seelenkämpfe, Seelenüberwindungen, Seelenerlebnisse, wodurch die betreffende Persönlichkeit dann zu einer höheren Stufe der Seelenentwickelung, der Erkenntnis, zu einer höheren Stufe der Tatkraft oder zu einer Mission in der Weltentwickelung hinaufsteigt. 

Es laufen gewissermaßen die Schilderungen der äußeren Ereignisse unvermittelt über in sinnbildliche Darstellungen, die ganz im Stile der früheren Ereignisse gehalten sind.


Innerhalb der dritten Kulturepoche (ägyptisch-chaldäische), bildete sich wiederum ein kleines, abgesondertes Häuflein, das in gewisser Weise alles das aufnimmt, was an alten Traditionen und an neuen Errungenschaften hat gewonnen werden können; ein kleines Häuflein, dessen Eingeweihte die uralte Weisheit, die frühere Genossenschaft mit den Göttern bewahrt hatten; dessen Eingeweihte wiederzugeben wußten, was man als Erfahrung wissen konnte aus der geistigen Welt, und die zugleich chaldäische Weisheit – Gottesschrift im Weltenraum – und ägyptische Weisheit, die in der symbolischen Vermählung des Geistigen mit dem Physischen aufgeht, in sich aufgenommen hatten. Und diese Gruppe von Menschen ist es, die in diesem Sinne das auserwählte Volk zu nennen ist. 

Das alttestamentliche Volk, das in seinem Alten Testament, in bezug auf alle uralten Ereignisse und auch auf das Fortlebende, in der Tat das größte und bedeutsamste Dokument hatte. Das Alte Testament enthält in gewaltigen Bildern das Herabsteigen des Menschen aus göttlichen Höhen und verknüpft zugleich die historischen Erlebnisse des Menschen mit diesen kosmischen Ereignissen. Alles das enthält die alttestamentliche Geschichte genau, und vor allen Dingen das, was dem Weltenzusammenhange voll entspricht.


In dem althebräischen Volke mußte alles so geordnet sein, daß der Strom von Gesetzmäßigkeit weiterfloß, der aus dem Weltenall heraus nach Maßgabe von Zahl, Maß und Gewicht den menschlichen physischen Leib geordnet hat im Sinne der Sternenordnung. Das finden wir wieder in einem Ausspruch, der in der Bibel so ungeheuer entstellt ist. 

So heißt es nirgends, daß Gott die Israeliten so zahlreich machen will, wie die Sterne am Himmel, sondern es heißt, daß er in der Art, wie sie sich fortpflanzen und verbreiten auf der Erde, die Gesetze, die Zahlenverhältnisse walten lassen will, wie sie in den Sternen am Himmel herrschen. Nach der Zahlenharmonie der Sterne soll das hebräische Volk in seiner Fortpflanzung geordnet sein.


Jahve ist diejenige Gottheit, welche einen von außen her anschaut, von außen an den Menschen herankommt, sich in Wind und Wetter offenbart. Wenn der Mensch alles, was in der Außenwelt an Zahl, Maß und Gewicht vorhanden ist, durchdringt, nähert er sich dem Jahvegott. In früherer Zeit war der Gang ein entgegengesetzter. 

Brahma wurde zuerst im Inneren der Seele erkannt und von da wird dann erst hinausgegangen. Den Jahve jedoch erkennt man zuerst draußen und dann erst kann er auch im eigenen Inneren nachgewiesen werden. Das ist die geistige Seite dessen, was genannt wird: der Bund Jahves mit Abraham.


Das althebräische Volk machte eine erste Periode durch, von Abraham bis zur Zeit der ersten Könige. Es ist dies zu vergleichen mit der ersten Periode des einzelnen Lebens bis zum siebenten Jahre. Hier werden alle Dinge getan, die imstande sind, die Bluteigentümlichkeiten zu befestigen. Alles, was da erzählt wird, die Wanderung Abrahams, die Ausbildung der zwölf Stämme, die Eingliederung der mosaischen Gesetzgebung, die Fährlichkeiten in der Wüste, ist zu vergleichen mit dem, was in den ersten sieben Lebensjahren auf den Menschen vom physischen Plane her einfließt.

Dann kommt die zweite Periode: die innere Verfestigung, die Königsherrschaft bis zur babylonischen Gefangenschaft. Dann kommt der Einfluß des Chaldäertums, des orientalischen Magiertums auf das hebräische Volk. Und der Leiter, der schon damals, 550 bis 600 vor unserer Zeitrechnung, einfließen ließ in das hebräische Volk diesen orientalischen Einfluß, war schon damals die Individualität des Zarathustra.

Und so hat er schon damals vorgearbeitet, um eine geeignete Leiblichkeit zu finden. So entwickelte sich in den Generationen herunter, von Abraham an, immer mehr die Möglichkeit und die Bedingungen, daß herausgeboren werden konnte die geeignete Leiblichkeit, die dann die Wiederverkörperung des Zarathustra sein konnte. 

Das Matthäus-Evangelium stellt insbesondere diese Entwickelung ganz wunderbar getreu dar, indem es eine Dreigliederung eintreten läßt. Wir haben drei mal vierzehn Glieder: von Abraham bis David, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft vierzehn Glieder, von der babylonischen Gefangenschaft bis zum Christus Jesus wieder vierzehn Glieder. Die ganze hebräische Entwickelung seit Abraham sollte in einem Menschen zusammengefaßt werden. Und das sollte gipfeln in dem Jesus des Matthäus-Evangeliums.


In dem Stammvater dieses Volkes, in Abraham war auch tatsächlich eine solche Individualität auserlesen, daß dessen Leiblichkeit ein geeignetes Instrument war für das urteilende Denken. Damit sollte jene Kultur eingeleitet werden, deren Früchte noch heute unserer ganzen westlichen Kultur und Zivilisation einverleibt sind. Jenes kombinatorische Denken, die mathematische Logik, wurde durch Abraham eingeleitet; ihn sah man bis ins Mittelalter hinein im gewissen Sinne als Vertreter der Arithmetik an. Die ganze Anlage seines Denkens war eben eine solche, die Welt nach dem Verhältnis von Maß und Zahl anzusehen.


Abraham mußte eine Nachkommenschaft haben, die weiterbaute jene eigenartige Konstitution des physischen Leibes. Es mußte nun selbständig von den Menschen der Aufbau des physischen Leibes in die Hand genommen werden, damit das weitergeführt wurde, was bislang die Götter getan haben, und zwar durch viele Generationen hindurch mußte dies geschehen. 

Es mußte ein den Jahve verstehendes Gehirn sich durch physische Vererbung erhalten. Der Bund des Jahve mit Abraham sollte auch auf die Nachkommen übergehen. Dazu gehörte aber eine ungeheure Hingebung der Individualität des Abraham an den Jahve. Und das war auch tatsächlich der Fall. In der Bibel wird uns erzählt, wie dies geschah. Eine Hingabe wird dann am größten, wenn man hinopfert, was man selber für die Zukunft werden soll. Abraham soll dem Jahve seinen Sohn Isaak hinopfern. Er würde damit das ganze hebräische Volk hinopfern und alles, was er selber war und was in die Welt durch ihn getragen werden sollte. Und er hat es so weit gebracht in der Hingabe, daß er den Isaak hingeopfert hat; sein Wille war es. Und er bekommt den Isaak wieder zurück. 

Er bekommt ihn von Jahve selber wieder zurück, das heißt, Abraham geht so weit, die Mission, die er vermöge der Individualität seines Selbstes hat, nicht durch sich auf die Nachwelt weiter zu übertragen, sondern sie als Gabe des Jahve in seinem eigenen Sohn zu empfangen.


(Denn) alles das, was der Menschheit anerzogen wird, muß immer seinen Ausgangspunkt nehmen von einer Individualität. Fähigkeiten, die dann die Fähigkeiten einer großen Anzahl von Menschen werden sollen, müssen sozusagen zuerst bei einem Menschen anfangen.


An Stelle des Isaak wurde geopfert ein Widder oder Lamm. Was heißt das? Jene menschliche Leiblichkeit, die sich fortpflanzen sollte und an welche jene Fähigkeiten gebunden waren, welche das Begreifen der Welt nach Maß und Zahl, nach mathematischer Logik bedingen, sollte erhalten bleiben und als Geschenk des Jahve entgegengenommen werden. Um sie aber unvermischt durch irgend etwas anderes zu haben, war es notwendig, daß verzichtet wurde auf ein jegliches dämmerhafte alte Hellsehen, daß verzichtet wurde auf allerlei ImaginationenIntuitionen, auf ein jedes Einfließen solcher Offenbarungen, wie sie in allen übrigen Religionen der alten Zeiten bis zur chaldäischen und ägyptischen herauf vorhanden sind. 

Auf jede Gabe aus der geistigen Welt mußte verzichtet werden. Die letzte Gabe, die noch bleibt, wenn alle früheren verdunkelt sind, wird in der mystischen Symbolik durch den Widder bezeichnet. Die beiden Widderhörner bedeuten: das Opfer der zweiblätterigen Lotusblume (siehe: Astralleib-Organe und deren Organisation). Die letzte hellseherische Gabe wird hingeopfert.

Nun lebt das Volk in seiner Mission so weiter, daß gerade diese Abraham-Fähigkeiten sich fortpflanzen von Generation zu Generation. In dem Augenblick, wo atavistisch wieder auftritt diese Hellsehergabe, wo wieder einer hineinsieht in die geistigen Welten, macht sich eine solche Reaktion geltend, daß die Persönlichkeit zunächst ausgeschieden wird, daß sie nicht geduldet wird innerhalb der Volksgemeinschaft.


In Abraham ist ein solcher Mensch ausgewählt worden, der so organisiert war, daß im rechten Zeitmomente aus seinen Nachkommen der Jesus herausgeboren werden konnte. Dazu aber mußte das, was erst Anlage bei Abraham war, entwickelt werden. Wir müssen uns darüber klar sein, daß zur Entfaltung dieser Anlage nötig war, daß immer einiges ausgestossen wurde. (Weiter unten werden) wir sehen, wie Joseph abgestoßen worden ist. Aber auch schon früher war manches abgestoßen worden, zum Beispiel Esau, der Stammvater der Edomiter, weil in ihm auch ein altes Erbstück übriggeblieben war. Abraham hatte zwei Söhne. 

Von Isaak stammt das althebräische Volk ab. In Abraham waren aber noch andere Eigenschaften. Würden diese sich durch die Generationen hinunter vererben, so käme nicht das Richtige zustande. Daher mußte jenes andere radikal hinausgestoßen werden in eine andere Nachkommenschaft, in die Ismaels, den Sohn der ägyptischen Magd Hagar. Das althebräische Volk bekam (dann) auf dem Sinai das als Lehre wieder zurück durch Moses, was es ausgestossen hatte aus seinem Blute; von außen bekam es dieses wieder zurück.


Für das althebräische Volk war das Tor geschlossen gegenüber der spirituellen Welt. Man sah hinaus in die Welt, ordnete nach Maß und Zahl, und als die Einheit, in die man alles ordnete, erblickte man Jahve. Das einzige, was man noch wußte, war, daß dies, was man draußen erblickte, was in Jahve als Schöpfer der Welterscheinungen einem entgegentrat, eines und dasselbe war mit der menschlichen Ichheit. Aber darüber stiegen keine Imaginationen, keine eigenen inneren Erlebnisse innerhalb dieser Volksgemeinschaften auf. Es gab darüber keine eigenen Erlebnisse. 

Deshalb mußte man es auch von außen lernen, das heißt, man mußte es bei einem Volke lernen, das diese Erlebnisse noch hatte. Joseph war das richtige Verbindungsglied, weil er selber noch solche Fähigkeiten besaß. Denn er konnte den Ägyptern dienen, weil er zweierlei vermochte: Erstens hatte er die alte Hellsehergabe aus der Zeit vor Abraham. Er konnte sich hineinfinden in das, was das alte ägyptische Volk durch Hellsehergabe erlangte. Aber was dieses Volk nicht hatte, war die mathematische Logik, das heißt, es konnte nicht anwenden im physischen Leben das, was es als Imagination besaß. (Weil Joseph diese Fähigkeiten hatte), war er fähig, am ägyptischen Hofe die richtigen Ratschläge zu geben. 

So war er das richtige Verbindungsglied zwischen dem hebräischen Volke und den Ägyptern. Dadurch konnte er es herbeiführen, daß die Jahve-Lehre, die bis dahin wie eine Zusammenfassung der äußeren Wirklichkeit, wie ein mathematisches Weltbild war, Farbe und Inhalt bekam von der inneren Imagination, die man in Ägypten hatte. Diesen Zusammenhang und Zusammenklang zwischen altägyptischen Erlebnissen und Erkenntnissen des Weltzusammenhangs hat Moses gebracht.

Als das gemacht war, konnte das Volk wieder zurückgeführt werden, um das in Ägypten Erfahrene, nicht Erlebte, zu verarbeiten nach seiner Art. Denn es handelte sich ja gerade darum, daß diese Gabe unvermischt von anderen Völkern erhalten blieb, daß unverfälscht blieb die Bluteigentümlichkeit.


Moses erhält einverleibt in ganz früher Kindheit den erhalten gebliebenen Ätherleib des Zarathustra. In einer geheimnisvollen Weise ist in den religiösen Urkunden, die wirklich auf Okkultismus gebaut sind, alles enthalten, was uns auf solche Geheimnisse, wie sie uns die okkulte Forschung lehrt, hinweisen kann. 

Wenn Moses der wiederinkarnierte Schüler des Zarathustra war und einverleibt erhalten sollte den erhalten gebliebenen Ätherleib des Zarathustra, dann mußte mit ihm etwas ganz Besonderes geschehen. Bevor er die entsprechenden Eindrücke aus der Umgebung wie ein anderer Mensch erhalten sollte, bevor in seine Individualität herabsteigen konnten die Eindrücke der Außenwelt, mußte in seine Wesenheit hineinfiltriert werden, was er als ein Wunder-Erbstück von Zarathustra erhalten sollte. Das wird erzählt in jener Symbolik: daß er in ein Kästchen gelegt und in den Fluß versenkt worden ist, was sich wie eine merkwürdige Initiation ausnimmt. 

Eine Initiation besteht ja darin, daß ein Mensch abgeschlossen bleibt für eine bestimmte Zeit von der Außenwelt, und während dessen dasjenige, was er erhalten soll, in sich hineinfiltriert erhält. Damals also, als Moses so abgeschlossen war, konnte ihm in einem bestimmten Moment der aufbewahrte Ätherleib des Zarathustra einverleibt werden. 

Da konnte in ihm aufblühen jene wunderbare Zeiten-Weisheit, die ihm einst Zarathustra früher vermittelt hatte, mit der er jetzt begabt wurde, und die er herausbringen konnte, indem er in Bildern, die wieder für sein Volk geeignet waren, darstellte die Weisheit der Zeit hintereinander. Daher können uns bei Moses die großen Bilder der Genesis (siehe: biblische Schöpfungsgeschichte) entgegentreten als äußere Imaginationen der Zeiten-Weisheit, die von Zarathustra herstammte. Das war nun in seinem Inneren dadurch befestigt, daß er die Ätherhülle des Zarathustra selber empfangen hatte.


Moses wird auch in einer gewissen Weise in die Geheimnisse der anderen Völker eingeweiht. Eine besondere Einweihungsszene haben wir zu sehen in der Begegnung mit dem midianitischen Priester Jethro.


Was ist denn die Offenbarung vom Sinai? Was bekam Moses da, und was gab er dem Volke? Er gab ihm etwas, das wohl auf den Stamm dieses Volkes gepfropft werden konnte, weil es mit ihm in einer ganz bestimmten Weise verwandt war. Es waren einst die Nachkommen des Ismael ausgewandert und hatten sich angesiedelt in den Gegenden, welche nun von Moses mit seinem Volke durchzogen wurden. Jene Eigenschaften, die über Hagar zu den Ismaeliten gingen, welche zwar noch verwandt waren mit Abraham, aber dazu viele alte Erbstücke sich mit bewahrt hatten, die fand Moses dort bei den Ismaeliten, welche eine Art von Eingeweihten hatten. Aus den Offenbarungen dieses Zweiges entnahm er die Möglichkeit, den Israeliten die Offenbarung vom Sinai verständlich zu machen. 

Man muß eben die Bibel sehr sorgfältig lesen, um die Tragweite der Worte darin richtig würdigen zu können. Von den Nachkommen der Hagar stammt etwas ab, das mit der Gesetzgebung des Moses zusammenhängt, während abstammt das Blut, das die eigentlich israelischen Fähigkeiten des Moses repräsentiert, von der Sarah. Agar oder Hagar heißt im Hebräischen auch Sinai, was bedeutet der Steinberg, der große Stein. Man könnte auch sagen, von dem großen Stein, der eine äußere Ausprägung war von Hagar, bekam Moses seine Gesetzesoffenbarung. Das, was dieses jüdische Volk als Gesetzgebung hatte, stammte nicht aus den besten Eigenschaften des Abraham, das stammte ab von Hagar, vom Sinai. So daß diejenigen, welche die Anhänger der bloßen Gesetzgebung sind, wie sie vom Sinai herstammte, die Pharisäer und Sadduzäer, der Gefahr ausgesetzt sind, in ihrer Entwickelung stehen zu bleiben. 

Sie sind diejenigen, welche bei der Johannestaufe nicht das Lamm sehen wollen, sondern die Schlange. So verwandelt sich das, was sonst bloß Gekeife des Täufers (siehe: Johannes der Täufer) wäre, in eine schöne Ermahnung der Pharisäer und Sadduzäer, wenn er ihnen zuruft: Ihr, die ihr Anhänger der Schlange seid, gebt acht, daß ihr wirklich in der Taufe das Richtige schaut.

Erst aus dem hier Gesagten heraus gewinnt jenes Wort seine volle Bedeutung. So etwas braucht nicht aus der Akasha-Chronik herausgeholt zu werden, sondern es steht schon in der Bibel. Vergleichen Sie, was im Galaterbrief der Apostel Paulus darüber sagt.


Jahve teilt dem Moses mit, daß er in Pinehas, dem Sohn des Eleasar, dem Sohn des Aaron, also in dem Enkel des Aaron, einen besonderen Priester, der für ihn eintritt, der mit ihm verbunden ist, dem althebräischen Volk übergibt. Und die althebräische Geheimlehre und die neuere okkulte Forschung sagen da, daß in des Pinehas Leibe dieselbe Seele lebte, die später in Elias vorhanden war. Wir haben sie dann wieder in Elias-Naboth, dann in Johannes dem Täufer.


Schon das alte Testament hat wenigstens eine Ahnung von diesem polarischen Gegensatz des Ahrimanischen und Luziferischen. In dem Gegensatz zwischen den Büchern Moses und dem Buche Hiob liegt schon eine Ahnung jenes polarischen Gegensatzes. Nach dem Bösen stellt Moses die Frage. Und er führt dann vor in einem großartigen Bilde den Sündenfall. Wir wissen, daß sich hinter diesem Sündenfall verbirgt das, was wir den Eintritt des Luziferischen in die menschliche Natur nennen. Unglück und Tod sind der Sünde Folge. 

Die radikal entgegengesetzte Anschauung ist die des Buches Hiob. Da haben Sie erstens nicht eine Schlange, sondern ein rein geistiges Wesen, ein ahrimanisches Wesen, welches herankommt an das göttliche Wesen selbst. Und da handelt es sich bei Hiob nicht um einen Menschen wie bei Adam, der der Sünde verfallen kann, sondern gerade um einen, der «gerecht» sein soll. Und wodurch will dieses (ahrimanische) Wesen, das an Gott herantritt, erreichen, daß Hiob sündig wird? Dadurch daß es Unglück über ihn bringt! Bei Moses soll das Unglück von der Sünde kommen, im Buch Hiob die Sünde vom Unglück. Es ist ein radikaler Gegensatz in der Anschauung zwischen dem mehr heidnischen Buch Hiob und dem vollen jüdischen Buche des Moses.


Wir müssen, während wir das luziferische Geheimnis in die lemurische Zeit versetzen, das ahrimanische Geheimnis in die atlantische Zeit versetzen. Da hat die Bibel nur eine Andeutung, nicht ein so klares, weithin glänzendes Bild, wie das von der Paradieses-Versuchung. Da steht darinnen nur in der Bibel, daß bewirkt wurde durch die Impulse, die hereinkamen in das Erdendasein: daß die Göttersöhne Gefallen fanden an den Töchtern der Menschen. Das ist nur eine Hindeutung auf dasjenige, was als ahrimanischer Impuls hereinkommt.


Wenn man die Seelen der jüdischen Propheten verfolgt, so findet man, daß sie Wiederverkörperungen sind von Eingeweihten, die bei anderen Völkern eingeweiht waren und dort schon gewisse Stufen der Einweihung erstiegen hatten. Und alle die einzelnen Gestalten – Daniel, Jesaias, Jeremias und so weiter –, wir müssen sie, wenn wir ihre Seelen in früheren Verkörperungen finden wollen, bei anderen Völkern suchen. 

Es ist wirklich, trivial gesprochen, so wie ein Nach-und-nach-sich-Versammeln der Eingeweihten der anderen Völker bei dem jüdischen Volke, wo die Eingeweihten in der Gestalt der Propheten auftreten. Dann aber ist es erklärlich, daß die Propheten so erscheinen, daß ihre Prophetengabe wie ein elementarisches Hervortreten ihres Innern erscheint. Es ist die Erinnerung an das, was sie sich als Eingeweihte da oder dort erworben haben. Das tritt aber auch heraus so, daß es nicht immer jene klare harmonische Form zeigen muß, die es in früheren Inkarnationen gehabt hat. Denn es wird die Seele, die in einem persischen oder ägyptischen Leibe inkarniert war, sich erst anbequemen müssen der Körperlichkeit des jüdischen Volkes.


In den Zeiten des natürlichen Hellsehens, strömten in gewissen abnormen Zuständen der Seele die Geheimnisse der geistigen Welt herunter; da sahen die Menschen hinauf in die Hierarchien. Natürlich am meisten und am längsten sahen sie zu derjenigen Hierarchie, die dem Menschen am allernächsten steht, zu der Hierarchie der Angeloi.

Von sich selbst nahm der Mensch in diesen Zeiten alten Hellsehens noch nicht wahr, daß er in sich etwas hatte, was ihn hinaufführen sollte in die geistige Welt. Er mußte es ansehen als eine ihm von äußeren Mächten erwiesene Gnade, als ein Hereinschicken der geistigen Mächte in die Seele. 

Daher konnten die Propheten in der folgenden Art hinweisen auf die Zukunft: Es wird die Zeit kommen, da wird der Mensch sein Ich fühlen; da wird er wissen, daß es das selbstbewußte Ich ist, woraus die Geheimnisse der geistigen Welten heraussprießen sollen. So macht Jesajas darauf aufmerksam: Es wird die Zeit des Ich-Geheimnisses kommen, und aus der allgemeinen Schar der Engel wird einer abgeordnet werden, der euch dann zeigen wird, daß dieses Ich-Geheimnis kommen wird.


Jener Bote, von dem Jesajas gesprochen hat, der nicht in ganz gewöhnlichem Sinne als ein Mensch aufgefasst werden darf, nahm Besitz von der Seele des wiederinkarnierten Elias, Johannes der Täufer, lebte darin und war der Bote, der die Menschen aufmerksam machen sollte auf den herannahenden Christus-Impuls.


Das althebräische Volk begründet sein Reich in Palästina. Das ursprüngliche Reich trennt sich. Es kommt zuerst zur assyrischen, dann zur babylonischen Gefangenschaft. Es kommt zur Unterwerfung des althebräischen Volkes durch die Perser. Was heißt denn das alles? Ja, weltgeschichtliche Tatsachen haben eben einen Sinn. Sie folgen den inneren Vorgängen, folgen den geistig-seelischen Vorgängen. 

Warum werden die althebräischen Völker so geführt, daß sie von Palästina aus in das chaldäische, in das assyrisch-babylonische, in das persische Element hineingeführt werden und dann wieder von Alexander dem Großen befreit werden? 

Wenn man es trocken aussprechen will, kann man sagen, daß es nur der äußere Übergang ist des Zarathustra aus dem Persertum in das jüdische Element. Sie haben ihn sich geholt, die Juden; sie sind zu ihm geführt worden bis zur Unterwerfung unter das persische Element, weil Zarathustra zu ihnen kommen wollte.


Daher wird das althebräische Volk hinübergeführt in die babylonische Gefangenschaft da, wo gerade damals, sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung in den Geheimschulen der Babylonier der Zarathas oder Nazarathos in seiner damaligen Inkarnation der Lehrer war. Und da kamen in diesen Geheimschulen in Berührung diejenigen, die die hervorragendsten Führer des althebräischen Volkes waren mit dem großen Lehrer der alten Zeiten, mit Zarathas. Da wurde er ihr Lehrer, da verband er sich mit ihnen, da nahmen sie auf den großen Impuls, der so wirkte, daß in den letzten vierzehn Generationen dieses Volk vorbereitet wurde für die Geburt des Jesus.


Durch das Aufnehmen des Initiationselementes der verschiedenen Völker bildet sich nach und nach innerhalb der Entwickelung des Alten Testamentes der Unsterblichkeitsgedanke heraus, der auf seiner Höhe gerade bei den Makkabäersöhnen erscheint. [33]

Aus einem Sich-passiv-Verhalten zu dem Gotte Jahve wird allmählich ein aktives inneres Bewußtsein der Seele von ihrem Wesen. Das geht als eine von Seite zu Seite sich treibende Steigerung durch das Alte Testament. Und derselbe Fortschritt ist auch im Prophetentum. Sehen Sie, wie die Gesichte und die Verheißungen jedes folgenden Propheten immer innerlicher und innerlicher werden.


Bis zu einem bestimmten Moment treten gewisse Rasseneigentümlichkeiten als das die Impulse Gebende im Alten Testament auf. Dann kommt die Zeit, da dieses Volk seine Seele ausbildet, was sich so ausnimmt, wie der einzelne Mensch sein Seelisches in den Zwanzigerjahren hinstellt. Das ist da, wo der Prophet Elias auftritt, denn der Prophet Elias erscheint wie die ganze eigentümliche Seele des althebräischen Volkes. Dann kommen die anderen Propheten. 

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C = 128 Hz

Von der Eigenqualität des einzelnen Tones und Rudolf Steiners Tonhöhenangabe c = 128 Hz

In dem Buch „Von Intervallen Tonleitern Tönen und dem Kammerton c = 128 Hz“ von Maria Renold geht es in dem Kapitel 14 „Von der Eigenqualität des einzelnen Tones und Rudolf Steiners Tonhöhenangabe c = 128 H“ um den Einstimmton und um die Intonationshöhe der einzelnen Töne einer Tonleiter.

Maria Renold legt ihren Ausführungen eine mündliche Tonhöhenweitergabe von Rudolf Steiner an Kathleen Schlesinger zugrunde: „c = 128 Hz„.

Maria Renolds Zwölf-Quintentöne-Leiter wird immer auf c = 128 HZ oder c = 256 Hz (Oktave ) eingestimmt.

Das heißt:
nicht 432 HZ ist die Leitfrequenz, sondern 128 HZ.
In dem Kapitel geht es aber auch die Eigenqualität von Tönen auf bestimmten Schwingungszahlen, die sich von den Eigenqualitäten anderer Töne grundsätzlich unterscheiden. Damit ist die Wirkung gemeint, ein moralischer Wert, wie der in Marias Buch von ihr in dem Kapitel 14 zitierte Musikhistoriker C. Forsyth meint. In der Musik im antiken Griechenland haben Tonhöhen moralische Eigenschaften wie gut und böse oder tapfer. Es wurde ein Ethos mit der Tonhöhe verbunden.
Und zum Schluss des Zitats steht dann dieser Satz:

„Wir müssen aber wiederholen, dass für den Griechen diese Tonhöhe eine Tonika, das heißt Grundton oder Prim war, nicht eine Tonleiter-Tonhöhe in unserem Sinn.“

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Chakren – Die Lotosblumen als geistige Wahrnehmungsorgane

Chakren

GA 13, S. 349ff
„Die geistig-seelischen Organe, die Lotusblumen, bilden sich so, daß sie dem übersinnlichen Bewußtsein an dem in Schulung befindlichen Menschen wie in der Nähe bestimmter physischer Körperorgane erscheinen.

Aus der Reihe dieser Seelenorgane sollen hier genannt werden:
dasjenige, das wie in der Nähe der Augenbrauenmitte erfühlt wird (die sogenannte zweiblättrige Lotusblume), dasjenige in der Gegend des Kehlkopfes (die sechzehnblättrige Lotusblume), das dritte in der Herzgegend (die zwölfblättrige Lotusblume), das vierte in der Gegend der Magengrube. Andere solche Organe erscheinen in der Nähe anderer physischer Körperteile. (Die Namen «zwei-» oder «sechzehnblättrig» können gebraucht werden, weil die betreffenden Organe sich mit Blumen mit entsprechender Blätterzahl vergleichen lassen.)

Die Lotusblumen werden an dem astralischen Leibe bewußt. In dem Zeitpunkte, in dem man die eine oder die andere entwickelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man fühlt, daß man sich ihrer bedienen kann und daß man durch ihren Gebrauch in eine höhere Welt wirklich eintritt. Die Eindrücke, welche man von dieser Welt erhält, gleichen in mancher Beziehung noch denen der physisch-sinnlichen. Wer imaginativ erkennt, wird von der neuen höheren Welt so sprechen können, daß er die Eindrücke als Wärme- oder Kälteempfindungen, Ton- oder Wortwahrnehmungen, Licht- oder Farbenwirkungen bezeichnet. Denn wie solche erlebt er sie.

Er ist sich aber bewußt, daß diese Wahrnehmungen in der imaginativen Welt etwas anderes ausdrücken als in der sinnlich-wirklichen. Er erkennt, daß hinter ihnen nicht physisch-stoffliche Ursachen, sondern seelisch-geistige stehen. Wenn er etwas wie einen Wärmeeindruck hat, so schreibt er diesen nicht zum Beispiel einem heißen Stück Eisens zu, sondern er betrachtet ihn als Ausfluß eines seelischen Vorganges, wie er ihn bisher nur in seinem seelischen Innenleben gekannt hat.

Er weiß, daß hinter den imaginativen Wahrnehmungen seelische und geistige Dinge und Vorgänge stehen, wie hinter den physischen Wahrnehmungen stofflich-physische Wesen und Tatsachen. —

Zu dieser Ähnlichkeit der imaginativen mit der physischen Welt kommt aber ein bedeutsamer Unterschied hinzu. Es ist etwas in der physischen Welt vorhanden, was in der imaginativen ganz anders auftritt. In jener kann beobachtet werden ein fortwährendes Entstehen und Vergehen der Dinge, ein Wechsel von Geburt und Tod. In der imaginativen Welt tritt an Stelle dieser Erscheinung eine fortdauernde Verwandlung des einen in das andere.

Man sieht zum Beispiel in der physischen Welt eine Pflanze vergehen. In der imaginativen zeigt sich in demselben Maße, in dem die Pflanze dahinwelkt, das Entstehen eines andern Gebildes, das physisch nicht wahrnehmbar ist und in welches sich die vergehende pflanze allmählich verwandelt. Wenn nun die Pflanze dahingeschwunden ist, so ist dieses Gebilde an ihrer Stelle voll entwickelt da. Geburt und Tod sind Vorstellungen, welche in der imaginativen Welt ihre Bedeutung verlieren. An ihre Stelle tritt der Begriff von Verwandlung des einen in das andere. —

Weil dies so ist, deshalb werden für das imaginative Erkennen jene Wahrheiten über die Wesenheit des Menschen zugänglich, welche in diesem Buche in dem Kapitel «Wesen der Menschheit» mitgeteilt worden sind. Für das physisch-sinnliche Wahrnehmen sind nur die Vorgänge des physischen Leibes wahrnehmbar. Sie spielen sich im «Gebiete von Geburt und Tod» ab.

Die andern Glieder der Menschennatur: Lebensleib, Empfindungsleib und Ich stehen unter dem Gesetze der Verwandlung, und ihre Wahrnehmung erschließt sich der imaginativen Erkenntnis. Wer bis zu dieser vorgeschritten ist, nimmt wahr, wie sich aus dem physischen Leibe gleichsam herauslöst dasjenige, was mit dem Hinsterben in anderer Daseinsart weiterlebt.“


GA 95, S. 44f
„Diese Organe sind die sieben Lotusblumen, Chakrams. So entsteht an der Nasenwurzel, zwischen den Augenbrauen die zweiblättrige Lotusblume. Hellsehende Künstler haben das gewußt und ihren Kunstwerken das Symbol dafür gegeben: Michelangelo bildete seinen «Moses» mit zwei Hörnern. Die Lotusblumen sind in folgender Weise verteilt:

die sechzehnblättrige Lotusblume in der Nähe des Kehlkopfes,
die zwölfblättrige Lotusblume in der Nähe des Herzens,
die acht- oder zehnblättrige Lotusblume in der Nähe der Magengrube,
eine sechs- und eine vierblättrige sind weiter unten.
Diese astralen Organe sind beim gewöhnlichen heutigen Menschen kaum angedeutet zu sehen, aber wenn er hellsehend wird, oder im Trancezustand, treten sie scharf hervor in lebhaften, leuchtenden Farben und bewegen sich.

In dem Augenblick, wo die Lotusblumen sich bewegen, nimmt der Mensch in der Astralwelt wahr. Der Unterschied zwischen physischen und astralen Organen besteht darin, daß die physischen Sinnesorgane des Menschen passiv sind; sie lassen alles von außen auf sich einwirken. Auge, Ohr und so weiter sind zunächst im Zustande der Ruhe, sie müssen warten, bis ihnen etwas geboten wird, Licht, Töne und so weiter. Die geistigen Organe sind im Gegensatz dazu aktiv, sie umfassen klammerartig den Gegenstand.

Diese Tätigkeit kann aber erst dann erwachen, wenn die Kräfte des Astralleibes nicht anderweitig, gebraucht werden; dann aber strömen sie in die Lotusblumen ein. Auch in Kamaloka, solange die niederen Teile des Astralleibes noch mit dem Menschen verbunden sind, findet immer noch eine Trübung statt. Wenn aber der astrale Leichnam abgestoßen ist und nur das dauernd Erworbene zurückbleibt, also an der Pforte von Devachan, dann sind diese astralen Sinnesorgane zu voller Tätigkeit erwacht, und im Devachan lebt der Mensch in hohem Maße bewußt mit diesen Sinnesorganen.“

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Christian Rosenkreutz – Im Jahre 1459 zum Ritter des goldenen Steines erhoben

Christian Rosenkreuz

„Die äußere Welt ist immer wieder hingewiesen worden auf das Rosenkreuzertum durch die beiden Schriften, die vom Anfange des siebzehnten Jahrhunderts stammen. Im Jahre 1614 erschien die sogenannte «Fama Fraternitatis» und ein Jahr später die sogenannte «Confessio» – zwei Bücher, über die von gelehrter Seite viel gestritten worden ist. Und zwar nicht nur darüber, worüber bei so vielen Büchern sonst gestritten wird, ob jener Valentin Andreae, der in seinen späteren Lebensjahren ein ganz normaler Superintendent war, auch wirklich das Buch verfaßt hat -, sondern bei diesen Büchern ist auch darüber gestritten worden, ob sie von den Verfassern ernst genommen worden sind, oder ob sie nur ein Spott darüber sein sollten, daß es eine gewisse geheimnisvolle Brüderschaft des Rosenkreuzes gäbe, welche diese und jene Tendenzen und Ziele habe. 

Dann gibt es im Gefolge dieser Schriften eine ganze Reihe anderer, die allerlei aus dem Bereiche des Rosenkreuzertums mitteilen. Wenn Sie die Schriften von Valentin Andreae und auch andere rosenkreuzerische Schriften in die Hand nehmen, dann werden Sie, wenn Sie die eigentliche Grundlage des Rosenkreuzertums nicht kennen, in diesen Schriften nichts besonderes finden. 

Denn es ist überhaupt bis in unsere Zeit hinein nicht möglich gewesen, auch nur das Elementarste aus dem Bereiche dieser Geistesströmung, die seit dem vierzehnten Jahrhundert wirklich existiert hat und auch heute noch existiert, kennenzulernen. Alles, was in die Literatur übergegangen ist, was geschrieben und gedruckt worden ist, sind einzelne Bruchstücke, einzelne verlorene, durch Verrat an die Öffentlichkeit gekommene Dinge, die ungenau und in vielfacher Weise durch Charlatanerie, Schwindel, Unverstand und Dummheit verkehrt worden sind. 

Die wahre, echte Rosenkreuzerei ist, seitdem sie besteht, stets nur Gegenstand mündlicher Mitteilung an solche gewesen, welche sich eidlich zur Geheimhaltung verpflichten mußten. Daher ist auch nichts Erhebliches in die öffentliche Literatur übergegangen. Erst dann, wenn man dasjenige kennt, was heute – aus gewissen Gründen, die zu erläutern jetzt zu weit führen würde – in der elementaren Rosenkreuzerei öffentlich mitgeteilt werden kann und wovon wir heute werden sprechen können, kann man in den oftmals grotesken, oft bloß komischen, oft aber auch schwindelhaften und selten stimmenden Mitteilungen der Literatur einigen Sinn finden.“


Christian Rosenkreuz ist zwar nicht sein wahrer, wohl aber derjenige Name, unter dem er bekannt geworden ist.


In der Mitte des 13. Jahrhunderts war plötzlich kein Hellsehen mehr da, es trat für alle Menschen eine geistige Finsternis ein. Sogar die erleuchtetsten Geister, die höchstentwickelten Persönlichkeiten, auch die Eingeweihten, hatten damals keinen Zugang mehr zu den geistigen Welten und mußten sich auf das beschränken, was ihnen durch Erinnerung geblieben war, wenn sie etwas über die geistigen Welten aussagten. Nach dieser Zeit beginnt langsam wieder das Hellsehen des Menschen, und es kann sich das Hellsehen der Zukunft ausbilden. 

Der Ursprung der Rosenkreuzerströmung fällt in das 13. Jahrhundert. Damals, im 13. Jahrhundert, mußten ganz besonders geeignete Persönlichkeiten für die Einweihung ausgewählt werden. Die Einweihung selbst konnte erst geschehen nach Ablauf jener kurzen Zeit der Verfinsterung.

Die Individualität, die als Hiram Abiff und Lazarus-Johannes wiederverkörpert war, wurde in ihren Verkörperungen im 13. und im 14. Jahrhundert erneut eingeweiht und trägt seitdem den Namen Christian Rosenkreutz.


Im Jahre 1459 wurde Christian Rosenkreutz innerhalb einer streng in sich abgeschlossenen spirituellen Bruderschaft, der Fraternitas Roseae crucis, zum Eques lapidis aurei, zum Ritter des goldenen Steines erhoben. Jene hohe spirituelle Individualität, die in der äußeren Persönlichkeit des Christian Rosenkreutz den physischen Plan betrat, wirkte immer wieder als Führer und Lehrer der rosenkreuzerischen Strömung in «demselben Körper», wie man im Okkultismus sagt.


Schon 1459 stiftete, mit ganz wenigen Menschen, eine höhere geistige Individualitat, in der Außenwelt Christian Rosenkreutz genannt, eine Geheimschule zur Pflege der Weisheit, keiner neuen Weisheit, aber der alten Weisheit in einer solchen Form, wie sie die Menschen jetzt brauchten. Das ist die Weisheit der Rosenkreuzer, die damals zuerst gepflegt wurde. Es ist, wie gesagt, nichts Neues; es ist die uralte Weisheit, aber in der Form, in der sie die jetzige Menschheit braucht.


Eine Strömung okkulter Weisheit kam im 14. Jahrhundert nach Europa. Als Christian Rosenkreutz die Weisheit des Orients nach Europa brachte, da gründete er in Europa Schulen, in denen Schüler hinaufgebracht wurden zu den Stufen, wo das Sehen im Devachan, das Sehen der höheren Geheimnisse möglich wurde.


Christian Rosenkreutz und seine sieben Schüler legten den Anfang zur Erkenntnis des Gesetzes des Sittlichen, damit dieses nicht in dem von den Religionen Gegebenen in den Menschen nachklinge, sondern damit das Gesetz, als solches erkannt, in jedem Menschen zum individuellen Leben erwache. Die Wahrheit auf den Gebieten der Moral, der Sittlichkeit, der Güte, soll als ein Erkanntes und Empfundenes im Menschen erstehen.


An einem Orte bildete sich eine hochgeistige Loge, ein Kollegium von 12 Männern, welche die ganze Summe der geistigen Weisheit alter Zeiten und ihrer eigenen Zeit in sich aufgenommen hatten. 

Es handelte sich darum, daß in jener verfinsterten Zeit 12 Menschen lebten, 12 hervorragende Geister, die sich vereinigten, um den Menschheitsfortschritt zu fördern. Sie konnten alle nicht unmittelbar hineinschauen in die geistige Welt, aber sie konnten regsam machen in sich die Erinnerung an das, was sie durch frühere Einweihung erlebt hatten. 

Und das Menschheitskarma hatte es so gefügt, daß in 7 dieser 12 Menschen dasjenige verkörpert war, was der Menschheit geblieben war an Resten der alten atlantischen Epoche. (Oben) ist ja schon gesagt, daß in den 7 alten heiligen Rishis, den Lehrern der urindischen Kulturzeit, hinübergetragen wurde das, was von der atlantischen Epoche übrig geblieben war. 

Die 7 Männer, die im 13. Jahrhundert wieder inkarniert waren, die ein Teil des Kollegiums der Zwölf waren, das waren eben diejenigen, die zurückblicken konnten auf die 7 Strömungen der alten atlantischen Entwickelungsepochen der Menschheit und auf das, was als diese 7 Strömungen fortlebte. Von diesen 7 Individualitäten konnte jede immer nur eine Strömung fruchtbar machen für die damalige und die heutige Zeit. 

Zu diesen 7 kamen 4 andere, die nicht auf längst verflossene Urzeiten zurückblicken konnten, sondern sie konnten zurückblicken auf das, was die Menschheit sich angeeignet hatte von okkulter Weisheit in den vier nachatlantischen Kulturperioden. 

Ein 12. endlich hatte gewissermaßen am wenigsten an Erinnerung, aber er war der Intellektuellste von ihnen, der besonders die äußeren Wissenschaften zu pflegen hatte. Der Zwölfte war ein Mensch, der im höchsten Maße die intellektuelle Weisheit seiner Zeit hatte. Er besaß verstandesmäßig das ganze Wissen seiner Zeit. Es fanden sich diese 12 Männer zusammen, welche die Summe des ganzen geistigen Wissens ihrer Zeit darstellten und die 12 Geistesrichtungen vertraten.


Nun wußte man in der damaligen Zeit, daß wiedergeboren werden mußte eine Individualität, die mitgemacht hat die Zeit des Mysteriums von Golgatha. Diese Individualität hatte inzwischen in verschiedenen Inkarnationen die tiefste Imbrunst und Hingabe und Liebe entwickelt.


Der Ausgangspunkt einer neuen Kultur war aber nur dadurch möglich, daß ein Dreizehnter in die Mitte der Zwölf trat. Dieser war inkarniert gewesen zur Zeit des Mysteriums von Golgatha. Er hatte in darauffolgenden Inkarnationen durch ein demütiges Gemüt, durch ein inbrünstiges, gotterfülltes Leben sich für seine Mission vorbereitet. Er war eine große Seele, ein frommer, innerlich tief mystischer Mensch, der mit diesen Eigenschaften geboren wurde und sie sich nicht nur erworben hatte. 

Dieser Dreizehnte wuchs ganz und gar auf in der Pflege und Erziehung der Zwölf, und er erhielt von jedem an Weisheit, soviel ihm jeder nur geben konnte. Mit der größten Sorgfalt wurde dieser Dreizehnte erzogen, und es wurden alle Einrichtungen so getroffen, daß niemand als diese Zwölf einen Einfluß auf ihn ausüben konnten. Er war von der übrigen Welt abgesondert. Er war ein sehr schwächliches Kind, daher wirkte die Erziehung, die ihm die Zwölf angedeihen ließen, bis in seinen physischen Leib hinein. Während die geistigen Kräfte dieses Dreizehnten ins Unendliche zunahmen, gingen seine physischen Kräfte ganz zurück. Es kam so weit, daß fast aller Zusammenhang mit dem äußeren Leben aufhörte, alles Interesse für die physische Welt verschwand. Er lebte nur für die geistige Entwickelung, wozu er von den Zwölf die Anregung erhielt. In ihm war ein Reflex der Weisheit der Zwölf. Es kam so weit, daß der Dreizehnte alle Nahrung verweigerte und dahinsiechte. 

Da trat ein Ereignis ein, das nur einmal in der Geschichte eintreten konnte; es war eines der Ereignisse, die dann eintreten können, wenn die makrokosmischen Kräfte der Früchte wegen, die ein solches Ereignis zeitigen soll zusammenwirken. Nach einigen Tagen wurde der Körper dieses Dreizehnten ganz durchsichtig, und er war wie tot durch Tage hindurch. Um ihn herum versammelten sich nun die Zwölf in bestimmten Zeiträumen. Es entströmte ihrem Mund alles Wissen und alle Weisheit in diesem Moment. In kurzen Formeln, die wie Andachtsgebete waren, ließen sie dem Dreizehnten ihre Weisheit zuströmen, während dieser wie tot dalag. Dieser Zustand endete damit, daß die Seele des Dreizehnten erwachte wie eine neue Seele. Eine große Umwandlung seiner Seele hatte er erlebt. Es war in ihm etwas vorhanden wie eine ganz neue Geburt der zwölf Weisheiten, so daß auch die 12 Weisen etwas ganz Neues lernen konnten von dem Jüngling. 

Der Jüngling konnte nun von ganz neuen Erlebnissen sprechen. Die Zwölf konnten erkennen, daß er das Erlebnis von Damaskus hinter sich hatte: es war eine Wiederholung der Vision des Paulus vor Damaskus. Im Verlauf weniger Wochen gab nun der Dreizehnte alle Weisheit wieder, die er von den Zwölfen erhalten hatte, aber in einer neuen Form. Wie von Christus selbst gegeben war diese neue Form. Was er ihnen da offenbarte, das nannten die Zwölf das wahre Christentum, die Synthesis aller Religionen. Dieser Dreizehnte starb verhältnismäßig jung, und die Zwölf widmeten sich dann der Aufgabe, in Imaginationen – denn nur so konnte es geschehen – aufzuzeichnen, was der Dreizehnte ihnen geoffenbart hatte. So entstanden die symbolischen Figuren und Bilder der Rosenkreuzer. 

Der okkulte Vorgang muß so vorgestellt werden, daß sich die Frucht der Einweihung des Dreizehnten als dessen Ätherleib-Reste innerhalb der Geist-Atmosphäre der Erde erhalten hat. Dieser Rest wirkte auf die Zwölf ebenso wie auf ihre folgenden Schüler inspirierend, so daß aus ihnen hervorgehen konnte die rosenkreuzerische okkulte Strömung. Aber dieser Ätherleib wirkte weiter fort, und durchdrang dann den Ätherleib des sich wiederinkarnierenden Dreizehnten.


Schon im 14. Jahrhundert wurde die Individualität des Dreizehnten wiederverkörpert. In dieser Inkarnation lebte diese Individualität mehr als 100 Jahre. Er wurde in ähnlicher Weise im Kreise der Schüler und Nachfolger der Zwölf erzogen, aber nicht so weltfremd wie in seiner vorhergehenden Inkarnation. 

Als er 28 Jahre alt war, bekam er ein merkwürdiges Ideal. Er mußte reisen und aus Europa fortziehen. Zuerst ging er nach Damaskus, und dort wiederholte sich noch einmal für ihn das Ereignis, das Paulus dort erlebt hatte. Dieses Erlebnis ist als die Frucht eines Keimes der vorigen Inkarnation zu bezeichnen. Alle Kräfte des wunderbaren Ätherleibes der Individualität des 13. Jahrhunderts waren intakt geblieben, und nichts ging nach dem Tode in den allgemeinen Weltenäther über. Dieses war ein bleibender Ätherleib, der seither intakt blieb in den Äthersphären. Dieser selbe feingeistige Ätherleib durchleuchtete und durchstrahlte wieder von der geistigen Welt aus die neue Verkörperung, die Individualität im 14. Jahrhundert. 

Daher wurde er getrieben, das Ereignis von Damaskus noch einmal zu erleben. Es ist dies die Individualität des Christian Rosenkreuz. Von dieser Inkarnation an wurde er so genannt. Er reiste damals durch die ganze bekannte Welt. Nachdem er die gesamte Weisheit der Zwölf eingeflößt bekommen hatte, befruchtet durch die große Wesenheit des Christus, wurde es ihm leicht, im Laufe von 7 Jahren die gesamte Weisheit der damaligen Zeit in sich aufzunehmen. Als er dann nach 7 Jahren nach Europa zurückkehrte, nahm er die entwickeltsten Schüler und Nachfolger der Zwölf zu Schülern an und begann dann die eigentliche Arbeit der Rosenkreuzer.


Christian Rosenkreuz ging in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nach dem Orient, um den Ausgleich zu finden zwischen der Initiation des Ostens und jener des Westens.


Ehe die damalige Inkarnation des Christian Rosenkreuz zu Ende gegangen war, hatte er eine Anzahl von Persönlichkeiten – die kaum die Zahl 10 überstieg – in den Gegenstand, in den er eingeweiht worden war, auch eingeweiht, soweit dies mit europäischen Menschen damals möglich war. Diese kleine Bruderschaft, die sich die Bruderschaft der Rosenkreuzer – Fraternitas rosae crucis – nannte, trug durch eine größere, mehr äußerliche Bruderschaft einen gewissen Mythus in die Welt hinaus (siehe: Kain und Abel).

Christian Rosenkreuz selbst hatte damals im tiefsten Inneren der Rosenkreuzermysterien gewisse Geheimnisse dargestellt, wie sie nur wahrgenommen werden konnten von Menschen, die die notwendige Vorbereitung erfahren hatten. Aber wie gesagt in der kleinen Bruderschaft waren es nicht mehr wie zehn; das waren die eigentlich eingeweihten Rosenkreuzer.


Mit dem 16. Jahrhundert fängt die Zeit an, in der sich bereitfinden, sich in das Ich einzelner Individualitäten zu verweben die Abbilder des Christus-Ich. Einer dieser war eben Christian Rosenkreuz.


Im Jahre 1459 hat der eigentliche Begründer der Rosenkreuzerströmung selbst jene Stufe erlangt, durch die er die Macht hatte, auf die Welt so zu wirken, daß von ihm aus jene Einweihung der Welt gebracht werden konnte, (die seinen Namen trägt). Seit jener Zeit ist diese Individualität des Christian Rosenkreuz immer wieder dagewesen als Leiter der betreffenden Strömung. Durch Jahrhunderte hindurch führte sie ein Leben «in demselben Leibe». Wir haben diesen Ausdruck «in demselben Leibe» so zu verstehen: Wenn wir den physischen Leib betrachten, so finden wir, daß das, was ihn vor 10 Jahren zusammengesetzt hat, jetzt nicht mehr in dem physischen Leibe ist, aber das Bewußtsein ist dasselbe geblieben. 

Was wir auf diese Weise zwischen Geburt und Tod durchmachen, das macht der Eingeweihte so durch, daß er, wenn er stirbt, bald darauf in einem neuen Leibe als Kind wiedergeboren wird. Aber diesen Weg macht er vollbewußt durch. Das Bewußtsein bleibt vorhanden von einer Inkarnation zur anderen. Sogar die physische Ähnlichkeit bleibt bei dem Eingeweihten vorhanden, weil die Seele den neuen Leib bewußt aufbaut aus den Erfahrungen der vorhergehenden Inkarnation. In dieser Weise lebte der höchste Leiter der Rosenkreuzerschulung durch Jahrhunderte hindurch.


Als ein «höherer Grad» wird innerhalb dieser ganzen Strömung die Initiation des Manes angesehen, der 1459 auch Christian Rosenkreuz initiierte: sie besteht in der wahren Erkenntnis von der Funktion des Bösen. Diese Initiation muß mit ihren Hintergründen noch für lange vor der Menge ganz verborgen bleiben. Denn wo von ihr auch nur ein ganz kleiner Lichtstrahl in die Literatur eingeflossen ist, da hat er Unheil angerichtet, wie durch den edlen Guyau, dessen Schüler Friedrich Nietzsche geworden ist.


Christian Rosenkreuz fühlte die Mission, für jede Menschenseele, die da oder dort auf irgendeinem Plan im neueren Leben steht, die Möglichkeit zu bieten, daß jede Seele aufsteigen kann in spirituelle Höhen. Daß der Aufstieg in die geistigen Welten vereinbar sei mit jeder anderen Lebensposition, daß es so kommen könne, daß nicht die Menschheit auseinanderfalle in zwei auseinanderstrebende Kategorien, von denen die eine nur der äußeren industriellen, kommerziellen, materiellen Kultur hingegeben wäre und dadurch zwar immer geistreicher, aber doch immer tierischer (die Gruppen-Iche der Tiere überragen den Menschen an Weisheit) und materialistischer geworden wäre, während die andere sich immer mehr und mehr absondern und ein Leben im Sinne von Franz von Assisi führen würde, daß dies nicht geschehe, das sollte die Sorge des Christian Rosenkreuz werden. 

Diese Möglichkeit mußte geschaffen werden! Und geschaffen wurde sie durch Christian Rosenkreuz, der von der Erde her, allüberall her seine Getreuen gegen das Ende des 16. Jahrhunderts um sich versammelte, um sie teilnehmen zu lassen an dem, was sich zwar äußerlich räumlich vollzieht von Stern zu Stern, aber dennoch vorbereitet wird in den heiligen Mysterienstätten, da wo gewirkt wird innerhalb der Weltenkörper über diese Weltenkörper hinaus zur Weltenkultur, nicht bloß zur Planetenkultur. Um sich versammelte Christian Rosenkreuz die, welche auch versammelt waren bei seiner Initiation im 13. Jahrhundert.


Christian Rosenkreuz stand vor der Tatsache einer Weltanschauung, die selber Maya ist, und er hatte Stellung dazu zu nehmen. Er mußte den Okkultismus retten zu einer Zeit, in der alle wissenschaftlichen Begriffe selbst eine Maya waren. In der Mitte des 16. Jahrhunderts erschien das grundlegende Werk des Kopernikus über die «Umdrehung der Weltkörper». 

Derjenige, der als Okkultist die Frage aufwirft, wie man mit den modernen Ideen des Kopernikus die Welt begreifen kann, der muß sich sagen: Man kann mit den Ideen des Kopernikus vieles schaffen, was naturwissenschaftlich zu großen Triumphen im äußeren Leben führt, aber nichts begreifen von dem geistigen Untergrund der Welt und der Dinge. Dies rührt davon her, daß alle diese Begriffe und Ideen des Kopernikus von Luzifer inspiriert sind. Denn der Kopernikanismus ist eine der letzten Attacken, der letzten großen Angriffe, die Luzifer auf die menschliche Entwickelung gemacht hat. In der älteren, vorkopernikanischen Weltanschauung hatte man außen die Maya; aber man hatte vielfach in dem, was man verstand, was überliefertes Weisheitsgut war, die Wahrheit der Dinge und der Welt. Seit Kopernikus aber hat der Mensch nicht nur in der sinnlichen Anschauung um sich die Maya, sondern die Begriffe und Ideen sind selbst Maya. 

Die kopernikanisch-keplerische Weltanschauung ist eine sehr bequeme Weltanschauung, um aber dasjenige zu erklären, was der Makrokosmos ist, ist sie nicht die Wahrheit. Am Ende des 16. Jahrhunderts war an die Rosenkreuzer die Notwendigkeit herangetreten, aus dem Okkultismus heraus das Weltsystem zu begreifen. Es fand daher eine jener Konferenzen statt, wie wir sie schon kennengelernt haben, als nämlich im 13. Jahrhundert Christian Rosenkreuz selbst eingeweiht wurde. 

Diese okkulte Konferenz der führenden Individualitäten vereinigte Christian Rosenkreuz mit jenen 12 Individualitäten von damals und noch einigen anderen bedeutsamen Individualitäten der Menschheitsführung. Es waren dabei anwesend nicht nur Persönlichkeiten, die auf dem physischen Plan inkarniert waren, sondern auch solche, die sich in den geistigen Welten befanden. So war bei jener Konferenz auch anwesend dieselbe Individualität, die im 6. Jahrhundert vor Chr. verkörpert war als der Gautama Buddha.


Man braucht nur ein wenig den Blick hinzuwenden auf die Eigentümlichkeiten solcher nach dem Geistigen hinstrebenden Menschen wie Franz von Assisi, und solcher, die durch die jetzige Kultur in der Industrie, der Technik und den neueren Entdeckungen der Gegenwart stehen. Es gab viele, auch okkulte Persönlichkeiten, die in der Seele viel Leid erlebten, als sie denken mußten, daß es in der Zukunft zwei Arten von Menschen würde geben müssen. Und zwar glaubten sie, die eine Klasse werde ganz dem praktischen Leben zugewandt sein, sie werde in der Erzeugung von Nahrungsmitteln, im Bauen von Maschinen und so weiter ihr Heil sehen, sie werde ganz aufgehen in dem praktischen Leben. Und die andere Klasse werde diejenige sein, welcher Menschen wie Franz von Assisi angehören, die sich wegen des geistigen Lebens ganz abwenden vom praktischen Leben. 

Es war daher ein bedeutungsvoller Augenblick, als zur Vorbereitung jener erwähnten Konferenz Christian Rosenkreuz eine Anzahl von Okkultisten, einen größeren Kreis von Menschen zusammenrief, denen er die zwei Arten von Menschen vor Augen stellte, die es in der Zukunft geben müßte. Zuerst berief er einen größeren Kreis, später einen kleineren. Er machte damals seinen Zuhörern klar, daß es auf Erden kein Mittel gebe, um die Bildung dieser zwei Menschenklassen zu verhindern. Hilfe könne nur kommen, wenn eine Art von Erziehung geschaffen würde, die sich nicht abspiele zwischen Geburt und Tod, sondern zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Zwischen Tod und neuer Geburt steht der Mensch in einer gewissen Verbindung mit den anderen Planeten. Der Aufenthalt des Menschen in der Seelenwelt ist eine Zeit, während welcher der Mensch ein Mondbewohner wird. Dann wird er ein Merkurbewohner, dann ein Venusbewohner, dann ein Sonnen‑, Mars‑, Jupiter‑, Saturnbewohner und dann ein Bewohner des weiten Himmels- oder Weltenraumes. 

Man redet nicht unrichtig, wenn man sagt, daß zwischen zwei Inkarnationen auf der Erde «Verkörperungen» auf anderen Planeten liegen, geistige Verleiblichungen. Der Mensch ist heute noch nicht so weit in seiner Entwickelung, daß er sich in seiner Inkarnation erinnern kann an das, was er erlebt hat zwischen Tod und einer neuen Geburt, aber in der Zukunft wird das möglich sein. Wenn er auch jetzt sich nicht erinnern kann an das, was er zum Beispiel auf dem Mars erlebt hat, so hat er aber doch die Kräfte des Mars in sich, wenn er auch nichts davon weiß. 

Man kann durchaus sagen: Jetzt bin ich ein Erdenbewohner, aber die Kräfte in mir schließen in sich etwas, was ich mir auf dem Mars angeeignet habe. Woher haben Kopernikus, Galilei, Giordano Bruno und andere die Fähigkeiten in dieser Inkarnation? Bedenken Sie, daß die Individualität des Kopernikus kurz vorher, 1401–1464, in Nikolaus Cusanus, der ein tiefer Mystiker war, verkörpert war. Wie sind die Kräfte in diese Individualität hineingekommen, die den Kopernikus so ganz anders gemacht haben als den Nikolaus Cusanus? Aus den Kräften des Mars ist das eingeflossen, was ihn dann zu dem Astronomen Kopernikus gemacht hat. So ist es auch bei Galilei, auch er hat die Kräfte vom Mars aufgenommen, die ihm die besondere Konfiguration des modernen Naturdenkers verliehen haben. Auch Giordano Bruno hat seine Kräfte vom Mars mitgebracht, und so ist es mit der ganzen Menschheit. Daß die Menschen so denken wie Kopernikus oder Giordano Bruno, bekommen sie aus den Kräften des Mars, die sie sich zwischen Tod und neuer Geburt aneignen.

Aber daß man solche Kräfte bekommt, rührt davon her, daß der Mars damals anders wirkte als vorher. Die Marskultur, die die Menschen durchleben zwischen Tod und neuer Geburt, hat eine Krise durchgemacht im 15. und 16. Jahrhundert der Erde. So einschneidend, so katastrophal war es im 15. und 16. Jahrhundert auf dem Mars, wie es auf der Erde war zur Zeit des Mysteriums von Golgatha.


Wir blicken also auf eine Dekadenz, auf einen Niedergang der Marskultur. Sie sehen also, daß man im 15. Jahrhundert hat sagen können: das Heil des Mars und damit der Erde hängt davon ab, daß auf dem Mars die niedergehende Kultur wieder einen Impuls nach aufwärts erhält. Die große Aufgabe stand vor dem Rosenkreuzertum, die Frage zu beantworten: Was hat zu geschehen, daß zum Heile der Erde die Marskultur zu einem Aufstieg gelangt? Die Marswesen hätten gar nicht wissen können, was zu ihrem Heile dienen kann, denn nur auf der Erde konnte man wissen, wie es um den Mars stand. Auf dem Mars empfand man den Niedergang gar nicht.

Wohlvorbereitet war diese Konferenz von Christian Rosenkreuz dadurch, daß der intimste Schüler und Freund des Christian Rosenkreuz der im Geistleib lebende Gautama Buddha war. Und bei dieser Konferenz ist verkündet worden, daß die Wesenheit, die einst auf Erden inkarniert war als Gautama Buddha, jetzt, als geistige Wesenheit, wie er war, seitdem er «Buddha» geworden, den Schauplatz seiner Tätigkeit auf den Mars verlegen werde. 

Und im Jahre 1604 vollbrachte er eine ähnliche Tat für den Mars, wie das Mysterium von Golgatha für die Erde war. Christian Rosenkreuz hatte erkannt, was es für das ganze Weltall bedeuten würde, wenn Buddha dort wirkte, und was des Buddha Lehre vom Nirvana, die Lehre, daß sich der Mensch von der Erde loslösen solle, dort auf dem Mars zu bedeuten hätte. Um die auf das Praktische gerichtete Erdenkultur zu fördern, war die Lehre vom Nirvana ungeeignet. Das zeigte sich am Schüler des Buddha, Franz von Assisi, daß diese Lehre ihre Adepten zu weltfremden Menschen macht. Was aber im Buddhismus nicht geeignet war, um das praktische Leben des Menschen zu fördern zwischen Geburt und Tod, das war von hoher Bedeutung für die Förderung seiner Seele zwischen Tod und neuer Geburt. Das sah Christian Rosenkreuz ein, daß für dasjenige, was auf dem Mars als Läuterung zu geschehen hatte, die Lehre des Buddha das Geeignetste sei. 

Wie einstmals das göttliche Liebewesen, Christus, auf der Erde weilte in einer Zeit und unter einem Volk, das diesem Liebewesen nicht gerade nahestand, so stieg der Friedensfürst Buddha im 17. Jahrhundert auf den Mars hinauf, wo Krieg und Kampf herrschten, um dort seine Mission zu erfüllen. Dort waren die Seelen vor allem kriegerisch gestimmt. Eine kosmische Opfertat war es, Buddha zu sein auf dem Mars, und man kann es als eine Art von Kreuzigung für den Buddha bezeichnen, daß er sich hineinversetzen ließ in diese kriegerische Umgebung. 

Seit jener Zeit, in der das Mysterium des Mars sich vollzogen hat durch Gautama Buddha, nimmt der Mensch vom Mars andere Kräfte auf in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt, als früher, zur Zeit des Niederganges der Marskultur. Und nicht nur bringt der Mensch sich ganz andere Kräfte mit vom Mars herein in die neue Geburt, sondern durch den Einfluß, den die geistige Tat des Buddha ausübt, strömen dem Menschen vom Mars auch Kräfte zu, wenn er hier der Meditation obliegt, um in die geistige Welt zu kommen. Wenn der moderne Geistesschüler meditiert in dem von Christian Rosenkreuz angegebenen Sinne, so strömen auch Kräfte herein, die der Buddha als Marserlöser in die Erde hereinschickt.


Christian Rosenkreuz ist eine Individualität, welche wirkt sowohl, wenn sie inkarniert ist, als auch, wenn sie nicht im physischen Leibe verkörpert ist; sie wirkt nicht nur als physische Wesenheit und durch physische Kräfte, sondern vor allem geistig durch höhere Kräfte. Wenn der gewöhnliche Mensch durch den Tod geht, löst sich sein Ätherleib im Weltenall auf. 

Aber von dem sich auflösenden Ätherleib bleibt immer ein Teil erhalten, und so sind wir durchweg umgeben von Resten der Ätherleiber Verstorbener, zu unserem Heil oder auch zu unserem Schaden. Sie wirken auf uns in gutem oder bösem Sinne, je nachdem wir selbst gut oder böse sind. Umfassende Wirkungen gehen von den Ätherleibern großer Individualitäten in diesem Sinne auf uns aus. So geht vom Ätherleibe des Christian Rosenkreuz eine große Kraft aus, die auf unsere Seele und auf unsern Geist einwirken kann. Es ist unsere Aufgabe, diese Kräfte kennen zu lernen. Und an diese Kräfte appellieren wir als Rosenkreuzer. Im engeren Sinne nahm die rosenkreuzerische Bewegung im 13. Jahrhundert ihren Anfang. Damals wirkten diese Kräfte ungemein stark, und seit diesem Zeitpunkt besteht eine Christian Rosenkreuz-Strömung, die fortan im Geistesleben immer weiter wirkt. Es gibt ein Gesetz, daß etwa alle hundert Jahre dieser geistige Kraftstrom besonders wirksam zum Ausdruck kommen muß. Das zeigt sich jetzt in der theosophischen Bewegung.


Es wurde festgesetzt, daß alle Entdeckungen, die sie machten, 100 Jahre lang als Geheimnis bei den Rosenkreuzern bleiben müßten und daß erst dann, nach 100 Jahren, diese Rosenkreuzer-Offenbarungen der Welt gebracht werden dürften. Nun ist es auch von großer Bedeutung, zu wissen, daß in jedem Jahrhundert die rosenkreuzerische Inspiration so gegeben wird, daß niemals der Träger der Inspiration äußerlich bezeichnet wurde. Nur die höchsten Eingeweihten wußten es. Heute kann zum Beispiel äußerlich nur von solchen Geschehnissen gesprochen werden, welche 100 Jahre zurückliegen. Die Versuchung ist zu groß für die Menschen, einer solchen ins Persönliche gezogene Autorität – was das Schlimmste ist, was es gibt – fanatische Heiligenverehrung entgegenzubringen.

Infolge der Rosenkreuzerarbeit wurde der Ätherleib des Christian Rosenkreuz von Jahrhundert zu Jahrhundert immer kräftiger und immer mächtiger. Er wirkte nicht nur durch Christian Rosenkreuz, sondern auch durch alle, die seine Schüler wurden. Seit dem 14. Jahrhundert ist Christian Rosenkreuz immer wieder inkarniert gewesen.

Der Graf von Saint-Germain ist im 18. Jahrhundert die exoterische Wiederverkörperung von Christian Rosenkreuz gewesen. Nur wurde dieser Name auch anderen Personen beigelegt, so daß nicht alles, was in der äußeren Welt da oder dort über den Grafen von Saint-Germain gesagt wird, auch für den wirklichen Christian Rosenkreuz gelten kann. Heute (1911) ist er wiederverkörpert.


Durch seine Persönlichkeit wirkt er bis in die heutige Zeit herein auch in den kurzen Zwischenräumen, in denen er nicht inkarniert ist, ja, spirituell wirkt er in die Menschen durch seine höheren Leiber so herein, daß er nicht mit ihnen im Raume verbunden zu sein braucht. [22]

Christian Rosenkreuz hat durch seine Art des Wirkens mehr erduldet und wird in die Zukunft hinein zu erdulden haben, als je ein Mensch. Das hängt zusammen mit den großen Gefahren, welche die Wahrheit in der Zukunft durchzumachen haben wird.


Derjenige, den wir anerkennen als Christian Rosenkreuz, als den Führer der okkulten Bewegung in die Zukunft hinein, und der gewiss nicht seine Autorität durch einen äußeren Kultus in der Welt je entfalten wird, wird am meisten verkannt werden. Und die, welche es wissen, wie es gerade mit dieser Individualität steht, die wissen auch, daß Christian Rosenkreuz der größte Märtyrer unter den Menschen sein wird, abgesehen von dem Christus, der gelitten hat als Gott. Und die Leiden, die ihn zum großen Märtyrer machen werden, werden davon herrühren, daß die Menschen so wenig den Entschluß fassen, in die eigene Seele hineinzusehen, und immer mehr die sich entwickelnde Individualität zu suchen und sich der Unbequemlichkeit zu unterziehen, daß ihnen nicht wie auf einem Präsentierteller die fertige Wahrheit entgegengebracht wird, sondern daß man sie erringen muß in heißem Streben, in heißem Ringen und Suchen, und daß nicht andere Anforderungen gestellt werden können im Namen dessen, den man als Christian Rosenkreuz bezeichnet.


Christian Rosenkreuz lebte danach von 1378 an 106 Jahre, also bis 1484. Er, der hocherleuchtete Vater und das Haupt der Rosenkreuzerbruderschaft, von Nation ein Deutscher, hat sich lange Zeit um eine «Generalreformation» des geistigen Lebens oder der Weltverhältnisse überhaupt bemüht. 

In großer Jugend noch reiste er in den Orient. Er kam über Cypern nach Damaskus, wollte von dort nach Jerusalem; es fügte sich aber, daß er in Damaskus von den Weisen in Damcar in Arabien reden hörte, und so zog: er dorthin. In Damcar empfingen ihn die Weisen, wie er selbst bezeugt hat, nicht wie einen Fremdling, sondern gleichsam auf den sie lange gewartet hatten, nannten ihn auch mit Namen.

Auch von Paulus hören wir, was vielleicht von Bedeutung ist, daß er nach seinem Erlebnis von Damaskus (nicht nach Jerusalem kam sondern) nach Arabien zog (Gal. 1, 16/17). Was nun Damcar betrifft, so liegt diese Stadt, die heute Damar heißt, im südlichen Arabien, das im Altertum Arabia felix genannt wurde, im heutigen Jemen, und zwar südlich von Sana, also auf der östlichen Seite des Roten Meeres gegenüber dem nördlichen Teil von Abessinien. R. Kienast, in «Johann Valentin Andreae und die vier echten Rosenkreuzerschriften», Leipzig 1926, S. 114, macht darauf aufmerksam, daß die Arabia felix aus der Bibel als das Land der Königin von Saba bekannt ist und daß die Legende von dort aus die heiligen drei Könige nach Bethlehem ziehen läßt. 

Saba oder Arabia felix war auch berühmt ob seines Reichtums an Gold, Weihrauch und Myrrhen, deren bekanntlich auch die drei Könige dem Jesuskinde des Matthäusevangeliums darbrachten. Das Land Saba war eine Stätte alter Sternenweisheit und alten Sternenkultus. Man findet dort aus alter Zeit an steinernen Bildwerken wiederholt das Symbol der liegenden Mondsichel, in welcher die Sonnenscheibe ruht, das heißt also real genommen das Symbol des heiligen Grales!

Nach alledem ist es höchst bedeutungsvoll, daß im Sinne der «Fama» Christian Rosenkreuz gerade nach Damcar gekommen ist, noch dazu unter den eigenartigen, im Text angegebenen Umständen. Er suchte offenbar diejenigen Gegenden auf, in denen uralte Sternenweisheit, wenn auch nur im letzten Nachklang wohl immer noch lebte und von wo einst die drei Könige ausgegangen waren, die aus ihrer geistigen Sternenkunde von der bevorstehenden Geburt des Welterlösers wußten und von Saba dem Kinde die kultischen Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhen mitbrachten.

«Dies ist der Ort», heißt es in der «Fama» weiter, «da er seine Physik und Mathematik geholet, deren sich billig die Welt hätte zu erfreuen, wann die Liebe größer und des Mißgunsts weniger wäre».

Nach drei Jahren kehrte er wieder um und kam von Damcar über Ägypten nach Fez (in Marokko, im Mittelalter einer Stätte blühender Kultur). Nach Fez hatten ihn die Araber gewiesen. Dann wird geschildert, wie die Gelehrten, die Araber und Afrikaner, zusammenwirken, um sich über ihre wissenschaftlichen Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Auch in Fez nimmt Christian Rosenkreuz viel Weisheit auf.

Dann kommt er nach Europa, und zwar zunächst nach Spanien: dort aber lehnen ihn die Gelehrten ab, sie wollen nicht Neues. Sie befürchten, ihr großer Name würde geschmälert, so sie erst lernen und ihre vieljährige Irrung bekennen sollten; des Ihren wären sie gewohnt und hätte ihnen auch genug eingetragen.

Nun faßt Christian Rosenkreuz den Gedanken, man sollte auch in Europa eine «Sozietät» (eine Gelehrtengesellschaft) haben: die alles genug von Gold und Edelgestein habe, und es den Königen zu gebührenden propositis mitteilen konnte, bei welchen die Regenten erzogen würden, die alles dasjenige, so Gott dem Menschen zu wissen zugelassen, wüßten und in Notfällen möchten gefragt werden. 

Hier tritt uns also die rosenkreuzerische Idee einer «Sozietät» entgegen, die alles Wissen und alle Weisheit in sich vereinigen und die ins soziale Leben befruchtend hineinwirken soll. Es ist dies ein hochwichtiger Punkt: wie ein Keim eines Geisteslebens, nicht kirchlicher Prägung, aber auch nicht etwa als Staatseinrichtung, sondern frei menschlich: der Gedanke eines spirituell vertieften Weisheits- und Geisteslebens, das befruchtend im Sinne des Rosenkreuzertums hätte wirken sollen…

Die «Fama» erzählt dann weiter, wie Christian Rosenkreuz wieder nach Deutschland gezogen ist. Dort gründete er nach einigen Jahren die Bruderschaft des Rosenkreuzes. Zuerst sind es 4, später 8 Brüder (also er selbst und erst 3, dann 7). Bis auf einen sind alle Deutsche. (Auch dies ein charakteristischer Zug, da das Rosenkreuzertum im tiefsten Sinne mit der Mission gerade Mitteleuropas zu tun hat.)

Die Brüder ziehen in verschiedene Länder, kommen aber jedes Jahr einmal zusammen; keiner soll einen anderen Beruf ausüben als Kranke zu heilen, und zwar umsonst. Keiner soll eine bestimmte Ordenstracht tragen, „sondern sich der Landestracht bedienen (auch dies ein für das Wirken im fünften nachatlantischen Zeitalter charakteristischer Zug). Jeder Bruder hat einen tauglichen Nachfolger.


Alles, was Zarathustra lehren und der Welt bringen konnte, das zielte auf die äußere Welt ab, um in die äußere Welt Ordnung und Harmonie zu bringen. Daher war auch die Kunst, Reiche zu bilden und zu organisieren, wie es dem Fortgange der Menschheit entspricht, und was die soziale Ordnung möglich macht, die Mission des Zarathustra. Daher können diejenigen, die zu den Schülern des Zarathustra gehören, mit Recht nicht nur große «Magier», große Eingeweihte genannt werden, sondern sie können auch immer «Könige» genannt werden, d.h. solche, welche die Kunst der Herstellung äußerer sozialer Organisation und Ordnung kennen.


In dieser Sphäre der «königlichen» Menschheits-Strömung hat offenbar, so wird man die Sprache der «Fama» verstehen dürfen, Christian Rosenkreuz einen sozialbildnerischen Impuls aufgenommen. Wes Inhalts aber kann dieser sein? Natürlich kann es sich für das fünfte nachatlantische Zeitalter, welches die Rosenkreuzer in einem geistgemäßen Sinne heraufführen wollten, nicht darum handeln, auf irgend welche alten theokratischen Sozialgebilde zurückzugreifen und sie in Europa nachzuahmen. Sondern es kann sich nur darum handeln, im fünften Zeitalter es zu einer zeitgemäßen Metamorphose dieser alten Sozialordnungen zu bringen. Diese gehen ja alle auf den dritten Zeitraum zurück, der sich im fünften in sinngemäßer Wandlung «wiederholen» will. 

Das Entscheidende ist, daß dabei eine sozial leitende, impulsierende Rolle dem Geistesleben zufallen muß: wie in der alten Zeit der Theokratien, aber nicht dem alten, sondern einem durchaus erneuerten Geistesleben, das nicht aus den alten unpersönlichen Quellen erfließt, sondern aus der in der Bewußtseinsseele frei sich ergreifenden menschlichen Individualität. Indem diese aus einer neuen Spiritualität, einer neuen Verbindung mit den geistigen Welten ihre Impulse schöpft, werden diese produktiv und aufbauend auch für das soziale Leben sein. An ein Geistesleben ist zu denken, das, weil es aus wirklichen spirituellen Quellen erfließt, sozial verantwortlich und schöpferisch wird. Ein solches Geistesleben muß notwendigerweise einen korporativen Charakter tragen, d. h. aus dem freien Zusammenschluß der im Geistesleben stehenden Individualitäten hervorgehen.

Damit sind wir wieder bei dem so tief bedeutsamen Gedanken der «Sozietät» angelangt (vgl. oben) als einer Stätte des Geisteslebens, die befruchtend ins soziale Leben eingreifen soll. (Sie soll ja sogar z.B., wie wir hörten, die Regenten erziehen, d.h. für ihr Amt vorbereiten.) So erscheint dieser «Sozietäts»-Gedanke wie ein erster Keim jener Metamorphose der sozialen Funktion des Geisteslebens vom dritten Zeitalter (der Empfindungsseele) in das fünfte (der Bewußtseinsseele). Nur auf dieser Linie ist die soziale Einrichtung zu suchen, welche die Rosenkreuzer im Sinne der „«Confessio» nach dem Vorbild von Damcar in Europa begründen wollten. —

Von diesen Zusammenhängen aus eröffnet sich ein Verständnis auch noch für ein anderes Phänomen, das diese bedeutsame Zeit um 1600 darbietet. Wir möchten hier kurz hinweisen auf die Sozialutopie des Campanella (1568—1639), seinen «Sonnenstaat». Auch dieser «Sonnenstaat» ist eine ausgesprochene Theokratie, er steht unter einer hierarchischen Führung und weist im einzelnen Elemente auf, die nur als Erinnerungen an alte Zeiten verstanden werden können. Auch hier tauchen alte Kulturimpulse, die noch im dritten nachatlantischen Zeitalter in vieler Weise lebendig waren, am Beginne des fünften in einer seltsamen Art auf. 

Es ist, wie wenn diese Zeit, im inneren Zusammenhang mit der großen rosenkreuzerischen Zentralinspiration, um die Metamorphose des Alten ränge. Insofern sind eben solche Utopien doch mehr als nur Erinnerungen an altvergangene Zeiten und alte Initiatenerlebnisse. Im Beginne des fünften nachatlantischen Zeitalters wird es gewissermaßen akut, sich dieser theokratischen Vergangenheit zu „erinnern“. Sich ihrer im rechten Sinne erinnern, würde heißen, den Weg zur rechten Metamorphose finden. Darum geht es. Letzten Endes um die Suche eines modernen, fruchtbaren, ähnlich wie das alte sozial schöpferischen Geisteslebens. Und nun hören wir sogar, daß auch äußere Beziehungen zwischen dem Kreise Johann Valentin Andreaes und Campanella bestanden haben.

Den äußeren historischen Nachweis dafür erbringt R. Kienast: er glaubt sogar äußerst wahrscheinlich machen zu können, daß die Veröffentlichung der Rosenkreuzerschriften (nach teilweise zehnjähriger handschriftlicher Verbreitung) unter dem Einflusse der Ideen Campanellas erfolgt sei. Er teilt auch mit, daß ein Freund Johann Valentin Andreaes, Wilhelm von Wense, der auf einer Reise nach Italien um 1615 dort Campanella kennen lernte, nach seiner Rückkehr in Deutschland einen Zusammenschluß ähnlich gerichteter Geister erstrebte und sogar eine Vereinigung «Civitas Solis» (Sonnenstaat) gründete, zu der Andreae die Programmschriften verfaßte! 

So seltsam spielen die Dinge ineinander, und man kann immer deutlicher den, wie durch die äußeren Tatsachen hindurchscheinenden, zentralen Inspirationsimpuls erspüren, dessen Licht sich je nach der Beschaffenheit, vielleicht auch der «Trübe» der verschiedenen Persönlichkeiten, durch die er wirkt, in sehr verschiedenen Farben widerspiegelt.

In eben dieser selben Zeit erstand aber auch ein nicht utopischer, sondern wirklicher Staat höchst sonderbarer Gestalt und Wesensart: vom Jahre 1609 ab riefen die Jesuiten unter den Indianern Südamerikas in Paraguay ihr seltsames theokratisches Staatsgebilde ins Leben.


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Christus ist nichts anderes als die Verkörperung des Logos

Christus

Die Sphärenharmonie, das was im Klangäther (siehe: Ätherarten) lebt, das kann aber der Mensch nur erleben, wenn er sich durch die Initiation hinaufarbeitet, oder wenn ein Sonnenwesen heruntersteigt, um es irgendeinem Menschen, der ausersehen wird zu einem Instrument der Entwickelung für die anderen Menschen, mitzuteilen. 

Für einen solchen Menschen beginnt die Sonne zu tönen, beginnen die Sphärenharmonien hörbar zu werden. – Und über dem Klangäther liegt noch der Lebensäther. Und wie dem bloßen Ton als höherer Inhalt, als Inneres, Seelenhafteres noch zugrunde liegt das Wort, der Klang oder Sinn, so ist auch mit dem Lebensäther verbunden Sinn, Wort, dasselbe, was man im späteren Persischen «Honover» genannt hat, und was der Johannes-Evangelist den «Logos» nennt, als sinnvollen Ton, der dem Sonnenwesen eigen ist. Es ist nicht ein bloßer Mythos, sondern eine buchstäbliche Wahrheit, daß auch Zarathustra seinen Unterricht empfangen hat durch das Sonnenwort.


Moses (ein reinkarnierter Zarathustra-Schüler) soll prophetisch einen höheren Gott verkünden, der in dem Gott des Vaters Abraham drinnen steckt, aber gleichsam wie ein höheres Prinzip. Wie heißt sein Name? «Gott sprach zu Moses: Ich bin der ‘Ich-bin’!»

Da ruft der Logos seinen Namen, da ruft er dasjenige, was man durch den Verstand, durch den Intellekt zunächst von ihm begreifen kann. Nun schauen wir uns das äußere Zeichen an, durch das auf die Israeliten herunterrinnt der Logos, soweit sie ihn rein begrifflich, in Gedanken erfassen können.

Dieses äußere Zeichen ist das «Manna» der Wüste. Manna ist dasselbe Wort wie Manas, das Geistselbst. So strömt in diejenige Menschheit, die nach und nach sich errungen hat das Ich-Bewußtsein, der erste Anflug von dem Geistselbst ein. Das aber, was im Manas selbst lebt und kommt, darf sich noch anders benennen. Es ist nicht bloß das, was man wissen kann, sondern eine Kraft, die man selbst aufnehmen kann. Als der Logos bloß seinen Namen ruft, da muß man ihn verstehen, ihn fassen mit der Vernunft. 

Als der Logos Fleisch wird und innerhalb der Menschheit erscheint, da ist er ein Kraftimpuls, der unter die Menschen gebracht wird, der nicht nur als Lehre und Begriff lebt, sondern der in der Welt als ein Kraftimpuls enthalten ist, an dem der Mensch teilnehmen kann. Da nennt er sich nicht Manna, sondern das «Brot des Lebens», das ist der technische Ausdruck für «Buddhi» oder «Lebensgeist»


Christus ist nichts anderes als die Verkörperung des Logos, der sechs anderen Elohim, denen vorbereitend der eine, der Jahve-Gott vorangegangen ist. Und diese eine Gestalt des Jesus von Nazareth, in welcher der Christus oder der Logos inkarniert war, bringt daher das, was früher immer nur von der Sonne auf die Erde herniederströmte, was nur im Sonnenlichte enthalten ist, sie bringt es in die Menschheitsgeschichte selbst hinein: «Der Logos ward Fleisch».


Nur deshalb, weil es die Aufgabe des irdischen Daseins ist, die Menschen in ihrer geistigen Tätigkeit herunterzuführen bis in die irdische Welt, muß der Christus im Menschen, in sinnlicher Verkörperung erscheinen. Deshalb ist nach dem Ausspruch Platos, des großen griechischen Philosophen, die Weltseele in Kreuzesform durch das Universum gelegt und über den irdischen Weltleib ausgespannt. Das hat Plato gesagt. Es ist ein Symbolum, das der Eingeweihte kennt in seiner tiefsten Bedeutung.


Christus hat keine Aufzeichnungen hinterlassen wie andere große Lehrer der Menschheit. Seine Aufgabe war es, diese Lehren, die schon vorhanden waren, zu leben, vorbildlich für die Menschheit zu leben und so die Mysterienlehre freizumachen, um eine möglichst große Menschheitsmasse zur schnelleren geistigen Evolution zu bringen. So brachte er der Menschheit das größte Opfer: Sein lichter Geist stieg in die dunkelste Materie hinab. [5]

Es gibt ein waltendes, webendes Schöpfungswort, es gibt eine Wiedergabe des waltenden, webenden Schöpfungswortes in den vedischen Urkunden. – Das Wort ist das Schöpferische in der Welt; in den Veden offenbart es sich. Das ist ein Teil der Krishna-Lehre.


In anderer Form tritt uns das wieder entgegen, in einer konkreteren, in einer lebendigen Weise, in einem Wesen selber, das über die Erde wandelnd gedacht wird, verkörpernd das göttliche Schöpfungswort. Die Veden: abstrakt herangekommen an die Menschheit – der göttliche Logos, von dem uns das Johannesevangelium spricht: lebendig und das schöpferische Wort selber!

Christus-Impuls

Wenn der Mensch sagen darf: Nun ja, ich kann krank sein, ich kann schwach sein, ich kann sterben, aber von meinem Ich aus kann ich mich stärker machen, kann ich etwas in meine Organisation hineinsenden, was mir Stärke, was mir Kraft gibt unmittelbar aus den geistigen Welten heraus. – Wie er es nennt, ist gleich. Wenn der Mensch zu dieser Empfindung kommt, dann ist er vom Christus-Impuls ergriffen. Nicht derjenige, der sagt, daß er etwas haben kann von einem Lehrer, der von Inkarnation zu Inkarnation gegangen ist, sondern derjenige, der empfindet, daß unmittelbar aus der geistigen Welt Impulse der Kraft, der Stärke kommen können, der ist vom Christus-Impuls ergriffen. Diese innere Erfahrung können die Menschen machen, ohne sie werden die Menschen in der Zukunft nicht leben können.


Der Eintritt des göttlichen Bewußtseins, das durch das Ich spricht, ist das Wesen des Christus-Impulses.

Und daß dieser Christus-Impuls in die Menschheit eintreten konnte, hat das Historischwerden des alten Einweihungsprinzipes bewirkt das Mysterium von Golgatha; es ist die Ursache. Was in den Menschenseelen im Laufe der Erdentwickelung noch bis in ihre fernste Zukunft immer mehr und mehr hervortreten wird, das ist, daß ein klares Erkennen des Göttlich-Geistigen, dem der Mensch angehört und durch das er unabhängig wird von allem Erdenwerden, durch das Ich spricht.

Scharf nun betont das Christentum: Alles solches Fühlen des Göttlichen, auch wenn es von sich spricht als «Ejeh asher ejeh» – «Ich bin der Ich-bin» ist noch nicht das, was den Menschen in seiner vollsten Gestalt zeigt, sondern erst, wenn man etwas fühlt, was im Geistigen jenseits aller Generationen ist, dann hat man erfaßt, was als Göttliches in den Menschen hereinwirkt. Deshalb muß man in richtiger Übersetzung des Satzes sagen: Ehe denn Abraham war, war das Ich-bin! – Das heißt in seinem Ich erlebt der Mensch ein Ewiges, das ursprünglicher ist als dasjenige Göttliche, das von Abraham sich durch die Generationen hindurch ausgelebt hat.


Wir reden davon, daß durch das Mysterium von Golgatha der Christus-Impuls in die Erdentwickelung, zunächst in die Menschheitsentwickelung eingezogen ist, mit ihr nun verbunden ist. Die Leute sagen, sie sehen ihn nicht. Ja, sie können ihn solange nicht sehen, solange sie sich über den Menschen selber täuschen, solange sie etwas ganz anderes als den Menschen anschauen, als der Mensch wirklich ist. In dem Augenblicke, wo das nicht eine Theorie ist, sondern lebendig empfundene Wirklichkeit der Seele ist, die uns befähigt, in dem Menschen ein Übersinnliches zu sehen, in dem Augenblicke erziehen wir in uns die Fähigkeit, den Christus-Impuls mitten unter uns überall wahrzunehmen. [4]

Das natürliche Leben der Menschen vom fünften nachatlantischen Zeitraum an ist eine Art fortwährenden langsamen Erkrankens. Alle Erziehung, alle Kultureinflüsse müssen darauf hinwirken, gesund zu machen. Das ist gewissermaßen die erste, wahre Impulsivität des Christus-Impulses: die Heilung. Der Heiland, der Heilende zu sein, dazu ist er ganz besonders berufen im fünften Zeitraume. Die anderen Formen des Christus-Impulses müssen im Hintergrunde sein. Für den sechsten nachatlantischen Zeitraum muß der Christus-Impuls besonders wirken für das Sehertum. Da kommt das Geistselbst, Manas zur Ausbildung, innerhalb dessen der Mensch nicht leben kann ohne das Sehertum. Und im siebenten nachatlantischen Zeitraum wird eine Art prophetischer Natur, weil es ja prophetisch hinübergehen muß in eine ganz neue Zeit, als das dritte sich entwickeln; die anderen drei Glieder der sechsteiligen Christus-Weisheit werden in den folgenden Zeiten wirken. Das ist das reale Einleben des Christus-Impulses. Ein Tor ist aufgeschlossen worden durch die Jahve-Weisheit. Doch dieses Tor ist unpraktikabel geworden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenn es allein durchschritten werden soll, so kann nichts anderes kommen, als daß gewissermaßen alle Völker ihrer Form nach hebräische Kulturen entwickeln. Andere Tore müssen geöffnet werden, das heißt, es muß die Initiationsweisheit, die durch ein zweites, ein drittes, ein viertes Tor bekannt wird, zu derjenigen Weisheit hinzutreten, die durch das Jahve-Tor bekannt geworden ist. Nur so kann der Mensch in andere Zusammenhänge hineinwachsen als in diejenigen, die durch die Bluts‑, das heißt durch die Atmungsbande geregelt sind, und das wird in der Zukunft von besonderer Wichtigkeit für ihn sein. [5]

Die Menschen wollen sich ja gar keine Vorstellungen davon machen, wie sie selbst in Wechselbeziehung stehen zu dem, worinnen der Christus ist. Für unsere Kopfvorstellungen ist nicht viel bemerklich von dem Einfluß des Christus-Impulses. Sobald wir aber hinunterschauen in das Unbewußte, in die Fühlsphäre und Willenssphäre, dann leben wir erstens in der Sphäre der Elementarwesen, aber diese Sphäre der Elementarwesen, die wird für uns zu gleicher Zeit durchwoben von dem Christus-Impuls. Wir tauchen durch unser rhythmisches System – physiologisch gesprochen, durch unsere Fühlsphäre – (psychologisch gesprochen), in das Gebiet hinunter, mit dem sich der Christus für das Erdendasein vereinigt hat. Da finden wir also sozusagen den Ort, an dem der Christus real, nicht nur durch Tradition oder durch eine subjektive Mystik, sondern real, objektiv zu finden ist. Wir leben aber zu gleicher Zeit in der Epoche, von welcher an die Ereignisse, die von diesem Orte kommen eine große objektive Bedeutung für das Menschenleben haben, denn sie gewinnen allmählich für die menschlichen Entschlüsse, für das, was die Menschen tun, wenn sie sich dagegen sträuben, einen unbewußten Einfluß. Wenn die Menschen eingehen darauf, können sie einen bewußten Einfluß erleben, das heißt, wir können mit ihnen rechnen, wir können gewissermaßen die geistigen Welten, die zu uns gehören, aufrufen, mit uns zu wirken. [6] Seitdem das Mysterium von Golgatha in der Erdentwickelung sich abgespielt hat, gehört alles dasjenige, was auf das Menschenzusammenleben sich bezieht, in einem gewissen Sinne zu diesem Christus-Impuls, er gehört nicht dem einzelnen Menschen, sondern dem menschlichen Zusammenleben. Es ist, im Sinne des Christus Jesus selber verstanden, ein großer Irrtum, wenn man glaubt, der einzelne Mensch könne eine unmittelbare Beziehung zu dem Christus haben. [7]

Von dem, der aus eigener innerer Kraft imstande ist, sich in ein solches Verhältnis zu allen seinen Mitmenschen zu erheben, daß er sich frei, ohne jeden Zwang in die Harmonie einfügt, wird in den Geheimschulen gesagt, «er trage den Christus in sich». [8]

Die Menschen, die sich verwundern können über die großen Erkenntnisse und Wahrheiten der geistigen Welt, die prägen sich ein dieses Gefühl der Verwunderung und das bildet im Laufe der Zeiten eine Kraft, die eine Anziehungskraft für den Christus-Impuls bedeutet, die heranzieht den Christus-Geist: der Christus-Impuls verbindet sich mit der einzelnen Seele des Menschen, insoweit sich die Seele über die Geheimnisse der Welt verwundern kann. Der Christus nimmt seinen astralischen Leib aus der Erdentwickelung aus all den Gefühlen, die als Verwunderung in den einzelnen Seelen der Menschen gelebt haben. Das zweite, was die Menschenseelen ausbilden müssen, wodurch sie den Christus-Impuls heranziehen, das sind alle Gefühle des Mitleids. Und jedesmal, wenn ein Gefühl des Mitleids oder der Mitfreude in der Seele entwickelt ist, so bildet das eine Anziehungskraft für den Christus-Impuls. Mitleid und Liebe sind die Kräfte, aus denen der Christus sich seinen Ätherleib formt bis zum Ende der Erdentwickelung. Mit Bezug auf Mitleid und Liebe könnte man geradezu von einem Programm sprechen, das die Geisteswissenschaft erfüllen muß in der Zukunft. Ein Drittes, das hereinzieht in die Menschenseele wie aus einer höheren Welt, das ist das Gewissen, dem sich der Mensch fügt, dem er einen höheren Sinn beilegt als seinen eigenen, individuellen moralischen Instinkten. Mit ihm verbindet sich der Christus am innigsten: Aus den Gewissensimpulsen der einzelnen Menschenseelen entnimmt der Christus seinen physischen Leib. [9]

Wir sehen, wie das äußere Verständnis für die Gottesidee des Christus Jesus im Orient geboren wird, wie ihm aber entgegenkommt im Westen was das menschliche Bewußtsein als das Gewissen ausbildet. Daher sehen wir den Siegeszug des Christentums nicht nach dem Osten, sondern nach Westen hin sich entwickeln. Im Osten breitet nun sich dafür ein Religionsbekenntnis aus, das in letzter Konsequenz – wenn auch eine höchste – des Ostens ist: der Buddhismus ergreift die östliche Welt. Das Christentum ergreift die westliche Welt, weil sich das Christentum erst sein Organ im Westen geschaffen hat. So zeigt sich uns auf ungezwungene Art, daß das menschliche Gemüt recht hat, wenn es vom Gewissen spricht als von dem « Gotte im Menschen». [10] Die Menschen sind seit jener Zeit eingebettet in die geistige Atmosphäre unserer Erde, die durchdrungen ist von dem Christus-Impuls. [11] Der Mensch in der Zeit nach dem Mysterium von Golgatha muß die geistigen Welten sehen durch den Christus-Impuls, (so) wie wir die äußeren Farben und so weiter durch das Auge (als Sinnesorgan ) sehen. Wie wir aber das Auge nicht selber sehen, so sehen wir auch den Christus-Impuls nicht, weil wir durch ihn die geistige Welt sehen. Damit hängt es zusammen, daß das Mysterium von Golgatha in Geheimnis gehüllt ist, auch historisch in Geheimnis gehüllt (ist). Das gesunde Auge sieht die Dinge, sieht nicht sich selbst. Hat das Auge einen Splitter in sich, der da bleibend ist, so sieht es einen schwarzen Raum vor sich und fängt an, sich selbst wahrzunehmen; aber das ist ein krankhaftes Wahrnehmen. So würde ein krankhaftes Wahrnehmen des Mysteriums von Golgatha eintreten, wenn der Mensch nicht in diesem Mysterium von Golgatha etwas hätte, was nicht wahrgenommen werden kann; (denn) wodurch man wahrnimmt, das hängt zusammen mit dem Geheimnis von Golgatha. So lange konnten die Menschen von dem Christus wissen, als er, paradox ausgedrückt, noch nicht gekommen war. In dem Augenblicke aber, als er gekommen war, konnten sie nicht mehr auf dieselbe Weise von ihm wissen. [12]

Das Bild, das im Christus-Impuls selbst wirkt, kann im Sinne unserer Zeit durch nichts anderes dargestellt werden als durch die Mittel der Geisteswissenschaft. Indem diese von Schauungen handelt, welche man hat, wenn man außerhalb des Leibes ist, hat sie wieder die Möglichkeit, das Christus-Bild in seiner wahren Gestalt zu schauen. Solange man im Leibe ist, muß man sagen: Das Auge kann zwar die Farben sehen, aber nicht sich selbst. Wenn Sie sich in der Geistesschau aus dem Leib herausbegeben – wenn Sie sich selbst sehen, sehen Sie das Auge –, so sehen sie den Christus-Impuls durch den Christus-Impuls. [13]

Christus und „Ich Bin“

Wenn der Mensch auf der Erde sich als Ich-Wesenheit bewußt ist, so fühlt er das, was in seinem Ich liegt, als das Hereinwirken des Vatergottes in seine Seele. Der Vatergott träufelt gewissermaßen einen Tropfen seines eigenen Wesens, der aber im Zusammenhang bleibt mit dem ganzen Meere der Geistigkeit des Vatergottes, in die Wesenheit des einzelnen Menschen, und der einzelne Mensch kann sich dann sagen: Es lebt in mir der Vatergott, es lebt die ganze Fülle des Vatergottes in mir. Aber es lebt die ganze Menschheit in dem Durchdrungensein mit der Wesenheit des Vatergottes. Dies als ein Gegenwärtiges zu erleben, das heißt, sich zu sagen: Ich bin!, das ist: Der Vatergott ist in mir. – 

Dies als Gegenwärtiges zu erleben, wurde der Menschheit allmählich unmöglich. Sie mußte zu einem eigenen Ich kommen, das aus dem eigenen Bewußtsein heraus der Form nach produktiv ist. Und dieses Produktive des eigenen Ichs war im Zusammenhange mit der ganzen kosmisch-geistigen Welt nur möglich, wenn sich der einzelne Mensch mit dem Christus identifizierte, also mit dem Sohnesgott. So brachte der Christus den Menschen auf Erden dasselbe, was der Menschheit auf Erden der Vatergott gegeben hat, aber er brachte es auf eine neue Weise, so daß jeder es nun mit seinem aus sich selbst herausquellenden Ich verbinden konnte. 

Und so konnte der Christus der Menschheit sagen: Ich bringe euch, was ihr gewohnt seid, aus dem Logos zu erkennen, aber ich bringe es euch auf eine neue Weise. Ich bringe es euch so, daß der Vatergott mir das übergeben hat, was er euch vorher direkt gegeben hat, aber für einen anderen Bewußtseinszustand. Als sein Gesandter bringe ich euch den Schatz des Vaters, für jedes einzelne Bewußtsein von euch, für jede einzelne Individualität von euch. Ich will euch nicht mehr nur zu Menschen machen, die gewissermaßen ein Glied im ganzen Kosmos sind, ich will vermöge der Vollmacht, die mir der Vatergott gegeben hat, jeden einzelnen von euch, wenn er kommen will, zu einem gotterfüllten Menschen machen. Diejenigen, die so der Vatergott mir übergibt als einzelne, die erfülle ich mit dem Gottes-Bewußtsein. 

Daß also die Art, wie das Gottes-Bewußtsein zu den Menschen kommen sollte, eine andere ist als sie früher war, das ist das Wesentliche des Mysteriums von Golgatha. Daher ist es auch so, daß die Worte des Evangeliums durch das Mysterium von Golgatha einen ganz anderen Sinn bekommen.


Christus Jesus hat bewirkt, daß das Wort nicht erstorben ist in den Menschen, daß der väterliche Substanzinhalt den Menschen‚ geblieben ist. Wenn das Mysterium von Golgatha nicht gewesen wäre, so hätten die Menschen ihren Inhalt vergessen. Der Vater wäre vergessen worden, wenn der Sohn nicht die Gegenwart des Vaters aufrechterhalten hätte.

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Devachan heißt Gottesgebiet

Devachan

Deva ist Gott und Chan: Gebiet, Wohnung; Devachan heißt also Gottesgebiet. Insofern der Mensch ein geistiges Wesen ist, hat er Anteil an dieser geistigen Welt.


Dann ist unsere Welt auch durchdrungen von einer noch höheren Welt (als dem Astralplan), der eigentlichen geistigen Welt, die wir in der Theosophie die devachanische oder die mentale Welt nennen und die, wenn wir den Blick dafür geöffnet haben, es uns möglich macht, die Gedanken, welche nicht von Gefühlen und Wünschen durchzogen sind, die also reine Gedanken sind, wie Dinge zu sehen.


Wir haben es nicht zu tun mit einer Welt, die an irgendeinem anderen Ort des Kosmos liegt, sondern mit einer Welt, welche uns überall umgibt, welche überall um uns vorhanden ist. An jedem Punkte unserer Welt ist zugleich diese geistige Welt vorhanden. Es ist kein Wandern in eine andere Welt, wenn wir von der geistigen Welt oder von Devachan sprechen, sondern es ist ein Aufschließen der Organe, ein Erreichen eines anderen Zustandes.


Genauso, wie sich eine Flüssigkeit mit einer anderen, feineren Flüssigkeit mischt, so daß die eine Flüssigkeit die andere in allen Teilen durchsetzt, so durchsetzt die astrale Welt unsere Welt des Physischen; und diese astrale Welt ist wiederum durchsetzt von einer noch höheren Welt, welche wir die mentale Welt (Devachan) nennen, das ist die eigentliche geistige Welt. So sind drei Welten ineinandergefügt, die eine immer die andere durchsetzend, von denen der Mensch mit seinen gegenwärtigen Organen aber nur die physische Welt wahrnimmt. Allmählich den Sinn aufzuschließen für die unsichtbaren und unter gewöhnlichen Umständen unhörbaren Welten, das ist die Aufgabe der Theosophie.


Ebenso, wie wir durch die sinnliche Luft gehen, gehen wir durch die geistigen Welten hindurch. Beziehungen zu den geistigen Welten ergeben sich, wenn man in die Feinheiten des menschlichen Seelenlebens hineinsieht.


Es ist eingegliedert in die astralische und physische Welt die Welt des geistigen Tönens, der Sphärenharmonien, die Welt des Devachan, die man durch das Hellhören erkennen kann.


Genauso wie Sie nun musikalische Eindrücke hier im Physischen von den Bewegungen der Saiten erhalten, so hört derjenige, der zu der Stufe des Hellhörens (siehe: Hellhörigkeit) im Devachan emporgedrungen ist, die Bewegung der Himmelskörper als Sphärenmusik.


Alle Welten, die wir durchschreiten können von unserer physischen Welt durch die höheren Welten immer weiter und weiter, sie haben immer Gemeinsames. Es ist richtig, daß wir, wenn wir in eine höhere Welt kommen, zwar immer Neues und Neues finden, aber dennoch immer Gemeinsames mit der vorhergehenden Welt.


Man muß sich der Gleichnisse bedienen, um den Devachan zu schildern. Denn unsere Sprache, die zumeist nur der sinnlichen Wirklichkeit dient, ist mit Ausdrücken, die sich für das «Geisterland» unmittelbar anwenden lassen, nicht gerade reich gesegnet. Besonders hier muß daher gebeten werden, manches, was gesagt wird, nur als Andeutung zu verstehen.

Es ist alles, was hier beschrieben wird der physischen Welt so unähnlich, daß es nur in dieser Weise geschildert werden kann. Der Schreiber dieser Darstellung ist sich immer bewußt, wie wenig seine Angaben wegen der Unvollkommenheit unserer für die physische Welt berechneten sprachlichen Ausdrucksmittel wirklich der Erfahrung auf diesem Gebiete gleichen können.

Diese Welt ist aus dem Stoffe gewoben – auch das Wort «Stoff» ist natürlich hier in einem sehr uneigentlichen Sinne gebraucht – gewoben, aus dem der menschliche Gedanke besteht. Aber so wie der Gedanke im Menschen lebt, ist er nur ein Schattenbild, ein Schemen seiner wirklichen Wesenheit. Wie der Schatten eines Gegenstandes an einer Wand sich zum wirklichen Gegenstand verhält, der diesen Schatten wirft, so verhält sich der Gedanke, der durch den menschlichen Kopf erscheint, zu der Wesenheit im Devachan, die diesem Gedanken entspricht. Wenn nun der geistige Sinn des Menschen erweckt ist, dann nimmt er diese Gedankenwesenheit wirklich wahr, wie das sinnliche Auge einen Tisch oder einen Stuhl wahrnimmt. Wie dem operierten Blindgeborenen auf einmal seine Umgebung mit den neuen Eigenschaften der Farben und Lichter erscheint, so erscheint demjenigen, der sein geistiges Auge gebrauchen lernt, die Umgebung mit einer neuen Welt erfüllt, mit der Welt lebendiger Gedanken oder Geistwesen.


Die Gedankenbilder, die Sie haben, sind die Schattenbilder, die aus der devachanischen oder mentalen Welt geworfen werden. Der Gedanke, der in Ihnen lebt, den sieht der Seher im Zusammenhang mit einer Wesenheit. Wenn der Mensch von diesen höheren Welten nichts weiß, so ist er ihnen wie ein Sklave hingegeben, der gegenüber demjenigen, der an den Ketten zieht, machtlos ist.


Allerdings ist der erste Einblick in dieses «Geisterland» noch verwirrender als derjenige in die seelische Welt, (in den Astralplan).


Und wenn wir nun die geistigen Welten selber betreten und ein wenig dieses Leben in dem Devachan erfahren, dann treten uns da ganz andere Verhältnisse entgegen als hier im physischen Leben der Erde. Deshalb ist es so ausserordentlich schwierig, in Menschenworten und Menschengedanken hereinzuholen diese Verhältnisse der geistigen Welten. Und es klingt manchmal so paradox, wenn man versucht, sich konkret auszusprechen über die Verhältnisse der geistigen Welten.


Wo sind die elementarischen Wesenheiten, die Wesenheiten der höheren Hierarchien? Überall sind sie um uns herum. Aber sie sind zunächst in bezug auf Verhältnisse der Dinge und Vorgänge der Außenwelt so dünn und so flüchtig, daß man sagen kann, sie entgehen eben der Aufmerksamkeit der Menschen. Die Menschen gehen durch die ganze Geisteswelt immer durch und sehen sie nicht, weil sie notwendigerweise durch ihre Organisation, die noch unvorbereitet ist für die geistige Welt, eben unaufmerksam sind dafür. 

Und wenn sie Gelegenheit hätten, in die geistige Welt einzudringen, wie das zur Nacht im Schlafe der Fall ist, erweist sich das Bewußtsein so schwach, daß, trotzdem der Mensch, immer vom Einschlafen bis zum Erwachen in der geistigen Welt ist, er zu dumpf ist, um die geistigen Wesenheiten wahrzunehmen, die um ihn herum sind. Er ist die ganze Nacht in der geistigen Welt, in dieser feinen fluktuierenden Welt, aber er nimmt sie nicht wahr, weil sein Bewußtsein zu dumpf ist dazu.


Wie uns physisch die Luft überall umgibt, so umgibt uns geistig die geistige Welt. Wir sind also auch im wachenden Zustand in der geistigen Welt immerfort darinnen.


Es ist durchaus ein Verkennen, wenn man glaubt, erst das imaginative, das inspirierte und das intuitive Erkennen führe den Menschen in die geistige Welt hinein. Nein, der Mensch lebt schon in der geistigen Welt, wenn er Sinneswahrnehmungen hat und wenn er Vorstellungen bildet. Die Sinneswahrnehmungen sind daran geknüpft, daß überhaupt schon tote Materie, rein physikalische Apparate in unseren Organismus eingelagert sind, die nur vom Ätherleib durchzogen werden, aber sie sind eingelagert. Der physische Apparat wird nicht erlebt; das Geistige, das darinnen vorgeht, wird erlebt. 

Seinem Wesen nach ist der Inhalt der Sinneswahrnehmung durchaus geistig. Das ist das Eigentümliche, daß uns das Geistige zunächst in den Sinneswahrnehmungen und in den Vorstellungen bewußt wird, aber nur in Bildern.


Auf dem Devachanplan hat der Lichtäther (siehe: Ätherarten – Lichtäther) sein Leben, daher die innere Beziehung zwischen Weisheit und Licht.


Wir sprechen nun in der gewöhnlichen Wissenschaft heute von dem Licht, als in dem Beleuchteten enthalten. Geisteswissenschaft spricht so von Licht: sie nennt Licht auch dasjenige, was andern Sinneswahrnehmungen zugrunde liegt, wie zum Beispiel das Licht der Tonwahrnehmung. Kurz, für alle Wahrnehmungen liegt zugrunde ein viel Allgemeineres als Licht, als was man in der Physik heute Licht nennt. Es ist gewiß irreführend, das gebe ich Ihnen zu, daß so von Licht gesprochen wird.


Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist, das Kamaloka hinter sich hat, in die eigentliche geistige Welt eintritt, lebt er in einer Welt, die ganz so ist, als wenn er nach allen Seiten umgeben wäre von lauter Visionen; nur sind diese Visionen Abbilder von Wirklichkeiten. Und man kann sehr wohl sagen, während wir die Welt des Physischen wahrnehmen durch Farben, die uns das Auge vorzaubert, durch Töne, die uns das Ohr vermittelt, nehmen wir die geistige Welt auch dann, wenn wir durch die Pforte des Todes getreten sind in Visionen wahr, in die wir hineinverwoben sind.


Das erste Erlebnis ist also die Wahrnehmung des eigenen Leibes; von diesem Erlebnis nehmen alle andern ihren Ursprung. Stark empfindet da der Mensch das Gefühl der Befreiung von den leiblichen Hüllen, denn es ist ja der beglückende Augenblick, wo er auch den letzten der Leichname, den Astralleichnam, abgelegt hat. Wie eine in einen Felsspalt eingeklemmte Pflanze es als Seligkeit empfände, wenn sie befreit würde, so wird dieses Gefühl der Seligkeit zu einer Grundempfindung des Menschen. 

Diese Seligkeit durchdringt und verklärt dann auch die früher mehr irdisch durchlebten Gefühle, zum Beispiel solche der Freundschaft, die hier vielleicht gewissen Wandlungen unterworfen waren und die drüben vertieft und geläutert werden. Durch Liebe arbeitet sich der Mensch schon hier empor aus der Enge der Selbstsucht ins Umfassende des Welterlebens. Dort aber ist nichts voneinander abgeschlossen, getrennt, einer arbeitet für den andern, denn Arbeit ist auch dort das die Seelen tragende und fördernde, verbindende Element, die Liebe aber der unerschöpfliche Quell alles Lebens.


In dem Augenblicke, in dem wir über den Mond hinauskommen (siehe: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt), da tritt etwas ein, was wir jetzt auch geistig innerlich bezeichnen können – wir sind von Visionen umgeben. Wenn wir einem verstorbenen Freund begegnen nach dem Tode, ist es eine Vision, aber er ist es selber, er lebt in dieser Realität drinnen; aber es sind Visionen, die sich aufbauen auf das Gedächtnis an das, was wir hier getan haben.


Alles, was der Mensch früher nur gedacht hat, seine Gefühle und Leidenschaften, alles, was er hier erlebt hat, das tritt ihm da im Devachan entgegen in der Gestalt der Dinge um ihn herum. Zuerst sieht man den eigenen physischen Leib in seinem Urbilde.

So wie wir hier auf der Erde über Felsen, Berge und Steine gehen, so geht man dort über alle die Gestalten, die hier in der physischen Welt vorhanden sind; also man geht dort über seinen eigenen physischen Leib. Das ist geradezu ein Kennzeichen für den Menschen nach dem Tode, daß er seinen eigenen physischen Leib (im Urbilde) als Sache außer sich hat. Daran erkennt er, daß er vom Kamaloka ins Devachan hinaufgekommen ist. Hier spricht er zu seinem Leibe: «Das bin ich!» Dort sieht er ihn und sagt: «Das bist du!» Die Vedanta-Philosophie läßt ihre Schüler meditativ einüben dieses «Das bist du!», damit sie durch Übungen dieser Art ein Verständnis dafür haben, zu ihrem Leib zu sagen: «Das bist du!» (Tat tvam asi).

Außerdem sieht man um sich herum alles das, was man hier auf der Erde erlebt hat. Wenn ein Mensch hier Rache, Unliebe, allerlei schlimme Gefühle hegt gegen seine Mitmenschen, dann treten ihm diese schlimmen Gefühle entgegen wie eine Wolke außerhalb seiner selbst, und das ist eine Lehre für den Menschen. Er kann lernen, was das alles für eine Bedeutung und Wirkung hier in der Welt hat.


Der Devachan ist immerfort um uns herum. Also sind auch all die Seelen der Menschen, die entkörpert sind, um uns herum. Sie arbeiten um uns herum. Wenn wir als Seher sie aufsuchen, können wir finden, wenn wir das Licht nicht bloß sinnlich wahrnehmen, innerhalb des Lichtes die toten Menschen. 

Das Licht, das uns umgibt, bildet den Körper der Toten. Das Licht, das die Erde umspült, ist Stoff für die Wesen, die im Devachan leben. Sehen wir draußen eine Pflanze, die von Sonnenlicht sich nährt; sie empfängt nicht nur das physische Licht, sondern in Wahrheit die Tätigkeit geistiger Wesen, und unter ihnen sind auch diese (entkörperten) Menschenseelen. Sie selbst strahlen als Licht auf die Pflanzen nieder, sie umschweben die Pflanzen als geistige Wesenheiten. Wenn das Auge des Sehers sich entwickelt, macht er oft eine eigentümliche Wahrnehmung. Wenn er sich in die Sonne stellt, hält sein Körper das Licht auf. 

Er wirft einen Schatten. Wenn er nun hineinschaut in diesen Schatten, ist das oftmals der erste Moment, wo er den Geist entdeckt. Der Körper hält auf das Licht, doch nicht den Geist, und im Schatten, den der Körper wirft, kann man den Geist entdecken. Deshalb nennen primitive Völker, die immer ein Hellsehen gehabt haben, den Schatten auch die Seele.


Alle die Vorgänge in den Naturreichen um uns herum, alles, was sich abspielt in Luft und Wasser, ist nichts anderes als Vorgänge in der geistigen Welt, die sich offenbaren durch das, was im Physischen geschieht. Sie sind Offenbarungen geistiger Vorgänge. Diese sind die wahre Wirklichkeit, die Realität. Nichts ist real als die geistige Welt, und erst wenn wir in allen Dingen und Vorgängen das Geistige erkennen können, dann haben wir in Wahrheit die Realität erkannt.

Alles in der physischen Welt hat nur den Wert eines Gleichnisses für dasjenige, was dahintersteht, die geistige Welt. Alle Vorgänge in der Tier- und Pflanzenwelt müssen wir so betrachten lernen und auch alles, was wir im Menschenreich sehen, was Eindruck macht auf den Verstand, den Intellekt. Alles das sind nichts als Gleichnisse, und erst derjenige, der sie deuten lernt, kommt zu der Wirklichkeit, der Realität.


Ganz andere Art und Weise des Zusammenwirkens geschieht in dieser geistigen Welt, in dieser, den physischen Ereignissen parallelgehenden Folge oder Strömung der geistigen Ereignisse.


Also es ist etwas sehr Bedeutsames damit gesagt, daß in der nächsten Welt schon, welche die unsere als eine übersinnliche durchdringt, gar nicht diejenige Ordnung herrscht, die wir mit Begriffen und ihrer Beweiskraft durchdringen können, sondern daß da ein Schauen Platz greift, in dem eine ganz andere Ordnung zu den Ereignissen waltet.


In dem Augenblick, wo man in die geistige Welt hineinschaut, ist es, wenn man in das Vergangene hineinsieht, so, daß das Vergangene wie stehen geblieben ist. Das ist noch da. Die Zeit wird zum Raume. Das Vergangene hört auf, unmittelbar Vergangenes zu sein. Dann hört der Begriff der Notwendigkeit auch auf einen Sinn zu haben. Man hat nicht ein Vergangenes, ein Gegenwärtiges, ein Zukünftiges, sondern man hat ein Dauerndes. Blickt man in die geistige Welt, so ändern sich alle Begriffe von Notwendigem und Zufälligem, da herrscht Vorsehung.


In der geistigen Welt finden wir die Toten, aber in dieser Welt ist ja vieles andere darinnen. Und unter dem, was darinnen ist, ist eben die Wirksamkeit von solchen Kräften, wie sie in den Ausstrahlungen der Menschen leben. Das ist in gewissem Sinne ein höchst gefährliches Weltengebiet, in das man da hineinkommt. 

Alle Kräfte, alle Impulse der gegenwärtigen Epoche müssen dem zueilen, auf Erden die Vitalstrahlung (siehe: Strahlungen des Menschen) zu verwenden. Aber ungeheuer naheliegend ist es, daß man da in dasjenige hineinkommt, was zwischen dieser Vitalstrahlung und allen anderen Strahlungen, die man so gern haben möchte liegt: die schwarze Magie.


(Durch geistige Schulung) wird die Welt nach außen hin immer geistiger, je weiter wir in der Erkenntnis vordringen. So daß man wirklich aufhört, alle jene Konstruktionen ernst zu nehmen, welche aus chemischen oder sonstigen Vorstellungen geholt sind. Aller Atomismus wird einem gründlich ausgetrieben, wenn man die Erkenntnis nach außen erweitert. Hinter den Sinneserscheinungen ist geistige Welt.


Immer wieder müssen wir uns dabei klarmachen, daß der Aufenthalt des Menschen im Devachan nicht irgendwo anders ist als da, wo wir sonst auch sind. Denn Devachan, Astralplan und die physische Welt sind durchaus drei ineinandergeschobene Welten. Die richtigste Vorstellung vom Devachan kann man sich machen, wenn man sich die Welt der elektrischen Kräfte denkt, bevor die Menschen die Elektrizität entdeckt haben. Davor war schon alles in der physischen Welt enthalten, nur war es damals eine okkulte Welt. Alles, was okkult ist, wird einst entdeckt. 

Der Unterschied zwischen dem Leben im Devachan und demjenigen in der physischen Welt ist der, daß der Mensch in seinem gegenwärtigen Zyklus mit Organen ausgerüstet ist, die ihn befähigen, die physische Welt zu schauen, aber nicht mit Organen, die ihn befähigen, die Erscheinungen des Devachans zu schauen.


Der Devachan – oder der Sitz der Götter – entspricht in der Geisteswelt der Okkultisten dem christlichen Himmel. Es versteht sich von selbst, daß man diese Regionen – die nur scheinbar außerirdisch sind, da sie in lebendiger Beziehung zu unserer Welt stehen, die aber außerhalb der Reichweite unserer physischen Sinne sind – nur in Symbolen und Gleichnissen beschreiben kann, denn unsere Sprache taugt nur für die Welt der Sinne. 

Der Devachan umfaßt sieben Grade oder sieben verschiedene Regionen, die sich in aufsteigender Ordnung staffeln. Es handelt sich nicht um Stockwerke oder genaue Orte, sondern um Zustände der Seele und des Geistes.


Das Kontinentalgebiet enthält alles Physische, das Meeresgebiet alles Leben, der Luftkreis alle Empfindungen und der Ätherkreis alle Gedanken. An der Grenze des Ätherkreises ist die Akasha-Chronik. Sie enthält alles, was je gedacht ist. Jenseits der Akasha-Chronik liegt alles noch nicht Gedachte, Arupa. Alles neu Gedachte, alle Erfindungen und so weiter kommen aus der Aruparegion (oberes Devachan).


Das, was wie die Wärme die irdischen Dinge und Wesen, alles im Devachan durchdringt, das ist die Gedankenwelt selbst. Nur sind die Gedanken da als lebende, selbständige Wesen vorzustellen.


Diese Welt ist aus dem Stoffe gewoben, aus dem der menschliche Gedanke besteht. Aber so wie der Gedanke im Menschen lebt, ist er nur ein Schattenbild, ein Schemen seiner wirklichen Wesenheit. Wie der Schatten eines Gegenstandes an einer Wand sich zum wirklichen Gegenstand verhält, der diesen Schatten wirft, so verhält sich der Gedanke, der durch den menschlichen Kopf erscheint, zu der Wesenheit im Devachan, die diesem Gedanken entspricht. In dieser Welt sind zunächst die geistigen Urbilder aller Dinge und Wesen zu sehen, die in der physischen und seelischen Welt vorhanden sind. 

Man denke sich das Bild eines Malers im Geiste vorhanden, bevor es gemalt ist. Dann hat man ein Gleichnis dessen, was mit dem Ausdruck «Urbild» gemeint ist. Solche Urbilder sind für alle Dinge vorhanden, und die physischen Dinge und Wesenheiten sind Nachbilder dieser Urbilder.


Allerdings ist der erste Einblick in dieses «Geisterland» noch verwirrender als derjenige in die seelische Welt. Denn die Urbilder in ihrer wahren Gestalt sind ihren sinnlichen Nachbildern sehr unähnlich. Ebenso unähnlich sind sie aber auch ihren Schatten, den abstrakten Gedanken.

In dem Devachan ist alles in fortwährender beweglicher Tätigkeit, in unaufhörlichem Schaffen. Eine Ruhe, ein Verweilen an einem Orte, wie sie in der physischen Welt vorhanden sind, gibt es dort nicht. Denn die Urbilder sind schaffende Wesenheiten. Sie sind die Werkmeister alles dessen, was in der physischen und seelischen Welt entsteht. Ihre Formen sind rasch wechselnd; und in jedem Urbild liegt die Möglichkeit, unzählige besondere Gestalten anzunehmen. Sie lassen gleichsam die besonderen Gestalten aus sich hervorsprießen; und kaum ist die eine erzeugt, so schickt sich das Urbild an, eine nächste aus sich hervorquellen zu lassen. Und die Urbilder stehen miteinander in mehr oder weniger verwandtschaftlicher Beziehung. Sie wirken nicht vereinzelt. Das eine bedarf der Hilfe des andern zu seinem Schaffen. 

Unzählige Urbilder wirken oft zusammen, damit diese oder jene Wesenheit in der seelischen oder physischen Welt entstehe. Sobald der «Hellsehende» aufsteigt aus dem Astralplan in den Devachan, werden die wahrgenommenen Urbilder auch klingend. Dieses «Klingen» ist ein rein geistiger Vorgang. Es muß ohne alles Mitdenken eines physischen Tones vorgestellt werden. Der Beobachter fühlt sich wie in einem Meer von Tönen. In diesem geistigen Klingen drücken sich die Wesenheiten der geistigen Welt aus. In ihrem Zusammenklingen, ihren Harmonien, Rhythmen und Melodien prägen sich die Urgesetze ihres Daseins, ihre gegenseitigen Verhältnisse und Verwandtschaften aus. 

Was in der physischen Welt der Verstand als Gesetz, als Idee wahrnimmt, das stellt sich für das «geistige Ohr» als ein Geistig-Musikalisches dar – die Sphärenmusik der Pythagoreer. Man muß, wenn man einen Begriff von dieser «geistigen Musik» erhalten will, alle Vorstellungen von sinnlicher Musik beseitigen, wie sie durch das «stoffliche Ohr» wahrgenommen wird. In den folgenden Beschreibungen des Devachan sollen der Einfachheit halber die Hinweise auf diese «geistige Musik» weggelassen werden. 

Man hat sich nur vorzustellen, daß alles, was als «Bild», als ein «Leuchtendes» beschrieben wird, zugleich ein Klingendes ist. Wo von Urbildern in dem Folgenden gesprochen wird, sind also die Urtöne hinzuzudenken. Auch andere Wahrnehmungen kommen hinzu, die gleichnisartig als «geistiges Schmecken» und so weiter bezeichnet werden können.


Dem Devachanischen ist besonders eigen, daß es eine tönende Welt ist, wenigstens im Wesentlichen. Man darf sich selbstverständlich nicht denken, daß die Devachanwelt nicht auch eine in Farben erstrahlende sei. Sie ist selbstverständlich auch durchleuchtet von der astralen Welt, denn sie ist ja nicht getrennt von ihr, das Astralische durchdringt auch das Devachanische. Auf einem noch höheren Plan des Devachan wird aus dem Ton etwas Wortähnliches. Von dort kommt alle wirkliche Inspiration, und in diesem Gebiete bewegen sich die Autoren, die inspiriert waren.


Nun ist zunächst notwendig, die verschiedenen Arten der Urbilder voneinander zu unterscheiden. Auch im «Geisterland» hat man eine Anzahl von Stufen oder Regionen auseinanderzuhalten, um sich zu orientieren. Die einzelnen Regionen sind nicht etwa schichtenweise übereinandergelagert zu denken, sondern sich gegenseitig durchdringend und durchsetzend.


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Denken – Gedanken

Denken – Gedanken

GA 170 S. 213 ff. Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte

Wir haben als Menschen heute noch – das ist das Erbstück des vierten nachatlantischen Zeitraums und das Noch-nicht-Entwickelte des fünften nachatlantischen Zeitraums – zu stark das Bewußtsein, daß wir jeden Gedanken gleich formulieren dürfen.

Das Denken ist uns gar nicht dazu gegeben, um gleich Gedanken fertig zu machen! Es ist uns vielmehr zum Suchen gegeben, damit wir nachgehen den Tatsachen, sie zusammentragen und wenden nach allen Seiten. Nicht wahr, so wie der Mensch heute ist, formt er am liebsten rasch einen Gedanken, den er dann so rasch wie möglich auch über die Lippen bringt oder aufs Papier hinschreibt oder so etwas. Er will ihn möglichst rasch in der Welt draußen haben.

Aber nicht dazu ist uns das Denken gegeben, um voreilig den Gedanken zu bilden, sondern um zu suchen, das Denken als Operation anzusehen, als etwas, das womöglich lange in diesem Gestalten bleibt. Und suspendieren sollte man gewissermaßen den formulierten Gedanken, bis man vor sich selber verantworten kann, man habe eine Tatsache nach allen Seiten gedreht und gewendet, so daß sie nicht mehr eine Tatsache ist, der gegenüber sechsundzwanzig Menschen Falsches aussagen, wie ich charakterisierte, und nur vier ein annähernd Richtiges. Denn dreißig sind davor gesessen!

Es wird ungeheuer viel davon abhängen, daß eine Anzahl von Menschen gerade diese geforderte Tatsache, die ich jetzt charakterisiert habe, auffaßt. Denn es ist heute eigentlich gar nicht auszudenken, wie gegen diese Maxime, das Denken zum Suchen zu verwenden und möglichst lange den fertigen Gedanken zu suspendieren, gesündigt wird. Und deshalb durchschwirren Lügengespinste unsere Welt, deshalb wird die Lüge immer mehr und mehr zur Gewohnheit.

Aber indem der Hang zur Lüge, die Tendenz zur Lüge unsere Menschheit ergreift, geht die Menschheit direkt in die Dekadenz über, und ein fortwährendes Hin- und Herpendeln zwischen Ahriman und Luzifer findet statt. Auf der einen Seite wird Unwahres gesagt, sei es direkt aus bösem Willen, sei es aber auch aus Leichtsinn, und da haben wir schon, indem wir sagen «bösen Willen, Leichtsinn», darauf hingedeutet, daß mit dem Lügengeist Luzifer verbündet ist!

Mit dem Lügengeist ist Luzifer verbündet, aber dann kann er besonders gut heran, denn das Lügen erzeugt wiederum Leidenschaft. Und wir verlieren die Kraft, Gleichgewicht zu halten zwischen dem, was wir fühlen und wollen, und dem, was wir denken. Es wird sehr notwendig sein, daß die Menschen genügend stark aus dem Unterbewußtsein heraufbringen ins Bewußtsein, wie unendlich verbreitet heute die gegenteilige Tendenz ist von dem, was hier als eine Notwendigkeit für die Zukunft gefordert wird: die harte Verantwortlichkeit gegenüber dem, was man als Wahrheit formuliert. Wir sehen sie in erschreckender Weise verschwinden, insbesondere in den letzten Jahren.

Aber das Wichtige ist, daß man achtgeben muß. Denn die Menschen wissen nicht in ihrem oberen Bewußtsein, wie stark die Tendenz ist, die Unwahrheit zu sagen.
Wirklich, etwas wird zu einer Wahrheit erst dann, wenn man es nach allen Seiten gewendet, wenn man es überallhin gewissermaßen gestellt hat und von verschiedenen Seiten hat beleuchten lassen; wenn man wirklich das Urteil möglichst lange suspendiert hat. Nicht eine vorschnell gesprochene Anschauung, vorschnell gesprochene Meinung, vorschnell gesprochene Mitteilung einer Tatsache kann Wahrheit sein. Sie kann so wirken, daß die Menschheit immer mehr und mehr in die Dekadenz kommt. Man kann geradezu Experimente machen in dieser Beziehung.

Nicht wahr, so glattweg lügen tun ja die Menschen meist nicht. Gewiß, manche Menschen tun es auch; aber was das Allerschlimmste ist, das ist das unbewußte und unterbewußte Lügen aus einer luziferischen Verführung heraus, so daß man eine halbe oder Viertels- oder Achtels- oder Sechzehntelswahrheit, ja sogar eine Achtundneunzighundertstelswahrheit sagt, aber durch das Dynamische der zwei Hundertstel, die übrigbleiben, alles ins Schlimme treibt.

Dazu kommt namentlich das in Betracht, daß jetzt so unendlich stark der Hang existiert bei den Leuten, alles immer zu charakterisieren, alles zu wissen, über nichts nachzudenken, niemals das Denken zum Suchen zu verwenden, sondern gleich alles zu formulieren. Und wirklich, es ist ja natürlich, daß den Leuten auffällt, daß in der Gegenwart so viel gelogen wird, es gehört nicht viel Talent dazu, dies zu bemerken, gerade in der Gegenwart.

Aber man muß auch da sich klar sein, wenn man nun das allgemeine Urteil fällt: In der Gegenwart wird viel gelogen, – dann müßte man schon auch einen Weg des Denkens gehen, um diese Wahrheit, daß in der Gegenwart viel gelogen wird, wiederum von allen Seiten zu beleuchten. Sonst kann eine Wahrheit dadurch, daß sie zu schnell und nicht in der richtigen Weise wirklichkeitsgemäß gefaßt wird, gerade zu einem Umgekehrten werden.

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Devotion

Bedingungen zur Erlangung der Erkenntnisse der höheren Welt GA 10

Aus Rudolf Steiner (GA 10 Seite 20): Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?
„Wenn wir nicht das tiefgründige Gefühl in uns entwickeln, dass es etwas Höheres gibt, als wir sind, werden wir auch nicht in uns die Kraft finden, uns zu einem Höheren hinaufzuentwickeln. Der Eingeweihte hat sich nur dadurch die Kraft errungen, sein Haupt zu den Höhen der Erkenntnis zu erheben, dass er sein Herz in die Tiefen der Ehrfurcht, der Devotion geführt hat. Höhe des Geistes kann nur erklommen werden, wenn durch das Tor der Demut geschritten wird.

Ein rechtes Wissen kannst du nur erlangen, wenn du gelernt hast, dieses Wissen zu achten. Der Mensch hat gewiss das Recht, sein Auge dem Lichte entgegenzuhalten; aber er muss dieses Recht erwerben. Im geistigen Leben gibt es ebenso Gesetze wie im materiellen. Streiche eine Glasstange mit einem entsprechenden Stoffe, und sie wird elektrisch, das heißt: sie erhält die Kraft, kleine Körper anzuziehen. Dies entspricht einem Naturgesetz. Hat man ein wenig Physik gelernt, so weiß man dies.

Und ebenso weiß man, wenn man die Anfangsgründe der Geheimwissenschaft kennt, dass jedes in der Seele entwickelte Gefühl von wahrer Devotion (Andacht) eine Kraft entwickelt, die in der Erkenntnis früher oder später weiter führen kann.


In unserer Zeit ist es ganz besonders wichtig, dass auf diesen Punkt die volle Aufmerksamkeit gelenkt wird. Unsere Zivilisation neigt mehr zur Kritik, zum Richten, zum Aburteilen und wenig zur Devotion, zur hingebungsvollen Verehrung. Unsere Kinder schon kritisieren viel mehr, als sie hingebungsvoll verehren. Aber jede Kritik, jedes richtende Urteil vertreiben ebensosehr die Kräfte der Seele zur höheren Erkenntnis, wie jede hingebungsvolle Ehrfurcht sie entwickelt.

Damit soll gar nichts gegen unsere Zivilisation gesagt sein. Es handelt sich hier gar nicht darum, Kritik an dieser unserer Zivilisation zu üben. Gerade der Kritik, dem selbstbewussten menschlichen Urteil, dem „Prüfet alles und das Beste behaltet“, verdanken wir die Größe unserer Kultur. Nimmermehr hätte der Mensch die Wissenschaft, die Industrie, den Verkehr, die Rechtsverhältnisse unserer Zeit erlangt, wenn er nicht überall Kritik geübt, überall den Maßstab seines Urteils angelegt hätte.

Aber was wir dadurch an äußerer Kultur gewonnen haben, mussten wir mit einer entsprechenden Einbuße an höherer Erkenntnis, an spirituellem Leben bezahlen. Betont muss werden, dass es sich beim höheren Wissen nicht um Verehrung von Menschen, sondern um eine solche gegenüber Wahrheit und Erkenntnis handelt.


Nur das eine muss freilich sich jeder klarmachen, dass derjenige, der ganz in der veräußerlichten Zivilisation unserer Tage darinnen steckt, es sehr schwer hat, zur Erkenntnis der höheren Welten vorzudringen. Er kann es nur, wenn er energisch an sich arbeitet. In einer Zeit, in der die Verhältnisse des materiellen Lebens einfache waren, war auch geistiger Aufschwung leichter zu erreichen. Das Verehrungswürdige, das Heiligzuhaltende hob sich mehr von den übrigen Weltverhältnissen ab. Die Ideale werden in einem kritischen Zeitalter herabgezogen. Andere Gefühle treten an die Stelle der Verehrung, der Ehrfurcht, der Anbetung und Bewunderung. Unser Zeitalter drängt diese Gefühle immer mehr zurück, so dass sie durch das alltägliche Leben dem Menschen nur noch in sehr geringem Grade zugeführt werden. Wer höhere Erkenntnis sucht, muss sie in sich erzeugen. Er muss sie selbst seiner Seele einflößen.

Das kann man nicht durch Studium. Das kann man nur durch das Leben. Wer Geheimschüler werden will, muss sich daher energisch zur devotionellen Stimmung erziehen. Er muss überall in seiner Umgebung, in seinen Erlebnissen dasjenige aufsuchen, was ihm Bewunderung und Ehrerbietung abzwingen kann. Begegne ich einem Menschen und tadle ich seine Schwächen, so raube ich mir höhere Erkenntniskraft; suche ich liebevoll mich in seine Vorzüge zu vertiefen, so sammle ich solche Kraft.

Der Geheimjünger muss fortwährend darauf bedacht sein, diese Anleitung zu befolgen. Erfahrene Geheimforscher wissen, was sie für eine Kraft dem Umstande verdanken, dass sie immer wieder allen Dingen gegenüber auf das Gute sehen und mit dem richtenden Urteile zurückhalten. Aber dies darf nicht eine äußerliche Lebensregel bleiben. Sondern es muss von dem Innersten unsrer Seele Besitz ergreifen. Der Mensch hat es in seiner Hand, sich selbst zu vervollkommnen, sich mit der Zeit ganz zu verwandeln. Aber es muss sich diese Umwandlung in seinem Innersten, in seinem Gedankenleben vollziehen.

Es genügt nicht, dass ich äußerlich in meinem Verhalten Achtung gegenüber einem Wesen zeige. Ich muss diese Achtung in meinen Gedanken haben. Damit muss der Geheimschüler beginnen, dass er die Devotion in sein Gedankenleben aufnimmt. Er muss auf die Gedanken der Unehrerbietung, der abfälligen Kritik in seinem Bewusstsein achten. Und er muss geradezu suchen, in sich Gedanken der Devotion zu pflegen.

Jeder Augenblick, in dem man sich hinsetzt, um gewahr zu werden in seinem Bewusstsein, was in einem steckt an abfälligen, richtenden, kritischen Urteilen über Welt und Leben: jeder solcher Augenblick bringt uns der höheren Erkenntnis näher.

Und wir steigen rasch auf, wenn wir in solchen Augenblicken unser Bewusstsein nur erfüllen mit Gedanken, die uns mit Bewunderung, Achtung, Verehrung gegenüber Welt und Leben erfüllen. Wer in diesen Dingen Erfahrung hat, der weiß, dass in jedem solchen Augenblicke Kräfte in dem Menschen erweckt werden, die sonst schlummernd bleiben. Es werden dadurch dem Menschen die geistigen Augen geöffnet.

Er fängt dadurch an, Dinge um sich herum zu sehen, die er früher nicht hat sehen können. Er fängt an zu begreifen, dass er vorher nur einen Teil der ihn umgebenden Welt gesehen hat. Der Mensch, der ihm gegenübertritt, zeigt ihm jetzt eine ganz andere Gestalt als vorher. Zwar wird er durch diese Lebensregel noch nicht imstande sein, schon das zu sehen, was zum Beispiel als die menschliche Aura beschrieben wird. Denn dazu ist eine noch höhere Schulung nötig. Aber eben zu dieser höheren Schulung kann er aufsteigen, wenn er vorher eine energische Schulung in Devotion durchgemacht hat.

Geräuschlos und unbemerkt von der äußeren Welt vollzieht sich das Betreten des „Erkenntnispfades“ durch den Geheimschüler. Niemand braucht an ihm eine Veränderung wahrzunehmen. Er tut seine Pflichten wie vorher; er besorgt seine Geschäfte wie ehedem. Die Verwandlung geht lediglich mit der inneren Seite der Seele vor sich, die dem äußeren Auge entzogen ist. Zunächst überstrahlt das ganze Gemütsleben des Menschen die eine Grundstimmung der Devotion gegenüber allem wahrhaft Ehrwürdigen.

In diesem einen Grundgefühle findet sein ganzes Seelenleben den Mittelpunkt. Wie die Sonne durch ihre Strahlen alles Lebendige belebt, so belebt beim Geheimschüler die Verehrung alle Empfindungen der Seele. Es wird dem Menschen anfangs nicht leicht, zu glauben, dass Gefühle wie Ehrerbietung, Achtung und so weiter etwas mit seiner Erkenntnis zu tun haben. Dies rührt davon her, dass man geneigt ist, die Erkenntnis als eine Fähigkeit für sich hinzustellen, die mit dem in keiner Verbindung steht, was sonst in der Seele vorgeht. Man bedenkt dabei aber nicht, dass die Seele es ist, welche erkennt. Und für die Seele sind Gefühle das, was für den Leib die Stoffe sind, welche seine Nahrung ausmachen.


Wirksamer noch wird das, was durch die Devotion zu erreichen ist, wenn eine andere Gefühlsart hinzukommt. Sie besteht darinnen, dass der Mensch lernt, sich immer weniger den Eindrücken der Außenwelt hinzugeben, und dafür ein reges Innenleben entwickelt. Ein Mensch, der von einem Eindruck der Außenwelt zu dem andern jagt, der stets nach „Zerstreuung“ sucht, findet nicht den Weg zur Geheimwissenschaft.


Es ist ein Grundsatz in aller Geheimwissenschaft, der nicht übertreten werden darf, wenn irgendein Ziel erreicht werden soll. Jede Geheimschulung muss ihn dem Schüler einprägen. Er heißt: Jede Erkenntnis, die du suchst, nur um dein Wissen zu bereichern, nur um Schätze in dir anzuhäufen, führt dich ab von deinem Wege; jede Erkenntnis aber, die du suchst, um reifer zu werden auf dem Wege der Menschenveredelung und der Weltenentwicklung, die bringt dich einen Schritt vorwärts. Dieses Gesetz fordert unerbittlich seine Beobachtung. Und man ist nicht früher Geheimschüler, ehe man dieses Gesetz zur Richtschnur seines Lebens gemacht hat. Man kann diese Wahrheit der geistigen Schulung in den kurzen Satz zusammenfassen: Jede Idee, die dir nicht zum Ideal wird, ertötet in deiner Seele eine Kraft; jede Idee, die aber zum Ideal wird, erschafft in dir Lebenskräfte.

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Elektrizität – das physikalische Atom ist kondensierte Elektrizität

Elektrizität

GA 93, «Die Tempellegende und die Goldene Legende», S. 113
„Die Tatsache ist bei den Okkultisten schon seit Jahrtausenden bekannt. Nun fängt man an zu wissen, daß das physikalische Atom kondensierte Elektrizität ist.

Aber es handelt sich noch um ein zweites: zu wissen, was Elektrizität selber ist. Das ist noch unbekannt. Sie wissen nämlich eines nicht: wo das Wesen der Elektrizität gesucht werden muß. Dieses Wesen der Elektrizität kann nicht gefunden werden durch irgendwelche äußere Experimente oder durch äußere Anschauung. Das Geheimnis, welches gefunden werden wird, ist, daß Elektrizität genau dasselbe ist – wenn man auf einem gewissen Plan zu beobachten versteht –, was der menschliche Gedanke ist.

Der menschliche Gedanke ist dasselbe Wesen wie die Elektrizität: das eine Mal von innen, das andere Mal von außen betrachtet. Wer nun weiß, was Elektrizität ist, der weiß, daß etwas in ihm lebt, das in gefrorenem Zustande das Atom bildet. Hier haben Sie die Brücke vom menschlichen Gedanken zum Atom. Man wird die Bausteine der physischen Welt kennenlernen, es sind kleine kondensierte Monaden, kondensierte Elektrizität. In dem Augenblicke, wo die Menschen diese elementarste okkulte Wahrheit von Gedanke, Elektrizität und Atom erkannt haben werden, in dem Augenblicke werden sie etwas erkennen, was das Wichtigste sein wird für die Zukunft und für die ganze sechste Unterrasse. Sie werden mit den Atomen bauen können durch die Kraft des Gedankens.“

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Elohim sind Schöpfer von dem physischen Leib, Ätherleib und Astralleib

Elohim

Die göttlichen Wesenheiten, die als die Elohim bezeichnet werden, die wir streng unterschieden haben von dem Gotte Jahve oder Jehovah, diese göttlichen Wesenheiten sind Schöpfer von dem physischen LeibÄtherleib und Astralleib. Sie sind in der Bibel genau unterschieden von dem letzten in unserer Evolution auftretenden Gott, von dem Jahve-Gott, von dem, der den Menschen das Ich gebracht hat. In unserem Ich finden wir einen Funken dieser Jahve-Gottheit, wie in dem Wassertropfen dieselbe Wesenheit ist wie im Meer.


Als die Mondenentwickelung zu Ende war, waren die Wesenheiten, die weise waren (Mond: Kosmos der Weisheit), aber die Weisheit nicht in einem Gehirn hatten, so weit gekommen, daß sie diese niederen Körper ganz verlassen konnten. Diese Wesen, die nun Pitris (Väter oder Wesen mit Schöpferkraft) geworden waren, die nicht mehr in solche physische, Äther- und Astralleiber hineinzugehen brauchten, waren die Scharen der Elohim mit verschiedenen Graden. Die unterste Rangstufe dieser Elohim ist die Jahve-Stufe. Also ist Jahve eine wirkliche Mondengottheit.


Gewalten, Exusiai, die in der Bibel ganz richtig geschildert werden als Lichtgeister oder Elohim, die da waren, bevor die Erde geschaffen wurde. Einer von ihnen ist Jahve, der die Menschen in die Form zwingt. (Exusiai sind die Geister der Form).


Die alte Sonne hatte als Bewohner höhere Wesen als die heutigen Menschen sind, und diese Wesenheiten hatten leuchtende Astralleiber. Diese Wesenheiten, die die Bibel in sehr richtiger Weise Lichtgeister oder Elohim nennt, strahlten ihre Astralität hinaus in den Weltenraum.


So wie wir in der äußeren Natur leben, die wir durch unsere Sinne sehen, so leben wir mit dem Willensleben und dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, den Teil unseres Wesens, den wir eigentlich in seiner Tätigkeit verschlafen, das Leben der Elohim mit. Die Elohim sind die Geister der Form; sie stiegen auf von früheren Entwickelungsstufen. Gehen wir zurück, so kommen wir zu der früheren Entwickelungsstufe des kosmischen Mondendaseins. Da waren diese Geister der Form, Exusiai (wie heute die) Archai. 

Gehen wir zum Sonnendasein zurück, da waren sie Archangeloi; gehen wir zum Saturndasein zurück, da waren sie Angeloi. Also seit jener Zeit sind sie aufgestiegen. Die Elohim entwickelten sich durch das Saturn‑, Sonnen‑, Mondendasein; sie trugen gewissermaßen in ihrem Schoße den Menschen. Als nun die Erde wurde, da war die Frage: Werden nun die Menschen einfach ein unselbständiges Glied in dem großen Organismus bleiben, der zu seiner Achten Sphäre aufstieg, in den großen kosmischen Organismus der Elohim, oder werden sie sich zur Freiheit herausbilden, werden sie selbständig werden?


In bezug auf unser Willenssystem seelisch und auf unser Stoffwechsel-Gliedmaßensystem leiblich sind wir ja Teile der Elohim, da schlafen wir ja. Wir sind herausgesondert in bezug auf unser Kopfsystem. Die Elohim haben den Menschen von sich abgeschnürt; aber sie hätten ihm nicht geben können die Freiheit, weil sie auf den ganzen Menschen ihren Einfluß haben. 

Dagegen die zurückgebliebenen Geister (aus den vorigen Stufen) der Geister der Form, die beschränken sich auf den Kopf, und dadurch gaben sie dem Menschen die Vernunft, den Verstand. Das sind im wesentlichen die luziferischen Geister. Sie sind auf einer niedrigeren Stufe Willensgeber. Die Elohim gaben den Willen dem ganzen Menschen, sie aber geben dem Kopf seinen Willen. Der Kopf wäre sonst nur durchsetzt von willenslosen Vorstellungen. Vernünftig werden die Vorstellungen nur dadurch, daß sie, vom Willen durchsetzt, zur Urteilskraft werden.


So wahr die Menschen einen Körper aus Fleisch zu ihrem Körper haben, so wahr haben diese Sonnenbewohner, wegen ihrer höheren Entwickelung, einen Körper aus Licht. Und ihre Kräfte sind nicht beschränkt auf ihre Lichtkörper, sondern sie strömen uns zu in den Sonnenstrahlen. Auf dem Vulkan werden die Menschen auf der Stufe sein, auf welcher die Sonnenbewohner während des jetzigen Sonnenzustandes sind.


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Exusiai – Die physische Form eines Planeten ist die Schöpfung der Geister der Form.

Exusiai

Die physische Form eines Planeten ist die Schöpfung der Geister der Form, der Exusiai, und diese Form hat in ihrem geistigen Umkreis die Wesenheiten der anderen Hierarchien.


Die Geister der Form, die Exusiai, oder wie man sie in der christlichen Esoterik nennt, die Gewalten, Potentates, sind die eigentlichen Regenten des menschlichen Erdendaseins. Waren denn diese Exusiai nicht auch schon in den früheren Entwickelungsstufen unseres Planeten tätig? Während der Saturn-, Sonnen– und Mondenzeit? Ja, wohl waren sie auch schon früher tätig, aber sie hatten ein anderes Wirkungsfeld als auf der Erde. Erst dadurch, daß auf der Sonne die Geister der Weisheit, Kyriotetes den Ätherleib verliehen und auf dem Monde die Geister der Bewegung, Dynamis den Astralleib verliehen, fanden jene Wesenheiten, die wir die Exusiai nennen, ein zubereitetes Menschenwesen. Denn erst einem Menschenwesen, das schon physischen (als Kraftgestalt), Ätherleib und Astralleib in sich hatte, konnten sie dasjenige geben, was wir heute als die menschliche Form kennen. Auf keiner früheren Entwickelungsphase war diese Form, wie Sie sie heute an sich beobachten können, vorhanden; vorbereitende Stadien waren es, die auf dem Monde, der Sonne und dem Saturn vorhanden waren.


Erst in der Mitte der atlantischen Zeitepoche ungefähr gelangen wir an den Zeitpunkt, wo der Mensch in der Hauptsache seine Menschengestalt erhalten hat, wie wir sie heute kennen.


Außer diesen Exusiai, jenen Kräften, welche dem Menschen seine ureigene Form geben, wirken in das gegenwärtige Bewußtsein des Menschen die andern geistigen Kräfte nicht herein. Wir bekommen einen zwar spärlichen, aber doch immerhin einigermaßen möglichen Begriff von den Geistern der Form, wenn wir den Blick wenden auf diejenige Formung des Menschen, die er noch während der Zeit seines physischen Lebens (also nach der Embryonalentwickelung) annimmt. 

Wir werden alle geboren als mehr oder weniger kriechende Wesen. Wir haben die Vertikale nicht in unserer Gewalt. Dieselbe Kraft, die da als Aufrichtekraft in unser physisches Werden eingreift, sie ist von derselben Art wie alle die Kräfte, die uns als Erdenmenschen unsere Form geben. Und nur diese Kräfte, die von solcher Art sind, greifen in unser Ich ein.


Die Geister der Form sind die, welche den Menschen dazu befähigen, sprechen, denken und aufrecht gehen zu lernen. Diejenigen Geister, die ihn gleichsam hinwerfen, daß er auf allen vieren sich bewegt, daß er nicht sprechen kann und sein Denken nicht entwickelt in der ersten Lebenszeit, das sind solche Geister, die er im Leben erst überwinden muß, die ihm eine unrichtige Form zunächst geben. 

Das sind Geister, die eigentlich schon Geister der Bewegung, Dynamis sein sollten, die aber in ihrer Evolution zurückgeblieben sind und noch nicht einmal auf dem Standpunkte der Geister der Form stehen. Das sind in ihrer Entwickelung stehen gebliebene luziferische Geister, die von außen auf den Menschen wirken und ihn sozusagen dem Element der Schwere übergeben, aus dem er sich erst nach und nach durch die wirklichen Geister der Form erheben muß.


In unserem irdischen Dasein ist alles das, was mit dem Raume zusammenhängt, indem es im Raum sich gestaltet, aus dem Raumlosen heraus gestaltet. Das Räumliche begreifen wir nur vollständig, wenn wir es in seiner Bildhaftigkeit auf Urbilder zurückführen, die raumlos sind (siehe: Devachan oberes).

Das ist ja natürlich das Schwierige für das abendländische Denken, daß es sich das Raumlose so schwer vorstellen kann. Aber dennoch ist es so, daß sich alles dasjenige, was mit unserem ureigenen Menschentum zusammenhängt, was hervorgeht aus den Geistern der Form, indem es Gestaltung im Raume annimmt, die Wirkung ist des Raumlosen. Konkret gesprochen, indem wir uns als einzelner Mensch, der wir zuerst auf allen vieren kriechen, aufrichten, die Schwerkraft im aufrechten Gestalten überwinden, stellen wir uns in den Raum hinein; aber die Kraft, die dem zugrunde liegt, die strebt aus dem Raumlosen in den Raum hinein. Also wenn wir als Menschen nur unterworfen wären den zu uns gehörigen Geistern der Form, so würden wir in aller Art, uns in den Raum hineinzustellen, verwirklichen das Raumlose im Raume; denn die Geister der Form leben nicht im Raume.


Welche Mission haben nun die Geister der Form, was ist also die eigentliche Erdenmission? Wenn Sie an die Saturnmission die Einprägung des Willens anknüpfen, an die Sonnenmission vorzugsweise die Einprägung des Gefühlselementes, an die Mondmission vorzugsweise die Einprägung des Gedankenelementes – also dasjenige, was im menschlichen Astralleibe ist –, so hat man an den Erdenplaneten die Mission zu knüpfen, ein vollständiges Gleichgewicht dieser drei Elemente zu bewirken. 

Zum Stillstand zu bringen den Kampf dieser Elemente dadurch, daß sie in das richtige Gleichgewichtsverhältnis gebracht werden, das ist die Erdenmission. Der Mensch ist hineinverwoben in diese Erdenmission, um dieses Gleichgewicht zuerst in seinem eigenen Inneren aus Denken, Fühlen und Wollen aufzubauen.


Das ist zunächst eine recht abstrakte Definition unserer Erdenmission. Das Geheimnis dieser Mission spricht sich dadurch aus, daß durch dieses Zusammenwirken, durch dieses Gleichgewicht der drei Kräfte das Innere tatsächlich produktiv Neues wirkt. Es wird dadurch wahrhaft ein viertes Element erzeugt zu den drei vorhergehenden, und dieses vierte Element ist das Element der Liebe.

Die Liebe kann im Weltgetriebe sich nur entwickeln, wenn ein absolutes Gleichgewicht der drei in früheren Zeiten abwechselnd die Hegemonie führenden Kräfte eintritt. Liebewirken soll durch alle folgenden Verkörperungen der Erde, gerade durch die Mission des Erdenwirkens hineinverwoben werden in die gesamte Evolution.

Dadurch wird die Dreiheit zu einer Vierheit, und diese Vierheit beginnt nun mit ihrem vierten Element auf der untersten Stufe, beginnt sozusagen mit der niedertsten Form der Liebe, die geläutert und gereinigt wird bis zu dem Grade, daß am Ende der gesamten Erdentwickelung die Liebe als ein völlig gleichberechtigtes Element erscheinen wird. Deshalb wird auch das Geheimnis des Erdendaseins gewöhnlich okkult ausgesprochen mit den Worten «Die Dreiheit zur Vierheit machen». 

Es ist dieses Zusammenwirken der Elemente von DenkenFühlen und Wollen im Inneren des Menschen zunächst so, daß dieses eigentliche Innere zur Substanz der Liebe wird. Das ist dasjenige, was man das eigentlich Produktive, das innerlich Produzierende im Erdendasein nennen kann. Deshalb muß man die Geister der Form in ihrer Gesamtheit, weil sie gerade diese Mission haben, die drei früheren Zustände ins Gleichgewicht zu bringen, zugleich als die Geister der Liebe bezeichnen.


Vielleicht haben manche von Ihnen bemerkt, wie dem Menschen, wenn er des Morgens aufwacht und abends etwa bei einem Konzert war, das auf ihn einen lebendigen Eindruck gemacht hat, das Aufwachen so erscheint, als ob die Seele sich herauserhöbe aus dem wiederholten Erleben der im Konzert gehörten Musik. Indem der Mensch wiederum zurückkehrt in seinen Ätherleib und durch die Eindrucksfähigkeit des physischen Leibes alles dasjenige, was ich Ihnen für diesen Ätherleib geschildert habe, übertönt wird, übersetzt die menschliche Seele dasjenige, was individualisierte kosmische Musik ist, in die zuletzt gehörten irdischen Töne. Und wenn man versucht, weiter einzudringen (in den Ätherleib) mit den Mitteln, mit denen man in solche Welten eindringen kann (siehe: Schulung), dann bemerkt man, daß dieses wärmende Strömen, dieses phosphoreszierende milde Leuchten, diese fluktuierende Musik die äußere Offenbarung für waltende Weltenwesen ist – der Exusiai. 

Ich habe daher diese Exusiai auch öfter Offenbarungen genannt, weil sie ihrer inneren Wesenheit nach leben in demjenigen, was in den menschlichen Sinnesorganen während des irdischen Schlafzustandes des Menschen nach dem Inneren des Menschenwesens hin erstrahlt.


Überall wo etwas aufleuchtet, da haben wir in dem Lichte das Kleid von hohen Wesenheiten, den Exusiai.


Wir sehen in den Exusiai dasjenige, was als Licht auf uns wirkt, was aber als Licht auch auf die Pflanzen wirkt.


Zu den Exusiai gehört die Wesenheit, die wir in anderem Zusammenhange (biblische Schöpfungsgeschichte) kennen gelernt haben als Jahve oder Jehova und auch seine Genossen, die Elohim – die Lichtgeister. Die Exusiai haben es gar nicht mehr mit dem einzelnen Menschen zu tun, sondern mit den Menschengruppen.


Die Wirkungssphäre dieser Geister der Form zerfällt gewissermaßen in sieben Abteilungen, und von diesen sieben Abteilungen ist eigentlich Jahve nur eine Abteilung zugeteilt, und die betrifft vorzugsweise das Leben zwischen Geburt und dem Tode. Die sechs anderen lenken das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt.

Ebenso wie Jahve es zu tun hat mit der Erde und sogar das Opfer gebracht hat, nach dem Monde zu gehen, um von da aus gewisse Dinge in der Erdentwickelung zu paralysieren (siehe: Achte Sphäre), ebenso haben es die anderen Exusiai mit den anderen Planeten zu tun (sind aber in der Sonne zentriert).


Wahrhaftig, der Zusammenhang der Planeten unseres Sonnensystems bildet einen Körper, der zu einem Geistwesen gehört, und dieses Geistwesen schließt die Exusiai ein, die sich eben in den Offenbarungen unserer Sinne (als Sinnesteppich) kundgeben und die ihre objektive Seite draußen im Universum haben, in den Planeten. 

Und eingebettet gleichsam in diesen ganzen Strom des Exusiai-Wirkens sind die Wesen der Hierarchie der Archai, der Archangeloi, der Angeloi. Die sind schon alle auch in dem drinnen, was sich in unseren Sinnen offenbart, aber der Mensch kann das nicht in sein Bewußtsein aufnehmen. Es wirkt auf ihn, aber er kann es nicht in sein Bewußtsein aufnehmen. Die Archai, Archangeloi, Angeloi sind gewissermaßen die Diener der Exusiai. Aber der Mensch nimmt von alledem nur die Außenseite wahr; er nimmt eben nur den vor ihm ausgebreiteten Sinnesteppich wahr.


Diese Geister der Form, die unseren Planeten entsprechen, sie sind gleichsam ein Kollegium von Geistern, das seinen Sitz in der Sonne hat und von der Sonne aus gewisse Äthersubstanzen, Äthermassen begrenzt, so daß das entsteht, was wir genannt haben okkulter Saturn, okkulter Jupiter und so weiter (der Ätherkörper, der durch die Umlaufsbahn des physischen Planeten begrenzt ist; die Planeten sind also eingeschachtelt vorzustellen).


Eines war notwendig, damit die abnormen Geister der Form (siehe: Exusiai abnorme) durch ihre Wirksamkeit nicht gar zu große Unordnung in bezug auf die Menschen hervorriefen, es war notwendig, daß sich einer der Geister der Form ablöste von der Gemeinschaft, so daß Sie eigentlich nur sechs dieser Geister der Form oder Elohim in der Sonnenrichtung zu suchen haben. 

Das war derjenige, welcher in der Bibel, in der Genesis, Jahve oder Jehova genannt wird. Wenn Sie dessen Wirksamkeit im Weltall suchen wollen, so müssen Sie suchen in der Richtung, wo sich jeweilig der Mond befindet.


Die ausführenden Organe der Elohim sind die Venuswesen und die Merkurwesen – die Venuswesen, welche im Feuer, die Merkurwesen, welche in Feuer und Wind ihren physischen Leib haben. (In der Bibel 104. Psalm Vers 4 heißt es:) «Und der Gott macht Feuerflammen zu seinen Dienern und Winde zu seinen Boten».


Für die Exusiai ist der Mensch als solcher überhaupt nicht mehr da. Für diese hoch erhabenen Wesenheiten sind die Angeloi dasselbe, was das Mineralreich für uns ist. Alles, was über den einzelnen Menschen hinausgeht, was mit den Angelegenheiten unseres ganzen Planeten zusammenhängt, das sind die Taten dieser Wesenheiten. 

Sie haben nichts zu tun mit den einzelnen Menschen, sondern mit dem Werden des Planeten. Solche Gewalten haben wir in den Sonnen- und Mondkräften in uns. Würden nur die Sonnenkräfte wirken, die warmen, feurigen, lichtspendenden Sonnenkräfte, so würde der Mensch sich rasch entwickeln, würde sich in einem Leben überstürzen. 

Die verzögernde Kraft liegt in den Mondenkräften; diese zwingen ihn in die Form hinein. Würden sie allein wirken, so würde der Mensch nur einmal leben, nur eine Inkarnation haben; er würde ersterben, in der Form mumifiziert werden. Die Erde würde bedeckt sein mit Statuen. Würden nur die Sonnenkräfte wirken, so würde der Mensch auch nur eine Inkarnation durchmachen, aber in dieser einen Inkarnation alles durchleben, was er sonst in unzähligen Inkarnationen durchleben würde. Der Mond regelt jetzt die eine Inkarnation; die Sonne regelt die aufeinanderfolgenden Inkarnationen von außen, während die Angeloi von innen wirken (im Zusammenhang der Inkarnationen).


Nicht nur der Mensch entwickelt sich vorwärts, sondern alle Wesenheiten der verschiedenen Hierarchien entwickeln sich in einer gewissen Weise vorwärts. Wenn wir die Hierarchien für unsere gegenwärtige Zeit verfolgen, so finden wir, daß sich die Exusiai, diese Geister der Form hinaufentwickeln zu Geistern der Bewegung, Dynamis, die Archai als Geister der Persönlichkeit zu Geistern der Form, die Archangeloi zu Archai und so weiter. 

Aber es ist nicht so, daß, indem die Geister der Form sich hinaufentwickeln und dadurch eigentlich den Charakter von Geistern der Form verlieren, sogleich die nachrückenden Geister der Persönlichkeit etwa in ihre Tätigkeit eintreten würden. Jetzt ist seit langem das, was von diesen Geistern der Form den Menschen eigentlich aufgeprägt ist, im Grunde genommen vererbt. 

Das ist seit langem ein Erbstück, und die Geister der Form lassen in einer gewissen Beziehung den Menschen insofern immer mehr und mehr Freiheit, als sie selbst hinaufsteigen in eine höhere Kategorie, sich zurückziehen von der formenden Tätigkeit, die ihnen obgelegen hat im Beginne der Erdentwickelung. 

Der Mensch wird in der Tat in bezug auf die Wesenheiten der höheren Hierarchien immer mündiger und mündiger. Die geistigen Wesenheiten, die zwar nachrücken, haben sich erst zu entwickeln für den nächsten Zustand der Erde, um die entsprechenden Wesen der Erde während des Jupiterzustandes mit der entsprechenden Form zu begaben.

Jeweils gegen das Ende einer Planetenzeit hin ist immer das der Fall, daß die Hauptwesenheit – und das ist für die Erde der Mensch freigelassen wird, daß die Eigenschaften, die ihr ursprünglich eingeprägt sind, immer mehr und mehr sozusagen in Freiheit, in freier Gestaltung an sie selber übergehen. 

So kommt es denn, daß im Laufe der künftigen Erdentwickelung die Formkräfte, die Kräfte der inneren Gedanken- und Empfindungsformen (siehe: Bildekräfte) immer mehr siegen werden, (nämlich über das Vererbte). Und indem sie selbstlos sein werden, insofern sie zugewendet sein werden namentlich selbstloser Weisheit und selbstloser Liebe, werden diese Kräfte auf den Menschen formend wirken. Je weiter wir in die Zukunft hineingehen, desto mehr wird der äußere Mensch ein Ausdruck der Individualität werden, die von Inkarnation zu Inkarnation geht.


Geister der Form auf dem alten Saturn

Diese Geister hatten auf dem alten Saturn keinen physischen Leib; als unterstes Glied ihrer Wesenheit hatten sie einen Ätherleib, den man vergleichen kann mit dem Ätherleib des (Erden-)Menschen. (Als oberstes hatten sie ein Glied, das) um einen Grad höher ist als dasjenige, was der Mensch im Laufe seiner Entwickelung durch die Erdenverkörperungen hindurch erreichen kann (Atma oder Geistesmensch).

Wir können uns den Saturn vorstellen, wie wir ihn beschrieben haben (siehe: Saturn), und aus der Umgebung – fortwährend und von allen Seiten –, aus den Ätherleibern der Geister der Form befruchtende Lebenssäfte wie einen Regen hereinstrahlend auf den Saturn, der sie fortwährend wie ein Spiegel zurückstrahlte. Wir müssen uns diesen Vorgang ohne eine Zeit dazwischen vorstellen: wie die üppig wuchernden Lebenssäfte hineinströmen und wieder zurückgespiegelt werden, so daß sich die Bildungen des Saturn, die ersten Anlagen der menschlichen Leiber, wie Spiegelbilder ausnehmen. Schon auf dem alten Saturn war der Mensch im wörtlichsten Sinne ein Ebenbild seiner Gottheit.


In der alten griechischen Mythe hat man die warme Kugel des Saturn «Gäa» genannt und die Atmosphäre den «Kronos». Fortwährend strahlen hinein die lebenspendenden Kräfte von Kronos auf die Gäa, auf den Saturn, und gehen wieder zurück, werden aufgesogen. Es ist Kronos, der fortwährend seine eigenen Kinder verschlingt.


Nach dem dritten Saturnkreislauf setzt die Arbeit der Geister der Form ein. Sie haben ein selbstbewußtes Bilderbewußtsein (Psychisches Bewußtsein). Durch ihre Arbeit erlangt der menschliche Stoffleib, der vorher eine Art beweglicher Wolke war, eine begrenzte plastische Form. Diese Tätigkeit ist um die Mitte des vierten Saturnkreislaufes vollendet. Dann folgt die Tätigkeit der Archai.


Geister der Form auf der alten Sonne

Der Ätherleib des Menschen ist eine Ausströmung der Geister der Weisheit, Kyriotetes. Von der Mitte des dritten Sonnenkreislaufes beginnt die Leistung der Geister der Form. Durch sie erhält der Ätherleib, der vorher nur wolkenartige Beweglichkeit hatte, eine bestimmte Gestalt. In der Mitte des vierten Sonnenkreislaufes erhalten nun diese Exusiai ein solches Bewußtsein, wie es der Mensch auf der (künftigen) Venus haben wird, die er als zweitnächsten Planeten nach dem Erdendasein betreten wird. Das ist ein überpsychisches Bewußtsein. Dadurch kommen sie zur Fähigkeit, die während der Saturnperiode und seither ausgebildeten Sinneskeime, die bis jetzt nur physikalische Apparate waren, mit dem Äther in belebte Sinne umzugestalten.


Die Exusiai auf der alten Sonne äußern sich durch die auf die Sonne einstrahlenden TriebeBegierdenLeidenschaften, durch alles dasjenige, was im (heutigen) astralischen Leibe verankert ist. Wer auf der Sonne gesessen und hinausgesehen hätte in den Weltenraum, er würde nicht Blitze haben zucken sehen und Donner rollen hören, sondern er würde um sich herum in astralischem Lichte die Leidenschaften geistiger Wesenheiten wahrgenommen haben – ringsherum überall Leidenschaften –, und Sie müßten sich nicht etwa nur niedrige Leidenschaften vorstellen. Diese Leidenschaften, diese Affekte ringsherum schufen nun von außen herein weiter an dem Planeten. Wenn wir die (griechische) Mythe weiter betrachten, so sehen wir förmlich innerhalb unserer Erdentwickelung die schaffenden «Titanen», die schaffenden Leidenschaften, die von außen herein wirken, von den geistigen Luftkreisen der Sonne, als diese ein Planet war.


Geister der Form auf dem alten Monde

Die Sonne verwandelt sich in den Mond. Das bedeutet im Laufe der Entwickelung, daß die Exusiai nun auch ihren astralischen Leib ablegen und daß ihr niederstes Glied das Ich ist. Ihren astralischen Leib, den sie auf der Sonne noch hatten, haben sie an den Menschen abgegeben, so daß der Mensch jetzt auf dem Monde besteht aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. 

Wie der Mensch als niederstes Glied den physischen Leib hat, so haben diese Exusiai, die um den Mond herum leben, als niederstes Glied das Ich, haben dann ManasBuddhiAtma, dann ein 8., 9. und noch ein 10. Glied. Sie bieten also nach außen hin ihr Ich dar; sie strotzen förmlich von lauter Ichen nach außen. Alle Betätigung in der Umgebung des Mondes ist so, wie wenn Sie Wesen gegenüberträten, die Ihnen alle ihre Individualität, alle ihre Eigenheit äußern. Das geschah von der Atmosphäre des Mondes her.


Geister der Form auf der Erde

Das niederste Glied der Exusiai ist das Ich; dieses Ich opfern sie jetzt auch noch hin und befruchten den Menschen in seiner Anlage mit dem Ich, so daß das Ich, wie es auf der Erde auftritt, eine befruchtende Kraft ist, die jetzt ausströmt von den Geistern der Form, und diese behalten als niederstes Glied ihrer Wesenheit das Geistselbst, Manas.


Wenn wir also in unserer Umgebung nach diesen Geistern der Form, nach ihrem niedersten Gliede suchen wollen, so finden wir es in dem, was wir selbst als das fünfte Glied nach und nach entwickeln. Was wir als menschliche Weisheit entwickeln, wodurch wir immer weiser und weiser werden müssen, das müßten wir als niederstes Glied der Exusiai in unserer Umgebung geäußert finden. 

Sie sehen also, wir haben es hier zu tun mit hoch erhabenen Wesenheiten, zu denen wir aufschauen, und wenn wir die Weisheit in unserer Umgebung sehen, sehen wir nur das letzte Glied dieser hoch erhabenen Wesenheiten. Wir sind gegenüber diesen erhabenen Wesenheiten so wie ein Tier, ein niederes Wesen (ein Floh beispielsweise), das am Menschen herumkriecht und nur den physischen Leib an seiner Außenseite sieht. [27] Die Geister der Form sorgen dafür, daß dasjenige, was also gebaut worden ist (im Laufe der Entwickelung) nach der Absicht des Universums, Bestand hat, solange es notwendig ist, daß es also nicht sogleich wieder zugrunde geht. Sie sind die Erhalter.


Geister der Form – Zukunftsaufgabe

Wenn Sie aufschauen im Erdendasein von dem, was den Menschen konstituiert zu seiner Form, zu dem, was nun dem ganzen Erdenplaneten von seinem Anfang bis zu seinem Ende eigen ist, dann bekommen Sie etwas Umfassenderes an äußerer kosmischer Gesetzmäßigkeit als dasjenige, worin schon die menschliche Form ist. 

Nehmen wir diese ganze Gestaltung der Erde einschließlich des Menschen, aber hinausgehend über den Menschen: Wenn wir die Gesetze, von denen ja wirklich unsere heutigen Naturgesetze nur der allerkleinste Teil sind, mit dem geistigen Blick umfassen, dann haben wir darinnen dasjenige, was in das Reich der Exusiai gehört. So daß wir sagen können: Die irdische Form geht über, wenn sie sich einmal auflösen wird, in das Reich der Exusiai.


Vieles geht eben wirklich unterhalb der Schwelle des Bewußtseins vor, und die Geister der Form haben die Formen in die Natur nicht umsonst hineingestellt. Diese Formen können verstanden werden. Sie sind der Ausdruck innerer Wesenheit. Und wenn wir die Schüler der Geister der Form werden, dann bilden wir selber Formen, welche ausdrücken, was in der inneren Wesenheit des Natürlichen und des Geistigen lebt.


Das alles, was innerhalb der Erde selbst geschieht, wird geregelt durch die Angeloi für die einzelnen Menschen, durch Archangeloi für den Zusammenhalt des einzelnen Menschen mit großen Menschenmassen; für die ganze Menschheitsentwickelung von der lemurischen Zeit bis hin in die Zeit, wo der Mensch wiederum so weit vergeistigt sein wird, daß er kaum noch der Erde angehört, wird alles geregelt durch die Archai.

Jetzt aber muß noch etwas anderes geregelt werden: es muß die Menschheit von einem planetarischen Zustand zum anderen geführt werden. Es müssen auch geistige Wesenheiten da sein, die während der ganzen Erden-entwickelung dafür sorgen, daß dann, wenn die Erdentwickelung fertig sein wird, die Menschheit in der richtigen Weise wiederum durch ein Pralaya durchgehen kann und den Weg findet zum nächsten Ziel, zum Jupiter. Diejenigen Geister, die dafür sorgen, daß sozusagen die ganze Menschheit von einem planetarischen Zustand zum andern geführt wird, das sind die Exusiai.


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Gnosis – neigt zu Luzifer hin

Gnosis

Die alte Urweisheit war in ihren letzten Phasen vorhanden in dem, was sich herausbildete gegen Vorderasien, Griechenland zu als Gnosis. Diese Gnosis war immerhin noch eine solche Weisheit, welche in der verschiedensten Art zusammenfaßte, was dem Menschen vorlag an Welt- und Naturerscheinungen. Sie hatte aber doch schon im Verhältnis zu dem unmittelbaren anschaulich-instinktiven Einblicke in die geistige Welt, der eigentlich der orientalischen Entwickelung zugrunde lag, sie hatte demgegenüber einen schon mehr, man könnte sagen intellektuellen, verstandesmäßigen Charakter. Es war das geistige Leben, das im alten Orient alles menschliche Anschauen durchdrang, nicht mehr vorhanden. Und eigentlich aus den letzten Resten der alten Urweisheit heraus suchte man jene philosophisch-menschliche Anschauung zusammenzusetzen, die man als Weisheitsgut anwendete, um das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Es wurde gekleidet dasjenige, was im Mysterium von Golgatha lag, in die Weisheit, die sich ins Griechentum herüber vom Orient gerettet hatte.


Als das Mysterium von Golgatha durch die Entwickelung der Menschheit hindurchgegangen ist, da waren noch viele Menschen wirklich fähig, in Nachklängen von hellseherisch erfaßten Begriffen die Dinge aufzunehmen, die eigentlich doch nur spirituell begriffen werden können, und die sich auf das Mysterium von Golgatha beziehen. Nur so können wir es begreifen, daß für die späteren Zeiten vieles unverständlich sein mußte, was in den ersten Zeiten, in den ersten Jahrhunderten des Christentums an Begriffen entwickelt wurde, um das Mysterium von Golgatha zu erfassen. Wenn die älteren christlichen Lehrer noch Nachklänge der alten hellseherischen Begriffe anwandten, um das Mysterium von Golgatha zu erfassen, so blieben natürlich diese hellseherischen Begriffe ihrem eigentlichen Nerv nach den späteren Jahrhunderten unverständlich, und im Grunde genommen ist das, was man Gnosis nennt, gewöhnlich nichts anderes als das Nachklingen alter hellseherischer Begriffe. Nun würde man aber die Sache sehr einseitig ansehen, wenn man einfach sagen würde: Da gab es also eine Gnosis, die hatte noch alte hellseherische Begriffe, die noch bis ins 3. Jahrhundert nach dem Mysterium von Golgatha hereingingen, und dann kamen die unverständigen Leute, die nicht fähig waren, die Gnostiker zu verstehen. – Das wäre sehr einseitig, so zu denken. In einem gewissen vollkommenen Sinne mit hellseherischen Begriffen zu arbeiten, gehört einer viel älteren Zeit an als der Zeit, in die das Mysterium von Golgatha hineinfiel. Und diese hellseherisch erfaßten Begriffe waren schon ganz luziferisch infiziert, das heißt: das alte hellseherisch-begriffliche Erfassen war schon luziferisch durchdrungen, und diese luziferische Durchdringung des alten hellseherischen Begriffssystems, das ist die Gnosis. Es mußte deshalb eine Art Reaktion gegen die Gnosis entstehen, weil die Gnosis eben die aussterbende alte hellseherische Begriffswelt war.


Die Gnosis neigt zu Luzifer hin, das heißt, zu einem einseitigen spirituellen Auffassen. Sie kann daher zu dem Vaterprinzip durchaus nicht kommen, kann es nicht ordentlich würdigen. (Daher) wird ihr das Materielle (ein Ausdruck des Vaterprinzips) ein zu Verschmähendes, etwas, was sie nicht brauchen kann.


Man sieht platonische und ältere Vorstellungsarten damit ringen, zu begreifen, was die Religionen verkünden, oder auch es bekämpfen. Bedeutende Denker suchen, was die Religion offenbart, auch gerechtfertigt vor den alten Weltanschauungen darzustellen. So kommt zustande, was die Geschichte als Gnosis bezeichnet, in einer mehr christlichen oder mehr heidnischen Färbung. Persönlichkeiten, welche für die Gnosis in Betracht kommen, sind Valentinus, Basilides, Marcion. Ihre Gedankenschöpfung ist eine umfassende Weltent-wickelungsvorstellung. Das Erkennen, die Gnosis, mündet, wenn es sich aus dem Gedanklichen ins Übergedankliche erhebt, in die Vorstellung einer höchsten weltschöpferischen Wesenheit. Weit erhaben über alles, was als Welt von dem Menschen wahrgenommen wird, ist diese Wesenheit. Und weit erhaben sind auch noch die Wesenheiten, welche sie aus sich hervorgehen läßt, die Äonen. Doch bilden diese eine absteigende Entwickelungsreihe, so daß ein Äon als ein unvollkommener immer aus einem vollkommeneren hervorgeht. Als ein solcher Äon auf einer späteren Entwickelungsstufe ist der Schöpfer der dem Menschen wahrnehmbaren Welt anzusehen, der auch der Mensch selbst zugehört. Mit dieser Welt kann sich nun ein Äon des höchsten Vollkommenheitsgrades verbinden. Ein Äon, der in einer rein geistigen, vollkommenen Welt verblieben und da sich im besten Sinne weiterentwickelt hat, während andere Äonen Unvollkommenes und zuletzt die sinnliche Welt mit dem Menschen hervorgebracht haben. Die dem Christentum zugeneigten Gnostiker sahen in dem Christus Jesus jenen vollkommenen Äon, der mit der Erdenwelt sich verbunden hat.


Die Gnosis entfaltet sich in ihrer eigentlichen Gestalt im Zeitalter der Empfindungsseele – viertes bis erstes Jahrtausend vor dem Eintritte des Mysteriums von Golgatha. Die Gnosis war die aus alter Zeit bewahrte Erkenntnisart, die das Mysterium von Golgatha bei seinem Eintritte am besten zum Menschenverständnisse bringen konnte.


Was man kennt als Emanationslehre, als das Hervorgehen des einen Äon aus dem anderen Äon, wo immer der weniger vollkommene oder der weniger hohe Äon aus dem vollkommeneren Äon hervorgeht, das, was gewöhnlich äußerlich-exoterisch als die Gnosis geschildert wird, ist eigentlich schon eine korrumpierte Sache. Das weist zurück auf eine Weltanschauung, die ganz anderer Natur war, und die insbesondere für die alten Zeiten, in denen noch die geistigen Lehrer (siehe: Urlehrer) aus dem Übersinnlichen selbst die Menschen gelehrt haben, möglich war; es weist zurück der Emanationismus auf eine Wissenschaft, die eben in alter Form sich bezog auf die Region der Dauer, auf das Obere. Und für dieses Obere kann man in einer gewissen Weise den Emanationismus verteidigen, nicht in der Form, wie man ihn korrumpiert kennt, sondern in der Form, wo eigentlich innerhalb der Emanationslehre nur von einer Perspektive der Zeit, nicht von einer eigentlichen Entwickelung gesprochen wird, sondern von einem Wechselverhältnis in den Wesen, denen die Dauer eignet.


Die Gnostiker haben ein Gefühl gehabt von dem, daß man in unendlich weit zurückliegenden Welten die Gründe suchen muß für das, was in der äußeren Welt der damaligen Zeit sich ereignet hat. Und dieses Bewußtsein hat sich auf andere übertragen, und wir sehen es noch durchschimmern in der Theologie des Paulus.


Eines leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet zum Weltverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern nur Schweigsamkeit ist. Und dann ließ der Gnostiker hervorgehen gleichsam aus der Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere – man kann sie ebensogut Welten wie Wesen nennen, durch dreißig Stufen hindurch. Äon ist der Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten. Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt: Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um dich herum nennst, gehört sozusagen der 31. Welt an, sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser 31. Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere Welt ist ja allerdings Maya, aber durch unser Denken dringen wir in die geistige Welt ein –, und wenn man dann die Hoffnung hat, daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen Welten. Das war aber nach Ansicht der Gnostiker nicht der Fall. So daß zunächst nicht nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts angeschaut werden können durch die geistige Entwickelung und die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen.


Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den dreißig Äonen? – Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker, auf den untersten, aber noch nicht rein geistigen Äon. Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch, zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten. Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia, in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt, das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken, lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten, so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod.

Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den reinen, heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt auf der einen Seite die Sohnfolge, die dann zur göttlichen Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Sohnfolge, von der abstammen der Gottessohn und der heilige Geist. Dann kommen wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.

Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis die Sehnsucht nach der geistigen Welt, vor allem nach der göttlichen Sophia, von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt ist. Dieses Gefühl der Trennung wird als die materielle Welt empfunden.


Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister, den Demiurgos. Er ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen, was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Das ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war. Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie auch verstrickt sein kann in die materielle Welt.


Die Äonen waren diejenigen Wesen, die hervorgegangen waren aus dem Demiurg. Dann war in der Reihe dieser Äonen ein verhältnismäßig untergeordnetes Äonenwesen Jahve. Und Jahve oder Jehova verband sich mit der Materie. Und aus dieser Verbindung ging der Mensch hervor. Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt – für die ältere Menschheit durchaus verständlich, für die spätere Menschheit nicht mehr verständlich –, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen, was uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen unter dem Ausdrucke Pleroma. Gewissermaßen auf der untersten Stufe dieser Pleroma-Welt, erscheint der durch Jahve ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe dieses Pleroma ersteht eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe, sondern in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die Abstammung vom Pleroma, vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamod.


Nun gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an (der christlichen Gnosis), daß der Demiurg dem Streben der Achamod entgegengekommen ist und einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen Jesus vereinigte, damit das Streben der Achamod in Erfüllung gehen könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon-Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von höherer geistiger Art als Jahve gedacht wurde.


Die Gnosis kennt den Christus ebenso wie das esoterische Christentum, aber nur als eine geistige Wesenheit, und sieht höchstens in dem Jesus von Nazareth einen mehr oder weniger an diese geistige Wesenheit gebundenen menschlichen Verkünder. Sie will festhalten an dem unsichtbar bleibenden Christus. Dagegen ist das esoterische Christentum immer im Sinne des Johannes-Evangeliums gewesen, das auf dem festen Boden des Wortes stand: «Und der Logos ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnet.» Und derjenige, der da in der sichtbaren Welt war, ist eine wirkliche Verkörperung der sechs anderen Elohim, des Logos!


Die Menschen kommen auf der einen Seite nach dem Materialismus, auf der anderen Seite nach einem einseitigen Spiritualismus. So war es bei den Gnostikern; sie kamen nicht zum physischen Dasein, zum materiellen Dasein. Und wenn man nur einen solchen Menschen wie Marcion betrachtet, so sieht man: für ihn ist ein klarer, ein mehr oder weniger klarer Christus-Begriff da, aber er kann durchaus nicht erfassen, wie dieser Christus in dem Jesus enthalten war. Daher ätherisierte sich ihm der ganze Prozeß. Er brachte es dahin, den Christus noch als Geist, als ätherisches Wesen zu fassen, das zum Schein einen Leib angenommen hat. 165.204In Griechenland gab es bis ins 4. Jahrhundert hinein Philosophen, welche daran arbeiteten, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen, und daraus entstand jene wahre Gnosis, die durch das Christentum gründlich ausgerottet worden ist, so daß nur einige Fragmente von den literarischen Proben dieser Gnosis übriggeblieben sind. Die letzten Reste dieser Anschauung von dem Hereinkommen des Menschen aus höheren Welten durch die Planetensphäre in die Erdensphäre, sie durchglänzen noch die Schriften des Origenes, glänzen noch durch selbst durch die Schriften der griechischen Kirchenväter. Es glänzte namentlich durch die Schriften des wahren Dionysius des Areopagiten.


Im Grunde wurzeln die christlichen Dogmen alle in der Gnosis. Nur ist das Lebendige der Gnosis abgestreift worden und die abstrakten Gedanken und die Begriffshülsen sind geblieben, so daß man in den Dogmen diesen lebendigen Ursprung nicht mehr erkennt.


Man hat im Alten Testament eigentlich nur Reste: diejenigen Reste, die die jüdische Überlieferung behalten hat, von einer umfangreichen Bilderweisheit, die in der alten Gnosis enthalten war, vorzugsweise im Oriente lebte, deren Strahlen aber herüberwirkten ins Abendland, und die eigentlich erst im 4. Jahrhundert für das Abendland mehr oder weniger verglommen sind, dann noch nachgewirkt haben bei den Waldensern und Katharern, aber doch verglommen sind.


Bis zu einem gewissen Grade war es den Menschen möglich bis zum ägyptisch-chaldäischen Zeitraum hin, also bis in das 8. Jahrhundert der vorchristlichen Zeitrechnung, vieles mitzubringen aus der Zeit, die zwischen Tod und neuer Geburt durchlebt wurde. Was da mitgebracht wurde und in Begriffe, in Ideen gekleidet wurde, das ist die Gnosis. Das lebte dann fort im griechisch-lateinischen Zeitalter, wo es nicht mehr unmittelbar wahrgenommen wurde, wo es als ein Erbgut in Ideen noch vorhanden war, wo nur auserlesene Geister den Ursprung wußten, wie Plato, in einem geringeren Grade auch AristotelesSokrates wußte auch davon; Sokrates büßte in Wirklichkeit gerade dieses Wissen mit dem Tode. Da muß man den Ursprung der Gnosis suchen.


Man kann durch Raumesschemen das Gnostische ausdrücken. Der Zeitbegriff spielt keine besondere Rolle, wenigstens durchdringt man ihn nicht verständnisvoll. Und insoferne ist nun doch ein Fortschritt von der Gnosis zu Clemens von Alexandria. Wenn auch die umfassende Fülle der Geistesweisheit verloren gegangen ist, war dennoch ein Fortschritt zu Clemens, indem er den Zeitbegriff in die Entwickelung des Christus hineinbrachte und sagte: Der Christus gab sich früher, konnte sich früher kundgeben durch Angeloi, dann als Sohn, indem er selber fortgeschritten war. Entwickelung kam hinein, das ist das Bedeutsame. Man kann es nicht oft genug betonen, daß dazu die abendländische Kulturentwickelung da war, den Zeitbegriff dann in die Weltanschauung in der richtigen Weise hineinzubringen, den Entwickelungsgedanken in der richtigen Weise zu verstehen.


Damit eine (solche) Sache (wie die Gnosis) vollständig verschwände, wäre schon notwendig, daß in einer gewissen Weise nach und nach auch die Fähigkeiten verschwinden, um die Sache zu verstehen, die Sache zu behalten, um sie von Generation zu Generation fortzupflanzen. Das muß aber dazumal geschehen sein. Es muß sich dazumal in einer gewissen Weise das vollzogen haben, daß die Menschen die Fähigkeit verloren haben, so etwas zu verstehen, wie es die Gnosis des Valentinus ist, wie der Inhalt der Pistis-Sophia-Schrift, wie es der Inhalt des Buches Jeu ist und so weiter. Die Menschen haben einfach nicht mehr die Fähigkeit gehabt, innerhalb der abendländischen Kultur so etwas zu verstehen. Dadurch konnte allein das, was Weisheitsgut war, verlorengehen.


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Heiliger Geist – ist kein anderer als der wiedererstandene und jetzt in reinerer, höherer Glorie erstandene luziferische Geist

Heiliger Geist

Aber in dem Momente, als der Christus den Christus-Träger verlassen hatte am Kreuze und sich hingegeben der Welt, da hat er die Kälte des Geistes durchglüht mit seinem heiligen Feuer und dadurch den Geist in den Heiligen Geist verwandelt.


Alles Bewußtsein der Welt lebt auch im Menschen, im abstrakten Denken. In sich nennt es der Mensch «Geist», insofern es draußen in der schaffenden Natur wirkt, nennt er es «Heiliger Geist». Das ist, was allem Bewußtsein zugrunde liegt. Krankheit gibt es nur im Sondersein. Der Geist kann an sich nicht krank sein, sondern nur, wenn er inkarniert ist den unteren Körpern. Das Wort «heilig» bedeutet «heil sein»; es drückt aus, daß der Geist, der draußen die Welt durchflutet, gesund ist. Daher erhält der, der sich mit dem Heiligen Geist wirklich vereinigt, die Kraft des Heilens. Das ist der Geist, der wirkt von Mensch zu Mensch als wirklicher Heiler.


Am nächsten kamen (in ihren Anschauungen) die Gnostiker noch dem Geiste, der zunächst als ein bloß Spirituelles anzusehen ist. Er stellt zwar jetzt ein Spirituelles dar, aber er muß sich allmählich verwirklichen im menschlichen Zusammenleben in dem sozialen Gebilde, das während der Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit entsteht, wo der Heilige Geist sich verkörpert, jetzt nicht in einem einzelnen Menschen, sondern in der ganzen Menschheit. Aber er ist jetzt erst im Anfang. Doch die Gnostiker konnten am ehesten verstehen, daß etwas nur spirituelles Dasein hat, (das) nicht in das Materielle eingreift. Daher lag im Grunde genommen dem Gott der Gnostiker der Heilige Geist am allernächsten.


Es ist das Wesentliche der russisch-orthodoxen Kirche, daß sie vorzugsweise nur des Heiligen Geistes pflegt.


Anthroposophie möchte den Weg weisen dahin, wo man nicht verliert die Erdenwärme, nicht verliert das Erdenlicht, wo man den frischen Anteil und das frische Interesse behält an allem einzelnen Konkreten des Irdischen, wo man in Liebe zugetan bleibt allem Irdischen und dennoch heraufsteigen kann zu jener Höhe der Begriffe, wo sich in reinen Begriffen das Göttliche enthüllt, das man nun als moderner Mensch nicht mehr in sich fühlen kann wie der alte Mensch auf Erden, sondern zu dem man erst hinkommen muß. Das ist die Stimmung, die in der richtigen Weise empfinden läßt das Geheimnis von dem Heiligen Geiste. 

Und das ist der Unterschied im Leben im Geistigen zwischen dem modernen Menschen und dem älteren Menschen. Der ältere Mensch sog seine Geistigkeit aus allen einzelnen Wesen der Natur. Die Wolke sprach ihm vom Geistigen, die Blume sprach ihm vom Geistigen. Der moderne Mensch muß durch seine eigene Kraft seine kalt und tot gewordenen Begriffe verlebendigen, dann gelangt er an jenen Heiligen Geist, durch den er auch das Mysterium von Golgatha in der richtigen Weise sehen kann. Der Mensch muß etwas mitbringen, sonst begreift er diese Ideen nicht richtig. Das, was er mitbringen muß, ist die Liebe.


Der Unterschied zwischen dem, was man im Christentum den Heiligen Geist nennt und dem Geist an sich: der Heilige Geist ist derjenige, der oben, vor der Verkörperung, das Selbstbewußtsein hatte, und der Geist an sich ist der, welcher im Menschen das Ich-Bewußtsein hatte. So daß Sie, wenn Sie alle Ich-Bewußtseine zusammenwerfen und damit auch von dem Egoismus trennen würden, den Heiligen Geist wiederum bekommen würden.


Das Ich ist dazu berufen, im Laufe der Entwickelung mehr und mehr am Astralleib zu veredeln und zu läutern. Und so viel der Mensch am astralischen Leib geläutert, gereinigt und veredelt hat, so viel nennt man im esoterischen Christentum den Heiligen Geist im Menschen. Man könnte auch sagen: derjenige Teil des Astralleibes, der vom Ich aus gereinigt ist, heißt im esoterischen Christentum: der vom Heiligen Geist ergriffene Teil des astralischen Leibes.


Dadurch, daß luziferische Geister sich einschlichen in den menschlichen Astralleib, ist der Mensch heruntergestiegen in die sinnliche Welt, so daß dann auch Ahriman angreifen konnte im ätherischen Leib, in der Verstandesseele. Nun ist der Christus erschienen und damit diejenige Kraft, die den Menschen auch wiederum hinauftragen kann in die geistige Welt. Aber jetzt kann der Mensch, wenn er will, den Christus erkennen! Jetzt kann sich der Mensch alle Weisheit sammeln, um den Christus zu erkennen. 

Wenn der Mensch sich wirklich einläßt auf die Weisheit, um zu durchschauen, was der Christus ist, dann erlöst er sich und die luziferischen Wesenheiten durch die Christus-Erkenntnis. Würde der Mensch sich bloß sagen: Ich bin zufrieden damit, daß der Christus da war, ich lasse mich erlösen unbewußt! dann würde der Mensch niemals zur Erlösung der luziferischen Wesenheiten etwas beitragen. Diese luziferischen Wesenheiten (siehe: Luzifer), die dem Menschen die Freiheit gebracht haben, geben ihm auch die Möglichkeit, diese Freiheit jetzt in einer freien Weise zu benutzen, um den Christus zu durchschauen. Dann werden in dem Feuer des Christentums geläutert und gereinigt die luziferischen Geister, und es wird das, was durch die luziferischen Geister an der Erde gesündigt worden ist, aus einer Sünde in eine Wohltat umgewandelt werden. Die Freiheit ist errungen, aber sie wird als eine Wohltat mit hineingenommen werden in die geistige Sphäre. 

Daß der Mensch das kann, daß er imstande ist, den Christus zu erkennen, daß Luzifer in einer neuen Gestalt aufersteht und sich als der Heilige Geist mit dem Christus vereinigen kann, das hat der Christus selbst noch als eine Prophezeiung denen gesagt, die um ihn waren, als er sagte: Ihr könnt erleuchtet werden mit dem neuen Geist, mit dem Heiligen Geist! Deshalb gehört es zum Christentum, daß der Geist, der die Menschen inspiriert, der Heilige Geist, zu den Menschen gesandt wird. Pfingsten gehört im geistigen Sinne zu Ostern und ist nicht zu trennen von Ostern. 

Dieser Heilige Geist ist kein anderer als der wiedererstandene und jetzt in reinerer, höherer Glorie erstandene luziferische Geist, der Geist der selbständigen, der weisheitsvollen Erkenntnis. Diesen Geist hat Christus selber noch für die Menschen prophezeit, daß er erscheine nach ihm, und in seinem Sinne muß fortgewirkt werden. Und was wirkt in seinem Sinne fort? Wenn sie verstanden wird, wirkt in seinem Sinne fort die geisteswissenschaftliche Weltenströmung, die Weisheit des Geistes, diejenige Weisheit, die das, was sonst unbewußt bleiben würde im Christentum, zum vollen Bewußtsein heraufhebt. 

Dem Christus trägt voran die Fackel der wiedererstandene Luzifer, der jetzt zum Guten umgewandelte Luzifer. Den Christus selber trägt er. Er ist der Träger des Lichtes, der Christus ist das Licht.


Und diejenigen, welche begriffen haben, daß der Fortschritt der Menschheit abhängt von dem Begreifen des großen Ereignisses von Golgatha, das sind die, welche als die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen vereinigt sind in der großen führenden Loge der Menschheit. Und wie einstmals als in einem lebendigen Welten-Symbole die feurigen Zungen herniederschwebten auf die Gemeinde, so waltet das, was der Christus selber als den heiligen Geist gesandt hat, als das Licht über der Loge der Zwölf. 

Der Dreizehnte ist der Führer der Loge der Zwölf. Der Heilige Geist ist der große Lehrer derjenigen, die wir die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen nennen. Sie also sind diejenigen, durch die seine Stimme und seine Weistümer in diesem oder jenem Strom auf die Erde zur Menschheit herniederfließen. Was zusammengetragen wird an Weistümern durch die geisteswissenschaftliche Bewegung, um die Welt und die Geister darinnen zu verstehen, das fließt durch den Heiligen Geist in die Loge der Zwölf, und das ist zuletzt das, was die Menschheit zum selbstbewußten freien Verständnis des Christus und des Ereignisses von Golgatha nach und nach bringen wird.


Und will man dieses Wesen näher bezeichnen, von dem im Grunde genommen alle anderen Wesen, seien es die sieben heiligen Rishis oder selbst höhere Wesenheiten, die gar nicht heruntersteigen bis zur physischen Verkörperung, Sendboten sind. Jene Wesenheit, die der Lehrer der heiligen Rishis, die der Lehrer des Zarathustra, der Lehrer des Hermes war, die man als den großen Lehrer bezeichnen kann und die in den verschiedensten Epochen in der verschiedensten Weise sich manifestierte, die natürlich für den äußeren Blick zunächst tief verborgen bleibt, bezeichnet man mit einem aus dem Orientalischen heraus geprägten Ausdrucke als die Gesamtheit der Bodhisattvas. Die christliche Anschauung würde sie als Heiligen Geist bezeichnen.


Das (alte) Mondendasein müssen wir nach der geistigen Seite hin betrachten. Seine Wesenheiten, die damals Menschenstufe hatten, müssen wir beschreiben als Wesen, die als unterstes Glied den Ätherleib hatten, als zweites den Astralleib, dann das Ich, Geistselbst (Manas), Lebensgeist (Buddhi), Geistesmensch (Atma), und dann hatten sie noch den Heiligen Geist. Sie hatten nicht mehr das neunte Glied, das nur noch den Sonnen-Feuergeistern eigen war. Den höchsten dieser Geister des Mondes, die damals Menschenstufe hatten, nennt man in der christlichen Esoterik den Heiligen Geist. Die ganze Schar aber, die zum Heiligen Geist gehörte, wird in der christlichen Esoterik die Schar der Engel, Angeloi genannt.


Dieser Heilige Geist ist für uns Menschen in bezug auf unsere Zukunftsentwickelung der Geist der Entwickelung zum freien Menschen, zur freien Menschenseele. Der Geist der Freiheit waltet in dem Geist, der sich ausgegossen hat über die ersten Versteher des Christentums am ersten christlichen Pfingstfest, der Geist, dessen bedeutsamste Eigenschaft von dem Christus Jesus selber angedeutet wird: «Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!» Frei werden kann der Mensch nur im Geiste. Solange er abhängig ist von dem, worin sein Geist als in seiner Leiblichkeit wohnt, so lange bleibt er ein Sklave dieser Leiblichkeit.


Hat uns der Christus-Impuls im Leben zwischen Tod und neuer Geburt) bis in die Weltenmitternacht gebracht, und ist die Weltenmitternacht in geistiger Einsamkeit von der Seele erlebt worden, weil das Seelenlicht jetzt nicht erstrahlen kann von uns selber aus, ist Weltenfinsternis eingetreten, hat uns der Christus bis dahin geführt, so tritt jetzt aus der Weltenmitternacht, aus unserer Sehnsucht, ein Geistiges heraus, erschaffend ein neues Weltenlicht, über unsere eigene Wesenheit hin ein Leuchten verbreitend, durch das wir uns neu ergreifen im Weltendasein, durch das wir neu erwachen im Weltendasein. 

Den Geist der geistigen Welt, der uns erweckt, wir lernen ihn kennen, indem aus der Weltenmitternacht ein neues Licht hervorleuchtet, über unsere verflossene Menschheit erstrahlend. In dem Christus sind wir gestorben – durch den Geist, durch den leiblosen Geist, der mit einem technischen Wort der Heilige Geist genannt wird, das heißt, der ohne den Leib Lebende, denn das ist mit dem Wort «heilig» gemeint, ohne die Schwächen eines im Leibe lebenden Geistes, durch diesen Geist werden wir in unserer Wesenheit wiedererweckt aus der Weltenmitternacht heraus.


Der Christus-Impuls erhält uns bis zur Mitternachtsstunde des Daseins die Möglichkeit, unser Ich nicht zu vergessen. Wenn wir die Erinnerung hineintragen bis zur Mitternachtsstunde des Daseins, bis dahin, wo der Heilige Geist an uns herankommt und uns den Rückblick und den Zusammenhang mit unserer eigenen inneren Welt wie mit einer äußeren Welt gibt, wenn wir diesen Zusammenhang bewahrt haben, dann kann uns der Geist nunmehr bis zu unserer Wiederverkörperung leiten, die wir dadurch herbeiführen, daß wir unser Urbild in der geistigen Welt bilden. 

Jetzt schon ist es notwendig, daß der Mensch gewissermaßen während seines Erdenlebens nicht nur das Allernotwendigste über den Christus erfährt, sondern daß der Christus-Impuls als ein mächtiger Impuls in seine Seele sich setzt, so daß er ihn noch hinüberschnellt über die Mitternachtsstunde des Daseins. Denn dadurch verstärkt sich der Impuls des Geistes durch den Impuls des Christus, und wir tragen den Impuls des Geistes stärker durch die zweite Hälfte des Lebens zwischen dem Tod und einer neuen Geburt hindurch, als wir ihn sonst hindurchtragen würden, wenn der Christus-Impuls nicht wäre.

Was uns übrig bleibt von dem Impuls des Christus, das verstärkt den Impuls des Geistes. Und dadurch kann auch in unsere Seele ein solcher Impuls des Geistes hereingebracht werden, der dann, wenn wir in die irdische Inkarnation eintreten, eine Kraft ist, die wir nicht verbrauchen wie sonst die Kräfte, die wir mitbringen durch die Geburt, in der irdischen Inkarnation. Aber das, was wir auf diese Weise als ein Plus bekommen, als ein Mehr, indem der Christus-Impuls den Geistesimpuls verstärkt, das tragen wir herein ins Dasein, das braucht nun nicht umgewandelt werden während des irdischen Erdenlebens. 

Der Geist, er muß stärker wirken, damit er nicht nur wirkt bis zur Geburt hin und alles aus dem geistigen Leben heraus umgesetzt wird in innere organisierende Kräfte, so daß uns nur das bißchen Bewußtsein bleibt, das uns Erkenntnis lehrt über unsere physische Umgebung und über das, was der Verstand ergreifen kann, der an das Gehirn gebunden ist. 

Würden wir als Menschen, indem wir uns der Zukunft entgegen entwickeln, nicht nach und nach einen Überschuß an Geist, der auf die geschilderte Weise entsteht, mitbringen, dann würde die Menschheit auf der Erde immer mehr dazu kommen, während des irdischen Lebens nichts mehr davon zu ahnen, daß es einen Geist gibt. Dann würde während des Lebens nur der «ungeistige Geist», Ahriman, herrschen, und die Menschen würden nur wissen können von der sinnlich-physischen Welt.

Die Kraft des Geistes, die so in die Leiber hereinkommt, die wird das geistige Auge abgeben, um die geistigen Welten zu sehen und zu verstehen. Und auch in ihren irdischen Inkarnationen wird der Geist aufleuchten: erst bei wenigen, dann bei mehreren.


Während sich unten das Salz (aus der Lösung) verdichtet, durchströmt nach oben der Geist des Salzes das Wasser und erfüllt es. Ganz genau ebenso war nicht nur ein physischer Vorgang vorhanden, als das Blut herausrann aus den Wunden des Erlösers, sondern indem das Blut herausrann, war das wirklich begleitet von einem geistigen Vorgange. 

Und dieser geistige Vorgang besteht darin, daß der Heilige Geist, der da aufgenommen war bei der Taufe, sich mit der Erde verband, daß der Christus selbst einfloß in das Wesen der Erde.


Durch das Mysterium von Golgatha ist etwas in die Welt gekommen, wodurch der Mensch die geistige Welt unmittelbar aus den Impressionen heraus selbst begreifen kann. Das ist das, was wir das Walten des Heiligen Geistes in der Welt nennen können, das Walten der Weltgedanken in der Welt.


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Hüter der Schwelle – ist nichts anderes als unser eigenes künftiges Leben

Hüter der Schwelle

Derjenige, der bis zu einer gewissen Stufe der okkulten Entwicklung gelangt ist, muß lernen, alles, was in ihm noch karmisch veranlagt ist, Freude, Lust, Schmerz und so weiter, in der astralischen Außenwelt zu sehen. Wenn Sie im richtigen Sinne geisteswissenschaftlich denken, werden Sie sich darüber klar sein, daß das äußere Leben, unser Leib, im gegenwärtigen Zeitalter weiter nichts ist als ein Ergebnis, ein Durchschnitt von zwei Strömungen, die von entgegengesetzten Richtungen kommen und ineinandergehen.


Denken Sie sich einmal eine Strömung von der Vergangenheit her und eine Strömung, die von der Zukunft herankommt, dann haben Sie zwei ineinandergehende, eigentlich in jedem Punkt sich durchkreuzende Strömungen. Denken Sie sich eine rote Strömung nach der (einen) Richtung und eine blaue Strömung nach der (anderen) Richtung. Und nun denken Sie sich in diesem Durchschnitt zum Beispiel vier verschiedene Punkte. (Dann haben wir in jedem dieser vier Punkte) ein Zusammenwirken dieser roten und blauen Strömungen. (Das ist ein Bild für das Zusammenwirken von) vier aufeinanderfolgenden Inkarnationen, wo in jeder Inkarnation uns etwas von der einen (und etwas von der anderen) Seite entgegenkommt. 

Da können Sie sich immer sagen, da ist eine Strömung, die Ihnen entgegenkommt und eine Strömung, die Sie mitbringen. Der Mensch fließt zusammen aus diesen beiden Strömungen. Sie bekommen eine Vorstellung davon, wenn Sie sich die Sache so denken. Heute sitzen Sie hier mit verschiedenen Erlebnissen, morgen werden Sie zur selben Stunde eine andere Summe von Ereignissen um sich haben.

Denken Sie sich einmal die Ereignisse, die Sie bis morgen haben werden, wären schon alle da. Es wäre dann dasselbe Erlebnis, wie wenn Sie in ein Panorama blicken würden. Es wäre so, wie wenn Sie diesen Ereignissen entgegengingen, wie wenn diese Ereignisse Ihnen räumlich entgegenkommen. Stellen Sie sich also vor, der Strom, der von der Zukunft gegen Sie herankommt, bringe Ihnen diese Ereignisse entgegen, dann haben Sie in diesem Strom (enthalten) die Ereignisse zwischen heute und morgen. Sie lassen sich von der Vergangenheit die Ihnen entgegenströmende Zukunft zutragen. In jedem Zeitabschnitt ist Ihr Leben ein Durchschnitt von zwei Strömungen, von denen die eine von der Zukunft nach der Gegenwart geht und die andere von der Gegenwart nach der Zukunft. 

Wo sich die Strömungen treffen, tritt eine Stauung ein. Alles, was der Mensch noch vor sich hat, muß er als astralische Erscheinung vor sich auftauchen sehen. Dieses ist etwas, was eine unglaublich eindrückliche Sprache spricht. Denken Sie sich, daß der Geheimschüler (an den Punkt seiner Entwickelung kommt, wo er) hineinblicken soll in die astrale Welt, wo ihm die Sinne aufgeschlossen werden, so daß er das, was er noch bis zum Ablaufe der jetzigen Periode zu erleben haben würde, als äußere Erscheinung in der astralen Welt rings um sich auftauchen sehen würde. 

Das ist ein Anblick, der von ganz eindringlicher Art für jeden Menschen ist. Wir müssen also sagen, es ist eine wichtige Stufe im Verlauf der okkulten Schulung, daß dem Menschen als astralisches Panorama, als astralische Erscheinung, dasjenige entgegentritt, was er noch bis zur Mitte der sechsten Wurzelrasse – denn bis dahin gehen unsere Inkarnationen – zu erleben hat. Es erschließt sich ihm der Weg. Kein Geheimschüler wird es anders (erleben), als daß er als äußere Erscheinung das entgegentreten sieht, was er in der näheren Zukunft bis zur sechsten Wurzelrasse (noch) vor sich hat. 

Wenn der Schüler bis zur Schwelle vorgeschritten ist, dann tritt an ihn die Frage heran: Willst Du dieses alles in der denkbar kürzesten Zeit durchleben? Denn darum handelt es sich für denjenigen, der die Einweihung empfangen will. Wenn Sie sich das überlegen, so haben Sie Ihr eigenes zukünftiges Leben in einem Moment als äußeres Panorama vor sich. Das ist wiederum dasjenige, was uns die Anschauung des Astralischen charakterisiert. Dies ist für den einen Menschen so, daß er sich sagt: Nein, da gehe ich nicht hinein. Für den anderen dagegen ist es so, daß er sich sagt: Ich muß hinein. 

Diesen Punkt der Entwickelung nennt man die «Schwelle», die Entscheidung, und die Erscheinung, die man da hat, sich selbst mit allem, was man noch zu erfahren und zu erleben hat, die nennt man den «Hüter der Schwelle». 

Der Hüter der Schwelle ist also nichts anderes als unser eigenes künftiges Leben. Wir selbst sind es. Unser eigenes zukünftiges Leben liegt hinter der Schwelle. Wiederum eine Eigentümlichkeit der astralischen Erscheinungswelt sehen Sie darin, daß derjenige, dem durch irgendein Ereignis – und es gibt solche Ereignisse im Leben – die astralische Welt plötzlich geöffnet wird, zunächst vor etwas Unverständlichem stehen muß. 

Das ist ein furchtbarer Anblick, der nicht verwirrender gedacht werden kann für alle diejenigen Menschen, auf welche, unvorbereitet, durch irgendein Ereignis plötzlich die astrale Welt hereinbricht. Es ist daher im eminentesten Sinne gut, das zu wissen, was wir jetzt besprochen haben, damit man im Falle des Hereinbrechens der astralen Welt weiß, was man zu tun hat. Es kann ein pathologisches Ereignis sein, eine Lockerung zwischen dem physischen Leib und dem Ätherleib oder zwischen dem Ätherleib und dem Astralleib. Durch solche Ereignisse kann der Mensch in die Lage versetzt sein, unvermutet in die astrale Welt zu kommen, in das astrale Leben einen Einblick zu tun. Ist das der Fall, dann kommt er und erzählt, daß er diese oder jene Erscheinung sieht. Er sieht es und versteht es nicht zu lesen, wie er nicht weiß, daß er symmetrisch zu lesen hat, daß er jedes wilde Tier, das an ihn herankommt, aufzufassen hat als die Spiegelung von dem, was in ihm selbst liegt. 

In der Tat, die astralischen Kräfte und Leidenschaften des Menschen erscheinen im Kamaloka in den mannigfaltigsten Formen der tierischen Welt. Es ist kein besonders schöner Anblick, wenn man im Kamaloka die Menschen sieht, welche eben erst entkörpert worden sind. In diesem Augenblick haben sie noch alle ihre Leidenschaften, Triebe, Wünsche und Begierden an sich. Solch ein Mensch im Kamaloka hat zwar seinen physischen Körper nicht mehr und auch keinen Ätherkörper mehr, aber in seinem Astralkörper hat er noch alles dasjenige, was ihn mit der physischen Welt verbunden hat, (In der Astralwelt nehmen) die Triebe und Leidenschaften tierische Gestalten an. 

Solange der Mensch im physischen Körper verkörpert ist, so lange richtet sich sein Astralleib in der Gestalt etwas nach diesem physischen Leib. Wenn aber der äußere Leib weg ist, dann kommen die Triebe, Begierden und Leidenschaften, so wie sie in ihrer tierischen (Natur) sind, in ihrer eigenen Gestalt zur Geltung, zum Durchbruch. So ist also der Mensch in der Astralwelt ein Abbild seiner Triebe und Leidenschaften. Sich gewöhnen, symmetrisch zu lesen, kann der Mensch am leichtesten, wenn er (es übt an) mathematischen oder geometrischen Vorstellungen.


In allen Geheimlehren gibt es Eingeweihte. Heute erleben diese genau dasselbe wie damals, indem sie über ihr niederes Ich hinauswachsen, den geistigen Wesenskern in sich entwickeln und in diesem Leben schon Bürger einer höheren Welt werden. Zu gleicher Zeit aber wird uns klargemacht, daß in einer gewissen Stunde die ganze niedere Natur vor sie hintritt. In jedem Menschen ist eine Summe von Leidenschaften, Begierden und Wünschen, die seiner niederen Natur anhängen. 

Aus alledem muß der Mensch erst heraus. Dann tritt es wie eine Wesenheit vor ihm auf. Man nennt diese abgelöste Wesenheit den Hüter der Schwelle. Als eine Wesenheit steht neben dem Menschen seine niedere Natur, und er muß sich einmal sagen: Das bist du! Das mußt du ablegen! – Das nennt man bei allen Einweihungen die Höllenfahrt. Man hat da Genosse zu werden der höllischen Mächte, hinunterzusteigen in die Tiefen der Welt, weil der Mensch einfach drinnensteckt und seine höhere Natur nur halb in ihm lebt.

Den Hüter der Schwelle nennt man diese Wesenheit, weil die Menschen, die sich nicht Mut und die Geistesgegenwart aneignen, nicht darüber hinauskommen. Diejenigen, die die Schwelle überschritten haben, nennt man Eingeweihte.


Warum steht der Hüter da? Weil die Menschenseele, wenn sie unreif den Schritt in die übersinnlichen Welten hinein machen würde – was niemals auf einem gerechten okkultistischen Wege geschehen kann –, sich unendliche Furchtsamkeit, unendlichem Schrecken verfallen glauben würde, weil die Menschen aus ihrer Kleinheit, aus ihrer Unreife, aus ihrer Liebe und ihrem Hang zur Sinnenwelt nicht ertragen würden, was alles mit dem Eintritt in die übersinnlichen Welten zusammenhängt.


Die höhere Seele ist eng gebunden an die tierische Seele. Ihre Verbindung untereinander ist es, die die Leidenschaften mäßigt, sie vergeistigt und beherrscht nach dem Grade der Vernunft und des Willens. Diese Verbindung hat (diesen) Vorteil für den Menschen. Aber er bezahlt diesen Vorteil mit dem Verlust seiner Hellsichtigkeit. Stellen wir uns eine Flüssigkeit von grüner Farbe vor, aus Gelb und Blau zusammengesetzt. Wenn es Ihnen gelingt, sie zu trennen, werden sie zum Beispiel sehen, daß die gelbe Flüssigkeit sich auf dem Grund absetzt, während die blaue an die Oberfläche aufsteigt. Ebenso verhält es sich beim Menschen, wenn der Einweihungsweg die tierische Seele von der geistigen Seele trennt. 

Für die höhere Seele erfolgt daraus die Hellsichtigkeit, aber die allein gelassene tierische Seele überliefert sich nun, sofern sie noch nicht durch das Ich gereinigt ist, ohne Kontrolle dem Exzeß der Leidenschaften. Man kann diese Tatsache häufig bei den Medien konstatieren. Die Vorbeugung gegen diese Gefahr wird manchmal in der Einweihung bezeichnet durch das Wort: der Hüter der Schwelle.


Man kann sagen, in dem Menschen stecke ein Wesen, das sorgsame Wache hält an der Grenzscheide, die bei dem Eintritte in die übersinnliche Welt überschritten werden muß. Diese im Menschen (selber) steckende geistige Wesenheit, die man selbst ist, die man aber so wenig durch das gewöhnliche Bewußtsein erkennen kann, wie das Auge sich selbst sehen kann, ist der Hüter. Man lernt ihn erkennen in dem Augenblicke, in welchem man er selber nicht nur tatsächlich ist, sondern sich ihm, wie außer ihm stehend, wie ein anderer gegenüberstellt.


Die im Bereiche der Sinneswelt wirksamen Kräfte formen ihn zum sinnlichen Menschenbilde. Im Umkreis des Geistigen ist er noch nicht Mensch; er ist ein Wesen, das sich imaginativ durch die Tierform ausdrücken läßt. Was im sinnenfälligen Dasein des Menschen an Trieben, an Affekten, an Gefühls- und Willensimpulsen lebt, das ist innerhalb dieses Daseins in Fesseln gehalten durch das an den Sinnesleib gebundene Vorstellungs- und Wahrnehmungsleben, die selbst ein Ergebnis der Sinneswelt sind. 

Will der Mensch aus der Sinneswelt heraustreten, so muß er sich bewußt werden, was an ihm außer dieser Welt nicht mehr durch die Gaben der Sinneswelt gefesselt ist und durch neue Gaben aus der Geisteswelt auf den rechten Weg gebracht werden muß. Der Mensch muß sich schauen vor der sinnenfälligen Menschwerdung.


Wenn der Mensch hinaustritt aus seinem physischen Leibe, dann ist er nicht etwa ein Wesen von einer höheren, edleren, reineren Form als diejenige war, die er gehabt hat im physischen Leib, sondern ein Wesen mit all den Unvollkommenheiten, die er sich auf sein Karma geladen hat. Das alles bleibt unsichtbar, solange der Leibestempel unseren Ätherleib und astralischen Leib und unser Ich aufnimmt. 

Es wird sichtbar in dem Augenblick, wo wir mit den höheren Gliedern unserer Wesenheit heraustreten aus dem physischen Leibe. Wir treten uns selber gleichsam seelisch-geistig nackt entgegen, wenn wir beim Heraustreten zugleich hellsichtig sind; das heißt wir stehen uns so vor dem geistigen Auge, daß wir jetzt wissen, um wieviel wir schlechter sind, als das sein würde, wenn wir jene Vollkommenheit erreicht hätten, welche die Götter hatten, damit sie schaffen konnten den Wunderbau unseres physischen Leibes. Wir sehen in diesem Augenblick, wie tief wir unter jener Vollkommenheit stehen, die uns vorschweben muß als unser künftiges Entwickelungsideal. Das ist das Erlebnis, das verbunden ist mit der Erleuchtung; das ist das Erlebnis, das man die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle nennt.


Wie traumhaft stieg bei den Menschen vor 3–4000 Jahren herauf aus der Seele das Bild des Hüters der Schwelle, wenn sie in den Schlaf eintraten. Sie gingen an ihm vorüber. Und wiederum erschien dieses Bild, wenn sie aus dem Schlaf in das gewöhnliche Leben zurückkehrten. Sie hatten nicht eine so deutliche Warnung (wie heute) beim Eintritt in die geistige Welt. 

Darin besteht eben gerade die Fortentwickelung in der Menschheit, daß der Mensch verloren hat jenes schlafende, träumende Wachsein, jenen Zwischenzustand zwischen Schlafen und Wachen, durch den er sowohl beim Einschlafen wie beim Aufwachen den majestätischen Hüter der Schwelle wenigstens traumhaft schauen konnte. Heute geht der Mensch vorüber an diesem Hüter der Schwelle beim Einschlafen und Aufwachen. Er ignoriert ihn; er berücksichtigt ihn nicht. Und dadurch kommt er in eine ganz ungeordnete Traumwelt hinein.


Die Trennung zwischen Gefühl, Verstand und Willen (im Verlauf der Einweihung) ruft im Gehirn eine Veränderung hervor, die charakterisiert ist (bei der christlichen Einweihung) durch die Dornenkrönung. Damit sie sich gefahrlos vollziehen kann, ist es nötig, daß die Persönlichkeitskräfte genügend geschult und vollkommen ausgeglichen sind. Verhält es sich nicht so, oder hat der Schüler einen schlechten Führer, kann diese Veränderung den Wahnsinn entzünden. Der Wahnsinn beruht nämlich auf nichts anderem als dieser Spaltung, die sich außerhalb des Willens vollzieht, ohne daß die Einheit durch innere Willenskraft wieder hergestellt werden kann.

Im Verlauf der Etappe, die man in der christlichen Einweihung die Dornenkrönung nennt, tritt ein furchteinflößendes Phänomen auf, das die Bezeichnung Hüter der Schwelle trägt und das man auch die Erscheinung des Doppelgängers nennen könnte. Das geistige Wesen des Menschen, gebildet aus seinen Willensströmungen, seinen Wünschen und seinen Verstandesfähigkeiten, erscheint alsdann dem Eingeweihten als Bild im Traumbewußtsein. Und dieses Bild ist manchmal abstoßend und Schrecken einflößend, denn es ist ein Ergebnis seiner guten und schlechten Eigenschaften und seines Karma; von diesem allem ist es die bildhafte Personifikation auf dem Astralplan.


Indem sich (in der lemurischen Epoche, siehe: Lemuria) das reptilienartige menschliche Wesen aufrichtete, wurde eine nach vorn ganz offene Kopfbildung sichtbar, aus der eine feurige Wolke (der Feueratem) hervorquoll. Das hat Veranlassung gegeben zu der Erzählung vom Lindwurm, von dem Drachen. Das ist die groteske Bildung, die damals der Mensch selbst war. Der Hüter der Schwelle, die niedere Natur des Menschen, erscheint gewöhnlich auch in einer derartigen Gestalt. Es ist die niedere Natur mit der offenen Kopfbildung.


Das ist der schlimme Fährmann im Totenbuch der Ägypter. Der Mensch muß ihn besiegen, um sein höheres Ich zu finden. Der Hüter der Schwelle, ein Phänomen des hellsichtigen Schauens bis in die ältesten Zeiten hinein, ist der eigentliche Ursprung all der Mythen über den Kampf des Helden mit dem Ungeheuer, des Perseus und des Herakles mit der Hydra, des heiligen Georg und des Siegfried mit dem Drachen.

Der vorzeitige Eintritt der Hellsichtigkeit und die plötzliche Erscheinung des Doppelgängers oder des Hüters der Schwelle kann denjenigen, der nicht alle Vorbereitungen befolgt und alle dem Schüler auferlegten Vorsichtsmaßnahmen wahrgenommen hat, zum Wahnsinn führen.


Die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle ist eine Tragik, ein Lebenskampf in bezug auf alle Erkenntnisbegriffe, in bezug auf alle Erkenntnisgesetze und in bezug auf alle Zusammenhänge des Menschen mit der geistigen Welt, mit Ahriman und Luzifer. Diese Lebenskatastrophe muß sich ergeben, wenn man dem Hüter begegnen will.


Wenn Sie in irgendeinem Momente zurückblicken und alles sehen könnten, was in Ihrem Astralleibe an Marken da ist, die ausgeglichen werden müssen, bevor Sie Ihren Aufstieg in gewisse Höhen des Okkulten machen können, würden Sie Ihr ganzes Schuldkonto sehen. Dieses nun tritt dem Schüler entgegen und muß ihm entgegentreten in einer sinnbildlichen und greifbaren Gestalt – dasjenige, was wir noch abzutragen haben, was uns noch hemmt: das unausgetragene Karma. Das ist der Hüter der Schwelle.


Der Mensch entwickelt ja in der gewöhnlichen physisch-sinnlichen Welt sein Ich, sein Selbstbewußtsein. Dieses Ich wirkt nun wie ein Anziehungs-Mittelpunkt auf alles, was zum Menschen gehört. Alle seine Neigungen, Sympathien, Antipathien, Leidenschaften, Meinungen und so weiter gruppieren sich gleichsam um dieses Ich herum. Und es ist dieses Ich auch der Anziehungspunkt für das, was man das Karma des Menschen nennt. 

Würde man dieses Ich unverhüllt sehen, so würde man an ihm auch bemerken, daß bestimmt geartete Schicksale es noch in dieser oder den folgenden Verkörperungen treffen müssen. Mit alle dem, was so am Ich haftet, muß es nun als erstes Bild vor die Menschenseele treten, wenn diese in die seelisch-geistige Welt aufsteigt. Dieser Doppelgänger des Menschen muß, nach einem Gesetz der geistigen Welt, vor allem anderen als dessen erster Eindruck in jener Welt auftreten. 

Man kann das Gesetz, welches da zugrunde liegt, sich leicht verständlich machen, wenn man das Folgende bedenkt. Im physisch-sinnlichen Leben nimmt sich der Mensch nur insofern selbst wahr, als er sich in seinem Denken, Fühlen und Wollen innerlich erlebt. Durch innerliche Wahrnehmung lernt sich der Mensch nur zum Teil kennen, (denn) er hat nämlich etwas in sich, was ihn an einer tiefergehenden Selbsterkenntnis hindert. 

Es ist dies ein Trieb, sogleich, wenn er durch Selbsterkenntnis sich eine Eigenschaft gestehen muß und sich keiner Täuschung über sich hingeben will, diese Eigenschaft umzuarbeiten. Dringt der Mensch aber in sich selbst und hält er sich ohne Täuschung diese oder jene seiner Eigenschaften vor, so wird er entweder in der Lage sein, sie an sich zu verbessern oder aber er wird dies in der gegenwärtigen Lage seines Lebens nicht können. In dem letzteren Falle wird seine Seele ein Gefühl beschleichen, das man als Gefühl des Schämens bezeichnen muß.


Nun hat ja dieses Gefühl schon im gewöhnlichen Leben eine ganz bestimmte Wirkung. Das Schämen ist eine Kraft, welche den Menschen antreibt, etwas in sein Inneres zu verschließen und dies nicht äußerlich wahrnehmbar werden zu lassen. Wenn man dies gehörig bedenkt, so wird man begreiflich finden, daß die Geistesforschung einem inneren Seelenerlebnis, das mit dem Gefühl des Schämens ganz nahe verwandt ist, noch viel weitergehende Wirkungen zuschreibt. 

Sie findet, daß es in den verborgenen Tiefen der Seele eine Art verborgenes Schämen gibt, dessen sich der Mensch im physisch-sinnlichen Leben nicht bewußt wird. Dieses verborgene Gefühl wirkt aber in einer ähnlichen Art wie das gekennzeichnete offenbare des gewöhnlichen Lebens: es verhindert, daß des Menschen innerste Wesenheit in einem wahrnehmbaren Bilde vor den Menschen hintritt. Wäre dieses Gefühl nicht da, so würde der Mensch vor sich selbst wahrnehmen, was er in Wahrheit ist; er würde seine Vorstellungen, Gefühle und seinen Willen nicht nur innerlich erleben, sondern sie wahrnehmen, wie er Steine, Tiere und Pflanzen wahrnimmt. So ist dieses Gefühl der Verhüller des Menschen vor sich selbst. 

Und damit ist es zugleich der Verhüller der ganzen geistig-seelischen Welt. Denn indem sich des Menschen eigene innere Wesenheit vor ihm verhüllt, kann er auch das nicht wahrnehmen, an dem er die Werkzeuge entwickeln sollte, um die geistig-seelische Welt zu erkennen; er kann seine Wesenheit nicht umgestalten, so daß sie geistige Wahrnehmungsorgane erhielte. Wollte der Mensch nur einen Schritt machen, um in diese Welt einzudringen, so verbirgt das sogleich auftretende, aber nicht zum Bewußtsein kommende Gefühl des Schämens das Stück der geistig-seelischen Welt, das zum Vorschein kommen will. 

Die charakterisierten Übungen (siehe: Schulung) aber schließen diese Welt auf. Nun ist (aber) die Sache so, daß jenes verborgene Gefühl wie ein großer Wohltäter des Menschen wirkt. Denn durch alles das, was man sich ohne geisteswissenschaftliche Schulung an Urteilskraft, Gefühlsleben und Charakter erwirbt, ist man nicht imstande, die Wahrnehmung der eigenen Wesenheit in ihrer wahren Gestalt ohne weiteres zu ertragen. Man würde durch diese Wahrnehmung alles Selbstgefühl, Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein verlieren.


Wer in richtiger Art zuerst in der physischen Welt durch seinen Verstand das Karmagesetz begriffen hat, der wird nicht besonders erbeben können, wenn er nun die Keime seines Schicksales eingezeichnet sieht in dem Bilde seines Doppelgängers. 

Wer durch seine Urteilskraft sich bekanntgemacht hat mit der Welten- und Menschheitsentwickelung und weiß, wie in einem bestimmten Zeitpunkte dieser Entwickelung die Kräfte des Luzifer in die menschliche Seele eingedrungen sind, der wird es unschwer ertragen, wenn er gewahr wird, daß in dem Bilde seiner eigenen Wesenheit diese luziferischen Wesenheiten mit allen ihren Wirkungen enthalten sind.

Man sieht aber hieraus, wie notwendig es ist, daß der Mensch nicht den eigenen Eintritt in die geistige Welt verlange, bevor er durch seine gewöhnliche in der physisch-sinnlichen Welt entwickelte Urteilskraft gewisse Wahrheiten über die geistige Welt verstanden hat. 

Außer durch das geschilderte Betreten der übersinnlichen Welt begegnet der Mensch noch beim Durchgang durch den physischen Tod diesem Hüter der Schwelle. Und er enthüllt sich nach und nach im Verlaufe des Lebens in der seelisch-geistigen Entwickelung zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Da aber kann die Begegnung den Menschen nicht bedrücken, weil er da von anderen Welten weiß als in dem Leben zwischen Geburt und Tod.


Wenn der Geistesschüler die Begegnung mit dem Hüter hinter sich hat, dann stehen ihm beim Aufstieg in übersinnliche Welten weitere Erlebnisse bevor. Es wird sich eine Art von Kampf ergeben gegen den Doppelgänger. Derselbe wird fortwährend die Überhand anstreben. Sich in das rechte Verhältnis zu ihm (zu) setzen, ihn nichts tun zu lassen, was nicht unter dem Einflusse des neugeborenen «Ich» geschieht, das stärkt und festigt aber auch des Menschen Kräfte. – 

Nun ist es in der höheren Welt mit der Selbsterkenntnis nach einer gewissen Richtung hin anders als in der physisch-sinnlichen Welt. Während in der letzteren die Selbsterkenntnis nur als inneres Erlebnis auftritt, stellt sich das neugeborene Selbst sogleich als seelisch-äußere Erscheinung dar. Man sieht sein neugeborenes Selbst wie ein anderes Wesen vor sich. Aber man kann es nicht ganz wahrnehmen. Denn welche Stufe man auch erstiegen haben mag auf dem Wege in die übersinnlichen Welten hinauf: es gibt immer noch höhere Stufen. 

Auf solchen wird man immer noch mehr wahrnehmen von seinem «höheren. Selbst». Nun ist aber die Versuchung ungeheuer groß, welche den Menschen befällt, wenn er zuerst irgend etwas von seinem höheren Selbst gewahr wird, dieses höhere Selbst gleichsam von dem Standpunkte aus zu betrachten, welchen man in der physisch-sinnlichen Welt gewonnen hat. Diese Versuchung ist sogar gut, und sie muß eintreten, wenn die Entwickelung richtig vor sich gehen soll. 

Man muß das betrachten, was als der Doppelgänger, der Hüter der Schwelle, auftritt, und es vor das höhere Selbst stellen, damit man den Abstand bemerken kann zwischen dem, was man ist, und dem, was man werden soll. Bei dieser Betrachtung beginnt der Hüter aber eine ganz andere Gestalt anzunehmen. Er stellt sich dar als ein Bild aller der Hindernisse, welche sich der Entwickelung des höheren Selbst entgegenstellen. Man wird wahrnehmen, welche Last man an dem gewöhnlichen Selbst schleppt.


Und ist man dann durch seine Vorbereitungen nicht stark genug, sich zu sagen: Ich werde hier nicht stehen bleiben, sondern unablässig mich zu dem höheren Selbst hinaufentwickeln, so wird man erlahmen und zurückschrecken vor dem, was bevorsteht. Man ist dann in die seelisch-geistige Welt hineingetaucht, gibt es aber auf, sich weiterzuarbeiten. Man wird ein Gefangener der Gestalt, die jetzt durch den Hüter der Schwelle vor der Seele steht. Das Bedeutsame ist, daß man bei diesem Erlebnis nicht die Empfindung hat, ein Gefangener zu sein. Man wird vielmehr etwas ganz anderes zu erleben glauben. 

Die Gestalt, welche der Hüter der Schwelle hervorruft, kann so sein, daß sie in der Seele des Beobachters den Eindruck hervorbringt, dieser habe nun in den Bildern, welche auf dieser Entwickelungsstufe auftreten, schon den ganzen Umfang aller nur möglichen Welten vor sich; man sei auf dem Gipfel der Erkenntnis angekommen und brauche nicht weiter zu streben. Statt als Gefangener wird man sich so als der unermeßlich reiche Besitzer aller Weltengeheimnisse fühlen können.

Die Gestalt, welche man auf dieser Stufe der Entwickelung wahrnimmt, zeigt dem Geistesschüler noch etwas anderes als diejenige, in der sich ihm zuerst der Hüter der Schwelle dargestellt hat. In diesem Doppelgänger waren wahrzunehmen alle diejenigen Eigenschaften, welche das gewöhnliche Selbst des Menschen hat infolge des Einflusses der Kräfte des Luzifer.

Nun ist aber im Laufe der menschlichen Entwickelung durch den Einfluß Luzifers die Macht (des Ahriman) in die Menschenseele eingezogen. Es ist dies die Kraft, welche den Menschen im sinnlich-physischen Dasein verhindert, die hinter der Oberfläche des Sinnlichen liegenden geistig-seelischen Wesenheiten der Außenwelt wahrzunehmen. Was unter dem Einflusse dieser Kraft aus der Menschenseele geworden ist, das zeigt im Bilde die Gestalt, welche bei den entsprechenden Erlebnissen auftritt. – Wer entsprechend vorbereitet an dieses Erlebnis herantritt, der wird ihm seine wahre Deutung geben; und dann wird sich bald eine andere Gestalt zeigen, diejenige, welche man den «großen Hüter der Schwelle» im Gegensatz zu dem gekennzeichneten «kleinen Hüter» nennen kann. 

Dieser teilt dem Geistesschüler mit, daß er nicht stehenzubleiben hat auf dieser Stufe, sondern energisch weiterzuarbeiten. Er ruft in dem Beobachter das Bewußtsein hervor, daß die Welt, die erobert ist, nur eine Wahrheit wird und sich in keine Illusion verwandelt, wenn die Arbeit in entsprechender Art fortgesetzt wird. – Wer aber durch eine unrichtige Geistesschulung unvorbereitet an dieses Erlebnis herantreten würde, dem würde sich dann, wenn er an den großen Hüter der Schwelle kommt, etwas in die Seele gießen, was nur mit dem «Gefühle eines unermeßlichen Schreckens», einer «grenzenlosen Furcht» verglichen werden kann.


Wie die Begegnung mit dem kleinen Hüter dem Geistesschüler die Möglichkeit gibt, sich zu prüfen, ob er gegen die Täuschungen geschützt ist, welche durch Hineintragen seiner Wesenheit in die übersinnliche Welt entstehen können, so kann er sich an den Erlebnissen, die zuletzt zu dem großen Hüter führen, prüfen, ob er jenen Täuschungen gewachsen ist, welche oben auf die zweite gekennzeichnete Quelle zurückgeführt wurden. 

Vermag er jener gewaltigen Illusion Widerstand zu bieten, welche ihm die errungene Bilderwelt als einen reichen Besitz vorgaukelt, während er doch nur ein Gefangener ist, so ist er im weiteren Verlauf seiner Entwickelung auch davor bewahrt, Schein für Wirklichkeit zu nehmen.

Der Hüter der Schwelle wird für jeden einzelnen Menschen eine individuelle Gestalt bis zu einem gewissen Grade annehmen. Die Begegnung mit ihm entspricht ja gerade demjenigen Erlebnis, durch welches der persönliche Charakter der übersinnlichen Beobachtungen überwunden und die Möglichkeit gegeben wird, in eine Region des Erlebens einzutreten, die von persönlicher Färbung frei und für jede Menschenwesenheit gültig ist. Wenn der Geistesschüler die beschriebenen Erlebnisse gehabt hat, dann ist er fähig, in der seelisch-geistigen Umwelt dasjenige, was er selber ist, von dem, was außer ihm ist, zu unterscheiden.


Wenn der Mensch seinen physischen Leib verläßt, in welchem er die physische Welt zur Umwelt hat, er die elementarische Welt (siehe: Astralplan) betritt; und dann, wenn er diese elementarische Welt zur Umwelt hat, lebt er im ätherischen Leibe. Wenn er dann hellsichtig aus dem ätherischen Leibe herausgeht, dann lebt er im astralischen Leibe und hat zur Umwelt die geistige Welt (siehe: Devachan unteres). 

Und der Mensch kann auch aus seinem astralischen Leibe herausgehen und kann in seinem wahren Ich sein. Dann hat er zur Umgebung die übergeistige Welt (siehe: Devachan oberes). Indem der Mensch in diese Welten eintritt, gelangt er zuletzt zu dem, was er in seinen Seelentiefen immer hat, zu seinem wahren Ich, während er schon in der geistigen Welt (unterem Devachan) zu der Art gelangt, wie in ihr das wahre Ich, das andere Selbst sich offenbart, nämlich umhüllt von Gedankenlebewesenheit. Im Grunde genommen tragen wir also wie unseren ständigen Begleiter dieses wahre Ich immer in uns. An der Schwelle zur geistigen Welt kann sich dieses wahre Ich kleiden in alles das, was unsere Schwächen, unsere Mängel sind, in alles das, was uns sozusagen geneigt macht, hängen zu bleiben mit unserem ganzen Wesen an der physisch-sinnlichen Welt oder wenigstens an der elementarischen Welt. 

Und dieses andere Selbst kleidet sich in unsere Schwächen, in all das, was wir eigentlich verlassen müssen und nicht verlassen wollen, weil wir gewohnheitsmäßig als physisch-sinnliche Menschen daran hängen, wenn wir die Schwelle überschreiten wollen. Wir begegnen also eigentlich an der Schwelle zur geistigen Welt einem Geistwesen, das sich unterscheidet von allen anderen Geistwesen, denen wir in den übersinnlichen Welten begegnen können. Alle anderen Geistwesen erscheinen gleichsam mehr oder weniger mit Hüllen, die doch ihrem Eigensein mehr angemessen sind, als es mit den Hüllen des Hüters der Schwelle der Fall ist. 

Er kleidet sich in dasjenige, was uns nicht nur Sorgen und Kummer, sondern oft Abscheu und Widerlichkeit erweckt. Er kleidet sich in unsere Schwächen, in das, von dem wir sagen können, wir erbeben in Furcht, uns nicht von ihm zu trennen, oder auch, wir erröten nicht nur, wir vergehen fast in Scham, wenn wir hinschauen müssen auf das, was wir sind und in was sich der Hüter der Schwelle kleidet.


Nun kommt man nicht so leicht an dem Hüter der Schwelle vorbei. Man kann sagen: Im Verhältnis zu einer wahren, richtigen Anschauung der geistigen Welten ist es leicht, überhaupt eine Anschauung der geistigen Welten zu gewinnen. Irgendwelche Eindrücke der geistigen Welt zu haben, ist eigentlich, besonders in unserem heutigen Zeitpunkt, nicht so ganz besonders schwierig. Aber in die geistige Welt so einzutreten, daß man sie in ihrer Wahrheit schaut, das macht notwendig, wenn es einem vielleicht auch erst spät aufbewahrt ist, die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle zu haben, daß man sich doch gut vorbereitet haben muß, um sie, wenn man sie haben kann, in der richtigen Weise zu erleben. – 

Die meisten Menschen oder wenigstens sehr viele kommen sozusagen bis zum Hüter der Schwelle. Es handelt sich aber immer um das wissende Kommen zum Hüter der Schwelle. Unbewußt stehen wir jede Nacht vor ihm. Und dieser Hüter der Schwelle ist eigentlich ein recht großer Wohltäter, daß er sich nicht sehen läßt, denn die Menschen würden ihn nicht ertragen. Was wir unbewußt in jeder Nacht der Tatsache nach erleben, zum Wissen zu bringen, heißt eigentlich, die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle haben. 

Für gewöhnlich gehen die Menschen gerade so weit, daß sie gerade bis zu der Grenze kommen, wo sozusagen der Hüter steht. Die Seele erlebt nämlich diesen Augenblick im Dämmerzustand zwischen Bewußtheit und Unbewußtheit, sie läßt ihn nicht ganz zum Bewußtsein kommen. Die Seele neigt dazu, an der Grenze sich selber zu sehen, wie sie ist, wie sie hängt an der physischen Welt mit ihren Schwächen und Mängeln. Aber die Seele kann das nicht ertragen, und noch früher, als der ganze Vorgang zum Bewußtsein kommen kann, betäubt sich sozusagen diese Seele das Bewußtsein durch den Abscheu, den sie hat. Und solche Momente, wo die Seele ihr Bewußtsein betäubt, sind die besten Angriffspunkte für die ahrimanischen Wesenheiten. 

Wir kommen in der Tat hin zum Hüter der Schwelle, indem mit einer ganz besonderen Stärke und Kraft sich zum Beispiel unser Selbstgefühl ausgebildet hat. Dieses Selbstgefühl müssen wir erstarken, wenn wir uns in die geistige Welt hinaufleben wollen. Mit der Erkraftung dieses Selbstgefühls erkraften sich auch alle Neigungen und Gewohnheiten, die Schwächen und Vorurteile, die sonst in der äußeren Welt durch Erziehung, durch Gewöhnung, durch die äußere Kultur in ihren Grenzen zurückgehalten werden. 

An der Schwelle der geistigen Welt machen sich von innen heraus die luziferischen Impulse recht geltend, und, indem die Menschenseele die Tendenz hat, sich zu betäuben, verbindet sich sogleich Luzifer mit Ahriman, und die Folge ist dann, daß dem Menschen der Eintritt in die geistige Welt verwehrt wird. Wenn aber eine besondere Gier da ist, in die geistige Welt hineinzukommen, dann nascht man an der geistigen Welt. Und das, was man genascht hat, verdichtet Ahriman, daß es ganz nach den Mustern von physischen Eindrücken aussieht. 

Kurz, er hat Halluzinationen, Illusionen, er glaubt vor einer geistigen Welt zu stehen. Und das, was er da genascht hat, verdichtet sich zu dem, was durchaus wahre Bilder der geistigen Welt enthalten kann, aber was das Wichtigste nicht enthält, wodurch die Seele ein klares Anschauen über die Wahrheit und den Wert dessen, was sie sieht, haben kann.


Es steht abends, wenn wir einschlafen ein Hüter, das ist der große Hüter der Schwelle, der uns nicht hineinläßt in die geistige Welt (Makrokosmos) solange wir unreif sind.


In dem Augenblick, wo der Mensch des Morgens aufwacht, tritt er eigentlich ein in das Tor der eigenen Wesenheit (Mikrokosmos). An diesem Tor steht ein Wächter; dieser Wächter ist der kleine Hüter der Schwelle. Er läßt den Menschen nicht eintreten in die eigene Wesenheit (in den Mikrokosmos), sondern lenkt ihn sogleich in die äußere Welt ab. Jeden Morgen trifft der Mensch diesen kleinen Hüter der Schwelle.


Wenn wir allen äußeren Eindrücken Stillstand gebieten, dann kommen wir vorbei an dem kleinen Hüter der Schwelle.


In ganz anderer Weise werden Angst und Besorgniszustände (bei der Begegnung mit dem Hüter) überwunden, wenn man vorher durch das Erfassen der Erzählungen der höheren Welten hindurchgegangen ist, als wenn dies nicht geschehen ist. Dann aber, wenn der Mensch dieses Erlebnis gehabt hat, daß er sich selbst gegenübergetreten ist, daß er also dem Hüter der Schwelle begegnet ist, dann beginnt für ihn die Welt eine ganz andere zu werden; dann erfahren in einer gewissen Beziehung alle Dinge der Welt eine neue Gestalt.


Die zwei Warnungen (des Hüters) sind sehr verschieden. Beim Eintritt in die geistige Welt spricht der Hüter der Schwelle: Vergiß für die Momente deines geistigen Erkennens die physisch-sinnliche Welt. Für den Austritt aus der geistigen in die physisch-sinnliche Welt spricht der Hüter: Vergiß niemals, erinnere dich stets auch wiederum in der physisch-irdischen Welt deiner Erfahrungen in der geistig-himmlischen Welt.


Die Begriffe und Ideen, mit denen der Mensch heute aufwachsen muß, sie haben die Eigentümlichkeit: wenn man mit ihnen, so wie man mit ihnen geworden ist durch die gegenwärtige Zivilisation und Schule, in die geistige Welt eintritt, wird man seelisch paralysiert. Denn so ist die Welt der abstrakten Ideen, die der Mensch heute anknüpft an alles: man kann mit ihnen hinein in die geistige Welt, aber nicht wieder mit ihnen heraus. Und wenn man diese Szene sieht, die wirklich heute im Schlafe mehr Seelen erleben, als man gewöhnlich glaubt, dann sagt man sich: Oh, wenn es nur gelänge, diese Seelen davor zu behüten, daß, was sie im Schlafe erleben, sie nicht auch im Tode erleben müssen. 

Denn wenn der Zustand, der so erlebt wird vor dem Hüter der Schwelle, lange genug fortdauern würde, das heißt, wenn die menschliche Zivilisation lange unter demjenigen bliebe, was man heute in den Schulen aufnehmen, durch die Zivilisation überliefert erhalten kann, dann würde aus dem Schlafe Leben werden. Die Menschenseelen würden hinübergehen durch die Pforte des Todes in die geistige Welt, aber nicht wieder eine Kraft der Ideen in das nächste Erdenleben bringen können. Zuletzt würde das bewirken, daß ein Menschengeschlecht in der Zukunft geboren würde, welches keinen Verstand, keine Möglichkeit, Ideen im Leben anzuwenden, in diesen künftigen Erdenleben zeigen, und das Denken, das Leben in Ideen würde von der Erde verschwinden. Ein krankhaftes, bloß instinktives Menschengeschlecht würde die Erde bevölkern müssen.


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Ich – ist die Grenze zwischen dem Geist von außen und dem Geist, der im Menschen lebt

Ich

Der Mensch gliedert sich im wesentlichen in drei Teile: Indem wir die drei unteren Glieder und die drei oberen verbinden, haben wir in der Mitte das Ich. Das Ich ist das, was an beiden, dem Irdischen und dem Göttlichen, Anteil hat. Das durchdringt den Ätherleib und den Astralleib. Dieses Ich bezeichnen wir als Seele. Das eigentliche unsterbliche Innere des Menschen, Atma, Buddhi, Manas, bezeichnen wir als Geist. Durch diese drei Glieder seiner Natur ist der Mensch ein Bürger von drei Welten zugleich.


Das Wort Ich nimmt ja unter allen Worten der menschlichen Sprache eine besondere Stellung ein. Ungefähr im dritten Lebensjahr lernt der Mensch dieses Wort gebrauchen. Das ist aber ein Alter, in welchem noch kein eigentliches Ich-Bewußtsein vorhanden ist. Daher lernt man dieses Wort zunächst nur automatisch sprechen. Erst im 21. Lebensjahr findet die Geburt des Ich statt. Was da zum Vorschein kommt, ist dann aber immer noch das ganze Leben hindurch nicht das wahre Ich. Ihm begegnet man als gewöhnlicher Mensch erst wieder nach dem Tode. So gebraucht jeder Mensch bis zu seinem Tode das Wort «Ich» doch immer nur provisorisch. Dieses provisorischen Gebrauches des Wortes «Ich» muß sich der Meditant ganz besonders bewußt werden. Er muß lernen, daß er erst allmählich den Weg zu dem wahren Ich finden muß, indem er zunächst lernt, es durch alle seine drei Hüllen hindurch zu erleben.


Das Ich ist gewissermaßen eine Art Punkt, der die Seelenerlebnisse zusammenfaßt.


Das geistige Zentrum des Menschen (ist) das Ich –, wenn wir gelernt haben, uns zur Ich-Vorstellung aufzuschwingen –, das alle unsere Vorstellungen begleitet, das geheimnisvolle Zentrum alles Erlebens.


Im Laufe der Kindheitsentwickelung tritt im Leben des Menschen der Augenblick ein, in dem er sich zum ersten Mal als ein selbständiges Wesen gegenüber der ganzen übrigen Welt empfindet. Durch das Selbstbewußtsein bezeichnet sich der Mensch als ein selbständiges, von allem übrigen abgeschlossenes Wesen, als «Ich». Im «Ich» faßt der Mensch alles zusammen, was er als leibliche und seelische Wesenheit erlebt. Leib und Seele sind die Träger des Ich; in ihnen wirkt es. Wie der physische Körper im Gehirn, so hat die Seele im Ich ihren Mittelpunkt.


Die Ich-Organisation, das eigentliche Ich im Menschen, wie er heute ist, der Empfänger der Sinneseindrücke ist. Die Sinneseindrücke ersterben wiederum, wenn die Ich-Organisation herausschlüpft aus dem physischen und dem Ätherleib.


Die Sinneserscheinungen offenbaren sich dem Ich von der einen, der Geist von der anderen Seite. Leib und Seele geben sich dem Ich hin, um ihm zu dienen; das Ich aber gibt sich dem Geiste hin, daß er es erfülle. Das Ich lebt in Leib und Seele; der Geist aber lebt im Ich. Und was vom Geiste im Ich ist, das ist ewig.


Das Ich ist die Grenze zwischen dem Geist von außen und dem Geist, der im Menschen lebt.


Man kann die Verstandesseele, weil sie an der Ich-Natur Teil hat, weil sie in einer gewissen Beziehung schon das «Ich» ist, das sich seiner Geistwesenheit nur noch nicht bewußt ist, als «Ich» schlechtweg bezeichnen.


Dieser geistig-seelische Wesenskern, den wir zusammenfassen in seinem Mittelpunkt, wenn wir «Ich» oder «Ich bin» sagen, ist eingebettet in den Astral‑, Äther- und physischen Leib. So wie der Mensch jetzt in der Welt lebt, leben wir eigentlich, wenn wir innerlich leben, in unserem Ich; denn alle Seelentätigkeiten sind bei dem wachen Menschen mit dem Ich in irgendeiner Weise verknüpft, erscheinen gleichsam alle auf dem Hintergrunde des Ich.


Das Ich erhält Wesen und Bedeutung von dem, womit es verbunden ist. Insofern es im physischen Körper lebt, ist es den mineralischen Gesetzen, durch den Ätherleib ist es den Gesetzen der Fortpflanzung und des Wachstums, vermöge der Empfindungs- und Verstandesseele den Gesetzen der seelischen Welt unterworfen; insofern es das Geistige in sich aufnimmt, ist es den Gesetzen des Geistes unterworfen. Das Ich lebt in der Seele. Wenn auch die höchste Äußerung des Ich der Bewußtseinsseele angehört, so muß man doch sagen, daß dieses Ich von da ausstrahlend die ganze Seele erfüllt und durch die Seele seine Wirkung auf den Leib äußert. Es strahlt der Geist in das Ich und lebt in ihm als in seiner Hülle, wie das Ich in Leib und Seele als seinen Hüllen lebt


Das Ich erwacht in der Bewußtseinsseele. Die Bewußtseinsseele und das Geistselbst, Manas verschmelzen durch die selbsteigene Tätigkeit des «Ich» zu einem Ganzen.


Das eigentliche Wesen des Ich ist von allem Äußeren unabhängig; deshalb kann ihm sein Name auch von keinem Äußeren zugerufen werden. Jene religiösen Bekenntnisse, welche mit Bewußtsein ihren Zusammenhang mit der übersinnlichen Anschauung aufrechterhalten haben, nennen daher die Bezeichnung «Ich» den «unaussprechlichen Namen Gottes». Denn gerade auf das Angedeutete wird gewiesen, wenn dieser Ausdruck gebraucht wird. Kein Äußeres hat Zugang zu jenem Teil der menschlichen Seele, der hiermit ins Auge gefaßt ist. Hier ist das verborgene Heiligtum der Seele. Nur ein Wesen kann da Einlaß gewinnen, mit dem die Seele gleicher Art ist. «Der Gott, der im Menschen wohnt, spricht, wenn die Seele sich als Ich erkennt.» Diese Anschauung sagt durchaus nicht, daß das Ich Gott sei, sondern nur, daß es mit dem Göttlichen von einerlei Art und Wesenheit ist. Wie der Tropfen sich zum Meer verhält, so verhält sich das Ich zum Göttlichen.


Es ist die unzerstörbare menschliche Individualität, die das Wissen vom Aufbau der anderen Wesensglieder in sich birgt. Es ist das unaussprechbare gleicherweise menschliche und göttliche Ich. Es ist die Einheit der vier Elemente, die Pythagoras unter dem Zeichen des Tetragramms verehrt hat.


Wenn wir das Wörtchen Ich aussprechen, so meinen wir doch dasjenige in unserer Wesenheit, das weder von unserem physischen Leibe, noch von unserem ätherischen Körper, noch von unserem astralischen Körper, insofern wir durch diese ein Glied des Kosmos sind, umfaßt wird, sondern was eine innerliche, auf sich selbst gestellte Wesenheit ist. Diese Wesenheit fühlen wir als eine besondere Welt, als der göttlichen Welt angehörig, von welcher der Kosmos nur der äußere Abglanz, das äußere Abbild ist. Wir fühlen als Menschen, indem wir uns als Ich ansprechen, daß diese Wesenheit mit all dem, was im Kosmos enthalten ist, eigentlich nur umkleidet ist, und daß auch diese physisch-sinnliche Körperlichkeit eine Umkleidung des eigentlichen Wesens ist.


Nirgends außer in Mitteleuropa wird «Ich» gesagt, wenn man seine eigene Wesenheit meint. Es ist durch den Volksgeist, der sich als Sprachgeist manifestiert, die ganze Evolution so gelenkt worden, daß es allmählich dazugekommen ist, die eigene Wesenheit auszudrücken mit dem Wort Ich. Aber Ich, I‑Ch, ist Jesus Christus. Dadurch, daß in dem «Ich» JesusChristus in seinen Anfangsbuchstaben ausgesprochen wird, ist das sinnbildlich ausgedrückt, was im mitteleuropäischen Geisteswesen liegt, wie es intim verbunden ist mit dem innerlichsten Erleben.


So wirkt der Volksgeist, inspirierend das Volk, um in charakteristischen Worten auszudrücken, was die zugrunde liegenden Tatsachen sind.


Der erste christliche Eingeweihte Europas, Ulfilas (des 4. Jahrhunderts), hat es in die deutsche (damals gotische) Sprache selbst hineingelegt, daß der Mensch in der Sprache das Ich fand. Es sind die Eingeweihten, welche die Sprache geschaffen haben. So wie man im Sanskrit das AUM für die Trinität hat, haben wir für das Innere des Menschen das Zeichen ICH. Dadurch war ein Mittelpunkt geschaffen worden, durch den die Leidenschaften der Welt sich in Rhythmus verwandeln können. Sie müssen sich durch das Ich rhythmisieren. Dieser Mittelpunkt ist wörtlich der Christus.


Das Ich ist es auch, welches Karma erleidet und Karma bildet.


Für das Ich bedeuten Erinnerung und Vergessen etwas durchaus Ähnliches wie für den Astralleib Wachen und Schlaf.


Das Ich muß gerade, damit es sich in seiner Vereinzelung voll erfassen kann, sich abschließen von allem, was an spirituellen Impulsen unmittelbar zur Seele dringt.


Daß wir unser Ich empfinden, fühlen, das rührt davon her, daß dieser Lebenslauf stückweise immer unterbrochen ist. Das Ich ist entleert worden für den Menschen der Gegenwart seines hellseherisch-atavistischen Inhaltes, der die Menschen abgelaufener Epochen getragen hat, der sie durchdrungen hat mit der Überzeugung, daß sie ein Gemeinsames haben mit einem Göttlichen, daß sie zusammenhängen mit einem Göttlichen. Heute ist das Ich entleert von diesen atavistisch-hellseherischen Schauungen, und wenn wir zurückblicken auf das Ich, ist es gewissermaßen mehr oder weniger nur ein Punkt in unserem Seelenleben. Es ist für jeden der Inhalt dieses Ich ein fester Stützpunkt, aber eben nur ein Punkt.

Damit das Ich wiederum Inhalt bekomme, ragt seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Geistwelt so mächtig in unsere sinnliche Welt herein; deshalb ist es, daß die geistige Welt in ihren Offenbarungen in einer neuen Art wiederum herein will in unser physisches Dasein. Und was wir auf dem Boden der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft wollen, das ist: alles das willig aufzunehmen und in Formen zu kleiden, die es menschlich mitteilbar machen, was hereinwill durch spirituelle Offenbarungen aus einer anderen, aber doch diese (unsere normale) Welt tragenden Welt.


In unserer Zeit soll sich unser Ich mit einem neuen, vollbewußt aufgenommenen geistigen Inhalt erfüllen, der uns wiederum das Band abgibt, das unsere Seele mit der göttlichen Seelenwesenheit verbindet. Die Menschen der Vorzeit haben das atavistische Hellsehen gehabt, und was als letzte Erbschaft des atavistischen Hellsehens geblieben ist, das ist das abstrakte Nachdenken, das abstrakte Wissen der Menschen der Gegenwart. Verdünnt aus dem früheren atavistischen Hellsehen ist dies geblieben. Der Mensch der Gegenwart kann das Gefühl haben, daß diese logisch-dialektische Verdünnung des alten atavistischen (Wissens), sein Seelenhaftes nicht mehr zu tragen vermag. Dann wird er die Sehnsucht empfangen, etwas Neues in das Ich hereinzubekommen. In alten Zeiten haben die Menschen die hellseherischen Offenbarungen gehabt und sie haben sie nicht verstanden; sie haben sie erst später verstehen gelernt. Heute muß der Mensch zuerst verstehen, muß anstrengen seine Intellektualität, muß anstrengen seinen Verstand, und wenn er ihn anstrengt durch das, was in der Geisteswissenschaft vorliegt, dann wird die Menschheit sich hinentwickeln wiederum zum hellseherischen Aufnehmen des Geistigen.


Das Ich hat, insofern es als bewußtes Ich auftritt, zum Werkzeug das Blutsystem; insofern es vorgebildet ist als Form, als Gestalt, liegt ihm zugrunde ein kosmisches Kraftsystem, das hindrängt zur Ich-Organisation, zur festen Ich-Gestaltung, und das sich am tiefsten zum Ausdruck bringt in unserem Knochensystem.


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Intuition – Die Wahrnehmung des eigenen Ich ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis.

Intuition

Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes. Nur durch eine Intuition kann die Wesenheit des Denkens erfaßt werden.


Die Intuition wird nicht durch logisches Denken, nicht durch kombinierendes Denken erhalten, sondern eine Wahrheit steht unmittelbar vor dem Geiste des Betreffenden. Er weiß sie. Man braucht sie ihm nicht zu beweisen.


In dem gleichen Sinne, wie die Offenbarung des Körperlichen Empfindung heißt, sei die Offenbarung des Geistigen Intuition genannt. Der einfachste Gedanke enthält schon Intuition, denn man muß seine Offenbarung aus dem Geiste durch das Ich empfangen.


Dasjenige, was aus der geistigen Welt durch die Intuition sich in voller Wirklichkeit für die übersinnliche Erkenntnis enthüllt, sich in seiner niedersten Offenbarung dem Geistselbst, Manas so ankündigt wie das äußere Dasein der physischen Welt in der Empfindung.


Die heutige Wissenschaft kennt den Begriff des Intuitiven überhaupt nur auf dem Felde der Mathematik. Allein diese ist unter unseren Wissenschaften eine auf reiner innerer Anschauung beruhende Erkenntnis. Nun aber gibt es eine solche innere Anschauung nicht nur für Raumgrößen und Zahlen, sondern auch für alles andere. Goethe hat zum Beispiel auf dem Gebiete der Botanik eine solche intuitive Wissenschaft zu begründen versucht. Seine Urpflanze (beispielsweise) in ihren verschiedenen Metamorphosen beruht auf innerer Anschauung.


Das Leben der Dinge in der Seele ist nun die Intuition. Es ist eben ganz wörtlich zu nehmen, wenn man von der Intuition sagt: man kriecht durch sie in alle Dinge hinein. – Im gewöhnlichen Leben hat der Mensch nur eine Intuition, das ist diejenige des «Ich» selber. Denn das Ich kann auf keine andere Weise von außen wahrgenommen werden, es kann nur im Inneren erlebt werden. 

Die Wahrnehmung des eigenen Ich ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis. Um so in die Dinge hineinzukommen, muß man allerdings erst aus sich selbst heraustreten. Man muß selbstlos werden, um mit dem Selbst, dem Ich einer anderen Wesenheit zu verschmelzen.


Dasjenige, was sich dunkel, ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz ist, gewissermaßen ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint. Der Mensch hat wirklich als Erdenmensch etwas von dem Untersten (der landläufigen Intuition), und wiederum ein Schattenbild des Obersten, das erst in der Intuition erreichbar ist. Gerade die mittleren Gebiete fehlen ihm zunächst vollständig als Erdenmenschen. 

Die muß er sich erwerben: Imagination und Inspiration. Die Intuition in der reinen, gerade in der sittlichen Empfindung, im Inhalt des sittlichen Gewissens ein irdisches Abbild desjenigen, was dann als Intuition auftritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein Initiierter, Erkennender zu einem wirklichen intuitiven Erkennen der Welt aufsteigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Naturgesetzen kennt, so innerlich, so mit ihm verbunden, wie für ihn als Erdenmenschen sonst nur die sittliche Welt ist. 

Und das ist gerade das Bedeutsame in der Menschenwesenheit auf Erden, daß wir wie mit einem innersten dunklen Erahnen hängen an dem Allerhöchsten, was wiederum nur der entwickelten Erkenntnis in seiner wahren Gestalt zugänglich ist. Nur durch die höchste Ausbildung und Vergeistigung der Liebefähigkeit kann dasjenige errungen werden, was in Intuition sich offenbart. 

Es muß dem Menschen möglich werden, die Liebefähigkeit zu einer Erkenntniskraft zu machen. Wir bereiten uns schon gut auf diese vergeistigte Liebefähigkeit vor, wenn wir uns in einer gewissen Weise losreißen von unserem Hängen an den äußeren Dingen, wenn wir zum Beispiel zur regelmäßigen Übung machen, die Dinge, die wir erlebt haben, nicht in der Erlebnisfolge vorzustellen, sondern rückwärts verlaufend. 

Wir müssen eine bedeutende, rein aus dem Innern herausgeholte Kraftanstrengung vollbringen, um rein rückwärts vorzustellen. Dadurch reißen wir die innere Tätigkeit unserer Seele los von dem Gängelbande, an dem wir sonst fortwährend gezogen werden, und dadurch bringen wir dieses innere geistig-seelische Erleben allmählich bis zu jenem Punkt, wo sich das Geistig-Seelische wirklich losreißt vom Körperlichen und auch vom Ätherischen.


Was man als dritte Stufe der geistigen Erkenntnis erringen kann, das erlangt man dann, wenn man vollständig gewahr wird – es wird das in einem bestimmten Zeitpunkte der seelischen Entwickelung auftreten –, daß man ein anderer ist, daß man wirklich einen inneren Beobachter in sich gefunden hat durch die Anstrengungen, die man gemacht hat durch Imagination und Inspiration hindurch. 

Man sieht, daß aus dem Geistigen heraus nicht nur dieser unser physischer Leib mitgestaltet ist, man lernt sehen, daß unsere Seele selber, so wie sie mit ihren Gefühlen, mit ihren Tendenzen, mit ihren Ambitionen, mit ihren Affekten, mit ihrem Willenscharakter in uns lebt, daß sie so selber durch geistige Vorgänge geworden ist. Ein innerlicher Schicksalsschlag wird das Erkenntnisdrama.


Die intuitive Erkenntnis ist dadurch gegeben, daß man im Seelenleben gewissermaßen lernt, durch mächtige Willensimpulse mitzumachen, ja selbst hervorzurufen, was man nennen kann: Zurückziehen des Ätherleibes von den physischen Vorgängen.


Die Kräfte, die in der Intuition, in der intuitiven Erkenntnis angewendet werden, sind dieselben Kräfte, mit denen man bis zum siebenten Jahre so wächst, daß dieses Wachsen seinen Ausdruck findet im Zahnwechsel. Diese schlafenden Kräfte, die bis zum siebenten Jahr tätig sind in der Menschennatur, die benützt man in der übersinnlichen Erkenntnis, um zur Intuition zu kommen.


Wenn die Übungen für die Intuition gemacht werden, so wirken sie nicht allein auf den Ätherleib, sondern bis in die übersinnlichen Kräfte des physischen Leibes (siehe: Phantom) hinein. – Nun sind aber die Erfahrungen der Intuition zart, intim und fein; und der physische Menschenleib ist auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwickelung im Verhältnisse zu ihnen grob. Er bietet deshalb ein stark wirkendes Hindernis für den Erfolg der Intuitionsübungen.

Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze Zeit das Bedürfnis empfindet, zum Beispiel das Atmen, oder dergleichen, so einzurichten, daß er in eine Art Einklang oder Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht würden (über deren große Problematik, siehe: Atemübungen), sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich nur als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte.


Die Fortsetzung (nach der Inspiration) muß darin bestehen, daß der Geistesforscher nach erlangter Selbstanschauung diese durch energische Willenskraft zu unterdrücken vermag. Er muß die Seele frei machen können von allem, was noch unter der Nachwirkung seiner an die sinnliche Außenwelt sich anlehnenden Übungen erlangt worden ist. Die Symbol-Vorstellungen sind kombiniert aus sinnlichen Vorstellungen; das Weben des Selbst in sich bei erlangter inspirierter Erkenntnis ist zwar frei von dem Inhalt der Symbole; aber es ist doch eine Wirkung der Übungen, welche unter ihrem Einfluß angestellt worden sind. 

Wenn so die inspirierte Erkenntnis auch schon ein unmittelbares Verhältnis des Selbst zur übersinnlichen Welt herstellt, so kann das reine Anschauen dieses Verhältnisses doch noch weiter getrieben werden. Das geschieht durch energisches Unterdrücken der erlangten Selbstschau. Das Selbst wird nach dieser Unterdrückung entweder dem Leeren gegenüber sich finden – in diesem Falle müssen die Übungen fortgesetzt werden. Oder aber es wird sich dem Wesenhaften der übersinnlichen Welt noch unmittelbarer gegenübergestellt finden als bei der inspirierten Erkenntnis. Bei dieser erscheint nur das Verhältnis einer übersinnlichen Welt zum Selbst; bei der hier charakterisierten Erkenntnisart ist das Selbst vollständig ausgeschaltet. Will man einen dem gewöhnlichen Bewußtsein angepaßten Ausdruck haben für diese Seelenverfassung, dann kann man sagen: das Bewußtsein erlebe sich nunmehr als Schauplatz, auf dem ein wesenhafter übersinnlicher Inhalt nicht vorgestelllt wird, sondern sich selbst vorstellt.


Man kann sehr leicht den Ausdruck Intuition mißverstehen, weil zum Beispiel derjenige, der Phantasie hat, der dichterisches Vermögen hat, die gefühlsmäßigen Empfindungen von der Welt, die er hat, auch schon Intuition nennt. Aber das ist eine dunkle, bloß gefühlte Intuition. Sie ist aber doch verwandt mit demjenigen, was ich Intuition hier nenne. Denn wie der Mensch vollständig hier als Erdenmensch seine sinnliche Wahrnehmung hat, so hat er einen Abglanz der höchsten Art der Erkenntnis der Intuition durch das irdische Gefühl und den irdischen Willen. Er würde sonst kein sittliches Wesen sein können. 

So daß dasjenige, was sich dunkel ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz ist, gewissermaßen als ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint. Nur durch die höchste Ausbildung und Vergeistigung der Liebefähigkeit kann dasjenige errungen werden, was in Intuition sich offenbart. Es muß dem Menschen möglich werden, die Liebefähigkeit zu einer Erkenntniskraft zu machen. Wir bereiten uns schon gut auf diese vergeistigte Liebefähigkeit vor, wenn wir uns in einer gewissen Weise losreißen von unserem Hängen an den äußeren Dingen, wenn wir zum Beispiel zur regelmäßigen Übung machen, die Dinge, die wir erlebt haben, nicht in der Erlebnisfolge vorzustellen, sondern rückwärts verlaufend.


Sie werden sagen: Man erlebt so viel am Tage, das dauert lange. Nun man mache zunächst episodisch wirklich das zunächst, daß man das Hinauf- und Hinuntergehen über eine Treppe umgekehrt vorstellt: Hinunter- und Hinaufgehen; dann bekommt man eine innere Beweglichkeit, so daß man nach und nach wirklich in drei, vier Minuten den ganzen Tagesverlauf des Lebens rückwärtsbewegend vorstellen kann.

Damit hat man aber eigentlich doch nur die Hälfte, im Grunde das Negative dessen vollbracht, was man zur Steigerung, zur geistigen Ausbildung der Liebefähigkeit braucht. Denn die muß bis zu jenem Punkte kommen, wo man liebevoll verfolgt jedes Wachsen der Pflanze – im gewöhnlichen Leben sieht man ja das Wachsen der Pflanze nur, wie es sich im Raume gestaltet, man macht es nicht mit, wenn man mitmacht jedes einzelne, was im Pflanzenwachstum sich zeigt, wenn man untertaucht in die Pflanze, mit seiner Seele selber diese Pflanze wird, wenn man selber wächst, blüht, selber die Früchte der Pflanze trägt, wenn man also ganz untertaucht, wenn einem die Pflanze so wert wird, wie man selber sich ist; wenn man dann in derselben Weise zur Vorstellung des Tierischen hinauf, zur Vorstellung des Mineralischen hinuntersteigt, wenn man fühlt, wie das Mineralische sich gestaltet zum Kristall, wenn man gewissermaßen ein inneres Wohlgefallen entwickeln kann an diesem sich Bilden von Flächen, von Kanten, von Ecken. Und wenn man beim Zerspalten, Zerklüften des Minerals etwas empfinden kann wie ein Schmerzgefühl, das durch die eigene Wesenheit zuckt –, wenn man in dieser Weise mitfühlend, ja nicht nur mitfühlend, sondern in der Seele mitwollend wird mit allem Naturgeschehen.

Es muß dem vorausgehen eine wirkliche, auf alle Menschen sich erstreckende Liebefähigkeit. Man wird die Natur nicht in der geschilderten Weise richtig lieben können, wenn man nicht zuerst Liebefähigkeit für alle Menschen sich errungen hat. Dann, wenn man in dieser Art verständnisvolle Liebefähigkeit für die Menschen und für die ganze Natur errungen hat, dann stellt sich dasjenige ein, daß das, was sich uns zunächst wahrnehmbar macht, sagen wir, in den aurischen Farben (siehe: Aura), in dem sphärischen Tönen (siehe: Sphärenmusik), daß sich das rundet, konturiert zu wirklichen geistigen Wesenheiten.

Ein geistiges Wesen muß man erleben, indem man in dasselbe ganz untertaucht, indem man also gerade anwendet die Liebefähigkeit, die man zunächst an der Natur entwickelt hat. Geistige Intuition ist nur möglich durch Anwendung – in der Stille, in dem, was leer ist für das Bewußtsein – desjenigen, was man an Liebefähigkeit an der Natur entwickeln kann. Die Wesenheiten der höheren Hierarchien, die erlebt man nun mit; die werden reales, wesenhaftes Weltendasein. Man erlebt ebenso eine konkrete geistige Welt, wie man durch Auge und Ohr und durch das Gefühl, durch die Wärme eine konkrete physische Welt erlebt.

(Der Intuition) offenbart sich das vorige Erdenleben, und nach und nach die anderen vorhergehenden Erdenleben. Denn dieses wahre Ich, das in wiederholten Erdenleben vorhanden ist, das kann sich nur offenbaren, wenn man die Liebefähigkeit so weit gesteigert hat, daß einem das andere Wesen, das draußen in der Natur oder in der Geisteswelt ist (wie das «höhere Ich» beispielsweise), so lieb geworden ist, wie man sich nur selber in Eigenliebe lieben kann. 

Aber niemals wird der Eigenliebe zugänglich das wahre Ich, das durch wiederholte Geburten und Tode geht. Denn dieses Ich des vorhergehenden Erdenlebens ist so objektiv für dieses jetzige Erdenleben geworden, wie nur irgendein äußerer Stein oder eine Pflanze für uns ist, wenn wir im Raume außer ihm stehen. Wir müssen gelernt haben, dasjenige, was uns zunächst für die gegenwärtige subjektive Persönlichkeit ganz objektiv, ganz fremd geworden ist, in objektiver Liebe zu erfassen. Wir müssen uns überwunden haben im gegenwärtigen Erdendasein, um überhaupt irgendeinen Einblick bekommen zu können in ein vorhergehendes Erdendasein.


Die Sinne (des Normalmenschen) sind gewissermaßen Golfe, in welche die Außenwelt mit Ihrer Gesetzmäßigkeit hereinragt. Auf der anderen Seite liegt die Sache so, daß der ganze Mensch, der ja in der Intuition zum Sinnesorgan wird, jetzt hereinragt in die geistige Welt. Dort ragt die Außenwelt in den Menschen hinein, hier ragt der Mensch in die Außenwelt hinein, allerdings in die geistige Außenwelt. Deshalb ist es hier auch so, daß, während der Mensch da oben (im Kopf) – ich habe das für die Augenorganisation ausgeführt – ein gewisses tätiges Verhältnis zu der Tiefendimension hat, er für die Intuition, zunächst, soweit er mit dieser Intuition in der Selbsterkenntnis bleibt, ein gewisses Verhältnis zur Höhendimension bekommt (siehe auch: Intuition – Aufrichtekraft). 

So ergibt sich etwas dem Sinneswahrnehmen ganz Analoges, nur eben umgekehrt. Es ergibt sich, daß der Mensch durch die Intuition sich in die geistige Welt als Ganzes hineinstellt. So wie durch die Sinne die äußerliche Sinneswelt hineinragt, so stellt er sich durch die Intuition in die geistige Welt bewußt hinein, und dieses bewußte Hineinstellen wird ebenso gefühlt von dem Menschen, wie der Mensch sich empfindungsgemäß der Außenwelt in der Wahrnehmung gegenüber fühlt. Und dieses Sich-Fühlen in der geistigen Welt, das dunkle Erlebnis des Darinnenstehens in der geistigen Außenwelt, das nennt man im gewöhnlichen Leben Intuition. Diese Intuition wird eben von heller Klarheit durchdrungen, wenn eine solche Erkenntnis angestrebt wird.


Durch die Ausbildung der Intuition in Willensübungen ergibt sich, daß im Unterbewußten das im Denken erstorbene vorirdische Dasein während des Erdendaseins wieder belebt wird. Durch diese Willensübungen wird der Mensch in einen Zustand versetzt, durch den er außerhalb seines physischen und ätherischen Organismus in die Welt des Geistigen eingeht. Er erhält das Erlebnis des Daseins nach Ablösung vom Körper. Damit ist ihm eine Vor-Anschauung gegeben von dem, was im Tode wirklich eintritt. Er kann aus dieser Anschauung heraus über die Fortdauer des Seelisch-Geistigen nach dem Durchgange durch den Tod sprechen.


Das geistige Geschehen steht den Gemütsbewegungen näher als dem Vorstellen, denn die Vorstellungen sind alle nicht maßgebend für die seelisch-geistigen Geschehnisse. Da ist in der geistigen Welt das Geschehen, das hereinragt in die Gemütsbewegungen während des ganzen Nachtlebens; aber mit seinem Vorstellen kann der Mensch nicht an dieses Geschehen heranreichen, um dieses Erleben zu charakterisieren. 

So haben wir die Möglichkeit, darauf hinzuweisen, daß auch die Intuition mit den Gemütsbewegungen in einer bestimmten Verbindung steht. Daher auch kommen Mystiker, bevor sie zu irgendwelchen klar umrissenen Vorstellungen über die höheren Welten kommen, zu einer Art allgemeinen dumpfen Gemütserlebens dieser höheren Welten, und viele sind damit zufrieden, viele sogar mit noch weniger. Aber diejenigen, welche sich wirklich in die höheren Welten versenken mit dem Gemüt, die beschreiben dann alle in gleicher Weise die Zustände von seelischer Hingabe, die sie da durchmachen, kurz, lauter Gemütsverfassungen an dem, was man unmittelbares Erleben der geistigen Welt nennen kann. Wenn wir durch diese Intuition, die in das Gemüt hereinspielt, weitergehen wollen, so würden wir nicht gut weiterkommen können, sondern wir müssen eigentlich mehr von der andern Seite ausgehen. 

Um nicht so allgemein in den Gemütsbewegungen zu schwelgen, sondern um zum konkreten Anschauen der geistigen Welt zu kommen, müssen wir schon versuchen, Imaginationen auszubilden und darauf dann mit Bezug auf die geistige Welt unsere Aufmerksamkeit wenden. Dann tritt allmählich eine Verbindung ein in unserem Leben zwischen der noch unverstandenen, mehr nur gefühlten Intuition und der noch mehr oder weniger in der Unwirklichkeit schwebenden Imagination, die nur aus Bildern besteht. Und was da die Verbindung ist, das gibt uns zuletzt das Heranrücken an den Gedanken: Wir sind jetzt zu den Wesen gekommen, die das geistige Geschehen ausführen. 

Dieses Herankommen an die Wesen bezeichnen wir als Inspiration. Wir haben also hier gewissermaßen das Umgekehrte von den Vorgängen, die wir der äußeren körperlichen Welt gegenüber haben. In dieser haben wir sozusagen die Gedanken, die wir uns über die Dinge machen. Da sind uns die Dinge schon gegeben und wir machen uns Gedanken über dieselben. Hier aber ist das Geschehen, das Ding, das in der Intuition zunächst für die Gemütsbewegungen auftritt, ein durchaus Unbestimmtes, und die Imagination als solche wäre ein in der Luft Hängendes. 

Erst wenn die beiden zusammenkommen, wenn die Imagination durch die Inspiration hereinwirkt in die Intuition, wenn uns, mit anderen Worten, unser Vorstellen hinaufführt zur Imagination, und wenn wir die Imagination fühlen als von Wesenheiten herkommend, dann strömt auch das Wesen dieser Wesenheiten in uns ein als ein Geschehen. Es wird mitgebracht durch die Imagination etwas, was aus der Intuition einströmt, und wir nehmen mit dem Geschehen einen Inhalt wahr, der sich vergleichen läßt mit dem Vorstellungsinhalt. Wir nehmen dann aber diese Gedanken, für deren Wahrnehmung wir uns vorbereitet haben, durch die Imagination in dem Geschehen wahr, das uns in der Intuition gegeben ist.


Intuition ist, in dieser Anwendung, nicht eine Erkenntnis, die an Klarheit hinter der Verstandeserkenntnis zurückbleibt, sondern welche diese weit überragt.


Erst in der Intuition verschmilzt der geistige Beobachter mit Wesen, die in sich geschlossen sind, selbst. Im richtigen Sinne kann das nur geschehen, wenn diese Verschmelzung nicht unter Auslöschung, sondern unter völliger Aufrechterhaltung seiner eigenen Wesenheit der Fall ist. Alles «Sich-Verlieren» an ein fremdes Wesen ist von Übel. Daher kann nur ein Ich, das in sich bis zu einem hohen Grade gefestigt ist, in ein anderes Wesen ohne Schaden untertauchen.


Es gibt keine andere Art, um wirklich mit dem Geiste und seinem Dasein zusammenzukommen, als gewissermaßen, wie es jetzt geschildert worden ist, mit ihm zu verschmelzen. Alles aber, womit wir nicht verschmelzen, kann nie als ein Beweis für den Geist gelten, denn einen anderen Beweis gibt es nicht, als das eigene Erleben mit dem Erleben des Geistes zusammenfallend zu finden. Wer ein Geistwesen erfahren will, muß seine Seele so weit bringen, daß er sein eigenes Erleben zusammenfallen lassen kann mit dem Erleben dieses geistigen Wesens.


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Jahve – heißt, daß die Luft dahinweht.

Jahve

Gehen wir auf die Bedeutung des Jahve-Jehova-Namens zurück, dann finden wir, daß Jehova so viel heißt wie «Wehen», daß die Luft dahinweht. Im Worte Jahve ist nichts anderes ausgedrückt als der wehende Atem, mit dem der Ichgeist in den Menschen einzieht.


In der Bibel steht das Wort: «Und Gott hauchte dem Menschen lebendigen Odem ein, und er ward eine lebendige Seele.» Das vervollkommnete sich immer mehr, bis es zu dem Worte «Ich» wurde, bis der Geist anfing, aus dem Inneren des Menschen selber zu sprechen und anfing, sich zu rufen aus dem Inneren des Menschen heraus: «J‑a-h-v‑e.» Das ist zu gleicher Zeit der ewige Wesenskern in jedem einzelnen Menschen: «Ich bin, der ich bin, der da war und der da sein wird.» 

«Ich bin» ist der tiefste innere Wesenskern, der damals sich eingesenkt hat und in alle Ewigkeit bleiben wird als Individualität. Dieses war die erste Ausgießung der Gottheit. Man nennt sie die Ausgießung des Geistes, die Ausgießung Jahves. Diese Ausgießung des Geistes wird in den Mythen der religiösen Völker so dargestellt, daß dieser Gott in dem dahinfahrenden Winde lebt, in dem, was in der Luft säuselt, was sich in der Luft hinbewegt über den Erdkreis. 

Aus der germanischen Sage und auch aus der jüdischen, hebräischen Sage, in der Jahve dargestellt wird als Sturm- oder Windgott, geht hervor, daß man es zu tun hat mit einer Gottheit, die ihren äußeren Körper in dem Luftstrom hat und die sich dem Menschen eingegossen hat. Diese Ausgießung des Geistes, die in der lemurischen Zeit stattgefunden hat, war keine einheitliche Ausgießung. Sie hätten da sehen können, daß viele Geister sich aus der geistigen Umgebung der Erde auf die Erde herniedersenkten. Indem wir von Jahve sprechen, haben wir es nicht mit einer einzigen Gottheit zu tun, sondern mit vielen Volksgottheiten.


(Der Name) Jahve oder Jehova ist ja auch nur ein Ersatz für den unaussprechlichen Namen des Göttlichen, denn was mit diesen Buchstaben zusammengesetzt wurde, ist in der Tat nicht zu vokalisieren, ist nicht über die Lippen zu bringen, denn sobald es über die Lippen gebracht wird, wird er zu etwas anderem als das, was als das göttlich-geistige Wesen gemeint ist, das sich erst in der kommenden Zeit als das geistige Wesen des Menschen entwickeln wird.


Die hebräische Geheimlehre hat dieses Ich den unaussprechlichen Namen Gottes genannt. «Jahve» bedeutet nichts anderes als: «Ich bin».


Warum war dieser Name unaussprechlich? Weil, wer ihn in jenen alten Zeiten aussprach, durch die Gewalt der Laute die alltägliche Gesinnung, das alltägliche Bewußtsein abgedämpft erhielt. Eine andere Welt stand vor ihm auf, und gefährlich war es, den Namen auszusprechen, weil die gewöhnliche Besinnung schwinden mußte.


Jahve oder Jehova, wie ihn bewußt ausspricht das hebräische Volk, ist der in einem Punkt zusammengefaßte «Große Geist», der hinter allen Dingen und Wesenheiten dem uralten Hellsehen erschien.


Jahve ist gewissermaßen die Gestalt, in welcher das althebräische Altertum den Herrn, den Regenten der Erdentwickelung sieht. Gleich zu Beginn der Genesis wird uns dargestellt, daß Jahve den Menschen aus der Substanz der Erde macht. Adam heißt: der aus Erde gemachte, der Erdene.


Man beachtet aber heute viel zu wenig, daß es dem althebräischen Altertum eigen ist, sich ganz und gar mit der Erde, mit dem, was vom Inneren der Erde kommt, als zusammenhängend zu betrachten. In allen Einzelheiten wird hingedeutet auf dieses Zusammenhängen der alten Juden mit dem, was aus der Erde entstammt. Gesagt wird, daß sie bei ihren Zügen einer Wolke oder einer Feuersäule folgten, in dem Sinne, wie durch die Kräfte der Erde eine solche Feuersäule bewirkt werden kann. Und ebenso hat man sich die Wasser- und Nebelsäule nicht vorzustellen bewirkt durch atmosphärische Kräfte, sondern als von unten, von der Wüste aus bewirkt. Mit den Vorgängen der Erde hängen zusammen die Zeichen für Jahve oder Jehova im althebräischen Altertum. 

Und den Ursprung der «großen Flut» selber muß man in dem suchen, was an Kräften der Erde in der Erde pulsiert, was nicht von außen durch die kosmischen Verhältnisse bewirkt ist. (Vergleiche dazu auch: Erdinneres). Das war der große Protest des althebräischen Volkes gegen die umliegenden Völker, daß es den Gott der Erde anerkennen wollte. 

Alles das aber, was von oben kommt, was von außen zur Erde her kommt, das empfand man als dasjenige, was gewissermaßen nicht bis zur Aufgabe der Erdenbildung vorgerückt ist, sondern was zurückgeblieben ist im Stadium der Mondenbildung. Man faßte es zusammen unter alledem, was die «Schlange» auf der Erde bewirkt hat, was bewirkt hat der in der Mondenentwickelung zurückgebliebene Luzifer.


Jahve ist gerade der Gott, der aus Erde den Menschen formt, das heißt aus den Kräften, aus den Elementen der Erde. Schauen wir hin auf die griechische Weltanschauung, wie Prometheus dasitzt und den Menschen formt. Pallas Athene kommt herzu und bewirkt aus geistigen Höhen die Verbindung des Menschen mit dem Geistesfunken. 

Prometheus formt die Seele im Symbolum des Schmetterlings. Der Jahvegott formt den Menschen aus Erde, und er, der Jahvegott, der im Laufe seiner Entwickelung zum Erdenherrn geworden war, haucht ein dem Menschen aus seiner eigenen Substanz die lebendige Seele. So verbindet sich Jahve durch seinen Hauch mit dem, was er aus Erde geformt hat. Und er will wohnen in seinem Sohne, in seinem lebendigen Hauche, in Adam und seinen Nachkommen, den Erdensöhnen, denjenigen Wesen, deren Hülle aus Erde zu formen der Jahvegott als seine Aufgabe betrachtete.


Jahve wirkt in den Mondenkräften der Erde, ist also von einem anderen Gesichtspunkte aus eine Mondengottheit.


Weil luziferische Geister der Weisheit, Kyriotetes auf der Sonne die Möglichkeit gewonnen hatten, Ätherströme auszusenden, mußten andere Geister der Weisheit darauf verzichten, von der Sonne aus zu wirken, sie mußten vielmehr sich herbeilassen, ihre Kräfte dazu zu verwenden, um das Gleichgewicht herzustellen. Das heißt: eine Weltenkolonie, eine Planetenkolonie wurde begründet auf dem Monde.


Wie in der mineralischen Welt im Monde etwas wirksam ist, was das Gleichgewicht hält dem von der Sonne ausströmenden luziferischen Prinzip, so wirkt ein geistiges Mondprinzip vom Mond aus der Versuchung des Luzifer entgegen, die an den Menschen herangetreten ist im Verlaufe der Erdentwickelung. So daß wir damit nun auch hinweisen können auf den Mond als den Träger von finsteren Geistern, die aber da sein müssen, damit den vorwärtsdrängenden Lichtträgern, die zugleich die versuchenden Geister der Menschheit sind, das Gleichgewicht gehalten werde. 

Im hebräischen Altertum wurde im Grunde genommen das Geheimnis vom Mond und seinem geistigen Prinzip zuerst der Menschheit enthüllt. Die althebräische Geheimlehre schaut hin auf die Sonne und sagt sich: In der Sonne wirken die unsichtbaren Geister der Weisheit, die nur für den geistigen Blick sichtbar sind, nicht aber für den physischen Blick. Für diesen strahlt herunter das Prinzip des Luzifer. 

Was äußerlich zu sehen ist an dem Sonnenprinzip, ist Luzifer; darinnen aber wirkt geheimnisvoll, unsichtbar für den physischen Blick alles das, was erreichbar ist durch die Geister der Weisheit, Kyriotetes, die das Tor dazu bilden. Abgetrennt und geopfert hat sich einer dieser Geister der Weisheit und seinen Platz auf dem Mond aufgeschlagen, um von da aus so zu wirken, daß das Licht gebändigt, aber auch das Geistige des Luzifer getilgt wird. 

So erschien dem hebräischen Altertum in Jahve das, was gleichartig ist mit den Geistern der Weisheit der Sonne, und wir können sagen: Wie das Sonnenlicht vom Mond im Raum zurückgeworfen wird, so war für die wirklichen Kenner des hebräischen Altertums Jahve die Zurückstrahlung jener geistigen Wesenheit, die einstmals, wenn die Menschen reif werden, von der Sonne herstrahlen wird, deren Erscheinen die Rishis und Zarathustra und die Osirisdiener vorausgesagt haben. Wie im Raume das Sonnenlicht vom Mond zurückgestrahlt ist, so zeigte sich in Jahve oder Jehova wie eine Reflexion das Prinzip des Sonnengeistes, den Sie mit einem Namen, wie Sie wollen bezeichnen können: mit Vishvakarman, wie ihn die alten Inder, mit Ahura Mazdao, wie ihn Zarathustra, mit Osiris, wie ihn die alten Ägypter, oder mit Christus wie ihn die vierte nachatlantische Kulturperiode bezeichnet hat. Das ist die esoterische Auffassung des Jahve: es ist der vom Mondenprinzip zurückgestrahlte und, weil in der Zeit zurückgestrahlte, vorher angekündigte Christus.


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Jesus von Nazareth

Jesus von Nazareth

(Seine Entwickelung aus Eintragungen in der Akasha-Chronik heraus dargestellt). 

Zuerst hatte die nächste Umgebung des jungen Jesus von Nazareth eine große, gewaltige Meinung bekommen von ihm, eben durch jenes Ereignis im Tempel, durch jene gewaltigen Antworten, die er den Schriftgelehrten gegeben hatte. Die nächste Umgebung sah sozusagen den kommenden Schriftgelehrten selber in ihm, sie sah heranwachsen in ihm denjenigen, der eine hohe, besondere Stufe der Schriftgelehrsamkeit erreichen werde. 

Mit großen, ungeheuren Hoffnungen trug sich die Umgebung des Jesus. Man fing sozusagen an, jedes Wort von ihm aufzufangen. Dabei aber wurde er, trotzdem man förmlich danach jagte, jedes Wort aufzufangen, nach und nach immer schweigsamer und schweigsamer. Er wurde so schweigsam, daß es seiner Umgebung im höchsten Grade oftmals unsympathisch war. Er aber kämpfte in seinem Inneren, kämpfte einen gewaltigen Kampf, einen Kampf, der ungefähr in dieser seiner Innerlichkeit hineinfiel zwischen das 12. und 18. Jahr seines Lebens. 

Es war wirklich etwas in seiner Seele wie ein Aufgehen innerlich liegender Weisheitsschätze, etwas, wie wenn aufgeleuchtet hätte in der Form der jüdischen Gelehrsamkeit die Sonne des einstigen Zarathustra-Weisheitslichtes. Zunächst äußerte sich das so, als ob dieser Knabe in der feinsten Weise alles, was die zahlreichen Schriftgelehrten, die in das Haus kamen, sprachen, mit größter Aufmerksamkeit aufnehmen sollte und wie durch eine ganz besondere Geistesgabe überall Antwort zu geben wüßte. 

So überraschte er auch noch anfangs zu Hause in Nazareth diejenigen, die als Schriftgelehrte da erschienen und ihn wie ein Wunderkind anstaunten. Dann aber wurde er immer schweigsamer und schweigsamer und hörte nur noch schweigend dem zu, was die anderen sprachen. Dabei gingen ihm aber immer große Ideen, Sittensprüche, namentlich bedeutsame, moralische Impulse in jenen Jahren in der eigenen Seele auf. Während er so schweigsam zuhörte, machte doch einen gewissen Eindruck, was er von den im Hause sich versammelnden Schriftgelehrten hörte, aber einen Eindruck, der ihm oftmals in der Seele Bitterkeit verursachte, weil er das Gefühl hatte – wohlgemerkt schon in jenen jungen Jahren –, daß vieles Unsichere, leicht zum Irrtum Neigende stecken müsse in dem, was da jene Schriftgelehrten sprachen von den alten Traditionen, von den alten Schriften, die in dem Alten Testamente vereinigt sind. 

Ganz besonders aber bedrückte es in einer gewissen Weise seine Seele, wenn er hörte, daß in alten Zeiten der Geist über die Propheten gekommen sei, daß Gott selber inspirierend gesprochen hätte zu den alten Propheten, und daß jetzt die Inspiration von dem nachgeborenen Geschlechte gewichen sei. Es sagten jene Schriftgelehrten oftmals: Ja, jener hohe Geist, jener gewaltige Geist, der zum Beispiel über den Elias gekommen ist, der spricht nicht mehr, was noch immer spricht was auch noch mancher von den Schriftgelehrten zu vernehmen glaubte als Inspiration aus den geistigen Höhen –, was doch noch immer spricht, das ist eine schwächere Stimme zwar, aber eine Stimme, die manche doch noch zu vernehmen glauben als etwas, was der Geist Jahves selber gibt. – Die Bath-Kol – hebr. «Tochter der Stimme», im griechisch-jüdischen Schrifttum «Himmelsstimme», nach dem Talmud eine Art göttlicher Offenbarung, welche neben der Prophetie den zweiten Rang einnahm.


– nannte man jene eigentümliche, inspirierende Stimme der Eingebung, zwar eine schwächere Stimme der Eingebung, eine Stimme minderer Art als der Geist, der die alten Propheten inspirierte, aber doch noch etwas Ähnliches stellte diese Stimme dar.


Während in dem Hause des Jesus von Nazareth die dort versammelten Schriftgelehrten von dieser inspirierenden Stimme der Bath-Kol sprachen, und der junge Jesus das alles hörte, fühlte und empfing er in sich selber die Inspiration durch die Bath-Kol. Durch die Befruchtung dieser (Jesus)-Seele mit dem Ich des Zarathustra war in der Tat Jesus von Nazareth fähig, rasch alles aufzunehmen, was die anderen um ihn herum wußten. Aber gerade dieser Umstand der Inspiration durch die Bath-Kol wirkte auf den Jesus, als er 16, 17 Jahre alt war und er oftmals diese offenbarende Stimme der Bath-Kol fühlte, so, daß er in bittere, schwere innere Seelenkämpfe dadurch geführt wurde, denn ihm offenbarte die Bath-Kol – und das glaubte er alles sicher zu vernehmen –, daß nicht mehr fern wäre der Zeitpunkt, daß im Fortgang der alten Strömung des Alten Testamentes dieser Geist nicht mehr sprechen würde zu den alten jüdischen Lehrern, wie er früher zu ihnen gesprochen hat. – 

Das war ein furchtbarer Augenblick, ein furchtbarer Eindruck, den die Seele des jungen Jesus empfing, als die Bath-Kol ihm selber zu offenbaren schien, daß sie nicht Fortsetzer sein könne des alten Offenbarertums. So glaubte Jesus in seinem 16., 17. Jahre, daß ihm aller Boden unter den Füßen entzogen wäre, und er hatte manche Tage, wo er sich sagen mußte: Alle Seelenkräfte, mit denen ich glaubte begnadet zu sein, sie bringen mich nur dazu, zu begreifen, wie in der Substanz der Evolution des Judentums kein Vermögen mehr besteht, heraufzureichen zu den Offenbarungen des Gottesgeistes.


Es lebte also in der Seele des Jesus diese althebräische Welt. Alles das namentlich lebte in ihm, was heruntergekommen war an Nachrichten über das Verhältnis des hebräischen Volkes zu seinem Gotte, was gewöhnlich als die Verkündigung des Gottes des hebräischen Volkes an Moses aufgefaßt wird. Wenn wir skizzenhaft sprechen, können wir also sagen: Ein reicher Schatz aus der heiligen Lehre dessen, was im hebräischen Volke war, lebte in Jesus; und mit diesem Schatze, mit diesem Wissen lebte er, das Gewerbe seines Vaters treibend, in Nazareth, hingegeben dem, was er so wußte, es in seiner Seele verarbeitend.


Was einem dabei besonders auffällt, wenn man den Blick Akasha-Chronik-mäßig auf diese Stelle der Menschheitsentwickelung hinrichtet, das ist das, daß innerhalb der ganzen Familie und innerhalb der ganzen Umgebung in Nazareth dieser Knabe in verhältnismäßiger Jugend mit dieser seiner inneren Offenbarung, die über alles hinausging, was dazumal andere wissen konnten, allein und einsam war. Auch die Stief- oder Ziehmutter verstand ihn in jener Zeit sehr schlecht, die anderen erst recht nicht. Solche Dinge als Mann zu ertragen, ist schwierig; solche Dinge zwischen dem 12. und 18. Jahre zu erleben, ist etwas Ungeheures.


Ganz mit sich allein war der Knabe mit diesen Erlebnissen, die sozusagen das Leid der geschichtlichen Menschheitsentwickelung in einer solchen Konzentration darstellten.

Nun entwickelte sich in dem Jesus etwas, was man, ich möchte sagen, in seinen Rudimenten da und dort im Leben schon beobachten kann, was man sich nur unendlich vergrößert denken muß in bezug auf das Jesus-Leben. Schmerz, Leid, die aus ähnlichen Quellen heraus erlebt werden wie diejenigen, die jetzt geschildert worden sind, verwandeln sich in der Seele, verwandeln sich so, daß der, der solche Schmerzen und dieses Leid wie selbstverständlich verwandelt in Wohlwollen, in Liebe, aber nicht bloß in Gefühle des Wohlwollens und Gefühle der Liebe, sondern in die Kraft, in eine ungeheure Kraft der Liebe, in die Möglichkeit, diese Liebe geistig-seelisch darzuleben.

Trotzdem seine Geschwister, seine nächste Umgebung ihn anfeindeten, weil sie ihn nicht verstehen konnten und ihn als einen betrachteten, der nicht recht bei sich ist, so war doch das nicht abzuleugnen – denn es zeigte sich dazumal für das äußere physische Auge, es zeigt sich jetzt für den Akasha-Chronik-mäßigen Blick –, daß, wo dieser Jesus hinkam, mit irgend jemand sprach, wenn man ihn auch nicht verstehen konnte, man aber wenigstens einging auf das, was er sagte, daß da etwas wie ein tatsächliches Überfließen eines gewissen Etwas von des Jesus Seele in die andere Seele vorhanden war. Wie das Hinübergehen eines Fluidums des Wohlwollens, der Liebe war es, was ausströmte. Das war das verwandelte Leid, der verwandelte Schmerz. Wie ein wohltuender Liebeshauch kam er heran an diejenigen, die mit dem Jesus in Berührung kamen.


Wir können drei Epochen in der Entwickelung dieses Jesus von Nazareth unterscheiden. Die erste vom 12. bis zum 18. Lebensjahr. Die zweite vom 18. bis zum 24. Lebensjahr. Die dritte etwa vom 24. bis zum 30. Lebensjahr. 

Der junge Jesus wurde äußerlich eingeführt in das Handwerk seines Vaters, eine Art Schreiner- oder Zimmermannshandwerk. Dabei aber entwickelte er sich merkwürdigerweise mit unendlicher Vollkommenheit des geistigen Lebens in seiner Seele. Wie in rückläufiger Entwickelung machte Jesus von Nazareth in sich selbst alles dasjenige wieder durch, was das jüdische Volk durchgemacht hatte, und er arbeitete sich hinauf bis zu dem Punkte, daß seine Seele verspürte: Die große Bath-Kol spricht wieder zu mir. Unmittelbar aus der geistigen Welt vernehme ich die Stimme, die einmal die Propheten empfangen haben. Und wie es bei solch innerer Entwickelung geht, so war es auch bei Jesus: diese innere Entwickelung war verbunden mit dem tiefsten seelischen Schmerz und Leid. 

Die höchsten Erkenntnisse erwirbt man sich nicht ohne Schmerz und Leid. Namentlich war es eines, das sich wie ein furchtbarer Schmerz ablagerte in der Seele des Jesus, als er sich sagte: Einmal hat gesprochen die große Bath-Kol die wunderbarsten Offenbarungen zu dem jüdischen Volk. Heute ist das jüdische Volk da, aber wenn die große Bath-Kol heute zu ihm sprechen würde, es wäre niemand da, sie zu hören. Die Schriften verstehen sie, die lebendige Schrift aber verstehen sie nicht mehr. – Einsam war er in sich; eine ungeheure Traurigkeit kam über seine Seele, über dasjenige, was aus seinem Volk geworden war in der herabgehenden Entwickelung der Menschheit.


Dann kam die Zeit, wo hinausgeschickt werden sollte in die Welt Jesus von Nazareth. Er wanderte, indem er sein Handwerk da und dort betrieb, in den verschiedensten Gegenden umher, sowohl in Palästina als auch außerhalb Palästinas, in heidnischen Gegenden. 

Das, was der Schmerz in seiner Seele verrichtet hatte, das hatte sich umgewandelt in etwas wie Liebe, die man unmittelbar in seiner Gegenwart von ihm ausströmen fühlte. Wenn er so am Abend, nachdem er die Arbeit verrichtet hatte, bei den Menschen war, die er besuchte, mit ihnen zusammensaß, so fühlten sie, wie eine Atmosphäre von Liebe mit seinen Worten, aber auch durch seine bloße Anwesenheit, auf sie überging. Das Liebedurchtränkte, was er mit ihnen sprechen konnte, das machte den tiefsten Eindruck auf die Leute, und wenn er weggegangen war, anderswo zu arbeiten, so blieb bei den Leuten, die er verlassen hatte, etwas wie die allerlebendigste Erinnerung an ihn zurück.

Oftmals kam es vor, daß Jesus von Nazareth schon drei oder vier Wochen weg war, da hatten die Leute, die er vor drei bis vier Wochen verlassen hatte, die gemeinsame Vision, daß er wiederum zu ihnen hereinträte und mit ihnen sprach – die Vision sprach mit ihnen. So tief war der Eindruck, daß er im Grunde genommen bei ihnen geblieben war. So drückte sich das, was Jesus von Nazareth war, in Hundert und Aberhundert von Seelen ein, da er herumwanderte in seinem 18. bis 24. Jahr.


Wie gesagt, es war eine Vision in bezug auf das Subjektive; in bezug auf das Objektive war es die ungeheure Wirkung der Liebe, die er in der geschilderten Weise geäußert hatte, und die sich so äußerte, daß der Ort seiner Erscheinung in gewisser Weise nicht mehr an den äußeren physischen Raum gebunden war, an die äußeren physischen Raumverhältnisse des menschlichen physischen Leibes gebunden war. 

Es wirkt ungeheuer stark zum Verständnis der Jesus-Gestalt, dieses immer wieder und wiederum zu sehen, wie er unauslöschlich bei denjenigen ist, bei denen er einmal eingekehrt war, wie er gewissermaßen geistig bei ihnen blieb und wiederum zu ihnen zurückkehrte. Unter denen er einmal war, die verloren ihn nicht wiederum aus ihren Herzen heraus.


Teilweise veranlaßt durch sein Handwerk, teilweise durch andere Umstände, machte Jesus viele Reisen. Auf diesen Reisen lernte er mannigfache Gegenden Palästinas kennen, und auch wohl manche Orte außerhalb Palästinas. Nun verbreitete sich in jener Zeit – das kann man ganz genau sehen, wenn man die Akasha-Chronik hellseherisch durchdringt über die Gegenden Vorderasiens, ja sogar auch des südlichen Europas, ein asiatischer Kultus, der aus mancherlei anderen Kulten zusammengemischt war, der aber namentlich den Mithraskultus darstellte (siehe: Mithras-Mysterien).

An vielen Orten der verschiedensten Gegenden waren Tempel für den Mithrasdienst. An manchen Orten hatte er mehr Ähnlichkeit mit dem Attisdienst, aber im wesentlichen war es Mithrasdienst, Tempel, Kultstätten waren es, in denen man überall die Mithrasopfer und Attisopfer verrichtete. Es war gewissermaßen ein altes Heidentum, aber in einer gewissen Art durchdrungen von den Gebräuchen, Zeremonien des Mithras- oder Attisdienstes. 

Wie sehr sich das verbreitete auch über die italienische Halbinsel, geht zum Beispiel daraus hervor, daß die Peterskirche in Rom an derselben Stelle steht, wo einstmals eine solche Kultstätte war (sie wurde vor einigen Jahren ausgegraben). Ja, man muß auch das für manche Katholiken lästerliche Wort ausprechen: Der Zeremoniendienst der Peterskirche und alles dessen, was sich davon ableitet, ist in bezug auf die äußere Form gar nicht unähnlich dem Kult des alten Attisdienstes, der verrichtet wurde in dem Tempel, der damals auf derselben Stelle stand, auf deren Stätte die Peterskirche steht. Und der Kultus der katholischen Kirche ist in vieler Beziehung nur eine Fortsetzung des alten Mithraskultus.

Was an solchen Kultstätten vorhanden war, das lernte Jesus von Nazareth kennen, als er begann herumzuwandern. Er lernte, wenn wir so sagen dürfen, auf diese Weise durch äußere, physische Anschauung die Seele der Heiden kennen. Und es war dazumal in seiner Seele wie auf eine natürliche Weise durch den gewaltigen Vorgang des Überganges des Zarathustra-Ich in seine Seele dasjenige in einem hohen Grade ausgebildet, was andere sich nur mühsam aneignen konnten, was aber bei ihm naturgemäß ausgebildet war: eine hohe hellseherische Kraft. 

Daher erlebte er, wenn er bei solchen Kulten zuschaute, etwas ganz anderes als die übrigen Zuschauer. Manches erschütternde Ereignis hat er dort erlebt. Wenn an manchen heidnischen Altären der Priester den Kult verrichtete und sich Jesus dann mit seinen hellseherischen Kräften das Opfer anschaute, er sah, wie durch die Opferhandlung mancherlei dämonische Wesen herangezogen wurden.

Er machte auch die Entdeckung, daß manches Götzenbild, das da angebetet wurde, das Abbild war nicht von guten geistigen Wesenheiten der höheren Hierarchien, sondern von bösen, dämonischen Mächten. Ja, er machte weiter die Entdeckung, daß diese bösen, dämonischen Mächte vielfach übergingen in die Glaubenden, in die Bekenner, die an solchen Kultushandlungen teilnahmen. Aus leicht begreiflichen Gründen sind diese Dinge nicht in die vier Evangelien übergegangen.


Diese Wanderungen dauerten fort bis ins 24. Jahr hinein. Es waren immer Bitternisse, die er in seiner Seele empfand, wenn er also das Walten sah der Dämonen, der gleichsam von Luzifer und Ahriman hervorgebrachten Dämonen, und sah, wie das Heidentum es in vieler Beziehung sogar so weit gebracht hatte, die Dämonen für Götter hinzunehmen, ja sogar in den Götzenabbildungen Bilder zu haben wilder dämonischer Mächte, die angezogen wurden von diesen Bildern, von diesen Kultushandlungen, und in die betenden Menschen übergingen, die betenden Menschen, die in gutem Glauben daran teilnahmen, von sich besessen machten.

Es waren bittere Erfahrungen, die Jesus von Nazareth so machen mußte. Und diese Erfahrungen kamen zum Abschluß etwa im 24. Lebensjahre. Ich muß, da ich ja dieses Erlebnis des Jesus von Nazareth auch zu erzählen habe, sagen, daß ich heute noch nicht in der Lage bin anzugeben, an welchem Orte seiner Reisen sich dieses Ereignis zugetragen hat. Die Szene selbst in einem hohen Grade richtig zu entziffern war mir möglich. Es scheint mir aber, daß diese Szene sich zugetragen hat bei einer Wanderung des Jesus außerhalb Palästinas. 

An einen Ort also kam Jesus von Nazareth, im 24. Jahre seines Lebens, wo eine heidnische Kultstätte war, an der einer bestimmten Gottheit geopfert wurde. Ringsherum aber war nur trauriges, von allerlei furchtbaren seelischen und bis ins Körperliche gehenden Krankheiten behaftetes Volk. Von den Priestern war die Kultstätte längst verlassen worden. Und Jesus hörte das Volk jammern: Die Priester haben uns verlassen, die Segnungen des Opfers kommen nicht auf uns hernieder und wir sind aussätzig und krank, wir sind mühselig und beladen, weil uns die Priester verlassen haben. – 

Jesus sah mit tiefem Schmerze diese armen Menschen; es jammerte ihn dieses bedrückte Volk und eine unendliche Liebe zu diesen Bedrückten flammte in seiner Seele auf. Es muß von dieser unendlichen Liebe, die auflebte in seiner Seele, das Volk ringsherum etwas gemerkt haben. Und nun entstand, man möchte sagen wie auf einen Schlag, in den Herzen der meisten dieses Volkes etwas, was darin zum Ausdruck kam, daß die Leute sagten, erkennend den Ausdruck der unendlichen Liebe auf dem Antlitz des Jesus: Du bist der neue uns gesandte Priester. – 

Sie drängten ihn zum Opferaltar hin, sie stellten ihn auf den heidnischen Altar. Und er stand auf dem heidnischen Altar, und sie erwarteten, ja sie verlangten von ihm, daß er die Opfer verrichte, damit der Segen ihres Gottes wieder über sie komme. Und während das geschah, da fiel er wie tot hin, seine Seele wurde wie entrückt, und das Volk sah das Furchtbare, daß derselbe, den es für den neuen, vom Himmel gesandten Priester gehalten hatte, wie tot hingefallen war. Die entrückte Seele des Jesus aber, sie fühlte sich erhoben in die geistigen Reiche, sie fühlte sich wie hineinversetzt in den Bereich des Sonnendaseins.


Aber jetzt zeigte sich ihm, wie in lebhaften Imaginationen, das ganze Rätsel vom Herabstiege auch der heidnischen Geistepoche. Er konnte jetzt unmittelbar wahrnehmen, was in die Geheimnisse der heidnischen Mysterien eingeflossen war, was in den heidnischen Mysterien gelebt hatte: daß die Kräfte hoher göttlicher Wesenheiten auf die Opferaltäre herabgeflossen waren

. Jetzt aber strömten statt der Kräfte der guten Geister allerlei Dämonen, Sendboten des Luzifer und Ahriman, auf die heiligen Altäre herab. Nicht so innerlich durch Erleuchtung wie beim Judentum, sondern wie in äußeren Visionen, nahm er den Verfall des heidnischen Geisteslebens wahr. Es ist noch etwas anderes, sozusagen die Dinge theoretisch kennenzulernen, als zu schauen, wie auf einen Opferaltar, auf den einstmals göttlich-geistige Kräfte herabgeflossen waren, jetzt Dämonen herabstiegen, die abnorme Seelenzustände, Krankheiten und so weiter bewirken. J

esus hatte, während er so wie entrückt war in die geistige Welt, den Eindruck von alledem, was einstmals die Uroffenbarungen zu den Heiden gesprochen hatten. Und so wie er die Geheimnisse vernommen hatte, die den alten Propheten verkündet worden waren und die jetzt nicht einmal mehr wie ein Schatten in der jüdischen Kultur lebten, so konnte er jetzt durch geistige Inspiration hören, in welcher Art diese Geheimnisse den Heiden verkündet worden waren.


Er schaute am Altare und unter der Volksmenge, die um ihn herum sich immer zahlreicher versammelte, das, was man Dämonen nennen kann, und er erkannte, was diese Dämonen zu bedeuten hatten. Er erkannte, wie allmählich die heidnischen Opfer übergegangen waren in etwas, was solche Dämonen magisch herbeizog. Und so waren, als Jesus an den Altar gekommen war, nicht nur die Menschen herbeigekommen, sondern auch die Dämonen, die sich bei den früheren Opferhandlungen an dem Altar versammelt hatten. 

Denn dieses erkannte er: daß zwar solche heidnischen Opferhandlungen abstammten von dem, was in den alten Heidenzeiten und an guten Kultstätten den wahren Göttern, soweit sie für die Heidenzeit erkennbar waren, an Opfertaten verrichtet werden konnten, daß aber diese Opfer nach und nach in Verfall gekommen waren. Es waren die Geheimnisse ausgeartet, und statt daß die Opfer zu den Göttern strömten, zogen diese Opfer und das, was an Gedanken in den Priestern lebte, Dämonen herbei, luziferische und ahrimanische Gewalten, die er jetzt wiederum um sich sah, nachdem er in den anderen Bewußtseinszustand versetzt war. Und als die um ihn herum Versammelten gesehen hatten, wie er in diesen anderen Bewußtseinszustand versetzt war und deshalb hinfiel, da ergriffen sie die Flucht. Die Dämonen aber blieben. 

Auf eine noch eindringlichere Art als der Verfall der alten hebräischen Lehre war so vor die Seele des Jesus von Nazareth der Verfall der heidnischen Mysterien getreten. Stellen Sie sich diese Seelenerlebnisse vor, diese Art zu erfahren, was aus der Wirkung der alten Götter und dem Verkehr der Menschen mit den alten Göttern geworden war; stellen Sie sich die Empfindung vor, die auf diese Weise erzeugt wird: Die Menschheit muß dürsten nach Neuem, denn sie wird elend in ihren Seelen, wenn nichts Neues kommt!


Und jetzt hörte seine Seele, wie aus den Sphären des Sonnendaseins heraus-klingend, Worte, wie diese Seele sie früher durch die Bath-Kol oftmals vernommen hatte. Aber jetzt war die Bath-Kol verwandelt, zu etwas völlig anderem geworden. Die Stimme kam ihm auch von ganz anderer Richtung her. Es vernahm Jesus von Nazareth die Worte:

Amen
Es walten die Übel
Zeugen sich lösender Ichheit
Von andern erschuldete Selbstheitschuld
Erlebet im täglichen Brote
In dem nicht waltet der Himmel Wille
Da der Mensch sich schied von Eurem Reich
Und vergaß Euren Namen
Ihr Väter in den Himmeln.

Nicht anders als so kann ich in die deutsche Sprache übersetzen dasjenige, was wie die verwandelte Stimme der Bath-Kol dazumal von Jesus von Nazareth vernommen worden ist. Es waren diese Worte, welche die Seele des Jesus zurückbrachte, als sie aus der Betäubung wieder erwachte, durch die sie sich entrückt fühlte. Und als Jesus wieder zu sich gekommen war, und die Augen rings herum richtete auf die Menge der Mühseligen und Beladenen, die ihn auf den Altar erhoben hatten, da war diese entflohen. Und als er den hellsichtigen Blick in die Ferne schweifen ließ, konnte er ihn nur richten auf eine Schar von dämonischen Gestalten, von dämonischen Wesen, die alle mit diesen Leuten verbunden waren. Kennenlernen mußte diese Seele die Abgründe der Menschennatur schon in so jungen Jahren. Wie es aber immer so ist, daß man gewisse Stufen der höheren Erkenntnis nur dadurch erreicht, indem man die Abgründe des Lebens kennenlernt, so war es in einer gewissen Weise auch bei Jesus von Nazareth, daß er an einer Stelle, die ich auch nicht weiß – um sein 24. Lebensjahr herum dadurch, daß er so unendlich tief in die menschlichen Seelen hineingeschaut, in Seelen, in die wie hineinkonzentriert war aller Seelenjammer der Menschheit der damaligen Zeit, auch besonders vertieft worden war in der Weisheit, die allerdings wie glühendes Eisen die Seele durchzieht, aber auch die Seele so hellsichtig macht, daß sie durchschauen kann die lichten Geistesweiten. Und dadurch, daß er die umgewandelte Stimme der Bath-Kol vernommen hatte, war er auch wie umgewandelt. So war er in verhältnismäßig jungen Jahren behaftet mit dem ruhigen, eindringlichen Geistesleseblick. Jesus konnte so in die Geheimnisse des Lebens schauen wie bisher niemand auf der Erde, weil niemand vorher so wie er betrachten konnte, bis zu welchem Grade menschliches Elend sich steigern kann. So war Jesus von Nazareth nicht nur ausgestattet mit dem Blick, mit dem Wissen des Weisen, sondern in gewisser Weise durch das Leben ein Eingeweihter geworden. Das lernten kennen Leute, die in jener Zeit zusammengetreten waren in einen gewissen Orden, der ja der Welt bekannt ist als der Essäerorden.


Als der Jesus von Nazareth von dieser Wanderung nach Hause kam, war es ungefähr um die Zeit – so stellt es uns die spirituelle Forschung vor –, in welcher der Vater des Jesus von Nazareth gestorben war. In den folgenden Jahren dann, so vom 24. Jahre bis zu der Zeit, die gekennzeichnet wird als die der Johannestaufe im Jordan, machte der Jesus von Nazareth Bekanntschaft mit dem, was man die Essäerlehre und die Essäergemeinschaft nennen kann. Die Essäer waren eine Gemeinschaft, die ihren Sitz in einem Tale Palästinas aufgeschlagen hatte. Der Zentralsitz war einsam gelegen. Aber die Essäer hatten überall Niederlassungen; auch in Nazareth war etwas wie eine Art Niederlassung.


In Nazareth gab es durch Schenkung eine Niederlassung des Essäerordens, und dadurch war gerade in den Gesichtskreis des Jesus von Nazareth dasjenige gekommen, was der Essäerorden war. In dem Zentrum des Ordens bekam man Kunde von der tiefen Weisheit, die sich in der beschriebenen Art in der Seele des Jesus von Nazareth gesenkt hatte, und gerade unter den Bedeutendsten, Weisesten der Essäer entstand eine gewisse Stimmung. Es hatte sich unter ihnen herausgebildet eine gewisse prophetische Anschauung: Wenn die Welt ihren richtigen Fortgang nehmen sollte, dann müsse eine besonders weise Seele erstehen, die wie eine Art Messias wirken müsse. Deshalb hatten sie Umschau gehalten, wo besonders weise Seelen wären. Und sie waren tief berührt, als sie Kunde erhielten von jener tiefen Weisheit, die in der Seele des Jesus entstanden war.

Daher war es kein Wunder, daß die Essäer, ohne daß Jesus von Nazareth die Erprobung der niederen Grade durchzumachen hatte, ihn aufnahmen wie einen Externisten in ihre Gemeinschaft – ich will nicht sagen in den Orden selber – und daß in einer gewissen Weise zutraulich, offenherzig wurden selbst die weisesten Essäer in bezug auf ihre Geheimnisse gegenüber diesem weisen, jungen Menschen. In der Tat hörte in diesem Essäerorden der junge Jesus viel, viel Tieferes über die Geheimnisse, die vom Hebräertum bewahrt worden waren, als von den Schriftgelehrten im Hause seines Vaters. Manches auch hörte er, was er schon selber früher durch die Bath-Kol wie durch eine Erleuchtung in seiner Seele aufglänzend vernommen hatte. Und er lernte kennen in seinem Verkehr mit den Essäern fast alles, was der Essäerorden zu geben hatte. Denn was ihm nicht durch Worte mitgeteilt wurde, das stellte sich ihm dar durch allerlei hellsichtige Impressionen. Wichtige hellsichtige Impressionen hatte Jesus entweder innerhalb der Gemeinschaft der Essäer selber oder einige Zeit darauf in Nazareth zu Hause, wo er in einem mehr beschaulichen Leben auf sich wirken ließ, was in seiner Seele sich hereindrängte aus Kräften, die ihm gekommen waren, von denen die Essäer nichts ahnten, die aber als Folge der mit den Essäer geführten bedeutsamen Gespräche in seiner Seele erlebt wurden.


Jesus durfte sogar an der Zentralstätte der Essäer, soweit das überhaupt nur irgend möglich war innerhalb der strengen Regeln des Essäerordens, die Räumlichkeiten, die heiligsten, einsamsten Räumlichkeiten betreten, durfte Gespräche mit den Essäern pflegen, die sie sonst nur untereinander pflegten. Er konnte sich dabei einweihen in das, was tiefste Ordensregeln der Essäer waren. So lernte er erkennen, wie der einzelne Essäer fühlte und strebte und lebte, und er lernte vor allem empfinden was als äußerste Möglichkeit für eine Seele seiner Zeit bestand, um durch Vervollkommnung wieder heranzudringen zu der uralt heiligen Offenbarung.


Eines von diesen Erlebnissen, von den inneren Impressionen muß besonders hervorgehoben werden, weil es hineinleuchten kann in den ganzen geistigen Gang der Menschheitsentwickelung. Es war eine gewaltige, bedeutsame Vision, die wie eine Art Entrückung Jesus von Nazareth hatte, in der ihm Buddha wie in unmittelbarer Gegenwart erschien. Ja, der Buddha erschien dem Jesus als Folge des Ideenaustausches mit den Essäern. In diesem bedeutsamen Geistgespräch erfuhr Jesus von dem Buddha, daß dieser etwa sagte: Wenn meine Lehre so, wie ich sie gelehrt habe, völlig in Erfüllung gehen würde, dann müßten alle Menschen den Essäern gleich werden. Das aber kann nicht sein. Das war der Irrtum in meiner Lehre. Auch die Essäer können sich nur weiter fortbringen, indem sie sich aussondern von der übrigen Menschheit; für sie müssen übrige Menschenseelen da sein.

Ein anderes Erlebnis war dieses, daß Jesus die Bekanntschaft machte mit einem auch noch jüngeren Manne, mit einem fast gleichaltrigen Manne, der nahegetreten war, allerdings in einer ganz anderen Weise als Jesus, dem Essäerorden, der aber trotzdem auch nicht ganz Essäer geworden ist. Es war der, man möchte sagen, wie ein Laienbruder innerhalb der Essäergemeinschaft lebende (kommende) Johannes der Täufer. Er trug sich wie die Essäer, denn diese trugen im Winter Kleider von Kamelhaar. Aber er hatte niemals die Lehre des Judentums vollständig in sich auswechseln können mit der Lehre der Essäer. Da aber die Lehre der Essäer, das ganze Leben der Essäer auf ihn einen großen Eindruck machte, lebte er als Laienbruder das Essäerleben, ließ sich anregen, ließ sich allmählich inspirieren und kam nach und nach zu dem, was ja von Johannes dem Täufer in den Evangelien erzählt ist. Viele Gespräche fanden statt zwischen Jesus und Johannes. Da geschah es eines Tages, daß Jesus von Nazareth, während er mit Johannes sprach, wie verschwunden vor sich sah die physische Leiblichkeit des (künftigen) Täufers und die Vision des Elias hatte. Das war das zweite wichtige Seelenerlebnis innerhalb der Gemeinschaft des Essäerordens (siehe auch: Johannes der Täufer).


Da gab es aber noch andere Erlebnisse. Schon seit längerer Zeit hatte Jesus etwas besonderes beobachten können: Wenn er an Orte kam, wo Essäertore waren, wo bildlose Tore waren, da konnte Jesus von Nazareth durch solche Tore nicht schreiten, ohne wiederum eine bittere Erfahrung zu machen. Er sah diese bildlosen Tore, aber für ihn waren geistige Bilder an diesen Toren. Und allmählich hatte sich ihm das Gefühl, der Eindruck in der Seele befestigt, daß die Abneigung der Essäer gegen die Torbilder etwas zu tun haben müsse mit dem Herbeizaubern solcher geistiger Wesenheiten, wie er sie an den Toren erschaute, daß Bilder an den Toren, Abbilder von Luzifer und Ahriman seien. So hatte Jesus durchs Leben getragen die beiden Bilder von Luzifer und Ahriman, die er oftmals gesehen hatte an den Toren der Essäer. Es hatte zunächst nichts anderes bewirkt, als daß ihm bewußt wurde, daß ein Geheimnis walte zwischen diesen geistigen Wesenheiten und den Essäern. Und die Wirkung, die das auf seine Seele ausübte, trug sich hinein in die Verständigung mit den Essäern; man konnte sich seit diesen Erlebnissen in der Seele des Jesus von Nazareth nicht mehr so gut gegenseitig verstehen. Denn es lebte in seiner Seele etwas, von dem er nicht sprechen konnte gegenüber den Essäern, weil sich jedesmal etwas wie in der Rede verschlug, denn immer stellte sich dazwischen, was er an Essäertoren erlebt hatte. Eines Tages, als nach einer besonders wichtigen, bedeutsamen Unterredung, in der vieles Höchste, Geistige zur Sprache gekommen war, Jesus von Nazareth das Tor des Hauptgebäudes der Essäer verließ, da traf er, indem er durch das Tor ging, auf die Gestalten, von denen er wußte, daß sie Luzifer und Ahriman waren. Und er sah fliehen Luzifer und Ahriman von dem Tore des Essäerklosters. Mit tiefer elementarer Gewalt drängte sich herauf in seine Seele die Frage: Wohin fliehen diese, wohin fliehen Luzifer und Ahriman? – Denn er wußte, die Heiligkeit des Klosters der Essäer hatte sie zum Fliehen gebracht. Da brannte in seiner Seele die Frage. Wohin fliehen Luzifer und Ahriman?


In dem ganzen System der Essäervervollkommnung spielte das eine gewisse Rolle, daß der Essäer durch kein Tor gehen durfte, an dem ein Bildnis angebracht war, denn es war so, daß nichts von Legendenhaftem, Mythischem oder Religiösem im Bilde dargestellt werden durfte. Das Luziferische der Bildimpulse wollte der Essäer dadurch fliehen. Es ging ihm auf ein auf seine Seele ungeheuer bedrückend wirkender Zusammenhang: Wohin fliehen denn Luzifer und Ahriman, sagte er sich, wenn sie von den Toren der Essäer wegfliehen? Sie fliehen dahin, wo die Seelen der anderen Menschen sind! Dazu also hatte es die Menschheit gebracht, daß eine Gemeinschaft sich aussondern muß, wenn sie den Zusammenhang mit der göttlich-geistigen Welt finden will. Und weil sie sich so aussondert, daß sie sich in ihrem ganzen sozialen Zusammenhalt nur entwickeln kann, indem sie die anderen Menschen von sich ausschließt, verurteilt sie die anderen Menschen, gerade um so tiefer in das hineinzusinken, was sie, diese Essäergemeinschaft, floh. Dadurch, daß die Gemeinschaft der Essäer stieg, mußten die anderen um so mehr fallen! Dadurch, daß der Essäer ein Leben führte, welches Luzifer und Ahriman nicht mit ihm in Berührung kommen ließ, konnten Ahriman und Luzifer gerade versuchend und verlockend zu den anderen Menschen hinkommen. So leben wir in einer Zeit – das trat bitter vor seine Seele –, in welcher jene, die den Zusammenhang mit dem Göttlich-Geistigen suchen, in enger Gemeinschaft und auf Kosten der anderen Menschen dieses tun müssen. So leben wir in einer Zeit, in welcher der Schrei der Sehnsucht ist nach einem solchen Zusammenhange mit der göttlich-geistigen Welt, der allen Menschen werden kann.


Was man aus der Betrachtung der Akasha-Chronik auf diesem Gebiete gewinnt, das ist die Erkenntnis, daß hier durch innere seelische Erfahrung etwas erlitten worden ist, was von keiner anderen Seele auf der Erde jemals hat erlitten werden können. Je höher das Geistig-Seelische steht, desto mehr kann es leiden unter geistig-seelischen Eindrücken.


Die Zarathustra-Wesenheit litt in diesen Jahren unter dem Erleben dessen, daß die alten Offenbarungen unmöglich geworden sind für dasjenige, was die Menschenseele in der neueren Zeit braucht. Das war zunächst das unendliche Leiden, das mit keinem Leiden der Erde zu vergleichen ist.


Es war der Jesus von Nazareth nach und nach durch die charakterisierten Erlebnisse allerdings umgewandelt worden, so daß unendliche Weisheit sich in seinem Antlitz ausprägte. Aber er war auch, wie das ja immer, wenn auch in geringerem Grade der Fall ist, wenn die Weisheit in einer Menschenseele zunimmt, zu einer gewissen inneren Traurigkeit gekommen. Die Weisheit hatte ihm zunächst die Frucht gebracht, daß der Blick, den er wenden konnte in seine menschliche Umgebung, ihn eigentlich recht traurig machte. Er mußte daran denken, wie er in den ersten Zeiten nach seinem 12. Jahre gewissermaßen nur den unendlichen Reichtum dieser Zarathustra-Seele in sich gefühlt hatte. Er wußte ja am Ende der Zwanzigerjahre noch nicht, daß er der wiederverkörperte Zarathustra war; aber er wußte, daß ein großer, gewaltiger Umschwung in seiner Seele in seinem 12. Jahre vor sich gegangen war. Und jetzt hatte er oftmals das Gefühl: Ach, wie war es doch anders mit mir vor diesem Umschwung in meinem 12. Jahre! – Er fühlte, wenn er jetzt zurückdachte an diese Zeit, wie unendlich warm es dazumal in seinem Gemüte war. Er war ja als (nathanischer Jesus-)Knabe ganz weltentrückt gewesen. Da hatte er zwar gehabt die lebhafteste Empfindung für alles, was aus der Natur heraus zum Menschen spricht, für alle Herrlichkeit und Größe der Natur, aber er hatte wenig Anlage für dasjenige, was menschliche Weisheit, menschliches Wissen sich angeeignet hatte. Und dann war es so, wie wenn nach diesem Moment im Tempel zu Jerusalem in seinem 12. Jahre dies alles aus seiner Seele herausgestürmt und dafür alle Weisheit hineingeströmt wäre.


Er fühlte, in dem Menschlichen auf Erden hatte er gelebt seit seinem 12. Jahre. Und jetzt mußte er oftmals zurückdenken, wie er war vor diesem zwölften Jahre, wo er gleichsam sich mit den göttlichen Urgründen des Daseins verbunden fühlte, wo alles in ihm elementar und ursprünglich war, wo alles aus einem aufsprudelnden Leben, aus einem warmen, liebenden Gemüte kam und ihn innig zusammenschloß mit anderen Menschenseelen, während er jetzt vereinsamt und allein und schweigsam geworden war. Alle diese Gefühle waren es, die zustande brachten, daß ein ganz bestimmtes Gespräch stattgefunden hat zwischen ihm und der Persönlichkeit, die ihm Mutter geworden war. Seinen inneren Zwiespalt hatte er bisher auch dieser Mutter verschwiegen, so daß sie nur das Schöne und Große gesehen hatte. Sie hatte nur gesehen, wie er immer weiser und weiser wurde, wie er immer tiefer eindrang in die ganze Menschheitsevolution. Deshalb war von demjenigen, was wie eine Art Generalbeichte mit diesem Gespräch stattfand, vieles neu für sie, aber sie nahm es auf mit innigem, warmen Herzen. Es war in ihr wie ein unmittelbares Verstehen für seine Traurigkeit, seine Gefühlsstimmung, dessen, daß er sich zurücksehnte zu dem, was er in sich hatte vor seinem 12. Jahre. Deshalb suchte sie ihn zu erheben und zu trösten. Sie erinnerte ihn an all das, was ihr durch ihn bekanntgeworden war von der Wiedererneuerung der großen Lehren, Weisheitssprüchen und Gesetzesschätze des Judentums. Es wurde ihm aber nur immer schwerer ums Herz, wenn er so die Mutter sprechen hörte, so schätzend das, was er innerlich doch eigentlich als überwunden fühlte. Und endlich erwiderte er: Ja, das mag alles sein. Aber ob durch mich oder durch einen anderen heute erneuert werden können all die alten, herrlichen Weisheitsschätze des Judentums, was hätte das alles für eine Bedeutung für die Menschheit? Es ist im Grunde doch alles bedeutungslos, was in solcher Art zutage tritt. Selbst wenn Elias heute käme – so sagte Jesus von Nazareth – und unserer Menschheit verkünden wollte dasjenige, was er als Bestes erfahren hat in den Himmelsweiten: es sind ja nicht die Menschen da, die Ohren hätten zu hören die Weisheit des Elias, der älteren Propheten, auch des Moses, ja bis Abraham hinauf. Alles, was diese Propheten verkündeten, wäre heute zu künden unmöglich. Ihre Worte würden ungehört im Winde verhallen! Und so ist ja alles, was ich in meiner Seele halte, wertlos. So sprach Jesus und er wies darauf hin, wie vor kurzem erst eines wahrhaft großen Lehrers Worte im Grunde genommen verklungen seien, ohne eine große Wirkung zu hinterlassen. Jesus wußte, wie wenig die innigen Worte, die der alte Hillel (75–4 n. Chr.) gesprochen hatte, Eingang gefunden hatten in die Herzen und Seelen.


Als Jesus von Nazareth solches erlebte, konnte er erfahren wie seine Stief- oder Ziehmutter immer mehr und mehr Verständnis faßte für sein inneres Leben. Namentlich seit dem Tode des Vaters war dies der Fall. Und während in früheren Jahren Jesus ganz allein und einsam in der Familie war, entwickelte sich in dieser Zeit so manches Gespräch mit der Mutter, in dem Jesus von Nazareth sprechen konnte von dem, was er in seiner einsamen Seele erlebte. Und es kam zu (diesem) großen entscheidenden Gespräch im 30. Jahre seines Lebens. [25] So kam es im Verlaufe dieses Gesprächs, daß es klar vor Jesus’ Seele stand, an welchem Punkte die Menschheitsentwickelung angelangt war. Jetzt dämmerte in ihm auf ein immer deutlicheres Bewußtsein, daß die Zarathustra-Seele in ihm war. So fühlte er, wie er als Zarathustra die damalige Menschheitsentwickelung mitgemacht hatte.


Viel sprach er mit seiner Mutter über die Größe und Glorie des alten Heidentums, von dem, was in den alten Mysterien der Völker lebte; wie zusammengeflossen waren die einzelnen Mysteriendienste Vorderasiens und Südeuropas in diesem Mithrasdienst. Aber zugleich trug er in seiner Seele die furchtbare Empfindung: wie sich nach und nach dieser Dienst gewandelt hatte und gekommen war unter dämonische Gewalten, die er selber erlebt hatte ungefähr in seinem 24. Lebensjahre. Und da erschien ihm auch die alte Zarathustra-Lehre wie etwas, wofür die Menschen der heutigen Zeit nicht mehr empfänglich sind. Und unter diesem Eindruck sprach er zu seiner Mutter das zweite bedeutsame Wort: Wenn auch erneuert würden die alten Mysterien und Kulte, und alles das hineinflösse, was einstmals groß war in den Mysterien des Heidentums, es sind, dies zu vernehmen, die Menschen nicht mehr da! All das ist nutzlos. Und dann sprach er von dem, was er im Kreise der Essäer in sich aufgenommen hatte.

Er wußte jetzt: Weder auf Juden- noch auf Heidenweise noch auf Essäerweise war der allgemeinen Menschheit der Zusammenhang mit der göttlich-geistigen Welt zu bringen. Dies Wort schlug furchtbar ein in die Seele der liebenden Mutter. Er war während dieses ganzen Gespräches vereinigt mit ihr, wie eins mit ihr. Die ganze Seele, das ganze Ich des Jesus von Nazareth lag in diesen Worten.


Es war in einer eigentümlichen Art, wie er das erzählte. Denn nicht nur gingen seine Worte hinüber zur Mutter, sondern die Worte flossen zum Herzen der Mutter hinüber wie lebendige Wesen. Es ist wirklich so, wie wenn alles, was in der Seele des Jesus von Nazareth lebte, während dieses Gespräches in die Seele der Mutter hinübergegangen wäre. Und es war auch für ihn so, denn Merkwürdiges enthüllt uns geheimnisvoll hier der Blick in die Akasha-Chronik. Der Jesus erzählte so, daß seine Worte, indem sie sich ihm entrangen und indem sie hinüberzogen in Herz und Seele der Mutter, immer ein Stück seines eigenen Ichs mit hinübernahmen. Man könnte sagen: Auf den Flügeln seiner Worte ging sein eigenes Ich wie hinüber zur Mutter, aber ohne daß es als solches eigentliches Ich in die Mutter hinüberging, die sich nur durch diese Worte wie belebt fühlte. Denn das Merkwürdige geschah jetzt, daß durch die Wirkung dieses Gespräches die Seele jener Mutter, welche die leibliche Mutter des nathanischen Jesus war, aus der geistigen Welt herunterkam und sich mit der Seele der Stief- oder Ziehmutter verband. Es war wie eine Art Wiedergeburt zur Jungfräulichkeit, was hier stattgefunden hat, (sodaß) jetzt weiterhin die Stiefmutter eigentlich nur als Hülle derjenigen Mutter herumwandelt, welche die Zeit von Jesu 12. bis 30. Jahre in der geistigen Welt zugebracht hat. [28] Der ganze furchtbare Schmerz, das furchtbare Leid des Jesus, das aus seiner Seele sich losrang, ergoß sich hinein in die Seele der Mutter und sie fühlte sich wie eins mit ihm. Jesus aber fühlte, als ob alles, was seit seinem 12. Jahre in ihm lebte, fortgegangen wäre während dieses Gespräches. Je mehr er davon sprach, desto mehr wurde die Mutter voll von all der Weisheit, die in ihm lebte. Und alle die Erlebnisse, die seit seinem 12. Jahre in ihm gelebt hatten, sie lebten jetzt auf in der Seele der liebenden Mutter! Aber von ihm waren sie wie hingeschwunden. Wie verwandelt war auch er seit jenem Gespräche, so verwandelt, daß die Brüder oder Stiefbrüder und die anderen Verwandten, die in seiner Umgebung waren, die Meinung bekamen, er hätte den Verstand verloren. Man sah ihn als einen Verlorenen an. Er ging in der Tat auch tagelang wie traumhaft im Hause umher. Das Zarathustra-Ich war eben dabei, diesen Leib des Jesus von Nazareth zu verlassen und in die geistige Welt überzugehen. Und ein letzter Entschluß entwand sich ihm: Wie durch einen inneren Drang, wie durch eine innere Notwendigkeit getrieben, bewegte er sich nach einigen Tagen wie mechanisch aus dem Hause fort, zu dem ihm schon bekannten Johannes dem Täufer hin, um von ihm die Taufe zu erlangen. Und dann fand jenes Ereignis statt in der Johannes-Taufe im Jordan: das Christus-Wesen senkte sich hinab in seinen Leib. Jesus war jetzt durchdrungen von dem Christus-Wesen. Seit jenem Gespräche mit seiner Mutter war gewichen das Ich des Zarathustra und dasjenige, was vorher gewesen war, was er (als nathanischer Jesus) vorher gewesen war, das war wiederum da, nur gewachsen, noch größer geworden. Und hinein in diesen Leib, der jetzt in sich trug die unendliche Tiefe des Gemütes, das Gefühl des Offenseins für unendliche Weiten, senkte sich der Christus. Die Mutter aber hatte auch ein neues Ich, das sich in sie hineinversenkt hatte, erlangt; sie war eine neue Persönlichkeit geworden. Es stellt sich dem Geistesforscher folgendes dar: In demselben Augenblicke, als diese Taufe im Jordan geschah, fühlte auch die Mutter etwas wie das Ende ihrer Verwandlung. Sie fühlte sich seitdem wie jene junge Mutter, die einstmals den Lukas-Jesusknaben geboren hatte. [29] Bei der Johannestaufe senkte sich wieder das Unsterbliche der ursprünglichen Mutter des nathanischen Jesus herab und verwandelte diejenige Mutter, die in dem Hause des nathanischen Joseph aufgenommen war, und machte sie wieder jungfräulich; so daß die Seele jener Mutter, die der Jesus verloren hatte, ihm bei der JohannesTaufe wiedergegeben wird. Diese Mutter, die ihm geblieben ist, birgt also in sich die Seele seiner ursprünglichen Mutter, die in der Bibel die «gebenedeite Maria» genannt wird (Lukas 1, 28).


Es ist nötig, ungeheure Kräfte zu haben, um seine Leiber so zu läutern, daß man sie lebensfähig verlassen kann. [31] Zarthustra selber inkarnierte sich bald nach dem Verlassen der drei Hüllen des Jesus von Nazareth; sein Ich verband sich mit dem Ätherleib des salomonischen Jesus, der bei dessen Tode von der Mutter des nathanischen Jesus mit hineingenommen worden war in die geistige Welt.


Das Ich des Jesus von Nazareth hat ja die drei Hüllen bei der Johannestaufe verlassen; aber es ist doch ein Abbild dieses Ichs gleich einem Siegelabdruck verblieben in den drei Hüllen. Von diesen drei Leibern nimmt die Christus-Wesenheit Besitz, aber auch von noch etwas, das wie ein Abdruck des Jesus-Ichs zurückbleibt. So etwas wie eine Ich-Kopie des Jesus wird einverwoben vom 12., 13. und 14. Jahrhundert ab in solche Menschen, die nun zu sprechen beginnen von einem «inneren Christus». Meister EckhartTauler, sie sprechen dann aus ihrer eigenen Erfahrung heraus wie (aus) einem Ich-Abdruck von Jesus von Nazareth.


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Karma – kommt vom dem Sanskritwort Karnoti, das heißt tun, machen, wirken.

Karma

Das Wort Karma kommt von oder hängt wenigstens zusammen mit dem Sanskritwort Karnoti, das heißt tun, machen, wirken. Es ist genau derselbe Stamm wie im lateinischen creare, schaffen. Creare, machen und schaffen, ist also genau dasselbe.


Das Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung für die geistige Welt, wie die Mechanik das Gesetz von Ursache und Wirkung in der materiellen Welt ist. In jedem Moment des Lebens stellt das Karma etwas dar, wie die Bilanz eines Geschäftsmannes.

Mit jeder Handlung, sie sei gut oder schlecht, vermehrt der Mensch sein Soll oder sein Haben. Wer (bei einer möglichen Handlung) einen Akt der Freiheit nicht zugeben möchte, würde einem Kaufmann gleichen, der nicht das Risiko einer neuen Geschäftsunternehmung eingehen möchte und sich immer auf dem gleichen Stande der Geschäftsbilanz halten würde.

Ein Einwand den man machen kann vom Gesichtspunkt der östlichen Weisheit: Die Idee eines Erlösers, der den Menschen zu Hilfe kommt, so sagt man, unterdrückt die logischen Verknüpfungen des Karma und setzt an die Stelle des großen universellen Entwickelungsgesetzes das unvermittelte Eingreifen einer wundersamen Gnade.

Es sei nur gerecht, daß derjenige, der die Fehler begangen hat, auch ihre Schwere trägt. Das ist jedoch ein Irrtum. Eine rein logische Auffassung von Karma würde es verbieten einem Menschen im Unglück zu helfen. Aber gerade da würde nun der Fatalismus sich als falsch erweisen, und die Hilfe, die wir einem anderen aus freien Stücken erweisen, eröffnet einen neuen Abschnitt in seinem Schicksal. Unsere Schicksale sind gewoben aus solchen Impulsen, solchen Gnadenerweisen.

Wenn wir aber die Idee einer individuellen Hilfe akzeptieren, können wir dann nicht auch verstehen, daß jemand, der sehr viel mehr vermag als wir, nicht nur einem Einzelnen helfen kann, sondern allen Menschen, ja einen neuen Impuls in die ganze Menschheit hineintragen kann? Nun, solcherart ist die Tat eines Mensch gewordenen Gottes, die nicht geschah, um den Gesetzen des Karma zu widersprechen, sondern um zu ihrer Erfüllung zu verhelfen.

Das Karma und der Christus ergänzen sich wie das Mittel zur Erlösung und der Erlöser. Durch das Karma wird die Tat des Christus ein kosmisches Gesetz, und durch das Christus-Prinzip, den geoffenbarten Logos, erreicht das Karma sein Ziel, nämlich die Befreiung der Seelen zum Selbstbewußtsein und ihre Wesensgleichheit mit Gott.


Eine Wesenheit, die einmal tätig war, steht in der Folge eben nicht mehr isoliert da; sie hat ihr Selbst in ihre Taten gelegt. Und alles, was sie wird, ist fortan verknüpft mit dem, was aus den Taten wird. Diese Verknüpfung einer Wesenheit mit den Ergebnissen ihrer Taten ist das die ganze Welt beherrschende Gesetz von Karma. Die Schicksal gewordene Tätigkeit ist Karma.


Ohne die Eigentümlichkeit des Zurückwirkens der Wirkung auf das verursachende Wesen ist der Karmabegriff nicht zu denken. Wenn (allerdings) Verursachung und zurückschlagende Wirkung in demselben Zeitpunkte stattfinden, dann werden wir kaum von Karma sprechen können. Denn in diesem Falle würde das Wesen, von dem die Wirkung ausgeht, im Grunde genommen die Wirkung unmittelbar hervorbringen wollen. Das gehört also noch zum Karma dazu, daß der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ein gesetzmäßiger ist, der hinübergeht über das, was das Wesen unmittelbar beabsichtigt.


Der Geist kann in seiner Tätigkeit nicht unbeeinflußt bleiben von der Tat, die er einmal verrichtet hat in der Stufe, die er einmal eingenommen hatte. Ich möchte Ihnen (an einem Beispiel) klarmachen, wie diese Tätigkeit des Geistes ihre Wirkung haben muß. Denken Sie einmal folgendes: Denken Sie, Sie haben vor sich stehen ein Gefäß mit Wasser und Sie werfen in dieses Gefäß eine warme Metallkugel.

Diese Kugel erhitzt das Wasser: dieses ist also das Werk der Kugel. Wenn Sie die Kugel in ein zweites Gefäß versenken, dann wird sie als Folge ihrer ersten Tätigkeit dieses zweite Wasser nicht wieder erwärmen können. Kurz, wie sie das zweite Mal wirkt, ist eine Folge von dem, wie sie das erste Mal gewirkt hat.

Durch dieses einfache Gleichnis kann man sich klarmachen, wie der Geist in seiner Tätigkeit wirkt. Wenn der Geist in seiner Tätigkeit ein bestimmtes Werk verrichtet, so ist nicht nur diesem Werk das Gepräge aufgedrückt, sondern der Tätigkeit des Geistes selbst ist derselbe Stempel aufgedrückt. Jakob Böhme sagt: «aufgedrückt ist ein Kennzeichen, das von der Tat fortan nicht mehr zu nehmen ist, als wieder durch neue Tat, durch neues Erlebnis, daß der alte Stempel durch einen neuen ersetzt wird». Das ist das Karma, das der einzelne erlebt. Ich bin das Ergebnis meiner früheren Taten, und meine jetzigen Taten werden in ihrer Fortsetzung in zukünftigen Erlebnissen ihre Wirkungen haben.


Dieses Gesetz von Karma besagt für den Geist genau dasselbe, was das Gesetz von Ursache und Wirkung, das Gesetz der Kausalität, für die äußeren, physischen Erscheinungen besagt.


Außer dem Karma, das jeder einzelne hat, gibt es ein allgemeines karmisches Gesetz auf allen Stufen des Daseins. Karma geht durch alle Reiche des Daseins, und es gibt durchaus Dinge im Menschheitskarma, in dem Karma eines Volkes, einer Gesellschaft oder einer anderen Menschheitsgruppe, die wir als ein gemeinschaftliches Karma ansehen müssen, so daß unter Umständen der einzelne mitgerissen werden kann von dem Gesamtkarma.


Für ein klares Denken gibt es kein Entrinnen aus dieser Anschauung. Man lasse entweder die ganze naturwissenschaftliche Entwickelungslehre fallen, oder man gebe zu, daß sie auf die seelische Entwickelung ausgedehnt werden müsse.

Es gibt nur zweierlei: entweder es ist jede Seele durch ein Wunder geschaffen, wie die tierischen Arten durch ein Wunder geschaffen sein müßten, wenn sie sich nicht auseinander entwickelt haben; oder die Seele hat sich entwickelt und ist in anderer Form früher dagewesen, wie die tierische Art in anderer Form da war.


Alles, was ich in meinem gegenwärtigen Leben kann und tue, steht nicht abgesondert für sich da als Wunder, sondern hängt als Wirkung mit den früheren Daseinsformen meiner Seele zusammen, und als Ursache mit den späteren.


Im Menschenleben treten Schicksalsfälle ein, die sich nicht darstellen als Wirkungen von Ursachen des einzelnen Lebenslaufes, sondern die aus einem anderen Bewußtsein heraus verursacht sind, nämlich aus einem solchen Bewußtsein, das jenseits der Geburt liegt und das unser Leben fortsetzt in frühere Zeiten, als diejenigen sind, die erst seit unserer Geburt abgelaufen sind.

Dasjenige Wesen im Menschen, welches von diesem Bewußtsein umfaßt wird, wollen wir die «Individualität» des Menschen nennen; und dieses Bewußtsein, das also fortwährend unterbrochen wird durch das Persönlichkeitsbewußtsein, wollen wir das «individuelle Bewußtsein» nennen, im Gegensatz zum Einzelpersönlichkeits-bewußtsein.


Im Grunde genommen haben wir in dem durch alle Inkarnationen sich durchschlängelnden Karma gestörte Gleichgewichtslagen. Bis einst in ferner Zukunft der Mensch in dem Durchgehen durch seine Inkarnationen endlich dahin gekommen sein wird, einen letzten, durch die Erde erreichbaren Gleichgewichtszustand auszubilden, der dahin führen wird, daß die Menschheit die Erdenmission erfüllt haben wird und das Erdendasein sich in eine neue planetarische Form hinüberentwickeln wird (siehe: Jupiter).


Dreierlei bedingt den Lebenslauf eines Menschen innerhalb von Geburt und Tod. Und dreifach ist er dadurch abhängig von Faktoren, die jenseits von Geburt und Tod liegen. Der Leib unterliegt dem Gesetz der Vererbung; die Seele unterliegt dem selbstgeschaffenen Schicksal, dem Karma. Und der Geist steht unter dem Gesetze der Wiederverkörperung (siehe: Reinkarnation), der wiederholten Erdenleben.


Wenn die Möglichkeit nicht gegeben wäre, sich über den Irrtum zu erheben, so müßte der Mensch zuletzt in Irrtum versinken. So aber ist die Wohltat des Karma eingetreten. Ist Karma irgend etwas, vor dem der Mensch sich fürchten soll? Nein! Karma ist eine Macht, für die der Mensch eigentlich den Weltenplänen dankbar sein sollte. Ohne Karma wäre unser Fortschreiten in der menschlichen Laufbahn unmöglich. Karma erweist uns die Wohltat, daß wir jeden Irrtum wieder gutmachen müssen, daß wir alles, was wir rückwärts getan haben, wieder vernichten müssen.


Die Folgen der Tat müssen getragen werden, gleichviel von wem.


Alles, was wir über die Wahrnehmungswelt denken, wird gar keinen Einfluß ausüben können (auf eine künftige Inkarnation), nur in dieser Inkarnation wird es eine karmabildende Kraft haben. Der Gedanke wirkt auf unseren jetzigen Charakter. Was aus dem Gefühl heraus entspringt, das was mit unserer Umgebung wesentlich zu tun hat, was in die Welt der Imagination hineingeht, das kommt uns zurück in der nächstfolgenden Inkarnation, so daß es in uns selbst erscheint als Neigungen und außer uns als Gelegenheiten.

Durch die Neigungen ruft man also die Gelegenheiten der Welt herbei, die das Schicksal bilden, durch Neigungen, die karmisch veranlagt sind. Die Gedanken formen den Charakter, die Neigungen führen karmisch die Gelegenheiten herbei. Die Handlungen führen das äußere Schicksal herbei, die ganzen leiblichen Umstände, unter denen der Mensch geboren wird. Was wir mit unserer Leiblichkeit wirklich ausführen, das ist unser wirkliches Schicksal, das kommt uns karmisch zurück.


Sobald man mit der Seele in der Gefühlssphäre lebt, lebt man nicht mehr in dem Leben, das durch Geburt und Tod begrenzt ist, sondern da lebt man schon in der ganzen Welt drinnen, welche sich ausdehnt auch in der Zeit vom letzten Tode bis zu dieser (jetzigen) Geburt und mit dem Willen gar in der vorhergehenden Inkarnation.


Wenn wir die Wirkungsweise des Karma betrachten, so müssen wir ins Auge fassen, wie das menschliche Ich, das ja die eigentliche Wesenheit, die innerste Wesenheit des Menschen darstellt, gewissermaßen drei Werkzeuge hat, durch die es sich darlebt in der Welt: den physischen Leib, den Ätherleib und den Astralleib. Der Mensch trägt eigentlich den physischen Leib, den ätherischen Leib und den astralischen Leib an sich. Er ist keiner dieser Leiber, denn er ist im eigentlichen Sinne das Ich. Und das Ich ist es auch, welches Karma erleidet und Karma bildet.


Die physische Welt, die der Menschengeist betritt, ist ihm kein fremder Schauplatz. In ihm sind die Spuren seiner Taten eingeprägt. Es gehört von diesem Schauplatz etwas zu ihm. Das trägt das Gepräge seines Wesens. Es ist verwandt mit ihm. Wie die Seele einst die Eindrücke der Außenwelt ihm übermittelt hat, auf daß sie ihm dauernd werden, so hat sie, als sein Organ, die ihr von ihm verliehenen Fähigkeiten in Taten umgesetzt, die in ihren Wirkungen ebenfalls dauernd sind. Dadurch ist die Seele in diese Taten tatsächlich eingeflossen.

In den Wirkungen seiner Taten lebt des Menschen Seele ein zweites selbständiges Leben weiter. Dies aber kann die Veranlassung dazu geben, das Leben daraufhin anzusehen, wie die Schicksalsvorgänge in dieses Leben eintreten. Etwas «stößt» dem Menschen zu. Er ist wohl zunächst geneigt, ein solches «Zustoßendes» wie ein «zufällig» in sein Leben Eintretendes zu betrachten.

Allein er kann gewahr werden, wie er selbst das Ergebnis solcher «Zufälle» ist. Er wird dann sein «Ich» nicht nur in seinen von «innen» heraus kommenden Entwickelungsimpulsen suchen, sondern in dem, was «von außen» gestaltend in sein Leben eingreift. In dem, was «ihm geschieht», wird er das eigene Ich erkennen. Gibt man sich solch einer Erkenntnis unbefangen hin, dann ist nur ein weiterer Schritt wirklich intimer Beobachtung des Lebens dazu nötig, um in dem, was einem durch gewisse Schicksalserlebnisse zufließt, etwas zu sehen, was das Ich von außen so ergreift, wie die Erinnerung von innen wirkt, um ein vergangenes Erlebnis wieder aufleuchten zu lassen.


Man sieht, zu der für das gewöhnliche Bewußtsein paradoxen Annahme, die Schicksalserlebnisse eines Erdenlebens hängen mit den Taten vorangehender Erdenleben zusammen, wird man durch eine intime, vom Denken geleitete Lebenserfassung geführt. Diese Vorstellung kann nur durch die übersinnliche Erkenntnis ihren Vollgehalt bekommen: ohne diese bleibt sie silhouettenhaft. Aber sie bereitet, aus dem gewöhnlichen Bewußtsein gewonnen, die Seele vor, damit diese ihre Wahrheit in wirklich übersinnlicher Beobachtung schauen kann.


Wir mißverstehen nicht die Karma-Idee, wenn wir davon sprechen, daß es eine Erbsünde und eine Gnade gibt. Denn sofern wir von der Karma-Idee sprechen, sprechen wir von der Reinkarnation des Ich in den verschiedenen Leben. Karma ist für den Menschen ohne die Anwesenheit des Ich gar nicht zu denken. Soferne wir von Erbsünde und Gnade sprechen, sprechen wir von Impulsen, die unter der Fläche des Karma liegen, die im astralischen Leibe liegen. Ja, wir dürfen sagen, wie das Karma ist, ist es erst dadurch herbeigeführt worden, daß der Mensch die Erbsünde auf sich geladen hat.

Das Karma läuft durch Inkarnationen hindurch, und vorher und nachher stehen Dinge, welche das Karma einleiten und wieder ausgleichen, vorher die Erbsünde und nachher der volle Erfolg des Christus-Impulses, das Eintreten der vollen Gnade.


Die Tat des Christus Jesus ist überhaupt nur denkbar durch das Existieren des Karmagesetzes.


So ist der Christus der Lichtführer, der hinausführt aus Irrtum und Sünde. Was hat denn der Mensch verloren, indem er heruntergestiegen ist aus der geistigen Welt, daß er sich verstrickte unter dem Einfluß Luzifers in die Begierden und Leidenschaften und dann durch den Einfluß Ahrimans in Irrtum, Illusion und Lüge in bezug auf die irdische Welt?

Er hat den unmittelbaren Einblick in die geistige Welt verloren, das Verständnis der geistigen Welt hat der Mensch verloren. Durch den Christus ist die Möglichkeit des Karma in die Menschheit hineingekommen.


Wir finden diese karmische Gesetzmäßigkeit überall in der Welt, insofern wir die Welt als eine geistige betrachten. Wir ahnen, daß sich das Karma auf den verschiedenen Gebieten in der verschiedensten Weise offenbaren wird. Und wir ahnen, wie die verschiedenen karmischen Strömungen – persönliches Karma, Menschheitskarma, Erdenkarma, Weltenkarma und so weiter – sich kreuzen werden und daß uns gerade dadurch die Aufschlüsse werden, die wir brauchen, um das Leben zu verstehen.


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Licht

Licht

Das Licht an sich ist ebensowenig sichtbar als die absolute Finsternis. Das Licht ist die reale Bedingung dafür, daß wir die Gegenstände sehen. Sinnlich wahrnehmen können wir das Licht bloß in seinen Wirkungen.


Das Licht ist eigentlich etwas, von dem wir gar nicht sagen können, daß wir es sehen können. Mit Hilfe des Lichtes sehen wir die Farben, aber wir können nicht eigentlich sagen, daß wir das Licht sehen.
Es trat im Laufe der Erdenzeit etwas ein, was sehr wichtig ist: Es differenzierte sich die Materie, der Stoff. Die einheitliche Wärmematerie differenzierte sich, so daß Luftmaterie entstand, während ein Teil der früheren Wärmematerie als Wärmematerie geblieben ist. Überall da, wo sich die Wärmematerie verdichtet, so daß sie Luft wird, entsteht gleichzeitig Licht. Wärmematerie ist noch finstere Materie, wird nicht von Licht durchsetzt. Wenn aber in solcher Weltensphäre ein Teil dieser Wärme sich verdichtet zu Gas oder Luft, dann kann ein Teil dieser Materie das Licht durchlassen.


Es gab eine Zeit vor dem Mysterium von Golgatha, da hatte die Erde eine Atmosphäre, in der war die Seele, die zum Seelischen des Menschen gehörte. Jetzt hat die Erde eine Atmosphäre, die ist entleert des Seelischen, das zum Seelischen des Menschen gehört. Dafür ist in das Licht, das uns vom Morgen bis zum Abend umfaßt, eingezogen dasselbe Seelische, das vorher in der Luft war. Daß der Christus sich mit der Erde verbunden hat, das gab die Möglichkeit dazu. So daß Luft und Licht auch geistig-seelisch etwas anderes geworden sind im Laufe der Erdentwickelung.


In den alten Zeiten fühlte der Mensch sich durchaus als Licht im Lichte. Er fühlte sich zum Licht hinzugehörig. Er sagte nicht «Ich bin», er nahm die Sonnenstrahlen wahr, die auf die Erde fielen, und er unterschied sich nicht von den Sonnenstrahlen. Wo er das Licht wahrnahm, nahm er auch sich wahr, denn da drinnen fühlte er sich. Mit dem Christus wurde das in seinem eigenen Inneren wirksam. Es ist die Sonne, die in das eigene Innere einzieht und in dem eigenen Inneren wirksam wird.


In was taucht der Mensch unter nach dem Tode? Er taucht unter in geistige Substanz, die da war ohne irdisches Zutun. Nach dem Mysterium von Golgatha muß der Mensch immer untertauchen in das, was durch das Mysterium von Golgatha gekommen ist als die Christus-Substanz der Erde. Wir haben den Christus kennengelernt als Sonnengeist. 

Vom Sonnenlicht hat sich das Ich einmal emanzipiert. Dann ist der große Sonnengeist auf die Erde heruntergekommen: dadurch taucht das Ich des Menschen unter in die Substanz des Sonnengeistes. Der Mensch erlebt dieses Untetauchen in die Christus-Substanz, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist, und dadurch ist der Mensch nach dem Tode in der Lage, Bewußtsein zu entwickeln. In der physischen Natur wird diese Stufe erreicht, wenn die Erde beim Vulkanzustand angekommen ist. Scheint die Sonne von oben auf die Erde herunter, so können wir sagen: die Sonne zaubert das Pflanzenwachstum hervor. Wenn aber die Sonne scheinen würde auf den Erdenplaneten mit ihrer Kraft, das Pflanzenwachstum zu erzeugen, und die Erde wäre unfähig Pflanzen hervorzubringen, könnte aber das Sonnenlicht zurückstrahlen, dann würde das Sonnenlicht sich nicht verlieren, sondern in den Himmelsraum hinausgehen und übersinnliches Pflanzenwachstum erregen. Das findet nun statt, nicht physisch, aber geistig. 

Dadurch, daß der Christus sich mit der Erde vereinigt hat, wirkt er so, daß der Mensch, der sich mit ihm verbindet, nach dem Tode die Rückwirkung erlebt von dem, was er hier bewußtseinsmäßig erfaßt hat. So begreifen wir, wie der Mensch gerade auf der Erde sich erwerben muß die Möglichkeit, auch nach dem Tode Bewußtsein entwickeln zu können, und wie er mitbringen muß vom physischen Leibe her die Kräfte, die das Bewußtsein entwickeln.


Das Licht, das uns umgibt, bildet den Körper der Toten. Sie haben einen Körper aus Licht gewoben. Das Licht das die Erde umgibt, ist Stoff für die Wesen, die im Devachan leben. Sehen wir draußen eine Pflanze, die vom Sonnenlicht sich nährt: sie empfängt nicht nur das physische Licht, sondern in Wahrheit die Tätigkeit geistiger Wesen, und unter ihnen sind auch diese Menschenseelen. 

Die Dinge sind uns durch das Sonnenlicht sichtbar. Die anderen Sinne nehmen auf ähnliche Weise die Dinge um uns herum wahr. In dem Augenblick, in welchem die Schwelle überschritten wird, da muß der Mensch, wenn ich mich auf das Beispiel des Sonnenlichtes beschränke, in seinem inneren Wesen eins werden mit dem Lichte. Er kann nicht durch das Licht die Dinge sehen, weil er ja in das Licht hineinkriechen muß. Man kann nur so lange die Dinge mit Hilfe des Lichtes sehen, als das Licht außerhalb ist. Wenn man mit dem Lichte sich selbst bewegt, kann man nicht mehr die Dinge sehen, die das Licht bescheint. 

Nun merkt man aber erst dann, wenn man mit seinem Seelenwesen also im Lichte sich bewegt, daß eigentlich unser Denken eine Einheit ist mit dem in der Welt webenden Lichte. Es ist ja zunächst nur für das physische Leben richtig, daß wir ein Denken haben, das an unseren Leib gebunden ist. In dem Augenblick, wo wir diesen Leib verlassen, haben wir kein abgerundetes Denken, sondern das, was Denken ist, verwebt sich mit dem Lichte, lebt mit dem Lichte. In dem Augenblick aber, wo so das Licht unser Denken aufnimmt, hört die Möglichkeit auf, auf so bequeme Weise ein Ich zu haben, wie der Mensch dieses Ich zwischen der Geburt und dem Tode hat. Er tut ja nichts dazu. Sein Leib ist so eingerichtet, daß sich sein Wesen durch diesen Leib spiegelt, und dieses Spiegelbild nennt er sein Ich. Es ist ein Bild-Gedanke, ein Gedanken-Bild. Und das fließt in dem Momente, im welchem die Schwelle überschritten wird in das Licht aus. Man verliert es in dem Augenblicke, in welchem man den Leib verläßt, und man kann dann nur ein Ich dadurch erleben, daß man eins wird mit dem, was man nennen kann die Kräfte des Planeten, namentlich mit den verschiedenen Variationen der Schwerkraft des Planeten. 

Man muß dann tatsächlich so eins werden mit dem Planeten, mit der Erde, daß man sich als ein Glied der Erde empfindet, wie sich der Finger als ein Glied unseres Organismus empfindet. Dann findet man mit der Erde zusammen die Möglichkeit, wiederum ein Ich zu haben. Und dann merkt man, daß so, wie man sich jetzt des Denkens bedient im physischen Leib, man sich so nachher des Lichtes bedienen kann. So daß man sagen müßte vom Gesichtspunkte der Initiation aus: Man lebt mit der Erdenschwere und beschäftigt sich leuchtend mit der Welt. – Das wäre dieselbe Tatsache für das Erleben jenseits der Schwelle, wie wenn man hier sagt: Man lebt in seinem Leibe und denkt über die Dinge.


Für den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maya, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken. Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter, Anziehungskraft, Abstoßungskraft, Schwere und so weiter sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maya, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der Erde.


Bevor Luzifer herangetreten ist an den Menschen, konnte der Mensch hinausschauen; er sah mit einem ursprünglichen, den Menschen zuteil gewordenen Hellsehen die Fixsterne, aber er sah sie so, wie sie sind in ihrer Substanz als der Substanz der Geister der Weisheit, der Kyriotetes: er sah sie geistig. Und er fing an, sie physisch zu schauen, das heißt, es strahlte ihm erst für seine physischen Augen wahrnehmbares Licht entgegen, als er selber, der Mensch, der luziferischen Versuchung unterlegen war. 

Das heißt, so wie die Fixsterne zunächst dirigiert werden von den Geistern der Weisheit, so sind sie physisch nicht sichtbar, so verbreiten sie nicht physisches Licht. Physisches Licht kann nur verbreitet werden, wenn etwas zugrunde liegt, was dem Lichte wie ein Träger unterliegt, wenn das Licht gleichsam gefesselt wird durch einen Träger. Daß ein Fixstern sichtbar werden kann, dazu ist noch etwas anderes notwendig, als daß bloß die geistigen Wesen der Weisheit in dem Fixstern wirken. 

Dazu ist notwendig, daß in diesem Fixstern luziferische Geister wirken, die sich auflehnen gegen die bloße Substanz der Weisheit, daß sie diese bloße Substanz der Weisheit durchsetzen mit ihrem Prinzip. Der Fixstern wäre nicht sichtbar, wenn er nicht in sich zu den Geistern der Weisheit, Kyriotetes, die normal fortgeschritten sind, auch solche hätte, die nicht ihr Ziel erreicht haben, die auf untergeordneter Stufe stehen geblieben sind, entweder auf der Stufe der Geister der Bewegung, der Dynamis oder der Geister der Form, den Exusiai.


Denken Sie einmal, daß folgendes eintreten würde: daß in dem jetzigen Zeitpunkt widerstrahlen könnte, was in einem früheren Zeitpunkt geschehen ist. Nun wissen wir aber, daß so etwas geschieht. Wir leben jetzt im 5. nachatlantischen Kulturzeitraum; da strahlen wider die Ereignisse des 3. Kulturzeitraumes, der alten ägyptisch-chaldäischen Zeit. Was früher da war, wird aufgefangen und strahlt jetzt zurück. Das ist eine Art Wiederholung des Gebens und Nehmens auf der alten Sonne. So haben wir uns gegenüber den Geistern der Weisheit, Kyriotetes, die in den älteren Sonnenzeiten die Gebenden, Schenkenden sind, in den Archangeloi die Aufnehmenden zu denken. 

Wir haben uns also von einem Zentrum ausgehend zu denken das, was von den Geistern der Weisheit kommt: das wird ausgestrahlt nach allen Seiten, wird aufgefangen von den Archangeloi und zurückgestrahlt. Was ist die ausgestrahlte Weisheit in sich selbst zurückgeleitet? Das ist das Licht. Und damit sind die Archangeloi zugleich die Schöpfer des Lichtes. Licht ist ebensowenig das, als was es uns in der äußeren Illusion erscheint, sondern wo Licht auftritt, haben wir die zurückgestrahlten Gaben der Geister der Weisheit. Und die Wesen, die wir überall hinter dem Licht vermuten müssen, das sind die Archangeloi. 

Daher müssen wir sagen: Hinter dem flutenden Lichtstrahl, der uns trifft, stecken die Archangeloi; daß sie uns aber Licht zuströmen können, das kommt nur davon her, daß sie zurückstrahlen, was ihnen entgegenstrahlt, nämlich die schenkende Tugend der Kyriotetes. So bekommen wir ein Bild der alten Sonne. Wir denken uns gleichsam einen Zentralsitz, wo vereinigt ist das, was vom alten Saturn herübergekommen ist: die Opfertaten der Throne gegenüber den Cherubim, im Anblick dieser Opfertaten versunken die Geister der Weisheit. Durch diesen Anblick werden sie veranlaßt, von sich auszustrahlen, was ihr eigenes Wesen ist: strömende, flutende Weisheit als schenkende Tugend. Das aber wird, weil es zeitdurchstrahlt ist, ausgesandt und wieder zurückgesandt, so daß wir einen Globus, einen durch die zurückstrahlende Tugend innerlich erleuchteten Globus haben. Denn wir müssen uns die alte Sonne nicht nach außen, sondern nach innen leuchtend denken. Damit ist ein Neues geschaffen. 

Die Kyriotetes erhalten ihr ausstrahlendes Wesen, indem es ihnen von der Oberfläche zurückstrahlt, so daß sie es als Licht wieder bekommen. Alles ist durchleuchtet. Aber was bekommen sie zurück von denen, die da im Nehmen zurückstrahlen? Ihr eigenes Wesen wurde, indem sie es hingegeben haben, zum Geschenk an den Makrokosmos, da war es ihr Inneres. Jetzt strahlt es zurück: ihr eigenes Wesen tritt ihnen von außen entgegen. Sie sehen ihr Inneres in die ganze Welt verteilt und widergestrahlt von außen als Licht, als die Widerspiegelung ihres eigenen Wesens.


Was ist der astralische Leib? Er erscheint ja dem hellseherischen Bewußtsein auch heute als eine Aura, die den Menschen umgibt; er ist (also) ein Lichtleib, der nur in dem gegenwärtigen Bewußtsein nicht gesehen werden kann. Aber er ist, wenn er im hellseherischen Bewußtsein gesehen wird, Licht, geistiges Licht; und unser physisches Licht ist nur umgestaltetes geistiges Licht. Auch das physische Sonnenlicht ist die Verkörperung des geistig-göttlichen aurischen Weltenlichtes. Das liegt ihm zugrunde. Es gibt in der heutigen Welt ein Licht, das dem Menschen von der Sonne zuströmt. Aber auch ein anderes Licht gibt es, das von seinem inneren Lichte ausströmt. Auf dem Monde leuchtete der Astralleib des Menschen noch für die um ihn befindlichen Wesen.


Das Licht zerstört sich innerhalb unseres nachatlantischen Erdenprozesses. Bis in die Atlantis hinein war der Erdenprozeß ein fortschreitender, seither ist er ein zerfallender. Das Licht zerfällt, und das zerfallende Licht ist Elektrizität. Das Sonnenlicht ist eine Kraft, die die Elektrizität auslöscht (die aus der Erde aufsteigt). Aber wo die Sonnenwirkung schwach ist, da geht die Elektrizität hinauf, in die Luft hinein – das Nordlicht ist die elektrische Kraft der Erde, die unter dem Einfluß der Mondenkräfte ausströmt.


Die Wissenschaft lehrt uns, daß das Licht zum Wachstum der Pflanzen notwendig ist – das ist aber nur die halbe Wahrheit. Derjenige, der mit hellsichtigem Blick die Pflanzen ansieht, der sieht aus den Pflanzen aufsteigen lebendige Geistes-Elemente. Das Licht taucht nämlich in die Pflanzen unter und steigt wiederum auf als lebendiges Geistes-Element. Die Pflanzen verwandeln das Licht in Luftgeister.


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Liebe – Die Erde ist der Kosmos der Liebe.

Liebe

Dem indischen Schüler wurde die Menschengestalt, das Urbild, im oberen Devachan klar wahrnehmbar. Dann umhüllte es sich im unteren Devachan mit einer astralischen Hülle, die in sich die Kräfte hatte, Liebe zu entwickeln. Die Liebe, den Eros, nannte man Kama. Es kleidete sich das göttliche Wort, das Brahman, in Kama, und durch das Kama hindurch tönte dem Schüler das Urwort heraus. Kama war es, in das sich Manas kleidete: das war das Ich.


Von all den Kräften der Seele, die sich schon in der Sinneswelt entwickeln, ist die Liebe die einzige, die unverwandelt bleiben kann beim Übergange der Seele in die Geistwelt. Den schwächeren Menschen helfen nach der Kraft, die man selbst besitzt, das kann geschehen innerhalb der Sinneswelt, und es kann sich auch in gleicher Art vollziehen mit dem Besitze, der dem Menschen im Bereich des Geistigen wird.


Im Prinzip ist alles, was der Mensch im Laufe der Erdentwickelung erfinden wird, schon in der Natur enthalten. Was aber der Mensch wirklich der Erde geben wird, das ist die Liebe, die sich von der sinnlichsten zur vergeistigtsten Art entfalten wird. Das ist die Aufgabe der Erdentwickelung. Die Erde ist der Kosmos der Liebe.

Was gehört denn dazu, daß ein Wesen ein anderes lieben kann? Dazu ist nötig, daß dieses Wesen sein volles Selbstbewußtsein habe, ganz selbständig sei. Kein Wesen kann ein anderes im vollen Sinne lieben, wenn diese Liebe nicht eine freie Gabe ist gegenüber dem anderen Wesen. Nur ein Wesen, das selbständig ist, das losgeschnürt ist von dem anderen Wesen, kann dieses lieben. Dazu mußte der Mensch zu einem Ich-Wesen werden. Das Ich mußte der dreifachen menschlichen Leiblichkeit eingepflanzt werden, damit die Erde ihre Mission der Liebe durch den Menschen ausführen kann. Der Mensch mußte nach und nach erst zu seiner Erdenmission herangeführt werden. Der Mensch lebte sich während des Einschlafens in die geistige Welt ein. Da träufelte ihm in das dämmerhafte Bewußtsein der göttliche Geist die ersten Keime alles Liebeswirkens ein. Was sich durch die Liebe im Laufe der Erdentwickelung offenbaren soll, das strömte zuerst während der Nacht in den Menschen ein.


Wenn jemand längere Zeit hindurch eine gewisse Beziehung zu einer andern Persönlichkeit erlebt, so senken sich diese Erlebnisse mit einer andern Persönlichkeit in das nächtliche Bewußtsein ein und werden wieder herausgeboren aus dem nächtlichen Bewußtsein als das, was wir die Liebe zu der andern Persönlichkeit nennen, die, wenn sie gesund ist, gleichsam ein Extrakt ist, der aufeinanderfolgenden Erlebnisse. Das Gefühl der Liebe zu der anderen Persönlichkeit ist dadurch entstanden, daß sich die Summe der Erlebnisse in einen Extrakt zusammengezogen hat, wie wenn wir die Erlebnisse zu einem Gewebe zusammenformen. –

Was müßte nun jemand tun, wenn er verhindern wollte, daß eine Reihe von Erlebnissen zur Liebe werde? – Er müßte eine besondere Kunst anwenden: er müßte das, was das Gewebe der Tageserlebnisse ist, wieder auflösen in der Nacht. In diese Tiefen des menschlichen Seelenlebens wollte Homer hineinweisen, indem er das Bild der Penelope hinstellte, die das Erlebnis mit der Freierschar hat: Sie verspricht einem jeden die Heirat, wenn sie ein bestimmtes Gewebe fertig habe; sie entgeht der Einhaltung des Versprechens nur dadurch, daß sie stets in der Nacht wieder auflöst, was sie bei Tage gewebt hat. – Ungeheure Tiefen der Erlebnisse erblicken wir da, wo Seher zugleich Künstler sind.


Eine zweite Grundkraft (neben der Glaubenskraft) ist die Liebe. Niemandem fehlt sie, immer ist sie da, sie kann nicht ausgerottet werden. Wer glauben würde, daß der größte Hasser, der größte Egoist keine Liebe habe, ist im Irrtum. Das zu denken ist durchaus falsch. Die Liebessehnsucht ist immer und immer hier vorhanden. Mag es sich um Geschlechtsliebe handeln oder um Liebe zum Kinde, oder zum Freunde, oder um Liebe zu irgend etwas, zu einem Werke, immer ist sie da. Sie kann nicht aus der Seele herausgerissen werden, weil sie eine Grundkraft der Seele ist. Aber so wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht, so braucht er das Liebeswerk, die Liebebetätigung für seine Seele. Ihr Gegner, ihre Behinderung, ist der Egoismus.

Was tut aber der Egoismus? Er läßt die Liebe nicht hinauswirken, er preßt sie in die Seele hinein, immer und immer. Und wie beim Atmen die Luft ausströmen muß, damit der Mensch nicht ersticke, so muß die Liebe ausströmen, damit die Seele nicht ersticke an dem, was gewaltsam in sie hineingepreßt wird. Besser gesagt: die Seele verbrennt an dem eigenen Liebesfeuer in sich selbst und geht zugrunde.

Der Mensch hat auf der alten Sonne den Ätherleib in der Anlage bekommen. Dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne ist Anlage des Ätherleibes. Darin ist nun die andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste ist; Licht ist Liebe. Im Ätherleib ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben, und wir können den Ätherleib mit Fug und Recht nennen den Liebesleib.

Wir hören oft sagen, daß das Leben öde und leer sei. Aus diesem Gefühl geht eine Art Mißstimmung sogar über auf den Körper. Das bewirkt die unbefriedigte Liebeskraft. Wenn die Welt unsere Liebe zurückstößt, empfinden wir Schmerz.


Und so wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib. Denn die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, daß der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins. Wenn der Mensch ganz und gar die Liebekraft aus seinem Wesen entfernen könnte – das kann selbst nämlich der egoistischste Mensch nicht, denn es gehört, Gott sei Dank, zu dem, was der Mensch egoistisch erstreben kann, auch das, daß er etwas lieben kann; sagen wir, um ein naheliegendes Beispiel zu gebrauchen, wenn derjenige, der nichts anderes mehr lieben kann, oftmals noch anfängt, wenn er recht geizig wird, das Geld zu lieben und sich so eine wohltätige Liebekraft doch wenigstens noch ersetzt durch eine aus dem gründlichen Egoismus herauskommende Liebekraft – so würde diese Hülle, welche von den Liebekräften unterhalten wird, wenn gar nichts von Liebe in dem Menschen wäre, ganz zusammenschrumpfen und der Mensch würde tatsächlich an Liebeleerheit sterben müssen. Das Zusammenschrumpfen der Liebekräfte ist dasselbe, was wir nennen können das Zusammenschrumpfen der Kräfte des Ätherleibes, denn der Ätherleib ist zugleich der Liebeleib.


Wenn wir mit geisteswissenschaftlichen Mitteln das Substantielle, das wirkliche Grundwesen des Seelischen erforschen würden, so würde sich uns darstellen – so wie alles Materielle nur zusammengepreßtes Licht ist –, daß alle noch so verschiedenen seelischen Erscheinungen auf der Erde sich uns ergeben als Modifikationen, als mannigfaltige Umformungen dessen, was genannt werden muß, wenn wir die Grundbedeutung dieses Wortes wirklich erfassen: Liebe. Jede Regung seelischer Art, wo sie auch immer auftritt, ist in irgendeiner Weise modifizierte Liebe. Liebe und Licht sind die zwei Elemente, die zwei Komponenten, die alles Erdendasein durchsetzen: Liebe als seelisches Erdendasein, Licht als äußeres materielles Erdendasein.


Es kann die Sonne niemals bloß physisches Licht auf die Erde senden; dasselbe, was die heißeste und inbrünstigste Liebesempfindung ist, ist unsichtbar im Sonnenlichte vorhanden. Mit ihm strömen der Erde zu die Kräfte der Throne, der Seraphim, der Cherubim und der ganzen Hierarchie der höheren Wesenheiten, die auf der Sonne wohnen und die es nicht nötig haben, irgendeinen anderen Körper als das Licht zu haben. Weil aber das alles, was heute in der Sonne vorhanden ist, damals (siehe: Erdentwickelung) noch mit der Erde verbunden war, so waren auch alle die höheren Wesenheiten mit der Erde selbst verbunden. Auch heute noch sind sie mit der Entwickelung der Erde verbunden.


In dem Sonnenlichte strömt ein Geistiges der Erde zu. Dieses Geistige ist, wenn wir nicht nur den Sonnenleib, sondern auch den Sonnengeist zu fassen vermögen, dieser Geist ist die Liebe, die herunterströmt auf die Erde. Und die Menschen sind dazu da, die warme Liebe der Gottheit in sich aufzunehmen, zu entwickeln und zu erwidern. Das können sie aber nur dadurch, daß sie selbstbewußte Ich-Wesen werden. Nur dann können sie die Liebe erwidern.


Das Seelische ist beim erwachsenen Menschen eigentlich eine viel stärkere Einheit als der physische Organismus. Das Seelische füllt sowohl das Kopfsystem, das Nerven-Sinnessystem, wie das rhythmische System, wie das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem aus. Es ist nur sehr schläfrig, träumerisch in dem unteren System, aber es füllt den ganzen Menschen nach seinen drei Gliedern aus. Wenn der Mensch geht oder mit den Händen arbeitet, so ist es wirklich so, daß dieselbe Kraft da zum Ausdruck kommt bei alldem in der Welt, was man bezeichnet als Liebe, die bleibt in Armen und Händen, in Beinen und Füßen.

Der Mensch muß bis zu der Grenze seiner Haut kommen, wenn er sich in Regsamkeit bringt, was dann, wenn es über den Menschen hinausflutet, sich als Liebe entfaltet. [10] Entwickeln wir Liebe in der Welt, so ist diese Liebe im Grunde genommen der Nachklang, das Nachtönen unserer geistig-seelischen Wesenheit, wie wir sie gehabt haben vor unserer Geburt, oder sagen wir vor unserer Empfängnis. Lieben können heißt leben können, kosmisch gefaßt.


Wenn sich Liebe entwickelt zwischen dem einen und dem anderen Menschen, ist ja im gewöhnlichen Leben tätig im hohen Grade unbewußt auch der Zusammenhang des Ich mit dem Gangliensystem und des Astralleibs mit dem Rückenmarksystem.


Okkult gesehen bringt alles, was aus Liebe geschieht, keinen Lohn, sondern ist Ersatzleistung für bereits verbrauchtes Gut. Die einzigen Handlungen, von denen wir in der Zukunft nichts haben, sind diejenigen, die wir aus echter, wahrer Liebe tun. Man könnte erschrecken über diese Wahrheit. Zum Glück wissen die Menschen in ihrem Oberbewußtsein nichts davon. In ihrem Unterbewußtsein aber wissen es alle Menschen, darum tun sie so ungern die Taten der Liebe.

Das ist der Grund, warum so wenig Liebe in der Welt ist. Die Menschen fühlen instinktiv, daß sie von den Taten der Liebe für die Zukunft nichts haben für ihr Ich. Eine Seele muß schon weit vorgeschritten sein in ihrer Entwickelung, wenn sie Gefallen hat an Handlungen der Liebe, von denen sie selbst nichts hat. Der Impuls dazu ist nicht stark in der Menschheit; aber aus der Geisteswissenschaft heraus kann man doch auch starke Impulse für Taten der Liebe gewinnen. Wir haben für unseren Egoismus nichts von Taten der Liebe, aber die Welt hat davon um so mehr. Der Okkultismus sagt: Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt.

Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt. Wäre es für einen Menschen, der Wohlgefallen, Interesse hat an dem Blumenwachstum einer Wiese, nicht absurd, wenn er wünschen würde, daß die Sonne verschwinde aus der Welt? Ins Moralische übertragen heißt das: Man muß Interesse haben daran, daß eine gesunde Entwickelung sich durchringt in den Menschheitszusammenhängen. Weise ist es, wenn wir so viel Liebe wie möglich über die Erde ausgestreut haben. Einzig weise ist es, wenn wir die Liebe fördern auf der Erde. Interesselosigkeit, krassester Egoismus ist es, wenn die Menschen kein Interesse haben an der Welt. Interesse an allem Sein haben, das ist Menschenpflicht.


Die Liebe, die sinnliche, ist der Ursprung für das Schöpferische, das Entstehende. Ohne sinnliche Liebe würde es nichts Sinnliches mehr geben in der Welt; ohne die geistige Liebe entsteht nichts Geistiges in der Entwickelung. Wenn wir Liebe üben, Liebe pflegen, so ergießen sich Entstehungskräfte, Schöpferkräfte in die Welt. Gewiß, als Egoisten können wir der Zukunft die Schöpferkräfte entziehen; aber die Liebestaten und die Schöpferkräfte der Vergangenheit, die können wir nicht auslöschen. Den Taten der Liebe der Vergangenheit schulden wir unser Dasein. So stark wir dadurch sind, so stark auch sind wir der Vergangenheit verschuldet, und was wir an Liebe jemals aufbringen können, ist Schuldenzahlen für unser Dasein.

Daher werden wir begreifen die Taten eines hochentwickelten Menschen, denn ein hochentwickelter Mensch hat größere Schulden an die Vergangenheit. Weise ist es seine Schulden zu bezahlen durch Taten der Liebe. Der Impuls der Liebe wächst mit dem Höherkommen eines Menschen. Die Bedeutung der Liebe im Wirken der Welt wollen wir uns so vor die Seele führen: Liebe ist dasjenige, was uns immer auf Lebensschulden der Vergangenheit verweist, und weil wir vom Bezahlen der Schulden für die Zukunft nichts haben, darum haben wir selbst nichts von unseren Liebestaten. Wir müssen unsere Liebestaten zurücklassen in der Welt, da aber sind sie eingeschrieben in das geistige Weltgeschehen. Wir vervollkommnen uns nicht durch unsere Liebestaten, nur durch die anderen Taten, aber die Welt wird reicher durch unsere Liebestaten. Denn Liebe ist das Schöpferische in der Welt.


Es gibt neben der Liebe noch zwei andere Mächte in der Welt, die Kraft oder Stärke, die zweite ist die Weisheit. Bei der Stärke kann man von schwacher Macht, von einer stärkeren Macht und von Allmacht reden; ebenso bei der Weisheit – da gibt es auch Stufen bis zur Allwissenheit, zur Allweisheit. In demselben Sinne von Stufen der Liebe zu reden, geht nicht recht an. – Nicht ist die umfassendste Eigenschaft der Gottheit die Allmacht, nicht die Allweisheit, sondern die Liebe, die Eigenschaft, bei der keine Steigerung mehr möglich ist. Gott ist voller Liebe, ist reine Liebe, ist sozusagen aus der Substanz der Liebe geboren. Gott hat behalten die Liebe, geteilt aber hat er die Macht und die Weisheit mit Luzifer und Ahriman. Die Weisheit hat er geteilt mit Luzifer und mit Ahriman die Macht, damit der Mensch frei sei, damit der Mensch unter dem Einfluß der Weisheit weiterschreiten könne. Suchen wir alles Schöpferische zu ergründen, so kommen wir auf die Liebe. Ein anderer Impuls ist es innerhalb der Entwickelung, der dahin führt, daß die Wesen immer weiser und mächtiger werden. Vervollkommnung wird erreicht durch Weisheit und Macht.


Zu den höchsten Erfahrungen innerhalb der geistigen Welt gehört von einem gewissen Gesichtspunkte aus die Tatsache des Mysteriums von Golgatha. Die Tat des Luzifer spielt sich ab zu einer Zeit, wo der Mensch noch Teilnehmer der übersinnlichen Welt war, die Tat des Christus spielt sich ab mitten im materiellen Leben: sie ist eine physisch-spirituelle Tat. Die Tat des Luzifer können wir begreifen, wenn wir die Welt weisheitsvoll erforschen. Um die Tat des Mysteriums von Golgatha zu begreifen, dazu reicht keine Weisheit aus, denn Liebe ist zum Verständnis des Mysteriums von Golgatha nötig. Erst wenn die Liebe in die Weisheit strömt und wieder umgekehrt (ist), dann wird es möglich, das Mysterium von Golgatha zu begreifen. Die mit Weisheit vereinte Liebe, die brauchen wir, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen.


Wenn wir selber Luzifer entgegenwirken sollen, wenn wir seine Angelegenheiten in der Zukunft besorgen sollen, wird es bei uns nur die Liebe sein können, die an die Stelle der Taten des Luzifer treten kann; die Liebe aber wird es sein können. Indem wir Weisheit und Liebe entwickeln, entwickeln wir diejenigen Elemente, die wieder von unseren Seelen selber ausfließen werden als Gaben für die, die in der ersten Hälfte der Erdentwickelung sich hingeopfert haben als luziferische und ahrimanische Mächte, um uns das zu geben, was wir zur Erringung unserer Freiheit brauchen. Diesen Mächten werden wir geben müssen, was wir an Weisheit und Liebe so entwickeln werden. Wir müssen uns aber bewußt sein: Weil Leben in der Welt sein muß, müssen wir Kulturen annehmen, die uns Ausdrucksmittel dieses Lebens sind. Wir wollen uns gern und mit Liebe einer theosophischen Kultur hingeben, die nicht ewig sein wird, aber wir wollen es mit Enthusiasmus hinnehmen und mit Liebe das schaffen, wozu wir früher unter dem Einfluß Luzifers getrieben worden sind. Weil wir jetzt erkennen, daß wir aus Liebe das schaffen müssen, wozu wir früher durch den luziferischen Einfluß, durch Begierden und Leidenschaften getrieben werden mußten, werden wir jetzt hinter alldem desto mehr überschüssige Liebe entwickeln. Die kommt Luzifer zugute; dadurch werden auch seine Enttäuschungen gutgemacht. An uns liegt es, daß an Luzifer wieder das gutgemacht werden kann, was er an Enttäuschungen erleiden muß, wenn wir nach der anderen Seite das zurückgeben, was für uns geleistet worden ist. Das ist der andere Teil des Karma der höheren Wesenheiten, daß wir eine Liebe entwickeln, die nicht bloß in der Menschheit bleibt, sondern die dazu berufen ist, in den Kosmos einzudringen. In Wesenheiten, die höher sind als wir, werden wir die Liebe einströmen lassen können, und diese Wesenheiten werden sie als Opfer empfinden. Es wird Seelenopfer sein. Seelenopfer wird hinaufströmen zu denen, die einst ihre Gaben herunterströmen ließen, wie einst die Rauchopfer hinaufstrebten zu den Geistern in Zeiten, wo Menschen die spirituellen Güter noch hatten. Damals konnten die Menschen nur die symbolischen Rauchopfer noch zu den Göttern hinaufsenden. In der Zukunft werden die Menschen Liebesströme hinaufsenden zu den Geistern, und aus dem Liebesopfer wird wieder etwas herunterströmen: dem Menschen werden zuströmen höhere Kräfte, die, von Geistigem dirigiert, mit immer größerer Macht eingreifen werden in unsere physische Welt. Das werden dann im wahren Sinne magische Kräfte sein.


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Logos – die Kräfte des Logos haben sich verkörpert in dem Jesus von Nazareth.

Logos

Was man als Grundton der Gestirnbewegungen im Weltenall vernehmen kann, nennt man die Pythagoreische Sphärenmusik. Diesen Grundakkord der Sternenbahnen und des Weltenalls, diesen Ton bezeichnet und meint der Schreiber des Johannes-Evangeliums, wenn er vom Weltenwort (giechisch: logos) spricht.


Wie dem bloßen Ton als höherer Inhalt, als Inneres, Seelenhafteres noch zugrunde liegt das Wort, der Klang oder Sinn, so ist auch mit dem Lebensäther verbunden Sinn, Wort, dasselbe, was man im späteren Persischen Honover genannt hat, und was der Johannes-Evangelist den Logos nennt, als sinnvollen Ton, der dem Sonnenwesen eigen ist. Auch Zarathustra hat seinen Unterricht empfangen durch das Sonnenwort.


Bis in das letzte Jahrtausend der vorchristlichen Zeit hinein war ein lebendiges Bewußtsein davon vorhanden, daß die Welt von Gedanken regiert wird, daß Gedanken überall in der Welt leben. Man erlebte mit den Weltgedanken, den Logos, im ätherischen Leibe.


Jenes allgemeine Erklingen, das aus dem Zusammenfluß dessen entsteht, wenn sich die einzelnen Wesenheiten (der verschiedenen Hierarchien) aussprechen, das ist der Logos. Aber der Logos, er ist auch zunächst nur ein Schein gewesen. Nur dadurch, daß ihn der Christus zusammengefaßt hat, diesen Schein gewissermaßen in seiner eigenen Wesenheit verdichtet hat, ist durch das Mysterium von Golgatha der Scheinlogos als wirklicher Logos auf der Erde geboren worden.


Die historische Erscheinung des Christus Jesus bedeutet nichts anderes, als daß die Kräfte der sechs Elohim oder des Logos sich verkörpert haben in dem Jesus von Nazareth. Das, was in der Sonne an innerer Kraft liegt, die Kraft der Logosliebe, nahm physische Gestalt an in dem Leibe des Jesus von Nazareth. Sie ist nichts anderes als die Verkörperung des Logos, der sechs anderen Elohim, denen vorbereitend der eine, der Jahve-Gott vorangegangen ist. Und diese eine Gestalt des Jesus von Nazareth, in welcher der Christus oder der Logos inkarniert war, bringt daher das, was früher immer nur von der Sonne auf die Erde herniederströmte, was nur im Sonnenlichte enthalten ist, sie bringt es in das Menschenleben, in die Menschheitsgeschichte selbst hinein: «Der Logos ward Fleisch».


Nun sehen wir einmal zurück auf den physischen Menschenleib, wie er schon auf dem Saturn war, und fragen uns: Woher kommt dieser physische Menschenleib? Was ist sein letzter Urgrund? Er kommt von dem Logos oder von dem Wort. Denn damals auf dem Saturn schon wurde er so gelenkt, dieser physische Menschenleib, daß er später ein sprechender wurde, ein Zeuge für den Logos. Daß Sie heute so geformt sind, daß dieser Menschenleib die heutige Form hat, rührt davon her, daß dem ganzen Plan unserer Schöpfung das «Wort» zugrunde lag. 

Auf das Wort hin ist der ganze Menschenleib hingeordnet, und von Anfang an ist er so veranlagt, daß zuletzt das Wort aus ihm herausspringen konnte. Dieser physische Menschenleib hat sein Urbild in dem Worte oder dem Logos; der von Anfang an darin wirkte. Und der Logos wirkt noch heute: Wenn der physische Menschenleib im Bette liegt und verlassen ist vom Ich, dann wirkt der göttliche Logos in den vom Menschen verlassenen Wesensgliedern. 

Fragen wir nach dem ersten Ursprung des physischen Leibes, so sagen wir: Das erste ist der Logos oder das Wort. Der Logos ward Leben auf der Sonne, indem er den Menschen auf eine höhere Stufe brachte. – Auf dem Monde gliederte sich dem Menschen ein der Astralleib. Er ist ein Lichtleib. Er ist, wenn er im hellseherischen Bewußtsein gesehen wird, Licht, geistiges Licht; und unser physisches Licht ist nur umgestaltetes geistiges Licht. Das Leben ward Licht.


Am reinsten erscheint dieser äußere physische Leib des Logos zunächst im äußeren Sonnenlicht. Das Sonnenlicht ist nicht bloß materielles Licht. Für die geistige Anschauung ist es ebenso das Kleid des Logos, wie Ihr äußerer physischer Leib das Kleid für Ihre Seele ist.


Die Sonne ist nichts anderes als das Symbolum für den Logos.


Gerade wie der Ton in einer gewissen Beziehung in eine höhere Sphäre heraufkommt, wenn er aus dem musikalischen Ton zum menschlichen Wort wird, so ist es auch im Weltenzusammenhange: die Sphärenharmonie wird etwas Höheres, wenn sie zum Weltenwort, zum Logos wird. Nun haben wir in der physischen Organisation des Menschen als das nächst Höhere (als die Nerven) – physiologisch – das Blut. 

Gerade so nun, wie der Muskel eingespannt ist in die Sphärenharmonien, so ist das Blut eingespannt in den Logos, und kann immer mehr und mehr Ausdruck des Logos werden, wie es dies unbewußt (schon) seit der Menschwerdung ist. Das heißt es besteht auf dem physischen Plan die Tendenz, daß in seinem Blut, das der Ausdruck des Ich ist, vom Menschen bewußt der Ausdruck des Logos empfunden wird.


Nun, was ist denn damit aber gesagt, daß der Logos der Schöpfer von allem ist? Die Menschen sagten sich: Durch das Blut, durch den Leib wirkt die Gottheit, und sie hatten damit die Vorstellung verbunden, daß wenn das Blut durch die Adern des Menschen oder der Tiere rinnt, dieses Blut dann eigentlich den Göttern weggenommen ist. Daher die Blutopfer in jener alten Zeit. 

Nun kam der Christus und sagte: Das ist nicht dasjenige, um was es sich handelt. Sehet nicht in dem Blute dasjenige, was dem Gotte entspricht, sehet es in dem Brote, bevor das Brot zu Blut wird, und sehet es in dem Wein, bevor der Wein in das Blut hineingeht. Da ist das Göttliche, da ist die Verkörperung des Logos. Sehet nicht auf dasjenige, was im Blute rinnt, denn das ist bei den Menschen altes Erbstück der Mondenzeit, der vorirdischen Zeit. 

Dasjenige, was im Menschen irdisch ist, mit dem hat das Nahrungsmittel zu tun, bevor es Blut wird. Also hingelenkt die Vorstellung auf dasjenige, was auf der Erde draußen bereitet wird, was irdisch ist, ohne daß der Mond einen Einfluß dabei hat, das heißt auf das, was vom Sonneneinfluß herkommt. Denn wir sehen die Dinge durch das Licht der Sonne, und wir essen das Brot und trinken den Wein, indem wir in ihnen die Sonnenkraft essen und trinken. Die sichtbaren Dinge sind nicht durch den Vatergott, die sichtbaren Dinge sind durch den Logos.


Es war auf etwas rein Geistiges hingewiesen. Man soll nicht heraussaugen aus den physischen Dingen der Erde dasjenige, was das Göttliche ist, man soll dieses Göttliche sehen in dem reinen Geistigen, in dem Logos. Es wurde der Logos entgegengesetzt den alten Gottvatervorstellungen, das heißt, es wurde der Menschen Sinn auf etwas rein Geistiges hingelenkt. 

Niemals hat in vorchristlichen Zeiten der Mensch durch etwas anderes als durch dasjenige, was in ihm gewissermaßen organisch gekocht worden ist, und in ihm dann innerlich als eine Vision oder dergleichen aufgegangen ist, das Göttliche gesehen. Damit, wenn wir so denken, kommen wir den Vorstellungen der ersten christlichen Jahrhunderte eigentlich erst nahe. Aber damit war ja den Menschen zunächst etwas gegeben wie ein Hinweis, daß sie nicht irgendwelcher anderen Kraft, als der Kraft ihres Bewußtseins entnehmen sollen die Vorstellungen, um zum Göttlichen zu kommen. 

Die Menschen waren hingelenkt auf das Geistige. Man konnte ihnen sagen: Ehedem war die Erde so mächtig, daß sie euch die Vorstellung gegeben hat vom Göttlichen. Das hat aufgehört. Die Erde gibt nichts mehr her. Ihr müßt durch euch selbst zum Logos und zum schöpferischen Prinzip kommen. Und das drückte sich aus in dem, daß die ersten Christen sagten: der Weltuntergang ist nahe. Sie meinten, der Untergang derjenigen Erde, die dem Menschen die Erkenntnis gibt, ohne daß er mit seinem Bewußtsein an diesen Erkenntnissen arbeitet. 

Und es ist in der Tat eine tiefe Wahrheit ausgesprochen mit diesem Weltuntergange, denn der Mensch war vorher ein Sohn der Erde. Der Mensch überließ sich den Erdenkräften. Er verließ sich darauf, daß sein Blut ihm seine Erkenntnisse gab. Damit war es aus. Die Reiche der Himmel sind nahe herangekommen, die Reiche der Erde haben aufgehört. Der Mensch kann fortan nicht mehr ein Sohn der Erde sein. Der Mensch muß sich zum Genossen eines geistigen Wesens machen, das von der geistigen Welt auf die Erde heruntergekommen ist, des Logos, des Christus.


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Lukas – Evangelium

Lukas – Evangelium

Eine kurze merkwürdige Vorrede geht dem Lukas-Evangelium voraus, daß der Schreiber des Lukas-Evangeliums es unternimmt, dasjenige darzustellen, was – und nun kommen bedeutungsvolle Worte – diejenigen mitzuteilen wissen, die von Anfang an – gewöhnlich wird nun übersetzt – «Augenzeugen und Diener des Wortes waren», besser würden wir das Wort gebrauchen «Selbstseher und Diener des Wortes waren. Im Sinne des Lukas-Evangeliums sind «Selbstseher» solche Menschen, welche die imaginative Erkenntnis haben, die eindringen können in die Welt der Bilder und dort das Christus-Ereignis wahrnehmen, die besonders trainiert sind, durch solche Imaginationen zu schauen, Selbstseher, die genau und deutlich sehen – deren Mitteilungen legt der Schreiber des Lukas-Evangeliums zugrunde – und die zugleich «Diener des Wortes» waren. 

Er sagt nicht «Besitzer» des Wortes, denn das wären Leute, welche die volle inspirierte Erkenntnis haben.


Es gab eine Zeit in der Entwickelung der Menschheit, da war es in den Mysterien so, daß die zwei Arten von übersinnlichen Erfahrungen der Erkennenden zusammenwirkten. Und weil dadurch, daß ein jeder von ihnen auf die Anschauung des anderen verzichtete, er das, was er vermochte, genauer und deutlicher ausbilden konnte, ergab sich ein wunderschönes Zusammenwirken in gewissen Zeiten innerhalb der Mysterien. 

Man hatte sozusagen imaginative Hellseher; die hatten sich besonders dazu trainiert, die Welt der Bilder zu schauen. Und man hatte solche, welche die Welt des Imaginativen übersprungen hatten; sie hatten sich besonders dazu trainiert, das innere Wort, was erfahren wird durch die Inspiration, in ihre Seele aufzunehmen.


Ihnen, den Dienern, wird mitgeteilt, was der Inspirierte wahrnimmt; sie können es verkünden, weil es ihnen ihre inspirierten Lehrer gesagt haben. So also geht das Lukas-Evangelium zurück auf die Mitteilungen derjenigen, die Selbstseher, Selbsterfahrer sind in den imaginativen Welten, welche gelernt haben, was sie in der imaginativen Welt schauen, mit den Mitteln auszudrücken, welche der inspirierte Mensch hat, die sich also zu Dienern des Wortes gemacht haben. Wiederum haben wir hier ein Beispiel, wie genau in den Evangelien gesprochen ist und wie wir die Worte genau wörtlich verstehen müssen. 

Alles ist exakt und genau in solchen auf Grundlage der Geisteswissenschaft verfaßten Urkunden; und der moderne Mensch hat oft gar keine Ahnung von der Genauigkeit, von der Exaktheit, mit der die Worte in diesen Urkunden gewählt werden.


Lukas führt auf die Einweihung zurück, welche die Essäer und Therapeuten durchgemacht haben. Daher finden Sie bei ihm den Zug, der einen ärztlichen Charakter hat, der einen Ausgleich der Menschen anstrebt, der sich bemüht, den Unterschied zwischen Mensch und Mensch zu überbrücken und zu verwirklichen, daß vor der geistigen Welt alle Menschen gleich sind. Das Evangelium des Lukas scheint oft wie ein Evangelium für die Bedrückten und Mühseligen.


Es war für die Zeit, in welche das Christus-Ereignis selber hineinfiel, das Matthäus-Evangelium ein gutes Inspirationsbuch. Für unsere Zeit gilt dies insbesondere von dem Markus-Evangelium. Während im fünften Kulturzeitraum die Christus-Wesenheit Gegenstand des Studiums, der Vertiefung, der inneren Versenkung sein wird, werden in der sechsten Kulturperiode die Menschen in ihre ganze Wesenheit die Christus-Wesenheit aufnehmen. 

Dazu werden sie das besondere Gut nehmen, was wir als die innere Wesenheit des Lukas-Evangeliums kennengelernt haben. Und für den siebenten nachatlantischen Kulturzeitraum bis zur nächsten großen Katastrophe hin wird das Johannes-Evangelium ein Inspirationsbuch sein, während es heute für das geistige Leben des Menschen eine Richtschnur sein kann.


Wir müssen, wenn uns im Lukas-Evangelium die Erzählung von dem Erscheinen des Erzengels Gabriel bei der Maria entgegentritt, deren Ursprung in den wahren Visionen suchen, die auftraten in dem, was sich einst in dem Nerthus-Symbol der alten Nerthus-Mysterien spiegelte. Hinübergezogen war dies nach dem Osten.


In demselben Sinne, wie eine göttliche Kraftwesenheit durchdringen sollte den physischen Leib und den Ätherleib des salomonischen Jesus, sollte ebenfalls eine göttliche Kraftwesenheit durchdringen den Astralleib und das Ich bei jener Persönlichkeit, die wir als den nathanischen Jesus, den Jesus des Lukas-Evangeliums kennen. 

Und deutlich wird es ja im Lukas-Evangelium gesagt: diese göttliche Kraftwesenheit soll das, was sie ist, dadurch sein, daß durch alle Generationen herunter die Erbfolge in einer geraden Linie von jener Stufe der Menschlichkeit strömt, da der Mensch noch nicht innerhalb des Erdendaseins zum ersten Male in eine irdische, physisch-sinnliche Inkarnation eingetreten ist. Wir sehen ja, wie das Lukas-Evangelium durch, sagen wir, Generationen die Abstammung seines Jesus zurückführt bis auf Adam, bis auf Gott. 

Wir müssen ja auf diesen Zeitpunkt der lemurischen Zeit hinweisen und ihn festsetzen als denjenigen, wo der Mensch noch nicht inkarniert war in den Elementen des Erdendaseins, sondern wo er noch in einer göttlich-geistigen Sphäre war. Bis hinauf in jene Zeiten, da der Mensch noch göttlicher Natur war und auch noch nicht das auf den Menschen gewirkt hatte, was wir den luziferischen Einfluß nennen, verfolgt tatsächlich das Lukas-Evangelium seinen Jesus.


Es müssen für die alten Zeiten, für die Patriarchenzeiten von Salomo und David aufwärts, längere Zeiten angenommen werden für die Dauer einer Generation als später. Wenn wir nur einigermaßen selbst mit den historischen Daten fertig werden wollen, dürfen wir nicht bei drei Generationen – zum Beispiel Abraham, Isaak und Jakob – das rechnen, was jetzt der Durchschnitt für drei Generationen ergeben würde, sondern wir müssen für diese drei Generationen etwa 215 Jahre festsetzen. 

Das ergibt auch die okkulte Forschung. Nicht mehr aber sind einzelne Menschen gemeint, wenn wir von Abraham heraufgehen und diejenigen Namen in Betracht ziehen, die das Lukas-Evangelium anführt. Wenn wir also hinter die Zeiten zurückgehen, die in der Bibel als die Zeiten des Abraham bezeichnet werden, wird die ganze Seelenverfassung doch etwas anderes, als sie später war, und namentlich wird das Gedächtnis anders. 

Es war vor allen Dingen so, daß man sich nicht nur, wie heute, zurückerinnerte an persönliche Erlebnisse des einzelnen Lebens, sondern man erinnerte sich – durch die Geburt hindurch – an das, was der Vater, was der Großvater und so weiter erlebt hatten. Gedächtnis war etwas, was durch das Blut durch eine Reihe von Generationen hindurchrann, und erst später wurde es für einzelne Zeiten und das einzelne Leben zusammengezogen.


Der Name war durchaus in alten Zeiten nicht angewendet auf den einzelnen Menschen in seinem persönlichen Leben, sondern auf das, was durch das Gedächtnis zusammengehalten wurde, so daß ein Name so lange gebraucht wurde, als die Erinnerung dauerte. So weit als der Gedächtnisfaden reichte, wurde für eine solche Folge von Menschen der selbe Name gebraucht. In diesem Sinne gebraucht das Lukas-Evangelium selbstverständlich die Namen.


Wie man durch 6×7 Stufen zu den Geheimnissen des menschlichen Innern vordringt, so gelangt man durch 12×7, also 84 Stufen hinauf zu den geistigen Geheimnissen des Weltenraumes. Dann kommt man an den Punkt, wo das Labyrinth dieser geistigen Weltenkräfte nicht mehr blendend ist; wo der Mensch wirklich die Ruhe gewonnen hat, sich auszukennen in diesem gewaltigen Labyrinth, wo dieses Labyrinth durchschaut wird. 

Das lehrten wieder in gewissem Sinne die Essäer. Will der Mensch diesen Weg durchmachen, so braucht er, um anzukommen im Geistigen, 11×7 Stufen, das heißt, es muß der Mensch im astralischen Leibe und Ich 11×7 Stufen durchmachen. Das wird ausgedrückt in der Sternenschrift, indem man die Siebenzahl hernimmt von der Siebenzahl der Planeten, und das, was man durchzumachen hat im Weltenraum, hernimmt von der Zwölfzahl der Sternbilder des Tierkreises.

Der Mensch muß sich spiralförmig ausbreiten, indem er sich gleichsam in 7 Spiralwindungen dreht, und jedesmal, wenn er eine Spiralwindung durchmacht, alle 12 Sternbilder passiert, so daß er 7×12 Punkte zu passieren hat. Der Mensch breitet sich allmählich spiralförmig in den Kosmos aus – das alles ist natürlich nur ein Sinnbild für das, was der Mensch erlebt –, und wenn er, so herumkreisend, das 7. Mal die 12 Sternbilder durchmachen würde, wäre er beim Göttlich-Geistigen angelangt. Wenn der Mensch an der 12×7 ankam, war er im Geistigen darinnen. In dieser Weise mußten astralischer Leib und Ich durch 12×7 – beziehungsweise 11×7 Stufen durchgehen, wenn sie zum Göttlichen kommen wollten. 

Will das Göttliche herunterkommen und ein menschliches Ich geeignet machen, so muß es ebenso durch 11×7 Stufen heruntersteigen. Wenn also das Lukas-Evangelium jene geistigen Kräfte schildern will, die den astralischen Leib und das Ich geeignet machen zum Träger des Christus, dann mußte es schildern, wie die göttlich-geistige Kraft durch 11×7 Stufen heruntersteigt. 

Das schildert uns wirklich das Lukas-Evangelium. Weil es uns jene andere Persönlichkeit schildert, für welche der astralische Leib und das Ich zubereitet wurden, schildert es uns nicht – wie das Matthäus-Evangelium – 6×7 Generationen, sondern 11×7 Stufenfolgen, durch welche von Gott selber – das wird ausdrücklich im Lukas-Evangelium gesagt – heruntergeleitet wird, was in der Individualität des Jesus des Lukas-Evangeliums wohnte. Zählen Sie die Menschenstufen, die im Lukas-Evangelium angekündigt werden, durch welche die göttliche Kraft heruntergeleitet wird, so bekommen Sie 77 Stufen.


In das Kind, das dem Elternpaare geboren wurde, das im Lukas-Evangelium Joseph und Maria genannt wird, wurde hineingesenkt eine große individuelle Kraft, die gehegt und gepflegt worden war in der großen Mutterloge, in dem großen Sonnenorakel (der Atlantis). 

Wenn wir die Individualität, die in das Kind Jesus damals hineingesenkt wurde, kennenlernen wollen, so müssen wir weit zurückgehen, bis in die Zeit vor dem luziferischen Einfluß auf die Menschheit, bevor sich in den Astralleib der Menschen der luziferische Einfluß hineinerstreckt hat. Dieser luziferische Einfluß kam an die Menschen heran in derselben Zeit, als das Urmenschenpaar, das menschliche Hauptpaar die Erde bevölkerte. 

Dieses menschliche Hauptpaar war zwar stark genug, um die Menschensubstanz sozusagen zu überwinden, so daß es sich verkörpern konnte, aber es war nicht stark genug, um dem luziferischen Einfluß Widerstand zu leisten. Der luziferische Einfluß kam heran, erstreckte seine Wirkungen auch in den astralischen Leib dieses Hauptpaares, und die Folge war, daß es unmöglich war, alle die Kräfte, die in Adam und Eva waren, auch herunterfließen zu lassen in die Nachkommen, von dem Ätherleib behielt man in der Leitung der Menschheit etwas zurück. 

Es war also in Adam eine gewisse Summe von Kräften, die ihm nach dem Sündenfalle genommen wurden. Dieser noch unschuldige Teil des Adam wurde aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit. Sie wurden jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet, wo dem Joseph und der Maria das Kind geboren wurde; und in den ersten (12) Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des ursprünglichen Stammvaters der Erdenmenschheit in sich. 

Wer also lebte auf in dem Kindlein, das dem Paare Joseph und Maria geboren wurde? Der Stammvater der Menschheit, der «alte Adam» als ein «neuer Adam». Das hat schon Paulus gewußt. Und das hat auch Lukas, der Schreiber des Lukas-Evangeliums, der ein Paulus-Schüler war, gewußt. Daher gibt er für Joseph ein Geschlechtsregister, das bis hinauf zu Adam führt, der unmittelbar aus der geistigen Welt selbst hervorgeht, daher in der Redeweise des Lukas von Gott stammt, er ist ein Sohn Gottes. 

So verband sich mit dem Leibe, der dem Joseph und der Maria geboren wurde, dieser unendlich jugendliche Geist, dieser von allen Erdenschicksalen unberührte Geist, diese jugendliche Seele, deren Kräfte, wenn wir sie suchen wollen, im alten Lemurien gesucht werden müßten. Dieser Geist allein war stark genug, um ganz hineinzustrahlen in den astralischen Mutterleib und, als dieser (bei der Geschlechtsreife) abgestreift wurde, ihm die Kräfte zu überlassen, die er brauchte, um sich in fruchtbarer Weise mit dem Nirmanakaja des Buddha zu vereinigen, (damit) konnte er im 12. Jahre die jugendfrischen Kräfte abgeben, die den (geistigen) Buddhismus verjüngen sollten.


Wir müssen heute zurückschauen auf das, was 6 Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung sich zugetragen hat (das Leben des Buddha), weil wir, wenn wir nicht an der Hand der Akasha-Chronik die Entwickelung von den Ereignissen in Palästina bis zu der Predigt von Benares zurückverfolgen würden, den Weg des Christentums nicht verstehen würden, vor allem nicht denjenigen verstehen würden, der diesen Weg so eminent geschildert hat, den Schreiber des Lukas-Evangeliums. Seitdem der Bodhisattva zum Buddha geworden ist, brauchte er nicht mehr auf die Erde zurückzukehren; seitdem war er eine geistige Wesenheit, die in den geistigen Welten schwebt und von dort aus in alles einzugreifen hatte, was auf der Erde geschah. Und als das wichtigste Ereignis auf der Erde vorbereitet wurde und die Hirten auf dem Felde waren, da erschien ihnen eine Individualität aus den geistigen Höhen und verkündete ihnen das, was eben im Lukas-Evangelium geschildert wird: Und hinzu traten zu dem Engel «himmlische Heerscharen». 

Was hier den Hirten im Bilde entgegentrat, das war der verklärte Buddha, der Bodhisattva der alten Zeiten, dasjenige Wesen in seiner geistigen Gestalt, das durch Jahrhunderte und Jahrtausende den Menschen die Botschaft der Liebe und des Mitleides gebracht hatte. Jetzt, nachdem es seine letzte Inkarnation auf der Erde hinter sich hatte, schwebte es in geistigen Höhen und erschien in Himmelshöhen den Hirten neben dem Engel, der ihnen das Ereignis von Palästina vorherverkündete.


Indem der Mensch hier auf der Erde lebt und das entfaltet, was ihm seine Erkenntnisse bringen über die Umwelt, was die Impulse zu seinem Handeln, seinem sozialen Leben sind, erlebt er ja in sich unbewußt noch etwas anderes. Er weiß es nicht, aber geradeso wie er die Nachwirkungen seines vorgeburtlichen Lebens erlebt, erlebt er auch dasjenige, was dann durch die Pforte des Todes schreitet und der Inhalt des Lebens nach dem Tode wird. Das sind die Kräfte, die keimhaft schon vorhanden sind zwischen Geburt und Tod und die erst im nachtodlichen Leben sich zur vollen Blüte entfalten. Diese Kräfte wirkten mit einer großen Intensität im alten instinktiven Hellsehen; und sie wirkten im letzten Rest noch bei den armen Hirten auf dem Felde durch ihre besondere Frömmigkeit. In diesen Kräften leben wir ja insbesondere zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen, wenn unsere Seele aus der Körperlichkeit draußen ist und im äußeren Raume lebt. Dann lebt sie auf solche Art, wie sie bewußt erst wiederum leben wird, wenn sie den äußeren physischen Leib abgelegt hat nach dem Tode. 

Diese Kräfte, die aus der Traumes‑, aus der Schlafenswelt heraus in besonderen Zuständen in das Tagesleben eindringen können, waren da sehr regsam in dem alten instinktiven Hellsehen. Die armen Hirten erlebten diese Kräfte, und in ihnen enthüllte sich dasjenige, was ihnen, von einer anderen Seite als den drei Magiern, das Mysterium von Golgatha ankündigen konnte. Da erfährt man, was im Inneren der Erde geschieht. 

Da wirken vorzugsweise die tellurischen Kräfte, diejenigen Kräfte, die wir haben durch unseren Leib. Die armen Hirten auf dem Felde empfanden eigentlich die Offenbarung der Erde aus ihrem Leibe, indem sie in einem traumhaften Zustande dasjenige, was geschah, als die Stimme des Engels wahrnahmen.


So lehrt uns die geistige Forschung. Sie zeigt uns schwebend über den Hirten den verklärten Bodhisattva aus den alten Zeiten. Ja, es war so gekommen – das lehrt uns die Akasha-Forschung –, daß in Palästina in der Stadt Davids von einem Elternpaare, das wenigstens dem Vater nach, aus der priesterlichen (nathanischen) Linie des Hauses Davids stammte, ein Kind geboren wurde. 

Dieses war dazu ausersehen, daß es überleuchtet und durchkraftet wurde von seiner Geburt an von dem, was von dem Buddha ausstrahlen konnte, nachdem er in Geisteshöhen erhoben worden war. So blicken wir mit den Hirten hin auf die Krippe, wo der Jesus von Nazareth geboren worden ist und sehen über dem Kindlein den Glorienschein von Anfang an und wissen, daß in diesem Bilde sich ausdrückt die Kraft des Bodhisattva, der der Buddha geworden ist.

Als der Buddha als Bodhisattva im alten Indien geboren wurde, damals erschaute ein Weiser in der geistigen Welt, was Asita veranlaßte in den Palast des Königs hineinzugehen und das Bodhisattvakindlein aufzusuchen. Als er das Kindlein sah, sagte er seine gewaltige Mission als Buddha voraus. Dann aber fing er an zu weinen; und als er gefragt wurde, ob denn dem Kindlein ein Unglück bevorstünde, antwortete Asita: «Nein. Ich weine, weil ich so alt bin, daß ich den Tag nicht mehr erleben kann, da dieser Heiland, der Bodhisattva, als Buddha auf der Erde wandeln wird.»

Jener Asita wurde wiedergeboren als jene Persönlichkeit, die uns im Lukas-Evangelium bei der «Darstellung im Tempel» als der Simeon geschildert wird. Simeon, so heißt es im Lukas-Evangelium, war «vom Geiste beseelt», als ihm das Kindlein gebracht wurde. 

Und nachdem er (wie) dazumal «mit dem Geiste begabt» war, konnte er bei der Darstellung des Kindleins im Tempel den Glorienschein des verklärten Bodhisattva sehen über dem Jesuskindlein aus dem davidischen Geschlecht. Da sagte er sich: Jetzt brauchst du nicht mehr zu weinen; was du damals nicht gesehen hast, jetzt siehst du es; jetzt siehst du deinen Heiland verklärt über diesem Kindlein: «Herr, laß deinen Diener in Frieden hinsterben.»


Fassen wir jetzt einmal ins Auge, was bei der Geschlechtsreife abgestreift wird. Es wurde mit dem 12. Jahre die astralische Hülle abgestreift; aber sie löste sich nicht in der allgemeinen astralischen Welt auf (wie gewöhnlich), sondern so, wie sie war als schützende astralische Hülle des jungen Knaben, mit all den belebenden Kräften, die zwischen der Zeit des Zahnwechsels und der Geschlechtsreife hineingeflossen waren, strömte sie jetzt zusammen mit dem, was sich als der Nirmanakaja des Buddha heruntergesenkt hatte. Was in der Engelschar herunterscheinend erschienen ist, das vereinigte sich mit dem, was bei dem 12 jährigen Jesusknaben als astralische Hülle sich loslöste, vereinigte sich mit all den jugendlichen Kräften, die einen jugendlich erhalten in der Zeit zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. 

Das nahm er auf, vereinigte sich damit und dadurch verjüngte er sich. Und durch diese Verjüngung war es möglich, daß dasjenige, was er früher der Welt gegeben hatte, jetzt wiedererscheinen konnte in dem Jesuskinde wie in einer kindlichen Einfalt. Damals bei der Darstellung des Jesus im Tempel redete der Knabe deshalb so, daß seine Umgebung überrascht war, weil ihn umschwebte der Nirmanakaja des Buddha, aufgefrischt wie aus einem Jungbrunnen von der astralischen Mutterhülle des Knaben. 

Das ist etwas, was der Geistesforscher wissen kann und was der Schreiber des Lukas-Evangeliums hineingeheimnißt hat in die merkwürdige Szene des 12 jährigen Jesus im Tempel, wo er plötzlich ein anderer wird. So enthält das Lukas-Evangelium den Buddhismus in einer neuen Gestalt wie aus einem Jungbrunnen heraus, und daher spricht es die Religion des Mitleides und der Liebe für die einfältigsten Gemüter in einer selbstverständlichen Form aus.


Nach und nach ist der Menschheit die Herrschaft des Geistig-Seelischen über das Physische hingeschwunden – bis in den vierten Kulturzeitraum hinein, in welchem der Christus erschien und in welchem noch genügend Menschen vorhanden waren, an denen man sehen konnte, wie das Geistige auf das Physische wirkt. Da mußte der Christus erscheinen. Wäre er später erschienen, so hätten alle die Dinge nicht gezeigt werden können, die dann gezeigt worden sind. Es mußte eine solche große Erscheinung in der Welt, aber gerade zur rechten Zeit, hineintreten.

Das seiner selbst bewußte Ich, wird es sein, das sich wieder alles zurückerobert, was der Menschheit verlorengegangen ist durch die Zeiträume hindurch. Aber genau ebenso, wie der achtgliedrige Pfad durch den Buddha zuerst hingestellt werden mußte, so mußte zuerst einmal vor Ablauf der alten Zeiten die Herrschaft dieses Ich-Prinzips über alles, was in der Welt an Vorgängen der äußeren Leiblichkeit vorhanden sein kann, sichtbarlich hingestellt werden. In unserer Zeit würde es nicht mehr möglich sein, daß, indem das Christus-Prinzip in die Welt hereinträte, auf die Umgebung jene gewaltige Heilwirkungen ausgehen könnten, die in der damaligen Zeit ausgegangen sind. Dazu war jene Zeit notwendig, in der es noch Menschen gab, die so weit ihre Ätherleiber heraus hatten, daß sie durch das bloße Wort, durch die bloße Berührung so gewaltige Wirkungen empfangen konnten, von denen heute höchstens schwache Nachklänge vorhanden sein können. 

An den letzten Exemplaren der Menschheit aus der Vorzeit mußte gezeigt werden, wie das Ich, das jetzt voll in einem Menschen vorhanden war, in dem Christus Jesus, so, wie es am Ende der Erdenzeit einst in den übrigen Menschen sein wird, auf allen Gebieten mächtig auf die Menschen der damaligen Zeit wirkte. Das stellt der Schreiber des Lukas-Evangeliums dar, um uns zu zeigen: jetzt trägt der Christus in die Welt hinein ein Ich, das den menschlichen physischen Leib, den Ätherleib und Astralleib in der Art durchdringt, daß es Wirkungen ausüben kann, welche die ganze Organisation der Leiblichkeit beeinflussen können, sie auch gesundend beeinflussen können.


Weil die Seele heute nicht jene Herrschaft über den Leib hat, die sie zur Zeit des Christus Jesus hatte, so wird nicht leicht jede Sünde auch zu einer äußeren Krankheit. Nach und nach nähern wir uns schon jenem Zustande wieder, wo der Ätherleib wieder herausrückt (aus dem physischen Leib). Daher beginnt für die Menschheit eine Epoche, wo gar sehr darauf geachtet werden muß, daß die seelischen Untugenden in moralischer und intellektueller Beziehung sich nicht als Krankheiten physisch äußern. 

Diese Zeit fängt jetzt schon an. Und viele von jenen Krankheiten, die halb als seelische, halb als körperliche Krankheiten – als die nervösen Erkrankungen unserer Zeit – hingestellt werden, bezeichnen den Anfang dieser Epoche.

In der Zeit, als der Christus auf der Erde erschien, waren zahlreiche Menschen in seiner Umgebung, bei denen die Sünde, namentlich aber Charakterversündigung von aus früherer Zeit herrührenden schlechten Eigenschaften, sich in Krankheiten äußerten. Das, was im Grunde genommen im Astralleib als Versündigung liegt und als Krankheit erscheint, das wird im Lukas-Evangelium Besessenheit genannt, wo der Mensch fremde Geister in seinen Astralleib hereinzieht, wo er nicht durch seine besseren Qualitäten Herr ist über seine ganze Menschlichkeit. – 

Nun zeigt uns das Lukas-Evangelium, wie solche Menschen durch die Nähe und den Zuspruch jener Individualität, die in dem Christus Jesus war, geheilt wurden, wie das, was als Böses wirkte, aus solchen Individualitäten herausgetrieben wurde. Das wird als ein Vorbild dafür hingestellt, wie die guten Eigenschaften am Ende der Erdenzeit auf alle Eigenschaften gesundend wirken werden. 

Man merkt das Feinere gewöhnlich nicht, was sich hinter manchem verbirgt, so daß auch da noch die Rede ist von ganz anderen Erkrankungen, wie sie uns in dem Kapitel geschildert werden, das gewöhnlich genannt wird die «Heilung des Gichtbrüchigen». Eigentlich sollte es heißen die «Heilung eines Gelähmten», denn im griechischen Texte steht an dieser Stelle das Wort «paralelymenos»; das bedeutet einen, der an seinen Gliedern gelähmt ist. Von diesen Krankheitsformen wußte man in jenen Zeiten noch, daß sie von den Eigenschaften des Ätherleibes herrühren. 

Und indem uns geschildert wird, daß der Christus Jesus auch solche heilt, die gelähmt sind, wird uns gesagt, daß durch die Kräfte seiner Individualität nicht nur Wirkungen bis in die Astralleiber hinein erzielt werden, sondern bis in die Ätherleiber. Gerade, wo der Christus von dem spricht, was als «tiefe Sünde» bis in den Ätherleib hinein sitzt, da gebraucht er einen besonderen Ausdruck. Das weist ersichtlich darauf hin, daß das krankmachende Geistige erst weggeschafft werden muß; denn er spricht nicht gleich zu dem Gelähmten: «Stehe auf und wandle», sondern er geht auf die Ursache, die als Krankheit bis in den Ätherleib hinein wirkt, und sagt: «Deine Sünden sind dir vergeben.» Das heißt: was sich als Sünde in den Ätherleib hineingefressen hat, das muß erst fort. Christus hatte Einfluß auf die Geheimnisse des Astralleibes und auch auf die des Ätherleibes. Ja, er hatte sogar auf die Geheimnisse des physischen Leibes Einfluß.


Der Christus Jesus zeigt, daß er durchschauen kann durch die physische Leiblichkeit und bis in dieselbe hinein wirken kann. Das wird dadurch gezeigt, daß er auch durch seine Kraft auf diejenigen Krankheiten heilend wirken kann, die im physischen Leibe wurzeln. Dazu muß man die geheimnisvollen Wirkungen kennen, die vom physischen Leibe des einen Menschen auf den physischen Leib des anderen Menschen hin wirken. Lesen Sie im 8. Kapitel des Lukas: Christus Jesus soll das 12 jährige Töchterchen des Jairus heilen, denn es ist nahe am Tode. Wie kann es nur geheilt werden? 

Das kann man nur verstehen, wenn man weiß, wie seine physische Krankheit zusammenhängt mit einer anderen Erscheinung bei einem anderen Menschen, und daß es nicht geheilt werden kann, ohne daß man die andere Erscheinung ins Auge faßt. Denn als das jetzt 12 jährige Mädchen geboren wurde, da gab es eine gewisse Beziehung zu einer anderen Persönlichkeit, die tief im Karma begründet war. 

Deshalb wird uns jetzt erzählt, daß sich von hinten an den Christus Jesus heran ein Weib drängte, das seit 12 Jahren an einer gewissen Krankheit litt, und den Saum seines Kleides berührte. Warum wird dieses Weib hier erwähnt? Weil sie in ihrem Karma verknüpft war mit diesem Kinde des Jairus. Dieses 12 jährige Mädchen und die seit 12 Jahren kranke Frau hängen zusammen. Diese Frau wird geheilt; und jetzt erst konnte Christus Jesus in das Haus des Jairus hineingehen, und nun konnte das 12 jährige Mädchen geheilt werden, das schon für tot gehalten wurde.


So werden wir in anschaulicher Weise darauf hingewiesen, wie auf alle übrigen Glieder des Menschen die Ich-Wesenheit des Christus wirkte. Lukas hat gleichsam das große Ideal der Menschheitsentwickelung hingestellt: Sehet hin auf eure Zukunft; heute ist euer Ich, wie es sich herausentwickelt hat, noch schwach; es hat noch wenig Herrschaft. Aber es wird nach und nach Herr werden über den Astralleib, über den Ätherleib und über den physischen Leib und wird dieselben umgestalten.


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Luzifer – In der Empfindungsseele hat sich verankert Luzifer

Luzifer

GA 107, S. 247

„In der Empfindungsseele hat sich verankert Luzifer; da hinein hat er sich geschlichen, da sitzt er drinnen.”

Luzifer (aus lat. lux „Licht“ und ferre „bringen“) ist nach Rudolf Steiner identisch mit dem im Koran genannten Iblis und wird in der Bibel durch die Schlange symbolisiert, die sich in das Paradies schleicht und den Menschen verführt, vom «Baum der Erkenntnis» zu essen. Oft wird Luzifer auch als geflügelter Drache dargestellt; in der Vision des Ezechiel auch als geflügelter Stier. Luzifer hat sich vor allem in der durch Verwandlung des Astralleibes entstandenen Empfindungsseele verankert und stachelt hier die sinnlichen Begierden und Triebe an.


GA 58, S. 119

„Was wir Empfindungsseele nennen, das kann da sein im Leben, ohne daß es viel vom Denken durchdrungen wird. Die Empfindungsseele ist zunächst dasjenige, was die äußeren Eindrücke auffängt. Sie ist dasjenige Glied der menschlichen Seele, welches die Wahrnehmungen der Sinne ins Innere hinein weiter schickt. Diese Empfindungsseele ist es auch, was dann aufsteigen läßt im Innern das, was sich als Lust und Unlustgefühl, als innere Freude, als inneres Schmerzgefühl anschließt an das von außen Gebrachte und Beobachtete. Diese Empfindungsseele ist zunächst dasjenige, aus dem aufsteigen die Triebe und Instinkte und Leidenschaften und Affekte der menschlichen Natur.“ 


Der Name Luzifer bedeutet: der Träger des Lichts. Lux heißt Licht, fero: ich trage.


Gewisse Kräfte, die im Weltenwerden spielen und auch den Menschen in ihren Strömungen drinnen haben, fassen wir zusammen als luziferische auf der einen Seite und ahrimanische Kräfte auf der anderen Seite. Mit solchen Worten ist es eben so, daß man sich jahrelang das aneignen muß, was solchen Worten inneliegt, sonst bleiben sie Phrase. Hat man aber den Inhalt, dann hat man in diesen Worten geradeso etwas, was man haben muß, wie der Elektriker an seiner positiven und negativen Elektrizität zwei Impulse hat, die er haben muß, um von der Sache reden zu können. 

Es handelt sich darum, den wissenschaftlichen Geist, der in der unorganischen Naturwissenschaft heute waltet, auch hinaufzutragen ins Geistesleben, aber nicht so, daß man im landläufigen Sinne Monist wird, sondern daß man tatsächlich die Denkweise, die dort waltet, für die höheren Zweige des Geisteslebens metamorphosiert, in diesen höheren Zweigen auch zum Ausdruck bringt. Wenn aber jemand mit Bezug auf das seelische und geistige Leben von positiven und negativen Seelenkräften reden würde, so würde er in die äußerste Abstraktion verfallen. 

Doch genau dieselbe Denkweise, die auf unorganischem Felde richtig von positiv und negativ spricht, redet auf seelisch-geistigem Felde von luziferisch und ahrimanisch. Wir können ja auch zunächst abstrakt definieren, was luziferisch und ahrimanisch ist. Wir können sagen: Der Mensch, wie wir ihn eigentlich vor uns haben, wie wir selber ja sind, ist ein Gleichgewichtszustand; er ist eigentlich immer nur etwas, was Ausgleich ist zwischen zwei Polen, zwischen dem luziferischen Pol und dem ahrimanischen Pol.

Alles neigt in uns auf der einen Seite nach dem Phantastischen, Schwärmerischen, nach dem Einseitigen, und, wenn es ausartet, ins Illusionäre Hineinkommenden. Würden wir dieses luziferische Extrem nicht in uns tragen, so würden wir niemals Künstler werden können. Der andere Pol ist das Verknöcherte, das Verstandesmäßige, das Nüchterne. Physiologisch gesprochen: das Ahrimanische in uns ist alles das, was in uns die Kräfte ausbildet, durch die wir Knochenmenschen sind. Das Luziferische in uns ist alles das, was die Kräfte ausbildet, die uns nach Muskeln und Blut hinüber organisieren.


Denken Sie einmal, daß wir eigentlich als Menschen die Aufgabe haben, in uns selber das zu erleben, was der Waagebalken erlebt, wenn er immerfort schwankt und nur eine Gleichgewichtslage zwischen links und rechts hin- und herschwankend hat. So müssen wir wirklich als Menschen schwanken zwischen dem Luziferischen und dem Ahrimanischen. Verwandt, sehr verwandt dem Ahrimanischen ist immer der Gedanke, der sich nur an die äußere Sinneswelt anlehnt. Und der Wille, der sich an die Erlebnisse unseres Leibes anlehnt, der in den egoistischen Impulsen unseres Leibes aufsteigt, der hat fortwährend die Neigung luziferischen Charakter anzunehmen. So ist auch das Seelische hineinverwoben in Luziferisches und Ahrimanisches.


Das Prinzip, welches die Erde zur Geistigkeit hinaufführt, ist Luzifer. Dazu, um diesem Prinzip gemäß zu leben, muß man die Erde liebgewinnen, man muß auf die Erde heruntersteigen. Luzifer ist der Fürst, der seine Regierung ausführt auf dem Felde der Wissenschaft und Kunst. Luzifer wird dargestellt als die geflügelte Drachengestalt; bei Hesekiel als der geflügelte Stier.


Luzifer ist eine Macht, die Begeisterung hat für die Weisheit, die ebenso vehement ist wie beim Tier die Sinnlichkeit. Die Gier nach der Entwickelung der Weisheit, das ist Luzifer.


Immer wieder und wiederum muß man ja mahnen, daß gewisse Vorstellungen, Begriffe und Ideen, die innerhalb unserer Geisteswissenschaft Bedeutung haben müssen, nicht zu bloßen Wortvorstellungen werden, daß man namentlich an diesen Vorstellungen der Geisteswissenschaft, die ja in vieler Beziehung ein neues Geistesgut der Menschheit bedeuten, nicht herangehe mit alten Vorstellungen und inneren Seelengewohnheiten. 

So ist es insbesondere notwendig, daß man an solche Vorstellungen wie das «Ahrimanische», das «Luziferische» nicht herangehe mit all den gewohnten Empfindungen und Vorstellungen, die man einfach hegt, wenn man die betreffenden Worte bildet. Wir brauchen uns ja nur vorzustellen, wie in südlicheren Gegenden eine Dämonen-Vorstellung herrscht, die wir mit unserer Empfindung treffen, wenn wir den Namen Luzifer aussprechen. 

Wir sollen aber nicht, wenn wir die geisteswissenschaftlichen Vorstellungen von Luzifer bekommen, die selben, ich möchte sagen, durchaus abweisenden Vorstellungen und Empfindungen haben, wie man sie bei den alten Dämonenvorstellungen hatte. Ebensowenig dürfen wir die Vorstellungen, die in der Menschenseele auftauchten, wenn die mittelalterlichen Teufelsvorstellungen erweckt wurden, ohne weiteres auf unser Ahrimanisches anwenden. Wir müssen uns klar sein, daß die Welt, so wie sie vor uns steht, gewissermaßen ein Gleichgewichtszustand ist. [6] (Aber auch das Umgekehrte liegt vor). 

Während die Menschen glauben, mit einer solchen Gegenüberstellung, wie man sie findet in Miltons «Verlorenem Paradies» oder in Klopstocks «Messias», habe man es zu tun mit den göttlichen und den höllischen Elementen, hat man es in Wahrheit zu tun mit dem luziferischen und dem ahrimanischen Elemente. Vom wirklich göttlichen Elemente liegt kein Bewußtsein vor, dagegen werden dem luziferischen Elemente die göttlichen Namen beigelegt.

Dieser Irrwahn in dem wir drinnenstehen, ist nichts anderes als das Ergebnis jener falschen Weltbetrachtung, die für die Menschen der neueren Kultur, der neueren Zivilisation überall hervorsprießt aus der Welt indem sie entgegensetzen Himmel und Hölle. Der Himmel wird als Göttliches angesehen, so wie sie ihn schildern, und die Hölle wird als das Teuflische angesehen, während in Wahrheit man es zu tun hat auf der einen Seite mit dem himmlisch genannten Luziferischen und auf der anderen Seite mit dem höllisch genannten Ahrimanischen.


Bedenken Sie, der Christus-Impuls ist nur zu begreifen, wenn man ihn als den Gleichgewichtsimpuls ansieht zwischen dem Ahrimanischen und dem Luziferischen.


(Siehe auch dazu: Trichotomie).

Es handelt sich nur darum, daß im Menschengemüte der Gleichgewichtszustand herbeigeführt wird. Und weil das so ist, kann man dem Ahrimanischen und dem Luziferischen verfallen, gerade wenn man glaubt, alles Ahrimanisch-Luziferische abzuweisen. Gegen die Wirklichkeit läßt sich zwar sündigen, aber die Wirklichkeit läßt sich nicht unterdrücken! 

So wird jemand, der sich vor dem Ahrimanischen hüten will, sehr leicht dem Luziferischen, jemand, der sich vor dem Luziferischen hüten will, sehr leicht dem Ahrimanischen verfallen. Die Sache ist, daß wir das Gleichgewicht finden, daß wir vor keinem zurückschrecken, daß wir als Menschen Mut genug haben, sowohl, sagen wir, der ahrimanischen Furcht, wie der luziferischen Hoffnung oder Lust entgegenzutreten.

Aber unsere Zeitkultur liebt dieses nicht, sie liebt, ohne daß sie es weiß, und selbstverständlich ohne daß sie es will, in gewisser Beziehung das Ahrimanische und das Luziferische. Sie glaubt sich davor zu hüten, verfällt ihm aber erst recht. Es gibt Philosophen, die sagen, sie streben nach der Einheit. Das ist schön, aber es ist rein luziferisch! Andere streben nach der Mannigfaltigkeit, wollen nichts wissen von einer Einheit. Auch das kann heute Früchte bringen, ist aber ahrimanisch. Nur derjenige, der die Einheit in der Mannigfaltigkeit, und wiederum die Mannigfaltigkeit so sucht, daß sich durch die Mannigfaltigkeit die Einheit offenbart, strebt nach dem Gleichgewichte. Es handelt sich nur darum, daß man die Möglichkeit findet, dies in der Wirklichkeit zu tun.


Will man, ich möchte sagen, persönlich Luzifer und Ahriman charakterisieren, so kann man sagen: Luzifer ist ein hochmütiger Geist, der am liebsten in die Vogelperspektive hinauf enteilt und vieles überblickt; Ahriman ist ein moralisch einsamer Geist, der sich nicht leicht sehen läßt, der im Unterbewußten des Menschen sein Wesen treibt, auf das Unterbewußte des Menschen wirkt, Urteile heraufzaubert aus diesem Unterbewußten.


Das luziferische Element stellt sich als Vielheit dar, weil es eben nach Vielheit strebt, man sagt daher besser «die luziferischen Geister». Wenn es ganz nach den luziferische Geistern ginge, so würden wir Kinder werden, Jünglinge und Jungfrauen werden, würden gutes Wissen der Dauer eingeträufelt erhalten, aber wir würden mit ungefähr 28 Jahren die Sklerose bekommen und bald danach vertrotteln, damit dasjenige, was wir als menschliches Begreifen entwickeln können, gerade als Sklerose ausgestoßen würde, und dasjenige, was wir in der Jugend aufnehmen, automatisiert vergeistigt werden könnte. 

Die luziferischen Geister möchten uns gleich in die geistige Welt nehmen und uns nicht erst Jupiter– und Venus– und Vulkanentwickelung durchmachen lassen, bevor wir kosmische Wesen werden. Das ist eine Strömung, die möglichst schnell laufen will mit dem Menschen; das ist eine voreilige Strömung. Die luziferischen Geister möchten mit uns dahinstürmen und uns möglichst bald in die kosmische Wesenhaftigkeit hineinführen. 

Die ahrimanischen Geister, die möchten unsere Vergangenheit tilgen und uns zurückführen mit der Erde an den Ausgangspunkt, uns auf der Erde konservieren und dann uns dahin zurückzuversetzen, wo wir als Saturnwesen waren. Es ist eine rückläufige Bewegung. Aus einer voreiligen und einer rückläufigen Bewegung ist das Leben schließlich zusammengesetzt, und der Gleichgewichtszustand zwischen beiden muß gefunden werden.


Man kann nicht irgend etwas in Selbständigkeit oder in erzieherischer oder in kulturfördernder Tätigkeit in den menschlichen individuellen Fähigkeiten und Kräften tun, ohne daß man mit den luziferischen Kräften in Berührung kommt. In denjenigen Regionen, die der Mensch durchlaufen hat, bevor er durch die Geburt oder Empfängnis ins physische Dasein eingetreten ist, da konnte die luziferische Macht nicht an die menschlichen Fähigkeiten und Kräfte unmittelbar heran. Die Einkörperung in die physische menschliche Leiblichkeit, das ist das Mittel, durch das die luziferischen Mächte an die menschlichen Fähigkeiten und Kräfte herankommen können.


Denn dadurch, daß die Fähigkeiten in den Leib einziehen, dadurch werden sie luziferisch, und wenn man glaubt aus dem Leib entspringen die Fähigkeiten, so glaubt man an Luzifer. Und wenn man glaubt, aus dem menschlichen Leib entspringen die Bedürfnisse, so glaubt man nur an das Ahrimanische dieser Bedürfnisse.


Die Mission des Menschen in der nachatlantischen Zeit, welche in der Eroberung der physisch-sinnlichen Welt bestand, mußte notwendig zur Entfremdung von der geistigen Welt führen. Luzifer verhüllte für den Menschen dasjenige aus der geistigen Welt, was in den menschlichen Astralleib ohne dessen Zutun bis zur Mitte der atlantischen Zeit eingeströmt war. 

Falls der Lebensleib, Ätherleib nicht vom physischen Leib teilweise getrennt worden wäre, hätte dieses Gebiet der geistigen Welt der Mensch wie eine innere Seelenoffenbarung in sich erleben können. Durch den luziferischen Einschlag (siehe unten: luziferischer Einfluß) konnte er es nur in besonderen Seelenzuständen. Da erschien ihm eine geistige Welt im Kleide des Astralischen. Die entsprechenden Wesen offenbarten sich durch solche Gestalten, welche bloß die Glieder der höheren Menschennatur an sich trugen, und an diesen Gliedern die astralisch-sichtbaren Sinnbilder für ihre besonderen geistigen Kräfte. Übermenschliche Gestalten offenbarten sich auf diese Art.


Denken Sie sich, ein Moment könnte in Ihrem gewöhnlichen Erdenleben nun eintreten, in dem all Ihr Wahrnehmen aufhören würde. Sie würden nichts mehr sehen, hören, nichts mehr Neues denken, fühlen und wollen können. Alle bisherige Art des Lebens hörte auf, und Sie würden nur das wissen, woran Sie sich erinnern können. Genau in dieser Lage sind Sie, wenn Sie mit hellsichtigem Bewußtsein in die geistige Welt hinaufsteigen. 

Die Seele erlebt sich so, daß sie von sich sagen kann: Du bist jetzt nur das, was du gewesen bist, dein Dasein besteht in deinem Gewesensein, Gegenwart und Zukunft haben zunächst für dich keinen Sinn, dein Sein besteht in deinem Gewesensein. Und wenn der Mensch dieses Erlebnis durchmacht, wenn sich die hellsichtige Seele bis zu ihm durchringt, dann erst beginnt man ein ganz richtiges Verständnis zu haben für Luzifer. 

Luzifer ist ein Wesen, das innerhalb der Weltenordnung dazu gekommen ist, immer nur ein solches Gewesenes zu sein, nur eine Vergangenheit zu sein, nur zu sein, was abgelebte Erdenepochen gegeben haben, was abgelebte Weltenepochen der Seele Luzifers gebracht haben. Und Luzifers Leben besteht darin, sich mit seiner Vergangenheit Gegenwart und Zukunft zu erkämpfen, während ihn die anderen, im regelrechten Fortgang der Erdentwickelung sich befindlichen göttlich-geistigen Wesenheiten verurteilt haben zur Vergangenheit. 

So steht Luzifer vor dem hellseherischen Blick, in seinem Dasein bewahrend Göttlich-Geistiges der Ursprünge der Welt, alle Herrlichkeiten der Welt in seiner Seele tragend und verurteilt, zu ihnen nur zu sagen: sie sind in dir gewesen. Und nun beginnt sein ewig währender Kampf, dieser Vergangenheit auch die Gegenwart und die Zukunft in der Weltenordnung zu erkämpfen. 

Da erlebt man, indem man die Ähnlichkeit Luzifers, die makrokosmische Ähnlichkeit Luzifers mit dem mikrokosmischen Wesen der menschlichen Seele an der Schwelle zwischen der elementarischen Welt (siehe: Astralplan) und geistigen Welt.


Die luziferischen Mächte sind solche, die während der alten Mondenzeit zurückgeblieben sind; sie wirken heute in unsere Erdentwickelung mit denjenigen Kräften in das menschliche Leben hinein, die eigentlich Mondenkräfte sind, die sich in demjenigen Weltenplan, der zum Beispiel nur jenen Mächten entspricht, deren Gegner Luzifer ist, gar nicht innerhalb unserer Erdentwickelung abspielen können. So wirkt Luzifer hinein in den Plan einer anderen Wesenheit.


Wenn Sie sich erinnern, daß unsere Erde mit Sonne und Mond einstmals eine Wesenheit war, daß die Sonne sich aus der Erde herausgetrennt hat, um eine Wohnstätte zu sein für höher entwickelte Wesenheiten, die dann von außen auf unsere Erde hereinwirken sollten, und daß noch höhere Wesenheiten nach der Sonnentrennung mit der Erde vereinigt geblieben sind, um den Mond herauszuführen. Das waren dieselben, welche von innen heraus ein neues Leben, ein seelisches Leben in dem Menschen nun angeregt und ihn bewahrt haben vor der Mumifizierung. 

Innerhalb des Seelenlebens waren die Wege zu suchen zu denjenigen Göttern, die mit diesem wohltätigen Vorgang der Mondentrennung verknüpft waren. Wenn wir zunächst bloß auf diese zwei Reiche sehen, sozusagen auf die Reiche der Sonnengötter und Mondengötter, so haben wir einen Unterschied, den wir bezeichnen können als: draußen in den Himmeln befindliche Götter und unterhalb der Seele befindliche Götter: und wir bezeichnen den Weg hinaus als den Sonnenweg und den Weg hinein in die Seele als den luziferischen Weg. 

Und Luzifers Wesenheiten sind uns dann diejenigen, welche nicht mitgemacht haben die Sonnentrennung von der Erde dazumal, als die Sonne sich von der Erde trennte. Und gewisse andere Wesenheiten, die höchste Wohltäter der Menschheit sind, aber zunächst verborgen bleiben mußten und diese Sonnentrennung nicht mitgemacht haben, gehörten zu keinem dieser Reiche so recht hinzu. 

Das waren jene Wesenheiten, welche während der alten Mondenentwickelung zurückgeblieben waren und nicht diejenige Stufe erreicht hatten, die sie als geistige Wesenheiten, die damals viel höher standen als die Menschen auf dem Monde, hätten erreichen können. Was haben diese Wesenheiten damals versäumt? Sie haben die Möglichkeit versäumt, während der folgenden Erdentwickelung die Sonnentrennung mitzumachen. 

Sie wären in gewisser Weise berufen gewesen, wie die Sonnengeister von der Erde hinauszugehen und von der Sonne herunterzuwirken. Das haben sie versäumt. Das kam für diese Wesenheiten so, daß sie wohl in einer gewissen Weise den Versuch machten, mit der Sonne sich zu trennen von der Erde, aber dann die Entwickelungsbedingungen der Sonne nicht aushalten konnten und auf die Erde wieder zurückfielen. Sie, die nun in einer ganz besonderen Lage waren, versuchten nun, mit Hilfe der Menschheitsentwickelung auf der Erde ihre eigene Entwickelung fortzusetzen. 

Sie konnten an das menschliche Ich nicht heran; dazu hatten sie sich nicht aufgeschwungen während der alten Mondenentwickelung. An das menschliche Ich konnten diejenigen Wesenheiten heran, die aus der Erde herausgezogen waren mit der Sonne. Und es konnten auch diejenigen Wesenheiten heran, welche den Mond abgetrennt hatten, von innen her. Die Wesenheiten, die von der Sonne zurückgefallen waren, die waren es, welche an die menschliche Seele herantraten, als diese noch nicht reif war, die Offenbarung jener höheren Wohltäter zu empfangen, welche den Mond herausgetrennt hatten. Zu früh traten diese Wesenheiten an die menschliche Seele heran. 

Hätte sozusagen der Mensch völlig abgewartet die wohltätige Wirkung derjenigen geistigen Wesenheiten, die vom Monde, das heißt in das Innere seiner Seele hereinwirkten, so würde später eingetreten sein, was so früher eingetreten ist. Diese Mondengötter hätten die Seele des Menschen langsam herangereift, bis eine entsprechende Ich-Entwickelung möglich geworden wäre. So aber traten die anderen Wesenheiten an den Menschen heran und ergossen ihre Wirkung, statt in das Ich, in den menschlichen Astralleib, von innen hinein, gerade so wie es die Mondengötter machen, so daß diese Wesenheiten denselben Weg suchten durch das Innere der Seele, auf dem die eigentlichen Mondengötter später auch wirkten; das heißt diese Wesenheiten gesellten sich hinein in das luziferische Reich.

Und sie sind es, die in der biblischen Urkunde durch die Schlange symbolisiert werden. Es sind diejenigen Wesen, welche an den menschlichen Astralleib zu früh herangetreten sind, und die ganz so wirkten wie alle anderen Wesenheiten, die von innen wirken.


Und wenn wir die von innen wirkenden Wesenheiten als luziferische Wesenheiten bezeichnen, müssen wir auch diese so zurückgebliebenen Wesenheiten so bezeichnen. Sie sind aber diejenigen, die an den Menschen herangetreten sind, als er noch unreif für solche Einflüsse war, diejenigen, die seine Verführer wurden auf der einen Seite, allerdings ihm aber auch die Freiheit verschafften, die Möglichkeit, im astralischen Leibe unabhängig zu werden von jenen göttlichen Wesenheiten, die seine Ichheit in ihren Schutz genommen hätten, die von vornherein in ihn hineingegossen hätten, was von göttlichen Sphären in die Ichheit hineingegossen werden kann. 

So aber machten sich diese luziferischen Wesenheiten heran an den astralischen Leib des Menschen, durchsetzten diesen mit alledem, was ihn für alles Höhere, Spirituelle enthusiasmieren kann, wirkten also auf seine Seele und wurden als höherstehende Wesenheiten in gewisser Weise des Menschen Verführer. Und wir müssen diese Art der luziferischen Wesenheiten als des Menschen Verführer ansprechen, müssen also sagen: Dasjenige, was im Laufe der Erdentwickelung an den Menschen herangetreten ist und ihm auf der einen Seite die Freiheit gebracht hat, auf der anderen Seite die Möglichkeit des Bösen, das kam von Innen heraus, das kam aus Luzifers Reich. 

Denn diese Wesenheiten konnten sich nicht von außen ankündigen, sie mußten sich ins Innere der Seele hereinschleichen; von außen kann an den Menschen herankommen, was an sein Ich herankommt, nicht bloß an seinen astralischen Leib. So sehen Sie, daß es im weiten Reiche der Lichtträger, der luziferischen Wesenheiten, Untergattungen gibt, von denen wir sehr wohl verstehen können, daß sie die Verführer des Menschen werden konnten. 

Wir können aber auch sehr wohl verstehen, daß gerade wegen dieser Wesenheiten strenge Maßregeln ergriffen wurden da, wo die Menschen eingeführt werden konnten in die Reiche jenseits des Schleiers der Seelenwelt; denn diejenigen Menschen, die diesen Weg geführt wurden in das Innere der Seele, trafen dort nicht nur die guten luziferischen Wesenheiten, die von innen heraus den Menschen erleuchtet haben, sondern sie trafen zunächst diese luziferischen Wesenheiten, die dann als seine Verführer wirkten, die namentlich den Hochmut, den Ehrgeiz, die Eitelkeit in der Seele aufstachelten. 

Wir müssen uns durchaus bekannt machen damit, daß wir niemals versuchen sollen, die Welten, die hinter der sinnlichen Welt und hinter der Seelenwelt liegen, umspannen zu können mit den durch unsere heutige Kultur zubereiteten Verstandesbegriffen.

Wenn wir von luziferischen Wesenheiten sprechen, so müßten wir den ganzen Umfang des Reiches dieser Wesenheiten kennenlernen, alle ihre Gattungen, Sorten und Arten. Dann würden wir sehen, daß nicht überall da, wo von der Gefährlichkeit einer gewissen Art von luziferischen Wesenheiten gesprochen wird, ein Bewußtsein vorhanden ist von dem ganzen Umfang des entsprechenden Reiches; daß man recht haben kann, wenn man von gewissen Gattungen des luziferischen Reiches so spricht, wie diese oder jene Urkunde spricht; daß man aber zugleich in Betracht ziehen muß, daß die Realität weiter ist, unendlich viel weiter, als die Menschen gewöhnlich wissen können.


Man kann, wenn man dasjenige, was Luzifer für den Gesamtmenschen ist, charakterisieren will, dies nicht intimer machen, als wenn man die Sache so hinstellt, daß an die Kräfte des Weibes herankommt Luzifer und mit Hilfe der spezifisch weiblichen Kräfte in die Welt hereinwirkt, und der Mann durch das Weib dann mit Hilfe Luzifers verführt wird. Dieses Symbolum mußte hingestellt werden vor die Menschheit, und es mußte dastehen, als der vierte nachatlantische Zeitraum da war, wo die Menschen zunächst begreifen sollten das Verhältnis Luzifers zum Menschen, wo sie es fühlen sollten, empfinden sollten dieses Verhältnis, es sich zum Bewußtsein bringen sollten. 

Durch nichts konnte man sich so sehr zum Bewußtsein bringen das Verhältnis Luzifers zum Menschen, als indem man den Anfang der Bibel studierte, wie die Schlange herantritt an das Weib, das Weib an seinen Kräften faßt, und dadurch die Verführung, die Versuchung der Welt begann. 

Dieses bedeutsame Symbolum war das wirksamste für diesen vierten nachatlantischen Kulturzeitraum, wenn es auch schon früher dagewesen ist. Das Geheimnis des Luzifer ist in diesem Symbolum enthalten. Wir müssen das luziferische Geheimnis in die lemurische Zeit versetzen.


Die Wechselwirkung zwischen Göttern und Menschen kam anfangs in dem zum Ausdruck, was wir Liebe der Menschen untereinander nennen. Die Götter empfangen die in den Menschen pulsierende Liebe und leben von ihr, so wie das Tier von dem Sauerstoff lebt, den ihm die Pflanze zubereitet. Die im Menschengeschlecht lebende Liebe ist die Nahrung der Götter. 

Auf dieser Liebe, die sich um die zwei Geschlechter schlingt, beruht alle Macht der Götter im Anfang der Menschheitsevolution. Die Liebe war vorher da, bevor die Zweigeschlechtlichkeit entstand .

Sie bestand vorher als eine vollständig bewußte Liebe. Jetzt, als der zweigeschlechtliche Mensch entstand, verdunkelte sich das Bewußtsein der Liebe. Es wurde daraus ein blinder Trieb. Das Bewußtsein der Liebe war hinaufgestiegen zu den Göttern. Die Götter nähren sich von diesem blinden Trieb der menschlichen Liebe, es wird daraus für sie das helle Licht.

Unter dem Einfluß der Götter, die durch ihre frühere Evolution ihre Vollendung erlangt hatten, wäre der Mensch ohne das Astrallicht geblieben, ohne Erkenntnis. Diese Götter hatten kein anderes Interesse, als daß der Mensch auf der Erde lebt. 

Luzifer aber mußte das nachholen, was er früher versäumt hatte. Das konnte er jetzt nur, wenn er sich des Menschenwesens mit dazu bediente. Das sinnliche Dasein war im Menschenreich vorhanden. Luzifer hatte kein sinnliches Dasein. Er mußte die Leiber der Menschen benutzen, um sich selbst vorwärtszubringen. Daher mußte er dem Menschen die Gabe verleihen, das im Lichte zu schauen, was die Götter ihm eingepflanzt hatten. 

Die Götter hatten ihm die Liebe eingepflanzt, Luzifer mußte ihn verleiten, diese im Lichte zu schauen. Nun haben wir also den Menschen, die gestaltete Form, die Weisheit; ferner Luzifer, der der Menschheit Licht gibt; und den Gott, der den Menschen durchströmt mit Liebe. Luzifer steht zu dem Menschen in einem viel intimeren Verhältnis als die in Liebe thronenden Götter. 

Luzifer hat dem Menschen die Augen geöffnet. Indem der Mensch die Augen öffnet und hinausschaut in die Welt, schaut Luzifer innerhalb des Menschen in die Welt hinaus. Er vollendet im Menschen seine Entwickelung. Sofern der Mensch im Schoß der Götter ruhte, war er ein Kind Gottes. Sofern er nach Erkenntnis strebte, war er ein Freund Luzifers. Das kommt in der Pardieses-Sage zum Ausdruck. 

Jahve gestaltet den Menschen. Er ist der Geist der Form. Er würde die Menschen so geschaffen haben, daß sie in Liebe lebten, ohne das Licht. Da kam Luzifer, die Schlange, und brachte dem Menschen das Licht der Erkenntnis und damit auch die Eventualität, das Böse zu tun. Jetzt sagt Jahve dem Menschen, daß die Liebe, die sich mit der Erkenntnis des Luzifer verbunden hat, Schmerzen bringen werde. Die Taten dessen, der die Erkenntnis eingepflanzt hat, das Licht der Liebe, dämmt Jahve dadurch ein, daß er zu der Liebe die Schmerzen hinzufügt.


Überall da, wo der Mensch etwas erschafft in seinem Vorstellungs‑, Gefühls- und Seelenleben, was nicht grob hängt an der Sinnenwelt, sondern sich erhebt über diese, da ist Luzifer die Macht, die ihn losreißt von der Sinnenwelt. Die Entwickelungsgeschichte der Philosophie (beispielsweise) ist ein fortwährendes Aufzeigen der Inspirationen Luzifers. Denn alles über die Sinnenwelt sich erhebende Schaffen wird verdankt den berechtigten Kräften und Tätigkeiten des Luzifer.

Aber nun kann Luzifer dieses sein Gebiet überschreiten. Alles das, was seelisch fühlsam ist in der physisch-sinnlichen Welt, ist das, worüber Luzifer Herr ist. Und er hat die Tendenz, dieses Seelisch-Fühlsame herauszulösen, herauszuschälen aus der physisch-sinnlichen Welt, es zu vergeistigen, und auf einer besonderen, man möchte sagen, isolierten Insel des geistigen Daseins ein luziferisches Reich sich einzurichten mit all dem, was er erhaschen, erbeuten kann an Seelisch-Fühlsamem in der Sinnenwelt.


Wie Luzifer da an den Menschen herankommen kann, davon kann man sich insbesondere eine Vorstellung machen (durch das Beispiel der Liebe). Die Liebe, wo die Ursache der Liebe nicht in dem Liebenden liegt, sondern im geliebten Wesen, das ist diejenige Form von Liebe in der Sinnenwelt, die absolut gefeit ist vor jedem luziferischen Einfluß. 

Aber nun können Sie, wenn Sie das menschliche Leben betrachten, bald ersehen, daß auch eine andere Art von Liebe hereinspielt in das menschliche Leben, diejenige Liebe, wo man liebt, weil man selber gewisse Eigenschaften hat, die sich befriedigt, entzückt, erfreut fühlen, wenn man dieses oder jenes Wesen lieben kann. Man liebt dann um seinetwillen; man liebt, weil man so oder so geartet ist, und diese besondere Artung ihre Befriedigung fühlt dadurch, daß man das andere Wesen liebt. Sehen Sie, diese Liebe, die man eine egoistische Liebe nennen könnte, muß auch da sein. Sie darf nicht etwa fehlen in der Menschheit. 

Denn alles, was wir in der geistigen Welt lieben können, die geistigen Tatsachen, alles das, was in uns durch Liebe als Sehnsucht, als Drang hinauf in die geistige Welt leben kann, zu umfassen die Wesenheiten der geistigen Welt, die geistige Welt zu erkennen: es entspringt natürlich auch der sinnlichen Liebe zur geistigen Welt. Aber diese Liebe zum Geistigen, die muß, nicht etwa darf, sondern muß notwendigerweise um unseretwillen geschehen. Wir sind Wesen, die ihre Wurzeln in der geistigen Welt haben. Es ist unsere Pflicht, uns so vollkommen als möglich zu gestalten.


Nun hat Luzifer die Tendenz, diese beiden Welten miteinander zu vermischen. Überall in der Menschenliebe, wo der Mensch in der physisch-sinnlichen Welt liebt mit einem egoistischen Anflug, um seinetwillen, da geschieht es deshalb, weil Luzifer die sinnliche Liebe der geistigen ähnlich machen will. Dann kann er sie herausreißen aus der Sinnenwelt und kann sie in sein besonderes Reich führen.

Luzifer findet die besten Rekruten für sein Reich unter den Menschen, die glauben können, daß es für die Förderung der eigenen Person notwendig sei, gewisse (praktische) Formen des Liebeslebens zu pflegen. Luzifer hat überall das Bestreben, das Seelisch-Fühlsame loszureißen von dem Sinnlichen, es zu verselbständigen, es mit Egoismus und Egoität zu durchsetzen.


Alle Schwärmereien, alle Verworrenheiten der eigensinnigen Meinungen, alle Sonderlingsmeinungen, alle falschen, schwärmerischen Idealismen, sie stammen von den Schattenseiten der luziferischen Impulse. [24]

Luzifer hat sozusagen einen Teil der hinter dem Menschen stehenden geistigen Welt für diesen Menschen unsichtbar gemacht. Denn indem im menschlichen Astralleibe die eigenen Leidenschaften, Instinkte und Begierden auftraten, verfinsterten diese die hinter dem Menschen stehenden, sonst immer sichtbar gebliebenen geistigen Wesenheiten derjenigen Welt, aus der der Mensch herausgeboren ist. 

Daher war es auch so, daß in jenen großen Orakelstätten die uralten atlantischen Eingeweihten gerade darauf sich vorbereitet hatten, denjenigen Teil der geistigen Welt zu sehen, der durch den Einfluß Luzifers verdeckt worden ist. Die Scharen des Luzifer (dagegen) waren überhaupt sichtbar für die atlantischen Menschen, die in ihrem dämmerhaften Hellseherbewußtsein – in Schlafzuständen und in den Zwischenzuständen zwischen Schlaf und Wachen – sich hineinleben konnten in die höhere geistige Welt. Wenn ein Teil der Lichtwelt für diese Menschen zugänglich wurde, so wurde auch ein Teil der gegen die Lichtwelt gerichteten Welt sichtbar. Und so entzückend und großartig die hehren Gestalten der Lichtwelt erschienen in ihren astralischen Farben, so furchtbar und entsetzlich erschienen die Gestalten, die der entgegengesetzten, der verführerischen Welt angehörten.


Dadurch, daß Luzifer in der lemurischen Zeit auf den Menschen gewirkt hat, wurde dem Menschen nichts anderes verdorben als den Einfluß, den der Mensch noch in der atlantischen Zeit gehabt hat, indem er auf die Luft- und Wasserkräfte wirken konnte.


Luzifer hat den Menschen im Grunde genommen nur unter den Einfluß derjenigen Gewalten gebracht, die mit den Wind und Wassergewalten zusammenhängen.


Sie müssen sich eine Vorstellung machen, was es heißt, daß sich in der den Menschen umgebenden Natur nicht nur das offenbarte, was dem nüchternen heutigen Bewußtsein als Natur erscheint und als Naturgesetze entgegentritt, sondern daß sich grandiose Schönheit, das heißt, schöner Schein in mächtigen, bildhaften Offenbarungen geistiger Wesen, die aus jeder Quelle, aus jeder Wolke, aus allem herausblickten, offenbarte. 

Es war gegen das Ende des 2. Jahrtausends der vorchristlichen Zeitrechnung, nicht so wie in noch älteren Zeiten, wo natürlich das alles auch da war; aber es war, ich möchte sagen, selbstverständlicher da. In dieser Zeit mußte der Mensch dieser Gnade sich dadurch teilhaftig machen, daß er selber etwas dazu tat. Er mußte es nicht auf die Weise tun, wie wir jetzt aus dem vollen Bewußtsein heraus eine höhere geistige Entwickelung suchen, aber er konnte – und es war das sogar ein recht zweifelhaftes Können – Gelüste entwickeln nach diesem Geistigen, das in der Natur sich offenbarte, er konnte seine Bedürfniskräfte, seine Triebkräfte anfeuern; dann enthüllte sich ihm gewissermaßen aus der Natur heraus das Geistige. 

Und in diesem Anfeuern der Triebkräfte, der Bedürfniskräfte lag eine starke luziferische Gabe. Daher war die Welt der damaligen Kultur und Zivilisation stark luziferisch durchseucht.


Wenn Sie vom Standpunkt des hellseherischen Bewußtseins aus sprechen, hat der Ausdruck keinen Sinn: Hier ist ein Wesen, das zeitlich ist –, oder: Hier ist ein Wesen, das ewig ist. Was dem Dasein zugrunde liegt – Augenblick und Ewigkeit –, ist immer und überall. Die Frage kann nicht anders gestellt sein als: Wie kommt es, daß die Ewigkeit einmal als Augenblick erscheint, daß das Ewige einmal zeitlich erscheint, und daß ein Wesen in der Welt die Gestalt des Zeitlichen annimmt? Das kommt von nichts anderem als davon her, daß unser Sinnensein überall, wo es auftritt, von luziferischen Wesenheiten zugleich durchsetzt ist. 

Und soweit das luziferische Wesen hereinspielt, soweit wird die Ewigkeit zur Zeitlichkeit gemacht. Ein Wesen, das irgendwo in der Zeit auftritt, ist soviel ein ewiges Wesen, als es sich zu befreien vermag von dem luziferischen Dasein, und es ist ebensoviel ein zeitliches Wesen, als es unterliegt dem luziferischen Dasein.


In den okkulten Schulen und Mysterien wurde immer verstanden, daß der mittlere Mensch, der Mensch der das Herz trägt, der Sonne zuzuordnen ist, und der Mensch der den Kopf trägt, entweder dem ganzen Sternenhimmel oder vorzugsweise zum Monde. 

Der untere Mensch ist dasjenige Gebiet von der ganzen menschlichen Natur, das durch die oberen Götter dem Reiche des Luzifer zugeteilt ist. Aber geradeso, wie die Dinge am oberen Menschen mit dem Monde, am mittleren Menschen mit der Sonne zusammenhängen, so hängen mit der Gestalt die uns entgegentritt, wenn wir die Schwelle der Initiation überschreiten, die Einwirkungen der Venus zusammen, es handelt sich dabei um das Gestirn, das die Astronomen heute Venus nennen. 

Die Venus ist also das Reich des Luzifer. Zunächst liegt die Sache so, daß wir genau erfahren durch die Initiation, daß der untere Mensch, dasjenige Gebiet ist von der ganzen menschlichen Natur, das durch die oberen Götter dem Reiche des Luzifer zugeteilt ist.


Diejenigen Kräfte, welche ihren symbolisch-physischen Ausdruck dadurch finden, daß sie als das Licht der Venus, des Morgen- und Abendsternes zu uns kommen, daß diese physischen Strahlen der Venus, die in den Weltenraum hineingeschickt werden, die symbolisch-physische Einwirkung des Luzifer auf den Menschen sind. Es hat sich Luzifer nicht darauf beschränkt, auf den unteren Menschen zu wirken. 

Da würde er nur wirken, wenn die Venus mit ihrer vollen Scheibe strahlt, wie (vergleichsweise) beim Vollmonde. Sie wissen, daß die Venus gerade solche Phasen hat wie der Mond, daß es also eine zunehmende, eine volle und eine abnehmende Venus gibt. Die Viertel wirken ebenso wie die Viertel des Mondes auf den Brustmenschen. Die Venus, die geistig wirkt, wirkt aber auf den Kopfmenschen, so daß ein Ausdruck für das, was in bezug auf den Menschen geistige Wirkungen sind, in dem Zusammenwirken von Sonne, Mond und Venus am Himmel gesehen werden kann. Wohlgemerkt ein Ausdruck für das, was im Menschengeist ist.


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Markus – Evangelium – ist für Römer geschrieben

Markus – Evangelium

Was ist das Evangelium? Es ist das, was herunterkommt aus den Reichen, die wir öfter in den Hierarchien der höheren Wesenheiten beschrieben haben, wo die Angeloi (griechisches Wort für Bote), die Archangeloi sind, was heruntersteigt durch die Welt, die sich erhebt über der Menschenwelt. Ein Impuls, der heruntersteigt durch das Reich der Archangeloi, der Angeloi, ist das Evangelium; es ist das diesen Reichen Entsteigende, das in die Menschheit eintritt. Alle abstrakten Übersetzungen treffen im Grunde genommen nur wenig die Sache. In Wahrheit soll schon in den Worten: «Dies ist der Anfang des Evangeliums…» angedeutet werden, daß in einem Zeitpunkt etwas beginnt auf die Erde niederzufließen, was früher nur dort geströmt war, wo die Angeloi und die Archangeloi sind, was heruntergekommen ist auf die Erde, was hier die Seelen durchrüttelt. Und der Beginn, der also eine Fortsetzung hat, der wird verzeichnet. Das heißt, das Evangelium dauert fort. Es ist der Anfang gemacht in der damaligen Zeit, und im Grunde genommen ist die Menschheitsentwickelung seit jener Zeit eine Fortsetzung des Beginns dieses Herunterfließens des Impulses aus dem Reiche der Angeloi, den man Evangelium nennen kann.


Das Markus-Evangelium ist für Römer geschrieben, gegen dasjenige, was im äußeren Römischen Reiche, im Reiche der Welt, sich herausgebildet hat. Es ist gegen die Gesetzesordnung, gegen die soziale Ordnung des Römischen Reiches geschrieben.


Was früher nur erlebt wurde in den Mysterienstätten, das kann jetzt erlebt werden im Hinblick auf die Stätte von Golgatha. So bedeutet das Verständnis des Christus-Impulses eben das bedeutsamste Verständnis, das sich der Mensch für seine Erdenwesenheit erwerben kann, für das, was nach dem Christus-Impuls immer mehr und mehr im menschlichen Ich erwachen soll. Wir können uns nun selber in einer gewissen Weise durch die Evangelien inspirieren lassen. So war für die Zeit, in welche das Christus-Ereignis selber hineinfiel, das Matthäus-Evangelium ein gutes Inspirationsbuch. Für unsere Zeit gilt dies insbesondere von dem Markus-Evangelium. Wir wissen ja, wie unser Zeitalter dasjenige ist, welches die Bewußtseinsseele vorzugsweise herausarbeiten soll, die sich abtrennt in ihrer Isolation von ihrem Milieu. Während im 5. Kulturzeitraum die Christus-Wesenheit Gegenstand des Studiums, der Vertiefung, der inneren Versenkung sein wird, werden in der 6. Kulturepoche die Menschen in ihre ganze Wesenheit die Christus-Wesenheit aufnehmen. Dazu werden sie das besondere Gut nehmen, was wir im Lukas-Evangelium kennengelernt haben.


Das Markus-Evangelium enthält in jeder Zeile etwas, was man nur dann lesen kann, wenn man bei dem Verfolgen der Worte immer im Auge hat zugleich einen menschlichen Sinn und einen kosmischen, astronomischen Sinn, und wenn wir uns klar sind, daß im Menschen etwas lebt, was in seiner wahren Bedeutung nur am Himmel zu finden ist.


Kosmische Kräfte beschreibt der Schreiber des Markus-Evangeliums. Überall sind es Himmelserscheinungen. Und was er beschreibt, das ist der Ausdruck, die Projektion, das Schattenbild, welches die ganzen Vorgänge im Makrokosmos herunterwerfen auf das kleine Erdengebiet Palästina.


Der Schreiber dieses Evangeliums richtet von Anfang an den Blick auf den vom Himmel herunterkommenden Sonnengeist. Er verfolgt kein irdisches Wesen; sondern was da im physischen Leibe wandelte, ist ihm nur das Mittel, um darzustellen, was als der Sonnengeist darin gewirkt hat.


Nun hätten wir ein Drittes zu schildern: dasjenige, was der Christus der Erdenwelt dadurch geworden ist, daß er nicht nur das Licht der Weisheit, die Wärme der Liebe, nicht nur das cherubimische und seraphische Element innerhalb des Erdendaseins war, sondern daß er «war» und «ist» in unserem Erdendasein, wenn wir ihn in seiner ganzen Kraft betrachten, was man bezeichnen kann als «wirkend durch das Reich der Throne», durch welches alles Starke und alle Kraft in die Welt kommt, um das auszuführen, was im Sinne der Weisheit, im Sinne der Liebe ist. Dies sind die drei höchsten der geistigen Hierarchien: SeraphimCherubim und Throne. 

Die Seraphim führen uns hinein in die Tiefen des menschlichen Herzens mit ihrer Liebe, die Cherubim führen uns hinauf in Adlerhöhen. Weisheit strahlt heraus aus dem Reich der Cherubim. Zum Opfer wird die ergebungsvolle Liebe, das symbolisiert uns der Opferstier. Stärke, die durch die Welt pulst, Stärke, welche die Kraft entwickelt, um alles zu realisieren, schöpferische Kraft, die durch die Welt pulst, das symbolisiert uns in aller Symbolik der Löwe. Jene Stärke, welche eingezogen ist in unsere Erde durch den Christus Jesus, jene Stärke, welche alles ordnet und richtet, welche ein Höchstes an Macht bedeutet, wenn es entwickelt wird: das schildert uns als dritte Eigenschaft am Christus Jesus der Schreiber des Markus-Evangeliums.


Wenn wir das Wort Bewußtseinsseele auf den Christus anwenden, so können wir sagen: sie wird uns ahnend zum Verständnis gebracht im Johannes-Evangelium; Gemütsseele des Christus: sie wird uns zum Verständnis gebracht durch das Lukas-Evangelium; Empfindungsseele mit all ihren Kräften des Wollens: durch das Markus-Evangelium. Es wird uns Aufschluß geben über die offenen und verborgenen Naturkräfte, die in unserer Welt sind, konzentriert in der einzigen Individualität des Christus.


Erst wenn es uns gelingt, dasjenige, was heute so ganz in Abstraktionen ausgeflossen ist, so ganz dünn geworden ist in den modernen Evangelien-Übersetzungen, wieder vollsaftig und inhaltsvoll zu machen durch das, was wir in der Geisteswissenschaft in uns aufgenommen haben, erst dann werden wir verstehen, wieviel dazu gehört, um wirklich zu durchdringen, was in den Evangelien steht. Es werden Generationen dazu gehören, um nur annähernd alle Tiefen auszuforschen, die unser heutiges Zeitalter schon ahnen kann. 

Manches wird erst in der Zukunft aus den Evangelien erforscht werden können. Was insbesondere der Schreiber des Markus-Evangeliums darstellen wollte, war im Grunde genommen eine weitere Ausführung dessen, was derjenige lehren durfte, welcher als einer der Allerersten durch unmittelbares übersinnliches Erkennen selber die Natur und Wesenheit des Christus begriffen hat – nämlich was Paulus lehren konnte.


Der Unsterblichkeitsgedanke wird geboren, aber nach und nach erst geboren im Fortgang des Alten Testamentes. Und derselbe Fortschritt ist merkwürdiger-weise auch im Prophetentum. Sehen Sie, wie die Gesichte und die Verheißungen jedes folgenden Propheten immer innerlicher und innerlicher werden. Je weiter in die Vergangenheit wir zurückgehen, desto mehr wird gesprochen von Gesichten, die sich auf den äußeren Verlauf beziehen; und je mehr wir fortgehen in der Zeit, desto mehr wird von der inneren Kraft, von der inneren Zuversicht und dem Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Geistig-Göttlichen auch von den Propheten gesprochen. 

Und das Markus-Evangelium knüpft ja direkt an alle diese Verhältnisse an. Denn das Markus-Evangelium sagt gleich an seinem Beginn, daß es das Ereignis des Christus Jesus ganz in dem Sinne des alten Prophetentums auffassen will, daß man gleichsam verstehen kann die Erscheinung des Christus Jesus, wenn man die Worte des Propheten Maleachi, beziehungsweise des Propheten Jesaias ins Auge faßt: «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der soll dir den Weg bereiten. Hört, wie es ruft in der Wüste: bereitet den Weg des Herrn, macht eben seine Pfade.» Dadurch wird wie in einem Grundton, der durch die Geschichte des Alten Testamentes hindurchgeht, auf das Erscheinen des Christus Jesus hingewiesen. 

Und weiter wird gesagt im Markus-Evangelium – man hört es aus den Worten ganz deutlich heraus, wenn man nur will –: Ja, wie die Propheten gesprochen haben, spricht im Grunde genommen jetzt wieder einer, der Täufer. Dann fährt das Markus-Evangelium fort: «So trat auf Johannes der Täufer in der Einsamkeit und verkündete die Taufe zur Erkenntnis der menschlichen Sündenhaftigkeit»; denn so muß man die Worte, wenn man sie sachgemäß wiedergeben will, übersetzen. Wir sehen vor uns stehen Johannes der Täufer, sehen in ihm lebendig werden die Stimme des alten Prophetentums, sehen zu ihm das Volk hinauswandern und sehen, wie er von den Menschen erkannt wird als der wiedererstandene Prophet. Nachdem der Täufer vorgeführt ist und gezeigt ist, wie sich die Menschen zu ihm und seiner Mission stellen, wird der Christus Jesus selber vorgeführt.


Aber ihn erkennen nicht bloß die Menschen, ihn erkennen auch andere Wesen. Da sind um ihn herum Menschen, die geheilt werden wollen von dem Dämonismus, in denen Dämonen wirken. Den Täufer erkennen die Menschen und gehen hinaus und lassen sich von ihm taufen. Die übersinnlichen Geister erkennen den Christus, so daß er ihnen gebieten muß, nicht von ihm zu sprechen. Das ist eine grandiose Steigerung, die uns gleich im Beginne des Markus-Evangeliums entgegentritt: auf der einen Seite Johannes der Täufer, der von den Menschen erkannt und verehrt wird und auf der anderen Seite der, welcher von übersinnlichen Wesenheiten, die aber mit der Erde etwas zu tun haben, erkannt und gefürchtet wird, so daß sie erkennen, sie müssen jetzt abziehen. Das ist der Christus Jesus. In einer solchen Einfachheit gibt es nirgends sonst eine solche dramatische Steigerung. – Wenn man dies ins Auge faßt, empfindet man gewisse Dinge als notwendig, die sonst an den Menschenseelen einfach vorbeigehen. 

Gleich am Beginne des Markus-Evangeliums wird von der Bestellung der Zwölf (die Apostel) geredet und da wo die Rede ist von der Namensgebung, wie er da zwei von seinen Aposteln die «Donnerssöhne» nennt. Warum nennt er sie Donnerssöhne? Weil er, damit sie seine Diener werden, ein Element in sie verpflanzen will, das nicht von der Erde ist, das von außerhalb der Erde herkommt, weil es ein ganz Neues ist und weil es nicht mehr genügt, bloß von dem Menschen zu sprechen, sondern von einem himmlischen, überirdischen Element, dem Ich. Er nennt sie Donnerssöhne, um zu zeigen, daß auch die Seinigen eine Beziehung zu dem überirdischen Element haben. 

Er gibt ihnen die Beinamen von den Eigenschaften der elementarischen Welt. Dasselbe ist der Fall, wenn er Simon den «Felsenmann» (lateinisch = Petrus) nennt. So wird durch das ganze Evangelium angekündigt das Hereintreten des «Angelium», der Impulse aus der geistigen Welt. Es ist im höchsten Sinne interessant, den seelischen Werdegang derjenigen zu verfolgen, die der Christus Jesus um sich versammelt, die er beruft zu seinen Zwölfen.


Diejenigen Seelen erschienen wieder, die in den sieben Makkabäersöhnen und in den fünf Söhnen des Mattathias, in Judas und seinen Brüdern, verkörpert waren. Sie waren hineingeworfen in das Element der Fischer und der einfachen Leute. Man könnte sich vorstellen, daß jemand ein ganz Ungläubiger wäre und nur künstlerisch das ins Auge fassen wollte, wie am Ende des Alten Testamentes Sieben und Fünf auftreten und wie Zwölf wieder am Anfange des Neuen Testamentes zu finden sind. 

Wenn man dies rein als künstlerisch-kompositionelles Element nimmt, kann man schon von der Einfachheit und der künstlerischen Größe des Bibelbuches ergriffen sein, ganz abgesehen davon, daß die Zwölf sich zusammensetzen aus den fünf Söhnen des Mattathias und den sieben Söhnen der Makkabäermutter. Man wird lernen müssen, die Bibel auch als Kunstwerk zu nehmen; dann wird einem erst das Gefühl für die Größe aufgehen, die in die Bibel als Kunstwerk hineingelegt ist. Und man wird ein Gefühl dafür erhalten, worauf sich das, was da künstlerisch hineingelegt ist, eben beziehen muß. Es steht, wenn man wieder das rein Künstlerisch-Kompositionelle betrachtet, ganz wunderbar da die, man möchte sagen, grandiose Gestalt des Judas in den letzten Kapiteln des Alten Testamentes und die Gestalt des Judas im Neuen Testament.


Man wird, wenn man das Markus-Evangelium in seiner Einfachheit auf sich wirken läßt, sogleich einen bedeutsamen Eindruck gewinnen von der Gestalt des Täufers.


Die Johannestaufe war eine Erkenntnissache. «Ändert den Sinn, wendet den Blick nicht bloß nach rückwärts, wohin es noch möglich wäre, die Blicke zurückzuwenden, sondern blicket hin auf etwas anderes: der Gott, der sich im menschlichen Ich offenbaren kann, ist nahe herbeigekommen; die Reiche des Göttlichen sind nahe herbeigekommen.» Das predigte der Täufer nicht nur, das ließ er sie erkennen, indem er ihnen die Taufe im Jordan zuteil werden ließ. Und die, welche getauft wurden, wußten fortan aus ihrer eigenen hellsichtigen Beobachtung, wenn diese auch nur kurze Zeit dauerte, daß die Worte des Täufers eine weltgeschichtliche Tatsache ausdrückten. Wenn wir diesen Zusammenhang betrachten, erscheint uns erst der Geist des Elias im rechten Lichte, der auch in Johannes dem Täufer wirkte. Dann erscheint uns die Sache so, daß wir in Elias haben den Geist des jüdischen Volkes. 

Er war schon in einer gewissen Weise der Geist des Ich; aber er trat nicht auf als der Geist des einzelnen Menschen, sondern er trat bei Elias auf als der Geist des gesamten Volkes. Es war noch in den übersinnlichen Welten, was als die individuelle Seele herabsteigen sollte in jede einzelne Menschenbrust, als die Johanneische Zeit herankam. Daß dieser Geist, der gleichsam über den Menschen und ihrer Geschichte schwebte, nun immer mehr und mehr einziehen sollte in jede einzelne individuelle Brust, das war die große Tatsache, die nun Elias-Johannes selber ankündigte, indem er gleichsam sagte, die Leute taufend: Was bisher nur in der übersinnlichen Welt war und aus dieser heraus wirkte, das müßt ihr jetzt in eure Seelen aufnehmen als die Impulse, die aus den Reichen der Himmel bis ins menschliche Herz gekommen sind. 

Der Geist des Elias zeigt selber, wie er nun vervielfältigt einziehen muß in die menschlichen Herzen, damit die Menschen nach und nach den Impuls des Christus im Laufe der Weltgeschichte aufnehmen können. Das war der Sinn der Johannes-Taufe, daß Elias bereit war, den Platz zu bereiten für den Christus. Wir können (also) erwarten, daß in dem Täufer Johannes in einer gewissen Weise wieder das zutage tritt, was wir an Elias schon beobachtet haben, daß zutage tritt, wie in der grandiosen Gestalt des Täufers nicht bloß wirkt diese einzelne Persönlichkeit, sondern dasjenige, was mehr ist als diese einzelne Persönlichkeit, was wie eine Aura diese einzelne Persönlichkeit umschwebt, aber in seiner Wirksamkeit über diese einzelne Persönlichkeit hinausgeht, was wie eine Atmosphäre lebt unter denjenigen, innerhalb welcher auch der Täufer wirkt.

Ja, wir können sogar noch etwas anderes erwarten: daß diese spirituelle Wesenheit des Elias, die jetzt an Johannes den Täufer gebunden ist, dann spirituell weiterwirkt, wenn der Täufer nicht mehr da ist. Außerordentlich charakteristisch ist es, daß zweimal im Markus-Evangelium angedeutet wird, was ich jetzt ausgesprochen habe. Das erste Mal wird gesagt: Gleich nach der Verhaftung des Johannes kam Jesus nach Galiläa und verkündete dort die Lehre von den himmlischen Reichen. Johannes war also verhaftet, das heißt, seine physische Person war zunächst gehemmt, selbst zu wirken; aber es tritt in die Atmosphäre, die er geschaffen hat, ein die Gestalt des Christus Jesus. 

Wenn Sie weitergehen bis zum 6. Kapitel, dann hören Sie die ganze Beschreibung, wie der König Herodes den Täufer köpfen ließ. Aber sehr merkwürdig: man vermutete mancherlei, nachdem die physische Persönlichkeit des Johannes hinweggeräumt war. Einigen scheint es, die Wunderkraft, durch die der Christus Jesus wirkt, komme davon her, weil der Christus selber der Elias sei – oder einer der Propheten. Aber Herodes hat aus seinem geängstigten Gewissen heraus eine sehr merkwürdige Ahnung. Als er hört, was durch den Christus Jesus alles geschah, sagt er: «Johannes, den ich köpfen ließ, der ist auferweckt.» Aber dann wird etwas Sonderbares angedeutet, wie der Christus Jesus gerade in die Gegend kam, wo Johannes gewirkt hatte. 

Unter die Schar derer tritt der Christus Jesus, welche die Anhänger und Jünger Johannes des Täufers waren, und das wird ausgedrückt in einem Worte, das man berücksichtigen muß: «Und als er herauskam, sah er eine große Menge», womit nur die Jünger des Johannes gemeint sein können, «und hatte Mitleiden mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und fing an, sie vieles zu lehren.» Man kann nicht deutlicher hinweisen auf die Tatsache, wie er die Jünger des Johannes lehrt.


Er lehrt sie aus dem Grunde, weil noch der Geist des Elias unter ihnen wirkt, der zugleich der Geist Johannes’ des Täufers ist.


(Bei der Johannes-Taufe des Jesus von Nazareth) senkte sich der Christus nieder, eine geistig-göttliche Wesenheit, wie sie sich bei all den nördlichen Führern und Weltanschauungsstiftern, am größten bei Zarathustra, in eine menschliche Wesenheit gesenkt haben. Es ist derselbe Vorgang, nur ins Größte übertragen: Der Christus senkt sich in eine menschliche Wesenheit, aber nicht in ihrer Kindheit, sondern im 30. Lebensjahre. 

Und während die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas vorzugsweise darstellen, wie sich die menschliche Persönlichkeit gebildet hat, in die sich der Christus hineinsenkt, stellt uns das Markus-Evangelium dar, welcher Art und Natur die Christus-Wesenheit selbst war. Das überfließende Element in dieser großen Individualität wird uns insbesondere durch das Markus-Evangelium dargestellt. Daher schildern in einer wunderbar klaren Weise das Matthäus- und das Lukas-Evangelium eine andere Versuchungsgeschichte als das Markus-Evangelium, weil Markus darstellt den Christus, der eingezogen ist in den Jesus von Nazareth. Da muß diejenige Versuchungsgeschichte auftreten, die sonst schon im kindlichen Alter auftritt: das Zusammensein mit Tieren und das Helfen der geistigen Kräfte. 

Daher sehen Sie es an, wie eine Wiederholung der Zarathustra-Wunder, wenn uns im Markus-Evangelium imposant einfach erzählt wird: «Und der Geist trieb ihn in die Einsamkeit;… und er war bei den Tieren, und die Engel» – das heißt die geistigen Wesenheiten «dienten ihm». Während das Matthäus-Evangelium ganz anders schildert, etwas, was sich wie eine Wiederholung der Buddha-Versuchung ausnimmt, das heißt dessen, was geschieht beim Hinuntersteigen in die eigene Wesenheit, wo alle die Versuchungen und Verführungen herantreten an die betreffende Seele. So also können wir sagen: Matthäus und Lukas schildern den Weg, den der Christus machte, indem er hinunterstieg in die Hüllen, die er durch den Jesus von Nazareth überliefert erhalten hatte; und das Markus-Evangelium schildert, was der Christus erleben mußte als eine Art Versuchungsgeschichte, indem er zusammenstieß mit der Umgebung, wie alle die Religionsstifter zusammengestoßen sind, die von einer geistigen Wesenheit von oben inspiriert oder intuitiert worden sind. 

Beides macht der Christus Jesus durch, während die früheren Menschheitsführer immer nur eines durchgemacht haben. Der Schreiber des Markus-Evangeliums war eingeweiht in solche Mysterien, die ihn gerade befähigten, das zu schildern, was die Markus-Versuchung ist: das Hinausgehen zu den Tieren und die Hilfe von geistigen Wesenheiten.


In grandioser Weise ist bei Markus geschildert, wie durch das Erscheinen häßlicher Tiergestalten der Mensch auf normale Weise in die geistige Welt eintritt. Der Christus hat zu tun gehabt mit Luzifer und Ahriman; wenn man die Evangelien versteht, wird man das finden. Der Okkultist weiß, daß es nicht nur eine Versuchung des Luzifer durch Begierden, sondern auch eine durch Ahriman gibt – wenn man nämlich seine eigenen Leidenschaften in den Makrokosmos hinausträgt, indem man allerlei Gestalten sieht. Das Matthäus-Evangelium schildert eine luziferische Versuchung. Bei den Tieren der eigenen Menschennatur weilt Jesus im Markus-Evangelium.


Die Seele Johannes’ des Täufers wird selbständig, verläßt den Leib, wirkt aber wie eine Aura weiter, und in das Gebiet dieser Aura tritt ein der Christus Jesus. Wo aber ist die Seele des Elias, die Seele Johannes’ des Täufers? Es ist im Markus-Evangelium deutlich genug angedeutet. Diese Seele, sie wird die Gruppenseele der Zwölf, sie lebt in den Zwölfen und lebt in den Zwölfen weiter. Sehr, sehr merkwürdig wird uns das, man möchte sagen, in jener Art, wie künstlerisch gezeichnet wird, angedeutet, indem uns erzählt wird, bevor im Markus-Evangelium von dem Tode Johannes’ des Täufers gesprochen wird, wie der Unterricht sozusagen, die Lehrweise des Christus Jesus zu der großen Menge ist und wie zu seinen einzelnen Schülern. 

Aber das ändert sich, als die Elias-Seele von Johannes dem Täufer frei wird, als sie wie eine Gruppenseele in den Zwölfen weiterlebt. Und das wird angedeutet. Denn von da ab macht der Christus an seine Zwölf höhere Ansprüche als vorher.


Wenn der Christus Jesus zur Menge sprach, so sprach er in Gleichnissen, in Bildern, weil diese Menschen noch den Nachklang derjenigen bildeten, die das Übersinnliche gesehen haben in den Imaginationen, in der imaginativen Erkenntnis; so daß er zu der Menge sprechen mußte in der Art, wie die alten Hellseher gesprochen haben. Sokratisch, das heißt nach der gewöhnlichen Vernunft auslegen konnte er es denen, die als seine Jünger aus dem alttestamentlichen Volke hervorgegangen sind. 

Aber dadurch, daß der Geist des Elias als eine Gruppenseele an die Zwölf herangetreten ist, sie durchsetzt hat wie eine gemeinsame Aura, dadurch wurden sie in einem höheren Sinne oder konnten wenigstens in einem höheren Sinne hellsichtig werden, konnten das, was sie als einzelne nicht erlangen konnten, als Zwölf zusammen, erleuchtet durch den Geist des Elias-Johannes, erschauen. Dazu wollte der Christus sie erziehen. Zu was wollte er sie erziehen, was ist denn eigentlich im Grunde genommen diese ganze Erzählung von der Brotvermehrung? Wir sollen wohl ins Auge fassen; der Christus Jesus schickt die Apostel an einen einsamen Ort, daß sie ein wenig ausruhen, das heißt, daß sie sich in einen Zustand versetzen, in den man eben kommt, wenn man in die Einsamkeit geht. 

Was sehen sie da in einem anderen Zustande? Sie werden geführt zu einer Art von neuem Hellsehen, in das sie dadurch versetzt werden, daß der Geist des Elias-Johannes über sie kommt. Sie sehen in umfassenden Bildern die Menschheits-entwickelung, sie sehen die Zukunft, sie sehen, wie allmählich heranrücken zu dem, was der Impuls des Christus ist, die Menschen der Zukunft. Was hier erzählt wird als die zweimalige Brotvermehrung, im Geistigen haben es die Jünger gesehen. Ein hellseherischer Akt ist es. Und als hellseherischer Akt ist er so wie ein anderer hellseherischer Akt: er huscht vorüber zunächst, wenn man seiner ungewohnt ist. Daher verstehen die Jünger ihn so lange nicht. Das ist es überhaupt – am meisten wird es ersichtlich im Markus-Evangelium –, daß die Erzählungen vom äußeren Sinnensein übergehen in Wiedergabe von hellseherischen Momenten und daß wir das Evangelium nur verstehen, wenn wir es vom Gesichtspunkte der geistigen Forschung aus auffassen.


Wir finden eine vollständig unverständliche Stelle, in der dargestellt wird: der Christus Jesus spricht zu seinen Jüngern, fragt sie: «Was glauben die Leute, was jetzt geschieht?» Nicht wahr, diese Frage darf man auch so stellen; denn den Leuten kam es vor allen Dingen darauf an, wovon die Wirkungen ausgehen, die jetzt geschehen. Darauf antworteten die Jünger: «Die Leute meinen, es gehe» – wenn wir einen trivialen Ausdruck gebrauchen wollen – «Johannes der Täufer um, oder es gehe Elias um oder ein anderer der Propheten; und dadurch, daß dies geschieht, geschähen die Wirkungen, die eben beobachtet worden sind.» – «Aber wovon glaubt ihr», so fragt der Christus Jesus, «daß die Dinge herkommen?» 

Da sagt Petrus: «Sie kommen davon her, daß du der Christus bist.» Damit hat Petrus im Sinne des Markus-Evangeliums sich selber in seiner Erkenntnis hingestellt wie den Knotenpunkt in der Menschheitsentwickelung. Denn was hat er damit eigentlich gesagt? Diejenigen, welche große Menschheitsführer waren in der vorhergehenden Zeit, das waren die Initiierten, die bis zum letzten Akt der Initiation in den heiligen Mysterien geführt worden waren. Es waren die, welche bis an die Pforte des Todes herangetreten waren, die in die Elemente untergetaucht waren, drei Tage außerhalb ihres Leibes verweilt hatten, während dieser dreier Tage aber in den übersinnlichen Welten waren, danach wieder auferweckt waren und nun Kundschafter, Botschafter waren von den übersinnlichen Welten. 

Das waren immer die großen Menschheitsführer, die Initiierten (die Gesalbten, griechisch Chrestos genannt), die es auf solche Weise geworden. Petrus sagt nun: «Du bist der Christus», das heißt: Du bist ein Führer, der nicht so durch die Mysterien gegangen ist, der aus dem Kosmos gekommen ist und jetzt Menschheitsführer ist. Es war etwas Ungeheures, was Petrus damit aussprach. Man mußte ihm sagen: Das ist etwas, wovon die heiligsten, ältesten Gesetze sagen, daß es Mysterium bleiben muß. Man darf nicht von den Mysterien sprechen. In diesem Moment mußte man das dem Petrus sagen.


Nun ist aber der ganze Sinn der weiteren Menschheitsentwickelung der, daß mit dem Mysterium von Golgatha das, was sich sonst nur in den Tiefen der Mysterien abgespielt hatte, hinausgestellt worden ist auf den Plan der Weltgeschichte. Mit anderen Worten: Was als heiliges Gesetz gegolten hat, daß man schweigen müsse über dieses Mysterium, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo das durchbrochen werden muß. Jetzt aber müssen die Mysterien durch das Mysterium von Golgatha offenbar werden. 

Ein Entschluß in der Seele des Christus, der größte welthistorische Entschluß ist es, da er sich vornimmt: was bis jetzt immer nach Menschengesetz hat verschwiegen werden müssen, das muß jetzt gezeigt werden vor aller Augen, vor der Weltgeschichte. Der Entschluß, die Mysterien offenbar zu machen, bereitet sich in diesem Augenblick vor. Und abwerfen von seiner Seele muß der Christus die Unentschlossenheit, die etwa davon kommen könnte, daß er halten möchte in der Evolution, was Menschengebote gegeben haben. – Weiche von mir, Unentschlossenheit. – Zu seinem eigenen Entschluß, als er zurückzuweisen hat, was ihn unentschlossen machen kann, sagt der Christus: «Weiche von mir!» Wir haben es an dieser Stelle zu tun mit dem welthistorisch größten Monolog, der jemals in der ganzen Erdenevolution stattgefunden hat, mit dem Monolog des Gottes von dem Offenbarmachen der Mysterien. Kein Wunder, daß der Monolog des Gottes nicht von vornherein für Menschenintellekt verständlich ist, daß wir tief schürfen müssen, wenn wir uns nur einigermaßen würdig machen wollen, um diesen Monolog des Gottes, durch den die Tat des Gottes ein Stück weitergeht, zu verstehen.


So müssen wir diese Dinge nehmen. Dann fühlen wir aber auch, wie der Christus Jesus eigentlich mit den Seinigen vorgeht, wie er sie führt von Stufe zu Stufe, wie er, nachdem der Geist des Elias-Johannes auf sie übergegangen ist, sie weiter führen kann im Verständnis der spirituellen Geheimnisse, als er sie früher führen konnte. Und dann fühlen wir erst, welche Bedeutung es hat, daß an die Stelle des Monologes des Gottes, sich anschließt die sogenannte Verklärungs- oder Verwandlungsszene.


Sie können es im Markus-Evangelium und auch in den anderen Evangelien öfter lesen, wie der Christus Jesus davon spricht, daß des Menschen Sohn viel leiden müsse, daß er angefallen würde von den Schriftgelehrten, von den Hohepriestern, daß er getötet würde, daß er nach drei Tagen auferweckt würde. Und Sie finden überall bis zu einem gewissen Punkt hin deutlich angedeutet, wie die Apostel zunächst diese Redewendung von dem leidenden, sterbenden und auferweckten Menschensohn nicht verstehen können. 

Wer in die Mysterien der verschiedenen Völker initiiert worden ist, hatte in einer gewissen Weise dasselbe durchgemacht. Er wurde gebracht zu Leiden, zu einem dreitägigen, man möchte sagen scheinbaren Tod, wo sein Geist außerhalb seines Leibes in den spirituellen Welten weilte, wo dann sein Geist wieder zurückgebracht wurde in seinen Leib, so daß der Geist in dem Leib sich erinnern konnte an das, was er in der geistigen Welt durchgemacht hatte. Anders in seinem inneren Wesen, aber ähnlich in der äußeren Erscheinung war das Mysterium von Golgatha. 

Die Ereignisse, die sich während des Verweilens des Christus in dem Leib des Jesus von Nazareth abspielte, führten dahin, daß nun tatsächlich der physische Tod eintrat für den physischen Leib des Jesus von Nazareth, daß der Geist des Christus die drei Tage außerhalb des physischen Leibes weilte, dann aber zurückkehrte und jetzt nicht in den physischen Leib, sondern in den verdichteten Ätherleib, so verdichtet, daß ihn die Jünger wahrnehmen konnten, wie es in den Evangelien geschildert ist; so daß der Christus wandeln konnte und sichtbar werden konnte auch nach dem Ereignis von Golgatha. Damit war also als ein historisches Ereignis die Initiation hingestellt, die sonst, den äußeren Augen entzogen, in den Tiefen der Mysterien sich zugetragen hatte, war als ein einmaliges Ereignis hingestellt vor die ganze Menschheit. Damit war in einer gewissen Weise die Initiation herausgeholt aus den Mysterien, war durch den Christus vollbracht vor aller Augen. Aber eben damit ist der Abschluß der alten Welt gegeben, ist der Beginn der neuen Zeit gekommen.


Beim althebräischen Volk haben wir es nicht mit Initiationen wie bei anderen Völkern zu tun, sondern mit einem elementaren Hervortreten des Geistes in den Leibern derjenigen, die als Propheten auftauchten, mit etwas, was wie Genies der Spiritualität hervortritt. Wir sehen, daß bei den mittleren Propheten diejenigen Seelen im althebräischen Volke auftreten, die in den früheren Inkarnationen Initiierte bei den anderen Völkern waren. Dadurch ist gegeben, daß die Apostel zunächst kein Verständnis haben für die Worte, welche die Initiation charakterisieren. Daher werden wir mit Recht darauf hingewiesen, wie die Apostel erstaunt sind und nicht wissen, wovon er redet, als er von dem Leiden und Sterben und Auferwecktwerden des Menschensohnes spricht.

Wenn der alte Initiierte (bei der Initiation) wieder in seinen Leib zurückkam, war dasjenige, was er erlebt hatte, Erinnerung. Zu wesentlich mehr kam es bei den Initiierten nicht, als daß sie in ihrer Seele die Geheimnisse von den spirituellen Welten trugen. Das war aus dem Grunde so, weil bis zur Zeit des Mysteriums von Golgatha des Menschen Seele auf der Erde überhaupt nicht geeignet war, in das Ich hereinkommen zu lassen die Reiche der Himmel, die übersinnlichen Welten. Sie konnten gar nicht bis zum wirklichen Ich kommen, konnten sich mit dem Ich nicht vereinigen. Das war das Geheimnis, das durch die Johannes-Taufe den Leuten klarwerden sollte, daß jetzt die Zeit herangekommen war, wo die Reiche der Himmel bis ins Ich hineinleuchten sollten.


Im Markus-Evangelium folgt nach dem großen welthistorischen Monolog die sogenannte Verklärung, die Verwandlungsszene. Für die drei Jünger, welche mitgenommen werden nach dem «Berge», auf welchem diese Verwandlungsszene stattfindet, ist dies eine Art höherer Einweihung. Der Berg als solcher bedeutet immer, wenn es sich um eine okkulte Sache handelt, daß diejenigen, die den Berg hinaufgeführt werden, zu gewissen Geheimnissen des Daseins hingeführt werden. Im Markus-Evangelium empfinden wir das ganz besonders stark. Da muß verwiesen werden auf das 3. Kapitel, darin finden wir ein Dreifaches, nicht nur ein Zum-Berge-Geleiten, sondern wir werden zuerst zu einer Szene am See geführt. Dann hören wir im 13. Vers: «Und er steigt auf den Berg und ruft zu sich, welche ihm gefielen.» Und als ein Drittes hören wir im Vers 20/21: «Und er kommt nach Hause. Und wiederum versammelt sich eine Menge, so daß sie nicht einmal Brot essen konnten.

Und da es die Seinigen hörten, gingen sie aus, ihn zu greifen; denn, sagten sie, er ist von Sinnen.» Wenn in okkulten Schriften die Rede ist von «zum See geführt werden» und von «nach Hause geführt werden» ist immer damit auch eine okkulte Bedeutung verknüpft. Wenn wir verstehen wollen, was in einem solchen Zusammenhange «am See» bedeutet, so müssen wir uns an etwas erinnern, wie unserer Erdenperiode die sogenannte atlantische Zeit vorangegangen ist, daß in derselben die Luft noch durchzogen war von dichten Nebelmassen. Das alte Hellsehen in der atlantischen Zeit war gebunden an das ganz andersartige Sein des physischen Leibes, an das Eingebettetsein in die Nebelmassen. Von alledem ist etwas wie ein altes Erbstück bei der Menschheit zurückgeblieben. Am Wasser, in den Nebelmassen ist das hellsichtige Bewußtsein besonders gestimmt, Imaginationen zu empfinden und das anzuwenden, was es schon erreicht hat.


Auf dem Berge, bei der verdünnten Luft, bei dem andersartigen Verhältnis der Verteilung von Sauerstoff und Stickstoff ist das hellsichtige Bewußtsein mehr dafür gestimmt, Inspirationen durchzumachen, Neues an hellseherischen Kräften entstehen zu lassen. Daher ist der Ausdruck «den Berg hinansteigen» nicht bloß symbolisch gemeint, sondern die Bergverhältnisse begünstigen die Möglichkeit, neue okkulte Kräfte in sich auszubilden. Und am schwersten haben es die okkulten Kräfte, wenn man bei sich ist, in seinem eigenen Hause, gleichgültig, ob man schließlich allein zu Hause ist oder ob die Angehörigen dabei sind. Denn während es bei einem Menschen, der längere Zeit am See gelebt hat, verhältnismäßig leicht ist – wenn alles dabei stimmt – zu glauben, daß er durch den Schleier der Körperlichkeit Imaginationen hat, und während es leichter ist bei einem Menschen, der in den Bergen lebt, daran zu glauben, daß er höher hinaufsteigt, so hat man bei einem Menschen, der zu Hause ist, bloß das Gefühl, daß er außer seinem Leibe ist, daß er «von Sinnen» ist. Nicht daß er die okkulten Kräfte nicht entwickeln könnte, aber es stimmt nicht so zu der Umgebung.


Und aus diesem Grunde wird da, wo von einem Fortentwickeln der Seelenkräfte der Apostel die Rede ist, vom Berge gesprochen. Deshalb wird auch bei der Ernennung der Zwölf, wo er sozusagen ihre Seelen dazu bestimmt, den Gruppengeist des Elias aufzunehmen, vom Berge gesprochen. Und wo sich der Christus in seiner ganzen welthistorischen und kosmischen Erscheinung zeigen will, wird wieder vom Berge gesprochen. Die Verklärung findet also wieder auf dem Berge statt.

Es erweisen sich als fähig, in die tieferen Geheimnisse des Mysteriums von Golgatha eingeführt zu werden, die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes. Und es erscheinen den hellseherischen Augen, die diesen Dreien geöffnet werden, verklärt, das heißt in ihrer spirituellen Wesenheit, Elias auf der einen Seite, Moses auf der anderen Seite, der Christus Jesus selber in der Mitte, aber jetzt in der Gestalt, das wird im Evangelium imaginativ angedeutet –, durch die er erkannt werden kann in seiner spirituellen Wesenheit.


Wenn wir das Buddha-Leben verfolgen, kommen wir bis zu dem Punkte, den wir im Markus-Evangelium für den Christus gegeben haben als die Verklärung, wo Buddha, am äußersten Ende des Menschenlebens angekommen, sich auflöst in Licht, wie es dargestellt wird, was ja der okkulten Wahrheit entspricht, da tritt für den Christus das ein, was in der Verklärungsszene eintritt, nur nicht, daß er als ein Einzelner die Verklärung hat, sondern daß er sich unterredet auf dem Berge, auf der Stelle, wo sich die kosmischen Angelegenheiten abspielen sollen, mit Elias, mit Moses. Dann erst beginnt das Mysterium von Golgatha, nach dieser Verklärungsszene.


Gerade im Markus-Evangelium kommt, weniger durch den Wortlaut als durch den ganzen Ton der Darstellung, das heraus, daß der Christus hingestellt wird als eine kosmische, als eine zugleich irdische und überirdische Erscheinung und das Mysterium von Golgatha als eine zugleich irdische und überirdische Tatsache. Aber noch etwas anderes wird betont, und hier tritt das fein Künstlerische gegen das Ende des Markus-Evangeliums uns besonders entgegen.

Es wird betont: Da leuchtete herein ein kosmischer Impuls in die Erdenangelegenheiten. Er leuchtete herein. An den Erdenmenschen war es, diesem Impuls Verständnis entgegenzu-bringen. Vielleicht nirgends so sehr als im Markus-Evangelium wird angedeutet, wie zum Verständnisse dessen, was da aus dem Kosmos in das Erdendasein hereinleuchtete, im Grunde genommen der ganze Rest der Erdenevolution notwendig ist, wie dieses Verständnis keineswegs möglich war in der Zeit, in welcher das Mysterium von Golgatha unmittelbar stattgefunden hat.

Und diese Tatsache des dazumal noch nicht vorhandenen Verständnisses, die Tatsache, daß das Verständnis damals erst einen ersten Anstoß erhalten hat und nach und nach sich erst ergeben kann in der weiteren Fortentwickelung der Menschheit, die wird nun gerade im Künstlerisch-Kompositionellen des Markus-Evangeliums in einer ganz wunderbaren Weise dargestellt. Im wesentlichen war ein dreifaches Verständnis möglich.

Von drei Faktoren konnte das Verständnis ausgehen: 1. Von denjenigen, welche die nächsten, die auserwählten Jünger des Christus Jesus waren. Daß diese auserwählten Jünger ein höheres Verständnis haben konnten als die Führer des alttestamentlichen Volkes, wird uns sehr klar angedeutet. [29] Die auserwählten Jünger hätten das Mysterium von Golgatha so verstehen können, daß sie das Überirdische, das Kosmische dieser weltgeschichtlichen Tatsache aufzufassen vermochten. 2. Eine zweite Art des Verständnisses das man erwarten könnte, wäre das gewesen, das da kommen konnte von den Führern des althebräischen Volkes, von den Hohepriestern, von den Oberrichtern, von denen, welche die Schrift kennen, welche die geschichtliche Evolution des alttestamentlichen Volkes wissen.

Was hätte man von diesen Führern verlangen können? Das Evangelium zeigt klar: Ein Verständnis wird bei ihnen nicht beansprucht für das, was die kosmischen Verhältnisse des Christus Jesus sind, aber es wird ein Verständnis dafür erwartet, daß der Christus Jesus zu dem althebräischen Volke gekommen ist und mit seiner Individualität in das Blut dieses Volkes hineingeboren ist, daß er ein Sohn des Hauses David ist, daß er mit der Wesenheit dessen, was mit David in das jüdische Volk gekommen ist, innig verknüpft ist.

Damit werden wir hingewiesen auf die zweite Art des Verständnisses: Daß der Christus Jesus eine Sendung hat, welche den Höhepunkt der Sendung des ganzen jüdischen Volkes bedeutet, das wird in einer wunderbaren Weise angedeutet gegen das Ende des Markus-Evangeliums, indem immer mehr und mehr darauf hingewiesen wird, daß wir es zu tun haben mit dem Sohne Davids. 3. Und woher sollte die dritte Art des Verständnisses kommen? Es wird wieder Geringeres verlangt, und dieses Geringere wird verlangt von den Römern. Woran nimmt Pilatus, der Römer, Anstoß? Nur daran, daß er sich ausgegeben haben soll als der «König der Juden». Die Juden sollten verstehen, daß er einen Höhepunkt ihrer eigenen Entwickelung darstellt. Die Römer sollten verstehen, daß er etwas bedeutet innerhalb der Entwickelung des jüdischen Volkes, nicht einen Höhepunkt, sondern nur etwas, was eine Führerrolle sein kann. Wenn die Römer das verstanden hätten, was wäre dann gekommen? Nichts anderes als das, was ohnehin gekommen. Wir wissen, daß das Judentum sich ausgebreitet hat, indem es sich auf dem Umwege über Alexandrien über die westliche Welt ausgebreitet hat.


So hätte ein dreifaches Verständnis für die Sendung des Christus Jesus erwartet werden können: 1. das Verständnis, das die auserwählten Jünger haben konnten für das kosmische Element des Christus, 2. das Verständnis das die Juden haben sollten für das, was sich ausbreitet im jüdischen Volke selber, und 3. das Verständnis, das die Römer haben sollten für das jüdische Volk, wie die Juden aufhörten, sich bloß über Palästina auszubreiten, und wie sie anfingen, sich über ein größeres Stück der Erde auszubreiten. Das ist hineingeheimnißt in das Künstlerisch-Kompositionelle insbesondere des Markus-Evangeliums. Und auch die Antworten werden uns auf alle drei Dinge gegeben, werden ganz klar gegeben.


Die erste Frage muß sein: Sind die auserwählten Jünger, ihrem Maße des Verständnisses gewachsen gewesen? Haben sie den Christus Jesus erkannt als den kosmischen Geist? Haben sie erkannt, daß da unter ihnen einer war, der nicht bloß das war, was er als Mensch vor ihnen bedeutete, sondern der umhüllt war von einer Aura, durch die kosmischen Kräfte und kosmische Gesetze auf die Erde hereinkamen? Haben sie es verstanden? Daß der Christus Jesus von ihnen dieses Verständnis forderte, wird deutlich im Evangelium angedeutet. Denn als die beiden Söhne des Zebedäus (Jakobus und Johannes), kamen und verlangten, es solle einer von ihnen zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken sitzen, da sagte er: «Ihr wisset nicht, was ihr verlangt. Könnt ihr den Becher trinken, den ich trinke, oder euch mit der Taufe taufen lassen, mit der ich getauft werde?»

Die Jünger geloben es zunächst. Daß der Christus Jesus dies von ihnen verlangt, wird an dieser Stelle deutlich angedeutet. Was hätte nun geschehen können? Das eine wäre das gewesen, daß die auserwählten Jünger wirklich durch all das, was sich nun als das Mysterium von Golgatha vollzogen hat, mit hindurchgegangen wären, daß das Band zwischen den Jüngern und dem Christus bis zum Mysterium von Golgatha hin erhalten geblieben wäre. Das wäre das eine gewesen, was hätte geschehen können. Daß nicht dieses, sondern das andere geschehen ist, sehen wir insbesondere aus dem Markus-Evangelium ganz genau. Als der Christus Jesus gefangen genommen wird, fliehen alle. Wie aber (sieht) die Darstellung von der Seite des Christus selber aus?

Versetzen wir uns einmal mit aller Demut – denn so muß es sein – in die Seele des Christus Jesus, der bis zuletzt versucht, das Band, das gewoben war zu den Seelen der Apostel hin, aufrechtzuerhalten. Da mochte sich wohl diese Seele die weltgeschichtliche Frage stellen: Kann ich es bewirken, daß sich die Seelen wenigstens der auserlesensten Jünger zu der Höhe erheben, um mit mir alles zu erleben, was bis zum Mysterium von Golgatha hin zu geschehen hat? Vor dieser Frage steht die Christus-Seele selber. Es ist ein grandioser Augenblick, wo Petrus, Jakobus und Johannes herausgeführt werden nach dem Ölberg und der Christus Jesus bei sich selber nachschauen will, ob er sie halten kann, die Auserwähltesten.

Und auf dem Wege dahin wird er ängstlich: Werden die, welche ich da mitnehme diesen Augenblick überstehen, in dem es sich entscheiden soll, ob sie mit mir in ihrer Seele gehen wollen, ob sie mit mir erleben wollen alles bis zum Kreuz? Das ist der «Kelch» der sich ihm naht. Und er läßt sie allein, daß sie «wach» bleiben können, das heißt in einem Bewußtseinszustande, in welchem sie mit ihm erleben können, was er erleben soll. Dann geht er und betet: «Vater, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.» Das heißt: Laß mich nicht noch erfahren, daß ich ganz allein stehe als der Menschensohn, sondern daß die anderen mitgehen. Und er kommt zurück, und sie schlafen. Sie haben nicht jenen Bewußtseinszustand erhalten können. Und er macht den Versuch wieder, und sie haben ihn auch wieder nicht erhalten. Und er macht ihn noch einmal, und sie haben ihn auch da wieder nicht erhalten. Daher war es ihm klar, daß er nun dasteht allein, daß sie nicht mitmachen, was bis zum Kreuz hingeht. Der Kelch war nicht vorübergegangen! Er war zur einsamen, auch zur seeleneinsamen Vollbringung der Tat bestimmt. Die Welt hatte wohl das Mysterium von Golgatha, aber zur Zeit, da es geschah, noch nicht das Verständnis für dieses Ereignis. Wie wunderbar künstlerisch kommt das zum Ausdruck, wenn man nur hinter dem, was in den Evangelien steckt, die eigentlichen okkulten Hintergründe zu fühlen versteht.


Nun fragen wir nach der zweiten Art des Verständnisses. Eine der ersten Stellen, wo wir darauf hingewiesen werden, welches Verständnis das althebräische Volk dem aus dem Geschlechte Davids Stammenden entgegenbrachte, finden wir im 10. Kapitel des Markus-Evangeliums. Es ist die entscheidende Stelle, wo der Christus sich Jerusalem nähert und erkannt werden sollte von dem althebräischen Volke als der, welcher sich an David anschließt. «Und sie kamen nach Jericho. Und da er aus Jericho herauszog mit seinen Jüngern und einer ansehnlichen Menge, saß der Sohn des Timäus, Bartimäus, ein Blinder, als Bettler an der Straße. Und da er hörte, daß es Jesus der Nazarener sei, begann er zu rufen: Jesus, du Sohn Davids, erbarm dich meiner! Und Jesus redete ihn an: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde aber sagte zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. Und Jesus sagte zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm auf der Straße. Das heißt: Nur der Glaube war es, den er verlangte. Darf man denn gar nicht nachdenken, warum mitten unter den anderen Erzählungen eine Heilung von einem Blinden angeführt wird? Warum steht sie so isoliert dort? Aus dem Kompositionellen des Evangeliums sollten die Leute etwas lernen. Gar nicht auf die Heilung kommt es an, sondern darauf, daß von allen nur ein einziger, der Blinde, mit aller Stärke ruft: «Jesus, du Sohn Davids»! Die Sehenden erkennen ihn nicht. Der Blinde der gar nicht physisch sieht, erkennt ihn. So daß hier gezeigt werden soll, wie blind die andern sind, und daß dieser erst hat blind werden müssen, um ihn zu schauen. Auf die Blindheit, nicht auf die Heilung kommt es an dieser Stelle an.


Der Christus ist überall verbunden mit einer weithingehenden, wirksamen Aura. Diese war dadurch da, daß er mit den Menschen, die er auserwählt hatte, in den Seelen verbunden war, und sie war solange da, als er mit ihnen verbunden war. Der Kelch war nicht vorübergegangen. Die auserwählten Menschen hatten kein Verständnis gezeigt. Da zog sich allmählich die Aura von dem Menschen Jesus von Nazareth zurück, und immer fremder wurden einander der Christus und der Menschensohn, der Jesus von Nazareth. Immer mehr allein war der Jesus von Nazareth gegen das Ende des Lebens, und immer loser war der Christus mit ihm verknüpft. Während das kosmische Element, das bis zu dem Momente da war, der uns als das Blutschwitzen auf Gethsemane dargestellt wird, während der Christus bis zu diesem Momente voll mit dem Jesus von Nazareth verbunden war, wird jetzt durch das Unverständnis der Menschen, dieser Zusammenhang gelockert. Und während früher der kosmische Christus im Tempel wirkte und die Händler heraustrieb, die gewaltigsten Lehren verbreitete und nichts geschah, konnten jetzt Häscher heran, als der Jesus von Nazareth nur noch in einem losen Zusammenhange mit dem Christus stand. Und weil das dreifache Verständnis nicht da sein konnte, was hatten die Menschen deshalb zuletzt? Den Menschensohn. Und es blieb denen, die das Urteil sprachen und das Gericht vollzogen, der Menschensohn, den nur umschwebte, was als junges kosmisches Element auf die Erde herunter kommen sollte. Kein Evangelium spricht davon, daß der Menschensohn nur blieb und daß das kosmische Element ihn nur umschwebte, als das Markus-Evangelium.

Man denke sich diese Einsamkeit des Menschen, der von dem kosmischen Christus durchzogen war, jetzt den Häschern wie ein Mörder gegenüberstehend. Und die, welche ihn hätten verstehen sollen, fliehen. «Und sie verließen ihn alle und nahmen die Flucht», sagt der 50. Vers; und dann heißt es Vers 51 und 52: «Und ein Jüngling war in seinem Gefolge, der ein feines Leinengewand auf dem bloße Leib trug; und sie griffen ihn. Er aber ließ das Leinengewand fahren und floh nackt.» Wer entweicht da? Das ist der junge kosmische Impuls, das ist der Christus. Er bewahrt nichts, der neue Impuls, von dem, was die alten Zeiten um den Menschen haben schlingen können. Er ist der ganz nackte, neue kosmische Impuls der Erdenevolution. Und wir finden ihn wieder. Denn das 16. Kapitel beginnt damit:… und da die Frauen in das Grab eintraten, sahen sie einen Jüngling auf der rechten Seite sitzen, mit einem weißen Talar bekleidet; und sie schraken zusammen. Er aber sagt zu ihnen: «Erschrecket nicht. Ihr suchtet Jesum den Nazarener, den Gekreuzigten; er ist auferstanden.» Das ist derselbe Jüngling.


Das Weib ist durch die andersartige Bildung des Gehirns, durch die andere Art, wie es das Gehirn gebrauchen kann, kann es die spirituellen Ideen leichter erfassen. Das weibliche Geschlecht ist leichter zu brauchen, wenn es sich darum handelt, Besonderes zu verstehen. Darum läßt der Evangelienschreiber Frauen zuerst hinzutreten, als sich das Mysterium von Golgatha vollzogen hat. Und ihnen erscheint er zuerst, der Jüngling, das heißt der kosmische Christus; dann erst den männlichen Bekennern. Bis in diese Einzelheiten der Komposition spielt wahrer Okkultismus, wahre Geisteswissenschaft hinein in den Inhalt der Evangelien und insbesondere in den des markigen Markus-Evangeliums.


Die, welche die Evangelien geschrieben haben, sie haben aus hellseherischer Beobachtung hinterher die physischen Ereignisse beschrieben. Das muß man verstehen, dafür muß man aber auch die Notwendigkeit einsehen, da die Menschen als Zeitgenossen der Ereignisse in Palästina nicht verstehen konnten, was damals geschah, weil erst dieses Ereignis selbst den Impuls geben konnte zu seinem Verständnis. Denn der Schlüssel zum Verständnisse dieses Mysteriums von Golgatha ist das Mysterium von Golgatha selber.


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Mensch und Maschine

Mensch und Maschine

GA 178, S. 218f

„An solchen Stellen ist der Wille dazu vorhanden, die Menschenkraft zusammenzuspannen mit Maschinenkraft. Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müßte. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie werden kommen.

Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtliehen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. Darum handelt es sich.

Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. Denn das Was liegt einfach im Sinne der Erdenentwickelung. Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.

Ich habe vollbedacht öfter jetzt darauf aufmerksam gemacht, auch in öffentlichen Vorträgen, daß das Bewußtsein des Menschen zusammenhängt mit abbauenden Kräften. Zweimal habe ich es in öffentlichen Vorträgen in Basel gesagt: In unser Nervensystem hinein ersterben wir. –

Diese Kräfte, diese ersterbenden Kräfte, sie werden immer mächtiger und mächtiger werden. Und es wird die Verbindung hergestellt werden zwischen den im Menschen ersterbenden Kräften, die verwandt sind mit elektrischen, magnetischen Kräften und den äußeren Maschinenkräften. Der Mensch wird gewissermaßen seine Intentionen, seine Gedanken hineinleiten können in die Maschinenkräfte. Noch unentdeckte Kräfte in der Menschennatur werden entdeckt werden, solche Kräfte, welche auf die äußeren elektrischen und magnetischen Kräfte wirken.
Das ist das eine Problem: das Zusammenführen des Menschen mit dem Mechanismus, das immer mehr und mehr um sich greifen muß in der Zukunft.“

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Musik – kann an nichts erinnern, was im äußeren Leben ist.

Musik

Die Musik kann an nichts erinnern, was im äußeren Leben ist. Da muß alles entzaubert werden durch die Musik. Bei den übrigen Künsten muß alles abgerechnet werden, was zu den Sinnen gehört, aber die Musik braucht das nicht.


In der Malerei hat es eigentlich gar keinen Sinn, davon zu sprechen, irgend etwas ist drinnen oder draußen, oder die Seele ist innen und außen. Die Seele ist immerfort im Geistigen, wenn sie in der Farbe lebt. Dagegen kommen wir völlig in dasjenige hinein, was die Seele als Geistiges, als Geistig-Seelisches erlebt, wenn wir ins Musikalische kommen. Da müssen wir aus dem Raum vollständig heraus. Das Musikalische ist linienhaft, eindimensional. Es wird auch eindimensional in der Zeitenlinie erlebt. Aber es wird so erlebt, daß der Mensch dabei zugleich die Welt als seine Welt erlebt. Die Seele will dasjenige erleben im Musikalischen, was in ihr jetzt auf Erden seelisch-geistig lebt und vibriert.

Studiert man die Geheimnisse der Musik, so kommt man darauf, was eigentlich die Griechen, die sich auf solche Dinge wunderbar verstanden, mit der Leier des Apollo meinten. Dasjenige, was musikalisch erlebt wird, ist die verborgene, aber dem Menschen gerade eigene Anpassung an die inneren harmonisch-melodischen Verhältnisse des Weltendaseins, aus denen er herausgestaltet ist. 

Der Mensch, insofern er ein Nervenmensch ist, ist innerlich aus Musik aufgebaut, und er empfindet die Musik künstlerisch, insofern irgend etwas, was musikalisch auftritt, mit dem Geheimnis seines eigenen musikalischen Aufbaues zusammenstimmt.


Das Musikalische, das uns entgegentritt als ein Ton, kommt aus dem Devachan. Indem der Mensch im Schlafe entrückt ist in die geistige Welt, lebt er in Tönen. Diese Töne vergißt er im normalen Zustande. Der Musiker erinnert sich, zwar nicht bewußt, derselben. Es sind die Töne des devachanischen Webens und Wogens, die sich ausdrücken in der Musik, im physischen Ton.


Wenn wir heraufdringen durch die Seelenwelt in die höheren geistigen Welten, so erklingt uns etwas von einer höheren Musik. Nicht die, welche wir auf dem physischen Plan wahrnehmen; denn nicht wie eine Allegorie ist das aufzufassen, sondern als Wirklichkeit: Die Bewegung der Sterne im Weltenraum, das Wachsen jeder Blume, das Fühlen der Menschen und Tiere erscheint wie ein klingendes Wort!

Der Okkultist sagt daher: Der Mensch erfährt erst die Weltengeheimnisse, wenn das mystische Wort, das in den Dingen vorhanden ist, zu ihm spricht. Manas nennen wir das Prinzip, das die Zeit überdauert und in das Ewige hineinreicht. Dieses Manas findet seinen physischen Ausdruck in den Tönen der Musik, die von der Außenwelt an uns herandringen.


Man lernte das Weben und Walten des göttlichen Wesens, das die Welt durchwebt und durchwellt, kennen in der 7. Stufe (der mittelalterlichen Stufenfolge der sieben freien Künste), die man mit Musik bezeichnete, was aber nicht die heutige Musik ist, sondern ein höheres lebendiges Ausbilden desjenigen, was mehr gedanklich ausgebildet war in der Astronomie.


Der Mensch vermag lange, lange bevor er sich bewußt hineinfindet in all das, was ich Ihnen geschildert habe als die Etappen des Initiationspfades (siehe: Einweihung; Schulung), auszusprechen mit seinen Mitteln dieses Erleben, auszusprechen in Bildern – und das geschieht durch die Musik. Letzten Endes, im wesentlichen, ist wahre Musik in Tönen verlaufendes Dasein, in Tönen verlaufendes Daseinsgeschehen, welches ein äußeres Bild desjenigen ist, was bewußt die Seele durchlebt im Initiationsleben. 

Der Mensch kann, wenn er im alltäglichen Dasein stehenbleibt, nicht ohne weiteres das vollziehen, was wir nennen können: das Ich hinuntertauchen in den astralischen Leib. Dies, was man da unternimmt, indem man mit dem Ich untertaucht in diese astralische Welt in der richtigen Weise, so daß das Untertauchen ist ein Eintauchen in die göttliche Welt, ist eben der Gang durch die Initiation. Aber ein Bild davon ist uns in dem Geschehen, das durch musikalische Schöpfungen an uns herantritt, gegeben. 

Der Mensch entäußert sich, indem er der musikalischen Schöpfung schaffend oder genießend sich hingibt, seines Ich. Er drängt dieses Ich zurück, aber er übergibt es zugleich all den göttlich-geistigen Mächten, die an seinem astralischen Leib arbeiten werden, wenn er aufsteigen wird zum Jupiterdasein.


Alles Plastisch-Bildnerische arbeitet auf die Individualisierung der Menschen hin, alles Musikalisch-Dichterische dagegen auf die Förderung des sozialen Lebens. Die Menschen kommen in einer Einheit zusammen durch das Musikalisch-Dichterische.


Am internationalsten (von allen Künsten) ist (daher nun) die Musik.


Alles, was aus dem jüdischen Element herausgewachsen ist, hat die besondere Veranlagung zu dem eigentlich musikalischen Element.


Innerhalb des Musikalischen kann man unterscheiden den einzelnen Ton, die Melodie und die Harmonie. Harmonie beruht auf der Wahrnehmung gleichzeitiger Töne, Melodie auf dem Zusammenfassen aufeinanderfolgender Töne.


Der Inhalt des Musikalischen ist im wesentlichen das melodiöse Element der Musik. Woher stammt das melodiöse Element? Das melodiöse Element ist gut zu vergleichen dem plastischen Element. Nicht wahr, das plastische Element ist räumlich angeordnet, das melodiöse Element ist zeitlich angeordnet. Aber wer ein reges Gefühl für diese zeitliche Orientierung hat, der wird darauf kommen, daß im melodiösen Element eine Art zeitlicher Plastik enthalten ist.


Die Menschen wissen so wenig von dem eigentlichen Ursprung der musikalischen Themen, weil sie das, was in den musikalischen Themen sich auslebt, in der Zeit vom Einschlafen bis zum Aufwachen erleben. Das ist für den Menschen heute als ein noch unbewußtes Element da, das sich nur verrät dann, wenn es sich im Traum zu Bildern formt.


Warum wird denn eigentlich in der modernen Zeit ein so starker Drang entwickelt, vom rein Musikalischen abzugehen? Weil der moderne Mensch allmählich in eine Seelenverfassung hineingekommen ist, in der er nicht mehr träumen kann, in der er auch nicht mehr meditieren kann, in der er nichts hat, was von innen ihn in Bewegung bringt, sondern er will sich immer von außen in Bewegung versetzen lassen. 

Der Film ist der klarste Beweis dafür, daß derjenige, der ihn liebt, unmusikalisch ist, weil der Film darauf ausgeht, nur dasjenige in der Seele gelten zu lassen, was nicht aus dem Inneren dieser Seele heraussteigt, sondern was von außen veranlaßt ist.


Unsere Zeit hat in wirklich ausgedehntem Maße das eigentliche Musikalische hineingetrieben in das Geräuschvolle. Wir sind schon dazu übergegangen die Musik zu benützen, um etwas darzustellen.


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Paradies

Paradies

In der biblischen Überlieferung wird die Zeit vor der Einwirkung der luziferischen Wesen als die paradiesische Zeit geschildert und das Herabsteigen auf die Erde, das Verstricktwerden der Menschen in die Sinneswelt, als die Vertreibung aus dem Paradies.


So wahr die Schwere und Elektrizität und der Magnetismus Kräfte sind, die heute in gröberem Stile teilnehmen an der Erdenbildung, so wahr ist das, was wir den luziferischen Einfluß nennen, eine Kraft, ohne welche das Erdenwerden nicht hätte vor sich gehen können. Und wir müssen unter die die Erde konstituierenden Kräfte diesen luziferischen Einfluß hinzuzählen. Namentlich morgenländische Schöpfungs-berichte verlegen daher das Paradies auch – nicht so fein, wie es in der Bibel geschieht – in den Umkreis der Erde, nicht auf den Erdboden selbst, und sie fassen die Vertreibung aus dem Paradiese als ein Herabsteigen aus dem Erdenumkreis auf die Erdoberfläche auf.


Das, was als materialistische Hauptsache beim Menschen angesehen wird (der Stoffwechsel), ist eine rein luziferische Tat, ist überhaupt nichts anderes als das Produkt einer Verschiebung zwischen Astralleib und Ätherleib, so daß der Astralleib etwas abbekommen hat an Tätigkeit durch Luzifer, wodurch er ein Übergewicht erlangt hat über den Ätherleib.

Der Mensch war gar nicht dazu bestimmt, grobe Nahrungsmittel aufzunehmen. Wunderbar drückt uns diese Tatsache aus, daß durch die Versuchung des Luzifer bewirkt worden ist, was wir nennen können die Vertreibung aus dem Paradiese. Denn im Paradiese sein heißt nichts anderes, als ein geistiges Wesen zu sein und nicht nötig zu haben, physische Nahrungsmittel aufzunehmen und sie in sich zu verarbeiten. Das ist die Vertreibung aus dem Paradiese, was den weitaus meisten, materialistisch gesinnten Menschen als die höchste Lust erscheint. So sehr haben sich die Menschen verändert, daß sogar das Sein außer dem Paradies für sie die größte Lust geworden ist.


Wenn Sie sich nun vorstellen, daß die Vertreibung aus dem Paradies in Wahrheit zurückführt auf ein Herabsteigen aus dem Umkreise, dann haben Sie fast bis zur Wörtlichkeit geschildert, wie der Mensch durch seine eigene Schwere herabfällt aus dem Umkreise der Erde und zurücklassen muß die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Cherubime mit dem blitzenden Schwert.


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Physischer Leib – Das ist eine Maya

Physischer Leib

Was da dem Menschen entgegentritt, und was er für den physischen Leib hält, ist im Grunde genommen schon das Ineinanderwirken der vier Glieder der menschlichen Wesenheit, physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich, und das Resultat, das ganze Ergebnis dieses Zusammenwirkens ist das, was sozusagen für die Augen sichtbar, für die Hände greifbar dem Menschen entgegentritt. 

Wenn Sie den physischen Leib wirklich sehen wollten, so müßten Sie – ähnlich wie man aus einer chemischen Zusammensetzung, die aus vier Stoffen besteht, drei beseitigt und einen zurückbehält – aus dem menschlichen Wesen beseitigen können Ich, Astralleib und Ätherleib; dann würden Sie zurückbehalten den physischen Leib.


Man muß sorgfältig unterscheiden zwischen physischem Leib und mineralischem Leib. Ein physischer Leib ist derjenige, welcher von den physischen Gesetzen beherrscht wird, die man (allerdings) gegenwärtig in dem Mineralreiche beobachtet. Der gegenwärtige physische Menschenleib ist nun nicht bloß von solchen physischen Gesetzen beherrscht, sondern er ist außerdem noch durchsetzt von mineralischem Stoffe. Auf dem Saturn (beispielsweise) äußerten sich die physischen Gesetze nur durch Wärmewirkungen. Und aus Wärmekörpern besteht der ganze Saturn. Diese Wärmekörper sind die erste Anlage des gegenwärtigen physisch-mineralischen Menschenleibes. Dieser hat sich aus jenem dadurch gebildet, daß dem ersteren sich die später erst gebildeten gasförmigen, flüssigen und festen Stoffe eingegliedert haben.


Der Ätherleib ist in jedem Menschen ein Kämpfer gegen den Tod, der zwischen Geburt und Tod die Teile des physischen Leibes, die sich fortwährend trennen wollen, zusammenhält. Was ist in Wahrheit des Menschen physischer Leib? Das, was er nach einiger Zeit wird, wenn der Tod die Gestalt zerstört hat: ein Häuflein Asche, das nur so künstlich in seinen Teilen hineingeordnet ist in den Ätherleib, daß das Ganze des Menschen den Eindruck macht, den es heute auf den Beschauer ausübt.


Das was man gewöhnlich den physischen Leib des Menschen nennt, ist eine Maya, ein Truggebilde, und was wir in der Geisteswissenschaft bezeichnen als den physischen Leib, das ist jene Gesetzmäßigkeit, jener Gesetze-Organismus, der innerhalb unserer mineralischen Welt den physischen Leib des Menschen so schafft, wie das Kristallisationsgesetz des Quarzes oder das des Smaragdes den Quarz oder Smaragd schafft. Diese in der mineralisch-physischen Welt wirksame Menschenorganisation, das ist eigentlich der physische Leib des Menschen.


Es kommt darauf an, das Physische nicht nur da zu erkennen, wo es sich äußerlich physisch offenbart. Das Physische kann auch so vorhanden sein, daß es nach außen die Form des Ätherischen, ja auch diejenige des Astralischen zeigt. Man muß eben unterscheiden zwischen der äußeren Erscheinung und der inneren Gesetzmäßigkeit. Ein Physisches kann sich ätherisieren und astralisieren, aber dabei in sich die physische Gesetzmäßigkeit behalten. 

So ist es (beispielsweise), wenn der physische Menschenleib auf dem (alten) Monde einen gewissen Grad seiner Vollkommenheit erreicht hat, wird er ätherförmig.


Das physische menschliche Auge ist ähnlich einer fotografischen Kamera, denn wie in der Kamera entsteht darin ein Bild der Umwelt. Wenn man nun von dem physischen Auge alles abzieht, was in der Kamera nicht entsteht, dann hat man erst das Spezifische des physischen Auges. So muß man auch von dem ganzen physischen Körper alles abziehen, was nicht rein physisch ist, dann hat man erst das, was man im Okkultismus den physischen Körper nennt. Dieser kann unmittelbar nicht leben, nicht denken, nicht fühlen. Da bleibt dann übrig ein sehr weise eingerichteter äußerst komplizierter Automat, ein rein physikalischer Apparat. Diesen allein gab es nur auf der Saturnstufe des menschlichen Daseins.


Innerhalb der Außenwelt muß der Leib als ein Zusammenhang von Kräften und Stoffen erscheinen, der für sich besteht und in sich erklärbar ist als ein Glied dieser Außenwelt. Die Natur läßt die Pflanze entstehen; sie löst sie wieder auf. Sie beherrscht (ebenso) den Menschenleib und läßt ihn innerhalb ihrer Wesenheit vergehen. Stellt sich der Mensch mit einer solchen Betrachtung der Natur gegenüber, so kann er sich und alles, was in ihm ist, vergessen, und seinen Leib als Glied der Außenwelt an sich empfinden. Denkt er so über sein Verhältnis zu sich und zur Natur, so erlebt er an sich, was man seinen physischen Leib nennen kann.


Wir betrachten diesen physischen Menschenleib nur dann richtig, wenn wir sagen, daß er sich so weit erstreckt wie die Verwandtschaft des Menschen mit dem um ihn herum liegenden mineralischen Reich. Nur müssen Sie sich klarmachen, daß dieses Glied der menschlichen Wesenheit am allerwenigsten von dem übrigen Kosmos abgesondert betrachtet werden kann. 

Die Kräfte, die im physischen Leib wirken, wirken vom Kosmos herein. Wer die Sache durchschaut, empfindet dies so, wie er etwa die Natur eines Regenbogens erlebt. Wenn ein Regenbogen entstehen soll, muß eine ganz bestimmte Konstellation da sein von Sonnenlichtsverbreitung, von Regenwolken und so weiter. Sie können den Regenbogen nicht wegnehmen, wenn die Konstellation zwischen Regenwolken und Sonnenschein eine entsprechende ist. Der Regenbogen ist also eine Art von Konsequenz, ein Phänomen, das von außen zusammengeschoben wird. 

So ist auch der physische Leib wie eine Art von bloßem Phänomen. Die Kräfte, die den physischen Leib zusammenhalten, müssen Sie in der ganzen übrigen Sie umgebenden Welt suchen. Die Kräfte, die dieses Phänomen zusammensetzen, liegen in einer sehr hohen geistigen Welt (siehe: Devachan).


Eigentlich physische Kräfte drücken sich beim Leibe des Menschen aus, wenn er zum Beispiel als Kind zuerst kriecht und dann allmählich in die Vertikalstellung übergeht. Das ist eine Art von Überwindung der physischen Schwere; diese eigentümlichen Gleichgewichts- und Schwerewirkungsverhältnisse sind immer in ihm. Aber das ist eigentlich nicht physisch sichtbar, es ist das, was wir in der Geisteswissenschaft den physischen Leib nennen: es sind zwar physische Kräfte, aber es sind als solche im Grunde genommen unsichtbare Kräfte.

So, wie wenn wir eine Waage haben mit zwei Hebel und in der Mitte das Hypomochlion (Auflagepunkt des Waagebalkens), auf der einen Seite eine Kraft, die infolge eines Gewichts wirkt, und auf der anderen Seite wieder eine Kraft, die infolge eines Gewichts wirkt. Die Kräfte, die da wirken, sind nicht die Schnüre, an denen die Gewichte hängen, sondern die sind unsichtbar, sind aber doch physische Kräfte. So müssen wir das, was wir beim physischen Leib des Menschen physisch nennen, uns zum großen Teil als Kräfte denken.


Der physische Leib des Menschen ist lediglich dasjenige, was sich bezieht auf die anatomischen Zeichnungen, die Sie in den anatomischen Atlanten sehen können. Da müssen Sie aber absehen von demjenigen, was Flüssigkeitsströmung im menschlichen Organismus ist. Im Augenblick, wo der Flüssigkeitsmensch in Betracht kommt, greift in den Flüssigkeitsmenschen der ätherische Leib ein.


Der Ätherleib, als eine Summe von Strömungen, von Kraftwirkungen, ist aber der Architekt des aus ihm heraus kristallisierten physischen Leibes, welcher sich aus ihm herausentwickelt wie etwa das Eis aus dem Wasser.


Was sich im Astralleib ereignet, ist vorübergehender Art. Was sich im Ätherleib vollzieht, hinterläßt dort eine dauerhafte Spur und drückt sich ausserdem wie ein Siegel auf dem physischen Leib ab.


Nun aber hängen geistige Welt und physische Welt in eigentümlicher Weise zusammen, denn alles Physische ist nur eine Art Verdichtungszustand des Geistigen. Wie Eis verdichtetes Wasser ist, so sind physischer Leib und Ätherleib Verdichtungen des Astralleibes.


Unser Gedankliches wird angeregt von unserem Astralleibe, aber es wirkt hinunter in den Ätherleib. Es rinnt gleichsam der Gedanke aus dem Astralleib in die Äthersubstanz hinein und ruft im Ätherleib Bewegungen hervor. Und die Äthersubstanz ruft in ihrer Umgebung (nun) Hohlheit hervor. Denn das, was die Äthersubstanz da braucht, das nimmt sie von ihrer Umgebung, und es entstehen Hohlräume. Und diese Hohlräume entstehen, wenn der Mensch denkt, oder wenn die höheren Wesenheiten, Angeloi, Archangeloi, ihre Gedanken in ihn hereinlassen, was ja fortwährend geschieht.


Das heißt wir sehen sich bewegen den Äther durch die Gedankenwirkung, und dazwischen sind Hohlräume. Und diese Hohlräume sind eigentlich im Grunde der physische Leib. Es ist gerade so, wie wenn Sie sich eine Säule Selterswasser vorstellen und darin die leeren Luftperlen sind. Das Dünnere erscheint dem Wesen, das in dem dichteren Elemente lebt, furchtbar hart. So können wir auch in die eigentlichen Hohlräume nicht hinein, aber nur deshalb, weil da nichts ist, weil es hohl ist.


Die Archangeloi-Hierarchie gibt dem Menschen das für seinen Ätherleib, was in diesem entsprechend ist der Gestalt im physischen Leib, die er den Archai verdankt.


Von all dem, was im Menschen ist, wird nur das Knochensystem von den Elementargeistern aufgebaut, während das Muskelsystem aufgebaut wird von geistigen Wesenheiten einer höheren Hierarchie. Man muß mit der Imagination zu diesen Wesenheiten gehen können, wenn man das Muskelsystem ergreifen will. Ebenso muß man mit der Inspiration zu noch höheren geistigen Wesenheiten gehen, wenn man die inneren Organe begreifen will. Und steigen wir auf zur wahren Intuition, dann kommen wir zum Wärmemenschen.


Es genügt nicht, daß man bloß die Meinung habe, da ist physische Welt, man eignet sich Imagination, Inspiration, Intuition an, um in andere Welten zu kommen, (denn) die anderen Welten sind da. Die ätherische Welt ist da, dadurch daß der Mensch ein Muskelsystem hat, die astralische Welt ist da, dadurch daß der Mensch ein Organsystem hat, und die devachanische Welt, die Geisteswelt ist da dadurch, daß der Wärmemensch da ist. 

Das Geistige geht fortwährend unter uns herum. Es ist da. Der Mensch ist ja nur ein Geist, er ist nur angefüllt mit physischer Substanz, dieser Geist. Daher geben wir uns der Illusion hin, daß der Mensch ein physisches Wesen ist. Der Mensch ist sogar Geist in sich, der durch seine Wärmeorganisation sogar hinaufreicht in die höchste Welt, die noch erreicht werden kann. Daher ist es so komisch, wenn Spiritisten zu acht bis zehn um einen Tisch sitzen und Geister anrufen, die viel, viel untergeordneter sind, als die acht oder zehn, die um den Tisch herumsitzen, die nur nichts wissen davon, daß sie Geist sind.


In Wahrheit ist nämlich dieser ganze Menschenleib nur ein Teil der Erde, ja im weiteren Sinne des ganzen physischen Weltalls. Er verhält sich in dieser Beziehung wie zum Beispiel der Finger einer Hand zu dem ganzen menschlichen Körper. Man trenne den Finger von der Hand, und er kann kein Finger bleiben. Er verdorrt. So auch müßte es dem menschlichen Leibe ergehen, wenn er von demjenigen Leibe entfernt würde, von dem er ein Glied ist; von den Lebensbedingungen, welche ihm die Erde liefert.


Physischsein und Mineralischsein sind zwei ganz verschiedene Dinge. Der menschliche physische Leib ist physisch, weil er von ganz denselben Gesetzen beherrscht wird wie die Steine; er ist zu gleicher Zeit mineralisch, weil er die mineralischen Stoffe in sich imprägniert hat.


Was der Mensch hier auf der Erde nämlich als seinen physischen Leib an sich trägt, rührt durchaus nicht alles von dem physischen Leben der Vorfahren her, rührt überhaupt nicht alles von dem her, was auf der Erde sich als Prozesse abspielen kann. 

Was wir als physischen Leib an uns tragen, ist eigentlich schon an sich eine viergliedrige Wesenheit. Wir haben ja unseren physischen Leib entwickelt durch die Saturn‑, Sonnen‑, Monden- und Erdenzeit. Durch die Eingliederungen (des Ätherleibes, Astralleibes, Ich) ist der physische Leib immer umgeändert worden. Sichtbar ist von allem eigentlich nur das, was wir von der Erde an uns haben; die anderen Glieder sind nämlich nicht sichtbar. 

Sichtbar wird der physische Leib des Menschen dadurch, daß er die Substanzen der Erde aufnimmt, in sein Blut verwandelt und ein Unsichtbares damit durchdringt. In Wirklichkeit sieht man nur das Blut und die Umwandelungsprodukte des Blutes, also nur ein Viertel des physischen Menschenleibes; die drei anderen Viertel sind unsichtbar. Denn da besteht zunächst ein unsichtbares Gerüst; in diesem unsichtbaren Gerüst sind unsichtbare Strömungen; das alles ist aber als Kräfte vorhanden. In diesen unsichtbaren Strömungen sind wieder unsichtbare Wirkungen der einzelnen Strömungen aufeinander. Das alles ist noch nicht sichtbar. 

Und jetzt wird dieses dreifache Unsichtbare durchdrungen von dem, was die Nahrungsmittel, die zum Blute verarbeitet werden, als Ausfüllung dieses dreifachen Unsichtbaren bilden. Dadurch wird erst der physische Leib sichtbar. Und erst mit den Gesetzen dieses Sichtbaren sind wir auf dem Gebiete, das von dem Irdischen stammt. Alles andere stammt nicht aus irdischen Verhältnissen; alles andere ist das, was aus kosmischen Verhältnissen kommt, und was bereits zubereitet ist, wenn die Empfängnis eintritt. Da ist in vorhergehenden Zeiten, ohne daß eine physische Verbindung mit Vater und Mutter da war, lange vorbereitet worden, was die spätere Leiblichkeit des Menschen sein soll. Die Vererbungsverhältnisse werden dann erst da hineingearbeitet.


Im gewöhnlichen normalen Leben sieht man den physischen Leib von außen. Man kann nur auf diese Weise in sich selber hineingelangen, daß man auf dem Umweg durch die vorherige Inkarnation geht. Dann steckt man darin und kann seinen eigenen physischen Leib anschauen, wie er im Inneren ausschaut, wenn man das mit den Augen und Fähigkeiten der letzten Inkarnation tut. Aber das ist noch nicht genug, denn da merkt man noch ganz wenig von seinem jetzigen physischen Leib. 

Man kann durch einen einmaligen Kreislauf nur bis zu seiner vorhergehenden Inkarnation kommen; dann muß man wieder in seinen Leib hinein und kann jetzt einen zweiten Kreislauf machen. Dann kommt man zur vorletzten Inkarnation. Mit dieser kehrt man wiederum zurück in den gegenwärtigen Leib. Jetzt hat man das Gefühl, daß man als dritte Persönlichkeit in seinen zwei vorhergehenden Persönlichkeiten drinnensteckt. In der lemurischen Zeit hört die Möglichkeit auf, solche Erfahrungen zu machen. Da kommt der Mensch tatsächlich in die Möglichkeit, sich selbst innerlich so weit zu verfolgen durch alle möglichen Kulturen und Rassen hinauf bis zu dem Beginne seines Erdenwerdens, bis zu seiner ersten irdischen Verkörperung. In dem, was wir das Innere unseres physischen Leibes nennen, stecken eigentlich darin als Kräfte alle unsere früheren Verkörperungen. Tatsächlich sind alle unsere Verkörperungen im Inneren unseres physischen Leibes am Werke.


Der Mensch wird hineininkarniert in einen physischen Körper, der ihm von anderen Kräften hergestellt worden ist. Der physische Körper ist durch das Karma anderer Wesen zustande gekommen.


Der Mensch vermag, so wie er heute ist, auf seinen physischen Körper gar nicht einzuwirken. Er kann nicht das kleinste Blutkörperchen bewegen. Von hohen kosmischen Kräften wird der physische Körper beherrscht. Heute sind es höhere Wesenheiten, die hier Macht ausüben können; der Mensch wird es später können. 

Wenn die Menschen die Kräfte ihres eigenen physischen Körpers werden beherrschen können, von denen der Materialist als von Naturkräften spricht, dann wird er (selbst) ein Gott geworden sein. 

Ihm heute dieses zuzusprechen, wäre Götzendienst, denn in Wahrheit haben wir es mit hohen Wesenheiten zu tun, die den physischen Körper beeinflussen.


Auf unseren physischen Leib wirken in erster Linie die Geister der Form (Exusiai); sie geben während der Erdenzeit die Form nur dem Menschen. Die Tiere haben ihre ererbte Form von der alten Mondenentwickelung. Diese tierische Form ist daher eine luziferisch geartete Form, sie ist zurückgeblieben von der alten Mondenentwickelung. Was dazumal nur ätherisch war, ist verhärtet.


Der bloß physische Körper ist schwer zu sondern von dem, was sich durch des Menschen Verirrungen gebildet hat. Ein Buckliger (beispielsweise) hat seinen Buckel dem Astralen, dem Karma zu verdanken. 

Die äußere Gestalt, die Physiognomie und so weiter sind vom Karma abhängig. Was den physischen Körper modifiziert, ist also von den höheren Körpern abhängig. Wenn man alles abzieht, was von dem Karma abhängt, so ist der physische Körper tatsächlich weise eingerichtet. 

Alle Krankheiten sind Unrechtes in der Vergangenheit gewesen; alles Unrecht wird Krankheit in der Zukunft sein. Wenn die Menschen würdig sein werden, werden sie die festen Wesen, die sie schaffen werden, auch zu ebensolchen weisheitsvollen Körpern schaffen. 

Alle Weisheit, Gefühl und Wille werden in der nächsten Evolution wirklich als Gestalt und Wesen da sein. In allen Religionen wird der physische Körper, da er so weisheitsvoll aufgebaut ist, ein Tempel genannt. Es ist nicht recht, vom physischen Körper als von der niederen Natur zu sprechen, denn das Niedrige im Menschen liegt eigentlich in den höheren Körpern, die heute noch babyhaft sind.


Der physische Mensch, so wie er ist, entspricht nicht seiner Anlage, er hat eigentlich zur Unsterblichkeit seines Leibes die Anlage.


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Rosenkreuzer – Von ihnen gingen in Wahrheit die weltbedeutenden Geschehnisse aus

Rosenkreuzer

Die Rosenkreuzerbewegung ging ursprünglich von morgenländisch-orientalischem Wissen aus, und dieses Wissen wurde damals der europäischen Anhängerschaft in den verschiedensten Graden mitgeteilt. Am Ende des 18. und namentlich zum Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden diese okkulten Schulen aus der Kultur Europas und die letzten Rosenkreuzer zogen sich zurück nach dem Orient.

Es ist überhaupt bis in unsere Zeit hinein nicht möglich gewesen, auch nur das Elementarste aus dem Bereiche dieser Geistesströmung, die seit dem 14. Jahrhundert wirklich existiert hat und auch heute noch existiert, kennenzulernen. Alles, was in die Literatur übergegangen ist, was geschrieben und gedruckt worden ist, sind einzelne Bruchstücke, einzelne verlorene, durch Verrat an die Öffentlichkeit gekommene Dinge, die ungenau und in vielfacher Weise durch Charlatanerie, Schwindel, Unverstand und Dummheit verkehrt worden sind. Die wahre, echte Rosenkreuzerei ist, seitdem sie besteht, stets nur Gegenstand mündlicher Mitteilung an solche gewesen, welche sich eidlich zur Geheimhaltung verpflichten mußten. Daher ist auch nichts Erhebliches in die öffentliche Literatur übergegangen.

Der Orden, der bei seiner Begründung nur aus 7 Mitgliedern bestand, hat bis in unsere Zeiten herein ganz im geheimen gewirkt. Niemand hat auch jemals etwas über die Geheimnisse der Rosenkreuzer erfahren können.

Von den wahren Rosenkreuzern weiß gegenwärtig überhaupt niemand noch etwas, der ihr nicht durch die Mittel der Geheimwissenschaft nahegetreten ist.

Die innere Schulung der Rosenkreuzerströmung war eine streng okkulte. Bei einer solchen okkulten Schulung nimmt man sehr wenig Rücksicht auf die Sprache, auf die Art und Weise, wie man sich ausdrückt. Innerhalb der Welt des 15., 16. und 17. Jahrhunderts lebte eine Art von schlichten Menschen, die nicht als besondere Gelehrte bekannt waren, auch keine besondere soziale Stellung einnahmen, die aber die okkulte Strömung der Rosenkreuzer weiterleiteten. Es waren nie sehr viele. Wirkliche Eingeweihte gab es nie mehr als 7 zu gleicher Zeit; die anderen waren Geheimschüler verschiedener Grade. Die Rosenkreuzer waren die Sendboten der weißen Loge. 

Von ihnen gingen in Wahrheit die weltbedeutenden Geschehnisse aus. Alles Wichtige, was in dieser Zeit geschah, führt in den letzten Fäden in die Loge der Rosenkreuzer hinein. 

Äußerlich haben ganz andere die Geschichte Europas gemacht, aber innerlich gesehen, waren diese die Werkzeuge der okkulten Individualitäten. Selbst Rousseau und Voltaire waren solche Werkzeuge von hinter ihnen stehenden okkulten Individualitäten. Diese konnten selbst nicht mit ihrem Namen auftreten. Die Anregung, die sie bei der Ausübung ihrer Mission anderen Menschen gaben, konnte äußerlich eine sehr einfache, unauffällige sein. Manchmal war die kurze Begegnung mit einem solchen schlichten Manne die Gelegenheit, bei welcher den Werkzeugen der okkulten Individualitäten der richtige Impuls gegeben wurde. 

Auch hinter den bedeutenden Staatsmännern stehen bis zur Französischen Revolution okkulte Mächte. Dann ziehen sie sich allmählich zurück, denn die Menschen sollen selbst Herr ihrer Geschicke werden. Zum ersten Mal sprechen Menschen als Menschen in den Reden der Französischen Revolution. Zu jeder wichtigen Entdeckung gaben die okkulten Bruderschaften den Anlaß; dann erst spielten sich die Ereignisse draußen in der Welt ab. Voltaire war ein im eminentesten Sinne von vorwärtsstrebenden Bruderschaften getriebener Geist, denn er war im wesentlichen dazu da, um die Menschen auf ihre eigenen Füße zu stellen. Andere standen im Dienste von retardierenden Bruderschaften, so zum Beispiel Robespierre im späteren Lebensalter.

Es war so gegen das Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als auf einem unrechten Wege, durch eine Art Verrat, gewisse Geheimnisse der Rosenkreuzerei in die Öffentlichkeit gekommen sind (siehe: Stein der Weisen). Damals wurde Verschiedenes darüber gedruckt; man konnte daraus entnehmen, daß die Betreffenden etwas haben läuten hören, aber es nicht verstanden haben.

In dieser Form sollte das Rosenkreuzertum die streng geheimgehaltene Schule sein zur Vorbereitung dessen, was der Esoterik öffentlich als Aufgabe zufallen müsse um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts (siehe: Kali Yuga), wenn die äußere Naturwissenschaft zur vorläufigen Lösung gewisser Probleme gekommen sein werde. 

Als diese Probleme bezeichnete Christian Rosenkreuz: 1. Die Entdeckung der Spektralanalyse, wodurch die materielle Konstitution des Kosmos an den Tag kam. 2. Die Einführung der materiellen Evolution in die Wissenschaft vom Organischen. 3. Die Erkenntnis der Tatsache eines anderen als des gewöhnlichen Bewußtseinszustandes durch die Anerkennung des Hypnotismus und der Suggestion. Erst, wenn diese materiellen Erkenntnisse innerhalb der Wissenschaft ausgereift wären, sollten gewisse rosenkreuzerische Prinzipien aus dem Geheimwissenschaftlichen in die öffentliche Meinung eintreten. Für die Zeit bis dahin wurde die christlich-mystische Initiation in der Form dem Abendlande gegeben, in der sie durch den Initiator dem «Unbekannten aus dem Oberland» (siehe: Gottesfreund vom Oberland) erfloß in St.Victor, Meister Eckhart, Tauler und so weiter.

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Satan – Jaldabaoth

Satan GA 98 / 102 / 107 / 346

GA 098, S. 229

Rudolf Steiner bringt die satanischen Mächte mit den Asuras, zurückgebliebene Geister der Persönlichkeit (Archai), in Zusammenhang, die noch weitaus gefährlichere Widersachermächte als Ahriman sind:

„Die jetzigen Gewalten waren auf dem Monde Urkräfte. Nun gibt es aber solche Urkräfte des Mondes, die ihr Pensum auf dem Monde nicht absolviert haben und die auf die Erde herein als Urkräfte gekommen sind, die sich nicht schnell genug entwickelt haben, obwohl sie die Anwartschaft gehabt haben, Gewalten zu werden.

Die Hervorragendste dieser Urkräfte, die eigentlich vom Range der Gewalten sein könnten, ist die im Volksmund «Satan» genannte Wesenheit. Er ist also vom Range der Urkräfte und könnte sogar eine Gewalt sein. Innerhalb der Geister, die die Welt vorwärtsbringen, wirkt dieser Epochalgeist den anderen entgegen; er ist eine solche Kraft auf der Erde, wie sie auf den alten Mond gepaßt hätte und ist auch noch innig verwoben mit den Kräften des alten Mondes. Er ist der Meister aller Hindernisse und Hemmnisse, die sich den fortschreitenden Epochalgeistern entgegenstellen.“


GA 102, S. 147ff

„Ich habe auch zu verschiedenen Zeiten darauf aufmerksam machen können, wie von jeder Hierarchie der Geister gewisse Wesenheiten zurückbleiben, die nicht so weit aufgestiegen sind wie die anderen, die sozusagen sitzengeblieben sind im Weltengange.

Nun werden Sie sich leicht vorstellen können, daß es Wesenheiten gibt, die sozusagen hätten aufsteigen sollen während der Mondenentwickelung zu der Ordnung der Offenbarungen oder Gewalten, und die nur bis zu den Urkräften gekommen sind. Das sind andere Urkräfte als die, welche im regelrechten Gange der Entwickelung aufgestiegen sind zu Urkräften. Es gibt also solche Urkräfte, die auf der Erde eigentlich verkappte Gewalten sind.

Wir lernen jetzt von einem anderen Aspekt aus mancherlei kennen, was wir von einer anderen Seite her schon kennengelernt haben. Es verbergen sich also hinter den Urkräften auch solche, die eigentlich schon Gewalten sein könnten; und zu den Urkräften, die eigentlich widerrechtlich da sind, zu denen gehört – allerdings nur für diejenigen, die so etwas vom Standpunkte der Geisteswissenschaft aus ansehen – dasjenige Wesen, das man mit Recht den «Satan» nennt, Satan, der widerrechtliche Fürst dieser Welt, denn der rechtliche ist eine «Gewalt»: Jahve oder Jehova; der widerrechtliche gehört der Ordnung der Urkräfte an. Er drückt sich dadurch aus, daß er bei den Menschen den Zeitgeist fortwährend in Verwirrung bringt, daß er die Menschen dazu bringt, dem Epochalgeist fortwährend zu widersprechen.

Das ist die wirkliche Wesenheit des Geistes, den man auch nennt den «Geist der Finsternis» oder den widerrechtlichen Fürsten dieser unserer Erde, der Anspruch darauf macht, eigentlich die Menschen zu lenken und zu leiten.

Und Sie werden jetzt begreifen, was für einen tiefen Sinn es hat, daß der Christus erschien, um durch seine Mission sein Licht zu werfen auf die ganze folgende Evolution, und daß er den Kampf ausfechten mußte gegen diesen widerrechtlichen Fürsten dieser Welt. Dahinter liegt die allertiefste Weisheit, die sich in diesem wunderbaren Teil des Evangeliums ausdrückt.

Es ist billig, was Sie über Satan heute nicht bloß bei materialistisch gesinnten Leuten hören, sondern auch bei solchen, bei denen noch gewisse alte Vorstellungen spuken, die aber solche Vorstellungen mißverstehen; denn schon seit langem wird über den Satan ziemlich hohnvoll gesprochen. Und selbst Menschen, die gern die anderen geistigen Wesenheiten anerkennen: dem Satan wollen sie nicht gern eine Wirklichkeit zugestehen, den leugnen sie. Das rührt davon her, daß schon im Mittelalter die Menschen ganz kuriose Anschauungen über den Satan hatten und sagten: Er ist doch eigentlich ein zurückgebliebener Geist von der Stufenfolge der Gewalten; wenn er ein Geist von der Stufenfolge der Gewalten ist, so ist er zurückgeblieben. –

Wo sind die Geister der Gewalten? Sie drücken sich aus in dem, was sich in der Welt an Geist offenbart. Man nannte den Satan einen Geist der Finsternis, aber man sagte: Finsternis ist doch nur eine Negation des Lichtes. Das Licht ist wirklich, aber die Finsternis ist nicht wirklich. — Man meinte das auch geistig. So schrieb man den Geistern, die sich im Licht manifestieren, wohl Wirklichkeit zu; aber dem Satan, der sich in der Finsternis manifestiert, sprach man die Wirklichkeit ab.

Das ist ungefähr so gescheit, wie wenn jemand, der einem Physiker zugehört hat, sagen würde: Kälte ist nur ein Mangel an Wärme, sie ist eigentlich nichts Wirkliches. Wenn wir die Wärme immer geringer machen, wird es immer kälter, aber wenn wir auch immer mehr Wärme wegnehmen, die Kälte ist kein Wirkliches; also denken wir nicht an den Winter! -Aber trotzdem Kälte nur eine Negation von Wärme ist, ist sie doch sehr wohl zu spüren, wenn nicht eingeheizt wird. So ist Satan sehr wohl ein Wirkliches, wenn er auch nur die Negation des Lichtes ist.“


GA 107, S. 241f

„Ahrimanische Geister, mephistophelische Geister, das sind diejenigen, die eigentlich, wenn man die Namen genau nimmt, in der mittelalterlichen Anschauung die Geister des Satans genannt wurden, der nicht zu verwechseln ist mit Luzifer.“


GA 346, Seite 161ff

„Dann haben wir in der Apokalypse als dritten Sturz den Sturz des Satans. In Satan haben wir ein ganz hohes Wesen, welches aber andere Wege geht als diejenigen, die auf Erden gegangen werden können. Bei dem Tier und dem falschen Propheten haben wir es mit Menschen-verführenden Mächten zu tun, die den Willen haben, die Menschheit in moralischer und intellektueller Beziehung in falsche Bahnen zu bringen. Jene Macht, die gemeint ist bei dem Sturze Satans, will noch etwas ganz anderes. Die will nicht bloß die Menschheit aus ihrer Bahn bringen, sondern die ganze Erde.

Diese Macht ist vom menschlich-irdischen Standpunkt aus gesehen ein furchtbarer Widersacher der Gottheit. Satan hat die Würde einer Urkraft, eines Arché. Und da lauert Satan, um jeden Kometen, der da kommt, abzufangen und ihn in seiner Schwungrichtung zu benutzen, damit er die Planeten aus ihrer Bahn herausbringen kann und damit auch die Erde. Das ist wirklich vorhanden im Weltall, daß die satanisehen Mächte fortwährend lauern, um das ganze Wandelsternsystem umzugestalten.

Dadurch würde aber dieses System der Wandelsterne, in deren Bahnen die Menschen sich bewegen sollen, jenen göttlich-geistigen Mächten weggenommen und in ganz andere Weltenevolutions-Richtungen hineingebracht werden.“


GA 346, Seite 164f

„Es werden erste Schritte dem Satan gelingen, Unordnung in das Planetensystem hineinzuschaffen. Demgegenüber wird die Menschheit selber eine starke Spiritualität entwickeln müssen. Denn nur durch die starke Spiritualität der Menschen wird dasjenige ausgeglichen werden können, was so an Unordnung bewerkstelligt werden wird. Über die Kometen kann aus den vorhandenen Offenbarungen heute schon so gesprochen werden, daß der Satan im Weltall lauert, um die Kometenbahnen zu benützen und an die Stelle von Kosmos zu setzen.“


GA 346, Seite 257ff

„Denn sehen Sie, die Sache liegt ja so, daß der Mensch, indem er die Intellektualität an sich heranreißt aus dem Weltenall – und das liegt ja schließlich in der Welten Weisheit, daß er sie heranreißt –, daß der Mensch die Möglichkeit gibt, in unbewachten Momenten, die ja immer da sind, diese Intellektualität ergreifen zu lassen von jener ahrimanischen Macht, die in der christlichen Tradition der Satan genannt wird und der nicht verwechselt werden darf mit dem gewöhnlichen Teufel, welcher ja nicht die Eigenschaften des Satans hat, sondern eine niedrigere Macht ist.

Satan hat den Rang von Urkräften, von Archai, und er ist derjenige, welcher im Verlaufe der Weltevolution diese Intellektualität ergriffen hat, lange bevor sie in der Art, wie es geschildert wurde, an den Menschen herantritt. Er ist gegenwärtig sozusagen der umfassendste Besitzer der Intellektualität, und er strebt danach, die menschliche Intellektualität so stark an die seinige zu binden, daß der Mensch auf diesem Wege herausfallen kann aus seiner Evolution.

Also das Mysterium von Golgatha unwirksam zu machen, danach strebt diese ahrimanische Macht. Nun, diese ahrimanische Macht, die in der christlichen Tradition der Satan genannt wird, hat keine Kraft, weiter hinauf zu wirken in den verschiedenen Weltenniveaus, als bis zum Menschen.

Man kann sich also nicht denken, daß zum Beispiel die Intelligenz eines Angelos unmittelbar ergriffen werden könnte von dieser satanischen Macht. Nur in gewissen Ausnahmefällen kann das geschehen. Und das Wissen um diese Möglichkeit, daß in der Zukunft Momente eintreten könnten, wo es der satanischen Macht auch möglich sein könnte, nicht nur die Menschen an sich zu binden auf dem Umweg durch die Intellektualität, sondern wo die satanische Macht auch Wesen aus dem Gebiete der Angeloi, namentlich der Archangeloi, an sich binden könnte, das gehört gegenwärtig noch zu den höheren Geheimnissen des Okkultismus, über die vorläufig nicht gesprochen werden kann, und die nur unter gewissen Bedingungen enthüllt werden können. Wenn gewissermaßen die im Menschen enthaltene Intellektualität ergriffen wird von der ahrimanischen Macht, dann kann der Mensch aus seiner Evolution herausgerissen werden in eine ganz andere Bahn, indem einfach sein Wesen nachgerissen wird von seinem Intellekt, bei dem Satan in der Lage ist anzuknüpfen.

Das wäre bei keiner anderen seelischen oder geistigen Kraft, bei keiner anderen leiblichen Kraft im Menschen möglich als lediglich bei dem Intellekt, denn der Intellekt sitzt so im Menschen, daß er im Menschen das Allerselbständigste vorstellt; alles übrige hängt an gewissen göttlichen Mächten. Daher hat Satan es dann, wenn er sich zum Beispiel an das Fühlen, an das Empfinden, an das Begehren und Wünschen der Menschen heranmachen würde, immer noch zu tun mit den in diesen Seelenfähigkeiten darinsteckenden übermenschlichen Kräften.

Die Intellektualität ist das erste, mit dem der Mensch sich ganz loslösen kann von den Wesenheiten, die seine persönliche Evolution bewirken, sie ist das erste, wo der Mensch durch seine ganz ureigene freie Kraft anknüpfen muß an diejenigen Mächte, die von Anfang an bei seiner Entwickelung gestanden haben. So muß der Mensch verstehen lernen, daß er sich freiwillig zu identifizieren hat mit den letzten Zielen der Apokalypse, wo deutlich angedeutet wird von dem Apokalyptiker, daß da erscheinen wird diejenige Macht, die das Alpha und Omega der durchgehenden Schöpferkräfte, das durchgehende Schöpferwesen der Evolution darstellt, und daß der Mensch aus eigener Entschließung sich anzuschließen hat an dasjenige Wesen, das ihn geleitet hat, solange er noch nicht kosmosmündig war.

Jetzt schon können wir sehen, wie die satanische Macht bemüht ist, den Menschen in dieser Weise in ihre Evolution hineinzubringen. Der Weg dazu ist der, daß man die Menschen zusammenfaßt in solchen Verbänden, wie wir sie ja überall heute im Keim entstehen sehen, wo die alten Gruppenseelen aufhören und eine neue Gruppenseelenhaftigkeit beginnen kann.

Daher ist das, was zum Beispiel gegenwärtig (1924) im europäischen Osten geschieht, so furchtbar satanisch, weil alles darauf hinführt, dort mit aller Kraft Menschen so zusammenzufassen, daß Gruppenseelen notwendig würden. Wenn dann die Intelligentesten so hinübergenommen werden in das niedere Gebiet des Ahrimanischen, dann können Gruppen, die da gebildet werden, als Gruppen nur ahrimanischen Mächten zugeteilt werden; und dann wäre das der Weg für die satanischen Mächte um die Menschheit aus der Erdenevolution herauszureißen und in eine andere planetarische Evolution hineinzubringen.

Die Gruppenseelenhaftigkeit kann eben nur dann gelingen, wenn das intellektuelle Element in einer gewissen Weise vollständig emanzipiert wird. Dazu werden im Osten heute die allerraffiniertesten Ansätze gemacht. Es kommt aber durchaus in Mittel- und Westeuropa überall auch vor. „

Jaldabaoth

Anmerkung:
Der Schöpfergott Jaldabaoth findet namentlich bei Rudolf Steiner keine Erwähnung. Das kommt daher, dass Jaldabaoth erst mit dem sensationellen Fund der Nag-Hammadi-Schriften 1945 bekannt wurde.

Siehe oben:

dasjenige Wesen, das man mit Recht den «Satan» nennt, Satan, der widerrechtliche Fürst dieser Welt, denn der rechtliche ist eine «Gewalt»: Jahve oder Jehova;

Es gibt die Ansicht, dass Jaldabaoth nicht nur der Satan, sondern auch der Schöpfergott selbst ist.
Dies ist so bei den Katharern.

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Schlaf

Schlaf

GA 346, Seite 128

„Wenn er im Schlafzustand ist, sind der astralische Leib und das Ich außerhalb des physischen und ätherischen Leibes, sie sind in dem Geistgebiet der irdischen Umgebung, das hinter den sinnlich-physischen Erscheinungen ist. Sie sind ja zunächst beim Menschen heute nicht auf Wahrnehmbarkeit eingerichtet, das sind sie erst durch die Initiation. ”


GA 319, Seite 195

„Schlafen wir ein, dann fängt es in uns an, weil der astralische Leib und das Ich weg sind, zu sprießen und zu sprossen; da geht auf das Ätherische, das uns sonst in der Pflanze erfreut, da wird es Frühling und Sommer, wenn wir einschlafen; und könnten wir auf den physischen und Ätherleib zurückschauen und beobachten, was da vorgeht, wenn wir sie beide verlassen haben – dazu braucht man natürlich geistiges Wahrnehmungsvermögen; das kann man mit physischen Augen nicht sehen, denn mit ihnen würde man nur den regungslosen Leib sehen –, so würde man das Sprießen und Sprossen schildern können. Und beim Aufwachen würden wir mit geistigem Erkennen wahrnehmen, wie wir hineingehen in den Herbst.”


GA 343, Seite 178f

„Wir haben bei unserer Kindwerdung aus der Peripherie des Kosmos herein unser Ich geführt, wir führen es im Sterben wiederum hinaus, Nun aber werden wir nicht nur im Beginne unseres Lebens geboren, sondern die Kräfte, die in der Geburt wirken, wirken fort, nur daß sie abgedämpft werden, wenn wir von dem Mutterleib in die äußere Luft getragen werden. Sie werden abgedämpft, aber sie wirken fort, in abgedämpfter Art wirken sie fort. In der Sprachentstehung liegt die allerdeutlichste Fortsetzung desjenigen, was in den Embryonalkräften auch in bezug auf den übrigen Organismus vorhanden ist. Aber auch außer den sprachbildenden Kräften wirken die embryonalen Kräfte fort, am stärksten wirken sie jedesmal dann, wenn das Schlafen beginnt bis zum Aufwachen. Da wirken viel deutlicher die Embryonalkräfte fort beim Menschen als im Wachzustande. Es ist nur noch ein Extrakt desjenigen, was während der Embryonalzeit gewirkt hat, aber während der Schlafensruhe wirken eben diese Embryonalkräfte fort. ”

GA 112, Seite 202

„Am Morgen, wenn aus der geistigen Welt heraus der astralische Leib und das Ich eindringen in den physischen Leib und Ätherleib, so geschieht das so, daß im wesentlichen der Astralleib eindringt in den Ätherleib und das Ich eindringt in den physischen Leib. Ich sagte «im wesentlichen», weil sich natürlich im Menschen alles durchdringt, so daß man auch sagen kann: Das Ich ist im Ätherleibe und so weiter. Wenn wir die stärkste Durchdringung nehmen, so gilt das, was ich Ihnen hier schematisch angegeben habe.”


GA 140, Seite 186

„Der physische Leib und der Ätherleib stellt sich im Schlafe als etwas Absterbendes dar. ”


GA 60, Seite 154

„Das Schlafesleben ist ein Gebiet, das wir brauchen, weil wir im Tagesleben eine Abnutzung gerade der edelsten Organe haben, die zum Vorstellungsleben dienen. Im Schlafe stellen wir sie wieder her, so daß sie sich stark und kräftig der Welt gegenüberstellen können und unser Seelenleben im wachen Tagesleben uns spiegeln können. Da klagen oft die Menschen darüber, daß sie sich nach einem guten, tiefen Schlaf abgespannt, ermüdet fühlen; aber das ist gar keine Krankheitserscheinung, sondern durchaus begreiflich. 

Denn im Grunde genommen tritt die vollständige Erholung durch den Schlaf erst eine oder anderthalb Stunden nachher ein. Warum? Weil wir gut gearbeitet haben an unseren Organen, daß sie nicht bloß für ein paar Stunden wieder aushalten, sondern für den ganzen Tag. Und da sind wir unmittelbar nach dem Aufwachen noch nicht eingeschult, um sie zu gebrauchen, wir müssen sie erst einschleifen, und erst nach einiger Zeit können wir sie gut gebrauchen.”

Nun ist die Eigentümlichkeit desjenigen, was wir im schlafenden Zustande durchleben, dies, daß für das Schlafen die Welt umgekehrt verläuft. Ob das Schlafen nun lange oder kurz ist, wenn wir einschlafen, das macht es nicht aus, weil die Zeitverhältnisse für den anderen Bewußtseinszustand auch ganz andere sind. Ob Sie also eine lange Nacht schlafen oder ein paar Minuten, die Charakteristik, die ich gebe, ist für beide Schlafverläufe gleich. 

Wenn der Mensch die Zeit durchmißt zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen, dann durchlebt er zurück dasjenige, was er in der physischen Welt durchgemacht hat zwischen dem letzten Aufwachen bis zum Einschlafen. Das durchlebt er in anderer Gestalt durchlaufend noch einmal, und er durchlebt es so: Während wir bei unserem Tagesbewußtsein das Durchleben mehr mit der physischen Nuancierung und mit Gefühlen für die physische Nuancierung haben, den Ablauf der Ereignisse vom Anfang bis zum Ende, jedes einzelne Ereignis oder den Umstand, wie sie aufeinanderfolgen, in der physischen intellektuellen Nuancierung durchleben: im Schlafen erleben wir das alles zurück, aber mit moralischer Nuancierung. Da leben die moralisch-religiösen Impulse darin, da durchleben wir die Sache so, daß wir ein jedes Ereignis werten danach, wie wertvoll oder unwertvoll es uns als Mensch macht. 

Da könnten wir uns keinen Illusionen darüber hingeben, wenn wir es bewußt durchmachen würden, was es für eine Bedeutung hat, ob wir dieses oder jenes vollbracht haben, denn da werten wir die Ereignisse des Tages in bezug auf unser Menschentum. Und das machen wir jede Nacht beziehungsweise jedesmal zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen für die vorangegangene Wachensperiode durch. Und wenn wir durch die Pforte des Todes gegangen sind, dann machen wir rückwärtsverlaufend durch die letzte Nacht, vorletzte Nacht, drittletzte Nacht, bis zur ersten Nacht, in der wir uns nach der Geburt zum erstenmal bewußt geworden sind, (also) etwa ein Drittel des Erdenlebens, weil wir ein Drittel des Erdenlebens verschlafen haben. 

Vor uns ist versunken der physisch-ursächliche Weltenverlauf, vor uns ist aufgestiegen dasjenige, was Götter und Geister über diesen Weltenverlauf denken, fühlen, wollen. Wir müssen, ehe wir in eine Welt eintreten, die rein geistig ist, erst alles dasjenige durchleben, was wir auf der Erde unbewußt in den Schlafzuständen durchlebt haben. Damit schulen wir unser Bewußtsein heran für das eigentliche geistige Erleben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt (siehe: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt). Und es ist zu gleicher Zeit ein Freiwerden vom irdischen Leben, dieses Rückwärtsdurchleben des Erdenlebens.


GA 224, Seite 58ff

„Dadurch, daß wir das Schlafesleben durchleben, wird eingeschlossen in diese Gemeinschaft (der vorverstorbenen und nachverstorbenen Menschen) auch alles das, was wir nur in Andeutungen mit den Menschen während des Erdenlebens durchmessen haben.”


GA 219, Seite 46f

„Während des Wachens bemächtigen sich die Ich-Wesenheit und die astralische Wesenheit des Menschen durchaus desjenigen, was da im Anschluß an die Ernährung im physischen und im ätherischen Menschen vor sich geht, aber das geht nicht während des Schlafzustandes vor sich. Während des Schlafzustandes wird auf den physischen Leib und auf den Ätherleib des Menschen eine Tätigkeit, eine Wirkung ausgeübt, die nun nicht von der Erde, sondern von dem kosmischen Umkreis der Erde, von der Sternenwelt ausgeht. Man möchte sagen, und es ist das nicht etwa figürlich gesprochen, sondern es hat einen realen Sinn: bei Tag ißt der Mensch das Substantielle der Erdenstoffe, und bei Nacht nimmt der Mensch in sich auf dasjenige, was ihm geben die Sterne und ihre Vorgänge. 

So daß also gewissermaßen der Mensch dadurch, daß er wacht, an die Erde gebunden ist, und er wird gewissermaßen von der Erde weggenommen und es spielen sich in ihm, wenn ich so sagen darf, Himmelsprozesse ab, während er schläft, und zwar Himmelsprozesse im physischen und ätherischen Leibe. Sagen wir zum Beispiel, wir nehmen Eiweiß zu uns. Dieses Eiweiß wird nur dadurch an die Erde gefesselt, daß wir während des Wachzustandes durchsetzt sind als Mensch von unserem Seelischen und Geistigen, nämlich von unserem astralischen Wesen und von der Ich-Wesenheit. Während des Schlafzustandes wirkt auf dieses Eiweiß die ganze Planetenwelt vom Mond bis zum Saturn, wirkt die Fixsternwelt. Und ein Chemiker, der den Menschen untersuchen möchte in bezug auf seine inneren Vorgänge während des Schlafes, müßte nicht nur eine irdische Chemie kennen, sondern er müßte auch eine geistige Chemie kennen, denn die Vorgänge sind dann andere als während des Tagwachens.

Ebenso ist es mit der Ich-Wesenheit und dem astralischen Wesen des Menschen, die im Schlafe von dem physischen Leibe und dem Ätherleibe abgetrennt sind. Diese stehen zwar nicht unmittelbar in Beziehung zu der Sternenwelt, wohl aber zu jenen Wesenheiten, deren physisches Abbild Sonne, Mond und die Sterne sind, also zu den Wesenheiten der höheren Hierarchien.” 


GA 175, Seite 96f

„Wenn wir sagen würden, wir wollen schlafen, und deshalb fühlen wir Ermüdung, oder wenn wir sagen würden, wir treten in das Stadium ein, wo wir nach dem einen Teil des Rhythmus, nach dem Schlafzustande verlangen, und deshalb fühlen wir Ermüdung, dann würden wir etwas Richtigeres sagen als: weil wir ermüdet sind, müssen wir schlafen. Die Sache wird uns noch klarer werden, wenn wir einfach fragen: Ja, was tut denn die Seele eigentlich, wenn sie schläft? Sehen Sie, im Wachen genießen wir – denn Genuß ist beim ganzen Leben immer vorhanden –, da genießen wir die äußere Welt, im Schlafen genießen wir uns selbst. 

Geradeso wie wir, wenn wir mit unserer Seele im Leibe sind, durch den Leib die äußere Welt genießen, so genießen wir, wenn wir mit unserer Seele außer dem Leibe sind unseren eigenen Leib; denn während des Lebens zwischen Geburt und Tod sind wir mit dem Leibe doch zusammenhängend, auch außerhalb des Leibes. Darin besteht im wesentlichen der Schlafzustand, der gewöhnliche normale Schlafzustand, daß wir uns in unseren Leib vertiefen, daß wir unseren Leib genießen, von außen. Und die Träume, die gewöhnlichen chaotischen Träume wird derjenige richtig deuten, der sich sagt, sie sind Widerspiegelungen desjenigen Leibesgenusses, den der Mensch hat, wenn er im traumlosen Schlaf ist.

Dadurch nun, daß wir im Schlafe, im normalen Schlafe, die Begegnung mit der geistigen Welt haben, dadurch wird dieser Schlaf nicht bloßer Selbstgenuß sein, sondern auch Selbstverständnis sein; bis zu einem gewissen Grade Selbstverständnis, Selbstauffassung. In diesem Selbstgenusse erwirbt sich der Mensch die Kräfte, durch die er die eingetretene Ermüdung fortschafft.”


GA 104, Seite 51ff

„In der äußeren Form erscheinen dem hellseherischen Bewußtsein diese vier Glieder so, daß zunächst, wie eine Art Kern, in der Mitte der physische Menschenleib ist. Dieser ist durchdrungen während des Tages (und der Nacht) von dem Ätherleib, der nur ganz wenig, zunächst um den Kopf herum, wie ein heller Lichtschein hervorragt, der aber den Kopf ganz durchdringt. Weiter unten wird der Ätherleib immer nebelhafter und undeutlicher, und je mehr wir uns den unteren Gliedern des Menschen nähern, desto weniger zeigt er die Form des physischen Leibes in so strengem Sinne.

Diese zwei Glieder der menschlichen Wesenheit sind nun wiederum bei Tage eingehüllt von dem, was wir nun den astralischen Leib nennen, der nach allen Seiten wie ein Ellipsoid, wie eine Eiform herausragt und in seiner Grundform leuchtende Strahlen hat, die eigentlich so aussehen, wie wenn sie von außen nach innen laufen und von außen nach innen den Menschen durchdringen würden. In diesen Astralleib sind hineingezeichnet eine Unsumme von verschiedenerlei Figuren, alle möglichen Arten von Linien und Strahlen, manche blitzartig, manche in sonderbaren Windungen. 

Das alles umgibt in den mannigfaltigsten Lichterscheinungen den Menschen. Und dann haben wir das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, das man so zeichnen möchte, als ob etwas Strahlen hereinsendet an den Punkt, der etwa einen Zentimeter hinter der Stirne liegt. Das also ist der Mensch während des Tages, vom Morgen, wenn er aufwacht, bis zum Abend, wenn er einschläft. Abends nun, wenn er einschläft, bleiben im Bette liegen der physische und der Ätherleib, und es zeigt sich eine Art Herausströmen des Astralleibes. Das «Herausströmen» ist etwas ungenau ausgedrückt. 

Eigentlich ist es, wie wenn eine Art Nebel sich bildete, so daß wir also in der Nacht den aus dem physischen und ätherischen Leib herausgegangenen astralischen Leib wie eine Art von spiraligem Nebel um den Menschen herum sehen, währenddem das vierte Glied der menschlichen Wesenheit nach der einen Seite hin fast ganz verschwindet, das heißt ins Unbestimmte verläuft. Der nach unten verlaufende Teil des Astralleibes ist nur sehr schwach zu sehen, der obere Teil wird als der herausgetretene astralische Leib angesprochen.


GA 318, Seite 98

„Im Schlafe geht nur der mikrokosmische Teil des astralischen Leibes heraus und um so tätiger wird (dagegen) das Astralische des Makrokosmos während des Schlafes. Da tritt die ganze Astralität des Makrokosmos ein während des Schlafes, da wird die Atmungstätigkeit (beispielsweise), die ja gerade dadurch etwas Verschiedenes ist von der wachenden Atmungstätigkeit, geregelt durch die Tätigkeit des Makrokosmos.”


GA 141, Seite 77ff

„Wenn wir den gewöhnlichen Wachzustand des Menschen ins Auge fassen, dann würden wir den aurischen Zusammenhang des Menschen etwa in der folgenden Weise (wie obere Zeichnung) zeichnen: der physische Leib die schärfere Linie; innerhalb der punktierten Linie der Ätherleib; was schraffiert ist, ist der astralische Leib; und die Ich-Aura würde etwa so zu zeichnen sein, daß sie den ganzen Menschen durchdringt, aber ich zeichne sie als Strahlen, die ihn, ohne eigentliche Grenzen, nach oben und unten strahlenartig umgeben.

Daneben werde ich nun zeichnen den Unterschied in der aurischen Zusammensetzung beim Schlafzustande eines Menschen, der nun etwa um die Mitternachtsstunde schlafen würde, beziehungsweise das aurische Bild desselben (siehe untere Zeichnung): physischer Leib und Ätherleib wie in der ersten Zeichnung; das dunkel Schraffierte wäre der Astralleib; dessen nach unten unbestimmte Fortsetzung würde sich herausheben, aber bliebe doch in einer vertikalen Lage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen und beginnt erst wieder in der Kopfgegend, aber so, daß sie strahlenförmig nach außen gerichtet ist und ins Unbestimmte nach oben geht, wenn der Mensch in der horizontalen Lage ist, aber nach aufwärts gerichtet ist, vom Kopf nach aufwärts.

So daß im wesentlichen der Anblick der Aura des schlafenden Menschen so wäre,daß der Astralleib wesentlich verdichtet und dunkel ist – in der in der Zeichnung dunkel schraffierten Gegend –, in den oberen Teilen ist er dünner als am Tage. In der Halsgegend ist die Ich-Aura unterbrochen, unten ist sie wieder strahlenförmig und geht dann ins Unbestimmte fort.

Das Wesentliche ist, daß sich bei einem solchen Schlafzustande das, was man das aurische Bild des Ich nennen kann, in der Tat in zwei Teile gliedert. Während des Wachzustandes hängt die Ich-Aura wie ein Oval zusammen, trennt sich während eines solchen Schlafzustandes in der Mitte auseinander und besteht während des Schlafes aus zwei Stücken, von denen das eine durch eineArt von Schwere nach unten gedreht wird und sich nach unten ausbreitet, so daß man es nicht mit einer sich schließenden, sondern mit einer nach unten sich ausbreitenden Ich-Aura zu tun hat. Dieser Teil der Ich-Aura ergibt sich für das hellseherische Bewußtsein dem Anblick nach als ein wesentlich sehr dunkler Aurenteil, der dunkle Fäden hat, aber in starken, zum Beispiel dunkelrötlichen Nuancen tingiert ist. 

Was sich davon nach oben abtrennt, ist wieder so, daß es von der Kopfgegend aus schmal läuft, dann aber ins Unbestimmte sich ausbreitet, sozusagen oben in die Sternenwelt hin sich ausbreitet. In gleicher Weise in der Mitte auseinandergeteilt ist die astralische Aura nicht, so daß man von einer wirklichen Teilung derselben nicht sprechen kann, während die Ich-Aura, wenigstens für den Anblick, zerteilt wird.”


GA 141, Seite 79f

„Nun ist derjenige Teil der Ich-Aura, der sich nach unten hin abschnürt und dunkel wird, mehr oder weniger wie undurchsichtig sich ausnimmt, während der nach oben gehende hell leuchtend und glänzend ist, in hellem Lichte erstrahlt, zugleich der, welcher am meisten dem Einfluß der ahrimanischen Gewalten ausgesetzt ist. Der angrenzende Teil der astralischen Aura ist am meisten den luziferischen Kräften ausgesetzt. 

Die Charakteristik, die man von einem gewissen Standpunkte aus mit Recht gibt, daß das Ich und der astralische Leib den Menschen verlassen, ist für die oberen Partien der Ich- und der astralischen Aura absolut zutreffend. Für diejenigen Teile der Ich- und astralischen Aura, die mehr den unteren Teilen, besonders den unteren Teilen des Rumpfes der menschlichen Gestalt entsprechen, ist es nicht eigentlich richtig; sondern für diese Teile ist es sogar so, daß während des Schlafens die Aura des Ich und des Astralleibes mehr drinnen sind, mehr verbunden sind mit dem physischen Leibe und dem Ätherleibe, als es im Wachzustande der Fall ist, daß sie nach unten dichter, kompakter sind. 

Denn man sieht auch, wie beim Aufwachen das, was ich unten so stark gezeichnet habe, wieder herausgeht aus den unteren Teilen der menschlichen Wesenheit. Gerade wie der obere Teil beim Einschlafen herausgeht, so geht der untere Teil der Ich- und astralischen Aura beim Aufwachen in einer gewissen Weise heraus, und es bleibt nur eine Art von Stück von diesen beiden Auren drinnen, wie ich es in der oberen Figur gezeichnet habe. Durch die Evolution unserer Erde, durch alle die Kräfte, die dabei mitgespielt haben, ist die Einrichtung getroffen, daß der Mensch dieses regere Arbeiten der unteren Aura während des Schlafes nicht mitmacht, das heißt dieses Arbeiten nicht als Zeuge mitmacht. 

Denn von diesen Teilen der unteren Ich-Aura und der unteren astralischen Aura werden die belebenden Kräfte angeregt, die der Mensch braucht, damit das wieder ausgebessert werden kann, was während des Wachzustandes abgenutzt ist. Die wiederherstellenden Kräfte müssen von diesen Teilen der Aura ausgehen. 

Daß sie nach aufwärts wirken und den ganzen Menschen wieder herstellen, das hängt dann davon ab, daß der nach oben hinausgehende Teil der Aura Anziehungskräfte entwickelt, die er aus der Sternenwelt hereinsaugt, und dadurch die Kräfte, die von unten kommen, anziehen kann, so daß sie regenerierend auf den Menschen wirken.”


GA 211, Seite 16ff

„Wir haben im Wachzustande drei deutlich voneinander unterschiedene Seelenzustände: Denken, Fühlen, Wollen. Wir haben auch drei solche Zustände im Schlafen. Aber es wird gewöhnlich nur zwischen den zweien unterschieden, demjenigen, wo der Schlaf so dünn wird, möchte ich sagen, daß wir träumen können, dem leisesten Schlaf, und dem traumlosen Schlaf. Aber die wenigsten Menschen wissen, daß man, wenn man den leisen Schlaf der Träume vergleichen kann mit dem Denken des Wachens, und den traumlosen Schlaf mit dem Fühlen des Wachens, daß es dann noch zu einem Tiefschlaf kommt. Es wird eben verschlafen dieser Unterschied zwischen dem mittleren Schlafzustand und jenem Tiefschlaf, der sich dann mit dem Wollen des Wachzustandes vergleichen läßt. 

Wenn wir im Traumschlaf sind, dann leben wir eigentlich in einer Welt – wir sind ja außerhalb unseres physischen und unseres Ätherleibes –, welche durchaus sich vergleichen läßt mit jener Welt, die sich sonst unsichtbar abspielt in der Erdenumgebung, da, wo die Blüten der Pflanzen sich entfalten, in Wechselwirkung treten mit dem Sonnenlichte. Dieses Weben und Leben der blühenden Pflanzen, das entgeht ja dem gewöhnlichen Bewußtsein. Aber in diese Welt – es ist ja diejenige Welt, die am nächsten angrenzt an die gewöhnliche Tageswelt – taucht der Mensch zuerst unter. Sie ist ja auch wiederum überall, und indem er untertaucht in diese Welt, lebt er im Traumschlafe.

Der tiefe, traumlose Schlaf ist dann der, in welchem der Mensch untertaucht in eine Welt, die um uns herum im Inneren der Pflanzen sein würde. Wir sind durchaus in einer solchen Welt, wenn wir traumlos schlafen, wie wir wären, wenn wir als Geister in das Innere der Pflanze kriechen könnten.

Im Tiefschlaf sind wir vollständig untergetaucht in das mineralische Reich. Dann gehen auch die mineralischen Prozesse – die frühere Alchimie hat sie die Versalzungsprozesse genannt – im menschlichen Organismus am stärksten vor sich. Im Aufwachen werden manche Menschen schon bemerken, wenn sie manchmal aus dem Schlafe auftauchen, indem sie sich ganz wie erneuert fühlen, daß sie schon aus tieferen Wesenheitsregionen heraufgehen, als das sonst der Fall ist. Der Mensch erlebt sein Karma im Tiefschlafe, und er trägt auch die Ergebnisse dieses Erlebnisses herein in den physischen Leib.”


GA 60, Seite 168

„Im Schlaf breitet sich das menschliche Innere aus, ergießt sich über die ganze planetarische Welt, die um uns ist. Die Forscher, die auf diesem Gebiete beschlagen waren, haben wohl gewußt, warum sie das, was herausgeht, den Astralleib nannten, weil nämlich dieses Innere aus dem Himmelsraum, mit dem es eine Einheit bildet, sich die Kräfte holt.”


GA 94, Seite 257

„Betrachten wir (also) den schlafenden Menschen: Im Bette liegt der physische und der Ätherleib, der Astralleib befindet sich auf dem Astralplan und das Ich im traumlosen Schlaf im Devachan.”


GA 313, Seite 43

„Es ist das nicht genau gesprochen, wenn man sagt: Ich und Astralleib gehen heraus. Es ist eigentlich richtig so gesprochen: Im Schlafe gehen für die Hauptesorganisation Ich und astralischer Leib heraus aus physischem Leib und Ätherleib, aber in der Stoffwechsel- und Zirkulationsorganisation durchdringen sie ihn dadurch viel mehr. Es ist tatsächlich eine Umlagerung. Es ist die Parallelerscheinung zu dem, wenn auf der Erde Tag und Nacht wechseln.”


GA 261, Seite 12

„Wir wissen ja, daß in den Zeiten, in denen die Sonne nicht uns scheint, sie anderen Erdenbewohnern scheint, zu denen sie hingeht, denen ihr Licht dann erstrahlt, wenn es uns nicht erstrahlt. Und so ist es gewissermaßen auch mit dem Leben des Ich und des Astralleibes in bezug auf den physischen Leib und Ätherleib, wenn wir dieses Leben in seinem ganzen umfänglichen Sinne betrachten. 

Das Ich und der Astralleib sind in der Tat während des Schlafes außerhalb des physischen Leibes, aber eigentlich nur teilweise, nämlich sie sind außerhalb des Blut- und des Nervensystems. Und während die Sonne unseres Ich und Astralleibes auf diese Weise für das Blut- und das Nervensystem untergeht, wenn wir einschlafen, erstrahlt aus diesem Ich und Astralleib in diejenigen Organe, die nicht unmittelbar Blut- und Nervensystem sind, von außerhalb die Kraft des Ich und Astralleibes ein, während wir schlafen. Wir sind mit Ich und Astralleib während des Schlafes in der Tat in der geistigen Welt, wir sind gleichsam eingeschaltet in die geistige Welt, aber gerade die Kräfte, die in dem Ich und Astralleib während des Schlafes im normalen Menschenleben dem Menschen nicht zum Bewußtsein kommen, die strahlen während des Schlafes in seine Organe ein. Daher ist es so, daß der Schlaf eine so große Bedeutung hat für das gesunde menschliche Leben auf der Erde.”


„Es kann dem physischen Leib die ihm für den Menschen zukommende Form und Gestalt nur durch den menschlichen Ätherleib erhalten werden. Aber diese menschliche Form des physischen Leibes kann nur durch einen solchen Ätherleib erhalten werden, dem seinerseits wieder von dem Astralleibe die entsprechenden Kräfte zugeführt werden. Der Ätherleib ist der Bildner, der Architekt des physischen Leibes. Er kann aber nur im richtigen Sinne bilden, wenn er die Anregung zu der Art, wie er zu bilden hat, von dem Astralleibe erhält. In diesem sind die Vorbilder, nach denen der Ätherleib dem physischen Leibe seine Gestalt gibt. 


GA 13, Seite 85

„Während des Wachens ist nun der Astralleib nicht mit diesen Vorbildern für den physischen Leib erfüllt oder wenigstens nur bis zu einem bestimmten Grade. Denn während des Wachens setzt die Seele ihre eigenen Bilder an die Stelle dieser Vorbilder. Wenn der Mensch die Sinne auf seine Umgebung richtet, so bildet er sich eben durch die Wahrnehmung in seinen Vorstellungen Bilder, welche die Abbilder der ihn umgebenden Welt sind. Diese Abbilder sind zunächst Störenfriede für diejenigen Bilder, welche den Ätherleib anregen zur Erhaltung des physischen Leibes.”


GA 13, Seite 87

„Wie nun der physische Leib in die physische Welt eingebettet ist, zu der er gehört, so ist der Astralleib zu der seinigen gehörig. Nur wird er durch das Wachleben aus dieser seiner Welt herausgerissen. Man kann das, was da vorgeht, mit einem Vergleiche sich veranschaulichen. Man denke sich ein Gefäß mit Wasser. Ein Tropfen ist innerhalb dieser ganzen Wassermasse nichts für sich Abgesondertes. 

Man nehme aber ein kleines Schwämmchen und sauge damit einen Tropfen aus der ganzen Wassermasse heraus. So etwas geht mit dem menschlichen Astralleib beim Erwachen vor sich. Während des Schlafes ist er in einer mit ihm gleichen Welt. Er bildet etwas in einer gewissen Weise zu dieser Gehöriges. Beim Erwachen saugen ihn der physische Leib und der Ätherleib auf. Sie erfüllen sich mit ihm. Sie enthalten die Organe durch die er die äußere Welt wahrnimmt. Er aber muß, um zu dieser Wahrnehmung zu kommen, aus seiner Welt sich herausscheiden. 

Aus dieser seiner Welt aber kann er nur die Vorbilder erhalten, welche er für den Ätherleib braucht. Wie dem physischen Leibe zum Beispiel die Nahrungsmittel aus seiner Umgebung zukommen, so kommen dem Astralleib während des Schlafzustandes die Bilder der ihn umgebenden Welt zu. Er lebt da in der Tat außerhalb des physischen und des Ätherleibes im Weltall. In demselben Weltall, aus dem heraus der ganze Mensch geboren ist. In diesem Weltall ist die Quelle der Bilder, durch die der Mensch seine Gestalt erhält.”


GA 224, Seite 28

„Dasjenige, was in der Sprache lebt, lassen wir mit dem Geistig-Seelischen hinausgehen in der Nacht. Dasjenige, was in unseren Gliedmaßen lebt, lassen wir auch hinausgehen. Der ätherische Leib bleibt beim physischen Leib. Das Denken, das an den ätherischen Leib gebunden ist, das setzt sich fort im ätherischen Leib. Nur wissen wir im gewöhnlichen Bewußtsein nichts davon, wie der ätherische Leib vom Einschlafen bis zum Aufwachen denkt, weil wir draußen sind.”


GA 212, Seite 160ff

„In den Gliedmaßen-Stoffwechselleib ragt noch, wenn der Mensch schläft, das Seelische und das Ich hinein. Man sollte nicht eigentlich die Vorstellung haben, daß das Ganze des Menschen verlassen ist im Schlafe vom Ich und von dem Seelischen, sondern man sollte sich vorstellen, daß vorzugsweise das Haupt es ist, das da verlassen ist. 

Man kann durchaus, ohne bildlich zu sprechen, sagen: In den ältesten Zeiten der Menschheitsentwickelung wirkten die göttlich-geistigen Wesen auf der Erde so, daß sie sich von den Menschen zurückzogen, wenn diese wachten. Wenn aber die Menschen schliefen, so nahmen sie Wohnung in den Häuptern der Menschen. Das menschliche Ich und das menschliche Seelenwesen hatten das Haupt verlassen; die göttlich-geistigen Wesenheiten ordneten dort ihre Angelegenheiten. Und wenn der Mensch dann am Morgen wieder aufwachte, wenn er also wieder untertauchte in sein Haupt, dann fand er dort die Ergebnisse dessen vor, was zurückgeblieben war unter dem Einflusse der Taten der göttlich-geistigen Wesen, die vom Einschlafen bis zum Aufwachen in seinem Haupte so tätig waren, daß sie seine Nervenvorgänge nach ihren Gesetzen ordneten und bis in die Blutzirkulation hinein auf das Geschehen, auf das organische Geschehen im Ätherleib und im physischen Leib Wirkungen ausübten. 

Aber der Mensch sah nicht etwa deutlich jenen Tatbestand ein, den ich jetzt eben beschrieben habe – den sahen diejenigen ein, die in den Mysterien geschult wurden –, die große Masse der Menschheit sah diesen Tatbestand nicht ein, aber sie erlebte ihn. Der Mensch fand also beim Aufwachen die Taten der Götter in seinem Haupte vor, und das nahm er dann wahr als Inspiration mit Gedanken. Es war also nicht so, daß ihn während des Wachens die göttlich-geistigen Wesenheiten unmittelbar inspiriert hätten, sondern sie inspirierten ihn während der Zeit seines Schlafens, indem sie ihre eigenen Angelegenheiten da abwickelten. Das war aber nur dadurch möglich, daß die ganze menschliche Organisation damals noch anders war.”


GA 191, Seite 159

„Was unterhalb des Zwerchfells liegt, was Unterleib des Menschen ist, es ist das Alleräußerlichste des Menschen (für sein Wahrnehmungsvermögen). Jeder Baum, jeder Stein, den wir mit unseren Augen sehen, ist uns innerlich näher als dasjenige, was unser Unterleib ist. Der ist das Alleralleräußerlichste. Unser wahrhaftiges Innere sind die Sinneswahrnehmungen, dasjenige, was wir wahrnehmen als unsere Handlungen. Äußerlich ist schon der Kopfinhalt, und am alleräußerlichsten ist dasjenige, was unterhalb der menschlichen Brust liegt. 

Wenn der Mensch schläft, da ist sein Ich und sein Astralleib außerhalb des physischen und ätherischen Leibes – das, was sonst vom Ich und vom Astralleib im Kopfe ist, taucht unter in das, was unterhalb des Zwerchfells ist. Sie können sogar einen, ich möchte sagen, einen empirischen Beweis davon haben: Sie träumen von den schönsten Schlangen, weil sie eben aufgewacht sind von Ihrem Aufenthalt in Ihrem eigenen Unterleib, wo Sie die Gedärme wahrgenommen haben.”


GA 96, Seite 238

„Ich habe des öfteren gesagt, daß des Nachts des Menschen Astralleib herausgeht aus dem physischen Leib. Der Astralleib hängt dann im Schlafe nur durch einen dem Hellseher wahrnehmbaren astralischen Strang in der Gegend der Milz mit dem physischen Leibe zusammen. 

Die Milz hat nicht nur eine physische Aufgabe, sondern es ist auch ihre Funktion, den Zusammenhang des Physischen mit dem geistig-seelischen Teil des Menschen zu vermitteln. Die Milz ist der Anknüpfungspunkt des physischen Leibes an den Astralleib. Für den Hellseher erscheint der schlafende Mensch wie in eine merkwürdige Wolke gehüllt, die an dem physischen Leib fortwährend arbeitet.”


GA 104, Seite 62

„Der physische Leib würde in demselben Augenblicke sterben, wo der astralische Leib und das Ich den physischen und den Ätherleib verlassen. Aber der hellseherische Blick sieht, wie dann andere Wesenheiten, höhere geistige Wesenheiten ihn ausfüllen. Er sieht, wie sie in ihn hineingehen und das tun, was der Mensch in der Nacht eben nicht tut: das Blut- und Nervensystem versorgen. 

Das sind dieselben Wesenheiten aber, welche den Menschen, soweit er aus einem physischen und Ätherleib besteht, geschaffen haben; nicht bloß heute, von Inkarnation zu Inkarnation. Es sind die gleichen Wesenheiten, die auf dem alten Saturn die erste Anlage des physischen Leibes entstehen ließen und die auf der Sonne den Ätherleib herausgebildet haben.”


GA 119, Seite 111f

„Jene Weltenmächte, denen wir jede Nacht hingegeben sind, haben vom Anfange an, da es ein Menschenwesen gab, das sich entwickelte, auf dieses Menschenwesen gerechnet; sie haben gerechnet damit, daß auch von dem Menschenleben herauf Licht zufließt dem Licht, das von oben herunterströmt. Daher haben sie nicht ein unversiegliches Lichtreservoir, sondern ein solches, welches allmählich abnimmt, welches allmählich immer geringere und geringere Kräfte ausströmen würde dem Menschenleben, wenn nicht aus dem Menschenleben selber durch die Arbeit am menschlichen Denken, Fühlen und Wollen und an dem Hinaufarbeiten in die höheren Welten neue Kraft, neues Licht zufließen würde dem allgemeinen Weltenlicht und Weltenfühlen. 

Und in derjenigen Zeit, in der es notwendig ist, daß wirklich die Menschen sich bewußt werden, daß sie sich nicht nur nicht bloß überlassen dürfen demjenigen, was ihnen zuströmt, sondern daß sie ihrerseits mitarbeiten müssen, in der Zeit leben wir jetzt gerade. Es ist keineswegs irgendein gewöhnliches Ideal, das sich die Geisteswissenschaft jetzt setzt. Sie arbeitet wahrhaftig nicht so wie andere Weltenströmungen und Weltanschauungen, die begeistert sind für dieses oder jenes Ideal und die gar nicht anders können, als den anderen Menschen davon zu predigen. 

Ein solcher Impuls liegt bei denjenigen, welche Geisteswissenschaft heute aus der wirklichen Weltenmission heraus verkünden, nicht vor. Sondern zunächst liegt die Erkenntnis bei ihnen vor, daß gewisse Kräfte, welche im Makrokosmos sind, anfangen erschöpft zu werden, und daß wir einer Zukunft entgegengehen, in der, wenn der Mensch nicht arbeiten würde an der Entwickelung seiner eigenen Seele, zu wenig herunterfließen würde aus diesen höheren Welten, weil das Maß der herunterfließenden Kräfte anfängt, nach und nach erschöpft zu werden. 

Die Geisteswissenschaft sieht voraus, daß, wenn sich nicht in den nächsten Jahrhunderten eine genügend große Anzahl von Menschen findet, die sich hinaufarbeiten in die geistigen Welten, dann das Menschengeschlecht immer weniger und weniger Kräfte herunterführen würde aus diesen geistigen Welten und die Folge würde davon sein ein Verarmen der Menschen an geistiger Kraft, eine allgemeine Verödung des menschlichen Lebens. Es würde ein Verdorren stattfinden mit dem Menschengeschlecht.”


GA 188, Seite 85ff

„Das Leben im Schlafzustande ist ein ungeheuer reiches. Aber dieses Leben hört nicht auf, wenn wir aufwachen und in unseren physischen Leib und Ätherleib untertauchen. Wir sind auch dann durch unser Ich und durch unseren astralischen Leib mit unserer Umwelt verbunden (wie in dem Schlafe) in einer Weise, von der das gewöhnliche Bewußtsein keine Ahnung (hat). Nur wird es eben nicht bemerkt. 

Es wäre für unseren gegenwärtigen Erlebniszustand eine sehr schlimme Sache, wenn wir immerfort wahrnehmen müßten, was wir schlafend mit den Dingen draußen im Raum und in der Zeit erleben. Unser Leib schwächt, so kann man sagen, diese Erlebnisse ab. Das, was wir wirklich mit der Umgebung erleben, hat die Stärke des Sonnenlichtes, und dasjenige, was wir durch die Werkzeuge des Leibes erleben, hat von dieser Stärke bloß jene Abschwächung, welche das abgeschwächte Licht, das uns irgendein Gegenstand zurückwirft, von der Stärke des Sonnenlichtes hat. Wir sind Sonnenwesen in unserem innersten Menschen; aber wir können es jetzt noch nicht ertragen, Sonnenwesen zu sein. Daraus können Sie aber entnehmen, daß wenn Sie nun aufwachen in der Welt, die das gewöhnliche Bewußtsein nicht ertragen kann, Sie das Gefühl haben, wie wenn Sie im Sonnenstrahl drinnen wären, wie wenn Sie wirklich mit dem Sonnenstrahl leben würden. Und in der wirklichen Erfahrung, im wirklichen Erlebnis ist es sogar der sehr konzentrierte Sonnenstrahl. 

Tatsächlich ist es so, daß der Eintritt in die geistige Welt zunächst durchaus nicht dasjenige ist, was im Menschen eitel Seligkeit bewirkt. Die wirklichen Erfahrungen der geistigen Welt müssen durch solche leidvollen Erlebnisse erworben werden. Dasjenige, was von diesen Erfahrungen der geistigen Welt Seligkeit bereitet, was Befriedigung dem Leben gibt, das ist der Gedankennachglanz. Das kann derjenige, der durch Mitteilung diese Erlebnisse bekommt und durch den gesunden Menschenverstand sie auffaßt, ebenso haben wie derjenige, der eintritt in die geistige Welt. Nur müssen natürlich einzelne Menschen in die geistige Welt eintreten, sonst würde niemals irgend etwas erfahren werden können von der geistigen Welt.”

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Spährenmusik

Sphärenmusik GA 9

GA 009 S.55

„Außer dem, was durch «geistiges Sehen» in diesem «Geisterlande» wahrzunehmen ist, gibt es hier noch etwas anderes, das als Erlebnis des «geistigen Hörens» zu betrachten ist. Sobald nämlich der «Hellsehende» aufsteigt aus dem Seelen- in das Geisterland, werden die wahrgenommenen Urbilder auch klingend.

Dieses «Klingen» ist ein rein geistiger Vorgang. Es muß ohne alles Mitdenken eines physischen Tones vorgestellt werden. Der Beobachter fühlt sich wie in einem Meere von Tönen. Und in diesen Tönen, in diesem geistigen Klingen drücken sich die Wesenheiten der geistigen Welt aus. In ihrem Zusammenklingen, ihren Harmonien, Rhythmen und Melodien prägen sich die Urgesetze ihres Daseins, ihre gegenseitigen Verhältnisse und Verwandtschaften aus.

Was in der physischen Welt der Verstand als Gesetz, als Idee wahrnimmt, das stellt sich für das «geistige Ohr»als ein Geistig-Musikalisches dar. (Die Pythagoreer nannten daher diese Wahrnehmung der geistigen Welt «Sphärenmusik».

Dem Besitzer des «geistigen Ohres» ist diese «Sphärenmusik» nicht bloß etwas Bildliches, Allegorisches, sondern eine ihm wohlbekannte geistige Wirklichkeit.) Man muß nur, wenn man einen Begriff von dieser «geistigen Musik» erhalten will, alle Vorstellungen vonsinnlicher Musik beseitigen, wie sie durch das «stoffliche Ohr» wahrgenommen wird.

Es handelt sich hier eben um «geistige Wahrnehmung», also um eine solche, die stumm bleiben muß für das «sinnliche Ohr». In den folgenden Beschreibungen des«Geisterlandes» sollen der Einfachheit halber die Hinweise auf diese «geistige Musik» weggelassen werden. Man hat sich nur vorzustellen, daß alles, was als«Bild», als ein «Leuchtendes» beschrieben wird, zugleich ein Klingendes ist. Jeder Farbe, jeder Lichtwahrnehmung entspricht ein geistiger Ton, und jedem Zusammenwirken von Farben entspricht eine Harmonie, eine Melodie und so weiter.

Man muß sich nämlich durchaus vergegenwärtigen, daß auch da, wo das Tönen herrscht, das Wahrnehmen des «geistigen Auges» nicht etwa aufhört. Es kommt eben das Tönen zu dem Leuchten nur hinzu.

Wo von «Urbildern» in dem Folgenden gesprochen wird, sind also die «Urtöne» hinzuzudenken. Auch andere Wahrnehmungen kommen hinzu, die gleichnisartig als «geistiges Schmecken» und so weiter bezeichnet werden können. „

Spährenmusik GA 102

GA102 S.89

„Der Ton schafft im Wasser Gestalten. Es ist eine ganz wunderbare Zeit unserer Erdentwickelung. Es ist damals im größten Maße in der Erdentwickelung so etwas geschehen, wie wenn Sie auf eine Metallplatte feinen Staub aufstreuen und mit einem Violinbogen die Platte streichen; da entstehen die Chladnischen Klangfiguren. Sie wissen ja, welche regelmäßigen Figuren da entstehen.

So bildeten sich durch die aus dem Weltenraum hineinströmende Musik die mannigfaltigsten Gestalten und Figuren, und die Stoffe, die im Wasser gelöst waren, die selber wäßrig waren, sie gehorchten der Weltenmusik und ordneten sich nach der Weltenmusik. Und die wichtigste Bildung des Tanzes der Stoffe nach der Weltenmusik ist das Eiweiß, das Protoplasma, wie es die Grundlage ist aller lebendigen Bildung. Lassen Sie die Materialisten nachdenken, so viel sie wollen, über die mechanische Zusammenfügung von Eiweiß aus Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und so weiter.

Das ursprüngliche Protoplasma, Eiweiß, hat sich gebildet aus dem Weltenstoffe, der sich gebildet hat aus den Harmonien der Weltenmusik. Und so sind die Stoffe im Lebendigen angeordnet im Sinne der Weltenmusik.

So gliedert sich jetzt um die feinen Gebilde herum und namentlich in sie ein jener eiweißförmige Stoff, jenes Protoplasma, das alles durchdringt. Längs jener Linien, die ich Ihnen beschrieben habe als Wärmelinien, läuft das nach dem Weltenton zu Eiweiß koagulierte Wasser und geht allmählich in Blutbildung über. In den Nervenlinien setzt sich das koagulierte Wasser als die Eiweißbildung ein.

Und zuerst bildete sich das Eiweiß so wie eine Art Hülle, wie eine knorpelige Leimsubstanz möchte man sagen, damit ein Schutz da ist gegen außen. Das alles bildete sich wirklich nach dem Tanz der Stoffe in Gemäßheit der Sphärenmusik. Dies alles war da, bevor es eine einzige Zelle gab.“

Sphärenmusik GA 105

GA105 S. 140 ff

„Es ist jenes Bewusstsein, von dem Pythagoras als von der Sphärenharmonie spricht. Die ganze Welt tönt ihr Wesen hinaus, und wenn der Mensch abends einschläft, wenn sein Astralleib mit dem Ich herausgeht aus seinem physischen und Ätherleibe, dann dringen die Harmonien und Melodien der Weltenmusik durch diesen Astralleib; dann ist er eingebettet in sein eigentliches geistiges Dasein, und da erlangt er aus der Sphärenmusik heraus die Fähigkeit, die abgenützten Kräfte zu ersetzen. Der Mensch taucht unter in der Nacht in die Sphärenmusik, und dadurch dass ihn die Töne durchklingen, fühlt er am Morgen sich neu gekräftigt und gestärkt.

Während der Mensch durch sein gewöhnliches Vorstellen nur die Dinge der Erde wahrnimmt, wird er durch die Imagination befähigt, in Korrespondenz mit den Wesenheiten der einzelnen Planeten zu treten; mit dem Sonnensystem wird er in Zusammenhang treten, wenn er zur Inspiration dringt.
Geistesohren sind die Ohren des Hellsehers, der die Sphärenharmonie eines Sonnensystems wahrnimmt.

Und könnten Sie jene Sonnenkräfte wahrnehmen, die auf die Pflanzenleiber niederströmen, wenn sie aus der Erde herauswachsen, diese Pflanzenleiber mit ihren Wurzeln und Blättern, die oben sich abschließen in der Blüte, wo der Astralleib sie umspült, und in die die geistigen Kräfte der Sonne hineinwirken, — könnten Sie diese Kräfte geistig wahrnehmen, Sie würden sie wahrnehmen als die geistige Sphärenmusik, die allerdings nur Geistesohren hören können…

Geistige Töne ziehen geheimnisvoll hinein in die Pflanzenblüte. Das ist das Geheimnis des Pflanzenwerdens, daß man in jeder einzelnen Blüte einen Ausdruck hat für die Töne, die diese Blüte formen und der Frucht ihren Charakter geben. Aufgefangen werden die Sonnentöne von der Pflanze und walten darin als Geist.

Vielleicht wissen Sie, wie man durch den Ton in der materiellen Welt Form geben kann. Denken Sie einmal an das Experiment der Chladnischen Klangfiguren, wie da auf einer Platte der Staub durch die Einwirkung des Tones zu Figuren angeordnet wird; in diesen Figuren finden Sie den Ausdruck für den Ton, der sie angeordnet hat.

Und wie in diesem Staube gleichsam der physische Ton aufgefangen wird, so wird der geistige Ton der Sonne aufgefangen und aufgesogen von der Blüte und der Frucht. Im Samen ist er verborgen, geheimnisvoll, und wenn aus dem Samen die Pflanze herauswächst, dann ist es der eingefangene, der aufgesogene Sonnenton, der die Form der Pflanze herauszaubert.

Das hellseherische Bewußtsein blickt auf unsere Pflanzenwelt rings umher, und in den Blüten, die den Teppich unserer Erdoberfläche bilden, schaut er überall den Reflex der Sonnentöne… in den Pflanzenformen tönen die Sonnentöne, die Widerspiegelung der Sphärenmusik, in den Raum hinaus……………….

Wenn der Mensch in dieser geistigen Welt wahrzunehmen lernt, dann treten ihm sinnbildlich die Töne entgegen, es klingt und tönt geistig aus dem Himmelsraum, schneller oder langsamer, ein anderes Tönen ist es. Sphärenharmonie ist kein Bild, es ist eine Wirklichkeit, die man erlebt.“

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Urkraft

Der Uranfang aller Dinge, die Urkraft selbst, ist eine undifferenzierte Einheit.

GA 91 („Kosmologie und menschliche Evolution“), S. 270 ff.

„Der Uranfang aller Dinge, die Urkraft selbst, ist eine undifferenzierte Einheit. Sie ist zugleich unendlich groß und unendlich klein. Sie ist Mittelpunkt und Peripherie und die Fülle des unendlichen Lebens, die alles durchströmt, die Mittelpunkt und Peripherie verbindet. Sie ist die größte Ruhe und die größte Tätigkeit zu gleicher Zeit. Sie ist die unausgesetzt wirkende Kraft, die keine Unterbrechung der Wirkung kennt. Sie ist ebensowohl Licht ohne Schatten wie Dunkelheit ohne Licht; sie ist ebensowohl Alles wie Nichts. Verstehen können wir das Wirken des Einen nicht, aber doch können wir aus den offenbarten Gesetzen uns Bilder machen von den Gesetzen, nach denen die Urkraft in der Welt sich äußert.

Wir beobachten Folgendes: Je gröber eine Substanz, desto weniger eigene Kraft, sich zu äußern, enthält sie. Je feiner eine Substanz, desto stärkere Wirkungen übt sie auf die Umwelt aus. Ein Stück Eis übt weniger Wirkung auf die Umwelt aus als dieselbe Substanz, wenn sie durch Wärme verfeinert wird, als Wasser. Das Wasser hat wie alles Flüssige das Bestreben des Wirkens in der Umwelt. Wenn Wasser durch höhere Wärmegrade noch mehr ausgedehnt und verfeinert wird, dann hat es als Dampf eine noch größere Wirkung in der Umwelt.

Nun können wir nach dieser Beobachtung schließen: Je feiner die Substanz, desto größer ist ihre Kraft in der Umwelt, die Substanzen in feineren Zuständen sind die Kräfte, welche in den Substanzen in gröberen Zuständen wirken, welche in die Zwischenräume zwischen den Atomen der übrigen Substanzen eindringen, die Atome dehnen, verfeinern, näher aneinander ziehen, sodass die Verfeinerung der Substanz auch dazu führt, dass sie kontinuierlicher wird als vorher. Im Festen gibt es keine sich wirklich berührenden Substanzen. Alle physischen Atome sind so gelagert, dass sie in einem freien Felde schwingen und sich in keinem Punkte berühren. Wie teilbar die festen Substanzen sind, das sehen wir alle bei jedem Prozess, wobei wir Teile aus festen Substanzen durch mechanische Eingriffe herauslösen oder von festen Dingen ablösen.

In derselben Weise können wir nicht Teile aus flüssigen oder gasförmigen Substanzen herauslösen. Nehme ich aus einem Quantum Wasser einen Teil heraus, indem ich ihn herausschöpfe, so ergänzt sich die Lücke sofort durch Hinzuströmen des übrigen Wassers und füllt sie aus. Das Flüssige duldet keine Trennung in der Weise wie das Feste. Es hat auch die Kraft, eine Lücke zu ergänzen; das kann das Feste in der Weise aus eigener Kraft nicht. Wenn ich etwas Festes fortnehme und an einen anderen Ort bringe, so strebt das Feste, welches die entstandene Lücke umgibt, nicht danach, die Lücke auszufüllen. Aber vom Wasser wissen wir, dass es dies Bestreben hat. Und es ist bekannt, dass alles Wasser auf der Erde in beständiger Bewegung ist, durch Fließen oder Verdunstung einerseits und durch Verdichtung andererseits. Es entsteht irgendwo eine Lücke in dem Flüssigen, so hat alles Flüssige der Umgebung das Bestreben, diese Lücke auszufüllen. Darauf beruht alles Arbeiten mit der Wasserkraft.

Wir können nach den Beobachtungen schließen, dass alles Flüssige der Erde immer dahin strebt, wo Lücken im Flüssigen entstehen, diese Lücken auszufüllen. Welche Kraft das Flüssige dabei zeigt, erkennen wir daran, dass es Festes durchtränkt, auflöst, fortschwemmt, sich Wege hindurch bahnt.

Dieselben Gesetze wie beim Flüssigen beobachten wir beim Luftförmigen; auch das duldet keine Lücken. Lücken in luftförmigen Substanzen werden sofort von den umgebenden Substanzen der Umgebung ausgefüllt. Das Luftförmige hat noch größere Kraft als das Flüssige. Die einzelnen Teilchen des Luftförmigen sind noch kleiner als die einzelnen Teilchen des Flüssigen. Auch sind sie nicht so weit voneinander entfernt wie die Teilchen des Flüssigen und haben eine größere Spannung.

Das Luftförmige wird durchdrungen von noch feineren Substanzen, dem Äther in seinen verschiedenen Dichtigkeitsgraden; und dieser Äther hat wieder größere Kräfte als das Luftförmige und hat noch mehr das Bestreben, alle Lücken auszufüllen. Er ist noch kontinuierlicher als das Luftförmige und in noch größerer Spannung.

Wenn wir in dieser Weise weiter eindringen in die Eigenschaften der Substanzen, so finden wir: Die festesten Substanzen sind am wenigsten kraftvoll und besitzen die gröbste Zusammensetzung, und die einzelnen Teilchen sind am weitesten voneinander entfernt und besitzen am wenigsten Spannung. Je feiner die Substanz, desto kleiner sind die einzelnen Teilchen, desto näher rücken sie aneinander, desto größere Spannung besitzt die Substanz und desto mehr Kraft. Die Kraft, durch die eine gröbere Substanz in Spannung gehalten wird, das ist die feinere Substanz. Im Vergleich zu einer gröberen Substanz ist eine feinere Substanz die Kraft, und im Vergleich zu einer noch feineren Substanz, die sich bei ihr als Kraft äußert, ist dasselbe, was in der gröberen Substanz als Kraft wirkt, für die feinere Kraft die Substanz. Die feinere Substanz ist also immer die Kraft, welche der gröberen Substanz bestimmte Formen verleiht. Die gröbere Substanz ist in die feinere Substanz eingebaut. Alle Zwischenräume zwischen den Atomen der gröberen Substanz sind ausgefüllt von den feineren Substanzen.

So wie die festen Substanzen ausgefüllt und durchdrungen werden von dem Flüssigen, so wird das Flüssige durchdrungen von dem Luftförmigen, das Luftförmige von dem Ätherischen und so weiter. So durchdringen immer feinere Substanzen die gröberen. Wenn wir dies weiterverfolgen, in die immer feineren Substanzen hinein, da müssen wir einmal zu einer Substanz kommen, welche die feinste ist, welche ganz kontinuierlich ist, sodass sich die einzelnen Teilchen ganz und gar berühren, ineinander übergehen, die zugleich die feinste, aber auch die kontinuierlichste ist, die die größte Spannung besitzt und zugleich die größte Kraft, die alle andern in sich trägt und alle andern durchdringt. Und dies ist die eine Urkraft und Ursubstanz, die alle Substanzen und Kräfte in sich trägt und vereinigt, die alles, was ist, in Spannung hält und dadurch allem Seienden Kraft und Leben verleiht. Sie ist zugleich das Kleinste, dem einzelnen Teilchen nach, aber auch das Größte, weil alle einzelnen Teile ein einheitliches Ganzes bilden, weil ihre Substanz kontinuierlich ist. Ihr Spiegelbild ist das physische Atom, weil dort auch alle Kräfte bis zur Urkraft eingedrungen sind, weil es alle Kräfte im Keime enthält.

Während diese Urkraft und Ursubstanz alle Substanzen und Kräfte aus sich heraus hat hervorgehen lassen, so lebt sie auch andererseits in allem, was ist, und sie steigt herab bis zum physischen Plan, wo sie sich in den einzelnen Atomen konzentriert. Der physische Plan ist also von allen höheren Kräften ebenso durchtränkt, wie die Urkraft alle niederen Kräfte in sich enthält.

Die Urkraft, welche alles umfasst, hat alles andere aus sich herausgegliedert durch Verdichtung der einzelnen Teilchen, durch Verminderung der Spannung, durch Abnahme der Kontinuität, bis sie zuletzt auf dem physischen Plan den Punkt erreichte, an dem die Spannung fast verschwunden war, wo die einzelnen Teilchen die gröbsten waren, wo sie am weitesten voneinander entfernt waren, wo sie am wenigsten eigene Kraft hatten. Aber deshalb gerade ist der physische Plan derjenige, auf dem die Kräfte alle, bis zur Urkraft hinauf, in objektiven Gestalten zum Ausdruck kommen können.“

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Yin Yang

Yin Yang

GA 325, S. 105f

„Wir erlangen heute durch geisteswissenschaftliche Methode eine bewußte Inspiration. Im Chinesischen lebt sich eine mehr oder weniger instinktive Inspiration aus, das heißt, deren Ergebnisse sind als Untergrund vorhanden in dem, was heute als chinesische Literatur übermittelt ist. 

Da werden wir zurückgeführt allerdings in eine menschliche Anschauung, durch die sich der Mensch als ein Glied des ganzen Weltenalls fühlt. Wie wir heute vom dreigliedrigen Menschen, dem Kopfmenschen, dem Gliedmaßenmenschen und in der Mitte dem rhythmischen Menschen, sprechen und deren Wesen in ihrer vollen Tiefe durch Inspiration ergründen, so lebte der Vorfahre des heutigen Chinesentums einmal in einer instinktiven inspirierten Erkenntnis von etwas Ähnlichem. 

Diese bezog sich aber nicht auf den Menschen, sondern, weil der Mensch nur ein Glied des ganzen Weltenalls war, bezog sie sich auf das ganze Weltenall. Wie wir unser Haupt empfinden, so empfand der Chinese dasjenige, was er Yang nannte. 

Wenn wir nämlich unser Haupt beschauen wollen, können wir uns ja gewöhnlich nicht sehen, höchstens sehen wir ein wenig die Nasenspitze, wenn wir die Augen darauf wenden. Wie wir die anderen oberflächlichen Teile unseres Organismus sehen können, wenn wir unser Äußeres anblicken, das Haupt aber gewissermaßen nur geistig bewußt ist, so war dem Chinesen bewußt etwas, was er Yang nannte. 

Und unter diesem Yang dachte er das oben Befindliche, das geistig sich Ausbreitende, das Himmlische, das Leuchtende, das Zeugende, das Aktive, das Gebende. 

Und er unterschied sich selbst nicht in bezug auf dasjenige, was in seinem Haupte lebte, von diesem Yang. 

Wie wir, die wir den Menschen unterscheiden von der Umwelt, den Gliedmaßenmenschen empfinden, den Menschen, der uns in Tätigkeit versetzt, uns mit unserer Umgebung zusammenführt, so sprach der Chinese von Yin, und er deutete damit auf alles dasjenige, was finster ist, was erdig ist, was empfangend ist und so weiter. 

Wir sagen heute, in unseren Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen nehmen wir die äußeren Stoffe auf;
wir verbinden die äußeren Stoffe durch unseren Gliedmaßen-Stoffwechselmenschen mit unserer eigenen Wesenheit, und wir nehmen das sinnenfällige gedankliche Element durch unsere Hauptesorganisation auf. Aber dazwischen steht alles dasjenige, was gewissermaßen diesen Rhythmus zwischen dem Haupte und dem Gliedmaßen-Stoffwechselmenschen herstellt. 

Der Atmungsrhythmus, der Blutzirkulationsrhythmus bewirkt das. Wie wir so den Menschen empfinden und erkennen, so sah der Chinese einstmals das ganze Weltenall: oben das Zeugende, Hell-Leuchtende, Himmlische, unten das Irdische, Finstere, Empfangende, und den Ausgleich zwischen den beiden, dasjenige, was einen Rhythmus bildet zwischen Himmel und Erde, das er empfand, wenn ihm die Wolken erschienen am Himmel, wenn der Regen herabträufelte, wenn das zur Erde Herabgekommene wieder verdunstete, wenn die Pflanzen aus der Erde heraus dem Himmel zuwuchsen und so weiter. 

In diesem allem empfand er den Rhythmus des Oberen und Unteren, und er nannte das Tao. Und so hatte er eine Anschauung von dem, womit er verwachsen war. Es stellte sich ihm das in dieser Dreigliederung dar. Aber er unterschied sich selbst nicht von alledem.” 

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Das schaffende Licht

Geistiges Licht GA 51

GA 51, S. 213f

„Der Mystiker lebt sich ein in das, was um ihn und in ihm lebt und webt. Das schaffende Licht, das draußen wirkt und innen schafft, empfindet er. Er ist selbst leuchtend und tönend in einer leuchtenden und tönenden Welt. Wenn er im schöpferischen Lichte lebt, im schöpferischen Ton lebt, dann hat er mystisches Leben. Dann überkommt den Menschen etwas, was anders ist als das Licht von außen und der Ton von außen.

Wer das einmal erfahren hat, der empfindet es als Wahrheit. Von dem schaffenden Lichte sprechen die Gnostiker, die ägyptischen Mystiker, die Mystiker des Mittelalters. Sie nennen es das Äonenlicht. Es ist ein Licht, welches vom Mystiker aus die Gegenstände um ihn her zu lebendigem Leben erweckt.

Das ist das Pleroma der Gnostiker. So fühlt sich der Mystiker in dem Weltenlicht beseligt. Er fühlt sich beseligt verwebt mit diesem Äonenlicht. Da ist er nicht getrennt von der Wesenheit der Dinge; da ist er teilhaftig der unmittelbaren Schöpferkraft. Das ist, was der Mystiker als seine Beseligung in dem schöpferischen Lichte bezeichnet.“

In der kabbalistischen Mystik wird das aus dem Nichts hervorgetretene, undefinierbare und unbestimmte grenzenlose Urlicht, aus dem nach der Lehre Isaak Lurias die Schöpfung entstanden ist, als Ain Soph Aur (אין סוף אוֹר) bezeichnet, wörtlich „das nicht endliche Licht“, von אין ain „Nichts“, סוֹף soph „endlich“ und אור or bzw. aur „Licht“. Am Anfang war alles von dem verborgenen Wesen Gottes, dem grenzenlosen, eigenschaftslosen Urwesen, erfüllt. Durch die Selbstbeschränkung Gottes (hebr. צמצום Zimzum) entstand ein leerer Raum, in den das Urlicht als Schöpfungsblitz hineinstrahlte und die geschaffene Welt hervorbrachte.

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Über das Schöpfungswort

Über das Schöpfungswort GA 91

Rudolf Steiner am 11.09.1906 in der GA 91 („Kosmologie und menschliche Evolution“), S. 228 ff.

„Jeder Ton, den wir sprechen, jedes Wort bringt Schwingungen hervor in unserer Umgebung, Schwingungen, die sich wellenförmig verbreiten nach allen Richtungen.

Diese Schwingungen pflanzen sich fort durch die Luft, aber auch durch die dichteren Körper. Durch unser Gehörorgan werden diese Schwingungen der Luft und auch der dichteren Körper, zum Beispiel der schwingenden Saite bei einem Instrument, unserem Gehirn zugeführt und da vom Bewusstsein gedeutet; das heißt, die Tonschwingungen setzen sich da um in Bewusstseinsschwingungen.

Wenn wir nun die Schwingungen, die durch unsere Worte hervorgebracht werden, sichtbar machen könnten, so würden sie in der Materie um uns sichtbare Veränderungen hervorbringen. Würden wir ein bestimmtes Wort unausgesetzt ertönen lassen, und könnten wir diesem Worte in der Materie um uns her Gestalt verleihen, so würde unsere Umgebung zuletzt die Gestaltung dieses Wortes bilden. Unsere Umgebung wäre dann der Ausdruck des von uns ausgehenden Wortes geworden.

Wenn wir so durch den Ton uns unserer Umgebung mitteilen, so versetzen wir alles um uns her in eine bestimmte Schwingung, in eine Bewegung, in einen Rhythmus. Man hört unsere Worte nur dadurch, dass wir sie erklingen lassen, aber auch wieder verklingen lassen. Wir erzeugen durch unsere Worte einen Rhythmus und lassen ihn dann wieder abfluten. Zuerst ist unsere Umgebung ohne diesen von uns durch den Ton hervorgebrachten Rhythmus. Dann wird sie durch den Ton in den Rhythmus versetzt. Dann fluten die rhythmischen Wellen wieder ab, und alles geht wieder in einen Zustand der Unbewegtheit über.

Würden wir ein Wort unausgesetzt ertönen lassen, so würden die Schwingungen immer dieselben bleiben; eine würde der andern folgen, ohne dass ein Aufhören der Bewegung einträte. Folgten nun diese Schwingungen ganz ohne Unterbrechung aufeinander, so würde man eine Schwingung von der nächsten nicht unterscheiden können, und es käme dieses unausgesetzt Aufeinander-Folgen und Ineinander-übergehen von Schwingungen der vollständigen Ruhe gleich. Wir können uns also einen solchen Grad der Bewegung, des Rhythmus denken, der der Ruhe gleichkommt. Es ist dann ein einheitlicher, ununterbrochener Rhythmus.

Wenn wir imstande wären, den Rhythmus eines Wortes auf unsere ganze Umgebung zu übertragen, so würde diese unsere Umgebung zuletzt der Ausdruck dieses Wortes werden; wir würden durch unser Wort die Materie um uns in solche Bewegung versetzen und durch das andauernd tönende Wort in einer bestimmten Spannung halten, die zuletzt auch sichtbar zum Ausdruck kommen würde.

So ist auch am Anfang, das heißt bei Beginn unserer Erdentwicklung, das göttliche Schöpferwort erklungen und hat die Erde in einen bestimmten Rhythmus versetzt, und durch das Andauern dieses Rhythmus wurden die Bewegungen der Materie zur Verdichtung; die Materie wurde durch den Ton des Wortes in einer bestimmten Spannung erhalten.

Dieses göttliche Schöpferwort erklang aber nicht nur am Anfang. Es erklingt unausgesetzt. Wenn es nur eine Sekunde lang nicht mehr erklingen würde, so würde die Welt sofort in ein Chaos verwandelt werden. Alles um uns her ist der Ausdruck dieses göttlichen Schöpferwortes, das durch die Welt erklingt. Alles Sichtbare ist die äußerlich wahrnehmbare Schwingungsgrenze des göttlichen Wortes; es ist der an die Oberfläche gedrängte Lebensrhythmus, den wir in der Sinnenwelt um uns her erblicken, und die Formen der Sinnenwelt sind die Gottesgedanken, die in diesem göttlichen Schöpferwort zum Ausdruck kommen.

Die Welt ist in einem beständigen Rhythmus, der von dem göttlichen Schöpferwort hervorgebracht wird. Das Göttliche ist alles, was da ist; das Wort ist die Bewegung, die in dem göttlichen Ewigen eintritt; alles, was in die Erscheinung tritt, ist der Gedanke des Göttlichen, der durch das Wort aus dem Innern der Gottheit herausströmt.

So tritt aus dem göttlichen Sein, aus der Ruhe, die zugleich unausgesetzte, undifferenzierte Bewegung ist, durch das Wort das Leben hervor und versetzt alles in die unausgesetzte differenzierte Bewegung und prägt dadurch den Gottesgedanken in dem vorher Undifferenzierten aus. So ist das Göttliche überall zu gleicher Zeit ewige Ruhe, dem Sein nach; dann ewiges Leben, das dem ewigen Wechsel gleichkommt, denn ewiges Leben heißt ewiger Wechsel, ewiges Aufsprießen, Hervorwachsen, und zuletzt ewiges Bewusstsein; ein beständiger Ausdruck des gewordenen Gottesgedankens ist die Welt.

Alles, was wir äußerlich in der Welt wahrnehmen, ist das durch das göttliche Leben in äußeres Sein umgesetzte Bewusstsein. Der Mensch entwickelt sich auch einmal dahin, dass er sein Bewusstsein durch das Wort nach außen senden kann und in eine äußere Schöpfung umwandeln kann.

Dazu muss er erst imstande sein, den klaren Gedanken aus seinem Inneren herauszusenden. Dann muss er diesen Gedanken mit einem Leben durchtränken können. Dann muss er imstande sein, diesen lebenden, rhythmischen Gedanken der Umwelt dauernd einzuprägen, ihn zur Verkörperung zu bringen. Dann ist er selbst Schöpfer in höherem Sinne geworden, gottähnlich ist er dann.

Wenn er klare Gedanken in die Welt hinaussendet, so wirkt er durch die Kraft des göttlichen Geistes; wenn er lebensvolle Gedanken erzeugt, so wirkt er durch die Kraft des Sohnes; wenn er gestaltende, lebende Gedanken aussendet, so wirkt er durch die Kraft des Vaters.

Alles, was in der Welt zur Offenbarung gelangt, ist Gottesgedanke, der Geist Gottes; dass er zum Ausdruck kommen kann, ist bedingt durch das göttliche Sein, den Vater; der es zum Ausdruck bringt, ist das göttliche Leben, der Sohn.

So lebt die Welt durch das Leben des Sohnes und bringt zum Ausdruck, zur Offenbarung den Geist, das Bewusstsein, den Gedanken der göttlichen Vaterkraft. In dieser göttlichen Vaterkraft schlummern die zukünftigen Weltenalle; in dem göttlichen Bewusstsein sind sie schon ewig da; das Bewusstsein ruht ewig im göttlichen Sein; Vater und Geist sind eins. Durch das Leben tritt das Bewusstsein heraus und wird im göttlichen Sein zur Offenbarung, zur Gestaltenwelt, Das Sein umschließt die Welt – das Bewusstsein ruht darinnen -; das Leben bringt das Bewusstsein in dem Sein zum Vorschein. Vater und Geist sind eins; aber der Sohn bringt den Geist zum Ausdruck und stellt dadurch die Dreieinigkeit her.

Der Sohn ist das Leben des Vaters, welches den Geist zum Ausdruck bringt.“

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devachanische Tonwelt

Die Welt der Töne GA 101

Rudolf Steiner – Mythen und Sagen – Okkulte Zeichen und Symbole
SIEBENTER VORTRAG, Köln, 28. Dezember 1907
GA 101 Seite 232 ff

Wenn wir in eine noch höhere Welt hinaufkommen, haben wir es nicht mehr mit bloßen Bildern zu tun, sondern mit den inneren Verhältnissen der Dinge, mit dem, was man mit den Worten Sphärenklang, Sphärenmusik, Welt der Töne benennt. Wenn wir den Astralplan durchwandern, haben wir im wesentlichen eine Welt von Bildern, die die Urbilder unserer Dinge hier sind. Je mehr wir uns erheben, desto mehr kommen wir in eine Welt der Klänge und Töne hinein, wobei Sie sich nicht vorstellen dürfen, daß die Welt der Töne eine im äußeren Sinne tönende Klangwelt ist.


Nicht mit dem äußeren Ohre hören Sie die Devachanwelt. Nicht mit unseren physischen Tönen, die nur eine äußere Offenbarung der devachanischen Tonwelt sind, können Sie das Wesen der tönenden geistigen Welt vergleichen. Die geistigen Töne sind Substanzen der Devachanwelt, der geistigen Welt, die da beginnt, wo die Welt der Bilder in die Welt der Tone übergeht. Diese Welten spielen durchaus ineinander.

Hier, rings um die physische Welt, ist zugleich die astralische und die devachanische Welt; eine durchdringt die andere. Es verhält sich damit so, wie wenn Sie einen Blindgeborenen hier in den erleuchteten Raum hineinführen; um ihn sind die Farben und die brennenden Kerzen, aber er kann sie nicht wahrnehmen; erst wenn er durch eine glückliche Operation sehend wird, kann er das, was schon früher um ihn war, auch wahrnehmen.
So wird auch die astrale und die geistige Welt um uns erst wahrgenommen, wenn die Sinne für sie geöffnet werden; dann wird auch wahrgenommen, daß diese Welten nicht aneinandergrenzen, sondern einander durchdringen. Man kann alles, was in der einen Welt ist, in den anderen Welten wahrnehmen.

Was geistige Musik ist in der Devachanwelt, schattet sich ab in der astralen Welt und drückt sich aus durch Zahlen und Figuren.
Was man pythagoreische Sphärenmusik nennt, wird gewöhnlich von den abstrakten Philosophen als ein Bild genommen. Es ist aber eine wahre, echte Wirklichkeit. Der Sphärenklang ist da, und derjenige, welcher sein Hören – der Ausdruck ist ja nicht ganz richtig, aber wir müssen ihn gebrauchen – ausbildet, um in den höheren Welten wahrzunehmen, nimmt nicht nur um sich die Bilder und Farben der astralen Welt wahr, sondern auch die Klänge und Harmonien der geistigen Welt.

So wie die Dinge um uns herum auf dem physischen Plan Offenbarungen sind der astralischen Welt, so sind sie auch Offenbarungen der geistigen Welt, die sich durch die Vermittlung des Astralischen im Physischen ausdrücken. Es drückt sich in allen unseren physischen Dingen die geistige Welt aus, und je erhebender und bedeutungsvoller die sinnlichen Dinge sind, desto klarer, schöner, großartiger zeigen sie sich auch als Ausdruck der geistigen Welt. Wenn wir ein unbedeutendes Ding unseres physischen Planes nehmen, ist es in der Regel sehr schwer, das auf sein geistiges Urbild zurückzuführen. Dagegen zeigen sich mit großer Schönheit die geistigen Urbilder, wenn wir auf bedeutendere, auf erhebende Dinge der physischen Welt hinsehen. So haben wir zum Beispiel in dem Zusammenwirken der Planeten unseres Planetensystems einen Ausdruck der geistigen Welt gegeben. Was in unserem Planetensystem in der verschiedensten Art vorhanden ist, läßt sich für den, der diese Dinge erkennen kann, zurückführen auf das, was man Sphärenharmonie nennt.

Die Bewegungen unserer Planeten sind so, daß derjenige, der das in der geistigen Welt wahrzunehmen vermag, die gegenseitigen Verhältnisse der Bewegungen unserer Planeten «hört».
Es bewegt sich zum Beispiel – vom Gesichtspunkt höherer Welten angesehen – Saturn 2 1/2 mal so schnell als der Jupiter. Diese Bewegung des Saturn wird in der geistigen Welt als ein entsprechend höherer Ton wahrgenommen, «mit Geistesohren», wie Goethe sich ausdrückt.

Wir wollen uns einmal die Verhältnisse der Bewegungen der Planeten in unserem Sonnensystem vergegenwärtigen. Wenn Sie die Schnelligkeit der Bewegung des Saturn zum Jupiter nehmen, so bewegt sich der Saturn 2 1/2 mal so schnell wie der Jupiter, also im Verhältnis von 2 1/2:1, und die Schnelligkeit der Bewegung des Jupiter im Verhältnis zum Mars ist 5 : 1. Für das Geistesohr stellt sich also die Jupiterbewegung gegenüber der Marsbewegung als ein viel höherer Ton dar. Wenn Sie die Schnelligkeit der Bewegungen von Sonne, Merkur und Venus nehmen, die ungefähr gleich ist, so steht diese zur Marsbewegung im Verhältnis 2 : 1, sie ist also gerade doppelt so groß.

Nehmen Sie die Bewegung von Sonne, Merkur und Venus im Verhältnis zum Mond, so ist dies Verhältnis wie 12 : 1, die Schnelligkeit ist also zwölf mal so groß. Wer vom geistigen Gesichtspunkt die Bewegung der ganzen uns sichtbaren Sterne betrachtet im Verhältnis zu ihrem Hintergrund, für den rückt der Sternenhimmel in einem Jahrhundert um einen Grad vor.

Und die Schnelligkeit der Bewegung des Saturn gegenüber dem Sternenhimmel verhält sich
wie 1200 : 1.
Wir haben also
Saturn : Jupiter – 2 1/2 : 1
Jupiter : Mars = 5 : 1
Sonne, Merkur, Venus : Mars = 2 : 1
Sonne, Merkur, Venus : Mond = 12 : 1
Saturn : Sternenhimmel = 1200 : 1

Diese Verhältniszahlen drücken sich für die geistige Wahrnehmung durch Tone aus, die in der geistigen Welt für die Geistesohren wahrnehmbar sind. Das sind die realen Hintergründe dessen, was man «Sphärenmusik» nennt. Diese Zahlen geben Ihnen tatsächlich in der geistigen Welt real vorhandene Harmonien an. Sie sehen also, ebenso wie der Hellseher in der astralen Welt Bilder und Farben sieht, so hört der Hellhörende in der geistigen oder Devachanwelt die geistigen Harmonien der Dinge. Für den, dessen Geistesohr dafür ausgebildet ist, ergeben sich für alles das, was hier in der physischen Welt sich offenbart, als geistiger Hintergrund Töne.

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Sie sind hier die Parasiten der Menschen.

Drüsen- und Lymphsäfte der Menschen als physische Leiber von Wesenheiten anderer Planeten. GA 102

Rudolf Steiner am 06.01.1908 in der GA 102 („Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen“), S. 18 ff.

„Nun sind diese [geistigen] Wesenheiten auch sonst durchaus nicht ohne Beziehung zum Menschen. Sie haben vielmehr eine tiefe Beziehung zu unserem unmittelbaren menschlichen Bau. Von dem, was sich im menschlichen Leibe findet, gehört eigentlich nur eines dem Menschen an oder kann ihm immer mehr angehören: das ist sein Blut.

Des Menschen Blutsaft ist das, was unmittelbar der Ausdruck seines Ich ist.

Wenn aber der Mensch nicht immer mehr und mehr darauf schaut, sein Ich durch einen starken und kräftigen Willen, durch seine starke und kräftige Seele innerlich zu festigen,

wenn ihm sozusagen sein Ich abhanden kommt, dann können sich auch in seinem Blut andere Wesenheiten verankern,

und das ist dann sehr schlimm und böse für den Menschen. Dagegen sind in anderen Teilen des menschlichen Organismus heute noch viele andere Wesenheiten verankert, sind in ihm enthalten, und wir wollen einmal sehen, was da eigentlich alles seine Fühlhörner in diesen menschlichen Leib hineinerstreckt, was da im menschlichen Leibe sich alles verankert. Da müssen wir ein wenig eingehen auf diesen menschlichen physischen Leib.


Sie wissen, dass das Blut, das durch die Adern rinnt und sich im Menschenleib ausbreitet, der Ausdruck des menschlichen Ich ist und dass es immer stärker und stärker der Ausdruck des Ich wird, wenn das Ich selbst immer stärker und kräftiger in sich seinen Mittelpunkt, sein inneres Kraftzentrum findet. In Bezug auf andere Teile, auf andere Einschlüsse des Organismus wird das Ich des Menschen erst in einer viel künftigeren Zeit die Herrschaft erhalten.

Heute sind in diesen Ingredienzien des menschlichen Leibes noch viele andere Wesenheiten enthalten. Wir wollen die drei Säftestufen Chylus, Lymphe und Blut jetzt einmal zum Zwecke unserer Betrachtung näher ins Auge fassen.
Sie wissen vielleicht, welche Bedeutung diese drei Arten von Säften für den Menschen haben. Sie wissen, wenn der Mensch seine Nahrung genießt, so wird sie zunächst durch die vorbereitenden Organe in den Magen befördert und mit den entsprechenden Säften, die aus den Drüsen abgesondert werden, untermischt und zubereitet, so dass sie durch die Gedärme verarbeitet werden kann. Da ist die Speise in einen flüssigen Zustand gebracht, den Speisebrei, der durch die Gedärme vorwärtsgeführt wird. Das, was für den Menschen Nahrungsstoff sein kann, wird dann durch kleine Organe, die man die Darmzotten nennt, in den Leib übergeführt, um für diesen Leib als Nahrungssäfte zu dienen, um den Leib immer wieder neu aufzubauen. Das ist eine Sorte von Substanzen, die wir im Leibe haben, die wir den Chylus nennen.
Dann wissen Sie vielleicht auch, dass außer diesem Chylus, der dadurch zustande kommt, dass von außen die Nahrung in den menschlichen Leib eindringt, auch noch im Inneren des menschlichen Leibes ganz gleichlaufende Gefäße sind, die eine Art von Saft führen, der in einer gewissen Beziehung ähnlich ist der weißen Substanz in unserem Blut. Dieser Saft fließt auch durch den ganzen menschlichen Organismus in gewissen Gefäßen, und diese Gefäße laufen vielfach zusammen mit denjenigen Blutgefäßen, die wir die Venen nennen, weil sie blaurotes Blut enthalten. Diese Gefäße nehmen sogar auch den Chylus auf. Die Flüssigkeit, die sie enthalten, das ist die Lymphe.

Das ist ein Saft,- der, man möchte sagen, vergeistigt ist gegenüber dem eigentlichen Speisesaft, dem Chylus. Diese Lymphgefäße, welche die Lymphflüssigkeit führen, haben ihren Verlauf im ganzen menschlichen Leib; sie durchziehen sogar das Knochenmark in einer gewissen Beziehung, und das, was sie führen, nimmt dann auch den Speisebrei auf, den Chylus. Alles, was in der linken Körperhälfte und in den unteren Extremitäten ist – von der linken Kopfseite, linken Seite des Rumpfes bis zur linken Hand und den beiden Beinen -, alles, was da an Lymphflüssigkeit ausgebreitet ist und zerläuft, sammelt sich und fließt in die linke Schlüsselbeinvene hinein und mündet dann ein in den Blutkreislauf. Nur das, was in den Lymphgefäßen in der rechten Kopfseite und in der rechten Seite des Rumpfes ist, vereinigt sich und führt die Lymphe in die rechtsseitige Schlüsselbeinvene, so dass auf diese Weise die Lymphgefäße der Ausdruck einer wichtigen Tatsache werden.
Sie sehen, wie der Mensch dadurch in zwei Teile geteilt ist, und zwar nicht symmetrisch, sondern so, dass der eine Teil seine ganzen unteren Körperteile und die linke Hälfte des Rumpfes und des Kopfes umfasst, während der andere Teil von der rechten Seite des Rumpfes und des Kopfes gebildet wird. Das ist ein zweiter Saft, der im Menschen pulsiert, ein Saft, der dem Seelischen viel näher steht, als dies bei dem Chylus, dem Magen- und Darmsaft des Speisebreis, der Fall ist, obwohl ja seelische Zustände auch auf die Verdauung und den ganzen Kreislauf des Speisesaftes ihren tiefgehenden Einfluss haben. Mit den Lymphsäften hängen aber seelische Zustände viel tiefer zusammen. Bei einem Menschen, der stark tätig ist, der sehr aktiv ist, fließt die Lymphe viel lebhafter als bei einem Menschen, der träge und faul ist und nichts tut. Und so können wir viele seelische Zustände anführen, die mit dem Verlauf der Lymphe im menschlichen Leibe zusammenhängen.


Der dritte Saft ist das Blut, von dem wir öfter gesprochen haben. Es zerfällt in ein rotes, sauerstoffreiches, lebenspendendes Blut, das in den Arterien fließt, und in ein blaurotes, kohlenstoffreiches Blut, das in den Venen fließt.

Ebenso wie unser Blut die Offenbarung, der Ausdruck ist unseres Ich, so ist die Lymphe in einer gewissen Richtung der Ausdruck, die Offenbarung des menschlichen Astralleibes.

Solche Dinge äußern sich da nicht bloß nach einer Richtung. Nach einer anderen Richtung ist der Ausdruck des astralischen Leibes das Nervensystem. Nach der Richtung, die wir heute betrachten wollen, ist in der Tat, die Offenbarung, der Ausdruck des astralischen Leibes die Lymphe. Wie ein Mensch zwei Berufe ausfüllen kann, so ist es auch mit dem menschlichen Astralleib: auf der einen Seite ist er der Aufbauer des Nervensystems, auf der anderen Seite der Aufbauer, der Bildner für die Lymphe. Der menschliche Ätherleib ist ebenso der Aufbauer und Bildner für das ganze Drüsensystem, wie auch in einer anderen Weise der Aufbauer, der Organisator, der Bildner und Regierer des Umlaufes des Chylus, des Speisebreis. So haben Sie zunächst einen Zusammenhang dieser im menschlichen Leibe verlaufenden Säfte mit den Gliedern der menschlichen Natur selber.
Nun müssen wir uns darüber klar sein, dass im menschlichen Astralleib, im menschlichen Ätherleib das Ich durchaus nicht etwa der einzige Herr ist.

Der Mensch erlangt durch seine Entwickelung allmählich von seinem Ich aus immer mehr Herrschaft über seinen astralischen und seinen Ätherleib, wenn er seinen astralischen Leib umwandelt in Geistselbst oder Manas, und den Ätherleib umwandelt, dass das Ich die Herrschaft erlangt über den Lebensgeist oder die Buddhi.

Aber solange der Mensch nicht die Herrschaft hat über diese Teile seiner Wesenheit, so lange sind andere Wesenheiten im Zusammenhange mit diesen menschlichen Gliedern.
Im menschlichen Astralleib sind, eingebettet wie die Maden im Käse – entschuldigen Sie diesen unappetitlichen Vergleich, aber es ist so -, andere Wesenheiten.

Und zwar sind ihm eingegliedert, haben etwas zu tun mit diesem Astralleib jene astralischen Wesenheiten, von denen ich Ihnen gesagt habe, dass sie ihre eigentliche Heimat auf dem Mond oder Mars haben, je nachdem sie gutartige oder bösartige Wesenheiten sind.

Die verankern sich im Astralleib, Und die Lymphe, jener weißliche Saft, der den Menschen durchläuft, der gehört zum Leibe derjenigen Wesenheiten, die in unserer astralischen Welt leben.

So handgreiflich wie die Tiergruppen-Iche sind allerdings diese Wesenheiten nicht vorhanden, die wir auf dem astralischen Plan als astralische Wesenheiten finden, und die auf dem Mond oder auf dem Mars ihre eigentliche Heimat haben. Aber sie sind solcher astralischer Natur, dass wir in einer gewissen anderen Richtung sagen können: Wie wir in den Tieren, zum Beispiel in einer Gruppe von Löwen, eine Art Offenbarung haben der Wesenheit, die wir auf dem Astralplan als eine geschlossene Persönlichkeit antreffen, als das Löwen-Ich, so haben wir, wenn auch nicht so handgreiflich, in dem, was den menschlichen Leib als Lymphe durchzieht, ebenso die Offenbarung, die ausgestreckten Glieder dieser astralischen Wesenheiten.
Also, so können Sie fragen, haben diese astralischen Wesenheiten ebenso eine Art physisches Dasein wie die Gruppenseelen der Tiere, wie das Gruppen-Ich der Gattung Löwe in den einzelnen Löwenindividuen hier auf dem physischen Plan seine Offenbarung hat? Wenn Sie so fragen, müsste man Ihnen antworten: Ja, das haben sie. – Wie wir bei den Tieren sahen, dass das astrale Gruppen-Ich seine einzelnen Glieder ausstreckt in die einzelnen Löwenindividuen,

so strecken diese astralischen Wesenheiten ihre physische Wesenheit auch hier hinein. Nur könnten sie sie nicht so von außen in den physischen Plan hereinerstrecken, sondern sie brauchen auf dem physischen Plan Wesenheiten, deren Parasiten sie sind, in die sie sich einklammern und einbohren. Sie sind hier die Parasiten der Menschen.

Gäbe es keine menschlichen Wesen hier auf der Erde, so würden sie sehr bald von der Erde ihren Abschied nehmen, weil sie keine Wohnstätten fänden; es würde ihnen hier nicht gefallen. Aber es gibt Wesenheiten, Menschen und höhere Tiere, die Lymphe haben: da, in dieser Lymphe haben diese Wesenheiten ihre physischen Offenbarungen. So pulsiert in unserem Leibe nicht bloß ein materieller Stoff, sondern in jedem solchen Kreislauf bewegen sich, und zwar in ganzen Scharen, solche Wesenheiten, die durch den Menschen rotieren, sich durch ihn hindurchbewegen und in der Lymphe ihren Körper haben, während der eigentliche Mensch, der Ich-Mensch, zunächst im Blute bloß seinen Körper hat. Und ob einen Menschen mehr Mondwesen dieser Art durchkreisen oder mehr Marswesen dieser Art, das gibt seiner Lymphe den besonderen Charakter. Durchkreisen den Leib in einem Menschen mehr Mondwesen, so neigt er mehr zur Bosheit, zum Zorn, zum Ingrimm; durchkreisen ihn mehr Marswesen, so ist er ein Mensch, der mehr zur Sanftmut, zum Wohlwollen, zur Milde neigt. So sehen Sie, wie der Mensch nicht bloß von Säften, sondern auch von Geistern durchzogen ist, und wie man den Menschen nur versteht, wenn man weiß, dass er nicht bloß von Säften, sondern auch von Geistern durchzogen ist.
Wenn Sie nun hellseherisch das erforschen, was man Chylus nennt, was also der äußere Ausdruck zunächst des menschlichen Ätherleibes ist, so haben Sie auch da wiederum ähnliche Wesenheiten verankert und eingegliedert. Das, was da eingegliedert ist, sind zunächst jene Wesenheiten, die wir vorhin charakterisiert haben auf der einen Seite als die guten, auf der anderen Seite als die schlimmen Venuswesenheiten, jene Wesenheiten, die ihre Heimat auf der Venus haben und die sich in unserer devachanischen Welt finden. Dort sind sie für das hellseherische Vermögen Persönlichkeiten, und ihre Äußerung, ihre Offenbarung hier im physischen Leben haben sie in dem menschlichen Speisesaft, in dem Chylus, so sonderbar das auch aussieht. In diesem den menschlichen Leib durchziehenden Speisesaft leben diese Wesenheiten, die ihre eigentliche Heimat auf dem Devachanplan haben und die, insofern sie einen physischen Leib annehmen, auf der Venus ihr physisches Leben haben. Und da die Venus in ihren Kräften in einer gewissen Weise zusammenhängt mit unserer ganzen Erdvegetation und mit allem, was sonst auf unserer Erde lebt, so werden Sie einsehen, welcher Zusammenhang besteht zwischen dem, wovon sich der Mensch ernährt, und dem, was aus dem Menschen durch diese Nahrung wird. Das ist eben ganz und gar nicht gleichgültig. In allen Pflanzen, und natürlich auch in den Tieren, leben die Einflüsse der Venuswesenheiten, auf der einen Seite die der guten, sanften, milden, auf der anderen Seite die jener wilden Venuswesenheiten, die Ihnen geschildert worden sind als raubgierige und miteinander im Kampf befindliche Wesenheiten.

Je nachdem die einen oder die anderen Wesenheiten auf unsere Tiere oder Pflanzen wirken, sind das Fleisch oder die Pflanzen so, dass, wenn sie sich in Speisesäfte verwandeln, sie dem Menschen Tugenden oder Laster in seinen Leib hineinbauen.


Daran sehen Sie von einem noch höheren Standpunkt aus, als es Ihnen in früheren Vorträgen schon dargestellt werden konnte, die Wichtigkeit, vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkt aus die menschliche Nahrung zu kennen, zu wissen, unter welchen Einflüssen diese und unter welchen Einflüssen jene Pflanze steht, und welches Tier diesem oder jenem Einfluss unterliegt. Sie können daraus die Lehre entnehmen, dass derjenige zum Beispiel, der da weiß, dass in einem Lande diese oder jene Pflanzen und Tiere gedeihen, die unter diesem oder jenem himmlischen Einfluss stehen, begreift, wie ein ganz bestimmter Volkscharakter sich aufbauen muss, weil in allem, was der Mensch an Nahrung zu sich nimmt, die aus seiner Umgebung gewonnen wird, er nicht nur das isst, was die Chemie an Stoffen klarlegt, sondern er isst bestimmte Geister mit, und diese sind es, die durch seinen Mund in den Magen gehen und in seinem Wesen sich ausbreiten. Da eröffnet sich uns die Perspektive, wie man aus der tieferen geographischen Beschaffenheit eines Landes den Charakter eines Volkes erkennen kann.“

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musikalische Kunst

Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen – Sphärenharmonien GA 102

GA 102 S. 223

„Das heißt, die Seele lebt während der Nacht in diesen Sphärenklängen, und diese Sphärenklänge entzünden sich, indem der astralische Leib sich seiner selbst bewußt wird. In dem schaffenden Musiker haben wir keinen anderen Prozeß, als daß die Wahrnehmungen des nächtlichen Bewußtseins während des Tagesbewußtseins sich durchringen, Erinnerung werden, Erinnerungen an die astralischen Erlebnisse oder im besonderen der Verstandes- oder Gemütsseele.

Alles, was die Menschheit als musikalische Kunst kennt, sind Ausdrücke, Abprägungen dessen, was unbewußt erlebt wird in den Sphärenharmonien, und musikalisch begabt sein, heißt nichts anderes, als einen astralischen Leib haben, der während des Tageszustandes empfänglich ist für das, was ihn die ganze Nacht durchschwirrt.

Unmusikalisch sein heißt: diesen astralischen Leib in einem solchen Zustande haben, daß eine solche Erinnerung nicht stattfinden kann. Es ist das Hereintönen einer geistigen Welt, was der Mensch in der musikalischen Kunst erlebt.

Und weil die musikalische Kunst dasjenige in unsere physische Welt hineinschafft, was nur im Astralischen entzündet werden kann, deshalb sagte ich, daß sie den Menschen mit denjenigen Wesenheiten in Zusammenhang bringt, welche zu ihrem untersten Glied den astralischen Leib haben.

Mit jenen Wesenheiten lebt der Mensch in der Nacht; ihre Taten erlebt er in der Sphärenharmonie und drückt sie im Tagesleben durch seine irdische Musik aus, so daß diese Sphärenharmonien in der irdischen Musik wie ein Schattenbild erscheinen.

Und in dem dasjenige, was das Element dieser geistigen Wesenheiten ist, hier in diese irdische Sphäre einschlägt, unsere irdische Sphäre durchschwebt und durchlebt, haben diese geistigen Wesenheiten Gelegenheit, ihre astralischen Leiber wieder einzutauchen in das Wogenmeer der musikalischen Wirkungen, und indem die Verstandesseele ihre Taten erlebt in der Nacht und die empfundenen Eindrücke mitbringt in die physische Welt, ist zwischen diesen Wesenheiten und dem Menschen durch die Kunst eine Brücke geschaffen.

Da sehen wir, wie auf einer solchen Stufe das entsteht, was wir die musikalische Kunst nennen.“

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Denken Sie, was Sie jede Nacht tun.

Die Regeneration des belebten Leibes GA 104

GA 104, S. 62f

„Denken Sie, was Sie jede Nacht tun. Sie verlassen schnöde Ihren physischen und Ätherleib und überlassen sie mit dem Blut- und Nervensystem sich selber. Wenn es bloß auf Sie ankäme, würde in jeder Nacht dadurch, daß Sie Ihr Nerven- und Blutsystem verlassen, der physische Leib zugrunde gehen müssen. Er würde in demselben Augenblicke sterben, wo der astralische Leib und das Ich den physischen und den Ätherleib verlassen.

Aber der hellsehende Blick sieht, wie dann andere Wesenheiten, höhere geistige Wesenheiten ihn ausfüllen.
Er sieht, wie sie in ihn hineingehen und das tun, was der Mensch in der Nacht eben nicht tut: das Blut- und Nervensystem versorgen. Das sind dieselben Wesenheiten aber, welche den Menschen, soweit er aus einem physischen und Ätherleib besteht, geschaffen haben; nicht bloß heute, von Inkarnation zu Inkarnation. Es sind die gleichen Wesenheiten, die auf dem alten Saturn die erste Anlage des physischen Leibes entstehen ließen und die auf der Sonne den Ätherleib herausgebildet haben. Diese Wesenheiten, die gewaltet haben vom Urbeginn des Saturn- und Sonnendaseins an im physischen und Ätherleib, sie walten in ihm jede Nacht, während der Mensch schläft und den physischen und den Ätherleib schnöde verläßt, sozusagen sie dem Tode preisgibt; sie dringen hinein und versorgen sein Nerven- und Blutsystem.“

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Beim Essen fließt ein Geistiges in den Menschen ein.

Ernährung GA 105

GA 105, S. 58

„Der Mensch der Zukunft wird auf einer höheren, spirituellen Stufe etwas haben, was das Tier auf einer niedrigen Stufe hat, wenn es über eine Weide geht und die Pflanzen, die ihm gerade taugen, abpflückt und die anderen stehen läßt. Ein unbewußter Instinkt, das heißt in Wirklichkeit höhere Geister, lenken das Tier. In bewußter Weise wird der Mensch der Zukunft sich den Pflanzen nähern, die ihm taugen; nicht wie heute, wo er nachdenkt, was die beste Substanz für seinen Leib gibt, sondern einen lebendigen Bezug wird er haben zu jeder einzelnen Pflanze, denn er wird wissen, daß, was die Pflanzen eingesogen haben, auch als solches in ihn übergeht.

Das Essen wird nicht eine niedrige Beschäftigung für ihn sein, sondern etwas, was mit Seele und Geist vollbracht wird, weil er wissen wird, daß alles, was er verzehrt, die äußere Gestalt für ein Seelisches ist. Das Gebet sollte nichts anderes sein als eine Dokumentierung dafür, daß beim Essen ein Geistiges in den Menschen einfließt.“

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Von Anfang an war die Erde nicht nur glühend, leuchtend, sondern auch tönend.

Die Entwicklung der Erde im Urzustand GA 106

Rudolf Steiner am 07.09.1908 in der GA 106 („Ägyptische Mythen und Mysterien“), S. 69 ff.

„Es ist wirklich nicht leicht, die Herrlichkeit der Erde von damals zu schildern und eine Vorstellung zu geben von jener Zeit. Wir müssen uns die Erde als eine lichtdurchglänzte Kugel vorstellen, von lichttragenden Wolken umstrahlt, wunderbare Lichterscheinungen von wunderbarem Farbenspiel erzeugend. Wenn man eine fühlende Hand hätte hineinstrecken können in diese Erde, man hätte Wärmeerscheinungen wahrgenommen, auf und ab wogend die durchglühten, durchleuchteten Massen, darin alle heutigen Menschenwesen, umwebt und umwogt von all den geistigen Wesenheiten, nach außen hin in grandioser Mannigfaltigkeit strahlendes Licht aussendend!

Außen der Erdenkosmos in seiner großen Mannigfaltigkeit, innen der lichtumflossene Mensch, in Verbindung mit den göttlich-geistigen Wesenheiten, von ihnen ausgehend und Ströme von Licht in die äußere Lichtsphäre strahlend. Der Mensch hing wie an einer aus dem Göttlichen entspringenden Nabelschnur an diesem Ganzen, an dem Lichtschoß, dem Weltenschoß unserer Erde. Ein gemeinsamer Weltenschoß war es, in dem die Lichtpflanze Mensch damals lebte, sich eins fühlend mit dem Lichtmantel der Erde. So war der Mensch in dieser feinen Dunstpflanzenform wie an der Nabelschnur der Erdenmutter hängend, so war er gehegt und gepflegt von der ganzen Mutter Erde. Wie in einem gröberen Sinne heute das Kind gehegt und gepflegt ist im mütterlichen Leibe als Kindeskeim, so war damals gehegt und gepflegt der Menschenkeim. So lebte der Mensch damals in der urfernen Erdenzeit.

Dann begann die Sonne sich herauszulösen, die feinsten Substanzen mit sich nehmend. Es gab eine Zeit, in der die hohen Sonnenwesenheiten die Menschen verließen, da alles, was heute zur Sonne gehört, unsere Erde verließ und die gröberen Substanzen zurückließ. Und verbunden war dieses Hinausgehen der Sonne damit, dass der Dunst sich abkühlte zu Wasser, und wir haben, während wir früher die Dunsterde hatten, nun die Wasser-Erdkugel.

In der Mitte waren die Urwasser, jedoch nicht von Luft umgeben; langsam gingen die Wasser über in dichte, dicke Nebel, die sich allmählich verfeinerten. So haben wir die damalige Erde als Wassererde, also darin auch Stoffe in weichem Zustande, umdunstet von Nebeln, die immer feiner wurden, bis hinauf in die höchsten Sphären, wo die Nebel ganz fein wurden. So haben wir einmal unsere Erde vor uns. So war sie verändert, und die Menschen mussten nun sozusagen die früher lichtdurchglühte Gasgestalt hineinsenken in die trüben Wasser und sich dort verkörpern als geformte Wassermassen im Wasser, wie vorher als Luftformen in der Luft.

Der Mensch wurde eine Wassergestalt, jedoch keineswegs ganz. Niemals war der Mensch ganz ins Wasser hinuntergetaucht. Das ist ein wichtiger Moment. Es ist beschrieben worden, wie die Erde in der Mitte Wassererde war, der Mensch war nur teilweise ein Wasserwesen, er ragte hinein in die Dunsthülle, so dass er halb Wasser-, halb Dampfwesen war. Unten im Wasser konnte der Mensch unmöglich von der Sonne erreicht werden, die Wassermasse war so dick, dass das Sonnenlicht nicht durchdringen konnte. In den Dunst konnte das Licht der Sonne etwas hineindringen, so dass der Mensch lebte zum Teil im dunkeln, lichtberaubten Wasser und teilweise im lichtdurchglühten Dunst. Von etwas war jedoch das Wasser nicht beraubt, von etwas, das wir jetzt genauer beschreiben müssen.

Von Anfang an war die Erde nicht nur glühend, leuchtend, sondern auch tönend, und der Ton war in der Erde geblieben, so dass, als das Licht hinausging, innerlich das Wasser zwar dunkel wurde, innerlich aber auch vom Ton durchdrungen wurde, und der Ton war es, der dem Wasser gerade die Gestaltung, die Form gab, wie man das ja an dem bekannten physikalischen Experiment kennenlernen kann. Wir sehen, dass der Ton ein Gestaltendes ist, eine formende Kraft, weil durch den Ton die Teile gegliedert oder geordnet werden. Der Ton hat eine formende Kraft, und die war es, die auch den Leib aus dem Wasser heraus geformt hat.

Das war die Kraft des Tones, die noch in der Erde geblieben war. Es ist der Ton, der Klang, der die Erde durchklingt, es ist der Ton, aus dem heraus sich formte die Menschengestalt. Hindringen konnte das Licht nur zu dem Teil des Menschen, der da aus dem Wasser hinausragte. Unten ein Wasserleib, oben ein Dampfleib, den das äußere Licht berührte, zu dem im Lichte die Wesen, die mit der Sonne herausgegangen waren, Zugang hatten. Vorher fühlte sich der Mensch in ihrem Schoße, als die Sonne noch mit der Erde vereinigt war; jetzt schienen sie im Licht auf ihn nieder und durchstrahlten ihn mit ihrer Kraft. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass in dem, was nach der Trennung der Sonne zurückgeblieben war, auch die Kräfte waren, die die Erde von sich trennen musste, die Kräfte des Mondes.

Wir haben also eine Zeit, wo gerade die Sonne herausgegangen war, wo allmählich jener Pflanzenmensch untertauchen musste in die physische Wassererde. Das ist die Stufe, die der Mensch damals in seinem Leibe erreicht hatte, die wir heute degeneriert festgehalten sehen in den Fischen. Wenn wir heute das Wasser von Fischen durchzogen sehen, so sind diese Fische Überreste jener Menschen, natürlich in einer dekadenten Form. Wir müssen uns etwa einen Goldfisch denken, in phantastischen Pflanzenformen, mit großer Beweglichkeit, aber mit dem Gefühl von Wehmut, weil das Licht dem Wasser genommen war.

Es war eine tiefe, tiefe Sehnsucht, die entstand. Das Licht war nicht mehr da; das Verlangen nach dem Licht rief die Sehnsucht hervor. Es gab einen Augenblick in der Erdenentwickelung, in dem die Sonne noch nicht ganz heraus war aus der Erde, da kann man jene Gestalt noch durchglüht sehen von Licht, die Menschen im oberen Teil noch auf der Sonnenstufe, unten schon in der Gestalt, die in der Fischform festgehalten worden ist. Dadurch nun, dass der Mensch mit der Hälfte seines Wesens in der Dunkelheit lebte, dadurch war da unten eine recht niedere Menschennatur, denn in dem Teile, mit dem er untertauchte, hatte er die Mondeskräfte in sich.

Wenn das auch nicht zur Lava erstarrt war, wie im heutigen Monde, es waren schwarze, finstere Kräfte. Da konnten auch nur die schlechtesten Partien des Astralischen untertauchen. Aber oben war eine Dunstgestalt, gleichsam der Kopfteil, in den hineinstrahlte das Licht von außen und ihm die Form gab, so dass der Mensch aus einem niederen und einem höheren Teil bestand. Schwimmend, schwebend bewegte er sich in dieser Dunstatmosphäre. Die dichte Dunstatmosphäre der Erde war noch nicht Luft, sie war Dunst, also noch nicht Luft, durch die die Sonne hätte dringen können. Die Wärme konnte durchdringen, aber nicht das Licht. Der Sonnenstrahl konnte nicht die ganze Erde küssen, sondern nur die Oberfläche, der Erdenozean blieb dunkel. In diesem Ozean waren aber die Kräfte, die später als Mond herausgegangen sind.

Dadurch nun, dass die Lichtkräfte eindrangen, drangen auch die Götter in die Erde ein. So dass wir unten den götterlosen, gottverlassenen Wassermantel, nur durchdrungen von der Kraft des Tones haben, ringsherum den Dunst, in den sich hineinerstrecken die Kräfte der Sonne. So dass der Mensch in dem Dunstkörper, der über die Wasserfläche hinausragte, doch immer noch ein Mitbürger war dessen, was zu ihm strahlte als Licht und Liebe aus der geistigen Welt. Warum durchdrang jedoch den finsteren Wasserkern die tönende Welt?
Aus dem Grunde, weil einer der hohen Sonnengeister zurückgeblieben war, verbunden hatte sein Dasein mit der Erde. Das ist derselbe Geist, den wir kennen als Jahve oder Jehova. Jahve allein blieb bei der Erde, er opferte sich, er war es, dessen inneres Wesen als formender Ton die Wassererde durchklang.

Aber weil die schlechtesten Kräfte als Ingredienzien in der Wassererde verblieben waren, weil diese Kräfte furchtbare Elemente waren, kam der Dunstteil des Menschen immer mehr herunter, und aus der ehemaligen Pflanzengestalt entstand allmählich ein Wesen, das auf der Stufe eines Amphibiums stand. In der Sage und Mythe ist diese Gestalt, die viel tiefer steht als die spätere Menschheit, geschildert als der Drache, als der Menschenmolch, als der Lindwurm.

Und der andere Teil des Menschen, der ein Bürger des Lichtes war, der wird dargestellt als ein Wesen, das nicht herunterkam, das die niedere Natur bekämpft, das zum Beispiel als Michael, als der Drachentöter, als heiliger Georg, den Drachen bekämpfend dargestellt wird. Auch noch in der Gestalt des Siegfried mit dem Drachen haben wir, allerdings umgeformt, Bilder dessen, was damals in jener Zweiteilung Menschenanlage war. Hinein kam in den oberen Teil der Erde und somit auch in den oberen Teil des physischen Menschen die Wärme, und bildete etwas wie einen feurigen Drachen. Aber darüber erhob sich der Ätherleib, in dem die Kraft der Sonne festgehalten wurde. So haben wir eine Gestalt, die das Alte Testament recht gut dargestellt hat in der Gestalt der verführerischen Schlange, die auch ein Amphibium ist.

Nun rückte die Zeit immer mehr heran, in der die niedersten Kräfte herausgeschleudert wurden. Mächtige Katastrophen erschütterten die Erde, und für den Okkultisten erscheinen die Basaltbildungen als Überreste jener reinigenden Kräfte, die dazumal den Erdenkörper erschütterten, als der Mond sich von der Erde trennen musste. Das war aber auch die Zeit, in der sich immer mehr verdichtete der Wasserkern der Erde, und in der allmählich der feste, mineralische Kern entstand. Die Erde wurde auf der einen Seite verdichtet durch den Herausgang des Mondes, auf der anderen Seite gaben jedoch die oberen Partien ihre schwereren, gröberen Substanzen an die unteren Partien ab, und oben entstand immer mehr und mehr das, was zwar noch immer von Wasser durchsetzt war, was aber nach und nach ähnlich wurde unserer Luft. So bekam die Erde allmählich einen festen Kern in der Mitte, und Wasser war darum herum. Zuerst war der Nebel noch undurchdringlich für die Sonnenstrahlen, aber dadurch, dass der Nebel Substanzen abgab, wurde er immer dünner und dünner. Später, erst viel später ist Luft daraus geworden, und allmählich konnten die Sonnenstrahlen, die früher die Erde selbst nicht erreichen konnten, allmählich konnten sie durchdringen.

Jetzt kam eine Stufe unserer Erde, die wir uns recht vor die Seele stellen wollen. Früher tauchte der Mensch ins Wasser, ragte nur in Nebel heraus; jetzt durch die Verdichtung der Erde nimmt der Wassermensch allmählich die Möglichkeit an, die Form zu verdichten, ein festes Knochensystem anzunehmen. Der Mensch verhärtete sich in sich selber. Dadurch bildete sich der obere Teil des Menschen so um, dass er für das neu Eingetretene geeignet wurde. Das neu Eingetretene, was früher unmöglich war, das war die Luftatmung. Jetzt finden wir eine erste Anlage der Lunge. In dem oberen Teil war früher das, was das Licht aufnahm, das aber nicht weiterdringen konnte. Jetzt fühlte der Mensch wieder das Licht in seinem dumpfen Bewusstsein. Er konnte das, was da herunterstrahlte, fühlen als göttliche Kräfte, die ihm zuströmten. Bei diesem Übergang fühlte er das, was ihm zustrahlte, in zwei Teile sich spalten: die Luft drang selbst in ihn ein, der Hauch der Luft drang in ihn ein, früher drang das Licht nur an ihn, jetzt Luft in ihn. Der Mensch, der das fühlte, musste sich etwa sagen: Früher fühlte ich die Kraft, die über mir ist, als die Kraft, die mir gab das, was ich jetzt brauche zum Atmen. Licht war mir Atmen. – Was jetzt in ihn einströmte, war ihm wie zwei Brüder; Licht und Luft waren für ihn zwei Brüder. Jetzt war es für ihn eine Zweiheit geworden: Licht und Luft.

Der Erde Lufthauch, der in den Menschen einströmte, war auch zu gleicher Zeit die Ankündigung, dass der Mensch etwas ganz Neues fühlen lernen musste. Solange Licht allein war, solange kannte der Mensch nicht Geburt und Tod. Früher verwandelte sich die lichtdurchglühte Wolke, und der Mensch fühlte das etwa wie das Wechseln eines Rockes, er fühlte nicht, dass er geboren wurde, nicht, dass er starb, er fühlte sich ewig, Geburt und Tod nur wie Ereignisse.

Mit dem ersten Atemzuge trat das Bewusstsein von Geburt und Tod ein: Die Luft, der Lufthauch, der sich abgespaltet hat von seinem Bruder, dem Lichtstrahl – so empfand der damalige Mensch -, der abgespaltet hat dadurch auch die Wesen, die früher mit dem Lichte eingeflossen sind, der hat mir den Tod gebracht.

Wer war es denn, der da machte, dass das Bewusstsein: Zwar habe ich eine finstere Gestalt, doch bin ich verbunden mit dem ewigen Wesen – wer war es denn, der dieses Bewusstsein vertrieb, tötete? Der Lufthauch, der in den Menschen einströmte – Typhon. Typhon heißt der Lufthauch.

Ein großes kosmisches Ereignis ist verborgen im ägyptischen Mythos, der den Osiris getötet sein lässt durch Typhon. Der Ägypter fühlte den Gott, der von der Sonne kam und der sich noch vertrug mit seinem Bruder, als Osiris. Typhon war die Atemluft, die dem Menschen die Sterblichkeit gebracht hat. Da sehen wir an einem der prägnantesten Beispiele, wie sich die Tatsachen der Weltentwickelung in der innerlichen Erkenntnis der Menschen wiederholen.

So hat sich abgespielt das Werden der Dreiheit von Sonne, Mond und Erde. Alles das wurde dem ägyptischen Schüler mitgeteilt, in tiefen, tiefen, bewusst geformten Bildern.

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Sphärenklänge als umfassende Quelle der Musik

Rudolf Steiner über den Ton GA 108

(Lit.: GA 108, S. 115) Diese Quelle ist nicht zur Zeit auffindbar, obwohl sie in der Datenbank auch genannt wird.

Quelle: https://anthrowiki.at/Musik

In der zeitgemäßen Musik besteht die Aufgabe, die unbewußt erlebten Sphärenklänge als umfassende Quelle der Musik über die Verstandes- und Gemütsseele hinaus in das Tagesbewußtsein zu heben, also die wahrgenommenen Harmonien und Disharmonien des Weltgeschehens mit der Bewußtseinsseele aufzusuchen und durch sie musikalisch ‚abzubilden‘. Disharmonien verlieren dann durch passende Einordnung ihren zerstörerischen Charakter. Sie fördern aufbauend und abbauend die Entwicklung des Ganzen.

Musik ist darum, ganz allgemein und abstrakt ausgedrückt, die Kunst, Töne durch Rhythmus, Melodie (die Abfolge verschiedener Tonhöhen), Harmonie (die Gleichzeitigkeit bestimmter Tonhöhen) und Dynamik (die Abfolge der Lautstärke) zu einem in der Zeit verlaufenden Klangkunstwerk zu ordnen. Nach dem heutigen, mehr äußerlich orientierten Musikverständnis, kann in diesem Sinn grundsätzlich jede Tonfolge als Musik aufgefasst werden. Aus geistiger Sicht hat man es aber erst dann mit wahrer Musik zu tun, wenn die geordnete Folge der Töne zu einer (partiellen) sinnlichen Offenbarung der Sphärenharmonie erhöht wird, denn der wahre Ursprung der Musik liegt in der geistigen Welt, dem Devachan, das geistig als Sphärenmusik erlebt wird.

„Das Musikalische, das uns entgegentritt als ein Ton, kommt aus dem Devachan. Indem der Mensch im Schlafe entrückt ist in die geistige Welt, lebt er in Tönen. Diese Töne vergißt er im normalen Zustande. Der Musiker erinnert sich, zwar nicht bewußt, derselben. Es sind die Töne des devachanischen Webens und Wogens, die sich ausdrücken in der Musik, im physischen Ton.“

„Weder Ton noch Wärme, noch Licht, noch Elektrizität sind Schwingungen, so wenig als ein Pferd eine Summe von Galoppschritten ist.
Ton zum Beispiel ist ein wesenhaftes Quale und die Wirkung dieses wesenhaften Quale beim Durchgang durch die Luft ist: die Schwingung. Für den empfindenden Menschen ist die Schwingung die Veranlassung, in sich das Quale nachzuahmen; darin besteht die Wahrnehmung des Tones. Ähnlich ist es bei anderem: Licht etc.“

Interpretation: der Ton ist quasi eine komplexe Erscheinung mit einer eigenen Identität, ein Energiefeld mit einem Charakter, einer Qualität, einem Lebensausdruck. Dieses sozusagen lebendige Feld tritt als Schwingung in die Realität der physikalischen Welt ein. Das Feld erzeugt eine Resonanz im Hörer, ein Abbild seines Charakters, eine Wirkung mit einer Botschaft.

Zum Wort Quale:
möglicherweise abgeändert von Qualität, oder ital. qualcosa= etwas) 

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Kamaloka: «Ort der Begierden» nennt man diesen Zustand.

Der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt GA 109

Rudolf Steiner am 06.06.1909 in der GA 109 („Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen“), S. 190 ff.

„Gestern haben wir uns vor die Seele geführt, wie der Moment des Todes verläuft, wie der Ätherleib mit dem Astralleib und dem Ich- Träger heraustritt aus dem physischen Leibe und das Erinnerungstableau vor der Seele steht. Bei diesem Tableau zeigt sich eine Eigentümlichkeit. Es ist nämlich so, dass die Ereignisse wie gleichzeitig vor der Seele stehen und wie eine Art Panorama einen Überblick gestatten. Das Wesentliche davon ist aber, dass man es wirklich wie ein Bild empfindet.

Im wirklichen physischen Leben sind die Ereignisse mit Freude und Schmerz verbunden; diese Empfindungsinhalte sind in den wenigen Tagen nach dem Tode fort. Es ist dieses Erinnerungsbild ein objektives Gemälde. Versuchen wir es uns klarzumachen an einem Beispiel. Wir sehen uns in einer recht fatalen, schmerzlichen Situation drinnen, wir erleben sozusagen deren Verlauf, aber das Schmerzliche dabei bleibt weg. Es ist wie ein Bild, das wir betrachten und das etwa einen Gemarterten darstellt: wir empfinden den Schmerz nicht wirklich, sondern schauen ihn nur objektiv an.

So ist es mit dem Erinnerungsbild nach dem Tode. In dem Momente tritt es ein, wo der Ätherleib zum großen Teil heraustritt, sich von dem physischen Leibe loslöst und dann im allgemeinen Weltenäther sich auflöst. Und zurück bleibt von ihm der Extrakt, der die Frucht des verflossenen Lebens enthält. – Jetzt beginnt für die Seele eine wirklich wesentlich andere Zeit, die Zeit des Abgewöhnens von dem Hängen an der physischen Welt. Vorstellungen davon machen wir uns am besten, indem wir uns sagen: Für den Okkultisten ist die Summe von Trieben und Begierden etwas Reales.

Das nun, was im astralischen Leibe vorhanden ist, das hört nach dem Tode mit dem Ablegen des physischen Leibes nicht auf, sondern all diese Triebe und Wünsche sind da. Wer in diesem Leben ein Feinschmecker gewesen ist, der verliert im Tode nicht die Lust an den leckeren Speisen, denn die Lust haftet am Astralleibe, und nur die physischen Werkzeuge, Gaumen, Zunge und so weiter hat er nicht mehr, womit er die Gier befriedigen kann. Wir können seine Lage vergleichen – weil auch die Sache aus einem andern Grunde so ist – mit einem Menschen, der furchtbaren Durst hat und keine Möglichkeit, ihn zu löschen. Er leidet diese Begierden, er leidet unter der notwendigen Entbehrung der Erfüllung dieser Begierden.

Der Sinn dieses Leidens ist, zu fühlen, was es heißt, Begierden zu haben, die nur mit physischen Werkzeugen befriedigt werden können. Kamaloka: Abgewöhnung, «Ort der Begierden» nennt man diesen Zustand. Er dauert, vielleicht können wir noch genauer darauf eingehen, ein Drittel der Zeit, die der Mensch zwischen Geburt und Tod zubringt. Stirbt also jemand mit sechzig Jahren, so kann man sagen, zwanzig Jahre, ein Drittel seines verflossenen Lebens bringt er in Kamaloka zu. In der Regel dauert also Kamaloka so lange, bis er sich all die Begierden, die ihn noch an den physischen Plan knüpfen, abgewöhnt hat. Das ist eine Seite der Kamalokazeit. Aber wir wollen Kamaloka auch noch von einer andern Seite betrachten.

Das, was der Mensch im physischen Leibe erlebt, ist von Wert für ihn, weil er auf dem Wege jener Erfahrungen sich immer höher und höher entwickelt durch das, was er auf Erden leistet. Das ist das Wesentliche. Andererseits bieten sich zwischen Geburt und Tod für den Menschen zahlreiche Anlässe, sich Hindernisse der Entwickelung zu schaffen. Dazu gehört alles das, was von unserem Tun dem Mitmenschen schadet. Jedes Mal, wenn wir uns auf Kosten unserer Mitmenschen irgendeine eigennützige Befriedigung verschaffen, oder irgendetwas Eigensüchtiges unternehmen, das aber zusammenhängt und irgendwie eingreift in die Welt, schaffen wir ein Hindernis für unsere Entwickelung. Wir geben jemandem eine Ohrfeige: der physische und moralische Schmerz derselben ist für uns ein Entwickelungshindernis. Dieses Entwickelungshindernis würde uns für alle folgenden Zeiten und Leben anhängen, wenn wir es nicht aus der Welt schaffen würden. Der Mensch erhält nun in der Zeit des Kamaloka einen Anstoß, diese Entwickelungshindernisse aus dem Weg zu schaffen. Nun spielt sich die Kamalokazeit so ab, dass der Mensch sein ganzes Leben zurückerlebt, und zwar wird er es dreimal so schnell rückwärts durchleben.

Das ist überhaupt das Merkwürdige der astralischen Welt, des Kamaloka, dass die Dinge alle wie Spiegelbilder erscheinen. Und das ist auch das Verwirrende für den Schüler bei seinem Eintritt in die astralische Welt. Die Zahl 346 zum Beispiel muss er 643 lesen. Er muss alles umkehren beim Schauen in der astralischen Welt. So ist es mit allen Dingen, die sich auf die astralische Welt beziehen. So ist es aber auch mit allen Ihren Leidenschaften. Nehmen wir an, es wird jemand durch Schulung oder pathologische Zustände hellsehend, so sieht er zuerst die eigenen Triebe und Leidenschaften, die von ihm ausströmen, ihm erscheinen in Form von allerlei Figuren und Gestalten, und in Radien von allen Seiten auf ihn zukommen.

Wer regulär oder auf unregelmäßige Art sehend wird im astralen Raum, der sieht zuerst diese Gestalten, die als Fratzen oder dämonische Gestalten auf ihn eindringen. Das ist eine sehr fatale Sache, besonders für solche, die sehend werden und jenes Eigentümliche noch nie gehört haben. Es wird das immer weniger selten werden, weil wir heute gerade in einem Entwickelungszustande begriffen sind, wo einer Anzahl von Menschen sich das Auge für die geistige Welt öffnet. So soll auch dies gesagt werden, damit sich jene, denen es passiert, dann nicht fürchten.

Denn Geisteswissenschaft ist dazu da, um dem Menschen Führer in die geistige Welt zu sein. Für viele, die hellsehend werden, hängt damit viel seelisches Unglück zusammen, weil sie unwissend sind über alle diese Tatsachen und Zustände. Sie sehen also alle diese Dinge im Spiegelbilde in der astralischen Welt, Sie sehen auch anderes in der geistigen Welt. In der physischen Welt sehen Sie, wenn das Huhn ein Ei legt, erst das Huhn und dann das Ei, astralisch sehen Sie den Vorgang, wie das Ei in das Huhn zurückgeht.

Es wird also alles zurückerlebt. Denken Sie sich, man stirbt mit sechzig Jahren und kommt dann in Kamaloka an den Punkt, wo man mit vierzig Jahren dem andern eine Ohrfeige gegeben hat: jetzt erlebt man in Kamaloka alles das, was der andere durch uns erlebt hat, man ist förmlich in der Natur des andern darinnen. So lebt man sein Leben zurück bis zu der Geburt. Aber nicht nur Schmerz, auch Freude erlebt man, die Freude, das Glück, das man andern zugefügt hat.

Stück für Stück legt die Seele so dasjenige ab, was ihre Entwickelungshindernisse sind. Und sie muss der weisheitsvollen Lenkung dankbar sein, die ihr die Möglichkeit des Ausgleichs gibt. Denn sie nimmt mit dem Willen, das wieder gutzumachen, jedes Mal so etwas davon auf wie eine Marke, einen Willensimpuls, das wieder gutzumachen, was für sie Entwickelungshindernisse sind. Und sie kommt im kommenden Leben in die Lage, das zu tun. Wir sehen also, das objektive Tableau ist etwas ganz anderes als das Rückerleben in Kamaloka.

In Kamaloka erlebt man sehr genau das, was der andere empfunden hat bei unserem Verhalten, man erlebt die andere Seite der eigenen Taten. Aber es ist nicht bloß dieses Kreuz dort zu erleben, sondern das, was man hier als Schmerzen erlebt hat, es ist dort Lust und Freude. Man erlebt also Lust und Leid als das Gegenteil von dem, was es in der physischen Welt war.

Gerade dazu ist Kamaloka da, um der Seele das zu geben, was das Erinnerungstableau nicht gibt: das Zurückerleben von Schmerz und Freude.Ist nun das Kamaloka durchlebt, so wird eine Art dritter Leichnam abgelegt. Zuerst war es der physische Leichnam, dann der ätherische, der sich im allgemeinen Weltenäther auflöst, und jetzt ist es der astralische Leichnam. Dieser umfasst alles das von des Menschen astralischem Leibe, was er noch nicht von seinem Ich aus geläutert und geordnet hat. Das, was er einst mitbekommen hat als Träger seiner Triebe und Leidenschaften, und was er nicht vom Ich aus umgearbeitet, vergeistigt hat, das löst sich los nach dem Kamalokazustand.

Mit nimmt der Mensch auf seiner weiteren Bahn einen Extrakt vom Astralkörper: erstens die Summe all der guten Willensimpulse, und zweitens alles das, was er vom Ich aus umgewandelt hat. Alles, was er veredelt hat von seinen Trieben: das Schöne, das Gute, das Moralische, das bildet den Extrakt seines astralischen Leibes. Der Mensch besteht nun am Ende der Kamalokazeit aus dem Ich, und um dieses gleichsam herumgelagert hat er den Extrakt des astralischen Leibes und des Ätherleibes, die guten Willensimpulse.Nun beginnt für den Menschen ein neuer Zustand, der des leidfreien, geistigen Lebens, des Devachans.

Es ist für den Okkultisten sehr erhebend, wenn er solche Dinge als Tatsachen erlebt und sie dann wiederfindet in den heiligen Urkunden und religiösen Schriften. Die Stelle im Neuen Testament ist eine solche, die da lautet: «So ihr nicht werdet wie die Kindlein, so könnet ihr nicht in die Reiche der Himmel kommen.»

Hier ist hingedeutet auf das Zurückleben bis zur Geburt: das sind solche große Momente, die man den religiösen Urkunden gegenüber haben kann. Sie müssen mich recht verstehen: der Okkultist schwört auf keinerlei Urkunde und Autorität, für ihn sind einzig die Tatsachen der geistigen Welt maßgebend, aber die Urkunden, sie werden ihm objektiv wieder wertvoll. Die Theosophie ist nicht aufgebaut auf irgendeine religiöse Urkunde, sondern unmittelbar auf die Erforschung von geistigen Tatsachen. Die Grundlage aller Geisteswissenschaft ist die objektive Forschung; wenn dann die Urkunden Ähnliches enthalten, dann wird sie der Okkultist erst recht entsprechend werten können.“

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Der Christus muß in mir leben.

Die Verbindung des Ätherleibes mit dem Kopf des Menschen GA 112

Rudolf Steiner – 05.07.1909 – GA 112 „Das Johannes-Evangelium“, S. 222 ff.

„Dem Menschen ward also im Beginne seiner Entwickelung Weisheit mitgegeben. Weisheit floß in ihn ein. Aber die Weisheit versiegte allmählich. Und selbst die Eingeweihten in ihrem auch abnormen Zustand – denn sie mußten durch Herausheben des Ätherleibes hineingeführt werden in die geistige Welt -, auch sie konnten nach und nach nur mehr zu unsicheren Beobachtungen in der geistigen Welt kommen.

Das aber hatte bei denen, die nicht nur im alten Sinne eingeweiht waren, sondern die mit ihrer Zeit fortschritten, die zu gleicher Zeit Propheten waren für die Zukunft, die Erkenntnis hervorgerufen, daß ein neuer Impuls in der Menschheit notwendig war.

Ein altes Weisheitsgut war der Menschheit mitgegeben worden, als sie heruntergestiegen war aus göttlich-geistigen Höhen; aber immer dunkler und dunkler ist es geworden. Früher haben es alle Menschen besessen, dann nur wenige, die in den Orakeln in besondere Zustände geführt wurden, dann nur die Eingeweihten.

Es muss eine Zeit kommen – so sagten sich die Eingeweihten, welche die Zeichen der Zeit kannten -, wo dieses alte Weisheitsgut so versiegt sein wird innerhalb der Menschheit, dass diese Weisheit den Menschen nicht mehr führen und lenken kann. Dann aber würde der Mensch in der Welt in Unsicherheit fallen. Das würde sich ausdrücken in seinem Wollen, in seinem Handeln und seinem Fühlen.

Und indem nach und nach die Weisheit ersterben würde, würden die Menschen unweise sich selbst führen. Ihr Ich würde immer mehr und mehr zunehmen, so dass, wenn die Weisheit sich zurückzöge, ein jeder anfinge, in seinem eigenen Ich nach der Wahrheit zu suchen, seine eigenen Gefühle zu entwickeln, seinen Willen zu entwickeln, ein jeder für sich, und die Menschen würden immer mehr und mehr gesondert, immer fremder einander, und immer weniger würden sie sich verstehen.

Weil ein jeder seine eigenen Gedanken haben will, die ihm nicht zufließen von der einheitlichen Weisheit, so kann der eine nicht die Gedanken des anderen verstehen. Und weil seine Gefühle nicht geleitet werden von der einheitlichen Weisheit, so wird es dahin kommen, dass sich widerstreben die Gefühle der Menschen. Und ebenso würde es sein mit ihren Handlungen.

Die Menschen würden alle gegeneinander handeln, denken und fühlen, und es würde die Menschheit zersplittert werden zuletzt in lauter gegeneinander in Streit stehende Individuen……….

……..Der alte Weise wollte sagen: Weisheit hatten die Menschen einst. Aber selbst wenn sie erhalten geblieben wäre, so hätten die Menschen doch fortfahren müssen in der Entwickelung ihres Ich, und es würde sich der Egoismus so stark entwickeln, daß Blut gegen Blut wüten würde.

Es ist das Blut nicht mehr geeignet, die Menschen höher hinaufzuführen, wenn nur die alte Weisheit es fuhrt. – So wollte derjenige, der als hellseherischer Initiierter das ursprüngliche Bild der Oedipus-Sage gegeben hatte, ein warnendes Bild hinstellen vor die Menschen und sagen: So würde es mit euch einmal werden, wenn nichts anderes käme als die alte Orakelweisheit! –

Und in der Judas-Sage ist uns deutlicher noch erhalten, was aus der alten Orakelweisheit geworden wäre. Auch der Mutter des Judas wurde vorhergesagt, der Sohn werde den Vater töten und die Mutter heiraten, wodurch unsägliches Elend heraufbeschworen würde. Und alles erfüllte sich doch!

Das heißt, die uralte Erbweisheit ist nicht imstande, den Menschen zu bewahren vor dem, wohinein er verfallen muß, wenn nicht ein neuer Impuls an die Menschheit
herankommt……

………Woher kam es denn eigentlich, daß der Mensch allmählich sein Weisheitskapital aufzehrte?

Es kam daher, weil er früher schon zwei Arten von geistigen Wesenheiten in sich aufgenommen hatte: zuerst die luziferischen Wesenheiten, und dann infolge der luziferischen Wesenheiten die ahrimanischen oder mephistophelischen Wesenheiten. Die hinderten ihn daran, zu der alten Weisheit etwas hinzuzuerwerben. Denn die wirkten in seiner Wesenheit in der Art: mehr die Leidenschaften verderbend, die Gefühle verderbend die luziferischen Wesenheiten – äußerlich verderbend unsere Anschauung über die Welt, unsere Beobachtung die ahrimanischen, die mephistophelischen Wesenheiten.

Würden nicht die luziferischen Wesenheiten in die Erdentwickelung eingegriffen haben, so würde der Mensch nicht das Interesse gewonnen haben für die physische Welt, das ihn herabzieht unter seinen Stand. Würden nicht als Folge der luziferischen Wesenheiten die mephistophelischen, die ahrimanischen oder satanischen Wesenheiten eingegriffen haben, so würde der Mensch wissen und immer gewußt haben: Hinter jedem äußeren Sinnesding ist ein Geistiges. Und er würde durchschauen durch die Oberfläche der äußeren Sinneswelt auf das Geistige.

Aber Ahriman hat ihm hineingemischt in seine Anschauung etwas wie einen dunklen Rauch, und so kann der Mensch nicht durchschauen auf das Geistige.
Durch Ahriman wird der Mensch in die Lüge hineinverstrickt; dadurch wird er in die Maja, in die Illusion hineinverstrickt. Diese zwei Wesensarten hindern ihn, sich etwas hinzuzuerwerben zu dem alten Weisheitsgut, das der Mensch einmal empfangen hat. Und so versiegte es und verlor nach und nach völlig seine Brauchbarkeit……

………Ein Impuls also mußte auf die Erde kommen, durch welchen das, was aufgebraucht war an altem Weisheitsgut, wieder erneuert wurde, wodurch dem Ätherleibe wieder neues Leben eingepflanzt wurde, so daß das sonst zum Verwesen bestimmte Physische anziehen kann das Unverwesliche und sich erfüllen kann mit einem Ätherleib, der es unverweslich macht, der es hinausrettet aus der Erdentwickelung.

Dies aber, dieses Leben in den Ätherleib hinein, das hat der Christus gebracht. Es hängt also mit dem Christus zusammen, daß dasjenige, was sonst dem Tode geweiht wäre, des Menschen physischer Leib, umgewandelt werde, vor der Verwesung bewahrt werde, daß es die Fähigkeit erhält, das Unverwesliche anzuziehen.

Leben gegossen hat der Christus-Impuls in des Menschen Ätherleib, neues Leben, nachdem das Leben verbraucht war.

Und der Mensch, wenn er in die Zukunft hineinschaut, muß sich sagen: Wenn einst mein Ätherleib heraus sein wird aus dem physischen Leib, dann werde ich mich so entwickelt haben müssen, daß der Ätherleib ganz durchsetzt ist von dem Christus. Der Christus muß in mir leben. Ich muß nach und nach im Laufe meiner Erdenentwickelung mich ganz durchdringen in Bezug auf meinen Ätherleib mit dem Christus!“

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Nur dasjenige, was in Menschenseelen angeregt wird, bleibt.

Der Schöpfer ist nicht das Wichtigste, bei weitem am wichtigsten sind die Zuschauer GA 126

GA 265, Seite 126ff

Aus der Instruktionsstunde, Berlin, 28. Oktober 1911

„Die spirituelle Entwickelung der Menschheit könnte gar nicht durch die «Geister der Vorzeit» – seien es Menschen, die früher gelebt, seien es Götter, die uns in der Erdenentwickelung vorangeschritten sind – weitergeführt werden, wenn es nicht Seelen gäbe, in welche sie diese Lehren hineinergießen könnten. Es ist wie mit dem Samenkorn einer Pflanze: solange es noch in der Blüte oder dem Fruchtknoten drinnen ist, hat es keinen Wert; erst, wenn es in die Erde kommt, kann es aufgehen.

Von viel mehr Bedeutung für die Erdenentwickelung sind die Menschen, die Kunstwerke wie die Sixtinische Madonna, den «Faust» und so weiter auf sich wirken lassen, als der Künstler selber. Hätte Raffael nur die (Sixtinische) Madonna gemalt und sonst keiner sie je gesehen, dann hätte das nur Bedeutung für ihn allein gehabt, aber nicht für die Ewigkeit. Nur indem Menschen Kunstwerke oder andere Geistesprodukte auf sich einwirken lassen, wird etwas erzeugt, was die Erde überdauern wird und in den Jupiter-Zustand mitgenommen werden wird.

Der Schöpfer ist nicht das Wichtigste, bei weitem am wichtigsten sind die Zuschauer, Leser und so weiter. Wenn einer, der ein Kunstwerk schafft oder ein Buch schreibt, die Anregung dazu aus der geistigen Welt empfängt, dann, bis zum Augenblicke der Empfängnis, hat es auch für ihn eine ewige Bedeutung. Sobald er aber mit Feder oder Pinsel ans Werk geht, arbeitet er nur für das Zeitliche, hat es nur für ihn Bedeutung. Alles, was in die Welt hinein produziert wird, verfällt dem Zeitlichen.

Nur dasjenige, was in Menschenseelen angeregt wird, bleibt. Das größte Gewicht ist also gerade nicht da, wo man es dem gewöhnlichen intellektuellen Urteil nach vermuten sollte. Daß die Evangelisten die Evangelien geschrieben haben, war für sie von Bedeutung, aber es würde nichts für die Ewigkeit bedeuten, wenn es nicht unzählbare Herzen gegeben hätte, auf die diese Evangelien gewirkt haben. Unendlich viel besser ist es, ein gutes Buch der früheren Zeit zu lesen und auf sich einwirken zu lassen, als selber ein schlechtes Buch zu schreiben.

Wer glaubt, etwas in der Welt leisten zu müssen, soll warten, bis sein Karma ihn zu dieser oder jener Arbeit aufruft. Und wer zum Beispiel eine spirituelle Vision gehabt hat und sich fragt, ob er diese der Welt mitteilen soll, kann dazu folgendes Kriterium anlegen: Wenn das Mitteilen ihm Freude verursacht, dann soll er es gewiß unterlassen.

Nur dasjenige, was Schmerzen bereitet bei der Mitteilung, hat einen Wert. Humoristen, die Freude an ihren Einfällen haben, liefern nichts, was eine Bedeutung für die Menschheit hätte; nur diejenigen, die mit Schmerz die Torheit der Menschen durchlebt haben und sich daraus zu ihrem Humor erhoben haben, geben etwas Bleibendes in der Geschichte. Nichts außer «Hingabe an die geistige Welt» kann ein Werk in der Welt fruchtbar gestalten. “

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Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Das Markus-Evangelium GA 139

Rudolf Steiner am 23.09.1912 in der GA 139 („Das Markus-Evangelium“), S. 175 ff.

Der Christus ist überall verbunden mit einer weithingehenden, wirksamen Aura. Diese wirksame Aura war dadurch da, dass er mit den Menschen, die er auserwählt hatte, in den Seelen verbunden war, und sie war so lange da, als er mit ihnen verbunden war. Der Kelch war nicht vorübergegangen.

Die auserwählten Menschen hatten kein Verständnis gezeigt. Da zog sich allmählich die Aura von dem Menschen Jesus von Nazareth zurück, und immer fremder wurden einander der Christus und der Menschensohn, der Jesus von Nazareth. Immer mehr allein war der Jesus von Nazareth gegen das Ende des Lebens, und immer loser war der Christus mit ihm verknüpft, immer loser.

Während das kosmische Element, das bis zu dem Momente da war, der uns als das Blutschwitzen auf Gethsemane dargestellt wird, während der Christus bis zu diesem Momente voll mit dem Jesus von Nazareth verbunden war, wird jetzt durch das Unverständnis der Menschen dieser Zusammenhang gelockert.

Und während früher der kosmische Christus im Tempel wirkte und die Händler heraustrieb, die gewaltigsten Lehren verbreitete und nichts geschah, konnten jetzt die Häscher heran, als der Jesus von Nazareth nur noch in einem losen Zusammenhange mit dem Christus stand.

Das Kosmische sehen wir zwar noch vorhanden, aber immer weniger und weniger an den Menschensohn gebunden. Das macht die Sache so erschütternd. Und weil das dreifache Verständnis nicht da sein konnte, was hatten die Menschen deshalb zuletzt? Was konnten sie fangen, was verurteilen und was ans Kreuz schlagen? Den Menschensohn. Und je mehr sie das taten, desto mehr zog sich das kosmische Element, das als ein junger Impuls in das Erdenleben hereintrat, zurück. Es zog sich zurück.

Und es blieb denen, die das Urteil sprachen und das Gericht vollzogen, der Menschensohn, den nur umschwebte, was als junges kosmisches Element auf die Erde herunter kommen sollte. Kein Evangelium spricht davon, dass der Menschensohn nur blieb und dass das kosmische Element ihn nur umschwebte, als das Markus-Evangelium.

Daher sehen wir in keinem anderen Evangelium in Bezug auf das Christus-Ereignis als kosmische Tatsache so prägnant die Tatsache zum Ausdruck gebracht, dass in demselben Moment, da sich die Menschen in ihrem Unverstande menschlich an dem Menschensohne vergreifen, das kosmische Element ihnen entwich.

Das junge kosmische Element, das von jener Zeitenwende an als ein Impuls der Erdenevolution eingefügt wurde, es entwich. Man hatte den Menschensohn. Das wird im Markus-Evangelium deutlich betont. Lesen wir noch einmal die Stelle und suchen wir, ob das Markus-Evangelium betont, wie das Kosmische hier gerade an dieser Stelle des Ereignisses sich zu dem Menschlichen verhält.

«Und Jesus redete sie an: Wie gegen einen Mörder seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stöcken, mich gefangenzunehmen; täglich war ich bei euch im Tempel lehrend, und ihr habt mich nicht ergriffen; doch es müssen die Schriften erfüllt werden. Und sie verließen ihn alle und nahmen die Flucht.» (14, 48-50.)

Er steht allein. Was ist es mit dem jungen kosmischen Element? Man denke sich diese Einsamkeit des Menschen, der von dem kosmischen Christus durchzogen war, jetzt den Häschern wie ein Mörder gegenüberstehend. Und die, welche ihn hätten verstehen sollen, fliehen.

«Und sie verließen ihn alle und nahmen die Flucht», sagt der 50. Vers; und dann heißt es Vers 51 und 52:

«Und ein Jüngling war in seinem Gefolge, der ein feines Leinengewand auf dem bloßen Leib trug; und sie griffen ihn. Er aber ließ das Leinengewand fahren und floh nackt.»

Wer ist der Jüngling? Wer entweicht da? Wer ist es, der da neben dem Christus Jesus erscheint, unbekleidet fast, und dann unbekleidet entschlüpft? Das ist der junge kosmische Impuls, das ist der Christus, der entschlüpft, der jetzt nur noch einen losen Zusammenhang mit dem Menschensohn hat. Es ruht viel in diesem 51. und 52. Vers. Er bewahrt nichts, der neue Impuls, von dem, was die alten Zeiten um den Menschen haben schlingen können.

Er ist der ganz nackte, neue kosmische Impuls der Erdenevolution. Er bleibt bei dem Jesus von Nazareth. Und wir finden ihn wieder. Denn das 16. Kapitel beginnt damit:

«Und wie der Sabbath vorüber war, da kauften Maria von Magdala und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Gewürze, um hinzugehen und ihn einzusalben. Und in der Morgenfrühe am ersten Wochentag kamen sie an das Grab, wie die Sonne aufging. Und sie sprachen bei sich selbst: Wer wird uns den Stein von des Grabes Tür abwälzen? Und da sie aufblickten, schauten sie, dass der Stein abgewälzt war; er war nämlich sehr groß.

Und da sie in das Grab eintraten, sahen sie einen Jüngling auf der rechten Seite sitzen, mit einem weißen Talar bekleidet; und sie schraken zusammen. Er aber sagte zu ihnen: Erschrecket nicht. Ihr suchet Jesum den Nazarener, den Gekreuzigten; er ist auferstanden.» (16, 1-6.)

Das ist derselbe Jüngling. Nirgends sonst in der künstlerischen Komposition der Evangelien tritt dieser Jüngling uns entgegen, der den Menschen in dem Augenblick entschlüpft, da sie den Menschensohn verurteilen, der wieder da ist, als die drei Tage vorüber sind, und der von jetzt ab wirkt als das kosmische Prinzip der Erde. Nirgends sonst in den Evangelien – vergleichen Sie die anderen – als an diesen zwei Stellen tritt uns dieser Jüngling in so grandioser Weise entgegen.

Da haben wir das, was wir brauchen, um zu verstehen, in welch tiefem Sinne gerade das Markus-Evangelium meint, dass man es mit einem kosmischen Ereignis zu tun habe, wie man es mit dem kosmischen Christus zu tun habe. Man begreift jetzt erst, wie darnach auch die andere künstlerische Komposition des Markus-Evangeliums sein musste.

Es ist so merkwürdig, dass, nachdem dieses Bedeutsame, dieses zweimalige Erscheinen des Jünglings vor uns hingetreten ist, das Markus-Evangelium schnell schließt und nur noch sehr wenige markante Sätze hat. Denn man kann sich kaum denken, dass irgendein Folgendes noch eine Steigerung abgegeben hätte, eine Steigerung vielleicht des Erhabenen und Herrlichen, aber nicht des Erschütternden und des Bedeutsamen für die Erdenevolution, nachdem in diese Komposition des Markus-Evangeliums hineingelegt war der Monolog des Gottes, das kosmische Gespräch über der Erde, auf dem Berge, zu dem die drei Jünger gerufen werden, es aber nicht verstehen; dann Gethsemane, die Szene auf dem Ölberge, wo der Christus sich gestehen muss, dass die Auserwählten nicht finden können das Verständnis für das Bevorstehende; wie er allein hinzu schreiten hat, wie der Menschensohn leidet und gekreuzigt wird; dann die weltgeschichtliche Einsamkeit des Menschensohnes, der verlassen wird, verlassen wird von denen, die er auserwählt hat, verlassen wird von dem kosmischen Prinzip nach und nach.

So dass wir, nachdem wir die Mission und die Bedeutung des Jünglings verstanden haben, der den Augen und den Händen der Menschen entschlüpft, in ganz besonders tiefer Weise die Worte verstehen:

« Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (15, 34.)

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Indem die Luft in den Menschen einzieht, stirbt sie.

Die Wiederbelebung des Toten durch das Hereindringen des Christus GA 155

Rudolf Steiner am 16.07.1914 in der GA 155 („Christus und die menschliche Seele“). S. 196 ff.

„Wenn wir die gestern begonnenen Betrachtungen fortsetzen wollen, dann müssen wir heute schon ein wenig in einzelne okkulte Geheimnisse hineinblicken, denn die werden uns ein Führer sein können, die Frage, das Rätsel von Sünde und Schuld, noch weiter zu verstehen, um so gerade von diesem Gesichtspunkte aus einiges Licht zu werfen auf das Verhältnis des Christus zur menschlichen Seele.

Vor allen Dingen ist uns ja öfter schon ein Gesichtspunkt aufgestoßen im Verlauf unserer geisteswissenschaftlichen Arbeit, ein Gesichtspunkt, den wir in eine Frage kleiden können – er ist auch schon öfter von uns in diese Frage gekleidet worden: Warum ist Christus gestorben in einem menschlichen Leibe? Diese Frage, die im Grunde genommen die Frage des Mysteriums von Golgatha ausdrückt: Warum ist der Christus gestorben, warum ist der Gott gestorben in einem menschlichen Leibe?

Der Gott ist gestorben, weil durch die Weltenentwickelung die Notwendigkeit vorlag, dass der Gott in den Erdenmenschen einziehen könne, dass ein Gott der oberen Welten der Führer der Erdenentwickelung werden konnte. Dazu musste der Christus todverwandt werden. Todverwandt, meine lieben Freunde! Man möchte, dass dieses Wort recht tief, tief von Menschenseelen verstanden werde.

Der Tod tritt ja dem Menschen in der Regel nur entgegen, wenn der Mensch den Menschen selber sterben sieht oder auch noch bei anderen Erscheinungen, die man ähnlich dem Tode in der Welt findet, oder in der Gewissheit, dass man selbst zu gehen hat durch die Pforte des Todes, wenn die gegenwärtige Inkarnation abgelaufen sein wird. Aber dieses ist im Grunde genommen nur der äußere Aspekt des Todes. Der Tod ist noch ganz anders in der Welt vorhanden, in der wir leben, und auf das muss aufmerksam gemacht werden. Gehen wir von einer ganz gewöhnlichen alltäglichen Erscheinung aus.

Wir atmen die Luft ein und atmen sie wieder aus. Aber die Luft macht eine Veränderung in uns durch. Wenn sie ausgeatmet ist, diese Luft, dann ist sie Todesluft; als ausgeatmete Luft kann sie nicht weiter geatmet werden, die ausgeatmete Luft ist tötend.

Ich will das nur andeuten, damit Sie verstehen, was durch den okkulten Satz ausgesprochen wird: «Indem die Luft in den Menschen einzieht, stirbt sie.» Wahrhaftig, dasjenige, was in der Luft lebendig ist, das stirbt, indem es in den Menschen einzieht. Der Tod zieht mit jedem Atemzuge für die Luft ein, indem der Mensch die Luft atmet. Aber das ist nur eine Erscheinung.

Der Lichtstrahl, der in unser Auge dringt, muss ebenso sterben, und wir würden nichts in der Welt von Lichtstrahlen haben, wenn unser Auge sich nicht, wie unsere Lunge der Luft, dem Lichtstrahl entgegenstellte. Und jedes Licht, das in unser Auge dringt, stirbt in unserem Auge, und vom Tode des Lichtes in unserem Auge haben wir es, dass wir sehen können. So stirbt dasjenige, was im Lichte lebendig ist, indem es in unser Auge eindringt. In unserem Auge wird der Lichtstrahl getötet.

Wir morden ihn, damit wir die Wahrnehmungen des Auges haben. Wir sind so angefüllt mit demjenigen, was in uns ersterben muss, damit wir unser menschliches Erdenbewusstsein haben.

Körperlich töten wir die Luft, wir töten auch den Lichtstrahl, der in uns eindringt, und so töten wir in vielfacher Beziehung.

Wir unterscheiden, wenn wir die Geisteswissenschaft zu Hilfe rufen, den Erdenstoff, den Wasserstoff, den Luftstoff, den Wärmestoff. Wir treten dann in die Welt des Lichtäthers, wir sprechen von Wärmeäther, von Lichtäther. Bis zum Lichtäther hinauf töten wir dasjenige, was in uns dringt, wir morden es fortwährend, damit wir unser Erdenbewusstsein haben. Etwas aber können wir nicht töten durch unser Erdendasein. Wir wissen, dass es über dem Lichtäther gibt den sogenannten Chemischen Äther und dann den Lebensäther. Das sind die beiden Ätherarten, die wir nicht töten können. Aber dafür haben diese beiden Ätherarten auch keinen besonderen Anteil an uns. Würden wir in der Lage sein, auch den Chemischen Äther zu töten, dann würden fortwährend in unseren physischen Leib die Wellen der Sphärenharmonie hereintönen, und wir würden diese Wellen der Sphärenharmonie mit unserem physischen Leben fortwährend in uns ertöten. Und könnten wir auch den Lebensäther töten, so würden wir das kosmische Leben, das der Erde zuströmt, fortwährend in uns selber ertöten. Uns ist im irdischen Ton ein Surrogat gegeben, aber das ist nicht zu vergleichen mit demjenigen, was wir hören würden, wenn uns überhaupt als physischer Mensch der chemische Äther hörbar wäre. Denn der physische Ton ist ein Produkt der Luft, und er ist nicht der geistige Ton; er ist nur ein Surrogat des geistigen Tones.

Als die luziferische Versuchung kam, da waren die fortschreitenden Götter genötigt, den Menschen in eine Sphäre zu versetzen, wo vom Lichtäther nach abwärts in seinem physischen Leibe der Tod lebt.

Aber dazumal sagten diese fortschreitenden Götter – und das Wort ist wohl in der Bibel verzeichnet -: «Die Unterscheidung von Gut und Böse hat sich der Mensch angeeignet, aber das Leben, das soll er nicht haben. Vom Baume des Lebens soll er nicht essen.» (l. Mose 3, 22) Und ein anderes Wort kann im Sinne des Okkultismus dazugefügt werden; die Fortsetzung dieses Wortes «Vom Baume des Lebens soll der Mensch nicht essen» würde heißen: «Und vom Geiste des Stoffes soll er nicht hören.»

Vom Baume des Lebens soll der Mensch nicht essen, und vom Geiste des Stoffes soll der Mensch nicht hören!

Diese Regionen sind diejenigen, die dem Menschen verschlossen wurden. Nur durch eine gewisse Prozedur in den alten Mysterien wurden den Einzuweihenden, als sie vorausnehmend den Christus sehen durften außer dem Leibe, auch die Töne der Sphärenmusik erschlossen und das durch die Welt pulsende kosmische Leben. Daher sprechen die alten Philosophen von der Sphärenmusik.

Indem wir auf dieses aufmerksam machen, weisen wir zu gleicher Zeit hin auf diejenigen Regionen, aus denen der Christus zu uns gekommen ist bei der Johannestaufe im Jordan.

Woher kam der Christus?

Aus denjenigen Regionen kam er, die dem Menschen verschlossen worden sind durch die Versuchung des Luzifer, aus der Region der Sphärenmusik, aus der Region des kosmischen Lebens.

Diese Regionen hat der Mensch vergessen müssen am Erdenurbeginn durch die luziferische Versuchung. Der Christus aber zog bei der Johannestaufe im Jordan in einen Menschenleib ein, und dasjenige, was diesen Menschenleib durchsetzte, das war das Geistige der Sphärenmusik, das war das Geistige des kosmischen Lebens, das war dasjenige, was zur Menschenseele noch gehörte während ihrer ersten Erdenzeit, woraus aber die Menschenseele verbannt werden musste durch die luziferische Versuchung.

So ist der Mensch auch in diesem Sinne geistverwandt.

Er gehört eigentlich an mit seiner Seele der Region der Sphärenmusik und der Region des Wortes, des lebendigen kosmischen Äthers. Aber er wurde darauvertrieben.

Und wiedergegeben sollte es ihm werden, so dass er sich nach und nach mit dem, woraus er verbannt worden war, wiederum durchdringen könne. Deshalb berühren uns auch vom Standpunkt der Geisteswissenschaft so tief die Worte des Johannes-Evangeliums:

Im Urbeginne, als der Mensch der Versuchung noch nicht unterlegen war, da war der Logos. Der Mensch gehörte dem Logos an. Der Logos war bei Gott, und der Mensch war mit dem Logos bei Gott.

Und durch die Johannestaufe im Jordan trat der Logos in die menschliche Entwickelung ein, er wurde Mensch.

Hier haben wir den Zusammenhang, den bedeutungsvollen Zusammenhang. Lassen wir einmal diese Wahrheit dastehen und versuchen wir uns der Frage noch von einer anderen Seite her zu nähern. Das ganze Leben zeigt sich uns ja nur von der Außenseite, meine lieben Freunde. Wenn es sich nicht bloß von der Außenseite zeigen würde, so würde der Mensch fortwährend wissen, wie er den Leichnam des Lichtes in sein Auge einsaugt, indem er sieht.

Was musste denn der Christus übernehmen, damit möglich wurde die Erfüllung des Paulinischen Ausspruches «Nicht ich, sondern der Christus in mir»?

Es musste ja möglich sein, dass der Christus die Menschennatur durchdringe; aber die Menschennatur ist erfüllt mit dem, was durch die Menschennatur im Erdendasein ertötet wird, vom Lichtäther abwärts, der im Auge erstirbt.

Mit Tod angefüllt ist die Menschennatur, nur entzogen wurde ihr dasjenige, was in den beiden höchsten Ätherarten liegt, damit nicht auch deren Tod die menschliche Natur anfüllen könne.

Damit aber der Christus in uns wohnen konnte, musste er todverwandt werden, verwandt dem Tode, verwandt alledem, was in der Welt ausgebreitet ist, vom Licht anfangend bis hinunter in die Tiefen der Stofflichkeit.

Der Christus musste einziehen können in dasjenige, was wir als den Leichnam des Lichtes, den Leichnam der Wärme, den Leichnam der Luft und so weiter in uns tragen.

Nur dadurch hat er menschenverwandt werden können, dass er todverwandt geworden ist.

Und wir müssen in unserer Seele fühlen, dass der Gott sterben musste, damit er uns, die wir uns den Tod erobert haben durch die luziferische Versuchung, erfüllen konnte, und wir sagen können: Der Christus in uns.

Aber noch manches andere verbirgt sich hinter dem sinnlichen Dasein für den Menschen. Der Mensch richtet seinen Blick auf die Pflanzenwelt; er sieht, wie das Licht der Sonne die Pflanzen hervorzaubert aus den Erdengründen. Die Wissenschaft lehrt uns, dass das Licht zum Wachstum der Pflanzen notwendig ist. Ja, meine lieben Freunde, das ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit. Derjenige, der mit hellsichtigem Blick die Pflanzen ansieht, der sieht aus den Pflanzen aufsteigen lebendige Geistes-Elemente. Das Licht taucht nämlich in die Pflanzen unter und steigt wiederum auf als lebendiges Geistes-Element.

Das Licht steigt in die Pflanzen hinein, um sich in ihnen zu verwandeln, um in ihnen wiedergeboren zu werden als lebendiges Geistes-Element. In die Tiere steigt der chemische Äther hinein, den der Mensch nicht wahrnehmen kann; er würde geistig tönen, wenn der Mensch ihn wahrnehmen könnte. Und die Tiere verwandeln diesen Äther in Wassergeister. Die Pflanzen verwandeln das Licht in Luftgeister, die Tiere verwandeln den Geist, der im chemischen Äther wirkt, in Wassergeister. Der Mensch aber verwandelt dasjenige, was im kosmischen Äther, im Lebensäther liegt, dasjenige, was macht, dass er überhaupt leben kann, und von dem verhindert worden ist, dass er es töten könne in sich, das verwandelt er in Erdgeister. Ja, in Erdgeister, verwandelt er es.

Ich habe einmal bei einem Zyklus in Karlsruhe (GA 131) von dem menschlichen Phantom gesprochen. Es ist hier nicht die Zeit, die Verbindungslinien zu ziehen zwischen dem, was hier zu sagen ist und dem, was dort über das menschliche Phantom gesagt worden ist, aber es gibt eine solche Verbindungslinie. Sie werden sie vielleicht selbst finden, wenn Sie betrachten das heute Gesagte mit dem dort Gesagten. Heute muss ich die Sache von einer anderen Seite darstellen.

Fortwährend erzeugt sich im Menschen auch etwas Geistiges.

Dasjenige, was als Leben im Menschen lebt, das geht gleichsam fortwährend in die Welt hinaus. Der Mensch verbreitet eine Aura um sich, eine Strahlungs-Aura, wodurch er das erdgeistige Element der Erde fortwährend bereichert. In diesem Erdgeist-Element der Erde, da ist aber enthalten, indem es der Mensch hinüberschickt in die Erde, all dasjenige, was der Mensch an moralischen und an sonstigen erworbenen, im Leben erworbenen menschlichen Qualitäten in sich trägt. Wahr ist es, durchaus wahr: Für den hellsichtigen Blick zeigt es sich, wie der Mensch fortwährend in die Welt hinausschickt seine moralische und intellektuelle und ästhetische Aura, und wie diese Aura als Erdengeist in der Erdengeistigkeit weiterlebt.

Wir ziehen nach uns durch das ganze Erdenleben, wie der Komet seinen Schweif durch das Weltall nach sich zieht, dasjenige, was wir gleichsam an Geistes-Aura ausdünsten, was sich während unseres Lebens zusammenfügt, phantomhaft, aber zugleich unser moralisches und intellektuelles Seelengut in die Welt hinausstrahlt. Das Leben ist kompliziert, und auch dieses ist eine Erscheinung des Lebens.

Wenn wir zurückgehen in der okkulten Betrachtung vor das Mysterium von Golgatha, da finden wir, dass die Menschen dazumal dieses phantomartige Wesen, das ihre moralischen Qualitäten enthielt, einfach hinausgeschickt haben in die äußere Welt, in die äußere geistige Aura der Erde. Aber die Menschheit entwickelte sich im Laufe des Erdendaseins, und es war zu einem gewissen Stadium dieser Entwickelung gerade in Bezug auf dieses phantomartige Wesen, das der Mensch ausstrahlt, in den Zeiten gekommen, in denen das Mysterium von Golgatha in der Erdenentwickelung geschah.

Man möchte sagen: Früher war das phantomartige Wesen, das der Mensch ausstrahlte, viel flüchtiger. Es wurde dichter, gestaltenartiger in der Zeit, in der das Mysterium von Golgatha über die Erde kam. Und der Mensch mischte als einen Grundcharakter diesem phantomartigen Wesen dasjenige bei, was er an Tod in sich aufnimmt, indem er den Lichtstrahl, der in das Auge eindringt, tötet und so weiter, wie ich es auseinandergesetzt habe. Gewissermaßen ein totgeborenes Geisteskind sind diese erdgeistartigen Wesen, die der Mensch von sich ausstrahlt, weil der Mensch ihnen seinen Tod mitgibt.

Und stellen wir uns vor, der Christus wäre nicht auf die Erde gekommen, dann würden die Menschen während des Aufenthaltes ihrer Seelen im Erdenleibe fortwährend solche Wesen ausstrahlen, denen der Tod eingeprägt ist. Und mit diesem Tode verbunden wären die moralischen Qualitäten der Menschen, von denen wir gestern gesprochen haben: objektive Schuld und objektive Sünde, die wären da drinnen, da drinnen lägen sie. Nehmen wir an, der Christus wäre nicht gekommen, – was wäre geschehen in der Erdenentwickelung? Von der Zeit an, in die also sonst das Mysterium von Golgatha fällt, hätten die Menschen dichte Gestalten geistig geschaffen, denen sie den Tod eingegeben hätten. Und diese dichten Gestalten, sie waren dasjenige geworden, was mit der Erde nach dem Jupiter hätte hinüberziehen müssen. Der Mensch hatte der Erde den Tod erteilt. Eine tote Erde hätte einen toten Jupiter geboren!

Denn so hätte es kommen müssen, weil dem Menschen, wenn das Mysterium von Golgatha nicht gekommen wäre, die Möglichkeit gefehlt hätte, das, was so ausstrahlt von ihm, zu durchdringen mit dem, was in der Sphärenmusik liegt und mit dem, was im kosmischen Leben liegt.

Die wären nicht dagewesen, wären nicht eingeströmt in das, was der Mensch von sich ausstrahlt.

Diese aber hat der Christus gebracht mit dem Mysterium von Golgatha. Und indem sich, wenn wir den Christus aufnehmen in uns, erfüllt das «Nicht ich, sondern der Christus in mir», belebt sich, indem wir zu dem Christus Beziehungen in uns entwickeln, dasjenige, was so von uns ausstrahlt, was sonst tot wäre.

Weil wir den Tod in uns tragen, muss uns der lebendige Christus durchdringen, damit er das, was wir als geistiges Erdenwesen zurücklassen, belebe. In das, was sich von uns loslöst als objektive Sünde, als objektive Schuld, was wir nicht im Karma weitertragen, in das dringt der lebendige Logos, der Christus ein und belebt es, und indem er es belebt, wird eine lebendige Erde zu einem lebendigen Jupiter hinüber sich entwickeln. Das ist die Folge des Mysteriums von Golgatha.

Unsere Seele aber kann, wenn sie solches bedenkt, den Christus empfangen in der folgenden Weise. Sie kann sich sagen, diese Seele: Ja, da gab es einmal eine Zeit, in welcher der Mensch im Schoße des göttlichen Logos war. Aber der Mensch musste der luziferischen Versuchung unterliegen. Er nahm den Tod in sich auf. Er nahm damit den Keim dazu auf, dass eine tote Erde einen toten Jupiter zur Geburt gebracht hätte. Zurückgeblieben ist dasjenige, was die Menschenseele vor der Versuchung für ihr Erdendasein hätte mit empfangen sollen. Mit dem Christus ist es wieder eingezogen in das menschliche Erdendasein.“

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Über das Ereignis des Todes und der Tatsachen der nachtodlichen Zeit

Über das Ereignis des Todes und der Tatsachen der nachtodlichen Zeit GA 168

GA 168, S.66 ff.

Leipzig, 22. Februar 1916

Wir leben in einer Zeit, in welcher wir an den Tod, das Hindurchgehen der Menschen durch die Todespforte, an dieses bedeutsame Lebensereignis des Menschen, täglich oder stündlich gemahnt werden. Denn ein Lebensereignis wird der Tod für den Menschen im wahren Sinne des Wortes nur durch die Geisteswissenschaft, die dem Menschen zeigt, wie in seinem Inneren jene ewigen Kräfte wirken, die durch Geburten und Tode hindurchgehen und die sich für die Zeit zwischen Geburt und Tod die eine Art des Daseins, eine besondere Form des Daseins schaffen, um nach dem Durchgehen durch die Todespforte eine andere Daseinsform anzunehmen.

So wird der Tod gewissermaßen aus dem abstrakten Lebensende, das er allein sein kann für die materialistische Weltanschauung, durch die Geisteswissenschaft ein Ereignis, wenn auch ein tief schwerwiegendes, im umfassenden Leben des Menschen. Und auch innerhalb unserer Reihen selber, in erster Linie durch die gegenwärtigen geschichtlichen Ereignisse, dann aber auch durch Gründe außerhalb derselben, sind liebe Freunde durch die Todespforte gegangen, so daß es vielleicht gerade in der Gegenwart besonders angemessen erscheint, über das Ereignis des Todes und diejenigen Tatsachen des menschlichen Lebens, die sich an den Tod anreihen, in unserer heutigen Betrachtung einiges zu geben.

Allerdings, immer wieder und wiederum sind in unseren geisteswissenschaftlichen Betrachtungen Auseinandersetzungen aufgetaucht über das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und wir haben gerade über diesen Gegenstand schon viele Anhaltspunkte gewonnen. Allein, Sie wissen ja wohl aus dem bisherigen Verlauf der Geisteswissenschaft, daß immer alles nur gegeben werden kann von einem gewissen Gesichtspunkt aus, und daß wir im Grunde die Dinge nur immer genauer und genauer dadurch kennenlernen können, daß sie uns von verschiedenen Gesichtspunkten aus beleuchtet sind.

So werde ich denn zu demjenigen, was wir schon wissen, heute über das angeregte Thema einiges hinzufügen, das uns für unsere Gesamtweltauffassung nützlich sein kann.

Wir betrachten – und das ist zunächst gut – den Menschen geisteswissenschaftlich so, wie er als Ausdruck seiner Gesamtwesenheit hier in der physischen Welt vor uns steht. Wir müssen zunächst von dem ausgehen, was uns der Mensch in der physischen Welt darbietet, und daher habe ich auch immer wieder und wiederum darauf aufmerksam gemacht, wie wir gewissermaßen etwas wie eine leitende Übersicht bekommen über den Gesamtmenschen, wenn wir ihn so betrachten, daß wir zugrunde legen zunächst den physischen Leib, den wir von außen durch Sinnesbetrachtung, durch die wissenschaftliche Zergliederung des sinnlich Betrachteten hier in der physischen Welt kennenlernen. Wir legen dann denjenigen Leib oder diejenige Orgamsationsform zugrunde, welche wir als den ätherischen Leib bezeichnen, der ja schon einen übersinnlichen Charakter hat, der also mit den gewöhnlichen Sinnesorganen nicht betrachtet werden kann – auch mit dem Verstand nicht, der an das Gehirn gebunden ist – und der daher der gewöhnlichen Wissenschaft bereits unzugänglich ist. 

Dieser ätherische Leib ist aber immerhin ein Gebilde, von dem man sagen kann, daß auch Geister wie Immanuel Hermann Fichte, der Sohn des großen Johann Gottlieb Fichte, dann Troxler und andere davon gewußt haben. Dieser ätherische Leib ist etwas im Menschen, welches zwar nur in imaginativer Erkenntnis aufgefaßt werden kann, weil es übersinnlich ist, was aber doch für die übersinnliche Erkenntnis eben äußerlich angeschaut werden kann, so wie für die sinnliche Erkenntnis der sinnliche physische Leib äußerlich angeschaut werden kann.

Wir steigen dann in der Betrachtung auf zu dem astralischen Leib. Der astralische Leib ist nun nicht etwas, was so äußerlich sinnlich angeschaut werden kann wie der physische Leib durch die äußeren Sinne, wie der ätherische Leib durch den inneren Sinn, sondern der astralische Leib ist so etwas, was nur innerlich erlebt werden kann, worinnen man selber sein muß, um es zu erleben, und ebenso das vierte Glied, das wir zunächst hier in der physischen Welt zu erfassen haben, das Ich. Aus diesen vier Gliedern der menschlichen Natur bauen wir uns den Gesamtmenschen auf. Wir wissen aber auch aus den bisherigen Betrachtungen, daß dasjenige, was wir eigentlich den physischen Leib des Menschen nennen, etwas sehr Kompliziertes ist, daß sich dieser physische Leib des Menschen aufbaut in einem langen Werdegang durch Saturn‑, Sonnen‑, Mondenzeit hindurch, daß auch schon mitgewirkt hat das Erdenwerden von dem Urbeginne des Erdendaseins bis in unsere Zeit. 

Ein komplizierter Entwickelungsgang hat unseren physischen Leib aufgebaut. Von dem, was da eigentlich in dem physischen Leibe lebt, bietet sich der Betrachtung, die dem Menschen in der physischen Welt zunächst zugänglich ist, auch für die gewöhnliche Wissenschaft eigentlich nur die Außenseite dar. Man könnte sagen, das gewöhnliche physische Anschauen und die physische Wissenschaft, wie sie hier in der Welt leben, die kennen von dem physischen Leibe nur so viel, als ein Mensch von einem Hause kennt, der außen um das Haus herumgeht und niemals in das Innere gekommen ist, niemals kennengelernt hat, was im Inneren des Hauses ist und welche Menschen im Hause leben. Nur wird selbstverständlich derjenige, der im materialistischen Sinne auf dem Boden der äußeren Wissenschaft steht, sagen: Oh, wir kennen sehr gut dieses Innere des physischen Leibes! Wir kennen, weil wir oftmals das Gehirn geschaut haben innerhalb der Gehirnwände, weil wir den Magen, das Herz geschaut haben bei der Leichensezierung, wir kennen ja dieses Innere!

Aber dieses Innere, das so von außen gesehen werden kann, das Räumlich-Innere, das ist nicht dasjenige, was hier gemeint ist, wenn von dem Inneren gesprochen wird. Dieses Räumlich-Innere ist auch nur ein Äußeres; dieses Räumlich-Innere ist sogar beim physischen Menschenleib viel äußerlicher als das wirkliche Räumlich-Äußerliche.
Das ist allerdings sonderbar, wenn ich das sage. Aber Sie wissen ja aus den bisherigen Beschreibungen unserer Geisteswissenschaft, daß unsere Sinnesorgane schon während der Saturnzeit aufgebaut worden sind, und die tragen wir an der Außenseite unseres Leibes, an der räumlichen Außenseite. Die sind aus viel geistigeren Kräften aufgebaut als zum Beispiel unser Magen oder dasjenige, was innerlich im räumlichen Sinne ist. Dasjenige, was innerlich ist, ist aus den ungeistigsten Kräften aufgebaut. 

Und so sonderbar es klingt, so muß doch einmal darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Mensch sich eigentlich verkehrt ausspricht über sich. Es ist das ja natürlich, weil wir hier auf dem physischen Plan leben – aber verkehrt spricht er sich aus. Er müßte eigentlich dasjenige, was die Haut im Gesichte ist, das Innere nennen und seinen Magen das Äußere. Da würde man der Wirklichkeit viel näherkommen! Man würde der Wirklichkeit näherkommen, wenn man sagen würde, wir essen von innen nach außen, wir schicken die Speisen von innen nach außen, indem wir sie in den Magen schicken, als jetzt, wo wir sagen: von außen nach innen; denn je weiter unsere Organe an der Oberfläche liegen, von desto geistigeren Kräften rühren sie her, und von um so ungeistigeren Kräften rühren sie her, je mehr sie in unserem räumlichen Inneren liegen.

Sie können das sogar aus den bisherigen Schilderungen der Geisteswissenschaft leicht einsehen. Wenn Sie sich genau erinnern an dasjenige, was in der bisherigen Schilderung der Geisteswissenschaft vorgebracht worden ist, so werden Sie wissen, daß während der Mondenentwickelung sich etwas abspaltet und bei der Erdenentwickelung wieder abspaltet und hinausgeht aus der Saturn‑, Sonnen- und Mondenentwickelung in den Weltenraum. Bei dieser Abspaltung ist nämlich etwas Merkwürdiges geschehen: Wir sind gewendet worden, richtig so gewendet worden, wie ein Handschuh umgedreht, umgewendet wird, das Innere nach außen und das Äußere nach innen. 

Dasjenige, was sich heute als Gesicht nach außen wendet, war wirklich während der Saturn- und Sonnenzeit – in der ersten Anlage natürlich – nach innen gewendet, und auch noch während eines Teiles der Mondenzeit; und die Anlagen zu unseren heutigen inneren Organen wurden während des Mondendaseins noch so gebildet, daß sie von außen gebildet wurden. Wir sind seit jener Zeit wirklich umgewendet wie ein Rock.
Heute tut man das nicht mehr so viel, Röcke wenden, aber man hat es in früheren Zeiten getan, als man die Röcke noch länger tragen konnte.
Heute ist das ja nicht mehr üblich. Wenn wir von unserem physischen Leib sprechen, müssen wir uns also bewußt werden, daß an ihm vieles Übersinnliche ist, daß seine ganze Bauart übersinnlich ist, daß er aus dem Übersinnlichen heraus gebaut ist und uns nur seine Außenseite zuwendet, wenn wir das betrachten als Ganzes.

Wenn wir nun an den Ätherleib kommen, so ist dieser überhaupt nicht mehr für die physisch-sinnliche Betrachtung sichtbar; aber um so wichtiger wird dieser Ätherleib dann, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist. Da ist zunächst in der Zeit, in die wir eintreten in den ersten Tagen, dieser Ätherleib von einer ganz besonderen Wichtigkeit. Aber auch in bezug auf den physischen Leib müssen wir noch lernen umzudenken, richtig lernen umzudenken, wenn wir in dem rechten Maße das ins Auge fassen wollen, was uns nach dem Durchgang durch die Todespforte erwartet. 

Sie wissen ja, denn das kann noch von der physischen Welt aus beobachtet werden, beim Durchgang durch die Todespforte legt der Mensch seinen physischen Leib, wie man sagt, ab. Er wird übergeben durch Verwesung oder Verbrennung – die beiden Prozesse unterscheiden sich nur durch Zeitlänge – dem Element der Erde. Nun könnte es scheinen, als ob für den, der nun durch die Todespforte gegangen ist, dieser physische Leib als solcher einfach abgetan wäre. Das ist aber nicht der Fall. Der Erde können wir von unserem physischen Leib nämlich nur dasjenige übergeben, was von der Erde selber stammt. Nicht können wir der Erde übergeben von unserem physischen Leib dasjenige, was von dem alten Mondendasein herrührt, was von dem alten Sonnendasein herrührt, von dem alten Saturndasein herrührt. 

Dasjenige, was von dem alten Saturndasein herrührt, von dem Sonnendasein und vom Mondendasein, ja sogar von einem großen Teil des Erdendaseins noch, das sind übersinnliche Kräfte. Und diese übersinnlichen Kräfte, die in unserem physischen Leib drinnenstecken, von denen sich uns eben nur in der sinnlichen Anschauung, wie ich eben auseinandergesetzt habe, die Außenseite zeigt, diese übersinnlichen Kräfte, wohin kommen denn die, wenn wir durch die Todespforte hindurchgegangen sind? –

Von unserem physischen Leib, von diesem wunderbarsten Gebilde, das überhaupt in der Welt vorhanden ist zunächst als Gebilde, von unserem physischen Leib wird, wie gesagt, nur dasjenige, was ihm die Erde gegeben hat, der Erde zurückgegeben. Das andere, wo ist es denn, wenn wir durch die Todespforte geschritten sind? – Das andere zieht sich zurück von dem, was in die Erde gleichsam hineinsinkt durch Verwesung oder Verbrennung; das andere wird aufgenommen in das ganze Universum. Und wenn Sie alles, alles, was Sie ahnen können im Umkreis der Erde, mit sämtlichen Planeten und Fixsternen denken, und wenn Sie das möglichst geistig denken, so werden Sie in diesem also geistig Gedachten den Ort haben, wo das Geistige von uns ist. Denn nur ein Stück dieses Geistigen wird abgetrennt, das in Wärme lebt, und das bei der Erde verbleibt. Wärme, unsere innere Wärme, unsere Eigenwärme wird abgetrennt, bleibt bei der Erde. Aber alles dasjenige, was sonst geistig ist am physischen Leib, das wird hinausgetragen in den ganzen Weltenraum, in den ganzen Kosmos.

Wenn wir nun als Mensch unseren physischen Leib verlassen, wohinein gehen wir denn, in was tauchen wir denn eigentlich unter?
Wir tauchen wie in Blitzesschnelligkeit mit unserem Tode in das unter, was aus all den übersinnlichen Kräften unseren physischen Leib bildet.
Sie können sich ganz ruhig vorstellen, daß alle die Baukräfte, die seit der Saturnzeit an Ihrem physischen Leib gewirkt haben, sich ins Unendliche ausdehnen und Ihnen den Ort bereiten, in dem Sie leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Alles das ist, möchte ich sagen, nur zusammengezogen in dem Raum, der von unserer Haut eingeschlossen ist zwischen der Geburt und dem Tode.
Wenn wir nun außerhalb des physischen Leibes sind, dann machen wir vor allen Dingen eine Erfahrung, die für das ganze nachfolgende Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt wichtig ist. Ich habe sie schon öfters angedeutet. 

Diese Erfahrung ist von entgegengesetzter Natur wie die entsprechende Erfahrung hier im Leben des physischen Planes. Hier im Leben des physischen Planes, da können wir mit dem gewöhnlichen sinnlichen Erkennen, das wir haben, nicht zurückblicken bis zu der Stunde unserer Geburt. Kein Mensch kann seine eigene Geburt erinnern, kann zurückschauen. Er weiß nur, daß er geboren ist, erstens deshalb, weil man es ihm vielleicht gesagt hat, und zweitens, weil er es daraus schließt, daß alle Menschen, die noch später die Erde betreten haben als er, auch geboren sind; aber eine wirkliche Erfahrung von seiner eigenen Geburt kann der Mensch nicht haben.

Gerade umgekehrt ist es mit der entsprechenden Erfahrung nach dem Tode. Während niemals die unmittelbare Anschauung unserer Geburt vor unserer Seele stehen kann in dem physischen Leben, steht im ganzen Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt der Moment des Todes, wenn der Mensch nur hinschaut auf ihn geistig, vor der Seele. Nur müssen wir uns allerdings klar sein, daß dieser Moment des Todes dann von der anderen Seite gesehen wird. Wenn der Tod etwas Schreckhaftes haben kann, so ist es nur deshalb, weil er hier gesehen wird als eine Auflösung gewissermaßen, als ein Ende.

Von der anderen Seite, von der geistigen Seite her, wenn zurückgeschaut wird zum Moment des Todes, erscheint der Tod immerfort als der Sieg des Geistes, als das Heraus-sich-Winden des Geistes aus dem Physischen. Da erscheint er als das größte, herrlichste, als das bedeutsamste Ereignis. Und außerdem entzündet sich an diesem Ereignisse dasjenige, was unser Ich-Bewußtsein nach dem Tode ist. Wir haben in der ganzen Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt nicht nur in ähnlichem, sondern sogar in einem viel höheren Sinne ein Ich-Bewußtsein als hier im physischen Leben. Aber dieses Ich-Bewußtsein würden wir nicht haben, wenn wir nicht immerfort zurückblicken könnten, sehen würden, aber von der anderen Seite, von der geistigen Seite, diesen Moment, in dem wir uns herausgerungen haben mit unserem Geistigen aus dem Physischen. 

Daß wir ein Ich sind, wissen wir nur dadurch, daß wir wissen: Wir sind gestorben, wir haben unser Geistiges aus unserem Physischen herausgelöst. In dem Augenblicke, wo wir jenseits der Pforte des Todes nicht hinschauen auf den Moment des Todes, da ist es für dieses Ich-Bewußtsein nach dem Tode so, wie es für das physische Ich-Bewußtsein hier im Schlafe ist. Wie man im Schlafe nichts weiß von dem physischen Ich-Bewußtsein, so weiß man nach dem Tode nichts von sich, wenn man nicht vor Augen hat diesen Moment des Sterbens. Man hat ihn als einen der herrlichsten, als einen der erhabensten Augenblicke vor sich.

Sie sehen, schon in diesem Falle müssen wir uns damit bekanntmachen, eine eigentlich geistige Welt ganz anders zu denken als hier die sinnlich-physische Welt. Wenn man in bequemer Weise nur bei den Begriffen bleiben will, die man hier für die physisch-sinnliche Welt hat, so kann man gar nicht das Geistige irgendwie genauer erfassen.
Denn das Wichtigste nach dem Tode ist, daß der Moment des Sterbens von der anderen Seite angesehen wird. Dadurch eben entzündet sich unser Ich-Bewußtsein auf der anderen Seite. Wir haben gewissermaßen hier in der physischen Welt die eine Seite des Ich-Bewußtseins; nach dem Tode haben wir die andere Seite des Ich-Bewußtseins. 

Ich habe vorhin auseinandergesetzt, wo eigentlich das Übersinnliche unseres physischen Leibes ist nach dem Tode, wo wir es zu suchen haben. In der ganzen Welt, so weit wir sie nur ahnen können, haben wir dieses Physische als Kräfteverhältnis, als Kräfteorganismus, als Kräftekosmos zu suchen. Dieses Physische bereitet uns den Ort, durch den wir durchzugehen haben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.

Es ist also dasjenige, was wir hier in unserem physischen Körper, in diesem verhältnismäßig zur Gesamtwelt kleinen Körper eingeschlossen haben in unserer Haut, wirklich ein Mikrokosmos, wirklich eine ganze Welt. Sie ist wirklich nur zusammengerollt – möchte ich sagen, wenn ich trivial sprechen darf -, sie rollt sich dann auf und erfüllt die Welt mit Ausnahme eines kleinen Raumes, der immer leer bleibt. Wenn wir zwischen dem Tode und einer neuen Geburt leben, sind wir eigentlich mit dem, was hier unserem physischen Leib als übersinnliche Kräfte zugrunde liegt, überall in der Welt, nur an einem einzigen Ort nicht, der bleibt leer. Das ist der Raum, den wir hier in der physischen Welt einnehmen innerhalb unserer Haut. Und immer blicken wir auf diese Leere. Wir schauen uns dann von außen an und schauen in eine Hohlheit hinein.

Das, in was wir hineinschauen, bleibt leer, aber es bleibt so leer, daß wir davon eine Grundempfindung haben. Dieses Hinschauen ist nicht ein abstraktes Hinschauen, wie man hier auf dem physischen Plan hinstiert auf irgendwelche Dinge, sondern dieses Hinschauen ist verbunden mit einer mächtigen inneren Lebenserfahrung, mit einem mächtigen Erlebnis. Es ist verbunden damit, daß in uns durch die Anschauung dieser Leere aufsteigt eine Empfindung, die uns nun begleitet durch unser ganzes Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, die viel von dem ausmacht, was wir überhaupt dieses jenseitige Leben nennen. 

Es ist die Empfindung: Da ist etwas in der Welt, das muß immer wieder und wiederum von dir ausgefüllt werden. – Und man erlangt dann die Empfindung: Man ist in der Welt zu etwas da, wozu man nur selber da sein kann. Man empfindet seinen Platz in der Welt. Man empfindet, daß man ein Baustein ist in der Welt, ohne den die Welt nicht sein könnte. Das ist die Anschauung dieser Leere. Das Darinnenstehen als etwas, was zu der Welt gehört, das überkommt einen dadurch, daß man auf eine Leere hinschaut.

Das alles hängt nun zusammen mit dem, was aus unserem physischen Leib dann wird. Nun werden wir aus den elementareren Darstellungen gewissermaßen nur immer schematisch darlegen können dasjenige, was wirklich in der geistigen Welt die Bilder braucht für das Wirkliche. Aber wir müssen diese Bilder erst haben, um nach und nach uns zu Vorstellungen aufzuschwingen, die mehr in das Wirkliche der geistigen Welt eindringen.

Wir wissen, daß wir dann durch Tage eine Art Rückerinnerung haben. Aber diese Rückerinnerung wird doch nur im uneigentlichen Sinne – obwohl mit Recht, aber im uneigentlichen Sinne – Rückerinnerung genannt, denn durch einige Tage haben wir etwas wie ein Tableau, wie ein Panorama, das gewoben ist aus alldem, was wir im eben verflossenen Leben erlebt haben. Aber wir haben es nicht so wie eine gewöhnliche Erinnerung innerhalb des physischen Leibes. Eine Erinnerung des physischen Leibes ist so, daß wir sie zeitlich heraufholen aus dem Gedächtnisse. Ein solches Gedächtnis ist eine Kraft, die an den physischen Leib gebunden ist, ein Gedachtes, wo man so zeitlich heraufholt die Erinnerungen. 

Diese Rückerinnerung nach dem Tode, die ist so, daß, wie in einem Panorama, gleichzeitig alles, was sich im Leben abgespielt hat, in Imaginationen um uns herum ist. Wir leben durch Tage innerhalb unseres, man kann nur sagen: Erlebens. In mächtigen Bildern ist gleichzeitig das Ereignis da, welches wir eben noch erlebt haben in den letzten Zeiten vor unserem Tode, und gleichzeitig ist dasjenige da, was wir erlebt haben in der Kindheit. Ein Lebenspanorama, ein Lebensbild, welches dasjenige, was sonst in der Zeit nacheinander gefolgt ist, in einem Gewebe uns darstellt, das aus Äther geflochten ist. Das alles, was wir da sehen, lebt im Äther.

Vor allen Dingen empfinden wir dasjenige, was da um uns herum ist, als lebendig. Es lebt und webt alles darinnen. Dann empfinden wir es als geistig tönend, als geistig leuchtend und auch als geistig wärmend. Dieses Lebenstableau schwindet, wie wir wissen, schon nach Tagen.

Aber wodurch endet es denn eigentlich, und was ist dieses Lebenstableau?
Ja, wenn man dieses Lebenstableau untersucht auf das hin, was es eigentlich ist, so muß man sagen: Es ist hineinverwoben alles das, was wir im Leben erlebt haben. Aber wie erlebt? – Indem wir dabei gedacht haben! Also alles das, was wir denkend, vorstellend erlebten, das steckt dadrinnen. Sagen wir, um auf etwas Konkretes einzugehen, wir haben im Leben mit einem anderen Menschen zusammengelebt, wir haben mit dem anderen Menschen gesprochen. Indem wir mit ihm gesprochen haben, haben sich seine Gedanken unseren Gedanken mitgeteilt. Wir haben Liebe von ihm empfangen, wir haben seine ganze Seele auf uns wirken lassen, all das innerlich durchlebt. Wir leben ja mit, wenn wir mit einem anderen Menschen leben. Er lebt und wir leben, und wir erleben etwas an ihm. Das, was wir an ihm erleben, das erscheint uns jetzt in dieses ätherische Lebenstableau hineinverwoben.

Es ist dasselbe, an das wir uns erinnern. Denken Sie sich einmal den Moment, wo Sie vor zehn, zwanzig Jahren mit irgend jemand anderem etwas erlebt haben. Denken Sie sich, Sie erinnern sich daran, und Sie erinnern sich nicht so, wie man sich gewöhnlich im Leben erinnert, daß alles grau in grau verschwimmt, sondern Sie erinnerten sich so daran, daß die Erinnerung in Ihnen so lebendig wäre, wie das Erlebnis selber war, daß der Freund so vor Ihnen steht, wie er damals gestanden hat während des Erlebnisses. Im Leben hier sind wir oftmals recht traumhaft. Dasjenige, was wir herzhaft erleben auf dem physischen Plan, stumpft sich ab, das lähmt sich herab. Wenn wir durch die Pforte des Todes gegangen sind und es im Lebenstableau haben, da ist es nicht so herabgelähmt, da ist es mit all der Frische und Herzhaftigkeit vorhanden, in denen es vorhanden war während des Lebens. So webt es sich hinein in dieses Lebenstableau, so erleben wir es selber dann durch Tage.

Wie wir den Eindruck haben in bezug auf die physische Welt, daß unser physischer Leib von uns abfällt, so haben wir dann nach Tagen den Eindruck, daß zwar von uns auch abgefallen ist unser ätherischer Leib, aber dieser unser ätherischer Leib ist eigentlich nicht so abgefallen wie unser physischer Leib, sondern er ist einverwoben dem ganzen Universum, der ganzen Welt. Er ist dadrinnen, er hat dadrinnen seine Eindrücke gemacht während der Tage, während wir das Lebenstableau erleben. Und dasjenige, was wir so als Lebenstableau haben, das ist übergegangen in die äußere Welt, das lebt um uns herum, ist von der Welt aufgenommen.
Wir machen dabei während dieser Tage wiederum eine wichtige, eine eindringliche Erfahrung. Denn dasjenige, was wir nach dem Tode erleben, sind nicht nur Erlebnisse, die so wie Erinnerungen an das Erdenleben sind, sondern es sind durchaus Stücke für neue Erlebnisse.

Das ist ja selbst ein neues Erlebnis, wie wir zu unserem Ich kommen, indem wir zurückschauen zu dem Tode, denn so etwas können wir mit den Erdensinnen hier nicht erleben. Das erschließt sich nur dem initiierten Erkennen. Aber auch, was wir während der Tage erleben, indem wir dieses Lebenstableau, dieses von uns sich ablösende und dem Universum sich einwebende Ätherweben um uns herum haben, auch das, was wir da erleben, ist etwas erschütternd Erhabenes, etwas ganz Gewaltiges für die Menschenseele.

Hier im physischen Leben, ja, da stehen wir der Welt gegenüber, diesem mineralischen, diesem pflanzlichen, diesem tierischen, diesem menschlichen Reich. Wir erleben an diesen das, was unsere Sinne erleben können, was unser an das Gehirn gebundener Verstand an den Sinneserlebnissen haben kann, was unser an unser Gefäßsystem gebundenes Gemüt erleben kann, das alles erleben wir hier. Und wir Menschen sind eigentlich hier zwischen Geburt und Tod, von einem höheren Gesichtspunkt aufgefaßt, außerordentlich große – verzeihen Sie den Ausdruck -, außerordentlich große «Tröpfe», Riesentröpfe. Fürchterlich dumm sind wir vor der Weisheit der großen Welt, wenn wir glauben, damit sei es abgetan, daß wir hier etwas erleben in der beschriebenen Weise und dann dieses, was wir hier erleben, in unseren Erinnerungen tragen und als Mensch es uns angeeignet haben. Das glauben wir so.

Aber während wir erleben, wahrend wir uns unsere Vorstellungen, unsere Gemütsempfindungen bilden in dem Erleben, arbeitet in diesem unserem Erlebeprozeß, in diesem Vorgang die ganze Welt der Hierarchien. Die lebt und webt darinnen. Wenn Sie einem Menschen gegenübertreten und ihm in die Augen schauen, in Ihrem Blick und in dem, was sein Blick Ihnen entgegensendet, leben die Geister der Hierarchien darinnen, leben die Hierarchien, lebt die Arbeit der Hierarchien. Auch das, was wir erleben, bietet uns nur die Außenseite, denn in diesem Erleben arbeiten die Götter darinnen. Und während wir glauben, wir leben nur für uns, arbeiten sich die Götter durch unser Erleben etwas aus, wodurch sie etwas haben, was sie jetzt der Welt einweben können.

Wir haben Gedanken gefaßt, wir haben Gemütserlebnisse gehabt – die Götter nehmen sie und teilen sie ihrer Welt mit. Und nachdem wir gestorben sind, wissen wir, daß wir gelebt haben deshalb, damit die Götter dieses Gewebe spinnen können, das jetzt in unserem Ätherleib von uns kommt und dem ganzen Universum mitgeteilt wird. Die Götter haben uns leben lassen, damit sie für sich etwas spinnen können, wodurch sie ihre Welt um ein Stück bereichern können. 

Es ist ein erschütternder Gedanke! Wenn wir nur einen Schritt durch die Welt machen, so ist dieser Schritt der äußere Ausdruck für ein Göttergeschehen und ein Stück von dem Gewebe, das die Götter in ihrem Weltenplan verwenden, das sie uns nur lassen, bis wir durch die Pforte des Todes gehen, um es dann von uns wegzuziehen und dem Universum einzuverleiben. Diese unsere Menschengeschicke sind zugleich Götterhandlungen, und was sie für uns Menschen sind, ist nur eine Außenseite.

Das ist das Bedeutsame, das Wichtige, das Wesentliche.
Wem gehört eigentlich jetzt, nachdem wir gestorben sind, dasjenige an, was wir im Leben innerlich dadurch gewonnen haben, daß wir denken können, daß wir Gemütsempfindungen haben, wem gehört es an? – Nach unserem Tode gehört es der Welt an! So aber, wie wir auf
unseren Tod zurückblicken, so blicken wir mit dem, was uns bleibt, mit unserem astralischen Leib und mit unserem Ich, zurück auf dasjenige, was sich da einverwoben hat dem Universum, der Welt. Während unseres Lebens tragen wir das, was sich da dem Universum eingewoben hat, als Ätherleib in uns. Jetzt ist es aufgesponnen und einverwoben der Welt. 

Wir blicken darauf hin, schauen es an. Wie wir es hier innerlich erleben, so schauen wir es nach dem Tode an, so ist es in der Welt draußen. Wie wir hier Sterne anschauen und Berge und Flüsse, so schauen wir nach dem Tode auch neben dem, was geworden ist mit Blitzesschnelle, sagte ich, aus unserem physischen Leib, das an, was sich der Welt einverwoben hat aus unseren eigenen Erlebnissen. Und dasjenige, was sich da aus unseren eigenen Erlebnissen dem ganzen Weltenbau einverleibt, das spiegelt sich jetzt in dem, was wir noch haben, im astralischen Leib und Ich, geradeso wie sich spiegelt die äußere Welt in unseren physischen Organen durch unseren physischen Menschen hier. 

Und indem sich das spiegelt in uns, bekommen wir etwas, was wir hier während dieser Erdenzeit nicht haben können, was wir in einem äußeren, mehr physischen Abdruck später wahrend der Jupiterzeit haben werden, was wir aber in einer geistigen Art dadurch bekommen, daß jetzt unser ätherisches Sein außerhalb ist und auf uns einen Eindruck macht. Statt daß es vorher von uns erlebt wurde als unser Inneres, macht es jetzt auf uns einen Eindruck. Der Eindruck, der auf uns gemacht wird, ist allerdings zunächst ein Geistiges, er ist bildhaft, aber er ist als Bildhaftes schon ein Vorbild für das, was wir erst auf dem Jupiter haben werden: das Geistselbst.

Dadurch also, daß sich einwebt unser Ätherisches dem Universum, wird für uns geboren – aber geistig, nicht so, wie wir es später auf dem Jupiter haben werden – ein Geistselbst, so daß wir jetzt haben, nachdem wir unseren ätherischen Leib abgelegt haben: astralischen Leib, Ich, Geistselbst. Dasjenige, was uns von unserem Erdendasein bleibt, das ist also unser Astralleib und unser Ich.

Unser astralischer Leib, der bleibt uns auch so, wie er zunächst uns als irdischer astralischer Leib unterworfen ist, wie Sie wissen, noch lange Zeit hindurch nach dem Tode. Er bleibt uns deshalb, weil dieser Astraleib durchzogen wird von alledem, was nur irdisch-menschlich ist und was er nicht gleich aus sich herausbringen kann. Wir machen da eine Zeit durch, in der wir nach und nach erst ablegen können dasjenige, was das Erdenleben aus unserem Astralleib gemacht hat. Wir erleben von unseren Erlebnissen eigentlich im Grunde hier auf der Erde, auch insofern sie unseren astralischen Leib berühren, immer nur höchstens die Hälfte. Von dem, was irgendwie durch uns geschieht,
erleben wir eigentlich wirklich nur die Hälfte.

Nehmen wir ein Beispiel: Denken Sie einmal, Sie sagen jemandem – es ist bei guten Gedanken und guten Handlungen ebenso wie bei bösen Handlungen und bösen Gedanken, aber nehmen wir dieses Beispiel einer bösen Handlung -, Sie sagen jemandem ein böses Wort, durch das er sich gekränkt fühlt. Wir haben von dem bösen Wort nur dasjenige, was uns betrifft, wir haben in uns das Gefühl, warum wir dieses böse Wort gebraucht haben; das ist der Eindruck auf unsere Seele, wenn wir das böse Wort gebrauchen. Aber der andere, dem wir das böse Wort zufügen, der hat einen ganz anderen Eindruck, der hat gleichsam die andere Hälfte des Eindrucks, der hat das Gefühl des Gekränktseins. 

In ihm lebt wirklich diese andere Hälfte des Eindrucks. Das, was wir für uns durchlebt haben hier während des physischen Lebens, das ist das eine; das, was der andere durchlebt hat, das ist das andere. Nun denken Sie sich, alles dasjenige, was erlebt worden ist durch uns, aber außer uns, das müssen wir nach dem Tode, indem wir unser Leben nun rückwärts durchlaufen, wieder durchleben. Die Wirkungen unserer Gedanken, unserer Taten durchleben wir im Rücklauf. Also, wir durchleben unser Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt rückwärtslaufend.

Im Ablegen des Ätherleibes ist ein Lebenstableau, bei dem wir das ganze Leben gleichzeitig haben. Das Zurückleben, das ist ein wirkliches Durchleben desjenigen, was wir angerichtet haben, im Rückwärtsgehen. Und wenn wir also rückwärtsgegangen sind bis zu unserer Geburt, dann sind wir reif geworden, auch von unserem astralischen Leib dasjenige abzulegen, was von ihm vom Irdischen durchtränkt ist.
Dann geht das von uns weg, und mit diesem Ablegen des astralischen Leibes tritt für uns ein neuer Zustand ein.
Der Astralleib hielt uns immer, möchte ich sagen, in unseren Erlebnissen mit der Erde zusammen. Dadurch, daß wir so durch unseren astralischen Leib durchgehen müssen, nicht träumend, aber indem wir irdische Erlebnisse zurückerleben, sind wir im Erdenleben noch drinnen; wir stehen noch drinnen.

Jetzt erst, wenn wir den Astralleib – uneigentlich, aber man kann nicht anders sagen, da die Sprache kein Wort dafür hat – abgelegt haben, sind wir von dem Irdischen ganz frei geworden, jetzt leben wir drinnen in der eigentlich geistigen Welt.


Der Tod als Prozess GA 206

GA 206 („Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist“), S. 194 ff.

……. dass der Tod, wenn er uns entgegentritt beim Aufhören des Lebens, eigentlich nur etwas ist wie eine Summe, wie ein Integral, möchte ich sagen, von einzelnen Vorgängen, die sich von der Geburt an im Menschen immer vollziehen.

Wir sterben im Grunde genommen immer, aber wir sterben sozusagen in ganz kleinen Portionen. Wenn wir unser Leben auf der Erde beginnen, beginnen wir auch zu sterben.

Aber immer wieder und wiederum überwindet dasjenige, was uns als Vitalität durch die Geburt übergeben wird, den Tod. Der Tod will immer in uns wirken.

Er bringt es immer nur zu einer ganz kleinen Portion seines Wirkens und wird dann überwunden. Aber das, was uns wie anschaulich in dem einen Momente summarisch zusammengedrängt scheint im Tode, das geht wie Differentiale immerfort im Leben vor sich, das ist ein kontinuierlicher, fortdauernder Prozess.

Wenn wir also dem nachgehen, dann sehen wir, wie im menschlichen inneren organischen Wirken nicht bloß Aufbauprozesse vorhanden sind.

Wären bloß Aufbauprozesse vorhanden, wir würden niemals ein denkendes Bewusstsein erreichen können, denn das, was bloß lebt, was bloß vital ist, das nimmt uns das Bewusstsein, das macht uns bewusstlos. Die Todesprozesse in uns, die Sterbeprozesse, die Vernichtungsprozesse des Vitalen, die sich immer differential in uns vollziehen, die sind es, die uns das Bewusstsein bringen, die uns zum denkenden, besonnenen Wesen machen.

Wir würden immer in eine Art Unbesonnenheit, in eine Art Bewusstlosigkeit kommen, wenn wir nur leben würden. Wenn es wahr wäre, dass in der Pflanze das Leben auf einer gewissen Stufe ist, im Tiere auf einer höheren Stufe, im Menschen auf einer noch höheren Stufe, wenn es sich also nur immer handeln würde um eine Erhöhung, um eine Potenzierung des Lebens, wir würden niemals denkerisches Bewusstsein entwickeln.

……Dieser fortwährende Sterbeprozess, der das Leben nicht nur dämpft, sondern es untergräbt – es wird nur wiederum aufgebaut -, das ist der organische Prozess, der dem bewussten Denken zugrunde liegt. In dem Maße, in dem wir den kontinuierlichen Sterbeprozess in uns haben, in dem Maße haben wir ja die Möglichkeit, im physischen Leben zu denken.

Wenn man aber das beobachten lernt, dass es den Aufbauprozess gibt (siehe Zeichnung links, rot), den vitalen Aufbauprozess des Vegetabilischen, der auch in uns wirkt, und wenn man dann zu beobachten versteht, wie durch das Tierische dieser Aufbauprozess herabgedämpft wird (grün), wie aber ein fortwährender Herausfall stattfindet (schwarz), ein innerer Zerfall, und wenn man sich dann endlich dazu aufschwingt, eine Erkenntnis zu haben dieses inneren Zerfalls, dann hat man auch dasjenige, was sich nun immer aufrechterhält gegenüber diesem Zerfall.

Man hat den Sterbeprozess, man hat aber auch einen immerwährenden Kämpfer gegen den Sterbeprozess; man hat den Prozess, der das Leben des Ich darstellt.

Da lebt das Ich. Indem man in höherer Erkenntnis, in höherer Anschauung sieht, wie durch den nervösen Prozess des Menschen ein fortwährendes Ablagern stattfindet, gewissermaßen ein inneres Sediment sich bildet, schaut man auch, wie sich fortwährend herausringt aus dieser Sedimentbildung, aus dieser inneren Sedimentbildung das Ich.

Nicht früher kann man eine Anschauung des wahren Ich gewinnen, ehe man nicht diese innere Sedimentbildung zu beobachten vermag. Das Ich lebt natürlich im Menschen, aber der Mensch nimmt dieses Ich dadurch wahr, dass er den Sterbeprozess erlebt, den Prozess des innerlichen Zersetzens. Und derjenige, der nun erfaßt hat, wie das Ich ein fortwährender Kämpfer gegen diesen Sterbeprozess ist, der hat erfaßt, wie das Ich etwas ist, was als solches mit dem Tode gar nichts zu tun hat; der hat anschaulich erfaßt, was man sonst dialektisch oder logisch als die Unsterblichkeit bezeichnet.

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So scharf werden sich die beiden Weltanschauungsströmungen gegenübertreten

Die Seele wird man abschaffen durch ein Arzneimittel. GA 177

GA 177, S. 97f

(Es wird der Zeitpunkt kommen)… wo man sagen wird: Es ist schon krankhaft beim Menschen, wenn er überhaupt an Geist und Seele denkt. Gesund sind nur diejenigen Menschen, die überhaupt nur vom Leibe reden.

– Man wird es als ein Krankheitssymptom ansehen, wenn der Mensch sich so entwickelt, daß er auf den Begriff kommen kann: Es gibt einen Geist oder eine Seele. – Das werden kranke Menschen sein. Und man wird finden – da können Sie ganz sicher sein – das entsprechende Arzneimittel, durch das man wirken wird. Damals schaffte man den Geist ab.

Die Seele wird man abschaffen durch ein Arzneimittel.

Man wird aus einer «gesunden Anschauung» heraus einen Impfstoff finden, durch den der Organismus so bearbeitet wird in möglichst früher Jugend, möglichst gleich bei der Geburt, daß dieser menschliche Leib nicht zu dem Gedanken kommt: Es gibt eine Seele und einen Geist.

— So scharf werden sich die beiden Weltanschauungsströmungen gegenübertreten. Die eine wird nachzudenken haben, wie Begriffe und Vorstellungen auszubilden sind, damit sie der realen Wirklichkeit, der Geist- und Seelenwirklichkeit gewachsen sind. Die andern, die Nachfolger der heutigen Materialisten, werden den Impfstoff suchen, der den Körper «gesund» macht, das heißt, so macht, daß dieser Körper durch seine Konstitution nicht mehr von solch albernen Dingen redet wie von Seele und Geist, sondern «gesund» redet von den Kräften, die in Maschinen und Chemie leben, die im Weltennebel Planeten und Sonnen konstituieren. Das wird man durch körperliche Prozeduren herbeiführen. Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit.

Ja, diejenigen, die glauben, daß man mit spielerischen Begriffen in die Zukunft sehen kann, die irren gar sehr. Mit ernsten, gründlichen, tiefen Begriffen muß man in die Zukunft sehen. Geisteswissenschaft ist nicht eine Spielerei, ist nicht bloß eine Theorie, sondern Geisteswissenschaft ist gegenüber der Entwickelung der Menschheit eine wirkliche Pflicht.“

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Alle heilenden Kräfte liegen ursprünglich im menschlichen Atmungssystem.

Heilung GA 171

„Nun berührt man mit einer solchen Frage sogleich die tiefsten Geheimnisse der Menschheit: daß man in Wahrheit Krankheiten nicht heilen kann, ohne sie zugleich zum Beispiel erzeugen zu können. Die Wege zum Heilen der Krankheiten sind zugleich die Wege zum Erzeugen der Krankheiten. Wir werden gleich nachher hören, wie durchaus in der alten Weisheit der Grundsatz herrschend war, daß derjenige, der Heiler war, zugleich Erzeuger von Krankheiten sein konnte, und wie deshalb in alten Zeiten die Heilkunst mit einer tief moralischen Weltauffassung im Zusammenhang gedacht wurde.“ (Lit.: GA 171, S. 143)

„Denn es gibt ein großes Geheimnis: Alle heilenden Kräfte liegen nämlich ursprünglich im menschlichen Atmungssystem. Und wer den ganzen Umfang des Atmens wirklich versteht, der kennt aus dem Menschen heraus die heilenden Kräfte. Nicht in den andern Systemen liegen die heilenden Kräfte. Die andern Systeme müssen selbst geheilt werden.

Das Atmungssystem – sehen Sie nach in dem, was ich über Pädagogik gesagt habe – kommt ja insbesondere zur Tätigkeit zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahr des Kindes. Währenddem die Krankheitsmöglichkeiten in den ersten sieben Lebensjahren groß sind, nach dem vierzehnten Lebensjahre wiederum groß werden, sind sie relativ am geringsten in der Zeit, wo das Atmungssystem durch den menschlichen Leib hindurch mit Hilfe des Ätherleibes durchpulsiert.

Es liegt ein geheimnisvolles Heilungsweben gerade im Atmungssystem. Und alle Geheimnisse des Heilens sind zugleich die Geheimnisse des Atmens. Und das hängt damit zusammen, daß jene Raphael-Wirkungen, die im Frühling kosmisch sind, eindringen zur Herbsteszeit in das ganze Geheimnis des menschlichen Atmens.“ (Lit.: GA 229, S. 81)

„Der bloße physische Organismus könnte niemals einen Selbstheilungsvorgang hervorrufen. Ein solcher wird in dem ätherischen Organismus angefacht. Damit aber wird die Gesundheit als der Zustand erkannt, der im ätherischen Organismus seinen Ursprung hat. Heilen muß daher in einer Behandlung des ätherischen Organismus bestehen.“ (Lit.: GA 027, S. 24)

Tobias und der Erzengel Raphael, Ölbild von Giovanni Gerolamo Savoldo (1542)
Tobias und der Erzengel Raphael, Ölbild von Giovanni Gerolamo Savoldo (1542)

Raphael (hebräisch: רפאל; rapha’el bedeutet „Gott heilt“) ist gemeinsam mit Michael, Gabriel und Uriel einer der vier führenden Erzengel bzw. einer der sieben Erzengel, die den Planetensphären zugeordnet sind. Seine kosmische Heimat ist die Merkursphäre. Raphael repräsentiert aber auch die Weltentwicklungsstufe der alten Sonne und hat dadurch auch einen besonderen Bezug zum Ätherleib des Menschen, der damals geschaffen wurde, und kann die darin wirkenden Heilkräfte anregen.

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Schlaf ist nicht ein bloßes Ruhen.

Schlaf GA 172

Trennung der physisch-ätherischen und der seelisch-geistigen Wesensglieder im Schlaf

Beiträge 65, S. 3

„Das Menschenleben zerfällt in diese beiden voneinander unterschiedenen Bewußtseinszustände, in das Wachen und in das Schlafen. Aber man faßt dabei das Schlafen eigentlich nur in dem Sinne auf, daß man sich die Vorstellung bildet: Im Schlafe ruht sich der Mensch eben aus. – Die naturwissenschaftliche Anschauung nimmt ja überhaupt an, daß die Bewußtseinstätigkeit aufhört mit dem Einschlafen, dann wiederum beginnt, daß also auch in bezug auf den Organismus das Schlafen nichts weiter sei als ein Aussetzen der menschlichen Tätigkeit zur Ruhe.

Aber der Schlaf ist nicht ein bloßes Ruhen, sondern man muß sich klar darüber sein, daß vom Einschlafen bis zum Aufwachen zunächst das, was wir den astralischen Leib nennen, und dann das Ich als wirklich Wesenhaftes außer dem physischen und ätherischen Leibe sind.“


GA 172, S. 56f

Es ist im allgemeinen so, daß Schlafen und Wachen wirklich eine Art zyklischer Bewegung für den Menschen darstellen. Strenge genommen sind nämlich Ich und astralischer Leib außer dem physischen und ätherischen Menschenleib im Schlafzustande nur außerhalb des Hauptes, während gerade dadurch, daß im Schlafe das Ich und der astralische Leib außerhalb des physischen und ätherischen Hauptes des Menschen sind, sie eine um so regere Tätigkeit und Wirksamkeit ausüben auf die andere menschliche Organisation. Alles das, was im Menschen nicht Haupt ist, sondern andere menschliche Organisation, steht gerade während des Schlafzustandes, in dem gewissermaßen Ich und astralischer Leib von außen auf den Menschen wirken, unter einem viel stärkeren Einflüsse dieses Ich und dieses astralischen Leibes als während des wachen Zustandes. Und man kann schon sagen: 

Während des Schlafzustandes wird die Wirkung, die das Ich und der astralische Leib des Menschen im Wachzustande auf das Haupt ausüben, auf den übrigen Organismus ausgeübt.

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Wir haben ein rhythmisches Bewegen des Ätherischen.

Was tut der Ätherleib im Schlaf? GA 174

GA 174, S. 254

„Wenn wir die Luft einatmen: sie geht herein, sie geht heraus. Das ist das Aufnehmen der Luft, das Ausatmen der Luft, also einfach ein Hin- und Herpendeln des Stofflichen: Heraus, herein, heraus, herein. In einer ganz ähnlichen Weise vollzieht sich schön ein Rhythmus in den Wechselzuständen von Schlafen und Wachen.

Denn wenn wir des Morgens beim Aufwachen in uns aufnehmen unser Ich und unseren Astralleib, so wird unser Ätherleib zurückgedrängt, er wird aus dem Haupte heraus mehr in die andern Glieder des Organismus hineingedrängt.

Und wenn wir wiederum einschlafen, den astralischen Leib und das Ich hinausbefördern aus uns, dann verbreitet sich der Ätherleib in derselben Weise, wie er im ganzen Unterleib ist, auch in das Haupt, so daß wir ein fortwährendes Rhythmisieren haben:

Ätherleib heruntergedrückt — aufgewacht; er bleibt herunten, während wir wachen. Wenn wir einschlafen, wird er wiederum in den Kopf hinaufgedrängt. Und so geht es auf, ab, auf, ab im Laufe von vierundzwanzig Stunden, wie der Atem aus- und eingeht. Also wir haben ein rhythmisches Bewegen des Ätherischen im Laufe von vierundzwanzig Stunden. Natürlich liegen beim Menschen wiederum Unregelmäßigkeiten vor, darauf beruht ja sein Freiheitsvermögen, sein Freiheitsgrad, aber im ganzen gilt das, was ich gesagt habe.“

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Michael ist der Bezwinger Satans.

Erzengel Michael GA 174

Rudolf Steiner am 13.09.1914 in der GA 174 a („Mitteleuropa zwischen Ost und West“), S. 229 ff.

„Es ist im Allgemeinen immer schwierig, zu den Menschen der Gegenwart von diesen tieferen Zusammenhängen zu sprechen, weil diese so energisch abweisen dasjenige, was gerade helfen würde, diese Gegenwart in der richtigen Weise zu verstehen und in der richtigen Weise handelnd in sie einzugreifen.

Unsere Zeit macht wirklich notwendig, sich von alten Vorurteilen loszusagen, macht notwendig, dasjenige, was ist, auch zum Verständnis zu bringen, auch ins Bewusstsein heraufzurufen. Und es geschehen einmal Dinge unmittelbar hier auf dem physischen Plan, die in ihrer Art viel geistiger sind als sonst Geschehnisse. Das aber hängt zusammen mit dem Herabsteigen des Erzengels Michael in unsere Erdenregion.

Es sprechen ja viele von diesem Herabsteigen des Erzengels Michael in unsere Erdenregion. Aber wenn es im Ernst darauf ankommen sollte, diese Sache mit ihrem wahrhaftigen Hintergrunde zu nehmen, dann gehen die Leute nicht mit, dann wollen sie nicht mitgehen!

Das aber ist gerade notwendig, dass in immer breiteren und breiteren Kreisen unserer Zeit spirituelles Verständnis der wichtigsten Impulse unseres Zeitenlebens Platz greife. Deshalb war es schon durchaus notwendig, was ja die ganzen Jahre her in unseren Zweigversammlungen geschehen ist, darauf aufmerksam zu machen, dass der Strom der Ereignisse, der vom Geiste her so stark beeinflusst wird in unserer Zeit, nicht verschlafen werde. Und das Verschlafen der Ereignisse, das ist geradezu ein Grundzug unserer Zeit.

Die Menschen gehen wie schlafend an den Ereignissen vorbei, und man konnte die Beobachtung machen, dass ein Ereignis, je einschneidender, je tiefbedeutsamer es hereintritt auf den physischen Plan, desto mehr von den Menschen verschlafen wird.“


Michael (hebr. מיכאל; arab. ميكائيل/ميكا „Mika’il/Mikaal“; zu deutsch: „Wer ist wie Gott?“) ist der vierte der vier führenden Erzengel und trägt das flammende Schwert. Er ist der Bezwinger Satans und wägt die Seelen am Tag des Jüngsten Gerichts. Das Feuer ist sein Element, seine Farbe ist rot.


„Gewiß, Sie werden in keinem hebräischen Lexikon die Übersetzung dieser Worte so finden, aber wenn man sich einlebt in das, was gemeint war, so müßte man die alten hebräischen Worte mit diesen Worten heute eigentlich übersetzen, und zwar so, daß Gottschauer ganz dasselbe in unserer Sprache bedeutet wie Michael;

Gottwoller ganz dasselbe bedeutet wie Raphael. Während wir in der physischen Welt wirken durch unsere drei Seelenkräfte, wirken die Wesen der höheren Hierarchien durch Wesenheiten selber.

Indem wir wirken durch Vorstellen, Fühlen, Wollen, wirkt ein Gott durch Michael, Gabriel und Raphael. Und das bedeutet für einen Gott dasselbe: Ich wirke durch Michael, Gabriel, Raphael, – was für unsere Seele bedeutet: Ich wirke durch Denken, Fühlen und Wollen.“ (Lit.:GA 272, S. 203)

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Jeder betet nur seinen Engel an.

Der scheinbare Gott GA 174 a

Aus Rudolf Steiner am 13.09.1914 in der GA 174 a („Mitteleuropa zwischen Ost und West“), S. 244 ff.

„Was geschieht denn in den Seelen derjenigen, die, wirklich mit einer gewissen Ehrlichkeit, wenn auch diese Ehrlichkeit eine bequeme ist, ihr Streben so charakterisieren: Sie reden von dem Göttlichen, das sie erleben. Es gibt ja Menschen, die durchaus einen gewissen Umschwung in ihrem Seelenleben erfahren haben, durch den ihnen alles das, was sie das Göttliche, das Geistige nennen, anders erscheint, als es ihnen früher erschienen ist. Die einen nennen es Evangelisation, die anderen anders, darauf kommt es schon nicht an.

Es ist der Glaube, dass diese Menschen einen Zugang gefunden haben auf kindliche, naive Weise zu dem höchsten Göttlichen. Das stellen sich manche Menschen recht einfach vor, den Christus im Inneren zu erleben. Was erleben sie aber wirklich?

Nun, ich gehe davon aus, dass die Erlebnisse, welche hier gemeint sind, echt und ehrlich sind, dass die Leute wirklich etwas erleben, dass sie wirklich einen Umschwung in ihrem Seelenleben erfahren haben. Ich gehe von einer ganz ehrlichen Überzeugung aus. Ich gehe auch aus von einer gewissen Vorurteilslosigkeit gegenüber den hergebrachten konfessionellen Glaubensrichtungen. Dasjenige, was diese Menschen erleben, ist dann höchstens das nächste Geistige, das der Mensch erleben kann. Und was ist dieses nächste Geistige?

Dieses nächste Geistige ist jenes Wesen aus der Hierarchie der Angeloi, das jedem Menschen zu seiner Führung zugeteilt ist, das man taufen kann, wie man will: Christus, den höchsten Gott, wenn man will! – Darauf, wie man es benennt, kommt es nicht an, sondern darauf, was das wirklich ist, was sich da der Seele nähert, wenn man ein ehrliches, wirkliches Erlebnis hat: Es ist der Angelos, der Engel, und diesen Engel sieht man nur als den höchsten Gott an. Man ist zu bequem, zu etwas anderem fortzuschreiten, und das Nächste, das man erlebt, bezeichnet man als seinen Gott und konstruiert sich damit – ja, was denn eigentlich? – die egoistischste Religion, die man sich nur konstruieren kann!

Dass da alle Menschen sich verständigen, indem sie die Sache einheitlich benennen, darauf kommt es nicht an, denn indem die Menschen nichts anderes erleben wollen als das Angedeutete, erlebt eben jeder nur seinen Engel, jeder betet nur seinen Engel an.

Und wenn noch so viele Prediger von dem einheitlichen Gott reden, von dem scheinbar monotheistischen Gott, in Wahrheit sprechen sie nur von den Millionen Engeln, welche die Menschen anbeten und denen sie den gleichen Namen geben, so die Menschen in die Konfusion hineintreibend, dass diese Millionen von Wesen nur ein Wesen seien.

Das ist die Wirklichkeit, und das deutet zugleich auf die Illusion hin, in die man sich begibt, wenn man sich in dieser Weise mit dem egoistischsten Gott vereinen will.

Schon ein äußeres Kennzeichen gibt es für das, was ich eben ausgesprochen habe. Versuchen Sie einmal Ihre Zuflucht zu nehmen zu den gelehrten Hilfsmitteln, die bei solcher Gelegenheit auch benützt werden können, dann werden Sie etwas Sonderbares erfahren können: Nehmen Sie die heute gelehrtesten Dinge auf diesem Gebiete zur Hand und versuchen Sie, sich eine Kenntnis davon zu verschaffen, welches der Ursprung eines sehr gebräuchlichen Wortes ist.

Sie werden namentlich ein Wort finden, von dem Ihnen alle Gelehrten innerhalb des deutschen Sprachgebietes sagen werden: Den Ursprung davon kann man nicht ergründen. – Das ist das Wort Gott und sein Adjektiv göttlich. Nehmen Sie das Deutsche Wörterbuch: Der Artikel «Geist» im Wörterbuch ist auch recht wenig befriedigend, aber doch noch befriedigender als der Artikel «Gott». Da kommt man überhaupt nur dazu, zu wissen: Man weiß nicht, woher das Wort Gott kommt.

Es gibt ja alle möglichen Hypothesen, aber man weiß nicht, woher es kommt. Wird man gegenüber einem solchen gelehrten Resultat noch zurückschrecken können vor der Behauptung, dass zahlreiche Menschen, die von Gott und dem Göttlichen sprechen, gar nicht wissen, wovon sie reden? Ganz selbstverständlich, weil sie ein Wort unbekannten Ursprungs zu irgendetwas verwenden, nun, wozu sie es eben gerade gerne verwenden möchten. Die Dinge liegen eben ernster, als sie sich gestehen möchten. Aber man will diesen Dingen nicht zu Leibe gehen. Man weiß gar nicht, wie stark man in der Phrase lebt und wie glücklich man sich fühlt, in dieser Phrase leben zu können. Das ist das eine. Man kann aber auch noch etwas anderes finden.

Wenn man auf das Reale losgeht, das die Leute dann erleben, wenn sie heute, sogar über das Konfessionelle hinausschreitend, von ihrem Gott sprechen, den sie in ihrem eigenen Inneren erleben, mögen sie es mystisch nennen oder theosophisch, kann man unendlich oft erfahren, dass die Leute sagen: Es kommt nur darauf an, den Gott in seinem Inneren zu erleben, mit dem Gott in seinem Inneren eins zu werden!

Mit was wird man denn da eigentlich eins? Geht man der Sache nach, mit der dann der Mensch eins wird, ohne dass er es erkennt, so ist das nichts anderes als die eigene Seele, wie sie war, bevor sie durch die Empfängnis beziehungsweise Geburt in das physische Dasein getreten ist, wie diese Seele gelebt hat zwischen dem letzten Tod und dieser Geburt.

Entweder betet heute der Mensch, auch wenn er aufrichtig religiös sein will, seinen Engel an oder sein eigenes Ich, wie es war vor der Geburt oder Empfängnis.

Er nennt es seinen Gott und belegt es mit dem Worte unbekannten Ursprungs; aber dasjenige, was er in Wirklichkeit heraufdämmern fühlt aus dem Unbewussten, das ist er selbst. Und das Kuriose tritt zutage für denjenigen, der die Wirklichkeit durchschaut, dass von allen Kanzeln fortwährend geredet wird von der Prädestination, und da man diese nicht denken kann ohne die wiederholten Erdenleben, so wird in Wahrheit geredet von diesen Erdenleben, nämlich von dem eigenen Selbst, das durch diese geht, und es wird gleichzeitig verleugnet die Tatsache dieser wiederholten Erdenleben.


In Wahrheit wird von nichts mehr geredet als von dem, was Anthroposophie zum bewussten Erkennen der Menschen bringen will. Nun finden die Menschen, dass es notwendig ist, der Sache einen Namen unbekannten Ursprungs beizulegen. Sie reden eigentlich davon, dass aus dem Unterbewussten etwas heraufdämmere, was man erfahren kann im mystischen Erleben.

Sie nennen es das Zusammensein des Menschen mit Gott. In Wirklichkeit ist es das Zusammensein des Menschen mit sich selbst, mit seinem Selbst, wie es war vor der Geburt. Nennt man es Gott und fordert die Menschen auf, es anzubeten, so fordert man die Menschen auf, sich selber anzubeten.

Götzendienst mit sich selbst ist heute vielfach dasjenige, was als Religion gefeiert wird.

Das auszusprechen ist heute notwendig, weil es den ganzen Ernst der Wirklichkeit bezeichnet. Aber es ist zu gleicher Zeit unbequem, weil es ja hinweist auf die ungeheuer tiefgehende Lebenslüge, die unser Leben durchzieht.“

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Die Zeit ist eine Täuschung.

Zeit GA 184

Rudolf Steiner GA 184, S. 71ff

„Ich habe davon gesprochen, daß die Zeit, so wie wir sie erleben, eigentlich eine Täuschung ist, daß die Zeit in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist, als sie der Mensch erlebt, weil der Mensch die Zeit nicht perspektivisch nimmt, so sagte ich dazumal.

Den Raum erlebt der Mensch schon perspektivisch; die ferneren Bäume sieht er kleiner als die nahen Bäume.

In Wirklichkeit ist auch die Zeit ebenso perspektivisch zu sehen. Die in der Zeit entfernten Ereignisse sind anders zu sehen als die in der Zeit nahen Ereignisse.

Es ist aber nur die Grundlage dafür, daß die Zeit wirklich das ist, als was die Forscher aller Zeiten sie angesehen haben: die Zeit ist das wichtigste Medium der menschlichen Täuschung.

Wir denken uns, daß zum Beispiel die Wesen der höheren Hierarchien auch so durch die Zeit fließen, wie unser eigenes Seelenleben durch die Zeit fließt: es ist keine Wahrheit darin. In Wahrheit liegt das Wesen der höheren Hierarchien in abgeflossenen Zeiten, aber sie wirken herüber aus den abgeflossenen Zeiten, wie im Raume von einem entfernten Orte man herüberwirken kann, meinetwegen durch Lichtsignale oder so etwas, auf in einem nahen Orte im Raume liegende Wesen.

Die Zeit ist nicht das, als was sie die Menschen ansehen, die Zeit ist auch nicht das, als was sie solche Philosophen wie Kant ansehen, sondern die Zeit ist in ihrer Wirklichkeit etwas ganz anderes. Und das, was der Mensch als Wirklichkeit ansieht, ist eben auch eine Maja, eine große Täuschung.

Vor allen Dingen bleibt immer das stehen, wovon wir glauben, indem wir in der Zeit als Täuschung leben, daß es vergangen sei. Es bleibt aber da; die Zeit wird wirklich zu etwas wie zu einem Raume. Und man sieht auf die rückwärtigen Ereignisse so, wie man auf entfernte Gegenstände im Raume sieht, wenn man wahrhaftig sieht. Die Zeit ist eine Täuschung.

Und weiter weiß die Geisteswissenschaft, daß die Quellen zu andern großen Täuschungen in menschlichen Weltanschauungen davon herrühren, daß der Mensch in bezug auf die Zeit der Täuschung unterliegt.

Wenn unter Ihnen viele Physiker wären, würde ich selbst rein physikalisch mich hier aussprechen können. Ich würde Ihnen an physikalischen Formeln zeigen können, daß so, wie der Physiker die Zeit – das t, wie er es bloß nennt – in die physikalischen Formeln einführt, diese Zeit nur eine Zahl ist, also etwas ganz Unbekanntes, keine Wirklichkeit, sondern ein reiner Schein ist. Ein Wirkliches ist immer nur die Geschwindigkeit, aber die gerade sieht der Physiker als eine Folge der Zeit an. Da Sie ja keine Physiker sind und sich wahrscheinlich auf das Verständnis der Sache nicht einlassen werden, will auch ich mich nicht weiter darauf einlassen.

Die Zeit ist Täuschung, das ist eine schwerwiegende Wahrheit, weil die Zeit als Täuschung vielen andern Täuschungen des Lebens zugrunde liegt.

So zum Beispiel sieht man alle Dinge falsch, wenn man im geschichtlichen Leben die Zeit falsch anwendet. So denken etwa die Menschen, in den ersten drei christlichen Jahrhunderten hätten sich gewisse Dinge zugetragen, die seien jetzt vorbei. – In Wirklichkeit müßten sie denken: Der Erzengel oder die Wesenheit aus der Hierarchie der Archai, die dazumal die Ereignisse geleitet hat, ist noch da; das wirkt in anderer Weise weiter. – Das Vergangensein ist nur eine Täuschung. Es hängt viel davon ab, daß man gegenüber der geistigen Wirklichkeit gerade den perspektivischen Charakter der Zeit kennenlernt, daß man weiß, man muß sich über die Ereignisse im Zeitenlaufe ebenso täuschen – während man das nicht glaubt -, wie man sich über die Ereignisse im Raume täuscht, wenn man keine Perspektive zugibt.

Denken Sie einmal, wie groß die Täuschung wäre, wenn Sie keine Perspektive zugeben würden, wenn Sie das Entfernte im Raume als so wirksam auf sich selbst betrachten würden wie das Nahe. Sie schauen auf einen fernen Berg hin. Von der Luft, die Sie umgibt, hängt wesentlich Ihre Gesundheit ab; von der Luft auf dem fernen Berge nicht, denn wollen Sie sie als gesundheitsfördernd haben, so müssen Sie hingehen.

Die Wirklichkeit hängt im wesentlichen, sobald es um die Wirklichkeit im Leben sich handelt, mit der Perspektive zusammen.

So ist es aber auch mit Bezug auf die Zeit. Wir leben richtig in der Gegenwart, wenn wir nicht glauben, daß die ferneren Ereignisse der Vergangenheit ebenso gewogen werden können wie die nahen Ereignisse.

Wenn wir im dritten nachatlantischen Zeitraum die ägyptisch-chaldäische Zeit betrachten und nur dasjenige ins Auge fassen, was die Dokumente liefern, und sie so registrieren, wie sie die Torengeschichte registriert, die Fable convenue, die sich eben heute Geschichte nennt, dann machen wir den perspektivischen Fehler. Denn es hat überhaupt für das heutige Leben gar keine Bedeutung, was die Menschen äußerlich an Taten während der ägyptischen Zeit gemacht haben, aber was die Engel und Erzengel und Archai gemacht haben, das hat Bedeutung; das tritt aber nur in der perspektivisch gebildeten Betrachtung hervor.

Daher ist es ein Grundsatz, und nicht nur heute, wo wir alle diese Dinge wiederentdecken müssen auf dem Boden der Anthroposophie, sondern in allen Zeiten war es ein Grundsatz für alle geistigen Forscher, daß die Zeit als solche eine Täuschung ist, und niemals wurde von einem wirklichen Kenner der Wirklichkeit mit der Zeit so gerechnet, daß sie für eine Wahrheit gehalten wurde, daß sie selbst für eine wahre Wirklichkeit gehalten worden wäre.“

Zeit ist in der allgemeinen Relativitätstheorie nicht unbedingt unbegrenzt. So gehen viele Physiker davon aus, dass der Urknall nicht nur der Beginn der Existenz von Materie ist, sondern auch den Beginn von Raum und Zeit darstellt. Nach Stephen W. Hawking hat es einen Zeitpunkt „eine Sekunde vor dem Urknall“ ebenso wenig gegeben wie einen Punkt auf der Erde, der 1 km nördlich des Nordpols liegt.

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Wirkliche medizinische Wissenschaft kann nur die gesundenden Kräfte erhalten.

Heilkunde GA 184

GA 184, S. 292f

„Diese eigene Leiblichkeit ist ein fortgehender Strom: Zerstörung, Wiedererneuerung der Säfte, Zerstörung, Wiedererneuerung der Säfte. Da bleibt nichts übrig als die Form, die ein Ergebnis des Geistes ist. In diese Form ergießt sich immer wiederum hinein dasjenige, was als Substanz erscheint, gießt sich hinein, wird zerstört, gerade just wie das Wasser im Vater Rhein.

Durch dasjenige, was in der äußeren Maja, in der Illusion in Wirklichkeit entsteht, schauen wir nicht diesen Fluß von stetiger Auflösung und Wiedererneuerung an, der die Wahrheit ist in bezug auf das äußere sinnliche Leben, sondern wir schauen etwas an, was geboren sein soll, Fleischklumpen ist mit Knochen und Blut gefüllt, was dann größer werden soll, wächst, bis es ganz ausgewachsen ist und dann stehen bleibt bis zum Tode.

Das ist ungefähr so vorgestellt, wie wenn wir uns den Vater Rhein als ein Wasserstück – was es natürlich nicht gibt – , aber wie wenn wir uns ein Wasserstück, nicht wahr, von den Schweizer Bergen bis zur Nordsee hin vorstellten und dazu ihn noch extra so vorstellten, daß er dann als ruhiges Wasserstück liegen bleibt in seinem Strombette drinnen; so stellen wir uns diese menschliche Leiblichkeit vor. Während sie in fortwährendem Flusse ist, glauben wir, daß sie irgend etwas Starres ist – man kann es nicht einmal in ein richtiges Wort fassen – zwischen Geburt und Tod.

Würden wir uns richtig sehen, dann würden wir uns in fortwährendem Flusse sehen und gar nicht die Idee schöpfen können, daß das etwas zu tun hat mit unserem wahren Wesen, was da in fortwährendem Flusse ist.

Würde man dasjenige aber sehen, was da fortwährend als Kräfte dem Auflösungs- und Erneuerungsprozeß zugrunde liegt, dann würde mit dem gegeben sein eine medizinische Wissenschaft, jene geistige medizinische Wissenschaft, die allerdings eine andere Gestalt haben würde, als die heutige medizinische Wissenschaft sie schon hat.

Jene medizinische Wissenschaft können Sie nicht etwa danach beurteilen, daß Sie sagen: Nun ja, mit dieser medizinischen Wissenschaft werden also Krankheiten geheilt!

– Es werden nicht Krankheiten geheilt, weil es sich nicht darum handeln kann, Krankheiten so zu heilen, wie es die heutigen Menschen haben wollen. Man kann mit wirklicher geistiger medizinischer Wissenschaft nur die gesundenden Kräfte in ihrer Totalität erhalten.

Die wahre Heilkunde würde darinnen bestehen, das Leben so einzurichten, daß der Mensch die Kräfte beherrscht, die seine fortwährende Ausscheidung, Auflösung und Wiedererneuerung bewirken. Dann brauchte man keine Apothekerwaren, wenn nicht nur ein einzelner Mensch dies auf seine menschliche Persönlichkeit anzuwenden weiß, sondern mit den andern Menschen zusammen so lebt, daß es Eingang gewinnen könnte in das ganze menschliche Geschlecht.“

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Heute muss man sich an die Seele wenden.

Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen GA 192

Rudolf Steiner am 08.09.1919 in der GA 192 („Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen“), S. 358

„Was hat denn zum Beispiel aufgehört mit Bezug auf das Wesen des werdenden Menschen?

Man hat in früherer Zeit mit vollem Recht gesprochen von irgendeinem Menschen, er sei begabt, er habe Anlage zur Genialität. Und man suchte mit Recht die Vorbedingungen zu seiner genialen Anlage in seiner leiblichen Beschaffenheit.

Man konnte als Erzieher sich wenden bloß an seine leibliche Beschaffenheit, und indem man diese richtig entwickelte, kam seine Genialität heraus. Es kamen überhaupt seine Anlagen heraus.

Von heute ab ist abgeschlossen die leibliche Entwickelung. Wenn man bloß den Leib entwickeln will nach irgendeiner physischen Pädagogik, kommt nichts heraus.

Heute muss man sich an die Seele wenden.

Heute muss man mit dem rechnen, was nicht bloß in physischer Vererbungs-Entwickelung heraufkommt, denn da kommt nichts mehr herauf, sondern man muss sich wenden an dasjenige, was der Mensch in sich trägt, weil er in diesem Erdenleben die Wiederholung früherer Erdenleben hat.

Man muss heute mit dem lebendigen Bewusstsein an den werdenden Menschen gehen, dass man eine Seele vor sich hat. Die Begabungen des Leibes haben so aufgehört, dass es ein Unsinn sein würde, in der künftigen Menschheit davon zu reden.

Man wird nicht mehr davon sprechen können, dass der Mensch seinem Leibe nach zu dem einen oder anderen begabt ist, sondern davon, dass der Mensch durch seine Seele zu dem einen oder anderen begabt ist.

Das ist etwas, was von einer ungeheuren Bedeutung ist im Leben der Menschheit der Gegenwart. Denn vieles von dem, was man gesagt hat in früheren Zeiten über den Menschen, ist falsch, wenn man es heute sagt.

Wenn wir heute noch nicht von der Geisteswissenschaft durchdrungene Pädagogiken lesen, so sind diese alle noch aufgebaut auf dem alten Glauben, der damals berechtigt war, dem Glauben von der physiologischen Begabung des Menschen. Heute gelten sie nicht mehr. 

Heute hat es nur einen Sinn, wenn wir von der seelischen Begabung des Menschen reden.

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Eine zweite, ganz neue Welt ist gekommen mit dem Christus.

Der Christus kann nicht mit dem Verstand erfasst werden. GA 209

Rudolf Steiner – GA 209, S. 101 ff.

„Denn eines erfuhren die alten Eingeweihten mit voller Bewusstheit: sie wussten, Weisheit ist nicht bloß etwas abstrakt im Menschen Lebendes, Weisheit ist Licht im Menschen, indem der Mensch denkt, sich innerlich Bilder macht.

Denn dasselbe, was da im Menschen innerlich die Bilder sind, das ist äußerlich das Licht, das belebt. Unsere Begriffe können kein Licht schaffen – so etwa sagten sich diese Eingeweihten -, daher haben sie selber die Form des Todes in Anspruch genommen, daher sind sie tot, unsere Begriffe.

Und das war die tragische Weisheit eines großen Teiles der Mysterien des vierten nachatlantischen Zeitraumes, dass der Satz gefühlt wurde: Die Weisheit des Menschen kann nicht mehr Licht sein, sie wird dunkel im Menschen; denn Licht ist schaffend.

Der abstrakte Gedanke ist unschöpferisch, ist tot…………

durch Christus ist etwas in die Welt gekommen, was nicht nur gedacht werden kann, was leuchtet, was wiederum Lichtkraft, also schaffende Kraft hat. Er hat sie (die Natur) durchdrungen. Und in dem Christus kann jetzt die Menschheit dasjenige finden, was sie früher in der Natur gefunden hat. ……..

Und so müssen wir eben diese zweite Welt sehen, eine zweite, ganz neue Welt ist gekommen mit dem Christus. Es ist nicht bloß dieses Abstraktum, als das man es häufig ansieht, sondern es ist eine ganz neue Welt, eine Welt, die wiederum dasjenige gibt, wenn es richtig verstanden wird, was früher die Natur gegeben hat.

Der Intellektualismus lacht, wenn man davon spricht, dass in den Mineralien Gnomen sind, was aber nichts anderes zum Ausdruck bringen soll als das, was ich vorhin gesagt habe: Die Mineralien sprachen zu einem -, oder dass Undinen in den Pflanzen sind. Menschen, die nicht mehr erblassen können, nicht mehr erröten können beim Anblick der Pflanzen, die können natürlich auch von den Undinen nichts wissen; denn die Verstandesbegriffe, die Definitionen, die sagen nichts von den Undinen.

Aber das Erröten und Erblassen, das, was im Blute liegt, das spricht davon, sprach einmal davon. Heute spricht es nur unbewusst davon. Aber all das vermag wieder aufzuleben, wenn der Christus wirklich als ein Erlebnis bei der Menschheit eintritt. Und im Christus wird sich das Alter wiederum mit der Jugend verständigen können.

Denn der Christus, der kann nicht mit dem Verstande erfasst werden. Sehen Sie, wie wir heute die Welt verstandesmäßig beurteilen, reden wir von richtig und unrichtig, von wahr und falsch. Aber das hat nur für die physische Welt, in der wir zwischen Geburt und Tod leben, Bedeutung.

Die Leute, zu denen man reden muss über die höheren Welten, die wollen nicht eingehen auf das, was das Wesentliche ist. Gewiss, man muss die Begriffe von wahr und falsch, von logisch richtig und unrichtig auch in die höheren Welten hinauftragen. Aber das ist nicht das Wesentliche.

Das Wesentliche ist, dass da etwas Lebendiges dazu kommen muss, dass da die Begriffe «gesund» und «krank» zum Beispiel eintreten müssen. Hier für die physische Welt ist etwas eben richtig oder unrichtig, für die höheren Welten ist das Richtige außerdem gesund. Wir empfinden es so lebendig, wie wir hier das Gesundsein am ganzen Menschen empfinden in der physischen Welt.

Und das Falsche, das Unrichtige ist dort das Kranke, und wir reden eigentlich besser, wenn wir in der gewöhnlichen Welt die Dinge wirklich treffen wollen, von gesund und krank, als wenn wir von richtig oder unrichtig reden, und wir müssen uns auch aneignen etwas von der Anschauung nach dem Gesunden oder Kranken.

Hier urteilen wir logisch nach richtig oder unrichtig, in den höheren Welten empfinden wir: da wächst etwas, es entwickelt sich. Wir reden nicht vom bloßen Richtigen, wir empfinden das als gesund. Und wenn wir einen Begriff darüber fassen, so fühlen wir auch diesen Begriff als etwas Gesundes, nicht bloß als etwas Richtiges. Und ebenso fühlen wir das, was unrichtig ist, in der geistigen Welt als krank.

Nun, für die physische Welt reichen wir heute eben aus – wir sind einmal so veranlagt – mit richtig oder unrichtig. Für die Geschichte ist das nicht der Fall.

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die Seele ist wie zerspalten

Der Schlaf als Abbild des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt GA 218

GA 218, S. 108ff

„Nach dem Übergang über die Träume … geht der Mensch für das gewöhnliche Bewußtsein in die Bewußtlosigkeit über. Aber diese Bewußtlosigkeit stellt sich in ihrer Wirklichkeit für das höhere, für das übersinnliche Erkennen so dar, daß der Mensch unmittelbar nach dem Einschlafen wie in eine Art verschwimmenden Daseins kommt. Würde er seinen Zustand bewußt durchschauen, so würde er sich wie ausgegossen in einer ätherischen Welt fühlen… Dieser Zustand wäre eben, wenn er zum Bewußtsein kommen würde, im Seelischen des Menschen innerlich ausgefüllt von einer gewissen Angst oder Ängstlichkeit: man fühlt, man hat die feste Stütze seines Leibes verloren, man fühlt sich wie vor einem Abgrunde.

Was man die Schwelle zur geistigen Welt nennt, muß ja da sein aus dem Grunde, weil der Mensch sich erst vorbereiten muß dazu, solch ein Gefühl zu haben: das Gefühl, jene Stütze verloren zu haben, die der physische Leib abgibt, und jene Ängstlichkeit in der Seele zu tragen, die daher kommt, weil man zunächst einem ganz Unbekannten, Unbestimmten gegenübersteht…

Aber verbunden ist dieses Angstgefühl mit etwas anderem: mit einem Gefühl tiefer Sehnsucht nach einem Göttlich-Geistigen, das die Welt durchflutet und durchwebt.

Würde der Mensch die ersten Augenblicke – oder auch vielleicht für viele Menschen Stunden – nach dem Einschlafen vollbewußt erleben, er würde zunächst in dieser Angst und in dieser Sehnsucht nach dem Göttlichen sein. Daß wir uns überhaupt während des wachen Tageslebens religiös gestimmt fühlen, das ist in erster Linie davon abhängig, daß dieses Angstgefühl und diese Sehnsucht nach dem Göttlichen, die wir in der Nacht durchmachen, herüberwirken in die Stimmung des Tages.

Es sind, gewissermaßen ins physische Leben hereinprojiziert, geistige Erlebnisse, welche uns mit der Nachwirkung jener Angst erfüllen, die uns überhaupt dazu treibt, erkennen zu wollen, was in der Welt das Wirkliche ist, und mit der Nachwirkung jener Sehnsucht erfüllen, die wir im Schlafe tragen und die sich im religiösen Fühlen während des Tagwachens aussprechen.
Nun aber ist das nur in den ersten Stadien nach dem Einschlafen so.

Wenn der Schlaf weitergeht, dann tritt etwas Eigentümliches ein: die Seele ist wie zerspalten, wie in viele Seelen auseinandergespalten.
Der Mensch würde sich, wenn er bewußt diesen Zustand durchlebte, den heute nur eben der moderne Eingeweihte ganz schauen kann, als viele Seelen vorkommen, und dadurch würde er meinen müssen, er
habe sich selbst verloren.

Alle die einzelnen Seelenwesen, die eigentlich nur Schattenbilder von Seelen sind, die stellen etwas dar, in das er sich verloren hat. Für diesen Zustand des Schlafes nimmt sich das Menschenwesen schon verschieden aus, je nachdem wir es vor oder nach dem Mysterium von Golgatha betrachten. Der Mensch braucht nämlich eine äußere kosmische Hilfe gegenüber diesem, wenn ich so sagen darf, Zerspaltetsein in viele Seelenabbilde.“

 

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Der Christus-Impuls kann im Musikalischen gefunden werden.

Rudolf Steiner und die Frequenzen GA 243

In dem Buch „Von Intervallen, Tonleitern, Tönen und dem Kammerton C = 128 Hertz“ von Maria Renold zitiert sie am Schluss des Buches Rudolf Steiner. Das Zitat stammt aus dem Vortrag vom 22.4.1924
Die Offenbarung des Himmlischen im Irdischen durch die Kunst. 
Es ist der letzte Beitrag von Rudolf Steiner zur Musik, zu den Frequenzen.

Für die Freunde besonderer Zusammenhänge weise ich auf die Bandnummer und die Seitennummer hin, unter der das folgende Zitat zu finden ist:

Die Offenbarung des Himmlischen im Irdischen durch die Kunst
R U D O L F S T E I N E R G E S A M T A U S G A B E
Abteilung B: Vorträge
IL Vorträge vor Mitgliedern
der Anthroposophischen Gesellschaft
Herausgegeben von der
Rudolf Steiner Nachlassverwaltung
Band GA 243
Seite 234

Die Zahlen kommen dem Kenner bekannt vor: 243 – 234. Wo diese Zahlen sind, ist auch die Frequenz 432 HZ nicht weit.

„Das Musikalische ist aber befähigt, diesen Christus-Impuls in Tönen, in gestalteten Tönen, in durchseelten, in durchgeistigten Tönen einmal vor die Welt hinzustellen.


Läßt sich die Musik inspirieren von anthroposophischer Geisteswissenschaft, wird sie die Wege dazu finden, denn sie wird rein künstlerisch, artistisch, gefühlsmäßig enträtseln, wie in Tönen symphonisch belebt werden kann dasjenige, was im Kosmisch-Tellurischen als der Christus-Impuls lebt.


Man braucht dazu nur in einer innerlich bis ins Mystische in der Empfindung gehenden Vertiefung des musikalischen Erlebens das Terzengebiet in Dur vertiefen zu können.

Erlebt man dies als etwas, was musikalisch ganz im Inneren des Menschen beschlossen ist, und empfindet man dann das Quintengebiet in Dur, empfindet man das Quintengebiet als dasjenige, was etwas Umhüllendes hat, was etwas davon hat, daß, wenn der Mensch in die Quintengestaltung hineinwächst, er bis an die Grenze des Menschlichen und Kosmischen gelangt, wo das Kosmische in das Menschliche hereintönt, das Menschliche in das Kosmische hinaus sich sehnt, ja hinaussehnend stürmt, dann kann man gerade im Musikalischen durch das Mysterium, das zwischen dem Terzen- und Quintengebiete in Dur sich abspielt etwas erleben von dem, was als Innermenschliches in das Kosmische hinaus will.

Und gelangt man dann dazu, zuerst auftönen zu lassen in den Septimendissonanzen das Leben im Kosmos, wo die Septimendissonanzen sprechen als dasjenige, was der Mensch im Kosmos empfindend erleben kann, wenn er sich auf dem Wege befindet in die verschiedenen Geistesregionen hinaus, und gelangt man dazu, die Septimendissonanzen verschweben zu lassen so, daß sie gerade durch ihr Verschweben etwas Bestimmtes annehmen, dann bekommen die Septimendissonanzen zuletzt im Verschweben etwas, was sich wie ein musikalisches Firmament dem musikalischen Erleben darstellt.


Und findet man dann, indem man vorher schon angedeutet hat in intimen Zügen ein Moll-Erleben in dem Dur-Erleben, findet man dann in diesem Verschweben der Septimendissonanzen, in diesem Sich-Gestalten der Septimendissonanzen zu einer Totalität, die in ihrer Totalität fast harmonisch wird, fast konsonierend wird, weil sie verschwebt, findet man darinnen die Möglichkeit, in intensivem Moll herauszubekommen aus der Septimendissonanz, aus dem fast Harmonischen des Verschwebens der Septimendissonanzen, findet man zurück den Weg ins Quintengebiet in Moll und von da das Durchsetzen des Quintengebietes mit dem Moll-Terzengebiet, dann hat man auf diesem Wege erzeugt das Erleben, das musikalische Erleben der Inkarnation, und zwar gerade der Inkarnation Christi.


Denn man wird finden können in diesem Sich-hinaus-Fühlen in das dem kosmischen Empfinden gegenüber nur scheinbar dissonierende Septimengebiet, das man zu einem Firmament gestaltet, indem man die Oktave wie dahinterstehend, aber nur annähernd dahinterstehend hat, hat man dieses im Erfühlen ergriffen, kehrt man dann in der angedeuteten Weise zurück und findet, wie in der Keimgestalt der Terzenkonsonanzen in Moll die Möglichkeit liegt, wie etwas Musikalisches die Inkarnation darzustellen, dann darf, wenn wiederum zurückgegangen wird zum Dur auf diesem Gebiete, da das «Halleluja» des Christus aus dieser musikalischen Gestaltung herausklingen, rein musikalisch, rein aus der Gestaltung der Töne heraus.

Dann wird der Mensch innerhalb der Gestaltung der Töne herauszaubern in dieser Formung der Töne ein unmittelbar Übersinnliches, es für das musikalische Empfinden hinstellen.


Der Christus-Impuls kann im Musikalischen gefunden werden.“

Maria Renolds letzter Satz in ihrem Buch vor dem Anhang lautet:

„Diese Worte Rudolf Steiners geben große Rätsel auf. Vielleicht können die Ausführungen dieses Buches ein wenig dazu beitragen, ihrer Lösung näherzukommen.“

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Nur der Mensch kann «ich» zu sich sagen.

Durch Seelenorgane finden sich auch die Menschen zusammen, die zusammengehören GA 266a

GA 266a Seite: 138

Im Tierreich finden wir einen mächtigen Trieb, der unabhängig ist von den Sinnesorganen. Bringt man ein fremdländisches Schmetterlingspaar nach Deutschland und setzt das Männchen vielleicht in Frankfurt in Freiheit und das Weibchen vielleicht in Magdeburg, so werden sich unfehlbar die beiden zusammenfinden. Das Sichfinden ermöglichen ihnen besondere Organe, die noch feiner sind als die Sinnesorgane.

Durch Seelenorgane finden sich auch die Menschen zusammen, die zusammengehören. Wenn wir zum ersten Mal einem Menschen begegnen, von dem wir bis dahin nichts wußten, und fühlen bei der ersten Begegnung eine große Sympathie für den Menschen, so wie es vorkommt zwischen Mann und Frau und auch zwischen Freunden, so ist das ein Zeichen, daß diese Menschen zusammengehören und daß sie Seelenorgane haben, die ihnen diese Zusammengehörigkeit ankündigen und sie zusammenführen.

Immer mehr werden die Menschen solche seelischen Organe ausbilden, und zwar, wenn der Mensch seinen Astralleib reinigt und seine anderen Körper veredelt. Dazu ist es unbedingt notwendig, daß er berücksichtigt, welche Nahrungsmittel für diese höhere Entwicklung günstig oder schädlich sind. Nicht jeder kann schon seine Nahrung genau dementsprechend auswählen, was seiner okkulten Entwicklung förderlich ist. Es ist manchmal besser, in Resignation auf das zu verzichten, was uns innerlich fördert.

Darum bleibt es aber doch wahr, daß manche Nahrungsmittel Eigenschaften haben, die für den Menschen nicht dienlich sind.

Der Mensch muß zu seiner Höherentwicklung bestimmte Organe ausbilden. In den Yogaübungen werden zu diesem Zweck gewisse Konzentrationen gemacht. Indem der Mensch sich auf einen Punkt zwischen den Augen, an der Nasenwurzel, konzentriert mit dem Gedanken «Ich bin», da entwickelt er das Organ, welches wir die zweiblättrige Lotusblüte nennen, und welches ihn zum «Ich» macht.

Das Tier kann nicht «ich» zu sich sagen. Nur der Mensch kann unter allen Wesen der Natur, die wir kennen, «ich» zu sich sagen.

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Das ist die Spaltung der Persönlichkeit.

Der Doppelgänger/Ein zweites Ich GA 266b

GA 266b – Aus den Inhalten der esoterischen Stunden: Band II: 1910-1912 – Hannover, 31 Dezember 1911

Und was ist das andere unabwendbare Erlebnis, das der Mensch innerlich durchmacht, – unabwendbar, denn es ist die Folge des treuen Befolgens der esoterischen Übungen? Das ist die Spaltung der Persönlichkeit, die da auftritt. Der Mensch wird allmählich empfinden so, als ob etwas neben ihm ginge, etwas, das mitdenkt, mithört, ja sogar, wenn der Mensch innerlich nicht sehr stark ist, mitspricht. Es ist ein zweites Ich, das hervortritt, ein Doppelgänger, den man aus sich herausgesetzt hat. […]

Das ist nicht immer eine angenehme Empfindung. Aber das Bewußtsein, diesen Doppelgänger immer mit sich zu führen, wird ihm seine Fehler ins Bewußtsein rufen, damit er sich bessern solle. Er soll fortwährend diese Anwesenheit empfinden, sonst würde es gefährlich werden und er über all seinen hohen Idealen und Absichten vergessen, was eigentlich sein Innenleben und was seine Fehler sind.

Es würde unter gewissen Umständen sogar für einen hohen Eingeweihten lebensgefährlich sein, trotz seines hohen Strebens, wenn er diesen Doppelgänger nur einen Augenblick vergessen würde. Er würde tatsächlich seinen physischen Leib durch den Tod verlieren können, ungefähr in der Weise wie jemand, der, in ein erhabenes Problem vertieft, vergessen würde, auf seinen Körper zu achten, und infolge dieser Unaufmerksamkeit überfahren würde. Je stärker der Doppelgänger auftritt, desto besser ist es für unsere Entwicklung, denn sonst würden wir uns großen Illusionen über uns selbst hingeben.

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In den reinen Strahlen des Lichtes …

Gott suchen GA 266b

GA 266b Seite 272

…….Und warum müssen wir auf diesem Weg gehen, warum müssen wir vollbewußt tief in die Welt der Illusion hineinschauen?

Warum, so fragen wir uns, haben die Götter uns in diese unwirkliche Welt hineingestellt? Sie hatten uns doch unmittelbar die wahre Wirklichkeit verschaffen können, anstatt dieses an der
Oberfläche tändelnde Wellenspiel des Lebens!

Wir werden später erkennen, daß es weise und gut ist, daß die Welt Maja, Illusion ist. Wenn alles wahre Wirklichkeit wäre, würden wir selber nicht länger nach Wahrheit, nach Vollkommenheit suchen; wir könnten keine Fähigkeiten entwickeln, und da es nichts Unrichtiges geben würde, könnte auch kein Laster bestehen.

Wir könnten uns also nicht zu einer Tugend erziehen, wir könnten uns überhaupt nicht frei entwickeln; wir würden, da wir immer in der wirkenden, waltenden Gottheit darinnen lebten, niemals Gelegenheit haben, aus uns selbst, aus eigener Freiheit nach der wahren Erkenntnis zu suchen und unterzutauchen in die Tiefen der Wirklichkeit.

Wir würden aufhören, Gott zu suchen. Das «Gott suchen» hat eine tiefe biblische Bedeutung, die man nur esoterisch verstehen kann.

Am Ende des sechsten Schöpfungstages steht: «Und Gott ruhte am siebenten Tage.»

In der Saturn-, Sonnen- und Mondentwicklung war Gott tätig gewesen, er ruhte am siebenten Tag, nachdem die Welt geschaffen war; dann war Gott nicht mehr zu finden, bis an den
Horizont unserer Erdenentwicklung. Da war er unsichtbar; und das hat eine tiefe Bedeutung.

Das wahre Göttliche liegt hinter der sichtbaren Schöpfung verborgen – das ist die große Wahrheit, die wir als Esoteriker hinter dem Sinnenschein suchen müssen. Und da die Welt Illusion ist, gibt sie uns gerade Gelegenheit, unser Ich durch allen falschen Schein hindurch zu entwickeln, damit wir die Wirklichkeit, die Gottheit selber finden sollen.

Und welchen Weg weist uns die esoterische Schulung, welche Mittel gibt sie uns, damit wir zu einer schnelleren Erkenntnis der höheren Welten kommen können als der Mensch des Alltags?

Sie gibt uns gewisse Übungen, Konzentrations- und Meditationsübungen, bei deren Übung innere Seelenkräfte in uns erweckt werden können, die sonst noch lange schlummernd bleiben würden.

Ich will hier noch ausdrücklich betonen, daß der Schüler sich nicht auf diesen Weg begeben soll aus bloßem Vertrauen zu seinem Lehrer oder vielleicht aus einer blinden Verehrung für ihn, denn das würde der ganz verkehrte Weg sein. Er soll seinen eignen Verstand gebrauchen bei allem, was er tut, und er soll auch nicht andere für ihn denken lassen, sondern selber soll er alles prüfen, auch was seine Übungen und Meditationen betrifft.

Er soll, wenn er in seine Meditationen versunken ist, nicht an eine suggestive Kraft derselben glauben, denn das wäre eine ganz falsche Annahme.

Sie können nicht suggerierend wirken, weil sie so zusammengesetzt sind, daß jedermann durch sich selbst zur Imagination kommt, auf die die Übungen nur hindeuten.
Betrachten wir jene Meditation, die den meisten von Ihnen bekannt ist:

In den reinen Strahlen des Lichtes 

Was könnte nun hier suggerierend wirken, wahrend der Inhalt eigentlich etwas gar nicht Wirkliches andeutet? Denn ein jeder weiß, während er es für sich hersagt, daß die Gottheit nicht in
den Strahlen des (äußeren) Lichtes zu finden ist. Die Übung gibt uns nur gleichsam wie ein Symbolum die Anregung, aus uns selbst uns ein imaginatives Bild zu schaffen, während wir versuchen, uns mit unserer Seele in die Gottheit der Welt zu versenken. Wir sollen immer nur unseren eigenen Verstand allein sprechen lassen, nicht aus blindem Glauben an unseren Lehrer handeln. Es ist besser, im Zweifel zu verharren, bis wir durch unsere eigene Arbeit zu der Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Einmal werden wir so weit sein.

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Aber ein Stern muß strahlen.

Hineinstrahlen, hineinleuchten soll unser Denken in den Weltenraum. GA 266c

GA266c, S. 482f

„Wenn aber die Menschen nicht spirituell denken, fühlen und wollen, wenn sie es zurückweisen, bewußt vor den Hüter [der Schwelle] zu treten, dann leuchtet kein menschliches Erleben in den Weltenraum hinein. Im 19. Jahrhundert, als die Menschen aufgehört hatten, spirituell zu denken, da genügte das menschliche Denken nicht, um die Erde erstrahlen zu lassen.

Aber ein Stern muß strahlen. Deshalb mußten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die höheren Tiergruppenseelen dafür eintreten und ihr Licht hinaussenden. Damals begann die kosmische Schande der Menschheit in den Kosmos hinauszustrahlen. Darum müssen sich jetzt in der Menschheit Seelen finden, deren spirituelle Erkenntnis die Erde als Stern hinausleuchten lässt in den Weltraum für die Bewohner anderer Sterne.“

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Das Urbild, die Vorlage der Musik ist im Devachan.

Der geistige Hintergrund der Musik GA 283

Rudolf Steiner GA 283, S. 14f

„Jedesmal, wenn der Mensch einschläft, bewußtlos wird, tritt sein Astralleib heraus aus dem physischen Leib. Dann ist der Mensch zwar unbewußt, aber doch lebend in der geistigen Welt. Auf seine Seele machen die geistigen Klänge einen Eindruck. Jeden Morgen wacht der Mensch auf aus einer Welt der Sphärenmusik, und aus einem Gebiet des Wohllauts zieht er ein in die physische Welt. Wenn es wahr ist, daß die Seele des Menschen zwischen zwei Verkörperungen ein Devachan hat, so dürfen wir auch sagen, daß die Seele während der Nacht schwelgt und lebt in dem flutenden Ton, als dem Element, aus dem sie eigentlich gewoben ist, das eigentlich ihre Heimat ist.

Der schaffende Tonkünstler nun setzt den Rhythmus, die Harmonien und Melodien, die sich während der Nacht seinem Astralleib einprägen, um in einen physischen Ton. Unbewußt hat der Musiker das Vorbild der geistigen Welt, das er umsetzt in die physischen Klänge. Das ist der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen der Musik, die hier im Physischen erklingt, und dem Hören der geistigen Musik in der Nacht.

Wenn ein Mensch beleuchtet ist vom Lichte, dann bildet sich von ihm ein Schatten an der Wand. Das ist nicht der wirkliche Mensch. So ist die Musik, die im Physischen erzeugt wird, ein Schatten, ein wirklicher Schatten von einer viel höheren Musik des Devachans. Das Urbild, die Vorlage der Musik ist im Devachan, die physische Musik ist nur ein Abbild der geistigen Wirklichkeit.“

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Das C muss erst hereinkommen.

Das eigentliche c GA 283b

(GA 283b, S.15)
„Zu den alten fünf Tönen d, e, g, a, h, ist eben f schon eigentlich bis zu einem allerhöchsten Grade hinzugekommen, noch nicht aber das eigentliche c. Das muss in seiner ganzen menschlichen Empfindungsbedeutung eigentlich erst hereinkommen.“

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Er wird konstitutionell materialistisch, er kann sich nicht mehr erheben zum Geistigen.

Über das Impfen – GA 314

GA 314, S. 287f

„Sehen Sie, wenn man jemand impft, und man hat den Betreffenden als Anthroposophen und erzieht ihn anthroposophisch, so schadet es nichts. Es schadet nur denjenigen, die mit vorzugsweise materialistischen Gedanken heranwachsen. Da wird das Impfen zu einer Art ahrimanischer Kraft; der Mensch kann sich nicht mehr erheben aus einem gewissen materialistischen Fühlen. Und das ist doch eigentlich das Bedenkliche an der Pockenimpfung, daß die Menschen geradezu mit einem Phantom durchkleidet werden.

Der Mensch hat ein Phantom, das ihn verhindert, die seelischen Entitäten so weit loszukriegen vom physischen Organismus wie im normalen Bewußtsein. Er wird konstitutionell materialistisch, er kann sich nicht mehr erheben zum Geistigen. Das ist das Bedenkliche bei der Impfung. Natürlich handelt es sich darum, daß da die Statistik immer ins Feld geführt wird. Es ist die Frage, ob eben gerade in diesen Dingen auf die Statistik so viel Wert gelegt werden muß. Bei der Pockenimpfung handelt es sich sehr stark um etwas Psychisches.

Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß da der Glaube, daß die Impfung hilft, eine unberechenbar große Rolle spielt. Wenn man diesen Glauben durch etwas anderes ersetzen würde, wenn man naturgemäß erziehen würde die Menschen, so daß sie beeindruckbar wären durch etwas anderes als dadurch, daß man sie impft, etwa dadurch, daß man die Menschen wiederum an den Geist näher heranbrächte, so wäre es durchaus möglich, daß man gegen das unbewußte Hereindringen: hier ist Pockenepidemie! – durch vollständiges Bewußtsein davon: hier ist ein Geistiges, wenn auch ein unberechtigtes Geistiges, gegen das ich mich aufrechthalten muß! – ebenso gut wirken würde, wie man überhaupt den Menschen stark machen müßte gegen solche Einflüsse.

Wenn die Verhältnisse so liegen, wie zum Beispiel in unserer Gegend, wo die Einwirkung durch die Erziehung und so weiter sehr schwierig ist, wie soll man sich da verhalten?

Da muß man eben impfen. Es bleibt nichts anderes übrig. Denn das fanatische Sichstellen gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein anthroposophischen Gründen, ganz und gar nicht empfehlen würde. Die fanatische Stellungnahme gegen diese Dinge ist nicht das, was wir anstreben, sondern wir wollen durch Einsicht die Dinge im Großen anders machen. Ich habe das immer, wenn ich mit Ärzten befreundet war, als etwas zu Bekämpfendes angesehen, zum Beispiel bei Dr. Asch, der absolut nicht geimpft hat. Ich habe das immer bekämpft. Denn wenn er nicht impft, so impft eben ein anderer. Es ist ein völliges Unding, so im einzelnen fanatisch vorzugehen.“


GA 120, S. 169f

„Es kann der Mensch ganz besonders in einem früheren Leben durch Empfindungen, Gefühle und so weiter durchgegangen sein, die ihn zur Lieblosigkeit gegen seine Nächsten getrieben haben. Denken wir uns zum Beispiel, daß er durch etwas hindurchgegangen ist, wo er durch karmische Wirkung die Lieblosigkeit in sich aufgenommen hat… Nehmen wir also an, ein Mensch hat sich durch Hingabe an gewisse Einflüsse zu einer gewissen Lieblosigkeit hingeneigt; dann tritt die Lieblosigkeit in einem späteren Leben als karmische Wirkung ein und bildet innere Kräfte in seiner Organisation aus […]

Nehmen wir an, eine ganze Anzahl von Menschen hätte sich wegen Lieblosigkeit gegen die Menschen hingezogen gefühlt, gewisse Infektionsstoffe aufzunehmen, um einer Epidemie zu verfallen. Nehmen wir weiter an, wir könnten gegen die Epidemie etwas tun. Wir würden dann in einem solchen Falle die äußere Leiblichkeit davor bewahren, die Lieblosigkeit zum Ausdruck zu bringen, aber wir würden dadurch noch nicht die innere Neigung zur Lieblosigkeit fortgeschafft haben. Denken wir uns aber den Fall so, daß wir, wenn wir das äußere Organ der Lieblosigkeit fortschaffen, die Verpflichtung übernehmen, auf die Seele so zu wirken, daß wir auch der Seele die Neigung zur Lieblosigkeit nehmen. Das Organ der Lieblosigkeit wird im eminenten Sinne getötet – im äußeren leiblichen Sinne – in der Pockenimpfung. Da zeigt sich zum Beispiel folgendes, was geisteswissenschaftlich erforscht ist: In einer Kulturperiode traten die Blattern auf, als die allgemeine Neigung bestand, im höheren Maße Egoismus, Lieblosigkeit zu entwickeln. Da traten die Blattern auf, auch in der äußeren Organisation; das ist so. Man ist in der Theosophie durchaus verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.

Nun können wir es begreifen, daß in unserer Zeit der Impfschutz aufgetreten ist. Wir können aber noch etwas anderes begreifen, daß nämlich bei den besten Geistern unserer Zeit etwas wie ein Widerwille gegen Impfung vorhanden ist. Das steht mit einem Inneren in Korrespondenz, das ist das Äußere eines Inneren. Und wir können jetzt sagen: Wenn wir auf der einen Seite das Organ töten, hätten wir auch die Verpflichtung, als Gegenstück dazu bei diesem Menschen den materialistischen Charakter durch eine entsprechende spirituelle Erziehung anders zu gestalten. Das müßte das notwendige Gegenstück sein. Wir leisten sonst nur halbe Arbeit.

Ja, wir leisten nur eine Arbeit, zu der der Mensch selber in einer späteren Inkarnation in irgendeiner Weise wird das Gegenstück schaffen müssen, wenn er das Pockengift in sich hat und die Eigenschaft aus sich herausgeschafft hat, durch die man geradezu hinneigt zur Blatternerkrankung. Hat man die Empfänglichkeit für die Blattern herausgeschafft, so hat man nur die äußere Seite der karmischen Wirksamkeit ins Auge gefaßt. Wenn man auf der einen Seite Hygiene übt, muß man anderseits die Verpflichtung fühlen, den Menschen, deren Organisation man umgewandelt hat, auch etwas für die Seele zu geben. Impfung wird keinem Menschen schaden, welcher nach der Impfung im späteren Leben eine spirituelle Erziehung erhält.“

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Man tut alles, selbst wenn man die Meinung hat, daß der Kranke unheilbar ist.

Wille zum Heilen GA 316

GA 316, S. 121f

„Des Arztes Gesinnung muß tatsächlich schon bei der allerersten Frage des Heilenwollens nach zwei Richtungen gehen. Die eine ist der unbesiegbare Karmawille. Diesen Karmawillen braucht der Arzt ja vor allen Dingen für sich selbst, denn Sie haben gesehen, meine lieben Freunde, daß dasjenige, was er für seine Patienten anwendet, in einer gewissen Weise die Wirkung für ihn selbst verliert. Gewiß, es kann wiederum in Wirkung für ihn umgewandelt werden.

Aber zunächst für Euer Wissen genügt, was ich darüber gesagt habe. Natürlich bleibt auch der Arzt in bezug auf sein Gesundsein und sein Kranksein dem Karma unterworfen. Aber gerade dann, wenn diese Gesinnung da ist, von der ich gesprochen habe, wenn das therapeutische Wissen eben so tief in die menschliche Seele eindringt, wie ich gesagt habe, dann kann gesagt werden, daß das Karmabewußtsein immer mehr übergeht in die reine Offenbarung des Karma. Karma hat seine zwei Seiten. Ihr müßt das Karma zunächst so ansehen, daß Ihr dasjenige, was für Euer Schicksal vorliegt, bezieht auf das nächstvorhergehende in den aufeinanderfolgenden Erdenleben. Da ist das Karma der Ausdruck für dasjenige, was die vorhergehenden Erdenleben gebracht haben.

Aber direkt liegt doch einmal das vor: Ihr müßt auch an Karma zu denken haben im fünften, sechsten folgenden Erdenleben, in dem Erdenleben, das auf das jetzige Erdenleben folgend das fünfte, das sechste ist. Dann wird das, was jetzt geschieht, ein Ereignis sein, dann werdet Ihr das Ergebnis zuletzt haben. Wenn Ihr diesen Gedanken richtig zu Ende führt, wird Euch klar sein, daß Karma auch ein Werdendes ist, daß dasjenige, was jetzt geschieht, zum Karma das eine oder andere hinzufügt. Man kann schon sagen, daß das Karma in einer gewissen Weise da- oder dorthin durch unsere Taten gewendet wird. Fatalist kann derjenige, der das Karma versteht, niemals werden.

Die eine Richtung ist die nach dem Karma. Sie gibt Festigkeit und Sicherheit im Leben, sie gibt einen festen Standpunkt. Die andere Richtung ist aber diese, daß unbedingt der Wille zum Heilen da sein muß. Dieser Wille darf niemals eine Beeinträchtigung erfahren. Er muß restlos immer soweit therapeutisch wirken, daß man sagen kann: Man tut alles, selbst wenn man die Meinung hat, daß der Kranke unheilbar ist.“

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Der Mensch ist, was er ißt.

über den richtigen Nahrungsbedarf

„Der Mensch hat die Möglichkeit, sich in weiser Art seinen Organismus aufzubauen, kann dazu beitragen, die freien selbständigen inneren Kräfte zu entfalten, und so kommen wie denn durch die Geisteswissenschaft auf den eingangs erwähnten, von Feuerbach aufgestellten Spruch zurück: „Der Mensch ist, was er ißt.“ Der Mensch kann sich selbst so ernähren, daß er seine unsichtbare innere Selbständigkeit untergräbt und dadurch zum Ausdruck dessen wird, was er ißt. Aber er soll so essen – und die Geisteswissenschaft kann ihm eine Anleitung dazu sein – daß er immer weniger und weniger der Sklave seiner Nahrungsweise ist,..weil wir durch eine unrichtige Ernährungsweise leicht werden können das, was wir essen.
Aber der Mensch kann dadurch, daß er sich mit der Erkenntnis des geistiges Lebens durchdringt, danach trachten, daß er frei und unabhängig sei, so daß ihn dasjenige, was er ißt, nicht hindert, dasjenige zu sein und zu werden, was ein Mensch werden kann.“ (1902, Archiv)

Aus „Irdische und kosmische Ernährung“ – Dr. Ernst Hagemann – Teil 4 – Seite 41

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